Die Kewobs von Kampfkewob ================================================================================ Prolog: Hier kommen wir! ------------------------ Es ist schon seltsam. Manchmal hat die Evolution einige komische Ideen. Daher war eine Schnecke mit Flügeln aus zu statten sicher nicht die Bizarrste, aber es verhielt sich nahe an der Grenze zum Wahnsinn. Die Kewobs waren nun solche Wesen: halb so lang wie ein Arm, nicht gerade dünn, etwas schleimig – wie es eben die Art von Schnecken war – und statt einem Haus ein paar fedrige Flügel auf dem Rücken. Doch ein paar Dinge unterschieden sie, abgesehen von ihrer Größe und der Fähigkeit zu fliegen, von normalen salatfressenden Schleimern. Denn zum einen trugen sie ihre Augen nicht an Fühlern, sondern seitlich an ihren Köpfen – sofern man von Köpfen bei ihren Körpern reden konnte. Außerdem besaßen sie Zähne in ihren Mündern zwischen dem unteren Fühlerpaar, mit dem sie riechen konnten. Mit den oberen beiden Fortsätzen, die ein Stück länger waren, nahmen sie ihre Umgebung akustisch war. Zusätzlich waren die Kewobs intelligent genug, um zu sprechen und eine eigene Kultur zu entwickeln. Und das war wohl der größte Unterschied zwischen ihnen und ihren kleinen Weichtierverwandten. Ihre Fähigkeiten gingen so weit, dass einige von ihnen sogar der Magie mächtig und der gesamten Kewobheit somit eine große Hilfe waren. Die Kewobs lebten auf einem Planeten, Koroot beim Namen, der für sie nicht viel bot. Das Klima war entweder zu heiß oder zu kalt, wobei ihnen letzteres mehr schadete, oder es regnete so wenig, dass ihre Körper begannen auszutrocknen und krank zu werden. So lebten die fliegenden Schnecken meist in der Nähe von den wenigen Seen des Planeten oder an der Küste. Dort bauten sie ihre kleinen Dörfer aus allem, was sie fanden, und formten ihre fast kugelrunden Häuser mit Hilfe ihres klebrigen Schleims, der an der Luft schnell erhärtete und jedem schlechten Wetter trotzte. Denn war einmal die Feuchtigkeit aus ihm gewichen, war er wie Stein. Die Kewobs führten auf Koroot ein entbehrungsreiches Leben. Die Nahrung war knapp, denn durch das ständig schwankende Klima, hielt sich die Vegetation in Grenzen. Ein Großteil des Planeten bestand aus bläulichem, von grünen Linien durchbrochenem Gestein. Meist wuchsen hier nur Flechten und an Gewässern algenartige Gewächse. Bäume gab es nur weit im Landesinneren, wo ihre Wurzeln von unterirdischen Quellen gespeist wurden. Und dort wohnten schon andere Wesen: Menschen und diverse Sternenwesen, die überall im Universum zu finden waren. Die Kewobs hegten eine gesunde Scheu gegenüber anderen. So lebten sie nun von dem, was sie fanden, und dem, was sie fangen konnten. Denn sie waren nicht nur an pflanzliche Nahrung gebunden. Auch Fische und kleinere Tiere standen auf ihrem Speiseplan. „Jetzt trödel nicht rum, wir brauchen noch mindestens dreißig davon, um morgen wieder angeln zu können.“, rief ein Kewob von brauner Farbe mit blauen Streifen. Es gab zwei verschiedene Farbkombinationen unter den fliegenden Schnecken. Die einen wie gerade beschrieben, die anderen olivgrün mit dunkleren, eher tannenfarbenen Streifen um die Augen, am Rücken und Bauch, die sich zum Ende des Körpers verjüngten, sowie ebenso farbigen Fühlern und Federspitzen an den Flügeln. „Ich bin keine Expressschnecke!“, antwortete ein anderer mit grüner Farbe. Er brachte gerade eine Metallspitze in Form, die die Kewobs nutzten, um Fische zu fangen. Es war für eine Schnecke nicht gerade leicht. Trotzdem wurde der arme ständig unter Druck gesetzt. „Ja, das ist mir schon klar, aber dennoch liegen wir im Zeitplan weit zurück! Die anderen schaffen‘s auch nicht und du bist doch unser bester Schmied!“, meinte der braune Kewob wieder und flog unruhig auf und ab. Seine Federspitzen zuckten nervös und er sah immer wieder zu den anderen Schnecken herüber, die auch an metallenen Werkzeugen arbeiteten. „Ich kann auch nicht schneller arbeiten, wenn du mich drängst!“, nörgelte der grüne Kewob. Dann nahm er den Stock, an dem das Metall befestigt war und hielt ihn in ein Feuer, das vor ihm schwellte. Langsam nahm das Eisen wieder ein warmes Orange an. Die braune Schnecke seufzte und flatterte weiter. Der grüne Kewob hingegen zog mit seinem Mund den Stock wieder heraus und legte das Metall auf einen der blauen Steine der Umgebung, extra für diese Arbeit abgeplättet und poliert. Dann nahm er einen Hammer und formte das Eisen in seinem heißen Zustand zu einer scharfen Pfeilspitze. Den Sock hielt er mit seinem Schwanz und drehte ihn hin und her. Seine Flügel hielten ihn in der Luft und machten ihn beweglich, um das Metall möglichst effektiv bearbeiten zu können. Innerhalb von einer halben Stunde war die Arbeit getan. Der Kewob warf die fertige Pfeilspitze auf einen Haufen zu anderen, die er zuvor gemacht hatte. „Ganz schön was los heute, hä?“, rief nun ein weiterer grüner Kewob, der an seinem eigenen Feuer herumflog, „Da sind die Großen mal wieder angepisst, hä?“ „Die können sich mal ihre Teile hier sonstwohin stecken.“, seufzte der beste Schmied der Schnecken. „Ja, aber das sag mal, wenn sie wiederkommen! Spätestens in einer Stunde kommen sie wieder und nerven uns, hä?“, lachte er zweite Schmied. Die Großen waren die Befehlshaber eines Dorfes. Sie wurden gewählt und hielten ihr Amt aber ein Leben lang inne. Kewobs lebten recht lange und konnten bisweilen gut siebzig Jahre alt werden. Somit hatten sie ihre Anführer recht lange am Hals. Andererseits gab es die Großen in jedem Alter, denn man musste keine Erfahrung mitbringen, um sich zur Wahl zu stellen. „Wenn das so weiter geht, kündige ich. Warum machen die eigentlich so viel Stress? Die Fische beißen doch hier sowieso so gut. Wer braucht denn da so viele Speere?“ „Das frag mich nicht. Naja, los, machen wir weiter, sonst fangen alle wieder an zu nörgeln.“ Die beiden Kewobs nahmen ihre Arbeit wieder auf und fertigten weiter Metallspitzen für die Fischer. Auch wenn die Kewobs nörgelten und murrten und eigentlich ein nicht besonders leichtes Leben führten, waren sie doch alle zufrieden. Immerhin kannten sie ja nichts anderes und machten das Beste aus ihrer Situation. Doch eines Tages kam es nun dazu, dass sich ein paar Menschen in der Nähe der Siedlung der Schnecken niederließen, da sie die reichen Fischgründe auch nutzen wollten. Innerhalb kürzester Zeit bauten sie ihr Dorf und begannen, im Meer zu fischen. Für die Kewobs war das ganze weniger gut, denn nicht nur, dass sie um einiges kleiner waren als Menschen, nein, sie hatten auch – auf Grund ihres Körperbaus – Nachteile bei der Benutzung von sämtlichen Werkzeugen. So geschah es, dass sich die Kewobs innerhalb einen Jahres um ihre Existenz sorgen mussten, mehr noch als zuvor, versteht sich. Also beriefen die Großen eine Versammlung ein. Es konnte schließlich nicht ewig so weitergehen. In dieser wurde einstimmig beschlossen, dass ein Umzug das Beste für die Schnecken wäre. Aber nicht irgendwohin, sondern direkt in eine andere Welt, einen anderen Planeten. Doch dazu brauchten sie die Macht der Magie, um mit Hilfe von raum-und-zeit-überwindenden Portalen zu reisen. Nun ergab sich das Problem: Niemand in ihrem Stamm konnte so etwas. Es waren zwar ein paar gute Zauberer vorhanden, doch ihre Künste verstanden sich eher darauf, den Alltag schöner zu gestalten und Feuerwerk zu machen. „Wir entführen einfach einen Magier!“, hieß nun die Lösung. Und da sich ja sozusagen direkt neben der Haustür Menschen angesiedelt hatten, war das gar nicht mal so unmöglich. Also wurden alle Schmiede nun dazu aufgefordert, die Angelpfeile noch ein bisschen schärfer zu machen, um sie als Waffen verwenden zu können. Kewobs waren keine kriegerischen Wesen, doch jetzt erforderte es diese Maßnahmen. Also schufen sie nun Waffen und auch Rüstungsteile, ohne dass ihre Nachbarn davon etwas mitbekamen. Diese kümmerten sich sowieso wenig um die Kewobs und ließen sie vor sich hin leben. Hätten sie mehr über die Schnecken gewusst, hätten sie vor allem das vermieden. Denn kurz darauf waren sie bereit und rüsteten sich für ihre erse Schlacht. Oder für die Entführung, die es ja ‚nur‘ werden sollte. Die meisten hätten die unliebsamen Nachbarn am liebsten auf einen Schlag vertreiben, doch dazu fehlte ihnen einfach die Erfahrung. Im Morgengrauen des nächsten Tages griffen sie an. Lautlos flogen sie in Richtung des Dorfes der Menschen, Schritte konnten sie ja nicht verraten. Direkt eine Ordnung in ihren Reihen gab es nicht, es war ein großer, grüner und blau-brauner Haufen von gerüsteten fliegenden Schnecken, die mit Mut und Entschlossenheit im Blick auf die fremde Siedlung zuflogen. Ihre Fühler zuckten vor Aufregung und ihre neuen Rüstungen glänzten im ersten Licht des Tages. In ihren Mäulern hielten sie kleine Speere mit den Spitzen, die eigentlich zum Angeln gedacht waren. Kaum waren sie zwischen den erst kürzlich gebauten Hütten der Menschen, schwärmten sie aus. In kleinen Gruppen stießen sie durch die Fenster in die Häuser und weckten damit die Bewohner, die, verstört wie sie nun waren, kurzerhand einfach überwältigt und mit verschiedensten Materialien und Spucke gefesselt und festgesetzt wurden. Dann wurden alle Magier, oder diese, die sich als solche zu erkennen gaben, zur Mitte des Dorfes gebracht, um den fähigsten von ihnen zu entführen und in ein neues Leben aufzubrechen. Der älteste der Großen der Kewobs führte das Wort und sprach mit tiefer Stimme – die man ihm eher nicht zugetraut hätte – zu den Gefangenen: „Hört ihr Menschen! Wir, die wunderbaren Kewobs, fühlen unsere Existenz mit eurem Dorf bedroht. Darum haben wir in unserer Gnade beschlossen, euch euer Leben zu lassen, wenn ihr uns dagegen euren besten Magier gebt! Somit können wir in ein neues Leben aufbrechen und ihr hier eures weiterführen!“ Er erntete Applaus aus den eigenen Reihen. Die Menschen wussten nicht genau, was sie sagen sollten, also schwiegen sie. Sie hatten irgendwie nicht geglaubt, dass ihnen so etwas einmal wiederfahren konnte. Die Kewobs hingegen werteten dieses Schweigen als feindliche als Sieg, doch als sich dennoch nichts bei den Gefangenen rührte, wurde sie ungeduldig. „Wenn ihr uns nicht freiwillig jemanden geben wollt, dann werden wir ausfällig werden müssen!“, sprach ein anderer der Großen. Den Menschen verschlug es noch immer die Sprache. Immerhin war es auch sehr früh am Morgen und keiner war wirklich wach genug, um die ganze Sache richtig zu begreifen. Dann schwärmten die Kewobs, die auf den Dorfplatz waren, noch einmal aus, um alle Gefangenen genauer unter die Lupe zu nehmen. Dann entschieden sie sich für einen Mann, der einen vertrauenswürdigen Eindruck hinterließ und fesselten ihn, indem sich zwei Kewobs um seine Hände klebten. Dann führten fünf bewaffnete ihn aus dem Dorf, während die anderen den zurückgeblieben Rest einzusammeln und zu verschwinden. So kamen die Kewobs an ihren ersten Magier, der sie kurz darauf – um genau zu sein einen halben Tag später – halb unter Zwang ein Portal öffnete, um sie auf einen anderen Planeten zu bringen. Da der Mann aber keine Ahnung hatte, wie es auf anderen Planeten aussah und welcher nun für die Kewobs geeignet war, war es mehr ein Glückspiel für die Schnecken. Doch das war ihnen egal. Sie reizte das Unbekannte und so reisten sie kurzerhand ab. Den Magier aber ließen sie frei. Niemand brauchte jetzt noch einen Menschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)