Injection von VelvetBlossom (ZoXNa) ================================================================================ Kapitel 6: Wahrheit ------------------- „Wir sind nicht auf so viele Besucher gleichzeitig eingestellt, es wird also noch ein wenig dauern, bis wir Zimmer für euch hergerichtet haben.“ Die jüngere Frau in der Runde hörte dem Alten gar nicht mehr richtig zu. //Das war meine biologische Mutter? Also stamme ich doch nicht aus dem East Blue? Zumindest ahnentechnisch gesehen… Er sagte, ihr Name war Kairi, oder? Ozean… Deshalb wohl auch mein Name…// Die Orangehaarige wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sich eine große Hand in ihren Nacken legte. Ob das nun besitzanzeigend oder tröstend sein sollte, wusste sie nicht, aber es wirkte auf sie eher Trost spendend. „Dieser Kerl ist mein Vater?“, kam es nur leise über ihre Lippen, was den Schwertkämpfer dazu brachte, sie kurz anzusehen. „Fakt ist, ich kann mir nicht denken, dass es Zufall ist, dass du dieser Frau da hinten so ähnlich siehst… Aber zeitlich gesehen, könnte auch jemand anders dein Vater sein…“, nuschelte der Grünhaarige in ihr Ohr und sie fuhr sich gestresst durch die Haare. „Ihr seid mit Sicherheit hungrig. Ich werde für euch alle mitdecken lassen.“ Innerhalb weniger Millisekunden war der Captain der Strohhüte Feuer und Flamme. Die Aussicht auf mehr zum Essen, als er runter kriegen würde, schaffte das immer. Während dieser Zeit hatten die Gäste ihre ziemlich gewohnte Sitzordnung eingenommen. Bis auf eine kleine Änderung. Anstatt dass links von ihr Ruffy saß, hatte sich Soufian dorthin gesetzt und beobachtete seine Besucher mit Argusaugen. Auch Zorro hielt die Umgebung im Auge. Wie er feststellte, schien auch seine Sitznachbarin keinerlei Appetit zu haben, denn sie lehnte jedes Mal, wenn man ihr etwas anbot, ab. Anschließend, meinte der Monarch, er müsse sich etwas zurückziehen, die Gäste dürften die Burg jedoch auf eigene Faust erkundigen, was sie auch ohne Umschweife taten. Derweil hatte sich einer der Kammerdiener Soufians in ein Zimmer zurückgezogen und eine Teleschnecke hervorgeholt, mit welcher er nun versuchte, jemanden zu erreichen, der unbedingt von der Ankunft der Strohhüte erfahren musste. Ihm entkam ein erleichterter Seufzer, als sich auch endlich die Stimme am anderen Ende meldete. „Ich muss unbedingt etwas berichten… Die Strohhutbande ist in Lvneel angekommen, Soufian hat sie direkt vorführen lassen… Die wichtigste Information kommt ja auch erst noch! Sie brachten eine junge Frau mit. Schlank, sehr weiblich aber… Sie ist eine fast exakte Kopie von Kairi!“ Einen Moment sagten weder er noch sein Gesprächspartner etwa. „Sind Sie sich sicher, dass Sie nicht selbst kommen wollen? In Ordnung.“, war das letzte, was der Mann sprach, ehe er auflegte und die Teleschnecke wieder verstaute. Einige Minuten später trat Smoker aus dem Funkraum seines derzeitigen Schiffes, den er zuvor hatte räumen lassen. „Was gab es für Neuigkeiten, Sir?“ „Wir segeln nach Lvneel…. Direkt in den Hafen der Hauptstadt.“ „Aber, weshalb, wenn ich fragen darf?“ „Ich wurde informiert, dass sich dort jemand befindet, den ich schon eine Weile suche.“ „Wir werden erst heute Nacht einlaufen. Soufian wird uns nicht empfangen..“ „Ich will gar nicht von ihm empfangen werden, Tashigi. Ich werde ihm einen schönen Schrecken einjagen.“ Der restliche Tag verlief in der Burg recht schnell und vorkommnislos. Irgendwann gab einer der Diener den Strohhüten Bescheid, dass er ihnen nun ihre Zimmer zeigen würde. Rasch waren acht Stück verteilt, sodass Nami die letzte war, ohne eines. Der junge Mann lief um einige Ecken mit ihr, bevor er an einer großen Tür hielt und ihr bedeutete, einzutreten. Direkt fühlte sie sich unwohl, trotz der Tatsache, dass sie anfing ein wenig zu grübeln, wie viel sie wohl irgendwo allein für das Bett und den Schminktisch bekommen würde. Gold und sonstige Wertsachen überall verteilt, das große Himmelbett schien komplett vergoldet zu sein, was sie einen kurzen Augenblick sprachlos machte. Aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dass alle Zimmer so aussahen. „Wessen Zimmer ist das?“, kam es abrupt über ihre Lippen, während sie sich zu dem Braunhaarigen umwandte. „Das Zimmer gehörte der Gemahlin seiner Hoheit. Er gab den Befehl, euch hier einzuquartieren.“ Kurz nickte sie und sah sich weiter um. „Ich möchte morgen nicht geweckt werden, ginge das? Zum Frühstück schaff ich das schon alleine.“ „Wie Sie wünschen. Frühstück gibt es dann so gegen halb elf.“ Ein kurzes Nicken und sie hörte, wie die Flügeltüren hinter ihr zu fielen. In der Nacht lag die Orangehaarige wach und starrte an die Seidenvorhänge des Bettes. Ihre Augen ließen sich einfach nicht schließen, ohne nach wenigen Minuten wieder auf zu fliegen. So wie sie Soufian einschätzte, hätte ihr Zimmer genauso ausgesehen, wäre sie hier aufgewachsen und ihr drehte sich der Magen um. So oft sie Bellemere auch gesagt hatte, sie wäre lieber von reichen Leuten adoptiert worden… Sie wäre hier so ein verzogenes Gör geworden, dass sie schon an die Weltaristokraten hätte grenzen können. Ein ekelhafter Gedanke, weshalb sie aufstand und sich den Seidenbademantel, den sie in einem der Schränke gefunden hatte, umband. Sie hatte zwar ein Nachthemd an, aber das war vielleicht ein wenig zu kurz, um damit durch die Flure zu laufen. Zum Glück hatte sie einen ausgezeichneten Orientierungssinn im Gegensatz zu einigen anderen Mitgliedern der Crew, weshalb sie auch rasch den Weg zu den anderen Zimmern fand. Irgendwann blieb sie vor einem der Zimmer stehen und klopfte leise, ehe sie ein kurzes Brummen hörte. Lächelnd schob sie die Tür auf und schlüpfte rein. „Was machst du denn hier? Um diese Zeit…“ „Ich kann in meinem Zimmer nicht schlafen.“, gestand sie ebenso leise wie er vor sich hin genuschelt hatte und strahlte leicht, als er die Bettdecke anhob, um sie darunter schlüpfen zu lassen. Rasch hatte sie den Bademantel auf einen der Stühle in dem zurückhaltender gestalteten Zimmer geworfen und sich zu dem Grünhaarigen gelegt, um vielleicht hier ein wenig Ruhe zu finden. Den Kopf bettete sie auf einem seiner Schulter, während er den entsprechenden arm um sie schlang und sie so näher zog. „Meinst du, sie ist wirklich entführt worden?“ „Das hat er sich mit Sicherheit nur eingeredet.“, kam abrupt die Antwort und sie nickte kurz. „Bei dem goldenen Käfig, den sie da hatte, kein Wunder… Ich hab ihr Zimmer und das sieht aus, als hätte ein Goldschmied rumgespielt…“ „Müsste doch genau deinen Geschmack treffen.“ „Das war selbst mir zu viel…“ „Echt?“ Schmunzelnd kniff sie ihm leicht in die Hand, die auf ihrem Becken ruhte, was er jedoch nur mit einem Schmunzeln über sich ergehen ließ. „Was glaubst du, was sie nach ihrer Flucht gemacht hat?“ „Offensichtlich sich gut versteckt. In Logue Town. Dann von da abgehauen. Gestorben.“ „Meinst du wirklich, sie ist tot?“ „Ja. Auch wenn es irgendwie schade für dich ist, dass du deine Mutter nie kennen gelernt hast.“ „Bellemere ist meine Mutter. Kairi ist nur diejenige gewesen, von der ich offensichtlich einen Großteil meines genetischen Materials bekommen habe.“, stellte sie leicht gereizt fest, ließ sich aber durch den sanften Druck seiner anderen Hand, die mittlerweile nach ihrer Rechten gegriffen hatte und sanft Kreise auf ihrem Handrücken malte, wieder beruhigen. „In Ordnung..“ Nach einer Weile des Schweigens wollte er noch einmal die Stimme erheben, um sie noch etwas zu fragen, doch dann fielen ihm ihr ruhiger Atem und ihre geschlossenen Augen auf und er beschloss, dass das auch noch bis zum kommenden Tag warten könnte, bevor auch er innerhalb eines Augenblickes eingeschlafen war. Zu diesem Zeitpunkt legte gerade ein Marineschiff im Hafen von Lvneel an. Smoker saß in seiner Kajüte und wartete darauf, dass Tashigi endlich den Raum betrat. „Sie wollten mich sehen?“ „Du hast das Piratenschiff auch bemerkt.“ Das Gesicht der jungen Frau war eigentlich unbezahlbar, jedoch konnte er sich nun darüber nicht amüsieren. „Ja. Ich wollte Sie schon vorher fragen, welchen Befehl sie dies betreffend geben wollen.“ „Niemand rührt das Schiff oder die Bande an. Sie stehen unter meinem Schutz.“ „Aber Herr Admiral! Zur Crew gehören zwei Supernovae und-“ „Und Sogeking! Und Schwarzfuß Sanji! Und Nico Robin! Das weiß ich, Tashigi. Das ist mein letzter Befehl an diese Gruppe. Das Schiff und die Besatzung bleiben fünf Tage unangerührt und unverfolgt. Die Schiffe aus Lvneel werden allesamt in Brand gesteckt.“ „Ihr… Ihr letzter Befehl?!“, fragte die Dunkelhaarige noch verdatterter als zuvor und schüttelte den Kopf, als ihr Vorgesetzter nickte. „Ich werde morgen früh allein in die Burg gehen und nicht mehr auf dieses Schiff zurückkehren.“ „Sie wollen hier bleiben?“ „Nein.“ „Aber dann-“ „Ich weiß, was ich tue. In 24 Stunden hast du den Befehl über dieses Schiff. Denk dran, dadurch erlischt mein letzter Befehl noch nicht.“ „Sehr wohl, Admiral.“ Der nächste Tag begann, wie der vorige Aufgehört hatte; mit einem riesigen Essen, was mal wieder größtenteils vom Captain aufgefressen wurde. Die große Hand des Schwertkämpfers lag auf dem Oberschenkel der jungen Frau neben ihm, die anscheinend doch wieder Hunger hatte, denn sie bediente sich, als einer der Arbeiter mit Orangen ankam. „Was ist das dort auf deiner Schulter, Kind?“, ertönte die Frage und die junge Frau, die gerade dabei war, sich das Obst zu schälen sah auf und warf einen kurzen Blick auf eben jenes Körperteil. „Die Narbe?“, fragte sie ein wenig verdutzt, was den Gastgeber nur zum lauten Lachen brachte. „Nicht doch. Das Blaue da.“ „Das ist eine Tätowierung?“ Das Schweigen des Alten wirkte einige Sekunden irritiert, bevor er nachdenklich nickte. „Welcher Teufel hat dich geritten, als du sie dir hast stechen lassen?“ Ungläubig musterte sie das Staatsoberhaupt neben sich, der davon jedoch keine Notiz zu nehmen schien, genauso wenig wie von dem bohrenden, wütenden Blick eines dunkelgrünen Auges, der ihn traf. „Du wirst ab sofort einiges lernen müssen, Nami. Es wäre ein Wunder, wenn ich dich zurechtbiegen könnte, damit du auf dem Thron-“ „Nein.“ Erneut herrschte Schweigen und der fassungslose Blick des älteren Mannes ließ sie sich anspannen. „Nein? Wie meinst du das, nein?!“ „Ich werde nicht hier bleiben.“ „Glaubst du wirklich, dass du das zu entscheiden hast?! Du hast Verpflichtungen, die du-“ „Ich werde nicht hier bleiben. Ich werde weiterhin auf der Thousand Sunny mit meinen nakama segeln.“ „Gar nichts wirst du! Schließt die Anderen weg! Irgendjemand ruft jetzt augenblicklich die Marine! Das lächerliche Boot dort draußen wird auf gar keinen Fall noch ein einziges Mal aus diesem Hafen auslaufen!“ Die Wachen waren sofort zur Stelle, auch wenn den Strohhüten mittlerweile die Waffen zurückgegeben worden waren. Stühle flogen um und schon kurz darauf waren alle durchaus bereit, Gewalt anzuwenden, als die Türen zum Speisesaal auch schon im wahrsten Sinne des Wortes aufgeworfen wurden. Einige Soldaten donnerten gegen die beiden Flügel der Tür, sodass diese aufschwangen und eine große graue Rauchwolke auftauchte. „Eh??? Du bist doch der Alte, der versucht hat, mich von der Gran Line abzuhalten??? Willst du’s wieder probieren???“, fragte Ruffy verdattert, als der Rauch sich leicht lichtete und Smokers Gestalt sichtbar wurde. „Ich bin nicht hier, um euch Probleme zu machen.“, war die ruhige Antwort, während der begann, die Wachen und Soufian mit seinem Rauch an die Wände des Raumes zu drücken. „Echt nicht? Ich bin mittlerweile viel besser, dich würde ich h fertig machen!“ „Lass den Scheiß, du Vollidiot! Das ist unsere Chance, von hier abzuhauen!“, fuhr Lysopp seinen Boss auch direkt an und begann, an ihm zu ziehen, um ihn aus dem Saal raus zu kriegen. So schnell die neun konnten, verließen sie den Raum, jedoch fiel dem Schwertkämpfer auf, dass auch der Grauhaarige den blick auf die Navigatorin geheftet hatte. Knurrend schob er sie vor sich her durch die Gänge, musste hin und wieder von der Orangehaarigen in seinem Kurs korrigiert werden und fand dann auch mit den anderen einen Weg nach draußen. So schnell sie konnten, machten sie sich auf den Weg zum Hafen. „Warum helfen Sie uns?“, fragte Nami den Admiral, während sie durch die nebelverhangenen Straßen der Stadt hechteten, der Ältere bereits seit einer Weile bei ihnen und immer noch mit seinem Rauch die Soldaten abhaltend. „Ich habe eine Abmachung mit deiner Mutter. Und sie ist wohl kaum dazu in der Lage, hier so vor Anker zu gehen.“ Verblüfft sah die junge Frau den Mann an, erwachte dann aber aus ihrer Überraschung, als sie die ersten Schüsse hinter ihnen hörten. „Das werden Sie mir hoffentlich erklären!“, schimpfte sie, ehe sie die Gruppe in eine Seitengasse lotste, nur um an der anderen Seite wieder weiter Richtung Hafen zu laufen. Nach einigen Minuten kamen sie dann an der Sunny an und beeilten sich, so schnell wie möglich an Bord zu kommen, bevor sie den Anker lichteten und so schnell der Wind – der Gottseidank günstig stand – es zuließ, den Hafen verließen. „Irgendjemand verletzt?“ „Nichts, was man nicht flicken könnte.“, knurrte der Grünhaarige als Antwort auf die Frage des kleinen Arztes, während er versuchte, einen Blick auf sein rechtes Schulterblatt zu erhaschen. „Sieht aus, als wäre es nur ein Streifschuss, Zorro. Das kriegen wir wieder hin.“ Und da sich sonst niemand gemeldet hatte, verschwand Chopper mit dem Schwertkämpfer im Krankenzimmer. Derweil stand Nami an der Reling und sah zurück auf die Insel, die sie soeben verlassen hatten. „Ich habe Befehl gegeben, sie daran zu hindern, euch zu folgen.“ „Woher kennen Sie meine Mutter?“ „Das ist eine längere Geschichte.“ Ohne darauf zu antworten reichte die junge Frau der Archäologin in ihrer Nähe ihren Log Port, bevor sie sich mit dem Kettenraucher in ihr Arbeitszimmer aufmachte. „Zigarren aus. Wenn hier auch nur ein Stückchen Asche aufkommt, fliegen Sie achtkantig über Bord.“, zischte sie, als sie mit dem Admiral den Raum betrat. Zurecht hatte sie ihn gewarnt: überall lag, hing und stapelte sich Papier, Seekarten, einfache Zeichnungen, was auch immer. Sie selbst ließ ich auf einem freien Stück Tisch nieder und überließ dem Mann somit den Stuhl im Raum, worauf er sich auch niederließ. „Ich sollte dir vielleicht anfangs ein wenig Allgemeines zu Kairi erzählen… Ich kenne ihren Geburtsnamen nicht. Als ich sie kennenlernte, stellte sie sich mir als Falmari Kairi vor. Ich war damals 19 erst. Und deine Mutter hat mich damals vollkommen aus der Bahn geworfen. Ich war von Anfang an Hals über Kopf in sie verliebt. Sie war schön, und ist es noch, das steht nicht zur Diskussion. Aber das war nicht das Ausschlaggebende. In Logue Town gibt es noch immer viele schöne Frauen, damals war das schon genauso. Aber deine Mutter hatte Ausstrahlung, hatte Charakter, hatte Mut. Deine Mutter ist der reinste Wirbelwind. Sie ist künstlerisch genauso begabt wie eine Ente, dafür konnte sie jedes männliche Wesen mit nur einem Blick zum Schmelzen bringen. Aber was sie am meisten auszeichnet ist ihre Liebe zum Geld. Und, sie hätte alles für Geld getan. Nun, fast alles. Einiges hat ihr ihr Stolz und ihre Loyalität gegenüber ihren nakama verboten. Sie erzählte mir von ihrer Jugend – ein unpassendes Wort, sie war damals erst 17, aber es gibt kein besseres – und ihrer Ehe und ihrer Flucht. Wie sie über die Red Line reiste. Und wie sie schließlich nach Logue Town über setzte. Mich, der ich noch nichts außer meiner Insel kannte, hat das unheimlich beeindruckt. Sie erzählte mir, anfangs habe sie überlegt, nach Alabasta zu gehen, um dort bei ihrer Schwester zu leben, aber irgendwann hätte Soufian sie dort gefunden. Also sei sie nach Logue Town gekommen. Nein, schwanger war sie nicht, als ich sie traf. Seit ihrer Flucht waren auch erst zwei Monate vergangen. Aber Soufian ist nicht dein Vater, auch wenn er davon überzeugt ist. Es vergingen einige Monate, acht um exakt zu sein. Du warst etwas zu früh dran, musst du wissen. Ich habe deine Mutter insgesamt nur drei Mal wirklich glücklich erlebt. Einmal, als sie einen reichen Kerl dazu gebracht hatte, ihr eine gigantische Shoppingtour zu bezahlen, das zweite Mal, als sie erfuhr, dass sie schwanger war, und der Moment, in dem sie mit Abstand am glücklichsten war, war, als sie dich im Arm hatte. Woher ich das alles weiß? Ich war bei deiner Geburt dabei. Damals war ich gerade 20 geworden. Ich wollte euch finanziell unterstützen und sie bat mich, mich um dich zu kümmern, sollte ihr etwas zustoßen. Ich ging zur Marine, dort war ich abgesichert. Und auf die Bitte deiner Mutter hin zeichnete ich Seekarten von jedem Ort, den ich sah. Wie gesagt, sie war künstlerisch nicht sonderlich begabt, aber sie wollte Seekarten haben, um sich all die Orte besser vorstellen zu können. Es hätte alles ewig so weiter laufen können. Aber dann kam das Gerücht auf, dass ein König aus dem North Blue nach seiner Frau suche, die sich in Logue Town aufhielt. Ich half deiner Mutter, mit dir zu fliehen, ich schaffte sie heimlich auf ein Schiff der Marine und ließ sie von Bord gehen, als niemand es bemerkte. Ich versprach ihr, sie zu holen, sobald Soufian davon überzeugt war, dass sie wieder verschwunden sei. Einige Wochen später erfuhr ich, dass die Stadt, in der sie geblieben war, komplett verwüstet worden war. Und, dass es keine Überlebenden gab, bis auf zwei Kinder, die von einer jungen Frau mit in ihr Heimatdorf genommen wurden. Ich reiste also nach Kokos, um mich davon zu überzeugen, ob du unter diesen Zweien warst und tatsächlich. Du warst lebendig. Ich bot deiner Ziehmutter an, ihr finanziell auszuhelfen, doch sie weigerte sich. Ich kannte sie bereits seit einer Weile, doch sie wollte meine Hilfe nicht. Also ließ ich sie. Wie ich irgendwann hörte, war das fehlende Geld ihr Verhängnis… Wenn du es von dieser Seite aus sehen willst, dann ja; dann war ihre Liebe zu dir und zu deiner Schwester ihr Verhängnis. Hätte sie euch verleugnet, wäre es nicht so gekommen. Ich erfuhr davon erst sehr, sehr viel später, weshalb ich auch nicht mehr nach Kokos kam. Ich hatte Bellemere darum gebeten, mich zu informieren, sobald du in Schwierigkeiten wärest. Ich wusste, dass diese Frage irgendwann kommt, Nami. Kairi hatte keinen Grund, warum sie deinen Vater nicht um die Hilfe bat, sondern mich. Es gab auch keinen Grund, warum sie ihm hätte verheimlichen sollen, dass du seine Tochter bist. Er weiß es, das kannst du mir glauben. Irgendwann in meiner Zeit, in der ich euch gefolgt bin, nachdem ihr die Grand Line erreicht hattet, erfuhr ich von einer Piratin, die angeblich im Sommer eisige Winde und im Winter warme Brisen bringen konnte. Ich wusste, dass deine Mutter während ihrer Zeit auf der Red Line eine Teufelsfrucht gegessen hatte, jedoch nicht, welche es war. Als ich sie und ihre Bande fand, waren sie in irgendeiner Taverne… Deine Mutter konnte trinken wie nichts. Und sie hatte sich kein Stück verändert. Sie sah noch genauso aus, wie als ich sie in dieser Stadt absetzte, 18 Jahre zuvor. Sie erzählte mir, was sie die letzten Jahre getrieben hatte und ich erzählte ihr von mir, bis sie dann nach dir fragte. Sie hatte dich in das Haus einer kleinen Familie gelegt, als bereits alles vorbei war, hat sich eines der Ruderboote genommen und ist allein geflohen… Wieso sie das getan hat? Für sie war es klar, dass sie unter die Piraten wollte. Aber dich da rein geraten lassen? Dich dazu zwingen, in all dem aufzuwachsen? Sie wollte, dass du, wenn du unter die Piraten oder in die Marine oder was weiß ich was tust, es aus freien Stücken tust, und nicht, weil sie es dir vorgelebt hatte. Als ich ihr berichtete, dass du Mitglied der Strohhutpiraten seiest, fing sie an zu lachen. Sie meinte, ich hätte meine Pflichten vernachlässigt, als ich das zugelassen habe. Aber da es dich glücklich zu machen schien, wenn du dort freiwillig mitsegelst, würde sie es mir vergeben. Daraufhin nahm sie mir das Versprechen ab, sollte Soufian dich jemals in die Finger bekommen, dich ohne Umschweife und Rücksicht auf Verluste dort raus zu holen. Du hast es ja selber gemerkt. Er ist völlig wahnsinnig geworden. Er dachte schon öfter, dass Kinder oder junge Erwachsene das Überbleibsel seiner Frau wären. Sobald es sich aber als falsch herausstellte, ließ er diese Kinder bei lebendigem Leibe verbrennen. Du tust gut daran, wenn du dich in Zukunft von Lvneel fern hältst. „Und das soll ich dir alles glauben? Einem Captain der Marine?“ „Ich bin Vizeadmiral!“, war augenblicklich wie wütende Antwort, was sie leise zum Lachen brachte. „Und ich bin Navigatorin. Darf ich noch eine Frage stellen? Wenn Soufian nicht mein Vater ist, weißt du dann, wer?“ Eine Weile legte sich schweigen wie ein schwerer Mantel um die Beiden. Gerade als der Rotschopf meinte, sie würde keine Antwort mehr bekommen, fuhr sich der 40-jährige kurz durch die Haare. „Deine Mutter-“ „Es ist mir egal, ob meine Mutter wollte, dass du es mir sagst, oder nicht. Ich will es wissen.“ „Dein Vater ist ein ziemlich hochrangiges Mitglied der Marine gewesen.“ „Also ist er tot.“ „Nein. Er hat nur seinen Posten verspielt, als er dir und deinen nakama den Hintern vor einem irren gerettet hat.“ Augenblicklich mischten sich in den braunen Augen Namis Unglauben mit Überraschung und Verwirrung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)