Erinnerungen von OneLabel ================================================================================ Kapitel 1: Jonas ---------------- Alles hatte an einem sonnigen späten Nachmittag angefangen. Ich war mit meinen Freundinnen auf den Rummel gegangen, der zur Zeit in der Nähe unsere Schule aufgebaut war. Wir saßen gerade in einem Waggon von Break Dance und wurden ordentlich durchgeschüttelt als ich ihn sah. Es war Jonas. Er war in meiner alten Grundschulklasse gewesen. Bis er dann aus familiären Gründen die Schule nach der 5. Klasse verließ. Sie wohnten immernoch bei uns in der Nähe und ab und zu traf ich seine Mutter, die aber immer nur von seiner Schwester sprach. „Siehst du den Typen da drüben? Der in der Mitte von den Jungs, die am Rand stehen. Der war in meiner alten Klasse! Jonas. Er ist voll groß geworden... aber ich erkenne ihn trotzdem. Wir haben uns früher ganz gut verstanden.“ flüsterte ich meiner Freundin Karli ins Ohr. Ich hatte Angst, dass er uns hören könnte, obwohl diese Befürchtung wohl unbegründet war. Denn um uns herum war es so laut, dass ich mich selbst kaum verstand. „Wer?“ fragte Karli und sah sich suchend um. Mit etwas Mühe gelang es mir, Karli den Typen zu zeigen, ohne aus dem Waggon zu fallen. „Mhmm..., machte sie nur, warum begrüßt du ihn nicht? Ihr kennt euch doch.“ „Nee, lass mal...“ Murmelte ich nur und zuckte im nächsten Moment zusammen. Karli brüllte seinen Namen in einer solchen Lautstärke, dass es überall zu hören war. Jonas drehte sich um und sah uns an. Er zeigte auf sich und runzelte die Stirn. Oh nein wie peinlich, dachte ich und hoffte, dass die Fahrt noch ein Weile dauern würde. Aber natürlich endete die Fahrt ein paar Sekunden später und unser Wagen blieb in der Nähe von Jonas und den anderen stehen. Karli und ich stiegen etwas wacklig aus, aber obwohl sich alles um uns herum drehte, konnte Karli nichts davon abhalten mich zu Jonas zu schleifen. Da stand ich ihm nun gegenüber und er grinste auf mich herab mit diesem eingebildeten Macker-Lächeln. „Hi“ sagte ich, „Hey“ antwortete er. Verdammt, war das peinlich. Ich wär am liebsten im Erdboden versunken. Was sollte ich sagen? Er schaute mich immernoch erwartungsvoll an. Also beschloss ich das zu sagen, was ich auch schon Karli erzählt hatte. „Du bist doch Jonas Selmeer, oder?“ „Ja, bin ich. Aber woher weißt du das?“ Er legte den Kopf schief. „Ja, ähm also...Ich bin Lucy. Lucy Fehdes. Wir waren mal in der selben Klassen...In der Grundstufe.“ Ich hasste mich selbst dafür, dass ich sowas dämliches von mir gab. Er schnaufte verächtlich und kniff dann die Augen zusammen. „Daran kann ich mich doch nicht mehr erinnern!“ Er wollte noch etwas sagen, aber einer seiner Freunde, die inzwischen schon ein paar Schritte in Richtung Schießstand gegangen waren, drehte sich um und rief: „Ach lass die doch... jetzt beweg dich hierher...“ Also drehte sich Jonas um und folgte ihnen. Er ließ mich ohne ein weiteres Wort stehen. Ich starrte ihm hinterher. Mir war das alles so peinlich, dass ich Karli erst wieder bemerkte, als sie etwas sagte. „Sowas Unhöfliches hab ich ja noch nie gesehen. War der etwa schon immer so? Ich dachte ihr wart befreundet.“ Ich schüttelte den Kopf, weil ich immer noch nicht sprechen konnte, aber Karli hatte Recht. Wir waren früher wirklich gute Freunde gewesen. Aber dann hatte er die Schule gewechselt und sich nicht mehr gemeldet. Warum war er nur so unfreundlich gewesen ? Hatte er mich etwa nicht erkannt ? Das könnte schon sein, schließlich hatte ich mich vom Äußeren her sehr verändert, seitdem ich ihn das Letzte Mal gesehen hatte. Also war es wahrscheinlich nicht so abwegig, dass er mich nicht erkannt hatte. Aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, hatte mich Karli zu dem riesigen Tower gezogen. Wir blieben noch einige Stunden auf dem Rummel und ich vergaß die Begegnung mit Jonas wieder. Es war ja schließlich auch nichts besonderes gewesen. Das dachte ich zumindest. Kapitel 2: Lucy --------------- Eigentlich hatte ich gar keine Lust mit Leon auf diesen Jahrmarkt zu gehen, aber er hatte mich letztendlich doch überredet. „Alter, komm mit! Das wird total geil und außerdem braucht du mal wieder ne Ablenkung. Wer weiß, vielleicht finden wir ja sogar nen paar heiße Bräute.“ hatte er gesagt und mich zusammen mit zwei anderen gemeinsamen Freunden zu diesem Rummel geschleift. Wenn es darum ging irgendwelche Mädchen anzubaggern, war Leon immer voll auf begeistert und er wusste, das ich diese Leidenschaft mit ihm teilte. So kam es, das wir alle zusammen am Samstag auf diesem Rummel standen. Wir waren schon einige Sachen gefahren und hatten auch schon die ein oder andere Telefonnummer gesammelt. Leon wollte unbedingt noch einmal zurück zu Break Dance, weil er da irgend´ ein Mädchen gesehen hatte. Wir standen also vor dem sich immer schneller werdenden Fahrgeschäft und Leon sah sich nach dem Mädchen um. Als ich plötzlich eine Stimmen hörte die meinen Namen rief. Verwirrt sah ich mich um, dann er blickte ich zwei Mädchen die in einem der Wagen saßen und auf mich zeigten. Ich runzelte die Stirn. „Ey Jonas sie ist nicht mehr hier. Lass uns jetzt weiter gehen.“ grunzte Leon unzufrieden. „Jetzt warte doch mal!“ brummte ich, denn genau in diesem Moment hielt der Wagen an, die beiden stiegen aus und kamen auf mich zu. Vom Aussehen her waren die beiden nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Die kleinere von beiden kam auf mich zu und fing dann an irgendwas von alter Grundschulklasse zu labern. Mist, dachte ich nur. Was wollte sie denn von mir. Ich hatte mich schon auf einen Flirt gefreut und jetzt labert sie irgendwas von alten Zeiten und so. Es stimmte zwar, das ich vor einigen Jahren die Schule gewechselt hatte, aber ich konnte mich nicht an ein Mädchen erinnern, das ihr ähnlich gesehen hätte. Außerdem hatte ich auch garkeine Lust mich jetzt mit meiner Vergangenheit auseinander zusetzten. Vielleicht etwas zu schroff antwortete ich ihr deshalb, dass ich mich daran doch nicht mehr erinnern könne. Als ich ihren enttäuschten Gesichtsausdruck sah, wollte ich noch etwas sagen. Aber Leon rief nach mir und ich ließ sie stehen ohne noch ein weiteres Wort mit ihr zu wechseln. Aber dieses Gesicht brannte sich in meinem Kopf ein. Auch den Rest des Tages konnte ich nicht wirklich genießen, weil ich immer noch ihr Gesicht vor Augen hatte. Wie sie dort gestanden hatte und mich aus ihren braunen Augen ungläubig angestarrt hatte. Als wollte sie mich nicht glauben. „Hey Jonas, was ist denn mit dir los?“ Leon riss mich aus meinen Gedanken. „Du guckst schon die ganze Zeit so komisch. Jetzt sag bloß nicht, das es wegen der Tussi von vorhin ist.“ „Nein, das heißt ich weiß nicht.“ Murmelte ich nur und Leon verdrehte vielsagend die Augen. „Du Leon, ich glaub ich geh jetzt besser nachhause, sonst kriegt mein Vater wieder nen Anfall.“ Das war gelogen, schließlich interessierte es meinen Vater kein bisschen wo ich war, was ich dort machte oder wann ich zuhause war. Leon wusste, dass ich log, aber er ließ mich gehen ohne weiter nachzufragen. Da war eine der Eigenschaften, die ich an ihm schätzte. Es war schon etwas kühler geworden, als ich den Kiesweg unserer Einfahrt betrat. Doch schon von Weitem hörte ich die laute Stimme meines Vaters. Als ich vor der Haustür stand, hatte sich in das Gebrüll meines Vaters auch noch das hysterische Schreien meiner Mutter gemischt. Müde fischte ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche, doch als ich die Tür aufschließen wollte, wurde sie aufgerissen und meine Schwester stürmte an mir vorbei. „Ich würde an deiner Stelle gleich wieder gehen, Brüderchen.“ rief sie mir noch zu, dann war sie hinter der Gartenmauer verschwunden. Ohne ihre Warnung zu betrachten betrat ich den langen Flur. Ich zog meine Schuhe aus und lief leise in mein Zimmer. Meine Eltern stritten sich oft und heftig, deshalb musste man immer aufpassen, dass man nicht zwischen die Fronten kam, sonst hatte man schnell selbst Ärger. Doch mir gelang es ungesehen in mein Zimmer zukommen und die Tür hinter mir zu schließen. Erschöpft legte ich mich aufs Bett und starrte die Decke an. Verdammt, irgendwie kam sie mir ja schon bekannt vor. Doch es fiel mir nicht ein und während ich darüber nachdachte und dabei an die Decke starrt schlief ich ein. Als ich wieder aufwachte, war die Sonne schon fast untergegangen und ich beschloss mich wieder hinzulegen und jetzt durch zu schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)