Injection von VelvetBlossom (ZoXNa) ================================================================================ Kapitel 7: Missverstanden ------------------------- Den restlichen Tag über war die Stimmung der gesamten Besatzung angespannt. Als Nami zusammen mit Smoker aus ihrem Arbeitsraum wieder auf Deck trat, saß der Grünhaarige bereit auf einer Treppe und beobachtete das Geschehen mit wachsamem Auge. Eine seiner Augenbrauen hob sich, als er das doch ein wenig nachdenkliche Gesicht der jungen Frau betrachtete, die von ihrer Freundin dann auch schon den Log Port zurückbekam und ihn sich abwesend ans Handgelenk machte. Als sie dann an ihm vorbei eine Etage nach oben wollte, ergriff er ihr anderes Handgelenk und zog sie sanft eine Stufe unter sich, bevor er sich zu ihr vorbeugte und leise seine Stimme erhob. „Was habt ihr besprochen?“, raunte er, den Blick weiterhin auf das Mitglied der Marine geheftet. „Er hat mir von meiner Mutter erzählt.“, antwortete sie ebenso leise, wurde jedoch festgehalten, als sie aufstehen wollte. „So lange?“ „Und darüber, wer denn nun mein Vater ist. Und jetzt lass mich los, Zorro, ich muss etwas trinken.“ „Und dafür, dass er dir das alles erzählt hat, will der doch bestimmt eine Gegenleistung…“, kam es geknurrt, was sie jedoch verdattert die Stirn runzeln ließ. „Es geht dich einen feuchten Dreck an!“, zischte sie wütend, erhob sich und entriss ihm ihr Handgelenk, bevor sie nach oben zur Kombüse stapfte und den Kühlschrank nach etwas zu trinken durchforstete. In ihrer Rage überhörte sie, wie ein junger Mann die Küche betrat und beobachtete, wie die Navigatorin jeden Winkel des Kühlschrankes nach etwas alkoholischem, sei es nur ein Bier, absuchte, ehe sie wieder auftauchte und erschrocken herumfuhr. „Sanji! Wann bist du denn rein gekommen?“ „Ich hab mitbekommen, wie du und der Spinatschädel euch gezankt habt?“ Kurz hoben sich die Schultern der jungen Frau, während sie begann, die anderen Schränke zu durchsuchen. „Kommt vor. Also? Was gibt’s?“ „Seid ihr zwei zusammen?“ Sofort hing ein braunes Augenpaar an seinem Gesicht und wartete anscheinend darauf, dass er „Verarscht!“ schrie, was jedoch ausblieb. „Bist du verrückt, Sanji? Ich und Zorro? Ist das dein Ernst? Ich könnte mir einiges vorstellen, was besser passen würde.“, stellte sie fest, als sie eine Flasche Sake fand und diese zusammen mit einem Schälchen herauszog. „Du magst ihn.“ Die Finger der Schönheit verkrampften sich um den Knauf des Küchenschranks, als der Blonde diese Feststellung laut aussprach. „Er ist mein nakama, also mag ich ihn auch.“ „Gib mir auch ein Schälchen.“ Sie holte also nach kurzem Zögern noch ein Schälchen für den Smutje heraus, was sie ihm dann auch direkt füllte. „Seit wann trinkst du, bevor die Sonne untergegangen ist?“ „Du magst ihn mehr als Ruffy oder Robin oder mich.“ Wieder eine dieser trockenen Feststellungen, die sie nicht von dem jungen Mann gewohnt war. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“ „Die Art, wie du ihn ansiehst. Wie du sofort aufschaust, wenn du seine Schritte hörst. Wie du seine Schritte erkennst. Wie du mittlerweile nahezu an seinen Lippen hängst, wenn er etwas sagt. Wie du manchmal lächelst, wenn du genau weißt, dass er dich ansieht. Und erzähl mir nicht, dass du die engen Shirts und Hosen anziehst, weil sie bequem sind. Wenn ich oder Lysopp dir Komplimente dafür machen, winkst du nur ab, aber schon allein wenn er dich mit seinem einen verdammten Auge ansieht, merke ich, wie sehr du dich darüber freust.“ „Das bildest du dir ein, Sanji…“, widersprach sie erneut und betrachtete entnervt ihren Sake. „Das tue ich nicht, Nami. Anscheinend fällt es dir nur nicht auf, weil es für dich schon so natürlich ist.“, schimpfte er, nachdem er sein Schälchen in einem Zug geleert hatte. Seufzend tat sie es ihm gleich und erhob sich von dem Küchenstuhl, auf den sie sich während seiner Ausführungen gesetzt hatte. „Ich werde jetzt an Deck gehen und mich ein bisschen in die Sonne legen.“ „Ich bringe dir gleich einen Fruchtcocktail rüber.“ Einen Moment lang schoss Nami durch den Kopf, dass ein einfaches Danke wohl nicht genug war, weshalb sie dem Koch einen kurzen Kuss auf die Wange drückte, bevor sie sein Refugium verließ und sich einen der Liegestühle hinstellte. Nachdem sie kurz den Kurs überprüft hatte, legte sie sich also in die Sonne und schloss die Augen, um ein wenig über das eben Erfahrene nachzudenken. Ihre Mutter war also Piratin. In Ordnung, besser als tot. Ihre Mutter hatte sie zurückgelassen. Das war auch noch genehmigt, immerhin hatte sie das nicht getan, weil sie sie nicht wollte, sondern weil sie es für das Richtige hielt. Der Typ, der sich für ihren Vater hielt, war komplett kaputt in der Birne. Schon etwas schwieriger. Jetzt, wo er meinte, sie sei seine einzige Erbin, ist er rasend und wenn er erfährt, dass sie zwar die Tochter seiner Frau ist, aber nicht seine, würde er vollkommen den Verstand verlieren und sie so lang jagen, bis er krepierte. Der Typ, der ihr Vater ist pafft andauernd diese blöden Zigarren, ist Marineadmiral und dazu noch miesgelaunter als einige andere Problemchen an Bord dieses Schiffes, mit denen sie sich später befassen würde. Der hatte zumindest heute Morgen wegen ihr und ihren nakama seine Marinelaufbahn hingeschmissen – die er auch erst wegen ihr begonnen hatte – und saß jetzt mit ihnen auf der Sunny. Alles in allem nicht sonderlich gelungen. Weiter. Da gab es das Problem mit der Langnase, die mit dem Marimo und dem Smutje um ihre Aufmerksamkeit buhlte. Aber der erste war ja anscheinend schon ausgeschieden und zog sich jetzt zurück um seine Wunden zu lecken. Den letzten hatte sie aber – wie ihr jetzt bewusst wurde – gerade wieder ins Rennen geschickt. Der Kuss auf die Wange hatte sein Selbstvertrauen mit Sicherheit wieder aufpoliert, was die Rivalität zwischen Zorro und Sanji wohl noch etwas anspitzen würde. Immerhin konnten sie sich jetzt auf einander konzentrieren. Ob das gut oder schlecht war, war noch fragwürdig. Und schließlich die Frage: Stimmte das, was der blonde Koch ihr vor wenigen Minuten dargelegt hatte? War sie wirklich so auf den Schwertkämpfer fixiert? Ihr war noch nie aufgefallen, dass sie es war… Natürlich freute sie sich darüber, wenn der Grünhaarige sie ansah, immerhin schenkte er sonst eigentlich keiner Frau auch nur einen flüchtigen Blick. Selbst Robin bekam die Blicke eher selten bis nie ab. Daher lächelte sie dann auch… Aber wie genau lächelte sie denn in diesen Momenten? Das sei seine Schritte erkannte war kein Wunder. Nach einigen Wochen mit den anderen an Bord erkannte man jeden daran. Und Ruffy und Zorro waren nunmal diejenigen, mit denen sie am längsten segelte. Das ließ sich einfach nicht leugnen. Hing sie wirklich so an seinen Lippen? Ohne Umschweife konnte sie sich auch diese Frage logisch beantworten: Ja, tat sie. Besonders, seit sie aus ihrem Fieber aufgewacht war. Vermutlich hatte der Kuss damals im Krankenzimmer diese Lawine überhaupt erst los getreten. Seitdem dachte sie nämlich immer, wenn sie ihn ansah und ihr Blick auf seine Lippen fiel, daran, wie es sich angefühlt hat, wie er geschmeckt hatte, all solche banalen Dinge. Und außerdem: bei der Stimme durfte frau doch wohl träumen, oder? Kopf schüttelnd fuhr sie sich durch die langen gewellten Haare und schlug die Augen auf. Sie schien ziemlich in Gedanken gewesen zu sein, denn sie hatte nicht bemerkt, wie Sanji ihr einen Fruchtcocktail auf ein Klapptischchen neben ihren Stuhl gestellt hatte. Was sie aber jetzt auch wieder augenblicklich bemerkte, war der stechende Blick, der von der Treppe in ihre Richtung geworfen wurde. Augenblicklich merkte sie, wie ein Lächeln an ihrem Mundwinkel zupfte, doch es wurde eher zu einem halbherzigen Schmunzeln. Für Außenstehende könnte es wirklich den Anschein gehabt haben, dass Smoker nicht ganz uneigennützig gehandelt hatte, als er ihr von ihren leiblichen Eltern erzählte. Welchen Grund hätte er? Und anscheinend schien Zorro das ähnlich zu sehen. Wieso sollte er auch darauf kommen, dass der Admiral ihr Vater war? Kurz hob die hübsche Orangehaarige den Blick und gab ihm durch eine kurze Geste zu verstehen, dass er doch zu ihr kommen möge. Offensichtlich zögerte er, denn einige Blicke in die Richtung, in der kleinere Qualmwölkchen aufstiegen später trottete er doch zu ihr herüber und ließ sich hinter der mittlerweile ein Stück vorgerutschten Nami auf den Liegestuhl sinken, lehnte sich zurück und bemerkte dann, dass sie sich mit dem Rücken an ihn lehnte und sich ihren Fruchtcocktail schnappte. „Er wollte keine Gegenleistung, Zorro.“ „Hmpf. Aber er hat dir einfach so alles über deine Eltern erzählt?“ „So in etwa.“ „Na also. Was musstest du ihm geben, dafür, dass er geplaudert hat?“ „Ich musste ihm nichts geben. Er hat mir von meiner Mutter und sich erzählt.“ „Also nichts über deinen Vater?“ Einige Sekunden verstrichen und das Einzige, was sie tat, war an ihrem Cocktail zu nippen und vor es sich zwischen seinen Beinen gemütlich zu machen. Irgendwann sickerte das Gesagte dann auch zu ihm durch. „Du willst mir erzählen, dass dieser Kerl, dieser…“ „Vizeadmiral der Marine.“ „…was auch immer dein Vater ist?“, kam es in ihr Ohr gezischt und sie nickte kurz. „Ich habe genauso reagiert.“ „Das nenne ich eine überraschende Wende.“ Kurz nickte sie, bevor sie wieder einen Schluck nahm. „So kannst du es nennen.“ „Wie geht’s jetzt weiter? Er wird kaum wieder zu seinem Schiff zurück können.“ „Ich weiß es nicht… Aber wir können ihn nicht einfach aussetzen?“ „Wenn wir eine nette kleine Insel finden, auf der-“ „Nein, Zorro. Denk nicht mal dran, das Ruffy vorzuschlagen.“ „Willst du ihn an Bord behalten?“ „Ich meinte das nicht deswegen.“, stellte sie fest und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. „Sondern?“ „Die einzige Vaterfigur, die ich jemals hatte war Genzo. Ich will wissen, wie er so ist.“ „Das kannst du auch tun, indem du ihn fragst. Er sagt’s dir, wir können ihn auf der nächsten Insel absetzen und gut isses.“ „Weißt du eigentlich, wie unsensibel du manchmal bist?“ „Sagte diejenige, die eben zu dem Schnitzelklopfer meinte, dass sie sich einiges vorstellen könne, was besser passen würde.“ Wie vom Blitz getroffen saß sie da und schwieg. Eine halbe Minute… Eine Minute… Zwei Minuten… „Du hast gelauscht?“ „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Deine Ausführungen ihm gegenüber waren sehr deutlich.“ „Und danach bist du gegangen.“ Sie spürte ein nicken an ihrem Hinterkopf, was der Kartografin einen Seufzer entlockte. „Er hat mich vor vollendete Tatsachen gestellt. Sanji hat sofort gewusst, dass ich gelogen habe, schneller noch als ich es selbst wusste.“ Innerhalb weniger Millisekunden hatte der Vize ihr das Cocktailglas aus der Hand genommen und neben sich auf den kleinen Tisch gestellt, sie an der Hüfte zu sich gedreht und an seine Brust gezogen. „Sag das nochmal.“ „Ich hab gelogen.“ Im nächsten Augenblick spürte sie auch schon die Lippen, über die sie eben noch nachgedacht hatte, auf ihren. Ohne mit der Wimper zu zucken vergrub die junge Frau die Finger der einen Hand in seinen Haaren und die der anderen in seinem Hemd, während er beide Arme einfach nur um ihre Hüfte schlang, um sie möglichst bei sich hielt. Es war nicht wieder einer dieser Küsse mit Beißen und Zunge in den Rachen schieben, bis der andere sich fast daran verschluckte. Es blieb bei dieser Art von Küssen, bei denen die Unterlippe des einen zwischen den Lippen des anderen Platz fand. Hätte der junge Mann die Orangehaarige so geküsst, als sie beispielsweise unter ihren Orangenbäumen dran gewesen waren, hätten ihre Knie nachgegeben und sie wäre einfach in sich zusammengesackt wie ein Kartenhaus bei einem Windstoß. Und beide mussten feststellen, dass es hierbei wieder wie bei fast allem anderen zwischen den beiden war; sie passten zusammen wie zwei Teile eines Puzzles, wie Schlüssel und Schloss und der jungen Frau rann ein angenehmer Schauer über den Rücken, ehe sie durch ein Hüsteln hinter sich auseinander fuhren. „So wie ich das sehe, wollt ihr nicht unbedingt, dass das ganze Schiff hier von erfährt. Vielleicht solltet ihr euer Geturtel also woanders hin verlegen.“, schlug die raue Stimme des neuesten Besuchers der Thousand Sunny vor und augenblicklich war unabgesprochen eines klar; Zorro würde sich freiwillig für die Nachtwache melden und Nami würde sich abends ins Krähennest verkrümeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)