Unsere Pokémon-Legenden von Sen-San (oder "Wie unsere Welt endstand") ================================================================================ Kapitel 4: der Mythos einer Stadt --------------------------------- Maru musste für ihre Eltern nach Schleiede ins Kaufhaus. Sie brauchte fast einen ganzen Tag dafür. Schleiede ist nur etwas größer als Ewigenau, dennoch kann man in dem Kaufhaus sehr viel Zeit verbringen. Nachdem sie einiges neben den Dingen auf dem Einkaufszettel eingekauft hatte, machte sie sich langsam auf den Weg zurück nach Ewigenau. Es war über Elyses kürzer, dafür jedoch anstrengender, da sie die Berge hinauf steigen musste. Wenn sie aber den Umweg über Trostu und Herzhofen nehmen würde, müsste sie den Radweg entlang und der war bei den Touristen sehr beliebt, vor allem um diese Jahreszeit. Immerhin war es Frühling und es dauerte nicht mehr lange und der Sommer begann. Dies war die perfekte Zeit, um den Radweg zu nutzen. Maru schlenderte noch ein wenig durch die Straßen und schaute sich die Schaufenster der einzelnen Geschäfte an. Aus der Ferne hörte sie lautes Kinderlachen. Früher war sie genauso, aber nun war sie schon 15 und diese albernen Zeiten waren vorbei. Dennoch spielte sie auch heute noch sehr gern mit den Pokémon. Sie folgte den Kindern, da einige zu anderen sagten, diese sollen schnell mitkommen. Ein alter Mann solle gleich die Geschichte der Stadt erzählen. Die Geschichte dieser Stadt? Das machte Maru neugierig. Sie wusste nicht, dass Schleiede eine so tolle Geschichte zu haben schien, dass sie sogar kleinere Kinder interessiert. Einige Meter blieb sie stets zurück. Nicht weit von ihnen, den 3 Kindern vor ihr und sie selbst, stand eine riesige Masse von Kindern und Jugendlichen. So ging das junge Mädchen zielstrebig zu dieser Massenansammlung und fragte einen etwa gleichaltrigen Jungen, was hier los sei. "Alberto erzählt gleich die Geschichte von Schleiede." "Alberto? Die Geschichte von Schleiede?" fragte sie nur. "Bist du nicht von hier?" wollte der Junge nun wissen. Maru hatte das Gefühl, wenn sie sagen würde, sie komme aus Ewigenau, würde er sie verjagen. Dennoch konnte sie nicht lügen. Sie wurde schließlich zur Ehrlichkeit erzogen. "Nein. Ich komme aus Ewigenau." Nun war es sicher soweit. Gleich würde der Junge sagen, sie soll verschwinden. "Wirklich? Dann musst du unbedingt die Geschichte hören. Ich habe sie schon etliche Male gehört, kriege davon aber nie genug." Er griff ihr Handgelenk und zog sie weiter nach vorn. Zum Schluss standen sie in der ersten Reihe. Maru konnte den alten Mann mit dem Namen Alberto nun sehr gut sehen. Irgendwie erinnerte er sie an ihre Großmutter. Er hatte ein genauso gütiges Gesicht und eine ebenso ruhige und nette Stimme. Der alte Mann blickte durch die Reihen voller Kinder und Jugendlicher. Sein Blick blieb bei Maru stehen. Sie hatte er zuvor noch nie gesehen. Daher schenkte er ihr ein sanftmütiges Lächeln. das junge Mädchen fing an sanft zu lächeln. Dann hob der Mann seinen Blick und begann zu reden. "Nun erzähle ich euch den Mythos von Schleiede. Es ist eine uralte Geschichte. Sie wurde nur mündlich weitergegeben und ich habe die Ehre sie euch nun zu erzählen." Noch einmal schaute er in die Reihen und sah vor sich Kinder aller Altersstufen mit großen neugierigen Augen und bereit jedes Wort, welches er von sich gab, mit allen Sinnen aufzunehmen und zu verinnerlichen. Noch nie hatte Maru erlebt, dass Kinder dermaßen konzentriert und ruhig sein können. Sie war sehr überrascht. Sie sah sich kurz um und drehte sich dafür nach hinten. Schließlich wurde sie in die erste Reihe mitgezogen. Dann aber wandte sie sich schnell wieder dem alten Mann zu, da dieser sicher anfangen wollte und nur aus Höflichkeit wartete, bis ihm alle mit dem Gesicht zugewandt waren. Maru wandte sich also schnell um und wurde etwas rot um die Nase. Es war ihr unangenehm die bevorstehende Geschichte zu verzögern. Sie sah den alten Mann an und verbeugte sich ein wenig. So wollte sie sagen "Entschuldigung". Diese Worte allerdings sprach sie nicht aus sondern ließ sie allein durch ihren Körper sprechen. Der Alte allerdings lächelte nur. Dann fing er an zu erzählen. "Ein junger Mann, naiv und unschuldig, kam in den Besitz eines Schwertes. Mit diesem Schwert bedrohte er Pokémon auf´s Grausamste, die ihm daraufhin aus Angst und Furcht Nahrungsmitteln gaben. Was er selbst nicht essen wollte, warf er achtlos, ohne einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden, weg. Im folgenden Jahr erschien ihm kein einziges Pokémon. Seine Speisekammer blieb leer. Der junge Mann machte sich auf die Suche nach den Pokémon und sein Weg führte ihn weit in die Ferne. Er suchte lange. Und er reiste immer weiter auf seiner Suche, bis er schließlich ein Pokémon fand. Er fragte: "Warum versteckst du dich?" Worauf das Pokémon antwortete: "Trägst du dein Schwert, um uns Gram zu bringen, so werden unsere Krallen und Zähne den Gram zurückzahlen. Deinesgleichen wird für Leid zahlen, den du uns verursachst. Denn dies muss getan werden. Getan werden, um uns zu schützen. Und wir bedauern, dass es so kommen muss." Der junge Mann erhob seine Hände und rief bestürzt: "Ich habe das Schwert gefunden und so viel verloren. Geblendet von der macht, wurde ich blind gegenüber den Pokémon. Ich werde niemals wieder den Blick verlieren. Ich verfluche dieses Schwert, und gebe es auf. Ich bitte um Vergebung. Vergebung für einen von Macht geblendeten Narren." Und mit diesen Worten schwang der junge Mann sein Schwert und stieß es so heftig in den Boden, dass es zerbrach. Das Pokémon sah dieses und verschwand an einen Ort, der sich jedem Auge entzieht..." Mit diesen Worten verstummte der alte Mann und die Kinder und Jugendlichen zollten ihm mit viel Applaus ein großes Lob. Überrascht sah Maru sich um und erkannte die Freude in den Augen jedes einzelnen Anwesenden. Dann erst kam sie wieder zur Besinnung und applaudierte ebenso wie die anderen Kinder. Der Alte bedankte sich und wurde ein wenig rot im Gesicht. Von dieser Reaktion war das junge Mädchen etwas überrascht. Vor dem Beginn der Geschichte erzählte der Junge neben ihr doch noch, er habe die Geschichte schon so oft gehört und dennoch kriege er davon nie genug. Erzählte der Mann die Geschichte also das erste Mal? Das fand sie aber zu unwahrscheinlich. Der alte Mann war zu gut in dem betonen besonderer Stellen der Geschichte als dass es das erste mal war. Und außerdem freuten sich die Kinder den Alten zu sehen. Er schien so etwas wie ein Vorbild zu sein. Oder vielleicht ein weiser Gelehrter. Langsam lichtete sich die Menschenansammlung wieder. Die Kinder verschwanden in alle Himmelsrichtungen. Einige gingen noch zum Alten und gratulierten ihm zur wunderbaren Vorstellung oder lobten ihn anderweitig. Nachdem nur noch vereinzelt Kinder in der Nähe waren, ging auch Maru zu ihm. "Sie haben die Geschichte wirklich gut erzählt. Machen Sie das öfters?" "Vielen Dank für das Lob. Ich fühle mich geehrt ein solche nettes Lob von einem so hübschen jungen Mädchen zu hören. Normalerweise mögen die jungen Leute die alten Geschichten nicht." "Aber hier scheint es nicht so zu sein. Ich habe noch nie so viele Kinder und Jugendliche gesehen, die so interessiert einer Geschichte lauschten." "Hier in Schleiede ist es eben ein wenig anders. Die Kinder finden die Geschichte interessant und lernen dabei auch noch etwas." lächelte der Alte. Dann kam der Junge auf die beiden zu, der Maru mit nach vorn in die erste reihe gedrängt hatte. Es war der Junge, der sagte, er könne nicht genug von der Geschichte bekommen. Der Junge hatte zwei Eis in den Händen. "Unterhaltet ihr euch schön?" fragte er lächelnd. Der Alte nickte freundlich. Dann übergab der Junge dem alten Mann eines der beiden eben gekauften Eis. Der Alte fing sofort an das Eis zu essen. "Ist es denn so gesund für Sie, so etwas furchtbar kaltes zu essen?" rutschte es dem jungen Mädchen besorgt aus dem Mund. "Keine Sorge. Er isst jedes mal nach einer Geschichte ein Eis. Das entspannt seine Stimmbänder. Ist doch so, oder Großvater?" Der Alte nickte wieder freundlich. "Was? Er ist dein Großvater?" "Ja. Sieht man die Ähnlichkeit denn nicht?" "Hm... nicht wirklich." gab Maru zu. Der Junge war sichtlich geknickt. der alte Mann aber fand dies äußerst belustigend. "Sag mal, wie heißt du eigentlich?" fragte nun der Junge. "Ich heiße Maru." "Aha. Ich bin Sam und das ist mein Großvater Alberto." "Sag mal, Maru. Woher kommst du eigentlich?" wollte der Alte wissen. "Aus Ewigenau." "Heißt deine Großmutter zufällig Megumi?" "Ja. Aber woher wissen Sie das?" "Du siehst ihr ähnlich. Ich und Megumi sind alte Freunde." "Wirklich?" erwiderten Maru und Sam zeitgleich. Die beiden jungen Menschen sahen einander an und konnten sich ein leichtes lachen nicht verkneifen. Und auch der Alte lachte mit ihnen. Dann begaben sie sich zu einer Bank, um sich auf diese zu setzen und sich zu unterhalten. Sam schleppte die Einkaufstüten von Maru, so wie es sich für einen Gentleman gehörte. Alberto erzählte von sich und Maru´s Großmutter. Beide wussten viel über seltene und legendäre Pokémon. Allerdings schaffte nur Megumi es zu anerkanntem Ruhm. Dennoch war Alberto nicht eifersüchtig. Er freute sich für Maru´s Großmutter und lobte ihr Wissen. Er sprach nur gut über sie. Dann erzählte er von sich und seiner Familie. Wozu auch sein Enkel gehörte. Alberto erzählte, dass Sam viel über die alten Legenden und die Pokémon wissen wollte. Maru fiel auf, dass sie genauso war. Auch erzählte Alberto, Sam liebe die Pokémon über alles und spiele immer gern mit ihnen. Und selbst die Geschichte der Stadt würde er mehrere Male am Tag hören. Und trotzdem habe er noch nicht genug davon. Auch Maru erzählte von ihrer Familie und das sie im Grunde genauso wie Sam ist. Der alte Alberto musste über diese Tatsache einfach nur schmunzeln. Dann aber fragte Maru um welches Pokémon es sich in der Geschichte von Schleiede handle. "Ich kenne kein Pokémon, welches sprechen kann wie ein Mensch und das sich einfach irgendwohin zurückziehen kann, wo es niemand sehen kann." "Bei diesem Pokémon handelt es sich höchstwahrscheinlich um Giratina. Hast du von diesem Pokémon schon einmal etwas gehört, Maru?" "Ja. Großmutter hat mir erzählt, dass es womöglich die Dunkelheit beherrscht und schon einige male auf Friedhöfen gesehen wurde. Trotzdem ist nicht viel über dieses Pokémon bekannt." "Das stimmt. Es wird aber auch angenommen, dass es für die Dimension des Todes verantwortlich ist. Einfach gesagt, glaubt man, es herrscht über den Tod. Darum wird es auch auf Friedhöfen gesehen." "Den Tod? Das ist ja beängstigend." "Das kann man sehen wie man will. Irgendwann muss jeder einmal sterben. Also kann man sich ruhig damit abfinden. Aber jeder steht dem Tod anders gegenüber. Auf jeden Fall ist dieser Ort, der sich jedem Auge entzieht die Dimension des Todes oder die sogenannte Spiegelwelt unserer Welt." Maru fragte nicht weiter nach. Zwischen den ganzen Hochhäusern drang ein Geräusch zu ihnen durch. Es war der Klang von läutenden Glocken. Maru schaute bei dem Empfangen des Glockenläutens auf ihre Uhr und sprang erschrocken auf. "Was hast du denn?" hackte Sam nach. "Es ist schon 16 Uhr und ich muss dringend nach Hause! Noch dazu muss ich die ganzen schweren Tüten die Berge hoch schleppen!" "gehst du über Elyses nach Hause?" "Das wollte ich. Es ist immerhin der kürzeste Weg. Aber mit den schweren Tüten brauche ich eine halbe Ewigkeit. Und den Radweg kann ich nicht benutzen. Der ist sicher komplett voll und ich kriege sicher kein Rad ausgeliehen." "Dann helfe ich dir eben beim tragen." bot Sam an. Etwas überrascht sah Maru ihn an. Die beiden kannten sich erst einige Stunden und schon bot er ihr so freundlich seine Hilfe an. Eigentlich wollte sie ihm das nicht antun. Er würde dann erst spät nach Hause kommen, aber was blieb ihr großartig an Auswahlmöglichkeiten? "Kann er wirklich mitkommen?" wandte sich das Mädchen an den alten Mann. "Aber sicher. Ich sage seinen Eltern Bescheid. Macht ihr euch lieber auf den Weg, bevor es noch später wird." Maru bedankte und verabschiedete sich vom alten Mann und rannte mit Sam in Richtung Trostu auf Route 215. Aber statt nach Trostu abzubiegen nahmen sie den Weg, der in die komplett andere Richtung führte. Beide rannten nun nicht mehr sondern gingen nur schnellen Schrittes. Nachdem sie Elyses hinter sich gelassen hatten und auch den Kraterberg erblickten sie schon Ewigenau. "Vielen Dank. von hier aus schaffe ich es alleine." "Wirklich?" "Ja." versicherte das Mädchen. "Du solltest wieder umkehren, sonst kommst du erst sehr spät zu Hause an." Maru nahm Sam die Tüten ab. Sie bedankte sich für seine Hilfe, verabschiedete sich und lief dann in die Stadt. Sam wandte sich zum Kraterberg und ging ebenfalls nach Hause. Endlich erreichte Maru ihr Elternhaus und brachte alle eingekauften Dinge ins Haus. Sie entschuldigte sich bei ihren Eltern, dass sie so spät kam und erklärte, dass sie in Schleiede die Zeit vergessen hatte und sich zudem mit jemandem verquatscht hätte. Nachdem sie und ihre Eltern alle Einkäufe ausgepackt hatten, ging das Mädchen zu ihrer Großmutter. "Da bist du ja wieder." hieß ihre Großmutter sie willkommen. "Ja. Ich war ziemlich lange weg. Ich habe mich mit netten Leuten unterhalten und etwas über die Geschichte von Schleiede gelernt." "Wirklich? Na, das freut mich sehr." "Sag mal, Oma. Kennst du jemandem mit dem Namen Alberto?" "Aber sicher. Alberto ist ein guter alter Freund. Er kommt aus Schleiede. Wir haben uns früher oft getroffen und über alte Legenden diskutiert. Ich habe ihn aber seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen. Aber warum fragst du mich das? Und woher kennst du seinen Namen?" "Ich bin ihm und seinem Enkel Heute begegnet. Er hat mir und anderen Kindern von der Geschichte von Schleiede erzählt. Danach hat er mich gefragt ob wir uns kennen. Ich sehe dir anscheinend doch ähnlicher als ich dachte." lachte das junge Mädchen. "Er hat einen Enkel? Das ist ja schön. und wie ist er so? Versteht ihr euch?" "Ja. Er ist mir ziemlich ähnlich. er interessiert sich auch für alte legenden und legendäre Pokémon. Und außerdem haben wir noch viel gemeinsam." Maru erzählte ihrer Großmutter noch den restlichen Abend von ihrem Tag in Schleiede und das Sam sie bis nach Ewigenau begleitet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)