Verlobung? Nein, Danke! von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Zusatzzusatzkapitel 1 --------------------- Gedankenverloren saß Johnny in einem der Sessel und starrte vor sich hin, während er zwischen seinen Fingern ein kleines quadratisches Ding hin und her wandern ließ. Er befand sich im Gemeinschaftsraum, der allerdings um diese Uhrzeit relativ leer war. Die meisten Schüler waren aktuell beim Essen und würden sich erst zum Ausklingen des Abends wieder in dieser Räumlichkeit einfinden. Er selbst suchte den Raum nur sehr selten auf. Meistens dann, wenn er von seinen Teamkollegen alleine gelassen werden wollte. Und das war aktuell auch tatsächlich der Fall. Er brauchte etwas Zeit für sich, musste sich über vieles erst einmal klar werden. Und es fiel ihm schwer, sich auf seine eigenen Gedanken zu konzentrieren, wenn er das Gefühl hatte, dass er auf Schritt und Tritt beobachtet wurde. Gerade Robert schien sehr wohl bemerkt zu haben, dass etwas nicht so recht stimmte, aber Johnny war sich unsicher, ob er tatsächlich schon dazu bereit war, mit ihm über das, was ihn belastete, zu sprechen. Belasten war vielleicht nicht das beste Wort. Er hielt einen Moment lang inne. Beschäftigen war vermutlich zutreffender. Überrascht blickte Johnny auf, als er feststellte, dass eine Person den Raum durchquerte und direkt auf ihn zu hielt. Hastig ließ er das kleine Päckchen in seiner Hosentasche verschwinden, als sich Oliver auch schon ihm gegenüber hinsetzte und ihn freundlich anblickte. „Hey, Johnny. Was machst du hier?“ Zur Antwort verdrehte Johnny lediglich die Augen. „Und was hast du da gerade weggepackt?“ „Ich wollte ein wenig Ruhe haben, ist das zu viel verlangt?“, Angriff war in dem Fall vermutlich die beste Verteidigung und die einzige Möglichkeit, Oliver von seiner Frage wieder abzubringen. Natürlich hätte er sich auch einfach in sein Zimmer zurückziehen können, aber er hatte bewusst einen Ort gewählt, an dem man ihn eigentlich nicht erwartete. Er hatte vermeiden wollen, dass sich Enrico, Robert oder eben Oliver zu ihm gesellten. Nun ließ es sich jedoch auch nicht mehr ändern. Oliver tat verständnisvoll: „Dich scheint aktuell irgendeine Sache nicht mehr ganz loszulassen. Dass du dann lieber ein wenig Ruhe und Zeit für dich haben möchtest, kann ich verstehen. Verrate mir nur bitte, was das Kondom damit zu tun hat.“ Johnnys Augenbrauen schoben sich nach oben und er überlegte für einen Moment, ob er einfach alles abstreiten sollte. Doch das Risiko, dass er damit besondere Aufmerksamkeit auf seine momentane Lage lenkte, war ihm zu groß. Er lehnte sich zurück und musterte sein Gegenüber aufmerksam. „Das steht symbolisch für eine Entscheidung, die ich treffen muss“, murmelte Johnny und hoffte, dass der Franzose sich mit dieser Antwort zufrieden geben würde. „Ob du mit Robert schläfst oder nicht?“ Gequält seufzte Johnny auf. War er gerade ernsthaft dabei sein Sexleben vor Oliver auszubreiten? „Wir sind jetzt schon über ein halbes Jahr zusammen, kennen uns schon seit einer gefühlten Ewigkeit – gehst du wirklich davon aus, dass noch nichts zwischen uns gelaufen ist?“ Oliver zuckte lediglich mit den Schultern: „Jedes Paar hat seine eigene Geschwindigkeit. Ich denke auch, es geht mich relativ wenig an, was wer wie und wann im Bett so treibt. Aber was für eine Entscheidung meinst du dann?“ Der Schotte zögerte einen Augenblick, sah zur Seite. Oliver würde vermutlich keine Ruhe geben, ehe er alle Karten auf den Tisch gelegt hatte. Und was tat es schon groß zur Sache? Immerhin war Oliver nicht Enrico, was hieß, dass am nächsten Tag nicht die ganze Schule von seinem Sexleben erfuhr. Auf der anderen Seite... „In Ordnung, Oliver. Wenn du es unbedingt wissen willst. Allerdings unter der Voraussetzung, dass du das Ganze für dich behältst und es nicht gleich wieder meinen Eltern auf die Nase bindest.“ Oliver sah ihn betroffen an und wollte etwas erwidern, doch Johnny wank ab. „Versuch‘ gar nicht es abzustreiten. Enrico tratscht zu gerne, um Informationen nur an meine Eltern weiterzugeben und sie nicht zeitgleich komplett öffentlich zu machen. Robert wäre schön blöd, wenn er jedwede Privatsphäre aufgeben und alle Entwicklungen in unserer Beziehung weitergeben würde. Außerdem weiß er, dass ich das nicht gut heißen würde. Also bleibst nur noch du – mit deiner Art ist es doch ein leichtes, unauffällig jemanden auszuhören. Korrigiere mich, wenn ich mich täusche.“ Es herrschte Schweigen und Johnny zuckte mit den Schultern, ehe er sich zurücklehnte. „Ich habe mir das schon so gedacht.“ „Ich bin eben wirklich nicht hergekommen, weil ich für deine Eltern spionieren sollte, sondern weil mich interessiert, was los ist. Du benimmst dich seit Tagen komisch“, es klang fast wie eine Entschuldigung. Der Schotte seufzte leise. Im Grunde hatte er nichts dagegen einzuwenden, seine Bedenken einmal laut auszusprechen. Und mit der Vermutung, dass Oliver seine Informationen an die McGregors weiterleitete, hatte er sich ebenfalls schon länger abgefunden – und dies in den letzten Wochen zugegeben schamlos ausgenutzt. „Es ist kein wirkliches Problem“, begann Johnny lahm, „Das bleibt jetzt alles unter uns, klar? Es ist so: Robert und ich sind schon seit einiger Zeit sexuell aktiv – allerdings eben nicht... anal.“ Er räusperte sich und wurde ein wenig unruhig. Das alles laut auszusprechen kostete ihn doch noch einiges an Überwindung, aber er hatte eingesehen, dass er zum einen aktuell jemanden zum Reden brauchte und zum anderen das Thema Sex nun wirklich kein so großes Drama war, wie er es immer angenommen hatte. Nachdem er Oliver außerdem klar gemacht hatte, dass er wusste, von wem seine Eltern die Informationen hätten, wenn er das Gespräch weiter gab, war auch diese Gefahr relativ gering. „Wir haben es ein Mal versucht, ganz am Anfang. Es war schrecklich. Ich hab Robert angefleht, dass er aufhören soll – und er hat’s sofort getan und mir versprochen, es nie wieder zu versuchen. Seither beschränken wir uns eben auf... andere Formen von Sex.“ „Was ist dann das Problem?“, Oliver wirkte ernsthaft verwundert und ein wenig irritiert, „Soweit ich weiß gibt es viele homosexuelle Paare, die auf Analsex verzichten.“ „Das Problem ist – Ich will es nochmal versuchen. Wir haben jetzt beide mehr Erfahrung und seit ein paar Tagen habe ich... habe ich wirklich Lust darauf. Aber ich weiß nicht, wie ich es Robert sagen soll – und ob überhaupt. Was, wenn es wieder so schlimm wird und ich schon wieder im entscheidenden Augenblick kneife? Ich will ihm da keine falschen Hoffnungen machen.“ „Warum sagst du ihm das nicht einfach genau so?“, erkundigte sich Oliver und zu Johnnys Überraschung schien ihm das Gesprächsthema in keinerlei Weise unangenehm zu sein und er nahm sein Anliegen wirklich ernst, „Ich denke, wenn du es direkt ansprichst und deine Wünschen und Bedenken äußerst, werdet ihr schon noch auf einen gemeinsamen Nenner kommen. So wird es auch am einfachsten sein. Andeutungen und derartiges können sehr leicht missverstanden werden.“ Die Erfahrung hatte Johnny auch bereits machen dürfen. „Und außerdem – wir beide kennen Robert gut genug um zu wissen, dass er beim nächsten Mal wesentlich besser vorbereitet sein wird, um zu verhindern, dass er sich nochmals eine Blöße gibt oder aber dir unnötig weh tut. Vermutlich am ehesten eine Mischung aus beidem. Also würde ich mir an deiner Stelle diesbezüglich wirklich keine Sorgen machen. Ansonsten bleibt dir natürlich immer noch die Möglichkeit, Robert davon zu überzeugen, dass er auch mal seinen Hintern hinhält.“ Johnny wirkte einen Moment lang nachdenklich, dann sah er Oliver skeptisch an. „Hat Robert bereits das Thema mal mit dir durchgesprochen?“ Der Franzose setzte ein schiefes Grinsen auf. „Nun ja, nicht direkt. Er fragte mich vor vielleicht ein, zwei Wochen nach Tipps zum Thema Analverkehr, ich habe ihn da einfach mal an Patrick und Jason weitervermittelt. Allerdings war das auch schon alles. Ich habe mir natürlich meinen Teil dazu gedacht...“ Großartig. Warum spielte er eigentlich immer allen direkt in die Hände? So oder so konnte – und wollte – er Robert und Oliver keinen Vorwurf machen. Vermutlich sollte er sich auch am ehesten darüber freuen, dass sie sich doch einige Gedanken um ihn zu machen schienen. Immerhin hatte er oft genug das Gefühl nur eine unwesentliche Rolle zu spielen. Er zögerte und kaute auf seiner Unterlippe. „Meinst du Robert ist das Ganze wichtig?“ „Wenn Robert eine Sache wichtig ist, dann bist du das. Andernfalls wäre er wohl kaum so verzweifelt darum bemüht in eurer Beziehung alles richtig zu machen.“ Johnny schnaubte leise. „Genau das macht mir Angst.“ Oliver musterte ihn argwöhnisch. „Weißt du, eigentlich solltest du dieses Gespräch am ehesten mit Robert führen. Du solltest deine Bedenken ihm gegenüber äußern, damit ihr darüber sprechen könnt. Menschen können sich gegenseitig nicht in den Kopf schauen und deshalb ist es doch gerade bei einer Beziehung wichtig, dass man miteinander redet.“ „Ich will ihn aber nicht verletzen und möchte nicht undankbar erscheinen. Er macht so viel und-...“ „Ist es dann nicht erst recht undankbar, wenn du es ihm nicht direkt sagst?“ Johnny zögerte einen Augenblick und sah dann zur Seite. „Vermutlich hast du recht ja.“ „Jetzt schau nicht so niedergeschlagen drein. Das wird schon alles wieder, mach dir also nicht immer so viele Gedanken. Ich glaube, dass Robert für alle Zweifel Verständnis haben wird. Und ein wenig Sex hat beim Abbau von Frust und Kummer noch nie geschadet. Würde ich an deiner Stelle wirklich einmal ausprobieren... Bei Samantha und mir klappt das immer sehr gut.“ „Bitte keine Details!“ Oliver lächelte ich freundlich an und erhob sich dann von seinem Platz. „Weißt du Johnny, ich finde die Beziehung zwischen Robert und dir wirklich höchst erstaunlich. Ich denke keiner hätte gedacht, dass das mit euch beiden etwas wird. Ihr habt ziemlich klar das Gegenteil bewiesen. Also werdet ihr mit Sicherheit auch eine Lösung für dein aktuelles Problem finden.“ Als Oliver gegangen war, zögerte Johnny nur kurz, ehe er sein Handy zückte und Roberts Nummer wählte. Oliver hatte Recht: Sofern er nicht mit Robert darüber sprach, würde sich an seinen Sorgen nichts ändern. Und gegen ein wenig Sex zur Entspannung hatte er sicherlich auch nichts einzuwenden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)