Verlobung? Nein, Danke! von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Kapitel 13 ---------- Vielleicht war es tatsächlich nicht das Klügste, was er jemals getan hatte, aber Robert wusste eines: In diesem speziellen Fall reichte es nicht, wenn er nur auf seinen Verstand hörte (der ihm durchaus sagte, dass Oliver Recht hatte und Johnny ihm den Kopf abreißen würde), sondern eben auch mal auf sein Gefühl. Und das sagte ihm, dass er dringend Johnny hinterher musste, um ihn von dem Treffen abzuhalten. Notfalls indem er vor dessen Eltern ihre Beziehung bekannt machte. Es war ja kein großer Akt, sondern einfach das, was Johnnys ursprünglicher Plan gewesen war. Was sollte schon groß passieren? Außer dass er vielleicht Johnny verärgerte. Aber das hatte dieser sich selbst eingehandelt, als er auf die bescheuerte Idee kam, ihn in eine Beziehung hineinzuziehen, die er sich schon seit einigen Jahren so sehnlich wünschte. Robert hatte von Anfang an gewusst, dass es kein gutes Ende nehmen würde, wenn er erst einmal in Versuchung gebracht worden war. Und auch wenn er sich vielleicht mit aller Kraft gegen alles sträuben und dem Bann des Schotten so entgehen könnte, hatte er ehrlicherweise keine Lust dazu. Nachdem er die Mittagskurse erfolgreich hinter sich gebracht hatte, hatte er ein paar Sachen gepackt, sich im Sekretariat abgemeldet und anschließend ein Taxi gerufen, das ihn in Richtung Glasgow zu Johnnys Burg bringen sollte. Das war zwar nicht unbedingt eine günstige Fahrt, aber wer war er, dass er sich über Geldangelegenheiten Gedanken machen müsste? Es war gegen sechs Uhr als Robert am Anwesen der McGregors ankam. Die schottische Burg hatte ihren ganz eigenen Charme und Robert hatte die Besuche hier immer sehr genossen. Hoffentlich würde sich das bei seinem heutigen Besuch nicht ändern. Mit bestimmtem Schritt trat Robert an das Eingangstor und klingelte. „Ja, bitte?“, der schottische Akzent des Bediensteten war nicht zu überhören. „Hier ist Robert, also Robert Jürgens. Ist Johnny da?“ Es dauerte einen kurzen Augenblick und Robert war sich sicher, dass man gerade prüfte, ob er wirklich der war, für den er sich ausgab. Die Konversation, die folgte, kannte Robert inzwischen auswendig. „Der junge Herr hat keinen Besuch angekündigt.“ „Dann muss er das wohl vergessen haben.“ Johnny hatte noch nie die Notwendigkeit gesehen, irgendjemandem Bescheid zu geben, wenn er Besuch erwartete. Warum sollte es diesmal anders sein? Der Diener würde bestimmt nicht weiter nachfragen und tatsächlich öffnete sich keine Sekunde später das Eingangsportal. „Kommen Sie bitte herein, ich werde anmelden, dass Sie da sind.“ Nur zu gerne hätte Robert gewusst, wie Johnny wohl auf die Nachricht seiner Anwesenheit reagierte. Aber wie er den Schotten kannte, würde er es herunter spielen und nicht zeigen, dass er die Kontrolle über sein Spiel verloren hatte. Gemächlich spazierte Robert den Weg durch den Vorgarten zur Burg und genoss das angenehme abendliche Wetter. Es war noch relativ hell, nicht ungewöhnlich für einen Sommertag, und er konnte ein leichtes Grinsen nicht verbergen. Er freute sich darauf, Johnnys Gesicht zu sehen, wenn er bemerkte, dass das Ganze gar nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte. Für einen kurzen Augenblick hielt er inne, als er Stimmen wahrnahm. Sein Blick fiel auf ein offenes Fenster und er lauschte, als er Johnnys Stimme hörte. „Wir... wollten ein paar Games zocken, ich wüsste nicht, was euch das angeht.“ „Vielleicht ist der Umgang mit Robert gar nicht mal so schlecht. Du solltest dir einfach mal eine Scheibe von Robert abschneiden“, es war eine Frauenstimme die nun sprach. Robert war sich ziemlich sicher, dass es sich dabei um Johnnys Mutter handelte. „Wie bitte?“ „Dein Verhalten, Jonathan. Du weißt genau, was ich meine, wir haben schon mehrfach darüber gesprochen. Ich wüsste nicht, dass dein Freund Robert jemals negativ aufgefallen wäre.“ Johnny schnaubte und Robert wusste warum. Der einzige Grund, warum er als Musterschüler angesehen war, war die Tatsache, dass Johnny ihn jedes Mal herausgeboxt hatte, wenn er etwas Dummes angestellt hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Schotte deshalb Ärger bekommen würde, was zugegebenermaßen ziemlich naiv von ihm gewesen war. Kein Verhalten blieb ohne Konsequenzen und Robert fühlte sich in dem Moment wahnsinnig schlecht, dass ihm Johnnys Situation nach solchen Aktionen bisher immer reichlich egal gewesen war. Das zeichnete ihn nicht unbedingt als guten Freund aus. Er zögerte und überlegte, ob es nicht vielleicht besser war, einfach wieder zu gehen. „Aber vielleicht kommst du durch ein Mädchen endlich einmal auf andere Gedanken und stellst weniger Unsinn an. Das wird dir gut tun und du kannst endlich einmal deine überschüssige Energie loswerden.“ „Whatever“, war die genervte Antwort und Robert entschied sich dazu, weiter zu gehen. Der einzige Grund, warum Johnny diesen Ärger mit der Verlobung am Hals hatte, war, dass er sich für ihn eingesetzt hatte. Warum hatte er es ihm nicht erzählt? Dann wiederum bestand durchaus die Möglichkeit, dass Johnny ihn deshalb zu dieser Scheinbeziehung aufgefordert hatte, um ihn quasi zu bestrafen. Das wäre zwar weniger schön, aber durchaus nachvollziehbar. Robert fühlte sich schlecht, aber wenn er jetzt einfach umkehrte und Johnny alleine ließ, hatte er das Gefühl, dass er ihn endgültig im Stich ließ. Als er an der Tür ankam, öffnete ihm ein Bediensteter diese und er trat ein. Johnny stapfte gerade mit gereizter Miene die Treppenstufen hinunter, allem Anschein nach ging ihm immer noch das Gespräch durch den Kopf und Robert konnte das nur zu gut verstehen. Oliver hatte Recht gehabt. Es war eine dämliche Idee gewesen, zu kommen. „Hey“, der genervte Unterton verriet deutlich, dass Johnny mit sich selbst haderte, doch Robert bemühte sich darum, seine Laune nicht noch mehr zu verschlechtern und lächelte ihn bemüht freundlich an. Sein Gegenüber zögerte, schien sich dann jedoch Mühe zu geben, nicht zu abweisend zu wirken, als er mit einer Kopfbewegung andeutete, dass Robert ihm nach oben folgen sollte. Sie schwiegen auf dem gesamten Weg zu Johnnys Zimmer und erst, als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, meinte Johnny in vorwurfsvollem Tonfall: „Was zum Geier willst du hier? Habt ihr nicht gerade Training?“ Obwohl er durchaus wütend wirkte, hatte der Schotte in dem Moment etwas an sich, das es so wirken ließ, als wäre er auch sehr erleichtert, dass Robert gekommen war. Robert zuckte mit den Schultern: „Ich habe das Training ausfallen lassen, dachte es wirkt authentisch. Außerdem habe ich mir Sorgen gemacht.“ „Sorgen?“ Robert zögerte, denn ehrlicherweise hatte er gar keine Ahnung, warum er sich Sorgen gemacht haben sollte. Es hatte einfach gut geklungen. „Dass du dich vielleicht alleine fühlst oder so.“ Etwas Besseres war ihm beim besten Willen nicht eingefallen, doch Johnny hakte nicht weiter nach. Stattdessen ging er zu seinem Fernseher, schaltete diesen ein und warf Robert einen Controller zu, den dieser mit bewusst fragendem Blick fing. Es war ja nicht so, als wäre ihm bei dem Gespräch, das er belauscht hatte, Johnnys Ausrede entgangen. Aber das wusste sein Gegenüber ja nicht. „Ich habe meinen Eltern erzählt du seist zum Zocken gekommen“, erklärte Johnny und startete die Konsole. Robert machte es sich auf dem Boden bequem und zog überrascht seine Augenbrauen nach oben, als Johnny es sich, wie bei ihrem gemeinsamen Filmeabend, zwischen seinen Beinen bequem machte und sich gegen ihn lehnte. Johnnys Eltern wussten nichts von ihrer Beziehung, oder? Vielleicht wollte Johnny auch, dass sie erwischt wurden, wie sie kuschelnd in seinem Zimmer saßen? Oder hatte er es sogar bereits geschafft, dass Johnny sich bei ihm einfach wohl fühlte? Er schloss vorsichtig seine Arme um ihn und versuchte trotz aller Zweifel, die ihn plagten, die Situation zu genießen. Denn wenn er Pech hatte, wäre es wohl der letzte Tag ihrer Beziehung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)