Verlobung? Nein, Danke! von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Kapitel 8 --------- Sie waren nun schon seit ihrer frühesten Kindheit befreundet und Robert musste zugeben, dass er in all den Jahren ihrer Freundschaft Johnny kein einziges Mal hatte weinen sehen. Wenn Johnny als Kind hingefallen war, hatte er sich den Dreck von der Kleidung geklopft und einfach weitergespielt, als wäre nichts gewesen. Hatte ihm ein anderes Kind etwas weggenommen, hatte er seine Probleme selbst gelöst und war nicht heulend zu seinen Eltern gerannt. Das hatte er grundsätzlich den anderen Kindern überlassen, sofern er mit ihnen fertig war. Aus dem Grund fiel es Robert im ersten Augenblick unglaublich schwer, zu realisieren, was er da gerade sah. Er wollte den Mund aufmachen, um sich zu entschuldigen, dass er einfach hereingeplatzt war und nicht geklopft hatte, doch er hatte gar keine Gelegenheit dazu. „Hau ab, Robert!“, fuhr Johnny ihn wutentbrannt und seine Stimme überschlug sich dabei ein wenig. Er zitterte am ganzen Körper. Robert musste seinen ersten Reflex, nämlich auf Johnny zuzueilen und ihn in die Arme zu schließen, unterdrücken. Er wusste, dass der Schotte ihn in diesem Augenblick einfach von sich stoßen und anschreien würde. Und das würde die Lage sicherlich nicht bessern. Dass er keine Anstalten machte zu gehen, schien Johnny jedoch nur noch wütender zu machen: „Thoir do chasan leat!“ „Johnny“, meinte Robert mit bemüht ruhiger Stimme, während er versuchte seine Fassung wieder zu erlangen, „Es tut mir Leid, dass ich hier so einfach reingeplatzt bin. Ich hätte klopfen sollen. Aber nachdem ich jetzt hier bin, werde ich jetzt sicherlich nicht so einfach verschwinden. Hör mir zu. Ich habe mitbekommen, was Teodoro gesagt hat und-...“ „Shut the fuck up, would you?! Lass mich, gottverdammt nochmal, alleine!“ Wenn Robert in dem Moment eines klar war, dann, dass er sicherlich Johnny in diesem Augenblick nicht heulenderweise sich selbst überlassen würde. Es erstaunte ihn zugegebenermaßen, dass Johnny Teodoros Bemerkungen wohl so sehr getroffen und innerlich aufgewühlt hatten. Doch dann erinnerte er sich an ihre erste ‚Lagebesprechung’ zurück, in der sie über den Verlauf ihrer gespielten Beziehung diskutiert hatten. Johnny war Nähe wichtig und Geborgenheit. Das deutete nicht unbedingt auf ein unverwüstliches Selbstbewusstsein hin. Und Teodoro hatte vermutlich genau einen wunden Punkt getroffen. Der Schotte hatte in der Tat nur einen sehr kleinen Freundeskreis und wie Robert selbst erst kürzlich erfahren hatte bisher keinerlei Beziehungen geführt. Johnny fühlte sich in dem Augenblick vermutlich tatsächlich minderwertig. Und Robert war nicht dazu bereit, das Zimmer zu verlassen und ihn in dem Glauben zu lassen, dass Teodoro recht hatte und er von niemandem gemocht wurde. „Johnny, ich-...“ „Jetzt nicht!“ Robert starrte sein Gegenüber im ersten Moment perplex an, ehe seine Lippen ein Lächeln formten. Dachte Johnny wirklich, dass er das hier nur tat, weil sie so taten, als ob sie ein Paar waren? „Das bringt dir im Moment gar nichts, Johnny“, erklärte Robert und verschränkte seine Arme vor der Brust, „Denn dass ich im Moment hier stehe hat rein gar nichts damit zu tun, dass wir aktuell Beziehung spielen, sondern damit, dass ich sehe, dass es meinem besten Freund gerade verdammt schlecht geht. Tut mir Leid, so leicht wirst du mich nicht los.“ Der Angesprochene sah ihn skeptisch an, fast so, als wolle er dem Frieden nicht trauen, aber Robert stellte erleichtert fest, dass ihn die Auseinandersetzung gerade zumindest von seinem aktuellen Kummer genügend ablenkte, dass für den Augenblick keine weiteren Tränen mehr über Johnnys Wangen kullerten. Aber Robert wusste gut genug, dass man alleine durch eine Ablenkung ein Problem nicht aus der Welt schaffen konnte. Robert trat ein paar Schritte auf Johnny zu und streckte ihm eine Hand entgegen. „Ist es in Ordnung, wenn ich versuche, meinen besten Freund zu trösten?“ Johnny sah ihn an, zögerte. Dann senkte er den Blick, ehe er langsam und vorsichtig die Hand ergriff. Es war eine stille Zustimmung und Robert zog ihn näher zu sich, um ihn in die Arme zu schließen. „Sorry wegen deinem Hemd“, murmelte Johnny mit matter Stimme. Er hatte die Augen geschlossen, wirkte erschöpft, aber inzwischen auch wieder wesentlich ruhiger. Nachdem Johnny sich in Roberts Umarmung ausgeweint hatte, hatte Robert darauf bestanden, dass sie es sich irgendwo bequem machten. Aus diesem Grund hatten sie sich auf Johnnys Bett niedergelassen. Robert saß mit dem Rücken an der Wand gelehnt, auf seinem Schoß ruhte, auf einem Kissen gebettet, Johnnys Kopf. Obwohl er sich nicht sicher war, ob die Geste dem Schotten vielleicht ein wenig zu intim war, lag seine linke Hand sanft auf Johnnys. Falls es ihn in irgendeiner Weise störte, hatte er sich zumindest bisher nicht entsprechend geäußert. „Das wird schon wieder trocknen“, entgegnete Robert beiläufig. Dass sein Hemd durch Johnnys Tränen ein wenig nass geworden war, kümmerte ihn zugegeben herzlich wenig. Es war nicht so, als wäre ein Wasserfleck in irgendeiner Weise sonderlich dramatisch. Er wusste, dass Johnny zwar die Aufregung vermutlich tatsächlich ein wenig geschlaucht hatte, dass der Hauptgrund, wieso er seine Augen geschlossen hielt, jedoch schlicht und ergreifend der war, dass es im peinlich war, dass sie vom Weinen so sehr gerötet waren. „Was genau verspricht sich Teodoro davon, wenn er dir solche Bemerkungen an den Kopf wirft?“ Einige Zeit folgte keine Reaktion, dann schlug Johnny die Augen auf und blickte Robert müde an. „Das ist eine komplizierte Geschichte.“ Wiederum schwieg er einige Zeit, schloss die Augen und seufzte dann leise. „Vor ein paar Jahren hat mir seine jüngere Schwester einen Liebesbrief geschrieben und ich habe sie abgewiesen. Daraufhin hat sie wohl die nächsten paar Wochen an ihrem gebrochenen Herzen gelitten. Das hat ihn ziemlich genervt und hat dafür gesorgt, dass er eine ziemliche Abneigung gegen mich entwickelt hat. Seit diesem Schuljahr haben wir nun auch einige Sportkurse zusammen. Ich glaube er ist wütend, dass er mit meinen Leistungen nicht mithalten kann.“ Nun, das klang zumindest nach einer plausiblen und nachvollziehbar-menschlichen Erklärung. Wenngleich sie ein solches Verhalten sicherlich nicht entschuldigte. „Du hattest mir gar nicht erzählt, dass du einen Liebesbrief bekommen hast.“ Johnny blickte ihn skeptisch an. „Wir sind berühmt. Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht ebenfalls regelmäßig Post von Mädchen bekommst, die mit dir ausgehen wollen und dir geloben, dich auf ewig zu lieben.“ Johnny hatte durchaus recht. Aber es erstaunte Robert, dass der Schotte die Gelegenheit bisher nicht am Schopf ergriffen hatte, um sich in Liebesangelegenheiten einmal auszuprobieren. „Und da war kein nettes Mädchen dabei, das dich genug gereizt hat, um einmal mit ihr auszugehen?“ „Nein“, meinte Johnny nachdrücklich und runzelte die Stirn, „Nicht, dass ich mich jetzt sonderlich intensiv mit ihnen auseinandergesetzt habe. Aber ehrlicherweise habe ich auch keine Lust irgendetwas mit einem wildfremden Menschen anzufangen.“ „Jeder Freund oder Bekannte ist zunächst ein Fremder, oder nicht?“ „Das heißt nicht, dass ich mit jedem gleich eine Beziehung anfangen muss.“ „Das stimmt wohl“, Robert lächelte, „Auf der anderen Seite stellt sich mir die Frage, ob du überhaupt generell ein Interesse daran hast, jemals eine Beziehung zu führen.“ Johnny blickte ihn offen an, ehe er mit ernster Miene antwortete: „Mit der richtigen Person kann ich mir eine Beziehung durchaus vorstellen. Aber in allem anderen sehe ich eine reine Zeitverschwendung.“ Es war jetzt schon das zweite Mal innerhalb ihres Gesprächs, dass Johnny sich auf kein Geschlecht festlegte. Robert überlegte, ob das vielleicht ein gezielter Versuch von Johnny war, seine eigene sexuelle Orientierung in irgendeiner Weise zu verschleiern, ohne sie zu verleugnen. Doch es kam dem Deutschen viel zu sehr wie ein vages Bauchgefühl vor, als dass er das Thema angesprochen hätte. Zumal das Gefühl vermutlich eher auf seinem Wunschdenken beruhte, als auf Tatsachen. „Das heißt du wartest einfach noch, bis der perfekte Partner auftaucht, um dann einfach durchzubrennen.“ „Das klingt nach einer guten Idee“, Johnny lächelte, wenngleich seine Stimme einen leicht wehmütigen Beiklang zu haben schien, „Aber es erscheint mir wenig praktikabel. Was meinst du?“ In dem Moment klopfte es an der Tür. Überrascht hob Robert den Blick, während Johnny demonstrativ seinen Kopf wegdrehte. Keine Sekunde später flog sie auch bereits auf und Enrico stand im Türrahmen. „Johnny, ich habe gehört, dass-...“, er hielt inne und betrachtete erstaunt die Szene auf dem Bett vor ihm. Allem Anschein nach war der junge Italiener, nachdem er von dem Zwischenfall mit Teodoro Wind bekommen hatte, sofort zu Johnnys Zimmer geeilt, um genauere Details zu erfahren. Denn wenn es eine Grundregel für Enrico gab, dann die, dass er, was er weitererzählte, auch wirklich aus erster Hand wissen musste. Andernfalls würde sich sein Ruf schnell zur schulischen Gerüchteküche wandeln – und auch wenn Enrico gerne Geheimnisse herausposaunte, eines stimmte in der Tat: Was er erzählte entsprach den Tatsachen. Nun ja, es sei denn ein gewisser Schotte und dessen bester Freund hatten den Plan ausgeheckt, die ganze Schule zu täuschen, indem sie so taten, dass sie ein Paar waren. In dem Fall konnte es schon einmal vorkommen, dass Enricos Informationen vielleicht nicht ganz mit der Realität übereinstimmten. Robert grinste Enrico schief an und legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen, um dem Italiener klar zu machen, dass er leise sein sollte. „Er schläft“, log er und blickte sein Gegenüber fragend an, das sie misstrauisch beäugte. „Was gibt es denn?“ Enrico zögerte einen Augenblick, vermutlich war er sich nicht sicher, ob er wirklich Robert mit seinem Halbwissen und seiner Neugierde konfrontieren sollte. „Ein paar Mädchen haben erzählt, dass sie Teodoro mit geschwollener Wange gesehen hätten und da lag die Vermutung nahe, dass Johnny und Teodoro sich geprügelt haben“, stellte Enrico fest und beobachtete genauestens Roberts Reaktion. Der bewahrte jedoch erfolgreich sein Pokerface. „Johnny war heute die meiste Zeit mit mir zusammen, wenn es das ist, was du wissen möchtest. Und ich habe nicht gesehen, dass er auf irgendjemanden eingeprügelt hat. Am besten du fragst Teodoro, was ihm da wohl passiert ist, er wird es am Besten wissen.“ „Das habe ich schon“, murmelte Enrico mit unzufriedener Miene, „Und er meinte, er sei gestolpert und blöd gestürzt.“ „Dann wird es wohl so gewesen sein“, nickte Robert, „Gibt es sonst noch etwas?“ Enrico schien mit dem Ergebnis seiner Nachforschungen ganz und gar nicht zufrieden zu sein, doch er zog sich zurück. Als sie wieder alleine waren, besah Johnny Robert mit skeptischem Blick. „Hey, schau mich nicht so an!“, murmelte Robert mit hochgezogenen Augenbrauen, „Ich hab’ die Kommunikation übernommen, nachdem du keine Lust hattest. Wir können uns nicht beide schlafend stellen.“ „Du weißt, dass das Ärger geben wird?“ „Wird es nicht“, erläuterte Robert sachlich, „Teodoro wird sicherlich nicht herausposaunen, dass ich ihm eine verpasst habe, sondern es für sich behalten. Aus dem Grund wird er auch sicherlich zu keiner Lehrkraft gehen. Ich würde sagen, ich bin fein raus.“ Es herrschte wieder Schweigen zwischen ihnen und Robert realisierte, dass seine linke Hand immer noch auf Johnnys ruhte. Dieser hatte sich bisher nicht darüber beschwert und es wäre mit Sicherheit seltsam, wenn er sie jetzt einfach wegzog. Gerade, als er darüber nachdachte, wie lange sie wohl noch in dieser Position verharren würden, meldete sich Johnny zu Wort: „Hast du Lust, einen Film zu gucken?“ Für einen kurzen Augenblick überlegte Robert, abzulehnen. Er hatte noch Hausaufgaben zu machen und eigentlich hatte er für den Abend bereits ein paar ruhige Stunden Lesevergnügen eingeplant. Dann jedoch wurde ihm bewusst, dass er zum Einen Johnnys Angebote schon oft genug ausgeschlagen hatte und er zum Anderen seine Hausaufgaben auch erst am nächsten Tag erledigen konnte. Immerhin kam er den Hausaufgaben sonst zumeist sofort nach, sodass er die Aufgaben für den morgigen Tag bereits fertig hatte. „Warum eigentlich nicht?“ Die Miene des Schotten hellte sich auf und ehe Robert sich versah, hatte Johnny sich bereits auf sein BluRay-Regal gestürzt und einen Film herausgezogen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)