Pieces of Memory von Night_Baroness (Gin x Vermouth) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- „Du hast das Gift also genommen in der Absicht, dich zu töten?“ Sie nickte. „Ja, aber wie du siehst, hat es nicht funktioniert. Das Apoptoxin hatte eine Nebenwirkung, die niemandem bekannt war. Eine Nebenwirkung, die meine Zukunft, mein Schicksal besiegeln sollte.“ Gin sah sie ungläubig an. Seine Intelligenz hatte es ihm erlaubt eins und eins zusammenzuzählen, aber sie war es auch, die ihm sagte, dass es nicht möglich war. Menschen schrumpften nicht, sie wurden nicht jünger. So etwas kam nicht vor, nicht in einer Welt, die von Regeln bestimmt wurde. Aber waren es nicht die Ausnahmen, die eine Regel überhaupt erst bestätigten? „Das Apoptoxin schaffte es, dass zu erreichen, was Anokata vergeblich zu finden versuchte. Es war nicht das Wunderheilmittel, das er erschaffen wollte. Es war anders. Gefährlich. Ein Mittel, das es Menschen erlaubt, die Zeit zurückzudrehen, das sie jünger macht, ihr Leben verlängert. Der erste Schritt in Richtung der Unsterblichkeit.“ Einen Wimpernschlag lang brach seine Fassade. Er begriff, erkannte, dass er benutzt worden war, dass er lediglich die Drecksarbeit erledigt hatte. Niemand hatte sich die Mühe gemacht ihn in die wahren Pläne einzuweihen. Seine Augen zeigten zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, seine Gefühle. Schmerz, Enttäuschung, Einsamkeit, Verzweiflung. Du bist auch nur ein Mensch, dachte sie. Wir waren alle nur Menschen, bevor es uns zu Monstern gemacht hat. Zu schrecklichen Kreaturen, die nur lebten, um zu zerstören, um zu töten und ihren Nutzen daraus zu ziehen. Eine Sackgasse, eine leere, verlorene Straße, die uns verbindet, ein gemeinsamer Weg ins Nichts. Sie überspielte ihre erdrückenden Gedanken mit einem Lächeln. „Und, glaubst du mir nun?“ Er schnaubte verächtlich. Der Kummer wich aus seinen Augen und wandelte sich zurück in eisige Kälte. „Warum sollte ich? Ich kenne deine Spiele, Vermouth. Ich weiß, dass du alles tun würdest, um deinen Hals zu retten.“ Sie hob eine Augenbraue. „Und inwiefern soll mich das hier retten? Du wirst mich doch so oder so töten, ob du mir nun glaubst, oder nicht.“ „Nicht bevor ich meine Antwort habe. Warum bist du gegangen?“ Einen Moment lang schwiegen sie. „Wir reden immer noch über meinen Verrat, oder?“ Gin zuckte zusammen. Es war nur eine flüchtige Bewegung, die kaum auffiel, aber einem geübten Auge, wie dem ihren, entging sie nicht. „Was willst du von mir hören?“ Er seufzte. Die Waffe schmiegte sich wieder enger an ihre Haut. „Wie wär’s mit der Wahrheit?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)