If Demons lose their Hearts... von abgemeldet (...and fall in Love) ================================================================================ Kapitel 2: Nur ein Stallbursche ------------------------------- 1852, Frankreich Frühlingsbeginn. Eine wahre Augenweide war nun der Garten hinter dem Anwesen der Familie de Brindamour. Die Blumen und Sträucher waren angebracht wie ein kleines Labyrinth und nun wo alles blühte und duftete wollte man sich nur zu gern darin verlaufen. Es war einfach wunderschön. Nur die Villa selbst war noch ein schönerer Anblick. Alles war in weiß und besch gehalten, nur der feinste Stein, nur die feinste Farbe. Der Baustil war beeindruckend gewaltig und doch filigran. Es war das hübscheste Gebäude im ganzen Viertel. Warum das so war, dürfte jedem nur allzu klar sein. Die Familie de Brindamour waren Adelige mit wirklich sehr blauem Blut und eine der reichsten weit und breit. Der Herr des Hauses, ein Mann von Wert, hatte großen Einfluss und Macht, die Dame des Hauses war eine sehr angesehene Dame und der Spross der Familie, ihr einziger Sohn genoss schon im zarten Alter einen gewissen Status. Kaum war der Name de Brindamour gefallen und das goldene Haar der Familie tauchte irgendwo auf waren alle ganz aus dem Häuschen. Selbst die Bediensteten standen höher als normale Angestellte. Dazu gehörte auch der Stalljunge, Alain Dupont. Vor zwei Monaten war er volljährig geworden. Er war mittelgroß, nicht besonders kräftig, aber auch nicht dürr. Sein strubbeliges braunes Haar saß nie wie er wollte und durch die viele Arbeit im freien war seine Haut eigentlich immer gebräunt. Seine Kleider waren immer schmutzig, was auch von der Arbeit kam. Das was er am Leibe trug gehörte seinen Herren. „Alain! Alain!“ Eines der Dienstmädchen rief nach ihm. Er legte die Bürste weg, mit der er gerade noch den braunen Hengst gebürstet hatte und wischte er sich die Hände kurz an seiner Hose ab. Dann kam er aus dem Stall. Sicher roch er von oben bis unten nach Pferd, was ihn selbst nicht störte. Die blonde Geneviéve kam auf ihn zu gerannt, die jüngste der drei Hausmädchen. Ihre blonden Locken quollen unter ihrer Haube hervor, wie immer. „Die Herren kehren zurück, Alain!“ Er nickte nur kurz, dann seufzte er leise. Ihre Herren waren schon sehr früh diesen Morgen losgefahren, wiedermal zu irgendeinen Ball oder irgendeiner Feier. Alain mochte solche Veranstaltungen gar nicht, für ihn war das nur ein Treffen von reichen Adeligen die einen Stock im Arsch hatten und nichts Besseres zu tun hatten als über die neueste Mode zu reden oder über andere Adelige herzuziehen. Nun kamen die Herren wieder zurück. Das hieß jemand musste sich um die Kutsche und um die Pferde kümmern. Um genau zu sein Alain sollte sich darum kümmern. Eine schöne große Kutsche fuhr vor, kaum dass sich Alain, das schwarzhaarige Hausmädchen Beatrice und die Mamsell vor dem Haus aufgestellt hatten. Die Kutsche war weiß, verziert mit Gold, was schon ein wenig protzig wirkte. Kaum schwang die Tür auf kam der Butler der Familie heraus. Ein alter Mann mit bereits grauen Haaren, aber freundlich wie kein Zweiter. Das Dienstmädchen und die Mamsell verbeugten sich, Alain tat es ihnen gleich, senkte aber nur den Kopf. Als erstes stieg der Herr des Hauses aus, ein großer blonder Mann, dessen Kleider teurer waren als das was ein König am Leibe trug. Er hatte stets das Haupt erhoben und sah auf jeden, ein wahrer Aristokrat eben. Seine Frau war eine edle Dame, mit spitzen feinen Gesichtszügen. Ihr blondes Haar lockte sich, doch sie trug es stets aufwendig hochgesteckt. „Dupont, die Pferde“ der Herr des Hauses lief ohne weitere an dem Jungen vorbei, „Mamsell, das Abendessen. Jetzt“ Er hob den Arm, seine Frau hackte sich ein. Zusammen mit der Mamsell und dem Butler gingen sie zum Haus. Nach der Herrin des Hauses hüpfte der letzte der de Brindamours aus der Kutsche. Seine Eltern warteten kurz auf ihn, damit er ihnen folgen konnte. Als ihr einziges Kind, ihr einziger Sohn, war er ihnen das wertvollste das sie hatten. Christian de Brindamour war kaum ein Jahr jünger als Alain. Für sein Alter war er nicht besonders groß. Ein dünner hübscher Junge mit kräftigen blonden Locken, welche er eindeutig von seiner Mutter hatte. Auch die großen Amethyst-Augen hatte er von ihr. Blass war er wie alle Adeligen. Mit einem hellen Lachen sprang er dem Hausmädchen entgegen. Die schwarzhaarige Beatrice, die sonst nie lächelte, tat dies doch, als sie ihn sah. Alle Angestellten, besonders die drei Hausmädchen liebten Christian. Das war nicht sonderlich verwunderlich. Christians Eltern waren vornehme Leute, die sehr auf Sitte und Status achteten. Das hieß sie waren herablassend wenn sie jemanden vor sich hatten, der weit unter ihrem Stand war. Selbst ihre Angestellten behandelten sie herablassend. Was normal unter dem Adel war. Christian war anders. Er kam mit jedem gut aus. Alain sah den Herren nur kurz nach. Den knappen, kalten Befehlston war er schon gewohnt. Er arbeitete schon seit er zwölf war hier. Der Hausherr behandelte seine Angestellten manchmal wie Dreck, aber damit kam Alain klar. Zusammen mit dem Gärtner schnallte der Braunhaarige die Pferde ab. Dann brachte er die beiden Tiere in den Stall. Wo er sie bürstete. Danach verteilte er Wasser, Futter und Heu. Von Geneviéve bekam er immer ein paar Äpfel, die er den Pferden gab. „Hier, für euch“ Er lächelte während er dem Hengst über den Hals fuhr und ihm den Apfel auf der Hand anbot. Das Tier ließ sich nur zu gern von ihm streicheln und nahm sich den Apfel, die großen weichen Lippen des Pferdes kitzelten seine Handflächen. Als Alain hier her gekommen war hatten die Tiere vor ihm gescheut. Damals hatte er gedacht sie würden ihn einfach nicht mögen, so wie der Rest der Welt. Er hatte gedacht selbst die Tiere würden ihn verabscheuen. Aber es hatte sich geändert. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen das Vertrauen der Tiere zu gewinnen, doch er hatte es geschafft. Und er war sehr froh darüber. Immer wenn es ihm schlecht ging konnte er in den Stall gehen, die Tiere waren immer für ihn da. Sie stießen ihn nie weg. Taten ihm nie weh, wie es die Menschen immer taten. Oder besser gesagt getan hatten, seit er hier arbeitete ging es ihm eigentlich ziemlich gut. „Alain!“ Der Braunhaarige drehte sich um, im Stalltor stand der junge Adelige. Mit seiner Vorliebe für helle Kleidung von den teuersten Marken, mit den edelsten Materialien und besten Stoffen war er hier absolut Fehl am Platz. Wobei es egal wäre ob er sich schmutzig machte, seine Kleider trug er immer nur einmal. Mit einer Hand in der Hüfte stand er da und grinste. Frisch gebadet und frisch gekämmt, also ganz anders als Alain. „Wie geht es meinen Pferden?“ Wollte der junge Adelige wissen. Der Braunhaarige nickte. Der Stall der de Brindamoures fasste ein halbes Dutzend Pferde. Eines davon gehörte Christian. Eine schöne schneeweiße Stute, die er Lily getauft hatte. Wenig überraschend war, dass auch der Sattel weiß war. „Gefüttert und gebürstet, junger Herr“ „Gute Arbeit, Stallbursche“ Alain grinste, „Das ist mein Job“ Die beiden sahen sich direkt an, was eigentlich unerhört war. Für einen Stalljungen wie ihn war es üblich den Blick unterwürfig gesenkt zu haben. Dann fingen sie an zu lachen. So zu tun als seien sie Herr und Diener war nichts weiter als ein Witz. Schließlich waren sie seit fast sechs Jahren die besten Freunde. Das klang unmöglich, wenn man sah wie epicht Christians Eltern auf Etikette und Stand waren. Sie sahen es auch überhaupt nicht gern wenn der Blonde etwas mit Alain unternahm, doch sie sagten nichts dagegen. „Schon fertig mit dem Essen?“ „Ja, es war sehr lecker“ Christian kam näher und streckte die Hände nach dem braunen Hengst aus. Seine Hände waren schlang, seine Finger viel weicher als die von Alain. Der Blonde hatte auch noch nie auch nur eine Minute gearbeitet. „In zwei Wochen kommt meine Verlobte zu Besuch“ Auch wenn Christians Ehe kaum nach seiner Geburt arrangiert worden war schien er seine Verlobte wirklich sehr zu mögen. Alain selbst hatte sie nie gesehen. Jedoch wusste er, dass ihre Eltern streng gläubig waren. So sehr, dass sie alle ihre Kinder in ein Kloster gegeben hatten. Christians Verlobte war freiwillig dort geblieben. „Wir treffen uns auf einem schönen Ball. Ich kann es kaum erwarten, wir haben uns schon bestimmt zwei Jahre lang nicht gesehen. Wie sie wohl aussieht? Ich freu mich schon total“ er lachte sein helles Engelslachen, „Hey, Alain, hab ich mich verändert? Sag schon, hab ich, ja?“ Er sah über seine Schulter zu Alain, der auch lachen musste. Seine Stimme war viel tiefer. „Nein, kein Stück. Du bist immer noch ein kleiner Idiot“ Christian lachte wieder, drehte sich um und knuffte den Braunhaarigen gegen die Schulter. Das tat er nicht fest, selbst wenn er fest zugeschlagen hätte, hätte Alain es kaum gespürt. Besonders stark war der Blonde nicht. Nur gut dass sie die besten Freunde waren, jeder andere Adelige würde Alain für solche Worte bestrafen lassen. Christian war da ziemlich locker, er nahm dem Braunhaarigen solche Worte nicht übel. Schließlich war es nur Spaß. „Ich möchte, dass du mich begleitest“ „Zurück ins Haus?“ „Nein, mit zum Ball. Morgen.“ Alain verzog das Gesicht. Er mochte diese Veranstaltungen überhaupt nicht. Christian hingegen liebte sie, er liebte es zu tanzen, mit anderen zu reden, zu trinken, ein bisschen im Mittelpunkt zu stehen. „Ich bin kein Aristokrat wie du“ Christian sagte oft Dinge ohne darüber nachgedacht zu haben, vielleicht war ihm entfallen das Stallburschen wie er nichts bei den Feierlichkeiten des Adels zu suchen hatte. Wobei diese Tatsache schon ziemlich ins Auge fiel. „Ach was, ich besorge dir etwas Hübsches zum Anziehen, dann fällt das niemandem auf“ der Blonde lächelte, „Komm schon, das wird lustig“ Ja-aa, das sagte er immer. Denn für Christian war so ziemlich alles lustig. Das hieß aber nicht, dass Alain es lustig fand. Schon oft hatte er ihn mit auf irgendwelche Feste geschleppt und bis jetzt hatte der Braunhaarige noch nie Spaß gehabt. Er seufzte, Christian würde ja doch keine Ruhe geben, „Das wird der letzte Gefallen sein den ich dir tue“ Der Blonde lachte wieder hell und glücklich über Alains Entscheidung, „Das wird sicher lustig“ Alain seufzte und schloss die Augen. Oh ja, das würde so lustig. Aber nicht für ihn. Zwei Wochen später roch er nach Seife und steckte in einem alten Anzug von Christians Vater. Das wusste dieser nicht, denn wenn er es wüsste würde es ihn ganz und gar nicht gefallen. Der braune Stoff schmiegte sich angenehm weich an Alains Haut, auch wenn die Kleider ein wenig zu groß für ihn waren. Das lag daran das der Hausherr viel größer war als der Braunhaarige. Die Farbe war nun auch nicht Alains Geschmack, aber er sah tatsächlich ganz schick aus. Was nun aber auch nichts daran änderte das sein Blick skeptisch auf die große Villa gerichtet war. Er und Christian, der sich mal wieder in weiß geworfen hatte, gingen mit vielen anderen gerade zum Eingang, wo die Lakaien schon mit Tabletts und Getränken warteten. Christian war schon ganz aufgeregt und zappelig. Alain hingegen sah schon den langen, langweiligen Abend vor sich. Wie er in der Ecke stehen würde, mit einem Glas Wein in der Hand. Beinahe am Einschlafen, während sein blonder Freund sich irgendwo rumtrieb. „Soll ich dir – „ „Nein, danke“ Alain hob nur abwehrend die Hände. Er hatte definitiv keine Lust das ihm jemand vorgestellt wurde oder er jemandem vorgestellt wurde. Im Moment wollte er einfach nur das der Abend so schnell es ging wieder zu Ende ging. Christian nahm sich ein Glas und spazierte munter weiter. Nachdem sie die Eingangshalle passiert hatten, traten sie in die gewaltige Halle ein. Alain schaute nicht schlecht bei all diesen Maßen an Menschen. So viele ausstaffierte, aufgeblasene und angeberische Aristokraten, in ihren schicken Kleidern und Geschmeiden. Wahrlich, dies war einer der 10 Orte an denen er nie sein wollte. „Oh! Da ist Laurie! Lass sie uns begrüßen!“ Wer auch immer Laurie war, Alain wollte es nicht wissen. „Lass mal, geh du und ich … na ja, ich such mir mal was zu futtern“ Christian war sofort einverstanden und verschwand in den Menschenmengen. Das waren wirklich sehr … sehr viele Leute. Vermutlich würde er den Blonden nun für sehr lange Zeit nicht mehr sehen. Da sollte er sich wirklich etwas zu essen suchen. Kaum eine halbe Stunde später saß er etwas abseits von den anderen an einen kleinen Tisch, in der Hand ein halbleeres Glas, vor sich einen leeren Teller. Wie er es vorausgesehen hatte, er langweilte sich hier zu Tode während alle anderen feierten. Er wünschte sich gerade ziemlich heftig er wäre nicht hier hergekommen. Dafür hatte er definitiv etwas gut bei Christian. Ernsthaft, warum schleppte dieser ihn immer wieder auf solche Feste? Das Kichern von drei jungen Mädchen drang zu ihm herüber. Er sah auf, genau als die drei auch zu ihm sahen. Weil er nichts Besseres zu tun hatte lächelte er einfach. Die dreie lächelten zurück, dann steckten sie kichernd die Köpfe zusammen. Diese Mädchen sahen nicht schlecht aus, wenn er jedoch um eine von ihren werben wollte, dann musste er schon etwas Besseres sein als ein gewöhnlicher Stallbursche. Nun gut, eigentlich war seine Familie nicht in so armen Verhältnissen geboren worden. Wer sein Vater war wusste er nicht, dieser Mistkerl hatte seine Mutter schon vor seiner Geburt verlassen, was der Grund war das seine eigentlich als normale Bürgerin geborene Mutter von ihrer Familie verstoßen worden war, nachdem sie schwanger geworden war. Sie hatte sich mit Zofenarbeit durschlagen müssen, um sich und Alain zu ernähren. Letzten Endes hatte sie das zu Grunde gerichtet. Sie war immer kränker geworden und war schließlich gestorben. Damals war er zehn gewesen. Zwei Jahre lang lebte er von der Hand in den Mund auf der Straße. Er hatte täglich Prügel eingesteckt, weil er so klein gewesen war und sich nicht hatte wehren können. Und wer beschützte schon ein Kind von der Straße. Ach ja, doch da war jemand. Es war damals ein riesiger Zufall gewesen das er Christian über den Weg gelaufen war. Der junge Adelige hatte ihn damals zu sich geholt, nachdem sie sich angefreundet hatten. Ein vornehmer Aristokrat, der als Prinz durchgehen könnte und ein kleiner dreckiger Bettelknabe. Fast ein Wunder. Alain musste lächeln. Wäre Christian nicht gewesen würde er vermutlich schon nicht mehr leben. Oder schlimmeres. Plötzlich drang ein anderes Geräusch an seine Ohren. Wieder hob er den Kopf, doch diesmal waren es keine schnatternden Mädchen. Ihm blieb fast die Luft weg, als ein einen jungen Adeligen sah, der sich von der Menge entfernte. Dieser sah eindeutig genervt aus, gelangweilt von der Gesellschaft in der er sich befand. Sein rabenschwarzes Haar glänzte seidig in dem Schein der Kerzen. Seine Haut wirkte blasser als die der anderen Adeligen, aber das stand ihm gut. Sie wirkte sogar noch heller wegen den dunklen Kleidern die er trug. Dieser Junge musste ungefähr in demselben Alter sein wie Christian. Klein und dünn von der Gestalt, fast zierlich. Doch er bewegte sich mit einer Eleganz wie Alain es noch nie zuvor gesehen hatte. Der Junge musste ein Aristokrat der höheren Kreise sein, das stand außer Zweifel wenn man sich seine feinen Kleider ansah und wie er sich bewegte. Alain starrte ihn einfach nur an, er hoffte inständig der Junge würde sich nur einmal umdrehen, damit er sein Gesicht ganz sehen konnte. Und als würde er den Blick des Braunhaarigen spüren drehte sich der Schwarzhaarige auch um. Noch nie zuvor hatte Alain so jemanden wie diesen Adeligen gesehen. Er war sehr hübsch. Und da war etwas an ihm, etwas das der Braunhaarige nicht zu deuten vermochte. Aber es war etwas das Alain auf eine Weise anzog die er bisher noch nicht gekannt hatte. Seine großen Augen die von dichten langen Wimpern umrahmt wurden sahen Alain direkt an. Und diese Farbe. So herrlich grün, wie zwei Smaragde. Wer war das? Hoffe mal das Kapi war nicht zu langweilig^^° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)