Back To (In)Sanity von UNS ================================================================================ Kapitel 1: Die Reise beginnt! ----------------------------- 1. Kapitel: Die Reise beginnt „Und Harry, hast du auch deine Hausaufgaben gemacht? Du weißt doch, dass wir den Aufsatz für Professor Binns bis morgen fertig haben müssen. Wenn du willst, kann ich dir ein gutes Buch zu den Koboldaufständen ausleihen, da solltest unbedingt mal reinlesen!“ Leicht verkrampft zwang Harry sich zu einem Lächeln und nickte schwach. „Ja, danke Hermine. Aber ich bin mit dem Aufsatz schon fertig, ich hab ihn bereits mit Ron gemacht.“ Erstaunt blickte die Braunhaarige von ihrem leeren Pergament auf. „Was? Ron hat seinen auch schon fertig? Das ist ja ungewöhnlich. Da muss ich ihn loben, wenn ich ihn das nächste Mal sehe. Da fällt mir ein, ich hab ihn schon lange nicht mehr getroffen… Ob er noch immer mit dieser Schnepfe Parvati in irgendwelchen dunklen Ecken… also, du weißt schon. Sie passt nicht zu ihm! Absolut nicht, nein, nein. Er sollte viel eher mit mi…“ Plötzlich wurde Hermine leicht rot, warf ihre Feder auf den Tisch – ungeachtet der dunklen Tintenflecken, die auf das bis eben noch blanke Pergament spritzten – und sprang auf. „Darüber sollten wir nicht reden, nicht hier, nicht, also, ich weiß auch nicht, ich … Oh Gott! Harry…“ „Beruhige dich, Hermine, es ist alles okay, wirklich“, versuchte der Dunkelhaarige müde, seine Freundin zu beschwichtigen. Still beobachtete er, wie Hermine im Zimmer auf und ab tigerte und dabei wirres Zeug vor sich hin murmelte und an ihren Fingernägeln knabberte. Seufzend strich er sich mit dem Handrücken über die Stirn und fuhr sich durch seine zerzausten und leicht verdreckten Haare. Er sollte sie mal wieder waschen, aber ihm fehlte die Zeit für solche Nebensächlichkeiten. „Hermine“, begann er schließlich erneut, „ich muss dir etwas sagen.“ Abrupt stoppte die braunhaarige Hexe und sah ihn misstrauisch an. „Ich kenne diesen Ton, Harry. Versuch nicht, mich zu täuschen. Du hast etwas vor, nicht wahr? Etwas Dummes. Was ist es, mh?“ Unwillkürlich musste Harry lächeln. Selbst jetzt noch… „…Ich werde gehen. Ich weiß nicht, wie lange ich weg sein werde, aber wir werden uns, wenn alles gut geht, bald wiedersehen. Ich wollte dir nur Bescheid sagen. Damit du dir keine Sorgen machst.“ „Wohin? Was hast du vor? Doch nichts Gefährliches, oder?“ Er schüttelte mit einem mulmigen Gefühl den Kopf: „Nein, nichts Gefährliches.“ Ihre Mine entspannte sich wieder und sie lächelte. Sofort sah sie um Jahre jünger aus. „Okay. Dann viel Spaß. Bring mir was Schönes mit, ja?“ Damit setzte sie sich erneut an den Tisch, vor ihr mit Tintenflecken bespritztes Pergament, nahm die Feder in die Hand, tauchte sie in das kleine Tintenfässchen und begann, einen Aufsatz über die Koboldaufstände zu verfassen. Den wohl zwanzigsten in diesem Monat. Harry, der bemerkte, dass seine Freundin seine Anwesenheit schon wieder vergessen hatte, erhob sich seinerseits und verließ, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, die Bibliohek. * * * * * * * * * * * * ** * * * * * * * * Mit schnellen leichten Schritten eilte er durch die dunklen und verlassenen Gänge Hogwarts. Der alte und zerschlissene Umhang hing schlaff an seinem Körper hinab. Nicht einmal dieses Stück Stoff schien noch den Enthusiasmus aufbringen zu können, im leichten Wind zu wedeln. Es war still und leblos, wie nahezu alles im Schloss. Früher waren die Gänge belebt gewesen, Schüler hatten in allen Ecken gestanden, miteinander gequatscht, getratscht oder Blödsinn gemacht. Geister waren umher geschwebt und hatten immer wieder ein paar Worte mit einem der Schüler oder der Porträts gewechselt. Katzen waren umhergeschlichen, auf der Suche nach Mäusen oder Kröten, die unvorsichtige Kinder unbeaufsichtigt gelassen hatten. Und die Professoren nicht zu vergessen, die die Schüler verwiesen hatten, leiser zu sein und nicht im Schloss zu rennen. Ein bitterer Zug bildete sich um Harrys Mund. Diese Zeiten waren vorbei. Er selbst konnte sich kaum noch daran erinnern. Zehn Jahre war es her, dass der Dunkle Lord seine Rückkehr öffentlich bekannt gemacht hatte. Vor zehn Jahren hatte der Krieg von Neuem begonnen. Härter, grausamer und erbarmungsloser als je in der Zeit von Voldemorts erster Herrschaft. Trübe blickten Harrys grüne Augen nach draußen. Der Regen prasselte schwer gegen die Fensterscheiben, draußen konnte man nur trübes Grau erkennen. Das Glas selbst war verschmutzt und das Fensterbrett verstaubt. Selbst die Hauselfen hatten das Schloss verlassen, als Hogwarts als Schule geschlossen wurde. Harrys Hände ballten sich zu Fäusten, seine Fingernägel gruben sich tief in seine Handflächen. Doch er spürte den Schmerz gar nicht. Er sah auch nicht mehr den Regen, der an der Fensterscheibe hinab lief. Was er jedoch sah waren die roten, blauen und grünen Blitze, die durch das Schloss zuckten. Er sah die dünnen gelben Schlieren an der Stelle, an der einst starke Schutzzauber Hogwarts gegen Eindringlinge verteidigt hatten. Mehr als diese dünnen, schemenhaften und nutzlosen Reste der Banne war nicht übrig geblieben. Er hörte das grausame Lachen der schwarzen Gestalten, die in Hogwarts eindrangen, unverhofft und unerwartet. Er hörte die Schreie der überraschten und panischen Schüler, der verzweifelten Lehrer. Die Zerstörung, die Verletzten, die Toten, all das Leid… Mit Gewalt riss er seinen Blick schließlich von dem Fenster fort und drehte sich weg, heftig atmend. Der Angriff auf Hogwarts hatte alles verändert. Alles. Wütend zwang er seine Gedanken in andere Bahnen. Er dachte an seine bevorstehende Aufgabe und fragte sich zum wahrscheinlich tausendsten Mal, ob seine Entscheidung die richtige war. Kurz flackerte wieder die Erinnerung vom brennenden Schloss auf, gefolgt von der Erinnerung an Hermine und wie sie an ihrem Tisch saß, darüber nachdenkend, was sie in ihren Aufsatz über die Koboldaufstände wohl hinein schreiben sollte. Nein, seine Entscheidung war die Richtige, da war er sich sicher. Keine fünf Minuten später klopfte er zögerlich an eine dunkle Tür im Nordturm des Schlosses. Eine gedämpfte Stimme rief ihn herein. „Ich bin es“, meinte Harry laut, als er die Räumlichkeiten betrat. „Was ist los?“, hörte er Ron fragen. Seine Stimme klang genervt, doch trotzdem konnte Harry den besorgten, fast schon ängstlichen Unterton hören. Er war jedes Mal da, wenn Ron angesprochen wurde. Doch nicht nur bei Ron. Alle hier rechneten jedes Mal, wenn jemand sie ansprach, mit schlechten Nachrichten. „Ich war grade bei Hermine“, meinte der Schwarzhaarige und musterte seinen besten Freund aufmerksam. In Rons Gesicht spiegelte sich Schmerz wieder und Harry wünschte, er hätte die Braunhaarige nicht erwähnt, doch es musste sein. „Und?“, erkundigte sich Ron mit leicht bebender Stimme. „Sie vermisst dich. Wann warst du das letzte Mal bei ihr?“ Der Rothaarige sah Harry nicht mehr an, doch seine zu Fäusten geballten Hände verrieten seinen inneren Tumult. „Wozu?“, fragte er stockend, „was soll das noch bringen? Sie versteht mich nicht mehr. Sie lebt gefangen in ihrer eigenen kleinen, glücklichen Welt. Ich kann das einfach nicht mehr, Harry! Ich kann nicht mehr so tun, als wäre alles in Ordnung, als wäre ich fünfzehn und mein größtes Problem sind die ZAGs! Scheiße nochmal!“ In seiner Brust spürte Harry wieder das altbekannte Ziehen. Spürte, wie es an Stärke gewann und ihm fast die Luft zum Atmen nahm, als er seinem besten Freund zuhörte. Als er sah, wie dieser selbst kurz vor dem Ende stand, kurz davor, aufzugeben. Oder hatte Ron schon aufgegeben, nur war Harry zu blind, um diese Tatsache zu erkennen. Wollte er nicht erkennen, dass sein bester Freund am Ende seiner Kräfte war und sich eigentlich nur noch das Ende herbeisehnte? So wie fast alle hier? „Weißt du, damals“, fuhr Ron plötzlich fort, mit sehr ruhiger Stimme, „als wir Hermine aus der Gefangenschaft der Todesser befreien konnten, da war für einen kurzen Augenblick die Welt wieder in Ordnung für mich. Für einen kurzen Augenblick dachte ich, vielleicht ist dieser Krieg doch nicht so hoffnungslos für uns. Für einen kurzen Augenblick dachte ich, vielleicht haben wir doch noch eine Chance auf den Sieg.“ Trotz seiner Vermutungen trafen Harry diese Worte hart. Selbst Ron hatte also aufgegeben. Aber war das wirklich so überraschend? „Doch als sich dann herausstellte, dass sie, dass sie Hermine so schwer gefoltert und gequält hatten, dass sie…. dass sie den Verstand verloren hatte, da… da wusste ich plötzlich auch nicht mehr, was ich noch tun sollte. Noch tun konnte.“ „Sie ist nicht wahnsinnig, Ron“, meinte Harry, in dem erbärmlichen Versuch, seinen Freund zu trösten. Doch der Rothaarige lachte nur kurz und freudlos auf. „Ach nein? Oh, entschuldige, ich vergaß! Sie hat sich in ihr fünfzehnjähriges Ich verkrochen, in die Zeit, in der noch alles halbwegs in Ordnung war. In der dieser Krieg noch nicht wirklich begonnen hat. Sie denkt jetzt auf ewig, dass sie fünfzehn ist und alles um sie herum auch. Alles danach, …. es existiert in ihrem Kopf nicht mehr. Und das nennst du nicht wahnsinnig, Harry? Selbst du musst doch sehen, dass sich ihr Zustand in den letzten zwei Jahren nicht verbessert hat…“ Hermines Verlust war wohl der letzte Tropfen gewesen, der bei Ron das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht hatte. Nach all dem, was er bereits verloren hatte, nach all dem, was er hatte erleben müssen, konnte er Hermines Schicksal am allerwenigsten ertragen. Und ihre Nähe, die ihn immer wieder daran erinnert, dass er bei der Aufgabe, sie zu beschützen, versagt hatte. „Keine Sorge, es wird alles besser“, murmelte Harry schließlich. „HA, wem willst du dieses Märchen noch erzählen, mh? Hogwarts ist gefallen, das Ministerium untersteht schon seit langem Voldemort, genauso wie der Rest der ganzen gottverdammten Welt! Der einzige Grund, weshalb wir noch leben, ist weil der Dunkle Lord Spaß daran hat, unseren sinnlosen Bemühungen zuzusehen, uns ein aufs andere Mal zu zerschmettern, zuzusehen, wie wir langsam aber sich zerbrechen, bis wir schließlich ganz aufgeben. Und ich kann nicht sagen, dass sein Plan nicht wunderbar funktioniert.“ Wütend biss sich Harry auf die rissige Unterlippe. Er schmeckte Blut in seinem Mund, doch das beachtete er nicht. Sein Blick hing an der zerstörten Figur von Ronald Weasley. Zitternd holte der Schwarzhaarige tief Luft. „Auf Wiedersehen, Ron“, sagte er laut und fügte, leise genug, das der Andere es nicht mehr hören konnte, hinzu: „dieses Mal werde ich besser auf euch beide aufpassen. Du und Hermine, ihr werdet glücklich werden. Versprochen.“ Damit wandte er sich ab und verließ das Zimmer. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er noch etwas Zeit hatte. Zeit für den wohl dümmsten und genialsten Plan aller Zeiten. Er wusste gar nicht mehr, aus welchem Grund er vor einem knappen viertel Jahr in die alte Schulbibliothek von Hogwarts gegangen war. Vielleicht hatte er Ruhe gesucht – außer Hermine hatte sich in der Bibliothek, nachdem das Schloss als Schule geschlossen wurde, niemand mehr aufgehalten – oder vielleicht hatte er wirklich etwas nachschlagen wollen. Aber das war nicht mehr wichtig. Wichtiger war das Buch, das bei dem Versuch, ein anderes Buch aus der verbotenen Abteilung aus dem Regal zu ziehen, mit herausgefallen war. Das Buch war nicht sonderlich dick gewesen, es war keiner dieser 2000-Seiten-Wälzer, die sich fast besser zur Verteidigung gegen Einbrecher und zum Muskeltraining als zum Lesen eigneten. Aber es war alt gewesen. Sehr alt sogar. Und unscheinbar, in seinem einfachen braunen Umschlag mit dem Wort ‚Sternenzeit‘ in dünnen goldenen Lettern darauf gedruckt. Der Titel war für ein magisches Buch, noch dazu eines in der verbotenen Abteilung, sehr ungewöhnlich. Deshalb hatte Harry die Neugier gepackt und er hatte hineingesehen. Doch das, was er gefunden hatte, damit hätte er nie gerechnet. Im Endeffekt ging es in dem Buch um außergewöhnliche Sternenkonstellationen und magische Rituale, die man nur an diesen besonderen Zeitpunkten durchführen konnte. Es ging besonders um ein Ritual. Den lateinischen Namen des Rituals hatte der Schwarzhaarige nicht einmal aussprechen können. Dafür war er zu lang und zu kompliziert. Das Ritual an sich ging schon halb in die schwarze Magie hinein – nichts, was Harry inzwischen noch abschreckte. Mit diesem Ritual, hatte Harry festgestellt, konnte er seinen Geist – und mit ihm seine Seele – auf die Reise schicken. Und zwar auf eine Reise durch die Zeit. Schon nach dem Lesen der ersten drei Absätze zu diesem Thema hatte Harry vor Aufregung so zu zittern begonnen, das er sich setzen und das Buch vor sich auf den Tisch legen musste, um noch halbwegs vernünftig lesen zu können. Alle hundertundelf Jahre kam es zu einer bestimmten Konstellation der Sterne und Planeten – genau genommen alle hundertundelf Jahre und 11 Tage. Und beendete man das Ritual – eigentlich beinhaltete es nur das Ziehen eines magischen Kreises mit ein paar Mustern, ein paar schwarze und weiße Kerzen, Kräuter, das Schlucken eines Zaubertrankes und das Aufsagen eines Zauberspruches - so wurde man genau zehn Jahre und elf Tage und elf Sekunden in die Vergangenheit geschickt. Oder genauer gesagt: Der Geist und die Seele der Person wurden in die Vergangenheit geschickt, in den eigenen Körper zurück. Die Sternenkonstellation war für genau 2 Stunden und 8 Minuten aktiv – in dieser Zeit musste das Ritual beendet werden. Harry warf einen erneuten Blick auf seine alte Uhr. Diese 2 Stunden und 8 Minuten würden in dreiundzwanzig Minuten beginnen. In fünfundzwanzig Minuten würde Harry sich, wenn alles glatt lief, in der Vergangenheit in seinem fünfzehnjährigen Körper wiederfinden. Er hätte noch genau das gleiche Wissen, wie er es jetzt besaß. Gut, physisch mochte er den kindlichen Körper bekommen, aber mit viel Training konnte er sich sicher auf Vordermann bringen. Harry hatte noch zu gut in Erinnerung, das er als Fünfzehnjähriger ein … naja, ein ziemliches Weichei war. Kaum Muskeln oder Kampftechniken, nur Geschwindigkeit hatte er besessen. Aber das würde er ändern, wenn es soweit wäre. Zuerst hatte Harry stark mit sich kämpfen müssen, unsicher, ob er es wirklich wagen sollte, dieses Ritual durchzuziehen. Doch es gab hier, in dieser Zeit, einfach keine Hoffnung mehr. Hier war das Einzige, was er noch tun konnte, darauf warten, dass Voldemort seines Spieles müde wurde und kommen und ihn töten würde. Hier konnte Harry nichts mehr zum Besseren wenden, hier konnte er niemandem mehr helfen - hier hatte er versagt. Es hatte Harry einiges an Zeit gekostete, herauszufinden, wann denn diese Sternenkonstellation überhaupt stattfinden würde. Es war reiner Zufall, dass sie so nah in der Zukunft lag. Hätte Harry das Buch ein halbes Jahr später entdeckt, wäre es zu spät gewesen. Und auch, wenn Harry nicht an das Schicksal glaubte, so hatte er doch das Gefühl, dass es kein Zufall war, dass ausgerechnet er zu ausgerechnet diesem Zeitpunkt dieses kleine Büchlein entdeckt hatte. Er hatte auch versucht, so genau wie möglich den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem er landen würde. Und es war – er konnte sein Glück noch gar nicht fassen – genau eine halbe Stunde, bevor Sirius damals durch den Schleier gestürzt war. Das heißt, wenn er das Ritual genau zu Beginn des Zeitfensters durchführte, dann konnte er seinen Paten sogar noch retten. Und das war das letzte Argument, das es für Harry gebraucht hatte, um diese Entscheidung zu fällen. Er würde das Ritual wagen, trotz aller Risiken, trotz eventueller Nebenwirkungen und Kosten. Er würde es tun. Als der Schwarzhaarige sein eigenes kleines Zimmer betrat, in dem bereits alles vorbereitet war, hoffte er, dass seine Freunde es ihm verzeihen würden, dass er sie nicht eingeweiht hatte. Genau genommen hatte er niemanden eingeweiht, nicht einmal Dumbledore. Bei dem Gedanken an den alten Schulleiter, musste Harry hart schlucken. Doch dann schüttelte er den Kopf. Er sollte sich jetzt auf das bevorstehende Ritual konzentrieren und von nichts ablenken lassen. Von den wichtigsten Menschen, die ihm geblieben waren, hatte er sich verabschiedet – von Ron und Hermine. Ansonsten gab es nichts mehr hier, in dieser Zeit zu tun. Wehmütig stellte Harry fest, dass er rein gar nichts vermissen würde, wenn alles glücken sollte. Er besaß nichts mehr, das ihm besonders wichtig war, es gab nichts mehr, an dem sein Herz und seine Seele hingen. Früher, da hatte ihm der Umhang seines Vaters, die Karte des Rumtreibers und das Fotoalbum seiner Eltern alles bedeutet. Doch heute gab es nichts mehr in seinem Besitz, dem er auch nur annähernd solche Gefühle entgegenbrachte. Es war irgendwie traurig, wie er sich von allem distanziert hatte. Seine alte Uhr piepte drei mal kurz auf. Das war das Zeichen. Seufzend erhob sich Harry von seinem Platz und zündete nacheinander die Kerzen an, die auf den Eckpunkten des Musters aus Kreisen, Dreiecken, Quadraten und Runen standen. Alles richtete sich nach einem großen Kreis, in dessen Mitte Harry, nachdem alle Kerzen leuchteten, trat. In einer Hand hatte er den Zaubertrank, den er gleich schlucken würde, in der anderen ein paar Kräuter – Mondblume, Schwarzwurz, Zimt und Weihrauch -, die er würde verbrennen müssen, während er den Zauberspruch aufsagte. Noch einmal piepte seine Uhr drei mal. Dieses Mal sagte sie ihm, dass die Sternenkonstellation soeben zustande gekommen war, das Zeitfenster hatte begonnen. Noch einmal tief durchatmend setzte er die Phiole an seine Lippen, als ihn eine Stimme von draußen inne halten ließ. Kurz darauf hörte er ein Schnappen, welches das Entriegeln des Schlosses anzeigte und die Zimmertür schwang auf. Im Türrahmen stand niemand anderes als Albus Dumbledore. Sofort ließ Harry die Kräuter und den Zaubertrank in seinem Umhang verschwinden, sich verfluchend, dass er keinen schwerer zugänglichen Ort für das Ritual gewählt hatte. Dumbledore sah nicht glücklich aus. „Harry…“, sprach er in einem ruhigen aber sehr enttäuschten Tonfall, „…mein Junge, was tust du denn da?“ „Gehen“, brachte der Angesprochene unter zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich gehe, Albus.“ Oh wie er es hasste, wenn der ehemalige Schulleiter ihn ‚Junge‘ nannte. Er war seit Jahren kein Junge mehr. Er war es vielleicht einmal gewesen. Ungefähr bis zum Ende seines ersten Schuljahres. Damals hatte er seinen ersten Mord begangen, damit war seine Kindheit vorbei gewesen. Auch wenn er diese Tatsache erst einige Jahre später begriffen hatte. Als er Quirrel umgebracht hatte – absichtlich oder unabsichtlich – hatte er seinen Teil seiner Unschuld verloren. Den Teil, der ihn ein Kind sein ließ. „Aber das kannst du doch nicht tun“, sprach ruhig mit einer zutiefst enttäuschten Stimme Dumbledore weiter, die Gefühle und Gedanken Harrys nicht ahnend oder ignorierend, „du wirst hier gebraucht. Du biste der Einzige, der Tom besiegen kann. Nur du kannst ihn vernichten. Ich werde dich nicht gehen lasen, ich werde nicht zulassen, dass du uns im Stich lässt.“ Mit diesen Worten schwenkte der alte Zauberer seinen Stab und ein heftiger Wind entstand, der die Kerzen löschte und umwarf, sowie die Muster aus Kreide auf dem Boden verwischte und zerstörte. „Albus!“, schrie Harry aufgebracht, nicht fassend, was sein ehemaliger Mentor da gerade getan hatte. Doch als Harry aufblickte und den wahnsinnigen, besessenen Ausdruck in Dumbledores Augen sah, wusste er, dass dieser ihn nicht gehen lassen würde. „Accio Kerzen!“, rief Harry laut und als alle Kerzen in seine Arme gesegelt waren, rannte er an Albus – der den Fluchtversuch gar nicht so schnell registrierte, - vorbei hinaus in den Gang. In Harrys Kopf arbeitete es fieberhaft. Er hatte noch knapp zwei Stunden, um das Ritual auszuführen. Er brauchte zuerst einmal einen sicheren Raum, in den ihn Dumbledore nicht folgen konnte. Aber wo gab es einen solche Raum? Gerade, als er um die Ecke rannte – ein Stupor von Dumbledore schlug schräg über ihm in der Wand ein -, kam ihm die Idee. Wie konnte er nur so vergesslich sein? Warum hatte er nicht schon früher daran gedacht? Warum hatte er sein Ritual nicht von Anfang an dort vorbereitet? Keine zehn Minuten später blieb Harry keuchend und nach Luft schnappend vor dem Mädchenklo, das zu Kammer des Schreckens führte, stehen. Dumbledore hatte er bereits unterwegs abgehängt, aber der Schulleiter würde ihn in ein paar Minuten gefunden haben, doch an diesen Ort würde er ihm nicht folgen können. Niemand konnte ihm dort hin folgen, niemand, außer dem Dunklen Lord. Aber Voldemort hatte gerade sicher andere Probleme. „Harry, hör auf mit dem Unsinn! Mein Junge, komm zu dir, du bist grade nicht ganz klar im Kopf!“, hörte er Dumbledore laut rufen. Als Harry den Eingang zur Kammer des Schreckens öffnete und den Tunnel hinunter rutschte, spürte er wieder dieses Ziehen in seiner Brust. Zischend zog er die Luft ein und stieß sie vorsichtig aus, in dem Versuch, sein Innerstes zu beruhigen, doch es half nichts. Es war wie eine eisige Hand, die sich um sein Herz geschlossen hatte, unwillig, es aus ihrem starken Griff zu befreien. Die letzten Worte des ehemaligen Schulleiters hatten einen wunden Punkt in Harry berührt, hatten ihn daran erinnert, wie sehr seine Welt sich doch verändert hatte. Wie dicht sie am Abgrund standen. Oder waren sie schon gestürzt ohne es zu bemerken? Denn nicht er war es, der nicht bei Sinnen war. Dumbledore war es. Als die Todesser Hogwarts gestürmt hatten und dabei so viele unschuldige Kinder ermordet hatten, war etwas in dem alten Schulleiter kaputt gegangen. Vermutlich hatte er in seinem Alter den Gedanken, in seinem Amt als Schützer der Schule versagt zu haben, nicht verkraftet. Seit diesem Tag war Dumbledore von dem Gedanken, Voldemort zu vernichten, wie besessen. Und da laut der dummen Prophezeiung Harry als Einziger dazu fähig war, war er das größte Opfer von Dumbledores Besessenheit geworden. Doch während Dumbledores Wunsch, den Dunklen Lord endgültig zu vernichten, immer größer geworden war, waren seine Taten und seine Handlungen immer wirrer und sinnloser geworden. Er selbst hatte den Fall des Ordens des Phönix‘ zu verantworten, er selbst hatte duzende von Mitgliedern in den Tod geschickt. Und alles für das größere Wohl. Harry schenkte der Kammer keinen Blick, bereits davor erhellte er den Tunnel mit ein paar beschworenen Kerzen und beeilte sich, die Muster mit Kreide auf den Boden zu malen. So oft hatte er sie angestarrt und geübt, dass er sie fehlerfrei aus dem Kopf zeichnen konnte. Dann humpelte er stöhnend in die Mitte des Kreises. Sein Bein schmerzte seit der unsanften Landung hier unten tief unter Hogwarts wieder. Eine Verletzung durch einen dunklen Fluch, die nie richtig verheilen konnte, machte sich wieder bemerkbar. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er eine knappe halbe Stunde vertrödelt hatte, mit dem erneuten Zeichnen der Muster und der Flucht vor Dumbledore. Das hieß, ihm blieben insgesamt noch eineinhalb Stunden. Das war genug Zeit. Harry zündete die Kerzen an, nahm die Kräuter aus seiner Tasche und streute sie kreisförmig um sich herum. Dann schluckte er nach einem kurzen Gebet den Zaubertrank, setzte die Kräuter in Brand und rezitierte den Zauberspruch, welchen er inzwischen im Schlaf konnte. Und dann wurde alles Schwarz. Wir sehen UNS im nächsten Kapitel wieder! ^^ Kapitel 2: Back to department of mysteries ------------------------------------------ Wir leben noch! 2. Kapitel: Back to department of mysteries Gähnende Leere und ein Gefühl von Einsamkeit überkamen Harry. Doch schnell wurden sie durch Schmerzen und Qualen ersetzt. Kurz bevor das Leid verebbte, fühlte er sich an das Apparieren erinnert. All seine Gedanken und Erinnerungen wurden wie durch ein kleines Röhrchen gepresst. Harry wollte vor Schmerzen aufschreien, doch kein Ton war zu hören. Im nächsten Moment konnte er nur noch spüren, wie sich seine Gedanken in sein 11 Jahre jüngeres Ich einnisteten. Erneut wurde alles Schwarz. Hatte auch Sirius diese Qualen durchmachen müssen, als er durch den Schleier fiel? Sirius! Harrys erste Gedanken kreisten gleich um seinen Paten. Er öffnete schnell seine Augen und versuchte ihn unter allen Anwesenden ausfindig zu machen. Alles sah genauso aus, wie beim ersten Mal, Dumbledore war anwesend und auch Neville stand dicht neben Harry. Nur sein eigener Standort hatte sich leicht verändert. Er lag nun stark gekrümmt auf dem Boden. Seine schmerzenden Gliedmaßen vernachlässigend, versuchte Harry schnell wieder auf die Beine zu kommen und sich nach Sirius umzuschauen. Als sein Blick endlich auf den Hundeanimagus fiel, konnte er nur noch zusehen, wie Bellas Zauber ihn direkt in der Brust traf und Sirius erneut, wie in Zeitlupe, langsam durch den Schleier fiel. Sein letzter Blick galt seinem Patenkind, mit einem traurigen und entschuldigendem Blick verließ er diese Welt. „Sirius! NEIN!! Verlass mich nicht schon wieder!“, Harry fing an wild um sich zu schlagen und immer wieder nach seinem Paten zu rufen. Die anderen wussten nicht genau, wie sie mit ihm umgehen sollten. Zuerst wird er ohne irgendwelche Einflüsse einfach ohnmächtig und jetzt verhält er sich zu emotional um klar zu denken. Am meisten aber erschreckte sie sein nächster Ausruf, der durch einen Hasserfüllten Blick in Dumbledores Richtung verstärkt wurde: „DUMBLEDORE!!! Ich habe dir vertraut!“ Die Spannung war förmlich in der Luft zu spüren, selbst die Totesser waren von dem Wunderboy überrascht. Niemand hätte damit gerechnet, dass er seinem Schulleiter die Schuld an Sirius Tot gab. Schnell bahnte Lupin seinen Weg zu Harry durch und versuchte krampfhaft seinen Cub zu beruhigen. Seine Bemühungen jedoch wurden durch Bellatrix triumphierenden Aufschrei, null und nichtig gemacht. Die Luft wurde erneut schwer und Harrys Blick traf nun Bellatrix. Ihre Stimme blieb ihr im Halse stecken und der Ausdruck in ihren Augen verwandelte sich in einen ängstlichen. Das letzte was Harry von ihr mitbekam war, wie sie rückwärts zu Boden stürzte und krampfhaft versuchte den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Doch Harry kümmerte sich nicht weiter um sie und bahnte sich seinen Weg zum nächsten Raum vor. Diesmal musste er keinem einzigen Zauberer ausweichen, da alle ihm hinterher starrten. Hätte man in sein Gesicht schauen können, hätte man seinen Schmerz wahrnehmen können. Schon wieder musste er hilflos mit ansehen, wie sein Pate genau vor seinen Augen starb. Eines wusste er jedoch genau, Dumbledore war dafür verantwortlich, dass er es nicht geschafft hatte. Das würde er noch bitter bereuen, dass schwor Harry sich. Er würde nicht mehr nur einfach blind hinter seinem Schulleiter herlaufen und allein als Waffe zur Vernichtung Voldemorts verwendet werden. Ja, der dunkle Zauberer musste aufgehalten werden und eine sichere Welt geschaffen werden. Er wusste auch dass er der einzige ist, der Voldemort Einhalt gewähren konnte. Aber von nun an passierte es, wie Harry es wollte. Den ganzen Weg bis hin zum Atrium machte Harry sich Gedanken, wie er Voldemort gegenübertreten sollte. Vieles hatte sich allein schon in den letzten Minuten geändert. Die Geschichte könnte sich durch seine nächsten Handlungen komplett ändern. Jetzt nur einen kühlen Kopf bewahren, versuchte Harry sich krampfhaft einzureden. Schon stand er vor dem Atrium, nur noch wenige Schritte von dem vermeintlichen Treffen mit seinem Erzrivalen entfernt. Mit starkem Blick betrat Harry den Raum. „Voldemort zeig dich endlich! Oder bist du etwa zu feige dich mit einem 15jährigen zu messen?“, Harry wusste genau, dass der dunkle Zauberer in der Nähe war, seine Narbe schmerzte von der ersten Sekunde an. „Bist du nicht ein bisschen Vorlaut, Potter?“, antwortete eine Stimme hinter ihm. Schnell drehte sich Harry um und stand ohne Vorwarnung Voldemort gegenüber. Der dunkle Lord hatte sich seit ihrem letzten Treffen kaum verändert, immer noch hatte er keine Nase und einen auffällig kahlen Kopf. Sein Körper war in ein schwarzes Gewand gehüllt, so dass seine helle Haut förmlich leuchtete. Die Augen strahlten in ihrem allseits bekannten Rubinrot. Harry konnte über den Anblick nur grinsen, auch in der Zukunft würde sich das Äußere seines Erzfeind kein Stück wandeln. „Fang nicht an dich über mich lustig zu machen, Junge!“, Voldemort gefiel der Ausdruck in Harrys Gesicht überhaupt nicht. Normalerweise konnte er den Jungen in Angst und Schrecken versetzen. Wie hatte er sich in kurzer Zeit so verändert? Mit seinen roten Augen versuchte er Harry zu durchschauen und ihn in die Knie zu zwingen. „Wo hast du die Prophezeiung gelassen, hm?“, diese Frage aber verwirrte Harry nur sehr. Wovon redet Voldemort? Welche Prophezeiung? Und dann fiel es ihm wieder ein, der ganze Besuch im Ministerium war dazu da, die Prophezeiung von Harry und Voldemort zu finden. „Ach die, ja ich glaube du musst dir jetzt einen anderen Weg suchen die Prophezeiung vollständig anzuhören“, schon wieder hatte der nichtsnutzige Junge den großen Lord Voldemort verärgert. „An deiner Stelle wäre ich vorsichtiger, POTTER!“ und schon feuerte Voldemort einen Avada Kedavra auf Harry ab. Aber auch dieses Mal mischte sich Dumbledore ein, bevor Harry überhaupt eine Chance hatte sich selbst zu wehren, beschwor er einen Gegenstand zum Schutze Harrys. Erneut prallte der Zauberspruch an der kopflosen goldenen Statue ab. Ehe Voldemort sich Gedanken machen konnte, wie Harry dem Zauber ausweichen konnte, ertönte von dem genannten selbst die Antwort: „Dumbledore! Schon wieder mischt du dich in meine Angelegenheiten ein!“ Dumbledore war also auch hier, dachte sich unterdessen der dunkle Lord. Aber der Ausruf des Jungen verwunderte ihn doch sehr. War er etwa nicht froh, seinen Schulleiter zur Hilfe zu haben? Er hatte nicht viel Zeit weiter darüber nachzudenken, da im Anschluss gleich ein Zauber von Harry selbst auf ihn traf. Nur durch jahrelanges Training war es dem dunklen Zauberer möglich, diesem auszuweichen. Keiner der Anwesenden hätte damit gerechnet, dass Harry mit einem Diminuo auf Voldemort losgehen würde. Dieser Zauber zählte keineswegs zu den guten Sprüchen, sondern war durch und durch böse. Leider traf er nicht sein Ziel sondern ließ nur ein Gemälde an der Wand zersplittern. Die Aktion sollte Voldemorts Aufmerksamkeit zurück auf Harry lenken, dieser wollte diesmal nämlich selbst gegen ihn antreten und nicht Dumbledore kämpfen lassen. Die Folgen vom letzten Mal waren ihm immer noch vor Augen, auch die Schmerzen konnte er nicht vergessen. „Harry! Tritt beiseite und lass mich Tom handeln“, Dumbledore durchbohrte seinen Schüler mit einem Wir-reden-noch-Blick und schob ihn mit Hilfe eines weiteren Zaubers zur Seite. Er konnte doch nicht das Leben seines Schülers gefährden. Wie zuvor konnte der Kampf zwischen den stärksten Zauberern ihrer Generation nicht ohne eine Rede Dumbledores beginnen: „Tom, du hast sehr unklug gehandelt. Vergiss nicht die Auroren sind schon auf dem Weg hierher...“ „Spar dir deine Kommentare, bis die Versager hier sind, habe ich euch beide schon längst getötet.“, ein grelles Lachen Voldemorts war zu hören. So schnell es angefangen hatte, war es aber auch schon vorbei. Sofort fing der dunkle Lord an einen Zauber nach dem anderen in Dumbledores Richtung zu feuern. Die beiden hatten Harry schon längst vergessen, der dies auch gnadenlos ausnutzte und sich langsam in Voldemorts toten Winkel schlich. Mit langsamen und fast unhörbaren Schritten bewegte er sich vorwärts. Bevor Harry aber seinen ersten eigenen Zauber abfeuern konnte, verriet ihn der Blick Dumbledores und auch der andere Zauberer wurde auf ihn aufmerksam. „Es ist wohl nicht so gelaufen, wie du wolltest Potter! Nun weiß ich genau wo du steht. HAHA“, kurzzeitig schwenkte Voldemorts Aufmerksamkeit von Dumbledore zu Harry. Es konnte einfach nicht wahr sein, Dumbledore schafft es immer wieder, ihn in Schwierigkeiten zu bringen! Nur eines beruhigte Harry wieder, sein Schulleiter hatte einen zufriedenen Blick in seinem Gesicht. Es schien, als wollte Dumbledore förmlich, dass Harry von Voldemort gesehen wird. In diesen wenigen Sekunden ließ er Unmengen von Wasser erscheinen und umschloss damit den dunklen Zauberer. Wie schon einmal versuchte dieser krampfhaft sich gegen das, ihn zu erstickende Wasser, zu wehren. Doch erneut löste sich Voldemort auf. Auch diesmal wirkte es, als wäre er für immer verschwunden, aber Harry wusste es besser. Nein! Der letzte Part des Kampfes war identisch mit dem vom letzten mal. Harry wusste, dass er sich schnell verstecken musste, um nicht erneut von Voldemort besessen zu werden. Seine Augen wandten sich in alle Richtungen, aber nirgends konnte er einen guten Unterschlupf entdecken. Schon fingen die grenzenlosen Schmerzen an. Harry schrie vor Qualen auf. Als würde sein gesamter Körper bei lebendigem Leib verbrannt werden. Es war zu spät, erneut nahm Voldemort Besitz von seinem Körper. Eines hatte sich jedoch geändert, er konnte zwar spüren, wie Voldemort in seinen Körper eindrang, aber seine Gedanken blieben diesmal verschont. Lag das vielleicht an seinen verbesserten Oklumentikfähigkeiten? Wenn ja, musste es diese mit in sein 15jähriges Ich übernommen haben. Doch darüber konnte er sich auch ein anderes Mal den Kopf zerbrechen, nun musste er erst einmal Voldemort aus seinem Körper vertreiben. Voldemort währenddessen versuchte Dumbledore dazu zu bringen, einen Zauber auf Harry abzufeuern, doch seine Kontrolle über Harrys Körper war gering. Der einzige Weg, ihn komplett zu besetzen war über die Kontrolle der Gedanken. Irgendetwas hinderte ihn jedoch daran sich denen des Jungen zu bemächtigen. Ein einziger Teil war für ihn zugänglich, er zog sie hastig auf. Was Voldemort dadurch spürte, brachte ihn dazu, aus Harrys Körper zu fliehen und ganz das Ministerium zu verlassen. Etwas aus dem Körper seines Feindes war anscheinend in ihn übergegangen. Auch Harry bemerkte die Veränderung sofort, als würde ein Teil von ihm selbst nicht mehr vorhanden sein. Eine Erschöpfung machte sich breit und zwang ihn in die Knie. Keuchend stützte er sich mit einer Hand am Boden ab. Die andere benutze er um seine Narbe zu berühren, die Schmerzen waren noch nicht ganz verebbt. Dabei bemerkte er eine Flüssigkeit auf seinen Händen. Blut. Was war gerade geschehen? Das Besessen sein von Harry muss sich in wenigen Sekunden abgespielt haben. Immer noch war keine Spur von den Auroren zu sehen und auch Dumbledore hatte sich nicht vom Fleck bewegt. Der Schulleiter stand wie erstarrt an seinem Platz, erst nach einem Aufstöhnen Harrys kam er wieder zu vollem Bewusstsein. „Harry, mein Junge! Ist mit dir alles in Ordnung?“, mit besorgtem Blick musterte er Harry genau und nahm jede Verletzung wahr. „Du hast sehr großes Glück gehabt, Voldemort hätte dich soeben vernichten können, aber etwas muss ihn an seinem Vorhaben gehindert haben. Hm“, seine Fragen mussten für später aufgehoben werden, in diesem Moment trafen die Auroren ein. Nach schnellem Checken des Raumes waren alle Blicke auf Dumbledore und Harry gerichtet. Sie wollten alle wissen, wie der Raum in kurzer Zeit so hingerichtet werden konnte. Überall lagen Reste der zerstörten Statuen. Der Boden war vollkommen mit Scherben bedeckt. Nur die Fenster blieben als einziges intakt. Wie Harry schon geahnt hatte, fing Kingsley an beide zu befragen: „Was um Himmelswillen hat sich hier abgespielt? Ich erwarte eine Erklärung von Ihnen beiden.“ Keiner der Auroren wusste, was sich nach Harrys Verschwinden ereignet hatte. Sie waren alle davon ausgegangen, dass der Junge seinem Paten nachtrauern würde. Als dann auch noch Dumbledore bestürzt hinter seinem Schüler her lief, wussten die anderen nicht, was sie tun sollten. Erst beim Schuss des ersten Zauberspruches setzten sie sich in Bewegung und versuchten den Vermissten zu folgen. Nach mehrmaligem Betreten falscher Räume, trafen sie erst am Ende des Duells auf die vermissten Personen. Nun wollten sie erst einmal Erklärungen zu dem, was gerade passiert war, und warum sie das gesamte Atrium zerstört vorgefunden haben. Harry jedoch sah sich nicht dazu verpflichtet den später Eingetroffenen Rede und Antwort zu stehen. Er überließ das Gespräch Dumbledore und dachte selbst über das Geschehen nach. Was war passiert, als Voldemort von ihm Besitz ergriffen hatte? Seitdem fühlte er sich irgendwie anders und freier, als würde eine Last von ihm genommen. Viel Zeit hatte Harry aber nicht über die Geschehnisse zu grübeln, er wurde von Erschöpfung und leichter Übelkeit abgelenkt. All die zuvor gespürte Stäke entwich alsbald. Seinen jetzigen Körper muss er schnell wieder in Form bringen, waren Harrys Gedanken, bevor zum dritten Mal an diesem Tag alles schwarz um ihn herum wurde. TBC... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)