Once upon a december... von Frozen_Fairy (Bel&&Rus) ================================================================================ Kapitel 2: Once upon a december... ---------------------------------- Es dauerte eine Weile, bis sie in einer großen Stadt ankam. Die Straßen waren verschneit. Trotz allem war da ein geschäftiges Treiben. Die Menschen waren freundlich und herzlich, auch wenn es so kalt war und sie auch hier eine gewisse Einsamkeit spüren konnte. Was war das für ein Schauspiel? Das Lächeln auf ihren Gesichtern, dennoch sah Natalia genau die dunklen Ecken der Stadt. Es war nicht alles Gold, was glänzte… es war nicht alles vollkommen, auch wenn es auf den ersten Blick so wirkte… „Schau mal, das Mädchen dort“, sagte eine alte Frau. „Was ist mit ihr?“, fragte eine jüngere Dame. „Sie hat mal hier gelebt. Ich kenne sie…“, erwiderte die Alte geheimnisvoll. Natalia konnte genau spüren, dass über sie geredet wurde. Doch immer wenn sie versuchte, etwas von den Wortfetzen genauer zu hören, verschwanden die Leute mit düsterem Blick um die nächste Ecke. Fast so, als ob sie Angst vor ihr hätten. Unsicher ging Natalia weiter. Ihr Weg führte sie schließlich zu einem großen Palast mit wundervollen Türmen. Großartig, mächtig und wunderschön. Wie magisch zog das Gebäude sie an und sie ging darauf zu. Auch wenn es inzwischen fast ein wenig heruntergekommen schien… sie hatte das vage Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein, vor vielen, vielen Jahren… Sie lief über den verschneiten Hof und konnte den Hauch der Einsamkeit spüren, sodass es ihr kalt über den Rücken lief. Vorsichtig schritt sie die Treppe hinauf und wollte die Tür öffnen. Doch diese war verschlossen. Sie klopfte, doch niemand öffnete ihr. Langsam schritt sie die Treppe wieder runter. Es war hoffnungslos. Wahrscheinlich war sie falsch hier. Doch gerade, als sie gehen wollte, fiel ihr ein Seitenausgang ins Auge. Eine kleine Tür… nein, nicht mal eine Tür… ein notdürftig vernagelter Bretterverschlag… Vorsichtig ging sie darauf zu und blickte hindurch. Dahinter sah sie nur einen verstaubten, dunklen Gang. Und trotzdem hatte sie keine Angst. Kurzerhand kratzte sie über die Bretter. Nichts passierte. Doch sie würde diesen Durchgang dennoch öffnen. Stärker riss sie an den Brettern, welche so plötzlich nachgaben, dass Natalia auf den Boden fiel und sich fast überschlug. Mit großen Augen blickte sie den Gang entlang. Ihr Weg war frei. Sie rappelte sich auf und betrat den Palast. „Hallo? Ist jemand zuhause?“, fragte sie, doch es schien alles so alt, leer und einsam hier, dass sie daran zweifelte. Langsam ging sie durch den Gang, bis sie schließlich in eine große Eingangshalle kam. Da stand ein Tisch, verstaubt, mit Spinnweben geziert, standen noch alle Gegenstände so darauf, als wäre alles seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden. Niemand hatte es weggeräumt. Es schien fast wie geisterhaft, und so tanzten unklare Erinnerungsfetzen durch ihren Kopf. Sorgfältig nahm sie einen Teller, blies den Staub herunter, sodass sie seinen ehemaligen Silberglanz noch erahnen konnte. Eine flüchtige Erinnerung schwebte an ihr vorbei, und sie sah sich tanzend. Überrascht blinzelte sie und legte den Teller wieder hin. Natalia stand auf und lief zum großen golden umrahmten Spiegel hinüber. Sie blickte hinein und glaubte für einen Moment fünf weitere Gestalten um sie herum erkennen zu können. Aber als sie sich erschrocken umblickte, realisierte sie, dass sie allein war. Ein erneuter Blick in den Spiegel bestätigte ihr das ebenfalls. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Sie hielt sich an etwas fest und bemerkte, dass es eine große verzierte Dose war… mit Schwänen und Bären und in ihr stieg das Gefühl auf, das schon mal gesehen zu haben… und ein Lied spielte sich durch ihre Gedanken… Tänzerin, Bärenkind, letztes Blatt im Kalender Und ein Lied jemand singt: es war einmal im Dezember Leise begann sie zu singen und wiegte sich leicht im Tanz, während sie durch eine Tür trat und auf den Kalender blickte. Es war Dezember … aber irgendwas hatte das zu bedeuten. Auch wenn sie nicht wusste, was… Vorsichtig strich sie über das letzte Kalenderblatt. 13. Dezember – Schlittenfahrt mit Natalia …stand da und ließ sie leicht lächeln. Auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, tanzten plötzlich sehr lebhafte Szenen durch ihre Gedanken… Ein Junge, der mit ihr zusammen auf einem Schlitten saß, hielt sie fest, als es bergab ging und der Schnee glitzerte ringsumher… Sag wer hält mich fest im Arm, Schlittenfahrt und doch ist mir warm Paare drehen sich geschwind, Musik verweht im Wind Am 20. Dezember war ein Ball eingetragen. Ein richtiger Ball… Sie erblickte die Treppe und trat hinunter, in eine große Halle – in der einst wohl die rauschenden Bälle gefeiert wurden… Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie das wohl gewesen sein mochte. Schloss die Augen, begann zu tanzen… während sie glaubte, zu träumen, als die Musik in ihrem Kopf immer lauter wurde und sämtliche Tanzpaare auf die Tanzfläche schwebten. Und sie mitten unter ihnen… Sag wer hält mich fest im Arm, Schlittenfahrt und doch ist mir warm Paare drehen sich geschwind, Musik verweht im Wind Immer mehr Leute traten auf die Tanzfläche, und sie glaubte, den ein oder anderen zu kennen, das nette Mädchen, mit den kurzen Haaren und der großen Oberweite, das ihr eine Kette schenkte, die drei jungen Männer, die mit ihr tanzten. Der kleine, junge, mit den verstrubbelten Haaren und dem freundlichen Lächeln, dann der blonde, mit Brille, der eher ernste Typ, aber nichts desto trotz ein guter Tänzer…Und zuletzt der große dunkelhaarige, mit einem seltsamen Lächeln, und den grünen Augen, deren Melancholie Natalia fast auffraß, weswegen sie sie sich unter seinem Arm herausdrehte und allein über die Tanzfläche wirbelte – bis sie plötzlich Ihm gegenüberstand… Weit, so weit, lange schon, Märchentraum im Dezember. Sehnsucht ruft mein Herz nach Haus, über Meere und Länder! …langsam ging sie auf ihn zu und tanzte mit ihm einen Walzer. Sie blickte in seine violetten Augen und glaubte, ihn schon lange zu kennen. Er lächelte, und drehte sie und sie hatte das Gefühl, dass sie noch nie so perfekt mit einem jungen Mann getanzt hatte, jeder ihrer Schritte war aufeinander abgestimmt, so als wären sie ein eingespieltes Team… Und plötzlich schlug ihr Herz schneller… war Er derjenige, der ihr Herz wieder erwärmen könnte? War er das, wonach sie sich so lange gesehnt hatte? Ihr Zuhause? Und er trug eine kleine Sonnenblume an seiner Uniform? War sie hier richtig? Waren es seine starken Arme, die sie immer beschützt hatten? Und ein Lied leise klingt: Es war einmal im Dezember. Langsam endete das Lied, und Natalia drehte sich unter seinem Arm, woraufhin sie einen Knicks machte und am Boden sitzen blieb. Doch als sie aufblickte, war er verschwunden. „Hey!“, hörte sie plötzlich eine Stimme, „Hey, was machst du hier?“ Erschrocken zuckte sie zusammen, als der Mann mit einer Kalaschnikow auf sie zu rannte. Doch als er näher kam, überlegte er es sich anders und warf die Waffe weg. „Natalia…“, hauchte er und wusste nicht so recht, ob er näher kommen sollte, oder nicht. Mit großen Augen blickte sie ihn an, ohne sich zu bewegen. Plötzlich erblickte sie seine Augen und wusste, dass er es war, der Mann ihrer Träume… Verwirrt stand sie auf und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Ihr Herz schlug so schnell. Und das Eis zog langsam tiefe Risse. „Du bist…“, flüsterte sie leise und griff nach seiner Hand. Plötzlich zerbarst die Eisschicht an ihrem Herzen und sie konnte sich wieder erinnern, wofür es einst geschlagen hatte, und wofür es immer noch schlug… „…Ivan…“, wisperte sie und verlor sich für einen Moment in seinen wundervoll strahlenden Augen... und spürte die Wärme… Sie war endlich zuhause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)