Finera - Dawn of the Dark von Kalliope ================================================================================ Kapitel 38: Training für drei ----------------------------- 24. November - Rain - „Wir fangen von vorne an.“ Rain schaute zu ihren drei Pokémon. Sie stand neben einem Tümpel gleich zu Beginn von Route 14, noch bevor der dichte, dunkle Wald und die Sümpfe begannen. Karpador schwamm in dem Tümpel seine Runden und wirkte glücklich, weil es endlich außerhalb seines Pokéballs war und noch dazu am Training teilnehmen durfte. Sofern das bei einem Fisch möglich war, sprang es mit stolzgeschwellter Brust immer wieder in die Höhe. Ninja, das Quajutsu, genoss ebenfalls den Ausflug ins Freie, ignorierte Rain jedoch die meiste Zeit über und spritzte stattdessen Wasser auf Glumanda, das am Rand des Tümpels stand und nicht wusste, ob es Ninja angreifen oder das Wasser lieber meiden sollte. Glumanda beherrschte drei Zuchtattacken, nämlich Läuterfeuer, Drachenpuls und Wutanfall, wie sie bereits herausgefunden hatte. Summers Glumanda dürfte dieselben Attacken beherrschen und wenn sie ihre Schwester das nächste Mal sah, würde sie sie zu einem Kampf der beiden Glumanda herausfordern. Sie zweifelte nicht daran, dass Summer sich wie immer kopfüber in das Training gestürzt hatte, aber es brauchte mehr, um ein Pokémon wirklich stärker werden zu lassen. Während Summer auf pure Körperkraft und Stärke der Attacken setzte, legte Rain auch Wert auf Geschicklichkeit, Schnelligkeit und statusverändernde Attacken. Nun, zumindest würde sie das, wenn sie ein passendes Pokémonteam hätte. „Ninja, versuch es mit Aquawelle auf Karpador. Karpador, ausweichen.“ Wenn sie beide zusammen gegen wilde Pokémon kämpfen lassen könnte, würde auch Karpador leveln und irgendwann Tackle lernen, das war der Plan. Aber zuvor sollte es an seiner Körperbeherrschung und den Ausweichmanövern üben. Und dann – eines Tages – würde es sich zu Garados entwickeln. „Glumanda, versuch beide vom Rand aus mit Glut zu erwischen.“ Sie sah zu, wie ihre drei Pokémon eine Weile gegenseitig ihren Angriffen auswichen und stellte zufrieden fest, dass Ninja sich im Laufe des Tages zunehmend in ihrer Anwesenheit zu entspannen begann. Auch die bösen Blicke blieben aus, wobei es ihre Befehle immer noch hin und wieder missachtete und mit Ruckzuckhieb statt Aquawelle angriff. Das war jedoch ein Umstand, mit dem sie für den Anfang gut leben konnte. In der Mittagszeit rief Rain ihre drei Pokémon in die Pokébälle zurück und machte sich auf den Rückweg in die Stadt. Ihr Magen knurrte, sie war durchgefroren und es hatte wieder zu regnen angefangen. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie Camille anschreiben und sich zum Mittagessen verabreden sollte, schob diesen Gedanken dann jedoch wieder zur Seite. Camille hatte ihr vorgeworfen, dass sie sich von Milena Mai einlullen ließ, dabei ging sie einfach nur ihrer Arbeit nach und hatte mit der obersten Chefin nicht mehr oder weniger zu tun als beispielsweise mit Hans und Werner. Apropos Hans und Werner, die beiden hatten ihr gestern angeboten, dass sie ihre Pokémon als Trainingspartner zur Verfügung stellen würden. Vielleicht war ein richtiger Kampf gar keine schlechte Idee. Rain eilte durch die Nordstadt, nahm einige kleine Gassen als Abkürzung und betrat das Gelände von Mai Technologies von der Rückseite aus. Zurück in ihrem kleinen Appartement wechselte sie die Kleidung, eilte in den Speisesaal und erwischte gerade noch die beiden Forscher, die bereits auf dem Rückweg zu ihrer Schicht waren. „Gut, dass ich euch sehe!“ „Rain? Hast du nicht heute deinen freien Tag?“ Hans zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Ja, ich war draußen und habe mit meinen Pokémon trainiert. Steht euer Angebot noch, dass ich gegen Lektrobal und Ohrdoch kämpfen kann?“ Hans und Werner wechselten einen schnellen, kaum wahrnehmbaren Blick, der Rain jedoch nicht entgangen war. „Sorry, aber geht heute echt nicht“, antwortete Werner nach kurzem Zögern. „Ist nichts Persönliches, wir sind nur im Moment total bei der Arbeit eingespannt und müssen heute Abend noch weg.“ „Nächste Woche passt es besser“, ergänzte Hans und sein freundliches Lächeln stimmte Rain versöhnlich. „Schade, aber da kann man wohl nichts machen.“ „Wir müssen dann auch wieder hoch.“ „Ja, kein Problem. Bis morgen!“ „Bis dann.“ Rain schaute den beiden noch einen Moment hinterher, dann erinnerte ihr Magenknurren sie daran, dass sie einen riesigen Hunger hatte, sodass sie zur Essensausgabe ging und sich für einen vegetarischen Nudelauflauf entschied. Als sie alleine an einem Tisch saß und im Essen stocherte, griff sie doch wieder zu dem ComDex in ihrer Hosentasche und wählte in der Kontaktübersicht Camille aus. Mom Dad Summer Henry Camille Eigentlich ganz schön mickrig. Summer hatte vor einigen Monaten, als sie noch zusammen durch Turfu gereist waren, jedem dahergelaufenen Trainer ihre ID gegeben. Mit den meisten hatte sie danach zwar nie wieder etwas zu tun gehabt, aber über mangelnde Kontakte konnte ihre Zwillingsschwester sich ganz sicher nicht beklagen. Hey :-) Tut mir leid, dass wir uns gestritten haben. Treffen wir uns heute Abend zum Essen? Rain wartete einige Minuten, hatte aber immer noch keine Antwort, als sie mit ihrem Auflauf fertig war. Vielleicht hatte Camille den Benachrichtigungston ausgestellt oder war gerade einfach nur beschäftigt? Oder sie hatte ihren ComDex nicht dabei, das kam auch manchmal vor, denn nicht jeder war wie Summer und schleppte das Teil Tag und Nacht mit sich rum. Selbst Rain ließ ihren ComDex tagsüber auf dem Nachttisch liegen und schaute nur abends und morgens nach, ob ihr jemand geschrieben hatte, was meistens nicht der Fall war. Zu diesen Gelegenheiten kontrollierte sie den Trainingsfortschritt und ließ sich den aktuellen Level ihrer Pokémon anzeigen. Quajutsu und Glumanda waren beide gleichauf auf Level 15, Karpador auf Level 8. Rain fand es erstaunlich, dass Karpador trotz des fehlenden Trainings überhaupt drei Level auf eigene Faust aufgestiegen war. Offensichtlich war es ein kleiner Kämpfer und wollte ihr oder sich selbst beweisen, dass es wert war trainiert zu werden. Noch ein oder zwei Tage Training, dann würde sich Glumanda zu Glutexo entwickeln. Ob Summer wohl schon ein Glutexo hatte? Mit Sicherheit. Den restlichen Tag verbrachte Rain in der Hausbibliothek von Mai Technologies, um sich weiter über die Arbeit an den Heilmaschinen zu informieren. Dabei war sie über ein Buch zum Thema Heilpokémon und Heilattacken gestolpert, hatte sich in dem Kapitel über Ohrdoch fest gelesen – Werner besaß immerhin auch eins – und ehe sie sich versah, war es Zeit zum Schlafengehen. Im Bett kontrollierte sie ein letztes Mal ihren ComDex. Keine neuen Nachrichten. Wieso hatte Camille nicht geantwortet? Konnte es sein, dass sie sie wirklich vor den Kopf gestoßen hatte? Offensichtlich musste sie sich eine Entschuldigung einfallen lassen, am besten eine mit ganz viel Schokolade. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)