Das Licht in meiner Dunkelheit von DCMarvelFan ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Kälte, eisige Kälte griff nach dem Körper des 18-jährigen Mädchens, das sich mit zerrissenen, halb verbrannten Kleidern nachts durch einen verschneiten Wald schleppte. Sie hatte lange, schwarze Haare, die sie offen trug. Sie trug einen schwarzen, engen Kampfanzug. Ihr junger Körper war mit blutenden Schusswunden übersäht. Das Mädchen hatte einen schlanken, muskulösen und doch zierlichen Körperbau. Immer wieder fasste sie sich an eine sehr stark blutende Wunde am Bauch. Schmerzen durchzuckten ihren Körper. In ihrer linken Hand hielt sie einen Zettel, den sie krampfhaft festhielt. An den Oberschenkeln ihrer schlanken Beine befanden sich zwei Gürtel in dessen Halftern zwei lange gebogene Messer steckten. Irgendwann ließ sich das Mädchen erschöpft in den Schnee fallen. „Nicht liegenbleiben, weitergehen.“ knurrte sie zu sich selbst, raffte sich wieder auf. Sie wusste nicht woher sie kam, doch eines wollte sie nicht, dahin zurück. Also schleppte sie sich weiter. Irgendwann merkte sie, dass sie nicht mehr auf weichem Boden lief, sondern auf einer asphaltierten Straße. In den Moment sah sie zwei Scheinwerfer eines Autos auf sich zu kommen, das sie beinahe überfahren hätte, hätte nicht der Fahrer eine Vollbremsung gemacht. Das Mädchen starrte das Auto nur mit ihren grünen Augen an, als die Fahrertür und die Beifahrertür aufschwangen und eine Frau und ein Mann herausstürzten. „Sag mal Mädchen, hast du keine Augen im Kopf?“ rief der Mann, dessen Stimme zwischen Überraschung und Wut schwankte. In diesem Moment gaben die Beine des Mädchens nach und es fiel auf die Straße. Das Ehepaar kam sofort herübergerannt. „Mein Gott.“ rief die Frau entsetzt, als sie das viele Blut und die Wunden sah. „Wir müssen sie sofort ins Krankenhaus bringen. Kleines, kannst du mich hören? Wie heißt du?“ fragte der Mann. „Anna“ flüsterte das Mädchen ,„Mein Name ist Anna.“ Dann verlor sie das Bewusstsein. Kapitel 1: Die Neue ------------------- Einige Monate später Piep, piep, piep machte Valeries Wecker. Mit lautem Stöhnen schlug Valerie auf den Ausschalter. Sie schlug ihre blauen Augen auf. Kurz darauf klopfte es an ihrer Tür: „Valerie, Aufstehen, die Schule wartet.“ „Ja, komme gleich.“ grummelte sie, schwang sich aus dem Bett und ging ins Bad. Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, begann sie ihre langen, braunen Haare in Ordnung bringen. Nachdem sie dies erledigt hatte, zog sie sich eine Jeans und ein hellblaues Shirt an und ging dann nach unten, wo ihre Eltern mit dem Frühstück auf sie warteten. „Na, was steht denn heute in der Schule an?“ fragte Valeries Vater. „Abgesehen von den üblichen Sachen...“ meinte Valerie, während sie sich ihre Cornflakes in eine Schüssel füllte und Milch hinzu gab „Ich muss noch einen Aufsatz in Geschichte abgeben“ Die Aufgabe war, über den Bürgerkrieg einen fünfseitigen Aufsatz zu schreiben und ihn dann vor zu lesen. Valerie hatte Wochen für die Recherche gebraucht. „Ich bin mir sicher, dass du ein wunderbars Referat halten wirst.“ sagte Valeries Mutter Dass ihre Mutter auch immer darauf rumreiten musste, dass ihre Tochter die Beste der Schule ist, Valerie fand das schon immer nervig. Nachdem sie ihre Cornflakes verputzt hatte schaute sie auf ihre Uhr. „Ich muss los.“ sagte sie und schnappte sich ihre Jeansjacke, ihren Rucksack und ihren schwarzen Helm mit den feuerroten Flammen drauf und ging nach draußen. Das Haus der Familie Jenkins war ein typisches zweistöckiges Haus mit Garage. Valerie öffnete das Tor, rollte ihren schwarz-silbernen Star City Nova Motorroller auf die Straßen, setze ihren Helm auf, startete den Motor und fuhr los. „Ich mach mir immer Gedanken wenn sie mit diesem Ding fährt.“ sagte ihre Mutter „Ach, ihr passiert schon nichts.“ sagte Valeries Vater. Kurze Zeit später fuhr Valerie vor der Wilkins High School vor, stellte den Roller auf dem Parkplatz für Fahrräder und Motorroller ab und verstaute ihren Helm unter dem Sitz. Sie hatte kaum das Schulgelände betreten, als eine Gruppe von Mädchen ihr entgegen kam. „Wenn das nicht unsere Streberin ist.“ sagte ein blondes Mädchen „Na, hast du immer noch keinen Freund?“ „Geh jemand anders auf den Geist, Kamilla.“ sagte Valerie genervt. Kamilla war die Königin der Schule und Valeries Erzfeindin. Aus irgendeinem Grund hatte Kamilla großes Vergnügen daran, Valerie zu quälen. Vielleicht war sie neidisch oder es lag einfach daran, dass ihr Vater ein reicher Prominentenanwalt war und sie meinte, nur weil sie Geld hatte, auf allen und jedem herumtrampeln zu können. „Aber Kamilla“ sagte ein anderes Mädchen das zu Kamillas 'Hofstaat' gehörte „Welcher Junge würde schon mit der ausgehen?“ Dann fing der gesamte 'Hofstaat' an zu lachen. Valerie kämpfte sich durch ihn hindurch und ging weiter. Solche Sprüche waren einer der Harmloseren. Allerdings wäre es einfacher für sie, wenn Cindy noch da wäre. Cindy war Valeries beste Freundin seit Kindertagen gewesen und als sie älter wurden, wurde aus dieser Freundschaft mehr. Denn Valerie stand auf Frauen, was sie allerdings geheim hielt. Auch um Kamilla keine weiter Munition gegen sie zu liefern. Außerdem wusste sie nicht wie ihre Eltern darauf reagieren würden. Die dachten bestimmt, dass ihre Tochter nur auf den richtigen Mann warten würde. Irgendwann hatten sich Valerie und Cindy ineinander verliebt und die beiden wurden ein Paar. Sie trafen sich heimlich und erlebten auch gemeinsam ihr erstes Mal. Cindy hatte Valerie immer vor Kamilla beschützt. Von ihr hatte sie auch das nötige Selbstvertrauen bekommen, um sich auch mal selbst zu wehren. Doch leider war Cindy vor einigen Monaten weggezogen und hatte Valerie zurück gelassen. Sie wollte gerade das Schulgebäude betreten als ihre und die Aufmerksamkeit ihrer Mitschüler von lauten Motorengeräuschen erweckt wurden. Eine schwarze Kawasaki Ninja ZZR 1400 fuhr auf einen der Parkplätze in der Nähe des Schulgebäudes vor. Der Fahrer nahm den Helm ab. Darunter kamen lange, schwarze Haare hervor, die einem jungen Mädchen gehörten, das zwei Jahre älter als Valerie war. Sie trug eine schwarze Lederjacke, eine schwarze Lederhose und Stiefel. Um ihren Hals trug sie ein Lederband an dem ein Kreuz hing. Lange Zeit beobachtete das schwarzhaarige Mädchen die Schüler, die jetzt wieder ihren Aktivitäten nachgingen. Dann schwang sie sich elegant von ihrer Maschine und ging in Richtung Verwaltung. Valerie hatte sie die ganze Zeit angestarrt und dabei fing ihr Herz an zu klopfen. Valerie öffnete ihren Spind. In der nächsten Stunde würden sie Geschichte haben. Sie wollte nach ihrem Geschichtsbuch greifen, als sie kurz innehielt. Schräg gegenüber von ihr stand das Mädchen von heute Morgen. Valerie konnte nicht anders als sie zu beobachten. Sie war circa 1,60 groß und hatte damit etwa die gleiche Größe wie Valerie. Ihr Körper hatte ungefähr dieselbe Erscheinung, nur war Valerie weniger trainiert. Die schönen, sanften Gesichtszüge des Mädchens verliehen ihr etwas relativ Hübsches und Unschuldiges. Wäre da nicht ihr ernster Gesichtsausdruck. Die smaragdgrünen Augen verliehen der Schönheit etwas Geheimnisvolles. Im nächsten Moment schellte die Schulglocke und riss Valerie aus ihren Träumen. Eigentlich mochte Valerie Geschichte sehr, bis auf ein unschönes Detail: Kamilla. Sie und ihr Hofstaat waren mit Valerie in der selben Klasse. Valerie hatte gerade den von Hand geschriebenen, zehnseitigen Aufsatz auf ihren Tisch gelegt, als Kamilla mit einem Kaffee in der Hand ins Klassenzimmer kam. Sie lächelte böse und kam direkt auf Valerie zu. Dann tat sie so als ob sie stolpern würde und schüttete den Kaffee auf den Stapel Papier. "Hups, wie ungeschickt von mir" sagte Kamilla falsch "Echt schade um den schönen Aufsatz" Kamilla hatte sich zu ihren Freundinnen gesellt, die über die Tat ihrer Anführerin laut kicherten. Valerie starrte nur auf das Papier auf dem sich ein dunkelbrauner Klecks ausbreitete und bis zum letzten Blatt durchdrang. Wochenlange Arbeit war umsonst. Valerie ballte die Fäuste, schwankte und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen, aber ihr Stolz, den sie mit Cindys Hilfe mühevoll aufgebaut hatte weigerte sich, nein! Sie würde Kamilla diesen Triumph nicht auch noch gönnen sie weinen zu sehen, also riss sie sich zusammen. Der Lehrer hatte leider kein Verständnis für Valerie, so musste sie mit den Auswirkungen auf ihre Note in Geschichte rechnen. Während Valerie versuchte die ganze Situation zu klären, hörte sie immer wieder leises Gekichere von Kamilla und ihren Freundinnen. Es hätte nichts gebracht Kamilla die Schuld an allem zu geben, denn selbst wenn man ihr sowas wie eine Strafarbeit, Nachsitzen oder Suspendierung aufgebrummt hätte, wäre ihr Vater in der Schule aufgekreuzt und hätte dafür gesorgt, dass das alles wieder aufgehoben werden würde. Valerie hielt ihre Selbstdisziplin die ganzen, restlichen Schulstunden aufrecht. Auch noch als sie nach Hause fuhr, riss sie sich zusammen. Erst als sie zu Hause war und die Tür zu ihrem Zimmer hinter sich verschlossen hatte warf sie sich auf ihr Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Nicht wegen dem Aufsatz oder wegen Kamilla, sondern weil sie Cindy vermisste. Ihre starken Arme die ihr Trost spendeten, sie allein hatte ihr die Kraft geben das alles durchzustehen. Valerie kramte ein Bild hervor auf dem eine Latina mit kurzen schwarzen Haaren zu sehen war. „Wieso“ schluchzte das Mädchen „bist du weggegangen? Wie so hast du mich allein gelassen? Ich vermisse dich.“ Als sie jedoch in dieser Nacht schlief, glitten ihre Gedanken zu einem andern Mädchen, jenem geheimnisvollen Mädchen, das jetzt auf ihre Schule ging. Kapitel 2: Sportunterricht -------------------------- Als Anna schlief wurde sie von längst vergessenen Erinnerungen heimgesucht. Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn, während sie sich immer wieder hin und her wälzte. Stimmen hallten in ihrem Kopf... „Nein bitte!“ flehte eine Frau „Bitte ich habe Familie, Kinder…!“ doch ihre Worte wurden durch das Knacken ihres Genicks abgebrochen. „Wir können sie nicht aufhalten!“ schrie ein Mann, während im Hintergrund das laute Feuern von Maschinengewehren zu hören war. „Du bist nichts weiter als ein dummes Tier“ sagte eine hasserfüllte, männliche Stimme. Dann hörte Anna eine sanfte Frauenstimme an ihrem Ohr „Dein letzter Auftrag Anna, du weist was du zu tun hast!“ In diesen Moment fuhr Anna aus dem Schlaf hoch. Ihr Herz klopfte wild und sie atmete heftig. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und rieb sich mit den Händen über's Gesicht. Mit einem leeren Blick zog Anna eines ihrer zwei großen, langen Messer heraus, das sie stets unter ihrem Kopfkissen versteckt hatte. Die Griffe dieser Messer waren speziell für ihre Hände gemacht worden. Dann ging sie in ihr Bad, stellte sich vor das Waschbecken und ließ etwas Wasser hinein laufen. Mit dem Messer in der Hand schnitt sich Anna ins Fleisch ihres Unterarms sodass Blut floss. Drei weitere Schnitte folgten und das Blut begann in das Waschbecken zu tropfen. Drei Sekunden später hatten sich die Schnitte, die Anna sich zugefügt hatte, wieder geschlossen. *** Wenn es ein Schulfach gab, was Valerie hasste, dann war es Sport. Sie war schon immer unsportlich gewesen. Vielleicht etwas Badminton mit ihrer Mutter im Garten, aber sonst machte sie um Sport einen großen Bogen. Und dass Kamilla und ihre Freundinnen dabei waren machte es nicht einfacher. Der Sportlehrer und Footballtrainer Mr Brondsky wurde von den Schülern hinter seinem Rücken "Der Major" genannt, weil seine grau-weißen Haare in einem typischen kurzen Armeeschnitt gehalten waren und er seine Klasse auch genauso leitete, als wäre es eine Truppe bei der Armee. Also sah Valerie keine andere Möglichkeit, als den Sport einfach durch zu stehen. Aufgrund von Einsparungen musste der Sportunterricht in der Sporthalle mit zwei Klassen durchgeführt werden. Eine der heutigen Aufgaben bestand darin, auf ein Sprungbrett über einen Sprungkasten zu springen und dann über einen Schwebebalken zu balancieren, um auf die andere Seite zu kommen. Valerie blieb nichts übrig, als das Ganze über sich ergehen zulassen. Andererseits hatte das alles auch etwas Gutes, denn die Klasse mit der sie zusammen Unterricht hatte war dieselbe, in die auch das neue Mädchen ging. Die Schüler hatten sich in zwei Reihen hintereinander aufgestellt und warteten, bis der Major sie mit vollem Namen aufrief. „Kamilla Volmont“ rief der Major. Mit dem üblichen Selbstvertrauen sprang Kamila auf den Sprungkasten und balangsierte auf dem Schwebebalken, nur um elegant auf die Matte auf der anderen Seite zu springen, was ihr den Applaus von den anderen Mädchen einbrachte. Valerie musste zugeben, dass sie Kamila's Sportlichkeit bewunderte. Sie war nicht umsonst der Kapitän der Cheerleadermannschaft. Nachdem es auch Kamilla's Freudinnen geschafft hatten, im übrigen allesamt Cheerleader, hieß es plötzlich „Valerie Jenkins“ Valerie atmete tief durch. „Bring es hinter dich“ dachte sie. Valerie tat, was man ihr sagte und sprang auf den Sprungkasten. Kaum oben bekam sie einen Schwindelanfall, denn Valerie hatte Höhenangst. „Jetzt geht’s los, gleich haben wir was zum Lachen“ kicherte Kamila. Schon allein dieser Spruch war ein Grund weiterzugehen. Langsam machte Valerie einen Schritt nach dem anderen. „Ruhig bleiben, immer geradeaus sehen, nicht nach unten sehen" murmelte sie. Zwar waren um den Schwebebalken herum Matten verteillt, falls jemand herunterfallen würde, aber ihr Runterfallen würde Kamila einen Grund dazu geben über sie zu lästern und zu lachen und das wollte Valerie auf keinen Fall zulassen. Der Balken kam ihr viel zu lang vor, je weiter sie ging und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Einmal verlor sie fast das Gleichgewicht, doch dann fing sie sich wieder und vollendete schnell die letzten Meter. Sie war erleichtert, dass sie es geschafft hatte und gleichzeitig zufrieden darüber, dass sie diesmal Kamilla keinen Grund gegen hatte über sie zu lästern. „Anna Kinsey“ sagte Brondsky als nächstes. Sofort drehte sich Valerie um. Das schwarzhaarige Mädchen war jetzt an der Reihe und jetzt wusste Valerie auch endlich ihren Namen: Anna. Stumm trat Anna vor und musterte die vor ihr liegende Aufgabe. Dann nahm sie Anlauf und sprang mit einer Eleganz, die selbst die von Kamilla in den Schatten stellte, auf den Kasten, nur um dann auf den Balken zu treten. Doch sie balancierte nicht auf ihm, sondern schlug mit einer unglaublichen Körperbeherrschung zwei Saltos auf dem Balken, um mit dem dritten auf der Matte zu landen. Alle Blicke waren auf Anna gerichtet. Besonders der hasserfüllte Blick von Kamilla. Man hatte ihr die Show gestohlen und nichts hasste Kamilla mehr als das. Damit war die Feindschaft zwischen den beiden besiegelt. Doch Kamila sollte bald feststellen, dass Anna niemand ist den man sich als Feind aussuchen sollte. Geduscht, in normalen Straßenklamotten und froh, den Sportunterricht hinter sich gebracht zu haben, verließ Valerie die Sporthalle. Mit dem Ende des Sportunterrichts war auch die Schule für heute zu Ende. Somit ging Valerie in Richtung ihres Rollers. Sie hatte gerade ihre Sporttasche unter ihrem Sitz verstaut und den Helm heraus genommen, als sie merkte, dass man sie beobachtete. Sie schaute auf und begegnete dem Blick von Anna. Seelenruhig saß Anna auf ihrer Maschine, die in der Nähe von Valerie's Roller stand und schaute in ihre Richtung. Valerie war erstarrt. Wie hypnotisiert schaute sie in diese grünen wunderschönen Augen. Lange Zeit schauten sich die beiden Mädchen an. Dann senkte Anna den Blick, zog sich ihren Helm auf, startete das Motorrad und fuhr vom Parkplatz. Wie in einer Trance starrte Valerie noch immer dorthin, wo Anna gestanden hatte. Dann wachte sie wieder auf, setzte sich langsam ihren Helm auf und fuhr mit einem komischen Gefühl im Bauch nach Hause. Diese Begegnung hatte etwas in ihr ausgelöst. Etwas das in Valerie seit langer Zeit, seit Cindy nicht mehr da war, geschlummert hatte und nun endgültig erwacht war. Kapitel 3: Der Kampf -------------------- Es begann alles beim Mittagessen in der Kantine einige Tage später. Valerie saß allein an einem der Tische und aß etwas aus der Schulküche zum Mittagessen. Der Grund, warum Valerie allein saß war dass niemand was mit ihr zu tun haben wollte, schon aus Angst in das Visier von Kamilla zu geraten. Selbst die Schüler, denen Valerie Nachhilfe gab hielten sich auf Abstand. Valerie machte das schon lange nichts mehr aus, denn sowas war für sie zur Gewohnheit geworden. Während sie aß beobachtet sie Anna, die ebenfalls alleine an einem Tisch saß. Seit der Begegnung auf dem Parkplatz waren einige Tage vergangen und seitdem konnte Valerie nichts anderes, als die geheimnisvolle Schönheit anzustarren, wenn sie sich über den Weg liefen. Nachdem sie fertig gegessen hatte wollte sie die Reste und ihr halbvolles Glas mit Apfelsaft wegstellen, als sie plötzlich von hinten gestoßen wurde und sich wenige Sekunden später auf dem Holzfußboden wiederfand. Als sie aufsah, sah sie in das grinsende Gesicht von Kamilla. „Was bist du nur so ungeschickt.“ sagte sie spöttisch. Valerie stand auf, drehte sich um sah, dass es eine von Kamillas Freundinnen gewesen war, die sie geschubst hatte. „Oh je, seht euch das an, du hast dir ja auch noch dein billiges Shirt versaut.“ sagte die Blondine. Auf Valeries Shirt befanden sich nicht nur die Reste ihres Mittagessens, sondern auch der Rest des Apfelsafts. Valerie konnte im Hintergrund hören, wie die anderen lachten. Sie ballte die Fäuste. Zwar war sie eigentlich kein gewalttätiger Mensch und sie hasste Gewalt sogar, aber jetzt fiel es ihr wirklich schwer, Kamilla nicht zu schlagen. „Was ist denn nun mit dir?“ sagte Kamilla boshaft. „Heulste jetzt gleich?“ Das Lachen wurde immer lauter. „Ja.“ sagte eine Mädchen aus Kamila’s Hofstaat „Die fängt wirklich bald an zu flennen.“ "Wieso,“ dachte Valerie „Wieso konnte Kamila mich nicht in Ruhe lassen, wieso hasst sie mich so sehr.“ Von ihren Gefühlen hin und her gerissen drehte sich Valerie um und kämpfte sich durch die Menge, die sich um sie und Kamilla gescharrt hatte und lief aus der Kantine. Anna hatte alles von ihrem Platz aus beobachtet, stand nun auf und folgte Valerie. *** Valerie rannte so schnell sie konnte, denn sie wollte nur eines, weg aus dieser Hölle, der Kamilla sie tagtäglich aussetzte. Während sie lief flossen Tränen über ihr Gesicht. Valerie war so sehr mit sich beschäftigt, dass sie nicht darauf achtete, wohin sie lief und merkte erst, dass sie mit jemandem zusammenstieß, als es zu spät war. „He, pass doch auf!“ rief eine Jungenstimme. Als Valerie aufschaute standen Rick und fünf seiner Mannschaftskameraden vor ihr. Das hatte ihr gerade noch gefehlt, Rick und seine Footballspieler. Rick war der Star der Schule, groß, blond und muskulös. Er meinte, alle müssten vor ihm niederknien, nur weil er für die Schule ein paar Pokale gewonnen hatte. Zur Zeit war er Kamillas Freund, genauer gesagt waren alle aus Kamillas Clique mit einem Footballspieler zusammen. „Lass mich durch Rick.“ sagte Valerie, die sich wieder etwas gefangen hatte. „Aber erst entschuldigst du dich bei mir.“ sagte Rick. Valerie’s Laune war dank Kamillas kleiner Aktion auf den Tiefpunkt gesunken. Wenn das geschah, war ihr Mund schneller als ihr Verstand. „Okay, Entschuldigung. Kann ich jetzt durch?“ plapperte Valerie. „He, wie wäre es mit ein wenig Respekt?“ sagte Rick „Ich würde dich respektieren Rick,“ sagte Valerie schroff, „wenn du mehr Verstand als Muskeln hättest.“ In diesen Moment gab Rick seinen zwei Freunden ein Zeichen und Valerie wurde an ihren Armen gepackt. „He, was soll das!?“ schrie Valerie, während sie von den zwei kräftigen Jungen weggezerrt wurde. „Ich glaube wir müssen dir ein wenig Respekt beibringen.“ sagte Rick. Obwohl Valerie sich erbittert wehrte, wurde sie von Rick und seinen Kameraden in eine Toilette gezerrt und dort an die Wand gedrückt. Als einer von Ricks Jungs ihr zu Nahe kam, verpasste Valerie ihm einen kräftigen Tritt in die Weichteile worauf er zu Boden fiel. „Entschuldige dich bei mir.“ sagte Rick. „Du kannst mich mal.“ fauchte Valerie „Du bist ein feiges Schwein Rick! Du hast wohl Angst vor einem Mädchen. Ohne deine Kumpels würdest du dich das nicht trauen, was?“ Rick beugte sich nach vorne und schlug ihr ins Gesicht. Valeries Kopf schien vor Schmerzen zu explodieren. Sie schmeckte Blut, ihre Lippe war aufgeplatzt. „Ich warte immer noch auf eine Entschuldigung.“ sagte Rick. „Ich habe doch gesagt, dass du mich kannst…“ sagte Valerie, die heftig atmete. Rick riss seinen Arm hoch, um ein weiteres Mal zu zuschlagen. Doch plötzlich ergriff eine zierliche Hand sein kräftiges Handgelenk. Anna. Die junge Frau hatte kaum jemand bemerkt, als sie in die Toilette herein kam. Sie alle standen wie festgefroren da, auch Rick. Seine Nasenlöcher flackerten und seine Augen wurden größer, als er sich umdrehte, um zu sehen, wer ihn da zu unterbrechen wagte und wessen schraubstockartiger Griff sich gerade um sein Handgelenk gelegt hatte. „Hör auf!“ schlug ihm Anna vor. Das war das erste Mal, dass Valerie ihre Stimme hörte und sie klang atemberaubend. „Du … du machst Witze!“ sagte Rick grinsend. Sie grinste zurück. Valerie, die von zwei von Ricks Freuden fest gehalten wurde, wunderte sich, warum Anna in dieser Situation grinsen konnte. „Du hast recht“, sagte Anna schulterzuckend, „ich mache Spaß.“ Sie hielt Rick immer noch am Handgelenk fest, trat ihm von hinten in die Kniekehle und schickte ihn zu Boden, wo er kniend neben ihr landete. Ricks Jungs ließen Valerie los, um sich auf Anna zu stürzen. Was dann geschah, ließ Valerie den Mund offen stehen. Das in schwarzes Leder gekleidete Mädchen fegte wie ein Wirbelwind durch den Raum und verteilte ihre Hiebe, Schläge und Tritte an die stämmigen Footballspieler. Valerie sah zu, wie ihre Retterin einen Jungen nach den andern ausknockte – wie in einem Bruce Lee-Film. Rick kam wieder auf die Beine und wollte sich auf Anna stützen, doch diese verpasste ihm einen kräftigen Tritt, der ihn in eine der Klokabinen beförderte. Dort blieb er auf dem Klo regungslos sitzen. Anna drehte sich zu der auf dem Boden sitzenden Valerie, die sie immer noch wie gebannt anstarrte, und ging auf sie zu. Anna hockte sich hin, legte ihren Kopf schief und musterte ihr Gegenüber. „Ist alles in Ordnung?“ fragte sie. Ihre Stimme war wie ein Schnurren. „Ja“ sagte Valerie nur. „Du bist verletzt.“sagte sie und zeigte auf die aufgeplatzte Lippe. „Es geht schon.“ sagte Valerie „Dann ist es ja gut.“ sagte Anna, erhob sich und verließ den Raum. „Was zum Teufel war nur mit diesem Mädchen?“ fragte sich Valerie. Kapitel 4: Das Erwachen ----------------------- Einige Monate zuvor: Professor Corben, Chefarzt des Vancouver Hospitals, saß an seinem Schreibtisch und war am arbeiten. Es war schon ziemlich spät, also beschloss er nach Hause zu fahren. Er wollte gerade seinen weißen Arztkittel ausziehen, als es an seiner Bürotür klopfte. Doktor Micheles, der Chef der Chirurgie, betrat das Büro mit einem Ordner in der Hand und wirkte sehr beunruhigt. „Professor Corben, kann ich sie einen Augenblick sprechen?“ fragte er seinen Kollegen. „Kann das nicht bis Morgen warten?“ fragte sein Vorgesetzter. „Ich fürchte nicht. Über das, was ich mit ihnen bereden will, kann man nur unter vier Augen besprechen.“ Der Professor nickte dem Chirurg zu sich zu setzen und sich selbst wieder an seinen Schreibtisch. „Um was geht es genau?“ fragte Corben ohne Umschweife. „Um die neue Patientin, Sir.“ erwiderte der Jüngere. „Welche?“ fragte seine Gegenüber. „Das unbekannte Mädchen. Das mit den Schussverletzungen.“ „Ach ja, was ist mit ihr?“ fragte Corben. „Ich glauben, dass mit ihr etwas nicht stimmt.“ sagte Micheles „Als sie gestern in die Notaufnahme eingeliefert wurde, habe ich sofort die Operation eingeleitet. Und es gelang mir, alle fünf Kugeln aus ihrem Körper zu entfernen. Aber als dies geschah haben sich ihre Wunden automatisch geschlossen.“ Für einen kurzen Moment sah der Professor ihn nur an. „Ich habe zwei Assistentsärzte und vier Schwestern, die das bezeugen können.“ fuhr Micheles fort, der etwas lauter wurde. „Und da ist noch etwas.“, er zog ein Röntgenbild hervor und hielt es gegen das Licht. „Hier die Schussverletzungen, ein normaler Mensch hätte diese Schussverletzungen nicht überlebt, und sie hat…“ „Beruhigen sie sich Micheles, ich glaube ihnen ja. Ich habe bereits die Behörden benachrichtigt. Morgen wird die Polizei eintreffen und das Mädchen verhören.“ erklärte der Professor. *** Dieses Mädchen mit dem Namen Anna wurde im Schlaf von Bildern überwältigt, von furchtbaren Bildern. Bildern von Folterungen die sie erdulden musste, von Schmerzen, Bildern von Tod und Blut, von abgetrennten Körperteilen, dem Drang zu Töten. Doch das letzte Bild was Anna sah, war einer Frau, die ihr sehr ähnlich sah, vielleicht etwas älter als sie. Sie lag im Schnee, Blutüberströmt. Das Blut von ihr klebte an ihren Händen. Anna fuhr aus dem Schlaf hoch und blickte sich verwirrt um. Sie befand sich allein in einem Krankenzimmer, angeschlossen an verschieden Apparaten, die ihren Gesundheitszustand überwachten. Langsam beruhigte sie sich wieder, sie erinnerte sich an die Straße, das Auto und das Ehepaar, das sie hierher gebracht hatte. Sie schob ein Stück ihres Nachthemdes nach oben um nach ihren Wunden zusehen. Dort wo die Wunden gewesen waren war nur glatte Haut zu sehen. Dann übernahmen ihre Instinkte die Kontrolle, sie musste hier weg, so schnell wie möglich. Sie riss die Kabel vom ihrem Armen, worauf der Alarm losging. Anna öffnete den mit Blut verschmierten Zettel, den sie die ganze Zeit so krampfhaft festgehalten hatte, darauf befand sich eine Adresse. Sie merkte sich diese. Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass sie ein photographisches Gedächtnis hatte. Dann zerriss sie denn Zettel, sie durfte keine Spuren hinterlassen. Sie durchsuchte die Schränke des Zimmers und fand dort ihre Messer, sie wollte nicht ohne sie sein. Danach verließ sie das Zimmer. Anna merkte, dass sie einen tiefen Hass gegen Krankenhäuser hatte, dieser sterile Geruch. Die Berührungen durch Latexhandschuhe, Spritzen, alles. Dies alles erinnerte sie an etwas… an Schmerzen, große Schmerzen. Mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze schlich sie durch die Station, Richtung Treppenhaus. Als sie im Treppenhaus war, begann sie zu laufen. In ihrem Kopf schmiedete sie bereits einen Fluchtplan. Sie befand sich im fünften Stock. Vor fünf Minuten war der Alarm losgegangen, weitere fünf Minuten wird es dauern, bis die Schwester in ihr Zimmer kommen würde, und bemerken, dass Anna weg war. Weitere zehn Minuten werden vergehen, das Sicherheitspersonal zu informiert. Schließlich kam sie ins Erdgeschoss wo eine Metalltür Anna denn Weg versperrte. Mit Hilfe eines ihrer Messer knackte sie das Schoss und verschwand dann durch die Tür. Ein eisiger Wind griff nach Annas Haaren und dem Nachthemd, das sie trug. Alles um sie herum war von Schnee bedeckt, doch ihr schien die Kälte nichts auszumachen. Ob wohl es Nacht war fand sich Anna mühelos zurecht. Anna schlich weiter, bis sie zu dem Häuschen des Wachmannes kam. Nur noch wenige Meter und sie konnte das Krankenhaus hinter sich lassen. Der Wachmann war ein dicker Mann in Uniform. Er telefonierte gerade. Geduckt schlich Anna an den Wachhäuschen vorbei. Sie schlich weiter und hatte sich schon einige Meter von dem Pförtnerhaus entfernt, als sie vom Pförtner bemerkt wurde. „He, Mädchen, sofort stehen bleiben und zu mir umdrehen!“ rief er. Anna tat, was ihr gesagt wurde und drehte sich langsam um. Da bemerkte der Pförtner, der eine Taschenlampe in der Hand hatte, die zwei Messer die Anna in ihren Händen hielt. Daraufhin zog er sein Revolver und rief stotternd: „M-Messer fallen lassen und dann zu mir kommen.“ Anna tat wie ihr geheißen, ließ die Messer fallen und ging dann auf den Wachmann zu, bis sie in Reichweite seines Arms befand. Mit der rechten Hand hatte der Wachmann seine Revolver auf sie gerichtet, mit der linken wollte er zum Telefon greifen. Anna reagierte schnell und instinktiv mit einer raschen Bewegung und entwaffnete den Wachmann. Dann drehte Anna dem Wachmann den Arm auf den Rückten ließ seinen Kopf gegen die Fensterscheibe knallen, sodass er bewusstlos wurde. Anna wandte sich von dem am Boden liegendem Mann ab, hob ihre Messer auf und wollte weiter gehen, doch sie drehte sie sich noch einmal um. Anna ging vor dem am Boden liegenden Wachmann in die Hocke und legte den Kopf schief. Sie starrte denn Mann an wie ein Raubtier seine Beute, einem dunklen Impuls folgend legte sie ihm eines ihrer Messer an den Hals. Eine einzige Bewegung und sie würde ihm die Kehle durch schneiden. „Was zum Teufel mache ich da?“ dachte Anna entsetzt, als ihr bewusst wurde, was sie im Begriff war zu tun und zog ihr Messer zurück. Anna blieb keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn in der Ferne konnte sie das laute Heulen eines Polizeiwagens hören. Jemand hatte ihr Verschwinden schneller bemerkt, als gedacht. Wieder folgte sie ihrem Instinkt und begann zu laufen, während sich über ihr am Himmel der neue Tag ankündigte. Kapitel 5: Nachhilfe -------------------- Einige Monate Später: Es war jetzt eine Woche her seit dem Vorfall in der Toilette. Natürlich hatten Rick und seine Kumpels darüber geschwiegen, denn welcher Kerl gab schon gerne zu von einem Mädchen verprügelt worden zu sein. Natürlich fragten sich einige Schüler, warum bei den Footballspielern der eine oder andere Zahn fehlte, doch die meisten schoben es auf das Footballtraining. Die ganze Zeit über hatte Valerie das Gespräch mit Anna gesucht, doch leider, bis auf die Sportstunde, liefen sie sich kaum über den Weg. Und in der Pause machte Valerie immer wieder einen Rückzieher. Doch dann ergab es sich, dass die beiden doch aufeinander trafen. Als Valerie ein paar Freistunden hatte, ging sie auf dem Schulgelände etwas spazieren, um einen ruhigen zu Ort finden und ein wenig in ihrem neuen Buch zu lesen. Als sie Anna bemerkte, saß diese auf einer Bank und schaute von dort einigen Mädchen von der weiblichen Fußballmannschaft der Schule zu, die dort auf einer Wiese trainierten. Valerie ging herüber zu Anna, denn sie war entschlossen, sich bei ihr zumindest für ihre Hilfe gegen Rick zu bedanken. „Äh, Hi“ sagte die Braunhaarige. „Hi“ erwiderte Anna ruhig. „Äh, i-ich bin Valerie“ sagte Valerie zögernd. „Ich weiß, wer du bist“ meinte Anna. „Ähm, ja, also, ich wollte mich einfach bedanken, dass du mir geholfen hast, und so“ sagte Valerie. „Hab ich gerne gemacht“ antwortete Anna. „Ja… wenn ich irgendetwas für dich tun kann, sag es einfach“ fügte Valerie hinzu. „Also dann werde ich mal gehen“ beendete Valerie das Gespräch abrupt, wandte sich ab und ging. "Valerie Jenkins, das war das Peinlichste was du je gemacht hast!“ schimpfte Valerie mit sich selbst, während sie spürte, wie sie rot wurde. Am liebsten wollte sie im Erdboden versinken "Gut, da war die eine Sache mit Cindy im Auto ihrer Eltern, aber das war was anderes...“ „He Val, warte mal!“ rief plötzlich Anna's Stimme hinter ihr. Valerie drehte sich um und sah, wie Anna auf sie zu rannte. „Es gibt da wirklich etwas, was du für mich tun kannst“ meinte die Schwarzhaarige „Hör zu, ich versuche in der Schule klar zu kommen und würde gerne meine Noten aufbessern. Ich hab gehört, dass du richtig clever bist und Nachhilfe gibst“ „Äh ja, klar“ sagte Valerie verdutzt. „Gut, Treffen bei dir?“ fragte Anna direkt. „Äh, das wäre keine so gute Idee“ antwortete Valerie. „Ok, dann bei mir“ beschloss Anna. Sie nannte Valerie ihre Adresse, die sich Valerie schnell in eines ihrer Schreibhefte notierte. „Dann sehen wir uns später“ sagte Anna und ging an Valerie vorbei. *** Valerie stand vor ihrem Spiegel und betrachtete die Klamotten, die sie gerade angezogen hatte. Sie bestanden aus einem blauen Top und einer kurzen Jeanshose, schließlich war es in Los Angeles ziemlich schwül. Valerie schaute zu ihrer schwarz-weißen Katze Lucy, die auf ihrem Bett lag und sie anschaute. „Was? Das ist nur Nachhilfe, kein Date“ sagte Valerie zu Lucy. Es sah so aus, als ob Lucy eine Augenbraue hochgezogen hatte. „Nein, ich hab mich nicht wegen ihr so angezogen“ sagte sie zu der Katze "Unglaublich, rechtfertige mich schon vor einer Katze“ sagte Valerie gedanklich zu sich selbst. Lucy hatte sich inzwischen zu einem Fellball zusammen gerollt und war eingeschlafen. Da Anna nicht gesagt hatte, welches Fach ihr Schwierigkeiten bereitete, steckte Valerie einfach ein Buch von jedem Fach, das es in der Schule gab in ihren Rucksack und verließ dann ihr Zimmer. Der Grund, warum Valerie nicht wollte, dass Anna zu ihr nach Hause kam, waren ihre Eltern. Denn Valerie's Vater war Polizist, genauer gesagt war er Detektiv bei der Mordkomission. Und er neigte dazu, aus Angst seine Tochter könnte unter schlechten Einfluss geraten, ihre Nachhilfeschüler auf irgendwelche dunklen Flecken in ihrer Vergangenheit zu überprüfen. Valerie nannte es Paranoia, aber vielleicht wurde man ja tatsächlich paranoid, wenn man täglich mit Mord und Todschlag zu tun hatte. Zumindest musste er sich keine Gedanken machen, dass sie irgendwelchen Bad Boys hinterher rannte. Was Bad Girls betrifft… naja. Auf jeden Fall würde Anna bei ihren Eltern sofort Alarm klingen lassen, wenn sie diese sehen würden. Sie sah schließlich nicht gerade aus wie ein braves Schulmädchen. Also hatte sich Valerie dazu entschieden, ihren Eltern Anna 'häppchenweise' zu servieren. Valerie lief die Treppe runter und rief im Vorbeigehen „Mom, Dad, ich bin dann mal weg“ Valerie griff nach ihrem Helm und ihrer Jacke. „Wo willst du noch hin?“ fragte ihre Mutter. „Oh, ich habe Nachhilfe. Tschüss!" antwortete Valerie knapp und verschwand durch die Tür. *** Nach einigem Suchen fand Valerie schließlich das Haus, in dem Anna wohnte. Es war ein Loft, das von einer dicken Mauer umgeben war, in einer der nicht so netten Gegenden von L.A., was Valerie ein mulmiges Gefühl gab. "Wenn mein Vater jemals erfährt, dass ich in so einer Gegend war, bringt er mich um“ dachte sie. Sie stieg von ihrem Roller, schob ihn zu dem schweren Tor, schob dieses auf und gelangte in einen kleinen Innenhof. Und dort stand sie, Anna's Maschine. Zum ersten Mal sah Valerie das Motorrad von Nahem. Am liebsten hätte sie über den schwarzen Lack und den Ledersitz gestreichelt, aber sie traute sich nicht. Die Ninja passte zu Anna, sie war schnell und irgendwie auch gefährlich. Valerie stieg die Metalltreppe, die schon leicht von Rost befallen war zu einer Empore hoch, wo sich der Eingang befand. Das Haus selbst war hellblau angestrichen, aber die Farbe war vom Regen leicht verwaschen. Unter der Empore befand sich ein Zugang zu einer Art Werkstatt. Als Valerie auf der Empore stand, versuchte sie sich Ruhe einzureden. "Ruhig bleiben Valerie, sie ist nur eine Nachhilfeschülerin, nicht mehr“ sagte sie zu sich selbst. Dann klopfte sie an die ebenfalls blaue Haustür. Nach einigen Minuten wurde die Tür geöffnet, doch anstatt Anna stand ein Mann vor ihr. Er sah ein paar Jahre älter als ihr Vater aus, also ungefähr Anfang Fünfzig. Seine schwarzen Haare hatten schon einige Grautöne angenommen und er hatte einen Dreitagebart. Er trug ein rotes, kurzärmliges Hawaiihemd und eine dreiviertel Jeans und sein Körperbau wirkte muskulös. „Hi“ sagte er. „Äh Hi, ist Anna da?“ fragte Valerie. „Anna, Besuch für dich!“ rief der Mann nach Innen. Er ging zur Seite und Anna erschien in der Tür. Ihre langen, schwarzen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten, der auf einer ihrer Schultern lag. Sie trug ein schwarzes Sporttop und eine ebenso schwarze Trainingshose. An ihren Händen trug sie zwei schwarze Boxhandschuhe. „Da bist du ja“ sagte Anna zu Valerie, dann wandte sie sich an den Mann neben ihr. „Danke für die Hilfe, Sam“ meinte Anna. „Kein Problem Kleines, gib mir einfach das nächste Mal ein Bier aus und wir sind quitt“ sagte Sam, ging die Treppe hinunter und verschwand dann durch das Tor. Valerie schaute ihm kurz nach und wandte sich dann Anna zu. Diese hatte sich lässig an den Türrahmen gelehnt. Dabei schob sich ihr Top nach oben und gab etwas von ihrem nackten Bauch frei. Die Hose und das Top betonten genau die richtigen Stellen. Schon in der ledernen Bikerkleidung sah Anna toll aus, aber in diesen Sport-Klamotten war sie einfach echt heiß. „Oh Mann...“ rutschte es Valerie heraus. Anna lächelte. „Was ist?“ fragte sie. „Nichts, nichts“ sagte Valerie und konnte spüren, wie sie errötete „Äh, kann ich meinen Roller in deinen Hof stellen? Ich hab Angst, dass man ihn mir klaut“ „Klar kannst du machen“ bestätigte Anna. Nachdem Valerie den Roller in den Hof gestellt hatte, lief sie schnell zu Anna zurück, die bereits wieder nach drinnen verschwunden war. Als Valerie den Raum betrat, war sie verblüfft, wie groß das Zimmer war. Die Wände waren rot gestrichen und der Fußboden war aus Parkett. In der Nähe des Eingangs hing ein Boxsack von der Decke, der leicht hin und her schwang. Anscheinend hatten Anna und dieser Sam gerade trainiert. Am Ende des Raumes befand sich der Eingang zu einer Küche, die man über zwei Stufen erreichen konnte. Daneben stand ein normaler Tisch mit vier Stühlen. In der Mitte des Zimmers stand ein großes Bett, das locker für zwei Personen gereicht hätte. In der Nähe davon befanden sich der zugang zum Bad und ein Kleiderschrank. In der Nähe davon war eine gemütliche Sitzeecke, davor ein Tisch auf dem sich ein Fernseher befand. Nicht weit davon entfernt führte eine Metall-Wendeltreppe nach oben zum flachen Dach. Anna war in die Küche gegangen und hatte sich eine Flasche Wasser genommen, die auf einem Tresen stand. Sie nahm einen kräftigen Schluck draus. „War der Kerl eben dein Vater?“ fragte Valerie. „Ich habe keinen Vater“ sagte Anna knapp, nachdem sie die Flasche abgestellt hatte „Sam ist so eine Art Onkel, ein Freund der Familie. Er hilft mir manchmal“ erklärte Anna. „Möchtest du auch was zu Trinken?“ fragte sie daraufhin „Ich habe aber leider nur Cola und Bier im Haus“ „Ähm, Cola ist gut“ meinte Valerie, woraufhin Anna für sich und Valerie zwei Flaschen aus dem Kühlschrank nahm. Sie setzte sich dann an den Esstisch und bedeutete Valerie, sich neben sie zu setzen. "Oh Gott“ dachte Valerie "Ich muss neben ihr sitzen“ Zögerlich setze sich Valerie auf den Stuhl neben Anna und versuchte sich abzulenken, indem sie in ihrer Tasche rumkramte. „A-also da i-ich keine Ahnung hatte in welchem Fach du Probleme hast, habe ich also von jedem… etwas… mitgebracht“ sagte Valerie unsicher. „Sag mal Val, kann es sein, dass ich dich nervös mache?“ fragte Anna. Valerie wandte sich um schaute in diese geheimnisvolle Grüne von Anna's Augen, die einen zu hypnotisieren schien. „Ja…,also ich meine nein...naja etwas“ stotterte sie. „Warum?“ fragte die Schwarzhaarige interessiert. „Naja… du trägst Leder, fährst Motorrad, machst auf Bad Girl und hast die halbe Football Mannschaft auseinander genommen. Ja, ich würde sagen, du machst mich ziemlich nervös“ fasste Valerie zusammen. Anna lächelte und lachte leise „Du bist witzig, das mag ich“ Nach einer kurzen Pause sagte Anna "Rechnen" „Was?“ fragte Valerie überrascht. „Ich habe Probleme beim Rechnen“ sagte Anna. Die beiden verbrachten den ganzen Nachmittag zusammen und Anna erwies sich als gelehrige Schülerin. Als es jedoch Abend wurde, entlud sich die schwüle aufgeladene Luft zu einem großen Gewitter. Der gewaltige Dauerregen prasselte gegen die großen Fenster von Anna's Loft. Verärgert schaute Valerie zu einem der Fenster. „Wie soll ich bei dem Wetter nach Hause kommen?“ fragte sie sich. „Ist doch kein Problem, dann schläfst du halt bei mir“ schlug Anna vor. „Was?!“ rutschte es aus Valerie heraus. „Na du nimmst mein Bett und ich nehme eines der Sofas. Ist doch gar kein Problem. Oder hast du was anderes gedacht?“ fragte Anna. „Äh nein, nein klingt gut“ sagte Valerie und errötete leicht. *** „Ja Mom, mir geht es gut. Ich wurde vom Unwetter überrascht“ sprach Valerie in ihr Handy „Kein Sorge, die lassen mich bei ihnen übernachten. Nein, sie haben bestimmt nichts dagegen“ Valerie verschwieg, dass Anna anscheinend alleine lebte. Allerdings war ihre Mutter etwas lockerer drauf als ihr Vater. „Gute Nacht“ sagte Valerie noch, bevor sie ihr Handy ausschaltete. „Hast Glück, dass du eine Mutter hast, die sich um dich sorgt“ meinte Anna, die jetzt Boxershorts und ein Schlaftop trug. Sie nahm sich ein zweites Kissen und eine Decke und legte sie auf das Dreiersofa. „Ja...“ sagte Valerie „Aber manchmal kann das auch nerven. Was ist mit deiner Mutter?“ Das leichte Lächeln, das Anna die ganze Zeit besessen hatte, verschwand und war einem ernsten, kalten Blick gewichen, den Valerie von der Schule her kannte. Einen tiefen Schmerz konnte sie in den grünen Augen von Anna erkennen. „Sie ist tot“ sagte Anna. „Oh, das tut mir leid“ sagte Valerie entschuldigend. „Ist schon okay“ meinte Anna „Du kannst jetzt ins Bad“ "Das hast du ja toll hingekriegt“ sagte Valerie vorwurfsvoll zu sich selbst "Du kannst echt super mit Menschen umgehen...“ Nachdem sie sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte und sich gewaschen und ihre Zähne geputzt hatte, ging sie zurück in den Hauptraum. Sie wollte sich bei Anna entschuldigen, doch diese lag bereits auf dem Sofa und war eingeschlafen. Es war gegen Morgen, als Valerie erwachte und merkte, dass sich jemand über sie gebeugt hatte. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es Anna war. Sie konnte ihren Atem spüren. Dann war sie auf einmal verschwunden. Alles was Valerie wahrnahm, war ein Schatten, der in Richtung Bad ging. Neugierig stieg Valerie aus Anna's Bett und schlich ihr nach. Durch einen Spalt in der Tür konnte sie Anna sehen und was sie sah entsetzte sie. Anna stand vor dem Waschbecken mit einem langen Messer in der Hand und hatte damit begonnen, sich in das Fleisch ihres Unterarms zu schneiden. Rasch drehte sich Valerie weg. Was war Anna nur wiederfahren, dass sie sich selbst verletzte? Kapitel 6: Lektion für Kamilla ------------------------------ So kam es, dass Valerie mehrere Male in der Woche Anna besuchte und ihr beim Rechnen half. Anna war ein richtiges Naturtalent und nach ein paar Wochen fragte sich Valerie, warum sie Anna immer noch besuchte. Immer wieder wollte sie Anna darauf ansprechen, was sie in der Nacht als sie bei ihr übernachtete gesehen hatte. Doch sie traute sich nicht. Sie hatte Angst, dass sie das freundschaftliche Band zwischen ihnen zerstören würde, denn immerhin war Anna ihre erste beste Freundin seit Cindy. Irgendwann kam der Tag an dem sie Anna ihre Eltern vorstellen sollte, oder besser gesagt einen Elternteil, doch davon wusste Valerie zunächst nichts. Nervös lief Valerie vor dem großen Fenster im Wohnzimmer ihres Hauses hin und her. Denn heute würde Anna sie hier besuchen, verabredet hatten sie dies einen Tag zuvor. Ihre Mutter war in der Stadt ein Paar Besorgungen machen und Valerie's Vater war im Dienst. „Hoffentlich findet sie das Haus.“ dachte Valerie, „Natürlich wird sie es finden, sie ist schließlich nicht blöd.“ „Aber was ist, wenn ihr mein Zimmer nicht gefällt?“ dachte sie weiter „Immerhin hat Anna eine ganze Wohnung und ich nur ein Zimmer..." „Reg dich ab, Anna ist nicht oberflächlich. Aber vielleicht hätte ich meine Zimmer aufräumen sollen. Ach was, mein Zimmer ist so ordentlich wie immer!“ In diesen Moment fuhr Anna's Motorrad in die Garageneinfahrt von Valeries Haus vor. Einige Minuten später klingelte es an der Haustür. Nervös rückte Valerie ihre Klamotten zurecht und öffnet die Tür. Anna, wie immer in Bikerklamotten, lächelte als Valerie auf machte. Ihre Handschuhe, die sie immer beim Fahren trug, hatte Anna in ihren Helm gelegt. „Hi“ sagte die Schwarzhaarige. „Hi, ähm, komm rein.“ sagte Valerie. Als sie eintrat schaute Anna sich im Wohnzimmer des Hauses um. „So leben also normale Mädchen.“ murmelte sie. „Äh, gehen wir in mein Zimmer“ sagte Valerie. Sie stiegen die Treppe hinauf, in den zweiten Stock und gingen in das Zimmer. Dieses war mittelgroß und war das typisch eingerichtete Zimmer einer Sechzehnjährigen mit einem großen Fenster, das viel Licht hinein ließ, in warmem Gelb gestrichene Wände und einer Regalwand in der viele Dark-Fantasy Romane standen, aber auch Sachbücher über Biologie bis hin zu Geschichte. Dann gab es einen Holzschrank in dem sich Valerie's Klamotten befanden. Gegenüber von dem Bett stand Valerie's Schreibtisch wo sich auch ihr Computer befand. „I-ich weiß dass es nicht so groß wie deine Loft ist, aber…“ sagte Valerie. „Es passt zu dir.“ sagte Anna und setze sich auf das Bett, während Valerie auf ihrem Schreibtischsessel Platz nahm. Anna sah sich um, an den Wänden gab es neben den Postern von Girlgroups einige Poster von Anime Serien. Ein Poster zeigte ein rothaariges Mädchen, das ein schwarzes Kleid trug und ein anderes, ein Mädchen mit weißen Haaren das etwas größer war. Das Kinn der Kleineren schien zu einem Kuss angehoben sein. Dann fiel Anna's Blick auf das Bild von Cindy nahm es in die Hand. „Deine Freundin?“ fragte Anna. Valerie nahm das Bild entgegen „Ja, kannten uns schon seit wir Kinder waren.“ „Ihr wart zusammen, nicht war?“ sagte Anna. Vollkommen überrascht starrte die Braunhaarige Anna entsetzt an und wurde rot „Wo-woher weißt du, dass ich lesbisch bin?“ „Dein Zimmer hat es mir verraten.“ sagte Anna. Valerie seufzte „Ja, wir waren zusammen, sehr lange sogar.“ Sie nahm Anna das Bild aus der Hand „Aber dann haben uns ihre Eltern erwischt bei, du weiß schon…“ „Beim Sex, ihr hatte Sex.“ ergänzte Anna. „Ja, jedenfalls sind ihre Eltern danach mit ihr weggezogen.“ erklärte Valerie und strich liebevoll über das Bild. Anna's Blick wanderte durch das Zimmer und blieb dann an zwei Poster hängen. Die Poster zeigten zwei Mädchen, auf dem ersten Bild zeigte es ein Mädchen mit langen blonden Haaren das einen Pflock in der Hand hielt und sehr kämpferisch aussah, während es im Hintergrund blitze. Das Mädchen trug eine rote Hose und ein ärmelloses Top auf dem in blutiger Schrift „The Vampire Slayer“ geschrieben stand. Auf dem anderen Poster war auch ein Mädchen zu sehen, jedoch hatte sie dunkle Haare und volle Lippen. Sie trug einen schwarzen eng anliegenden Anzug und saß auf einem Motorrad. Es war die gleiche Marke wie die, die Anna fuhr, nur ein etwas älteres Modell. Valerie war Anna's Blick gefolgt. „Das sind meine Heldinnen.“ erklärte sie, „Wenn es in der Schule besonders schlimm wurde, habe ich mir immer vor gestellt, dass sie kommen würden um mich zu retten.“ „War Cindy auch deine Heldin?“ fragte Anna. „Ja“ sagte Valerie. „Bin ich auch deine Heldin?“ fragte die Schwarzhaarige. Valerie schluckte schwer und nickte nur. In diesen Moment sprang ein Schatten auf das Bett und setze sich auf Anna's Schoß. „Na, wer sagt mir denn hier Guten Tag?“ fragte Anna. „Das ist Lucy, meine Katze. Komisch, normalerweise mag sie keine Fremden.“ meinte Valerie. „Dann bin ich wohl die Ausnahme.“ sagte Anna „Ich mag Katzen.“ Ganz überrascht musst Valerie mit ansehen, wie Lucy es sich auf Anna's Schoß bequem machte und sich zu einer Fellkugel zusammenrollte. Jetzt, wo Anna so auf ihrem Bett saß und liebevoll Lucy streichelte, begann Valerie sich Fragen zu stellen. Wie sich zum Beispiel ihre Lippen anfühlen würden oder wie es wäre ihre Haut zu berühren? Valerie wurde aus solchen Gedanken gerissen, als die Haustür geöffnet wurde und ein lautes „Valerie, ich bin wieder da!“ von ihrer Mutter ertönte. „Ich bin hier oben Mom!“ rief Valerie. Einige Minuten später kam Valerie's Mutter die Treppe rauf und stand schließlich vor der Tür von Valerie's Zimmer. „Weißt du, wessen Motorrad in unserer Einfahrt…?“ fragte Valerie's Mutter und brach je ab. Sie stockte und sah zu Anna, die seelenruhig auf dem Bett saß. „Hallo?“ sagte Valerie's Mom. „Hi“ sagte Anna. „Valerie, kann ich dich mal bitte kurz sprechen?“ fragte Valerie's Mutter mit strengem Blick. Nachdem sie sich in das Schlafzimmer der Eltern zurückgezogen hatten und die Tür geschlossen, fragte Valerie's Mutter „Ich höre, wer ist das?“ Valerie seufzte, ihre Mutter hatte diesen durchdringenden Blick von ihrer Arbeit bei der Polizei, den sie bestimmt oft bei Verhören einsetzte. Valerie's Mutter und ihr Vater waren früher Partner bei der Polizei gewesen, bis sie sich ineinander verliebt hatten und schließlich heirateten. Während ihre Mutter schwanger war, beendete sie ihren Polizeidienst, doch ihr Vater blieb bei der Polizei. Valerie schluckte, denn sie wusste bei dem Blick, dass sie sich nicht herausreden konnte, also blieb nur die Wahrheit. „Also ich kenn' sie von der Nachhilfe, sie ist meine Freundin, meine beste Freudin.“ sagte Valerie zögerlich. „Und wieso hast du uns nichts davon gesagt?“ fragte ihre Mom. „Naja, ich wollte nicht dass ihr gleich ausrastet, ich meine sie sieht nicht gerade so aus wie jemand, dem man seiner Tochter als Freundin wünscht. Und ich wollte nicht, dass Dad sie von oben bis unten durchleuchtet, nur weil er Angst hat, dass ich auf 'die dunkle Seite der Macht' wechseln könnte. Du weißt doch, wie er ist.“ Ihre Mutter verstand was sie meinte und lächelte wissend. „Und Anna ist wirklich in Ordnung. Sie hat nunmal einen einmaligen Kleidungsstil und ein schnelles Hobby.“ sagte Valerie „Und ist nebenbei geheimnisvoll auch manchmal etwas unheimlich.“ fügte sie gedanklich hinzu. „Ist schon gut Kleines.“ sagte ihre Mom „Ich bin froh, dass du wieder ein Freundin hast und um deinen Vater kümmere ich mich.“ „Danke, Danke, Danke!“, sagte Valerie und schlang ihre Arme um den Hals ihrer Mutter, bevor sie wieder in Richtung ihres Zimmers rannte. „Ach, und Valerie!“ rief ihre Mutter hinterher. Die Braunhaarige drehte sich nocheinmal um. „Ihr seid doch 'nur' Freunde, oder?“ fragte die Mutter. Valerie musste abermals schlucken. Wusste ihre Mutter etwa, dass sie lesbisch war? „Äh, klar, nur Freunde, nichts weiter.“ sagte Valerie nur. Ihrer Mutter hob misstrauisch eine Braue, sagte aber nichts weiter. Beide ahnten nicht, dass Anna, obwohl sie einige Zimmer weiter entfernt war, alles mitgehört hatte und nun zufrieden lächelte. *** Auch in der Schule verbrachten die beiden Mädchen jede freie Minute miteinander. Andere Schüler begann bereits hinter ihrem Rücken zu tuscheln. „Wie konnte Valerie sich nur mit so einer Anfreunden?“ oder „So wie die aussieht war sie bestimmt im Knast.“ Auch die Lehrer beobachteten die Freundschaft von Anna und Valerie mit Misstrauen. Einmal wurde sogar Valerie in der Pause von ihrem Klassenlehrer zu sich bestellt weil er fürchtete, dass Anna einen schlechten Einfluss auf Valerie haben könnte. Valerie sagte ihm dass er sich keine Sorgen machen sollte. Bis jetzt hatte sich Kamila lange zurückgehalten und beschränkte sich darauf, Valerie und ihre neue Freundin finster anzusehen oder mit ihrem Hofstaat über die beiden zu tuscheln. Doch es sollte nicht nur bei so etwas bleiben. Eines Nachmittags, Valerie und Anna saßen beim Essen, kreuzte Kamila samt ihrem Hofstaat vor dem Tisch der beiden auf. „Na, wenn das nicht die Streberin und die Bikerbraut sind, das neue Traumpaar der Schule.“ sagte Kamila, überdreht wie immer. „Geh jemandem anderem auf die Nerven, Kamila.“ sagte Valerie. „Ich gehe wohin ich will und lasse mir von niemand etwas vorschreiben, schon garnicht von dir.“ sagte Kamila, woraufhin ihre Freundinnen begeistert anfingen zu klatschen, als ob sie etwas Intelligentes gesagt hätte. „Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht dass sich unsere Streberin sich mit einer wie der anfreundet. Du stehst wohl auf Bad-Girls?“ sagte Kamila die jetzt so richtig in Fahrt kam. „Du solltest wirklich gehen.“ sagte Valerie warnend, denn wenn Kamila so weiter machte, würde sie wahrscheinlich so enden wie ihr Freund Rick. Obwohl es durchaus seinen Reiz hatte, dass Anna Kamila verprügelte, würde Anna jedoch danach wahrscheinlich von der Schule fliegen. Kamila ignorierte Valerie und konzentrierte sich nun vollkommen auf Anna. „Kannst du überhaupt reden, oder lässt du das auch deine Freundin für dich machen?“ fragte Kamila boshaft. Doch Anna ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, tunkte ihr Brötchen in die Reste der Tomatensoße und biss davon ab. „Ich esse gerade und man redet nicht mit vollem Mund.“ brummte sie zwischen zwei Bissen. „Ist es wahr, dass du im Knast warst?“ fragte Kamila. „Nein, ich habe gehört, dass ihre Mutter im Knast war.“ sagte eine von Kamilla's Freudinnen. „Oder noch besser.“ sagte Kamila, „Sie hat ihre Mutter umgebracht und war deswegen im Knast.“ Alle Mädchen lachten, als ob sie den ´besten Witz der Welt gehört hätten, obwohl Kamilla's Satz kein bisschen Sinn machte. Für eine kurze Zeit glaubte Valerie Zorn in Anna's Augen zusehen, doch dann verschwand er auch wieder. Anna kaute langsamer, schluckte runter, legte ihr Besteck beiseite und zog langsam die Luft ein. Sie stützte ihren Kopf auf ihre linke Hand auf, schaute Kamila an und lächelte. „Sag mal Kamila,“ begann Anna ruhig „wissen deine Freundinnen eigentlich, dass du mit ihren Freunden schläfst?“ „Was?!“ rief Kamila entsetzt und sah sich den Blicken ihrer Freudinnen ausgesetzt. „Das ist doch nicht wahr!?“ sagte Vanessa, eine von Kamilla's Freudinnen. „N-natürlich ist das nicht war, sie lügt.“ sagte Kamila, deren Selbstsicherheit zu verschwinden begann. „Du riechst nach ihnen und du riechst nach Sex.“ sagte Anna kalt. „Du Freak“ fauchte Kamila. „Der Letzte war“ Anna zog noch einen mal die Luft ein, „Michael oder? Das ist doch dein Freund, stimmt's Vanessa? Ich kann ihn nämlich auch an dir riechen.“ sagte Anna. Michael war einer von Rick's Kumpeln. die Valerie in der Toilette verprügelt hatte. „Moment mal, ich wollte mich am Freitag mit Michael verabreden, aber er war nicht da. Und als ich ihn gestern über's Handy anrufen wollte, war es abgeschaltet! Also war er bei dir gewesen!“ rief Vanessa den Tränen nahe. „Es ist einfach passiert.“ sagte Kamila kleinlaut. „Du Miststück!“ keifte Vanessa und gab Kamilla eine heftige Ohrfeige. Kamilla hielt sich ihre Hand an ihre entsetzlich schmerzende Wange. „Wie konntest du uns das nur antun!?“ schrie eine andere. „Das du zu so vielem fähig bist das wissen wir, aber das du so verlogen bist, hätte ich nicht gedacht.“ sagte Vanessa „Kommt, mit der wollen wir nichts mehr zu tun haben.“ Daraufhin wandten sich alle von Kamilla's ehemaligem Hofstaat ab und verließen die Cafeteria. „Wartet, lasst mich alles erklären!“ rief Kamilla ihnen nach denn erst jetzt bemerkt Kamilla, dass sie alle im Raum anstarrten. „Was glotzt ihr so?!“ schrie Kamila sie an und warf Anna noch einmal einen hasserfüllten Blick zu. Dann rannte sie aus dem Saal. *** „Schachmatt“ sagte Anna, nachdem sie nach nur wenigen Zügen Valerie's König vom Schachbrett schlug. „Ich begreif das nicht!“ sagte Valerie „Egal was ich mache, du hast zu jedem Zug eine Antwort.“ „Ich bin eben gut.“ sagte Anna. „Oh, nein. Ich bin gut, du bist perfekt!“ sagte die Braunhaarige. Nach einem viertel Jahr, seit die beiden sich kennengelernt hatten, gab Valerie der Schwarzhaarigen keine Nachhilfe mehr. Anna hatte in der kurzen Zeit mehr begriffen, als ihre ganzen Nachhilfeschüler zusammen. Jetzt wollte die beiden einfach zusammen sein - und allein in Anna's Nähe zu sein, ließ Valerie's Herz schneller klopfen. Obwohl Valerie Anna schon lange Zeit kannte, wusste sie überhaupt nichts von ihr, außer, dass sie meisterhaft Schach spielte. Sie sprach fast nie über ihre Vergangenheit. Obwohl Valerie immer wieder versuchte, ihr auf den Zahn zu fühlen, wich ihr Anna immer aus. Es war das Geheimnisvolle, das Valerie an Anna faszinierte. „Komm, ich zeige dir was.“ schlug Anna vor und führte Valerie die Wendeltreppe hoch, die zum Dach ihres Lofts führte. Valerie war noch nie auf dem Dach gewesen und mittlerweile war es dunkel geworden. Anna öffnete die Dachluke und sie betraten das Dach. Das Flachdach hatte nichts besonders, allerdings hatte man von hier aus eine schöne Aussicht. Man hatte zwei Liegestühle und zwischen den beiden einen kleinen Tisch aufgestellt. Anna ging zu einem dieser Liegestühle und setze sich. Sie bot ihrer Freundin an, sich ebenfalls zu setzen. „Ich bin oft hier oben.“ sagte Anna nachdem sich Valerie neben sie gesetzt hatte, „Um nachzudenken und um die Sterne anzugucken.“ „Aber wir leben in der Großstadt, da sind sie nicht so deutlich.“ antwortete Valerie. Lange Zeit saßen die beiden nebeneinander, schwiegen und genossen die Aussicht. Weiter hinten konnte man die Lichter der Hochhäuser und vieler anderer Gebäude sehen, die die Nacht erhellten. „Ich bin eigentlich mehr ein Sonnentyp.“ sagte Valerie. „Ich mag eher die Nacht.“ erwiderte Anna. „War klar.“ sagte die Braunhaarige und musste leicht schmunzeln. „Was dich schon lange fragen wollte: Als die Sache mit Rick passiert ist, woher wusstest du davon, dass ich in Schwierigkeiten stecke?“ fragte Valerie. „Weiß nicht…" sagte Anna „Irgendwie kann ich Ärger riechen.“ „Wie du das mit Kamilla gerochen hast?“ fragte Valerie. Anna schwieg und schaute wieder in Richtung der Gebäude. Wieder sagten sie eine Weile nichts, dann drehte sich Valerie zu Anna um und schaute sie an. Es war kein Wunder dass Anna die Dunkelheit mochte, denn dort sah sie am schönsten aus. „Du starrst mich an.“ sagte Anna plötzlich. Sofort drehte sich Valerie errötet weg. Dann sagte schließlich „Es ist schön ihr oben, nur etwas kühl.“ In diesen Moment kam ein leichter kühler Wind auf und Valerie begann zu frieren und schlang ihre Arme um sich. Da spürte sie, wie sich etwas warmes um ihre Schultern gelegt hatte. Anna hatte ihre Lederjacke ausgezogen und sie um Valerie gelegt. „Damit du nicht frierst.“ sagte Anna knapp. „D-danke“ sagte Valerie. Es war schließlich sehr spät, als Valerie gehen wollte. Als sie Anna ihre Lederjacke zurückgeben wollte sagte diese „Behalt sie, ich schenke sie dir.“ Ehrfurchtsvoll zog Valerie die Jacken daraufhin an. „Sie steht dir.“ meinte Anna. Kapitel 7: Der Ausflug ---------------------- Es war an einem Freitag, Valerie hatte gerade ihren Spind zugeschlossen als plötzlich Anna neben ihr stand. „Hey“ sagte diese. Erschrocken zuckte sie zusammen. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Anna das Talent hatte sich unbemerkt und geradezu lautlos anzuschleichen. „Erschreck mich doch nicht immer so.“ sagte Valerie vorwurfsvoll. „Entschuldige. Hast du am Wochenende was vor?“ fragte Anna. „Nein, wieso fragst du?“ antwortete Valerie. „Naja, ich will eine Spritztour machen und ich wollte fragen ob du Lust hast mitzukommen?“ Valerie grinste: „Mit deinem Bike?“ fragte sie. Anna nickte. „Warum nicht?“ sagte Valerie. „Gut, ich hole dich dann morgen ab.“ sagte Anna. *** Gekleidet in einer langen Jeanshose und einem schwarzen Shirt stand Valerie vor dem Spiegel. Ihr Herz klopfte, sie würde mit Anna zusammen auf ihrer Maschine unterwegs sein. Valerie musst zugeben, dass ihr ein bisschen mulmig zu Mute war. Das Rollerfahren war eine Sache aber mit einem richtigen Motorrad zu fahren eine andere. Valerie warf sich die Lederjacke, die Anna ihr geschenkt hatte über und zog den Reißverschluss hoch. Sie griff nach ihrem Helm und verließ ihr Zimmer. Valerie ging die Treppe runter und sah dass gerade ihre Eltern im Wohnzimmer saßen. Ihre Vater hob erstaunt beide Brauen hoch, als er seine Tochter in der Lederjacke sah. „Wo hast du denn die Jacke her, die habe noch nie an dir gesehen?“ sprach er. „Die hat mir meine neue beste Freundin geschenkt" sagte Valerie etwas zögerlich. „Du hast eine neue Freundin, warum weiß ich davon nichts?“ fragte ihr Vater. Valeries Mutter antwortete stattdessen: „Weil sie neu ist Schatz, deswegen heißt es neu.“ Sie deutete leicht mit dem Kopf an, dass Valerie verschwinden sollte. „Äh ja… ich muss los.“ sagte Valerie und verschwand durch die Tür ehe ihr Vater noch etwas sagen konnte. Draußen ging Valerie bis zur Straße und begann dort nervös auf und ab zu gehen und immer wieder auf die Uhr zu schauen. Es dauerte nicht lange bis man laute Motorengeräusche hörte die die Ankunft von Anna und ihrer Maschine ankündigten. Als diese vorgefahren war, klappte Anna ihr Visier hoch. „Hi“ sagte sie „Bist du so weit?“ Valerie nickte und setzte ihrerseits ihren Helm auf. Ihre Hände zitterten leicht vor Aufregung, deswegen dauerte es ein wenig, bis sie den Kinnriemen ihres Helms befestigt hatte. Doch Anna wartete geduldig bis sie das erledigt hatte. Valerie schwang sich hinter Anna auf den Sitz und hielt sich am Heck der Maschine fest. Anna rollte mit den Augen griff hinter sich und legte ihre Hände auf ihre Hüfte. „So ist es viel besser.“ sagte Anna. Hätte sie Valeries Gesicht unter dem Helm gesehen, wäre es aufgefallen, dass Valerie leicht errötete. „Bereit?“ fragte Anna und klappte das schwarze Visier ihres Helms runter. „Leg los.“ sagte Valerie. Anna spielte ein paarmal mit dem Gas und lies den Motor aufheulen. Dann fuhren die beiden los. *** Es war atemberaubten diese Gefühl von Freiheit wenn einem der Wind um Nase weht, dachte Valerie. Mit dem Roller zu fahren war nichts im Vergleich zum Motorradfahren. Sobald sie außerhalb der Stadt waren und auf den Highway lies Anna der Maschine freien Lauf. Und obwohl es manchmal scharfe Kurven gab, vertraute Valerie Annas Fähigkeiten als Fahrerin. Trotzdem presste sich die Sechzehnjährige hin und wieder etwas fester an Anna wenn diese eine Kurve zu scharf nahm. Gegen Mittag hielten die beiden auf einem Rastplatz wo sich ein japanisches Restaurant befand. Sie nahmen an einem der Tische platz an dem Valerie bei dem Kellner, ein älterer japanischer Mann, Nudeln mit Hähnchenfleisch bestellte. Anna sprach den Mann zu Valeries großer Verwunderung auf Japanische an. Es folgte langes hin und her und dann ging der Mann eilig davon. Das einzige, was Valerie heraushören konnte war das Wort Okinawa. „Du kannst Japanisch?“ fragte Valerie. „Ich spreche viele Sprachen.“ sagte Anna. „Und was hast du zu ihm gesagt?“ fragte die Braunhaarige neugierig. „Nun zuerst hat er mich gefragt woher ich so gut Japanisch kann, ohne Akzent und so. Dann habe ich ihn gefragt woher er käme. Dann habe ich ihm noch gesagt, dass er mein Essen extrascharf machen soll, das wars.“ Valerie sah ihre Freundin an; diese Frau war ihr ein Rätsel. Einige Augenblicke später kam der Kellner wieder und stellte ihr Essen auf den Tisch. „So, einmal Nudeln mit Hähnchen und einmal Nudeln mit Rindfleisch, extra scharf.“ sagte der Kellner. Anna bedankte sich auf Japanisch und die beiden fingen an zu Essen. „Oh man“ sagte Anna genüsslich, während sie gierig aß „Ich liebe scharfes Essen.“ Beim Essen viel Valerie auf, dass Anna den Umgang mit den Essstäbchen perfekt beherrschte. Und das sie akzentfrei Japanisch konnte, machte sie neugierig. Am liebsten hätte sie Anna gefragt, woher sie das alles konnte. Aber wie sie ihre Freundin kannte würde Anna irgendwelche halb rätselhaften Antworten geben oder ihrer Frage ausweichen. *** Als sie auf dem Highway entlang schossen, genossen sie es einfach zusammen zu sein. Anna und Valerie sprachen wenig, denn der Fahrtwind und die Motorengeräusche ließen das nicht zu. Irgendwann, als die Sonne begann unterzugehen, fuhr Anna vom Highway ab und fuhr auf einer kleinen Landstraße weiter bis sie anhielt. „Warum halten wir?“ fragte Valerie als sie und Anna die Helme abnahmen. Anna sagte nichts, stieg ab und ging zum Rande der Fahrbahn die auf einem Hügel gebaut war. Langsam schritt sie einige Meter den Hügel hinunter, dann blieb sie stehen. Sie breitete die Arme aus und lies sich ins Gras fallen. Valerie, die Anna gefolgt war, setzte sich neben sie und musste die Aussicht bewundern. Von hier aus konnte man fast ihren ganzen Weg zurückverfolgen. Und weit, weit, weit, entfernt konnte man die hohen Gebäude von Los Angeles sehen. „Es ist sehr schön hier.“ sagte Braunhaarige „Hier draußen fühle ich mich am wohlsten.“ sagte Anna „Manchmal fühle ich mich in der Stadt so eingeängt. Und ich mag an sich schon keine engen Räume, dann muss ich einfach da raus.“ „Ist dass der Grund warum gerne Motorrad fährst?“ fragte Valerie denn jetzt, wo sie mit sowas gefahren war, konnte sie Anna verstehen. „Das ist einer der Gründe.“ sagte Anna knapp. Langsam schwand die Sonne und tauschte ihren Platz in ein schönes Vollmondlicht und der dunkelrote Himmel wandelte sich zu einem sternenklaren Nachthimmel. Sie schwiegen beide und saßen einfach da. Irgendwann hörte man weit weg ein lautes Heulen. Valerie fand diese Laute unheimlich. „Was ist das?“ fragte Valerie . „Ein Kojote“ erklärte Anna. „Von dem Geheule kriege ich eine Gänsehaut.“ sagte Valerie. „Er ist ein Jäger, er wurde geschaffen um zu töten. Er hat keine Wahl. Doch ich habe sie jetzt.“ Valerie sah Anna verwirrt an, was meinte sie damit? Wieder schwiegen sie eine Weile und irgendwann fiel Valeries Blick auf das silberne Kreuz, das Anna um ihren Hals trug. Anna bemerkte ihren Blick. „Das hatte meiner Mutter gehört.“ sagte Anna „Es ist das einzige, was ich noch von ihr habe.“ „Wie..“ fragte Valerie zögerlich „Ist sie denn gestorben?“ Annas Blick wurde leer und voller Trauer „S-sie wurde ermordet.“ „Anna, das ist furchtbar. “ rief Valerie. „Ist schon okay.“ sagte Anna. „Entschuldigung, dass ich dir immer Fragen über deine Vergangenheit stelle.“ sagte Valerie „Aber du weißt alles über mich und ich so wenig über dich.“ „Da gibt es nicht viel zu wissen.“ sagte Anna knapp. „Und außerdem weiß ich mehr über dich als du glaubst.“ sagte Anna und lächelte plötzlich. „Ach ja?“ sagte Valerie und hob eine Braue. Aus Anna's Lächeln wurde ein Grinsen „Zum Beispiel das du kitzlig bist.“ sagte sie und stürzte sich auf Valerie. „Nein, nein, das ist unfair!“ rief Valerie lachend. Als die Schwarzhaarige begann, sie von oben bis unten durch zu kitzeln, wälzten sie sich den Abhang hinunter, bis Anna erneut über ihr war. Sie schauten einander an. Da war etwas in Anna's Augen, was Valerie bis jetzt noch nie gesehen hatte. Alleine diese ganze Position ließ Valerie's Herz höher schlagen. Langsam senket sich Anna zu ihr hinunter und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Valerie stockte der Atem, sie konnte die Zunge der Schwarzhaarigen in ihren Mund spüren. Valerie konnte nicht glauben was gerade hier passierte. Irgendwann lösten sich Anna's Lippen von ihr. Valerie lächelte: „Ich wusste es.“ sagte sie. „Was?“ fragte Anna. „Dass du eine gute Küsserin bist.“ sagte Valerie. Wieder begann Anna sie zu küssen und dieses Mal erwiderte Valerie den Kuss. *** Es war sehr spät, als Anna Valerie bei ihrem Zuhause absetzte. Die Braunhaarige stieg von der Maschine und nahm ihren Helm ab. „Das war schön, der Ausflug meine ich.“ sagte sie. „Und der Kuss?“ fragte Anna. „Der war auch schön.“ sagte Valerie lächelnd. Valerie wollte gerade gehen, drehte sich aber noch einmal um. „Anna, s-sind wir jetzt zusammen?“ fragte die Braunhaarige. Anna gab Valerie einen langen Kuss, den diese erwiderte. Sie war eindeutig süchtig nach Anna's Lippen. „Reicht dir die Antwort?“ „Ja“ hauchte Valerie. Anna setzte ihren Helm auf und klappte das Visier zu. „Anna!“ rief Valerie. Die Bikerin klappte ihr Visier hoch. „Was ist denn noch?“ fragte Anna. „Ich liebe dich!“ sagte Valerie. Obwohl sie nur das halbe Gesicht von Anna sehen konnte, konnte sie erkennen, dass sie grinste. „Ich weiß“ sagte Anna selbstsicher. Sie startete den Motor und fuhr los, aber ließ die Maschine vorher wie ein wildes Pferd kurz aufbäumen. „Angeberin.“ murmelte Valerie und ging zum Haus. Kapitel 8: Die Nachricht ------------------------ Einige Monate zuvor: Anna war den ganzen Tag durch die Gassen der Stadt geirrt, hatte so gut es ging öffentlich Plätze vermieden und war der Polizei aus dem Weg gegangen, immer auf der Suche nach dem Ort den sie sich gemerkt hatte. Doch warum wollte sie dahin? Sie wusste es nicht. Ebenso wenig war ihr klar, wie sie es geschafft hatte einen Mann der um einiges stärker und schwerer war zu entwaffnen, anschließend auch noch nieder zu schlagen. Außerdem war da die Sache, die danach passiert war. „Ich hätte ihn fast umgebracht.“ dachte Anna. Was sie außerdem beschäftigte, war dieser Traum gewesen, den sie gehabt hatte. Alles, was sie hatte, war eine Adresse und der Name „Kinsey“, der ebenfalles auf dem Zettel stand. Obwohl Anna sie am Anfang nicht wahrgenommen hatte, konnte sie so langsam doch die Kälte spüren. Immerhin trug sie immer noch das Nachthemd aus dem Krankenhaus und war barfuß. Es war, als ob der Winer ihr zeigen wollte, dass er doch noch Macht über sie hatte. Bereits jetzt hatte ihr Köper eine leichte blaue Färbung angenommen, außerdem bekam sie langsam Hunger. Irgendwann als sie durch die einsamen Gassen Vancouvers ging, fand sie sich in der Nähe eines mehrstöckigen Apartmenthauses wieder, das sich an einer Kreuzung befand. Anna ging hinter zwei Mülleimern in Deckung und richtete ihren Blick in Richtung des Straßenschildes auf der anderen Seite der Straße. Sie schaute in des Schildes und eindeutig war es der Straßenname auf den Zettel. Dann sah Anna in Richtung des Hauses. „Wenn ich doch bloß wüsste ob es das richtige Haus ist.“ Sie schaute zu den Briefkästen wo die vielen Namen der Bewohner standen, doch sie traute sich nicht ihr Versteck zu verlassen um danach zu schauen, ob „Kinsey“ darunter war, weil sie fürchtete es würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Doch dann passierte etwas. Instinktiv konzentrierte sich Anna und schaute in Richtung der Briefkästen. Und dann, als ob in ihren Augen ein Teleobjektiv einer Kamera eingebaut war, konnte sie jetzt die Namen auf den Briefkästen lesen. Da war er, der Name „Kinsey“. Erschrocken ließ Anna sich wieder in die Gasse zurückfallen und rieb sich die Augen. Was zum Teufel war das eben gewesen, wieso konnte sie das auf einmal? Im Moment spielte es keine Rolle, denn nun hatte sie den Ort gefunden zu dem sie gehen sollte und wo sie hoffte, endlich Antworten zu bekommen. Doch wie sollte sie in das Haus gelangen? Unter der Treppe zur Haustür gab es weitere Treppen die in den Keller führte. Schnell schlich sie über die Straße, versteckte sich unter der nach oben führenden Treppe und wartete. Die Sonne ging langsam unter, färbet die ganze Umgebung rot und es verging eine Halbestunde in der Anna unterhalb der Treppe saß und wartete. Endlich, nach einer weiteren halben Stunde tauchte eine rundliche, ältere, farbige Frau auf, die zwei Einkaufstüten im Arm hielt. Anna's Instinkte gewannen wieder die Oberhand und ihr Körper spannte sich. Sie beobachte, wie die Frau die Treppe erklomm, ihren Hausschlüssel rausnahm, aufschloss und die Tür aufmachte. In diesen Moment rannte Anna los. Ohne auch nur aus der Puste zu geraten rannte sie die Treppe hoch und schlüpfte durch die Eingangstür, bevor diese ins Schloss fiel. Sofort versteckte sich Anna im toten Winkel der Frau und drückte sich an die Wand, um nicht entdeckt zu werden. Sie zählte die Schritte, die die Frau auf der Treppe machte. Dann hörte sie Geräusche eines Schlüssels und das Zufallen einer Tür. Anna hatte es geschafft, sie war im Haus, doch wieso konnte sie so schnell laufen? Eine weitere Frage, die beantwortet werden musste. Leise schlich sich Anna die Treppe hinauf und immer wieder schaute sie auf die Namensschilder an den Klingeln, um den Namen zu finden den sie suchte. Als Anna im fünften Stock war, fand sie schließlich den Namen den sie suchte. Ganz groß stand auf der Klingel „C. Kinsey“. Doch Anna hatte nicht vor zu klingeln, das würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Sie ging in die Hocke und untersuchte den Fußabtreter, bis sie eine Erhebung fühlte. Anna griff darunter und fand einen Ersatz-Wohnungsschlüssel. Schnell steckte sie diesen in das Schloss, öffnete es und verschwand in der Tür. Dort angekommen ließ Anna sich erschöpft zu Boden sinken, wo sie in einen traumlosen Schlaf fiel. *** Als Anna erwachte fand sie sich in einem kleinen Flur der Wohnung wieder. Zum ersten Mal spürte Anna deutlich ihren Hunger. Kein Wunder, sie hatte seit zwei Tagen nichts mehr gegessen. Sie richtete sich auf und musste feststellen, dass der kleine Flur in dem sonst Jacken hingen, in der Küche der Wohnung endete. Anna raffte sich auf und ging zur Küche. Ihr war egal, dass sie in einer fremden Küche in einer fremden Wohnung war, sie wollte nur essen. Die Küche war schön eingerichtet und in der Mitte des Raumes war eine Arbeitsinsel errichtet. Ansonsten wirkte sie jedoch wie eine normale Küche. Aber das interessierte Anna nicht. Sie legte ihr Messer auf der Arbeitsinsel ab und ging zum Kühlschrank. Sie öffnet ihn, nahm sich eine Pizza heraus, die nur zu einem Viertel gegessen war, und eine Flasche Cola. Sie setzte sich auf den Fliesenboden und machte sich über die Pizza her. Ihr war es gleich, dass sie bereits kalt war, Hauptsache sie bekam was in den Magen. Dabei achtete sie nicht besonders auf ihre Manieren, sondern hielt die Pizza in ihren Händen gepackt und riss sie mit ihren Zähnen auseinander wie ein Raubtier, das total ausgehungert war. Als sie fertig gegessen hatte, trank sie aus der Colaflasche und erst, als sie sie bis zur Hälfte leer getrunken war, nahm sie die Flasche wieder ab. Sie stand auf und wischte sich den Rest Tomatensoße vom Mund mit einer Küchenserviette ab. Erst jetzt, nachdem sie etwas im Magen hatte, schaute sie sich in der Wohnung um. Von der Küche aus ging sie in einen großen Raum. Der hintere Teil wurde als Büro genutzt, was sie an dem Schreibtisch und dem Drehstuhl erkannte, die an einem Fenster standen. Der vordere Teil war offenbar als Wohnzimmer gedacht. Neugierig schaute sich Anna um und ging zu dem Schreibtisch, auf dem sich mehrere Bilder befanden. Eines davon zeigte eine Frau mit kurzen blonden Haaren. Sie trug ein blaukariertes Hemd, eine dunkle Jeans und lächelte freundlich in die Kamera. Daneben stand eine Geburtstagskarte, darin stand: „Für die Liebe meines Lebens.“ Dann stand da als Unterschrift „Emma“. Daneben stand ein weiteres Bild, es zeigte ein Motorrad. Darauf saß eine Frau mit langen, schwarzen Haaren und grünen Augen die Anna irgendwie bekannt vor kam. Dahinter saß die Frau, die anscheinend Emma war. Beide schauten sich an, allerdings war es nicht der Blick, den sich zwei Freudinnen zuwarfen, sondern eher der von zwei Verliebten. Anna wandte sich vom Schreibtisch ab und ging in den Wohnzimmerbereich, der aus zwei Sofas und einem Sessel bestand, um sich dort auch umzusehen. In der Mitte stand ein kleiner Holztisch. Vor dem Holztisch stand ein Fernsehtisch mit einem mittelgroßem Plasmafernseher und darunter ein DVD-Player. Darauf lagen ein paar unwichtige Dinge. Einige Modemagazine, eine Fernsehzeitschrift und anderes. Doch dann stach Anna etwas ins Auge, denn auf dem Tisch lag eine DVD. Neugierig nahm Anna sie in die Hand und schob sie in den Player. Sie schaltete den Fernseher ein und kniete sich erwartungsvoll davor, wie ein kleines Mädchen. Zunächst war nur Schnee zu sehen, dann aber erschien ein Sessel auf dem Bildschirm, auf dem eine Frau saß. Anna riss überrascht die Augen auf. Jetzt, wo sie die Frau von dem zweiten Bild mit dem Motorrad nahen sah, erkannte sie sie. Es war jene Frau, die sie blutüberströmt in ihrem Traum gesehen hatte. Wie gebannt starrte Anna in den Fernseher. „Hallo Anna“ sagte die Frau mit sanfter und ruhiger Stimme. „Wenn du das hier siehst, dann ist mein Plan uns beide zu befreien gescheitert und ich habe es nicht überlebt. Aber zumindest konnte ich dich retten. Du wirst dich nicht an mich erinnern. Mein Name ist Doktor Catharine Kinsey, ich habe dich zur Welt gebracht, ich bin deine Mutter.“ Fassungslos starrte Anna auf den Bildschirm. Anna's Mutter sprach weiter. „Hör mir jetzt genau zu, Kleines, denn es wird dir dein Überleben sichern, wenn du weißt, über welche Fähigkeit du verfügst. Ich war Wissenschaftlerin bei einer Organisation, die sich Division nennt.“ erklärte sie „Und zwar bei einem Projekt, dessen Ziel es war, die perfekte Waffe zu schaffen.“ Eine leichte Verachtung schwamm bei diesen Worten in ihrer Stimme mit. „Der erste Schritt war die Entwicklung eines künstlichen Genes, dem sogenannten Heilfaktor. Als zweites wurden verschiedene Eizellen künstlich befruchtet, mit dem Heilfaktor behandelt und mit DNS von verschieden Tieren gekreuzt. Bei dir zum Beispiel waren es unter anderem Katzen-DNS und Wolfs-DNS. Allerdings war von den vierzehn Embryonen nur der dreizehnte lebensfähig. Dieser dreizehnte warst du, Anna, deswegen lautete dein Codename bei der Division „Waffe 13".“ Anna hörte beim größten Teil garnicht zu, so sehr war sie von der Stimme dieser Frau, die sich ihre Mutter nannte, gebannt. „Du wurdest mir eingepflanzt und nach neun Monaten kamst du per Kaiserschnitt zur Welt. Und im Alter von sieben Jahren“ Jetzt konnte Anna in der Stimme ihrer Mutter Trauer und Bedauern hören „Begann man dich körperlich und geistig zu einer Waffe zu machen. Darunter brachte man dir Kampfsport und den Umgang mit verschieden Waffen bei, darunter auch die zwei Messer, die du bei dir trägst. Auch dein Verstand sollte eine Waffe werden, deswegen habe ich dir immer Sunzi's „Die Kunst des Krieges“ vorgelesen. Und wenn du bei dem Training einen Fehler gemacht hattest, wurdest du brutal bestraft.“ In Anna's Kopf wurden Bilder von ihrer Ausbildung wach, die verschüttet waren, aber jetzt durch die Worte ihrer Mutter wieder lebendig wurden. Wie sie sich als Kind über einen tiefen Abgrund hangeln musste, wie man ihren Kopf in eiskaltes Wasser tauchte, bis sie drohte zu ertrinken, wie man sie mit Elektroschocken gefoltert hatte, wie man sie gefesselt hatte wie ein wildes Tier, wie man sie geschlagen hatte. „Wie konnten sie nur, wie konnten sie nur?“ flüsterte sie und ballte die Fäuste. Rasanter Zorn und abgrundtiefer Hass auf jene, die sie jahrelang gequält hatten, keimte in ihr auf. Für einen kurzen Moment war ein rotes Funkeln in ihren Augen zu erkennen. Doch ein Blick auf ihre Mutter, und der Zorn und der Hass waren verflogen. „Bei deiner Erziehung wollte man keine Menschlichkeit zeigen, damit du kein Selbstwertgefühl entwickelst. Deswegen habe ich mich heimlich um dich gekümmert und habe dir Märchen vorgelesen, schließlich bist du meine Tochter.“ Sie atmete tief durch, als ob sie sich sammeln müsste „Und mit zwölf Jahren hast zum ersten Mal einen Menschen getötet.“ Entsetzt starrte Anna auf den Bildschirm. War das wahr, hatte sie wirklich einen Mensch umgebracht? Das würde zumindest erklären, was sie fast mit dem Wachmann gemacht hätte. „Sieben Jahre lang“ fuhr Annas Mutter fort „Wurdest du als Tötungsmaschine missbraucht. Entweder hast du Leute beseitigt, die den Zielen der Division im Weg standen oder du wurdest an reiche Gangster oder Geschäftsleute ausgeliehen, die Rivalen oder Konkurrenten loswerden wollten. Als Sicherheit gab es einen Auslöser, ein Codewort auf das man dich programmiert hatte. Wenn du diese Wort hörst, läufst du Amok und tötest alles, was du siehst. Eine Berührung durch mich oder dem Leiter der Division, oder wenn keine Gegner mehr vorhanden sind, bist du wieder wie vorher. Irgendwann habe ich es nicht mehr ertragen, wie man dich behandelt hat als wärst du ein Ding, eine Puppe oder ein Tier. Du bist ein Mensch. Deswegen wollte ich dich da rausholen und dir ein normales Leben geben. Es schien zwar nicht mein Schicksal zu sein, aber wenigstens bist du jetzt frei. Als Notfallplan habe ich einen Teil deiner Erinnerungen gelöscht, damit du ein neues Leben beginnen kannst. Lass mich dir nun von deinen Fähigkeiten erzählen. Der Heilfaktor von dem ich dir Erzählt habe sorgt dafür, dass selbst die schwersten Verletzungen in kürzester Zeit heilen, selbst Knochenbrüche.“ Und jetzt redete eindeutig die Wissenschaftlerin aus Catharine Kinsey. „Wir wissen, dass man dich nur töten kann, wenn man dir den Kopf abtrennt. Durch die DNS der Tiere in dir bist du schneller, stärker und wendiger als ein normaler Mensch. Du hast ein übersensibles Gehör, ein gutes Sehvermögen bis hin zur Nachtsicht. Durch die Wolfs-DNS verfügst über einen sensiblen Geruchsinn. Außerdem kannst du dank der Katzen-DNS über fünf Meter hohe Zäune springen. Deine Messer wurden speziell hergestellt. Sie werden immer scharf sein und auch nie rosten. Um jetzt zum Schluss zu kommen, wenn du in mein Schlafzimmer gehst, wirst du einige Dinge finden, die dir weiterhelfen werden. Mach dich auf den Weg nach Los Angeles, such dort Sam Campell auf, er ist ein Freund und wird dir helfen. Denk immer daran, die Division wird dich niemals gehen lassen und sie werden dich so lange jagen, bis sie dich wieder eingefangen haben. Sie hat ihre Augen und Ohren überall, vertraue also niemandem. Und da wäre noch ein Sache, Anna. Du hast sicher schon davon gehört, dass es Menschen gibt, die sich mehr zu ihrem eigenen Geschlecht hingezogen fühlen. Ich gehörte zu diesen Menschen. Mein Traum war es gewesen, mit dir und meiner Lebensgefährtin ein neues Leben zu beginnen. Leider haben wir beide uns getrennt, kurz bevor ich dich befreien wollte. Der Punkt ist, dass es sein kann, dass du auch homosexuell bist. Lass dir einen Rat von mir geben, ignoriere es nicht oder bekämpfe es, denn es ist ein Teil von dir, lebe damit.“ Anna konnte erkennen, wie sich die Augen ihrer Mutter mit Tränen füllten. „Ich bedauere sehr, dass ich nicht mehr sehen kann, wie du zu einer wunderbaren Frau heranwächst. Ich hoffe, dass du mir eines Tages vergeben kannst für das, was ich, was wir dir angetan haben. Ich werde es mir nie verzeihen. Ich liebe dich.“ Dann verschwand Catharine Kinsey und der Bildschirm wurde wieder schwarz. „Mutter, Mutter!" rief Anna, als ob sie sie allein durch ihr Rufen wieder heraufbeschwören könnte. Dann übernahmen ihre Überlebensinstinkte wieder die Oberhand. Sie drückte auf einen Knopf und holte die DVD heraus. Eine letztes Mal schaute Anna sie an, die letzte Nachricht von ihrer Mutter und für eine Sekunde war sie versucht, sie zu behalten. Doch dann zerbrach Anna die DVD und machte damit weiter, bis nur noch kleine Stücke übrig waren. Bloß keine Hinweise hinterlassen. Danach tat sie das, was ihre Mutter ihr geraten hatte: Sie ging ins Schlafzimmer. Auf dem großen Doppelbett langen neue Klamotten, die in Anna's Größe waren. Diese bestanden aus einem schwarzen Kaputzenpullover, einer Jeans, einer schwarzen Kappe, Turnschuhen und allem, was man sonst zum Anziehen brauchte. Links neben dem Bett stand ein gepackter Koffer, der anscheinend Catharine gehört hatte. Neben Anna's Klamotten befand sich ein Rucksack und daneben lagen mehrere Geldscheine, die insgesamt hundertfünfzig Dollar betrugen. Eine Pistole mit zwei Magazinen lag daneben. Nachdem sie sich die Sachen angezogen hatte, ließ sie das Geld, die Pistole und ihre Messer im Rucksack verschwinden. Doch bevor sie sich ihn auf den Rücken schnallte, fiel ihr etwas ins Auge, was auf dem Schminktisch ihrer Mutter lag. Dort lag ein an einem schwarzem Lederhalsband hängendes Silberkreuz. Anna nahm es in die Hand. Ihre Mutter hatte es immer um den Hals getragen, sogar als sie… Anna verbannte diese wieder aufkeimende Erinnerung tief in ihrem Bewusstsein. Liebevoll strich sie über das Silber und dann, aus einem Impuls heraus, legte sie es sich um den Hals. Dann hob Anna das Kreuz noch mal an, um es sich noch einmal anzusehen. „Jetzt habe ich wenigstens etwas, was mich an dich erinnert, Mutter.“ dachte Anna traurig. Dann setzte Anna die Kappe auf und ging zur Wohnungstür. Ein letztes Mal schaute sie sich um. „Lebewohl, Mutter.“ flüsterte sie und verließ dann die Wohnung. Draußen angekommen zog sie sich ihre Kapuze über den Kopf, die Kappe noch tiefer ins Gesicht, schob die Hände in die Taschen ihres Pullovers und ging die Straße entlang. Kapitel 9: Eine schöne Nacht ---------------------------- Einige Monate später: Valerie schlich durch das Schulgebäude. Sie hatte gerade zwei Freistunden und musste an die SMS denken, die sie vor ein paar Minuten bekommen hatte. „Hey Süße, habe auch eine Freistunde, komm zur Toilette im ersten Stock, ich warte auf dich. Anna“ Valerie grinste als sie vorsichtig die Treppe hoch kam und dann weiter schlich in Richtung Toiletten. Auch wenn es jetzt vier Monate her war seit sie offiziell zusammen waren, mussten Anna und Valerie weiterhin so tun, als ob sie nur Freunde waren, schon allein wegen Valerie's Mitschülern, obwohl sich das ganze Rumgeschubse seit Kamilla's Absetzung als Königin der Schule etwas gelegt hatte. Als sie vor der Toilette stand, drehte sich Valerie noch einmal um, um zu sehen ob die Luft rein war, dann verschwand sie hinter der Tür. Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, sah sie sich Anna gegenüber. Keine Sekunde später hatte Valerie ihre Arme um Anna gelegt und begann sie zu küssen. „Gott sei Dank, dass wir beide Freistunden haben.“ sagte Valerie zwischen den Küssen „Ich war schon auf Kussentzug.“ Beim Küssen begann Valerie ihre Freundin gegen die Wand zu drücken. Während sie sich weiter küssten wanderte Valerie's Hand an Anna's Körper entlang, bis sie am Ende von Anna's Top angekommen war. Langsam schob sich Valerie's Hand unter das Top an Anna's Körper. Doch sie wurde von Anna an den Handgelenken gepackt. „Was soll das?“ fragte Anna und sah sie fast schon zornig an. „Na, nach was sah es denn aus?“ fragte Valerie zurück. Anna sagte nichts, schob sich an Valerie vorbei und kehrte ihr den Rücken zu. „Tut mir leid Anna, es ist einfach passiert, aber wir sind jetzt seit vier Monaten zusammen und wir haben nicht einmal miteinander geschlafen. Bist du böse auf mich, weil ich dich so überrumpelt habe?“ fragte die Braunhaarige. Anna seufzte und drehte sich zu ihr um „Ich bin nicht böse auf dich, es ist nur… ich habe sowas noch nie gemacht.“ „Oh“ sagte Valerie und verstand jetzt, warum sie so zurückhaltend war. „Glaub mir Val, ich würde nichts lieber tun, als mit dir zu schlafen.“ erklärte Anna und machte einen Schritt auf Valerie zu. „Aber dann möchte ich, dass es was Besonders ist und nicht in irgendeiner Schultoilette passiert, kannst du das verstehen?“ Sie strich eine Haarsträhne aus Valerie's Gesicht. Diese nickte verständnisvoll. „Aber warum sollte ich dann herkommen?“ fragte Valerie. „Weil ich dich einfach küssen wollte.“ sagte die Schwarzhaarige und gab ihr einen langen Kuss, den Valerie natürlich erwiderte. „Anderes Thema“ sagte Valerie, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten. „Was willst du mir denn zum Geburtstag schenken?“ Ja, Valerie hatte nächste Woche Geburtstag und würde stolze 17 Jahre alt werden. Natürlich erwartete sie, dass ihre Freundin ihr etwas Besonderes schenken würde. Anna lächelte geheimnisvoll und flüsterte leise „Lass dich überraschen.“ *** Die Woche verging wie im Flug. Natürlich war Valerie aufgeregt und fragte sich was ihre Liebste ihr schenken würde. Als sie an ihrem Geburtstag die Schule verließ war sie verwundert, dass Anna schon weg war, stattdessen fand sie auf dem Sitz ihres Rollers einen Zettel. „Komm heute Abend nach der Feier zu mir, dann gebe ich dir dein Geschenk.“ Zu Hause wartete Valerie's Familie auf sie und trotz der Gratulationen, der vielen Geschenke und dem gutem Essen (Valerie's Vater hatte extra am Grill gestanden und unter den Geschenken waren unter anderem eine PS3 und dazu die zwei Spiele Batman - Arkham Asylum und Alice: Madnesse Returns und die DVD von der Anime Serie Mai Hime) war Valerie doch gedanklich bei Anna. Es war bereits dunkel als alle Gäste weg waren und nur noch Valerie und ihre Eltern im Haus waren. Kaum waren sie allein, schnappte Valerie sich ihren Helm und rief „Bin nochmal weg!" Als sie bei Anna ankam stellte sie ihren Roller in den Hof des Lofts, was zu einer alten Angewohnheit von ihr geworden war. Was Valerie allerdings auffiel war, dass keine Lichter in dem Haus brannten, nur ein leichter, glühender Schimmer war zu sehen. Sie stieg die Treppe hoch und klopfte an die Tür. „Es ist offen!“ rief Anna von drinnen. Als Valerie die Tür öffnete, blieb ihr vor Erstaunen der Mund offen stehen, denn überall im Raum standen Teelichter und Kerzen verteilt und mitten drin stand Anna. „Gefällt es dir?“ fragte diese, als Valerie näher kam. „Ja, aber was soll das alles?“ fragte Valerie. Anna lächelte „Ich habe doch gesagt dass es was Besonderes sein soll. Und ich finde dieser Tag ist besonderes“ Dann küsste Anna sie. „Und bist du sicher, dass du es diesmal willst?“ fragte Valerie. „Wenn du noch einmal fragst, hau ich dich.“ sagte Anna scherzhaft. Und dann begann sie Valerie zu küssen, aber leidenschaftlicher, während sie Valerie's weiße Bluse aufknöpfte. „Mach langsam mit der Bluse.“ sagte Valerie flüsternd. „Sag nichts mehr.“ hauchte Anna und ließ den weißen Stoff von Valerie's Körper gleiten. Während sie sich erneut küssten griff Anna nach Valerie's BH und befreite sie von ihm. Gleichzeitig glitten Valerie's Hände unter Anna's Top und zogen es ihr aus sodass Anna nackt vor ihr stand. Valerie musterte Anna's nackten Oberkörper mit ihren perfekten Brüsten. Valerie konnte nicht anders und musste kurz darüber streichen. Die Schwarzhaarige seufzte leise. Wieder begangen sie sich zu küssen und dabei begann Valerie, Anna auf das Bett zu drängen. Als Anna darauf saß begann sie ihr fast schon ehrfürchtig ihre Hose aus zu ziehen. Während Valerie Anna weiter küsste, drängte Valerie ihre Freundin weiter auf's Bett und befreite Anna nun kompett von ihrer Hose. Langsam legte sich Valerie auf ihre Geliebte, während sie ihr den Slip auszog. „Entspann dich.“ flüstere Valerie, und begann ihre Geliebte vom Hals abwärts nach unten zu küssen was Anna zum Stöhnen brachte. Gänsehaut spiegelte sich auf Anna's Körper wieder. Valerie ließ sich Zeit und begann behutsam und langsam Anna's Körper zu erkunden. Schließlich war es Anna's erstes Mal, noch dazu ihr erstes Mal mit einer Frau. Einen Moment lang erlaubte Valerie es sich einfach zu genießen, dass sie sich küssten und auch die Berührungen von Anna, die von Mal zu Mal mutiger wurden. Langsam legte Valerie eine Hand auf Anna's rechte Brust und begann sie zu massieren während sie die andere mit ihrem Mund verwöhnte, was Anna wieder ein leises Stöhnen entlockte. Irgendwann begann Valerie von Anna's Brüsten aus nach unten zu küssen in Richtung Bauch, dabei ließ Anna ihre Bauchmuskeln spielen. Als sie an ihrem Bauchnabel ankam , begann Valerie um ihn herum zu lecken und sanft zu stupsen, was Anna erneut aufstöhnen ließ. Als Valerie weiter nach unten gehen wollte, schaute sie ein letztes Mal zu Anna auf. „Bist du sicher, dass du es willst?“ fragte Valerie. „Val, ich will es, ich vertraue dir. Ich weiß, dass du mir nicht wehtun wirst.“ sagte Anna. „Dann mach die Augen zu und genieß es.“ hauchte ihre Freundin. Langsam begann Valerie den linken Oberschenkel von unten nach oben zu Küssen und dann umgekehrt dabei näherte sich die Braunhaarige langsam Anna's Mitte, die bereits angefangen hatte zu pochen. Valerie's Hände fuhrten an ihrer Mitte einfach weiter nach oben vorbei zu ihrem Bauch, gefolgt von ihren Lippen. Schließlich kam sie bei Anna's Lippen an, küsste sie und beschäftigte sich wieder eine Zeit lang mit ihren Brüsten. Währenddessen schob Valerie ihr Knie sanft zwischen Anna's Beine. Wieder begann Valerie den Oberkörper ihrer Liebsten zu verwöhnen, dieses Mal jedoch entschloss sie sich Anna nicht länger zu Quälen und machte sich wieder auf den Weg in Richtung ihrer Körpermitte. Schließlich war auch ihre Geduld langsam am Ende, sie wollte Anna endlich fühlen und schmecken. Ein letztes Mal schaute sie nach oben zu Anna ob sie irgendwelche Einwände von sich gab, doch als kein Widerspruch kam, strich sie mit den Fingern über Anna's Venushügel, nur um danach zärtlich und langsam in Anna einzudringen. Am Anfang verspürte Anna einen leichten Schmerz, der aber dann einem unglaublichen Gefühl wich, das sie laut aufstöhnen ließ. Das Stöhnen von Anna ließ den letzten Geduldfaden von Valerie reißen und begann ihre Geliebte nicht nur mit Finger sondern auch mit dem Mund und ihrer Zunge zu verwöhnen. Irgendwann krallte sich Anna mit ihren Händen ins Bettlaken fest, drückte ihren Rücken durch und schrie ihren Höhepunkt heraus. Allerdings ließ Valerie ihn nicht einfach ausklingen, sondern hielt ihn solange aufrecht, schließlich sollte Anna ihn genießen, außerdem schmeckte sie einfach zu gut. Langsam küsste sich Valerie wieder zu Anna nach oben, küsste ihren Bauchnabel, ihre Brüste, bis sie schließlich über Anna war und gab ihr einen liebevollen Kuss. Anna hatte die Augen geschlossen und sagte nichts. „Wie fühlst du dich?“ flüsterte die Braunhaarige. „Gut“ antworte Anna ruhig. Dann öffnete sie die Augen. Mit einem Schwung, mit dem Valerie gar nicht gerechnet hatte drehte Anna sie auf den Rücken, schon war sie über ihr. „Glaub ja nicht, dass ich dir noch einmal den Vortritt lasse." hauchte Anna „Ich wollte nur wissen wie es geht.“ „Dann zeig mir mal, ob du gut aufgepasst hast.“ gab Valerie zurück und die beiden begannen sich erneut zu küssen. *** Es war früh am Morgen als Valerie durch Bewegungen neben ihr wach wurde. Sie richtete sich im Bett auf und schaute nach Anna. Diese lag neben ihr und wälzte sich mit ihrem Kopf hin und her. „Nein!“ rief Anna im Schlaf. „Mach das nicht! Nein, lass das! Tu das bitte nicht!“ Valerie legte vorsichtig ihre Hand auf Anna's Arm, um ihre Freundin zu wecken, die offensichtlich einen Albtraum hatte. „Anna“ sagte sie sanft. In diesem Moment riss Anna die Augen auf und mit einem lauten Aufschrei stürzte sie sich auf ihre Freundin. Sie hatte Valerie mit ihren Händen am Hals gepackt, drückte sie zurück auf das Bett und drückte zu. Valerie war vollkommen überrascht, nicht nur von Anna's Angriff sondern auch von der unglaublichen Kraft, die in Anna steckte. Doch es waren vor allem Anna's Augen, die Valerie erschreckten, da sie sich blutrot verfärbt hatten und so leer wirkten als ob Anna Valerie nicht wieder erkennen würde. „Anna…“ sagte Valerie ächzend „Ich kriege keine Luft…“ Anna's Griff wurde immer fester. Nur ein Knurren kam als Antwort. „Anna… ich bin es… erkennst du… mich nicht… wieder?!“ sagte die Braunaarige und legte verzweifelt ihre Hände auf Anna's Handgelenk um sich von ihrem Griff zu befreien. In diesem Moment wurde Anna's Blick klarer, das Rot in ihren Augen wechselte wieder in grün und der mörderische Blick verschwand. „Valerie?“ sagte sie und als sie merkte, dass sie ihr Hände um Valerie's Hals gelegt hatte, schrak sie zurück und löste schnell ihren Griff. Sie schwang sich von Valerie runter und zog sich auf ihre Seite des Bettes zurück. Valerie hustete mehrmals und ihre Lungen genossen es wieder, sich mit Luft zu füllen. Dann drehte sie sich zu Anna um. Diese hatte die Beine angezogen und den Kopf gesenkt, so dass ihr Gesicht von ihren schwarzen Haaren verdeckt wurde. „Es.. es tut mir leid, so leid.“ sagte Anna immer wieder. Die vielen Fragen, die durch Valerie's Kopf gingen, verschwanden als sie Anna sah, die so bemitleidenswert aussah. Und dann begann Anna zu weinen. Valerie hatte Anna noch nie weinen gesehen und es klang so verzweifelt, dass es ihr fast das Herz zerbrach. Zögerlich rutsche Valerie an das weinende Mädchen heran, um sie dann langsam und liebevoll in den Arm zu nehmen. „Schhhschhh“ machte Valerie beruhigend „Es ist alles gut. Ich bin ja da. Schhh." Beruhigend strich Valerie durch Anna's schwarzes Haar, während diese ihren Tränen freien Lauf ließ. „Was hat man dir nur angetan?“ frage Valerie sich, sprach es aber nicht aus. Kapitel 10: Sam --------------- Einige Monate Zuvor: Anna stand an einer Wand gelehnt und schaute in die Richtung des Strandrestaurants, das sich auf der anderen Straßenseite befand. Nach einer Woche Reise, die sie an der Westküste entlang geführt hatte, war sie endlich am Ziel: Sie war in Los Angeles. Sie war nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln gereist, zu groß war die Gefahr, dass die Bilder der Überwachungskameras in den Bahnhöfen oder Flughäfen irgendwie ihren Weg zur Division finden würden. Zumindest hatte die taktische Ausbildung durch die Division etwas Gutes. Stattdessen war sie per Güterzügen durchs Land gereist, und nun war sie am Ziel. Würde dieser Sam ihr helfen? Zumindest hatte das ihre Mutter behauptet. Anna löste sich von der Wand, überquerte die Straße und betrat das Restaurant. Sie verstaute aber vorher eines ihrer Messer im Ärmel ihres Pullovers. Das Restaurant war karibisch eingerichtet. An den weißen Wänden waren Palmen aufgemalt. Die Tische, die sich im Raum befanden waren klein und Flechtstühle standen dort als Sitzgelegenheit. Aber es gab keine Fenster, sodass Anna den salzigen Meeresgeruch riechen konnte. Aus dem Lautsprechen über ihr lief kubanische Musik. Anna ging zu einer Kellnerin und sagte „Ich suche einen gewissen Sam Campell.“ „Das ist mein Boss, der sitzt an der Bar.“ sagte diese. Ohne ein Wort zu sagen ging Anna an der Kellnerin vorbei und ging zur Bar, wo dieser Sam vor einem Früchte-Cocktail saß. Anna stellte sich neben ihn. „Sind sie Sam Campell?“ fragte sie. „Kommt darauf an wer das wissen will.“ sagte Sam und schaute Anna kurz an. „Und wenn du jetzt behauptest, dass ich dein Vater bin muss ich dich leider enttäuschen.“ Dann widmete er sich wieder seinem Drink zu. Anna wurde ärgerlich, sie hatte doch nicht den weiten Weg gemacht, nur um sich jetzt dumm anmachen zu lassen. Mit einer Bewegung ließ sie ihr Messer in ihre Hand fallen um es direkt zwischen Sams Fingern in den Bartresen zu rammen. Vollkommen überrascht schaute Sam das Mädchen an, was einige Gäste des Restaurants aufschauen ließ. „Ich frage noch einmal. Sind sie Sam Campell?“ fragte Anna in einem harten Tonfall. Sam schaute endgültig auf und musterte sie jetzt ernsthafter. Er stand von seinem Hocker auf. „Kennen wir uns? Ich vergesse nie ein Gesicht.“ sagte Sam. „Sie kannten meine Mutter.“ sagte Anna knapp. Sam riss die Augen auf „Dann bist du wahr…“ wollte er sagen. „Mein Name ist Anna.“ unterbrach sie ihn. „Okay“, sagte Sam langsam „Dann sollten wir uns an einem ruhigen Ort unterhalten.“ Anna zog das Messer aus dem Bartresen und folgte Sam, der aufgestanden war, und sie zur Terrasse des Restaurants führte. Dort setzen sie sich an einen Tisch von dem man einen Parkplatz zum Strand sehen konnte. Dann verschwand Sam kurz, kam aber schnell wieder mit einem Mappe in der Hand. Kurze Zeit später tauchte die Kellnerin von vorhin auf und fragte „Was darf es sein?“ „Für mich das Übliche.“ sagte Sam. „Und für mich eine Cola.“ sagte Anna. „Wenn du alleine hier bist dann heißt das wohl dass es Catherine es nicht geschafft hat, was?“ sagte Sam. „Nein, hat sie nicht.“, sagte Anna knapp „Sie hat mir in ihrer Botschaft gesagt, dass ich ihnen trauen soll, dass Sie mir helfen können. Aber vorher möchte mehr über Sie wissen.“ „Zunächst mal lassen wir das Sie weg, für dich bin ich Sam, klar?“ sagte er und begann zu erzählen: „Ich war CIA-Agent und eine Navy SEAL, nachdem ich ehrenhaft entlassen wurde, machte mir die Division ein Angebot.“ „Du hast für die Division gearbeitet!?“ fragte Anna mit vorwurfsvollem Blick. „He, ich wusste nichts von den von den Genexperimenten, dem Waffenhandel oder mit was die sonst ihr Geld verdienen. Ich war in dem Labor, wo du warst Sicherheitsberater, dort habe ich auch deine Mutter kennengelernt. Als ich das Angebot annahm, hat mir die CIA gesagt, dass da was nicht stimmt, aber die Bezahlung war zu gut um sie ab zu lehnen. Jedenfalls habe ich begonnen herumzuschnüffeln und dabei herausgefunden, was die Division so macht. Bin sofort danach ausgestiegen.“ „Bist desertiert.“ sagte Anna. „So kann man es auch nennen.“ sagte Sam. „Und die haben dich am Leben gelassen?“ fragte Anna. „Naja, ich habe meine Spuren gut verwischt und ich war schließlich nicht umsonst bei der CIA.“ „Oder du stehst nicht auf deren Prioritäten-Liste.“ sagte Anna. „Darauf trinke ich.“ sagte Sam, prostete mit seiner Flasche Anna zu und nippte an ihr. „Warum hat sich meine Mutter mit dir in Verbindung gesetzt?“ fragte Anna zwischen zwei Schlücken. „Weil ich Kontakte habe um jemandem beim Untertauchen zu helfen. Ich bin zwar aus dem Geschäft raus, aber kenne eine menge Leute die mir einen Gefallen schulden.“ Sam nahm die Mappe zur Hand und blätterte. „Deine Mutter war nicht dumm; sie hatte Monate vor eurer Flucht damit begonnen Gelder von der Division abzuzweigen. Dann hat sie die Gelder über einen Kumpel von mir der Geld wäscht das Geld auf ein Paar Geheimkonten transferiert.“ „Und, wie viel ist da jetzt drauf?“ fragte Anna. Sam blätterte die Akte durch „Ungefähr 30 Millionen, zusammen gerechnet. Das ist genug um ein neues Leben anzufangen. “ „Sie hatte alles für uns geplant.“ sagte Anna in Gedanken versunken und schaute in das Schwarz ihrer Cola. Trauer spiegelte sich in Anna's Augen. Sam räusperte sich „Ist alles in Ordnung?“ „Ja“ sagte Anna deren Gesichtsausdruck wieder kalt und verschlossen war. „Also“ sagte Sam „Du bist ein reiches, junges Mädchen das Superkräfte hat, ohne irgendwelche Pläne.“ „Eine Wohnung wäre nicht schlecht.“ meinte Anna. „Das kann ich machen,“ sagte Sam, „ich muss nur ein Paar Anrufe erledigen.“ Anna schaute nachdenklich in ihre Cola und nippte daran. „Meine Mutter wollte, dass ich ein normales Leben lebe.“ sie zuckte mit den Schultern „Was machen normale Mädchen in meinem Alter?“ fragte Anna. „Naja“ sagte Sam „Sie gehen zur Schule.“ „Dann will ich auch zur Schule gehen.“ sagte die Schwarzhaarige. „Was bei deinem Wissensstand, und den vielen Sprachen die du sprichst, blöd wäre.“ sagte Sam lachend. Anna sah ihn ernst an „Ich mach nie Witze.“ sagte sie. „Äh naja, Schulpapiere fälschen ist nicht gerade das, was meine Kontakte jeden Tag machen, aber ich denke das sie das hinkriegen. Sonst noch was?“ fragte Sam. In diesem Moment wurde Anna's Aufmerksamkeit auf ein Motorrad gelenkt das gerade auf den Parkplatz gefahren kam. Der Fahrer stieg von der Maschine und nahm den Helm ab. Es war ein junger, schwarzhaariger, breitgebauter Mann mit einem Drei-Tage-Bart, dem ein junges Mädchen mit blonden Haaren im Bikini entgegen kam und ihn in seine Arme schloss und küsste. Doch Annas Augen war nicht auf Pärchen gerichtet sondern auf das Motorrad. Als sie sich zum Sam umdrehte, sah er sie zum ersten Mal lächeln. „Da gibt es noch eine Sache…“ sagte sie. *** Sam ließ Anna bei sich in seinem Strandhaus wohnen, bis er eine Wohnung für sie gefunden hatte. Er mochte das Mädchen, rein platonisch natürlich, er versorgte sie mit Kleidung und versuchte ihr zu helfen, in der Welt Fuß zu fassen. Nach zwei Wochen Rumtelefoniererei fand Sam ein Loft, das zum Verkauf stand. Eben jenes Loft, das Anna jetzt bewohnte. Und selbst als sie ausgezogen war, kümmerte er sich weiter um Anna. Nicht nur aus Pflichtgefühl Anna's Mutter gegenüber, oder weil er eben das Mädchen mochte, sondern auch weil er etwas für sie tun konnte. Denn was Anna nicht wusste war, dass Sam ihr bei seiner Zeit bei der Division begegnet war. Der Teil des Labors in dem Anna untergebracht war, war für Sam gesperrt gewesen. Neugierig wie er war, ging er trotzdem in diesen Bereich und wurde dabei Zeuge wie Anna durch Elektroschocks gefoltert wurde. Wie gerne hätte er ihr geholfen und sie von dem Tisch geschnallt, doch er tat es nicht und das zerrte an seinem Gewissen. Monatelang hörte er die verzweifelten Schreie des Mädchens und im Grunde war das auch der Auslöser gewesen, warum er aus der Division ausgestiegen war. Jetzt hatte er die Chance es wieder gut zu machen, und er würde das Mädchen, das so viel durchgemacht hatte, beschützen, das hatte er sich geschworen. Und eines Morgens hatte er für Anna eine Überraschung. Sam hatte seinen Wagen abseits des Tors das zum Loft führte, abgestellt. Normalerweise parkte er sein Auto vor dem Tor, aber heute hatte er anderes im Sinn. Kurze Zeit später traf ein kleiner Lastwagen ein, in dem vier muskulöse und tätowierte Männer saßen. Sam nickte ihnen begrüßend zu, dann öffnete er beide Tore und versuchte dabei so wenig Lärm wie möglich zu machen. Er schielte immer wieder zu den großen Fenstern des Lofts, ob das Licht an war. Dann fuhr der große Lastwagen in den Hof, die Männer stiegen aus und sie begannen etwas von der Ladefläche herunter zu rollen, was unter einer Plane versteckt war. Als es im Hof stand, bedankte Sam sich bei den Männern. Dann bezahlte er sie, die Männer stiegen in den Laster und fuhren davon. Sam setzte sich in seinen Wagen und wollte sich noch ein bisschen Schlafen legen, bis er Anna aufsuchen würde, es war ja schließlich noch dunkel. Sein Blick fiel auf den runden Gegenstand neben ihm auf dem Beifahrersitz. Untendrunter befand sich die Mappe mit den gefälschten Schulpapieren und was man sonst noch als normaler Mensch so brauchte. „Ich bin gespannt, was du zu dem Geschenk sagen wirst.“ dachte Sam. Als es hell wurde machte sich Sam auf den Weg zu Anna's Loft. Gut gelaunt stieg er die Treppe hoch, klopfte und rief „Anna, ich bin's.“ Es war immer besser sich bei Anna vorher anzukündigen, nicht dass Anna ihn aus dem Hinterhalt überfällt, das war eine Lektion, die er bei seinem ersten Besuch gelernt hatte. Sam öffnete dann die Tür und betrat das Loft. Anna saß an ihrem Tisch mit einer Schüssel Cornflakes vor sich. „Bist früh“ sagte sie. „Jaaa, “ sagte Sam langsam „ich wollte dir das hier vorbeibringen.“ Er warf etwas auf den Esstisch. „Der Kumpel von dem ich es habe war fast gekrängt, aber nachdem ich ihm einen saftigen Vorschuss gezahlt hatte, war er zufrieden." Anna hatte die Mappe zur Hand genommen und blätterte in ihr. Dabei stach ihr ihr neuer Nachnamen ins Auge „Kinsey.“ und kniff verärgert die Augen zusammen. „Ich fand es angebracht dir den Nachnamen deiner Mutter zu geben.“ erklärte Sam. „Äh, könntest du bitte dir was anziehen und raus kommen? Ich habe eine Überraschung für dich.“ sagte er. Anna kniff misstrauisch die Augen zusammen „Ich mag keine Überraschungen.“ „Aber die wird dir gefallen.“ sagte Sam. Anna stieß genervt einen Seufzer aus, dann stand sie auf, öffnete ihren Kleiderschrank und holte sich ein Paar Klamotten heraus. Sie verschwand im Bad, dabei ließ sie ihr Schrak geöffnet, sodass Sam einen Blick hineinwerfen konnte. Und was ihm auffiel war, dass alles schwarz war, schwarze Tops, Hosen, alle schwarz. Zwar gab es hier und da auch ein weißes Top, doch das meiste war schwarz. „Ich will ja nichts gegen deinen Modegeschmack sagen,“ meinte Sam „aber wenn ich mir das ganze Schwarz anschaue, da könnte man dich glatt für einen Goth halten.“ „Ich mag dunkle Farben, da fühle ich mich am wohlsten.“ sagte Anna „Was ist eigentlich ein Goth?“ fragte sie danach, denn obwohl sie viel über die Welt außerhalb des Labors nun wusste, waren ihr gewisse Begriffe immernoch unbekannt. „Vergiss es“ wehrte Sam ab. Gekleidet in schwarzer Jeans und einem weißen Top stand Anna kurze Zeit später vor Sam. Dieser zog eine Augenbinde seiner Hosentasche heraus. „Was soll das?“ sagte Anna misstrauisch. „Gehört zur Überraschung.“ sagte Sam „Hast du noch nie blinde Kuh gespielt?“ „Nein“ sagte Anna knapp. „Komm schon, mach mir die Freude.“ sagte der Ältere. Anna stieß ein Seufzer aus „Okay“ und ließ es zu, dass man ihr die Augen verband. Sam nahm sie an der Hand und führte sie zur Eingangstür des Lofts und die Metalltreppe hinab. Als sie unten waren wies er Anna sich unter'm Treppengeländer fest zu halten. „Ich bin gleich wieder da“ sagte er und lief zu seinem Wagen und holte von seinem Beifahrersitz den runden Gegenstand. Dann kehrte er zu der wartenden Anna zurück und drückte ihr den Gegenstand in die Hand. Dann löste er die Augenbinde. Anna brauchte einige Augenblicke um sich zu orientieren dann bemerkte sie den Gegenstand in ihren Händen. Es war ein schwarzer Helm. Anna riss die Augen auf und bemerkte das großen Gebilde, das in ihrem Hof stand. Dann schaute sie zu Sam, dieser grinste. „Du hast doch nicht etwa…?“ sagte sie. Dann griff er nach der Plane und mit einem lauten „Tatata“ präsentierte Sam ihr eine schwarze Kawasaki Ninja ZZR 1400. Fassungslos starrte Anna die Maschine an, dann ging sie zu ihr. „Sam“ sagte Anna „Du solltest mir doch nur sagen wo ich mir ein Bike kaufen kann, nicht schenken“ „Ach, lass mir doch die Freude.“ sagte Sam „Probiere sie mal doch aus.“ Und hielt ihr ihren Motorradschlüssel hin. Elegant schwang Anna sich auf die Maschine, zog den Helm auf, startete die Maschine und fuhr los. Anna genoss die erst Fahrt. es fühlte sich toll an, diese Freie, diese Geschwindigkeit und das Beste: Sie gehörte ihr und dies würde sie sich nie wieder nehmen lassen. Nach einer halben Stunde kehrte Anna zu Sam zurück. Sie fuhr in den Hof und fuhr noch mal einen kleinen Kreis um das Motorrad in richtiger Richtung zu Parken. Sie nahm den Helm ab und schüttelte ihre langen Haare etwas. Sam hatte sie noch nie so glücklich gesehen. Er kam sich vor wie ein Onkel, der seiner Nichte das schönste Geschenk auf der Welt gemacht hat. Und so sah er sich, als Anna's Onkel. „Motorradfahren liegt wohl in der Familie.“ sagte Sam. Anna hörte ihn kaum. Obwohl sie schon längst abgehalten hatte, weigerte sie sich abzusteigen. „Ein Kumpel in der Stadt ist übrigens dafür, dass das Loft und die Werkstatt über einen Decknamen von dir laufen, es gehört alles offiziell dir“ sagte er. „Sie gehört mir“ sagte Anna, aber meinte eher das Motorrad als das Loft „Sie gehört mir“ Sam hätte schwören können, dass Anna Tränen in den Augen hatte. Zum ersten Mal hatte sie etwas, das ihr ganz allein gehörte. Immer wieder strich sie mit ihren schlanken Fingern über den schwarzen Lack des Tanks zum Lenker und wieder zurück. Doch dann wurde ihr Blick wieder ernst. „Sam, kannst du mir einen Gefallen tun?“ fragte Anna. „Sicher“ sagte er. „Kannst du für mich jemanden finden?“ Kapitel 11: Ein Sturm zieht auf... ---------------------------------- (Ein Jahr Später:) Gut gelaunt fuhr Valerie mit ihrem Roller auf den Parkplatz der Schule für Roller, Motorräder und Fahrräder. Freudestrahlend nahm sie den Helm ab. Es hatte Mal eine Zeit gegeben, da hatte es ihr davor gegraut zur Schule zu gehen. Heute war es anders, das lag vor allem an einer gewissen Schwarzhaarigen mit der sie jetzt zusammen war. Seit einem Jahr war sie jetzt mit Anna glücklich, auch wenn diese darauf bestand, dass ihre Beziehung geheim bleiben sollte. Und dennoch wurde ihre Beziehung von einem Schatten verdunkelt. Es hatte etwas mit dem zu tun, was in der Nacht passiert war, als sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten. Und immer wieder fragten sie sich was das gewesen war, diese roten Augen, Anna's Augen, mit mörderischem Blick, als ob sie sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Immer hatte Valerie mit sich gerungen mit Anna über den Vorfall zusprechen, hatte aber dann alles fallen gelassen. Anna hatte Geheimisse, das wusste Valerie, und wenn die Zeit gekommen war, würde sie ihr von selbst erzählen, was ihr widerfahren ist. Hoffte sie zumindest. Valerie vertrieb die düsteren Gedanken und verstaute ihren Helm im Ablagefach ihres Rollers. Als sie aufsah rechnete sie damit, dass jeden Moment Anna mit ihrer Maschine um die Ecke biegen würde. Doch sie kam nicht, was Valerie verwunderte, weil Anna immer pünktlich war. Sie wartete bis sie das Schellen der Schulklinge hörte, dann ging sie alleine ins Schulgebäude. Als Valerie ihren Spind öffnete, um ihr Mathebuch zu holen, schaute sie immer wieder zum Spind schräg gegenüber von ihr, der Anna gehörte. Sie erwartete, jeden Moment die Schwarzhaarige dort stehen zu sehen, doch es kam niemand. „Wo steckt sie nur?“ dachte die Braunhaarige. *** Anna fuhr durch einen der Vororte von Kalifornien. Immer wieder hielt sie an, klappte das Visier ihres Helmes hoch und zog aus ihrer Lederjacke einen Zettel hervor, auf dem eine Adresse stand die ihr Sam gegeben hatte. Schließlich fand sie das Haus, welches sie suchte. Sie hielt das Motorrad einige Meter vor dem Haus an und klappte das Visier erneut hoch. Es dauerte etwas, doch dann kam eine Frau in den Dreißigern aus dem Haus. Sie trug männliche Kleidung, ein weißes Hemd und Jeans. Ihre blonden Haare waren kurz. Anna musterte sie. Das war also die Frau, mit der ihre Mutter jahrelang zusammen gewesen war. Sie beobachtete, wie diese 'Emma' in ihr Auto stieg und davon fuhr. Einige Minuten starrte Anna ihr hinterher. „Ach, verdammt“ fluchte sie, startete die Maschine und fuhr los. Anna fuhr aus dem Vorort heraus und den Highway hoch. Ohne Ziel kam sie irgendwann an eine Steilküste mit einer Klippe, die über den Ozean ragte und als Aussichtspunkt benutzt wurde. Dort hielt Anna, nahm den Helm vom Kopf und stieg ab. Dann stützte sie sich auf die Leitplanke und schaute gedankenverloren aufs Meer hinaus. Warum wollte sie überhaupt unbedingt diese Frau finden? Wahrscheinlich wollte sie ihre Mutter besser kennenlernen, Anna wusste schließlich gar nichts über sie, außer dass sie sie geliebt und aus dem Labor befreit hatte. Zumindest hatte sie das in dem Video gesagt. Und diese Frau, diese Emma, wusste mehr über ihre Mutter als jede andere. Immerhin war sie jahrelang mit ihr zusammen gewesen, bis sie sich getrennt hatten. „War ich der Grund, warum die beiden auseinander gegangen sind?“ fragte sich Anna. Wie sie so über die Beziehung ihrer Mutter grübelte, musst sie auch an ihre eigene denken. Valerie. Seit dieses Mädchen in ihr Leben getreten war, wusste Anna was es heißt, glücklich zu sein. An sie zu denken ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie genoss jede Minute mit ihr. Egal, ob sie neben ihr aufwachte, mit ihr zur Schule ging, oder sie etwas miteinander unternahmen. Dauernd versuchte Valerie Anna mit ihren Witzen zum Lachen zu bringen. Doch dann war etwas vor vier Monaten passiert, was Anna wieder in die Realität zurück geholt hatte. In der ersten gemeinsamen Nacht mit Valerie war auch zum ersten Mal seit langer Zeit der Berserker in ihr erwacht. Jene Programmierung, die ihre Schöpfer als Sicherung in ihr manifestiert hatte und sie zwang, wahllos zu töten. Es war ein kurzer Moment, aber er hatte ausgereicht, um Valerie fast umzubringen. In diesen Moment war Anna nur noch „Waffe 13“ gewesen. Die Mörderin, die Killerin, die Waffe. Anna erschauderte bei dem Gedanken, aber dieses Ereignis hatte ihr vor Augen geführt, dass sie nunmal kein normaler Mensch war. Dazu hatten ihre Schöpfer zu viele Dinge in ihre Gene gemischt. Katzen-DNS, Wolfs-DNS und noch viel mehr. Anna schaute hinab zu den Wellen, die sich immer wieder an den Felsen brachen. Anna's Gedanken wanderten zu dem, mit dem sie sich seit einiger Zeit beschäftigte. „Soll ich Valerie die Wahrheit über mich sagen?“ dachte sie „Aber wie würde sie reagieren? Würde sich mich verurteilen für das, was ich getan habe?“ Es waren genau diese Zweifel, die Anna immer wieder davor zurückschrecken ließen, Valerie die Wahrheit zu sagen. In diesen Moment hörte Anna weit entfernt ein tiefes Grollen. Sie schaute auf. Über dem offenen Ozean hatte sich eine dunkle Wolke gebildet. Anscheinend tobte gerade ein Sturm, der selbst hier zu spüren war. Die Wellen schlugen etwas höher als vorher und hier und da konnte man einige Blitze sehen. Für Anna kamen die Wolke einem dunklen Omen gleich. Die Worte ihrer Mutter kamen ihr in den Sinn, „Die Division wird nicht aufhören dich zu jagen“. Bis jetzt war sie immer vorsichtig gewesen, sie hatte sogar drauf bestanden, dass Valerie und sie ihre Beziehung nicht in der Schule zeigten. Zu groß war die Gefahr, dass durch das Outing unnötige Aufmerksamkeit entstehen könnte. Anna vertrieb die Gedanken und ging zu ihrem Motorrad, das brav auf seine Herrin wartete. Bevor sie sich darauf setzte, zog sie ihr Handy aus ihrer Lederhose. Und sie musste feststellen, dass dort zehn Nachrichten von Valerie auf sie warteten. „Junge, da werde ich jetzt aber was zu hören kriegen“ dachte sie. Hastig wählte Anna Valerie's Nummer aus dem Speicher des Handys. „Hey, Baby“ sagte Anna als Valerie ans Handy ging und lehnte sich lässig gegen das Bike. Sie hoffte dadurch tatsächlich lässiger zu klingen und weniger grüblerisch. „Du warst heute nicht in der Schule..“ kam es prompt aus dem Handy. „Ich musste mal raus“ sagte Anna. „Ist alles in Ordnung?“ fragte Valerie. Anna konnte vor ihrem geistigen Auge sehen, wie ihre Freundin die Stirn runzelte. „Ja, alles okay. Kommst du heute Abend zu mir? Wir könnten einen DVD-Abend machen“ schlug Anna vor. „Klar, irgendeinen besonderes Film-Wunsch?“ wollte Valerie wissen. „Alles, nur keine Horror- oder Liebesfilme“ meinte Anna. „Ich gucke mal, was ich da habe“ antwortete Valerie, dann legte sie auf. Anna schwang sich auf ihre Maschine. Noch einmal schaute sie zu der dunkeln Wolke. Sie waren irgendwo da draußen, suchten nach ihr und sie musste darauf vorbereitet sein. Sie nahm ihr Handy wieder zur Hand und rief Sam an. „Sam, ich bin es. Kannst du etwas für mich besorgen?“ *** Am Abend kam Valerie zu Anna nach Hause. Beide gaben sich zur Begrüßung einen langen Kuss. Allein, dass Valerie bei ihr war, ließ Anna alle Sorgen vergessen. Valerie grinste und zeigte ihr, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, die DVD, die sie mitgebracht hatte, auf der 'Sucker Punch' stand. „Ich hoffe, das ist okay. Es gibt Girls und Action“ erklärte die Braunhaarige. „Hmh, von mir aus“ brummte Anna. Was Filme betraf, war Anna ziemlich hilflos, da sie sich mit sowas nicht auskannte. Deswegen überließ sie es Valerie, die Filme, die sie schauten, ob jetzt im Kino oder auf DVD, auszusuchen. Sie legten die DVD in den Rekorder ein und kuschelten sich auf Anna's Sofa. Irgendwann gegen Mitte des Films, hatte Valerie ihren Kopf auf die Brust von Anna gelegt und war eingenickt. „Val?“ fragte Anna. „Hmh“ kam es von der Braunhaarigen. „Weißt du eigentlich, dass du meine Familie bist?“ meinte Anna und begann ihr liebevoll übers Haar zu streichen. „Hmh“ machte Valerie. „Und seine Familie muss man beschützen“ dachte Anna weiter „egal um welchen Preis“. Kapitel 12: Die Divison ----------------------- Doktor Michels betrat nach einem harten Arbeitstag die Tiefgarage des Vancouver Hospitals. Er hatte das Mädchen, das er vor einem Jahr operiert hatte dessen Wunden sich sofort geschlossen hatten, lägst vergessen. Er wollte nur noch nach Hause und ausspannen. Was er nicht ahnte war, dass er von zwei schwarzen Gestalten beobachtet wurde. Er hatte gerade seinen Wagen geöffnet als er von hinten gepackt Und ihm ein Tuch mit Chloroform auf den Mund gedrückt wurde, bis er ohnmächtig wurde. In diesem Moment fuhr ein schwarzer Kleinbus auf das Deck der Tiefgarage und hielt vor den zwei Männern. Der bewußtlose Michels wurde in den Bus gezerrt. *** Als Michels erwachte, konnte er sich nicht bewegen. Alles um ihn herum war dunkel. Er konnte nichts sehen, weil er einen Sack auf dem Kopf hatte. In diesem Moment wurde ihm der Sack vom Kopf genommen. Es dauerte ein Wenig bis er sich orientieren konnte. Alles was er sehen konnte war, dass er sich in einem dunklen Raum befand. Er war an einen Stuhl gefesselt. Neben ihm, so erkannte er, standen zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Wachen. Sie trugen schwarze Kampfanzüge darüber einen schwarze Schutzpanzer. Ihre Gesichter waren unter Helmen verborgen die Michels irgendwie an die Sturmtruppen aus Star Wars erinnerten. In diesem Moment öffnete sich vor ihm eine automatische Tür und ein großer, hagerer Mann betrat den Raum. Er war kahlköpfig und seine Wangenknochen waren extrem ausgeprägt, was ihm das Aussehen eines Totenschädels verlieh. Er trug einen langen weisen Kittel den er bis oben zugeknöpft hatte. Über seine Beine hatte er eine schwarze Stoffhose gezogen und seine Brille, die er auf der Nase trug, war verspiegelt, so dass man nicht seine Augen sehen konnte. Mit einem seiner Finger, die in Lederhandschuhen steckten, deutete er den Wachen an, dass sie den Raum verlassen sollten. Als sie allein waren, wandte er sich seinem Gefangen zu: „Guten Tag, Dr. Michels“, sagte der Mann mit ruhiger dunkler Stimme. „Wer sind Sie?“, sagte Michels. „Ich bin Doktor Otto Sevarius“, stellte er sich vor. „Bitte verzeihen Sie, dass wir zu solchen Maßnahmen greifen mussten, aber es stehen Menschenleben auf dem Spiel.“ „Was wollen Sie?“, fragte Michels. „Ich bin Mitglied einer geheimen und wichtigen Behörde der Regierung“, erklärte er, „Sie werden mir jetzt ein paar Fragen beantworten. Beantworten Sie sie zu meiner Zufriedenheit, werden Sie frei gelassen. Wenn nicht ...“ Er ließ den Rest im Raum stehen. Michels schluckte, denn er verstand die Drohung. Sevarius griff in die Innentasche seines Kittels, zog ein Bild heraus auf dem sich ein Mädchen befand. „Können Sie sich an dieses Mädchen erinnern?“, sagte der Kahlköpfige. Jetzt, wo er sie sah, erkannte Michels sie. Es war das Mädchen was er vor einem Jahr operiert hatte. „Ja“, sagte Michels. „Sehr gut, denn ich baue jetzt auf den Eid den Sie als Arzt geleistet haben. Dieses Mädchen ist gefährlich. Ihretwegen sind und werden viele Menschen sterben. Helfen Sie mir diese Menschen vor ihr zu retten. Sagen Sie mir, was ich wissen will“, sagte Sevarius. Nach einer Stunde verließ Sevarius den Raum und ging zu den Wachen die davor standen. „Sorgen Sie dafür, dass Doktor Michels zu seinem Auto gebracht wird. Ich denke Alkohol am Steuer dürfte das passende Ende für ihn sein.“ „Ja, Sir“, sagte einer der Soldaten. Sevarius hatte zwar gesagt, dass er Michels frei lassen würde, aber nicht, dass er lebendig sein würde. Und auch die Sache mit der Regierungsbehörde war halb gelogen gewesen. Die Division war bei ihrer Gründung eine geheime Behörde gewesen in der Genversuche durchführt wurden. Doch heute konnte man mit Recht behaupten, dass die Division schon längst über der Regierung stand. Die Division war so mächtig geworden, dass sie weltweit operierte. Egal ob an Waffenschmuggel, Auftragsmorde oder sonst irgendwelchen illegalen Geschäften war die Division beteiligt. Die Gelder, die sie dabei verdienten, nutzten sie, um ihre Genforschung voran zu bringen. Die Türen zu Sevarius‘ großem geräumigen Büro glitten zur Seite. Schließlich hatte der Leiter der Division eine Menge Arbeit vor sich. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und nahm einen Bericht zur Hand der sich mit Aktivisten der Division in Asien beschäftige, als das interne Telefon klingelte. Sevarius nahm den Höher ab. „Ja“, sagte Sevarius ruhig. Die Stimme eines jungen Mannes meldete sich der in der Zentralle des Hauptquartiers saß: „Doktor Sevarius, das Einsatzteam aus Vancouver hat sich gemeldet. Sie wollten darüber informiert werden.“ „In der Tat“, sagte der Angesprochene. „Stellen Sie zu mir durch.“ „Ja, Sir“, sagte der Mann. Dann machte es Klick und kurze Zeit später meldete sich eine tiefe männliche Stimme die sehr militärisch klang: „Was haben Sie zu berichten, Captain?“, sagte Sevarius. „Wir haben die geheime Wohnung die Doktor Kinsey gemietet hat gefunden. Ich habe sie bereits auf den Kopf stellen lassen“, sagte der Captain. „Und haben Sie was Interessantes gefunden?“, fragte Sevarius nach. „Nein, die Wohnung war leer. Allerdings haben wir zwei Flugtickets nach Los Angeles gefunden“, erklärte der Captain. „Danke, Captain. Ziehen Sie Ihre Leute ab. Ihre Arbeit ist erledigt“, sagte Sevarius und beendete das Telefonat. Dann wählte er erneut die Nummer der Zentrale. „Das Gamma Aufklärungsteam soll sich bereit machen, nach Los Angeles zu fliegen“, befahl er. „Und sorgen Sie dafür, dass sie die neuen Suchdronen mit nehmen.“ „Ja, Sir“, kam von der Zentralle und Sevarius legte auf. Endlich nach einem Jahr der Suche hatten sie einen konkreten Hinweis auf den Verbleib der Geflohenen. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen sie auf zu Spüren. Gerade weil es schwierig gewesen war, zeigte es wiederum, dass bei ihrer Ausbildung fast alles bei ihr richtig gemacht worden war. Auch wenn es keine direkten Hinweise gab, dass Waffe 13 wirklich L.A. war. Nun galt es aus den Informationen ein Netz zu spinnen in dem sie sich verfangen würde. Sevarius stand von seinem Sessel auf und ging zu einem Spiegel der sich an einer Wand neben seinem Schreibtisch befand. Dort nahm er seine Brille ab und man konnte zwei lange Schnittnarben sehen die durch das linke Auge gingen. „Bald habe ich dich“, schwor sich Sevarius. Kapitel 13: Die Kleidung einer Kriegerin ---------------------------------------- Es war ein seltsamer Ort. Die Gerüche waren total anders. Es roch nach Süßem und gebraten. Und es wimmelte von Menschen. Das war etwas was Anna überhaupt nicht mochte. Aber sie war trotzdem mitgegangen. Allein um Valeries willen. An diesem Wochenende war ein fahrender Jahrmarkt nach Los Angeles gekommen. Und Valerie hatte drauf bestanden dort hinzu gehen. Anna wäre lieber mit dem Motorrad rum gekurvt und fand solche Märkte eher langweilig, aber sie konnte ihrer Liebsten sowieso keinen Wunsch abschlagen. Während sie Hand in Hand durch die Menge schritten musste Anna doch zu geben, dass sie ein ziemlich ungewöhnliches Paar waren. Anna in ihrer ledernen Biker Kleidung und Valerie in ihrem weißen Sommerkleid. Hier und da konnte sie schon spüren, dass man ihr Blicke zu warf oder Augenbrauen hoch gezogen wurden. Doch Anna war es egal. So lange man keine Fotos von ihnen schoss und es zum Beispiel ins Internet stellte oder was auch immer ihr zu viel Aufmerksamkeit bescherte. Schließlich kamen sie an einem Schießstand vorbei, an dem man Kuscheltiere wie Teddybären durch treffen eines Ziels gewinnen konnte. „Schießt du mir was?“, fragte Valerie. „Und was soll ich dir Schießen?“, antwortete Anna. „Was du willst“, sagte Valerie. Anna bezahlte den Mann der den Stand führte für einen Versuch. Er gab ihr ein Gewehr in die Hand und in diesem Moment als sie das Gewehr in der Hand hielt und sich vor beugte um sich mit den zwei ellenbogen abzustützen um zu zielen, vergaß sie alles um sich herum. Es gab nur sie, das Ziel und ihren Herzschlag. Sie war so konzertiert, dass sie weder Valerie noch Leute die vorbei gingen wahr nahm. Die Stimme einer ihrer Ausbilder meldete sich aus ihren Erinnerungen: „Höre auf meine Stimme. Du weißt wie es geht. Hör zu, Anna. Liebe dein Ziel, sagen die Apathischen. Liebe es, damit du den besten Schuss schaffst.“ Langsam strich Annas Finger an den Abzug. „Der beste Schuss ist der, der sofort tödlich ist. Mach es kurz und schmerzlos.“ Anna atmete tief ein und als sie aus atmete schoss sie und traf denn Bären direkt zwischen die Augen. „Äh“, sagte Valerie „Normalerweise schießt man auf das Ziel und nicht auf das was man gewinnen will.“ „Du hast doch gesagt ich soll auf das schießen was ich haben will“, sagte Anna. Der Mann sah die Beiden finster an als er Anna den Teddybären überreichte. Anna schaute sich den Teddy an: „Wie viele Menschen sind durch mich so gestorben?“, dachte sie. „Wenigstens ist mein Teddy jetzt einzigartig“, sagte Valerie trocken als Anna ihr das Plüschtier gab. „Und was nun?“, fragte Valerie. „Ich habe gehört, die Achterbahnen lassen Leute schreien und kotzen. Wie wäre das?“, meine Anna. „Muss das sein?“, fragte Valerie. „Willst du wirklich damit fahren?“, fragte Valerie. „Das ist ziemlich hoch.“ Beide standen vor der Achterbahn vor der sich eine große Schlange gebildet hatte. „Ist das wieder deine Höhenangst?“, fragte Anna. „Nein“, sagte Valerie, „Okay, ein bisschen und es ist sehr schnell.“ „Du fährst mit mir auch und ich fahre auch nicht gerade langsam“, konterte Anna. „Ja, aber ...“, wollte Valerie zu einer neuen Erwiderung ansetzen. „Keine Wiederrede. Wenn du dich deinen Ängsten nicht stellst, werden sie dich für immer beherrschen“, sagte Anna und zerrte Valerie gnadenlos zu der Schlange. „Du hast wohl keine Angst“, sagte Valerie. „Ich habe Angst“, sagte sie und fügte gedanklich noch hinzu: „dich zu verlieren.“ Als sie dem Wagen näher kamen und Valerie immer nervöser wurde, flüsterte Anna ihr ins Ohr: „Wenn es ganz schlimm wird, nimm meine Hand.“ Dann stiegen sie in einen der Wagen. *** Als es dunkel wurde fuhr Anna Val nach Hause. Es fiel ihr etwas schwer von der Maschine zu steigen. Immer trug sie ein Kleid und keine Hose. Als sie ab gestiegen war und Anna ihren Helm abgenommen hatte, erntete sie erst einmal einen Kuss. „Hey, hast du nicht Lust rein zu kommen?“, fragte sie flüstern während ihre Finger zum Reißverschluss von Annas Jacke glitten und begannen ihn langsam nach unten zu ziehen. „Meine Eltern sind auf der Geburtstagsfeier vom Deputy Chief.“ Dieser nebenbei gesagt Valeries Patenonkel war. „Ich könnte uns was kochen und danach können wir uns einen Film ansehen“, sagte Valerie vielsagend. Bevor Anna antworten konnte piepte ihr Handy. Sie nahm es aus der Hosentasche raus. Da drauf war eine kurze Nachricht von Sam zu sehen. Sie lautete: „Habe was du wolltest.“ Anna steckte das Handy weg, berührte zunächst zärtlich Valeries Wange und dann gab sie ihr einen Kuss. „Liebend gern, Baby, aber ich habe noch was zu erledigen.“ Dann gab sie Valerie wieder einen Kuss und startete die Maschine. Valerie schaute ihr so lange nach bis das rote Rücklicht und die Motorengeräusche verklangen. Anna erwartete Sam in der alten Werkstatt unterhalb ihres Lofts. Die Werkstatt hatte schon bessere Tage gesehen, denn alles war verstaubt und Spinnweben hingen in den Ecken. Ab und zu hätte Anna schwören können das Piepsen einer Maus gehört zu haben. Vor allem aber konnte man hier Dinge lagern die die Freundin nicht sehen durfte. Die Tür der Werkstatt quietschte als Sam herein kam. Über seinem Arm hatte er einen Kleidersack gelegt, den er auf einer Werkbank nachdem er sich etwas von dem Staub befreit hatte, ablegte. „Ist es das?“, fragte Anna knapp. „Ja, zum Glück hatte mein Kontakt deine Körpergröße und Schuhgröße“, sagte Sam und Öffnete den Sack. Darin lagen ein enganliegendes, schwarzes, ledernes, Ärmelloses Oberteil und eine ebenso enganliegende Lederhose in der ein Gürtel eingefädelt war an dem zwei Halfter hingen die für Annas Messer gedacht waren. Zwei fingerlose Handschuhe und kniehohe Trittfeststiefel waren auch dabei. Anna nahm einen der Stiefel in die Hand um ihn sich näher anzusehen. Plötzlich rief Sam: „Vorsicht, das ist eine ...!“ In dem Moment fuhr aus der Spitze des Stiefels eine Klinge heraus. „Äh, das gehört zu den Extras die der Kampfanzug hat abgesehen von den Klingen“, sagte Sam. „Sowohl das Oberteil und die Hose haben zwei Innenschichten“, erklärte er. „Die erste Schicht ist aus Nomex. Daraus bestehen die Schutzwesten der Cops und die Anzüge der Feuerwehr. Aber das Besondere ist die zweite Schicht. Die wird vom MI6 verwendet. Das sorgt nämlich dafür, dass du für sämtliche Überwachungskameras unsichtbar bist. Man müsste schon mit Infrarot nach dir suchen um dich zu entdecken.“ „Woher hat dein Kontakt so was?“, fragte Anna. „Glaub mir ich frage bei sowas nicht nach, aber er hat das nötige Kleingeld“, antwortete Sam. „Ich werde es gleich anprobieren“, sagte Anna dann hob sie auffordernd die Augenbraue. „Äh ich bin draußen“, sagte Sam. Einige Minuten später kam Sam wieder rein und stieß ein Pfeifen aus. „Wow, mit dem Outfit könntest du glatt Batgirl Konkurrenz machen“, sagte Sam und musterte sie. „Wer ist Batgirl?“, fragte Anna. „Vergieß es. Ich weiß, dass du mir was Taktik betrifft ziemlich überlegen bist und mein Kontakt hat den Anzug nach deinen Entwürfen gemacht, aber warum wolltest du, dass man deinen Bauch sieht?“, fragte Sam „Weil es gut aussieht“, antwortete Anna. „Und wer weiß vielleicht lenkt das meine Gegner von meinen Fäusten ab.“ „Hey, mir ist gerade klar, dass du gerade einen Witz gemacht hast“, sagte Sam. Anna sagte nichts dazu und ging an ihm vorbei zur Tür der Werkstatt. „Ich werde das Ganze mal in einem Spiegel betrachten“, sagte sie und ging hinaus. Sam, der in dem verstaubten Raum stand, sah sich um. Dabei fiel ihm auf, dass eine der Schranktüren leicht geöffnet war. Neugierig öffnete er sie. *** Anna betrachtete sich im Spiegel. Das enge, ärmellose, lederne Oberteil gab ihr Bewegungsfreiheit die bei einem Kampf sehr wichtig war. Sie spürte auch kaum das Gewicht der durch das Leder eingeengten Spezialfütterung. Die Lederhose und Stiefel saßen sehr bequem und würden sich zusätzlich gut für das Motorradfahren eignen. Anna war niemals eitel oder sowas gewesen, aber sie musste zugeben, dass ihr die Klamotten sehr gut standen. Es waren Klamotten einer Kriegerin, zumindest klang das Wort in ihren Ohren besser als Waffe oder Ding. Zufrieden ging sie zurück zur Werkstatt zu Sam. Als sie dort ankam, erwartete sie eine böse Überraschung. Sam hatte alle ihre Schränke geöffnet, wo Annas Waffenarsenal das Sam ihr besorgt hatte aufbewahrt wurde. In den Schränken lagerte Plastiksprengstoff, Munition, Pistolen und sogar ein Scharfschützengewehr. „Kannst du erklären was du mit den ganzen Waffen willst?“, fragte er. „Es ist ein Vorrat“, sagte Anna kühl. „Für was?“, sagte Sam. „Für den Fall, dass mich die Division findet“, sagte Anna. „Ich habe mir hier ein Leben aufgebaut und ich werde mir das nicht kampflos wegnehmen lassen.“ „Komm schon, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie dich finden?“, sagte Sam. „Willst du meine Berechnungen wirklich wissen?“, fragte Anna. „Lieber nicht“, sagte Sam, denn er kannte Annas analytischen Verstand der fast so gut wie ein Computer war. „Ich weiß, dass sie da draußen sind und nach mir suchen. Ich möchte einfach bereit sein“, sagte Anna entschlossen. Sam entschloss sich das Thema zu wechseln: „Wo wir gerade von Wissen reden. Wann wirst du Valerie die Wahrheit sagen über dich?“ Anna starrte ihn an, denn Sam hatte gerade das angesprochen was sie seit Monaten vor sich her geschoben hatte. „Sie ist nicht dumm“, sagte Sam sachlich. „Jedes Mal, wenn du eine von diesen Divisionsnummern abziehst, hebt sie spookmäßig die Augenbraue hoch.“ „Ich weiß nicht von was du redest“, sagte Anna abwinkend. „Ach ja, die Sache mit Kamilla!“, zählte er auf. „Und der Vorfall vor vier Monaten. Muss ich noch mehr sagen?“ „Wie stellst du dir das vor?!“, sagte Anna die Langsam zornig wurde. Ein rotes Funkeln erschien in ihren Augen. „Soll ich zu ihr hin gehen und sagen ‚Hi Valerie, weißt du was, ich wurde in einem Genlabor gezüchtet, zur Auftragskillerin ausgebildet und äh, hey weißt du, dass ich in der Zeit hundert Leute umgebracht habe?‘ So ungefähr.“ „Es sind nicht wirklich hundert, oder?“, brummte Sam. „Ich weiß es nicht. Ich habe die Übersicht verloren“, sagte Anna trocken. Sams Stimme wurde sanft: „Glaub mir, Geheimnise sind das reinste Gift für Beziehungen. Ich war auch mit jemandem zusammen wärend meiner Zeit bei der CIA. Ich hätte ihr gern alles gesagt was ich mache, aber ich tat es nicht und am Ende ist unsere Beziehung daran zerbrochen.“ Anna hatte ihm den Rücken zu gedreht. „I-ich habe einfach Angst, dass ich sie verliere, wenn sie erfährt was ich ...“ Sie schaute ihre Hände an als ob sie immer noch das Blut ihrer Opfer sehen könnte. „Aber du wirst sie auch verlieren, wenn du es ihr nicht sagst, glaub mir“, sagte Sam und legte freundschaftlich die Hände auf Annas Schulter. „Sie ist ein tolles Mädchen. Findest du nicht, dass sie die Wahrheit verdient hat? Es ist deine Entscheidung.“ „Meine Entscheidung“, murmelte Anna. Kapitel 14: Kamillas Geständnis ------------------------------- Das Gamma Aufklärungsteam der Division hatte sich in einem still gelegten Hochhaus eine improvisierte Operationsbasis eingerichtet. Aufklappbare Betten dienten als Schlaflager. Das Team bestand aus zehn Männern. Im Moment waren sie damit beschäftigt eine Verbindung zwischen ihrem Laptop und den fünf Suchdronen herzustellen. Die Drohnen waren flache Discos artige Maschinen die von Rotoren an getrieben wurden. Hauptsächlich wurden sie für die Aufklärung bei Auftragsmorden eingesetzt um mehr Informationen über die Zielpersonen zu bekommen. Dazu fügte man die DNA also Blut oder Haare der Zielperson in die Drohnen ein und ließ sie ausschwärmen. Sobald die Zielperson ausfindig gemacht wurde, blieb die Drohne der Zielperson auf den Fersen und lieferte der Division alle Information per Video und Fotokamera, so dass die Division über alle Angewohnheiten der Zielperson erfuhr und den Mord dementsprechend vorbereiten konnte. Leutnant Barker, der Chef der Aufklärungseinheit, redete per Handy mit Sevarius. Der Soldat, der an dem Laptop saß, gab per Handzeichen ein Zeichen, dass die Verbindung stand. Dann gab er einem anderen Soldat ein Zeichen, der einen Holzbehälter in der Hand hielt in dem sich zehn Glasphiolen mit Blut befanden. Der Mann ging in die Hocke und drückte einen Knopf bei einer Drohne. Auf der Oberfläche der Drohne wurde eine Klappe geöffnet aus der sich ein Metallgehäuse hinaus schraubte. Darin legte der Soldat eine der Glasphiolen worauf sich das Gehäuse wieder in die Drohne zurückzog. Diese Prozedur wiederholte der Soldat bei jeder der Drohnen bis jede Drohne eine DNS-Probe von Anna besaß. „Ja, Sir“, sagte Barker, „die Verbindung zu den Drohnen ist her gestellt und wir haben die Proben des Ziels erhalten“, erklärte Barker. „Sehr gut. Dann schicken sie die Drohnen los“, antwortete der Mann auf der andere Seite der Leitung. Barker gab einem der Soldaten der an dem Laptop saß ein Zeichen. Nachdem dieser ein paar Tasten gedrückt hatte, erhoben sich die Drohnen Langsam von ihren Plätzen und verschwanden durch eines der Fenster das einer der Soldaten geöffnet hatte. „Sie sind unterwegs, Doktor Sevarius. Wenn Sie hier in der Stadt ist, finden wir sie.“ „Sehr Gut, Leutnant. Vergessen Sie nicht, dass Sie hier sind um zu beobachten. Schicken Sie mir die Bilder die die Sonden machen und warten Sie auf weitere Befehle. Sevarius, Ende.“ Danach wandte er sich an den Soldaten der am Laptop saß: „Lassen Sie die Dronen ausschwärmen“, befahl er. „So viel Aufwand wegen so einem Mädchen“, dachte er. *** „Valerie, kann ich dich kurz sprechen?“, sagte eine Stimme hinter Valerie nachdem sie ihren Spinnt in der Pause eingeschlossen hatte um ein Schulbuch zurück zu legen. Sie drehte sich um. Kamilla stand vor ihr. Seit ihrer Absetzung als Schulkönigin hatte Valerie ihre Rivalin nicht mehr gesehen und war auch ein bisschen verwundert warum ausgerechnet sie von Kamilla angesprochen wurde. Doch so musste sie zugeben, dass Kamilla sich verändert hatte. Nicht nur äußerlich. Sie trug zum Beispiel keine Markenklamotten oder war nicht mehr arrogant und überdreht. Mit etwas Misstrauen folgte Valerie Kamilla auf die Mädchentoilette. Kamila wartete bis Valerie die Tür hinter sich zu gemacht hatte. „Hier kommen Erinnerungen hoch“, sagte Kamilla. „Ja, du und deine Freundinnen hattet meinen Kopf über eine der Kloschüsseln gehalten und die Wasserspülung betätigt“, sagte Valerie trocken. Kamilla schwieg eine Weile dann sagte sie: „Ich werde von hier weg gehen.“ Valerie sah sie überrascht an. Wie sagte sie ihr das? „Mein Dad muss wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis. Wir werden alles verlieren unser Haus alles“, sagte Kamilla. „Meine Mom hat von sich aus etwas beiseite gelegt und wir werden nach Europa gehen.“ „Wieso sagst du mir das?“, sagte Valerie. „Weil ich dich liebe“, sagte Kamilla. Fassungslos starrte Valerie sie an und ballte die Fäuste bis sie weiß wurden. All der Zorn den sie Jahre lang unterdrückt hatte, kam jetzt heraus. „Wie krank bist du?!“, schrie sie. „Jahre lang, Jahre lang quälst du mich, demütigst mich, machst mir das Leben zur Hölle und jetzt sagst du, dass du mich liebst! Und dass du mit den Freunden deiner Freudinnen schläfst. Was soll das darstellen? Soll das eine Art Bestätigung sein, dass du Hetero bist? Entweder steht man dazu oder nicht.“ Kamilla, die anscheinend eine etwas andere Reaktion erwartet hatte, stammelte: „A-aber ... du ... versteckst es doch auch.“ „Ja, aber nur wegen dir!“, schrie Valerie. „Ich hatte Angst, dass du mich endgültig fertig machen würdest, wenn es heraus kommen würde! Aber du bist einfach nur erbärmlich!“ Dann drehte sich Valerie um und wollte aus der Toilette gehen, als sie von Kamilla am Arm gepackt wurde. „So kannst du nicht mit mir reden!“, schrie sie und packte Valerie grob am Handgelenk. In diesem Moment tauchte ein Schatten hinter Kamilla auf und riss sie von Valerie los. Anna. Diese drückte Kamilla an eine der Wände während Anna Kamilla mit einer Hand an ihrem Hals gepackt hielt während sie ihr Messer aus ihrem Jackenärmel in ihre Hand fallen ließ und hielt es Kamilla an den Hals. Wobei sie die Klinge langsam in Kamillas Fleisch drückte, sodass leicht Blut hervor quoll. „Wenn du sie noch einmal so anfasst, wirst du den nächsten Tag nicht mehr erleben“, sagte Anna mit einer derartigen Kälte und Valerie erschauderte. Anna ließ Kamilla los und diese rannte aus der Toilette. Anna wandte sich Valerie zu: „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie. „Ja, aber es scheint mein Schicksal zu sein, dass du mich ständig retten musst“, sagte Valerie. Dann schaute Valerie Anna an. Sie sah da war eine Kälte in ihren Augen die sie noch gesehen hatte. Hatte sie das ernst gemeint? Wäre sie wirklich bereit gewesen Kamilla zu töten? Ging es Valerie durch den Kopf. *** Als Anna an diesem Tag die Schule verließ, flog in diesem Moment eine der Drohnen der Division über das Gebäude. Dabei geriet Anna in die Sensoren der Drohne. Und als das geschah, sendete die Maschine in das Hauptqutier des Gammateams: „Ziel der Suche bestätigt.“ Als Anna auf ihr Motorrad stieg, verfolgte die Drohne sie. Doch plötzlich wurde die Verbindung zwischen der Drohne und dem Gammateam getrennt. Als das Team die Verbindung wieder hergestellt hatte, war Anna von den Sensoren verschwunden. Kapitel 15: Der Wahrheit ------------------------ Valerie lag auf dem Bett Lucy auf ihren Bauch liegend die zufrieden schnurrte. Ihre Gedanken kreisten um Anna. Dieser Blick während des Vorfalls mit Kamilla, wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Wieder war da die Frage die Valerie immer wieder beschäftigte. Was war Annas Geheimnis? In diesem Moment klingelte Valeries Handy. Sie schaute auf das Display wo der Namen Stand: Anna. „Val, kannst du zu mir kommen? Ich muss mit dir Reden, jetzt“, sagte Anna. Der Ton in Annas Stimme war anders als sonst, ernster als ob sie mit sich kämpfen musste diese Worte zu sagen. „Okay, bin unterwegs“, sagte Valerie und legte auf. *** Als Valerie Annas Loft betrat, war es schon dunkel geworden. Anna saß auf einem der Sofas und starrte die Wand an. Valerie trat zu ihrer Freundin und setzte sich neben sie. Anna schaute sie weiterhin nicht an. „Val, alles was ich dir jetzt sage ist wahr“, sagte Anna. In den letzten zwei Stunden war Anna damit beschäftigt gewesen sich diesen Schritt auszureden. Valerie war in einer Polizeifamilie aufgewachsen und kannte den Unterschied zwischen richtig und falsch. Immer wieder hatte sich das Mädchen gefragt wie ihre Geliebte reagieren würde aufgrund ihrer Taten. Dann hatte sie eine Entscheidung getroffen, die Entscheidung Valerie alles von ihrer blutigen Vergangenheit zu erzählen. „Ich“, sagte Anna langsam, „ich bin nicht so entstanden wie normale Menschen entstehen. Ich hatte nicht mal so was wie eine Kindheit.“ Und dann begann Anna zu erzählen zumindest die Dinge an die sie sich erinnern konnte was ihre Mutter erzählt hatte. Wie sie entstanden war, wer dafür verantwortlich war, von ihrem Training und den Folterungen. Dabei ballte sie die Fäuste vor Zorn so feste, dass sie weiß wurden. Und wie sie zum Töten missbraucht wurde. „Meine Mutter hatte es am Ende nicht ertragen was man mit mir machte. Sie hat versucht zu mich befreien und das hat ihr das Leben gekostet.“ Als Anna geendet hatte, hatte sie ihre Hände ineinander gelegt und ihre Stiefel darauf gelegt. Sie wagte es nicht Valerie anzusehen. Schließlich rang sie sich doch durch es zu tun. Sie erwartete in Valeries Augen Verständnislosigkeit oder Wut zu sehen, aber nicht das. Augen voller Liebe und Mitleid sahen sie an. „Anna, es ist furchtbar was man mit dir gemacht hat“, sagte Valerie. Anna wollte weg schauen, doch Valerie drehte sich sanft zu ihr herum. „Hasst du mich jetzt wegen dem was ich ...?“ Tränen rollten über Annas Gesicht. „Ich würde das hier nicht machen, wenn ich dich hassen würde“, sagte Valerie und küsste Anna sanft. „Und das was vor vier Monaten passiert ist?“, fragte die Braunhaarige nachdem sie sich voneinander gelöst hatten. *** Anna erwachte in ihrem Bett. Wieder einmal hatten sie ihre Albträume heimgesucht. Sie zitterte am ganzen Körper. Die Nacht mit ihrer Freundin war schön Gewesen. Nun lag Valerie neben ihr auf der anderen Seite des Bettes und schlief. Sie schaute noch mal zu ihr rüber um sicher zu gehen, dass sie wirklich schlief. Dann griff sie unter ihr Kissen, zog eines ihrer Messer heraus, ging damit in das Bad, stieg in die Dusche und stellte das Wasser an. Dann legte sie das Messer auf dem Arm an und war bereit wie schon so oft es sich in das Fleisch zu scheiden. „Mach das nicht“, sagte eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um. Valerie stand vor der Dusche und trat hinein. „Du verstehst das nicht. Ich sehe jede Nacht wie ich töte, Männer Frauen und Kinder.“ Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Und kann nichts dagegen tun. Ich sehe ihre Gesichter vor mir wie sie mich anflehen auf zuhören. Was wenn ich wieder die Kontrolle verliere? Was ...?“ Weiter kam sie nicht. Valerie gab ihr einen langen Kuss. „Ich verdiene dich nicht. Ich verdiene dich nicht“, sagte Anna unter Tränen, die sie lange unterdrückt hatte und denen sie jetzt freien Lauf ließ. Sie legte ihren Kopf auf Valeries nackte Schulter während diese liebevoll über Annas nasses Haar strich. „Und ob du mich verdient hast“, flüsterte sie, „Und du hast es verdient glücklich zu sein nach allem was du durch gemacht hast. Ich bin dein Licht, Anna. So lange ich bei dir bin wird dir nie wieder jemand weh tun.“ *** „Haben Sie die Bilder erhalten, Sir?“, fragte Barker in das Telefon an Sevarius gewandt. „Ja und sie waren sehr aufschlussreich“, sagte sein Vorgesetzter. „Ich muss leider berichten, dass wir das Versteck des Mädchens nicht gefunden haben“, berichtete Barker. „Gibt es dafür einen besonderen Grund?“, fragte Sevarius nach. „Nun, Sir, jedes Mal, wenn die Drohnen sie verfolgen wollten, wurde der Kontakt plötzlich unterbrochen“, erklärte der Soldat. „Eine Fehlfunktion?“, fragte Sevarius. „Wir haben es überprüft, aber es liegt kein Fehler vor“, sagte Barker. „Dann war es jemand von außen“, stellte Sevarius fest. „Unmöglich. Unser System ist nicht zu knacken“, sagte der Soldat. „Es gibt für alles ein erstes Mal“, sagte Sevarius trocken. „Sollen wir Maßnahmen ergreifen um die Quelle ausfindig zu machen, Sir?“, fragte Barker. „Das ist nicht Ihr Auftrag, Captian. Machen Sie weiter wie bisher“, sagte Sevarius. „Sir, es ist nur ein Mädchen. Wir sind knapp zehn Männer. Wir können sie uns schnappen“, sagte der Soldat. „Sie haben Ihre Befehle, Capitan“, sagte Sevarius barsch und legte auf. *** Der kahlköpfige Wissenschaftler lehnte sich in seinem Sessel zurück nachdem er das Telefonat beendet hatte und betrachtete das Bild das eine der Drohnen gemacht hatte. Es zeigte wie Anna und Valerie Hand in Hand neben einander hergingen. „Sieh einer an." dachte er "Anscheind hat Waffe 13 das Verhalten ihrer Mutter angenommen.“ Er schaute sich das braunhaarige Mädchen an und lächelte. „Der ideale Köder.“ Kapitel 16: Der Angriff ----------------------- Seit Anna Valerie ihr Geheimnis offenbart hatte, war ihre Beziehung stärker denn je. Anna fühlte sich von einer unglaublichen Last befreit. Und dass Valerie so positiv auf ihre Taten reagiert hatte. Beide hatten das Gefühl, dass sie nichts trennen könnte, doch es sollte anders kommen, denn in Annas Seele lauerte eine Dunkelheit die sich in den Jahren der Misshandlungen durch die Division entwickelt hatte. Und diese Dunkelheit hatte nur eines im Sinn: Rache. *** Zweieinhalb Monate saßen Barker und seine Männer in LA fest und langsam machte sich Frustration unter den Männern breit. Sie hatten weiterhin den Befehl Befolgt und das Mädchen überwacht. Aber was nutzten Überwachungen, wenn dadurch kein taktischer Vorteil herhielt. Wenn man zum Beispiel das Versteck des Ziels nicht finden konnte, weil jemand von außen sich einmischte. Die Spannung unter den Männern wuchs. Also beschloss Barker etwas dagegen zu unternehmen. „Männer“, verkündete er, „wir werden uns dieses Mädchen schnappen.“ „Aber, Sir, wir verstoßen gegen unsere Befehle“, sagte einer der Soldaten. „Scheiß auf die Befehle“, kam es von einem der Anderen. „Ich habe es satt rum zu sitzen und Däumchen zu drehen.“ „Wir werden folgendes machen: Sobald die nächste Drohne das Mädchen findet, locken wir es in einen Hinterhalt und greifen sie uns“, sagte Barker. „Werden wir nicht von Sevarius Ärger kriegen, weil wir gegen Befehle verstoßen haben?“, sagte jener Soldat der Zweifel hatte. „Wenn wir ihm das Mädchen ausliefern, wird er alles vergessen“, sagte der andere Soldat der sich langweilte. „Seit ihr euch da sicher, dass wir mit ihr fertig werden?“, fragte der Zweifler. „Natürlich, es ist schließlich nur ein Mädchen“, sagte Barker. *** Shoppen, das war etwas, womit Anna überhaupt nichts anfangen konnte. In Geschäften und stundenlang Klamotten anprobieren war weder logisch noch produktiv. Valerie hatte ihr gerade ein wunderschönes weißes Kleid heraus gesucht. Anna, die vor dem Spiegel in der Umkleidekabine eines großen Kaufhauses stand, starrte lange hinein. „Hey, Schatz! Du bist fast zehn Minuten da drin. Wie ist das Urteil?“, kam es von draußen. „Ich weiß nicht“, sagte sie. Valerie kam schließlich in die Umkleidekabine. „Du siehst toll aus.“ Valerie sah den unsicheren Gesichtsausdruck in Annas Augen. „Was ist denn?“ „Ich weiß nicht was ich hier tue“, sagte Anna. „Bei Kleidung wähle ich nach Gefühl“, erwiderte die Dunkelhaarige. „Wo ist das Problem?“, fragte Valerie. „Das Kleid ist jemand anderes. Sollte ich so sein?“, fragte Anna ihre Freundin. „Anna, deine Kleidung ist Teil deiner Stimme. Lern deine Stimme zu lieben“, sagte Valerie. „Wenn du das nicht bist, sag es.“ „Ist es nicht. Ich mag dunkle Farben. Willst du es nicht anprobieren?“, fragte Anna. „Nein, aber sieh dir dieses schöne Gesicht an“, entgegnete Valerie. „Das ist das Gesicht der Frau in die ich mich verliebt habe. Nicht in eine Kampfmaschine, sondern in einen wunderbaren Menschen.“ „Aber ich bin kein...“, kam es von Anna. „Was ich damit sagen will ist, dass du jetzt nicht mehr allein bist. Ich stehe zu dir, egal was Passiert“, erklärte Valerie. Als die Beiden das Geschäft verließen, flog eine der Drohnen aus einer der Seitenstraßen und entdeckte Anna sofort. Sie gab ihren Standort dem Gamma-Team durch. *** Anna und Valerie saßen in einem Eiskaffee in der Innenstadt und genossen ihr Eis, das sie bestellt hatten. Die Schwarzhaarige hatte drei Bällchen Schoklade und Valerie drei Bällchen mit Vanille und Erdbeere. „Und deine Wunden schließen sich automatisch?“, fragte Valerie fasziniert. „Ja, das hat mir zumindest meine Mutter gesagt“, sagte Anna. „Ich kann nur getötet werden, wenn man mir den Kopf abtrennt.“ Anna schaute auf das halb aufgegessene Eis. Plötzlich regte sich der Wind und trug ihr einen Geruch entgegen. Ein Geruch der geradezu in ihrem Gedächtnis gebrannt hatte. Sie schaute sich unauffällig um, konnte die Quelle aber nicht ausmachen. Doch sie war da. „Val“, sagte Anna langsam, „hol dein Portemonaie raus und leg langsam das Geld auf den Tisch.“ „Was?“, fragte Valerie. „Tu was ich sage“, sagte Anna in scharfem Ton. Ohne weiter Fragen zu stellen machte Valerie das was Anna ihr sagte. „Und jetzt steh auf ganz langsam“, sagte Anna. Als sie das tat, nahm Anna sie an der Hand und zog sie mit sich. *** Anna wusste, dass die Division sie nicht in aller Öffentlichkeit angreifen würde, also lief sie von der Straße runter. Ihnen würde es nichts nutzen wenn beobachtet wurden. Es gab nur eine Möglichkeit: Kämpfen. Anna zog Valerie in die Gasse. Als sie tiefer in der Gasse waren, ließ Anna eines ihrer Messer in ihre Hand fallen, warf ihr Messer kurz in die Luft so dass die Klinge in der Hand lag und warf es wie ein Messerwerfer an Valerie vorbei nach oben und traf. Es gab ein Zischen und Valerie sah wie etwas Metallisches zu Boden fiel. Sie erkannte einen runden Gegenstand aus dessen Riss Funken spührten. „Was zum Teufel ist das?“, fragte sie. „Eine Suchdrohne“, sagte Anna, stellte ihren Stiefel auf das Ding und zog das Messer heraus. „Was ist hier los, Anna?“, fragte Valerie. Anna sagte nichts und stand auf ohne ein Wort zu sagen. Sie gelangten auf freie Fläche zwischen Gassen, lauschten und zogen Luft ein. Anna konnte die Schritte von Soldatenstiefeln hören und der Geruch wurde stärker. Sie kamen. Anna packte Valerie am Arm, brachte sie zu einigen Mülleimern und baute damit eine Art Mauer um sie. „Was auch immer passiert, du bleibst hier, verstanden?“, sagte Anna mit einer Strenge sodass Valerie nicht wagte ihr Widerworte zu geben. Anna trat auf die freie Fläche und ließ ihr zweites Messer in ihre andere Hand gleiten, dann blendete sie alles aus. Es gab jetzt nur noch den Kampf. Nun traten Soldaten von verschiedenen Gassen aus auf die Fläche. Es waren zehn Männer. Alle trugen Elektroschockpistolen die Anna betäuben sollten. Anna packte den griff ihres Messers noch fester und dann ohne Vorwarnung feuerte einer der Soldaten die Nadeln ab. Blitzschnell wich Anna den Geschossen aus, rollte sich vom Boden ab, kam wieder auf die Füße und dann stieß sich Anna vom Boden ab. Um ihrem Angreifer die Kehle auf zu schlitzen. Blut schoss aus der Wunde, während der Mann gurgelnd zusammen brach. „Feuer!!!“, schrie einer der Männer. Doch Anna wich den Schüssen mit Hilfe ihrer Schnelligkeit aus, tauchte unter ihnen hindurch bis sie vor den Männern stand. Dann begann das Töten. Valerie sah mit Entsetzen wie Anna einen Soldaten ausschaltete. Sie hatte Anna einmal kämpfen sehen, aber Niemals beim Töten. Fassungslos sah Valerie zu wie Anna mit einer Kaltblütigkeit und Präzision einen Soldaten nach dem Anderen umbrachte. Diese wehrten sich natürlich. Anna war so schnell, dass sie überhaupt keine Gelegenheit hatten, zu reagieren. Valerie ließ sich auf den Boden sinken, schloss die Augen und hielt sich die Ohren zu um nichts von dem Kampf mit zu kriegen. Dann irgendwann war es still. Valerie spürte wie jemand vor ihr stand. Sie öffnete ihre Augen. Vor sich sah sie Anna. Ihre Messer, ihre Hände, ihr Gesicht und das weiße Top, was sie für heute angezogen hatte, waren mit dem roten Lebenssaft der Soldaten bedeckt. Valerie stand auf und sah Anna an. Sie gingen auf die freie Fläche wo die Leichen der Männer lagen. „Du hast sie umgebracht“, sagte Valerie die mit ihrer Fassung rang als sie die aufgeschlitzten Kehlen der Männer sah. „Wäre es dir lieber gewesen, wenn es uns erwischt hätte?“, sagte Anna kalt. Plötzlich hörte man ein leises Stöhnen. Es kam von einem jungen Soldaten, der sich an die Wand gekauert hatte. Mit gezückten Messern ging Anna auf den Mann zu der vielleicht ein paar Jahre älter war als sie beide. Valerie sah wie Anna lächelte. Es war ein Lächeln das sie bei ihr noch nie gesehen hatte. Es war eiskalt und grausam. Der linke Arm des Mannes hing gebrochen an ihm herunter. Anna ging vor dem Mann in die Hocke und zeigte ihm eines ihrer Messer. Dann packte sie die gesunde Hand des Mannes und hielt den Zeigefinger des Mannes gepackt. „Ich kann Menschen häuten wie eine Zwiebel“, flüsterte Anna. „Angefangen mit den Nägeln.“ Mit geradezu chirurgischer Präzision begann Anna den Fingernagel des Mannes aus zu scheiden. Der Mann schrie vor Schmerzen. „So haben sie immer bei mir angefangen.“ Von Weitem hörte sie wie jemand ihren Namen rief, aber es war ihr vollkommen egal. Sie hatte nun endlich die Gelegenheit sich an jemandem von der Division zu rächen. „Mit diesen Techniken haben sie mich gequält“, sagte Anna, während sie weitere seiner Fingernägel heraus schnitt. „Damit ich weiß, was ich tun muss und wie es sich anfühlt.“ Wieder hörte Anna wie jemand ihren Namen rief. Plötzlich spürte sie wie jemand sie an der Schulter packte und wurde von ihrem Opfer weggezerrt. „Komm jetzt“, sagte Valerie und zerrte Anna in eine der Gassen. „Was sollte das gerade? Wolltest du ihn etwa zu Tode foltern?“, fragte Valerie vorwurfsvoll. Doch anstatt etwas zu sagen wurde sie von Anna an die Wand gedrückt. „Misch dich nie wieder in meine Angelegenheiten!“, fuhr Anna sie an. Valerie erstarrte als sie Annas Augen sah. Hass und Wut standen darin. Dann ließ Anna von Valerie ab und ging davon ohne sie an zu sehen. Anna wusch das Blut von dem Messer an einer Regentonne ab und von den Händen und zog den Reißverschluss ihrer Lederjacke hoch damit man das Blut auf ihrem Top nicht sehen konnte. Dann verließ Anna die Gasse gefolgt von Valerie die ihr mit einigem Abstand folgte. Kapitel 17: Grace ----------------- Sevarius stand vor der Scheibe des Krankenzimmers im Divisionshauptquartier und sah zu dem jungen Mann der in seinem Krankenbett lag. Jedem Mitglied des Divisionsaufklärungteams wurde ein Sender unter die Haut plantiert der auf die Herztöne eingestellt war. Wurden die Herztöne nicht mehr angezeigt oder unregelmäßig, wurde ein Rettungsteam entsand. Nur der Kommandant und dieser Junge hatten überlebt. Schließlich hatte man ein Team gefunden oder das was von ihm übrig war. „Wirklich bedauerlich“, sagte er trocken. „Tun Sie nicht so scheinheilig“, sagte Barker der an einer Krücke ging. Sein Bein war gebrochen. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten. „Sie haben genau gewusst, was dieses Ding kann“, sagte er, „und deswegen sind meine Männer tot.“ „Suchen Sie nicht die Schuld bei mir. Sie sind dafür verantwortlich. Hätten Sie sich an meine Befehle gehalten, wäre das nicht passiert“, sagte Sevarius Kalt. Dann drehte er sich um und ließ den Kommander einfach stehen. Während er so durch die Gänge des Hauptquartiers schritt, musste Sevarius lächeln. Waffe 13 schien immer noch ihre Fähigkeiten bei behalten zu haben. Er musste zugeben, dass ihn das mit einem gewissen Stolz erfühlte, denn es war ein Zeichen dafür, dass sie ihr Training bei Waffe 13 gut gemacht hatten. Seine Gedanken glitten weit in die Vergangenheit zurück. Es hatte mal eine Zeit gegeben da hatte er für Doktor Kinsey Gefühle gehekt. Gefühle die über Freundschaft hinausgingen. Doch dann hatten sie sich als eine Abnormalität herausgestellt als eine Perversität. Seine zarten Gefühle waren in Hass umgeschlagen. Er hatte daher Beschlossen, Kinsey leiden zu lassen. Doch er konnte sie nicht persönlich angreifen, zu wichtig waren ihre Forschungen für die Division. Also hatte er beschlossen, dass Kinseys „Tochter“ den Preis zahlen sollte. Ihm war jede Gelegenheit recht gewesen um Waffe 13 zu bestrafen, weil er genau wusste, dass Kinsey ebenfalls dabei leiden würde. Er hatte es sehr genossen, immerhin war Waffe 13 nur ein Ding, eine dumme Marionette. Sevarius dachte an die jetzige Situation. Die Zeit lief ihm davon, wenn er nicht schnell handelte. Dank der dummen Aktion des Aufklärungsteams würde Waffe 13 schnell untertauchen und dann hätten sie keine Chance sie wieder zu finden. Narren! Sie hatten keine Ahnung mit was sie es zu tun hatten. Zum Glück besaß die Division das Richtige um Waffe 13 endlich in die Hände zu bekommen. Sevarius‘ Weg führte zu einem gesperrten Teil des Labors. Über einen Netzhautscann verschaffte er sich Zugang. Nachdem er dies erledigt hatte, betrat er den Bereich. Die Division hatte vor Jahren damit begonnen, den Verstand des Menschen zu erforschen. Ins besonders die Bereiche die noch ungenutzt waren, mit einer Operation die diese Bereiche aktivieren sollte. Mit Hilfe von ihnen entwickelten sie Medikamente, die dazu gedacht waren, die Fähigkeiten die dadurch entstanden, zu verstärken. Gelang dies, und hatten ein ein Wesen geschaffen, das im wahrsten Sinne des Worte einen bloßen Gedanken töten konnte. Allerdings waren bis auf eine alle Versuchspersonen ums Leben gekommen. Sevarius schritt einen dunklen Korridor entlang bis er vor einer Tür stand an der eine große 14 stand. Sevarius lächelte ironisch: „Arme Catherine. Zu schade, dass sie nicht lange genug am leben gewesen war um zu erfahren, dass sie Mutter von Zwillingen geworden ist.“ Er zog seine Schlüsselkarte aus seinem Kittel und zog sie durch einen Kartenschlitz, woraufhin sich die Tür öffnete. Er betrat einen kahlen, sterilen Raum, man hätte auch Zelle sagen können. Außer einer Holzpritsche und einem kleinen Loch im Boden wo man die Notdurft verrichten konnte befand sich nichts im Raum. Auf der Pritsche saß ein junges Mädchen von 18 Jahren. Sie hatte einen schlanken, durchtrainierten Körperbau. Sie hatte den Kopf gesenkt. Ihre langen schwarzen Haare, die bis zur Schulter gingen, verdeckten ihr Gesicht. Sie trug einen schwarzen, eng anliegenden Kampfanzug und ließ ihre Beine über dem Boden baumeln. Sie schaute nicht auf als Sevarius den Raum betrat. „Hallo, Grace“, sagte er sanft. „Hast du Lust auf einen kleinen Ausflug?“ Als sie nun endlich auf schaute, konnte man sehen, dass sie Anna bis aufs Haar glich. Ein unheimliches Lächeln umspielte ihre Lippen Kapitel 18: Entführt -------------------- „Ja, Sir, alles ist vorbereitet“, kam es aus dem Hörer des Flugzeugtelefons. Sevarius flog per Jet in Richtig L.A. um das Einfangen von Waffe 13 persönlich zu leiten. Er hatte bereits Männer voraus geschickt um eine Basis in Los Angeles einzurichten. „Und was ist mit der Zielperson?“, fragte Sevarius. „Wird überwacht“, sagte der Soldat am Ende der Leitung. „Allerdings muss ich berichten, dass die Zielperson seit einiger Zeit keinen Kontakt mehr zu Waffe 13 hatte.“ „Das ist unwichtig. Sobald wir die Zielperson in Gewahrsam haben, wird sie schon kommen. Sobald ich angekommen bin, sorgen Sie dafür, dass Phase Eins beginnt.“ „Ja, Sir“, sagte der Soldat und legte auf. Sevarius trank das Glas Wasser aus das er sich eingegossen hatte. Als ihm das Glas plötzlich aus der Hand genommen wurde und wie von Geisterhand über den Tisch schwebte. Er schaute zu Grace rüber die mit einem konzentrierten Blick das Glas in der Luft hielt. Dann ließ sie im Glas durch ihre Gedanken einen Riss entstehen, dann noch einen und ein weiter und das Glas zersprang in Tausend Scherben. Sevarius lächelte. So etwas könnte Grace mit Blutgefäßen am Herzen oder Gehirn eines Menschen machen. „Ich bin gespannt wie Waffe 13 auf das kleine Familientreffen reagieren wird“, dachte er. *** Zwei Wochen waren seit dem Vorfall mit den Divisionssoldaten vergangen. Seitdem hatten weder Valerie noch Anna mit einander gesprochen. Valerie musste zugeben, dass die Beziehung zu ihrer Freundin in einer kleinen Krise steckte. Anna war nicht mal mehr in der Schule auftaucht. Die ganze Zeit über hatte sich Valerie Gedanken über Annas Verhalten gemacht. Im Grunde genommen hatte Anna aus Notwehr gehandelt. Die Männer wollten sie ja entführen oder sonst was mit ihr machen. Aber das was danach geschehen war wie Anna den Mann mit einem dermaßenen Vergnügen gefoltert hatte... Sie wünschte sie könnten mit ihren Eltern darüber reden, aber die würden wahrscheinlich vollkommen ausrasten. So oder so es gab eine Person mit der sie reden konnte. Das war nun mal ihre Freundin und sie mussten reden. Dazu liebte sie Anna zu sehr um sie jetzt zu verlieren. Als Valerie an diesen Tag die Schule verließ, zog sie ihr Handy heraus und rief ihre Mom an. „Mom, ich komme nicht sofort nach Hause. Ich muss noch was erledigen“, erklärte sie. „Willst du endlich mit deiner Süßen reden?“, sagte ihre Mutter. „Sie ist nicht...! Wir sind nicht...! Ja...“, gab sie zu. „Gut, nimm dir so viel Zeit wie du willst“, sagte ihre Mutter und legte auf. Valerie ging zum Parkplatz wo ihr Roller stand. Plötzlich zerrissen laute Motoren die Luft. Eine schwarze Vandura raste auf den Schulparkplatz und hielt direkt vor Valerie. Dann ging alles sehr schnell. Mehrere starke Hände packten sie an den Armen und Beinen und versuchten sie in den Bus zu zerren. Valerie wehrte sich tapfer, doch die Übermacht war zu groß als man sie in den Bus zerrte. Das Letzte war ein Pieksen an ihrem Hals dann wurde ihr schwarz vor Augen. *** Anna stand vor einem der großen Fenster ihres Lofts und starrte hinaus. Wie konnte sie sich so gehen lassen? Noch immer sah sie den jungen Mann vor sich, wie er da so hilflos lag. Dann kam alles wieder hoch: Die Gewalt, die Folter, das Töten. Es waren keine Erinnerungen die wurden ja gelöscht, es waren eher Gefühle. Viel schlimmer war, dass Anna sich mit Valerie gestritten hatte. Nein, viel schlimmer noch, sie hatte sie richtig bedroht. „Du bist ein Feigling“, sagte ihr Gewissen. „Anstatt mit der Frau die du angeblich so liebst zu reden, versteckst du dich hier seit zwei Wochen.“ Aber sich vor einem Gespräch zu verstecken war viel einfacher als sich dem zu stellen. Andererseits zögerte es das Unausweichliche nur hinaus. Anna wurde aus ihren Gedanken gerissen als ihr Telefon klingelte. „Anna“, sagte die Stimme von Valeries Mutter. „I-ist Valerie bei dir?“, fragte diese. „Nein“, sagte Anna. Eine kurze Pause folgte. Annas sensibles Gehör nahm im Hintergrund Geräusche wahr, so was wie schluchzen. „Dann tut es mir leid, dass ich dich gestört habe.“ Dann legte sie auf. Annas Magen verkrampfte sich. Irgendwas war mit Valerie. Sie rannte zu ihrem Handy und wählte Valeries Handy an. Nichts. In Anna keimte ein Verdacht. Die Drohne der Division. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Wie lange hatte das Team Anna beobachtet? Vielleicht lange genug um herauszukriegen, dass sie mit Valerie zusammen war. Anna begann auf und ab zu gehen. Es war ihr zwar ein Rätsel warum sie die Division noch nicht in ihrem Haus aufgespürt hatte, aber das war ihr im Moment Egal. Wie konnte sie das übersehen? Was nützte ihre taktische Ausbildung, wenn ihr das nicht half Gefahren zu erkennen? Und nun hatten „die“ Valerie in ihrer Gewalt. Anna hätte da sein sollen, hätte sie beschützen müssen, stattdessen hatte sie sich aus Feigheit verkrochen. Doch Anna riss sich zusammen. Sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Als Erstes griff sie nach ihrem Handy und rief Sam an: „Sam, du musst sofort kommen. Die Division hat Valerie.“ Kapitel 19: Kühne Pläne ----------------------- Als Valerie erwachte, fand sie sich gefesselt an einem Stuhl wieder, der sich in einer Art riesigem Kommandoraum befand. Hinter sich hörte sie wie sich eine Tür öffnete. Um sie herum saßen Männer an Computern. Keiner schien sie zu beachten. Ein hagerer kahlköpfiger Mann in einem langen weißen Kittel und einer verspiegelten Brille trat vor sie. „Guten Morgen. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen“, sagte der Mann. „Was soll das? Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?“, sagte Valerie die spüren konnte wie ihr Tränen über die Wange liefen. „Oh Verzeihung wie unhöflich von mir, mich Ihnen nicht vorzustellen, Miss Jenkins“, sagte der Mann. „Ich bin Doktor Otto Sevarius. Und was ich will das ist einfach beantwortet. Wir wollen mit Ihrer unfreiwilligen Hilfe Waffe 13 her locken.“ Jetzt begriff Valerie wen sie vor sich hatte: „Sie gehören zu der Division.“ „Das ist richtig. Wie ich sehe hat ‚es‘ schon viel über uns erzählt.“ Dabei sprach er das Wort ‚es‘ mit einer Verächtlichkeit aus, dass Valerie wütend wurde. „Nennen Sie Anna nicht so. Sie ist ein Mensch“, fauchte sie. „Glauben Sie das wirklich?“, sagte Sevarius höhnisch. „Sie glauben vielleicht mit diesem Tier so was wie eine Beziehung zu haben nur weil ‚es‘ sehr hübsch ist. Schon allein die Vorstellung ist grotesk, aber dieses Mädchen ist nicht das was es vorgibt. Dieses Mädchen wurde dazu geschaffen um zu töten. Schnell, effektiv und genusvoll. Waffe 13 ist eine Zeitbombe und braucht nur einen Auslöser. Wir sind die Guten, Miss Jenkins. Wir wollen die Menschen nur vor Schaden bewahren.“ „Damit Sie Anna weiterhin als Mordmaschine missbrauchen können“, konterte Valerie trotzig. Sevarius lächelte nur: „Tuché, aber wollen wir doch mal sehen, ob ich nicht Ihre Meinung über Waffe 13 ändern kann.“ *** „Und du bist dir da wirklich sicher?“, fragte Sam nachdem Anna ihm alles erzählt hatte. „Fällt dir keine besser Möglichkeit ein mich einzufangen als die Person die ich liebe als Köder zu benutzen?“, fragte sie. „Und was wirst du jetzt tun?“, fragte Sam. „Ich werde auf ihr Spiel eingehen, aber da ich weiß, dass es eine Falle ist werde ich den Spieß umderen“, sagte Anna. „Sie werden Val nicht in irgendeiner alten Lagerhalle verstecken, sondern an einem Ort den die Division überwachen und kontrollieren kann.“ „Und wo soll das sein?“, fragte Sam. „Das frage ich dich. Du hast doch für die Division gearbeitet und du kennst ihre CIA Akten“, sagte Anna. „Ja, aber nur für ein halbes Jahr und aus den Akten fällt mir nicht ein was uns...“ Sam hielt kurz inne: „Obwohl“, er begann auf und ab zu gehen, „ihre Scheinfirmen.“ Anna sah ihn verwundert an. „Also“, erklärte er, „um ihre Forschungen zu finanzieren, hat die Division eine Reihe von Scheinfirmen hoch gezogen um ihre illegalen Geschäfte abzuwickeln. Die Division tritt nie persönlich in Erscheinung, sondern wickelt es immer nur über diese Firmen ab. Jedenfalls haben sie auf der ganzen Welt solche Firmen aufgebaut. Die Meisten in Übersee, aber auch ein paar in den Staaten. Der Punkt ist, dass die Division alles haargenau macht. Es gibt Mitarbeiterlisten und vor allen Dingen Gebäude. Ich habe noch ein paar der Namen der Firmen im Kopf und müsste ein bisschen herum telefonieren. Ich bin mir aber sicher, dass sie ein Gebäude hier in der Stadt haben.“ „Gut, ich brauche die Blaupausen von dem Gebäude und einen Plan der Straße in der es sich befindet“, sagte Anna. „Was? Aber ist dir klar, dass ich einen Gefallen einfordern muss?“, sagte er. „Das ist mir Egal. Mach es einfach. Hier geht es um Valerie!“, fuhr Anna ihn an. Sam schwieg und nickte nur. „Dann brauchen wir noch einen Kleinbus mit Überwachungstechnik und einen Hacker. Das besorgst du auch“, sagte Anna, stand auf und nahm ihre Jacke und ihren Helm. „Wo willst du hin?“, fragte Sam. „Ich habe was zu erledigen“, sagte Anna und verließ den Loft. *** Anna konnte schon von Weitem die rotblauen Lichter sehen, deswegen hielt sie einige Blocks entfernt von Valeries Haus an. Sie wollte sehen was die Polizei vorhatte und wie es Valeries Eltern erging. Außerdem hatte sie die kleine Hoffnung, dass ihre Befürchtungen unbegründet waren und Valerie doch nicht von der Division entführt worden war. Sie schwang sich leise über den Holzzaun der Nachbarn und schlich über deren Garten auf das Grundstück der Jenkins. Anna schlich sich weiter zur Terrassentür und ging dort in Deckung. Es brannte immer noch Licht im Wohnzimmer. Sie presste sich in der Dunkelheit an die Wand am Rande der Terrassentür bis sie in das Zimmer unbemerkt hinein sehen konnte. Eine ganze Gruppe von Cops befanden sich im Wohnzimmer des Hauses. Valeries Mutter saß auf einem Sofa und weinte während ihr Mann sie tröstete. Ein rundlicher Mann in einem Anzug schritt vor den Beiden auf und ab. Das war Valeries Patenonkel der Deputy Chief von Valeries Vater. Dank ihres verbesserten Gehörs konnte Anna jedes einzelne Wort mit hören. „Ich habe jeden verfügbaren Mann auf den Fall angesetzt“, sagte der Patenonkel. „Wir gehen alle Leute durch die ihr hinter Gitter gebracht habt und jetzt auf freiem Fuß sind. Ich verspreche euch wir finden euer kleines Mädchen und bringen sie euch zurück.“ „Nein, das werdet ihr nicht“, flüsterte Anna. „Das kann nur ich.“ Anna richtete sich auf und verschwand in der Nacht. *** Anna hatte versucht nachdem sie nach Hause gekommen war etwas Schlaf zu bekommen. Sie wurde von wilden Träumen heimgesucht, von ihrer Mutter, Valerie die vor etwas davon lief während Anna nur da stand und sich nicht bewegen konnte um ihr zu helfen. Schweißgebadet fuhr Anna am Morgen aus dem Schlaf und stieg aus dem Bett. Sie ging in die Küche und machte eine Schüssel Cornflakes obwohl sie eigentlich keinen Hunger hatte, doch sie musste etwas essen um bei Kräften zu bleiben. Sie hatte kaum was gegessen als Sam herein kam. Unter seinem Arm hielt er zwei lange Zylinder aus Pappe. „Ist dir bewusst, wieviele Gefallen ich ich einfordern musste um die hier zu bekommen?“, sagte er als er die Rollen auf den Tisch legte. „Das ist jetzt egal. Zeig mir was du hast“, sagte Anna. Sam öffnete einen der Deckel und zog einige Blaupausen heraus. „Das sind die Baupläne die die Division oder besser gesagt die Firma Genoteck bei der Stadt ein gereicht haben. Das Problem ist, dass wir keine Ahnung Haben, was im Inneren vor sich geht. In den Plänen sind zwar hauptsächlich Büros angegeben, aber die Division kann dort auch ganze Armeen verstecken.“ „Deswegen wollte ich, dass du mir einen Hacker besorgst. Er soll sich in das Computersystem der Kameras einhacken und meine Augen sein.“ „Äh, was den Hacker betrifft muss dir was...“ Anna ignorierte das Gesagte und fragte stattdessen: „Was ist mit dem Straßenplan?“ Sam reagierte sofort und zog eine weite Blaupause hervor. Dieses Mal zeigte die Straße einige Gebäude. „Die meisten Gebäude in der Umgebung sind alt und haben kaum Bewohner. Wenn es also zum Kampf kommen sollte, werden wir keine Aufmerksamkeit erregen“, erklärte er. Anna schaute sich die Karte an. Dabei fiel ihr ein Gebäude ins Auge das sich direkt Gegenüber von dem Genoteckgebäude befand. „Was ist das?“, fragte sie und deutete auf das Gebäude auf dem Plan. „Das ist ein Parkhaus das wird aber kaum noch benutzt“, erklärte Sam. „Gut, dann wird das unser Treffpunkt sein, wenn ich Val daraus geholt habe“, entschied Anna. „Bist du dir da sicher? Die werden euch mit Sicherheit Truppen hinterherschicken“, sagte Sam skeptisch. „Stimmt, aber bis sie sich organisiert haben, sind wir längst weg. Die wollen bestimmt keine Aufmerksamkeit erregen“, erklärte Anna und nahm wider die Blaupause des Gebäudes an sich. „Okay und wie willst du rein kommen?“, fragte Sam. „Über die Tiefgarage des Gebäudes“, erklärte Anna. „Wieso glaubst du, dass die nicht dort auf dich warten werden?“, fragte Sam. „Weil sie erst anfangen werden mich zu jagen, wenn ich tief im Gebäude drin bin“, sagte Anna. „Aber in Wahrheit werde ich auf sie Jagd machen“, sagte sie und grinste. „Mädchen, ich will dich nicht als Feind haben“, sagte Sam. „Wie war das mit dem Hacker?“, fragte Anna nach. „Am besten zeige ich es dir“, entgegnete Sam. Sam führte Anna nach draußen in den Hof wo der schwarze Kleinbus geparkt war. Er öffnete die Kofferraumtüren wo sich die Überwachungsanlagen und der Computer befanden. Anna hatte erwartet den Hacker kennen zu lernen, doch da war nichts. Anna sah Sam fragend an. Dieser stieg in den Bus. Anna Folgte ihm und sprach in ein Mikrofon das neben einem der vielen Bildschirme stand auf dem eine helle Linie zusehen war: „S, Sind Sie da?“ „Ja, ich höre Sie. Sam ist meine Auftraggeberin auch anwesend?“, fragte eine verzehrte Stimme die aus einem Lautsprecher kam, wobei sich die Linien auf dem Bildschirm während er sprach im Zickzack bewegten. „Es tut mir leid, dass wir uns nicht persönlich kennen lernen können“, sagte S. „Kennen Sie Ihre Aufgabe?“, fragte Anna. „Ja, ich soll in das Sicherheitssystem der Division eindringen“, sagte S. Anna sah Sam verwundert an. Woher wusste der Kerl von der Division? „Ja, genau“, sagte Anna schließlich. „Was mein Honorar betrifft behalten Sie es. Sehen Sie es als eine freundschaftliche Geste von jemandem der die Division genauso zerstören will wie Sie“, erklärte S. „Ich will sie aber nicht zerstören. Ich will nur Valerie wieder zurück“, dachte Anna. Dann sagte sie entschlossen: „Gut, legen wir los.“ Kapitel 20: Sieg oder Niederlage -------------------------------- „Scheint alles ruhig zu sein“, sagte Sam nachdem er das Gebäude von Genoteck mit eine Fernglas beobachtet hatte. „Glaub mir die sind da drin“, sagte Anna die neben ihm saß. Sam schaute noch einmal durch sein Fernglas und musterte das Gebäude. „Wo glaubst du werden sie Valerie fest halten?“, fragte Sam. „Im Dritten also im Obersten“, sagte Anna. „Ich nehme an, dass man mir eine schöne Spur aus Brotkrumen legen wird die mich zu ihr führt.“ Anna verließ ihren Platz und ging nach hinten, wo sich Sam an die Computerkonsole setzte. „S, sind Sie so weit?“, fragte Anna. „Ja“, sagte die Stimme. „Habe bereits angefangen eine Verbindung zu den Sicherheitskameras her zu stellen.“ Sam nahm zwei Walkie-talkies und gab eines davon Anna. „Damit wir in Kontakt bleiben“, erklärte er. Anna befestigte es an ihrem Waffengürtel und zog sich ihre Lederjacke aus um während eines Kampfes mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Dann lockerte sie die Messer an ihrem Gürtel. Sie trug nur eine Lederhose und ein Tanktop, nicht ihren Kampfanzug schließlich musste Sam sie sehen können, wenn er sie durch das Gebäude leiten wollte. Anna atmete noch einmal tief durch dann öffnete sie die Hintertür des kleinen Busses. „Viel Glück. Ich hoffe, du findest deine Süße“, sagte Sam. „So was wie Glück gibt es nicht“, sagte Anna. Dann schlug sie die Türen zu. Anna schlich sich in die Tiefgarage des Gebäudes. Mehrere Militärfahrzeuge standen auf den Parkplätzen, aber es gab keine Wachen. Trotzdem schlich sich Anna durch die Garage zum Fahrstuhl. „Anna“, hörte sie Sams Stimme aus dem Walkie-Talkie. „Was gibt’s?“, fragte Anna. „Wir haben ein Problem: Der Fahrstuhl führt nur bis zum ersten Stock. Ab da musst du zu Fuß gehen und ich sehe überall Wachen“, sagte Sam. „Ich sehe keine Möglichkeit wie du sie umgehen kannst.“ „Gut, dann eben Plan B“, sagte Anna. „Es gibt einen Plan B?“, fragte Sam. „Ich habe immer einen Plan B“, erklärte sie. „Kann S eine Störung in den Kameras verursachen?“ „Ja, kann ich“, schaltete sich der Hacker ein. „Aber ich werde sie nicht führen können. Außerdem wird sie früher oder später behoben werden.“ „Dann ist es halt so“, sagte Anna und drückte den Rufknopf des Aufzugs. *** Der Fahrstuhl hielt im ersten Stock an. Der Wachposten entdeckte dies und meldete es der Zentrale. „Zentrale, hier Stimmt was nicht. Ich überprüfe das mal.“ Er betrat den Aufzug. Niemand war darin. „Hm scheint wohl eine Fehlfunktion gewesen zu sein“, dachte er. Er drehte sich um die Kabine zu verlassen, als Anna sich lautlos von der Decke der Kabine fallen ließ und blitzschnell dem Wachposten mit einem ihrer Messer die Kehle durchschnitt. Die schwarze Strumpfmaske des Wachmanns saugte sich mit dessen Blut voll während er gurgelnd zusammen brach. Nur etwas von der roten Flüssigkeit trat aus dem Hals hervor. *** „Sir, einer unserer Wachen ist tot auf gefunden worden. Er wurde eindeutig durch ein Messer getötet.“ „Anna“, flüsterte Valerie als sie davon hörte. „Setzen Sie alle Einheiten in Alarmbereitschaft. Wir haben Eindringlinge“, sagte Sevarius. „Sir“, meldete ein Techniker der von seinem Laptop aus die Kameras überwachte. „Es gibt eine Störung bei allen Kameras im Gebäude.“ Sevarius lächelte. „Sie ist hier.“ Er wandte sich an einen Mann in Uniform der den Rang eines Kaptäns hatte. „Ein Teil von Ihren Männern soll vor dem Zugang zu diesem Stockwerk in Stellung gehen. Der Rest soll sich vor diesem Raum hier sammeln“, befahl Sevarius. Dann wandte er sich Valerie zu: „Nun, sobald wir die Kameras wieder hergestellt haben“, sagte er, „werde ich Ihnen zeigen, wer Ihre Freundin wirklich ist.“ *** Anna hatte sich mühelos durch die Stockwerke gekämpft. Sie befand sich nun im Vierten. „Anna, wir haben ein Problem“, kam es aus dem Walkie-Talkie. „S sagt, dass die Division begonnen hat Maßnahmen gegen die Störung zu ergreifen. Es dauert nicht mehr lange und du wirst sichtbar sein.“ „Dann ist es halt so“, sagte Anna. Nach einer halben Stunde als Anna ungefähr den zweiten Stock erreicht hatte, meldete Sam sich erneut: „Anna, die Kameras funktionieren wieder, aber wir haben ein größeres Problem: Vor dem Fahrstuhl in den dritten Stock haben sich Soldaten platziert und warten auf dich.“ „Nicht mehr lange“, sagte Anna düster. Schnell schritt Anna um eine Kurve. Sie sah sich einer Gruppe von zwanzig Männern gegenüber. Einige Männer knieten. Die hinter ihnen standen wieder. Andere hielten sich als Reserve zurück. Anna nahm ihre Messer fest in die Hand. Sie gab ihnen nicht die Zeit sie mit ihren Lasern ins Visier zu nehmen. Blitzschnell wich sie aus, sprang an eine der Wände und griff von dort aus die Männer an. Dann begann das Töten. Bevor auch einer der Männer reagieren konnte, hatte sie ihm schon die Kehle aufgerissen. Keiner der Männer blieb am Leben. Dann stand sie vor dem Fahrstuhl. „Halt durch, Valerie. Ich bin bald bei dir“, dachte Anna. *** „Sir“, meldete sich einer der Techniker. „Die Kamaras funktionieren wieder.“ Sevarius zog eine Fernbedienung heraus und öffnete damit eine Wand auf der dutzende Bildschirme zu sehen waren. Einer der Bildschirme zeigte tote Männer. Ein Anderer Anna, die in der Fahrstuhlkabine stand und nach oben fuhr. Er lächlete und wandte sich an Valerie: „Und nun, Miss Jenkins, werde ich Ihnen zeigen was Ihre Freundin wirklich ist.“ Mit ihren Messern in den Händen stand Anna in der Fahrstuhlkabine, als der Lautsprecher der Kabine knackte. „Kannst du mich hören, Waffe 13? Ich bin sicher, dass du es kannst“, sagte eine tiefe Stimme. Diese Stimme. Erinnerungen kamen in Anna hoch. „Du bist nichts als ein dummes Tier“, hallte es in ihrem Kopf wieder. Dann fiel ihr der Name zu der Stimme ein. „Sevarius“, fauchte Anna. „Ich bin gerührt, dass du dich an mich erinnerst“, sagte Sevarius. „Lassen Sie Valerie frei. Hier geht es nur um Sie und mich“, sagte Anna. „Oh, ich werde sie frei lassen“, sagte Sevarius. „Aber vorher werde ich ihr zeigen, was du wirklich bist.“ Danach sagte er das Codewort: „Du weißt was du zutun hast.“ Als Anna den Satz hörte, war es als ob man in ihr einen Hebel umgelenkt hatte, alles was sie ausmachte war wie weggewischt. Sie sah alles nur noch in einem blutroten Tuch. Sie wurde nur von einem Gedanken beherrscht: Zu töten. Dann öffnete sich die Fahrstuhltür. Kapitel 21: Die Flucht ---------------------- Fassungslos starrte Valerie auf den Bildschirm als sie sah wie Anna mit rotglühenden Augen sich auf die Männer stürzte, die vor dem Aufzug Stellung bezogen hatten. Blut und Schreie. Das war kein Kampf mehr, es war ein Schlachten. Es gab ein paar Soldaten die sich mit ihren Schusswaffen wehrten, aber Anna war zu schnell für sie und zog eine blutige Schneise durch die Armee der Division. Die Wände waren vom Blut der Männer bespritzt. Einer der Männer jagte Anna drei Kugeln in den Körper, doch das waren nur Fleischwunden so dass diese sich, als sich die Wunden schlossen, die Kugeln heraus drückte. Anna blickte zu dem Mann und knurrte nur, bevor sie ihn mit ihrem Messer enthauptete. „Sehen Sie“, flüsterte Sevarius, „das ist das wahre Ich Ihrer Freundin und das wird sie immer sein: Ein Tier mehr auch nicht.“ „Halten Sie die Klappe! Halten Sie einfach die Klappe“, zischte Valerie. Die Schreie klangen jetzt näher. „Ich denke es ist an der Zeit zu gehen.“ Die Männer an den Kontrollkonsolen begannen sich durch den Seitengang zu flüchten. „Sir, was ist mit der Gefangenen?“, fragte einer der Soldaten. „Lasst sie hier“, sagte Sevarius kalt. „Die Beiden haben sich sicher viel zu erzählen.“ Dann öffnete er Valeries Fesseln mit einer Fernbedienung und verließ dann den Raum. Valerie war allein. Die Schreie waren verklungen. Sie zitterte am ganzen Körper. Was würde jetzt passieren? Sie hatte gesehen was Anna mit den Soldaten gemacht hatte. In dem Moment ging die Tür auf und Anna trat in den Raum von Kopf bis Fuß mit dem Blut ihrer Opfer befleckt. Ihre verschwitzten Haare hingen ihr ins Gesicht und ließen ihre Augen im Schatten blutrot glühen. „Anna“, kam es von Valeries Lippen. Ihre Geliebte antwortete mit einem Knurren. Speichel floss ihr aus einem ihrer Mundwinkel. Langsam kam sie auf sie zu, die Messer bereit um zuzustoßen. „Anna“, sagte Valerie erneut, „das bist nicht du.“ Anna blieb stehen und sah sie an. „Erkennt sie mich etwa?“, dachte Valerie. Hoffnung keimte in ihr auf. „Diese Röte in den Augen lässt dich völlig verrückt aussehen. Aber ich weiß, dass irgendwo meine Freundin ist. Ich weiß, dass sie mir nie wehtun würde“, sagte Valerie. „Das ist Wahnsinn was ich hier mache“, dachte Valerie. Nun stand sie direkt vor Anna. Bis jetzt war nichts passiert. Allerdings zitterten Annas Hände als ob ein innerer Kampf stattfand. „Anna, weißt du noch ich bin dein Licht. Solange ich bei dir bin, wird man dir nichts tun“, sagte Valerie. Sie ging weiter bis sie vor Anna stand. Später wusste Valerie nicht was es war, was sie dazu trieb es zu tun. Ob es Verzweiflung oder Hoffnung war, daran konnte sie sich nicht erinnern. Sie tat es einfach und küsste Anna. Am Anfang spürte Valerie nichts, doch dann, als sie merkte, dass Anna ihren Kuss erwiderte, wusste sie, dass ihre Liebste wieder sie selbst war. Als sie sich von ihr löste, sah sie, dass das Rot in ihren Augen verschwunden war und ihre Augen wieder das normale Grün angenommen hatten. „Valerie“, flüsterte sie. „Ja“, flüsterte sie zurück. „Ich bin dein Licht. Schon vergessen?“ Anna schaute an sich herab. Sie sah das Blut an ihren Klamotten. Tränen liefen ihr über ihre Wangen. Anna legte ihren Kopf auf Valeries Schulter während diese über ihr Haar streichelte. „Wie rührend“, sagte eine Stimme plötzlich. „Ein Monster und seine Geliebte.“ Die Zwei drehten sich um und sahen sich Sevarius und einem halben Dutzend Divisionssoldaten gegenüber. In dem Fluchtgang, den Sevarus und seine Mitarbeiter genutzt hatten, hatte eine Reserve der Divisionssoldaten gewartet. Durch einen anderen Geheimgang waren sie auf das Stockwerk gelangt und standen nun feuerbereit vor ihren Zielen. „Hier gibt es nur ein Monster und das sind Sie!“, sagte Valerie. Sevarius beachtete sie nicht. Er blickte Anna an. „Es ist Zeit nach Hause zu kommen, Waffe 13“, sagte er. „Lieber sterbe ich“, fauchte diese. Sevarius gab den Männern ein Zeichen. Sie legten auf die beiden Mädchen mit ihren Waffen an. Anna nahm Valerie bei der Hand. „Valerie?“, fragte Anna. „Ja“, antwortete die Braunhaarige. „Vertraust du mir?“, hakte Anna weiter nach. „Ja, aber sicher“, sagte Val. „Gut, dann spring!“, rief Anna. Beide rannten Hand in Hand in Richtung des großen Fensters und sprangen mit einem gewaltigen Satz durch die Scheibe. Als sie in die Tiefe Stürzten, schlang Anna ihre Arme um Valerie. Sie drehte sich so, dass sie zuerst auf dem Boden aufschlug und Valerie ihrerseits weich auf ihrem Körper landete. Valerie war leicht schwindelig. Der Sturz hatte ihren Kreislauf angegriffen. Sie brauchte einen Moment bis ihr klar war, wo sie war und auf wem sie lag. Anna lag regungslos auf dem Boden. Etwas Blut floss aus ihrem Mundwinkel. „Anna! Oh mein Gott, Anna!“, schrie sie. Die Schwarzhaarige schlug die Augen auf und begann laut zu husten um wieder zu Atem zu kommen. Sie drehte sich etwas zur Seite und spuckte etwas Blut aus. Dann richtete sie sich auf. „I-ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Valerie. „Heilfaktor, schon vergessen?“, sagte Anna. Sie dehnte ihren Rücken etwas um ihr Rückgrat wieder in Position zu bringen. Val konnte dabei ein lautes Knacken hören. Dann stand sie auf. „Komm, wir müssen gehen“, sagte sie. „Wohin?“, fragte Valerie. „Zu dem Parkhaus da drüben“, antwortete Anna und deutete auf das Gebäude. „Dort wird uns Sam aufsammeln.“ *** „An alle Einheiten: Fertig machen und sammeln!“, rief der Officer in sein Funkgerät. „Nein“, sagte Sevarius, „wiederrufen Sie den Befehl.“ Der Officer sah ihn verständnislos an. „Aber, Sir, die Beiden werden uns entkommen“, sagte er. „Nein, werden sie nicht“, sagte Sevarius. „Außerdem wollen wir doch nicht das kleine Familientreffen stören.“ *** Sie liefen Hand in Hand die Straße entlang bis sie zum Parkhaus kamen. Geduckt überwanden sie die Schranke, liefen die Zugangsstraßen herauf, bis sie auf dem dritten Parkdeck ankamen, das zum Glück leer war. Dann kamen sie zum Stehen. Anna zog ihr Walkie-Talkie heraus. „Sam, kannst du mich hören?“ „Anna, Gott sei Dank!“, kam es aus dem Lautsprecher. „Ich dachte schon dir wäre was passiert. Hast du Valerie bei dir?“ „Ja, wir sind beim Treffpunkt“, sagte Anna. „Kannst du uns abholen?“ „Gib mir zehn Minuten und ich bin da“, sagte Sam und unterbrach die Verbindung. Dann konnte Valerie nicht anders als Anna zu küssen. Alles was sie in den letzten Stunden erleiden musste legte sie in diesen Kuss den Anna nur zu gerne erwiderte. Als sie sich lösten, legten beide ihre Stirn auf die der Anderen. „Für was war das?“, fragte Anna außer Atem. „Das war dafür, dass du mich raus geholt hast“, sagte Valerie. Sie begannen sich wieder zu küssen. Dabei legten sich Annas Arme um Valeries Hals. Der Kuss wurde unterbrochen als sie plötzlich ein Geräusch hörten. Es war das Zuschlagen einer schweren Tür. Dann hörten sie Schritte die langsam auf sie zu kamen. Sofort stellte sich Anna schützend vor Valerie. Gedanken jagten durch ihren Kopf. Wer war das? War es eine Agentin der Division? Hatte sie sich geirrt was ihre Truppen betraf? Das Mondlicht schien auf das Parkdeck. Immer noch waren die Schritte zu hören. Langsam und selbstsicher. Nun konnte sie eine Gestalt erkennen die sich langsam auf sie zu bewegte. Als sie aus dem Schatten trat, weiteten sich Annas Augen vor Überraschung und Entsetzen. Es war als ob sie in einen Spiegel sehen würde. Ein Mädchen stand vor ihnen. „Hallo, Schwester. Schön, dich kennen zu lernen“, sagte sie. Kapitel 22: Kampf unter Schwestern ---------------------------------- Das Mädchen, das vor ihnen stand, sah genauso aus wie Anna nur waren ihre Haare etwas kürzer und gingen ihr ungefähr bis zur Schulter. Sie trug einen schwarzen hautengen Kampfanzug und darüber einen Kreuzgurt wo sich auf dem Rücken zwei Scheiden befanden in denen Zwei Katanas steckten. Anna starrte sie an. Das musste Traum sein. Nein ein Albtraum. War das Wirklichkeit? Hatte sie wirklich eine Schwester oder war die Division so skrupellos sie klonen zu lassen? „Du siehst mich an, als ob du einen Geist gesehen hättest“, sagte das Mädchen. „W-wer bist du?“, fragte Anna die die Sache noch nicht richtig begreifen konnte. „Ich bin Grace und ja ich bin deine Schwester. Wir haben die gleiche Mutter und ich habe dieselbe Ausbildung genossen wie du“, sagte sie. „Plus minus ein paar Extras.“ Sie zog ihre Katanas aus ihren Scheiden und ging in Kampfstellung. „Und nun möchte ich einfach wissen wer von beiden die Bessere ist.“ Anna fing sich wieder nahm ihre Waffe und machte sich kampfbereit. „Dann zeig was du drauf hasst“, sagte Anna. Dann griff Grace an. Anna hatte bereits ihre Messer gezogen und wehrte die ersten Hiebe ab. Es folgte eine Abfolge von Hieben, Schlägen und Tritten. Einmal ließ Grace ihre Deckung fallen und einmal konnte Anna einen Schnitt an Graces Wange verursachen. Zu Annas Entsetzen schloss sich der Kratzer sofort wieder. Grace lächelte. „Ich sagte doch wir sind vom gleichen Blut.“ Der Kampf ging weiter. Grace gelang es Anna an die Wand zu drängen. Es gelang ihr die beiden Klingen an Annas Hals zu platzieren wie bei einer Schere. Nur eines von Annas Messern, die zwischen den Katanas lagen, hielt sie davon ab. Anna drehte ihr zweites Messer in ihrer Hand so dass der Knauf nach vorne stand und schlug damit Grace ins Gesicht. Diese taumelte und entließ Anna aus ihrem Griff. Anna setzte ihr nach und attackierte sie mit starken Angriffen. Mit einer schnellen Bewegung konnte Anna das erste Katana aus Graces Hand schlagen. Diese griff mit dem anderen Katana an. Anna wehrte diese Attacke gekonnt ab. Als Grace erneut angriff, gelang es Anna ihr das zweite Schwert aus der Hand zu reißen so dass die Waffe in eine andere Ecke des Raumes flog. Doch Grace gab sich nicht geschlagen. Obwohl sie ihre Waffen verloren hatte, ging sie erneut in Kampfstellung. Anna Steckte ihre Messer in ihre Halfter und ging ebenfalls in Position. Was nun folgte war ein wilder Schlagabtausch aus Schlägen und Tritten, bis Anna mit einem kräftigen Tritt Grace zu Boden schickte. Diese fing sich aber durch eine Rolle wieder und stand auf. Ihre Lippe war auf geplatzt. Sie fasste sich daran, schaute auf die Wunde an ihrem Finger und dann schloss sie die Wunde wieder. „Nicht schlicht, wirklich nicht schlecht“, sagte sie, „aber ich kann etwas mehr.“ Grace streckte den Arm aus. Das Letzte was Anna mitbekam war, wie sich etwas Spitzes durch ihren Rücken bohrte. Sie schaute an sich herab und sah wie die Spitze von einem von Graces Katanas aus ihrer Vorderseite ausgetreten war. Anna war in die Knie gegangen und kauerte auf dem Boden. Grace machte weiter. Sie vollführte eine Handbewegung und das zweite Katana sauste heran und durchbohrte Anna an der Schulter. Anna krallte sich in dem Boden fest um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Trotzdem liefen ihr vor Schmerzen die Tränen aus den Augen. „Anna!“, schrie Valerie und wollte zu ihrer Freundin. „Bleib zurück!“, fauchte diese. Anna spürte den Metallgeschmack von Blut der sich mit Speichel mischte und jetzt aus ihrem Mund auf den Asphaltboden des Parkhauses tropfte, da sie jetzt in sich zusammengekrümmt da saß. Grace kam auf sie zu und ging vor ihr in die Hocke. „Tja, in meinem Gencocktail ist ein wenig mehr als in deinem“, sagte Grace. „Bring es hinter dich. Töte mich hier und jetzt. Hauptsache ich werde nie wieder benutzt“, zischte Anna. „Du Dummerchen“, sagte Grace, „ich werde dich nicht zurück bringen. Ich wollte dich nicht mal töten. Ich wollte nur wissen, wie gut du bist.“ Grace ging um sie herum zu Valerie. „Kümmer dich gut um sie“, sagte Grace, machte eine Handbewegung und das Katana, das in Annas Rücken steckte, flog in Graces Hand. Sofort schloss sich Annas Wunde. Dann drehte sich Grace um und ging an Anna vorbei. Dabei machte sie eine weitere Handbewegung und das andere Katana, was noch aus Annas Schulter ragte, flog in ihre Hand. „Ich werde der Divison sagen das du mir entkommen bist.“ sagte Grace. „Warum tust das?“ fragte Anna . Grace schaut kurz auf Anna sie lächelte „Man sieht sich“ sagte sie. Dann verschwand sie in der Dunkelheit des Parkhauses. Kapitel 23: Täuschungsmanöver ----------------------------- In dem Moment fuhr ein schwarzer Bus die Rampe des Parkhauses herunter und hielt neben den Beiden. Valerie wollte sich schon bereit machen mit Anna zu verschwinden, als die Seitentür sich aufschob. Sam stand darin. „Kann ich euch mitnehmen?“ Valerie half ihrer Freundin auf die Beine. Sie stiegen in den Bus. Sam saß am steuer, Anna setzte sich neben ihn und Valerie setzte sich auf den hinteren Sitz. Dann fuhren sie die andere Seite des Parkdecks der Straße herunter und auf die Straße. Während der Fahrt schaute Sam Anna kurz an. Anna war noch schweigsamer als sonst. Sie schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein. „Ist alles in Ordnung, Mädechen?“, fragte Sam. „Geht so“, sagte sie. Was jetzt folgte war eine sogfältig geplante Vertuschungsaktion. Sie konnten Valerie nicht einfach zu Hause absetzen. Ihre Entführung hatte zu viel Staub aufgewirbelt. Die Polizei würde Valerie Fragen stellen und das konnten sie sich nicht leisten. Also hatte Sam einen Plan entwickelt wie sie die Sache zu einem guten Ende führen konnten. Anstatt gleich nach Hause zu fahren, fuhren sie in Richtung einer stillgelegten Fabrikhalle und hielten dort auf einem Parkplatz. „Was machen wir hier?“, fragte Valerie. „Nun ja wir werden hier etwas für die Polizei vorbereiten“, erklärte Sam. Sie stiegen aus und gingen in das Gebäude. „Also ich werde es dir erklären, Kleine“, sagte Sam. „Im Monent sind alle Cops auf den Beinen wegen deiner Entführung. Wenn wir dich jetzt nach Hause Fahren, werden sie viele Fragen stellen. Fragen die du nicht beantworten kannst ohne Anna zu gefährden. Deswegen werden wir uns eine nette kleine Geschichte zusammenbasteln.“ Sam führte die Mädchen durch die Halle wo früher gearbeitet wurde über eine Metalltreppe wo sich das Büro der Firma befand. Außer alter Staub war in der Firma nichts. „Also meine Geschichte sieht so aus“, erklärte Sam. „Du wurdest von...“, er überlegte kurz, „von drei Männern entführt. Sehen konntest du sie nicht, weil du eine Augenbinde getragen hast und hier in diesem Büro gefangen gehalten wurdest.“ Sam richtete einen verstaubten alten Stuhl auf. „Auf diesem Stuhl. Ansonsten hast du von nichts mitbekommen, bis auf eine Sache und zwar einem lauten Streit unter den Entführern. Einer von denen hatte Gewissensbisse gekriegt. Daraufhin fielen Schüsse. Daraufhin wird ein anonymer Anruf bei den Eltern eingehen wo man dich finden kann. Alles klar?“ Es war natürlich klar, dass der anonyme Anrufer Sam sein würde. In dem Büro lag nicht weit von Valerie entfernt eine große Sporttasche. Er öffnete sie und holte eine Pistole und ein paar Blutkonserven heraus. „Ich muss etwas aufbauen. Kann ich euch beiden allein lassen?“, fragte Sam. Valerie und Anna nickten und er ging nach unten. Die ganze Zeit war Anna sehr schweigsam gewesen. „I-ist alles in Ordnung, Baby?“, fragte Valerie. „Ja“, sagte Anna nur. Das war eine Lüge. Anna sah schlecht aus. Sie war blass und ihre Augen waren glasig. Was passiert war hatte ihre Liebste mehr mitgenommen als sie zugab. „K-kannst du mich in den Arm nehmen?“, fragte Anna. „Aber natürlich. Komm her“, antwortete Val und tat es. Anna schmiegte sich an sie und sog ihren Duft ein. Es fühlte sich alles so gut an. Sie war wieder Amok gelaufen und hatte Menschen umgebracht. Auch wenn es Männer der Divison gewesen waren und sie, wenn sie die Gelegenheit hätten Anna hätten umbringen können. Der Amoklauf war das Schlimmste was Anna sich vorstellen konnte. Sie hatte vergessen wie es sich anfühlte keine Konrtolle mehr über sich zu haben. In seinen eigenen Körper eigesperrt zu sein zum Zusehen verdammt, nur eine Puppe oder eine Marionette zu sein und keinen freien Willen mehr zu haben. Sie drückte sich noch enger an Valerie. Dann war da noch Grace. Sie hatte eine Schwester. Anna wusste nicht was sie empfinden sollte. Liebe oder Hass. Es war eher Mitleid. Sie wurde wie Anna einst von der Organisation missbraucht und war nur ein Werkzeug für sie. Wenn Valerie nur wüsste wieviel Kraft sie Anna in diesem Moment gab. Der Kuss, den Valerie ihr gab, ließ Anna für ein paar Augenblicke alles vergessen. Wenig später kam Sam wieder herauf und sah die Beiden an. „Äh störe ich?“, fragte er. Sofort lösten sich die Beiden voneinander. „Kommt mal runter. Ich will euch was zeigen“, sagte Sam. Sie stiegen nach unten in die Halle. Dort standen zwei Schaufensterpuppen in Jeans und Hemd. „Val“, sagte Sam, „darf ich dir deine zwei Entführer vorstellen? Frank und Dean. Ich habe unter den Klamotten der Puppen die Blutkonserven versteckt“, erklärte Sam. „Und du glaubst das wird funktionieren?“, fragte Valerie. „Hey, ich war bei der CIA. Wenn die was sehr gut können, dann was vertuschen“, sagte Sam. „Glaub mir es wird klappen.“ Er zog seine Pistole und entsicherte sie. „Bitte Ohren zu halten“, sagte Sam dann. Dann zielte er auf eine der Puppe und schoss. Er traf eine der Puppen in die Brust. Der Rückstoß ließ die Puppe zu Boden fallen. Das Gleiche passierte mit der anderen Puppe die ebenfalls zu Boden ging. „Na bitte“, sagte Sam, „das waren deine Entführer. Jetzt zu deinem zweiten Teil des Plans.“ Er wandte sich an Valerie: „Wir müssen dich fesseln. Kommst du damit klar?“ Valerie nickte und sie gingen zurück ins Büro. Als sie dort waren, holte Sam aus der Sporttasche Klebeband raus und deutete Valerie an sich auf den verstaubten Stuhl zu setzen. Valerie tat was er sagte, setzte sich und legte die Arme hinten so, dass Sam sie mit dem Klebeband fesseln konnte. Danach fesselte er ihre Füße an die Stuhlbeine. „Ich werde jetzt den Anruf machen. Kommt ihr beide klar?“, fragte Sam. Beide nickten und er ging aus dem Büro. Wären die Umstände anders gewesen, hätte Anna sich über eine gefesselte Valerie gefreut. Leider war es nicht so. Als sie alleine waren, sagte Anna: „Wenn du willst, bleibe ich so lange hier, bis die Cops dich finden.“ „Das wäre schön, aber wenn die das Gebäude stürmen, kommst du dann auch rechtzeitig weg?“, fragte Valerie. „Hey, ich bin eine genetisch aufgewertete Auftragskillerin. Glaub mir, wenn ich etwas kann, dann ist es unbemerkt von einem Ort zu verschwinden“, antwortete Anna und grinste. Allerdings hatte Valerie den Eindruck, dass das Grinsen gezwungen war, da etwas in Annas Blick war, was Valerie stutzig machte. Irgendetwas nagte in Anna. Nur was? Kapitel 24: Abschied für immer? ------------------------------- Sam hatte den anonymen Anruf über ein Münztelefon erledigt, um den Ermittlern, die den Anruf sicherlich verfolgten, einen Hinweis zu Valeries Aufenthaltsort zu hinterlassen. Er ging zurück in die Halle, um die Schaufensterpuppen aus dem Weg zu schaffen, denn alleine die Blutflecken zählten. Als er damit fertig war, kam er zurück zu Valerie und Anna, um mit der Gefesselten noch einmal alles zu besprechen. Er wollte sicher gehen, dass sie bei späteren Fragen glaubhafte Antworten parat hatte. Kurze Zeit später hörten sie in der Ferne Sirenen. Sam beeilte sich aus einer Sporttasche in der Nähe ein schwarzes Tuch zu holen und es gleich darauf an Anna weiter zu reichen. „Anna muss dir jetzt die Augen verbinden. Geht das in Ordnung?“ Valerie nickte nur. Anna legte ihr den Stoff vor die Augen und knotete ihn zusammen. Sam verschwand währenddessen in Richtung Ausgang und meinte, er warte im Wagen. Als die Schwarzhaarige fertig war, setzte sie sich kurzer Hand auf Valeries Schoß und küsste sie. Dieser Moment fühlte sich für beide gut an. Anna unterbrach den Kuss. Die Sirenen außerhalb des Gebäudes wurden immer lauter und mehr. „Ich muss gehen.“ flüsterte Anna. „Meldest du dich später bei mir?“ fragte Valerie hoffnungsvoll. „Ja. Erinnere dich an die Antworten.“ Antwortete Anna nur und verschwand aus der Halle. *** Es lief alles nach Plan. Das SWAT Team stürmte die Halle. Sie fanden die gefesselte Valerie schnell. Valerie improvisierte in ihrer Rolle als entführtes Opfer, als sie die ersten „Gesichert!“-Rufe des Teams hörte. Sie blickte den Polizisten in Schutzuniform verängstigt an, als ihr die Augenbinde wieder abgenommen worden war. Kurze Zeit später wurde sie von dem Klebeband befreit und als sie aufstand, tat sie so, als ob ihre Beine sie nicht tragen wollten. Sie stolperte etwas. Letzten Endes half ihr der Polizist, sie nach unten zu führen und aus der Halle hinaus. Draußen angekommen erblickte sie ein halbes Dutzend Polizeifahrzeuge und sogar einen Krankenwagen. Der Polizist führte Valerie zum Krankenwagen, in dem man sie gleich untersuchte. Jedoch hatte sie nur oberflächliche Wunden davon getragen. Ein paar blaue Flecke und kleinere Schnittwunden, hatte sie bei ihrem Sturz mit Anna aus dem Fenster davon getragen. Weitere Minuten verstrichen, in denen sie verarztet wurde, wo es nötig war und in denen Valerie ein Auto vorfahren sah, dass sie nur zu gut kannte. Als ihre Eltern fast schon aus dem Auto sprangen und zu ihrer Tochter gerannt kamen, hatte sich Valerie zeitgleich von den Sanitätern gelöst und war ihr entgegen gekommen. Sie drückten ihre Tochter fest an sich. „Ist schon gut Mom… mir geht es gut…“ sagte Valerie leise. *** Nachdem Sam gegangen war, ließ sich Anna auf den Boden vor der Tür ihres Lofts sinken. Jetzt wo sie alleine war, konnte sie die ausdruckslose Maske, die sie die ganze Zeit über getragen hatte, absetzten. Müde und erschöpft strich sie sich über das Gesicht und ließ ihren Tränen nun freien Lauf. Sie hatte sie bis eben so gut es ging unterdrück. Die letzten Ereignisse und vor allem, dass Valerie darin involviert war, hatten doch mehr an ihr gezerrt, als sie ihren Mitmenschen weiß machen wollte. *** Mit der Ankunft in ihrem Haus, wurden Valerie gleich die Fragen gestellt, zu denen sie eine Antwort wusste. Wie sie mit Sam abgesprochen hatte, beantwortete sie die Fragen nach der Geschichte. Nach einiger Zeit hatte ihre Mutter jedoch genug von den Männern, die sie nach Hause chauffiert hatten, und warf die Cops kurzerhand hinaus. Valerie brauchte erst einmal ihre Ruhe, um alles zu verarbeiten. So kam es auch, dass sie für drei Wochen von der Schule frei gestellt wurde. Dafür war sie ihrer Mutter sehr Dankbar. Als einige Tage später ihr Handy klingelte, meldete sie sich sofort mit einem: „Hallo.“ „Valerie,“ sagte Sam, „kannst du zu Annas Loft kommen?“ Valerie wunderte sich, warum Sam sie von Annas Handy aus angerufen hatte. Sorge erfasste sie. „Ist mit ihr alles in Ordnung?“ fragte sie nach. „Das soll sie dir selbst erzählen.“ Mit diesen Worten legte Sam auf. Noch ein Stück mehr besorgt, rannte Valerie aus ihrem Zimmer, die Treppe hinunter und wollte gerade nach ihrem Helm greifen, als die Stimme ihrer Mutter sie zurück hielt. „Wo willst du hin?“ Valerie drehte sich zu ihr um. „Ich muss kurz weg.“ antwortete sie. Ihre Mutter sah sie streng an. „Und wohin willst du?“ Valeries Gedanken kreisten um Anna. Ihre Sorge um sie war viel zu groß, als dass sie mit ihrer Mutter ein langes, nerviges Streitgespräch hätte führen können. Es half nur die Flucht nach vorne. „Es geht um Anna. Ich muss zu ihr!“ Ihre Mutter sah sie immer noch streng an. „Aus welchem Grund?“ „Mom, ich mag Anna sehr. Ich habe gerade einen Anruf bekommen, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Bitte Mom, ich flehe dich an, ich würde es wirklich nicht tun, wenn es nicht wichtig wäre!“ Eine Zeit lang sahen sich beide nur an, ohne ein Wort zu sagen. Dann senkte ihre Mutter den Blick, seufzte und sagte sanft: „Geh ruhig zu ihr.“ Sofort griff Valerie nach ihrem Helm und rannte aus dem Haus. *** Als Valerie an dem Loft ankam, hatten sich große Gewitterwolken über der Stadt gebildet und tauchten alles in ein düsteres Bild. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stieg Valerie die Treppen zum Eingang des Lofts hinauf. Die Eingangstür öffnete sich und Sam kam ihr entgegen. Er sah sie nur kurz an, berührte mit einem mitfühlenden Seufzer ihre Schulter und stieg die Treppen hinab. Valerie blickte ihm kurz nach und betrat dann Annas Heim. Die Räume waren halb verdunkelt, nur ein paar Kerzen spendeten hier und da Licht. Anna Stand an einem der großen Fenster und sah hinaus. Sie schien Valerie nicht zu bemerken. Draußen ging inzwischen ein heftiger Regenschauer nieder. „Er hat dich also angerufen.“ sagte Anna plötzlich und mit Zorn in der Stimme. Sie hatte sie also doch bemerkt. „Sam hat nur gesagt, dass ich hier her kommen soll… mehr nicht.“ antwortete Valerie und sah, wie Anna wütend die Fäuste ballte. „Mistkerl!“ knurrte sie. Als Valerie näher zu ihr treten wollte, zischte sie: „Komm nicht näher!“ Valerie schreckte zurück. In Annas Stimme lag plötzlich etwas drohendes… feindseliges. „Ich werde von hier fort gehen.“ Als die Schwarzhaarige dies sagte, erhellten die ersten Blitze den Raum, gefolgt von einem heftigen Donnerschlag. Erst jetzt bemerkte Valerie, dass Anna einen kleinen Lederrucksack über ihrer Schulter hängen hatte und den Helm für ihr Motorrad in der Hand hielt. „A-aber wieso?“ fragte Valerie verwirrt. „Ich kann hier nicht mehr bleiben. Die Division weiß, dass ich hier in der Stadt bin. Es ist hier nicht mehr sicher. Deswegen werde ich gehen.“ Aus Annas Stimme war jegliches Gefühl verschwunden, sie klang kalt. „Dann lass mich mit dir kommen.“ Sagte Valerie. „Nein! Du hast hier ein Leben, eine Familie! Ich habe niemanden.“ Sagte Anna scharf, so scharf wie ihre Messer. Valerie schluckte. „Ich dachte, ich sei deine Familie. Anna, w- wir finden eine Lösung!“ „Nein!“ fuhr Anna Valerie erneut an. Sie hatte sich endlich umgedreht, jedoch blieb ihr Gesicht in der Dunkelheit verborgen. Ein erneuter Blitz erhellte den Raum. „Die Zeit mit dir war wundervoll, Valerie, aber es ist vorbei. Es ist aus zwischen uns.“ Annas Stimme klang noch ein Stück kälter und endgültig. Annas Worte trafen Valerie härter, als alles, was sie bis jetzt erlebt hatte. Es riss ihr eine tiefe Wunde ins Herz und sie starte Anna ungläubig an. Scheinbar ohne sie weiter zu beachten, ging Anna an ihr vorbei zur Haustür. Eine Mischung aus Trauer und unglaublicher Wut erfasste Valerie mit einem Mal und sie ballte die Hände zu Fäusten bis ihre Knöchel weiß wurden. „Dreh dich um.“ Sagte sie durch zusammengebissene Zähne, ihr Körper bebte. Anna ging ungerührt weiter. „Dreh dich um, verdammt noch mal!“ schrie Valerie ohne Gehört zu bekommen. Die Schwarzhaarige war an der Tür angelangt, öffnete sie und trat nach draußen. Valerie rannte hinter ihr her und inzwischen hatte sie Tränen in den Augen. „Dreh dich um!“ schrie sie erneut. „Dreh dich um und sag mir ins Gesicht, dass du mich nicht mehr liebst!“ Anna hatte sich auf ihre Maschine geschwungen und ihren Helm aufgesetzt. Sie startete den Motor der Ninja und fuhr durch das offene Tor. Valerie rannte die Treppe herunter und ihr hinterher. „Anna!“ schrie sie ihr hinterher. „Annna!“ Als das rote Rücklicht nicht mehr zu sehen war, ließ sich Valerie auf die Knie fallen, mitten auf der Straße, und weinte leise. Hätte sie die ganze Zeit in Annas Gesicht sehen können, hätte sie bemerkt, dass auch Anna den Tränen nahe gewesen war. Während diese von Valerie und ihrem alten Leben davon fuhr, ließ sie ihren Tränen feien lauf. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)