Unvergesslich von Namaiki (Obliviate) ================================================================================ Prolog: Grawps Gesetz der elementarigen Transfugiration ------------------------------------------------------- Die junge Phoebe Peasegood zuckte zusammen, als auf ihrem Schreibtisch ein fliederfarbenes Memo landete. Es war kurz vor Dienstschluss und sie hatte eigentlich gehofft, die letzten Minuten bis Feierabend ohne einen weiteren Auftrag verbringen zu können. Mit einem säuerlichen Blick auf das Memo stellte sie fest, dass dem wohl nicht so war. Sie faltete es auseinander. Ms. Peasegood: Besenabsturz in ein Wohnzimmer, keine Verletzten, Schadenbehebung und Erinnerungsmodifizierung des einzelnen Muggels, Unterstützung durch Joseph Hawkins, Mitarbeiter des Kommitees für muggelgerechte Entschuldigungen 1. Flubberwurm 2. Gamps Gesetz der elementaren Transfiguration Treffpunkt: Es folgte eine Adresse am Rand von Muggellondon. Sie seufzte, steckte das Memo weg und war im nächsten Moment appariert. Nachdem der altbekannte Druck nachließ, befand sie sich in einem dunklen Hinterhof. Während sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten, sah sie sich um, konnte aber nur schemenhaft eine Person erkennen. Sie kramte ihren Zauberstab heraus und murmelte: „Lumos!“ Die Spitze ihres Zauberstabes begann zu leuchten und sie konnte einen Zauberer mittleren Alters erkennen. Sein dunkelbraunes Haar hatte fast den selben Ton wie seine von buschigen Brauen überschatteten Augen. Sein ausgeprägtes Kinn war selbstbewusst vorgereckt, als er sagte: „Flubberwurm.“ Phoebe nickte bedächtig und öffnete den Mund, als ihr einfiel, dass sie ihr Passwort vergessen hatte. Warum bekam sie auch immer die komplizierten Passwörter? Im nächsten Moment schnipste sie mit den Fingern, als es ihr wieder einfiel. „Grawps Gesetz der elementarigen Transfugiration“, sagte sie wie selbstverständlich, um über ihr Zögern hinwegzutäuschen. Hawkins starrte sie einige kurze Sekunden an, atmete anschließend kurz durch und drehte sich wortlos zum Hintereingang des Gebäudes. Bevor sie ihm folgte, flüsterte sie „Nox!“ und das Licht ihres Zauberstabs erlosch. Sie blickte auf die geschlossene Tür in einem Muggelmietshaus. Diesen Teil mochte sie nicht. Sie zog ihren Zauberstab, richtete ihn auf das Türschloss und flüsterte: „Alohomora!“ Beinahe lautlos schnappte die Tür auf. Sie drückte dagegen und linste hinein. Ihr erster Blick galt den Schuhen und dem Jackenständer neben der Tür. Einmal war sie ausversehen unvorbereitet in eine Wohnung gekommen, in der mehr als eine Person lebte. Während sie den Ersten verzaubert hatte, war die Zweite aufgetaucht. Und bevor sie sich richtig entscheiden konnte, ob sie die Erinnerung jetzt nur bis zu ihrem Eintreffen oder auch einen nur eventuellen Zusammenstoß mit Zauberei löschen sollte, war der Erste wieder zu sich gekommen. Es folgten zahlreiche Schreie und ein versuchter Angriff des Muggels mit einer Blumenvase, bis sie schließlich beide mit einer Ganzkörperklammer ruhig stellen, die Vase reparieren und sich ihren Erinnerungen widmen konnte. Hier schien aber tatsächlich nur eine Person zu Hause zu sein. Vorsichtig schlich sie weiter, einen weißen, schmucklosen Flur entlang, bis sie zu einer geöffneten Zimmertür gelangte und hinein linste. Zuerst stach das zerstörte Fenster ins Auge, das die Vorhänge flattern ließ. Die Scherben waren auf dem ganzen Boden zerstreut, das Deckenlicht ließ sie vereinzelt glitzern. Der Rest des Zimmers schien relativ unversehrt. Als ihr Blick auf das Sofa am anderen Ende des Raumes fiel, bekam ihr Blick etwas Mitleidiges. Der junge Mann, der darauf saß, hatte den Kopf in die Hände gelegt und schielte nur ab und zu mit diesem Blick zu seinem Fenster. Phoebe kannte diesen Blick zur Genüge. Muggel setzten ihn auf, wenn plötzlich ein Drache ihr Zelt fraß, wenn sich ein Mensch vor ihren Augen zersplinterte oder eben, wenn ein mit einem Zauberer bestückter Besen geradewegs in ihrem Wohnzimmer landete. Phoebe atmete tief durch und hob den Zauberstab. Ihr Umhang raschelte. Der Muggel hob den Kopf, aber sie beachtete ihn nicht. Sie wollte zuerst die Scheibe reparieren. Laut und deutlich sagte sie: „Reparo!“ Als sie sich aber zu dem Muggel umdrehte und er sie ansah, hätte sie ihren Stab beinahe fallengelassen. Wie die Scherben, die blitzschnell zurück an ihren angestammten Platz in der Scheibe flogen, puzzelten sich ihre Erinnerungen zusammen. Erinnerungen an lautes Gelächter, warme Sommertage und an graue Augen, die sie nun überrascht ansahen. „Pheebs?!“ Erinnerungen an Reece Flynt. Sie schluckte. „Hey Reece...“ Kapitel 1: Grau in Grau ----------------------- Sein Blick huschte von ihrem Gesicht, über ihren grauen Umhang zu dem Stab in ihrer Hand, der gerade eben noch auf seine Fensterscheibe gedeutet hatte, die sich momentan selbst zusammensetzte. Er stöhnte auf, warf sich zur Seite auf sein Kissen und drückte den Kopf darauf. Das gab Phoebe kurz Zeit, sich zu fassen und ihn zu betrachten. Sein blondes ehemals schulterlanges Haar, das ihm immer im Gesicht gehangen hatte, war nun kurz geschnitten, er trug Jogginghose und T-shirt. Sehr gewachsen war er wohl nicht mehr, aber er war früher schon immer ein kleiner Riese gewesen. Als er sein Gesicht aus dem Kissen hob, bemerkte sie, dass er sich auch sonst bis auf ein paar Bartstoppeln kaum verändert hatte. Sein Mund war noch immer so groß, seine Lippen noch genauso einladend, die Nase hatte sich keinen Zentimeter wegbewegt und auch die Augen, vor allen Dingen die Augen, waren die gleichen geblieben. Nur der Ausdruck, den sie zeigten, war ungewohnt. Er wirkte immer noch geschockt und unsicher, nur die Neugierde und Aufregung, die dahinter standen, waren ganz er selbst. Er stand auf und tappte zum Fenster hinüber, das mittlerweile keine Spuren von seinem Zusammenstoß mit einem Besen zeigte. Ungläubig klopfte er dagegen. „Pheebs“, sagte er, während er sich zu ihr umdrehte, „sei ehrlich. Bin ich verrückt geworden?“ „Ich fürchte, das ist echt, Flynt“, meinte sie leichthin und schalt sich in Gedanken. Was tat sie da? Sie sollte ihren Job erledigen und dann verschwinden. Bevor sie ihren Gedanken aber in die Tat umsetzen oder daran scheitern konnte, begann Reece zu lachen. Er legte den Kopf in den Nacken und brach in so wildes Gelächter aus, dass Phoebe erschrocken zusammenzuckte und ihn nun ihrerseits unsicher beäugte. „Das ist so absolut dämlich“, japste er, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. „Trinken Halluzinationen eigentlich? Ich glaube, irgendwo habe ich noch diesen Zitronentee, den du früher so gemocht hast...“ Er lief kopfschüttelnd an ihr vorbei – in die Küche, wie sie vermutete. Überfordert ließ Phoebe sich auf das Sofa sinken und rekapitulierte. Reece hielt sie für eine Geisteskrankheit – das konnte sie ihm nicht verübeln. Sie hatte ihn immer noch nicht verzaubert und wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich auch weiterhin nicht in der Lage dazu. Sie hatten sich nicht gesehen, seit sie zu ihrem 7. Jahr in Hogwarts aufgebrochen war, aber seine Wirkung auf sie schien sich nicht gemindert zu haben. Im Gegenteil, sie fühlte sich noch berauschter als früher. Im Grunde war das nur ein weiteres Argument dafür, zu verschwinden, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen. Ein bisschen wollte sie noch bleiben, ein bisschen, nur bis sie den Tee getrunken hatte. Als er wiederkam, hatte er tatsächlich zwei Tassen von dem versprochenen Zitronentee in den Händen. Er schien zu zögern, bevor er ihr eine davon gab, aber als er die Tasse losließ, traf seine Befürchtung, sie werde zu Boden fallen und zerspringen, nicht ein. Schließlich hatten Hirngespinste normalerweise nicht die Eigenschaft, besonders standhaft zu sein. Auch Phoebe war erleichtert, wenn auch aus einem anderen Grund. Es war immer eine Angewohnheit, eine Eigenart von ihr gewesen, Dinge fallen zu lassen oder über sie zu stolpern, sodass entweder sie oder die Sache zu Bruch ging. Als Resultat war sie sehr gut darin, Dinge wieder zu reparieren und den Schaden zu beheben, den sie angerichtet hatte und Madame Pomfrey hatte sich in Hogwarts längst nicht mehr gewundert, wenn sie mal wieder vorbeischaute. Tatsächlich war das das Einzige gewesen, dass sie vor anderen Schülern ausgezeichnet hatte. So wie sie Passwörter vergaß, vergaßen die Schüler und manchmal sogar einige Lehrer sie. Trotz ihrer Macken war sie nicht schlecht genug, um allzu negativ aufzufallen und nicht gut genug, um ihr größere Aufmerksamkeit zu schenken. Also hielt sie sich im bedeckten Mittelfeld und verschmolz beinahe mit ihrem Stuhl, bis sie beinahe selbst zu einem Möbelstück wurde. Ein Fußhocker vielleicht. Der Einzige, der sie trotzdem immer beachtete, war Professor Longbottom und das, obwohl seine Pflanze regelmäßig ihre Ungeschicklichkeit zu spüren bekamen und es ihr mit gleicher Münze heimzahlten. Sie hatte nie herausgefunden, warum er sie so zu mögen schien aber sie war dankbar dafür gewesen. Einmal hatte er ihr gesagt, dass absolut jeder etwas hatte, dass er besonders gut konnte, sie musste es nur noch finden. Sie fand, das klang wie aus einem Glückskeks und das Einzige, was ihr einfiel, war ihre „Fähigkeit“, Dinge recht gewissenhaft zu reparieren. Sie war der Meinung, dass man das nicht zählen konnte. Sie fand das Etwas nicht in Hogwarts. Erst später, als sie mehr auf das Drängen ihres Vaters hin, der selbst einer war, als aus eigenem Antrieb eine Ausbildung als Vergiss-mich begann, entdeckte sie es. Vergessenszauber. Sie gingen ihr leicht von der Hand, so leicht, dass sich ihr Ausbilder manchmal vor Begeisterung fast überschlug. Auch davon abgesehen, war sie in vielerlei Hinsicht für diese Aufgabe geradezu prädestiniert. Sie war unauffällig, das hatte sie schon zu Schulzeiten bewiesen und das kam ihr nun zugute. Sie war ein Halbblut und dank ihrer Mutter kannte sie sich zumindest soweit in der Mode der Muggel aus, dass sie es einigermaßen problemlos schaffte, nicht aufzufallen, wenn sie unter Menschen ging. Das konnte sie besser, als es ihr Vater je vermocht hatte. Dass sie Dinge leicht reparieren konnte, half auch. Nicht immer wurde das Magische Unfallumkehr-Kommando gerufen, wenn etwas kaputt ging. In der Vergiss-mich-Zentrale hatte sie eine Art der Zufriedenheit über die eigenen Leistungen kennengelernt, die ihr bisher immer fremd gewesen war. Sie war nicht ehrgeizig genug, um sich früher wirklich über ihre Mittelmäßigkeit zu ärgern aber als sie das erste Mal das Gefühl warmen Erfolges spürte, fragte sie sich trotzdem, wie sie es so lange ohne ausgehalten hatte. „Pheebs?“ Sie schreckte auf. Ihre Gedanken waren weiter abgedriftet, als sie es in dieser Situation für möglich gehalten hätte. Sie sah auf und bemerkte eine Hilflosigkeit in seinem Gesicht, die ihr nicht behagte. „Was passiert hier?“ Auch aus seiner Stimme war jegliche Heiterkeit gewichen und hatte einer matten Müdigkeit Platz gemacht. Sie überlegte, wie sie sich fühlen würde, stünde plötzlich ihr Weltbild auf dem Kopf. In ihr regte sich Mitgefühl. Es wäre einfacher gewesen, ihn vergessen zu lassen, aber stattdessen sagte sie: „Ich bin eine Hexe.“ Schlicht und einfach. Er starrte sie an. Sie erkannte in seinen Augen, wie er nachdachte. Wie ihr zuvor schossen ihm Erinnerungen durch den Kopf, auch wenn seine vermutlich keine romantischer Natur waren. Das erste, was er nach Minuten bedrückender Stille, in denen sie nichts weiter tat, als unruhig auf ihrem Sitzplatz hin und her zu rutschen und gelegentlich an ihrem Tee zu nippen, war: „Das Fernrohr. Du hast es aus dem Baumhaus fallengelassen und es ist kaputt gegangen. Als du am nächsten Tag wieder kamst, war es wieder ganz und du hast gesagt, deine Mutter könne gut kleben.“ Sie neigte wie zur Bestätigung den Kopf. „Eigentlich war es mein Vater, der gut zaubern konnte.“ Er stand ruckartig auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Und dieser gemeine Junge aus der Nachbarschaft. Er war anderthalb mal so groß wie du und fast doppelt so breit. Aber als er sich dich vornehmen wollte, hat er dich nie erwischt, obwohl du dich kaum bewegt hast.“ Er grinste. Diesmal nickte sie nur. Sein Grinsen verschwand. „Warst du deshalb plötzlich weg?“ Verwirrt hörte sie auf, ihre Tasse zu betrachten und sah auf. „Naja, das kann man so nicht sagen. Ich war mit der Schule fertig und habe hier meine Ausbildung begonnen. Aber ich wäre ja auch so bald ausgezogen...“ „Was meinst du mit hier?“ „Na, hier, in London.“ „Du warst die ganze Zeit in London?“ Entgeistert starrte er sie an. Kurz darauf lächelte er schwach. „Tut mir leid, ich dachte nur immer... Hexen leben in meiner Vorstellung einfach nicht in Großstädten, eher in Sumpfgebieten oder Wäldern.“ Sie musste unwillkürlich lächeln. „Nein. Den einzigen, den ich kenne, der so lebt, ist Professor Hagrid auf Hogwarts“, überlegte sie. „Professor Hagrid auf Hogwarts?“ „Professor Hagrid ist ein Halbriese und war mein Lehrer in Pflege magischer Geschöpfe auf Hogwarts. Das ist eine Schule für Hexerei und Zauberei.“ Wieder starrte er sie an, doch nun schien seine Neugier geweckt. „Es gibt dafür eine Schule!? Und magische Geschöpfe? Moment, Halbriese?“ In seine Stimme hatte sich mittlerweile eine Begeisterung geschlichen, die sie noch mehr beunruhigte, als die vorherige Hilflosigkeit. Also gut. Im Versuch Entschlossenheit zu demonstrieren, stellte sie ihre Tasse ab, stand auf und zog erneut ihren Zauberstab. „Hör zu...“ Sie wollte ihm fest in die Augen blicken. „... Reece...“ Nur genügte dieser Blick in seine grauen Augen, um alle demonstrierte Entschlossenheit dahinschmelzen zu lassen. Stattdessen fixierte sie seine Nasenspitze und fuhr fort. „Ich bin nicht hier, um mit dir Tee zu trinken. Ich bin hier... Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass du dich nicht mehr an diesen Vorfall erinnerst. Oder daran, dass ich da war. Und deshalb...“ Sie hob ihren Zauberstab und versuchte alles andere zu verdrängen. Er sprang auf. „Moment, Pheebs, bitte, du kannst doch nicht...“ Sie schüttelte stumm den Kopf. „Doch, ich kann. Das ist schließlich mein Beruf.“ Sie fragte sich unwillkürlich, ob sie sich das nur selbst einredete. „Tut mir leid, Flynt. Obli-...“ Blitzschnell sprang Reece hinter sein Sofa. „Das kannst du einfach nicht. Du kommst her und erzählst mir, es gibt Magie und Halbriesen und dann wedelst du mit diesem Zauberstab und sagst mir, dass ich gleich nicht mehr wissen werde, dass du überhaupt da warst... Bitte, Pheebs.“ Er lugte hinter der Couch hervor. Das wäre eine Gelegenheit gewesen, mal ganz abgesehen davon, einfach um die Sitzgelegenheit herumzugehen. Aber sie zögerte. Er beeilte sich weiterzureden. „Eine Woche. Gib mir eine Woche voller Magie und Hexerei und von mir aus auch Halbriesen. Nur 7 Tage. Bitte, Pheebs.“ Phoebe biss sich auf die Lippe. Das war dumm. Sie konnte das Alles jetzt und hier beenden, ob er es wollte oder nicht. Als ihn ansah, ihn und seine bettelnden Augen, erkannte sie, dass sie es nicht konnte. „Du darfst es niemanden sagen.“ Ihre Stimme klang heiser, als sie das sagte. Er nickte heftig. „7 Tage“, wiederholte sie noch einmal. Reece nickte noch heftiger und begann zu strahlen wie ein kleines Kind. Auch sie nickte noch einmal und apparierte fluchtartig. Als sie hinter ihrer eigenen Haustür wieder auftauchte und sich langsam an der Wand zu Boden gleiten ließ, fragte sie sich: Was zum Teufel hatte sie nur getan?! Erst nach einigen angespannten Momenten, in denen sie sich zu beruhigen versuchte, schaffte sie es, sich wieder aufzurichten und in ihr Wohnzimmer zu tapern. An dem Spiegel im Flur hielt sie kaum inne. Sie wusste, dass ihr nur eine junge, schrecklich blasse Frau mit dünnen, aschblonden Haaren und gewöhnlich graublauen Augen entgegen blicken würde. Nach der heutigen Nachtschicht würde sie vermutlich auch dicke Ringe unter den Augen haben, was auch nicht gerade zu höherer Attraktivität beitrug. Sie ging direkt weiter in die Küche, zu ihrem Kühlschrank und goss sich ein Glas Wasser ein, das sie schnell austrank. Sie stellte es ab, lief wieder aus der Küche und in ihr Schlafzimmer. Mochte sie auch gegen alles verstoßen haben, das ihren Beruf ausmachte, sie würde jetzt schlafen und sich morgen damit befassen. Als sie schließlich im Bett lag, kam ihr noch ein letzter Gedanke, bevor sie einschlief. Sie war grau in grau, unauffällig. Ein Vergiss-mich. Aber Reece hatte sie nicht vergessen. Kapitel 2: Tag 1, Eine Lehrstunde in allgemeiner Magie und ein kleiner Ausflug in die praktische Anwendung ---------------------------------------------------------------------------------------------------------- Phoebe starrte mittlerweile schon viel zu lange an ihre Schlafzimmerdecke, um das logisch rechtfertigen zu können. Zum Glück war sie aber auch eher gefühlsbetont als logisch. Obwohl sie erst spät geschlafen hatte, war sie früh aufgewacht, befand sich selbst allerdings als unfähig aufzustehen und sich dem Tag zu stellen. Dem ersten Tag einer garantiert sehr gefühlsbetonten Woche. Trotzdem wollten ihre Gedanken sich nicht näher mit dem Problem, das Reece und seine Woche darstellten, beschäftigen. Sie brauchten einen Stups in die richtige Richtung und sie selbst war nicht in der Stimmung, ihn ihnen zu geben. Sie brauchte Hilfe von außerhalb. Mit einigem guten Zureden schaffte sie es, die Beine über die Bettkante zu schwingen und in Nachthemd und auf ihren liebsten Kuschelsocken ins Wohnzimmer zu ihrem Kamin zu schlurfen. Ohne sehr viel länger darüber nachzudenken, nahm sie sich eine Handvoll Flohpulver, stieg in den Kamin, ließ es fallen und rief laut die Adresse ihrer besten Freundin. Das Wohnzimmer in das sie aus dem Kamin stieg, war im Gegensatz zu ihrem eigenen sauber und aufgeräumt, wenn auch eher spartanisch eingerichtet. Am Esstisch saß ihre beste Freundin mit dem Frühstück. „Peasegood?!“, begrüßte Evelyn Milner sie entgeistert. Ihre Freundin trug bereits die vornehmere Ministeriumskleidung, die zusammen mit dem kurzen, braunen, ordentlich am Kopf anliegenden Haaren nicht so ganz zu ihrer breitbeinigen Sitzweise und dem offenen Mund passen wollte. Ihre Hand mit dem Marmeladenbrötchen befand sich gerade auf halbem Weg in Richtung Mund, eine Bewegung die sie fortführte, nachdem sie ihrer Verwunderung Luft gemacht hatte und Phoebe mit der anderen Hand einen Platz an ihrem Frühstückstisch anbot. Nach einem Wink mit dem Zauberstab kam ein weiteres Gedeck angeflogen. „Eve, ich habe ein Problem“, stellte Phoebe fest, als sie ihrer unausgsprochenen Aufforderung nachkam und sich setzte. „Riesen Überraschung, Peasegood“, nuschelte ihre Freundin. Evelyn nannte sie nie Phoebe, weil sie das nach ihrer Aussage zu sehr an den toten Cocker Spaniel ihrer Großmutter erinnerte. „Ich dachte schon, du alte Langschläferin kämst in dieser Herrgottsfrühe nur auf einen netten Plausch vorbei. Worum geht’s denn? Hast du wieder kein heißes Wasser mehr? Von mir aus kannst du hier duschen, du müsstest dich nur ein bisschen beeilen, ich muss bald los zum Dienst.“ Sie gehörte dem Magischen Unfallumkehr-Kommando an, auch wenn sie erst eine Ausbildung als Vergiss-mich begonnen hatte. Dort hatten sie sich auch kennengelernt und ihre Freundschaft hatte den Wechsel zum Glück überlebt. Phoebe wiegte den Kopf. „Nicht ganz. Ich habe einem Muggel, den ich eigentlich verzaubern sollte, versprochen, ihm eine Woche lang die magische Welt zu zeigen. Aber sonst nichts weiter.“ Der letzte Biss blieb Evelyn im Hals stecken und sie begann heftig zu husten. Da Phoebe wusste, dass sie es nicht mochte, wenn man ihr in so einem Fall auf den Rücken schlug, ließ sie es bleiben, bereitete sich aber darauf vor ihr notfalls hilfreich beizuspringen. Das erwies sich allerdings als unnötig, als sie aufhörte und mit Tränen in den Augen krächzte: „Ach, nichts weiter? Dann ist ja gut.“ Sie trank schnell einen Schluck aus ihrer Tasse. „Und was hast du jetzt vor?“ Phoebe runzelte die Stirn. „Willst du gar nicht wissen, warum ich es getan habe?“ Evelyn winkte ab. „Ich kann es mir lebhaft vorstellen. Du hast dich wahrscheinlich einfach breitschlagen lassen. Und das habe in der Ausbildung ja sogar ich noch mitgekriegt. Lass dich nie breitschlagen!“ Kopfschüttelnd steckte sie sich den Rest ihres Brötchens in den Mund. Phoebe verzog das Gesicht. „Du hast ja keine Ahnung.“ Nun doch neugierig geworden, hob Evelyn fragend eine Augenbraue, während sie sich ein neues Brötchen schmierte. „Der Muggel war Reece Flynt.“ „Wie der Reece Flynt, in den du sieben Jahre dauerverliebt warst?“ Mitleidig reichte sie ihr die Brötchenhälfte, in die sie gerade beißen wollte. Hilflos zuckte Phoebe mit den Schultern und nahm ihr die Hälfte ab. „Mach zwölf Jahre draus. Er hat mich nur angesehen und ich hab wie ein Hündchen alles abgenickt. Und was das weitere Vorgehen angeht... Ich hatte gehofft, du hättest eine Idee.“ „Ist doch ganz einfach“, behauptete Evelyn. „Du gehst da nochmal hin und schießt ihm einen Vergessenszauber in den Rücken, sodass er dich nicht mit seinem Blick bannen kann.“ Zufrieden mit diesem Plan lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. „Das kommt mir irgendwie... falsch vor. Außerdem habe ich es ihm beinahe versprochen. Theoretisch sollte es keinen Unterschied machen, ob ich es jetzt gleich oder in einer Woche tue aber... ich weiß auch nicht.“ Unsicher verschränkte sie die Arme. Evelyn lächelte sie an. „Du und deine hohen moralischen Ansprüche. Aber diesmal nehme ich dir das nicht ab. Du hast doch selbst nichts gegen eine Woche mit deinem Reecey.“ Ihr Tonfall änderte sich schlagartig, als sie zur Abwechslung einmal ernst sagte: „Dir muss aber klar sein, dass du es am Ende sein wirst, die verletzt wird, wenn du so weiter machst. Er wird einfach alles vergessen und sein altes Leben weiterleben, aber du wirst dich immer an diese verdammt magische Woche erinnern.“ Sie zuckte die Schultern und grinste wieder. „Sag mir also Bescheid, wenn ich dir einen Vergessenszauber in den Rücken schießen soll.“ Phoebe lachte und bedankte sich. „Ich bin froh über dein Angebot, aber im Moment bräuchte ich eher einen Rat, wie ich ihm Magie zeigen kann.“ Evelyns Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Keine Ahnung, lass dir was einfallen. Aber ich würde vorschlagen, du bereitest ihn ein bisschen im Theoretischen vor, bevor du ihm die volle Dröhnung gibst.“ Phoebe nickte zustimmend, als ihr Blick auf die Uhr an der Wand fiel. „Sag mal, wann musst du eigentlich im Ministerium sein?“ Auch Evelyn sah auf die Uhr und fluchte. „Verdammt! Okay, ich muss los.“ Noch während sie sprach, war sie aufgesprungen und hatte den Zauberstab geschwungen, sodass der Tisch begann sich selbst abzuräumen. Sie steckte den Zauberstab weg und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Und, sehe ich öffentlichkeitstauglich aus?“ Phoebe nickte bestätigend, obwohl Evelyn es sowieso immer schaffte, öffentlichkeitstauglich auszusehen. „Also gut, benutz' du den Kamin als Erstes, aber beeil' dich, sonst komme ich zu spät. Mein Chef mag mich eh nicht sonderlich“, kommandierte Evelyn. Als Phoebe hastig aufstand, fiel ihr die Brötchenhälfte, die sie die ganze Zeit nicht angerührt hatte, aus der Hand und mit der Marmeladenseite auf den Teppich. Ihr eigener Zauberstab lag noch immer auf ihrem Nachttisch und so zog ihre Freundin ihren erneut. Danach scheuchte sie Phoebe ohne irgendwelche Entschuldigungen gelten zu lassen und mit den Worten „Ist schon gut, ich bin's ja gewohnt. Viel Spaß mit Reecey und eurer Magie“ in den Kamin. Wieder in ihrer eigenen Wohnung beschloss sie, erst einmal zu duschen. Nach einer Dusche war sowieso grundsätzlich alles besser und wenn sie sich nun doch dem ersten Tag dieser sehr gefühlsbetonten Woche stellen musste, dann wollte sie das zumindest sauber tun. Ihre Haare lagen ihr noch nass im Nacken, als sie aus dem Bad kam. Unter der Dusche hatte sie den ultimativen Plan entwickelt. Wenn sie ihm selbst nichts abschlagen konnte, musste er das eben selbst erledigen. Sie setzte sich zusammen mit einer Schüssel Müsli, ihrem Zauberstab und einer Tasse des Zitronentees, den sie tatsächlich liebte, auf ihr altes mit Flickendecken behangenes Sofa. Sie war nie eine große Leserin und deshalb bestand der Großteil ihres Lesefundus aus ihren alten Schulbüchern, die sie nun per Aufrufezauber zu sich holte. Sie musste ihnen etwas unelegant ausweichen, als sie dumpf in ihr liebstes Möbelstück einschlugen. Evelyns Worte hatten sie auf die Idee gebracht: Als Kind hatte Reece sich für alles begeistern können, das er anfassen und erleben konnte. Als sie klein waren, hatte er sich alles so genau angesehen, wie er nur konnte, einschließlich Nacktschnecken oder angeblicher Sumpfmonster, die in regelmäßiger Häufigkeit dank Gerüchte aus der Nachbarschaft im nahegelegenen See auftauchten. Es waren letztendlich meistens nur große Frösche. Die Ausnahme war ein Grindeloh, den sie nur mit Müh' und Not vor ihm verstecken konnte, indem sie sich todesmutig auf ihn – Reece – stürzte, der ins Wasser gesprungen war, und dem Grindeloh die Finger brach. Das war in ihrem zweiten Schuljahr gewesen und sie hatte Glück gehabt, dass sie das bereits im Unterricht durchgenommen hatten. Reece hatte sie erzählt, Schlingpflanzen hätten seine Beine umwickelt, um das Ziehen und Zerren an seinem Bein zu erklären. Sie waren an diesem Tag nass und zitternd nach Hause gekommen. Der Punkt war, er mochte keine Theorie. Wenn sie ihn also überzeugen konnte, dass Magie etwas entsetzlich Langweiliges war – vielleicht wollte er diese Woche gar nicht mehr? Ein verzweifelter Plan, aber ein Plan. Als sie ihre Beute begutachtete, sortierte sie alles, was irgendwie interessant aussah, aus. Dazu gehörten all ihre Bücher über Verteidigung gegen die dunklen Künste, Zauberkunst, Verwandlung und Zaubertränke. Was blieb, waren Astronomie, Geschichte der Zauberei, Kräuterkunde, Muggelkunde und Wahrsagen. Nach kurzem Überlegen schied auch Kräuterkunde aus. Gefährliche Schlingpflanzen und Knollen mit magischen Wirkungen waren auf den zweiten Blick vielleicht doch ganz interessant. Im Nachhinein wünschte sie, sie hätte Arithmantik oder Alte Runen als Wahlfächer gehabt, aber das musste auch gehen. Die Uhr zeigte an, dass es immer noch früh am Morgen war, bis zum Nachmittag, wenn sie wieder zum Dienst antreten musste, blieb ihr also noch ein gewisser Zeitrahmen. Sie ließ die Schultern kreisen und machte sich an die Arbeit, den langweiligsten Unterricht vorzubereiten, den man sich vorstellen konnte. Anderthalb Stunden später war sie ziemlich zufrieden. Sie wollte ihm einen Querschnitt durch sieben Jahre ihrer Ausbildung geben und inzwischen wünschte sie wirklich, die Magie wäre um einiges weniger cool. Aber sie schien einige gute Lösungen gefunden zu haben. Jetzt stand sie nur noch vor einer Entscheidung: Was sollte sie anziehen? Nach einem Blick in ihren Schrank erschien diese Frage beinahe lächerlich. Denn viel außer ihrer Arbeits- und unauffälliger Muggelkleidung befand sich darin nicht. Da waren noch ein paar weitere Umhänge einschließlich ihres Festumhangs, die aber auf Reece wahrscheinlich eh gleich unnormal wirkten und ein Muggelkleid, dass ihre Mutter ihr mal zu irgendeinem Geburtstag geschenkt und das sie noch nie getragen hatte. Schließlich entschied sie sich für einen der grauen Arbeitsumhänge, in denen er sie bereits gesehen hatte. Sie wollte ja sowieso hinterher ins Ministerium und wenn irgendetwas Magie uninteressant erscheinen ließ, dann war es dieses Outfit. „Also gut.“ Sie atmete noch einmal tief durch und bevor sie es sich anders überlegen konnte, schnappte sie sich ihre Handvoll Bücher und apparierte. Ihr kam erst, als sie mit dem üblichen Schwindelgefühl in seinem Wohnzimmer auftauchte, der Gedanke, dass vorher an die Tür zu klopfen, möglicherweise höflicher gewesen wäre. Das bestätigte ein überraschtes Aufkeuchen hinter ihr. Als sie sich umdrehte, entdeckte sie ihren alten Freund in Jogginghose. Nur in Jogginghose. Wo zum Teufel war der Rest seiner Kleidung? „Pheebs!“, rief er freudiger aus, als sie erwartet hatte. „Ich habe schon fast geglaubt, ich hätte alles nur geträumt.“ Er kam mit der offensichtlichen Absicht auf sie zu sie zu umarmen. Wie schützend hielt sie die Bücher vor ihre Brust und streckte sie ihm entgegen. Jetzt in eine seiner innigen Umarmungen gerissen und an seine entblößte Brust gedrückt zu werden, würde auch den Rest ihrer Selbstbeherrschung hinwegspülen. „Ich habe meine alten Schulbücher mitgebracht. Wir fangen mit Theorie an, dachte ich.“ Erster Fehler: Sie hätte nicht erwähnen sollen, dass es noch etwas anderes als Theorie geben konnte. Er beachtete, das was sie sagte aber kaum und deutete stattdessen auf das Sofa. „Ähm...“, machte er, einen kurzen Moment unsicher. „Ich geh mir schnell was anziehen... tu mir bitte den Gefallen und verschwinde nicht einfach, okay? Das geht bei dir irgendwie immer so schnell.“ Sie nickte und versuchte ein Lächeln, während er eilig aus dem Raum verschwand. Sie setzte sich mit ihren Büchern auf das Sofa, hinter dem sich gestern noch Reece versteckt hatte. Die Bücher in ihrem Schoß brachten sie in die Realität zurück. Womit hatte sie nun wieder beginnen wollen? Sie war immer noch auf der Suche nach ihrem Faden, als er in Jeans und T-shirt zurück kam. Bevor sie zum Sprechen ansetzen konnte – obwohl sie auch nicht gewusst hätte, was sie hätte sagen wollen – setzte er sich und fragte: „Da ist was, das schwirrt mir schon den ganzen Tag im Kopf herum. Also mal abgesehen von der ganzen Magie. Du hast gesagt, du seist hier, damit ich mich nicht mehr daran erinnere, was passiert ist. Warum genau...?“ „Na ja...“ Phoebe zuckte mit den Schultern. „Ich arbeite im Ministerium als Vergiss-mich. Wir sind dafür zuständig, dass Muggel nichts von uns erfahren und wenden dazu Vergessenszauber an und äh, ja, das war's eigentlich im Groben.“ Reece schien hin und her gerissen. Schließlich fragte er: „Es gibt ein Ministerium? Und was sind Muggel?“ „Ja, gibt es. Und du bist ein Muggel. Zum Beispiel. Muggel sind Menschen ohne magische Begabung.“ „Aha... und Hoquartz?“ „Wie bitte?“ Sie blinzelte verwirrt. Einen Moment später dämmerte es ihr. „Du meinst Hogwarts? Was ist damit?“ Er lehnte sich zurück. „Wie ist so eine Schule für Hexerei und Zauberei?“ Ohne noch weiter auf ihren grandiosen Plan zu achten, lachte sie: „Hogwarts ist toll.“ Sie hatte an dieser Schule weder großartige Freunde noch großartige Talente gefunden, aber das nahm dem Ort nur wenig seiner ganz eigenen Magie. „Hogwarts wurde von vier Zauberern gegründet. Das waren Godric Gryffindor, Helga Hufflepuff, Rowena Ravenclaw und Salazar Slytherin. Nach ihnen sind die Häuser benannt worden. Die Häuser sind sozusagen Gruppen innerhalb der Schule, die miteinander in Wettstreit treten. Jedes Haus hat einen eigenen Gemeinschaftsraum und Schlafsäle und so weiter. Wer in welches Haus kommt wird zu Beginn das ersten Schuljahrs vor der ganzen Schule vom sprechenden Hut entschieden und... Was denn?“ Reece grinste sie an. „Nichts weiter“, lächelte er. Sie wurde rot und merkte erst jetzt, dass sie ins Plaudern gekommen war. „Naja, ist ja auch egal...“, nuschelte sie. „Nein, ist es nicht! Red' bitte weiter“, beeilte er sich zu sagen. „In welchem Haus warst du?“ „Hufflepuff.“ „Und dieser-... sprechende Hut...?“ Er verstummte hilflos. „Man setzt ihn auf und er guckt dir sozusagen in den Kopf, um festzustellen, wo du am Besten hinpasst.“ Er runzelte die Stirn. „Das ist ziemlich cool. Und irgendwie gruselig, wenn man's mal recht bedenkt.“ Sie konnte nicht anders, als zu lächeln. „Ja, stimmt wohl...“ Sie hatte nicht aufgehört zu reden. Sie hatte ihm von den bewegten Bildern und Treppen erzählt, von dem Kraken im Teich und dem Poltergeist im Schloss, von den Quidditchmeisterschaften und dem Hauspokal. Von Hagrid und Fang und den Geschöpfen im Verbotenen Wald, auch wenn sie sie selbst nur aus Erzählungen kannte. Sie erzählte so viel, dass sie beinahe befürchtete heiser zu werden. Als sie sich also anschickte aufzustehen, um ihren Dienst anzutreten, wusste Reece nahezu alles (Interessante) über Hogwarts und seine Umgebung und die Bücher lagen immer noch nutzlos und unbeobachtet in ihrem Schoß. Phoebe streckte sich und gähnte herzhaft. Sie war gestern und die Tage davor viel zu spät ins Bett gekommen und jetzt rächte es sich, dass sie den Schlaf nicht am Tag nachgeholt hatte. „Pheebs?“, meldete Reece sich zu Wort. „Ja?“ Er sah ihr von unten in die Augen und griff nach ihrer Hand. „Danke, dass du das alles machst. Das ist wirklich toll von dir.“ Sie brachte nur ein Fiepsen zustande und war im nächsten Moment disappariert. Sie spürte, wie sie scheinbar durch ein enges Rohr gepresst wurde, ein Empfinden, das sie kannte. Was sie irritierte, war vielmehr die Einbildung, sie halte immer noch Reece' Hand in ihrer... „Oh Gott, was war das?!“ Reece stand mit vorgebeugtem Oberkörper da und keuchte leise. „Oh Verdammt!“, flüsterte sie entsetzt. Sie riss sich hektisch von ihm los, nur um ihn gleich darauf wieder zu packen und weg zu ziehen, da ihr mit Schrecken bewusst geworden war, dass sie zwar im Ministerium aber nicht im richtigen Stockwerk gelandet waren. Und ein Muggel, der deutliche Post-Apparier-Symptome zeigte und alles um ihn herum mit großen Augen musterte, war definitiv nicht die unauffällige Begleitung, die sich in einem solchen Fall gewünscht hätte. Wo genau waren sie eigentlich? Sie beschloss, dass das egal war, solange sie nur den Aufzug und ihre Abteilung fand. Erst ein Räuspern erinnerte sie noch daran, dass Reece immer noch da war und noch weniger von der momentanen Situation verstand als sie. „Das ist nur so ein Bauchgefühl, aber ich vermute, das sollte nicht passieren? Und wo wir gerade dabei sind... was ist eigentlich passiert?“ Immer noch hektisch, sah Phoebe sich nach den Aufzügen um. Sie waren mitten in einem breiten Gang voller nichtssagender Ministeriumsangestellter gelandet. Sie zog Reece aus dem Strom an den Rand des Ganges. „Ich bin gerade mit dir mitten ins Ministerium Seit-an-Seit-appariert. Nein, das sollte ganz sicher nicht passieren!“, zischte sie so leise sie konnte. Mehr durch Zufall sah sie nach oben und entdeckte ihre Rettung. Die Memos. Die meisten von ihnen flogen von einer Tür des Ganges zu einer anderen aber trotzdem flog ein nicht unwesentlicher Teil in eine Richtung, ohne irgendwann abzubiegen. Sie riss Reece fast den Arm aus, als sie ihn in diese Richtung zog. Er folgte ihr allerdings, ohne sich zu beschweren. Sie fanden auf diesem Weg tatsächlich die Aufzüge und Phoebe rettete sich völlig erleichtert in einen von ihnen. Nun war es nicht mehr weit bis zu ihrem Büro, wo sie Reece auf dem Weg zu ihrem ersten Auftrag unauffällig zurück bringen konnte. Ihre Erleichterung verflüchtigte sich allerdings, als sie bemerkte, wer der Mitinsasse in ihrem Fahrstuhl war. Der Leiter der Aurorenzentrale, Harry Potter. Sie befürchtete beinahe ohnmächtig zu werden, als er sie grüßte und vor allem Reece' Muggelkleidung musterte. Er wusste es! Ihr Herz raste und ihr Blut rauschte zu laut in ihren Ohren. Reece grüßte zurück, als wäre es das Normalste der Welt, Harry Potter zu grüßen, der wahrscheinlich genug Autorität besaß, ihren Zauberstab noch im Aufzug zu zerbrechen. Was, wenn er sie nach Reece fragte? Sie konnte doch Harry Potter nicht anlügen! Sie konnte sowieso niemanden anlügen. Wie dann den Retter der Zaubererwelt? Ihre Sorgen blieben unbegründet, als der Aufzug auf ihrer Etage hielt. Sie stiegen aus, der Lift fuhr weiter und endlich war ihr Arbeitsplatz in Sichtweite. Und nicht nur ihr Arbeitsplatz kam mit jedem Schritt näher, sondern auch Evelyn, deren Schicht offensichtlich gerade zu Ende ging. „Harry Potter“, japste Phoebe „Hinter mir.“ „Dir auch Hallo, Peasegood. Und wovon redest du, da steht nur ein Typ in Muggelkleidung... – Peasegood!“ Evelyn sah sie anklagend an. „Ja, ich weiß, es war ein Versehen. Eve, kannst du ihn mitnehmen? Bitte, bitte?“, bettelte sie. „Mein Puls explodiert gleich, wenn er noch länger hier ist.“ Evelyn zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Kann ich schon, aber wie ist er denn-...“ Phoebe schnitt ihr das Wort ab. „Lass dir das von ihm erklären, in Ordnung. Und danke, danke, das werde ich dir nie vergessen. Reece, geh' mit ihr mit, sie weiß Bescheid.“ Im nächsten Moment hetzte sie weiter, wurde aber mit jedem Schritt ruhiger. Reece war versorgt, niemand hatte anscheinend etwas gemerkt und sie musste sich nur noch bei der Verteilungsstelle melden und hatte anschließend einen normalen Arbeitstag. Bevor sie allerdings die Verteilungsstelle betreten konnte, öffnete sich die Tür von innen und Joseph Hawkins kam heraus. Bei ihrem Anblick zog er die buschigen Augenbrauen zusammen und musterte sie kritisch. „Sie haben sich gestern nicht abgemeldet, um ihren Erfolg zu melden. Weder bei mir noch hier. Warum?“ Sie starrte ihn an und sagte dann das Erste, was ihr einfiel und sie in ihrem Leben schon so oft gesagt hatte, dass es ihr leicht von den Lippen kam. „Vergessen.“ Er musterte sie erneut und sie hatte Glück, dass der unsichere, schuldbewusste Ausdruck, mit dem sie seinen Blick erwiderte zu ihrer Antwort passte, denn er schien ihr zu glauben und verließ sie, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Den Rest des Tages brachte sie mechanisch wie ein Inferius hinter sich. Sie vergaß kein Passwort, hielt sich genau ans Protokoll und die Muggel kamen nicht einmal dazu Pieps zu sagen, bevor sie vergaßen. Zuhause marschierte sie ohne Umwege oder sich umzuziehen geistig völlig erschöpft ins Bett. Sie war eine schlechte Lügnerin. Kapitel 3: Tag 2, Weasleys Zauberhafte Zauberscherze und diverse kulinarische Abenteuerlichkeiten ------------------------------------------------------------------------------------------------- Ihr Tag begann nervenaufreibend. Sie wurde von einem Magenknurren geweckt, das nicht ihr eigenes war. Das alleine wäre kein Grund zur Beunruhigung gewesen, da Eve im Gegensatz zu ihr gerne ungefragt in der Wohnung der anderen auftauchte und eigentlich immer Hunger hatte. Es war die Hand auf ihrem Haar, die sie tatsächlich verwunderte. Sie schreckte auf und sah sich hektisch um. Die Hand hatte sich von ihrem Haar gelöst, trotzdem breitete sich von dieser Stelle eine Gänsehaut aus, als sie Reece neben ihrem Bett stehen sah. „Was hast du denn hier zu suchen?!“, schrie sie und wäre beinahe auf der anderen Seite aus dem Bett gepurzelt. „Äh, naja, ich wollte eigentlich Frühstück machen, aber dein Toaster funktioniert nicht..., also eigentlich funktioniert gar nichts so wirklich, tut mir wirklich sehr leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Reece sah ehrlich schuldig aus, das änderte nur nichts an der Tatsache, dass er an ihrem Bett stand, in ihrem Schlafzimmer, in ihrer Wohnung. Sie schüttelte den Kopf und rückte ihre Decke zurecht. „Ich meine nicht hier. Ich meine hier.“ Es folgte eine Geste, die mehr umfassen sollte als ihr Schlafzimmer. „Hier, in meiner Wohnung. Und nicht in deiner. Du weißt schon, da wo du eigentlich sein solltest“, versuchte sie ihm einen Hinweis zu geben. Überrascht über ihre Verwirrung deutete er vage Richtung Tür. „Na, Ms. Milner hat mich hier abgesetzt. Ich habe auf dem Sofa geschlafen.“ Ein Lächeln zuckte über ihre Lippen. „Sie hat wirklich von dir verlangt, sie Ms. Milner zu nennen?“ Erleichtert registrierte er ihr Lächeln und grinste ebenfalls. „Ja und dich nennt sie Peasegood. Ist sie wirklich deine Freundin?“ „Jep.“ Sie grinsten einander an, bis Phoebe sich wieder der Situation bewusst wurde und sich räusperte. „Ähm, ja, ich helfe dir dann gleich mit dem Frühstück. Mein Toaster ist ein bisschen tückisch, man muss einen ziemlichen strengen Ton an den Tag legen, damit er tut, was man ihm sagt. Er hat früher meinem Vater gehört und der hat in einer WG gelebt, in der sich alle angeschrien haben, sogar die Küchengeräte. Jetzt hat er sich an diesen Tonfall gewöhnt und hört auf nichts anderes mehr.“ Reece starrte sie an. „Öhm... ja, klar, dann... ich warte in der Küche.“ Er drehte sich um und verschwand durch die Tür, während Phoebe sich aus den Decken schälte, sich wahllos Jeans und T-shirt aus dem Schrank fischte, über den Flur ins Badezimmer huschte und unter die Dusche sprang. Nachdem sie aus sich wieder in eine annehmbare Hexe verwandelt hatte, fand sie Reece wie versprochen in der Küche, wo er neugierig den Toaster musterte. Sie verkniff sich ein Lachen und holte tief Luft, um im Kommando-Tonfall und mit ihrem Zauberstab in den Raum gerichtet zu brüllen: „SO, hergehört! Zweimal Eier mit Speck und Toast wie gewöhnlich! Aber dalli!“ und Reece schnell nach unten zu ziehen, bevor eine Pfanne, die plötzlich aus einem Schrank hinter ihm geschossen kam, ihm eine Beule verpassen konnte. Auf dem Boden beobachteten sie Zutaten, die aus den Schränken und in Toaster und Pfanne flogen, er mit offenem Mund und großen Augen, sie mit einem unbedeutend süffisanten Grinsen. Währenddessen kamen aus anderen Schränken und Schubladen Teller, Gläser, Besteck und Aufstrich und drapierten sich sorgfältig auf dem Küchentisch. Wie beiläufig flog ein weiterer Teller am Toaster vorbei und fing die Toastscheiben auf, die heraus schossen. Er kam zeitgleich mit der Pfanne am Tisch an, die Eier und Speck selbstständig auf die Teller verteilte und sich anschließend auf den Weg zur Spüle machte. Eine große Flasche Orangen-Kürbissaft goss beide Gläser randvoll, bevor sie sich wieder in den Kühlschrank zurückzog. Ganz zuletzt ließen sich zwei Servietten sanft auf dem Tisch nieder und vervollständigten damit das Bild eines schönen Sonntagfrühstückes. Reece stand auf und tastete sich wie betäubt zum Küchentisch vor, wo er sich vorsichtig auf einen der Stühle sinken ließ. Phoebe setzte sich ihm gegenüber und lächelte, während sie zu Messer und Gabel griff. „Gemeinsames Geburtstagsgeschenk von Eve und meinem Vater. Wahrscheinlich konnten sie meine Kochkünste nicht mehr ertragen, also haben sie meine Küche verzaubert und die macht das jetzt von allein. Iss ruhig, das ist nicht giftig.“ „Sicher?“, fragte Reece mit der Gabel kurz davor ein Eigelb zu zerstechen. „Das ist durch Magie nicht irgendwie radioaktiv verseucht, oder so?“ „Nein!“, lachte sie. „Komm schon, früher warst du auch nicht so zimperlich, da hast du sogar meine fürchterlich verbrannten Pfannkuchen gegessen.“ Schließlich doch entschlossen begann Reece zu essen. „Ja, wenn man das Schwarze abgekratzt und sehr viel Apfelmus drauf getan hat, waren sie fast schon lecker.“ „Na, da bin ich aber erleichtert.“ Phoebe bestrich gerade ihren ersten Toast mit Butter, als Reece die Frage stellte: „Was haben wir heute denn eigentlich vor?“ „Ich habe nach diesen dauernden Nachtschichten zwar heute frei, aber ich muss in die Winkelgasse, einkaufen“, teilte sie ihm mit, bevor sie abbiss. Noch kauend fügte sie hinzu: „Die Winkelgasse ist sozusagen eine Einkaufsmeile für magische Angelegenheiten.“ „Cool“, begeisterte Reece sich. „Kann ich mitkommen?“ Sie prustete in ihren Saft und konnte ihn nur schwer davon abhalten, durch ihre Nase wieder an die Oberfläche zu kommen. „Auf keinen Fall! Ich lasse dich ganz sicher nicht wieder an die magische Öffentlichkeit, bevor wir uns für dich keine Geschichte inklusive Lebenslauf ausgedacht haben, die ich auswendig lernen kann. Ich will nicht noch einmal so eine Ministeriumsgeschichte erleben und beinahe einen Herzkasper kriegen“, röchelte sie fast. Er klopfte ihr sanft auf den Rücken, bis sie aufhörte zu husten. Anschließend arrangierte Reece seine Eier mit Speck zu einem lächelndem Gesicht und grinste zurück. „Och, das war doch ganz lustig. Hätte mich wer gefragt, wäre mir schon etwas eingefallen.“ „Du warst es aber auch, der deiner Mutter weismachen wollte, Eichhörnchen in geheimer Mission und nicht wir hätten ihren Kirschkuchen vernichtet.“ „Punkt für dich.“ Nach dem Frühstück, das sich selbst aufräumte, ließ Phoebe Reece, auch wenn ihr etwas unwohl dabei war, allein in der Wohnung zurück. Sie war sich sicher, dass sie sich darauf verlassen konnte, dass er sich nicht an ihren persönlichen Sachen vergriff, dennoch war ein Reece, der sich selbst überlassen in ihrer Wohnung sein Unwesen trieb, kein Gedanke, der sie in Hochstimmung versetzte. Dementsprechend eilig hatte sie es wieder zurückzukommen. Da sie ihren Einkaufszettel irgendwo in ihrer Wohnung liegengelassen hatte, vergaß sie sowieso die Hälfte, was deutlich Zeit einsparte. Trotzdem hatte sie das Gefühl, an das Wichtigste(Butterbier, ihr Lieblingstoilettenpapier, sehr viel Frustschokoladenfrösche und andere nicht essenziell notwendige Nahrungsmittel) gedacht zu haben. Schließlich fiel ihr noch ein, wie sie den Rest des Tages mit Reece totschlagen konnte, ohne das Haus zu verlassen und drängte sich deshalb mitsamt ihrer Einkaufstüte durch einen großen Andrang bis ins Innere von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze in der Nr. 93, wo alles laut, bunt und voll war. Sie selbst war noch nicht sehr oft hier gewesen, weil es ihr persönlich etwas zu laut, bunt und voll war, aber sie wusste, dass Evelyn sich immer wieder gern nach neuen Waren erkundigte. Sie selbst hatte schon ein paar mal unter ihrer Streichsucht leiden müssen. Sie musste sich durch Massen von rufenden und lachenden Kindern einen Weg bis an die Regale suchen und wünschte sich dabei insgeheim, dass momentan keine Sommerferien wären. Als sie sich schließlich gerade nach einigen Artikeln in oberen Regalreihen streckte, fuhr ihr eine andere Hand dazwischen und unzählige kleine Pastillen ergossen sich über sie. Doch kurz bevor sie auf sie niederprasseln konnten, hielten sie und die zugehörigen Verpackungen in der Luft an und sortierten sich wieder in das Regal. Phoebe sah aus dem Augenwinkel nur eine rothaarige Person vorbeirauschen, die mahnend mit dem Zauberstab wedelte. „Immer schön aufgepasst!“, rief sie ihr noch zu, dann war sie auch wieder weg, im Getümmel untergetaucht. Erst jetzt kam sie dazu, den Besitzer der Hand zu mustern, und bemerkte zu ihrer großen Überraschung, dass er ihr nicht unbekannt war. „Dad?!“ „Ach du meine Güte, Phoebe, was machst du denn hier?“ Sie und ihr Vater starrten einander an, bis er sie schließlich an sich zog. Phoebe begann in seinen Armen herumzudrucksen. „Nu-nun ja, ich brauche so Sachen... so Zeugs halt, nichts Besonderes. Oder Ungesetzliches. Ist ja auch egal, und du?“ Sie musste ihre Stimme heben, um sich in dem Trubel Gehör zu verschaffen. Arnold Peasegood deutete auf die Nasch-und-Schwänz-Leckereien, die eben beinahe auf sie herabgeregnet wären. „Deine Großeltern kommen uns besuchen.“ Phoebe seufzte resigniert. „Und du kennst keinen erwachseneren Weg, mit einem Besuch deiner Schwiegereltern umzugehen?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte. „Nein“, schmunzelte Arnold, bevor er sich erneut nach den Leckereien streckte. Er war wie Phoebe eher klein gewachsen und hatte ihr sowohl Haar, als auch Augen vererbt. Der markanteste Unterschied zwischen ihnen war, dass Arnold stämmig war und zum Übergewicht neigte, wenn das auch nur wirklich ins Auge fiel, wenn er neben seiner dünnen Frau oder seiner noch dünneren Tochter stand. „Okay, ich hätte dann alles. Was brauchst du noch?“ Phoebe versuchte krampfhaft leichtfertig abzuwinken. „Wie gesagt, so Zeug halt. Du musst nicht auf mich warten.“ In diesem Moment war sie unendlich dankbar dafür, dass ihr Vater schon immer unfähig war, ihre Lügen, wenn sie zum Beispiel nachts hatte raus gehen wollen, um sich in irgendwelche Seen zu stürzen, zu entlarven und das immer ihrer Mutter überlassen blieb. Er verabschiedete sich also nur mit einer erneuten Umarmung und einem Wuscheln durch ihre Haare und kämpfte sich zur Kasse vor. „Grüß Mum und Grandpa und Grandma von mir!“, rief sie ihm noch hinterher und machte sich dann auf den Weg, ihre eigenen Einkäufe einzusammeln. Als sie mit zwei Tüten bepackt wieder in ihrer Wohnung auftauchte, erwartete sie ein Anblick, den sie kaum erwartet hatte. Reece – mit einem zerrissenem Hemd und wohl oberflächlich – verletzt lag zusammen mit Evelyn auf ihrem Teppich und lugte unter ihr Sofa, unter dem maulende Geräusche hervorkamen. Der Rest des Wohnzimmers sah relativ normal aus, nur ein Stuhl war umgekippt und ein paar Bücher waren offensichtlich aus dem Regal gefallen. Evelyn ließ sich nichts anmerken, aber Reece war bei dem Plop-Geräusch ihres Erscheinens zusammengezuckt und sah sie nun entschuldigend an. „Tut mir leid, Pheebs, ich weiß auch nicht, was passiert ist.“ Sie stellte ihre Einkäufe neben dem Sofa ab und musterte es vorsichtig. „Was ist denn da unten?“ „Dein Monsterbuch der Monster. Und ich weiß nicht, wie man es ruhig stellt, ich hab' den Kurs nicht belegt“, murmelte Evelyn, die nach dem Buch fischte, es aber nicht erwischte und sich letztendlich aufrichtete und die Beine streckte. „Ich helfe dir“, verkündete sie und machte sich mit einer Tüte auf in die Küche. Nach einem Blick Phoebes auf Reece' Verletzungen setzte sie hinzu: „Dem geht’s gut, darum kümmern wir uns später.“ Als Reece selbst auch nur grinste und mit einer Handbewegung in die Küche wies, folgte sie ihr schließlich und schloss die Tür hinter sich. Ihre Einkäufe verteilten sich nach einem Wink von Evelyns Zauberstab in die Schränke und sie selbst zog Phoebe auf einen Stuhl. „Also“, begann Evelyn und sah ihr in die Augen. „Dein Reecey ist ja ein ganz lustiger Zeitgenosse. Als ich hier ankam, habe ich ihn dabei erwischt, wie er versucht hat, deiner Klospülung Befehle zu erteilen. Er hat dein halbes Wohnzimmer verwüstet, als er ein Buch lesen wollte, ist offenstichtlich etwas schwer von Begriff und nennt dich Pheebs. Ansonsten ist er aber wohl ganz in Ordnung.“ Phoebe zog halb belustigt, halb fragend die Augenbrauen nach oben. „Ist das jetzt deine Bewertung als meine beste Freundin?“ „Jep.“ „Ah, na gut. Was sollte das eigentlich, ihn bei mir abzuladen? Ich bin dir ja dankbar, dass du ihn überhaupt mitgenommen hast, aber heute Morgen wäre ich deswegen fast aus dem Bett gefallen, als er auf einmal neben mir stand.“ „Na, ich wollte euch etwas romantische Zweisamkeit verschaffen.“ „Ah, und deshalb kommst du uns besuchen?“ „Ihr solltet ja auch nicht zu zweisam werden, meine Observation war ja noch nicht abgeschlossen.“ Dank der Vorstellung zu großer Zweisamkeit mit roten Wangen tätschelte Phoebe Evelyns Hand. „Bist 'ne gute Freundin.“ Nachdem die meisten Einkäufe verstaut waren, kamen sie mit Scherzartikeln und Butterbier beladen ins Wohnzimmer zurück, wo sie von Reece erwartet wurden, der auf dem mit seinem zerrissenem Hemd gefesselten Monsterbuch der Monster saß und ihnen stolz zu grinste. Während die zwei ihre Last auf dem Wohnzimmertisch abluden, flüsterte Evelyn ihr zu: „Und er hat einen guten Oberkörper. Ich finde, die Kratzer machen sich als Accessoire da doch ganz gut, oder nicht?“ Phoebe versteckte ihr Lachen hinter einem Husten und wandte sich anschließend Reece zu. „Eve, übernimmst du das Buch? Du musst es, glaube ich, irgendwo streicheln.“ „Irgendwo, sagst du, Peasegood?“, murmelte sie, während sie das Buch mit spitzen Fingern vom Boden aufhob. Währenddessen kümmerte Phoebe sich um Reece und fuhr mit dem Zauberstab sanft über die wenigen Kratzer, die scheinbar einfach verblassten. Reece sah mit offenem Mund zu. „Wow.“ Er fuhr mit dem Finger über die Stellen, fühlte aber nichts weiter als glatte Haut. „Wow“, sagte er noch einmal. Evelyn reichte ihm das mittlerweile reparierte T-shirt, das er sich über den Kopf zog. „Das duftet“, stellte er erstaunt fest. Stolz ließ Evelyn sich neben Phoebe auf das Sofa fallen, die damit beschäftigt war, mithilfe ihres Hufflepuffsflaschenöffners das Butterbier zu öffnen. „Das macht halt einen Profi aus.“ Reece nahm das Butterbier, das Phoebe ihm reichte, an und setzte sich ebenfalls. „Und was ist das alles?“ Nach einem Schluck aus der Flasche musterte er das Getränk kurz anerkennend, ließ sich aber nicht lange von den Artikeln ablenken, die sich vor ihm ausbreiteten. Da war ein Teller mit unauffälligen Kremschnitten und eine Schüssel mit noch unauffälligeren bunten Bohnen, die sie ganz hinten in einem ihrer Schränke gefunden hatte. Gleich daneben stapelten sich scheinbar einige Zauberstäbe und Schreibfedern inklusive einer Rolle Pergament. Nicht weit entfernt lag ein Spitzhut, gleich gegenüber dem Modell eines Galgens und eines dazugehörigen Männchens. „Probier es doch aus. Nur zu“, forderte Phoebe ihn auf, während Evelyn enttäuscht das Aufgebot betrachtete. „Da hast du dir ja mal so ziemlich das Langweiligste Zeug ausgesucht, das sie da zu bieten haben.“ Phoebe grunzte unbestimmt. „Alles andere war entweder zu teuer, zu gefährlich, zu auffällig, für ihn nicht nutzbar oder es hätte einfach zu viel Dreck gemacht. Das sind alles Klassiker, jetzt reg' dich mal nicht auf.“ Reece, der von ihrem Wortwechsel nichts bemerkt hatte, streckte sich nach den Bohnen und nahm eine einzelne Hellgrüne heraus. „Die isst man doch, oder?“ Phoebe nickte und musterte gespannt seinen Gesichtsausdruck, als er sie sich in den Mund schob. „Die schmeckt ganz normal nach Apfel. Soll da irgendwas passieren?“ Ein hinterhältiges Grinsen breitete sich auf Evelyns Gesicht aus. „Nimm einfach noch ein paar.“ Er folgte ihrem Rat und hatte nacheinander Sahne, Schokolade, Kokusnuss, Karamell und Zitrone. Schließlich verlor Evelyn die Geduld und nahm sich selbst eine. Sie stöhnte augenblicklich auf. „Das schmeckt wie dieses Zeug im Löwenzahn!“ Sie schluckte es schnell hinunter und nahm einen Schluck aus ihrem Butterbier, das den Geschmack aber – ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen – auch nicht ganz vertreiben konnte. „Das Zeug nennt sich Milchsaft“, teilte Reece ihr mit, während er sie verwundert beobachtete. „Das sind Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung. Der Name ist Programm“, erklärte Phoebe und nahm sich eine. Pergament. Als Nächstes widmete er sich dem Hut und lugte hinein. „Okay, ein Kaninchen kommt da wohl nicht raus...“ Er setzte ihn auf. Sein Kopf verschwand augenblicklich. Wie aus dem Nichts ertönte seine Stimme. „Und was jetzt?“ Evelyn hielt ihm wortlos ihren Handspiegel hin. Als er hineinsah, schrie er unwillkürlich auf und riss sich den Hut vom Kopf. Als der daraufhin wieder erschien, setzte er den Hut gleich wieder auf. „Cool“, murmelte er und angelte sich eine Kremschnitte, die in seinem Mund ebenfalls unsichtbar wurde. Im nächsten Moment saß Reece nicht mehr unter dem Hut, sondern der Hut auf dem Sofa. Phoebe hob ihn an und ein gelber Kanarienvogel kam daraus hervor geschossen. Sie beobachteten, wie er fröhlich singend im Wohnzimmer seine Runden drehte. „Du hast aber nur eine Minute, danach wäre es ganz gut, wenn du wieder auf den Boden kommst“, teilte Phoebe ihm mit. „Und wage es dir ja nicht, hier irgendwo hinzuscheibenkleistern“, setzte Evelyn hinzu. Tatsächlich gesellte sich der Vogel nach weniger als einer Minute wieder zu ihnen und hockte sich auf die Lehne des Sofas. Im nächsten Moment fiel er hintenüber zurück auf die Couch und lachte. In der nächsten halben Stunde arbeitete er sich durch den Rest der Scherzartikel. Er staunte über die Juxzauberstäbe, bedauerte aber damit nicht wirklich zaubern zu können, schrieb eine halbe Pergamentrolle fehlerfrei oder ohne aufzufüllen oder beantwortete Fragen, auf die er die Antwort nicht wusste. Zusammen spielten sie einige Runde Galgenmännchen und ließen das Holzmännchen ein paar mal hängen. Reece drehte gerade noch eine Runde knapp unterhalb der Decke, als Phoebe einfiel, das sie noch etwas vergessen hatten. „Ich wollte morgen mit Reece in die Winkelgasse. Ich habe nur keine Idee, was ich anderen sagen soll, wenn mich jemand erkennt. Heute habe ich meinen Dad getroffen!“ Mit einem Schulterzucken teilte Evelyn Reece mit, der sich gerade zurückverwandelte: „Ihr seid jetzt verlobt.“ „Ach ja?“, fragten beide gleichzeitig. „Ja. Wenn ihr verlobt seid, ist es völlig in Ordnung, dass er weiß, dass du eine Hexe bist. Ihr könnt sogar diese Sandkastenfreundegeschichte ausgraben, um eure innige Liebe zu erklären. Wenn euch jemand nach der Hochzeit fragt, sagt ihr, ihr habt noch keinen Termin und wenn das Thema irgendwann nochmal auftaucht, behauptest du, er hätte eine andere geschwängert oder wäre von einem Axtmörder getötet worden oder es hat sich herausgestellt, dass er selber ein Axtmörder ist. Tada, Problem gelöst.“ Evelyn lehnte sich gähnend zurück. Phoebe musste zugeben, dass ihre Argumentation einleuchtete. Wenn sie erneut ihrem Vater begegnete, half ihr das natürlich nicht weiter, aber da er ja erst heute in der Winkelgasse gewesen war, sollte es eigentlich keinen Grund geben, dass er morgen noch einmal dort auftauchte. „Mal abgesehen davon, dass mir die Idee gefällt, schaust du definitiv zu viel Muggelfernsehen.“ „Was soll ich machen, das macht süchtig!“, verteidigte sie sich, bevor Reece sie unterbrach. „Also an meinem Toden könnten wir noch arbeiten, aber ansonsten klappt das schon. Habe ich ja gleich gesagt.“ Kurz danach zog sich, nachdem sie beim Aufräumen geholfen hatte, erst Evelyn wieder durch den Kamin zurück und anschließend brachte Phoebe Reece per Apparieren nach Hause, auch wenn ihm die Vorstellung, sich noch einmal wie durch ein enges Rohr gepresst zu fühlen, nicht behagte. Sie vereinbarten diesmal eine Zeit und sie achtete darauf, Reece loszulassen, bevor sie sich zum Ministerium aufmachte. Sie hatte vor, sich den Rest der Woche freizunehmen, Reece hielt sie ihrer Meinung nach schon genug auf Trab. Sie hatte was das betraf mit Schwierigkeiten gerechnet, da in den Sommerferien die Hogwartskinder zu Hause waren und in vielerlei Hinsicht unvorsichtiger waren als ihre Eltern, was den Vergiss-michs mehr Arbeit bescherte. Außerdem nahmen sich um diese Zeit viele Mitarbeiter frei, um bei ihren Kindern zu sein, doch die Tatsache, dass sie sich seit Beginn ihrer Ausbildung nur selten und wenn krankheitsbedingt einen Tag frei genommen hatte, half ihr ungemein. Als sie schließlich außergewöhnlich früh im Bett lag, um Kräfte für den morgigen Tag zu sammeln, träumte sie von einem Kanarienvogel ohne Kopf, der immer wieder versuchte, sich selbst zu hängen. Aber kurz bevor der Galgen straff werden konnte, begann er zu fliegen. Kapitel 4: Tag 3, Magie in freier Wildbahn ------------------------------------------ Phoebe hatte einen tatsächlich entspannten Morgen, was sie selbst mehr als alles andere überraschte. Sie stand auf, duschte, ihre Küche machte Frühstück. Es verlief alles nach Plan und doch konnte sie die Nervosität, die sie bei jedem Gedanken daran, was sie heute vorhatten, befiel, nicht abschütteln. Beinahe erleichtert, dass das Warten vorbei war, machte sie sich schließlich auf den Weg und landete erneut in einer dunklen Ecke des Hinterhofs. Sie wollte lieber nicht riskieren, im Treppenhaus einem Muggel vor die Nase zu apparieren. Als sie schließlich vor Reece' Tür stand und er ihr aufmachte, traf sein Anblick sie völlig unvorbereitet. Und aus Überraschung wurde bald Erheiterung als sie ihn von oben bis unten betrachtete. Er trug Mantel und Spitzhut, nur nicht wie der modebewusste Zauberer von heute sondern mit bunten Plastiksternen beklebt. Beide Kleidungsstücke waren ihm zu klein, sodass der Hut ihm nur locker auf dem Kopf saß und der Mantel einige Zentimeter vor dem Boden endete und seine Beine entblößte. Aus einer Manteltasche ragte ein schwarzer Zauberstab mit weißer Spitze. Bevor sie in lautes Gelächter ausbrechen konnte, zog er sie schnell herein und schloss die Tür. Dann konnten sie beide nicht mehr an sich halten. Vor Lachen fiel Reece der Hut herunter und als sie schließlich nach Luft japsend wieder ins Wohnzimmer weitergingen, hob Phoebe ihn auf und setzte ihn ihm wieder auf den Kopf. „Ich seh' schon, du wirst in der Winkelgasse praktisch unsichtbar sein... in deiner Verkleidung.“ Einen kurzen Moment tanzte ihr dieses Szenario im Kopf herum und sie spürte, wie ihre Mundwinkel erneut zuckten. Reece zog sie grinsend mit sich auf die Couch und streckte die langen Gliedmaßen. „Ich habe das Zeug vorhin in einem alten Karton gefunden und konnte einfach nicht widerstehen. Da war auch noch das Kostüm für die hübsche Assistentin. Willst du das nicht auch mal anprobieren, Pheebs?“ Er zwinkerte ihr zu und Phoebe wurde plötzlich siedend heiß bewusst, wie nah sie sich waren. Sie sprang schnell wieder auf die Füße und tat so, als wäre sie voller Unternehmenslust. „Also, wollen wir dann nicht langsam mal los? Du solltest dir nur vorher was anderes anziehen.“ Sein Lächeln wirkte ein wenig verrutscht, als er ihr zustimmte, aufstand und zu seinem Schlafzimmer lief. Sie zuckte zusammen, als er sich plötzlich noch mal umdrehte. „Du hast übrigens deine Bücher hier vergessen“, teilte er ihr mit und deutete auf den Stapel der alten Schwarten, die auf seinem Tisch lagen. Phoebe folgte seinem Blick und entdeckte neben ihren Büchern einen ganzen Haufen Fotos. Unschlüssig stand sie da, bis ihre Neugier schließlich siegte und sie näher herantrat. Sie erwartete beinahe, Bilder seiner Freundin – Hatte er überhaupt eine? – zu sehen und war umso überraschter, als sie nach näherem Hinsehen Bilder von sich selbst entdeckte. Sie und Reece mit kirschrot verschmierten Mündern, er fröhlich lachend und sie seltsam schuldbewusst. Sie und Reece mit Mütze, Schal und Handschuhen, mitten in einem Haufen Schnee. Sie und Reece zusammen im Schwimmbad, als er sie auf den Armen durch's Schwimmbecken trägt. „Die Bilder sind schön, nicht?“ Sie schreckte auf, als Reece plötzlich hinter ihr auftauchte und ein weiteres Bild in die Höhe hielt, auf dem sie beide zu Halloween verkleidet zu sehen waren. Sie als Hexe – haha –, er als Kaiserpinguin mit Krone. „Ich wünschte, ich könnte heute noch solche Bilder schießen...“ In Phoebes Kopf klingelte etwas. „Du bist also tatsächlich Fotograf geworden?“ Er grinste sie an. „Hm-hm. Freiberuflich. Momentan habe ich aber kein neues Projekt anstehen.“ „Ich habe mich schon gefragt, woher du überhaupt die Zeit für diese Woche nimmst. Ich habe mir freigenommen.“ Er sah augenblicklich schuldbewusst aus. „Und das macht dir keine Probleme?“ Sie winkte ab. „Eine Woche frei zu haben ist mal ganz schön.“ Vor allem, wenn sie die Herzprobleme ignorierte, die er verursachte. Einen kurzen Moment standen sie beide still da und wussten nichts zu sagen, bis Reece die Hand hob, sie wieder sinken ließ und schließlich mit beiden Händen in der Hosentasche fragte: „Wollen wir dann los?“ „Äh, ja klar.“ Sie streckte die Hand nach ihm aus und nahm ihn schließlich am Arm. „Wir landen diesmal im Tropfenden Kessel.“ „Und-...“ Plopp. Plopp. „...wo ist das?“ Phoebe breitete grinsend die Arme aus. „Hier“, meinte sie schlicht. Er sah sich in dem Raum um, der auf den ersten Blick wie eine ganz alltägliche Kneipe wirkte. Auf den zweiten Blick bemerkte er allerdings, dass beinahe alle Gäste Umhänge trugen und einige von ihnen sehr seltsame Proportionen hatten. „Also, dieses Beamen oder Teleportieren oder was auch immer das ist... das ist schon ziemlich cool. Aber was genau machen wir hier?“ Bevor Phoebe ihm allerdings eine richtige Antwort geben konnte, versteckte sie sich plötzlich hinter ihm. „Verflixt, ich hab' Professor Longbottom ganz vergessen. Nicht so schnell, sonst sieht er mich“, murmelte sie hinter seinem Rücken hervor. „Da lang, da lang!“ Sich allerdings ausgerechnet hinter Reece zu verstecken, der in seiner Muggelkleidung unter all den Zauberern auffiel wie ein Hippogreif in einem Haufen Niffler und dementsprechend ausgiebig beäugt wurde, stellte sich als keine sehr erfolgreiche Idee heraus. „Und wer ist dieser Professor?“, fragte Reece, der der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, kaum Beachtung schenkte. Stattdessen nahm er ihre Hand und zog sie in die Richtung, in die sie vorhin gedeutet hatte, während sie immer noch versuchte, hinter ihm in Deckung zu bleiben. „Mein ehemaliger Lehrer in Kräuterkunde. Seiner Frau gehört der Tropfende Kessel. Ah, hier ist es.“ Sie führte ihn hinaus auf den kleinen Hinterhof und stolperte kurz über das Problem, dass ihre Zauberhand nicht frei war. Bevor sie sich allerdings entscheiden konnte, ob sie sich von ihm losmachen oder einfach die andere Hand nehmen sollte, hatte er sie bereits losgelassen und eine Entschuldigung genuschelt. Sie kramte mit roten Wangen nach ihrem Zauberstab und machte sich schließlich daran, dass Tor für sie zu öffnen. Obwohl sie gestern erst hier gewesen war, brauchte sie drei Anläufe um den richtigen Stein zu finden. Reece dachte vermutlich, das müsse so ablaufen. Es war ihr trotzdem peinlich. Sie benahm sich wie ein kleines Schulmädchen. Als sich das Tor dann allerdings endlich öffnete, konnte sie gar nicht anders als zu lächeln, als sie sein staundendes Gesicht sah. Beim ersten Mal war die Winkelgasse in ihrer Fülle immer beeindruckend, nicht zu vergessen, dass man, wo man ging und stand, mit Magie konfrontiert wurde. Reece war von der Atmosphäre völlig gefangen, sah hierhin und dorthin und schien sich gar nicht sattsehen zu können. Phoebe schwirrte mittlerweile schon der Kopf, von seinem „Pheebs“ und seinen Fragen, die ihm nie auszugehen schienen. Aber zumindest lenkte er sie damit von ihrer Nervosität ab. Als sie an einem Laden für Rennbesen vorbeikamen, hielt er plötzlich inne. „Das ist er! Darauf ist der Kerl in mein Wohnzimmer gekracht!“ Er deutete wie wild auf den neuesten Rennbesen, der im Schaufenster ausgestellt wurde. „Na, kein Wunder, dass er ihn anscheinend nicht unter Kontrolle hatte...“ Phoebe sah auf ihre goldene Uhr, dann in ihren Geldbeutel und schließlich auf ihren Einkaufszettel, den sie diesmal nicht vergessen hatte. „Ich muss nochmal zu Gringotts“, teilte sie ihm etwas mutlos mit. Sie konnte ihn schließlich nicht einfach irgendwo absetzen und mitnehmen konnte sie ihn auch nicht. Oder doch? Sie starrte ihn an, während sie überlegte. Für ihren Verlobten wäre es eigentlich ganz normal, mit in ihr Verlies zu kommen, oder nicht? Reece wand sich währenddessen unbehaglich unter ihren Blick. „Pheebs, was ist-...“ „Zaubererbank“, beantwortete sie seine Frage schon, bevor er sie ausgesprochen hatte. Entschlossen nahm sie seine Hand in ihre eigene, leicht verschwitzte, wie sie peinlicherweise feststellen musste. „Komm mit.“ Gringotts war respekteinflößend wie immer. Reece betrachtete den Marmor und vor allen Dingen die Kobolde mit großen Augen, sodass es bald schon an Unhöflichkeit grenzte. Phoebe quetschte seine Hand, damit er bemerkte, was er da tat. Als sie schließlich vor dem zuständigen Kobold stand, räusperte sie sich. „Phoebe Peasegood mein Name, ich möchte etwas aus meinem Verlies holen.“ Der Kobold sah von seinem hohen Pult eindringlich auf sie herab. „Haben Sie Ihren Schlüssel?“ „Oh, ähm, ja.“ Sie fang an zu kramen, erst in ihren Manteltaschen, dann in ihrer Umhängetasche und fand ihn schließlich in einer Falte, ganz tief in ihrem Geldbeutel. Während sie suchte, hatte sich der Blick des Kobolds auf Reece geheftet, der immer noch alles in Blickweite bewunderte. „Hier. Und das ist mein Verlobter. Er ist noch... neu hier“, versuchte sie möglichst beiläufig zu erwähnen. Stattdessen zitterte ihre Stimme, als sie bei dem Wort Verlobter angekommen war. Sie legte den Schlüssel auf den Schalter und der Kobold nahm ihn an sich, betrachtete ihn von allen Seiten und gab ihn ihr schließlich zurück. Er winkte einem Kobold und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Unendlich erleichtert, mit dieser Geschichte davongekommen zu sein, erkannte sie erst, dass sie wieder eine dieser Höllenfahrten vor sich hatte, als sie schon im Wagen saß. Sie wollte ihn noch warnen, da fuhr der Wagen bereits an und zischte um die erste Ecke. Ihr wurde augenblicklich schlecht, während Reece zu schreien begann und ab und zu ein begeistertes Jauchzen hören ließ, als säßen sie in der Achterbahn. Sie hätte sich vielleicht deswegen geschämt, wenn sie nicht so schrecklich beschäftigt damit gewesen wäre, ihren Mageninhalt bei sich zu behalten. Als der Wagen schließlich vor ihrem Safe zum Stillstand kam, stieg sie auf wackligen Knien aus und bedeutete Reece sitzen zu bleiben, während der Kobold, der sie begleitet hatte, den Safe aufschloss und sie hereinwankte, um das Geld heraus zu holen. Ihr war so schwindlig, dass sie erst Mühe hatte, die richtige Menge an Knuts, Sickeln und Galleonen abzuzählen. Als sie schließlich fertig war, ging die wilde Fahrt wieder zurück zur Oberfläche und Phoebe war wieder einmal froh, dass ihr Verlies nicht noch weiter unten lag. Als sie wieder aus Gringotts ins Sonnenlicht traten, grinste Reece breit. „Das macht definitiv mehr Spaß als jeder Bankautomat!“ „Hm-hm“, murmelte sie, tief durchatmend... und lief prompt gegen einen hochgewachsenen Zauberer. „Uff“, schnaufte sie und prallte zurück gegen Reece. „Pheebs, alles okay?“ „Äh, ja, schon“, erwiderte sie und wollte sich dann dem Zauberer zuwenden. „Tut mir sehr...“ Der war allerdings schon längst weitergegangen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihr sein Hinterkopf irgendwie bekannt vorkam. „Das war ja Treiber-Hanson! Ich saß in Zauberkunst, glaube ich... vier Jahre lang hinter ihm.“ Phoebe wusste nicht, ob sie erstaunt oder erleichtert sein sollte, dass er sie nicht erkannt hatte. Reece sah dem Mann hinterher und grummelte. „Höflich ist er ja nicht gerade.“ Sie zuckte lächelnd die Schultern und winkte ihn weiter. Der Ruck schien einen positiven Einfluss auf ihr Gleichgewichtssinn gehabt zu haben. „Er ist Treiber, ich kann wohl froh sein, dass er mir keinen Klatscher an den Kopf gejagt hat.“ Zur Abwechslung starrte er sie an und nicht die Schaufensterauslagen. „Quidditch“, fügte sie erklärend hinzu. Reece Augen wanderten wieder zu Hanson, der allerdings längst in der Menge verschwunden war. „Das muss irgendwie brutaler als Fußball sein.“ Sie überlegte. „Es ist kreativer. Und einfach... magischer.“ Reece ließ sich nach dieser Episode nicht mehr lange von der Winkelgasse ablenken. Während Phoebe den Rest ihrer Einkäufe erledigte, betrachtete Reece alles auf ihrem Weg mit wachsender Begeisterung und bejammerte immer wieder, dass er kein passendes Geld hätte. Seine Begleiterin erwähnte weder, dass er sein Geld bei Gringotts hätte umtauschen können, noch dass sie es ihm sowieso nicht erlaubt hätte, irgendwelche Erinnerungsstücke mitzunehmen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Als sie sich mit einer Packung Bertie Botts Bohnen in der einen und den Einkäufen in der anderen Hand langsam wieder auf den Rückweg machten und erneut am Schaufenster mit dem neuesten Rennbesen vorbeikamen, drehte Reece sich zu ihr um. „Wie genau läuft so Kidditch-Spiel denn ab?“ „Quidditch“, korrigierte Phoebe und begann ihn langsam in die Welt der Jäger, Sucher, Treiber und Hüter einzuführen. Obwohl ein Ritt auf einem Besen für sie an Selbstmord grenzte, mochte sie Quidditch. Auf Hogwarts war sie bei jedem Spiel gewesen, selbst wenn Hufflepuff gar nicht selbst spielte. Zudem hatte ihr Vater sie, als sie klein war, immer gern auf Spiele mitgenommen, von allen möglichen Teams, je nachdem wo er Karten bekam. Währenddessen wirkte Reece zunehmend verdrossen. Einerseits über das baldige Ende seiner zweiten kleinen Reise in die Zauberwelt, andererseits über seine Bohnenwahl. Sein (un)glückliches Händchen brachte weiterhin nur Geschmacksrichtungen wie Honig, Karamell, Zitrone oder Schokolade hervor. Sie drängten sich gerade kurz bevor sie das Ende der Winkelgasse erreichten durch eine laute Menschenmenge hindurch und an einen lärmenden Werbezauberer vorbei, der irgendwas von Wunschshampoo proklamierte und Pröbchen verteilte, als Phoebe bei dem Geschmack einer neuen Bohne das Gesicht verzog. Im nächsten Moment war da nur noch Reece' Mund auf ihrem. Sie hatte noch gar nicht verstanden, was passiert war, als das Gefühl wieder verschwand, sie aus der Menge heraus waren und Reece auf seinen Mund deutete. Auf seiner Zunge lag die Bohne, die er Phoebe aus dem Mund stibitzt hatte. „Leberwurst, hah?“ Er grinste sie schief an, lief weiter und ließ sie für einen Moment wie in Trance zurück. Schließlich setzte sie sich mit brennenden Lippen wieder in Bewegung. Den letzten Rest des Weges brachten sie schweigend hinter sich, sie mit leuchtend roten Wangen und rasenden Gedanken, er mit sich und der Welt zufrieden an einer Leberwurstbohne lutschend. In diesem Zustand kam Phoebe an der Wand am Ende der Winkelgasse an. In diesem Zustand öffnete sie sie und betrat durch den Hinterhof wieder den Tropfenden Kessel. Und in diesem Zustand stand sie plötzlich Neville Longbottom gegenüber, der auf der anderen Seite der Theke saß. „Ms. Peasegood!“ Ihr ehemaliger Professor lächelte sie fröhlich an. Er sah ganz anders aus als in der Schule, was es noch schwerer machte, das unwirkliche Gefühl loszuwerden, das sie beschlichen hatte. „Oh, guten Tag, Professor Longbottom.“ Ihre Gedanken kreisten. Was war nochmal los? Als sie sich gerade verabschieden und flüchten wollte, erschien plötzlich eine Hand in ihrem Blickfeld, die sich über die Theke streckte. Eine andere lag plötzlich auf ihrer Schulte, während eine Stimme nahe ihrem Ohr sagte: „Reece Flynt, Pheebs Verlobter. Schön, sie kennen zu lernen.“ Sichtlich überrascht nahm er seine Hand und schüttelte sie. „Herzlichen Glückwunsch. Es freut mich auch.“ Er lächelte und kam anschließend zu Poebes Entsetzen hinter der Theke hervor. „Wenn ihr Zeit habt, dann setzen wir uns doch“, meinte er und deutete auf einen freien Tisch an der Wand. Sie selbst war noch unschlüssig, wie sie das Angebot abweisen sollte, als Reece sich schon längst, auf einen Stuhl hatte fallen lassen. Einen Moment wollte sie ihn wirklich verfluchen, aber er und Neville sahen sie so erwartungsvoll an, dass sie einfach nicht anders konnte, als sich neben sie zu setzen. Während Neville bei seiner Frau ein paar Butterbier bestellte, haderte sie mit sich selbst. Wenn sie sich nun verplapperte? Wenn er merkte, dass sie gar nicht verlobt waren? Dass Reece gar nicht von der Existenz dieses Ortes wissen sollte? Dass sie hier eine ungeheure Pflichtverletzung begangen hatte? Ihr brach der Angstschweiß aus und das Butterbier kam ihr gerade recht, um sich daran festzuhalten. Der zweite Halt kam von Reece, der wirkte, als hätte er Felix Felicis intus und dessen Arm immer noch auf ihren Schultern lag. Wieder fragte sie sich, wie irgendwer glauben konnte, sie beide wären ein Paar. Das war doch lächerlich! „Und, was machen Sie heutzutage so?“, fragte Neville neugierig und riss sie damit aus ihrer vorübergehenden Versunkenheit. „Ich arbeite als Vergiss-mich im Ministerium.“ Neville strahlte. „Ach, das ist interessant. Haben sie sich so kennengelernt?“ Während Phoebe heftig zusammen zuckte, schüttelte Reece den Kopf. „Nein, Pheebs und ich sind alte Freunde und haben in der gleichen Nachbarschaft gelebt. Ich bin Muggel, wissen sie.“ Bei diesen Worten war Phoebe einer Ohnmacht nahe, aber Neville schien das gar nicht zu berühren. Stattdessen wurde sein Lächeln immer strahlender, je länger Reece redete. Er war gerade dabei, ihre baldige Hochzeit in leuchtend bunten Farben auszumalen – Phoebe sank fast unter den Tisch bei seinen Ausführungen –, als plötzlich eine einsame Träne Nevilles Wange hinunterrollte. Sowohl Reece als auch Phoebe erstarrten in ihren Bewegungen. Neville winkte ab, während er mit der anderen Hand die Träne abwischte. „Entschuldigt bitte. Eine pure Freudenträne.“ Er sah Phoebe in die Augen. „Ich freue mich wirklich sehr für euch.“ Sie spürte, wie ein Lächeln an ihren Mundwinkeln zuckte und bemerkte gleichzeitig eine heftige Last auf ihrer Brust. Sie räusperte sich und versuchte nicht in Tränen auszubrechen. „Ich, also, danke. Und es tut mir leid, aber wir-... wir müssen jetzt leider gehen. Es tut mir sehr leid.“ Sie stand mit einem Ruck auf und ihre Hand suchte ganz natürlich Reece. Als sich ihre Finger um seine schlossen, murmelte sie noch einmal: „Es tut mir sehr leid. Aufwiedersehen.“ Im nächsten Moment war sie disappariert. Als sie in Reece' Wohnung wieder auftauchten, schnappte sie nach Luft und sank anschließend in die Knie. Reece stützte sie und führte sie zur Couch. Bestürzt tätschelte er ihre Schulter. „Pheebs...?“ Sie schlug nach ihm. Reece zuckte nicht zurück, sondern nahm stattdessen ihre Hände in seine. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Immer wieder war da dieses Bild. Das strahlende Lächeln, der Stolz in seinen Augen und dann diese Freudenträne. Eves Idee war beschissen gewesen. Sie versuchte krampfhaft die Tränen zurück zu halten. Wenn jetzt auch nur einen von den Weg hinaus schaffte, würde sie sich gar nicht mehr beruhigen können. „Es geht schon“, murmelte sie, aber die Tatsache, dass sie seine Handgelenke fest umklammert hielt, ließ sie wenig glaubwürdig wirken. Sie löste ihre Finger und setzte sich langsam auf. „Es geht schon. Ich war nur... überrascht.“ Seine nun freie Hand fuhr durch ihr Haar und verharrte schließlich. „Ich hol dir Zitronentee.“ „Hm-hm.“ Er stand auf, aber statt direkt in die Küche zu gehen, holte er erst eine Decke aus dem Schrank und gab sie ihr. Sie nahm sie dankbar an und wurde fast wieder zu Tränen gerührt. Wenn er so weitermachte, würde sie noch unter Schluchzern auf seiner Couch zusammenbrechen. Sie hatte das Gefühl, als wäre diese Situation schon mal dagewesen. Mit der Decke um die Schultern stand sie auf und wanderte wieder zu den Bildern auf dem Tisch. Sie sah Jahre vor sich ausgebreitet. Jahre, die erst er so unvergesslich gemacht hatte. Wenn sie so weitermachte, schaffte sie nicht mal eine Woche. Als er mit dem Tee zurück kam, war sie wieder die Alte. Das Kind war in den Brunnen gefallen, wie die Muggel sagten, und jetzt blieb es an ihr, dafür zu sorgen, dass das nicht nochmal passierte. Dem Gedanken an Professor Longbottom versperrte sie sich. Später. Das Gleiche teilte sie Reece mit, schnappte sich Einkäufe und Bücher, verabschiedete sich und war weg. Zu Hause packte sie die Einkäufe in die Küche und die Bücher per Zauberstab ins Regal, als sich mit grünen Flammen im Kamin die letzte Überraschung des Tages ankündigte. Ihr Vater kletterte aus dem Kamin und klopfte sich den Staub von den Kleidern, bevor er sie in den Arm nahm. „Ich habe gute Nachrichten für dich“, teilte er ihr mit. Er sah trotzdem nicht sehr glücklich aus. „Deine Mutter hat mich erwischt, als ich die Nasch-und-Schwänz-Leckereien benutzt habe.“ Sie war verwirrt. „Warum sind das gute Nachrichten?“ „Sie hat mir deshalb verboten zum Spiel morgen zu gehen, wo ich mit Hawkins hinwollte, weißt du noch?“, grummelte er. „Er will sie nicht und deshalb“ - er seufzte - „gebe ich die Karten dir.“ Widerstrebend zog er zwei Karten hervor und reichte sie ihr. Phoebe bedankte sich und nahm sie entgegen. Ihr Vater schielte anschließend missmutig und offensichtlich nicht gewillt, noch länger fröhlichen Smalltalk zu halten zum Kamin. „Es tut mir sehr Leid, Phoebe, aber deine Mutter erwartet mich zurück.“ Sie drückte ihn an sich. „Schon gut. Danke, Dad.“ „Natürlich, Liebling.“ Arnold schlurfte zum Kamin, nahm sich etwas Flohpulver und stieg wieder hinein. „Bis dann.“ Nachdem erneut die grünen Flammen aufgelodert waren, machte Phoebe sich bettfertig. Die Karten für das morgige Spiel legte sie auf den Nachttisch. Alles was sie jetzt noch wollte, war Schlafen, obwohl es dafür eigentlich noch viel zu früh war. Sie ignorierte Uhrzeit und schlechtes Gewissen gleichermaßen und verkroch sich unter ihre Decke. Sie war so müde, dass es schwer vorstellbar schien, dass sie heute eigentlich nur einen Einkaufsbummel gemacht hatte. Bevor sie einschlief, kam sie gerade noch dazu zu bedauern, dass ihr erster und wohl auch einziger Kuss mit Reece ausgerechnet nach Leberwurst geschmeckt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)