One-Night-Stand von Jeschi ================================================================================ Epilog: Ein erster Kuss ----------------------- Eigentlich möchte ich mich auf mein Frühstück konzentrieren, aber das ist nicht wirklich möglich, da meine Mutter Leander und mich die ganze Zeit anstarrt und vom einen zum anderen blickt. Als es mir reicht, blicke ich auf, sie direkt an. „Was ist?“, will ich wissen und sie zieht ertappt den Kopf ein. „Du hattest Recht,“ gibt sie dann zu und ich habe keine Ahnung, von was sie redet. Zeit, nachzufragen, lässt sie mir aber nicht. Stattdessen meint sie: „Ich war nicht fair zu dir. Ich hätte dir von Anfang an eine Chance geben sollen.“ Ich knirsche mit den Zähnen und weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. Unsicher blicke ich zu Leander, aber er besieht nur ausdruckslos sein Frühstück. „Du hast es mir aber auch nicht leicht gemacht,“ rechtfertigt sich meine Mutter, weil ich nicht antworte, und holt sich so meine Aufmerksamkeit wieder zurück. Ich habe keine Ahnung, was ich Falsch gemacht haben soll und das muss sie mir ansehen, dann sie klärt mich umgehend auf: „Immerhin hast du mir zu verstehen gegeben, dass du ihn nicht liebst.“ Mit ‚ihn’ meint sie natürlich Leander und das weiß dieser auf. Deshalb blickt er nun doch auf und mich an. „Ich weiß,“ sage ich tonlos und weiß nicht, worauf meine Mutter nun raus will. Möchte sie sich entschuldigen? Mir Vorwürfe machen? Müssen wir jetzt schon wieder über dieses Thema reden? Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl umehr. Darauf habe ich keine Lust. „Da wusste ich einfach nicht, ob ich das Ganze ernst nehmen soll oder nicht…“ Sie sieht mich an und in ihrem Blick sind so viele Emotionen, das es mich fast überfordert, ihr in die Augen zu sehen. Ein wenig wirkt sie reumütig, aber irgendwo ist es auch ein Angriff, ein Vorwurf. „Ich liebe dich, ob du nun schwul bist, oder nicht, weil du mein Sohn bist. Aber ich war so unsicher, ob du es überhaupt ernst meinst… das kannst du mir nicht übel nehmen. Und auch jetzt… “ Sie bricht ab und ich würde ihr am liebsten würde ich ihr sagen, dass ich ihr aber übel nehmen kann, dass sie gehofft hat, ich würde es tatsächlich nicht ernst nehmen – und es wohl noch immer hofft, so wie es jetzt klingt. Stattdessen sehe ich ein, dass es tatsächlich ein Fehler war, nicht einfach von Anfang an zu behaupten, Leander zu lieben. Und genau deshalb sage ich: „Wohl nicht.“ Zufrieden nickt sie und sieht plötzlich sehr versöhnlich aus: „Ich wird es akzeptieren, wenn du mir jetzt ehrlich antwortest.“ Ich schlucke und weiß genau, was sie gleich fragen wird. Dennoch nicke und sie fährt fort. „Liebst du ihn?“ Tief sauge ich die Luft in meine Lungen, als wäre es das letzte Mal, dass ich zum Atmen komme werde und blicke dann erst sie und dann Leander an, der mich neugierig mustert und offenbar genauso auf eine Antwort wartet, wie meine Mum. Ohne den Blick von ihm zu lösen, nicke ich. „Ja.“ Was ich darauf hin ernste, ist ein überraschter Blick und ein Lächeln, seitens Leander, und tatsächlich ein Lächeln seitens meiner Mutter. „Dann ist es okay,“ sagt sie und ich sollte mich darüber freuen, kann es in diesem Moment aber nicht, weil ich viel zu sehr mit Leander beschäftigt bin. „Wirklich?“, fragt dieser mich und ich kann nichts weiter sagen, außer: „Wirklich.“ Und als er daraufhin so glücklich lächelt, kann ich nicht anders, als mich ebenfalls unglaublich glücklich zu fühlen. „Geht es dir denn genauso?“, will ich wissen, und er erwidert: „Ich dachte, das wäre mittlerweile klar.“ Und weil es tatsächlich klar ist, sage ich nichts mehr dazu, sondern beuge mich einfach nur noch zu ihm und küsse ihn, als wäre es der letzte Kuss meines Lebens. Und das, wo es doch eigentlich der erste meines neuen Lebens ist. Nämlich der meines neuen Lebens mit Leander. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)