Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat von jennalynn (Wenn das Schicksal zuschlägt) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Hey ihr lieben. Ich hab mich für eine neue Geschichte entschieden. Hatte da so eine Idee im Kopf, die ich unbedingt aufs Papier bringen wollte. Hier ist das Resultat. Der Titel sagt wahrscheinlich viel. Es ist mal eine ganz andere Geschichte über unsere Twilight Stars. Ich hoffe ich hab das Thema Drogen und was sie mit einem machen, gut beschrieben. Wenn nicht, dann nehmt es mir bitte nicht übel, hab da keine Erfahrung mit. Die Hauptcharaktere sind Bella, Edward und Jacob. Es wird keine Rivalität zwischen Edward und Jacob geben. Eher eine unglaubliche Freundschaft der drei. Auch die anderen Cullens sind wieder mit von der Partie. Es gibt keine Wölfe, dafür aber Vampire satt. Ich schreibe jetzt außerdem hier ein einziges Mal, dass alle Charaktere Stephenie Meyer gehören, aber der restliche Müll meiner ist. Und natürlich verdiene ich auch kein Geld mit der Schreiberei, denn sonst...ach, lassen wir das. Speedy wird mich auf diesen Weg wieder unterstützen und ich knutsch sie schon jetzt zu Boden. Weil sie echt super Arbeit leistet und ich sie einfach unglaublich liebe! Kurzfassung: Die Cullens holen Bella und Jake aus ihrem tiefsten Abgrund. Ich hoffe meine Geschichte weckt das Interesse vieler Leser. Kommentare sind immer gern gesehen. Posten: Schätzungsweise zwei Mal im Monat! Sorry schon mal vorneweg, aber aus Zeitgründen ist nicht mehr drin. Und Per sempre tua – für immer dein… muss ja auch noch weiter gehen. Sollte ich einmal mehr Zeit haben, gibt es auch mehr Kaps pro Monat.^^ Nun wünsch ich euch viel Spaß! LG jennalynn *************** Wenn einem sein Leben vollkommen und perfekt vorkommt. Vergisst man schnell es zu schätzen. Man sieht es als Selbstverständlichkeit an und rechnet nicht damit, dass ein Augenblick alles ändern kann. Im Leben gibt es viele ungeplante Ereignisse. Ereignisse, die sowohl Kleine als auch große Veränderungen eines jeden einzelnen mit sich tragen. Veränderungen die positive, wie auch negative Auswirkungen auf ein Leben haben. Auf eine Seele… mag sie auch noch so klein sein. Das Schicksal fragt nicht, es schlägt zu. Egal ob man für einen solchen Einschlag bereit ist. Und am Ende bleibt nur die Erkenntnis, dessen was man gewonnen oder auch verloren hat. Man bekommt keine Möglichkeit, sich mit dem was geschieht, bevor es geschieht auseinander zu setzen. Stumm muss man mit ansehen, wie der gewohnte Weg ins Wanken kommt. Schicksalsschläge nehmen keine Rücksicht auf den betroffenen. Egal wie alt oder unschuldig er auch sein mag. Schlug es einmal ein, gibt es kein Entkommen mehr. Man bleibt mit dem was übrig bleibt zurück. So war es jedenfalls bei mir! Ich bin Isabella Marie Cullen. Und ich bin eine der vielen Personen, bei denen das Schicksal es alles andere als gut mit einem meinte. Obwohl das nicht ganz richtig ist. Sagen wir es so… Ich hatte einen langen und schweren Weg zu beschreiten, bevor ich mein Glück und somit meinen Platz in dieser Welt fand. Nach vielen leidenden und prägenden Einschlägen in meinem jungen Leben, schlug das Schicksal einmal, in meinem Sinne zu. Heute bin ich glücklich! Auch wenn ich meine Vergangenheit nie vergessen werde, habe ich gelernt mit ihr umzugehen. Zu viele Jahre habe ich versucht, gegen sie anzukämpfen. Dass sie mich eines Tages einholen wird, habe ich nie bedacht. Ich dachte ich hätte den richtigen Weg gewählt, um mit allen Erlebnissen die mir wiederfahren sind umgehen zu können. Doch die Wahrheit war eine ganz andere. Ich hatte nicht den richtigen, sondern den einfachsten Weg gewählt. Heute weiß ich das. Doch bis zu dieser Einsicht, verging viel Zeit. Eine Zeit voller Leid, Schmerz, Kummer, Sorgen, Angst und Gefühl. ************ Ich werde euch ein bisschen von mir erzählen. Geboren wurde ich am 13.09. 1987 in Seattle. Mein Geburtsname, lautete Isabella Marie Swan. Meine Eltern, Charlie und Renee Swan, waren beide noch sehr jung als sie mich bekamen. Sie heirateten ein paar Monate nach ihrem Schulabschluss und bekamen mich, 11 Monate später. Sie fanden sich schnell in ihrer Elternrolle ein. Meine Mum blieb zuhause und umsorgte mich, mein Dad nahm eine Stelle im Polizeirevier an. Am 17. 05. 1989 wurde mein kleiner Bruder Seth geboren. Ich liebte ihn von dem Tag seiner Geburt unsterblich. Wir waren unterschiedlicher, wie es nicht sein kann. Während ich eher ruhig und schüchtern war. Zeigte sich seine Aufgedrehte und neugierige Art, schon in frühen Kindertagen. Unsere Eltern hatten alle Hände voll zu tun. Wir waren wie Hund und Katze. Doch der Zusammenhalt zwischen uns, war stärker als jeder Streit. Außer Mum und Dad, hatten wir keine Familie. Sowohl Mum als auch Dads Eltern, sind früh gestorben. Kurz nach Seths Geburt, starb die Mutter meines Vaters. Sie war die letzte unserer Großeltern. Die Schwester meiner Mutter, lebte in Deutschland. Der Kontakt zwischen den Schwestern, brach kurz nach Mutters Abschluss gänzlich ab. Sie war 3 Jahre Älter als Mum. Sie heiratete einen deutschen Wissenschaftler und bereiste mit ihm die Welt. Immer auf der Suche, nach neuen Ungeklärtheiten. Unsere Eltern hatten die Familienplanung abgeschlossen. Seth hielt sie genug auf trapp. Er war ein echter Wirbelwind. Und ich beobachtete schmunzelnd seine Attacken. Doch eine Feier, ein bisschen zu viel Wein und neun Monate später, kam unsere kleine Schwester Emily, am 03.11. 1994 zur Welt. Seth entpuppte sich als Beschützer und wurde sichtlich ruhiger. Unsere Eltern waren erleichtert über seinen Wandel und ich, genoss die Geborgenheit die uns geschenkt wurde. Meine Kindheit war vollkommen. Ich hatte großartige Eltern, tolle Geschwister und gute Freunde. Ich war gut in der Schule, schrieb immer gute Noten und hatte keine Schwierigkeiten zu folgen. Ich ging drei Mal die Woche zum Ballett. Mit mir war ich zufrieden. Ich war eher ein durchschnittliches Kind. Schon immer Blas, aber meine Haut war rein und weich. Ich habe braune dichte Locken und schokobraune Augen. Die Augen meines Vaters! Ich war immer schlank. Nicht schlaksig, aber auch nicht muskulös. Eben normal. Und ich war glücklich! Normal war alles was ich wollte und hatte. Aber auch alles, was mir in einem Augenblick genommen wurde. Ein Augenblick der mich und mein Leben, für immer änderte. Wenn ihr wissen möchtet was mir passiert ist, dann kommt mit mir. In die Zeit meiner Vergangenheit. Zurück zu der Zeit, vor meinem siebzehnten Geburtstag. ****************** Habt ihr Lust Bella in die Vergangenheit zu folgen? JA! Dann könnt ihr euch auf die nächsten Kapitel freuen. Ich wünsche euch alles Liebe. Bis zum nächsten Mal. jennalynn Kapitel 1: Freundschaft ----------------------- Hier bin ich mit dem ersten Kapitel. Es ist wahrscheinlich ein Einstieg der etwas gewöhnungsbedürftig ist. Es geht gleich los, ihr seid sofort mitten drin in Bellas Welt. Erst hatte ich vorgehabt, von dem Tag der alles verändert hat anzufangen. Ich hatte schon 7 Kapitel fertig, doch dann ist mir bewusst geworden, dass der Übergang zur Gegenwart nicht gepasst hätte. *stöhn* Also fang ich gleich in der Gegenwart an und die Vergangenheit, also alles was sie zu dem gemacht hat, was sie nun ist, werdet ihr im Laufe der Story erfahren. Es wird den ein oder anderen Flashback geben…JA JA JA ich weiß, einige lesen sowas nicht gern. Aber sorry Leute, anders geht es wirklich nicht. Es wäre Unsinn gewesen, jetzt erst die Vergangenheit zu erzählen und sie dann im Laufe der Geschichte noch einmal zu erzählen, wenn sie auf die Cullens trifft. ^.^ Ich wünsche euch viel Spaß! *************** Bella POV „Verflucht,… Bella die Bullen. LAUF!“ Noch immer auf dem Fahrersitz eines mir fremden roten Autos kniend, steckte ich meinen Kopf aus der Tür und sah die Straße entlang. Es war, wie in einer Slow-Motion-Aufnahme irgendeines Actionfilmes, bei dem es Idioten gab, die wie die besengten mit ihren aufgetunten Autos die Straßen entlang preschen und während sie um eine Kurve rauschen, die Zuschauer in Zeitlupe das geschehende verfolgen. Und dann, wie auf Knopfdruck, änderte sich die Geschwindigkeit und sie fahren im Halsbrecherischen Tempo weiter. Nur das es sich bei dieser Aufnahme nicht um Adrenalin Junkies handelte, die auf der Suche nach mehr Ansehen und dem nächsten Kick sind, sondern um niemanden geringeres, als die Polizei von Seattle höchstpersönlich. Die geradewegs aus einer Seitenstraße und nun, direkt auf uns zu kommen. Und das nicht, um uns eine Show zu liefern und in alter Verfolger Manier jemanden hinterherzujagen, nein… sie hatten ihr Ziel bereits gefunden. „Oh-oh,... scheiße“, schrie ich aus und hopste in einem Satz, rückwärts aus der Karre und nahm meine Beine in die Hand. Jake war dicht hinter mir und gab unentwegt Flüche von sich. Hinter uns gingen die Sirenen an und lieferten uns den besten Beweis, dass wir die Gejagten waren. Da musste uns irgendein Spießer vom Fenster aus beobachtet und die Bullen gerufen haben. Denn diese verdammte Straße war Menschenleer. Die Polizei von Seattle, nahm es sich nämlich seit geraumer Zeit immer mehr zur Aufgabe, die `gefährlichen Kinder´ wie man uns alle so schön nennt, von der Straße zu pflücken. Und dann kann es auch schon mal passieren, dass gleich eine ganze Eskorte anrückt. „So ein Mist, das verdammte Radio hatte sogar Bluetooth“, motzte ich luftringend. „Wir haben gerade ein ganz anderes Problem… und nun lauf schneller“, schrie mich Jake an und griff im gleichen Moment nach meiner Hand, um mich in eine kleine Seitengasse zu ziehen. Wir liefen wie die bekloppten von einer Seitenstraße in die nächste. Sahen uns pausenlos um und hetzten über befahrene Straßen, ignorierten das quietschen der Reifen und liefen weiter. Auch als schon lange kein Sirenenlärm mehr zu hören war, zog Jake mich erbarmungslos weiter. Man möchte meinen, ich sollte daran gewöhnt sein. Aber es war jedes Mal aufs Neue, anstrengend wie die Hölle. Meine Oberschenkel und meine Lunge brannten und ich stand kurz vor einem Herzinfarkt. „Warte, warte,… HALT. Ich kann nicht mehr“, japste ich. „Noch ein Stück, wir sind gleich an der Kellerlucke.“ Ich beneidete ihn für seine Ausdauer. Nach Kilometern hatte er noch immer Puste wie ein Taucher und verlor keinen Tropfen Schweiß, während ich auslief wie bei einem Sahara Spaziergang. Er wäre der optimale Spitzensportler, wären da nicht die Dopingtests. Ich lachte leise über meine Gedanken und bekam einen pissigen Blick von Jake zugeworfen. Er fand solche Situationen immer alles andere als spaßig. Erst an der Kellerluke registrierte ich meine Umgebung. Wir waren am westlichen Stadtbezirk von Seattle angekommen. Also ein ganzes Stück weg von `Zuhause´. Dennoch kannten wir jede Versteckmöglichkeit in der Stadt. So auch diese hier, eine offene Kellerlucke. Schon seit gut einem Dreivierteljahr unbemerkt, weil zu diesem Keller kein Mieter gehörte. Gut für uns, Pech für die Bullen. Hier würden die uns nie finden! Jake half mir hinein und kaum befanden wir uns in dem dunklen Raum, ließ ich mich keuchend auf den Boden sinken. Oh,… mir tat alles weh! Ein kichern aus der Ecke, ließ mich aufblicken. Ich strich mir die verschwitzten Haare aus dem Gesicht und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Das ist kein bisschen witzig“, blaffte ich ihn an. Lächelte aber im nächsten Moment selbst über mich. Es war doch jedes Mal das gleiche. Er... hinterher das blühende Leben, ich… der Gevatter Tod höchstpersönlich. Naja fast jedes Mal,… er konnte auch nicht mehr so oft, wie er wollte. „Du hast Recht, das ist wirklich nicht witzig“, sprach er nun ernst und ich seufzte. „Komm wieder runter, es ist nichts passiert.“ Er schnaubte und kam langsam zu mir. Seine riesige Gestalt würde wohl jedem, auf dem Boden kauernden Mädchen, Angst machen, doch mich beeindruckte es eher. Ich wusste, er würde mir niemals weh tun. Er würde sich für mich, vor einen Zug schmeißen, könnte er mein Leben dadurch retten. Nur gab es keine Möglichkeit mein Leben zu retten, genauso wenig wie es eine für sein Leben gab. Wir waren verloren und…das ist auch gut so! Auch wenn ich meinen besten Freund, den mit der dunklen Haut, den schwarzen, kurzen Haaren und den schwarzen ehrlichen Augen nicht Tod sehen möchte, so war es doch unvermeidlich. Jacob machte nicht den Eindruck verloren zu sein. Seine Statur war Wahnsinn, er hatte dicke Muskelstränge, die so wie es schien, jede Nacht an Härte zunahmen. Jeder der ihn kannte, fragte sich, wo sein Körper diese Energie hernahm? Er war einer der ganz wenigen, bei denen das Heroin ("H" = Eitsch) kaum SICHTBARE Spuren hinterließ. Er hatte immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen und einen äußerst stark, ausgeprägten Beschützerinstinkt. Die meiste Zeit am Tag, verbrachte er damit zu lachen und andere zum Lachen zu bringen. Er hat eine gute Seele und einen tollen Charakter. Er sieht furchtbar gut aus und er ist stark, sehr stark. Doch alle die ihn genauer kennen wissen, dass er diese Stärke nur auf seine Muskeln beziehen kann. Denn tief drinnen, ist er genauso gebrochen wie jeder andere von uns. Und… er ist alles was ich noch habe! Er ließ sich neben mir nieder und legte mir einen Arm um die Schultern. Zog mich an sich und ich lehnte meinen Kopf an seinen breite Brust. „Es wird immer schlimmer. Sie jagen uns wie räudige Hunde. Vor einem Jahr, hätten sie einen Streifenwagen losgeschickt, der viel zu langsam gefahren wäre, nur weil die gelangweilten Polizisten keine Lust auf ein Katz und Maus Spiel gehabt hätten. Angekommen am Tatort, hätten sie Notizen gemacht, mit dem Betroffenen gesprochen, einige Aussagen aufgenommen, diese abgestempelt und dann, zu einer dicken Akte gelegt. Jetzt verfolgen sie uns durch die ganze Stadt, mit Blaulicht und mehr als zwei Streifenwagen.“ Ich hörte ihm schweigend bei seinem Monolog zu. Kuschelte mich dichter an ihm und schloss erschöpft die Augen. „Chrisi und Danny wurden vor zwei Tagen geschnappt. Stella sagt, man hat sie abgeführt wie Schwerverbrecher. Mit Handschellen und Blaulicht. Dabei ist Danny, noch keine 14 Jahre. Sie machen sich keine Gedanken um die Seele eines Kindes. Es ist ihnen egal, so wie es allen egal ist. Hauptsache von der Bildfläche verschwunden, damit kein Ärger mehr entstehen kann. Doch warum es zu dem Ärger kommt, das fragt sich keiner.“ Ich seufzte leise. Davon hatte er mir noch gar nichts erzählt. Er musste es gestern erfahren haben, als er allein los musste, weil es mir so dreckig ging. Normalerweise zogen wir nie alleine los. Uns gab es immer nur zusammen. „Was meinst du, wo werden sie hingebracht?“ Er zuckte die Schultern. Ich hatte mich mit beiden gut verstanden. Sie waren noch nicht lange hier, waren noch unerfahren und das, wurde ihnen sicher zum Verhängnis. Unaufmerksamkeit kann schlimme Folgen haben! In manchen Fällen, sogar den Tod bedeuten. Je nachdem, wie tief man schon in der scheiße steckt. „Ich werde sie vermissen“, flüsterte ich. „Sie werden nicht die letzten sein“, sprach er ernst. „Die Zeiten ändern sich, Jacob. Es wird auch wieder ruhiger werden“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Auch wenn er in der meisten Zeit gut drauf war, so war er niemals unvorsichtig und naiv. Jacob kann in den heikelsten Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Und bis jetzt, hat uns das immer wieder den Arsch gerettet. Er wusste, wann es ernst wird und dann, wusste er was zu tun ist. Seine größte Schwäche, war die Angst um mich. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu beschützen. „Ja,… nur fragt sich, wie viele bis dahin noch geschnappt werden?“ „Schuld sind die großen Dealer und die Zuhälter. Da brauchen wir uns nichts vormachen. Die Vorfälle auf den Straßen häufen sich. Sie handeln immer mehr ohne zu denken, es wird immer schlimmer. Und da sich die Behörden an die großen Fische nicht ran trauen, machen sie jagt auf die kleinen“, er seufzte. „Ja, auf uns. Als würde Ordnung auf den Straßen herrschen, wenn wir alle von der Bildfläche verschwinden. Das heute war verdammt knapp. Es wird immer schwerer für uns zu überleben.“ „Aber es ist machbar“, versuchte ich ihn zu überzeugen. Denn ich wusste, was nun kommen wird. Er wird nun anfangen mir zu erzählen wie scheiße alles ist und…das ICH, hier irgendwie raus musste. Als wüsste ich nicht selber, in was für einem Dreck wir leben. „Verdammt,… es hätte niemals so weit kommen dürfen. Hätte ich nur genug auf euch aufgepasst.“ Ich stöhnte. „Jacob,…“, ich richtete mich auf und nahm sein Gesicht in meine Hände, zwang ihn mich anzusehen. „…hör auf damit. Was geschehen ist, ist nicht deine Schuld und das weißt du“, traurig schüttelte er den Kopf. „Ich habe zwei Mal versagt. Und das werde ich mir niemals verzeihen. Leah könnte noch leben und du,… ihr beide wärt niemals an der Nadel gelandet.“ Ich atmete tief ein und aus. Diese Schuld zerfraß ihn innerlich. Obwohl ich es bin, die ganz allein die Schuld an alle dem trägt. „Wann wirst du nur endlich verstehen, dass es niemals deine schuld gewesen ist? Du hast alles versucht, um uns vor diesem Schicksal zu bewahren. Doch wir waren es gewesen, die den Moment ausgenutzt haben. Also hör auf jetzt damit anzufangen, ich kann das heut einfach nicht hören.“ „Ja, weil ich zu schwach war um diesen Moment zu vermeiden. Ihr wart so unglaublich jung, ihr wusstet nicht auf was ihr euch da einlasst. Ich hätte es verhindern müssen. Ihr hättet mir niemals begegnen sollen.“ Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Sag sowas nicht. Du warst für uns da, du hast uns geholfen. Ohne dich wären wir verloren gewesen.“ „Als hätte ich euch je eine andere Möglichkeit bieten können! Es war von vorn herein klar, das ihr zu dem werden würdet, was ich zu diesem Zeitpunkt schon war. Und doch,… hab ich euch aufgenommen. Ohne mich,… wärt ihr besser dran gewesen und Leah,… würde noch leben.“ Ich schüttelte stur den Kopf. Die ersten Tränen begannen zu laufen. Ich konnte es nicht ausstehen, wenn er so redet. „Wie oft müssen wir diese Unterhaltung noch führen? Immer wenn etwas schief geht, fängst du mit diesem Thema an. Ich bin es so leid Jacob, warum kannst du es nicht einfach darauf beruhen lassen? Aber wie du willst, dann kauen wir es eben erneut durch und fallen anschließend wieder in den Abgrund voller Schuldgefühle und Selbsthass, bitte wie du willst… Und wir wären auch so an die verdammte Nadel gekommen. Das müsstest du doch am besten wissen. Meinst du wirklich, wir hätten einen Ausweg aus dieser ganzen Scheiße gefunden?“ „Ihr hättet es geschafft, da bin ich mir sicher.“ Nun wurde ich langsam wütend. „Deine Schuldgefühle machen dich verrückt, Jacob Black. Wenn hier jemand an ihnen zu Grunde gehen muss, dann ich. Ich war es, die mit Begeisterung ihre Worte von Flucht gelauscht hat. Und ich war es, die mit ihr aus diesem gottverdammten Heim geflohen ist. Und ich war es, die von dem Gedanken zu Drücken genauso angetan war wie sie. Und ich war es, die ihr dabei geholfen hat, sich den ersten Schuss zu setzen und ich war es auch, die mit dabei gewesen war, als sie das Zeug von diesem Wixer von Dealer gekauft hat. Ich war diejenige, die nichts von alle dem verhindert hat Jacob, ich war dabei gewesen,… nicht du! Und als sie darauf bestand, das neue Eitsch (Heroin) als erstes auszuprobieren, auch da habe ich nicht eingegriffen, sondern sie einfach machen lassen. Und stell uns nicht so hin, als wären wir naiv gewesen. Leah und ich wussten beide ganz genau auf was wir uns da einlassen. Wir haben mit Bedacht diesen Weg gewählt, also hör auf dich wegen Sachen fertig zu machen, an denen du keine Schuld trägst.“ Während meiner Rede liefen mir unaufhörlich Tränen über die Wangen, die er mit einem gequälten Blick verfolgte und mir stumm zuhörte. „Und wo war ich, als so vieles passiert ist, was nicht hätte passieren dürfen?“ „Jake,…“, flüsterte ich mit bedrückter Stimme. „Nein, sag es Bella. Sag, dass ich auf Turkey (Entzugserscheinungen) und nicht stark genug war, um auf euch zu achten. Sag, dass ihr meinetwegen erneut los in die Stadt seid, um Heroin zu besorgen. Ihr aber auf Grund des wenigen Geldes und wegen eigenen anfänglichen Entzugserscheinungen gezwungen wart, ein Päckchen von einem unbekannten Dealer zu kaufen. Ein Dealer, der nur die Hälfte verlangte und euch anstatt Heroin, Strychnin (giftiges Alkaloid, geringe Menge tödlich) gab. Und sag auch, dass ich nicht einmal gefragt hatte, wie ihr an drei Portionen herangekommen seid, wo doch das Geld niemals für so viel gereicht hätte. Sag, dass ich es einfach hinnahm und in diesem Moment nur an mich und meinem Druck dachte.“ Schniefend stand ich auf und taumelte einige Schritte zurück. Sah mit verschleiertem Blick auf ihn hinunter und fing seinen geplagten Blick ein. „Wir können uns beide so viel Schuld daran geben, wie wir möchten. Davon wird Leah auch nicht wieder kommen. Sie hätte nicht gewollt, dass wir uns wegen ihres Todes so fertig machen. Sie wusste, die Straße würde ihren Tod bedeuten und sie hat es mit einem Lächeln akzeptiert. Es hätte nicht so früh sein dürfen, da geb ich dir Recht. Aber was darf schon sein und was nicht? Gerade du müsstest doch wissen, dass das Schicksal es niemals gut mit uns meint und nur auf eine neue Gelegenheit wartet, um uns in den Arsch zu ficken“, schluchzte ich und vergrub mein Gesicht in den Händen. Leahs Tod nahm mich noch immer furchtbar mit. Sie war meine beste Freundin. Nein, das stimmte nicht einmal, sie war wie eine Schwester für mich. Wir gehörten zusammen. Durch sie konnte ich meine Vergangenheit hinter mir lassen. Wir gingen diesen Weg gemeinsam und hatten uns geschworen, ihn gemeinsam zu beenden, sollte einer von uns etwas passieren. Doch soweit kam es nicht, denn ich weiß, sie hätte nicht gewollt, dass ich ihr SO… in den Tod folgen würde. Und nachdem wir Jacob getroffen hatten, war klar, sollte einer sein Ende finden, dass die beiden anderen weiter machen würden. „Kämpfen bis zum Schluss“, das war ihr Lieblingsspruch. „Doch für was kämpfen wir eigentlich?“, hatte ich sie einmal gefragt. Diese Frage konnte sie mir nicht beantworten. Sie sagte nur „Die Zeit wird es uns zeigen“. Damals hatte ich es nicht verstanden, jetzt tu ich es. Und alles für was ich kämpfte, war die Freundschaft zu Jacob. Denn wir beide waren verlorene Seelen, die das Glück hatten, einander zu haben. Und genau dieses Glück, erhob sich langsam und kam auf mich zu. Er schloss mich ohne ein Wort in seine Arme. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er mich zum Weinen gebracht hat, konnte aber einfach nicht aufhören mich überzeugen zu wollen. Er führte einen Kampf, den er einfach nicht gewinnen konnte. Er konnte mich nicht gehen lassen, aber genauso wenig, konnte er mit dem Gedanken leben, das ich auf der Straße krepieren würde. WENN… ich Hoffnung hätte, würde ich um SEIN Leben wahrscheinlich genauso kämpfen. Weinend, vergrub ich mein Gesicht an seine Brust und er seines in meinen Haaren. Ich krallte meine leicht zittrigen Hände in seine Lederjacke und atmete seinen beruhigenden Duft ein. Mir war etwas schwindlig und mein Kopf pochte. Mein Mund war voller Speichel. Es war nichts Neues für mich, ich wusste was mit mir los war. Lange hielt er mich, bis wir uns beide beruhig hatten. Ich hob den Kopf und lächelte ihn träge an. Er erwiderte es und strich mir mit beiden Daumen die Tränen von den Wangen. „Ich würde es nicht ertragen, dich auch noch zu verlieren“, flüsterte er heiser. „Und ich kann es nicht ertragen, dich zu verlieren. Also bitte tu mir den gefallen und hör endlich auf damit. Bitte Jacob, ich kann es nicht ertragen, dich so leiden zu sehen. Wir wissen doch beide, das wir keinen Ausweg haben, also hör auf ständig fieberhaft einen für MICH zu suchen. Ich werde dich nicht allein lassen.“ Er sah mich gequält an. „Bella, du weißt was ich möchte.“ „Ja und du weißt, das ich es nicht möchte, also erspar uns beiden diese Diskussion.“ Ein Hustenanfall schüttelte mich und er hielt mich schützend fest. „Schau dich an, schau was das Zeug mit dir macht. Bitte Bella, tu es für mich. Begib dich in Therapie, du kannst es schaffen“, flehte er. Wie so oft und wie so oft, schüttelte ich den Kopf. „Ich gehe nirgendwo ohne dich hin. Und du weißt so gut wie ich, dass ich zu tief drin stecke, um etwas an meiner Lage ändern zu können. Hör auf mit deiner Wiedergutmachung und lass uns einfach weiter machen, ja?“ „Weiter machen? Wie lange soll das gehen? Wer, wenn nicht du, kennt meinen Gesundheitszustand? Das Heroin ist dabei sich durch meine Organe zu fressen. Und bei dir fängt es auch schon an. Meinem Tod gehe ich lachend entgegen, aber deinen kann und will ich nicht akzeptieren“, schrie er aufgebracht und sah mir fest in die Augen. Mit einem traurigen Lächeln, legte ich ihm eine Hand auf die Wange. „Warum nicht? Immer wieder das gleiche Gespräch. So oft reden wir darüber. Ich kann es nicht mehr hören. Verdammte scheiße, es ist wie es ist, nun akzeptier es endlich. Ich hab dich lieb Jake, aber manchmal kannst du furchtbar anstrengen sein.“ Er stöhnte genervt. „Versteh doch, dass ich dich beschützen möchte", sagte er trotzig wie ein kleiner Junge. Er war so süß, wenn er den großen Bruder raus hängen lässt. Und doch genauso nervig. „Jacob,…“, mir wurde es langsam zu blöd. Er steigerte sich mal wieder in etwas rein, über das es keinen Grund mehr zum reden gab. Seit Jahren das gleiche Gespräch, immer und immer wieder. Als hoffe er, mich irgendwann überzeugen zu können. Es war absurd! Der Tod war ständiger Begleiter meines Lebens, also warum sollten seine Worte mich in irgendeiner Weise abschrecken? Er tat das immer nur, wenn er zu lange kein Dope im Blut hat. Dann wird er immer furchtbar melodramatisch. „…Wollen wir beide wetten, dass du in weniger als einer Stunde wieder normal im Schädel bist und endlich aufhörst solch einen Bockmist zu quatschen. Also bitte, tu mir den Gefallen und halt eine Stunden deine Klappe, mein Schädel pocht so schon genug.“ In einer Stunde sollten wir in etwa `Zuhause´ sein. Dann konnte er sich eine Nadel in den Arm rammen und aufhören über zu reagieren. Ja ich weiß,… es ist scheiße und hört sich echt heftig an. Aber so war unser Leben und für mich gab es ganz einfach keinen Grund, mich deswegen verrückt zu machen, wo wir doch beide ganz genau wissen, dass es früher oder später eh alles egal sein wird. Und lange Gespräche und Änderungsvorschläge keinen Sinn haben weil,… wir beide ganz einfach nicht stark genug sind, uns dem Heroin zu entziehen. Dafür hat es uns zu sehr in seiner Gewalt. Das Problem bei Jacob war ganz einfach. Das sich nach der Wirkung, augenblicklich sein Gehirn anstellt und er ziemlich gut darin ist, das offensichtliche zusammenzutragen und sehr schnell zu merken, wo dieser Weg hinführen wird. Ich war besser darin die Vernunft auszublenden, weil ich wusste, dass sie am Ende doch verlieren würde. Die Sucht war einfach größer. Ich kann mich ganz einfach besser mit unserem Los abfinden, als er sich mit MEINEM abfinden kann. Sein eigenes geht im hinten rum vorbei, doch meines hegt und pflegt er. Er seufzte ergeben, kratzte sich den Hinterkopf und strich mir mit der anderen Hand leicht über die Wange. „Komm,… lass uns `Nachhause´ gehen, du brauchst einen... Druck!“ Erleichtert nickte ich, stellte mich auf Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Ich wusste dieses Gespräch war noch lange nicht beendet. Das würde es wahrscheinlich erst sein, wenn einer von uns den Kampf gegen das Eitsch verloren hat. Aber fürs erste, hat wie immer… das Verlangen gesiegt. Denn auch er schlitterte gerade auf direkten Weg in den Entzug hinein. Und das war etwas, was kein Junkie ignorieren konnte. Hand in Hand, liefen wir unserer ungewissen Zukunft entgegen. ******* Puhhhhhh *schweiß von Stirn wisch* Wie ich Anfänge hasse *lach* Ich tu mich bei jedem Anfang und jedem Ende immer furchtbar schwer -.- Aber ich hoffe doch, es war spannend und ergab wenigstens einen Sinn. Auch wenn ihr mit vielem noch nichts anfangen konntet so schwöre ich…BALD werdet ihr es können. Es ist wirklich extrem schwierig so etwas zu schreiben. Ich will bei diesem Thema wirklich NICHTS beschönigen oder herunterspielen. Heroinsucht ist meiner Meinung mit unter das schrecklichste was es geben kann. Aber es ist dennoch beinahe unmöglich, es aus Bellas Sicht NICHT hinunter zu spielen. Denn sie ist die Süchtige, also kann ich schlecht davon sprechen wie schlecht und gefährlich alles ist, wenn sie es anders sieht. Merkt euch, dass bitte auch für die anderen Kaps die noch kommen werden. ^^ Ich hoffe ihr versteht was ich euch damit sagen wollte? Ich schreib mich nämlich gerade schon wieder um Kopf und Kragen *Kopf kratz* Ich hab meine Arbeit getan, jetzt seid ihr dran! *Lolli im Mund steck* Bis in einigen Tagen GLG jennalynn Kapitel 2: Zuhause ist da... ---------------------------- Ein neues Kapitel für euch. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen wie ihr es finden werdet. Speedy hat wie immer tolle Arbeit geleistet! Viel Spaß! ************ Bella POV Aus meinem aufrechten Gang, wurde mehr und mehr ein humpelndes krümmen. Jake stütze mich, während mich leichte Magenkrämpfe heimsuchten. Wir waren nun schon beinahe eine dreiviertel Stunde unterwegs. Es musste nach 20 Uhr sein, es nieselte, sehen konnte man kaum etwas. Dem Himmel sei Dank, waren wir bald `Daheim ´. Hätten wir geahnt, was für Komplikationen auf uns warten, hätten wir sicher vor unserem Aufbruch noch gedrückt. Oder, wenigstens was mitgenommen. Wir wollten nur ein Autoradio klauen, um morgen nicht so viel Geld anschaffen zu müssen. Gestern hatte Jake ganz gut zusammenbekommen. Es reichte heute für den ganzen Tag, somit hatten wir es uns erlaubt, faul zu sein und einfach den Tag im Lagerhaus zu verbringen. Wie genau er an diesen Batzen Geld gekommen war, möchte ich lieber nicht wissen. Bei der Menge Dope, die er dabei hatte war sicher, dass er ein großes Ding gedreht haben musste. Die Straßen waren Tags noch gefährlicher, als in der Nacht. Obwohl das wahrscheinlich von der Sichtweise abhing. Für uns jedenfalls, ist die Nacht, die sicherste Zeit. Die Zeit, in der der Abschaum aus seinen Löchern kommt. Dealer, Zuhälter, Nutten, Stricher und noch so viele mehr, vor denen jeder gut behütete Bürger reiß aus nehmen würde. Uns konnten diese Gestalten weniger anhaben, als die Bullen. Sie versuchten genauso zu überleben, wie jeder andere hier. Auf der Straße, lernte man automatisch zu tun, was verboten war! Deswegen sind wir erst am Abend los. Wir haben noch genug Dope für morgen früh, doch dann müssen wir wieder was besorgen. Man sollte immer zusehen, genug Reserve an Geld oder aber eben Heroin zu haben, falls es einen Tag gibt, an dem nicht so viel abfällt. Diese Tage gab es leider häufiger, als gut für uns war. „Soll ich dich tragen?“, fragte er mich nun schon das fünfte Mal, seit 10 Minuten. „Immer noch nein…“, stöhnte ich. „…dir geht es selbst beschissen.“ Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie er die Augen verdrehte, bevor ich den Boden unter den Füßen verlor. Ehe ich mich versah, hing ich über Jakes Schulter und fluchte leise. Er lachte und marschierte mit mir davon. „Ehrlich, das ist absolut nicht notwendig“, schnaufte ich und hustete im selben Moment kräftig. „Nein, natürlich nicht“, sagte er trocken. Ich gab mich geschlagen und ließ, wie ein waschechter Verlierer, die Arme baumeln. Eigentlich tat es ganz gut, nicht selbst laufen zu müssen. Ich hasste diese Momente. Man fühlte sich ausgeschissen und einfach nur schrecklich. Mit meiner zitternden Hand, wischte ich mir den kalten Schweiß von der Stirn und richtete all meine verbliebene Konzentration auf Jacobs gleichmäßige Schritte, um mich etwas von den Schmerzen und dem beklemmenden Gefühl abzulenken. Ich sah mit einem innerlichen seufzen, wie seine Jeans an seinen Waden klebte und spürte das Beben seines Körpers. Die ersten Anzeichen, machten einen nicht ganz so sehr zu schaffen, aber es dauert nicht lange, bis es ungemütlich wird. Wir hatten Seattle schon verlassen und befanden uns auf einem abgelegten, bewucherten Betonpfad. Nur wer Bescheid wusste, würde ihn entdecken. Glücklicherweise, wusste so gut wie niemand Bescheid. Vor einigen Jahren, hatte Jake ihn durch reinen Zufall entdeckt. Von der Neugierde gepackt, folgte er ihm. Er führt in einen großen Wald hinein. Die Betonplatten sind teilweise so beschädigt, das sie an vielen Stellen nicht einmal mehr zu erkennen sind. Die Natur hatte sich ihrer angenommen. Aber irgendwann lichtet sich der Wald und entblößt einen eher, grauen Flecken zwischen all der Natur. Wahrscheinlich hat das Gelände mal dem Militär vor vielen, vielen Jahren gedient. Als Waffenlager oder was auch immer. Viel war nicht mehr übrig. Zwei Lagerhallen, eine zur Hälfte eingestürzt und ohne Dach. Die andere in wesentlich besserem Zustand, in der lebten wir, wenn man es denn so nennen konnte. Der Platz war, wie schon der Weg, mit Betonplatten ausgelegt. Sonst gab es viele Trümmer, Schutt und Ruinen. Man konnte sich jedenfalls sicher sein, das noch weitaus mehr Gebäude hier gestanden haben mussten. Einige Umrisse waren noch immer zu erkennen. Sowie ein alter, verrosteter Wasserturm und ein Aussichtsturm. Aber alles so veraltet und wackelig, das man gut daran tat, Abstand zu halten. Es war nicht unbedingt der Traum eines jeden Mädchens, aber wir konnten mit Gewissheit sagen, dass wir es noch besser getroffen hatten, als viele andere von uns. Viele der anderen, hatten noch nicht einmal ein Dach über den Kopf. Nein,… wir hatten es wirklich gut getroffen. Und das Beste,… niemand außer uns, kannte diesen Ort. Bis auf einige Kinder, die im Laufe der Zeit durchs spielen hierhergefunden hatten, hatten wir nie Besucher. Wir hatten ihnen klar gemacht, dass sie nicht noch einmal hierherkommen sollten und sie gut daran täten, es niemanden zu sagen. Sie mussten sich daran gehalten haben! Hier fühlten wir uns sicher und,… ja irgendwie Zuhause. Wir mussten keine Angst haben, entdeckt zu werden. Mussten uns nicht pausenlos umsehen und das Beste, wir konnten uns hier frei bewegen. Einige Schritte in östlicher Richtung, kurz bevor der Wald wieder anfing, floss ein kleiner Bach. Das Wasser war sauber und klar. Es ermöglichte es uns, unsere Kleider und uns selber zu waschen. Die Kälte machte uns nichts aus. Wer in dieser Gegend lebt, gewöhnt sich an die Kälte und den Regen. Es war für uns so normal, wie für andere Sonnenschein. Natürlich badeten wir nicht unbedingt im Winter, aber in allen anderen Jahreszeiten schon. Mittlerweile war es Anfang März, der Winter war hart gewesen. Aber auch den hatten wir überwunden, nun wurde es allmählich milder. An manchen Abenden, mussten wir nicht einmal Feuer machen. Wir hatten hier ausreichend zu trinken und wir hatten unsere Ruhe. Essen war bei uns ebenso Mangelware, wie für jeden anderen Obdachlosen auch. Das gute war nur, das Heroin einem den Appetit und den Hunger nahm. Wir aßen demzufolge viel zu wenig, aber es reichte, um uns bei Kräften zu halten. Hatten wir Glück mit Lebensmitteln, so vergruben wir sie mit einer Plastiktüte, in der Nähe des Flusses. Die Erde dort ist so kalt, das sie uns nicht so schnell verderben. Wir hatten eine kleine Feuerstelle in unserem,… mmmh wie sollte man das nennen? Wohnraum? Nun ja in dem Raum, in dem wir uns die meiste Zeit aufhielten. Der einzige, in dem kein Fenster zerbrochen war. Holz gab es im Wald genug und Feuerzeuge oder Streichhölzer, gehörten zu einem Junkie, wie die Droge selbst. Wir brauchten nicht frieren und konnten warm essen. Wieder ein Privileg, das wir den anderen Straßenbewohnern voraus hatten. Büchsenessen! Tja,.. besser als nichts! Wenn man die Umstände betrachtete, hatten wir es uns sogar recht nett gemacht. Ich achtete ständig darauf, dass die Kleider sauber sind und kein Müll rumliegt. Jake ist das eigentlich einerlei, aber von meinem Argument, das ich meine Matratze mit keiner Ratte teilen wollte, war er dann doch überzeugt und unterließ es, seinen Müll rumliegen zu lassen In diesem Raum gab es außer der Feuerstelle, eine alte große Matratze, auf der locker vier Leute Platz hätten und dazu viele Decken und Kissen. Neben der Matratze, standen zusammengewürfelte Schränke vom Sperrmüll, in denen jeder seine Privatsachen und Kleider unterbringen konnte. Dann noch ein altes abgewetztes Ledersofa und ein kleiner Wohnzimmertisch, an dem schon der Lack abblättert. Für Licht, sorgten zwei Petroleumlampen. Jacobs ganzer Stolz! Ursprünglich waren es mal drei. Nun ja, ich hatte eine entschärft. Jake war ganze zwei Wochen pissig auf mich. Seit dem, durfte ich den Dingern nicht mehr zu nahe kommen. Er hatte sie auf einem Trödelmarkt, vor 4 Jahren geklaut. Sie verbrauchten wenig von dem Zeug, was sie brennen lässt und wenn es zu Neige geht, besorgen wir uns neues. In ganz seltenen Fällen, kaufen wir es sogar. Das war es genaugenommen, aber es reichte vollkommen aus. „Nun lass mich schon runter, wir sind doch gleich da“, sprach ich abgehackt, als auch er zu husten begann. Ohne murren tat er es. Trotz Dunkelheit konnte ich, den Schweiß auf seinem Gesicht glänzen sehen. Wir stützten uns den Rest des Weges gegenseitig und atmeten beide erleichternd durch, als wir die Umrisse der Hallen sahen. Innen angekommen, ließ ich mich augenblicklich auf die Matratze fallen. Jake machte Licht und ging zu einem der Schränke. Der Turkey machte mir schwer zu schaffen. Die Magenkrämpfe wurden stärker. Leise wimmernd, rollte ich mich zu einem Ball zusammen und kniff die Augen zu. An den ekelhaften, kalten Schweiß konnte man sich gewöhnen, aber diese Schmerzen waren kaum auszuhalten. Und dies war gerade erst der Anfang! Meine Kopfschmerzen hatten ebenfalls an Intensität zugenommen und meine Knochen schmerzten bei diesem ständigen gezittere. Ich atmete abgehackt durch den offenen Mund und wünschte mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als einen Schuss. „Gleich Süße, ich bin gleich fertig“, wisperte mir Jake zu und strich mir die verklebten Haare aus dem Gesicht. Angestrengt öffnete ich die Augen und sah mit glänzendem Blick das Besteck, welches er vor mir auf den Boden ausgebreitet hatte. Obwohl es auch ihm schlecht ging, kümmerte er sich erst einmal um mich. Das war der beste Beweis einer Freundschaft, den ein Fixer einem anderen machen konnte. Denn in den meisten Fällen, dachte jeder erst an sich. Während Jake die Hälfte von den ganzen Gramm auf den schwarzgefärbten Löffel tat, versuchte ich meinen rechten Arm, so gut es mir möglich war, aus dem lästigen Stoff zu befreien. Er reichte mir wortlos und ohne mich anzusehen, mit einer Hand das Band zum Abbinden, mit der anderen tröpfelte er etwas Wasser und Zitronensaft zum Heroin dazu. Als ich bereit war, ließ ich mich stöhnend zurückfallen und pumpte mit der Faust ordentlich, ehe ich sie fest zusammenhielt. Das klacken des Feuerzeuges jagte einen Schauer über meinen nassen Rücken. Die Härchen an meinen Armen stellten sich auf und meine Zehen, bogen sich vor freudiger Erwartung nach oben. Mit verschleierten Blick sah ich, wie er die Spritze hob und leicht mit dem Nagel seines Zeigefingers dagegen schnipste, dann wandte er mir wieder seinen Blick zu und lächelte leicht, bevor er meinen Arm packte und ihm seine Aufmerksamkeit schenkte. Er strich einige Male mit dem Daumen über meine Armbeuge, es war nicht leicht, dort noch einen geeigneten Platz zu finden. Es war generell nicht leicht, überhaupt noch einen Platz zu finden. Mein ganzer Körper, war mit Thrombosen übersät. Seine Hand zitterte stark, dennoch vertraute ich ihm. Ehrlich gesagt, war es mir im Grunde auch vollkommen egal. Den Stich spürte ich schon gar nicht mehr und an das Verfehlen der Venen, gewöhnt man sich. Meine Treffsicherheit, wäre in diesem Moment, wesentlich geringer als seine. Als die kleine Spitze, meine Haut berührte, stieß ich einen Schwall angestauter Luft aus und schloss die Augen. Dann kam der Stich, er saß perfekt. Und im gleichen Moment, das gewünschte Gefühl der Schwerelosigkeit. Mein Oberkörper bäumte sich auf, während er langsam das Gift in meine Vene pumpte. Ich stöhnte und keuchte, schnell und laut! Eventuelle Spaziergänger würden meine Laute mit Gewissheit anders interpretieren. Denn es hörte sich bei mir WIRKLICH IMMER… ziemlich laut und leidenschaftlich an. Aber das war es auch. Die Ekstase schlechthin! Alles flog an mir vorbei, meine Welt wurde plötzlich locker und flockig und bunt,… so bunt! Sie verschlang mich in einem Moment, vollkommender Glückseligkeit. ___________ Ich öffnete die Augen, der Flash war vorüber. Mein Atem war flach, meine Sicht benetzt. Wohlige Wärme durchströmte meine Glieder, meine Knochen, zog sich um meine Organe und trat bis ins Rückenmark vor. Ich setzte mich auf, strich mir übers Gesicht und hielt Ausschau nach Jake. Er saß auf dem Sofa, den Kopf nach hinten auf der Lehne gelegt, die Beine weit von sich gestreckt. Den linken Arm noch immer abgebunden und die Spritze schlaff in der rechten Hand. Ein Lächeln zierte meine Lippen, als ich mich erhob und träge zu ihm rüberging. Ich ließ mich neben ihm nieder und löste das Band. Nahm ihm die Spritze aus der Hand und legte sie vorsichtig auf den kleinen Tisch, neben dem restlichen Dope und der anderen Spritze. Leicht strich ich ihm über die Wange, seine Augen waren halb geöffnet. Er regte sich und öffnete sie ganz. Ich beugte mich über ihn, er lachte, als ich in sein Blickfeld trat. Ruckartig richtete er sich auf, schubste mich richtig aufs Sofa und stürzte sich augenblicklich auf mich. Ich kicherte, als er begann mich zu kitzeln. Diese unbeschwerten Momente waren… die schönsten, dieses Gefühl des Wohlbefindens… das befriedigendste und dieser Mann… der beste Freund, denn man sich wünschen kann. „Lass mich los Jake“, japste ich luftringend. Lachend stand er auf und schnappte sich die beiden Spritzen. Lief lässig zu dem Eimer neben der Tür. Dort war frisches Wasser drin und in dem kleinen daneben… nun, dessen Inhalt muss man nicht genau erörtern. Er zog frisches Wasser auf und spritze den Inhalt in den kleineren. Das wiederholte er, bis die Spritzen sauber waren. Jeder hatte sein eigenes Besteck. In ganz seltenen Fällen, benutzten wir die gleiche Kanüle. Wir achteten sehr darauf, eventuelle Infektionen zu vermeiden. Wir konnten mit Sicherheit sagen, beide gesund zu sein. Niemand von uns, hatte jemals das Besteck eines anderen Fixers geteilt. Dennoch konnte das teilen der Kanüle, Entzündungen oder Bakterien mit sich führen. Das sind alles Dinge, über denen sich andere keine Gedanken machen. Ihnen ist alles egal. Wir hatten das Glück, das wir jemanden hatten, der uns nicht egal ist. Und wenn man dieses Glück hat, dann beginnt man seine Handlungen zu überdenken, um dem geliebten Menschen schützen zu können. Er räumte alle Utensilien wieder zurück in die Schublade und schmiss sich neben mich aufs Sofa. Seine Stecknadelkleinen und starren Pupillen, nahmen mich gefangen. Seine Augen waren geschwollen, er sah im wahrsten Sinne des Wortes, zugeballert aus. Ich kicherte und kuschelte mich an ihn. Geistesabwesend streichelte er meine Schulter. Wir genossen die starke Wirkung, sie verflog viel zu schnell wieder. Es dauerte in der Regel 5 – 6 Stunden, doch das Hochgefühl, in welches wir gerade schwebten, ebbt schon sehr viel früher ab. Dauerkonsumenten erhalten kaum noch Befriedigung, allein die Vermeidung von Entzugserscheinungen ist das Ziel! Tja,… und bei uns war es so! Früher, waren wir Stundenlang platt. Wir schwebten in einer Dauerwolke der Euphorie. Es war der absolute Wahnsinn, man hatte endlich das Gefühl mit sich selbst im Reinen zu sein. Niemand hatte uns gesagt, dass es nicht immer so sein wird. Wenn wir jetzt drücken, hält das euphorische Gefühl nicht mehr lange an. Ein geringer Preis, für die Strapazen die wir auf uns nehmen. Aber wie auch bei uns, ist die berauschende Wirkung nicht der eigentliche Grund. Der Grund, warum mehr als die Hälfte zu drücken beginnen, ist die Flucht vor dem Erlebten. Das Eitsch (Heroin) hilft zu verdrängen und es ist,… wirklich gut darin. Wir brauchten etwas um zu vergessen und fanden es, im Heroin. Heute drücken wir nur noch aus drei Gründen. Weil wir abhängig sind und ohne nicht mehr klar kommen, weil wir keinen Grund haben, es ohne versuchen zu wolle und weil es auch ohne lange euphorische Wirkung, noch immer die Erinnerungen verdrängt und das glücklicherweise dauerhaft. Tauchen Probleme auf,… dann DRÜCK sie weg! Für mich reichte der letzte Grund aus, um weiter zu machen. Wenn ich vor eins mehr Angst habe, als vor dem Entzug, dann vor der Zeit danach und die Gedanken und Erinnerungen die mich dann wieder heimsuchen werden. Noch einmal, würde ich sie nicht aushalten können. Nein nie wieder, wollte ich daran erinnert werden, was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin. Lieber würde ich sterben! Und so wie es im Moment war, gefiel es mir ganz gut. Es war noch immer so wie am Anfang. Wir waren nur unter uns, mit dem Unterschied, das Leah fehlte. Aber sonst blieb alles beim Alten. Wir hatten viele Freunde in der Szene, hatten aber nicht das verlangen komplett zu ihnen gehören zu wollen. Ihr Leben, war um einiges komplizierter als unseres. Hier hatten wir es ruhig und gemütlich. Mitten in Seattle, dachte jeder nur an sich. Fixer waren Einzelgänger. Wenn sich eine Gruppe zusammen tat, dann schrumpfte sie genauso schnell wieder, wie sie wuchs. Außer Heroin, brauchten sie nichts um glücklich zu sein. Bei uns war es anders. Wir brauchten uns, genauso sehr, wie wir das Eitsch (Heroin) brauchten. Wir würden einfach nicht zu ihnen passen. Wenn wir in der Stadt sind, dann besuchen wir die Leute, die das gleiche Leid und das gleiche Schicksal mit uns teilten. Doch leben wollten wir nicht genau wie sie. Wir hatten uns in den Jahren, eine Art Alltag erschaffen und den wollten wir nicht aufgeben. Nur eines hatte sich geändert. Die Zeit hat ihre Spuren auf uns hinterlassen! Ich konnte den Konsum nicht vertuschen, man sah mir sofort an, dass ich dem Tode geweiht bin. Bei Jake war es anders, wie schon gesagt, äußerlich griff ihn das Dope nicht so sehr an, wie in den Normalfällen. Seine Haare waren stumpf, die Augenringe, waren nur vom nahen bei ihm zu erkennen. Seine Lippen waren spröde und seine Haut rau und rissig. An vielen Stellen, hatte er sie regelrecht bis aufs Fleisch aufgekratzt. Aber das alles war durch seine dunkle Haut kaum zu erkennen. Was nur erstaunlich bei ihm ist, ist dieser Berg an Muskeln. Ich hatte noch nie einen Fixer gesehen, der äußerlich in einer solch guten Verfassung war wie Jacob. Jedenfalls keinen, der auf diese Dauer drückt. Seine Ausdauer war beinahe grenzenlos. Man sah ihm an, dass er für seine Größe, viel zu dünn war. Doch die Muskeln, machten es wieder wett. Beeindruckend wirklich, doch alles hatte seinen Preis! Denn nur ich und er wussten, wie es wirklich um seine Gesundheit stand. Er scheint Fit und Gesund zu wirken, war es aber in keinster Weise. Nach MANCHEN körperlichen Anstrengungen, kamen bei ihm die Nachwehen. Im ersten Moment, kann er rennen und springen, wie ein junger Hirsch, doch kaum ruht er sich aus, zeigt ihm sein Körper was aus ihm geworden ist. Denn das, was das Heroin nicht seinem Aussehen antut, tut es seinen Organen an. Wir brauchten keinen Arzt um zu wissen, dass sie nach und nach schlapp machten. Wie oft hatte er sich in letzter Zeit übergeben? Wie oft kam ihm die halbe Galle beim Husten raus? Wie oft litt er an Atemnot? An Herzrasen, an Verstopfung, Durchfall oder an Müdigkeit? Im letzten Jahr, war er zwei Mal an Gelbsucht erkrankt. Sein Gesundheitszustand machte mir große Angst. Doch wem wundert es? Bei einem 20 jährigen Mann, der seit seinem Fünfzenten Lebensjahr drückt? Nur der nächste Schuss, tankte ihn wieder auf. Nach jedem Druck, war er wieder so fit, wie vor dreieinhalb Jahren, als ich ihn kennenlernte. Auch wenn das Dope, nicht mehr auf Dauer die gewünschten Empfindungen mit sich bringt, so verschaffte es uns in das Level, das wir zum gut fühlen brauchten. Es war, wie bei einem Alkoholiker, der läuft auch erst dann wieder richtig, wenn er seinen Promillepegel erreicht hat. Und ich… tja, ich sah aus wie der wandelnde Tod. Wie groß genau ich war, konnte ich nicht sagen. Keine Ahnung wann ich mich das letzte Mal gemessen hatte. Wahrscheinlich vor 5 Jahren, als die Welt noch perfekt für mich war. Aber ich konnte mit Gewissheit sagen, dass ich viel zu dünn für meine Größe war. Meine Knochen standen heraus und einen Arsch konnte man bei mir auch nicht finden. Wenigstens waren Brüste zu erkennen. Meine einst so weiche Haut, war nun kratzig und rissig. Sie juckte wie die Hölle. Meine Haare, hatten ihren Glanz verloren. Sie waren trocken und kaputt, reichten mir bis zu den Schulterblättern. Irgendwann, hörten sie einfach auf zu wachsen oder wuchsen nur noch sehr langsam,…was weiß ich. Wie Jakes, waren auch meine Lippen aufgesprungen. Meine Augenringe hingen mir bis zu den Kniekehlen und auf meinem Gesicht, zeichneten sich deutliche rote Flecken ab. Meine Fingernägel waren dünn und brachen schon nach drei Millimeter. Wenigstens hatte ich noch alle Zähne im Mund! Was Jake nicht sagen konnte. Er musste sich schon von zweien verabschieden. Äußerlich war ich somit um einiges schlechter dran, aber innerlich noch ganz akzeptabel. Aber man durfte auch nicht vergessen, das Jake wesentlich länger drückte als ich. Meine schlechte Kondition, konnte man nicht auf Heroin schieben, die war schon immer mies gewesen. Ich hatte oft Nasenbluten, was an dem ganzen Zeug lag, was ich geschnieft hatte. Sonst ging es mir eigentlich recht gut. Ich war etwas geschockt, als meine Periode einfach eines Tages weg blieb und nie wieder kam. Im Nachhinein war ich dann doch recht glücklich darüber. Es war einfach nur widerlich. Keine Möglichkeit sich gründlich zu waschen, keine Möglichkeit dort unten irgendwas aufzuhalten. Ich meine… Hallo, hat eigentlich jemand eine Ahnung wie teuer Tampons sind? Dafür würden wir locker zwei Kanülen bekommen! Jacob sorgte dennoch oft dafür, das Leah und ich irgendetwas hatten. Er schaffte es nicht immer, aber er tat alles dafür. Er ist einfach zu süß! Aber das ist nun nicht mehr wichtig. Wahrscheinlich konnte ich nicht einmal mehr Kinder bekommen. Und wahrscheinlich, ist das auch ganz gut so. Was sollte ich mit einem Kind? Und vor allem, was sollte aus diesem Kind werden? Nein nein,… Kinder kriegen sollte für die Frauen bestimmt sein, die es auch verdient haben. Ich konnte nicht einmal auf mich selbst aufpassen, wie dann auf ein Kind? Ehrlich gesagt, hatte ich nie den Wunsch verspürt Mutter zu werden. Denn,… was man nicht hat,… kann einem nicht genommen werden! *********** Und wieder eins geschafft. Ich sag nur, denkt gut über Bellas letzten Satz nach. Er hat eine Bedeutung *zwinker* Ich hoffe, dass es alles plausibel und nicht zu viel auf einmal war. Falls einige Erklärungen nicht ganz Stimmen, dann bitte sagt es mir. Wie schon gesagt, ich bin vollkommen und Gott sei Dank, unerfahren auf diesem Gebiet. Denke aber, dass ich mich gut belesen habe um sowas schreiben zu können. Das mit der Wirkung bei Dauerkonsumenten stimmt wirklich, noch einiger Zeit bleibt sie so gut wie aus. Nur der Flash, gleich nach dem Druck, soll wohl noch umhauen, danach ist von der Wirkung allerdings kaum etwas zu spüren. Das hat mich ehrlich gesagt ganz schön geschockt, wenn man sich überlegt, dass diese Leute sich in den Tod stürzen und es wirklich GAR nichts bringt, nicht einmal ein schönes Gefühl. Dabei spielt aber natürlich Länge der Abhängigkeit und menge des Heroins eine Rolle. Bei Bella und Jake, ist die Wirkung gerade noch befriedigend. LG jennalynn Kapitel 3: ...wo du willkommen bist ----------------------------------- Viel Spaß! ********* Bella POV Die Kälte weckte mich unsanft. Verdammtes Wetter! Ich zog mir die Ladung klammer und nasser Wohldecken bis über die Nase und drückte mich dichter an den Körper hinter mir. Jacob grummelte unverständliches Zeug in meinen Nacken, während er reflexartig seinen Arm um mich legte. Als hätte er Angst, ich würde davon laufen. Es half alles nichts. Mir fingen an die Zähne zu klappern, es war grob gesagt, bestialisch kalt. Mit dem Arsch schubste ich ihn etwas von mir, um mehr Platz zum drehen zu haben. Er grummelte erneut, lockerte aber seinen Griff um mich. Ich drehte mich und presste augenblicklich mein Gesicht in seine Halsbeuge. Mhhh,… so schön warm. Meine Hand auf seinem Rücken, fand automatisch den Weg unter seinen Pulli. Er zuckte zusammen und knurrte leise, als sich meine kalte Hand auf seinen warmen Rücken drückte. Ich kicherte und presste mich dichter an ihn. „Guten Morgen“, murmelte er nach einer Weile in meinen Haaren. „Noch nicht“, jammerte ich. Er lachte in sich hinein, während er kleine Kreise auf meinen Rücken malte. „Niemand sagt, dass du aufstehen musst.“ „Nein, aber ICH weiß, dass ich es muss“, wisperte ich an seiner Haut. „Ich kann auch allein los, du kannst liegen bleiben und dich ausschlafen. Für dich haben wir noch einen Druck, für den Nachmittag. Und am Abend bin ich wieder da.“ Ich stöhnte. „Wir werden diese Unterhaltung jetzt beenden und nicht anfangen zu diskutieren, klar?“ Er murmelte etwas in seinen,…mittlerweile zwei Wochen Bart. Ich konnte mich verhört haben, bin mir aber ziemlich sicher es war sowas wie „Verdammter Dickschädel“. Ich stieß ihn in die Seite. Er lachte leise. Dann fing er an, herum zu wuseln und rappelte sich schließlich auf. Ich fiel wie ein nasser Sack zurück und fokussierte meinen Blick. Er stand vor der Matratze, nur mit Socken, Boxershorts und Pulli und war damit beschäftigt sich zu strecken. Seufzend, stütze ich mich auf die Ellenbogen und beobachtete ihn, bei seinem Morgenritual. „Kommst du mit in den Bach?“ Nach mehrmaligem Blinzeln, war ich mir sicher seine Frage genau verstanden zu haben. „Bist du wahnsinnig? Ich spür meine Zehen nicht mehr und du möchtest mit mir in den verdammten Bach hopsen?“ Er zuckte grinsend die Schultern und verließ pfeifend den `Raum´. Einen Moment später, vernahm ich ein leises quieken und stand Kopfschütteln auf. Er war eindeutig geistesgestört! Ich huschte schnell zu einem meiner spärlichen Schränke und zog mir eine `frische´ Hose an. Ich konnte es absolut nicht ausstehen, vollkommen bekleidet zu schlafen. Wie war ich eigentlich ins Bett gekommen? Jake musste mich wohl hingetragen und ausgezogen haben. Nun,… jedenfalls die Hose und die Jacke. Provisorisch strich ich mir mit gespreizten Fingern durch die Haare. Das musste genügen. Meinen letzten Kamm hatte ich geschrotet. Einen neuen zu klauen, vergaß ich ständig. Aus der Schublade holte ich unser Spritzbesteck und das Dope. Ich breitete alles auf dem Tisch aus. Gerade war ich damit beschäftigt, eines der Stanniolfaltbriefchen aufzuwickeln, als Jake bibbernd durch die Tür schritt. Seine Haare glänzten feucht und der Pullover unter seinem Arm war klitschnass. Anscheinend musste er als Handtuch herhalten. Ich hob eine Augenbraue, erntete aber erneut ein Schulterzucken. Er zog sich schnell komplett an und ließ sich anschließend neben mir aufs Sofa plumpsen. Ich tat etwa ein dreiviertel des ganzen Grammes auf den Löffel. Jake tröpfelte Zitronensaft und Wasser dazu. Während ich alles zum kochen brachte, bewaffnete er sich mit seiner Spritze. Nachdem alles Heroin aufgelöst war, zog er es hoch und verpasste es sich sofort. Als er fertig und völlig breit auf dem Sofa hing, nahm ich ihm die Spritze aus der Hand und machte mich an meinen Druck. Ich kratzte den Rest des ganzen auf den Löffel und tat anschließend, das andere Viertel was Jake letzten Abend übrig gelassen hatte dazu. Zusammen musste es in etwa ein halbes Gramm sein. Jake brauchte mehr, ca. 0,75 – 0,80 injizierte er sich pro Druck. Ganz genau bekam man aus dem ganzen nie ein dreiviertel raus. Wenn er sich zweimal einen Schuss gesetzt hatte, konnte ich die Reste zusammen tun und hatte ungefähr ein halbes Gramm zusammen. Die Menge reichte mir gerade noch für einen Druck. Meine Armbeugen brauchten dringend mal wieder eine Pause, also setzte ich mir den Druck in den linken Handrücken. Vene ist Vene! Keuchend fiel ich zurück und schloss die Augen. Nichts war vergleichbar mit einem Flash. Jedenfalls nichts, was ich bis jetzt erlebt hatte. Im Grunde hatte ich auch noch nichts erlebt. Meine Kindheit war viel zu kurz. Zu schnell musste ich erwachsen werden. Und dann, waren da auch schon die Drogen die eines Tages anfingen mein Leben zu bestimmen. Mit Pillen fing es an, hin und wieder Shit (Haschisch), irgendwann Koks und schließlich Heroin. Der Anfang war schnell gemacht, jetzt wartete nur noch das Ende auf mich! Ich öffnete meine verquollenen Augen und rieb mir übers Gesicht. „Ich hab keine Ahnung, was genau Sam noch zu dem Zeug kippt, aber er soll nur nicht aufhören damit“, murmelte Jake neben mir. Dem konnte ich nicht wiedersprechen. Sam unser Stammdealer, vertickte das beste Dope in ganz Seattle. Das Zeug haute einen um. Für uns Dauerfixer, musste das “H“ gut sein, wenn wir schon keine Langzeitwirkung davon tragen, soll wenigstens der Flash gigantisch sein. Und da Jake, aufgrund seiner Leber dreckiges Heroin nicht vertragen kann, kommt sowieso nur das Beste in Frage. Doch wie bei allen, kostet das Beste auch dementsprechend. „Wir müssen los, sonst bekommen wir unmöglich genug zusammen“, flüsterte ich von meinen Gedanken in Panik versetzt. Sam hatte stolze Preise. Sie waren aber noch im normal Bereich. Nachdem was mit Leah passiert ist, wurden wir vorsichtiger. Unser Vertrauen zu den Dealern sank so stark in den Keller, das wir uns nur noch an Sam hielten. In Ausnahmefällen, an Paul. Bei beiden konnten wir sicher sein, weder übers Ohr gehauen, noch vergiftet zu werden. Und beide hatten sauberes Dope. Was zur heutigen Zeit nicht der Regel entspricht, denn der Stoff wurde immer unsauberer. Er ging von Hand zu Hand, vom großen, über den mittleren, zum kleinen Dealer und jeder kippte noch irgendwas dazu, um den Verdienst zu erhöhen. „Gut, lass uns gehen“, seufzte er. Er reinigte schnell unsere Spritzen und steckte sie zusammen mit dem Besteck in seinen Rucksack. Wir hatten extra auf seine Spritze einen gefundenen Aufkleber geklebt, damit wir sie nicht vertauschten. „Vergess das halbe Gramm nicht“, murmelte er beim Jacke anziehen. Das letzte Dope! Die Hälfte von dem ganzen, das ich gestern Abend verdrückt hatte. Ich steckte es in meine Bauchtasche und überflog das letzte bisschen Restgeld. „In etwa 13 Dollar“, stieß ich nervös aus. „Hey Süße, beruhige dich okay. Wir hatten schon wesentlich weniger Startkapital“, stoppte er meinen nahenden Panikanfall. „Da waren aber auch die Zeiten einfacher“, wisperte ich. Er seufzte und hielt mir aufmunternd seine Hand entgegen. Sein Blick sagte mir sowas wie „Wir schaffen das“, ich nickte auf seinen Blick hin und ergriff seine Hand. ________________ Die Stadt war verdammt leer für einen Freitagmorgen. Als wir zur Kirchenuhr hinauf sahen, war auch klar warum. „Verdammt, erst 7 Uhr morgens, kein Wunder das kein Schwanz zu sehen ist“, stöhnte ich genervt. Ohne Uhr, war man aufgeschmissen. An die Sonne konnte man sich nicht richten, denn in Seattle sah man selten die Sonne. Trübe und düster war es den ganzen Tag. Es war schier unmöglich sich zu orientieren. „Siehste, ich sagte dir doch, du hättest ausschlafen können.“ „Haha, wirklich wahnsinnig witzig“, grummelte ich. „Egal, lass uns mit dem Bus zur Dexter Ave fahren, im Wales Park werden sicher einige die Nacht verbracht haben“, schlug er vor. „Meinetwegen“, zuckte ich die Schultern. Wir liefen zur nächsten Busstation und stiegen in den ersten Bus der hielt. Unsere Taktik war eigentlich ganz einfach. Sobald hinten die Tür aufging, damit die Leute aussteigen konnten, quetschten wir uns rein, noch bevor jemand den Bus verlassen konnte. Das brachte uns zwar einige unfreundliche Kommentare, aber sicher ins Innere. Die höfliche Taktik funktionierte nicht, denn sobald alle draußen waren, drückte der Fahrer schnell auf den Knopf, damit auch wir draußen blieben. Also blieb uns nur diese Möglichkeit. Einmal drinnen, blieben wir es auch. Die Fahrer der öffentlichen Verkehrsmittel, hatten es aufgegeben Leute wie uns, wegen unseres Schwarzfahrens aus dem Gefährt zu kanten. Um es deutlich auszudrücken, hatten sie scheiß Angst vor uns. Die Helden im Dienst, versuchten es dennoch hin und wieder. Nun,… Jacob kann ziemlich einschüchternd und aggressiv sein, wenn ihm etwas gegen den Piss geht. Es gab nur einen,... Frank! Der war ziemlich cool. Wir saßen immer vorne bei ihm, wenn wir das Glück hatten uns in seinem Bus zu schmuggeln. Sobald er uns rein schleichen sah, grinste er übers ganze Gesicht. Ich glaube das liegt aber auch daran, dass er eine eigenartige Sympathie für uns Fixer entwickelt hatte. Er hatte uns mal erzählt, dass seine Nichte selbst Opfer des Heroins wurde. Deswegen war er einer der wenigen, die wussten was bei uns abgeht. Er sah in uns nicht die heruntergekommenen Rauschgiftsüchtigen, die selbst Schuld an ihrem Elend sind. Er sah in uns das, was wir sind. Kinder, denen einfach keine weiteren Möglichkeiten gegeben wurden. Wir stellten uns in die Mitte des Busses. Der Fahrer zwängte seinen halben Oberkörper aus der kleinen Fahrerkabine und sah uns grimmig an. Wir winkten und zwinkerten ihm beide gleichzeitig zu. Grummelnd setzte er sich wieder richtig hin und fuhr los. Lässig lehnten wir uns beide mit dem Rücken gegen die Haltestange und verschränkten die Arme vor der Brust. Es musste garantiert ein komisches Bild abgeben. Ich klein und zierlich, neben diesem Riesen in der gleichen überheblichen Position. Abschätzend ließ ich meinen Blick über die vollen Plätze gleiten. Mehr als die Hälfte starrte uns an, die andere tuschelte und warf uns angewiderte Blicke zu. Ich seufzte leise und lehnte meinen Kopf gegen Jakes Schulter. „Verdammte Spießer“, grummelte er. Wir ignorierten es. Wie immer! An der Dexter stiegen wir aus und liefen die letzten Meter bis zum Park. Natürlich hatte Jake Recht mit seiner Vermutung. Im Park lümmelte oft ein Teil der Szene, so auch heute. „Hey ihr beiden, was macht ihr den schon hier“, wurden wir von Maria lächelnd begrüßt. Maria! Groß, blond, Mitte Zwanzig mit himmelblauen Augen. Gesund würde sie eine wunderschöne Frau sein, das Eitsch hatte sie jedoch mit der Zeit zerstört. Wie jeden anderen auch. Sie kam vor circa 4 Jahren aus Chicago und hatte große Pläne. Wollte einen Mann, heiraten, Kinder, ein besseres Leben, als das was sie hatte, sie tat mal diesen Job, mal jenen… schließlich stellte sie sich an den Straßenrand, um sich die Droge finanzieren zu können. Wir schlüpften mit in den Unterstand. Es war so ein Ding aus Holz, was man häufig auf Wanderwegen sah. Mit einem runden Tisch in der Mitte und Bänke drum rum. Es schützte nicht unbedingt vor der Kälte und den Wind, aber man blieb trocken. Heute schien glücklicherweise ein milder Tag zu werden. Es war tierisch kalt, aber noch nicht nass. Wunder geschehen anscheinend immer wieder! „Jake hat Panik geschoben“, grinste ich frech. Er schnaubte und ließ sich neben Brian, Marias Freund nieder. Auch ich begrüße die anderen. Sie waren zu viert, Maria, Brian, Taylor und Karin. Die Nächte verbrachten sie immer zu viert, am Tag trennten sich ihre Wege. Taylor und Karin waren beide 18. Sie, von Zuhause abgehauen, weil sie ständig Prügel von ihrem Alten bekam. Er, unglaublich verliebt in sie und ihr hinterher, naiv wie er war. Nun gab es für beide kein zurück mehr. Über Brian wusste ich nicht viel. Er schwieg die meiste Zeit. Offenbarte nur selten etwas über sich. Das einzige was ich wusste war, er kam nicht aus dieser Gegend sondern aus Detroit und muss an die 30 Jahre sein. „Wir haben uns in der Zeit verschätzt“, zuckte Jake die Schultern. Ich quetschte mich zwischen Maria und Taylor. Aufmerksam wie eh und je, hob Taylor seinen Schlafsack und legte ihn auch über meine Beine. „Danke“, lächelte ich. Er winkte ab und reichte eine Schachtel Marlboro durch die Runde. Zufrieden zündete ich den Glimmstängel an und inhalierte tief den Rauch. Hier fühlte ich mich wohl und willkommen. Wir schwiegen während wir rauchten. Nur der intensive Blickkontakt mit Jacob brach nicht ab. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Er lächelte, als er meine Gedanken erahnte und ich tat es ihm gleich. „Also…“, fing Maria an während sie ihre Zigarette austrat. „…was ist euer Plan für heute?“ „Das übliche“, antwortete ich Schulterzuckend. „Wir werden erst einmal zum Red Apple gehen und schauen was es uns bringt“, vollendete Jacob. Der Red Apple Market, ist eine Promenade in der South Jackson Street und ein beliebter Platz zum Schnorren. Maria schnaubte und schüttelte den Kopf. „Das ihr es euch immer so kompliziert machen müsst. Ihr könntet locker mehr Geld, mit weniger Aufwand eintreiben.“ Ich verspannte mich, als ich sah wie Jake das Gesicht einschlief. Er kniff die Augen zusammen und funkelte Maria an. „Vergiss es“, zischte er. „Ach komm wieder runter Jacob. Das sind nun mal die Fakten. Ihr schlagt euch den ganzen Tag um die Ohren und oft reicht es doch vorn und hinten nicht. Wie viele Stunden seid ihr am Tag unterwegs? 10 Stunden, 15?“ „Die Anzahl der Stunden spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist doch, dass wir über die Runden kommen“, rechtfertigte er sich. Ich hielt mich aus dieser Diskussion raus. Obwohl es dabei um MICH ging. „Und das kommt ihr?", fragte sie ungläubig. „Bist du etwa anderer Ansicht? Ich kann mich nicht erinnern, einmal so am Boden gewesen zu sein, das ich jemanden um Hilfe fragen musste, im Gegensatz zu euch. Wir haben euch nicht nur einmal einen Druck ausgegeben, du erinnerst dich?“ Das hatte gesessen, darauf wusste sie erst einmal nichts zu sagen. Aber sie wäre nicht Maria, wenn sie sich nicht schnell wieder fangen würde. „Das mag richtig sein. Aber ich weiß nur zu gut, das ihr euch oft ein Gramm oder gar noch weniger für einen Druck teilen müsst, weil das Geld nicht für mehr gereicht hat.“ „Das passiert des Öfteren, da geb ich dir Recht. Aber dennoch kommen wir an diesen Tagen zurecht, auch wenn es uns nicht gerade gut mit dem wenigen Dope geht, so schaffen wir es.“ Wir anderen sahen wie bei einem Volleyballspiel hin und her. Obwohl meine meiste Aufmerksamkeit auf Jacob klebte, denn er wurde bereits ziemlich wütend. Und das war nie gut, nicht wenn es um mich ging. „Uns geht es in dieser Hinsicht besser, das muss selbst so ein Sturkopf wie du einer bist einsehen.“ Damit hatte sie wirklich nicht unrecht. Finanziell betrachtet, ging es ihnen wirklich oft besser. Die paarmal, an denen sie kein Dope hatten, das waren eher Ausnahmen. Sonst hatten sie immer zur Genüge. Diese Fixer,… so wie alle anderen, konnten nur nicht teilen. Sie würden ihren letzten Schuss lieber in den Gulli kippen, als jemandem davon abzugeben. Es sei denn, sie hatten ordentlich was gedrückt und genug über, dann waren sie großzügig. Selbst unter den Paaren herrschte dieser Geiz. Jake und ich hingegen, teilten wo wir nur konnten, um den Turkey hinaus zu zögern. Deswegen mussten wir nie um Dope betteln. Ich glaube es gab erst zwei Ausnahmesituationen, wo uns etwas angeboten wurde, weil wir echt finster drauf waren. Aber hier war es anders. Hier drückte ein Partner alles weg und der andere ging leer aus. Und dieser hatte dann natürlich das riesen Problem am Hals. „Und für welchen Preis?“, schnappte Jake, ich zuckte zusammen, als sein Blick mich traf. Er sah gequält aus. „Ja,… schau sie dir an Jake. Es könnte euch viel besser gehen! Sie ist jung, hübsch und so voller Unschuld,…die Freier wären verrückt nach ihr. Die erste Zeit werdet ihr im Geld schwimmen. Nach einer Weile wird die Anfrage zurück gehen, aber solange sie noch so kindlich aussieht, wird sie mehr einnehmen, als die anderen Nutten.“ Auch dazu konnte ich nichts sagen. Es schockt mich nicht im Geringsten. Ich mach mir nur etwas Sorgen um Jacob, dieses Thema zieht ihn immer ziemlich runter. „Hör auf Maria, wir werden darüber nicht weiter reden. Sie wird nicht auf den verdammten Strich gehen und damit Basta.“ „Du bist nicht ihr verdammter Beschützer, Jacob. Wir wissen, wie sehr du auf sie aufpasst, aber sie kann noch immer für sich selbst entscheiden.“ Ihr Blick wanderte zu mir und sie sah mich fragend an. Gleichzeitig schnellte Jacobs Kopf in meine Richtung. Ich sah ihm intensiv in die Augen. Sah die Sorge in seinem Blick und lächelte leicht. „Ich hab dazu nichts zu sagen“, antwortete ich. Er grinste, sie schnaubte. „Du hast sie gehört“, sagte er zufrieden. „Ach,… du hast sie doch schon total eingeschüchtert.“ „Ich habe sie NICHT eingeschüchtert. Ich sorge einfach dafür, dass es ihr gut geht, kann mir das zum Vorwurf gemacht werden?“, fragte er gereizt. „Ich bin gespannt wie gut es ihr geht, wenn sie euch schnappen. Jemand wird sich eure Gesichter merken und euch eines Tages wiedererkennen und dann, wie kannst du sie beschützen, wenn ihr verhaftet werdet?“ „Klar,… als wäre der Strich weniger gefährlich. Wie vielen Razzien musstest du dich schon unterstellen?“ Diese Unterhaltung schien allmählich nicht nur mir unangenehm zu werden. Karin rutschte auch schon auf ihrem Platz rum. „Den Zivilbullen interessiert es kaum noch. Sie kommen, durchsuchen uns und verschwinden wieder. Sie fragen nicht mal mehr nach den Personalien. Nur wenn sie Dope finden, nehmen sie dich mit. Aber dafür wärst du ja dann da. Du könntest dich irgendwo im Hintergrund aufhalten, ein Auge auf Bella haben und das Dope bewahren und schon würde euch kein Ärger drohen.“ „Uns droht auch so kein Ärger, weil wir uns nicht schnappen lassen.“ „Natürlich“, murmelte sie. „Ich hab die Schnauze voll darüber zu diskutieren. Sollte es einmal soweit sein, das wir nicht mehr klar kommen. Dann würde ich lieber meinen Arsch hinhalten, als zuzusehen wie SIE ihre Beine für irgendeinen perversen, alten Wixer breit macht.“ Damit war das Gespräch beendet. Alle lachten über seine Äußerung, doch ich konnte mir nur ein schwaches Lächeln abdrücken. Denn ich wusste, dass er das eben gesagte verdammt ernst meinte. Es ist nicht so, dass ich noch nie mit dem Gedanken gespielt hatte. Vor allem im letzten Jahr, hatte ich oft darüber nachgedacht anschaffen zu gehen. Jacob ging es eine Zeit so dreckig, das er kaum imstande war, morgens auf die Beine zu kommen. Die Gelbsucht, hatte ihn schwer geschwächt und kaum war die erste beendet, kam die zweite. Glücklicherweise waren sie nicht ansteckend. In der Zeit, kamen wir kaum mit dem Arsch an die Wand. Wir hatten lange Diskusionen geführt und im Nachhinein war ich froh darüber, dass er mir den Gedanken ausgetrieben hatte. Meine Unberührtheit war alles was ich noch hatte und die wollte ich nun wirklich nicht auf den Straßenstrich verlieren. Aber was würde man nicht alles tun? Wenn es keinen anderen Ausweg gibt, was ist man bereit zu opfern? Ich stellte mir andauernd diese Fragen. In der Szene dachte sowieso jeder, das Jake und ich was am Laufen hätten und er deswegen so überreagiert, wenn es um mich ging. Aber das war nicht so. Sie verstanden unsere tiefe Freundschaft nicht. Genaugenommen war es mir auch egal. Es war mir alles andere so verdammt egal. Nur Jacob war noch wichtig. Außer ihm, hatte ich nichts mehr. Und doch war ich irgendwie zufrieden mit meinem trostlosen Leben. Wenn man den ganzen Dreck einmal beiseite tut, dann wusste ich doch, dass ich angekommen war, dass es für mich keinen anderen Weg gab und auch niemals einen geben wird. Das ist es was ich wollte! Ich hatte einmal versucht meinem Leben ein Ende zu bereiten. Es hat nicht funktioniert! ABER dieses Mal,… wird es das! ********** Harter Schluss wie ich finde. Ich fand das Kapitel irgendwie total schön. Weil man noch einmal diese starke Bindung zwischen Jake und Bella mitbekommen hat. Und auch etwas den Alltag der Fixer. Die Gleichgültigkeit und die Abgebrühtheit. Ich wollte das ihr den Unterschied zwischen den `normalen´ Fixern und Bella und Jake mitbekommt. Ich hoffe das ist mir gelungen. GLG jennalynn Kapitel 4: Harter Alltag... --------------------------- Der Alltag der beiden beginnt. Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem Kapitel! ********* Bella POV „Dort drüben oder am Center?“ Ich zuckte die Schultern, es war mir einerlei wo wir uns hinpflanzen würden. „Hey verpisst euch hier“, schnauzte uns ein Penner an, der mit all seinem Krempel an einer Hauswand hockte. „Das ist mein Platz, sucht euch wo anders was.“ „Halts Maul“, keifte ich in seine Richtung. Jake nahm meine Hand und zog mich weiter. „Verdammter Wixer.“ „Egal jetzt, komm lass es uns dort drüben versuchen“, beschwichtigte er. Wir liefen noch einige Meter. Am Center der Promenade hatten wir Glück. Wir ließen uns in Nähe des Einganges nieder. Ich zog mir die Kapuze meines Pullis über den Kopf und lehnte mich an die Wand. Jacob kramte einen kleinen Pappkarton aus einem der Mülleimer und stellte ihn vor uns. Hoffen wir nur er würde sich im Laufe des Vormittags füllen. Neben mir machte er es sich gemütlich, legte seinen Rucksack ab und lehnte sich zurück. Dann hieß es warten und geduldig sein,… so wie immer. Ich lehnte mich an ihn und beobachtete mit Argusaugen die Menschen die an uns vorbei liefen. Viele waren es noch nicht, es war noch immer früh am Morgen. Es war gut, dass einem im Laufe des Drogenkonsums jegliches Schamgefühl abhandenkam. Die Blicke der Passanten ließen einen kalt, sowie ihre abwertenden Kommentare. Man lernte zu ignorieren, was einen tief verletzen sollte. „Sag mal Süße, ist das nicht der Type von letztens?“ Ich folgte seinem Blick und begann zu kichern. „Ja, das ist er“, auch Jacob lachte. Einige Meter von uns entfernt lief Stanley. Falls er denn so hieß? So stellte er sich jedenfalls vor einigen Wochen bei uns vor. Er ist ein Dealer, so würde er sich jedenfalls beschreiben. Mein Gott dieser Junge ist echt am Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Er wollte uns Dope verticken. Erzählte uns es sei das beste Heroin der Stadt und nur bei ihm zu bekommen. Machte uns einen Preis, bei dem uns beinahe die Augen aus dem Kopf fielen. 70 Dollar wollte er für ein Gramm haben. Jake war drauf und dran ihm eins auf die Nase zu geben. Während er uns erzählte wie günstig und beliebt er bei den Fixern wäre, schaute er sich pausenlos um. Seine Pupillen waren so verengt, das es echt monströs aussah. Wir liefen weiter, anscheinend verstand er unsere Geste nicht, denn er dackelte uns hinterher wie ein läufiger Hund und faselte weiter von seinem spitzen Dope, bei dem sogar eine geringe Dosis ausreichen sollte um alten Fixern, wie wir sie seien, die Beine wegzuhauen. Plötzlich lief er kreischend an uns vorbei und bog um eine Ecke. Wir konnten nur fassungslos hinterher sehen und die Stirn runzeln. Ein Wort bekam niemand von uns heraus. Als wir uns umdrehten, um nach der Ursache zu suchen, die ihn so verschreckt hatte, bekamen wir einen Lachanfall der extralative. Hinter uns spielten zwei Jungen. Beide hatten Polizeihüte auf dem Kopf und eine Spielzeugpistole in der Hand. Lachend gingen wir weiter, bogen um die gleiche Ecke, von unserem spitzen Dealer war nichts mehr zu sehen. Er ist eindeutig übertrieben Paranoid, was denk ich mal daran liegt, dass er über die Jahre zu viel von seinem eigenen Zeug genommen hatte. „Du liebe Güte, wie der rum läuft“, kicherte ich. „Erweck bloß kein Aufsehen, der kann mir gestohlen bleiben.“ Wir beobachteten ihn noch eine Weile, bis er aus unserem Sichtfeld verschwand. Seufzend kuschelte ich mich wieder an Jake und schloss die Augen. Ein kleines Nickerchen würde mir gut tun. ________________ Ich musste tatsächlich eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffnete, waren die Gehwege brechend voll. Schlaftrunken sah ich zu Jake, der mir liebevoll über die Wange strich. Mein Blick glitt zu dem Pappkarton und ein stöhnen verließ meinen Mund. „Verdammte Geizhälse“, murrte ich. Im gleichen Moment, schmiss eine Oma einen viertel Dollar in den Karton, ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und wisperte ein „Danke“, dann nahm ich den Karton an mich. „Keine 4 Dollar“, sagte ich fassungslos. Jake seufzte schwer und drückte mich an sich. Ich kippte das bisschen scheiß in meine Bauchtasche und stellte den Karton wieder zurück. „Was schätzt du, wie spät wird es sein?“ „Du hast ungefähr zwei Stunden geschlafen, ich würde sagen so elf Uhr“, ich nickte. „Jetzt reicht das Geld gerade mal für ein halbes.“ „Ich weiß“, wisperte er geknickt. Ein verliebtes Pärchen tat wieder etwas Kleingeld in unseren Behälter. Die nächsten Minuten beachtete uns niemand mehr. Ich wurde mit jeder verstreichenden Sekunde unruhiger. Wir brauchten mindestens Geld für ein ganzes. Ich hatte noch ein halbes, das genügt mir. Aber Jake hatte nichts mehr. Sam nahm für ein ganzes Gramm 40 Dollar, für ein halbes 20, klar die Hälfte halt. Jeder von uns, brauchten mindestens 3 Druck pro Tag. Wobei wir dann, aber die halbe Nacht wieder wach und unruhig wurden. Am besten ging es uns, wenn wir morgens, mittags und abends unsere übliche Dosis drückten und uns vorm schlafen gehen noch einmal einen kleinen Schuss setzten. Da reichte dann auch schon ein Viertel Gramm für jeden, nur um die Nacht gut zu überbrücken. Um einen Tag perfekt zu überstehen, brauchte ich an die 2 Gramm, Jacob in etwa 3 Gramm. Ganz genau konnte man das sowieso nicht rechnen. Wir mussten immer abschätzen, wenn wir uns einen Schuss setzten. Von diesen 5 Gramm behielten wir ungefähr ein halbes über, das konnte ich dann am nächsten Morgen drücken. Für Jake musste wieder ein ganzes da sein, von dem behielt er schätzungsweise ein Viertel übrig. Das heißt zusammengerechnet, müssen wir täglich 6 Gramm auftreiben. 6 Gramm machen 240 Dollar am Tag. Im Jahr sind wir bei 87600Dollar, welcher Arbeiter konnte behaupten, am Ende eines jeden Jahres diese Summe verdient zu haben? Wir schafften es nicht immer. Es gab viele Tage im Jahr, wo wir mit wesentlich weniger über die Runden kommen mussten. Die letzten zwei Tage waren großartig! Wie gesagt, ich wollte nicht wissen wie Jake das geschafft hatte. Nach guten Tagen, folgten schlechte. Es war nur eine Frage der Zeit. Heute würde es übel für uns aussehen, wenn das Glück nicht doch noch auf unsere Seite schleicht. Der Vormittag war fast zu Ende und wir hatten noch nicht einmal Geld für ein ganzes zusammen. Mir drehte sich der Magen um, allein bei dem Gedanken daran. Am Ende wird uns wohl doch nichts anderes übrig bleiben, als zu improvisieren. Fakt war, wir mussten mindestens an 4 Gramm kommen, um nicht den Verstand zu verlieren. Und wie es immer ist wenn wir angespannt sind, werden wir uns in heiklen Situationen begeben und am Ende, gerade noch davon kommen. Es war halt ein Tag, wie jeder andere! „Schau Mum da, da sind wieder welche!“ Erschrocken sah ich auf, als die liebliche Kinderstimme eines kleinen Jungen zu mir durchdrang. Vielleicht 5 Jahre, mit dicken roten Pausbacken. Die Wollmütze tief ins Gesicht gezogen, die Nase am laufen. Ich erwiderte seinen Blick und er strahlte mich an. Ein breites Lächeln legte sich auf sein Gesicht, die kleine Lücke zwischen seinen vorderen weißen Milchzähnen ließ mich schmunzeln. Er sah drollig aus! „Komm jetzt, Josh.“ Erst jetzt bemerkte ich die dazugehörige Mutter, die an seiner kleinen Hand zerrte. Meine Miene verfinsterte sich bei ihrem angeekelten Gesicht. Ich hasste diese Art von Menschen. Sie waren überheblich und hatten einfach keine Ahnung. Machten sich ein Bild aus dem was sie sahen, hinterfragten aber nicht die Ursache für dieses Bild. „Warum sitzen die denn da auf dem Boden?“ Der kleine sah hartnäckig zu seiner Mutter hinauf, die nur genervt schnaubte und weiter an ihm zerrte. Ich bis mir auf die Lippen, am liebsten wollte ich lachen. Eine grandiose Situation! Jacob beachtete die beiden nicht, er sah desinteressiert an ihnen vorbei. „Ich hatte dir vorhin schon gesagt, das dich diese Leute nichts anzugehen haben und nun komm, wir haben es eilig.“ Ich schluckte das nicht gerade kinderfreundliche Wort wieder hinunter. Allein wie sie DIESE LEUTE betonte, gehörte bestraft. „Sag es mir doch“, schmollte er und verschränkte seinen freien Arm bockig vor der Brust. „Joshua“, betonte sie warnend. „Kein Problem ich erkläre es ihm“, winkte ich ab. Die Mutter sah nicht wirklich begeistert darüber aus. Es interessierte mich einen feuchten Furz. Der kleine lehnte sich neugierig etwas vor. Ich musste erneut schmunzeln. „Weißt du kleiner Mann, wir arbeiten hier.“ Er rümpfte seine Nase und kräuselte die Stirn. „Auf dem Boden?“, platzte es aus ihm hinaus. Nun musste auch Jake leise kichern. Obwohl er noch immer an dem Geschehen vorbei sah. Die Mutter stöhnte und unterließ endlich das zerren an seinem Arm. „Nein, nicht ganz. Wir sitzen hier und passen auf den Gehweg auf. Wir passen auf die Menschen auf, die hier lang laufen. Wenn jemand hinfällt, dann können wir ihm aufhelfen. Wir passen auf, das alle ihre Abfälle in den Mülleimer schmeißen und wir helfen kleinen Kindern, die im Gedränge der vielen Menschen ihre Mummy verloren haben.“ Er grinste breit. „Und das da?“ Er zeigte auf den Karton. „Die lieben Menschen, die es toll finden was wir hier machen, die geben uns manchmal ein bisschen Geld dafür. Als Dankeschön! Damit wir uns einen warmen Kakao kaufen können. Magst du Kakao, kleiner?“ Er nickte kräftig. „Yeah, ich auch“, lächelte ich traurig und schluckte den Kloß runter, der sich in meinem Hals ansammelte. Er erinnerte mich an jemanden. Als würde Jacob es spüren, legte er mir einen Arm um die Schulter und zog mich an sich. Die Mutter beobachtete uns nachdenklich, ihre Miene hatte sich gelockert, sie sah überrascht aus. „Da hinten sitzen auch welche“, sagte er und zeigte mit seinem kleinen Finger in eine Richtung. „Das sind dann unsere Kollegen, wir können ja nicht den ganzen Gehweg im Auge behalten“, zwinkerte ich. „Und das wolltest du mir nicht erklären, ist doch Pippi einfach zu verstehen“, wandte er sich an seine Mutter. Sie lächelte leicht und sah dann MICH intensiv an. „Wie alt bist du, Kind?“, fragte sie plötzlich, ich sah wieder weg. „Ich bin übrigens Joshua und wie heißt du?“ „Bella“, hauchte ich. „Und nun hör auf deine Mum und geh mit ihr, Joshua. Ihr müsst doch sicher noch ganz viel erledigen.“ Er nickte und drehte sich zu seiner Mutter. „Warum gibst du den Leuten denn gar nichts, damit sie sich einen warmen Kakao kaufen können? Das ist doch bestimmt kalt auf dem Boden.“ Ja, er erinnerte mich sehr an IHN. Ich blinzelte die Tränen weg. „Natürlich“, nuschelte die Mutter und kramte in ihrer Tasche. Dann hielt sie mir 50 Dollar entgegen. Überrascht weiteten sich meine Augen. Aber so wie sie aussah, konnte sie es sich leisten. Ich zuckte die Schultern und griff danach. So konnte der Tag weiter gehen. Anscheinend würde es heute doch ein angenehmer Tag werden. Nur noch ein Glückstreffer und wir können aufatmen. Meine linke Hand umfing den Schein, doch sie ließ nicht los. Ich sah auf, sah wie sie auf meine Hand starrte. Ich folgte dem Blick und räusperte mich. Ich wusste was sie sah, den frischen Einstich von heute Morgen und garantiert auch die verheilten. Erschrocken sah sie auf und wisperte ein „Danke“, das garantiert auf meine Kind gerechte Erklärung bezogen war. Sie ließ den Schein los, ich zog meinen Arm zurück. „Nun, wissen Sie,... auch wir sind Menschen“, sagte ich kalt. Sie sah mich entschuldigend an. Ich hatte nichts mehr über für sie und wandte mich an den kleinen. „Mach’s gut Josh“, er lächelte und winkte. Dann lief er mit seiner Mutter los. Wortlos steckte ich den Schein in meine Tasche und kuschelte mich an Jake. Meine Augen folgten Mutter und Sohn, bevor sie aus meinem Sichtfeld verschwanden, drehte sich die Mutter noch einmal zu uns um. Ihre Miene,…nachdenklich! „Was hältst du von Essen“, holte mich Jake aus meinen Gedanken. Der kleine Junge hat ganz schön Chaos in mir angerichtet. Man merkt, dass der letzte Druck ziemlich lange her war. „Am liebsten würde ich die scheiße weg drücken, die gerade durch meinen Kopf kreist“, murmelte ich. „Seth?!“ Ich nickte, er seufzte. „Es ist noch zu früh zum drücken, Süße.“ „Ja, ich weiß.“ Er zögerte, dann stand er auf. „Komm…kommst du kurz alleine klar?" „Ich bin kein Kleinkind, Jacob“, er lächelte traurig. „Tut mir leid“, fügte ich hinzu. „Schon gut, ich besorg uns was zum beißen ja, nicht weglaufen.“ Ich kicherte. Nun sah ER aus wie ein kleiner Junge. Essen tat Jake für sein Leben gern. Leider vertrugen unsere Körper nur noch wenig. Vor allem er behielt des Öfteren nichts mehr bei sich. „Geh du mal, bis gleich.“ Er salutierte, dann war er verschwunden. Teilnahmslos beobachtete ich die vielen Menschen, wie sie ihren geregelten Weg gingen. Ich war weit weg von alle dem. Sie folgten den Regeln, hielten sich an die Gemeinschaft und achteten die Gesellschaft. Wie die Ameisen liefen sie stur geradeaus. Ohne Umwege, ohne Rücksicht, sie ließen sich mit dem Strom treiben. Ich fragte mich oft, ob es das war was sie wirklich wollten? Oder ob sie es nur taten, um jemand anderen zu gefallen? Waren eigene Wünsche und Träume noch greifbar, wenn einem der perfekte Weg schon von Kindheitsbeinen an freigeschaufelt wurde? Ehe ich einen sentimentalen kriegen konnte, war Jake glücklicherweise wieder zurück. In jeder Hand eine dampfende Bratwurst. „Du hast die nicht ernsthaft direkt vom Grill geklaut oder?“ Er zuckte schmunzelnd die Schultern, reichte mir eine und setzte sich. Das Ding war noch immer ziemlich heiß, dank Drogen wurde man unempfindlich für jegliche Art von Schmerz, nur den Turkey registrierte der Körper. „Man sollte einem Jacob Black niemals den Rücken kehren“, philosophierte er. „Idiot.“ Er lachte. „Gott, wie liebe ich regenfreie Tage. Bratwurst! Wahnsinn oder, eine Bratwurst?! Und das in Seattle, direkt vom Grill. Wahnsinn!“ Lachend biss ich in meine Bratwurst, während Jake noch immer seine angrinste. „Sag mal,… heute Morgen,… du denkst doch wirklich nicht mehr darüber nach anschaffen zu gehen oder?“ Er sah mich zaghaft an, während er sich die Finger ableckte. „Jake“, seufzte ich. „Sag es mir Bella, komm schon. Denkst du darüber nach oder nicht?“ „Seit einiger Zeit nicht, NEIN.“ Er nickte. „Aber du hast den Gedanken noch nicht über Bord geworfen richtig?“ Ich stöhnte und drehte mich komplett zu ihm. Was sollte ich ihm sagen? Sollte ich ihm hoch und heilig versprechen niemals anschaffen zu gehen, wenn ich doch selbst nicht wusste wo wir in einigen Monaten stehen würden? Natürlich wollte ich es nicht! Aber was blieb mir schon anderes übrig, wenn es der letzte Ausweg wäre? „Wirklich Jacob, hast du vielleicht eine andere Idee? Was soll ich machen, wenn du wieder krank wirst,… schlimm krank wirst? Erinner dich an letztes Jahr. Ich pack das nicht allein!“ „Du musstest nicht alleine los“, schnappte er. „Nein, musste ich nicht…“, ich lachte trocken. „…aber wie kamst du mit? Du konntest kaum alleine laufen! Schnorren konnten wir vergessen, die Leute haben einen Bogen um uns gemacht. Deine Augen waren vollständig gelb, selbst dein Gesicht schimmerte gelb und das trotz deiner dunklen Haut. Beinahe hätten sie uns geschnappt, weil du zu schwach zum flüchten warst. Hätte ich dem Bullen der dich am Arm hatte, nicht gegen das Schienbein getreten, wärst du eingefahren. Was wenn du beim nächsten Mal gar nicht mehr mitkommen kannst?“ Er entzog mir sein Gesicht. Drehte sich in die andere Richtung. Ich sah geknickt zu Boden. „Das wird nicht passieren“, flüsterte er. Ich wusste nicht wen er mehr überzeugen wollte. MICH oder sich selbst. „Ja natürlich. Seit wann bist du Arzt? Deine Leber ist im Arsch, der interessieren deine Worte nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit und das weißt du genauso gut wie ich.“ Mir lief eine Träne aus dem Auge. Bei solchen Gesprächen, realisierte ich erst richtig, wie schlecht es um ihn stand. Und wie groß die Wahrscheinlichkeit war, ihn bald für immer zu verlieren. Ich wüsste nicht was ich tun würde. Der Goldene Schuss? Verlockender Gedanke, wäre da nicht das schlechte Gewissen das mich plagen würde. Obwohl was heißt schlechtes Gewissen? Ich hatte so viele Versprechen gebrochen, da würde es auf dieses auch nicht mehr drauf ankommen. So mal ich dieses schon einmal brach, es hatte nur noch nicht sein sollen. Angst hatte ich nicht vor dem Tod. Was ich gelernt hatte zu fürchten, war der Weg dorthin. „Süße“, Jake zog mich wieder an sich. „Ich weiß,... ich… wahrscheinlich werden die Zeiten viel komplizierter werden. Aber bitte,… bitte versprech mir niemals anschaffen zu gehen. BELLA BITTE.“ Er hob mein Kinn und sah mich flehend an. Wischte mir mit dem Daumen die nächste Träne aus dem Augenwinkel. „Ich kann unmöglich jeden Tag allein so viel zusammen bekommen.“ Darauf sagte er nichts, denn es war die Wahrheit. Wir schafften es kaum zu zweit, wie sollte einer allein es schaffen? Es würde für einen, vielleicht sogar zwei Tage gehen, aber niemals auf Dauer. „Es wird andere Wege geben, auch wenn sie bedeuten, dass wir uns trennen müssen. Aber geh nicht anschaffen, nicht wegen mir und schon gar nicht für "H". Das bist nicht du“, flüsterte er. „ICH? Wer bin ich denn schon!?“ Es kam kälter raus, als beabsichtigt. Ich stand während dieses Satzes auf und strich mir die Hose glatt. Er sah mich von unten herauf an und schüttelte traurig den Kopf. Als würde ich ihn verlassen! „Bella!“ Er stand ebenfalls auf und nahm meine Hände in seine. „Lass gut sein jetzt! Ich möchte nicht weiter darüber reden.“ Wird Zeit das er wieder einen Druck bekommt. Wie ich diese Momente hasste. Dass er immer so vernünftig werden muss, wenn das Dope verflogen war. Es war süß, klar war es das! Aber ich mochte es nicht, wenn er ständig von Abschieden faselt. Er muss doch verstehen, dass ich ihn nicht verlassen kann. So wie er sich Sorgen um mich macht, so mach ich sie mir um ihn. Er checkt es einfach nicht. Oder er will es nicht checken, um sich damit nicht auseinander setzen zu müssen. „BELLA“, er wurde energischer. „Ich lieb dich auch, komm los jetzt, pack zusammen wir müssen Geld besorgen. Mit Glück müssen wir uns dann für den Nachmittag keine Gedanken mehr machen“, mit diesen Worten lief ich Richtung Center. Er kam mir fluchend hinterher. Lief dann aber dem Himmel sei Dank leise neben mir her und beließ es dabei. „Wie ist dein Plan?“, schnappte er. Maulen tat er dennoch, ich kicherte. „Ich geh aufs Damenklo, du wartest an der Ecke.“ „Da am Schuhladen meinst du?“ „Genau dort“, er nickte. Wir liefen die letzten Meter. Jake lehnte sich lässig an den Wandvorsprung neben dem Schuhgeschäft. Diese Ecke verhinderte die direkte Sicht auf die Toilettentüren. „Sei vorsichtig“, murmelte er, als er mir einen Kuss auf die Wange drückte. „Immer“, lächelte ich. Ich betrat das Damenklo und schlüpfte schnell in die hinterste Kabine, die passenderweise leer war. Zwei der sechs Kabinen waren besetzt. Ich schloss ab und benutzte erst einmal das Klo. Wenn ich schon mal hier bin! Dann musste ich warten. Geduld war das A und O in diesem Gewerbe. Meine Lauscher waren auf volle Leistung gestellt. Sobald ich jemanden eine Kabine betreten hörte, hockte ich mich hin und linste unten durch den Schlitz. Die Schuhe verraten viel über ihren Besitzer. Ich war auf der Suche,… nach altmodischen. Es war nicht gerade die feine Art was ich hier tat, aber was war das schon? Omas abziehen, war eine meiner leichtesten Übungen. Bei dieser hier musste man lediglich aufpassen, nicht zu übertreiben und sich schleunigst zurück zu ziehen. Omas hatten für gewöhnlich die Angewohnheit, ihre Handtaschen von innen an die Klinke zu hängen. Meine Aufgabe war es dann, diese von außen hinunter zu drücken. Die Taschen fielen selbstverständlich zu Boden und so konnte ich sie schnell durch den Schlitz ziehen. Dann musste ich nur noch verschwinden. Es dauerte ja seine Zeit, bis die Omas von ihrem Pot hoch sind. Anziehen mussten sie sich dann auch noch vernünftig, bei deren Geschwindigkeit war man schnell über alle Berge. Diese Aktion konnte man nicht oft bringen. Die Umgebung musste passen und die Wahrscheinlichkeit erkannt zu werden, musste gering gehalten sein. Hier am Center war es perfekt. Nur leider konnte man sowas nicht täglich abziehen, es musste auch wieder Gras über die Sache wachsen. Sonst lief man definitiv Gefahr erwischt zu werden, denn sie würden die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen. Leider gab es nicht viele öffentliche Gebäude, die dies hier möglich machen. Und oft gab es auch einfach keine Oma, die ihre Tasche an die Klinke hing. Heute schien jedenfalls mein Glückstag zu sein. Ich hörte noch bevor die Tür aufging, das Geschnatter der alten Ladys. Gleich drei mit einem mal. Es konnte einem auch zum Verhängnis werden, wenn man auf seine alten Tage, mit den Freundinnen shoppen gehen möchte. Sie unterhielten sich eine ganze Weile im Vorraum. Mich beschlich die Befürchtung, dass nur eine Omi aufs Töpfchen musste und die beiden anderen warten würden. Glücklicherweise war dem nicht so. Die Omas verriegelten sich jede in einer Kabine. Kaum zugeschlossen, hörte ich schon den Stoff rascheln. Nur ich und die Omas, sonst niemand in diesem Raum. Ich grinste breit. Einen Moment wartete ich noch ab, dann verließ ich leise meine Kabine, atmete einmal tief durch und stellte mich vor die goldene Mitte. Sie saßen tatsächlich nebeneinander, wie praktisch sie es mir doch machen! Mein grinsen wuchs. Mit geübten Bewegungen, drückte ich schnell alle drei Klinken. Beinahe sofort hörte ich zwei Mal gedämpftes Aufprallen. Flink bückte ich mich und zog die zwei Taschen hervor. Die dritte Oma war schlauer, als ihre Begleiterinnen. Sobald ich beide fest im Griff hatte, stürzte ich zur Tür. Den Omas blieb kaum Zeit, das geschehene zu realisieren. Sie schienen zu geschockt. Erst als ich die Tür öffnete, vernahm ich das Gezeter und gefluchte. „Bye Ladys“, rief ich über meine Schulter zurück. Bevor sie lauter schreien konnten und womöglich noch aufsehen erwecken, verschloss ich die Tür. Einige Passanten, beäugten mich argwöhnisch. Ich lief schnellen Schrittes davon. Rennen würde auffallen. Behielt meine Umgebung aber genauestens im Auge. Zwei Frauen,… Mitte Vierzig liefen flink zu den Toiletten, aus denen man leise Schreie vernahm. Nun wurde es mir doch zu heikel und ich nahm meine Beine in die Hand. „Hey, das Mädchen dort“, rief jemand und setzte Adrenalin bei mir frei. Ich huschte um die Ecke, niemand der sich dort aufhielt, konnte sehen was vor den Toiletten los war. Einzig und allein das Stimmengewirr konnte sie aufmerksam machen. Da es in dem ganzen Center turbulent zur Sache ging, wurden die Rufe akustisch gehemmt und gingen somit im Tumult unter. Ohne mich länger bei ihm aufzuhalten, drückte ich Jake im vorbeirennen die beiden Taschen an die Brust. Er griff sofort nach ihnen, verhielt sich aber weiterhin unauffällig. Er lehnte einfach weiter lässig an der Wand. Ich konnte dennoch seinen gehetzten Blick sehen, als ich an ihm vorbei lief. Er mochte diese Arbeitsaufteilung in keinster Weise. Lieber war er der Gejagte und ich die Person im Hintergrund. Da Männer jedoch selten Handtaschen besaßen, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Arschbacken zusammen zu kneifen und mich machen zu lassen. Wie würde es denn aussehen, wenn ein Mann auf dem Damenklo verschwindet? Somit hätten wir ja sofort das ganze Aufsehen auf uns gerichtet. „Da hinten läuft sie!“ „Scheiße“, fluchte ich und legte einen Zahn zu. Nun nahmen auch andere Notiz von mir. Das schwache Gehirn der Menschen brauchte zum Glück einen Moment, um die Lage zu analysieren. Bevor sie peilten, dass ich gefangen genommen gehörte, war ich schon an ihnen vorbei, bevor sie sich der Gruppe Jäger anschließen konnten. Ich hechtete aus dem Center und lief links die Promenade entlang. Auch hier waren viele Menschen, zu viele und jedem kam ein hetzendes, sich pausenlos umsehendes Mädchen natürlich mehr als komisch und auch verdächtig vor. Sie sprangen mir reflexartig brav aus dem Weg. Nur der Mann über den ich fiel, peilte es nicht sofort. Ich fing mich gut mit den Händen ab. Ersparte meinen Knien somit einen harten Aufprall. In der gleichen Sekunde, sprang ich wieder hoch und ignorierte das Motzen des Mannes. Ich zeigte ihm den Finger und lief weiter. Endlich nach mehreren Abbiegungen, schien die Luft rein. Augenblicklich drosselte ich meine Geschwindigkeit und lief im Schritttempo weiter. Während ich langsam lief, versuchte ich wieder zu Atem zu kommen. Verdammte Tortur! Ich musste nicht weit laufen, da sah ich Jake schon an einem Baum lehnen. Wir befanden uns an einem kleinen Park. Wie schon einmal gesagt, wir verstanden uns auch ohne Worte. Er wusste wohl instinktiv, wo er auf mich warten musste. Als er mich erblickte, atmete er erleichtert durch. Seine Mundwinkel zuckten nach oben. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. *********** Böse Bella, böse. Nun das Handtaschen Ding, ihr fragt euch sicher woher ich das hab? ALSO GUT ICH GESTEHE *fingernägelkau* einmal in meiner rebellischen Phase tat ich diese unschöne Aktion zusammen mit einer Freundin. Einmal WIRKLICH,…gut vielleicht auch zweimal aber mehr nicht. Als ich dieses Kapitel schrieb, fiel es mir wieder ein. Ich dachte mir,…DAS PASST ^^ Dann muss ich euch noch darauf hinweisen, dass die Marktpreise für das Heroin nur geschätzt sind. Ich hab gegoogelt wie ne bekloppte und am Ende fand ich, dass meine ausgewählten Preise durchaus realistisch und zutreffend sind. Falls dem nicht so ist und sich vielleicht jemand damit auskennt (nicht weil er das Zeug selber nimmt,… TUT SOWAS NIEMAL!!!!!) dann würde ich mich freuen ihr klärt mich darüber auf. Im i-net ist immer die Rede von 30 bis 45 Dollar für ein ganzes. Daher nehm ich an 40 Dollar ist durchaus treffend. Merkt euch das bitte auch im laufe der Story für andere Geldbeträge.^^ Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen? GLG jennalynn Kapitel 5: ...auf Seattles... ----------------------------- So ihr süßen, da wäre ich wieder. Ein aufregendes Kapitel, wie ich finde. Man erfährt viel, es passiert viel und es regt hoffentlich zum Nachdenken an. Viel Spaß! *********** Bella POV „Verdammt knappe Aktion“, hauchte er erleichtert, als ich vor ihm zum stehen kam. „Ach Quatsch, ich hatte alles im Griff“, winkte ich hab. „Ich hab nen beschissenen Herzstillstand bekommen, als die Typen hinter dir her sind.“ Ich verdrehte die Augen. „Ja, so wie immer.“ Er kicherte. „Zwei Taschen und das gegen Mittag von zwei Shopping Omas, dir ist schon klar, dass da ein Batzen Geld unter deinem Pulli stecken könnte?“ „Schon klar“, grinste er und griff nach meiner Hand. Ließ sie sofort wieder los, umfing meine Handgelenke und drehte beide Hände mit der Innenseite nach oben. Er runzelte ärgerlich die Stirn, als er die frischen Abschürfungen sah und hob fragend eine Augenbraue. Ich zuckte die Schultern und entzog ihm meine Hände. „Kleine Karambolage mit einem alten Sack.“ „Schon klar“, murmelte er erneut, dieses Mal mit wesentlich angepissterem Ton. Geiler Tag wie es scheint. 50 Dollar einfach mal so, von einer überbesorgten Mutter. Über 10 Dollar hatten wir noch, dann das Ding im Center, nun müssen die Geldbörsen nur noch stramm gefühlt sein. Wir liefen zu einer abgelegenen Parkbank. Niemand achtete groß auf uns. Jake zog die beiden Handtaschen unter seinem Pulli vor und legte sie zwischen uns. Wir öffneten beide eine und schnappten uns sofort die Geldbörsen. Das Kleingeld überflog ich nur kurz, dann kippte ich es in meine Bauchtasche, Jake leerte seins sofort in ihr aus, ohne vorher rein zu schauen. Interessanter waren eh die Scheine. „75 Dollar“, sagte ich leicht verärgert. Plötzlich begann Jake laut zu lachen. Er wurde schon leicht hysterisch, ich sah ihn besorgt an. Er griff in die Börse, holte einen Stapel Scheine raus und fächerte sie vor meiner Nase aus. „Ach du scheiße.“ Meine Augen weiteten sich. „Du bist brillant, Bella“, lachte er. Er senkte seine Hand und begann durchzuzählen. Ich saß angespannt neben ihm und beobachtete noch immer perplex sein tun. „217 Dollar“, grinste er breit. Ein Schwall Luft entwich meiner Lunge und kopfschüttelnd strich ich mir über die Stirn. „Mehr als 350 Dollar, ich möchte nicht wissen, wie viel Kleingeld es ist“, lachte ich. „Wir haben heute ausgesorgt, Gott ich glaub das nicht“, er drückte mir einen feuchten Kuss auf die Wange und stopfte das Geld in meine Bauchtasche. „Vorhin dachte ich noch,… scheiße das wird heut nix. Verdammter Tag, wir werden übel drauf sein heute Abend. Aber nun,… so kann es weiter gehen. Die letzten beiden Tage liefen perfekt und heute. Wir haben sogar noch über 100 Dollar für morgen. Vielleicht haben wir nachher auch noch Glück“, ich überschlug mich beinahe beim Sprechen. „Du weißt aber, dass es nicht immer so sein wird.“ Meine Laune verfinsterte sich wieder. „Natürlich weiß ich das, ich leb ja nicht erst seit gestern auf der Straße, die Glückssträhne wird sogar schneller vorbei sein, als wir gucken können. Das heute war reiner Zufall. Die Idee kam mir spontan. Gott sei Dank, kam sie…“, schnaufte ich. „…scheiße das wir das nicht öfter bringen können. Es wird wieder Wochen dauern, bis man den Vorfall vergessen hat.“ „Die anderen Center sind zu gefährlich“, fügte Jake hinzu. „Ich weiß und bei dem am Kinnear Park, waren wir erst vor drei Wochen. War zwar ein totaler Reinfall, aber aufsehen hat es trotzdem erregt.“ Es gab noch ein Center bei dem die Bedingungen ideal waren, um das Toiletten Ding abzuziehen, das Kinnear Seattle Center. Abgelegte Toiletten und viele Gänge in die man verschwinden konnte. Leider blieb es bei den beiden. Alle anderen waren zu auffällig. Man würde direkt ins Geschehen laufen, nachdem man die Toilette verlässt. Jake könnte sich nirgends verstecken, um die Taschen in Empfang zu nehmen. Man würde unseren Austausch beobachten können und dann nicht nur mich jagen. Es ist ärgerlich, eben weil man so gut und schnell viel Geld machen kann. Wie der heutige Tag eindrucksvoll bewiesen hat. Natürlich kann es passiert, das man eine Tasche erwischt die so viel Wert hat, wie deren Inhalt und oft handelt es sich dabei um eine alte abgewetzte Tasche. Leere Geldbörsen sind nichts seltenes für uns. Wir bestehlen oft Leute, die weniger als WIR mit sich herum schleppen. Man begibt sich in gefährliche Situationen, riskiert bei jedem Diebstahl eine Festnahme und geht am Ende leer aus. Das sind dann oft so Momente an denen ich einfach nicht mehr möchte. An denen ich mir nichts sehnlicher wünsche, als einen Abgrund der sich auf tut und mich verschlingt, weil man ganz einfach keine Kraft mehr zum weiter machen findet. Man hat sich vielleicht bei dieser Aktion eine Stunde um die Ohren geschlagen. Seine Strategie gründlich überlegt, geschickt den Diebstahl abgewickelt und brauchte eine Weile zum flüchten, ist bis zum bersten angespannt gewesen, hörte das laute, schnelle Trommeln seines eigenen Herzes, während man lief und sich pausenlos umblickte, irgendwann atmet man dann erleichtert durch, fühlt das kribbeln in den Fingern, wenn man die Börse öffnet und erlebt dann die riesen Enttäuschung. Hat vielleicht all seine Hoffnung in diese Börse gesteckt. Weil man den Turkey schon in großen Sprüngen heran nahen spürt und registriert in einem Moment, das man seiner größten Angst ausgeliefert ist. Dass es eine Fehlentscheidung war, genau diese Person zu bestehlen und man nun mit den Folgen leben muss. Mit den Entzugserscheinungen die sich nicht aufhalten lassen und den bestialischen Gedanken, die man so lange versuchte zurückzuhalten. Ja diese Momente, Situationen, Gedanken, Ängste und Verzweiflung sind mir mehr als bekannt. Bin ich es doch selbst, die andauernd ihnen ausgesetzt ist, weil ein Tag beschissen lief und dabei noch mit ansehen muss wie Jacob leidet, weil er das gleiche durchmacht. Es ist schwer die Leute nach der Fülle ihrer Geldbörsen einzuschätzen. Klar, hatten wir uns in den Jahren eine gewisse Sensibilität für potenzielle Opfer angelegt, aber Ausnahmen bestimmten die Regel. Viele tanzen aus der Reihe und machten es uns zunehmest schwerer. Oberste Regel, beklaue niemals einen Schlips und Anzug tragenden Mann, mit streng zurückgekämmten Haaren. Diese Bonzen hatten zwar Unmengen an Geld, schleppten es aber nur selten mit sich herum. In deren Börsen herrscht Ebbe, seit dem es Kreditkarten gab, wurde selbst der Kaffee to go mit Karte gezahlt. Zweite Regel, halte am Ende eines Monats Abstand von alten Leuten. Deren mickrige Rente reicht sowieso nur bis Mitte des Monats, am Ende sind sie meist schlechter dran als wir. Dritte Regel. Junge Leute mit Müsliriegel in der Hand, die schnellen Schrittes über Straßen hechten und möglicherweise noch einen Hefter vor der Nase haben, befinden sich auf direkten Weg zur Uni, denen konnte man lediglich das Studentenfutter aus der Hand reißen. Und die letzte, aber alles entschiedenste Regel. Halt dich von Leuten fern, die den Anschein erwecken, dich mit ihrem bloßen Fingernagel zerquetschen zu können. Würde es zu einem Konflikt kommen, würdest du ohne jeden Zweifel den kürzeren ziehen und dank deiner Blödheit einfahren. Wo wir doch gleich zu meiner größten Angst kommen. Nichts fürchtete ich, abgesehen von Jacobs Tod mehr, als eine Festnahme. Ich wüsste nicht was ich tun würde, wenn uns dergleichen passieren würde. Eins würde sicher sein, sie würden uns ohne Rücksicht voneinander trennen. Wir würden einen Entzug über uns ergehen lassen müssen. Jake würde mit großer Wahrscheinlichkeit in den Bau wandern und mich würden sie irgendeiner Einrichtung übergeben. Sicher so einer, die schon einmal bei mir versagt hatte. Fakt wäre, WIR würden uns nie wieder sehen! Man würde mir das bessere Leben vor plädieren und mich lächelnd versuchen in die richtige Richtung zu schubsen. Natürlich würde man annehmen, dass ich meinen Weg gehen würde und dankbar darüber wäre, dass man mich von der Straße in die Welt zurück gebracht hatte. Einmal clean, immer clean würden sie behaupten, weil sie einfach keine Ahnung hatten wie es wirklich um einen Junkie stand. Ich würde ihnen also bei der besten Gelegenheit beweisen, dass sie unrecht hätten. Der Körper konnte entgiftet sein, doch solange der Kopf noch nicht rein war, konnte von clean keine Rede sein. Man wurde Sklave des Heroins und wer war schon mächtig sich seinem Herren zu entreißen? „Mein Gott, Schluss jetzt“, schimpfte ich mich selbst aus, Jake zog verwirrend eine Augenbraue hoch. „Was los?“ „Ich denk schon wieder scheiße, die einfach nicht befriedigend ist. Ich brauch einen Druck und zwar bald“, fluchte ich weiter. „Immer locker Süße, lass uns die Taschen nochmal ordentlich durchsuchen, dann machen wir uns auf den Weg“, faselte er Kopfschüttelnd. Er murmelte dabei sowas wie „übergeschnappt“, ich stieß ihn in die Seite. Lachend schubste er mich beinahe von der Bank. Wild mit den Armen rudernd, sah ich mich schon auf den Boden, hätte er nicht nachgefasst um mich festzuhalten. Ich pustete mir die Haare aus dem Gesicht und funkelte ihn an. Er lachte in sich hinein und zog sich eine Tasche auf den Schoß. „Kippen“, freute er sich und hielt mir eine angefangene Schachtel unter die Nase. Ich schnappte mir die andere. Es war nicht wirklich lohnenswert dort rein zu sehen. Als ich die Dose mit den Pillen entdeckte, beschleichte mich ein klein wenig das schlechte Gewissen. Aber ich war mir sicher, sollten sie lebensnotwendig sein, würde der alten Dame schon geholfen werden. So hoffte ich jedenfalls. „Nichts brauchbares“, schnaufte ich und warf die Tasche in den Mülleimer, der direkt neben der Bank angebracht wurde. „Ein altes Handy“, er hielt es mir unter die Nase. Naja nicht wirklich der Höchstgewinn, aber ein bisschen würden wir auf dem Schwarzmarkt schon dafür bekommen. Vielleicht 20 Dollar, aber mehr brachte das alte Ding nicht. Jake steckte es in seinen Rucksack und entledigte sich ebenfalls der Tasche auf seinem Schoß. „Auf zu Sam“, trällerte ich und stand auf. „Hört hört“, kicherte er. „Was du manchmal für einen Müll von dir gibst!“ Er pikste mir in die Seite und wich gekonnt einem Tritt von mir aus. Nach dieser kleinen Alberei, machten wir uns auf direkten Weg zu unserem Stammdealer. Um diese Zeit traf man ihn immer in der Washington Street. Dort lungerte ein großer Teil der Szene rum. Die paar Stationen fuhren wir mit der Straßenbahn. Wir waren bester Laune und amüsierten uns köstlich über die steifen Spießer, die uns wie den letzten Dreck betrachteten. Hand in Hand liefen wir das letzte Stück. Peter kam uns entgegen und begrüßte uns freundlich mit einem Handschlag. Er war 19 und seit drei Jahren voll auf Eitsch. Seine Mutter eine Cracknutte, sein Vater ein Freier. Er wuchs zwischen all dem Dreck auf. Für ihn gab es nie einen anderen Weg. „Hast du Sam heut schon gesehen?“ „Der steht dort hinten“, antwortete er auf meine Frage im vorbei gehen und zeigte eine Richtung. „Man sieht sich“, winkte ich ihm hinterher. „Hoffen wir mal“, grinste er und verschwand hinter einer Ecke. Wir fanden Sam schnell. Er stand wie üblich an einer Hauswand gelehnt und hatte eine Traube Mädchen um sich versammelt. Das gute an Sam war, er war nicht ein Dealer wie man sich ihn vorstellt. Klar, er war fixiert darauf, sein Stoff los zu werden, aber er würde niemals jemanden etwas andrehen, der keinerlei Erfahrung mit Heroin hat. Er fixte niemanden an, um Kunden zu gewinnen. Eigentlich bemitleidete er uns Fixer für unsere Sucht, er tat diese Dealerscheiße nur, weil er dringend die Kohle braucht. Mir hatte er mal erzählt, dass sein größter Wunsch wäre, nach Japan zu ziehen und Kunstgeschichte zu studieren. Dafür benötigte er allerdings das passende Kleingeld. Wie für jeden anderen Scheiß auf dieser Welt auch. Als er uns entdeckte, scheuchte er die Mädels weg und grinste breit. Es waren noch Schulmädchen, hatte ich den Anschein. Sie ahnten nicht, auf welch einen gefährlichen Grad sie liefen. Sam machte auf sie einen coolen Eindruck. Ein Typ der viel gesehen und viel erlebt hatte, aber trotzdem noch gerade steht. Klar, dass sie die Schattenseiten gern übersahen. Sie hatten keine Ahnung was genau er war und was er tat. Allein seine Anziehungskraft, die sich jeder Dealer wünscht, genügte ihnen um ihn stark zu finden. Dazu hat er noch einen reizenden Charme, den auch ich des Öfteren erleben musste. „Haltet euch von dem Typen fern, Mädels“, schrie ich ihnen hinterher. Sie unterbrachen ihr Gegacker und sahen sich erschrocken zu mir um. Sam runzelte missbilligend die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust, ich lachte und sah zu den Weibern. „Ehrlich Mädels, der ist nichts für euch, seht mich an. Glaubt mir, so wollt ihr nicht enden. Haltet euch von Leuten fern, die zu tief im Dreck gegraben haben. Vertraut mir!“, zwinkerte ich ihnen zu. Sie schienen ehrlich erschrocken über mein Erscheinungsbild. Ich seufzte leise, ich muss echt ätzend aussehen! Schnell liefen sie davon, ich konnte ihnen nur wünschen auf meine Worte gehört zu haben. „Ehrlich Bella,…großartig! Ich wollte ihnen nichts anbieten“, maulte er, während ich ihm einen Kuss auf die Wange drückte. „Das weiß ich doch, aber das ist nicht der richtige Ort für sie.“ Er nickte zustimmend. „Heute wieder so sozial unterwegs“, zog er mich auf. „Einer muss sie ja, vor euch Schweinehunde warnen.“ Beide knufften mich in die Seite. Die Jungs schlugen ein, dann änderte sich die Atmosphäre spürbar. „Wie viel?“, kam es sofort von Sam. Jake sah mich fragend an, ich zuckte die Schultern. Es war im Grunde egal, das viele Geld würde früher oder später sowieso in Eitsch umgetauscht werden. Bei uns eher früher, wie später. „Gib uns sieben“, entschied Jake. „7 Gramm? Was habt ihr getan? Einen Kiosk überfallen?“, lachte er und öffnete seine Jacke, um in die Innentaschen greifen zu können. „So in der Art“, murmelte ich während ich meine Bauchtasche öffnete. Ich zähle 280 Dollar ab und reichte es ihm unauffällig. Er zählte kurz nach, eine Dealerangewohnheit! Obwohl wir ihn noch nie beschissen hatten oder den Versuch gewagt hatten, misstraute er aus Prinzip jedem. Wahrscheinlich nicht verkehrt, wenn man bedenkt, zu was die Typen alles im Stande sind, von denen er das Dope hat. Er steckte das Geld in seine Hosentasche und reichte mir die 7 Gramm. Sofort begannen meine Fingerspitzen zu kribbeln. Ich war Schussgeil und das extrem. Natürlich hatte ich noch das halbe in der Tasche, aber so viel in der Hand zu halten, löste einen Drang aus, denn man nicht zurückhalten konnte. Wir hatten jetzt genügend Dope bis morgen Mittag. Wir mussten Sam also erst wieder am nächsten Nachmittag aufsuchen. Mit 7 und ein halbes Gramm in der Tasche, sah die Welt schon wieder viel bunter aus. Ich lächelte glücklich. „Sag mal,…“, ich stoppte kurz. Die beiden sahen mich fragend an. Ich warf Jake einen, `bitte mach jetzt keinen Aufstand Blick zu ´, er nickte widerwillig. „…hast du Koks dabei?“ „Natürlich“, nickte Sam. „Bella“, sagte Jake leise und langezogen. „Komm schon, ein Cocktail heute Abend. Der Tag lief so gut.“ Wir sahen uns lange und intensiv an und ich spürte schnell, dass er diesen Gedanken ebenso verlockend fand, wie ich. Nur das er natürlich sofort wieder daran dachte, wie gefährlich dieser Scheiß war und wie schlimm es für meine Gesundheit wäre. FÜR MEINE versteht sich, nicht für SEINE,… für MEINE! „Ausnahme“, siegte das Verlangen. Ich grinste breit und wandte mich an Sam, der das ganze mindestens genauso beschissen zu finden schien, wie Jacob anfangs. „Es müsste nicht sein“, versuchte er. „Ein Tütchen!“ Ich ging nicht auf seinen Versuch ein. Ich reichte ihm 15 Dollar, die er seufzend nahm. Er holte ein kleines Tütchen, mit weißem Pulver heraus und reichte es mir widerwillig. Wie schon gesagt,… er sorgte sich. „Dann bis morgen“, verabschiedete ich mich winkend. „Passt auf euch auf.“ Sein üblicher Spruch zum Abschied. „Immer“, zwinkerte Jake und schnappte sich meine Hand. Wir liefen nicht weit. In dieser Straße tummelte sich viel von dem Pack, zu dem wir dazu gehörten. „Bella, Jake... hier.“ Suchend sah ich mich um und grinste breit, als ich Sally winken sah. Sie war mir mit am liebsten. Vielleicht weil sie so alt war wie ich oder wir eine ähnliche Vergangenheit teilten? Vielleicht auch, weil wir fast Zeitgleich zu drücken begannen oder aber, sie einen Teil ihrer Menschlichkeit bewahrt hatte!? „Hey Süße“, begrüßte ich sie lächelnd. Sie schlang ihre viel zu dünnen Arme um meinen Hals und drückte mich fest. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Jake allein zu treffen war ein ganz schöner Schock. Was war los?“, fragte sie mich, während sie Jake umarmte. „Weiß nicht, ich bekam nach nem Druck schwer Luft und meine Beine haben gezittert wie verrückt. Hab wohl das Dope nicht so gut vertragen“, zuckte ich die Schultern. „Du hättest es bestens vertragen, wenn du nicht die ganze Menge gedrückt hättest. Das war zu viel, du hattest dir vor 4 Stunden erst einen Schuss gesetzt“, mischte sich die alte Petze ein. Ich verdrehte die Augen. „Dann eben so,… egal“, winkte ich ab. „Warum musstest du übertreiben?“ Ich stöhnte, Sallys einzige schlechte Eigenschaft war, dass sie IMMER alles haargenau erörtern musste. Wenn sie nicht über alles Bescheid wusste, dann fehlte ihr etwas. „Wir hatten viel da gehabt. Ich brauch schon lange mehr, da dachte ich mir,…geb ich mir halt mehr“, zuckte ich erneut die Schultern. „Ja, ein Gramm in nicht mal 4 Stunden, wahnsinnig clevere Entscheidung, wo du sonst ein halbes Gramm für 5 bis 6 Stunden nimmst“, schnaufte Jake. Sally sah amüsiert zwischen uns hin und her. Es war echt ne Mist Idee gewesen, aber egal. Ich hab es ja überlebt. Hätte echt schief gehen können. Jake war pinkeln, da hab ich die Gelegenheit genutzt, er hätte mich sonst nie gelassen. Als er vom pinkeln wieder kam, lag ich bewusstlos mit blauen Lippen auf dem Sofa. Es tat mir schrecklich leid, als ich wieder zu mir kam. Weinend hat er über mir gebeugt gehangen und verzweifelt mein Gesicht gestreichelt. Ich fühlte mich erbärmlich, ihm solchen Kummer bereitet zu haben und nebenbei ging es mir absolut dreckig. Jake wollte mich erst nicht allein lassen, aber irgendwer musste los, um Dope zu besorgen. „Wo hast du eigentlich Maja gelassen?“ Ich sah hinter Sally in den Hausflur. Ein baufälliges Gebäude in dem nur Fixer wohnen. Normalerweise traf man die beiden, also Sally und Maja immer im Hausflur an. Nachts gingen sie zu anderen Fixern mit in die Wohnung, am Tag lungerten sie im Flur, wenn sie nicht unterwegs waren. „Anschaffen“, sagte sie leise. Meine Augen weiteten sich. Maja war 15 und erst seit ein paar Wochen auf `H´. Wir hatten sie gewarnt, aber sie wollte nicht hören. So wie alle! „Ich mach das einmal und dann ist Schluss, hab ich doch vollkommen unter Kontrolle“, hatte sie uns gesagt. So wie es fast alle sagen! Natürlich hatte sie es nicht unter Kontrolle, nach drei Wochen war sie körperlich abhängig. Sie ist nicht die einzige unserer Freunde, die erst nach uns drauf kam. Wir mussten mit ansehen, wie sie ihr Leben genauso zerstörten, wie wir es taten. Es war nicht wirklich einfach. Weil viele von ihnen wirklich eine realistische Chance auf ein normales Leben gehabt hätten. So wie Maja! „Seit wann?“ „2 Tagen“, zuckte Sally die Schultern. Ich schüttelte traurig den Kopf. Ignorierte dabei Jacobs bohrenden Blick. „Ich muss auch bald wieder los“, sagte sie dann. Ich seufzte, alle gingen sie anschaffen. Nur die wenigsten hatten die Geduld es ohne zu versuchen. Schnelles Geld, schnell zum Stoff! Das war alles was sie wollten. Jake ging an uns vorbei in den Hausflur und setzte sich auf die Treppe. Er öffnete seinen Rucksack und holte unser Besteck heraus. Wortlos gingen wir zu ihm. Sally zog die knarrende Holztür hinter sich zu und setzte sich im Schneidersitz vor Jake, ich mich neben ihm. Ich tat das halbe Gramm auf den Löffel. Das Stanniolpapier wickelte ich wieder zusammen und tat es in meine Bauchtasche. Wir schmissen es nie sofort weg. In ganz schlechten Zeiten, konnten wir uns aus dem Staub der haften blieb, einen kleinen Druck zusammenkratzen. Im absoluten Notfall! Ich strich mir einige Male über den Handrücken und setzte die Nadel an. Jake half mir, in dem er meinen Unterarm mit einer Hand umfing und abdrückte. Ich zog an und sofort kam Blut. Doch dann passierte das, was nicht hätte passieren dürfen,… die Nadel verstopfte. „Verfluchte scheiße“, schrie ich aus. Sally bekam davon nix mehr mit, die lehnte schon zugedröhnte seitlich gegen dem Geländer der Treppe. „Halt still“, herrschte mich Jake an, als ich ungeduldig an der Spritze rüttelte. Dabei stieß ich sie mir weiter unter die Haut. Blut lief stark aus der Öffnung. Das wird einen üblen blauen Fleck geben,… so viel war sicher! Er löste vorsichtig mit der anderen Hand meine verkrampften Finger um das Teil, während mir vor Verzweiflung die Tränen kamen. Das war mit Abstand das schlimmste was einem Fixer passieren konnte. Denn wenn das Blut erst einmal in der Spritze gerinnt, dann kann man nix mehr machen. Dann kann man das Dope nur noch wegschmeißen. Schluchzend löste ich seine Hand ab, die meinen Unterarm abdrückte. Ich zitterte am ganzen Körper, als ich meinen Arm umklammerte. Verzweiflung, gepaart mit Wut und Ungeduld beherrschten mich. Wenn du dem, was dein Körper sehnlichst verlangt, so nah bist, aber auf den letzten Metern versagst,… dann drehst du vollkommen ab. Dann plötzlich,… waren diese Gefühle verschwunden. Glückseligkeit setzte sich frei. Jake hatte es geschafft! Stöhnend und keuchend kippte ich gegen ihn. Das letzte was ich noch spürte war, wie er schnell einen Arm um meine Hüfte schlag. Wahrscheinlich wäre ich sonst von der Treppe gerutscht. Cocktail: auch Speedball genannt, dabei wird zu dem Heroin eine andere Droge dazu genommen. Meistens Kokain! ************** Und wie fandet ihr es? Ich bin immer ganz gespannt auf eure Kommentare. Wie hab ich es rüber gebracht? War es gut zu verstehen und plausibel? Hab ich die Gefühle gut beschrieben? Könnt ihr euch vorstellen wie das Leben eines Fixers ist? Was haltet ihr von Bella und Jake? Bringt euch die Geschichte zum Nachdenken? Ja all das frag ich mich nach jedem Kapitelende. Ich hoffe viel von euch zu lesen^^ Bis zum nächsten Kapitel. GGGGLG jennalynn Kapitel 6: ...Straßen! ---------------------- Und es geht weiter. Viel Spaß! ********* Bella POV Träge strich ich mir über die Stirn und schmatzte vor mich hin. Das leise Gekicher von rechts ignorierend, streckte ich meine Beine von mir und kreiste den Kopf. „Bella, du siehst…“, sie kicherte anstatt ihren Satz zu beenden. „Ich weiß Sally,… hammermäßig aus“, grinste ich frech und blinzelte sie an. „Zugeballert, wollte ich eigentlich sagen.“ „Reizend“, schnaufte Jake neben mir. Ich schmiss mich in seine Arme und kuschelte mich an ihn. „Jetzt ist sie vollkommen hin, was?“ Mein Handrücken sah ziemlich unnormal aus. Etwas geschwollen und leuchtete schon jetzt leicht lila. Er strich mit seinem Daumen darüber und seufzte leise. „Die können wir weghauen.“ „Wunderbar, jetzt können wir noch zur King Street fahren“, motzte ich. „Das könnt ihr euch klemmen.“ Wir sahen gleichzeitig zu Sally. Sie erhob sich und klopfte sich den Staub von der Jeans. „Was heißt,… das könnt ihr euch klemmen? Halloho ich brauch neue Nadeln, am besten gleich ne neue Spritze.“ „Schon klar, schon klar“, nuschelte sie abwesend, drehte sich dabei einmal um ihre eigene Achse. „Wo zum Teufel nochmal ist,… ach da.“ Sie hob, was auch immer sie gesucht hatte auf und stopfte es in ihre Tasche. Eine widerspenstige Strähne ihrer braunen Locken wippte vor ihrem Auge rum. Die Hände in die Hüften gestemmt, pustete sie die Strähne weg, die gleich danach wieder in ihre gewohnte Position sprang. Genervt wackelte sie mit dem Kopf mehrmals nach rechts, um sie irgendwie aus dem Gesicht zu bekommen. Ich musste leise kichern,… am Ende kapitulierte sie und nahm das lästige Ding einfach hin. „Der Automat ist leer“, brachte sie uns dann doch noch auf den neusten Stand, während sie sich ihre Tasche um die Schultern schwang und die alte, knarrende Holztür öffnete. „Gut, also wir sehen uns morgen, ich muss zu Maja. Tschau Süße, mach’s gut Jake.“ So konnte sie uns nicht stehen,... oder besser sitzen lassen. Ich sprang schnell auf die Beine und hielt sie am Arm fest. Ihre Augenbraue hob sich. „Wie,… warte mal, der Automat ist leer, wie meinst du das?“ „Na so wie ich es sage. Keine Spritzen mehr da, alles weg. Seit drei Tagen schon. Wie der andere aussieht weiß ich nicht, war nicht nachsehen.“ Ich ließ sie los. Schnell gab sie mir ein Küsschen auf die Wange, dann lief sie los. Ich starrte ihr noch ein gutes Stück hinterher, dann drehte ich mich langsam zu Jake. „Ich fass es nicht. Ausgerechnet wenn meine Nadel den Arsch hoch macht, ist das verfluchte Teil leer.“ Wofür stellen die überhaupt Fixerautomaten auf, wenn da nie was drin ist? Wir könnten uns ja eigentlich glücklich schätzen, gleich zwei in der Stadt zu haben. Soviel ich weiß, gab es in manchen Städten überhaupt keine Spritzenautomaten. Trotzdem,… leer bringen die auch nichts, sie sehen nicht mal gut aus. Vor allem der am Straßenstrich nicht. Neben dem Kondomautomat macht der keinen nennenswerten Eindruck. Und unbedingt nachsehen, wollte ich bei dem auch nicht. Nicht nach der heutigen Diskussion mit Jacob. Es wäre bescheuert ihn auf den Strich zu zerren. Eine neue Diskussion wäre damit am Abend mit großer Wahrscheinlichkeit vorprogrammiert. Ich stöhnte genervt. „Und nun?“, fragte ich mehr mich selbst. Wie die Ruhe selbst stand Jake auf, packte alles ein und kam auf mich zu. Er griff nach meiner Hand und zog mich schweigend mit sich. Großartig! „Kannst du vielleicht auch mal was dazu sagen. Oder soll ich heut Abend dein Besteck benutzen? Ich verwette meinen Arsch, dass dich das nicht zufrieden stellen würde.“ „Wenn du aufhören würdest rum zu zetern, würdest du sehen wohin wir gerade gehen.“ Ich verstummte und sah mich das erste Mal seit einigen hundert Metern um. „Wunderbar“, schnaubte ich. Er kicherte und zog mich weiter. Er steuerte geradewegs die nächst beste Apotheke an. Ich hasse es dort hinein zu gehen. Die Blicke die man dort bekam waren nicht angeekelt, sondern mitleidig, wissend und forschend. Ganz unangenehm eben! Widerwillig öffnete ich die Tür. Diese schlug gegen eine kleine Glocke, die sofort anfing wie wild zu schwingen und dabei ein ätzenden Geräusch abgab. Ich verdrehte die Augen, Jake kicherte erneut. Eine ältere Frau, mit weißem Kittel und Brille auf der Nase kam hinter einem Wandvorsprung hervor und hatte ein freundliches, einstudiertes Lächeln im Gesicht kleben. Als sie uns genauer unter die Lupe nahm, verschwand es und entsetzen machte sich breit. Ich stöhnte abermals. Sie strich sich mit einer Hand durch ihre graumelierten Haare, dann stützte sie beide auf die Theke. „Was kann ich für euch tun?“, fragte sie, die Stimme betont freundlich gehalten. Ich unterdrückte den Drang erneut die Augen zu verdrehen. Als wenn es nicht offensichtlich wäre, was wir hier wollten. Nach Hustensaft hatten wir es ganz eindeutig nicht abgesehen. „Spritzen und Kanülen“, sagte Jake trocken. Einen Augenblick sah sie uns stumm an, während wir zu ihr an die Theke schlenderten. Ihr Blick war forschend,…“Was für eine Überraschung“, dachte ich sarkastisch. Dann nickte sie gedehnt und verschwand wieder hinter dem Wandvorsprung. Das gute war, das man uns wie jeden anderen Kunden auch,… bedient. Wir hatten schon ganz andere Situationen erlebt. Einmal wollten wir Essen gehen. Nicht schick, einfach nur ein bisschen Fastfood und uns dabei gemütlich ins Innere des Restaurants setzen. Es war nicht mal ein Restaurant, eher ein größerer Imbiss. Weit kamen wir nicht, es lief darauf hinaus, dass man uns mit der Polizei drohte, wenn wir nicht augenblicklich das Weite suchen würden. Eine von vielen Situationen an denen uns eindrucksvoll demonstriert wurde, was die Gesellschaft von uns hält. In den Apotheken war es anders. Ich glaube die meisten Angestellten waren froh zu wissen, dass wir nun sterile Kanülen zur Verfügung hatten. Wahrscheinlich redeten sie sich ein, eine gute Tat vollbracht zu haben oder so,…was weiß ich! Ehe meine Gedanken noch verstrickter werden konnten, kam sie auch schon wieder. Sie legte uns zwei Kartons auf den Tisch und tippte mit dem Finger auf einen. „Wenn ihr eine größere Menge kauft, dann kommt ihr billiger…“, sie sah uns einen Moment an, dann sprach sie weiter. „…hier sind 100 3ml Einweg – Spritzen drin, für 5 Dollar und nochmal 100 Kanülen für 4 Dollar.“ Sie sah uns fragend an. Ich blickte zu Jake der die Stirn in Falten gelegt hatte. „Damit kommen wir eine Weile“, stellte er fest. „100 Tage, wenn ihr teilt 50“, mischte sich die reizende alte Frau an. Ich lächelte sie wissend an. Manche Menschen versuchten es doch immer wieder. Sie wusste genauso gut wie wir, dass diese vielen Nadeln länger als 100 Tage benutzt werden. „Lass uns den scheiß mitnehmen“, zuckte ich die Schultern und kramte einen 10 Dollarschein aus meiner Tasche. Sie nahm den Schein, gab und einen Dollar wieder und griff nach einer kleinen Tüte. „Nicht nötig“, stoppte Jake sie. Er packte alles in seinen Rucksack und griff nach meiner Hand. „Schönen Tag noch“, verabschiedete ich mich höflich. „Danke,…euch auch“, sagte sie leise. Es klang nicht so, als wäre sie davon überzeugt, dass wir einen schönen Tag haben würden. Aber was wusste die schon? „Kassensturz!?“ Wir waren ein gutes Stück gelaufen und brauchten mal eine Pause. Jake lehnte an einer Wand und zündete sich eine Kippe an, die er mir dann zwischen die Lippen klemmte. Ich war währenddessen damit beschäftigt seine Frage zu beantworten und das restliche Geld durchzuzählen. „52 Dollar und eine Menge Kleingeld.“ Er nickte zufrieden, während er sich eine eigene ansteckte. Ich zog den Rauch tief in meine Lunge und lehnte mich ebenfalls an die Wand. „Was machen wir nun noch?“ „Ich weiß nicht,… wir könnten nach Hause gehen. Wir könnten uns irgendwo hinsetzen und den restlichen Nachmittag mit schnorren verbringen. Wir könnten ein bisschen auf der Szene rumflippen, wir könnten aber auch jemanden beobachten und im geeignetsten Moment ausrauben. Es liegt ganz an dir, ich bin mit allem zufrieden.“ „Wohooo du bist mal zufrieden, ist ja Wahnsinn“, stichelte ich ihn. Er ging nicht darauf ein. War wohl auch besser so. „Lass uns zusehen, dass wir das Handy los werden, dann schauen wir weiter.“ Er nickte auf meinen Vorschlag hin. __________ 15 Dollar brachte das alte Handy. Es hat uns zwar ganz schön Überzeugungsarbeit gekostet, diesen Preis heraus zu handeln, aber am Ende zeigte sich die Einsicht bei unserem Gegenüber. Wir waren vollkommen zufrieden, auch wenn uns ein neues iPhone besser in den Kram gepasst hätte. Keiner von uns beiden verspürte den Wunsch zurück auf die Szene zu stiefeln, also lümmelten wir durch Seattle. Einen kleinen Nachmittagssnack nahmen wir bei Dollys. Man kannte uns dort schon, sah uns nur nicht gern. Dennoch rückten sie kommentarlos zwei belegte Baguettes über die Theke. Die Dinger schmeckten hervorragend und deckten unseren Tagesbedarf an Nahrung vollständig ab. Über das Wetter konnte man heute ebenso wenig meckern, wie über unsere Einnahmen. Der erste trockene Tag in diesem Jahr. Man spürte es sofort! Wie an jedem anderen Tag, hallte tosender Verkehrslärm durch Seattle. Aber die vielen Menschen die sich über die Plätze, Straßen und U-Bahnhöfen ergossen, waren neu. Selten war die Stadt so voller Leben! Tausende von Stimmen, dazwischen Autohupen, kreischende Bremsen, aufheulende Motoren, Fahrradklingeln und Unmengen an Fußgängern. Heute war es besonders laut! An einem solch,… doch eher seltenen Tag, kam so ziemlich jeder nach draußen, um die wenigen warmen Sonnenstrahlen aufzusaugen, die von der dicken Wolkendecke durchgelassen wurden. Der Frühling kündigte sich also auch bei uns an! Und wir... waren mittendrin. Unscheinbar! Die Menschen liefen an uns vorbei, ohne Notiz von uns zu nehmen. Taten sie es doch, blickten sie überheblich auf uns nieder. Was waren wir schon in ihren Augen? Aussätzige …bedeutungslos! Wir hatten uns daran gewöhnt und doch, tat es hin und wieder weh. Gerade an einem solchen Tag. An einem Tag der gut lief, der glücklich machte und zufrieden stellen sollte. Sah man die Menschen, sah man das Leben das einen durch die Finger glitt, ohne aufgehalten werden zu können. Und man begriff, dass man dieses andere Leben hätte haben können. Wenn,…ja wenn einem die Chance dazu gegeben worden wäre. Heute verabscheue ich diese Spießer, die Stur den Weg des Lebens gingen, ohne sich aus der Bahn werfen zu lassen. Doch war ich es doch selbst, die sich ein solches Leben immer erträumt hatte. Mein Traum wurde zerschlagen! Mein Halt mir genommen! Übrig blieb die Leere! Was also hätte ich groß tun sollen? Ich hatte eine Entscheidung getroffen und auch, wenn meine Tage nur noch begrenzt sind, kann ich nicht bereuen diesen Weg gegangen zu sein. Ich fand neuen Halt! In Jake und in den Drogen. Doch das Träumen verlernte ich! „Süße,…hey Bella!?“ „Huih was?“ Ich sah mich verwirrt um. Jake fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und grinste breit. Ich schlug seine Hand runter und hob eine Augenbraue. „Ganz schön weggetreten was?“ „Etwas,…“, zuckte ich die Schulter. „…was ist los?“ Er zeigte unauffällig mit dem Finger in eine Richtung. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass wir uns wieder auf dem Apple befanden. Ich sah in die gezeigte Richtung und studierte die Leute. Mir war sofort klar, auf wen er mich aufmerksam machen wollte. Auf einer Bank, saß ein Mann. Nicht groß, nicht muskulös, nicht gefährlich, natürlich konnte man das nie sicher sagen, aber der erste Eindruck musste uns reichen. Er blätterte desinteressiert in einer Zeitung rum und trank dabei einen Kaffee. Er hatte Geld, das strahlte allein schon sein Auftreten aus. Aber nicht genügend um mit goldenen Kreditkarten protzen zu können. Kein Anzug, kein Aktenkoffer, keine hochglanzpolierten schwarzen Schuhe, dennoch teurere Marken Kleidung. „Okay“, wisperte ich. Jake zog mich am Arm mit sich. Wir ließen uns auf eine abgelegene Bank nieder. Eine alte Frau, die sich ebenfalls diese Bank für eine Pause ausgesucht hatte, erhob sich schnell und lief eilig davon. Manchmal fragte ich mich, ob die Menschen Angst haben sich anstecken zu können. Bei was auch immer. Es mussten Minuten gedauert haben, bis der werte Herr sich erhob und davon ging. Wir ihm mit genügend Abstand hinterher. Es gab nur eine Chance für uns und die musste perfekt ausgenutzt werden. Der richtige Moment ist ausschlaggebend! Heute erwies es sich als besonders schwierig. Bei so gefüllten Straßen, war es beinahe unmöglich einen unbeobachteten Moment zu erfassen. „Vielleicht sollten wir es doch lieber sein lassen“, murmelte Jake mir zu. „Warten wir es ab.“ Der Mann blieb an einer Busstation stehen. Wir schnauften beide angepisst. So konnten wir es glatt vergessen. Konnte er nicht einfach in eine dunkle Gasse abbiegen. Niedergeschlagen liefen wir weiter. Und genau im richtigen Moment, holte der Typ seine Brieftasche hervor. Wahrscheinlich um nach Kleingeld für den Bus zu kramen. Wir waren fast auf seiner Höhe. „Jake jetzt“, rief ich und lief los. Er schaltete sofort. Stürmte an mir vorbei, durch die wartenden Fahrgäste durch und riss dem Typ die Brieftasche aus der Hand. Ich eilte um die Bushaltestelle. Jake fixierte mich rennend, schmiss die Börse, die ich stolpernd, aber glücklicherweise fing und sofort an meine Brust presste. Dann lief ich ebenfalls schnell weiter. Das alles ging so schnell, das den Leuten nichts anders übrig blieb, als uns erschrocken hinterher zu starren. Ihre Protestschreie gingen im Straßenlärm unter. Wir liefen getrennt voneinander. Dennoch in Sichtweite des anders. Es konnte sich eben doch als gut erweisen, dass die Gehwege brechend voll waren. So gingen wir schnell im Gedränge unter. Nach einigen Metern drosselte ich meine Geschwindigkeit und lief im Laufschritt weiter. Jake kämpfte sich zu mir durch. Schweigend, aber mit einem Grinsen auf den Gesichtern bahnten wir uns einen Weg durch die Stadt. Erst am Stadtende blieben wir stehen. Völlig aus der Puste und schwitzend, setzte ich mich auf einen Stein. Wir waren in Nähe eines Gewerbegebietes. „Zeig her.“ „Wie weit waren wir gerade gelaufen? Warum haben wir nicht die Straßenbahn genommen? Warum sind wir überhaupt bis hier her gelaufen?“, fragte ich ihn japsend. Er zuckte die Schultern und streckte die Hand aus. Ich gab ihm die Börse und strich mir anschließend über die verschwitzte Stirn. Ich war eindeutig zu verbraucht für sowas! „108 Dollar“, sagte er einen Augenblick später. „Besser als gar nichts“, antwortete ich noch immer nach Luft japsend. „Na komm, lass uns endlich nach Hause gehen. Ich finde wir haben unser Glück heute mehr als genug strapaziert.“ Dem konnte ich nicht wiedersprechen. Man sollte sein Schicksal nicht unnötig hinaus fordern. Nicht nach diesem Tag, der so vielversprechend, aber irgendwie auch beängstigend ist. Es lief einfach ZU glatt und das allein, sollte einem zu denken geben! ****************** Etwas kürzer das Kap. Aber es gehörte ja auch zu den letzten beiden Kapiteln. Wie ihr dank Titel Bezeichnung sicher erkennen könnt. Der Tag ist noch nicht vorbei, der Abend kommt noch. Und dann könnt ihr euch im übernächsten auf eine Jacob POV freuen. Ich hoffe die Beschreibung des Tages hat euch gefallen. Ich wollte euch unbedingt den Alltag der Fixer etwas näher bringen. Bald kommen die Cullens, wann genau? Da will ich mich nicht festleben. Für mich, geht es jetzt erst einmal in den Urlaub. Speedy hat das neue Kapitel schon, wenn sie fleißig ist, bekommt ihr es sobald ich aus dem Urlaub komme. Ich wünsch euch Sonnenschein und schöne Tage. jennalynn Kapitel 7: Speedball -------------------- Der Abschluss des Tages wartet auf euch. Erschreckend, wie ich finde. Viel Spaß! ************ Bella POV Erledig ließ ich mich auf unser Sofa nieder und streckte die Gliedmaßen von mir. Dauerlauf durch Seattle und dann der Kampf durchs Dickicht,…ich bin fertig mit der Welt. Lange blieb mir allerdings keine Zeit zur Erholung. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als gepolter und dann leises Gestöhne zu mir durchdrang. Sofort war ich auf den Beinen und verließ schnellen Schrittes den Raum. Von Erschöpfung,… keine Spur mehr vorhanden. Ich erstarrte im Türrahmen. Als ich Jacob erblickte, holte mich die Erschöpfung mit einem Schlag wieder ein. Meine Sicht verschwamm vor aufsteigenden Tränen. Müde lehnte ich mich gegen den Rahmen und unterdrückte ein Schluchzen. Er zitterte am ganzen Körper. Hockte auf Knien und war vornüber gebeugt. Das leise Würgen fuhr mir durch Mark und Bein. Er kniete in einer großen Wasserfitze. Der Metalleimer lag umgekippt neben ihm. Das war es, was so gescheppert hatte. Mit instabilen Beinen lief ich langsam zu ihm. Er sah auf, als er meine leisen Schritte bemerkte. Sein Gesicht nassgeschwitzt, seine Augen flehend. Ich sollte gehen! Er wollt nicht das ich ihn so sehen. Traurig schüttelte ich den Kopf, niemals würde ich ihn alleine lassen. NIEMALS! Ich hockte mich neben ihn und strich ihm über den Rücken. Dann kam es auch schon. Ich hielt ihm,… gerade noch rechtzeitig den Eimer hin. Er erbrach sich geräuschvoll. Mit zitternder Hand, rieb ich seinen Rücken, mit der anderen versuchte ich den Staudamm zu stoppen, der meine Wangen flutete. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor und ich dachte, es würde nie enden. Als sein Magen leer und sein Anfall vorüber war, ließ er sich entkräftet auf die Fersen sinken und lehnte sich erschöpft gegen mich. Ich setzte mich auf den Hintern, in die kalte Brühe und zog ihn mit mir. Als auch er richtig saß, schlang ich meine Arme um seinen starken und doch,…schwachen Körper und drückte ihn mit den Rücken gegen meine Brust. Entkräftet lehnte er gegen mich. Seine Augen waren geschlossen, seine Lippen leicht geöffnet. Er machte lange und tiefe Atemzüge. Weinend vergrub ich mein nasses Gesicht an seiner Schulter. Wie gesagt, der Tag lief zu Glatt. Irgendetwas musste ja noch kommen. Es war zu viel für ihn! In Seattle sind wir durch die ganze Stadt gependelt. Der Adrenalinspiegel erreicht heute mehrmals seinen Höhepunkt und der Marsch nachhause, gab ihm den Rest. Wie würde es ihn in einigen Monaten gehen? Noch blieb es beim gelegentlichen Kotzen. Hin und wieder ein Schwächeanfall. Erhöhte Gefahr der Gelbsuchterkrankung. Und dann,…was kam dann? Auf was mussten wir uns noch einstellen? Ich möchte ihn einfach nicht verlieren. Ich kann ihn nicht verlieren. Nicht ihn auch noch! Ein Weinkrampf schüttelte mich. „Hey süße“, wisperte Jake leise. „Ich hab so Angst um dich“, weinte ich panisch. Er legte mir eine Hand aufs Knie und streichelte es beruhigend. „Ich bin da.“ Seine Stimme Trocken,… emotionslos! Trotz des versuches, sie beruhigend klingen zu lassen. Er hatte seinen Tod schon lange Akzeptiert! „Jake ich,…“, brach ab und schluckte schwer. „Es ist gut, Bella.“ Stur schüttelte ich den Kopf. Gar nichts war gut! „Nein das ist es nicht“, fuhr ich ihn an. Er seufzte schwer. Dann richtete er sich ein Stück auf, drehte sich etwas in der Wasserfitze um mich besser ansehen zu können. Seine Augen waren leicht gerötet, Schweiß glänzte noch immer auf seiner Stirn. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und strich mir mit seinen Daumen die Tränen von den Wangen. Fest sah er mich an. Ich zog die Nase hoch und erwiderte seinen Blick. „Deswegen will ich nicht, dass du mich so siehst. Du hättest nicht herkommen sollen. Das tut dir nicht gut.“ Ich lachte trocken. „Denkst du ernsthaft, ich lass dich allein, wenn es dir so scheiße geht.“ „Es geht mir wieder besser. Es war nur,…“, ihm fehlten die richtigen Worte. „Ich weiß was es war…“, blaffte ich. „…und dir geht es nicht gut.“ „Das hab ich auch nicht gesagt…“, stöhnte er und machte ein trauriges Gesicht. „…ich hab gesagt, es geht mir besser.“ Einen Augenblick schwiegen wir uns an. Dann wisperte ich mit zitternder Stimme, kaum hörbar. „Ich werde dich verlieren!“ Er reagierte nicht, ich dachte er hätte es nicht verstanden. Dann, nach einer kleinen Ewigkeit,… nickte er schwach. „Ein Grund mehr für dich,… fort zu gehen.“ Ich stieß ihm im selben Moment von mir, als diese Worte schwach seine Lippen verließen. Ich rutschte weg von ihm und sah ihn wütend an. Seine Miene war gleichbleibend abwesend. Er senkte den Blick. „Hör endlich auf ständig von Abschied zu reden“, schrie ich ihm in einer Lautstärke entgegen, die ich selbst nicht für möglich gehalten hätte. Sie verfehlte ihre Wirkung nicht, denn er zuckte stark zusammen und hob ruckartig den Kopf. Ich strich mir die Tränen von den Wangen. Meine Hand zitterte,…vor Wut. „Hör auf damit“, schrie ich noch einmal. „Bella!“ Er wisperte meinen Namen, als würde es ihm große Anstrengung kosten, ihn über seine Lippen zu bringen. Als würde er innerlich verbrennen, bei dem bloßen Gedanken ihn nie wieder sprechen zu können. „Nein nichts mit Bella. Ich,…ich kann einfach nicht mehr. Es macht mir Angst, so große Angst. Du,…immer diese Worte aus deinem Mund. Seit Monaten fängst du fast täglich damit an, ich…“, er zog mich in seine Arme. „…willst du mich loswerden?“ Fragte ich verzweifelt und krallte mich an ihm fest. Es macht mich fertig, so unglaublich fertig. Immer das gleiche, immer und immer wieder. „Du weißt, dass es nicht so ist.“ Sagte er ruhig. „Und warum fängst du ständig damit an? Ich weiß du hast Angst um mich, aber ich,…du weißt ich will keine Zukunft.“ Er hob den Kopf, sah mich ernst an. „Und es ist dumm das zu wollen.“ „Wenn es so dumm in deinen Augen ist, warum kämpfst du dann nicht selbst für eine?“ „Ich steh mit einem Bein im Grab, ich steck schon viel zu tief drin“, versuchte er mich zu überzeugen. „Ausrede“, blockte ich energisch ab. „Wenn du wollen würdest, würdest du es schaffen. Doch du willst nicht, du willst zum verrecken nochmal krepieren. Von der Bildfläche verschwinden, als hätte es dich nie gegeben. Das ist es was du willst, weg von dem ganzen Scheiß. Weg von der Welt, die immer nur Unglück über dich, mich, jeden auf dieser gottverdammten Szene gebracht hat. Du willst frei sein, frei von den Gedanken die dich quälen, frei von den Alpträumen die dich foltern, frei von den Bildern die sich in deine Netzhaut gebrannt haben und frei von den Erinnerungen die dich einholen, wenn du eine Zeitlang nicht gedrückt hast. Du willst zu IHNEN,… zu denen die dir alles bedeutet haben.“ Meine Worte brachten es genau auf den Punkt. Und genau deswegen sagte er nichts dazu. Er sah mich weiterhin an, leicht gequält aber kapitulierend. Jetzt war die beste Möglichkeit ihn endlich davon zu überzeugen, dass HIER mein Platz ist. Hier gehörte ich hin! Und das musste er verstehen, ohne sich selbst die Schuld an meinem Schicksal zu geben. Denn diese irrsinnigen Gedanken, dass ER schuld an meinem Los war, die musste er endlich ablegen. „Du möchtest frei sein“, flüsterte ich noch einmal mit brüchiger Stimme. Er schloss die Augen, biss den Kiefer zusammen. Ein Muskel an seiner linken Wange zuckte. „Warum kannst du nicht verstehen, dass ich dasselbe möchte?“ Seine Augen öffneten sich, sie glänzten verdächtig. Er fechtet einen inneren Kampf aus, der mir nicht verborgen blieb. Er musste aufhören mich retten zu wollen und das zu begreifen und zu akzeptieren muss einer Folter gleich kommen. „Ich kann dich verstehen,…“, presste er raus. „…doch das zulassen fällt mir schwer…“, nun liefen seine Tränen. „…du bist so jung, so unschuldig, so…kostbar. Bevor ich dich und Leah traf, war ich am Boden. Ich vegetierte vor mich hin, mich kotzte alles an. Nicht nur einmal dachte ich an den Goldenen Schuss. IHR, habt mir mein Lachen wieder geschenkt und was tat ich?“ Er schluckte, kniff die Augen zu, versuchte sich zu sammeln. Ich wartete ab, gab ihm die Zeit die er brauchte. „Ich,…führte euch auf direkten Weg in den Tod…“ „Nein, das Stimmt nicht“, fuhr ich dazwischen. „Leah ist Tod“, schnappte er. Seine Augen offenbarten all seine Trauer, seinen Schmerz. Mir schnürte es die Kehle zu. Ich schluckte den dicken Klos runter. Er sah aus, wie ein getretener Hund. „Leah ist Tod…“, wiederholte er noch einmal. „…und du so gut wie. Verrat mir wie ich diese Tatsachen unter den Tisch kehren soll?“ „Jake,…JA Leah ist Tod, es war ein Unglück. Daran trifft dich nicht die Schuld. Wir waren verstört, überfordert mit der Situation und verängstigt. Du nahmst uns auf, erklärtest uns dein Leben, was dann zu unserem wurde. Wir fanden halt, gaben uns gemeinsam die Kraft. Du tust ja so, als hättest du uns angefixt. Du vergisst, dass wir schon damals auf Drogen waren. Nicht auf `H´ aber allen anderen Scheiß schluckten wir soviel es nur ging. Du hast gekämpft wie ein Löwe, um uns vor den letzten Schritt Richtung Abgrund zu bewahren. DU HAST NICHT VERSAGT! Wir waren einfach…“, mir fehlte das richtige Wort. „Besessen danach“, half er mir. „Ja,… wir waren besessen! Wir haben den Moment genutzt. Wir waren,… bereit dafür“, flüsterte ich. Er vergrub sein Gesicht in den Handflächen und schüttelte den Kopf. „Irgendwie, irgendwann währen wir zum Heroin gekommen.“ Eine längere Pause entstand. Stumm beobachtete ich ihn, er rührte sich nicht. Kein bisschen! Es mussten Minuten vergangen sein, ehe er sich wieder regte. „Ich werde immer schwächer werden.“ „Und ich werde bei dir sein.“ Sagte ich erleichtert über die Wendung des Gespräches. Anscheinend hat er es akzeptiert. Er hob den Kopf, lächelte traurig. „Dickkopf!“ Ich grinste. „Ich hab dich lieb.“ Meine Worte feuchteten seine Augen erneut an. Ich kuschelte mich an ihn. Seufzend legte er sein Kinn auf meinen Kopf. „Weißt du, ich dachte…wenn ich es schaffe, dass du gehst. Wenn ich dich überzeugen kann, mich zu verlassen. Dann wirst du jemanden anderen finden. Vielleicht jemanden der dir Hoffnung schenkt, für den du dich ändern würdest, für den du kämpfen würdest. Jemanden, für den sich eine Zukunft lohnt. Du hast es verdient die Liebe zu finden, verehrt und angehimmelt zu werden. Du hast es verdient glücklich zu sein, alt zu werden und irgendwann friedlich zu gehen.“ Ich weinte stumm. Er sah es nicht. „So wie du“, hauchte ich schwach. Er drückte mich dichter an sich. Hielt mich fest und beschützend an seine Brust. „Aber wenigstens haben wir uns, was?“ Auch wenn er unendlich traurig klang, beruhigte es mich. „Ich finde, dass ich niemand anderen brauche. Du machst mich glücklich, Jake. Mit dir ist alles einfacher.“ „Wahrscheinlich ist ein Happy End für uns nicht vorgesehen, also machen wir das beste aus dem was uns gegeben wird.“ Ich nickte an seiner Brust. Er hatte es endlich verstanden. Eine Zeit blieben wir einfach reglos sitzen. Auf den kalten dreckigen Hallenboden. In einer kalten, nassen Fitze und unseren Gedanken ausgeliefert. Niemand sprach an, was aus mir werden würde, würde er diese Welt verlassen. Es war auch nicht notwendig, wir wussten beide, dass ich ihn folgen würde. Wir sprachen nicht über die Zeit, die alles schwerer machen würde. Über die Zeit, in der er kaum noch fähig wäre mich auf die Scene zu begleiten. Die Situation würde zeigen, welche Möglichkeiten wir hätten. „Komm hoch, wir müssen uns was trockenes anziehen“, sagte er irgendwann. Kommentarlos stand ich auf. Reichte ihm meine Hand, die er lächelnd nahm. Das Thema war durch. WIR würden zusammen bleiben, bis der Tod uns scheidet. Für viele romantisch,…für mich beruhigend. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie spät es geworden war. Die Dämmerrung hatte eingesetzt. Draußen heulte der Wind durch das Blätterdach. Regen plätscherte an die beiden großen Fenster. Wenigstens war der Tag trocken gewesen. Jake machte Licht, dann lief er noch einmal zum Fluss um erneut Wasser zu holen. Ich zog mich in der Zwischenzeit um. Triefend kam er wieder. Stellte sich direkt neben mich und schüttelte seinen Kopf. Das Wasser von seinen Haaren spritzte in allen Richtungen. Ich wich kreischend zurück. Lachend schlenderte er zu seinem Schrank und zog sich um. „Idiot“, schimpfte ich. Er wackelte mit den Augenbrauen. Kopfschüttelnd ließ ich mich auf dem Sofa nieder. Den Inhalt meiner Bauchtasche, verteilte ich auf dem Tisch und machte mich daran das Kleingeld zu zählen. Jake nahm das Dope und verstaute es in einer Schublade. Ein Gramm ließ er liegen. Dazu gesellte sich unser Besteck. Während ich die Finanzen checkte, machte er mir eine neue Spritze zurecht. Alles war so wie immer. Als hätte es das Gespräch nie gegeben. Das machte auch alles einfacher. Ich wusste er hatte es eingesehen und wird aufhören mit dieser Tyrannei. Darauf weiter rumzureiten wäre Unsinn. Das Leben konnte weiter gehen,…soweit es das tat. Zufrieden verstaute ich das Geld. Es war nicht ganz ausreichend für morgen, aber das letzte bisschen würden wir zusammen bekommen. Ich schmiss das Tütchen Koks auf den Tisch und sah schmunzelnd, wie Jake in seiner Bewegung stoppte. Er spürte meinen Blick, grinste ohne aufzusehen und fummelte weiter an der Kanüle,… die sich als widerspenstig herauskristallisierte. Er schaffte es leise fluchend und sah auf. Sein Blick bestückt von verlangen. Meiner musste ähnlich aussehen, es kribbelte in den Finger, der Nase, der Kopfhaut, der Bauchgegend. Stumm entschieden wir, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war. Mit einer absoluten Ruhe und Rutine, machten wir uns gemeinsam an die Arbeit. Ich kippte etwas von dem weißen Pulver auf den Tisch, teilte es mit einer Karte und formte zwei kleine Bahnen. Den Rest würden wir aufheben und an einem anderen Tag genießen. Jake kratzte in derweil etwa ein Viertel des Grammes auf den Löffel, rollte anschließend einen Schein zusammen. Bevor wir uns um das Heroin kümmerten, beschäftigten wir uns mit dem Koks. Er zog die erste Bahn weg, gab mir dann den Schein. Voller Vorfreude, setzte ich das Ding an meine Nase und beugte mich über den Tisch. Jake machte den Druck fertig, während ich das Koks hochzog. Wie hatte ich dieses Gefühl vermisst! Es war so lange her. Damals taten wir sowas öfter, seit dem Jake anfing so besorgt zu sein, ließen wir es sein. Mir hatte das Kribbeln in der Nase gefehlt und die sofortige hibbelige Wirkung. Ich lehnte mich zurück und zog die Nase hoch. Da reichte er mir schon die Spritze. Meinen linken Handrücken ließ ich vorerst lieber in Ruhe, also nahm ich den rechten. Während ich mir das Viertel rein jagte, machte Jake sich ein halbes zu Recht. Es wäre Wahnsinn, würden wir die übliche Dosis drücken! Die beiden Substanzen zusammen waren gigantisch,… eine volle Breitseite! Das Heroin dämpft das Nervensystem, das Koks erweitert es. Im Klartext,… die einschläfernde Wirkung des Heroins, wird durch die aufputschende Wirkung des Kokains ausgeglichen. Dadurch folgt eine enorme Euphorie. Natürlich ist der scheiß wahnsinnig gefährlich. Ein Risiko besteht immer! Denn die Wirkung des Koks lässt viel schneller nach. Dann kann es schon mal passieren, das man anfängt zu Hyperventilieren, wenn man mit der vollen Wirkung des Heroins konfrontiert wird. Der Körper wird mit diesen ganzen Substanzen nur schwer fertig. Und dann kann es eben ganz leicht passieren, dass eine für uns übliche Dosis, schnell als Überdosis agiert. Dann ist aus die Maus! Um das zu vermeiden, drücken wir vorsichtshalber nur die Hälfte. Das genügt aber auch, um einen abheben zu lassen. Mir sind drei Fälle bekannt, an denen Junkies durch einen Speedball ihr Ende gefunden haben. Ein Fixer neigt gern dazu, zu übertreiben und zu experimentieren. Ehe man sich versieht, verlässt man diese Welt. Die Typen können sich meiner Meinung glücklich schätzen. Wieder weniger, die hinter diesem Zeug her sind. Ich fiel keuchend zurück. Meine Glieder wurden wahnsinnig schwer und waren gleichzeitig ganz leicht. Ich war irrsinnig Müde und doch hellwach. Jeder Millimeter kribbelte, ganz besonders meine Zunge. Am Rande meiner Wahrnehmung bekam ich mit, wie Flüssigkeit aus meiner Nase lief. Nasenbluten! Schon wieder! Ich sah nach Jake, er hing lächelnd neben mir. Sah an die Decke und wackelte mit den Beinen. Aufgedreht und doch gechillt. Ein unheimlig geiles Gefühl. Ich verspürte das Bedürfnis mich zu bewegen. Es war unmöglich für mich, unter Koks stillzusitzen. Der Bewegungsdrang war nicht zu ignorieren, also stand ich auf. Lief durchs Zimmer, dabei wischte ich mir das Blut aus dem Gesicht. Jake beobachtete mich, seine Augen waren ruhig auf mich gerichtet, doch seine Beine schwingen weiter hin und her. „Ich geh baden“, sagte ich entschlossen. Ohne es groß kontrollieren zu können, rannte ich aus der Halle. Ich wusste er folgte mir, doch ich registrierte es nicht. Der Wald wirkte beruhigend und doch bedrohlich. Der Wind bog die Bäume, sie sahen aus wie lange Arme die nach mir griffen. Ein schriller Schrei,… der mir gehörte hallte durch den Wald. Jake schlang von hinten die Arme um mich, hielt mich fest, beruhigte mich. Dabei kicherte er unkontrolliert. Im nächsten Moment, gab mir das Eitsch das Gewissen Selbstbewusstsein und ich lief weiter. Ignorierte die grellen Blitze, die vor meinen Augen tanzten. Sie waren nicht real! Wir zogen uns aus und sprangen nackt wie wir waren ins kalte Wasser. Im ersten Augenblick nahm mich die Panik gefangen. Ich ruderte wild mit den Armen, obwohl ich stehen konnte. Eine Minute später tollte ich durchs Wasser und jagte Jake, der lachend davon lief. Die Kälte spürte ich nicht. Meinen beschleunigten Puls vernahm ich, achtete aber nicht auf ihn. Er raste beängstigend schnell! Ich schmiss mich von hinten auf Jaks Rücken und krallte mich an ihm fest. Mit mir als Rucksack, tauchte er unter. Krampfhaft hielt ich mich an ihm. Das nächste was ich dann mitbekam war, wie er mich auf den Arm zurück ins Innere der Halle schleppte. Dabei kicherte er die ganze Zeit. Sah sich dennoch pausenlos um, als würde er verfolgt. Drinnen angekommen, versuchten wir beide in Kleidung zu kommen. Die anderen lagen wohl noch immer am Fluss. Ich wusste es nicht. Es störte uns nicht, uns nackt vor dem anderen zu zeigen. Wer so wie wir, täglich zusammen war, verlor jegliches Schamgefühl mit der Zeit. Mit einem Bein steckte ich in der Hose, das andere wollte nicht wie ich es wollte. Es war plötzlich so furchtbar schwer. Ich bekam es einfach nicht angehoben. Völlig entkräftet ließ ich mich zur Seite auf unsere Matratze fallen. Kaum lag ich, fühlte ich mich auch schon wieder fit. Schnell zog ich mich an und sprang wieder auf die Beine. Ich weiß nicht wie lange wir, wie die bekloppten durch die Halle getänzelt waren. Irgendwann holte uns jedenfalls das Heroin komplett ein und beruhigte uns. Entspannte unsere Körper, verlangsamte unsere Wahrnehmungen, betäubte den Bewegungsdrang, stoppte das Adrenalin, hemmte unsere Atmung und schläferte uns ein. Ich wusste ich lag auf der Matratze, dann nam die Dunkelheit mich gefangen und ich glitt in einem traumlosen Schlaf. ************ Jaaaaa…etwas abgedreht der Schluss oder? Ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich euch sonst die Wirkung deutlich machen sollte. Diese Zwei Substanzen die völlig verschieden reagieren. Ich fand’s, doch ziemlich erschreckend. Kurz vorher bekam Jake einen Anfall, dann das. Obwohl er Gesundheitlich am Ende ist, schaffen sie es nicht auf weitere Gefahren zu verzichten. Sie müssen ihrer Gesundheit durch unnötige Experimente weiter in Gefahr bringen. Irgendwie schwer zu verstehen oder? Schreibt mir bitte eure Meinung. GGLG jennalynn Kapitel 8: Resignation ---------------------- Wie versprochen eine Jacob POV…mit dem ersten Flashback dieser Story. Der Flashback wird kursiv geschrieben sein, nur damit keine Verwirrung auftaucht ^^ Ich hoffe, euch gefällt der erste Rückblick in die Vergangenheit. Und ich hoffe, ich bring seine Verzweiflung gut rüber. Jetzt geht es aber los… VIEL Spaß! *********** Jacob POV Sie sah so unschuldig aus wenn sie schlief. Es zerbrach mir das Herz, bei dem Gedanken wie sie in einigen Monaten aussehen würde. Die Droge hatten schon jetzt ihre Spuren auf ihr hinterlassen. Ihre einst so makellose Haut, war mit roten Rissen versehen, die…wie ich aus eigener Erfahrung nur zu gut wusste, juckten wie die Hölle. Die vollen Locken, die bei einer leichten Böe auf und ab wippten, waren trocken und spröde…vom einstigen Glanz, keine Spur mehr vorhanden. Und ihr Körper,…mein Gott sie war nur noch Haut und Knochen. Ich sah keinen Deut besser aus, im Gegenteil. Aber das war unwichtig. Seufzend ließ ich mich aufs Sofa nieder und blickte aus dem schmutzigen Fenster. Der Horizont hellte sich auf, die Sonne ging hinter der Wolkendecke auf. Erfreute andere,… in einem anderen Teil des Landes lebende Menschen mit ihrer Schönheit und ihrer Pracht. Schenkte ihnen die ersten warmen Strahlen des Jahres und wies ihnen den Weg, den sie ohne Schwierigkeiten bestreiten würden. Ich schaute wieder zu dem Mädchen, das mir mehr bedeutete als das Leben. Nur ihre Augen erinnerten noch an das Kind, dass ich zusammen mit einer Freundin vor 3 Jahren aufgenommen hatte. Heute frage ich mich, ob das die richtige Entscheidung gewesen war? Wäre ich damals nicht eingegriffen, wäre vielleicht alles anders gekommen. Nicht für mich,…aber für sie und für Leah. Ich hatte mich ihrer angenommen,…sie waren so schutzbedürftig. Damals, kam es mir richtig vor… Flashback Der Weg zu meinem Lager, stellte sich beschwerlicher raus, als ich am Morgen angenommen hatte. Ehrlich gesagt, hatte ich mir keine Gedanken über den Rückweg gemacht. Ausgerechnet heute musste das U-Bahnnetz in sich zusammenbrechen. Nein falsch, ausgerechnet zu dieser Uhrzeit und bei diesem Wetter. Da um diese Zeit kein Bus mehr in die Richtung fuhr, die ich einschlagen musste, schätzte ich den großen Zeiger auf weit nach elf Uhr und zu allem Überfluss, goss es wie aus Kübeln. Verfluchtes Wetter! Meine Klamotten waren klitschnass, Wasser tropfte von meinen Hosenbeinen auf den schlammigen Asphalt. Die Wohlmütze auf meinen Kopf war ebenfalls durchtränkt und ein Fußbad, genoss ich auch in meinen notdürftig geklebten Schuhen. Niemand würde es mir verdenken, wenn meine Laune am Boden und meine Nerven überreizt sind. Glücklicherweise, gab es auch niemanden der meine Laune abbekommen konnte. Ich seufzte,…es war besser für jemanden wie mich, einsam zu sein! Den Kragen meiner abgetragenen Lederjacke, zog ich mir tiefer ins Gesicht und stapfte weiter durch den strömenden Regen. Ein Grollen durchschnitt die Nacht und wurde mit meinem Gestöhne abgerundet. Großartig, nun fing es auch noch an zu Gewittern. Es half ja nichts, ich musste irgendwie zurück. Für morgen brauchte ich dringend andere Sachen. Meine mit Matsch bespritzten Kleider würden die Passanten, die mein tägliches Überleben sichern, nur abschrecken. „Verfluchte Scheiße“, schimpfte ich, als ich mit Schmackes in einer große Fitze latschte. Der Regen begrenzte meine Sicht auf wenige Meter. Die wenigen Geräusche, vermischten sich mit dem plätschern des Regens und wurden zu einem unangenehmen lauten Rauschen. Trotz dieser miserablen Umstände in denen ich steckte, vernahm ich die gedämpften Laute, die hier eindeutig nicht her gehörten. Diese Laute, hatte ich in den vergangenen 2 Jahren zur Genüge gelauscht. Nicht nur einmal, war ich selbst der Auslöser. Für gewöhnlich, nahm ich Abstand vor diesen lauten. Sie hatten immer Schwierigkeiten zufolge. Sonst würden sie auch nicht abgelassen werden. Dennoch weckten diese Schreie meine Aufmerksamkeit. Sie berührten mich an einer Stelle, die ich für Tod geglaubt hatte. Während ich gedanklich meine Möglichkeiten abklärte, setzten sich meine Beine von allein in die Richtung, aus der das Schreien kam. Ich stöhnte über die Inkompetenz meiner Gliedmaßen und ergab mich meinem Schicksaal. Was konnte mich im schlimmsten Fall schon erwarten? Zwei Schlampen, die sich wegen eines Freiers in den Haaren hatten! Wohl kaum,…dafür war das hier der falsche Stadtbezirk. Wie ich mein Glück kannte, rannte ich geradewegs in eine Razzia rein oder störte einem Dealer, der noch eine offene Rechnung mit zwei Fixerbräuten zu begleichen hatte und über mein Auftauchen, mehr als ungehalten sein wird. Jedenfalls war ich mir sicher, zwei weibliche Stimmen heraus zu hören. Wie auch immer… Ich war bereits zu nah um umdrehen zu können. Nein auch falsch, es gab immer Möglichkeiten sich aus Unheil heraus zu halten. Doch wann hatte ich dergleichen schon einmal getan? Ich seufzte erneut. Mit einem Dealer würde ich fertig werden. Auf Bullen hatte ich gar keinen Bock. Wir hatten einfach keinen guten Draht zueinander. Sympathie gleich Null! Es war nicht so, dass ich ein mangelndes Sozialverhalten hatte, aber in diesem Fall, war weniger meistens mehr. Ich ersparte es meinem Arsch in einer gefliesten Zelle zu sitzen und auf den Turkey zu warten und auf alles, was danach kommen würde. „Lass sie los, du Hurensohn.“ Na Hallo, da hatte aber jemand ein schmutziges Mundwerk. Ich linste hinter einer Hauswand vor und fokussierte meinen Blick. Der Regen machte es mir nicht gleich möglich, in dieser Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch einen Augenblick später, hatte ich die Geräuschquelle ausgemacht und mein Herz, rutschte mir prompt in die Hose. „Hey, lass die Mädchen los“, schrie ich diesem Penner entgegen. Er hatte in einem festen Griff, eines der Mädchen am Oberarm und die andere gerade im Genick gepackt. Erschrocken sah eine auf. Sie waren noch Mädchen, noch lange keine Frauen. Sie fing meinen Blick ein und flehte mich stumm um Hilfe an. Und die, hatten sie auch bitter nötig. Ohne lange darüber nachzudenken, rannte ich die paar Schritte zu ihnen rüber. Der Typ, hatte mich anscheinend nicht gehört und das andere Mädchen möglicherweise auch nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt. Mit allem was sie hatte…und das war nicht gerade viel, gegen ihn anzukommen. Und er, hatte allerhand damit zu tun, ihren Tritten und zuschnappenden Zähnen auszuweichen. Und als wäre seine Situation nicht schon stressig genug, musste er sie beide festhalten und dieses Gekreische aushalten. Ich hatte fast Mitleid mit ihm. Fast! Es war abartig sich über Frauen,…in diesem Fall Mädchen, herzumachen, ganz gleich was sie getan hatten. Denn so wie ich die Lage einschätze, hatten sie versucht ihn auszunehmen. Sie waren wohl noch nicht lange hier, sonst wüssten sie, das große, muskulöse Typen nicht unbedingt die beste Beute boten und schon gar nicht für zwei heranwachsende Kinder, denen nicht nur die nötige Erfahrung, sondern auch die passenden Muskeln fehlten. Der Kerl schein sich seiner jedenfalls sicher zu sein. Ich sah ihn schon triumphierend Grinsen, wenn er beide im nächsten Polizeirevier abliefert. Das zu seinem Glück, nur zwei Blocks entfernt war. Wieder ein Beweis, über die Unerfahrenheit dieser Mädchen. Hilfe bei seiner Heldentat, hatte er jedenfalls nicht zu erwarten. Bei diesem Regen und dieser Uhrzeit, würde niemand das Geschrei hinter verschlossenen Fenster hören und auch wenn, würde sich bei diesem Wetter niemand nach draußen bewegen. Obwohl Regen für Seattle üblich war, so gab es auch bei den Bewohner Grenzen. Und dieses Unwetter, überstieg das Barometer um Längen. Wieder erschütterte ein Donnern die Nacht. Warum dieser Typ also draußen war, war mir ein Rätsel. Für einen Straßenbewohner sah er zu gepflegt aus. Der in einer Pfütze liegende Aktenkoffer, der mir erst jetzt ins Auge fiel, deutete ganz auf einen Feierabend hin. Seine Überraschung als er mich entdeckte, wehrte nicht lange. Ehe er reagieren konnte, hatte ich ihm schon eine gegeben. So stark, das seine Augen zurückrollten und er nach einem stolpernden Schritt zurück, umfiel wie ein nasser Sack. Dabei ließ er die Mädchen los und diese wiederrum, starrten mich an, wie das siebende Weltwunder und ich...ich starrte zurück. Kinder! Zu jung und zu unschuldig um zu DIESER Welt gehören zu dürfen. In einer gerechten Welt, würden sie jetzt in einem Bett, in einem warmen Zimmer und friedlich am Träumen sein. Aber, was war schon gerecht und was nicht? Sie waren nicht die ersten und würden sicher nicht die letzten sein. Und nun stand ich hier, mitten im strömenden Regen, bis auf die Knochen durchgeweicht und starrte in zwei Gesichter, die mir einladende Wärme vermittelten. Die eine,…die ältere von beiden, war meiner Herkunft. Indianer! Ich erkannte es an ihrem Teint, ihren Augen und ihrer Ausstrahlung. In unseren Adern, fließ das Blut eines aussterbenden Volkes. Schon dessen wegen, war sie mir auf Anhieb sympathisch. Und die andere… klein, zierlich, schlank, mehr Kind als Teenager. Mit braunen Locken, einer auffällig hellen Haut, niedlichen Sommersprossen auf der Nase und einem dankbaren, herzlichen Lächeln auf den Lippen. Mit großen tiefen Augen, die das gesamte Ausmaße an Leid, von ihrer Seele widerspiegelten. Ich sah in vier Augen, die schon mehr gesehen hatten, als sie sollten. Nach dem ersten Eindruck, machte ich mir einen zweiten. Sie waren beide ziemlich heruntergekommen. Zerrissene, schmutzige Kleidung. Selbst das viele Wasser von Oben, vermochte den Dreck nicht aus den Poren der Fasern waschen. Die Haare klebten ihnen beiden nass und verfilzt im Gesicht, das wie der Rest an ihnen, viel zu mager war. Und die dicken Augenringe, konnte nicht mal die Dunkelheit verbergen. Genau wie die geweiteten Pupillen, die ich lange versucht hatte zu ignorieren. Sie waren dabei, den letzten Schritt in die totale Scheiße zu machen. Sofort stellte sich ein Instinkt ein, denn ich seit meiner Kindheit nicht mehr gespürt hatte. Der schon als kleiner Junge so ausgeprägt bei mir war, das meine beiden zwei Jahre älteren Schwestern, genervt von mir waren, wenn ich sie mit meinen gerademal 10 Jahren vor jegliches Unheil beschützen wollte. Am Ende, hatte ihnen kein Schutz dieser Welt geholfen… Ich stöhnte gequält und kniff mir in den Nasenrücken. Es waren Minuten vergangen und noch immer machte niemand den Anfang. Auch die beiden musterten mich, die ältere abschätzend, die jüngere vertrauensvoll. „Also,…es war echt ne scheiß Idee von euch, diesen Typen zu überfallen“, ich zeigte auf besagten. Vergewisserte mich kurz mit einem Blick, das sein Gesicht auch nicht in irgendeiner Fitze lag. Was,… rief man sich die vergangene Zeit seit seinem Abgang ins Gedächtnis,… jetzt auch nicht mehr genützt hätte. Glücklicherweise, lag er auf dem Rücken, also konnte Ertrinken ausgeschlossen werden. Alles was er nach diesem Abend zurückbehalten wird, ist so wie ich den Blutfluss aus seiner Nase beurteilen konnte,… das ihm in feinen Rinnsal über die Wange lief, von dieser auf den Boden tropfte und sich dort sofort mit dem vielen Regenwasser vermischte,…eine gebrochene Nase. Nun, es hätte schlimmer sein können. „Woher möchtest du wissen, dass wir ihn ausnehmen wollten?“ Mein Gesicht wanderte langsam, von dem am Boden liegenden Mann zu dem Indianermädchen, die provozierend das Kinn vorgeschoben hatte. Ich schüttelte lachend den Kopf,… sie war süß! Eine kleine Kratzbürste! „Warum sonst, sollte er euch wohl festhalten?“ „Er ist ein perverser, das sieht man doch.“ Nach dieser Aussage, musste sie allerdings selbst anfangen zu grinsen. „Danke, dass du uns geholfen hast“, wandte sich die jüngere ein. Ihre Stimme hatte den kindlichen Ton, noch nicht ganz abgelegt. „Kein Problem“, zuckte ich die Schultern. „Ich bin Bella,…Isabella und das ist Leah.“ „Freut mich,…Jacob.“ Sie reichten mir beide die Hand. Damals hatte ich nicht geahnt, dass sich mit diesem Handschlag mein ganzes bisheriges Leben auf der Stelle ändern sollte. Denn plötzlich, war ich nicht mehr allein. Niemals hätte ich zu diesem Zeitpunkt geahnt, dass mir diese beiden Mädchen einmal alles bedeuten würden. „Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen.“ Beide nickten, von diesem Moment an war klar, dass sie mir folgen würden, wohin ich auch gehe. Und…ich hatte nichts dagegen. Beide gingen sie zu den Müllcontainern auf der anderen Seite. Schnappten sich Rücksäcke und eine Plastiktüte, die sie da wohl verstaut haben mussten,… während ich zu der nächstbesten Haustür eilte, den Klingelknopf beabsichtigt lange drückte. Damit auch jeder in diesem verdammen Haus wach wurde. Falls er noch lange Bewusstlos blieb, würde er sich den Tod bei diesem Wetter holen. Die Leute in diesem Haus, würden ihn schon sehen. Ich war ja kein Unmensch! Als Licht in eines der Zimmer angeschaltet wurde, ging ich. An der Ecke, warteten die Mädchen mit Sack und Pack. Mehr als ihre Namen, kannte ich nicht. Mehr als meinen, kannten sie nicht. Es bedurfte keine Einladung. Zu dritt gingen wir in ein Gemeinsames Leben,…ohne Fragen,… ohne Unsicherheit,…ohne Zweifel. Flashback Ende. Ich zündete mir eine Kippe an, legte den Kopf nach hinten auf die Lehne und stieß den weißen Rauch aus meiner Lunge, beobachtete wie er sich über meinem Kopf, mit der Luft vermischte und sich mehr und mehr auflöste,..wie sie zu einer Einheit wurden. Eine Einheit! In den, darauffolgendem Jahr, sprachen wir immer von einer glücklichen Fügung, die uns zusammen gebracht hat. Glück oder Unglück? Nach Leahs Tod, war ich mir nicht mehr so sicher. Bella seufzte leise. Ich drehte meinen Kopf zur Seite um sie ansehen zu können. Ungewollt lächelte ich. Sie lag seitlich, hielt eines der nicht bezogenen, klammen Kissen fest umklammert, hatte ihr Gesicht darin vergraben und die Decke zwischen die Beine geklemmte. Ihre Haare umspielten ihr Gesicht und das leichte heben und senken ihrer Brust, hielt mich gefangen. SIE lebt! Leah nicht! Ich kaum noch! Was hatte dieser Umstand mit einer glücklichen Fügung zu tun? Meine Gedanken glichen einem Horror Roman. Seit mehreren Wochen, spielten sich in meinem Kopf die schlimmsten möglichsten Szenarien ab. Festnahme, gepanschtes Dope, Prostitution, Überdosis, Tod bringende Krankheit… und so vieles mehr. Nicht ICH war die Person, der all das wiederfuhr…es war Bella. Bella wie sie verzweifelt meinen Namen rief, während die Bullen sie in den Streifenwagen zerrten. Bella, wie sie mit ausdruckslosem Gesicht und knappen Kleidern,…die mehr freigaben als verdeckten, ihren Körper für wenige Dollar anbot. Bella,…mit blutunterlaufenden starren Augen, blauen Lippen und reglos auf dem dreckigen Boden, eine Spritze in der Armbeuge. Bella wie sie weint. Bella wie sie schreit. Bella, Bella…Bella! Verzweifelt raufte ich mir die Haare, ließ dabei die Kippe fallen. Sie brannte ein braunes, stinkendes Loch ins Sofa, vernichtete den Stoff ohne Problem und bahnte sich ihren Weg weiter. Einen Moment starrte ich ohne Regung auf die glühende Kippe, dann setzte mein Gehirn wieder ein. Schnell nahm ich sie auf und drückte die Glut auf dem Sofa aus. Mit der bloßen Hand,…ich spürte keinen Schmerz. Keinen Körperlichen, nur den Seelischen. Sie würde untergehen, wenn ich nicht mehr bin. Tränen traten mir in die Augen, während ich weiter die glimmernde Kippe anstarrte. Wie lange blieb mir noch? 2 Jahre, vielleicht 3? Eine lange Zeit, für jemanden wie mich,…für jemanden der seinen Körper vernichtet. Aber zu kurz um Bella retten zu können. Wenn sie nur nicht so stur sein würde. Sie wusste einfach nicht, auf was sie sich einließ. Sie konnte unmöglich bei mir bleiben. In einem Jahr werde ich kaum noch fähig sein, sie jeden Tag in die Stadt begleiten zu können. In zwei Jahren mehr Tod als lebendig, an das dritte möchte ich nicht einmal Denken. Ich würde dahin vegetieren,… würde darauf scheißen, aber sie…sie würde es zerstören. Sie kann MICH, nicht auch noch sterben sehen. Ihr Herz würde das nicht mitmachen. Heiße Tränen liefen über meine Wangen. Ich wusste sie würde mir folgen. Ich kann spüren, dass sie es tun wird. Ich musste beinahe Würgen, so schwer lag mir dieser Gedanke auf dem Magen. Sie hatte keine Skrupel sich den goldenen Schuss zu setzen,…nicht sie! Vergebens versuchte ich mich mit tiefen, langen Atemzügen zu beruhigen. Zitternd drückte ich die abgebrannte Kippe aus und zündete mir gleich die nächste an. Mit schnellen Zügen hintereinander, schaffte ich es letztendlich mich zu beruhigen. Wieder sah ich zu dem Mädchen. Sie schlief noch immer tief und fest. Gut,…sie musste mich so nicht sehen. Ich fixierte ihr, von den Haaren bedecktes Gesicht. Mein Gott,…sie war verloren! Immer…IMMER hatte ich diesen Gedanken im Hinterkopf. Schon bei unserer ersten Begegnung, wusste ich, dass diesen beiden Mädchen eine glückliche Zukunft verwehrt blieb. Damals war es so weit weg. Wir lebten nur für den nächsten Tag. Ich scherte mich einen scheiß um das, was noch kommen sollte. Doch jetzt, jetzt wo das Ende mit jedem Tag spürbarer wird, jetzt wo die Uhr Tickt, jetzt kommen die Fragen, die Gedanken…diese niederschmetternden Gedanken. Doch was kann ich tun? Sie möchte es nicht anders! Ich hatte mir, seit diesem einen Tag im Februar vor 6 Jahren, nichts sehnlicher als den Tod gewünscht. Ich war damals zu feige um es selbst zu beenden. Dann kam die Straßen, bald schon das Eitsch. Es ließ mich wieder gut fühlen, es ließ mich vergessen. Ich hatte einen Weg gefunden, meinen Todeswunsch zu erlangen,… denn ich wusste, dass es mich früher oder später umbringen wird. Ich wollte so viel wie möglich von diesem gigantischen Glücksgefühl in mich aufsaugen. Wollte nach so vielen leidenden Jahren, endlich frei sein. Ich konnte Frei sein, jeden Tag…solange mein Körper mitspielt sagte ich mir, so lange werde ich das prickelnde Gift genießen, das meine Adern verätzt, mein Organe beschädigt, aber meinen Geist für einige Stunden heilt. Nur das war wichtig, die Glücklichen Stunden und das Wissen, des baldigen Endes. Und dann kamen die Mädchen. Plötzlich wollte ich mehr, als Euphorie und sterben. Ich wollte für sie da sein, wollte sie beschützen. Aber ich war zu sehr gefangen, in diesem nicht anhaltenden Strudel der Sucht. Ich war bereits ein Jahr abhängig, zu lange um einfach aufhören zu können. Ich konnte nur mit ansehen, wie beide in ihr verderben rannten und dabei so glücklich aussahen, wie ich mich ein Jahr zuvor gefühlt hatte. Ich verstand sie,…nur zu gut. Auch sie waren auf der Flucht vor dem Erlebten. Und ich war nicht gerade das perfekte Vorbild, um sie vor den Rettungshafen, den sie sich ausgesucht hatten abzubringen. Ich war zu schwach um es zu verhindern. Als dann auch sie anfingen, ihre Seele mit diesem verzerrenden Mittel zu betäuben, gab es kein Zurück mehr. Auch sie wollten sterben! Leahs Wunsch würde als erstes erhört. Nicht so wie sie,… wir es uns vorgestellt hatten. Ich bete zu Gott, dass sie nicht lange hatte leiden müssen und,… dass sie nun endlich da war, wo sie ihren Frieden finden konnte. Ich hatte versucht was in meiner Macht stand, um Bella zu überzeugen. Es war vergebens, alles war vergebens. Sie wünscht es sich so sehr! Wie kann ich ihren Wunsch ignorieren? Ich wusste doch selbst wie es war, sich den Tod zu wünschen. Wie kann ich sie retten, wenn sie keine Rettung will? Wie kann ich mit diesem Gewissen leben? Was blieb mir noch anders übrig, als zu akzeptieren? Sie wird mich nicht verlassen! Alles was uns blieb, war eine kurze Zeit. Sollte ich sie genießen? Meine Gedanken abstellen und hinnehmen wie es ist? Konnte ich das überhaupt? Ich muss wohl oder übel! Und ich würde! Sie hatte es verdient glücklich zu sein. Und wenn es sie glücklich machte, hier bei mir zu sein. Jeden Tag ums Überleben zu kämpfen. Jeden Tag ein Schritt näher dem Tod entgegen zu blicken. Dann soll es so sein! Ich hatte keine Kraft mehr. Es tat mir weh, sie weinen zu sehen. In ihrem Leben, hatte sie schon mehr als genug Tränen vergossen. Ich wollte nicht länger der Auslöser für diese Tränen sein. Ich wollte sie lachen sehen. Es war ihr Recht, allein über sich zu entscheiden. Sie hatte sich entschieden! Und nichts gestattete es mir, sie von dieser Entscheidung abzuraten, denn es war ihr Leben. Auch wenn es schrecklich enden wird. Ich MUSSTE, ihre Entscheidung akzeptieren. Erneute Tränen sammelten sich. Ich konnte nicht länger nachdenken. Nicht über den Tod, der unvermeidlich ist. Nicht über den Schmerz, der definitiv dazu gehört und nicht über mein Gewissen, das mich trotz dieser Entscheidung quälte und von innen zerriss. Ich wollte nicht mehr. Also tat ich das, was jeder Fixer tat, wenn die Luft erdrückend würde. Wenn das Wohlbefinden nicht selbst eintrat, muss man nachhelfen. Und es gab nur ein Mittel, das jede zerstörende Frequenz lahmlegen konnte. Ich stand auf, trat zu einem der Schränke, holte mein Besteck und verpasste mir einen Augenblick später die Ruhe, die meine Seele so dringend brauchte. *********** Ich brenne auf eure Meinung. Dieses Kapitel, verlangte mir ganz schön viel ab. Ich hatte so lange aus Bellas Sicht geschrieben, dass mir der Wechsel zu Jacobs Gedanken etwas schwer fiel. Wie fandet ihr den Flashback? Bitte teilt eure Gedanken mit mir… GLG jennalynn Kapitel 9: Lauernde Gefahr... ----------------------------- Bella ist wieder an der Reihe. Es sind seit diesem kokainhaltigen Abend 10 Wochen vergangen. Also ein kleiner Zeitsprung^^ Viel Spaß! *********** Bella POV Wir waren bester Laune. Die Tage blieben mehr und mehr trocken. Die versteckte Sonne, wärmte auch diesen Teil des Landes langsam auf. Auf unsere Winterjacken konnten wir verzichten, was nicht nur bequemer, sondern auch praktischer war. Jedes Kleidungsstück, beeinträchtigte die Beweglichkeit. Und Beweglich müssten wir sein um rechtzeitig reagieren zu können. Jeden Moment konnte es passieren, dass wir uns schnell aus dem Staub machen müssten. Ich hatte keinen Plan, welcher Tag heute war. Es war nicht von Bedeutung. Das wir den Mai bereits begrüßt hatten, dessen war ich mir sicher. Ich würde erst wieder einen Blick in die nächste verwaiste Zeitung werfen müssen, um das Datum zu erfahren. Es war später Nachmittag, wir hatten genügend Geld zusammen um uns für heute zurückziehen zu können. Nur ein Besuch bei Sam stand noch an, dann konnten wir uns auf den Rückweg machen. Schnorren war heute nicht drin. Auf den Einkaufspromenaden, wimmelte es von Kaufhauscops und Ladendetektive. Es war uns verboten, vor den großen Kaufhallen zu hocken. Wir machten uns nichts daraus. Doch umso wärmer es wurde, umso lukrativer wurden die Geschäfte für die Einkaufsmailen und leider, warf auch das Personal immer häufiger Blicke vor die Eingänge, um eventuelle Bettler davon jagen zu können. Heute hatte uns dieser Scheiß nicht gestört. Wir waren noch immer gut drauf von letzter Nacht. Wir hatten uns das letzte Koks reingezogen und ordentlich rumgealbert. Irgendwann die Nacht, sind wir ins Koma gefallen und erst wieder erwacht, als der Tag bereits voll im Gange war. So schnell wir konnten, sind wir los. Hatten die aufkeimende Panik unterdrückt und sind dank Gotteshilfe, an zwei Autos vorbeigerannt. Die nicht weit von unserem Waldweg geparkt hatten. Keine Ahnung was die da zu suchen hatten. Das Jake dieser Umstand nicht passte, war ihm anzusehen. Sie waren zu nah an unserem Versteck. Wir beschlossen mit einem stummen nicken, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Während er die Fensterscheibe auf der Fahrerseite des ersten Autos zerdepperte, kümmerte ich mich um das zweite. Wie gehofft, sprang bei wenigstens einem Teil, der Alarm an. Was auch immer die Fahrer hier zu suchen glaubten, das schrille Piepen würde sie sicher abhalten, tiefer in den Wald zu marschieren. Schnell hatte ich den Stöpsel hochgedrückt und die Tür geöffnet. Binnen weniger Minuten, waren wir um ein Navi, eine Brieftasche und ein Mp3 Player reicher. Mit ein bisschen mehr Tempo als üblich, verließen wir die Nähe des Waldes. Gerade noch rechtzeitig kamen wir um eine Ecke, als ein wütender Schrei von hinten erklang. Vergnügt lachend, machten wir uns erst gar nicht die Mühe auf die Scene zu stolzieren, sondern suchten gleich den nächst besten Weg zu einem Hehler auf, der immer gut zahlte. Und von dem aus, waren wir jetzt auf dem Weg zur King Street, auf einem der beiden Bahnhöfe musste Sam zu dieser Uhrzeit,…geschätzte 17 Uhr zu finden sein. Hand in Hand schlenderten wir die Straßen entlang. In mir herrschte eine innere Zufriedenheit, die ich lange nicht mehr gefühlt hatte. Der Grund war, Jacob. Seit diesem tiefgründigen Gespräch auf dem verdreckten Hallenboden vor einigen Wochen, hatte er nicht erneut versucht mich zum Gehen zu drängen. Er hatte noch nicht vollkommen akzeptiert, aber er hielt sich zurück. Die besorgten Blicke, die er mir zuwarf, wenn der Turkey anrückte, aber noch nicht bekämpft werden konnte. Das traurige Gesicht das er manchmal machte, wenn er Gedankenverloren in die Gegend blickte. Mir blieb das nicht verborgen. Es quälte ihn, jeden Tag. Aber er hielt sich zurück. Es war mein Leben! „Wir sollten zusehen, dass wir etwas zum Essen auftreiben. Gestern haben wir nichts gegessen, du bist sowieso schon viel zu dünn. Komm lass uns dahinten mal schauen.“ Mich langsam aus meinen Gedanken reißend, ließ ich mich von ihm mitziehen. „Ich bin lieber schlank als fett“, gab ich schnippisch zurück. Er drehte seinen Kopf leicht in meine Richtung und zog eine Augenbraue hoch. „Fett, würdest du sicher gesünder aussehen.“ Ich schnaufte. Er litt eindeutig unter verkehrter Wertvorstellung. „Du weißt, dass wir gerade so viel haben um Sam bezahlen zu können. Nicht das du vorhast mich auf Kaviar und Champagner einzuladen. Der Fraß würde nicht gut in unser Budget passen.“ „Ich würde lieber meine Zehnnägel abkauen, bevor ich den scheiß fresse. Guck da, Hotdogs…“ Hätte er beide Hände frei, würde er sie jetzt mit freudiger Erwartung aneinander reiben. Ich schielte in sein Gesicht, erwartete Sabber…fand glücklicherweise keinen. „Wie viel können wir ausgeben?“ Ich stöhnte, hatte er mir gerade nicht zugehört? „Nichts Jake, gar nichts. Es reicht gerade so für 5 Gramm. Wir werden uns heute Nacht also keinen Druck setzen können,…was mich, ehrlich gesagt ziemlich anpisst. Aber egal, ich hab jetzt keine Lust und keine Kraft um das letzte bisschen zusammenzubetteln. Lass uns einfach zu Sam, dann schnell auf irgendeine Toilette und nachhause. Ich muss nichts Essen, ich glaub wir haben noch drei Donuts in der Halle. Komm schon, ich komm langsam runter,…ich brauch nen Druck.“ Mir klebte bereits kalter Schweiß auf der Stirn. Es war noch nicht unangenehm, aber das würde es bald werden. Wir hatten gedrückt, bevor wir los sind. Das musste mittlerweile 6 Stunden zurück liegen. Die Entzugserscheinungen traten immer früher auf. Weil unsere Körper einfach schon lange nach mehr verlangen. Mehr können wir uns allerdings nicht leisten, also spielen wir mit dem Gift. Was gelinde gesagt, furchtbar an den Kräften zerrt. Aber was blieb uns anderes übrig? Wenn wir die Dosis erhöhen, würden wir mit einem Mal,... fast 2 Gramm wegdrücken. Allein bei dem Gedanken, rattern die Zahlen in meinem Kopf. Die Dollarzeichen in den Augen klingeln. Es wäre so gut wie unmöglich. An guten Tagen,…die ziemlich selten waren, hatten wir das Geld locker zusammen. Doch wenn wir einmal anfingen unsere Körper auf die neue Dosis zu gewöhnen, dann würden wir an allen anderen tagen dumm aus der Wäsche gucken. Eine halbe Dosis ist beinahe genauso schmerzlich, wie gar keine. Alles was es verhindert, sind die Entzugserscheinungen,… die innere Unruhe bleibt. Jetzt gelingt es uns kaum, täglich unseren Bedarf zu decken. Es gibt sogar viel mehr Tage, an denen wir auf Notpläne zurückgreifen müssen. Aber noch liegen wir im Bereich des möglichen, was die tägliche Einnahme betrifft. Auch wenn wir uns den einen oder anderen Druck teilen müssen, so war es noch nicht so häufig, wie es mir mehr Dope garantiert der Fall wäre. Mehr Eitsch, bedeutet mehr Geld…ich würde anschaffen müssen, damit wir eine reelle Chance haben, jeden Tag mit einem Schrecken davon zu kommen. Und das würde Jacob niemals zulassen. Also versuchen wir so lange es geht, mit dem wenigen Dope auszukommen. Jake blieb stehen und drehte mich an der Hand etwas zu sich rum, damit wir uns direkt gegenüber standen. Sein forschender Blick, klebte an meinen Augen. Seine freie Hand, legte sich auf meine Stirn, wischte den Schweiß weg. Den alles bekannten, besorgten Ausdruck in seinen Augen ignorierte ich. Es stach ins Herz, ihn so zu sehen. „Okay…“, seufzte er leise, zwang sich ein unechtes lächeln auf die Lippen und stupste mir mit dem Zeigefinger auf die Nase. „…dann lass uns zu Sam gehen.“ Froh endlich vorwärts zu kommen, harkte ich mich bei ihm ein zog ihn wieder in die richtige Richtung. Doch er wäre nicht Jacob, wenn er sich nicht holen würde, was er wollte. Er drückte mich gegen eine Hauswand, gab mir zu verstehen, dass ich hier warten sollte und verschwand in die entgegengesetzte Richtung. Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Einen Augenblick später, tauchte er wieder auf. Griff im vorbeirennen nach meinem Arm und zog mich mit. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich diese Dauerläufe hasse? Während wir schnell in einer Seitenstraße abbogen, hielt er mir triumphierend einen angekauten Hotdog unter die Nase. „Ganz großartig gemacht“, lobte ich ihn. „Hab den so einem Opa aus der Hand geschnappt“, lachte er vergnügt und bis in das fettige Teil. „Hab ich mir gedacht, der hat bestimmt eine ansteckende Krankheit und du, frisst sein angesabbertes Ding.“ Er zuckte die Schultern. Biss ab, kaute, schmatzte dabei und schluckte ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Nach einem weiteren bissen, hielt er mir das Brötchen hin. Ich wollte gerade den Mund für einen Protest öffnen, als er ihn mit seinem Zeigfinger verriegelte und mir mit etwas mehr Nachdruck, den Hotdog anbot. „Okay…ich esse ihn ja,…können wir dann endlich weiter.“ Mir das Viertel Ding ganz in den Mund stopfend, sah ich ihn auffordernd an. Er schüttelte lachend den Kopf, griff nach meiner Hand und zog mich durch die Gasse. Nur noch einige Meter trennten uns von dem Zeug, das alle Sorgen vergessen ließ. Auf den Weg zu den Bahnhöfen, kamen wir an der einzigen Drogenberatungsstelle in ganz Seattle vorbei. Vor dem großen Schaufenster blieb ich stehen. Jake stoppte stolpernd und beäugte mich kritisch. Gleichzeitig sahen wir das riesen Plakat an, das beinahe das ganze Fenster einnahm. Ein toter Junkie prangerte darauf, zusammengesunken in einer Toilettenkabine. Eine Spritze steckte in seinem Arm, sein Blick leer. Oben drüber stand rot als Slogan „Das ist das Ende, mit Neugierde fing es an“. Wir warfen uns einen kurzen verständnislosen Blick zu, ehe wir erneut auf das Plakat starrten. Was für ein Scheiß! Und dann wundern sich die Leute, dass man einen großen Bogen um diese Einrichtungen tat. Neugierde??? Vollkommender Bullshit! Was dort stand, traf gerade mal auf ein Viertel von uns zu. Wie sollte man Leuten sein Vertrauen schenken, wenn dies ihre Einstellung war? Aber das war so klar. Die Menschen sahen, was sie sehen wollten. Ich studierte die Auslage auf dem Bord. Broschüren über Drogen, deren Wirkungen und Folgen. Einrichtungen, Klinken und weiterer Blödsinn. Die aufgeschlagene Tageszeitung weckte mein Interesse. Aus welcher Zeit die wohl stammt? Wieder ein Punkt, der jeden Fixer eher abschreckt als anlockt. Man konnte keine Zeitung aus den Sechzigern oder weiß der Geier wie alt sie ist auslegen, um Abhängigen etwas mitzuteilen. Auf der dann auch noch eine ganze Seite über einen herointoten Jugendlichen verschwendet wurde. Wer die heutigen Tageszeitschriften kannte, wusste, dass dort nicht ein Wort über Rauschgiftopfer verloren wird. Sie zählen die Herointoten so selbstverständlich, wie Verkehrstote! „Lächerlich“, schnaufte Jake und rüttelte an meinem Arm. „Nein…“, ich sah zu ihm auf und tippte auf seine Brust. „…es ist traurig.“ Mehr hatte ich dazu nicht zu sagen. Ich ließ mich von ihm weiterführen. Es war nicht mehr weit. Noch zwei Straßen und wir waren am Ziel. Wir ließen die erste hinter uns. Mit jedem weiteren Schritt, wuchs die Anspannung in meinem Körper. „Jake“, meine Stimme war nicht mehr als ein Hauch. „Ich weiß“, flüsterte er zurück. Wir waren nicht mal um die letzte Ecke, da rochen wir die Zivilbullen schon, drehten auf Knopfdruck und ohne uns anzusehen gleichzeitig um und liefen wieder zurück. Ein Junkie kam uns entgegen, grüßte kurz und setzte seinen Weg fort. Ich hielt ihn auf, bevor er anstallten machte, in sein verderben zu rennen. „Hey…bleib stehen, Alter. Razzia am Bahnhof.“ Er tat wie geheißen. Blieb stehen, lauschte, fühlte, verzog angewidert das Gesicht, machte kehrt, zwinkerte uns einmal zu und ging. Mehr als ein Zwinkern hatten wir nicht zu erwarten. Obwohl er uns mit Dankbarkeit hätte überschütten müssen. Es war nicht normal, dass ein Fixer einem anderen half. Alle steckten längst in einer Situation, in der ihnen andere Menschen egal sind. Es sei denn, sie finanzieren ihnen den nächsten Schuss. Wie auch immer... Wir hatten uns einen sechsten Sinn angeeignet, nachdem sie uns einmal fast geschnappt hatten. Es war damals verdammt knapp gewesen. Es war ein genauso problemloser Tag wie heute. Und es waren die gleichen Bahnhöfe. Hier in der King Street, gab es gleich zwei. Bei dem einen fuhren die Bahnen Richtung Norden, beim anderen Richtung Süden. Jedenfalls,… waren wir gerade angekommen und hielten Ausschau nach Sam. Merkwürdig für ihn, denn er war nirgends zu entdecken. Während wir also, wie die bekloppten nach unserem Dealer suchten und dabei alles um uns herum ignorierten, marschierten die Bullen durch die Eingänge. Ich witterte sie als erstes. Ohne lange darüber nachzudenken, gab ich Jake einen Tritt, zeigte auf die uniformierten Männer und rannte geradewegs auf die nächste U-Bahn zu. Jacob,...blöd wie er in dem Moment war, rannte mir hinterher. Natürlich blieb das den Bullen nicht verborgen, also hetzten sie hinter ihm hinterher. Auffällig genug hatten wir uns ja auch benommen! Die Bullen hätten uns allerdings gar nicht nachrennen müssen. Bevor sie bei uns waren, hatten sich schon die Omas und Opas im U-Bahnwagen auf uns gestürzt. In diesem Moment fühlte ich mich, wie eine Gesetzlose aus einem alten Western, die gleich am nächsten Baum baumeln würde. Während wir also dabei waren, die Rentner von uns loszubekommen, traten die Bullen selbstgefällig dazwischen, schnappten uns und zerrten uns aus der Bahn. Wenn ich es mir recht überlege, sollten wir den alten Herrschaften vielleicht dankbar sein. Denn durch das ganze Gedrängel, war es den Zivilbullen unmöglich, uns gleich in der Bahn die Handschellen anzulegen. Tja und als wir draußen waren, zählte das Gesetzt des stärkeren. Und der war zu diesem Zeitpunkt, ohne jeden Zweifel Jacob gewesen. Er holte mit seinem Bein in einer grandiosen Geschwindigkeit aus und traf den Typ, der mich hatte, genau zwischen den Beinen. Eine Tabuzone! Die Ehrenregel, die er einmal in der Schule gelernt hatte, musste ihm in dieser Lage abhanden gekommen sein. Gott sei Dank, sollte ich wohl sagen. Wir hatten denn Überraschungsmoment auf unserer Seite. Während der eine Bulle, in sich zusammensackte wie ein Taschenmesser und sich mit beiden Händen den Schritt hielt, ließ der andere Jake erschrocken los. Den Moment ausnutzend, türmten wir über die Schienen und waren in null Komma nix aus der Schusslinie. Ein Erlebnis, dass ich nicht unbedingt nochmal erleben muss. Hätte Jacob nicht im richtigen Moment gehandelt dann,...ich wollte gar nicht daran denken, was dann geschehen wäre. Eins war sicher,...positiv wäre es für keinen von uns beiden ausgegangen. Seufzend setzten auch wir uns wieder in Bewegung. Mir war zum Heulen zumute. „Was, wenn die Sam geschnappt haben?“ „Ach komm schon, Bella. Wir reden von Sam, der lässt sich nicht schnappen.“ „Egal,...wir müssen ihn finden. Was meinst du, wo wird er sein?“ „Wahrscheinlich in der 5th Ave, lass uns da einfach schauen okay?“ Er sah mich besorgt an. Tief atmete ich ein, hielt seine Hand fester und nickte tapfer. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, bis ich finster drauf sein würde. Jacob hatte es besser erwischt. Er war die Nacht einmal wach geworden und hat sich einen kleinen Druck verpasst. Sein Bedarf war gedeckt, meiner hatte heute erst eine Portion abbekommen. Der Cocktail am Abend, hatte mich die ganze Nacht versorgt. Mit hängendem Kopf, stolperte ich hinter ihm hinterher. Wir hatten ein gutes Stück vor uns. Was mein Wohlbefinden nicht gerade steigerte. _______________ „Wie geht es dir?“ Diese Frage hatte er mir in den letzten 10 Minuten häufiger gestellt. Und immer war meine Antwort ein Schulterzucken. Was dachte er wie es mir ging? Mein Mund war so voller Speichel, dass ich jeden Moment das Gefühl hatte sabbern zu müssen. Mein Kopf fing langsam an zu pochen, das Zittern meiner Hände musste er spüren. Schweiß brannte in meinen Augen und von Sam, war nichts zu sehen. Wir waren an der 5th Ave gewesen. Wir waren ein Stück weiter im Park gewesen, wir waren noch einmal zu den Bahnhöfen in der King Street zurückgekehrt. Nirgends war Sam zu finden. Die drei Fixer die uns begegnet sind, hatten keine Ahnung und uns, gingen langsam die Ideen aus. „Wie lange suchen wir ihn eigentlich schon?“ Fragte ich mit schwacher Stimme. Dabei schluckte ich den widerlichen Speichel runter. Es nützte nichts! Mein Mund war staubtrocken und doch voller Speichel. Ja,...komisch aber war. Umso mehr ich schluckte, umso schlimmer wurde es. Ich brauchte dringend etwas zum Trinken. „Ich weiß nicht, süße. Vieleicht eine Stunde, es wird langsam dunkel.“ Das war mir gar nicht aufgefallen. Erst jetzt bemerkte ich den schleichenden, dunklen Schleier, der sich langsam durch die Stadt zog. Sollte das heißen, ich war seit gut 7 Stunden ohne Dope! Mir wurde spontan schlecht. Ich blieb stehen, beugte mich vor und würgte trocken. Jake strich mir beruhigend über den Rücken. „Wir werden ihn finden, Bella.“ Wollte er mich, oder sich selbst überzeugen? Trotz meines Zustandes, merkte ich sehr wohl, dass nicht nur meine Hand unsere beiden SO zum Vibrieren brachte. Beim ihm wurde es auch langsam Zeit. Als mein Würgereiz beendet war, strich ich mir die verklebten Haare aus den Augen und sah ihn an. Er verzog das Gesicht bei meinem Anblick. Am liebsten hätte ich die Augen gerollt. Diese Geste schien mir aber in Anbetracht meines Wohlbefindens,… unpassend. „Und wo,...verdammt wir waren überall gucken. Ich kann nicht mehr weiterlaufen“, meine Stimme war unglaublich kläglich. „Komm“, er stützte mich und zog mich weiter. Erst in diesen Momenten spürte ich, wie schwach ich war. Das sind diese Momente, in denen ich mich unter einer Decke zusammenrollen wollen würde, die Tränen die ich unter enormen Kraftauffand versuche zurückzuhalten, freilassen würde und alles und jeden verfluchen wollte. Und doch, musste ich mir immer wieder ins Gewissen reden das es das war, was ich wollte. Ich würde nicht weinen, ich würde mich unter keiner Decke verkriechen und ich würde niemanden verfluchen. Weil, es mir erstens sowieso nicht aus meiner ausweglosen Lage helfen würde und weil ich Jacob damit wahrscheinlich mehr weh tu als mir selbst. Nein,...ich würde uns beiden diesen Zusammenbruch ersparen. „Jake bitte,...ich halt das nicht aus.“ Gut,...ich versuchte uns beiden diesen Zusammenbruch zu ersparen. Aber jeder hat bekanntlich einen schwachen Augenblick. Ich war an meinem gerade angekommen. Wir waren auf dem Weg zur Washington Street. Die letzte Anlaufstelle. Hier lungerten um dieser Uhrzeit so viele Fixer rum, wie zu keiner anderen Zeit. Jemand musste Sam einfach gesehen haben. „Bella, komm schon... reiß dich zusammen. Ich besorg uns was, aber du musst noch etwas durchhalten.“ Er wurde immer energisch, wenn er verzweifelt war. Suchend, sah er sich um. Schnaufte frustriert und zog mich weiter. Ich war schon öfter schlimmer dran. Aber die Angst, machte mich schier wahnsinnig. Scheiß Razzia, scheiß Uhrzeit, scheiß Tag. An manchen Tagen war es eindeutig besser, im Bett zu bleiben. Wenn das nur so einfach wäre... „Paul!?“ Ein Wort, das mir in warmen Wellen über den Rücken fuhr. Schnell sah ich auf, um das zu sehen, was Jacob anvisierte. Ich musste zweimal hinsehen, bis auch ich ihn erkannte. Mir blieb beinahe die Spucke weg. Schön wäre es jedenfalls... Schnell liefen wir die paar Schritte zu ihm. Er war in seiner typischen Pose, an eine Hauswand gelehnt. Den einen Fuß an dieser angestemmt und die Hände in den Taschen, seiner Jeansjacke. Er sah auf, als er seinen zögerlich ausgesprochenen Namen hörte. Ein leichtes Grinsen, legte sich auf seinen geschwollenen, aufgeplatzten Mund. Die leichte Schorfbildung, machte den Anblick nicht unbedingt angenehmer. Sein,... nur noch in Gelb, Orange, Grün gehaltenes linkes Augen wirkte etwas zusammengedrückt. Kurz um, er sah erbärmlich aus. „Was zum Teufel, ist den mit dir passiert?“ „Dir auch einen schönen Abend, Bella?“ „Wie auch immer, was ist passiert?“ Wieder versuchte ich den zähen Speichel zu schlucken. Ich wusste, spucken würde nichts bringen. Das erhöhte die Speichelbildung nur ungemein und im übrigen, würde es nicht sehr schön aussehen. Es würde sich nicht einmal elegant ausrotzen lassen. Es würde vielmehr in einer widerlichen Sehne, aus meinem Mund hängen und langsam von der Schwerkraft Richtung Boden gezogen werden. Was das für ein Anblick wäre, konnte sich sicher jeder vorstellen. Das Zeug, war einfach viel zu dickflüssig. Aber lassen wir das lieber... „Komplikationen“, war seine Antwort. „Du siehst echt scheiße aus“, musste Jake noch als Krönung oben drauf geben. „Nun,...danke. Das Kompliment gebe ich gern zurück. Euch hat man auch schon in wesentlich besserem Zustand angetroffen.“ Er zog eine Schachtel Marlboro aus seiner Jackentasche, bot erst uns eine an, bevor er sich selbst eine heraus angelte. Wie eine verhungerte, stürzte ich mich auf den Glimmstängel. Es war ein abartiges Vergnügen, mit dem ganzen Speichel im Mund. Der bittere Beigeschmack der Kippe, machte es nicht angenehmer,… im Gegenteil. Aber das war das einzige Gift, das meine Nerven im Moment etwas beruhigen konnte. „Wir können Sam nirgends finden“, erklärte ich während zwei tiefer Züge. „Kein Wunder,...irgendeine Cousine zweiten Grades hat sich unangemeldet gestern Abend bei ihm blicken lassen. Er hat wohl seit seiner Kindheit keinen Kontakt mehr mit ihr gehabt. Ne SMS war alles, was er mir geschickt hat. In der stand, dass er sich solange sie da ist, aus dem Geschäft zurückzieht. Er versucht aber, sie schnell wieder loszuwerden.“ Ich stöhnte genervt. Dieser Schlampe war es zu verdanken, dass ich mich in dieser Lage befand. „Okay,...hast du 5 Gramm dabei?“ Schalltete sich Jake ein. Paul nickte selbstverständlich, öffnete die ersten drei Knöpfe seiner Jacke und holte die kleinen, rettenden Faltbriefchen raus. Er zählte fünf ab, verlangte erst das Geld, das ich ihm sofort reichte. Nach kurzer Kontrolle, drückte er Jake die kleinen Päckchen in die Hand. „Du bist unsere Rettung“, sprach ich den Tränen nahe. Er musterte mich abschätzend, dann winkte er ab und stemmte sich von der Hauswand ab. „Man sieht sich“, verabschiedete er sich. „Bis dann.“ Erleichtert blickte ich zu Jacob, der mich schwach anlächelte. Etwas ruhiger, gingen wir den Weg, den wir gekommen waren wieder zurück. Um uns eine geeignete Stelle zu suchen, diesen abartigen Entzugserscheinungen den gar auszumachen. *********** Ihr werdet mir Genuss lesen, dass bald die Cullens austauchen. Wenn meine Schätzung korrekt ist, dann schon im übernächsten Kapitel. Das nächste Kapitel wird ziemlich heftig. Mich graut es ehrlich gesagt davor, es zu schreiben. Allein der Gedanke, dass ICH diese für Bella schützende Mauer einreißen werde, bereitet mir Unbehagen. Aber nur das ist der richtige Weg und der einzige, der ihr noch helfen kann. Mit diesen Worten, wünsch ich euch eine tolle Woche. LG jennalynn Kapitel 10: ...hinter jeder Ecke -------------------------------- Viel Spaß! ******** Bella POV Es wurde verdammt schnell, verdammt dunkel. Was angesichts des anfangenden Frühjahres nicht verwunderlich ist und für diesen Teil des Landes, schon einmal gar nicht. Wir beeilten uns um schnell voran zu kommen. Bis nachhause würden wir es dank meines Zustandes nicht mehr schaffen. Ich musste unbedingt vorher drücken. Wir bogen in eine eher düstere Gegend. Zum größten Teil leer stehende Häuser und Gassen, die nichts Gutes versprachen. An jeder zweiten Hauswand Graffiti, kaputte Bürgersteige, Hundescheiße, zerschlagende Fensterscheiben, bergeweise Müll, neben den zerbeulten Mülleimern. Wer hier lebt, kann sich entweder nichts besseres Leisten oder… gehört genau hierher. Menschen traf man hier nur selten. Es war gesünder hinter einer verschlossenen Tür zu sitzen und zu hoffen, heute nicht das Ziel irgendeines Anschlages zu sein, als direkt ins Verderben zu stolzieren. Nicht nur einmal, mussten wir mit ansehen wie Zuhälter ihre Schlampen an den Haaren durch die Gassen zogen. Also war es nichts neues, das die Straßen hier wie leergefegt aussahen. Abgesehen von der sich stapelnden Hundescheiße, kreuzte nichts unseren Weg. Noch nicht zumindest. Mir war nie sehr wohl dabei, genau durch dieses Viertel zu laufen. Aber es war der schnellste Weg nachhause, jedenfalls von unserem Standpunkt aus. Mehr ziehend als stützend, schleppte Jake mich voran. Mein Magen hatte sich schmerzvoll zusammengezogen. Leichte Krämpfe strahlten durch meine Glieder. Kalter Schweiß ließ meine Kleider wie eine weitere Haut an meinem Körper kleben und von dem Speichel, wollte ich gar nicht erst anfangen. Den hatte ich bereits zur Genüge, genau detailliert. Aber es war nicht die Körperliche Verfassung die mir so sehr zusetzte. Dieses Mal nicht. Ich hatte ein ungutes Gefühl, das während jedes Schrittes an Intensität zunahm. Eine Stille Vorahnung oder so. Aber ich war zu schwach um diesem Gefühl weitere Beachtung zu schenken. „Ich denke dort drüben können wir schnell verschwinden, damit es dir gleich besser geht.“ Ja… damit es MIR besser geht. Natürlich! Dabei war er selbst in einem besorgniserregenden Zustand. Ich sah das Ziel bereits, spürte die aufkommende Erleichterung und das berauschende Gefühl des Adrenalins das sich freisetzte. Gleich würde das Leiden vorrübergehend ein Ende haben. Gleich würde es mir, UNS besser gehen und wir konnten den Abend genießen. Konnten vergnügt zu unserer Lagerhalle laufen und uns, gemütlich auf die abgenutzte Couch kuscheln. Geschützt vor allem und jeden. In erster Linie dem Wetter. Es war ein milder Abend, aber auch das hatte in dieser Gegend nichts zu bedeuten. Es konnte die Ruhe vor dem Sturm sein,…wie so oft. Und das war sie… Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen! _________________ Vielleicht, wenn wir bei klarem Verstand gewesen wären und uns mehr mit der Umgebung als unserem körperlichen Leiden beschäftigt hätten, vielleicht hätten wir die Gefahr vorher sehen können. Aber dem war nicht so. Wir sahen sie erst, als ich grob am Arm gepackt und zu Boden geschleudert wurde. Mir blieb keine Zeit zu realisieren was genau passiert war, da spürte ich schon das Gewicht auf meinem Rücken. Jemand presste mir ohne Rücksicht die Luft aus der Lunge. „Hab ich dich.“ „Scheißkerl“, schrie Jake. Mir wurde schwarz vor Augen. Okay…was war hier los? Ein stärkeres rütteln, riss mich zurück ins hier und jetzt. Mein linke Wange, lag auf dem schlammigen Boden, mein Rücken schmerzte, mein Kopf pochte…ich hatte ihn mir übel angeschlagen. Tief atmete ich ein, bekämpfte den Turkey und den Kopfschmerz so gut es ging und versuchte, durch meinen benommenen Sichtschleier etwas zu erkennen. Verfluchte Scheiße! „Runter von mir du Penner.“ Es sollte gefährlich klingen. Es war eher ein jämmerliches wispern. Mir ging es verdammt schlecht. Ich hatte Schwierigkeiten bei Verstand zu bleiben. Alles was ich sah war Jake, der wie ein wildgewordener Tiger auf mich und… wer auch immer auf meinem Rücken saß, zu rannte. Im selben Moment, begann ich mich zu währen. Es brachte nicht sehr viel. Wer auch immer mich geschnappt hatte, musste mehr als 100 Kilo wiegen. Ein Gewicht, das mir die Luftzufuhr drastisch abdrückte. Meine Lunge brannte vom schweren Luftholen. Und dann…war das Gewicht verschwunden. Das alles musste nur wenige Sekunden gedauert haben, aber es genügte um mich schwer zu schwächen. Erst einmal bekam ich gar nichts mehr mit. Lag weiter auf dem Boden und zog zittrig Luft. Mein Körper bebte stark, vor meinen Augen tanzten schwarze Punkte. Jakes fluchen, ließ mich zurückkehren. Unter schmerzhaften Protest meiner Glieder, stand ich auf. Krümmte mich vorn über und hielt meinen Magen. Ich würde jeden Moment kotzen, soviel war sicher. Mit Tränen der Anstrengung in den Augen, sah ich mich um und wollte auf der Stelle zusammenbrachen. „Nein…bitte“, ein schluchzen verließ meine Kehle. Ich stolperte einen Schritt in Richtung Alptraum. Sah mit laufenden Tränen, wie Jake versuchte von dem Typen loszukommen. Der nun IHN, auf den Bauch gelegt hatte und auf ihm saß. Mir war sofort klar, dass Jacob keine Chance gegen diesen Brocken hatte. Nicht in seinem Zustand. Ohne lange darüber nachzudenken, stürzte ich vor. Schmiss meinen kleinen Körper mit aller Kraft gegen den Mann. Der Aufprall war hart, ließ mich keuchen und zurückprallen. Stimmen, Schreie von wem auch immer sie kamen rauschten an mir vorbei. Viele von Jake, sein Mund bewegte sich unaufhörlich. Ich verstand nicht ein einziges Wort. Das Summen in meinem Gehörgang, machte es unmöglich. Der Typ sprach ebenfalls, mit einem widerlichen Lächeln auf dem Gesicht. Er gewann! Auch wenn ich nicht verstand was hier vor sich ging. Eins war sicher, ER gewann! Wie konnten wir innerhalb einer Sekunde in diese Situation geraten? Ich versuchte mich mit allem was ich hatte zu sammeln, um endlich zu verstehen was hier abging. Und vor allem irgendeinen Ausweg zu finden. Das hatte oberste Priorität. Jake aus den Händen dieses Wixers befreien. Schnell, um unsere Chancen besser abzuschätzen, sah ich mich um. Niemand war auf der und der gegenüberliegenden Straße. Wahrscheinlich sahen einige aus dem Fenster. Für diejenigen ein alltäglicher Anblick. Jeder der hier lebt, hat aufgehört den Helden zu spielen. Ich trat vor und baute meine kleine Gestalt so gut es mir mit Magenkrämpfen möglich war, vor ihnen beiden auf. „Lass ihn los.“ Schrie ich mit einer unglaublichen stärke in der Stimme, die mich einen Moment selbst beeindruckte. Beide sahen auf. Wohlmöglich hatten sie erst jetzt registriert, dass ich auch noch da war. „Ach sieh an. Möchtest du jetzt die Heldin spielen, nachdem dein Freund dich so Heldenhaft gerettet hat?“ Mein Blick glitt zu Jake, ich konnte diesem Widerling nicht in die Augen sehen. Als unsere Blicke sich trafen, drohte die Welt erneut sich zu drehen. Er flehte mich stumm an zu verschwinden. Mein Magen rebellierte und ich zwang mich die bittere Suppe wieder hinunterzuschlucken. Kaum merklich, schüttelte ich den Kopf. Er sah es und schloss traurig die Augen. „Was willst du?“ Meine Stimme zitterte. Verzweifelt sah ich den Mann an. Jakes von Entzugserscheinungen zitternder Körper, lies selbst den Mann leicht vibrieren. Der, zufrieden lächelte,… weil er wahrscheinlich dachte, dieses zittern sei durch Angst ausgelöst. Sein Gewicht drückte Jake erbarmungslos auf den Boden. Die Hände, hielt er ihm hinter den Rücken fest zusammen. Während er seelenruhig einen Blick über meinen bebenden Körper gleisten ließ. „Ihr wart das Pack, das mich vor Wochen bestohlen hat. Ich hab mir eure Gesichter genau gemerkt, Lady. Man sieht sich immer zweimal im Leben, wusstest du das nicht? Und jetzt werde ich mir die Gerechtigkeit holen, die mir zusteht. Auch wenn ich nur einen von euch Gesindel abliefern werde. Es genügt mir als Entschädigung.“ Während er sprach, kamen mir plötzlich die Worte von Maria in den Sinn. „Jemand wird sich eure Gesichter merken und euch eines Tages wiedererkennen und dann, wie kannst du sie beschützen, wenn ihr verhaftet werdet?“ Jake hatte mich beschützt, wie so oft… und wie so oft, muss er dafür leiden. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf und sah den Mann flehend an. „Bitte, tu das nicht… bitte.“ Wann war ich soweit gesunken? Aber es war unsere einzige Chance. Körperlich war er uns 1000 Mal überlegter, vor allem jetzt. Wir hatten keine Kraft um gegen ihn anzukommen. Nicht während des Turkeys. Während man die Entzugserscheinungen durchlief, viel alles in sich zusammen. Am meisten der Verstand, man wird von den Schmerzen belagert und kann an nichts anderes Denken. Ich konnte mich an den Mann nicht erinnern. Trotzdem versuchte ich erst gar nicht seine Anschuldigungen abzustreiten. Bei so vielen Opfern, war es selbstverständlich die Gesichter zu vergessen. Ich war mir sicher, dass er recht hatte. Anscheinend musste der Überfall, von dem er sprach, eine verzweifelte Tat gewesen sein. Denn normal, vergriffen wir uns nicht an solch muskulösen Typen. Eine Tat… mit schweren Folgen! Mein Flehen interessierte ihn nicht. Er verschwendete nicht einmal einen weiteren Blick in meine Richtung. Er konzentrierte sich weiter auf Jake. Der schmerzhaft das Gesicht verzogen hatte. Denn der Typ war im Begriff, ihm die Schultern auszurenken. Ich schüttelte mich in einem Weinkrampf und fiel auf die Knie. Es war ausweglos! Ich hatte keine Nerven um mit dieser Situation umgehen zu können. Es war das Ende und nichts anderes kam mir in den Sinn. Jake sah auf, weinte stumm weil auch er wusste, dass es vorbei war. „Hey sie…rufen sie die Polizei.“ Gehetzt sah ich auf. Sah mit Schrecken und geweiteten Augen, wie die ältere Frau auf der anderen Straßenseite in ihre Handtasche kramte. Ich hatte sie nicht kommen sehen. Wir mussten verdammt sein, es gab sonst keine plausible Erklärung für unser Pech. Kein Schwein kommt diesem Typ zu Hilfe. Warum muss ausgerechnet diese Oma hier auftauchen? Die mit großer Sicherheit in der Vergangenheit um anderer Rangeleien einen großen Bogen gemacht hat. Ja nicht einmal ein Blick in die Richtung riskierte. Also warum muss sie ausgerechnet heute, ihre Bürgerpflicht nachgehen? „Jacob“, schrie ich verzweifelt. Versuchte erneut zu ihm zu kommen, doch der Typ stieß mich weg. Ich landete hart auf dem Boden. Er beschimpfte mich,…ich verstand die Worte nicht. Weinend saß ich im Dreck. Die Zeit blieb stehen, in dem Moment, als Jake erneut meinen Blick einfing. Immer wieder wischte ich mir mit dem Handrücken über die Augen. Ich wollte nicht eine Sekunde seines Blickes verschwenden. Ein Blick, den ich…so wusste ich, nie wieder sehen würde. Ein Wort,…einschlagend, zerstörend, gewaltig kam über seine Lippen und die Welt begann sich erneut zu drehen. „Geh!“ Mein Kopf fiel nach vorn und ein lauter Schluchzer schüttelte mich durch. Als dieses Wort, das keinen Widerspruch zuließ… die Stille durchschnitt. Ich hörte den Mistkerl, der mein ganzes Leben zerstörte, abfällige Kommentare rufen. Ich achtete nicht auf ihn. In diesem Moment waren wir allein. Nur WIR…Jacob und Bella und niemand sonst war mächtig uns diesen Moment zu nehmen. Ein Schleier legte sich um die Umgebung außer um Jacob, der deutlich erkennbar war. Während ich laut weinte, schüttelte ich den Kopf. Er hatte aufgehört zu kämpfen und lag ruhig da. Sein Blick war beruhigend. Aber ich wollte mich nicht beruhigen. „Jacob…ich, ich kann nicht…ich, du…“ „Bella geh“, unterbrach er mich. Seine Stimme weich, flüssig, hypnotisierend und fordernd. Seine Augen ruhig, leidenschaftlich, ermutigend und bittend. Ein Blick, der mir so bekannt vorkam… „Nicht ohne dich, verlang das nicht… bitte.“ Einen Moment schloss er die Augen. Öffnete sie wieder und lächelte. „Ich hab dich lieb.“ Ich fiel in mich zusammen. Die Worte klangen viel zu sehr nach Abschied. Und das,…konnte ich nicht zulassen. „Ich werde bei dir bleiben,…ich…ich kann nicht ohne dich…bitte. Jake,…Jacob bitte.“ „Hör mir zu“, seine Stimme zitterte. Mir war so unglaublich schlecht. Mein Kopf drohte zu platzen, um meine Lunge war ein Band gewickelt, das sich mit jedem Atemzug fester zusammenzog und mein Herz,… brach auseinander. Dazu der Turkey. Und doch, nickte ich auf seine Forderung. „Du gehst jetzt…“ Mein kräftiges Kopfschütteln unterbrach ihn. „Bella“, sprach er eindringlich. Ich stoppte meinen Widerstand und sah tief in seine Augen. „Ich möchte, dass du gehst. Du wirst aufstehen, und weglaufen. Du wirst stark sein… hörst du? Du kannst dass, ich weiß, dass du es kannst.“ „Und du“, schrie ich verzweifelt. „Ich hab dir nie gutgetan. Es wird Zeit, dass du ein neues Leben anfängst.“ Was sollte ich darauf noch sagen? Ich konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Es war alles viel zu viel für mich. Hustend, schüttelte ich erneut den Kopf. Hoffte mit dem öffnen meiner Augen, wäre auch das Bild anders. Dem war nicht so. Einzig und allein, das Gesicht des Mistkerls hatte sich geändert. Noch immer entschlossen aber mit sichtbarem Interesse, lauschte er unserem Gespräch. „Ich will nie ohne dich sein.“ Meine Stimme kläglich, verweint und leise. Er schluckte schwer. „Das wirst du nicht. Ich bin immer bei dir“, seine Augen ein einziger See. Nebenbei hörte ich das Schrillen der Polizeisirenen. Mehr als drei Straßen, konnten sie nicht entfernt sein. Drei Straßen! „Mein Gott…“, schluchzte ich auf. „Süße,…Bella bitte. Bitte bring dich in Sicherheit… bitte.“ Auch er hatte die Sirenen gehört und verfiel in Panik. Sein Gesicht so verzweifelt, seine Augen gehetzt, er schrie mich stumm an loszulaufen. Aber ich war wie festgewachsen. Ich wollte mich nicht bewegen. Alles tat weh. Die Knochen, die Organe und jetzt am schlimmsten das Herz. Es blutete,…klaffte während es ein weiteres Stück verlor. Mit größter Anstrengung, versuchte ich mich zusammenzureißen. Wenigstens für den Moment. Ich konnte später zusammenfallen. Jetzt musste ich durchhalten,…irgendwie. „Ich werde dich nie wieder sehen“, weinte ich bei dieser grausigen Feststellung, die mich traf wie eine Abrissbirne. „Aber du wirst mich nie vergessen“, ich lachte hysterisch. „Jacob!“ Es war vorbei. Mein Widerstand war gebrochen. Ich würde tun was er will,… ihm zuliebe. Er hat sich die letzten Jahre genug mit seinem Gewissen gequält. Wenn ich seine Qualen mit meinem verschwinden lindern kann,…dann werde ich es tun. Es wird ihm besser gehen, wenn er denkt ich habe den Weg aus der Sucht gefunden. Und DAS wird er denken, er ist viel zu dickköpfig um eine andere Alternative Glauben schenken zu können. Er ist und war,… schon immer fest davon überzeugt, dass es für mich ein Entkommen gibt. Ich wusste es besser,…aber ich würde ihm diesen Glauben nicht zerstören. Nicht wenn es das letzte ist, was ich für ihn tun kann. Zittrig erhob ich mich. Brauchte meine gesamte Konzentration um nicht wieder auf die Knie zu fallen. Mir war schwindlig und so furchtbar schlecht. Er lächelte ein leidendes Lächeln und nickte mir aufmunternd zu. „Ich hab dich lieb“, wisperte er noch einmal, selbst… kurz vor einem Zusammenbruch. „Ich hab dich auch lieb,…Gott ich liebe dich so, Jake. Ich…bitte vergiss mich nie.“ Gab es für diesen Alptraum die richtigen Worte? War es wirklich richtig von mir, ihn allein zulassen? War es feige davonzulaufen? Wie sollte ich jemals mit meinem Gewissen, ihm Stich gelassen zu haben leben können? Was sollte ich ohne ihn tun? Wo sollte ich hin? Was wird aus ihm? Die ganze Situation kam mir so unglaublich lang vor. Und doch war sie viel zu kurz um Abschied zu nehmen. Wie sollten die wenigen Worte meine liebe und meine Dankbarkeit für ihn ausdrücken? Wie konnte sich meine Welt nur so plötzlich ändern? Die Sirenen wurden lauter! Taten mussten folgen. „Niemals!“ Nach diesem Wort, sah ich ihm eine Sekunde so tief in die Augen wie nie zuvor, drehte mich um und stürzte nach vorn. Lief so schnell ich konnte, ohne mich ein weiteres Mal umzudrehen. Ich wusste, würde ich das tun, würde ich zurückkehren. Mein Kopf war leer, nur ein Wort hallte durch meine Gedanken und machte alles so viel schwerer. Déjà-vu! ************** Was hat das wohl mit diesem Déjà-vu auf sich? Habt ihr mit dem gerechnet? Ich bin für Spekulationen offen. Hat Jacob Bella wirklich geholfen, indem er sie hat gehen lassen? Wäre sie nicht besser dran gewesen, wenn sie verhaftet worden wäre? Immerhin würde man ihr dann irgendwie helfen können! Was meint ihr ist der Grund, warum Jacob und Bella so wenig Vertrauen Behörden gegenüber haben? Die Cullens werden im nächsten eingeführt…Gott wie versaut sich das anhört *kicher* Was denkt ihr, werden sie gleich auf Bella treffen? Bis zum nächsten Mal LG jennalynn Kapitel 11: Verloren!? ---------------------- Nun sind sie getrennt. Ich weiß wirklich nicht, ob mich das Glücklich stimmen soll. Ich meine,…sie waren so süß zusammen. Total kaputt, aber so süß. Ich weiß ja ich weiß ja, ich bin Schuld das es so gekommen ist aber trotzdem…*schippezieh* Es ist schon total traurig. Jetzt braucht Bella dringend Hilfe! Allein, verwirrt, verzweifelt, verstört und auf Turkey! Ich weiß nicht ob es schlimmer gehen kann…ihr vielleicht? Lasst uns sehen, wie sie mit dem Schock zurechtkommt. Die Cullens tauchen auf! Bei den Edward POVs, gibt es wieder etwas zu beachten. Wie bei Per sempre…werden die Gedanken mit diesen Symbolen zu erkennen sein. « » Viel Spaß! ********* Bella POV Ich wusste nicht wohin ich lief. Ich wusste nicht einmal, warum ich überhaupt noch lief. Ich musste Kilometer zurückgelegt haben. Und jetzt, wusste ich nicht einmal wo ich war. Ich war zu durcheinander. In meinem Kopf spielten sich immer wieder die letzten Bilder ab. So sehr ich auch versuchte diese quälende Schleife abzustellen, sie spielte andauernd von neuem ab. Brannte sich in meine Netzhaut und würde dort bleiben, bis das Denken ein für alle Mal ein Ende hat. Und zu allem Überfluss, befand ich mich auf der schmalen Grenze zwischen Turkey und Entzug. Eine Stunde… höchsten! Und ich wäre mitten drin. Ich wäre dort, wo ich in all den Jahren noch niemals zuvor gewesen war. Wie lange war ich ohne Dope? Wie lange lief ich eigentlich schon? Es war erstaunlich, dass ich überhaupt noch lief. Meine Glieder waren so steif vor Krämpfen, das es schier einem Wunder glich aufrecht zu bleiben. Der kleine Teil in meinem Hirn, der der nicht von Schmerzen und lähmenden Erinnerungen belagert wurde, der der fähig war, zusammenhängen zu denken, wusste, dass es eine Auswirkung des Schockes sein musste. In all den Jahren, war ich mir einer Tatsache noch nie so sicher und das, trotz bestialischer Schmerzen. Ich war verloren! Ich hatte mit einem Schlag, alles verloren. Wie schon einmal… Irgendjemand dort oben, musste es nicht gut mit mir meinen. Lag es an den unzähligen Versprechungen die ich gebrochen hatte? Oder was war der Grund für mein Unglück? Warum war es mir vergönnt glücklich zu sein? Ich hatte kein Heim! Denn keine sieben Pferde würden mich allein zurück zur Lagerhalle bewegen. Ich hatte keine Vertrauten um mich! Alle die mir etwas bedeuten, waren entweder Tod oder unter anderen unglücklichen Umständen abhandengekommen. Ich hatte kein Geld! Das letzte ging bei Paul flöten. Und ich hatte, was meine momentane Lage um einiges schwieriger machte…KEIN Dope. Jake hatte es! In seinem Rucksack! Mit meinem Besteck! Und Jake war,…fort. Für jetzt, für später und für alle Zeit. Und diese Tatsache, traf mich im selben Moment so unvorbereitet, das ich keuchend gegen die nächste Hauswand krachte und schluchzend zu Boden ging. Die schlimmsten Horrorszenarien spielten sich plötzlich in meinem Kopf ab. Ich kannte den Turkey, wusste wie ätzend, schwächend und schmerzhaft er war. Aber ich kannte nicht den kalten Entzug. Bis jetzt, hatten wir es immer geschafft unsere Körper vor diesem Erlebnis zu bewahren. Es wäre gelogen, würde ich behaupten keine Angst davor zu haben. Ich hatte eine vage Vorstellung von dem, was mich erwarten wird. Aber nicht die geringste Ahnung. In den Berichten anderer, konnte man schlecht fühlen wie es war zu entziehen. Man musste es selbst erleben. Ich wollte es nicht erleben! Panik setzte sich im gleichen Maße mit der Angst frei. Gehetzt sah ich mich um, während ich meinen krampfenden Körper versuchte mit beiden Armen zusammen zu halten. Mitten auf einer verdammten Hauptstraße! Ich saß mitten auf einer Hauptstraße, meine Sicht verschwamm. Ein Schwarm wütender Bienen flog durch meinen Kopf…ich hustete. Es war Nacht oder erst später Abend. Wie auch immer,…es war dunkel. Einige Autos fuhren vorbei. Vereinzelte,…keines hielt an. Vielleicht sahen sie mich nicht!? Eine nette Einbildung, wo ich doch ganz genau wusste, dass sie mich nicht sehen wollten. Ich musste hier weg,… irgendwie. Hier, war ich eine offene Einladung für Zivilbullen. Und verletzlich genug, um für jeden kranken Psychopath die Erfüllung seiner abartigsten Phantasien zu werden. Mit kläglichen Lauten und protestierenden Gliedern, erhob ich mich. Stützte mich an der Hauswand ab und humpelte mehr krümmend als gehend vorwärts. Denn Kopf dabei vornüber gebeugt, den freien Arm um den Magen gewickelt kämpfte ich mich voran. Der Schweiß, er lief nicht mehr, er floss regelrecht über mein Gesicht. Mir war kalt, ich zitterte und mir war so unglaublich schlecht. Nach wenigen kläglichen Schritten, wurde das letzte Problem für einen kurzen Moment gelindert. Ich erbrach mich lang und geräuschvoll mitten auf den Bürgersteig. Ein aufgemotztes Pärchen kreuzte meinen Weg. Ich sah ihre Gesichter nur Schemenhaft, erkennte dennoch den angewiderten Ausdruck. Sie verließen schnell die Straßenseite. Ließen mich allein mit meinem Leid. Ich begann leise zu weinen, als ich mich weiter kämpfte. Nach einigen Metern, die mir wie 1000 vorkamen, gelang ich an eine Seitenstraße. Eine Sackgasse! Mit den letzten Kraftreserven, schleppte ich mich bis ans Ende und ließ mich stöhnend hinter zwei große Müllcontainer sinken. Auf den kalten, dreckigen für diese Gegend, dauerfeuchten Boden. Abgeschottet von allen und jedem,…in erster Linie den Blicken. Auf mich allein gestellt und dazu verdammt, meinen ersten Entzug allein, in einer düsteren Seitengasse, hinter stinkenden Müllcontainern durchzustehen. Ein Hustenanfall schüttelte mich. Schleim lief aus meiner Nase. Ich wischte es mit dem Ärmel fort. Ich wimmerte, als mich erneute Bauchkrämpfe heimsuchten. Die schmerzenden Beine an den Körper gezogen. Die Arme um die Knie gewickelt. Mich leicht vor uns zurück wippend und den Kopf auf die Arme gelegt wartete ich auf das, was sich nicht aufhalten ließ. Edward POV Angewidert, versuchte ich seit gut einer dreiviertel Stunde, auch den letzten Korn mit meinem Zeigefinger aus meiner hintersten Zahnregion zu puhlen. Ich ignorierte das Gekicher der Leute, die sich meine Familie schimpften und ganz besonders die stillen Kommentare dieser lästigen kleinen Elfe, die in schicken Designer Fummel und viel zu hohen Schuhen vor mir her wackelte. Ihre abstehenden Haare, wippten während sie an dem Arm von Jasper hing bei jedem Schritt auf und ab. „Du wirst es überleben Edward“, stöhnte sie. Ich konnte an dem Ton ihrer Stimme, das Rollen ihrer Augen sehen. Sie hatte in einer erst kürzlich erhaltenden Vision, meine neuste Entscheidung gesehen. Die sich darauf beschränkte, ihr bei der nächst besten Gelegenheit den Kopf abzureißen. „Um überleben zu können, muss ich erst einmal Leben, Alice.“ Schnaufte ich genervt und gab schließlich den Kampf mit dem Korn auf. Das Gift, würde das Problem mit der Zeit von alleine Regeln. Warum dauert das nur solang? Eine verdammte dreiviertel Stunde schon! Sie kicherte erneut, ich knurrte leise. „Ernsthaft Edward,…es war nur Popcorn.“ Nun war ich derjenige, der die Augen verdrehte. „Du bist so klischeehaft Alice.“ Sie blieb stehen und drehte sich langsam. Ließ Jasper los und stemmte die Arme in die Seite. Baute sich regelrecht vor mir auf. Ich unterdrückte das verlangen ihr durch die Haare zu wuscheln. Sie sah verdammt süß aus, wenn sie bedrohlich wirken wollte. „Popcorn gehört nun einmal zu einem guten Kinobesuch. Jeder normale Mensch holt sich Popcorn.“ Ich konnte nicht anders. Ich musste ihr auf die Nase stupsen, nur um ansehen zu können, wie sie ihre Lippen hochrollte und die Zähne bleckte. Niedlich! „Genau,…normale Menschen, Alice. Ein anständig gefülltes Glas, AB positiv, wäre mir lieber gewesen.“ „Ja,… oder eine heiße Schnitte mit sieben Strohhalmen in den Venen, damit wir alles was von haben.“ Grölte Emmett, woraufhin er sich eine Kopfnuss von Rosalie einfing. Die sich nicht auf die Strohalme, sondern einzig und allein auf die heiße Schnitte bezog. Jaspers Gedanken gingen bei dieser Idee, in eine ganz ungesunde Richtungen. Um mich vor eigenen kranken Phantasien zu schützen, schaltete ich ihn vorsichthalber ab. „Ich tu einfach so, als hätte ich die jüngsten Kommentare überhört.“ Murmelte Carlisle, die Arme um seine Frau gelegt und abschätzend von mir zu Emmett blickend. Wir zuckten gleichzeitig die Schultern. „Du hättest das verdammte Popcorn nicht essen müssen“, motzte Rose genervt. „Doch hätte er“, fiel mir Alice ins Wort. „Da hörst du es. Sie hat mich gedanklich angeschrien. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrill ihre Gedanken sein können. Trotz aller versuche, war ich nicht mächtig, diesem Gekeife ein Ende zu setzen. Sie ließ sich einfach nicht abstellen.“ Alice grinste bei dieser Offenbarung und ich…ich verdrehte erneut die Augen. Zeitgleich mit Rosalie. Ich liebe Familienausflüge! „Das nächste Mal, nehmen wir einen Puma mit.“ Emmett stieß mir zwinkernd in die Seite und wackelte übertrieben mit den Augenbrauen. „Lebendig“, lachte ich leise. „Worauf du einen lassen kannst.“ „Idioten“, schnaufte Rose. Brachte auch die übrigen damit zum Lachen. Wir nahmen das Gehen wieder auf. Alice harkte sich bei mir ein, um Wiedergutmachung zu leisten, wie ihre Gedanken verrieten. Denn sie fand das Zeug selbst abartig und konnte letztendlich mein Gejammer nachvollziehen. Versteh einer diese Frau. Es war kurz nach 21 Uhr. Carlisle hatte heute seinen ersten Urlaubstag, Zwangsmäßig wohl gemerkt angetreten. Nach über einem dreiviertel Jahr Dauerarbeit, hatte ihm sein Vorgesetzter mit einer, wenn auch amüsierten Drohung den dreiwöchigen Urlaub aufgedrückt. Carlisle war nicht sehr erfreut über diese Pause. Er liebt seinen Beruf als Arzt. Aber niemand normal sterblicher, würde freiwillig ein fast komplettes Jahr am Stück durcharbeiten wollen. Das Carlisle nicht in die normalen Richtlinien eines sterblichen eingeordnet werden konnte, wusste ja niemand. Um weder aufzufallen noch Stadtgespräch Nummer eins zu werden, hat er nachgegeben und seinen wohl verdienten und angesammelten Urlaub angetreten. Alice hatte euphorisch den Tag verplant. Jagen in den Rock Mounts, ein Museums Besuch, bis hin zur Abendvorstellung eines Kinofilmes. Glücklicherweise, hatte sie das Shoppen außen vor gelassen. Merkwürdig allerdings,…Alice fand immer einen Grund zum Shoppen. Ein anfangs geplanter, kurzer Ausflug nach Seattle, konnte dann gut und gerne mal einen halben Tag in Anspruch nehmen. Wenn nicht sogar einen ganzen. Sie hasste nichts mehr, als das Ladenschlussgesetz. Ich fand und damit stand ich in dieser Familie nicht alleine da, dass die Läden viel früher schließen sollten. Wir schlenderten die sixth Avenue gemütlich entlang. Unsere Autos hatten wir ein gutes Stück entfernt vom Kino geparkt. Alice meinte…ALICE meinte, wir sollten den trocknen Abend für einen Spaziergang nutzen. Sie hatte recht mit dem trocknen Abend. Es gab sehr wenige trockene Abende in diesem Teil des Landes…aber Himmel, wir waren Vampire! Wir konnten auch durchs Schneegestöber, einen gemütlichen Spaziergang unternehmen. Ich hatte aufgehört ihre Logik in Frage zu stellen. Es würde mir nur unweigerlich mehr Fragen bescheren. Abgesehen von dem Popcorn Attentat, war es ein lustiger Tag. Als komplette Familie einen gesamten Tag zu verbringen ist abgesehen von sonnigen Tagen, die nicht sehr oft waren, eine Seltenheit für uns. Jemand fehlte immer. Meistens Carlisle! Nun,… wir hatten ja auch eine Ewigkeit zusammen. Da war es schon Okay, nicht sekündlich aufeinander zu kleben. Es könnte sonst locker passieren, dass wir uns gegenseitig zerfleischen würden, sofern wir das Fleisch besitzen würden. Jedenfalls würde Alice gefährlich leben. Ich würde ihr hin und wieder gern mal etwas antun und ich wusste, ich wäre mit sehr viel Spaß dabei. Problem war Jasper,…trotz meiner Fähigkeit, würde er mich auseinander nehmen wie eine Weihnachtsgans, wenn Alice auch nur ein Haar fehlen würde. Ich wette, er zählte jedes einzelne am Abend, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Das andere Problem war ich selbst. Ich liebte diese nervige, nie still stehende, kleine, hibbelige, aufgedrehte, um Aufmerksamkeit bettelnde Furie mit allem was ich hatte. Das ging mir,…genau betrachtet, mit jedem aus dieser Familie so. Auch wenn Rose eine wahre Naturgewalt darstellte, so konnte ich nicht ohne sie und ich wusste, ihr ging es mit mir genauso. Das würde sie jedoch niemals zugeben, aber das musste sie auch nicht. Ihre Gedanken genügten um mein Ego zu puschen. Ich wurde radikal aus meinen bescheuerten Gedanken gerissen und blieb schlagartig stehen. Etwas seltsames lag in der Luft. Carlisle war zeitgleich mit mir angehalten. Glücklich, nicht allein als der Trottel dar zustehen, ging ich die drei Schritte, mit Alice im Schlepptau…die nun auch ihre Sinne gerichtet hatte zu ihm. „Was ist das?“ Esme hatte sich etwas auf die Zehnspitzen gestellt und leicht vorgebeugt, als würde sie erwarten, so besser riechen und hören zu können. Dabei sah sie fragend zu ihrem Mann. Inzwischen war auch die letzte unserer kleinen Truppe stehen geblieben,…natürlich handelte es sich bei dieser um Rosalie… und lauschte. „Ich würde sagen, da steckt jemand gewaltig in Schwierigkeiten“, murmelte Carlisle gepresst. Er setzte sich in Bewegung. Wir folgten…wie immer! Wohin er auch gehen würde, jeder in dieser Familie würde ihm blind folgen. Er war der Anführer, das Oberhaupt…der Vater! Und so wie ich seine Gedanken verstehen konnte, war dieses…was auch immer es war...etwas was er nicht ignorieren konnte. Wahrscheinlich kam gerade der Arzt in ihm durch. Denn was immer es war,…es schien dringend Hilfe zu brauchen. Der Geruch nach Schweiß…bestialisch stinkendem Schweiß, ich hatte so etwas in meinen ganzen 109 Jahren noch nicht sehr oft gerochen und wenn doch, dann nie so intensiv, lag in der Luft. Und das jämmerliche Wimmern fuhr mir,…und ich konnte nicht erklären warum das so war…durch Mark und Bein. Was zur unerklärlichen Folge hatte, das auch ich es nicht ignorieren konnte. Etwas eigenartiges spielte sich in meinem inneren ab, mit jedem weiteren Schritt den ich tat. Es war weder Anspannung noch Erwartung. Es war etwas dazwischen, etwas neues, etwas faszinierendes etwas, was ich dringend entdecken musste. Ein Drang, der mich antrieb, diesem Geheimnis auf die Schliche zu kommen. Ehe ich mich versah, war ich vor Carlisle. Mit großer Beherrschung, schaffte ich es nicht zu rennen. Ich war mir sicher, wir zogen schon jetzt die Aufmerksamkeit der wenigen Fußgänger auf uns. Sieben Leute, die mehr laufend als gehend den Fußweg entlang schreiten und das während eines milden Abends. Es war mir egal, ich war im Moment nicht fähig auf ihre Gedanken zu achten. Nach einigen Metern, blieb ich ruckartig stehen. Das Alice noch immer an meinem Arm hing, nahm ich im gleichen Moment war, wie meine Familie neben mir oder besser UNS, zum Halten kam. Gedanklich würde ich wenigstens von zweien mehrmals angeschrien, von Rosalie beschimpft …ich achtete nicht groß darauf. Ich starrte wie Carlisle auf den Haufen erbrochenem, der direkt auf dem Gehweg weilte. Mein Geruchsinn verriet mir, dass dieser Mageninhalt und die Person mit dem stinkenden Schweiß zusammen gehörten. „Könnte mir vielleicht mal jemand von euch beiden erklären, was ihr gedenkt zu tun?“ Fragte Rosalie spitz. Carlisle sah mich an, ich erwiderte seinen Blick. Ein überraschter Ausdruck machte sich breit, als er die Besorgnis in meinen Augen sah. «Du möchtest nachsehen? » Eine stumme Frage von ihm, die ich nickend beantwortete. „Ich denke wir sollten nachsehen, was mit dem Mädchen ist“, erklärte Carlisle. Ja, es war ein Mädchen. Ihr Geruch verriet es, der wegen diesem…wirklich wahnsinnig, abartigen Schweißgeruches erst jetzt auf der Nähe zu entschlüsseln war. Sie konnte, wenn dieser permanente Gestank unsere Sinne nicht täuschte, als junge Frau entlarvt werden. Und,… sie zog mich zu sich! „Du möchtest dort hinten in die Gasse und nach dem Mädchen schauen, was so bestialisch Stinkt? Ernsthaft Carlisle, du weißt das du ihr nicht helfen kannst. Riech doch mal,…sie hat sich ihre Lage selbst zuzuschreiben.“ Die Gasse von der Rose sprach, war nur wenige Meter entfernt. Ich wollte am liebsten auf sie zu stürzen. Aber das konnte ich nicht, nicht ohne das Einverständnis der anderen oder wenigstens dem, von Carlisle. Wir waren eine Familie, ein Clan…wir mussten tun was für UNS alle das Beste war. Das hier war eine Krisenintervention und wir mussten alle zusammen entscheiden. Es war nie ratsam, sich in Angelegenheiten zu mischen, die einem nicht angingen und für UNS, schon einmal gar nicht. Aber dieses Mädchen… „Ich rieche es“, hauchte das Oberhaupt. Das bezog sich nicht auf den Schweiß und auch Rosalie hatte nicht den Schweiß gemeint. Ich roch es auch. Süßes, unschuldiges aber auch…verdrecktes Blut. Sie steckte mitten in der Entgiftung. „Dann versteh ich nicht, warum wir hier weiter rumstehen. Überlassen wir sie ihrem Schicksal, sie wollte es nicht anders.“ „Rose bitte“, presste ich raus und sah ihr fest in die Augen. Sie stutzte, runzelte die Stirn und hob eine Augenbraue. Niemand der anderen hatte bis jetzt, ein Wort gesagt. Ich lauschte ihren Gedanken, während ich weiter Rose anblickte. Alice und Esme waren mit Carlisle einer Meinung. Jasper war egal, für was wir uns entscheiden würden und Emmett, nun Emmett wollte aus bloßer Neugierde nachsehen was los ist. Ich rollte gedanklich die Augen,…DAS war Emmett. « Was ist los mit dir, seit wann interessieren dich andere? » Ich hatte mir Rosalies Gedanken wesentlich feindlicher vorgestellt. Aber diese Frage kam, ehrlich gesagt… weich rüber. „Ich weiß es nicht“, flüsterte ich. Kläglich, verwirrt und…verletzlich?! Was war los mit mir? Ihre Augen verloren die Härte, ihre Lippen bogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Dann lass uns nachsehen.“ Ich überbrückte die zwei Schritte zu ihr. Drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, sah Carlisle lächeln und nickte ihm zu. Stumm liefen wir weiter. Vergewisserten uns kurz, das niemand auf uns achtete, während wir flink zu siebt in die Gasse huschten. Die paar Schritte bis ans Ende der Sackgasse, kamen mir wie die längsten meiner Existenz vor. Ich spürte Jaspers besorgten Blick auf meinem Rücken. Die Welle Ruhe die er mir schickte, pralle kläglich ab. Ich verstand ja selbst nicht was es war, was mich so aufwühlte. Und dann,…dann hatten wir das Ende erreicht. „Mein Gott…“, hauchte Esme leise. Griff mit ihrer Hand haltesuchend nach Carlisles Schulter, der selbst traurig auf das Häufchen Elend blickte, das zusammengekauerte an der kalten Wand lehnte und wie verrückt zitterte. Es waren Minuten des Schockes, in denen nur das laute schlagen eines Herzens und schmerzhafte Klagelaute die Stille durchschnitten. Sie bemerkte unsere Anwesenheit nicht. Was mich und nicht nur mich,… verwunderte. Menschen spürten unsere Anwesenheit, ihre Instinkte sagten ihnen, was ihr Bewusstsein niemals verstehen würde. Es war ein furchtbares Bild. So klein und zerbrechlich und viel zu dünn. Vom Schweiß waren die Kleider durchgeweicht. Ihre verkrampften Finger waren bereits blau vor Kälte oder was auch immer. Die Haare nass und dieses Wimmern. Es traf mich an einer Stelle, in der bisher nur meine Familie Platz hatte. Jasper stellte sich zu mir, sah mich abschätzend an. Ich wusste seine Gedanken würden mir helfen, meine eigenen Gefühle zu verstehen. Er wusste was ich fühlte…natürlich! Aber ich wollte diese nützliche Hilfe nicht, ich wollte selbst verstehen. Ihr Anblick…und das war schon ziemlich krank, bedachte man die Situation… faszinierte mich! Und dann…dann sah sie auf. Erst wirkte ihr Blick verschleiert. Sie brauchte einen Moment, ehe sie verstand, dass sie nicht mehr allein war. Dann kam die Panik durch, gehetzt sah sie sich um, suchte nach einem Fluchtweg und dann… Traf Braun auf Gold und innerhalb dieses winzigen Augenblickes…bekam mein gesamtes SEIN eine neue Bedeutung! ********* Der Augenkontakt hat Edward gefehlt. Denn genau das ist es, was ein Vampir braucht um seinen Gefährten zu erkennen. Jedenfalls in meine Geschichte. ^.^ Erst die Anspannung, das durcheinander und dann ………BOOM Ein Blick…eine Sekunde und alles ist anders. Faszinierend oder? Die Cullens sind da…wie fandet ihr die *hust* Einführung? Was meint ihr, wird Bella von der plötzlichen Aufmerksamkeit in ihrer derzeitigen Lage halten? Was fühlt SIE, als ihr Blick Edwards einfing. Hattet ihr euch mehr JACOB, in ihren Gedanken gewünscht? Oder könnt ihr nachvollziehen, das sie an einem Punkt des Turkeys angekommen ist, wo auch Jake nur noch zweitrangig ist? Ich bin wie immer gespannt…ich hoffe ihr auch. GGLG jennalynn Kapitel 12: Rettung!? --------------------- Wünsch euch viel Spaß! ************ Edward POV « Edward! » «EDWARD! » «Himmel Herrgott, EDWARD », ich konnte nicht auf Jasper achten. Ich war gefangen in einem Meer aus Braun. Einem warmen Braun. Ein Braun, das mir das Tor einer Seele offenlegte. Einer Seele, die mehr gesehen hat, als sie vertragen kann. Sie war gezeichnet von Pein und Leid. Ein Schimmer Schmerz, ein Schimmer Verzweiflung, ein Schimmer Trauer…keine Freude, kein Glück, keine Hoffnung. Mir klaffte das Herz. Das Elend dieses Mädchens,…meinem Mädchen, war größer als tragbar war. Mit aller Kraft, hielt ich mich auf meinen Beinen. Ich wollte einknicken, wollte schreien, wollte weinen…mit ihr…um ihr. Sie litt Höllenqualen! „Was ist mit ihm?“ Diese Schmerzen,…ich konnte sie in dem Ausdruck ihrer geplagten Augen sehen. Ihr Körper schwitzte, bebte…krampfte. Dazu die seelische Last, ohne sie zu kennen, spürte ich die Last auf ihren Schultern. Litt mit ihr, seelisch wie körperlich. Wir wurden im Moment unseres Augenkontaktes ein. Ich keuchte, knickte weg. Jasper hielt mich, schützend und stark, wie nur ein Bruder es konnte. „Verdammt Jasper, was ist mit ihm.“ Alice, leicht hysterisch wie eh und je. Ich hielt es nicht aus! Ich wollte zu ihr, sie in den Arm nehmen, wiegen und beruhigende Worte in ihr Haar murmeln, während sie die Hölle durchritt. Wollte da sein, für sie…die die innerhalb eines Wimperschlages mein Elixier geworden war. Ich konnte nicht… „Er leidet.“ Es kam gepresst, verzerrt aus dem Mund meines blonden Bruders. Ein kurzer Blick in seinen Kopf verriet mir, dass er mit litt. Er spürte ihren Schmerz, durchlief ihn mit ihr. Er spürte meinen Schmerz, musste auch diesen ertragen. Der Nachteil seiner nützlichen Gabe. Ich wollte ihm ein sanftes Lächeln schenken, konnte mich allerdings nicht von den schönsten Augen, die diese Welt jemals gesehen hatte losreißen. Sie hypnotisierten mich. Mein Gott,…ich war verloren. Wir waren es,…wenn ihr nicht schnell geholfen wird. „Was meinst du mit, `Er leidet´?“ „Sie ist die eine,…seine Gefährtin. Er hat sie gefunden!“ Ein fünffaches Keuchen durchschnitt die Nacht. Zu leise für Menschen, zu laut für Vampire. Es holte mich ein Stück zurück. Der erste Schock war vorüber, Taten mussten folgen. Und dass schnell,…ich musste dafür sorgen, dass ihr geholfen wird, dass sie hier weg kommt. Widerwillig löste ich den Blickkontakt und sah panisch durch die Runde. Sie starrten mich an. Wie eine Hauptattraktion. Ich konnte kein einziges Gesicht deuten. Hatte nicht die Nerven ihre Gedanken zu durchforsten, mir blieb keine Zeit für diesen Umweg. „Wir müssen ihr helfen!“ Noch niemals zuvor, hatte sich meine Stimme so flehend angehört wie in diesem Augenblick. Ob sie meine Worte überhaupt verstanden hatten, konnte ich nicht mit Gewissheit sagen, denn sie nickten alle sechs vollkommen synchron ohne ihr starren zu unterbrechen. „Scheiße“, war dann Emmetts Kommentar mit dem er auch die anderen wieder zurück beförderte. „Ein Mensch!“ Ein kleines Lächeln legte sich auf Esmes Lippen, ehe sie voller Sorge auf das Mädchen blickte. Sie liebte sie,…schon jetzt. Alice tat nur schwer daran ihre Freude zu verbergen, denn diese war, angesichts der Situation, vollkommen fehl am Platz. Rosalie dachte nichts, sie wartete. Emmett, selbst er realisierte,… wahrscheinlich zum ersten Mal seiner gesamten Existenz den Ernst der Lage. Er suchte fieberhaft nach einer Lösung. Jasper konnte nicht sehr viel Denken, er war damit beschäftigt ihr…ich kannte nicht einmal ihren Namen und trotzdem war sie alles für mich…mit Hilfe seiner Gabe so viel Schmerz wie nur möglich zu nehmen. Ich machte mir schnell eine mentale Notiz, ihm später dafür zu danken. Als letztes beschäftigte ich mich mit Carlisle. Sah ihn an, fest und entschlossen. Er lächelte, wenn auch nachdenklich aber er lächelte. Mir fiel der gesamte Himalaja vom Herzen, seine Meinung war mir von allen am wichtigsten. «Es wird schwer werden Edward», ich nickte. Wusste, dass schwer die Lage nicht einmal annähernd traf. Und doch war ich bereit, alles mit ihr zu ertragen was nötig war, um ihren Augen das Leuchten zurück zu geben, das sie…wie ihre getretene Seele verriet, vor langer Zeit verloren hatten. Während ich daran dachte ihr zu helfen, sie zu unterstützen und ihr meine Schulter als halt anzubieten, kam mir ein neuer Gedanke. Ein einschlagender, lähmender Gedanke. Was wenn sie unsere,…meine Hilfe abschlug? Vampire fanden ihre Gefährten fast immer, in anderen Vampiren. Nur ganz wenige unter Tausend, fanden ihren Seelenpartner in einem Menschen. Natürlich musste ICH, zu diesen wenigen gehören. Esme behauptet immer, ich sei etwas besonderes,… zu mehr bestimmt. Ob sie Recht hat? Egal, das tut nun nichts mehr zur Sache, denn ich hatte sie gefunden. In einem jungen, drogenabhängigen Mädchen…das im Augenblick am zerfallen war. Typisch! Ich wusste aus wenigen berichten, das Menschen diese Bindung ebenfalls stark fühlen wie der betroffene Vampir, sie sich jedoch keinen Reim daraus machen konnten. Wir allerdings, wussten sofort was es war, auch wenn wir vorher niemals so stark gefühlt hatten. Früher oder später, verstanden alle diese Menschen was los war. Die Frage war nur, würde auch sie verstehen? Fühlt auch sie wie ich? Gerade jetzt, wo sie vor lauter Schmerzen und Panik wahrscheinlich gar nichts anderes in sich aufnehmen konnte. Würde sie mit uns gehen? Mir schwirrte der Kopf, ich wollte es…sie musste einfach mit uns kommen. Ich könnte sie nicht alleine lassen. Könnte mich nicht von ihr trennen, es würde mir körperliche Schmerzen verursachen von ihr fort zu gehen. An die seelischen, wollte ich nicht einmal denken. „Von was genau ist sie abhängig?“ „Heroin“, murmelte Carlisle um Esmes Frage zu beantworten. Natürlich! Wie sollte es auch anders sein? Heroin, die schlimmste Drogen, mit der schlimmsten Abhängigkeit. Ich hatte nicht darauf geachtet! Hatte nicht versucht die Substanz zu entschlüsseln, die ihr Blut verdreckte. Relevant für mich war nur, dass sie bereits abhängig war. Aber das,…verkomplizierte die Lage ungemein. Ich hatte nicht sehr viel Ahnung von Drogen. Wusste nur, das mit Heroin nicht zu spaßen war, mit keiner… aber Heroin. Der Entzug soll der schlimmste überhaupt sein und sie…sie entzog gerade. Es war erstaunlich, wie sehr die Droge ihren Geruch veränderte. Ihr Blut sprach mich nicht an. Es war so verunreinigt, das nicht einmal Jasper reagierte. Und ihm, fiel es von uns allen am schwersten. Vielleicht war das, dass einzige positive aus dieser ausweglosen Lage. Ich musste keine Angst haben, sie während der bloßen Tatsache, das Blut durch ihre Adern fließt in unserem Haus verlieren zu können. Ich stöhnte leise. Ich war ein solcher Idiot. Ich dachte bereits an eine Zeit zu zweit. War fest davon überzeugt, dass sie mit uns kommen würde. Womit ich so falsch liegen konnte. Ich kannte sie nicht, gar nichts von ihr,…über ihr. Wie kam ich nur auf die Idee, dass sie sieben fremde Leute begleiten würde? Sie hatte doch sicher hier ihr Leben, ihre Familie! Aber,…das konnte kein sehr rosiges Leben sein! Würde sie sonst in dieser Situation stecken? Ich war verwirrt! Ich musste dringend aufhören zu denken und anfangen, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Mein Gott,…es waren noch nicht mal 4 Minuten vergangen. Was erwartete ich? Ich erschrak mich beinahe zu Tode, als sie plötzlich anfing wie wild zu husten. Nur Jaspers Griff war es zu verdanken, dass ich nicht auf sie zustürzte. Es würde sie verschrecken. Auch wenn sich, was ich angesichts ihrer Lage stark bezweifelte… Gefühle zu mir, in ihr sammelten…würde ihr mein besorgtes Verhalten garantiert Angst machen. Der Hustenfall wurde schlimmer. Ich blicke flehend zu Carlisle. «Warte, wir brauchen ihr Vertrauen», angespannt nickte ich. Während ich beobachten müsste, wie ihr eine zähe Flüssigkeit aus Mund und Nase lief. Sie die Augen zukniff, zwischen dem Husten wimmerte und mit ihrer zitternden Hand versuchte, ihr Gesicht zu reinigen. Bitte… Ich konnte dieses Anblick nicht ertragen, es tat weh…schrecklich weh. Ich fand das Gehabe über Gefährten immer vollkommen übertrieben. Jetzt wusste ich es besser. Es waren noch immer keine 5 Minuten vergangen,…5 Minuten und sie bestimmte mein Denken, mein Handeln, mein SEIN! Niemals hätte ich das für möglich gehalten. Eine plötzliche Liebe so stark und so…unberechenbar. „Ich kann nicht warten,…verdammt helf ihr doch.“ Ich schluchzte! Ich schluchzte diesen Satz, ließ all meine tiefe Verzweiflung mit jedem Wort mitschwingen, so stark…das mich jeder besorgt ansah. So hatten sie mich noch nie erlebt. „Es gibt nur eine Möglichkeit ihr zu helfen.“ Carlisle sprach ernst, sah mich fest an. Ich schluckte, überfordert mit dieser Situation. „Du musst mir vertrauen, Edward.“ Nach diesem Satz, schlug ein Batzen Bilder in meinem Kopf ein. Ich brauchte meine gesamten Sinne um mich auf jedes einzelne konzentrieren zu können. Niemals zuvor hätte ich gedacht, dass Carlisles Gedanken so beängstigend sein konnten. War das mein Vater? Er konnte unmöglich das mit ihr Vorhaben. Ich schüttelte stur meinen Kopf. Ich würde nicht zulassen, dass er seinen Plan in die Tat umsetzt. Ein leises Knurren drang aus seinem Mund und ließ mich erstarrt innehalten. „Carlisle“, flüsterte Esme, selbst erschrocken über seine Reaktion. Carlisle hatte noch nie, einen Familienangehörigen angeknurrt. „Reiß dich verdammt nochmal zusammen, Sohn. Wir haben keine Zeit für eine ausgereifte Diskussion.“ Meine Augen weiteten sich. Er meinte das gedachte verdammt ernst aber… „So kannst du ihr unmöglich helfen, wie soll das funktionieren?“ Erneut ließ ich seine Gedanken zu. Mir wurde mit jedem weiteren Einblick schlechter. Ich war müde und ausgelaugt. Hätte nicht gedacht, mich jemals wieder so verletzlich zu fühlen. Ich fühlte mich, wie ein Mensch sich in dieser Situation fühlen würde,…am Ende seiner Kräfte. Seine Gedanken endeten und ich,… fiel ergeben in mich zusammen. Trotz unwohl sein, konnte ich die Logik in seinen Gedanken nicht abstreiten… „Ich vertraue dir“, hauchte ich gebrochen. „Das ist wichtig Edward, du musst mir schwören deinen Beschützerinstinkt im Griff zu haben. Versichere mir, mit allem was du hast, hinter dieser Entscheidung zu stehen und es mit mir…IHR, zusammen durchzuziehen. Sofern sie denn bereit ist, mit uns zu gehen.“ „Mit allem was ich habe“, besiegelte ich seine Entscheidung, die so verdammt unangenehm sein wird. „Gut“, er wandte sich zu den anderen. Ich sah zu dem Mädchen. Sie hatte ihre Position geändert. Lehnte mit dem Hinterkopf an der Wand, atmete schwer. Umfing mit beiden Armen ihren Bauch und keuchte so kläglich, dass mir erneut die Füße versagen wollten. Ihre Augen waren offen und…sie sah mich an. Ich nahm mir die Freiheit, das als gutes Zeichen zu deuten. „Habt ihr verstanden, für Erklärungen haben wir nachher noch reichlich Zeit. Jetzt denke ich, sind wir uns alle einig dem Mädchen zu helfen.“ „Edward!“ Es war die zarte Stimme von Rosalie, die mich dazu veranlasste mich umzudrehen. Sie hielt mir ihre Hand offen entgegen und schenkte mir einen mitleidigen Blick. Ich ließ meinen Autoschlüssel in ihre Handfläche fallen und nickte traurig. „Okay“, hauchte Carlisle. Er schlug mir einmal väterlich auf die Schulter und tat einen kleinen Schritt Richtung Mädchen. Die anderen gingen, führten Carlisles Anweisungen aus. Auch wenn sie, wenigstens genauso skeptisch dachten wie ich, vertrauten sie ihm. Zurück, blieben wir drei. Sie konnte unseren Austausch nicht mitbekommen haben. Wir sprachen zu schnell für menschliche Ohren. Mir kam diese ganze Situation furchtbar lang vor. Für sie, musste es zu schnell gegangen sein um sich unbehaglich zu fühlen. Obwohl,…es würde mich schwer wundern, wenn ihre der Umstand ihrer Lage nicht unbehaglich sein würde. Bella POV Warum gingen diese beiden Typen nicht mit den anderen? Was wollten sie hier? Oh…mein Kopf tat so weh. Der eine kam dichter. Ich rutschte soweit es mir möglich war weg. Er blieb stehen, starrte mich an wie…der andere. Der gutaussehende, der bezaubernde der…ich hustete. Umso schlimmer ich hustete umso schlechter wurde mir. Ich spürte erneut den Kotzreiz und unterdrückte ihn. Diese Blamage würde ich mir nicht geben, nicht unter Beobachtung. Sie sollte gehen, ich begann zu weinen. Sie ergötzten sich an meinem Bild, es blieb keine andere Möglichkeit, doch diese Augen… Sie waren nicht angewidert, alle beide nicht. Nicht eine Sekunde ließ ich sie aus den Augen. Schluckte der eine? Was war das für eine kranke Show? Ich wusste nicht warum aber,…ich fühlte mich beschützt. Und dann,…dann kam es. Ich beugte mich zur Seite, erbrach mich vor ihren Augen. Es wollte nicht anhalten. Die Kehle tat mir weh. Eine Hand! Sie strich zärtlich über meinen Rücken. Ich wimmerte, nicht aus Angst,…vor Schmerz. Ich konnte nicht mehr, weinte lauter während immer mehr Magensäure aus meinem Mund lief. Eine Ewigkeit, dann war es vorbei. Stöhnend sah ich auf. Es war der Blonde, der etwas ältere. Er hockte direkt vor mir. Sein Gesicht, meinem nur Zentimeter entfernt. Seine Augen besorgt. „Geht es wieder?“ Meine Augen weiteten sich. Noch nie hatte ich eine solch melodische Stimme gehört. Ich nickte, paralysiert von dieser Atmosphäre. Sie würden mir nichts tun! Dessen war ich mir sicher. „Das dort drüben, ist mein Sohn Edward!“ Sein Sohn? Ich starrte schwer atmend den Adonis an. Er nickte mir leicht zu. Sein Anblick faszinierte mich, ließ mich einen Augenblick den Schmerz vergessen…wie vorhin. Als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Was war es? Er kam mir so seltsam vertraut vor. Aber wie konnte er der Sohn dieses Mannes sein? Sie waren doch fast in einem Alter, vielleicht 6 Jahre Unterschied. Mir schwirrte der Kopf. Wahrscheinlich täuschte der Entzug meine Wahrnehmung. Ja ich war am Entziehen,…ich war im Anfangsstadion. Im leichten Teil…LEICHT! Ich konnte schon jetzt nicht mehr. Ich hatte keine Kraft mehr. Die Krämpfe waren bestialisch, ich hielt sie nur mit größter Selbstbeherrschung aus. Meine Waden waren steif, mein Magen zusammengezogen, meine Hände verkrampft und ich zitterte, so stark wie noch nie zuvor. Ich sah von dem jungen weg, zurück zu dessen…Vater!? Meine Augen brannten vom Schweiß und der Anstrengung. Ich wusste nicht was sie erwarteten. Ich konnte nicht fragen, wollte nicht fragen. Mein Mund fühlte sich verklebt vom Speichel an. Ich stank, ich konnte selbst diesen penetranten Schweißgeruch riechen. Warum ekelten sie sich nicht? Sie mussten ihn viel schlimmer wahrnehmen als ich. Der Schweiß der Entgiftung, war mit keinem anderen zu vergleichen. „Ich bin Carlisle Cullen,…Dr. Carlisle Cullen!“ „Oh…“, es war ein keuchen aus meinem Mund. Daher weht der Wind. Ein Arzt! Diese kleine Erkenntnis, änderte auf einem Schlag mein ganzes Denken. Ich drückte mich an die Wand, zog meine schmerzenden Beine so weit weg wie nur möglich von diesem Mann. Er seufzte schwer, schüttelte kurz den Kopf, sah mich erneut besorgt an. „Beruhig dich“, er klang angespannt. Aus dem Augenwinkel nahm ich die Reaktion des Jungen war. Er ballte die Hände. „Haut ab“, ein wispern, nicht mehr und nicht weniger. Ich war eindeutig nicht in der Verfassung, mich mit einem Arzt rumzustreiten. Konnten sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Litt ich denn noch nicht genug? Sie nahmen mir, mit ihrer Anwesenheit meine letzte Kraft, die ich so bitter nötig hatte um den Entzug zu überstehen. Ich hatte so schrecklich Angst vor größeren Schmerzen. Und ich wollte nicht, dass sie an meiner Angst Teil hatten. Ich wollte alleine sein. Ich war schlapp und so unendlich müde. Es war anstrengend die Schmerzen auszuhalten und gleichzeitig das Handeln dieser Personen Beachtung zu schenken. „Wir wollen dir helfen.“ Ich schüttelte den Kopf. Verstört, verzweifelt, ängstlich, panisch…keine Ahnung wie sie es deuten würden. Er griff nach meiner Hand, ich zog sie mit einem ersticken Schrei weg. Wieder seufzte er. „Hör mir doch zu.“ Soweit es mir möglich war, rollte ich mich zusammen. Der jüngere kam einen Schritt näher. Sein Gesicht, eine Maske des Kummers. Ich stutzte, als ich den Schmerz in seinen Augen sah. Der ältere, brachte ihn mit einer Handbewegung zum Stoppen. „Du brauchst dringend Hilfe, Mädchen.“ „Nicht von ihnen,…lassen sie mich. Ich komm klar…“ Wollte ich mich selbst überzeugen? Denn ganz eindeutig, kam ich nicht mehr klar. Ich wollte etwas gegen diese Schmerzen. Nein…nicht irgendetwas. Ich wollte Dope! Ich wollte so viel von dieser Flüssigkeit in meine Venen pumpen, wollte die Schmerzen mit einem Stich im Keim ersticken. Ich wollte nicht entziehen…ich weinte verzweifelter. Hilfe! „Lass mich dir helfen.“ Er flehte mich an. Aber er konnte solange flehen wie er wollte. Ich würde mich von ihm zu keiner Klinik bringen lassen. Aber was,…was wenn er einen Krankenwagen rief? Meine Augen weiteten sich vor Panik. Ich wäre nicht in der Lage zu fliehen! „Bitte“, nun war ich es die flehte. „Lassen sie mich…bitte, ich… kein Krankenhaus bitte nicht“, mein Kopf fiel schluchzend nach vorn. Ich war am Boden! Am Ende! Aus… das war es,…sie würden mich weg schaffen. Jake hatte sich umsonst geopfert. Ich hatte ihn enttäuscht! Er ist wegen nicht uns wieder nichts eingefahren. Ich hatte immer versucht ihn zu überzeugen, dass ich die Kämpfe die er für mich kämpfte nicht wert war. Er wollte nie etwas davon hören. Ich war unfähig zu leben. Ich hätte es damals noch einmal versuchen sollen. Vielleicht hätte es funktioniert. So vielen Menschen hätte ich Kummer erspart, wenn ich es einfach ein weiteres Mal versucht hätte. Oder besser, wenn es doch nur beim ersten Mal geklappt hätte. Wie als Bestätigung meiner Gedanken, fingen meine Narben…eine an jedem Handgelenk an zu kribbeln. Ich schluchzte,…es war zu spät! „Ich gebe dir mein Wort, dich in kein Krankenhaus zu bringen.“ Was? Ich sah ruckartig auf. Suchte nach der Lüge in seinen Augen. Ich fand sie nicht! Meine Verwirrung wuchs, zeitgleich mit den Krämpfen. Keuchend kippte ich vor, schrie vor Schmerz. Mein Magen, krampfte…er VERkrampfte. „Ahhhhhhh“, zwei Hände griffen nach meinen Schultern, hielten mich. „Aber sie sind doch Arzt“, presste ich weinend raus. „Das bin ich. Ich verspreche dir, dich niemanden auszuliefern. Nur ich allein werde mich um dich kümmern. Bitte,…Mädchen vertrau mir“, ich sah auf. Keuchte meinen Atem direkt in sein Gesicht. Er verzog nicht eine Miene, obwohl es stinken musste wie die Hölle. Der andere war näher getreten, seine Erscheinung machte mir sorgen. Er wirkte zerbrechlich. Ich rechnete damit, dass er jeden Moment vor mir auf die Knie fallen würde und das, trotz seiner beachtlichen Statur. „Wie soll das aussehen?“ Ich merkte, dass ich kurz davor war aufzugeben. Denn ich konnte nicht mehr, die Schmerzen wurden immer schlimmer und es war noch immer erst der Anfang. War ich froh, nun nicht mehr alleine zu sein? Tief in meinem inneren wusste ich, dass die Antwort JA lautete. Ich hatte Hilfe bitter nötig! „Komm mit uns. Mit zu uns nach Hause.“ Mir klappte der Mund auf. Eine Sekunde später biss ich ihn hart zusammen. Die Krämpfe,…sie waren barbarisch. Selbst der Doktor bebte leicht. Allein der Halt an meinen Schultern verursachte es. Mir war so schrecklich kalt. „Warum tun sie das?“ „Ich bin Arzt, es ist meine Pflicht Menschen zu helfen. Und…Himmel Mädchen, komm schon. Ich kann dich hier unmöglich zurücklassen.“ Es war süß,…keine Frage. Wäre ich körperlich und geistig nicht vollkommen am Ende, hätte ich sicher gelächelt. Ich hatte in den letzten Jahren niemanden getroffen der mich so behandelt. Der mich behandelt, wie ein menschliches Wesen. Immer hatte ich nur Verachtung bekommen. Abgesehen, von Jake Leah und den anderen Junkies. Konnte ich ihnen vertrauen? Hatte ich eine andere Wahl? „Und dann?“ „Das besprechen wir, wenn es dir besser geht.“ Das überzeugte mich nicht. Es hörte sich zu sehr nach Regeln oder Anweisungen an. Es hörte sich einengend an. Ich zuckte zurück. „Ich verspreche,…nein… wir versprechen, dich zu nichts zu zwingen. Nur lass uns jetzt endlich zusehen, dass es dir besser geht.“ Ich bezweifelte, dass er das schaffen würde. Aber mittlerweile war mir so ziemlich alles egal. Ich senkte kapitulierend den Kopf. Mir wurde erneut schlecht. Stöhnend wandte ich mich ab um erneut meinen nicht vorhandenen Mageninhalt loszuwerden. Dazu kam ein Hustenanfall und dieser, nahm mir letztendlich die Entscheidung ab. Ich konnte nicht allein zurück bleiben. Ich würde vor die Hunde gehen! Was mich nicht groß störte, aber nicht so…ich wollte zum Verrecken nochmal nicht SO leiden. Als sich mein Magen wieder beruhigt hatte,…sofern er das tat, wischte ich mir mit dem Ärmel über den Mund, sah auf und nickte mit glasigen Augen. „Gut, dann komm.“ Er bot mir seine Hand an und ich nahm sie, ohne weiter darüber nachzudenken was ich da tat. ********* Okay…das war…mhhh heftig? Notwendig? GGLG jennalynn Kapitel 13: Hilfe!? ------------------- Wünsch euch Viel Spaß…auf geht’s! ********* Bella POV Der Blonde half mir auf. Seine Hand war erschreckend kalt und fest. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Ich hatte schon vor einigen Minuten den Faden zwischen Wirklichkeit und Einbildung verloren. Ich konnte nicht einmal glauben, dass dies hier, gerade wirklich geschah. Dass es tatsächlich Leute gab, die sich um mein Wohl sorgten. Wahrscheinlich beging ich gerade einen neuen gewaltigen Fehler. Und die beiden waren Psychopathen oder so. Was weiß ich…es war mir egal. Solange sie nur dafür sorgten, dass diese Schmerzen aufhörten. Mein Unterbewusstsein, das noch eines der klarsten Sinne war, redete mir ein, das ich endlich mal richtig handelte. Es würde mich nicht wunder, wenn es vollkommen danebenlag. Obwohl es schier unmöglich war, diesen warmen offenen Augen zu mistrauen. Sie machten keinen bedrohlichen Eindruck. Alle beide nicht,…vor allem der Junge. Er war wirklich besorgt und angespannt. Ich vertraute einfach auf das warme Gefühl in meinem krampfenden Magen. Es würde schon alles weiter gehen…wie immer. Weiter, immer weiter und ich,…nun wahrscheinlich blieb ich zurück. Wie immer! Aber wenigstens würde ich diese Schmerzen loswerden. So hoffte ich jedenfalls. Als Arzt, war er doch sicher in der Lage, mir etwas zugeben, was mir helfen würde den Entzug weniger schmerzhaft zu überstehen. Er musste einfach dazu in der Lage sein. Denn allmählich, verlor ich den Bezug zu mir selbst. Die Gasse kam mir, vor Minuten…vielleicht sogar Stunden nicht so verdammt lang vor. Kamen wir überhaupt voran? Und wo würde die Reise hinführen? Ich stolperte gekrümmt vorwärts, während mich zwei starke Arme schützend um die Taille gewickelt hielten. Der Junge lief steif neben uns,…neben mir. Er warf andauernd Blicke in meine Richtung. Ich fühlte mich unwohl und doch, wieder nicht…scheiße verwirrend! Es war peinlich, so schwach zu sein. Noch immer konnte ich nicht verstehen, warum sie sich nicht ekelten. Vor allem der Arzt, der meinen schwitzenden Körper an seinen festen gedrückt hatte. Ja er war hart,…überall. Nun,...ach Fuck lassen wir diesen Gedanken, er wurde zunehmend dreckiger. Mit Jacob, wäre diese Situation so viel einfacher gewesen. Wenn auch genauso schmerzhaft, aber angenehmer. Wir würden beide leiden,…wissen was der andere durchmacht und uns zusammenhalten. Ich könnte mich an ihn schmiegen, weinen und schreien und es wäre mir nicht unangenehm. Im Gegenteil, unsere Vertrautheit bewerkstelligte jede Lage. Weitere Tränen liefen über meine nassen Wangen. Ich brauchte ihn,…jetzt… hier…bei mir…IMMER. Ob es ihm gerade wie mir ging? Entzog er ebenfalls? Litt er? Wo war er? Ich schluchzte, es schüttelte meinen ganzen Körper durch. Jake… „Schttt…schau, dort hinten steht unser Auto.“ Ich konnte durch meinen verhangenen Tränenschleier nur unscharf ein Gefährt erkennen. Und doch machte dieses schleierhafte Ding alles so endgültig. Es war wie ein Einriss, ein durchtrennen meines Lebens…ein Cut. Ohne es selbst zu spüren, krallte ich meine Hände in den Arm des Mannes und sah mit Schrecken das Fahrzeug näher kommen. Mein Herz trommelte wie wild in meiner Brust. Nicht aus Panik, nicht aus Furcht…vor Aufregung!? Ja es war endgültig. Ich hatte meinen Alltag verloren und war ab sofort auf mich allein gestellt. Wenn die nächsten bestialischen Tage vorbei waren, würde ich unabhängig von allem und jeden… neuanfangen. Mit…so schwor ich mir, noch mehr Dope, um keine Erinnerung der letzten Stunden in Zukunft zuzulassen. Egal was ich dafür alles tun müsste,…ohne Jake, hatten alle guten Vorsätze ihren Sinn verloren! Ich würde tun was ich tun muss,…um letztendlich die Erfüllung meines Traumes näher zu rücken. Dabei wäre es so einfach… Aber das konnte ich nicht tun. Nicht noch einmal. Nicht nach alle dem. Meinem Leben einfach so ein Ende zu setzen, erschien mir als ZU einfach. Für alles was ich getan hatte, musste ich leiden. So konnte ich es… Ich blieb stehen. Die Männer stoppten, beäugten mich kritisch. Tief zog ich die kühle Nachtluft in meine Lunge, verhinderte einen Hustenanfall und schloss die Augen. Kein Krampf konnte mich in diesem Moment davon abhalten,…abzuschließen! Als ich sie wieder öffnete, sah ich träge in das Gesicht des Doktors und nickte leicht. Er half mir weiter meinen zitternden, schmerzenden und schwitzenden Körper Richtung Auto zu bugsieren. Es war toten still, nur das vereinzelte Summen eines Motors durchschnitt die Nacht. Mein leises Keuchen, zählte ich nicht mit dazu. Nach einigen Schritten, waren wir angekommen. Ich wunderte mich nicht über die offenen Türen und den steckenden Schlüssel im Zündschloss. Ich hatte die anderen Personen nicht vergessen. Unweigerlich, würde ich sicher noch Bekanntschaft mit ihnen machen. Im Moment war ich heilfroh, nur von diesen beiden umgeben zu sein. Das alleine, weckte meinen jahrelang, ausgereiften Fluchtinstinkt. Warum er nicht vollständig ausbrach, wusste ich nicht, aber als ich auf das weiche Polster des Rücksitzes rutschte,…war ich froh darüber. Kaum befand ich mich im Auto, lehnte ich meinen Kopf zurück gegen die Lehne, zog meine Füße auf den Sitz um die Knie an den Körper pressen zu können und schloss erschöpft die Augen. Dass ich damit das hellbraune Leder beschmutzte, kümmerte mich nicht. Ich brauchte eine Position um die Krämpfe besser ertragen zu können. Als der Sitz unter mir etwas nachgab, drehte ich meinen Kopf nach rechtes und öffnete die Augen einen Spalt. Der Junge hatte sich neben mich gesetzt und Blickte besorgt über meinen zitternden Körper. „Wohin geht die Reise eigentlich?“ Seine Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde. Vieleicht, weil ich das erste Mal genau ihn ansprach. Ich konnte mir nicht helfen, ich musste seine Stimme hören. „Forks“, hauchte er. WOW, er hörte sich sogar noch besser an als sein,…Vater!? Wie eine sanfte Melodie mit gleichbleibendem Rhythmus. Wie benebelt, starrte ich in seine Augen. Wieder sorgten sie für einen kurzen Moment, das ich die Schmerzen vergaß. Flüssiger Honig,…sie schimmerten, flackerten. Ich kniff die Augen fester zusammen, sah genauer hin. NEIN…aber wie…die Irden konnten doch nicht zerlaufen oder? Gold? Was war das überhaupt für eine Augenfarbe? Niemand hatte goldene Augen…ich stöhnte, kniff die Augen zusammen. Ein übler Streich des Entzuges. Wie angenommen,… am Ende war nichts von alle dem real und ich saß noch immer in der Gasse, meinen wilden Phantasien ausgesetzt. Eine Erkenntnis traf mich unvorbereitet, ich riss die Augen auf und starrte, dieses gottgleiche Geschöpf an. „Forks“, schrie ich schrill. Er zuckte zusammen. Hatte nicht mit einer solch explosiven Reaktion gerechnet. Ich spürte den Blick des Vaters durch den Rückspiegel. Er fuhr bereits. Was ich, nicht einmal mitbekommen hatte. Oh…ich griff mir an die Stirn. Mein Kopf war jeden Moment bereit zu zerspringen. „Aber,…das ist doch viel zu weit.“ Tränen drückten sich durch meine erneut zugekniffenen Augen. Mir wurde so unglaublich schlecht. Forks! Zwei, drei Stunden Autofahrt. Ich wusste es nicht ganz genau, aber ich wusste, dass es nicht mal so eben um die Ecke lag. Ich würde in diesem Auto untergehen! Ich schluchzte heftig, schlang die Arme fester um meine Beine, wiegte mich leicht vor und zurück, sofern es mir auf diesem beengten Raum möglich war. „Hey…“ Eine kalte Hand legte sich leicht auf mein Knie. Keuchend schreckte ich hoch, als ein Kribbeln von dieser Stelle durch meinen Körper fuhr. Ich sah mit geweiteten Augen zu,…Edward. Genau Edward… Dieser sah selbst ziemlich überrascht auf seine Hand, die noch immer hauchzart auf meinem Knie ruhte. Einen Moment später sah er auf, fixierte mich. Ein Ausdruck den ich nicht deuten konnte, nicht deuten wollte…jedenfalls jetzt nicht. Ich schluckte wieder eine Ladung des zähen Speichels runter. Wie auch immer,…ich hatte garantiert noch genug Zeit, mir über vieles Gedanken zu machen. Jetzt wollte ich nur etwas gegen diese Schmerzen. Wenn es schon kein Eitsch war, dann wenigstens Schmerzmittel. Eine ganze Menge davon. Ich ließ ihn weiterhin mein Knie berühren,… ich konnte einfach nicht abstreiten das es sich gut anfühlte und mich etwas beruhigte… während ich mich erneut zurück lehnte und die Augen schloss. Sie brannten schrecklich und dankten mir für diesen kurzen Moment der Ruhe. Mit schmerzverzehrter Miene, hielt ich leise wimmernd einem Krampfanfall nach dem anderen stand. Ich wusste, dass die Krämpfe ein Scheißdreck gegenüber das waren, was noch kommen würde. „Carlisle, versucht so schnell zu fahren wie er kann“, hörte ich nach Minuten diese wundervolle Stimme. Ich hatte schon längst vergessen, was mich vor kurzen so aufgewühlt hatte. Es herrschte erneut Stille, abgesehen von meinen teilweise, sehr lauten Wimmern. Durch meine geschlossenen Augenlider sah ich die grellen Lichter der Stadt vorbeisausen. Nach einigen Metern, stoppte das Auto plötzlich. Eine Autotür ging auf, wehte sogleich eine kühle Luft ins Innere des Fahrzeuges. Mein durchgeschwitzter Körper erschauerte, verwirrt öffnete ich die Augen und sah mich um. Eine Tankstelle! Ich blickte neben mir, Edward warf mir ein mitfühlendes Lächeln zu, das ich…nun ja, ich erwiderte es. Scheiße…es war doch eh schon alles vollkommen egal. Meine Prinzipien waren im Eimer! Mein Körper ein einziger, gottverdammter, schmerzender Klumpen! Meine Seele in tausend Stücke! Meine Gedanken ein heidenloses Durcheinander…und, ja… nur seine Augen konnten mich davon abhalten verzweifelt zu schreien und um mich zu schlagen. Seine Anwesenheit, drückte die Bilder zurück, die wegen des mangelnden Heroins vorkommen wollten. Sein Geruch…der leicht durchs Auto wehte, stoppte meine Panik und seine Stimme… lullte mich ein. „Wie fühlst du dich?“ Ich lachte humorlos, schluchzte gleich darauf und wimmerte. Meine rechte Hand, schoss an meine rechte Wade, in der gerade ein übler Krampf wütete. Ich biss die Zähne zusammen, unterdrückte einen Schrei. Er rutschte dichter, ich sah es nicht…roch jedoch sogleich seinen Duft intensiver. „Lass mich“, hauchte er. Meine tränengetränkten Augen, suchten seine. Hypnotisiert von ihnen, nickte ich. Nahm meine Hand weg und keuchte, als er mit sanftem Druck meine Wade massierte. „Warum tut ihr das?“ Fragte ich noch einmal. Leise, verweint und unglaublich durcheinander. „Weil wir es möchten“, war seine Antwort. Ich weinte lauter. Mein Körper begann noch stärker zu zittern. Mir taten bereits alle Knochen weh. Knochen, von deren Existenz ich bis dato nichts wusste. Ich war kaum fähig, meine Arme um meine Beine zusammenzuhalten, so stark beeinträchtigte das Beben meines Körpers mein Tun. Meine Tür ging auf. Ich zuckte reflexartig zusammen. Die kühle Luft, ließ mich für den Moment klarer Denken. Carlisle reichte mir freundlich eine geöffnete Flasche Wasser. Ich nahm sie mit beiden Händen,… vertraute einer alleine nicht,… wollte ihm ein dankendes Lächeln schenken, da war er schon wieder verschwunden. Ich hörte die Kofferraumklappe, beschäftigte mich aber nicht weiter damit. Mit beiden Händen, umklammerte ich die Plastikflasche, die bedrohlich überschwappte. Edward streckte mir hilfreich seine Hand entgegen. Doch ehe ich darauf reagierte, hatte ich geschafft die kleine Öffnung an meine Lippen zu führen. Mir lief die Hälfte daneben, egal… Die kühle Flüssigkeit, die dann endlich meine ausgetrocknete, brennende Speiseröhre hinunterfloss, wurde mit einem entzückenden Stöhnen quittierte und gierig schluckte ich. Es löste den Speichel nicht auf, machte nur alles etwas angenehmer. Als ich das erste Mal absetzte, stand Carlisle erneut in der Tür. „Hier, nimm die“, er reichte mir zwei kleine weiße Pillen. Wie eine verhungerte griff ich danach. Verlor dabei fast die Flasche. Edward Reaktionen waren fabelhaft, er fing sie geschickt und verhinderte größeren Wasserverlust. Ich fragte nicht nach was es war, ich schiss sie einfach ein. Griff die Flasche und spülte sie mit einem großen Schluck runter. Schloss gleich danach die Augen und hoffte auf eine schnelle Wirkung, wie immer die auch aussehen würde. Die Tür wurde geschlossen, eine andere geöffnet, diese fiel keine Sekunde später ebenfalls ins Schloss. Und gleich darauf, summte der Motor. „Danke“, presste ich hervor. Ich sah nicht, wie sie auf diesen Dank reagierten. Ich drehte meinen Kopf zum Fenster, machte mich so klein wie ich konnte. Hielt meinen zitternden Körper mit beiden Armen umschlungen und weinte leise mit geschlossenen Augen, während ich auf die Wirkung der Pillen wartete. __________________ Ein Rütteln riss mich aus meinem unruhigen, dämmerartigen Schlaf. Ich öffnete die Lider. Starrte aus dem Fenster hinaus in die dunkle Nacht. Ich brauchte einen Moment ehe ich verstand, dass wir den Asphalt verlassen hatten. Stöhnend, fuhr ich mir über mein nasses Gesicht. Bitzelte einige Male, ehe sich mein Blick fokussierte und ich mich träge im Auto umsah. „Wir sind gleich da.“ Edwards Augen leuchteten in der Dunkelheit mysteriös. Meinen Kopf schüttelnd, ließ ich ihn wieder zurückfallen. Ich nahm mit ungeheurer Erleichterung zur Kenntnis, dass die Pillen ihre Wirkung zeigten. Ich schwitzte noch immer! Ich zitterte stark,…wenn nicht sogar noch stärker. Aber die Krämpfe waren weniger schmerzhaft, ich spürte sie…sie waren mit denen des Turkeys zu vergleichen, also brutal aber nicht so bestialisch wie vor wenigen Minuten. Mein Körper fühlte sich sonst eigenartig betäubt an. Ich streckte die Finger,…sie waren steif. Meine Kopfschmerzen waren deutlich besser, die Speichelbildung jedoch, leider Gottes noch immer stark ausgeprägt. Mein Magen hatte sich etwas beruhigt, meine Augen hatten ihr Brennen eingestellt. Aber trotzdem, fühlte ich mich unendlich erledigt und ausgelaugt. Ich hatte noch immer schlimme Schmerzen, aber dank Pillen, waren sie besser und dafür, war ich diesem Arzt unendlich dankbar. Ich hoffte,…flehte innerlich, dass er mir erneut diese Pillen geben würde, wenn die Wirkung nachließ. Oder besser, stärkere…den der Entzug würde noch weitaus stärker werden. Ich schluckte bei dem bloßen Gedanken daran. Ich kannte einige, die in einem Krankenhaus entzogen hatten. Ihnen wurden ständig Schmerzmittel gegeben… Methadon (vollsynthetisches Opioid „Ersatzdroge“) oder was auch immer. Aber ich, kannte auch einige, die so wie ich…ungeplant und ungewollt entziehen mussten, weil kein Dope aufzutreiben war. Ihre Erinnerungen an diese Zeit waren nicht beruhigend. Mir steckte die Panik tief in den Knochen und ich spürte, wie sich mein zusammenhängendes Denken mehr und mehr verabschiedete. Es ging bald richtig los. Aber das schlimmste an dieser ganzen Scheiße war,…was ich lange versucht hatte auszublenden, zu ignorieren…dieses permanente Verlangen. Das Verlangen nach Heroin. Es kämpfte sich immer weiter in mein Denken. Machte mich schier wahnsinnig. Ich war so schussgeil,…so sehr, wie schon lange nicht mehr. Ich brauchte es, sehnte mich danach. Mein Körper musste es haben, meine Seele musste beruhigt werden. Ich wollte das vertraute Gefühl, das abknipst aller Erinnerungen. Ich wollte es so sehr… Ich verzehrte mich mit allem was ich hatte danach. So lange hatte ich versucht mich mit sinnlosen Gedanken von diesem Verlangen abzulenken. Hatte an Nebensächlichkeiten gedacht. An die beiden Personen, meine Umgebung. Kam ein weiterer Schmerz, hatte ich versucht an was anderes zu denken, mich abzulenken. Doch langsam, war mir das nicht mehr möglich, ich wollte Eitsch…einen ordentlichen Druck, der alles stoppte. Und zwar jetzt gleich… Schwer atmend, sah ich nach rechts. Goldene Augen, bohrten sich in meine. Die gehoffte Wirkung blieb aus. Meine Gedanken kreisten um dieses verzehrende Mittel. Ich würde einen Entzug nicht aushalten, ich würde nicht, weil ich nicht wollte…Ich wollte einfach nicht…konnte nicht mehr…ICH KONNTE NICHT MEHR. Verzweifelt griff ich in meine Haare. Das innere Verlangen traf mich in diesem Augenblick so unvorbereitet. Ich schrie, riss an meinen Haaren, griff fester in sie, riss stärker. Warum kam es erst jetzt? Warum nicht schon die ganze Zeit, warum jetzt? Was war es, was es blockiert hatte? Scheiß egal…ich wollte es…musste es… „Carlisle“, gepresst übertroff die wunderschöne Stimme mein Gejammer, war verzehrt aber noch immer himmlisch anzuhören. „Wir sind gleich da…“ „Aber was ist mit ihr?“ Ich weinte laut, bohrte die leichten Absätze meiner Schuhe ins Leder. Drückte mich mit aller Kraft gegen den Sitz. Bitte…ich brauch nen Druck… „Ich denke,…es ist der Drang.“ Und damit hatte er verdammt recht. „Bitte…“, schrie ich verzweifelt. „Schttt,…es wird alles gut, alles wird gut.“ Wann hatte mich Edward an sich gezogen? Er…ich lag in seinem Arm. Er drückte mich an sich und…ich fühlte mich wohl von ihm gehalten zu werden. Nicht wie bei Jake es war,…anders. Aber wieso ließ ich es zu? Ich kannte ihn nicht! Er hatte kein recht mich zuhalten, anzufassen…beide nicht. Wimmernd, krallte ich mich in seine Jacke und drückte mein schweiß und tränennasses Gesicht gegen seine Schulter. Es tat gut… „Bitte…“, flehte ich erneut schwach an seinem Körper. Beruhigende Kreise fuhren über meinen Rücken. Ich schloss die Augen, weinte, schluchzte, schniefte und zitterte. „Ich halt das nicht aus“, er drückte mich fester an sich. So selbstverständlich, als hätte er nie was anderes getan. Und ich, ich ließ es zu. Fühlte mich geborgen und beschützt. Ich war froh, nicht allein zu sein. „Wir werden dir helfen“, flüsterte er leise. „Ich will nicht entziehen.“ Ein kläglicher Satz! Meine Stimme war zerrissen und heißer. Mein Hals kratzte. Wie konnten mein Hals und mein Mund so trocken sein, obwohl er voll mit Speichel war? Tiefe Panik wütete in mir. „Ich hab Angst.“ Er seufzte tief, traurig und verdammt gebrochen. Seine Bewegung auf meinem Rücken hielt inne, er griff etwas fester in meinen Pulli. Seine Geste hatte etwas Verzweifeltes an sich. Der Weg den wir fuhren war holperig und ich vermutete, dass wir uns auf einem Waldweg befanden. Sah allerdings nicht auf, es war nebensächlich. Ich weinte einfach weiter,…bis… auch meine Augen wieder zu schmerzen begannen. Das Auto kam zum stehen. Ich sah auf, panisch und gestört. Edward öffnete seine Tür. Ich wusste nicht wie, aber er schaffte es sich und mich nach draußen zu befördern und mich dabei keine Sekunde loszulassen. Als meine Beine den Boden berührten und Druck auf ihnen lastete, knickte ich wimmernd zusammen. Meine Waden und Oberschenkel waren steif und verhärtet, wegen der vielen Krämpfe die sie erleiden mussten. Edward bewahrte mich vor einem schmerzhaften Sturz. Ohne zu Zögern, hob er mich auf seine Arme und lief mit mir davon. Es ging zu schnell für mich um reagieren zu können. Ich unterließ den Protest der auf meiner Zunge weilte und schmiegte mich erneut weinend an ihn. So vertraut… Die Umgebung beachtete ich nicht. Ich sah auch nicht auf als er, wie ich an seinem Gang erkannte, eine kleine Treppe nach oben schritt. Auch nicht, als mich die warme Luft,… die eindeutig unser Ankommen signalisierte,… meine zitternde Gestalt umschmiegte. „Du liebes bisschen, komm, leg sie aufs Sofa.“ Erst dann sah ich auf. Und direkt in die besorgten goldenen Augen einer hinreißenden Frau. Sie schenkte mir ein warmes, wenn auch trauriges lächeln. Sie verkörperte bloße Liebe und Hingabe. Mein Puls trommelte in meinen Schläfen und andere Angst kroch in mir hoch, als wir das große, hell erleuchtete offene Wohnzimmer betraten. In dem sich noch zwei weitere Frauen befanden. „Hab keine Angst.“ Murmelte mir Edward ins Ohr. Denn ich war mir sicher, dass er meine Anspannung spüren konnte. Plötzlich war es mir, mehr als unangenehm von ihm getragen zu werden. Die drei Frauen starrten uns so komisch an und das passte mir nicht. Ich war heilfroh, als er mich auf eines der weichen Sofas legte…das, ich nun auch beschmutzte… und einen Schritt zurück trat. Kaum lag ich, wurde ich mir auch der Krämpfe, die nun eindeutig wieder schlimmer geworden waren bewusst. Ich rollte mich auf die Seite, ohne auch nur eine Sekunde länger die vielen Personen anzusehen, die mich stur beobachteten und krümmte mich zusammen. Weinte erneut bitterlich und kniff die Augen zu. ********* Könnt ihr euch vorstellen, wie Bella sich fühlen muss so angegafft zu werden? Könnt ihr euch vorstellen, wie es sein muss, von anhaltenden Krämpfen und so viel mehr schmerzen heimgesucht zu werden? Könnt ihr euch vorstellen, wie es sein muss, während dieser Schmerzen so vielen Gedanken ausgesetzt zu sein? Könnt ihr euch auch vorstellen, wie übermächtig das Verlangen nach Heroin sein muss? Also ICH, kann es mir nur schwer vorstellen und hoffe daher, dass ich es geschafft habe, alles so plausibel und realistisch wie möglich darzustellen. Bis zum nächsten Mal… LG jennalynn Kapitel 14: Anders als erwartet ------------------------------- VIEL Spaß! *********** Bella POV Natürlich musste passieren was passieren musste. Kaum waren einige Sekunden vergangen, in denen ich zusammengerollt auf der Couch lag und vor mich hin schluchzte. Ein garantiert absolut erbärmliches Bild abgab und nicht einmal den Anstand besaß wenigstens `Tag´ zusagen, was mir ehrlich gesagt auch nicht so wichtig erschien aber…zurück zum Thema. Kaum lag ich einige Sekunden, drehte sich mein Magen mindestens in zwanzig verschiedene Richtungen gleichzeitig und beförderte weitere Magensäure, meine ohnehin schon angeschlagene Speiseröhre hinauf. Lauthals begann ich zu würgen und besiegelte dadurch den perfekten ersten Eindruck, den die anderen von mir gewonnen haben mussten. Es war mir ein Rätsel, woher Edward so schnell den Eimer herhatte. Aber auch das war nicht weiter wichtig, ich war nur heilfroh wenigstens den edlen Teppich unbeschadet zurück zu lassen, wenn ich wieder…so schnell es mein Zustand zuließ,… das Weite suchen würde. Über die Couch gebeugt und mich geräuschvoll im Eimer entleerend, spürte ich, wie sich jemand zu mir aufs Sofa setzte. Es herrschte Ruhe im Raum,…abgesehen von meinen würgenden Geräuschen und das leise Plätschern, dass das füllen des Eimers signalisierte. Nach einigen schwallen Flüssigkeit, was mehr war als ich erwartet hatte,… mir wurde klar, dass ich das Wasser wieder vorbrachte, das ich vor nicht allzu langer Zeit im Auto getrunken hatte,… würgte ich trocken weiter. Dazu begann ich jämmerlich und nicht anhaltend zu husten. So stark, das mir das Atmen schwerviel und ich mich panisch ins Sofa krallte. Jemand strich mir über den Rücken, wahrscheinlich der gleiche, der mein nassgeschwitztes Haar zurück hielt. „Carlisle!“ Wieder die gepresste Stimme von Edward. Die mir verdeutlichte, das es Carlisle war der sich zu mir gesetzt hatte. Warum nur, schwang so viel Sorge in seiner Stimme mit? Wie konnte ich ihm anscheint so viel bedeuten, wo wir uns doch so fremd waren und doch…irgendwie vertraut!? Mein Kopf schwirrte, als es endlich vorbei war. Stöhnend und nach Luft japsend, legte ich meinen Kopf zurück auf ein Kissen,… dessen Anwesenheit ich erst jetzt bemerkte. Zu meinem eh schon angeschlagenen Zustand, gesellte sich das stetig wachsende Verlangen nach Aitsch. Gott ich brauchte es…so sehr! Mit Tränen in den Augen sah ich mich um. Blieb bei jedem einzelnem Gesicht hängen und nahm ihre Erscheinungen in mir auf, während ich noch immer stark am Zittern, gierig Luft in meine Lunge pumpte. Die Frauen aus der Gasse! Wunderschön…mehr konnte ich nicht realisieren. Ich stöhnte und sah bittend zu Carlisle… der, wie vermutet bei mir saß. Am Rand des schmalen Stück Polsters, auf Höhe meiner Hüfte. Er sah mich besorgt an. Ich schluckte einige Male geräuschlos, starrte ihn an. Meine Nervosität wuchs. Was nun? Meine Finger verkrampften sich in den Saum meines Pullis, mein Körper bebte, brachte selbst Carlisle zum Wackeln. Ich fühlte mich unwohl. Meine Beine waren schwer, ließen sich kaum bewegen, während unaufhaltsam vereinzelte Krämpfe durch meine Muskeln schossen. Ich wimmerte,…war am Ende meiner Kräfte. Die Blicke der anwesenden Personen machten mir zunehmend zu schaffen. Ich war ihnen ausgeliefert. Niemand sagte etwas, sie starrten mich an. „Bitte…“, hauchte ich beinahe tonlos. „Beruhig dich, versuch dich zu entspannen…du musst noch einen Moment warten.“ Warten worauf? Ängstlich sah ich mich um. Schüttelte verzweifelt den Kopf leicht hin und her. Auf was sollte ich warten…verdammt nochmal? „Du brauchst dich nicht fürchten, niemand hier tut dir was.“ Der hatte gut reden. Auf einmal verfluchte ich die Entscheidung mit ihnen gegangen zu sein. Ich hatte keinen Einfluss auf das, was kommen würde. Könnte mich nicht gegen sie behaupten. Was war überhaupt in mich gefahren? Seit wann, vertraute ich Leuten so schnell? Ich seufzte schwer als mir bewusst wurde, dass ich es schon einmal getan hatte…Jacob. Ihm hatten wir von der ersten Sekunde blind vertraut. Aber damals war es anders. Obwohl, war es das? Wir waren in Schwierigkeiten aus denen wir allein nicht rausgekommen wären. So unterschiedlich waren die Situationen nicht. Wie auch immer… Ich kämpfe gegen das dringende Verlangen an die Augen zu schließen. Eine Regel der Straße,…sei wachsam und behalte deine Umgebung im Auge. Hier sollte es wohl eher heißen,… kehre niemanden den Rücken zu. Oder…ach scheiß, genug davon. Aber es half... So schwachsinnig meine Gedanken auch waren, sie lenkten mich ab. Die Schmerzen waren…nicht egal, natürlich waren sie das nicht. Aber sie waren angenehmer als Jacobs Verlust, sehr viel leichter. Denn sie…würden aufhören… aber Jake,… Jake kommt nicht wieder! Bevor ich in diesem Moment an dieser erschreckenden Erkenntnis zu Grunde gehen konnte, passierte plötzlich einiges in meinem Umfeld und drängte diesen Gedanken ein gutes Stück zurück. Alle Anwesenden, drehten beinahe zeitgleich ihre Köpfte Richtung Fenster. Oder…WOW, Richtung Fensterfront. Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Es spielte auch keine Rolle. Ich wimmerte, zog damit die Aufmerksamkeit von Edward und Carlisle auf mich. Sie sahen mich besorgt an, jedenfalls Edward. Carlisle wirkte plötzlich zuversichtlicher und damit…machte er mir Hoffnung. „Ich bin sofort wieder da.“ Mit diesen Worten stand er auf und verschwand. Ich zählte die Sekunde bis er wieder an meine Seite war. Es beruhigte mich ihn bei mir zu wissen. Die Bezeichnung Arzt, war daran sicher nicht untätig. Wann wollte er mir wieder diese Tabletten geben? Es wurde langsam Zeit. Die Wirkung ließ allmählich nach oder…wurden die Krämpfe nur stärker? Egal…eins von beiden spielte sich gerade in meinem inneren ab und es musste aufgehalten werden. Sofort! „Bitte…“ Meine Panik kehrte zurück. Ich wandte mich an Edward, dem einzigen in diesem Raum den ich irgendwie kannte. Denn ich,…ja ich vertraute ihm. Er verfolgte leidend mit seinem Blick eine dicke Träne, die sich aus meinem linken Auge quetschte und über meine Wange lief. „Gleich“, wisperte er. Kam es mir nur so vor, oder litt er Höllenqualen durch dieses Wort? Ich runzelte, so gut es mir möglich war die Stirn und wandte mich ab. Mir blieb ja doch nichts anderes übrig, als hier liegen zu bleiben und zu warten. Auf was,…das wusste ich nicht. Mir sagte ja niemand etwas. Eine Tatsache, die mich anstank. War es nicht mein verfluchtes Recht zu erfahren, was nun mit mir passiert? War es nichts Carlisles Aufgabe, mir zu erklären was noch alles auf mich zukommt? Ich hatte noch niemanden entziehen sehen. Nicht vollständig jedenfalls. Einige sind mir in den Jahren schon begegnet, die in einer eindeutigen Situation steckten aber verflixt,…mit denen gab man sich nicht ab. Jeder war sich selber der nächste! Es war nicht Carlisle der den Raum betrat. Es waren zwei Männer. Die anderen aus der Gasse! Nun war das Grüppchen von vorhin wieder vollständig und ich…wollte am liebsten laufen. So weit weg wie möglich ohne einen Blick zurück zu werfen. Ich konnte nicht! Dann allerdings, stockte mir der Atem. Der eine war, mein Gott er hatte eine Figur wie Jacob. Vielleicht sollte mich diese übermäßige Muskelfülle verschrecken. Vielleicht tat sie das auch ein kleines bisschen, den mir war sehr wohl bewusst, dass nicht alle bulligen Männer ein so sanftes Wesen hatten wie Jake aber…er erinnerte mich so stark an ihm, das ich nichts anderes tun konnte als ihn anzustarren und mich dabei in gewisser Maßen wohl zu fühlen. So ähnlich… Der andere, bei ihm waren es die Augen die mich ruhiger werden ließen. Gütig und weich…verständnisvoll und irgendwie geplagt. Und beide hatten diese bizarre Augenfarbe. Der mit dem sanften Blick, setzte sich zu der kleinen mit den schwarzen Haaren. Wie alle anderen, starrte er mich an. Wirkte aber eigenartig konzentriert. Nahmen die Krämpfe ab? Oder wirkten die Tabletten doch erst jetzt richtig? Es war, als würden die Schmerzen weniger. Nicht viel, aber deutlich. Sie waren noch immer schrecklich aber… Ich konnte es nicht erklären. Auf alle Fälle, fiel mir das Denken leichter. Ich war dazu fähig meine Umgebung besser aufzunehmen. Der große, blieb unmittelbar vor dem kleinen Tisch stehen und lächelte leicht und FUCK, er wurde Jacob immer ähnlicher. Sollte ich das gut finden? War es tatsächlich gut für mich, so an meinen besten Freund erinnert zu werden? Ich seufzte leise, lockerte meine Finger, die sich beinahe durch den Stoff meines Pullis gebohrt hatten. Es ging mir nicht gut. Gar nicht gut. Auch wenn, die Krämpfe unter unerklärlichen Gegebenheiten vielleicht um ein leichtes zurückgegangen waren. Mein Körper war so sehr geschwächt, das einfach alles wehtat. Am liebsten wollte ich schlafen. Einfach schlafen, bis alles vorüber war. Ob ich die nächsten Tage überhaupt schlafen konnte? Tja und dann geschah etwas, was all meine Ängste innerhalb eines Augenblickes auslöschte. All meine Fragen unwichtig erscheinen und all meine Sorgen unberechtigt werden ließ. Niemals hätte ich gedacht, dass dies geschehen würde. Niemals, hätte ich mir träumen lassen, sowas erleben zu dürfen und niemals wirklich niemals…würde ich Worte finden können, die meinen Dank ausdrücken könnten. Niemals würde ich wiedergutmachen können, was diese Familie im Begriff war für mich zutun. Für mich, einem fremdem Mädchen…einem Junkie! Ein lautes Keuchen entfuhr meinen bebenden Lippen. Ein Ruck der Vorfreude ging durch meinen Körper. Meine Haut, begann angenehm zu prickeln. Mein Atem wurde ruhiger, gleichmäßiger. Die körperlichen Schmerzen waren da, doch sie wurden unwichtig. Ein Schauer, rieselte über meinen Rücken. Auch die starren Blicke aller Anwesenden,… die nach wie vor auf mir ruhten,… konnten mich nicht aus der Ruhe bringen. Sie traten in den Hintergrund. Das alles geschah im selben Moment, wie der Doc in mein Sichtfeld trat. Er sah nicht zu mir, als er das kleine Tablett auf den Tisch abstellte. Er sah nicht zu mir, als er mit dem Feuerzeug die Kerze entflammte. Auch nicht, als er die Verpackung der Einwegspritze aufriss, diese dann zurück aufs Tablett legte und anschließend den Mann ansah, der noch immer neben dem Tisch stand. Mit weitgeöffneten Augen, beobachtete ich diesen für mich so wichtigen Moment. Die große Hand des Mannes, wanderte langsam in die Hosentasche seiner ausgeblichenen Jeans, kam genauso langsam wieder hervor und bewegte sich Richtung Tisch. Als sein ausgestreckter Arm, genau über der Hälfte dieses wirklich niedlichen Tisches angekommen war, öffnete er seiner zur Faust geballten Hand und ließ den Inhalt mit einem ganz leisen Plop auf die glatte Oberfläche fallen. Es war noch immer still im Raum. Nur das vor Aufregung schnellerschlagende Trommeln meines Herzens, hallte in meinen Ohren wieder. Der weiche gemütliche Untergrund unter meinem Körper senkte sich. Carlisle musste sich wieder zu mir gesetzt haben. Ich sah nicht auf, sah nur auf dieses kleine silberfarbene Faltbriefchen am hinteren Drittel des Tisches, das dort einsam und allein neben einer kleinen Fernbedienung weilte. Das Flackern der Kerze, ließ die glatte Oberfläche in einem schummrigen Licht leuchten. Eine innere Zufriedenheit setzte sich frei. Die Fesseln der Anspannung lösten sich, mein Magen beruhigte sich, meine Kopfschmerzen stellten sich ein, mein Körper drosselte das Zittern…nur leicht, aber er tat es. Der Kloß in meinem Hals verschwand und meine Tränen trockneten. Ein verträumtes Lächeln bildete sich auf meine Züge. Meine Rettung lag unmittelbar vor mir. Nun musste sie nur noch in meinen Körper gelangen. Ich musste… Eher unbewusst, sah ich ruckartig zu Carlisle. Was sollte das überhaupt? War das ernst von ihnen gemeint? Und was nun? Am liebsten wollte ich mich auf dieses kleine Päckchen stürzen? Mir war allerdings bewusst, dass mich wenigstens vier Personen in diesem Raum daran hindern konnten. Aber ich konnte nicht mehr warten. Ich verzerrte mich danach, das Verlangen wurde in dieser Minute so übermächtig das ich glaubte, den Verstand verlieren zu müssen. „BITTE“, flehte ich wie noch nie zuvor in meinem Leben. Die Augen des Doktors, bohrten sich in meine. Sie waren Entschlossen aber signalisierten auch Wehmut. Sie zeigten Verständnis aber auch…und das ließ mich schlucken…Vorderrungen. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden war ich bereit, alles zu erfüllen was von mir verlangt wird. Wenn mir nur endlich das gegeben wird, wonach es mich so sehr sehnt. Er seufzte tief. Gab mich von seinem Blick frei, sah einmal kurz zu Edward und wandte dann seine Oberkörper dem Tablett zu. Edward…auch ich sah kurz zu ihm. Eine tiefe Traurigkeit erfasste mich, als mich für eine Sekunde sein schmerzverzerrter Blick traf. Schnell sah ich weg. Ich konnte es irgendwie nicht ertragen und außerdem, war etwas anderes viel wichtiger. Das umsehen in die Runde sparte ich mir. Ich spürte auch so, dass alle Blicke auf mir lasteten und jede einzelne Regung von mir wahrnahmen. Es kümmerte mich nicht. Ich wollte einfach nur…ja ich wollte wieder frei sein. Mit einem tiefen stöhnen, beobachtete ich Carlisle. Seine Finger, wickelten geschickt das kleine Faltbriefchen auseinander. Enthüllten eine waren Pracht weißes Pulver. Meine Zehen bogen sich vor Erwartung hoch. Meine Augen verließen diese rettende Substanz nicht einen Wimpernschlag. Die Angst, dass alles weg sein würde, würde ich die Augen schließen war zu groß. Er kratzte mit der Spitze der Nadel, einen kleinen Teil des Pulvers auf den Löffel. Einen zu kleinen Teil. Ich räusperte mich, tippte vorsichtig gegen seinen Arm. Sofort sah er zu mir, zog eine wohlgeformte Augenbraue hoch und wartete. Es war mir trotz derben Verlangen unangenehm, allen…wirklich allen zu zeigen, wie sehr ich im Dreck lag. Wie schlimm es wirklich war. Aber ich musste, konnte nicht anders. Denn das, was dort auf dem Löffel war, würde nicht reichen. „Mehr“, hauchte ich also leise und betete, dass er mich verstanden hatte. Ihm fielen für einen kurzen Moment beinahe die Augen aus den Höhlen. Verlegen, wandte ich den Blick ab. Begegnete prompt denn von Edward. Sein stummes Flehen erreichte mich nicht. Ich konnte nicht anders! „Wie viel mehr?“ Fragte mich der Doc nach einer kleinen Ewigkeit. Mein Körper war im Augenblick so angespannt und gleichzeitig so entspannt, dass mir schwindlig wurde. Das alles dauerte mir viel zu lange. Ich hätte mir schon längst einen Druck verpassen können. Hätte schon längst alle Schmerzen und alle Erinnerungen kappen können, wenn ich nur machen könnte. Die Aufopferung die diese Familie zeigte, hinderte mich aber daran. Es wäre unhöflich und absolut asozial wenn ich mich einfach aufs Heroin stürzen wurde. Allerdings brauchte es meine ganze Selbstbeherrschung und die war im Moment,… wirklich sehr gering. „Ein dreiviertel“, brachte ich also angespannt heraus und hoffte, dass er nun endlich machen würde. Und er tat es. Zwar mit einem tiefen seufzen, aber er tat es. Wenn ich schon die Gelegenheit hat, dann wollte ich auch einen richtigen Druck. Einen, den ich schon lange gebraucht hätte. Ich wollte mich mit keinem halben mehr zufriedengeben. Ich wollte das, was meinem Körper zustand. Und ich würde es bekommen. Ein kleiner Spritzer Zitronensaft. Wasser befand sich bereits ein kleiner Tropfen auf dem Löffel und etwas drin herumgerührt, dann hob er endlich den Löffel über die Flamme. Begeistert sah ich zu, wie sich das Silber des Löffels langsam aber sicher schwarz färbte. Wie er abermals mit der Spitze der Spritze den Inhalt umrührte und anschließend den Löffel vorsichtig senkte, um nichts zu verschütten. Mir entfuhr zittrig die Luft, als er die Flüssigkeit in die Spritze zog. So nah… Er legte sie zurück aufs Tablett, griff nach dem Gürtel und legte ihn um meinen linken Oberarm,… den ich ihm auch sofort entgegenkommend anbot. Er zog ihn fest, griff gleich darauf meinen Ärmel und schob ihn hinauf. Und das war der Moment, an dem ich erneut im Boden versinken wollte. Das Keuchen, welches nicht nur von Carlisle und Edward, sondern noch von zwei weiteren Personen stammte beschämte mich. Und das war so merkwürdig, weil mich normalerweise nie interessierte, was andere von mir dachten. Doch hier war es anders. Ich schob diese Schwäche meinerseits, auf das mangelnde Gift im Blut. Ich würde hoffentlich gleich wieder normal sein. Carlisle hob seinen Kopf, starrte mich entsetzt an. Ich hielt seinem Blick stand. Es war wie es war und ich würde jetzt nicht anfangen, mich für meine Situation zu rechtfertigen. Sein Kopf senkte sich schnell wieder. Wahrscheinlich, weil mein Körper beinahe am hyperventilieren war. Meine Maske saß, aber alles andere brach in sich zusammen. Dort lag die Spritze, dort drüben…eine Armlänge von mir entfernt. Diese Situation glich einer mentalen Folter die unmöglich auszuhalten war. Als er dann allerdings mit seinem Daumen, zaghaft über die dicke weiße Narbe strich, die quer über meiner Pulsader verlief, seufzte ich und schloss die Augen. Wieder spürte ich seinen Blick auf meinem Gesicht,… die Blicke aller… aber ich öffnete die Augen nicht. Weil ich wusste, dass ich das Wissen in seinen Augen sehen würde. Weil ICH wusste, das ER wusste, dass diese Narbe noch einen Zwilling hat…auf meinem anderen Arm. „Bitte ich…brauch es. JETZT…ich kann nicht mehr, verdammt nochmal.“ Ich schrie beinahe. Bemerkte wie mir Tränen übers Gesicht liefen. Ich konnte nicht mehr länger warten. Wusste er eigentlich was er mit mir tat? Natürlich muss es ein Schock für ihn sein, den von Einstichen und Narben gezeichneten Arm eines jungen Mädchens zu betrachten aber Himmel…nicht jetzt. „In Ordnung“, dieses Wispern veranlasste mich, die Augen wieder zu öffnen. Ich zog meinen Arm einmal zu mir heran, schob die Ärmel höher, da Carlisle auf halber Strecke versagt hatte…wahrscheinlich der Schockmoment… und legte ihn sogleich zurück auf seinen Schoß. Dann begann ich ordentlich zu pumpen. Ich sah mich nicht um. Beobachtete mit einem Glanz in den Augen, wie er die Spritze hob, leicht mit dem Finger dagegen schnippte und sich gänzlich mit diesem kleinen aber so wichtigen Teil zu mir drehte. Wieder sah er kurz in meinen Augen. Ich flehte ihn stumm an. Er packte meinen Unterarm und rieb einmal vorsichtig mit seinem Daumen über meine Armbeuge. Er hatte wohl angst mir wehzutun. Das würde er aber nicht. Die Einstiche spürte man nicht, nicht einmal die Thrombosen. Nur die Entzugserscheinungen, die noch immer aktual waren. Er wirkte etwas,… nun ich würde nicht sagen überfordert,… aber der Platzmangel machte ihm sichtlich zu schaffen. „Soll ich?“ Er schüttelte, ohne mich anzusehen den Kopf. Ich söhnte leise frustriert. Ich würde es schon längst hinter mich gebracht haben, zum Teufel nochmal. „Du zitterst zu stark.“ Was für eine lächerliche Begründung! Als wäre es das erste Mal, dass ich mir zitternd einen Druck setzten würde. Natürlich war es NICHT so und das wusste er. Das konnte sich jeder normale Mensch denken. Ich tippte mit dem Zeigefinger des anderen Armes auf meine Armbeuge. Meine Stimme, zitterte bereits so sehr wie mein Körper. „Da,…da hab ich ne Thrombose. Die Vene ist total verstopft. Sie müssen…müssen eine andere nehmen die darunter liegt. Nicht gerade rein stechen sondern schräg, sonst kommen sie eh nicht durch.“ Er seufzte wieder. Anscheinend machte es ihm fertig wie bedeutungslos ich über meine Gesundheit sprach. Aber verdammt, so war es auch. Bedeutungslos! Würde mich das Wissen gleich Aitsch zu bekommen, nicht so furchtbar ruhig werden lassen, wäre ich garantiert ausgeflippt und vom Sofa gesprungen. Es dauerte einfach viel zu lange. Aber…nun ich konnte es verstehen, also steckte ich ein. Was verdammt schwer war, aber so war es am besten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es ihnen schuldig zu sein. Auch wenn es nur mein gutes Benehmen oder meine Geduld war…wie auch immer man das beschreiben sollte. Obwohl mich meine Gelassenheit, trotz dieser Schmerzen und diesem bestialischen Verlangen beinahe nervös machte. So verhielt sich kein Junkie, nicht so geduldig. Jeder würde ausflippen, also was hielt mich ab? Irgendetwas passierte doch mit mir. Ich war einfach zu ruhig! Aber auch das war plötzlich egal, denn die dünne Nadel, suchte sich gerade einen Weg unter meine Haut und sie hatte einen verdammt guten gefunden. Ich hielt den Atem an, meine Augen weiteten sich als ich hoch und direkt in Carlisles goldene Augen sah. Er beobachtete mich…besorgt und so unglaublich traurig. Ehe ich mich deswegen schlecht fühlen konnte, drückte er langsam seinen Daumen nach unten und pumpte damit die farblose Flüssigkeit in meine Vene. Mein Rücken bog sich im selben Augenblick durch, als mich eine Welle der Euphorie überrannte, die ich lange nicht mehr erleben durfte. Keuchend, schloss ich die Augen und hieß dieses gigantische Gefühl mit allen Sinnen willkommen. Edward POV Ich hatte schon einiges in einem Jahrhundert gesehen. Ich hatte Menschen sterben sehen, hatte die Panik in ihren Augen gesehen. Ich hatte Kinder weinen sehen, hatte Eltern ihre Namen schreien hören. Ich hatte Dreck gerochen, hatte Leid beobachtet aber nichts davon, war so erschreckend wie dieser Moment. Noch niemals in meiner gesamten Existenz, fühlte ich mich so hilflos wie an diesem Tag, in diesen wenigen Stunden. An denen ein Mädchen…mein Mädchen mein Dasein von Grund auf änderte. Es war…mir fiel kein Wort ein was beschreiben konnte wie ich mich fühlte, als Carlisle ihr die Nadel unter die Haut schob. Wie er, eine neue heile Stelle auf ihrem viel zu dünnen Arm zeichnete. Eine Stelle von wenigen. Ihr Arm sah…Gott dieser Anblick schmerzte so sehr. Mir zerriss dieses Bild das Herz. Die vielen kleinen Einstiche, die vielen dicken roten…die wahrscheinlich entzündet waren…die vielen Narben und… Himmel, sie hatte versucht sich das Leben zu nehmen! Mit großer Kraftaufwendung, konnte ich ein lautes Schluchzen verhindern. Meine Augen kribbelten verdächtig von Tränen die nicht geweint werden konnten. Fühlte ich mich jemals so schwach? Und als dann…als er ihr dann gab was sie wollte. Ich wollte das Zimmer schreiend verlassen. Wollte hinaus in den Wald und meinen Kummer an unschuldigen Bäumen auslassen, die…viel zu wenig Widerstand geboten hätten um mich ernsthaft zu beruhigen. Egal was ich anfassen würde, alles wäre zu schwach. Bot keine Gelegenheit sich abzureagieren. Es war ein verflixter Teufelskreis und ich…saß mitten drin. Sie hatte sich unter den Druck der Droge aufgebäumt, den Kopf in den Nacken geworfen und gestöhnt. Laut und befriedigt, wie am Höhepunkt der sexuellen Ekstase. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter als ich mit ansehen musste, wie bereit sie für dieses Gift war. Jasper allein war es zu verdanken, dass sie ruhig liegen blieb und abwartete. Hätte er nicht eingegriffen, hätte sie sich definitiv an Carlisle vorbeigeschoben, sich die Spritze allein geschnappt und sich unter panischem Verlangen selbst die Nadel in den Arm gerammt…ohne Rücksicht, ohne Vorsicht. Es war verdammt beunruhigend zu beobachten wie schnell sie sich entspannte, als sie die Utensilien und schließlich das kleine Päckchen mit dem Heroin sah. Innerhalb einer Sekunde entschlaft ihr Körper, ihre Atmung wurde ruhig und regelmäßig, ihre Augen verloren ihren gehetzten Blick,… sie würden weich. Obwohl ich aus Jaspers Gedanken erfuhr, das die körperlichen Schmerzen nicht zurückgegangen waren. Mit dem Augenblick, als sie wusste, dass sie gleich bekommen würde was sie wollte, traten die Leiden in den Hintergrund. Nur das Heroin war wichtig. Sie himmelte dieses weiße Pulver an, wie Mütter ihre neugeborenen. Sie verdeutlichte uns damit umso mehr, wie tief sie tatsächlich drin steckte. Und als sie Carlisle aufforderte, ihr ein dreiviertel Gramm herzurichten, wollte ich am liebsten aufspringen und sie schütteln. Ich kannte mich nach wie vor nur wenig mit Rauschgift aus. Aber ein dreiviertel Gramm war verdammt viel. Vor allem, für so ein junges Mädchen. Und jetzt, jetzt lag sie auf dem Sofa. Die Augen geschlossen, der Körper schlaff bis auf ihren linken Arm, dessen Faust sie noch immer verkrampft geballt auf Carlisles Schoß liegen hatte. Am erschreckendsten war ihre Atmung. Sie war viel zu flach. Mich erfasste die Angst, dass sie ersticken würde. Aber Carlisle machte nicht den Eindruck, dass irgendetwas falsch lief. Er sah väterlich auf sie hinunter,…natürlich… in dem Moment, wie sie meine Gefährtin wurde, wurde sie seine Tochter. Er strich ihr mit einem traurigen Lächeln eine verklebte Strähne von ihrer noch immer schweißnassen Stirn und sah dann durch die Runde. „Bist du dir wirklich sicher, dass es richtig war ihr Heroin zu geben?“ Wisperte Alice leise. Sie stand auf, setzte sich neben mich und griff nach meiner Hand. Beruhigend drückte sie zu. Ohne sie anzusehen, strich ich mit meinem Daumen über ihren Handrücken um ihr meinen Dank mitzuteilen. „Ja“, sagte das Oberhaupt ohne eine Sekunde des Zögerns. Dann wanderte sein Blick erneut zu dem Mädchen, das mir alles bedeutete. „Ich werde euch nachher ausführlich erklären, warum ich mich so entschieden habe. Nachher, nicht jetzt…sie kommt gleich wieder zu sich.“ Als er seinen Satz beendet hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Sie dort so bewegungslos liegen zu sehen, war bei weitem noch schlimmer, als ihren zitternden Körper ertragen zu müssen. Niemand stellte noch eine Frage. Sie vertrauten ihm,… genau wie ich. Er wusste was er tat. ************ UND? Ernsthaft,… habt ihr damit gerechnet? GGLG jennalynn Kapitel 15: Das Angebot ----------------------- Viel Spaß! ********** Bella POV Ich fühlte mich wie neugeboren. Ich fühlte mich vollständig und so unglaublich wohl, dass ich vor Freude jeden Knutschen könnte. Mein Körper war schmerzlos, meine Gedanken befriedigt und mein Verlangen gestillt. Ohne die Augen zu öffnen, fuhr ich mir mit der rechten Hand übers Gesicht. Lockerte die Finger meiner linken Hand und streckte sie durch. Erst als ich besagte linke Hand wieder zurückfallen ließ, schreckte ich hoch. „Kacke“, spie ich aus und riss die Augen auf. Starrte auf meinen Arm, der auf einen Schoß lag und riss ihn augenblicklich an meinen Körper. Sofort wurde mir bewusst, wo ich mich befand. Ich sah mich um, alle starrten mich an…noch immer. Mein Blick wanderte zum Doktor, er lächelte leicht und Fuck…ich lächelte zurück. Ich war wieder klar im Kopf und das bedeutete, dass ich alles wahrnahm was um mich herum geschah. Und das bedeutete auch, dass ich mich prompt unwohl fühlte trotz dessen, was für mich getan wurde. „Danke“, stieß ich mit einer Ehrlichkeit aus, die mich selbst überraschte. Denn ja, ich war ihnen dankbar. Und doch wollte ich weg…weit weg. Der Arzt nickte, fuhr mir dann einmal geistesabwesend über den Arm und seufzte leise. Eine kleine Geste, die unglaublich gut tat. Ich mochte ihn…natürlich, er hat mich gerettet. Aber dennoch konnte ich nichts gegen das Verlangen zu flüchten unternehmen. Ich sollte nicht hier sein. Jeder in diesem Raum war mir fremd auch wenn Edward… Fuck! Was zum Teufel ist nur los mit mir? Ich rappelte mich auf, wurde sofort von Carlisle daran gehindert. Er drückte mich sachte an den Schultern zurück aufs Polster. Ich hob eine Augenbraue, er schüttelte leicht den Kopf, was mich schlucken ließ. Was kam nun? Die Forderung, die ich in seinen Augen gesehen hatte? Ich war plötzlich nicht mehr bereit, irgendetwas einzugehen. Warum auch? Mir ging es wieder gut…sehr gut sogar. „Bleib noch etwas liegen.“ „Warum?“ Fragte ich das erste, was mir auf der Zunge lag. Er sah mich an, als wäre es offensichtlich. Nun war ich es, die den Kopf schüttelte. „Ich schwöre, es geht mir gut.“ Ich hatte Heroin im Körper. Als Arzt müsste er doch wissen, dass jede Schwäche damit ausgestorben war. Ich könnte Bäume ausreißen, so gut fühlte ich mich. „Bitte,…tu mir diesen gefallen.“ Ich wollte etwas erwidern. Schloss aber ohne ein Wort den Mund und legte mich zurück. Ich war es ihm schuldig. Ich konnte von Glück reden, das mit der neuen Energie, auch meine Kenntnisse wieder einsetzten. Ich wusste, nein… war mir sicher, dass mir keine Gefahr drohte. Also blieb ich erst einmal wo ich war. Wie gesagt, ich war es ihnen schuldig und im Übrigen, wollte ich wissen was nun kommt. Die etwas ältere Frau stand auf, kam kurze Zeit mit einem vollen Glas Wasser wieder und reichte es mir lächelnd. Ich nickte ihr dankend zu und leerte es in einem Zug. Genüsslich stöhnte ich, als der zähe Speichel sich vollständig auflöste. Ich musste zwar einige Male kräftig Schlucken, aber am Ende war alles weg und das Sprechen und vor allem Atmen, fiel mir deutlich leichter. Carlisle nahm mir das Glas ab, stellte es auf den Tisch und wandte sich wieder zu mir. „Wie fühlst du dich?“ Ich verzog das Gesicht zu einem Schmunzeln. Da kam der Doktor in ihm durch. Ich zuckte die Schultern und lächelte. Eigenartige Frage, wo er es doch sah. Was mich nun aber selbst eine ganz andere stellen ließ. „Warum haben sie das getan. Ich meine…sie sind doch Arzt. Sollten sie nicht eigentlich dafür sorgen, das den Menschen geholfen wird.“ „Das habe ich.“ Auch darauf erwiderte ich nichts. Ich verstand nur Bahnhof, aber im Grunde war es mir auch egal. Ich hatte nichts gegen diese Art von Hilfe einzuwenden. Mein Blick glitt richtig Fenster. Die anderen sah ich mir vorsichtshalber, lieber nicht so genau an. Vor allem Edward wollte ich mit meinem Blick meiden. Irgendwie, erweckt er eigenartige Gefühle in mir. „Oh scheiße…ich, ich sollte gehen“, stieß ich aus, als ich die schwärze der Nacht sah. Wieder versuchte ich hoch zu kommen und wieder hindert der Arzt mich daran. Langsam aber sicher wurde ich wütend und…ängstlich. Warum ließen sie mich nicht gehen? Was wollten sie noch… „Ich geb ihnen alles zurück, ich verspreche es. Ich bezahl ihnen das Dope. Geben sie mir einen Tag und ich werde meine Schulden begleichen.“ Die Stirn des Arztes runzelte sich. Sein Kopfschütteln ließ mich Zusammenzucken. War es nicht das, was er wollte? War nicht das der Grund, warum er mich nicht gehen ließ? „Wie würdest du das anstellen?“ Seine Frage verwirrte mich. Warum wollte er das wissen? OH…er war gut! Aber ich würde nicht mehr von mir preisgeben als notwendig. Und wie es die Lage wollte, war NICHTS notwendig. „Das lassen sie mal meine Sorge sein.“ Er schmunzelte sich eins in seinen nicht vorhandenen Bart und fuhr sich durchs Haar. „Cleveres Mädchen…“, murmelte er. Mich erfüllte stolz, obwohl es so abwegig war, dies zu empfinden. „Wir befinden uns hier mitten in einem Wald in Forks, du würdest nicht zurückfinden.“ „Lassen sie auch das meine Sorge sein. Es ist ja nicht so,…als wäre es das erste Mal das ich im Dunkeln draußen wäre“, gab ich schnippisch von mir und richtete mich nun doch auf. Dieses Mal, ließ er es zu. Er rückte ein Stück zur Seite, damit ich mich besser setzen konnte. Ich zog die Beine für einen Schneidersitz an meinen Körper und seufzte tief. Was sollte das hier? „Wahrscheinlich wäre es das nicht“, seufzte nun er. Dann wurde es erneut Still. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Einfach vom Sofa zu springen und das Weite suchen, kam mir irgendwie falsch vor. Ich wollte, dass diese Familie verstand, wie tief ich in ihrer Schuld steckte und wie dankbar ich ihnen war. Ich wollte diese Familie mit einem guten Abgang verlassen. Ich wollte, dass sie mich mit ruhigem Gewissen gehen ließen. Auch das, war ich ihnen schuldig. Himmel,…einen scheiß war ich ihnen schuldig aber… Ich sah mich das erste Mal intensiv um. Der Raum interessierte mich nicht sonderlich…ein Zimmer halt. Ohne genaue Indizien zu sammeln, wusste ich auch so, dass sie reich waren. Also beschäftigte ich mich mit den Menschen und… erstarrte. Wie konnte mir das, die ganze Zeit entgangen sein? Sie sahen so anders aus. Sie hatten alle dunkle Schatten unter den Augen, als hätten sie lange, sehr lange nicht geschlafen. Dies alles bemerkte ich im Bruchteil einer Sekunde, aber das was mir regelrecht ins Auge stach, war ihre vollkommene Schönheit. Wie sie statuenhaft dasaßen, sahen sie aus wie griechische Götter, schöner als es irgendjemandem jemals vergönnt sein sollte. Sie alle hatten etwas von Engeln aus Porzellan, sie sahen unglaublich sanft und stark zugleich aus. In ihren Gesichtern herrschte perfekte Symmetrie. In jedem einzelnen. Ich nahm Carlisle nun auch mit dieser Erkenntnis unter die Lupe. Himmel…er auch! So unterschiedlich und doch so gleich. Mit ihrer bleichen Haut und diesem neugierigen Gesichtsausdruck glichen sie einander wie ein Ei dem anderen. Mir klappte der Mund auf. Noch nie, hatte ich so schöne Menschen gesehen. Sofort kroch argwohnen in mir hoch. Ich passte ja perfekt in ihre Runde, dachte ich sarkastisch. Bei diesem Anblick, bekam selbst ein Supermodel komplexe. Wie auch immer… Es kann nur eine…nun, ich würde nicht sagen göttliche Gabe sein. Denn an diesen Mistkerl, glaubte ich schon Jahre nicht mehr. Aber irgendetwas mussten sie in ihrer DNA haben, was diese Schönheit hervorbrachte. Und vor allem die bei Edward. Verdammt sah der gut aus! Und doch half all das nichts. Irgendetwas wollten sie von mir und ich musste endlich wissen was es war. „Was wollen sie von mir?“ „Das ist meine Familie.“ Sprach Carlisle und überhörte somit geschickt meine Frage. Bei dem Wort `Familie´ durchfuhr mich ein brennender Schmerz und ich dachte er würde mich zerreißen, weil er dieses Wort so ehrfürchtig und stolz betonte. Genau im selben Moment, zuckte der blonde Junge,… der mit diesem Brocken zusammen gekommen war, der mit den beruhigenden Augen…stark zusammen und sah mich entsetzt an. Es war, als würde er genau denselben Schmerz wie ich ertragen müssen. Er lächelte nicht, sondern sah mich nur gequält an, als würde er Höllenqualen leiden. Ich fragte mich augenblicklich, ob ich vielleicht genauso aussah… „Alles Okay?“ Holte mich Carlisle zurück aus meinem Schmerz. Ich nickte angespannt, beobachtete aber weiter den blonden Jungen. Obwohl, eigentlich war er ein junger Mann. Auf jedenfalls älter als Edward. „Das ist Jasper, ebenfalls mein Sohn“, stellte Carlisle ihn vor. Ungläubig weiteten sich meine Augen. Wie um Himmels Willen, konnte dieser Arzt so alte Kinder haben? Ich beschloss, nicht nachzufragen. Es ging mich nichts an. „Meine Frau, Esme“, er nickte zu der Frau die mir das Wasser gebracht hatte. Ihr sanftes Lächeln, ließ mich augenblicklich besser fühlen. Warmherzig und offen. „Unsere Töchter…Rosalie und Alice und unser ältester Sohn Emmett.“ Wahnsinn! Nachdem er auf jeden gedeutet und ihn mir vorgestellt hatte, war meine Verwirrung komplett. Auch wenn die Frau…Esme, um einige Jahre älter schien als der Doc. Vielleicht 4 Jahre, war sie noch immer deutlich zu jung um erwachsene Kinder zu haben. 5 an der Zahl…irgendetwas stimmte da doch nicht. „Und Edward, kennst du ja bereits“, fuhr er fort. Ich nickte…ja Edward kannte ich bereits. Ich sah zu ihm. Er hielt die Hand seiner Schwester. Sein Blick traf meinen und sofort änderte sich alles. Diese Vertrautheit, sie machte mir gleichzeitig angst wie sie mir gut tat. So widersprüchlich… „Ich finde es ja nett, das sie mir jeden vorstellen und ich finde es auch furchtbar nett, was sie für mich getan haben aber…“, ich seufzte tief und machte eine ausschweifende Handbewegung. „…was wollen sie von mir?“ „Verrätst du uns deinen Namen?“ Kam es mir nur so vor, oder hatte sich Edward bei der Frage seines Vaters vorgebeugt? Ich öffnete den Mund, schloss ihn sofort wieder. Die honigfarbenen Augen des Arztes verschlangen mich. Ich konnte nicht anders. „Bella“, hauchte ich leise. „Wie passend“, hörte ich leise von links. Sah ruckartig zu Edward, der mich zärtlich angrinste. Was? „Wohl kaum“, sagte ich bissig. Sein Lächeln fiel in sich zusammen und mir tat es prompt Leid. Mein Gott, so war ich nun mal. Keine Beziehungen zu zulassen, war besser als sie zu verlieren. In meinem Leben, war weniger meistens mehr. Und trotzdem wollte ich nicht unhöflich zu diesen Leuten sein. Schon gar nicht zu Edward. Es tat mir selbst weh, wenn ich ihm wehtat. Wozu ich komischerweise in der Lage war. Warum auch immer… „Nur Bella?“ Versuchte mich Carlisle erneut aus der Reserve zu locken. Ich stöhnte ergeben. Dieses Gespräch würde nie zu etwas führen, wenn ich mich nicht beteiligen würde und außerdem… „Du hast mein Wort, das deine Identität bei uns sicher ist.“ „Isabella Marie…Swan“, hauchte ich noch hinterher. Es fiel mir ungeheuer schwer meinen vollen Namen auszusprechen. Wann genau, hatte ich das eigentlich das letzte Mal getan? Namen zählten auf der Straße nicht. Die aller wenigstens, stellten sich mit ihrem richtigen Namen vor. Einige nicht einmal mit ihrem richtigen Vornamen. Carlisle nickte zufrieden. „Also Bella, freut uns…“, er grinste. Ich sah durch die Runde und hatte wirklich die Auffassung, dass sich jeder zu freuen schien. Seltsames Pack! Warum sprach eigentlich nur der Doc? Waren alle anderen stumm? Mit unglaublichem Aussehen gesegnet aber Verlust der Stimmbänder oder wie? Nun musste ich leise lachen. Einige der Anwesenden runzelten die Stirn, lächelten mich jedoch an. Süß… „Yeah, mir auch…denke ich. Aber hören sie. Es freut mich sehr sie alle kennen zu lernen aber, wenn sie ihr Dope wiederhaben wollen, dann sollten sie mich langsam gehen lassen. Ich muss noch einige Kilometer zurücklegen und, nun es wird somit nicht leichter…verstehen sie?“ „Wir möchten nichts von dir haben. Du bist uns nichts schuldig und bitte…lass das SIE, ich hatte dir doch gesagt wie unsere Namen lauten.“ „Moment…“ Was? Ich hatte mich verhört oder? Ich reckte mich ein Stück, um Carlisle ganz genau in die Augen sehen zu können. Ich wusste, meine Augen waren kein schöner Anblick. Ich spürte selbst, wie zugequollen sie waren. Meine Pupillen mussten nach diesem gigantischen Druck kaum noch zu erkennen sein. „…ihr habt mir diesen Druck geschenkt?“ „Wie alt bist du, Bella?“ „Himmel…nun lassen sie…ich meine nun lass doch diesen Mist. Sag mir was von mir erwartet wird. Ich hab keine Zeit für so einen Scheiß. Also was genau wollt ihr von mir?“ Mein Anfall war längst überfällig. Ich mochte nicht, wenn spiele mit mir gespielt werden. Ich war zu alt für diesen scheiß. Nein,… ich war zu kaputt für diesen scheiß. „Bleib…wir möchten das du hier bleibst!“ „Was…wie lang? Für diese Nacht?“ Ich hob erneut eine Augenbraue und bedachte jeden mit einem eindringlichen Blick. „Nein…für länger. Solange du willst.“ „Ich will nicht“, sagte ich sofort. Stockte dann allerdings selber, weil ich mir gar nicht so sicher war. Aber immer langsam mit den jungen Pferden. Übrigens blieb mir nicht verborgen, das Edward nach dieser Äußerung von mir, stark Zusammenzuckte und Alice ihm beruhigend einen Arm um die Schultern legte. Komisch… „Ich versteh nicht. Warum solltet ihr das tun? Wie könnt ihr wollen, dass ich hier bleibe? Ihr kennt mich doch nicht und außerdem, was genau soll ich hier?“ Er sah mich vielsagend an und ich, schüttelte sofort abblockend den Kopf. „Nein…vergesst es. Ich,…ich werde nicht entziehen und…warum das Aitsch, wenn ich entziehen soll…das ist doch…?“ Ich war total verwirrt über diese Unlogik. Das war doch totaler Blödsinn. Dann hätten sie mich doch gleich entziehen lassen können. Wehren hätte ich mich nicht können aber so. Ich würde mich nicht zwingen lassen. Niemals! „Ich sprach nicht davon, dass du entziehen sollst. Du sollst einfach nur bleiben.“ „Ich versteh es nicht…ihr kennt mich nicht und ich kenne euch nicht“, sagte ich noch einmal, mit einem kräftigen Schulterzucken begleitet. „Aber wir können uns kennenlernen!“ Antwortete er. Darauf fiel mir nichts mehr ein. Natürlich könnten wir das, doch wollte ich das? Man kann sich nur kennenlernen, wenn man etwas von sich preisgab…wenn man ehrlich zueinander war. Ich bezweifelte, dass ich dazu fähig war. „Ich soll bleiben, allerdings nicht entziehen. Warum soll ich dann bleiben?“ Versuchte ich es erneut, nachdem einige Minuten vergangen waren und niemand etwas sagte. „Du kannst natürlich bei uns entziehen. Niemand wird dich daran hindern, am aller wenigsten ich. Ich würde da sein und mich um dich kümmern. Ich…“ „Stopp…“, unterbrach ich ihn. „Ich sagte bereits, dass ich nicht entziehen werde. NIEMALS… klar soweit?“ Carlisles Blick wurde traurig. „Dann wirst du sterben!“ „Werden wir das nicht alle“, zuckte ich unbeeindruckt die Schultern. „Bella...“, seufzte er. Es tat gut meinen Namen aus seinem Mund zu hören. Und es tat auch gut, so viel Aufmerksamkeit von ihnen zu bekommen. „Tu es einfach…bleib ein paar Tage hier. Was kann es dir schon schaden? Du hast hier deine Ruhe, niemand wird dich nerven. Niemand wird dich stören aber…es würde mir…nein… uns allen einfach besser gehen, wenn du hier bleiben würdest.“ „Die Straße ist nichts für dich“, fügte er nach einem weiteren Moment der Stille hinzu, in der ich einfach nur dasaß und unbeteiligt auf den Boden glotzte. „Woher wollen sie wissen, dass ich auf der Straße lebe?“ Startete ich einen Gegenangriff. Obwohl mir selbst klar war, das es offensichtlich war. Mein Auftreten, meine Sprache…wahrscheinlich selbst mein Zustand. „Ach komm lass sein, beantworte diese Frage nicht.“ Was sollte das nur alles? Und überhaupt…wie sollte ich eigentlich vernünftig auf dieses Angebot reagieren? Ich würde ihnen das Leben nur unnötig schwer machen und außerdem… „Wie stellt ihr euch das eigentlich vor? Ich habe nichts…ich kann das nie wieder gutmachen. Wie soll ich dieses wirklich großzügige Angebot überhaupt finanzieren?“ Carlisle schüttelte einmal belustigt den Kopf. „Du brauchst gar nichts bezahlen. Du bist uns absolut nichts schuldig…verstehst du? Mach dir keine Gedanken…sieh dich um, wirken wir auf dich, als hätten wir nicht ausreichend Mittel zur Verfügung um dir kostenlose Unterkunft zu gewähren?“ Das kleine Keuchen, welches aus meinem Mund drang, ließ sich nicht aufhalten. Sie waren so großzügig, das ich am liebsten erneut angefangen hätte zu heulen. Ich wusste, jede Diskussion dieses Themas wäre sinnlos. Ich konnte die Entschlossenheit in seinen Augen sehen. Er würde nicht so einfach lockerlassen, nicht wegen eines banalen Themas wie Geld. Gott…hatte er eigentlich eine Ahnung, wie WICHTIG Geld für jemanden wie mich war? Ohne Geld lief absolut gar nichts. Ich fuhr mir durchs Haar, schloss einen Moment die Augen und seufzte tief. Ich sah anschließend in jedes einzelne Gesicht. Da war keine Verachtung. Sie stießen mich nicht ab. Ekelten sich nicht bei dem Gedanken, mich hier in ihrem Haus auf lange Zeit zu wissen. Bei Edward sah ich Hoffnung, die ich nicht verstand. „Was hast du zu verlieren?“ Sprach dieser plötzlich und überraschte mich, weil er die ganze Zeit nichts gesagt hatte. Bis auf dieses eine Mal, bei dem ich ihn so angepflaumt hatte. Aber seine Frage war berechtigt. Was hatte ich schon groß zu verlieren? Ich hatte bereits alles verloren. Ohne es zu wollen, traten mir Tränen in die Augen. Er registrierte es mit einem wehmütigen Seufzen. Seine Augen begannen erneut zu flehen und verdammt…ich war nicht mächtig wegzusehen. Dieses flüssige Gold, das alles zu verstehen schien. Das mich akzeptierte und zu kennen schien. Er war mir so nah. Es war so selbstverständlich von ihm angesehen zu werden. So schön von ihm beachtet zu werden. „Nichts“, hauchte ich in seine Richtung. „Du kannst nur gewinnen“, mischte sich die Kleine an seiner Seite ein. Ich lachte hysterisch, verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte ich entschlossen. Sah kurz zu ihr, schenkte ihr dennoch ein ehrliches lächeln, ehe ich erneut zu Edward blickte. Carlisle hielt sich vollkommen zurück. Er überließ seinem Sohn die Überzeugungsarbeit und allein seine Augen waren besser darin, als Carlisles Argumente. „Gibt es dort draußen jemanden, der auf dich wartet?“ Fragte mich Edward plötzlich total unvorbereitet. Mein Gesichtsausdruck fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus im Wind. Ich keuchte auf, griff mir ans Herz und krallte mich förmlich in meinen Pulli. JAKE… Tränen liefen aus meinen Augen, während ich leicht den Kopf schüttelte. Er beobachtete traurig die salzhaltigen Tropfen. „Nein…nicht mehr“, wisperte ich mit einem dicken Knoten im Hals. „Du wärst also ganz allein, wenn du gehen würdest?“ Fragte die Mutter entsetzt. Ich nickte zur Antwort. „Himmel Kind, das können wir nicht zulassen. Bitte bleib…“ Meine Augen verließen die der Mutter. Mieden Edwards, auch Carlisles…ich sah erneut zu Boden. Vor dem Alleinsein fürchtete ich mich nicht annähernd so sehr, wie vor den neuen Problemen. Ohne Jacob, war ich auf mich allein gestellt. Ich würde überleben…aber zu welchem Preis? Ich hatte nichts mehr…ich würde nicht zurück in die Lagerhalle gehen…ich konnte nicht. All meine Sachen, selbst die meiner…falscher Gedanke! Es war alles verloren. Was würde dort draußen auf mich warten, würde ich mich allein durchschlagen? Nächte auf einer Parkbank, Tage am Straßenrand, Razzien aber…irgendwann müsste ich ja trotzdem dorthin. Ich würde nicht ewig hier bleiben können…auch wenn ich wollte. Denn Gott verfluchte scheiße ja… ICH WOLLTE BLEIBEN. Diese Familie…sie tat so gut. Obwohl sie mir so fremd war…ich vertraute ihnen. „Hör zu…bleib eine Weile. Es steht dir jederzeit frei zu gehen. Aber bleib erst einmal hier“, sagte Carlisle leise. Ich sah auf, fuhr mir übers Gesicht, sah zum Fenster, wieder zu Carlisle und stöhnte. „Ich…kann nicht“, hauchte ich schwach. Warum brachten sie mich nicht einfach zur Tür? Warum machten sie es mir so schwer? Warum bedrängten sie mich so? „Warum nicht, sag uns warum du nicht bleiben kannst. Ist es, weil du uns nicht vertraust? Hast du Angst vor uns?“ „Das ist es nicht“, sagte ich sofort. Ich bemerkte, wie einige erleichtert aufatmeten. „Es ist nicht so, dass ich nicht wollen würde. Ich bin euch so unglaublich dankbar. Was ihr getan habt, hat noch niemals jemand für mich getan…NEIN, doch es hat schon einmal jemand getan. Aber das ist eine andere Sache…ich. Es ist einfach…“, ich zuckte die Schultern. Mein Blick wanderte langsam zum Tisch. Meine Augen hafteten auf der Spritze. Ich seufzte erneut. „Wenn ich bleiben würde…dann. Ich brauche…“, meine Stimme brach. „Heroin“, vollendete Carlisle meinen Satz. Mein Kopf schoss zu ihm. Mehr als ein schwaches Nicken, brachte ich nicht zustande. Ja ich würde Heroin brauchen, doch hier würde ich keines beschaffen können. Forks…eine gottverdammte Kleinstadt, wo jeder jeden kannte. Wahrscheinlich, gab es hier nicht einmal einen anständigen Dealer. Nur kleine Straßendealer, die sich für die großen hielten und begeistert lächerliches Shit vertickten. „Ja…Himmel Herr Gott ja, Heroin…ich brauch es. Mehrmals täglich ein dreiviertel Gramm, so ist die Lage und so wird sie auch bleiben. Also…es tut mir leid, aber ich kann euer Angebot nicht annehmen.“ Spie ich verzweifelt und raufte mir anschließend grob das Haar. Carlisle legte mir väterlich eine Hand aufs Knie, drückte es leicht und beruhigend. Eine Geste, die mich tief seufzen ließ. So gut… „Du bekommst Heroin!“ „Wie bitte?“ Ich sah mit einem scharfen Ausdruck in den Augen, ruckartig zu Carlisle. Er meinte verdammt ernst was er sagte. „Nein…das kann doch nicht. Was für ein Arzt sind sie überhaupt?“ Er schmunzelte erneut über meinen Ausbruch. „Verdammt…“, meine Finger begannen zu Kribbeln. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, zog hinauf zu meinem Herzen. Mit diesem Argument hatte er mich innerhalb einer Sekunde in der Hand. Ich würde massenweise Aitsch bekommen…kostenlos. Himmel…war dass das Paradies? Aber ich konnte das doch nicht annehmen…scheiße natürlich konnte ich. Ich nahm mir seit Jahren, was ich wollte. Ich nutzte Menschen aus, belog, betrog, entwendete…aber hier…der Gedanke diese Familie für meine Zwecke zu missbrauchen war so Gottverdammt falsch. Diese Behandlung hatten sie nicht verdient. Doch dieses Verlangen… Ich wusste, dass meine Entscheidung schon längst gefallen war. Denn der Gedanke ohne Anstrengung an Dope zu kommen vernebelte alles andere. Ganz besonders das schlechte Gewissen. Was kann einem Junkie besseres widerfahren? Noch dazu ein Dach über dem Kopf, ein warmes Bett…ein Badezimmer. Dort draußen hätte ich nichts und wenn…wenn mir hier alles zu viel werden würde. Wenn man mich bedrängen würde, dann könnte ich gehen. Ich hätte Tage, vielleicht Wochen kein Stress, keine Sorgen und zusätzlich, einen reichlich gefüllten Vorrat an `H´. Und wenn das eine Falle war… „Wenn ich Zusage,… Tage auf euren Kosten lebe und irgendwann entscheide zu gehen. Wer versichert mir, dass ihr mich wirklich gehen lasst? Das ihr am Ende nicht doch alles, bis auf den letzten Groschen zurückbezahlt haben wollt?“ „Das kann dir niemand versichern. Du musst uns vertrauen, eine andere Sicherheit wirst du nicht bekommen können.“ Und…ich vertraute ihnen mit allem was ich bin. „So ganz ohne Gegenleistung?“ Harkte ich wispernd nach, senkte meinen Blick auf Carlisles Hand, dessen Daumen in sanften Kreisen über mein Knie fuhr. Nicht einmal der Körperkontakt fühlte sich unangenehm an. Aber trotzallem stank diese Aktion bis weit in den Himmel. „Es gib etwas, was wir fordern.“ „Ach…“ Natürlich, wie sollte es auch anders sein? Ich nickte Carlisle genervt zu, damit er weiter sprach. „Wir möchten, dass du die Zeit hier nutzt um nachzudenken. Über alles, dein Leben, deine Wünsche, deine Zukunft…deine Sucht. Es wäre schön, wenn du dich uns anvertrauen würdest. Sieh…Bella, ich bin Arzt und natürlich liegt es mir fern, dir Heroin in rauen Mengen zu geben. Allerdings,… ist mir sehr wohl bewusst, dass eine Beendigung der Sucht nicht in erster Linie mit der Entgiftung beginnt. Du musst bewusst aufhören wollen. Ich hätte dich entziehen lassen können. Damit hätte ich erreicht, dass du nach deinem körperlichen Entzug das weite und den schnellsten Weg zum nächsten Dealer gesucht hättest. Kein Erfolg und keine Zukunft…verstehst du?“ Meine Stirn kräuselte sich. Ich nickte, war begeistert von seinen Worten. Er war wirklich gut… „Ich möchte dich nicht anlügen...natürlich hoffe ich, dass du hier zu dem Entschluss kommst aufhören zu wollen. Ich hoffe, dass ich dich in deinem Entzug begleiten darf…“ Ich wollte dazu etwas sagen, doch er hob die Hand um mich aufzuhalten. Also nickte ich wieder und wartete bis er fortfuhr. „…das alles hört sich für dich wahrscheinlich sinnlos an, weil du im Moment nicht bereit bist einzusehen. Aber vielleicht, wirst du das. Ich geb die Hoffnung nicht auf und du, solltest das auch nicht.“ „Hoffnung?“ Fragte ich ungläubig. „Ja Hoffnung…ich habe verstanden, dass du nicht vor hast zu entziehen. Allerdings, würde ich gern den Grund erfahren…“ Ich wollte protestieren, aber er brachte mich erneut mit einer Handbewegung zum Schweigen. Niemals würde ich irgendjemanden, irgendwas über mein Leben und letztendlich meinen Beweggründen oder schlimmer noch, meinem Wunsch zu sterben erzählen. Niemals! „…nicht jetzt, nicht morgen…wenn du bereit bist. Wenn dir etwas auf der Seele lastet, das ausgesprochen gehört. Versuch uns kennenzulernen. Und wir versuchen dich kennenzulernen.“ Das hörte sich ja wirklich wahnsinnig aufopferungsvoll an. Aber ich verstand noch immer nicht, warum es ihnen so wichtig war. Das kann nicht nur daran liegen, dass der Vater Arzt war. Aber wahrscheinlich, würde ich den wahren Grund niemals erfahren. Vielleicht wollen sie bei mir etwas gut machen, was sie vor Jahren verbockt hatten? Was weiß ich… „Warum ich?“ „Weil du es wert bist“, sagte plötzlich eine Frau, die den ganzen Abend noch nicht ein einziges Wort gesagt hatte. Die wunderhübsche Blonde. Ihre Augen strahlten so viel Überzeugung aus, dass mir kurz schwindlig wurde. Ich starrte sie an, musste kurz den Kopf schütteln um wieder durchzusehen. „Einen scheiß bin ich…“, flüsterte ich. Denn Rest des Satzes schluckte ich runter, als ich sah wie Edward traurig den Kopf zwischen die Schultern fallen ließ. „Sie verschwenden ihre Zeit Doc…wenn sie das Bedürfnis haben, jemanden zu helfen dann…dann fahren sie nach Seattle. Suchen sie sich jemanden, der diese Hilfe auch wirklich zu schätzen weiß. Ich kann ihnen ganz genau sagen was passieren wird, wenn ich bei ihnen bleibe. Ich würde sie ausnutzen und am Ende, ohne ein Wort verschwinden. Sowas haben sie und ihre Familie einfach nicht verdient…es liegt in meiner Natur so zu handeln. Ich bin nicht auf der Suche nach Hilfe aber dort draußen…“, ich zeigte mit gestrecktem Zeigfinger aus dem Fenster. „…dort gibt es genügend Kinder, die ernsthaft wollen allerdings keine Chance bekommen. Ich sage ihnen ganz ehrlich, dass ich allein des Heroins willen bleiben würde und nicht weil ich eine Chance für mich sehe.“ Auch wenn ich nach diesem Geständnis Gefahr lief, vor die Tür gesetzt zu werden und sich somit diese großzügige Quelle für immer verschließen würde, konnte ich nicht anders. Ich musste ihnen klipp und klar sagen was Sache war. Sie hatten verdient, ehrlich von mir behandeln zu werden, nach allem was sie für mich getan hatten. „Mein Bedürfnis im Moment ist jedoch, dir zu helfen.“ „Und wenn man mir nicht helfen kann?“ Einschlagend, vernichtend und rau kam diese Frage aus meinem Mund. Beinahe jeder zuckte zusammen, als ich die sieben Wörter mit einer fröstelnden Leidenschaft betonte. Bis auf Carlisle… „Dann würde ich es nicht versuchen!“ ************ Und was sagt ihr? Konntet ihr bereits verstehen, warum Carlisle Bella Heroin gab? Mich würde jedenfalls brennend interessieren wie ihr dieses Kapitel fandet. Bis zum nächsten Mal. LG jennalynn Kapitel 16: Bleiben ------------------- Bella soll bleiben… Wird sie es auch? Das ist die Frage aller Fragen. Die genau betrachtet, schon längst beantwortet ist ^.^ Also dann, lasst es uns packen. Ich wünsch euch viel Spaß! ************* Bella POV Ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich darauf noch erwidern sollte. Warum auch? Ich würde ihm das Gegenteil beweisen! Nicht heute, nicht morgen…spätestens, wenn ich entscheiden würde das es Zeit für mich wurde zu gehen. Und das wäre spätestens ab Beginn einer unangenehmen Neugierde…der gegnerischen Partei natürlich. Und das wiederum, würde früher oder später eintreffen,… da war ich mir sicher. Denn jeder interessiert sich für ein unbekanntes Leben. Okay…ich gehöre nicht dazu. Ich war ja auch anders! Mich interessieren die Leben `gesunder Menschen´ einen Scheiß. Ich gab einen Dreck auf deren Erfolg und Freude. Andersherum war es aber jedes Mal das gleiche. Sie waren angewidert und trotzten vor Voreingenommenheit, wollen dennoch ganz genau wissen, wie ein Leben in der Gosse aussieht. Hier war es gleich…und doch wieder anders. Ich sah die unausgesprochenen Fragen in ihren goldenen Augen, doch sie waren anderer Natur. Waren ehrlich und nicht verachtend. Aber egal… Ich würde zum Verrecken nochmal, keine Details aus meinem Leben preisgeben! Jedenfalls keine Bedeutenden. Nur das nötigste, den meine Entscheidung war längst gefallen. Ich würde definitiv bleiben. Einfach weil,…ja weil sich hier eine Quelle geöffnet hat, die von unbezahlbarem Wert für mich war. Im wahrsten Sinne des Wortes. Also zuckte ich die Schultern, drehte meinen gesamten Oberkörper in Carlisles Richtung, atmete tief durch und…nickte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass dieses Nicken mein Leben gehörig verändern würde. „Gut…ich bleibe.“ „Großartig“, grinste er mir freundlich ins Gesicht. „Unter einer Bedingung.“ „Die wäre?“ „Mein Leben…es geht niemanden etwas an.“ Seine Augen, fraßen sich in meine. Doch ich hielt seinem Blick problemlos stand. Bis er ergeben seufzte und resigniert nickte. „Wie du willst.“ „Will ich“, unterstrich ich meinen Entschluss. „Du möchtest uns also gar nichts über dich erzählen?“ Die Mutter war mir ungeheuer sympathisch. Sie hatte viel von meiner eigenen…Scheiße! Die Gedanken zurückkämpfend, sah ich in ihr freundliches Gesicht und schluckte den dicken Kloß runter. „Es gibt Dinge, die sich nicht zu berichten lohnen.“ Sie wirkte traurig. Ich verstand nicht warum, lenkte aber ein weil…ich nicht wollte dass sie traurig war. „Ihr könnt mich fragen was ihr wollt, wenn ich bereit bin…dann werde ich auch antworten.“ Ein sanftes Lächeln ihrerseits, trieb mir erneut die Tränen in die Augen. Ich musste schnell auf ein anderes Thema kommen. Musste mich schnell mit etwas anderem beschäftigen, dass warum…welches für mich noch immer unverständlich war…würde sich heute nicht klären lassen. Und ganz ehrlich…so wirklich interessierten mich ihre Beweggründe auch nicht. Ich war froh, irgendwo untergekommen zu sein vor allem…nach dem heutigen Tag. „Es freut mich zuhören, das du einem kennenlernen nicht ganz abgeneigt wärst Bella, denn es gibt einiges das mich interessieren würde.“ „Ist das so“, lächelte ich Carlisle an. Wie ich schon angenommen hatte. Er nickte ebenfalls lächeln und damit war das Eis gebrochen. Ich fühlte mich wohl…Sau wohl in dieser Runde. Einer Runde, von sieben mir völlig fremden Leuten. Etwas Anziehendes war an ihnen, vor allem an Edward. Etwas das mir versicherte, richtig zu handeln. Ich würde am Ende auf die Straße zurückkehren, aber vorher würde ich eine gute Zeit hier haben. Eine sehr gute, wie mein Bauchgefühl meint. „Aber nicht mehr heute“, sprach ich beinahe flehend. Carlisle nickte noch immer glücklich. Er…nein sie alle, würden mich zu nichts drängen. Wieder etwas, was ich nicht mit Gewissheit sagen konnte aber einfach tief in meinem inneren wusste. Diese Familie war mir auf unerklärlicher Weise verdammt nah. Es war, wie damals bei Jacob…die Chemie stimmte von der ersten Sekunde. Damals hatten mich meine Instinkte nicht enttäuscht…ich musste einfach darauf vertrauen, dass sie es wieder nicht tun würden. „Ich hätte im übrigen auch einige Fragen…aber nicht mehr heute“, grinste ich durch die Runde. Alle schienen, diese neue Stimmung willkommen zu heißen. Sie saßen nicht mehr so verkrampft auf ihren Plätzen. Hatten sich lässig zurückgelehnt und musterten mich…IMMER NOCH. Aber was soll’s. Einige Zeit würde dieses permanente Gestarre wohl noch anhalten. Eine Weltsensation war anscheinend ein scheiß gegen mich. „Wir sind bereit deine Fragen zu beantworten.“ „Yeah das hört sich gut an…also, dann…“, ich kratzte mir an den Hinterkopf. Denn ich wusste zum Teufel nicht, was ich nun tun sollte. Ich fühlte mich wohl, war trotzdem nervös…komische Zusammenstellung. Aber HALLO…konnte mir das zum Vorwurf gemacht werden? Man wird ja nicht alle Tage von sieben wild fremden Leuten in ihr Heim verschleppt, dort aufgepäppelt und zum Bleiben überredet. Verdammt…wenn ich das so auf die schnelle Zusammenfasse, hörte sich die ganze scheiße ziemlich besorgniserregend an. Total krank…passt besser zu dieser Situation. Jeder normal denkende Mensch, würde an erster Stelle an Psychopathen denken. Na dann… Gott ich grinste schon wieder blöd vor mich hin. Diese neue Dosis Aitsch war wahrlich unglaublich. Ich fühlte mich so gut. Hatte das Gefühl mir scheint die Sonne aus dem Arsch. Ein fabelhaftes Gefühl…es erdrückt nicht, es erschlägt nicht, es lähmt nicht, es hatte in dieser… Stunde…schätzungsweise, schon ziemlich viele Heulattacken erfolgreich vernichtet. Denn…wenn man diesen Tag Revue passieren lässt…dann hätte ich allen Grund um zu heulen. Auf kurz oder lang, würden sich die Tränen ihren Weg nach draußen fressen. Denn von diesem wundervollen Hochgefühl, kam man leider Gottes viel zu schnell runter. Normalerweise, wäre dies bei mir schon längst der Fall gewesen. Aber diese neue Dosis…sie verlängerte das Hochgefühl glücklicherweise um Längen. Ich wollte ungern zusammenbrechen, wenn mich jeder dabei sehen konnte. Jacobs Verlust, würde lange schmerzen. Und es würde viel Heroin brauchen, um die Erinnerung dieses Tages bis weit nachhinten meiner selbst zu schieben. So lange wie damals... Aber es hatte sich gelohnt. Und nur dieser Erfolg war wichtig. Ich wüsste nicht, was ohne Aitsch aus mir geworden wäre. Ich wollte es gar nicht wissen! „BELLA!?“ „Was…“, schreckte ich aus meinen Gedanken. „Alles in Ordnung mit dir?“ Carlisle, sowie jeder andere in diesem Raum, sah mich besorgt an. War ich etwa weggetreten? Hatte ich nicht vor kurzen beschlossen, das Thema zu wechseln? Einfach um solche Gedankenprozesse zu verhindern. Hier war niemand, der mich bei einem emotionalen Absturz auffangen konnte. Jake und Leah…nur die beiden waren dazu in der Lage. Ich müsste künftig lernen, allein damit umgehen zu können. Und…scheiße ich hatte Angst davor. Denn leider…stoppte das Heroin nicht immer alles. Denn leider, konnte man hin und wieder das tiefgründige Denken nicht unterlassen. Ich würde also auch lernen müssen dies abzuschalten oder…oder ich würde mir einfach mehr Aitsch reindrücken. Mhhhh…verlockender Gedanke! „Hallo…Bella?“ „Oh scheiße…tut mir leid! Ich war in Gedanken. War ein…abgefuckter Tag heute“, hauchte ich noch hinterher. Carlisle sah nicht überrascht wegen dieser Offenbarung aus. Niemand der Anwesenden sah überrascht aus. Klar sie hatten mich in der Gasse gesehen, das hatte ich jedoch nicht gemeint. Doch was vorher passiert war, davon wussten sie nichts…und so würde es auch bleiben. „Du könntest mir das letzte bisschen von dem weißen Pulver auch noch fertig machen. Jede Wette, das ich hinterher einen anwesenderen Eindruck abgeben würde.“ Grinste ich frech, erlangte aber keine Erwiderung. „Nicht lustig?“ Fragte ich vorsichtig durch die Runde. „Überhaupt nicht lustig“, wisperte Edward. „Verzeihung…daran werdet ihr euch wohl gewöhnen müssen. Ich spreche oft ohne zu denken.“ „Könnte unterhaltsam werden“, warf der Brocken ein. Wackelte dabei anzüglich mit den Augenbrauen und brachte mich zum Lachen. Seine Stimme war tief, dennoch weich. Ich hatte ihn insgeheim als meinen persönlichen Retter geordert. Denn erstens,… sah er Jacob verdammt ähnlich…bis auf diese helle Haut und diesen goldenen Augen und zweitens,… war er der Engel, der das Heroin aus der Tasche gezaubert hatte. „In der Tat, das könnte es“, gab ich ihm Recht. Dann setzte einmal mehr an diesem Abend…oder eher dieser Nacht, eine angenehme Ruhe ein. Ich stellte mit Vergnügen fest, dass ich nicht die einzige war, die unbeholfen mit dieser Situation umging. Ehrlich gesagt, fürchtete ich mich ein wenig vor mir selbst. Ich war einfach ZU entspannt. Dies hier waren mir völlig fremde Leute und ich…was wenn sie am Ende doch nicht so sauber waren wie sie erscheinen? Und da war er wieder, der alt bekannte Zweifel. Meine Gefühle und Gedanken drehten sich gern innerhalb einer Minute in 100 Richtungen gleichzeitig. Leider eine Nachwirkung des Heroins. Stimmungsschwankungen und Meinungswechsel sind keine Seltenheit in meinem Leben. Sie gehören zu Junkies, wie Trotzfasen zu Kleinkindern. Genau wie das Selbstbewusstsein, das wohl der Hauptgrund meiner Gelassenheit war. Denn normal, bin ich vorsichtiger was fremde Personen anbelangt. „Wie soll dieses `BLEIBEN´ eigentlich aussehen? Ich meine…ich weiß auch nicht. Genau betrachtet ist diese Situation verdammt schräg und ich weiß noch immer nicht wie ich das finden soll. Ihr seid nicht irgendwelche Spinner mit kranken Phantasien, die befriedigt werden möchten oder?“ Fragend und mit gerunzelter Stirn, sah ich jeden einzelnen eindringlich an. Würde ich behaupten sie wären zutiefst geschockt über diese Frage, hätte ich um Längen untertrieben. Emmett rettete diese Atmosphäre mit einem einschüchternden lachen, das mir beinahe das Innenohr sprengte. „Die kleine gefällt mir“, pfeifte er, während einer luftschnappenden Phase. Ich schüttelte grinsend den Kopf. Komischer Kauz…ich mochte ihn! „Keine Angst, du bist hier sicher“, schaltete sich die Mutter ein. „Und was wenn…wenn ihr Besuch bekommt oder was weiß ich, was alles passieren kann? Soll ich mich dann auf dem Dachboden verstecken bis die Luft rein ist? Oder bin ich, eine Nichte zwanzigsten Grades, die leicht runtergekommen zu euch getrampt ist?“ Emmett begann erneut zu lachen. Der andere…Jasper glaub ich…stimmte leise mit ein und diese kleine schwarzhaarige, die noch immer an Edward klammerte kicherte. „Weder das eine noch das andere. Wir erwarten keinen Besuch, demzufolge, wird dich auch niemand sehen.“ „Sie wissen schon Doc, das sie eine Straftat begehen. Denn gehört es nicht zu ihrer Bürgerpflicht kleine drogenabhängige Mädchen auszuliefern…ich meine, ich kenn mich mit dem Scheiß nicht aus,… Gesetze mein ich,… ich kack mit einem Lächeln aufs Parlament aber sie…eigentlich sollten sie das eher weniger oder irre ich mich da?“ „Du irrst dich…“, lächelte er und schüttelte den Kopf. Eindeutig amüsiert über mich. Damit stand er nicht alleine da. Das erste Mal, konnte sich sogar Edward ein Lächeln nicht verkneifen. Ich sah leicht irritiert, wie die schwarzhaarige Elfe ihn mit dem Ellenbogen an stupste und verheißend anzwinkerte. Merkwürdig… „…ich selbst halte nicht sehr viel von gesetzlichen Rahmen. Lass uns einfach unser eigenes Gesetz beschließen. Und das beruht einzig und allein auf der Tatsache, dir zu helfen“, ich verzog angewidert das Gesicht. Er winkte schnell ab, versuchte das eben gesagte damit unter den Tisch zu kehren. Ich beschloss, es dabei zu belassen. „Möchtest du etwas essen Kind?“ „Nein danke“, wandte ich mich an die Mutter. „Du solltest etwas essen. Ich kann mir denken, dass du heute noch nichts zu dir genommen hast.“ „Keine Ahnung“, zuckte ich die Schultern. Hatte ich? Ich wusste es wirklich nicht. Es spielt keine Rolle, ich brauche nur selten Nahrung. „Ich hab keinen Hunger, vielleicht morgen“, beschwichtigte ich. Sie seufzte, sah kurz zu ihrem Mann, dieser schüttelte kaum merklich den Kopf und sie unterließ den Versuch mich zum Essen zu bewegen. „Also…wo genau soll ich eigentlich schlafen?“ „Alice wird dir zeigen wo das Gästezimmer ist.“ „Okay und…und wann?“ Ich wollte wirklich nicht unhöflich sein, aber für heute hatte ich genug Beisammensein. Ich musste dringend über diese ganze Situation schlafen und noch sehr viel dringender… musste ich duschen. „Wenn du möchtest sofort“, lächelte Carlisle. „Ich möchte“, sagte ich schnell. Vielleicht eine Spur zu schnell, den einige…ganz besonders Edward…machten einen gekränkten Gesichtsausdruck. „Es…verdammt, ich will ja nicht verschwinden oder so…“, ich schnaufte. Himmel, diese Familie war wirklich schwierig und schwer einzuschätzen. Irrte ich mich, oder schien sich nur noch alles um mich zu drehen. Ich hasste die Tatsache im Mittelpunkt zu stehen und gleichzeitig genoss ich es. Verwirrend war das! „…ich muss nur dringend Duschen.“ Setzte ich hinterher und bemerkte wie alle aufatmeten. Ich verstand diese Familie einfach nicht. Was war ich? Der Mittelpunkt der Welt? Sie finden mich, nehmen mich mit, geben mir `H´, wollen das ich bleibe und nun…rund um die Uhr mit mir zusammen sein oder wie? Eigentlich sollte ich mich schon jetzt eingeengt fühlen. Ich fühl mich aber komischerweise nicht so. Was weiß ich… „Ja das solltest du“, sagte Alice. Rümpfte sie gerade die Nase? Ich fass es nicht…leise kichernd strich ich mir eine Strähne hinters Ohr. Also doch…mein Gestank widerte sie an. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Ich roch mich im Moment selbst nicht gern. Genaugenommen, roch ich mich niemals gern. Meine Haut hatte immer einen leicht verwesenden Geruch an sich. Ob mangelnde Körperhygiene oder dauer Konsum, ich konnte den Grund nicht benennen. Doch im Moment stank ich schlimmer als eine Kläranlage. Mir kribbelte selbst unangenehm die Nase bei diesem beißenden Gestank. Eine Dusche wäre himmlisch. „Entschuldige…“, hauchte sie nach einem ernsten Blick den Edward ihr zuwarf. „Kein Ding, ich versteh dich nur zu gut…ich stinke abartig.“ Meine Kleider waren auch noch immer eine Spur feucht. Getränkt vom kalten Schweiß und meine Haare…lieber nicht darüber nachdenken. Aber der eigentliche Grund war viel mehr meine trocknende Haut…oder wie auch immer ich das beschreiben sollte. Heroin greift sehr schnell die Haut an, sie wird rissig und juckt wie…auch keine Ahnung mit was ich das beschreiben sollte. Ein Mückenstich war nichts im Vergleich zu diesem Mist. Die Hälfte meines Körpers ist aufgekratzt einfach weil, weil einem dieser Juckreiz den letzten Nerv raubt. Jetzt mit dem kalten Schweiß am Körper, stehen alle diese Stellen in Flammen und brennen verdammt schmerzhaft. Kurz um…ich musste dringend das Salz von meinem Körper waschen. „Okay…ich zeig dir dann mal dein Zimmer“, trällerte die Kleine mit einer hellen Stimme, die mich irgendwie verwirrte. Sie war zu hell für eine junge Frau… Sie erhob sich. Lächelte mir zu und tänzelte Richtung Tür. Ich konnte ihr nur blöd hinterher starren. MEIN ZIMMER? „Kommst du?“ „Oh…ja ja, komm schon“, sagte ich schnell und erhob mich. Dann stand ich eine Weile wie bestellt und nicht abgeholt in Mitten dieser kleinen Gemeinschaft und alle Versuche etwas zu äußern, scheiterten kläglich. Ich bekam keinen vernünftigen Satz zustande. „Also…“, ich räusperte mich. „…dann ahm bis…bis morgen?!“ Es klang verdammt bescheuert wie eine Frage. Beinahe jeder grinste und nickte anschließend. Edward schien mir anhand seiner Augen etwas mitteilen zu wollen. Ich hatte keine Geduld um mich jetzt an Telepathie zu versuchen. Schenkte ihm daher ein etwas breiteres Lächeln als den anderen…das müsste erst einmal reichen. „Okay“, damit umrundete ich das Sofa und schritt auf Alice zu. „Ahmm Bella?“ Mit einem Fuß im Flur, drehte ich mich um und sah direkt Edward an. Er fuhr sich durch sein,…auf eine erotische Art und Weise chaotisches Haar… und fragte, was er wohl schon die ganze Zeit Fragen wollte. „Wie alt bist du?“ Ich antwortete nicht sofort. Mein Gesicht verzog sich zu einer emotionslosen Maske, während ich ihm genau in die Augen sah. Er hatte eine Heidenangst vor der Antwort. „Sechzehn“, flüsterte ich und ging. Warum genau ich bei dieser Frage zögerte, wurde mir erst hinterher klar. Weil…mein junges Alter erschreckend bei meinem Zustand war, jedenfalls für `normale Menschen´, auf der Straße keine Seltenheit aber hier... 17 hätte sich wesentlich besser angehört als 16, weil es ganz einfach 1 JAHR unterschied ist. Weil es sich einfach älter anhört. Was mussten sie jetzt von mir denken? Carlisle war nicht blöd…er konnte sich wahrscheinlich anhand meiner Dosis Höhe und meines Alters denken, wann das erste Aitsch seinen Weg in meinen Körper gefunden hatte. Und auch dann…wäre er mit seinem Ergebnis noch immer Meilenweit von der Wahrheit entfernt. Denn die Lage hatte es uns in den Jahren nicht immer möglich gemacht die Dosis so zu erhöhen, wie unser Körper verlangt. Wir lebten oft Monate mit einer viel zu geringen Dosis,…so wie Jake und ich es noch heute Morgen getan hatten. Und demzufolge würde die Rechnung des Doktors nicht aufgehen, diese Monate würden ihm fehlen…da war ich mir sicher. Was würde er schätzen? Wenn er gut wäre, würde er auf vierzehn Jahre kommen…wenn er GUT wäre! Ich beschloss, mir keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Vielleicht, würde ich ihnen eines Tages erzählen, wie alles begann. NUR wie es begann…nicht wie es dazu kam…NIEMALS. Still folgte ich Alice in den ersten Stock. Selbst die Treppe sah verdammt edel aus. Sie war aus irgendeinem Stein, welcher es war wusste ich nicht. Ich kannte mich auch mit diesem scheiß nicht aus. Die einzigen Treppen die ich seit Jahren betrat, waren Rolltreppen irgendeiner Mall oder diese versifften Steindinger, die in die U-Bahn Tunnel führten. „So da wären wir,…gleich neben deinem Zimmer, befindet sich das Zimmer von Edward. Geraderüber eine kleine Bibliothek. Das Zimmer von Jasper und mir befindet sich am Ende des Ganges, alle anderen wohnen oben. Dort oben ist Carlisles Arbeitszimmer…was wenn du mich fragst…eigentlich als Arztpraxis durchgehen kann….“, sie kicherte und verdrehte dabei die Augen. Ich verstand nicht wirklich warum…aber egal. „…Jedes Zimmer, hat sein eigenes Badezimmer. Du kannst dich also komplett entfalten.“ Wirklich wahnsinnig witzig. „Das dürfte nicht schwer werden“, zuckte ich die Schultern. „Oh…ach so. Ich werde dir Sachen von Rosalie raussuchen, vielleicht auch ein paar von meinen. Du bist zwar größer als ich, aber dafür extrem dünn. Wir finden schon was passendes für diese Nacht und morgenfrüh…gleich morgen Nachmittag, werde ich mit Rose nach Seattle fahren und dir besorgen was auch immer du brauchst…Kleidung, Schuhe, Kosmetik, Zahnbüste, Kamm…“ „Halt, atmet mal tief durch.“ Gott was ist das? Die Frau spricht ja ohne Punkt und Komma. So einen langen Atem hätte ich auch gern. Was tut sie? Eine imaginäre Liste runter rattert? Ich starrte sie vollkommen überfordert an und sie…tja sie kicherte. „Sorry…daran wirst DU dich wohl gewöhnen müssten.“ Mit diesem Satz, drückte sie die Klinke runter, schaltete Licht ein und offenbarte mein vorrübergehendes Reich. Allerdings hatte ich nicht sehr viel übrig dafür, den etwas anderes blockierte meine Begeisterung. „Moment,…wie ihr werdet Sachen für mich besorgen?“ Ich trat nach ihr ins Zimmer, überblickte einmal alles und fixierte anschließend diese kleine Hexe. „Du kannst unmöglich, länger mit deinen Sachen rumlaufen. Sie sind unmodern, kaputt, dreckig und entschuldige aber…sie stinken mindestens so sehr wie du selbst.“ Da hatte sie recht aber… „Ich kann das nicht akzeptieren. Seid ihr wahnsinnig? Das wird doch viel zu teuer.“ „Tja meine Liebe, gewöhn dich an diesen Gedanken, denn etwas daran ändern wirst du nicht können.“ Ich öffnete den Mund, schloss ihn gleich wieder. Was soll’s…mir kam der leichte Verdacht, dass ich nicht die geringste Chance gegen sie hatte und zum Streiten war ich eindeutig zu ausgelaugt. „Ich weiß nicht welche Kleidergröße ich habe“, zuckte ich die Schultern. Sie musterte mich einmal von oben bis unten. Grinste anschließend und winkte ab. „Das bekommen wir schon hin.“ „Wenn du das sagst“, gab ich mich geschlagen. „Wunderbar…wir zeigen dir dann morgen das Haus. Brauchst du sonst noch etwas oder hast du Fragen?“ Wie in Trance schüttelte ich den Kopf. Nahm das erste Mal das Zimmer in mich auf und weitete schockiert die Augen. Himmel…was war es? Eine Luxussuite? Es hatte, wie schon das große Wohnzimmer eine komplett verglaste Seitenfront. Ein unglaublich großzügiges Bett, in dem locker zehn Personen Platz finden würden. Ein Edler,.. wenn mich meine Kenntnisse nicht täuschen… Mahagoni Kleiderschrank der neumodernen Art, nahm beinahe ein dreiviertel der Wand ein. Ein Schaukelstuhl, stand in einer Ecke und alles war in Rottönen, der unterschiedlichsten Art gehalten. „Gefällt es dir?“ „Machst du Witze?“ Ehrfürchtig schritt ich durchs Zimmer. Strich verträumt mit den Fingerspitzen über den seidigen Stoff des Betthimmels und seufzte. „Es ist perfekt…mehr als ich verdient hätte“, hauchte ich leise. „Sag sowas nicht“, hauchte Alice beinahe genauso leise. Dann nahm sie meine Hand, zog mich durch den Raum und blieb vor einer weiteren Tür stehen. „Dein Badezimmer…geh Duschen, Bade…was auch immer du willst. Lass es dir gut gehen und verwöhn dich. Wenn du fertig bist, wirst du auf dem Bett Kleidung finden.“ „Warte mal…“, hielt ich sie auf, weil sie anstalten machte zu gehen. „Und Rosalie oder du…ihr werdet keine Probleme damit haben, wenn ich eure Sachen anziehe?“ Ich konnte mir diese Frage nicht verkneifen. Musste es nicht ekelig für Menschen sein, mich in ihren Kleidungsstücken zu wissen? „Quatsch…warum sollten wir etwas dagegen haben? Wir haben Unmengen an Kleidung. Mach dir keine Gedanken…wir geben dir gern etwas.“ Sie lächelte mich freundlich an und schritt durch die Tür. „Ach Alice…“, abrupt hielt sie inne und drehte sich zu mir. „Mhhh?“ „Wie hast du das gemeint…`das Zimmer von Jasper und mir´?“ Ein breites Grinsen legte sich auf ihre kindlichen Züge, ehe sie frech den Kopf schüttelte und mit der Zunge schnalzte. „Dafür ist noch Zeit.“ Ich runzelte die Stirn, gab mich allerdings geschlagen. Ich war noch nie der Typ Mensch, der Diskussionen liebte oder gar heraufbeschwor. „Okay…und ahmmm…DANKE.“ „Gern“, dann war sie verschwunden. Mir fiel ein Stein vom Herzen als die Tür hinter ihr einrastete. Es war, trotz allem…erleichternd endlich allein zu sein. „Und nun?“ Ich drehte mich einmal um meine eigene Ache, zuckte dann die Schultern und fixierte die Badezimmertür. Ob schräge Situation oder nicht, ich musste Duschen. Die oberste Priorität in diesem Moment, anschließend musste ich schlafen um diesen abgefuckten Tag endlich hinter mich zu bringen. Ohne umschweifen, betrat ich das Badezimmer und fühlte mich einmal mehr an diesem Tag vollkommen fehl am Platz. Normalerweise würde mich etwas Simples wie ein BADEZIMMER nicht blöd aus der Wäsche glotzen lassen aber das… Anscheinend hatten sie mehr Geld zur Verfügung als gesund zu sein schien. Denn das hier war ohne jeden Zweifel das bestaussehendste Badezimmer das ich je gesehen hatte. Sehr viele hatte ich zwar noch nicht gesehen, aber das ist eine andere Geschichte. Während meine Augen akribisch jeden Winkel scannten, schälte ich mich aus meinen Klamotten. Mich traf sogar das schlechte Gewissen, als ich meine schmutzigen und stinkenden Kleider auf diese glänzenden schwarzen Fliesen fallen ließ,… die wirklich perfekt mit diesen schwarz weißen Mosaikfließen harmonierten,… die bis Hüft Höhe an den Wänden angebracht worden waren. Ich stand vor der Qual der Wahl. Ein wunderbar entspannendes Bad in dieser geeckten Badewanne, die anscheinend jede Spielerei… von Sprudel bis Lichteffekte… beinhaltet oder eine schnelle Dusche? Ich entschied mich etwas wiederwillig für die Dusche, einfach weil dieser Tag endlich sein Ende finden musste. Barfuß und entschlossen, tapste ich also zur Dusche. Wenn man das Ding den überhaupt noch Dusche nenne konnte. Übergroßes - arschteuer aussehendes - luxuriöses - whirlpoolartiges Teil mit Schiebetür hätte es besser getroffen. Und dann, dann ließ ich das erste Mal seit…keine Ahnung wie lange…warmes Wasser über meine angeschlagene Haut rieseln. Yeah rieseln…es war kein Strahl. Ich glaube Regenwalddusche oder so, würden diese übergroßen Brausen genannt. Diese Dusche, war sein ganz eigenes Erlebnis und ich verfluchte die Tatsache, dass ich mich von diesem Luxus früher oder später verabschieden musste. Meine Haare wusch ich ganze fünf Mal. Erst als meine Kopfhaut zu brennen begann hörte ich damit auf. Meine Haut musste sich einer schnelleren Behandlung unterziehen. Denn die offenen Stellen brannten zu sehr, als das ich lange an ihnen herum Schrubbern konnte. Aber egal…ich wurde sauber und nur das allein zählte. Während ich mich abtrocknete, sah ich unentwegt in den großen Spiegel direkt über den beiden Waschbecken. Selbst gewaschen, sah ich absolut dreckig aus. Absolut krank…ja krank war die beste Beschreibung für mein Aussehen. Ich war mir sicher, einige Leichen würden gesünder aussehen als ich. Wahnsinn wie sehr das Heroin an mir gezerrt hatte. Die vielen…sehr vielen roten Flecke in meinem Gesicht und auf meiner Haut sahen abartig aus. Die vielen offenen Stellen noch sehr viel schlimmer. Stöhnend wandte ich mich ab. Was soll’s… Alice hatte Wort gehalten. Auf dem Bett lagen einige Kleidungstücke. Eine Schlafshorts, die ich mir sofort überzog und ein ziemlich großes T-Shirt. Das…höchstwahrscheinlich von einem der Jungs zu sein schien. Als ich auch dieses anhatte und die anderen Kleider auf den Schaukelstuhl geschmissen hatte, ließ ich mich ohne groß darüber nachzudenken auf das einladende Himmelbett fallen, krabbelte sofort unter die Decke und…schlug sie stöhnend wieder zurück. „Scheiße“, fluchte ich. Das verdammte Licht, würde sich sicher nicht von allein ausschalten. Also stieg ich aus und hätte am liebsten vor Wut auf den Boden gestampft, als ich den kleinen Schalter direkt neben der linken Seite des Bettes an der Wand ausmachen konnte. Ich betätigte ihn und siehe da…es würde dunkel um mich herum. Schnell schlüpfte ich zurück ins Bett und schloss die Augen. Ich WOLLTE auf der Stelle einschlafen. Den das Hochgefühl…es ebbte ab. Und das…spürbar und in einem rasanten Tempo. *********** Ja…das liebe Gute Hochgefühl. Nur diesem besagten Gefühl ist es zu verdanken, das Bella die ganze Sache locker aufgenommen hat. Ich bin gespannt auf eure Meinungen. Wünsch euch was… GGLG jennalynn Kapitel 17: Notwendiges Gespräch -------------------------------- Einen wunderschönen dritten Advent ihr süßen. Ich hab jetzt mal wieder eine Edward POV für euch. Es wird viele Fakten geben…was ich persönlich aber sehr interessant finde. Aber lasst euch einfach überraschen. Viel Spaß! ********** Edward POV Das leise Rauschen des Wassers aus dem ersten Stock entspannte meinen Körper auf eine angenehme Art und Weise. Es signalisierte mir endgültig, dass sie vorläufig bleiben würde. Die erste Hürde war geschafft,…viele weitere würden folgen und keine davon darf scheitern. Ein Versagen, würde ihren Tod bedeuten,…dem sie, so erschrecken diese Erkenntnis war, wohl schon näher war als dem Leben. Ich stützte meine Ellenbogen auf die Knie und legte mein Gesicht in die Handflächen. Alle Gedanken schaltete ich Bewusst aus, es gab Moment…da wollte ich meinen Kopf für mich alleine haben und erst recht nicht, in einem anderen sein. „Es wird alles gut werden Edward.“ Den Optimismus meiner Mutter hätte ich auch gern. Ich sah auf, achtete nicht auf sie sondern sah zu meinem Vater. Als sich unsere Blicke trafen, seufzte er schwer und brach den Blickkontakt ab. Mit einer Hand, fuhr er sich durch sein blondes Haar. Er sah Müde aus… „Carlisle?“ Esmes Optimismus verflog genauso schnell, wie er gekommen war. Sie rückte zu ihm auf die Couch, setzte sich auf die gleicht Stelle auf der Bella vor kurzen noch gesessen hatte und legte zärtlich eine Hand auf seinen linken Oberschenkel. Bella…was für ein wundervoller Name. Auch wenn sie anderer Meinung war, so fand ich dennoch, dass er perfekt zu ihr passte. Voreingenommenheit hin oder her. Sie war wunderschön in meinen Augen…und würde es immer sein. „Was denkst du?“ Dad sah sie an, lächelte träge und zuckte leicht die Schultern. „Ich weiß es nicht…“, in diesem Moment kam Alice. Sie schenkte mir ein trauriges Lächeln und setzte sich wieder neben mich. Nahm eine meiner Hände in ihre und beugte sich vor…hing wie jede andere gebannt an Carlisles Lippen. „…ein dreiviertel Gramm, ist keine Dosis die unser Vorhaben vereinfachen würde. Es ist erschreckend hoch für ein sechzehnjähriges Mädchen…“ Sechzehn…was ging in dem Kopf einer sechzehnjährigen vor, das sie zu diesen Mitteln greifen lässt? Himmel…sechzehn ist verdammt jung! „…jeder fängt klein an. Anfangs werden keine 0,10 Gramm pro Druck injiziert und mit diesem Druck kommt der Betroffene einen ganzen Tag aus, in den meisten Fällen mehrere. Denn oft beginnt die Sucht schleichend. Erst an einem Tag in der Woche, irgendwann werden es zwei und ehe man sich versieht drückt man jeden Tag…spürt erst die Abhängigkeit, wenn die ersten Entzugserscheinungen auftreten, was in der Regel ziemlich schnell nach dauerhaften Konsum der Fall ist…“, er machte eine Pause um sich erneut durchs Haar zu fahren. „…wenn man dann erst einmal abhängig ist, gibt es selten ein zurück. Ganz entsetzlich endet diese Sucht für Leute ohne Sozialen Kontakt…ohne Familie. Wenn niemand da ist, der Veränderungen des Familienmitgliedes wahrnimmt…dann kann auch nicht geholfen werden. Und von allein, wollen die wenigsten aufhören, denn oft gab es einen einschlagenden Grund, der sie genau in diese Richtung getrieben hat…“ „Wie bei Bella“, mischte sich Jasper ein und ich würde sofort hellhörig. „Wie meinst du das?“ „Lasst uns Bellas Situation bitte gleich besprechen…erst möchte ich euch mehr über diese Art von Sucht berichten.“ Ich nickte wiederwillig, verkniff mir auch das schnüffeln in Jaspers Gedanken. Alles nacheinander! „…wenn also niemand da ist, der es versucht aufzuhalten, wird es immer mehr voranschreiten. Nach einiger Zeit wird die Dosis vom Körper als Selbstverständlich angesehen und der erhoffte Effekt bleibt aus. Eine Unzufriedenheit macht sich in dem Betroffenen spürbar und es gilt alles, dies zu bekämpfen und das Wohlgefühl wiederzuerlangen. Also wird die Dosis erhöht und das…immer und immer wieder. Bei Neueinsteiger meist erst um weitere 0,10 Gramm aber irgendwann, reicht auch diese kleine Veränderung nicht aus, um den Körper und vor allem den Geist zu befriedigen und es wird noch mehr injiziert…“ Er stoppte im gleichen Augenblick, wie oben das Wasser abgestellt wurde. Jeder lauschte dieser kleinen Veränderung, ganz besonders ich. Ein Handtuch das raschelte, eine niedliche Stimme die seufzte und dieser beruhigende gleichmäßige Herzschlag der…das schönste war, das je mein Gehör erfreut hatte. „…die Persönlichkeit ändert sich drastisch. Positive Eigenschaften, weichen den negativen. Alles und jeder wird zweitrangig…nur der nächste Schuss zählt, nur der ist wichtig. Gesetze werden gebrochen, Prinzipien über Bord geworfen…das Pflichtbewusstsein verkümmert…“, führ er fort und mich traf jedes Wort mit einer vollen Breitseite. „…Kontakte die noch bestanden, werden vernachlässigt bis bald niemand mehr da ist. Junkies sind Einzelgänger! Untereinader verstehen sie sich mehr schlecht als recht. In heiklen Situationen, ist jeder auf sich allein gestellt…bei mangelndem Heroin werden sie aggressiv, fahren schnell aus der Haut. Freundschaften werden genauso schnell beendet, wie sie geschlossen werden...“ Er seufzte tief. Es bereitete ihm große Anstrengung uns an seinem phänomenalen Wissen teilhaben zu lassen. Wir Vampire, wussten beinahe alles…allerdings auch nur das, das uns interessierte oder das, was wir irgendwann mal aufgeschnappt hatten. Mit Drogen, hat sich in dieser Runde noch niemals jemand bewusst befasst…bis auf Carlisle. „…im Grunde, ist jeder auf sich allein gestellt. Dazu kommt die dauernde Angst, die schnell zur Paranoia ausarten kann. Der unbändige Druck der auf ihnen lastet zerstört ihr Denken…die Beschaffung der Drogen nimmt den ganzen Tagesablauf ein. Wichtige Bedürfnisse wie,… essen, trinken, schlafen…werden unwichtig. Der Süchtige nimmt auf sich, was er auf sich nehmen muss. Diebstähle, Einbrüche…selbst Morde gehen auf das Konto einiger Junkies. Frauen und Mädchen…“ Als er stoppte und mir gequält in die Augen sah, wurde mir siedend heiß. Ich wollte nicht hören was kommt, ich konnte es mir denken… „…Frauen und Mädchen…“, fuhr er wispernd fort, beobachtete mich dabei wachsam. „…finden sich schnell am… am Straßenrand wieder… dort, bieten sie ihre Körper für wenig Geld an…“ Ich schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, zitterten leicht. Alice strich beruhigend mit ihrem Daumen über meine Handoberfläche. Jeder um mich herum verhielt sich still, nur das stetig klopfende Herz hallte in meinen Ohren wieder…das leise Luftholen. Ich konnte die Bilder, die Carlisle in mir heraufbeschwor nicht verdrängen. Sah stinkende, behaarte, fette Leiber die lüstern die zarten Kurven meines Mädchens mit ihren milchigen Augen nachfuhren. Ich konnte Bellas emotionslosen Gesichtsausdruck sehen, während sie langsam einen viel zu kurzen Rock öffnet. Ich sah ihre ausdruckslosen Augen, als die Männer in sie… Ich fing an zu schnaufen, versuchte die Wut zurück zu kämpfen. Die Muskeln meiner Wange zuckten unaufhörlich. Das Polster rechts neben mir senkte sich leicht, eine weitere Hand kümmerte sich um die, die nicht in Alice Fängen war. „Beruhig dich Edward…“ Rosalie klang besorgt, besorgt wie lange nicht mehr. Unter großer Anstrengung sah ich auf, direkt in ihre goldenen Augen. „Bitte…du hast keine Gewissheit das Bella dies wiederfahren ist. Es…ich weiß es ist schrecklich mit dem Gedanken umgehen zu müssen aber…du darfst dich jetzt nicht von deinen Gefühlen leiten lassen. Du musst stark sein…für sie.“ Und sie hatte recht. Sie war die einzige in diesem Raum, die in etwa nachempfinden konnte was in mir und vor allem Bella vorgegangen sein musste…sollte es tatsächlich dazu gekommen sein. Denn ihr Leben, fand unter einer ähnlichen Situation sein Ende. Aber wie sollte ich stark sein? Noch nie fühlte ich mich so schwach wie am heutigen Tag. Es war einfach zu viel auf einmal. Es sollte etwas Schönes sein, seinen Gefährten zu finden. Das war es auch…aber die Lage war leider eine ganz andere. Ob ich jemals mit ihr glücklich werden würde? Diese Antwort stand in den Sternen. „Okay…weiter“, forderte ich Carlisle auf. Ich lehnte mich zurück. Meine beiden Schwestern kuschelten sich jede an eine meiner Seiten und gaben mir den Halt, den ich so dringend brauchte. Esme sah sich das Bild gerührt an und Carlisle…nun er seufzte erneut. Auf Emmett und Jazz achtete ich im Moment nicht. „…schon bald folgen Krankheiten. Viele…schlimme…die aber nicht ernstgenommen werden. Ich könnte sie euch jetzt aufzählen, aber ich denke das dies erst einmal nicht von belangen ist. Ich muss Bella dazu bringen, sich von mir untersuchen zu lassen, erst dann wird dieses Thema ein aktuelles Thema…“, jeder nickte, mich eingeschlossen. „…Ich könnte allerdings, eine erste Diagnose stellen. Die im logischen und medizinischen Aspekt mit der Höhe ihrer täglichen Dosis harmonieren würde“, wieder sah er mich an. „Stell sie schon…“, hauchte ich schwach. „Es ist das offensichtliche. Sie ist stark untergewichtig. Ich denke, dass ihr Flüssigkeitshaushalt besorgniserregend ist. Sie ist blass, ihr Gesicht eingefallen. Sie hat dicke Ringe unter den Augen. Der Hautausschlag, ist eine Nebenwirkung des Heroins. Allein am linken Arm, konnte ich zwei Thrombosen ausmachen. Viele der Einstiche waren entzündet, es besteht eine erhöhte Hepatitis Gefahr. Von allen anderen Keimen die sie durch verdreckte Nadeln in sich aufgenommen hat, möchte ich nicht sprechen. Es ist wichtig…das ich sie von Kopf bis Fuß auseinander nehme. Ich hoffe…auf ihre Einverständnis.“ „Was denkst du…wie lange wird sie schon…“, ich war nicht einmal im Stande diesen Satz zu Ende zu führen. „Sie ist sechzehn, sie drückt ein dreiviertel Gramm und das mehrmals täglich…“, er zuckte wieder die Schultern. „Vielleicht ein Jahr, vielleicht mehr…“ Ich hielt das nicht aus. Ohne Rücksicht auf meinen Schwestern sprang ich auf und schritt zum Fenster. „Edward“, seufzte er. „Fünftzehn, vielleicht sogar vierzehn ja…“, knurrte ich und hatte das Bedürfnis irgendetwas zu zerstören als er nickte. „Zum Teufel nochmal…das ist viel zu jung. Sie war noch ein Gottverdammtes Kind verdammt nochmal“, schrie ich und raufte mir das Haar. „Bitte…Edward beruhig dich. Sie…sie ist erst eingeschlafen, sei nicht so laut. Lass uns ruhig weiterreden, setz dich wieder zu uns…bitte.“ Esme stand hinter mir, hatte ihre kleinen Hände auf meine Schulterblätter gelegt und streichelte diese sanft. „Ich kann das nicht…warum…warum sie, warum pumpt sich ein Kind Heroin in die Venen Carlisle, sag es mir?“ Mit dieser Frage, drehte ich mich zu den anderen, die alle leidend auf den Boden starrten. Meiner Mutter legte ich einen Arm um ihre zierlichen Schultern und drückte sie an meine Brust, musterte aber ganz genau Carlisle. „Auf diese Frage, gibt es viele Antworten Edward…nur sie kann uns den wahren Grund nennen.“ „Ich kann ihre Gedanken nicht lesen.“ Sprach ich aus heiterem Himmel, vollkommen zusammenhangslos. Erntete dennoch sechswaches Keuchen. „Aber…wie kann das sein?“ „Ich weiß es nicht“, stöhnte ich und fiel komplett in mich zusammen. Esme brachte mich mehr schleppend als stützend zurück zum Sofa, bugsierte mich zwischen meinen Schwestern und hockte sich vor mich. Nahm meine Hände in ihre und seufzte schwer. „Genau genommen…scheiße mir ist das erst jetzt bewusst geworden“, flüsterte ich. Ja…wie konnte das sein? Ich hörte jeden Gedanken, von jeder Person…nie gab es eine Ausnahme…bis jetzt! Warum ist mir das nicht sofort aufgefallen? Diese Stille die sie umgab…alles war so ruhig in ihrem Kopf. Ich hätte das doch sofort bemerken müssen. „Vielleicht…hast du nicht genau darauf geachtet. Es ist ja auch eine verteufelte Situation, ich meine… da kann es doch passieren, dass man so etwas Wesentliches übersieht“, sprach Emmett meinen nächsten Gedanken aus. „Vielleicht…keine Ahnung“, hauchte ich schwach. „Aber es muss doch einen Grund dafür geben“, wunderte Esme weiter. „Vielleicht kann er sie nicht lesen, weil sie seine Gefährtin ist.“ „Glaub ich nicht, ich kann deine Gefühle auch spüren Schatz und du bist meine Gefährtin. Im übrigen, kann ICH Bellas ganz genau spüren…merkwürdig…“, mischte sich Jasper ein. Mir war das gerade völlig egal. Während meine Familie weitere Thesen aufstellte verfiel ich in Selbstmittleid. Ich hörte ihnen nicht zu. Einzig und allein Carlisles bohrender Blick lastete auf mir. Ich war nicht stark genug um ihn zu erwidern. „Edward…hey, bist du noch anwesend?“ „Was…tut mir leid.“ „Macht doch nichts Schatz“, Esme strich mir liebevoll über die Wange, erhob sich und schlenderte wieder zu ihrem Mann. „Ich denke, so schnell werden wir keine Antwort darauf bekommen…“, runzelte Dad die Stirn und fixierte mich wieder. „…aber es verkompliziert die Sache um einiges“, ich nickte, wusste was er damit meinte. Würde meine Gabe bei Bella funktionieren, wüssten wir was in ihrem Kopf vorgeht, könnten gezielt daran anknüpfen. Aber ganz ehrlich, ich war mir nicht sicher wirklich in ihren Kopf schauen zu wollen. Das erste Mal meines Daseins, war ich sogar ganz froh darüber nicht zu wissen was ein anderer dachte, einfach weil…weil mir reicht was ich sah. Ich würde mit ihren schrecklichen Gedanken nicht umgehen können…definitiv nicht. „Was meintest du vorhin, Jasper? Und was ist es was du bei ihr spüren kannst?“ Fragte Alice ihren Liebsten. Jeder schenkte Jasper seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Selbst ich richtete mich wieder auf. „Carlisle sprach von einem Grund, der die meisten in diese Sucht treibt…nun ich denke zu wissen was Bella vielleicht in dieses Leben getrieben hat. Es muss etwas mit ihrer Familie zu tun haben. Dieser Schmerz der von ihr ausging, als Carlisle uns als seine Familie vorgestellt hatte war unmenschlich. Sie litt Höllenqualen, allerdings verlor sich dieses Gefühl schnell…als hätte sie es effektiv zurückgekämpft. Ich denke,…das Heroin war ihr dabei behilflich…“, Carlisle räusperte sich und Jasper hielt inne. „Heroin ist gut darin Gefühle und Erinnerungen zu blockieren. Wahrscheinlich ist das eines der Ziele, die sich eine Vielzahl jeder wünscht, die das erste Mal konsumieren. Die euphorische Wirkung, die nach jedem Schuss freigesetzt wird, ist der Bonus. So denke ich, aber mit Gewissheit kann ich es nicht sagen. Ich habe nie die Beweggründe eines Süchtigen erfahren.“ Kam es mir nur so vor oder würde alles nur noch schlimmer? Nicht schlimm genug, das sie abhängig war. Jetzt gab es auch noch einen schrecklichen Grund, der so schwer auf ihrer Seele lastet, das sie einfach nicht anders konnte, als ihn mit Heroin zu betäuben. „Mein Gott…“, sofort tätschelten meine Schwestern meine Knie um mich vor einem erneuten Ausbruch zu bewahren, ich war ihnen ungeheuer dankbar für ihr Mitgefühl und ihr Verständnis…jedem einzelnen. „…ich meine, WO sind ihre Eltern?“ Stellte Jasper die Frage aller Fragen. Ein längeres Schweigen setzte ein, bis Carlisle sich erneut räusperte. „Das hab ich mich auch schon gefragt. Es ist eindeutig, dass sie seit längerem die Straße ihr zuhause nennt. Was also kann geschehen sein? Wurde sie verstoßen? Ist sie weggelaufen, weil etwas Schreckliches im Kreise der Familie vorgefallen ist?“ „Auch das werden wir nur durch ihre Hilfe erfahren können“, hauchte Esme bedrückt. „Leute ernsthaft…“, fuhr ich dazwischen. „…machen wir uns lieber Gedanken wie wir ihr helfen können. Sie muss weg von diesem scheiß und das lieber gestern als morgen.“ Damit stoppten die Gespräche und auch das…immer lauter werdende Rauschen in meinem Kopf. Es war unerträglich, wenn sie alle gleichzeitig anfingen fieberhaft zu denken. Selbst dann, wenn ich ihre Gedanken bewusst ausblendete. „Edward hat recht…also, was machen wir?“ Warf Rosalie, die alles entscheidende Frage in den Raum, sah dabei aber wie jeder andere Carlisle an. „Wir müssen ihr Vertrauen gewinnen…alle gemeinsam oder einer allein…“, dabei sah er gezielt mich an. „Du denkst…ICH? Warum sollte sie mir vertrauen?“ „Sie ist deine Gefährtin!“ Sagte Alice beinahe belustigt über meinen fehlenden Scharfsinn. Ich lachte humorlos. „Und? Sie weiß es nicht…spürt es nicht“, wisperte ich. „Da irrst du dich…von ihr ging nicht nur Schmerz aus Edward. Immer wenn sie dich ansah…ich will nicht sagen, dass es liebe war. Wahrscheinlich kann sie etwas Derartiges nicht einmal empfinden…“, Carlisle nickte auf Jaspers Feststellung. „…aber dort war Faszination, Vertrautheit…Verwirrung“, lächelte er. Und mir…mir ging es sofort besser. Sie fühlt etwas…etwas Schönes, wenn sie mich ansieht? War das der Grund, Hoffnungen aufkeimen zu lassen? Würden diese Gefühle am Ende stark genug sein, ihre Sucht zu bekämpfen? Wenn sie trotz Entzugserscheinungen, trotz Heroin im Blut fähig ist, etwas für mich zu fühlen…dann war das gut oder? Sehr gut sogar! Ein kleines Lächeln stiehl sich auf meine Züge und jeder in diesem Raum erwiderte es. „Okay…also Vertrauen“, nickte ich Carlisle zu. Dieser amüsierte sich köstlich über mein aufgeregtes Gesicht. Fing sich dann recht schnell wieder und fuhr fort. „Genau vertrauen…sie darf sich unter keinen Umständen bedrängt fühlen. Vermeidet es ihr dutzende Fragen auf einmal zu stellen. Geht sachte beim Fragen um. Versucht mehr aus dem Hinterhalt Antworten aus ihr heraus zu kitzeln. Zeigt Verständnis für ihre Situation. Gebt ihr immer das Gefühl erwünscht zu sein. Bezieht sie mit ein…unternehm etwas mit ihr. Lacht…habt Spaß…zeigt ihr, wie toll es sein kann eine Familie zu sein…aber übertreibt es nicht… seit einfach… einfach ihr selbst.“ Man würde meinen, das würde nicht schwer werden. Doch das war es,…weil so viel davon abhing. Zwar war sie MEINE Gefährtin, doch damit wurde sie sofort ein Teil der Familie. Und man hilft seiner Familie! Jeder liebte sie…konnte gar nicht anders…schon jetzt. „Wir sind Vampire“, warf Emmett vollkommen zusammenhangslos ein. „Ja…das sind wir…“, Carlisle machte eine gedankliche Pause, kratzte sich für Vampire total unnötig am Kinn und seufzte wieder. „…wenn wir davon ausgehen, dass sie Vertrauen aufbaut. Das sie soweit ist, etwas über ihr Leben preiszugeben. Vielleicht soweit ist, ihre Gefühle zu Edward anzunehmen…zu erkennen…“, er stoppte wieder. Mich machte diese permanente Unterbrechung nervös. Was denn nun? Was machen wir? Denn irgendwie…konnten wir nicht wir selber sein…nicht ganz! Gott…wie würde sie reagieren, wenn sie die Wahrheit erfährt? Ich schluckte unweigerlich…der ganze Rettungsversuch wäre zum Scheitern verurteilt, wenn sie es nicht so aufnimmt, wie es sich ein jeder hier erhofft. Sie wäre verloren…ich wäre es ebenfalls. „Irgendwann wird sie die Wahrheit erfahren müssen…“, fuhr Carlisle fort…jeder nickte. „…ich würde sagen wir lassen es darauf ankommen. Wir können nicht planen, es wäre Blödsinn. Ihr Gemütszustand kann sich binnen weniger Minuten verändern. Wer weiß, wie sie morgen über die ganze Sache denken wird? Wer weiß, wie sie in einigen Tagen, Wochen…Monaten denken wird? Erst einmal, müssen wir ihr Vertrauen gewinnen, das hat oberste Priorität!“ „Was…wenn ich etwas falsch mache…wir etwas falsch machen?“ Rosalie drückte meine Hand. „Du wirst nichts falsch machen Edward…du hast es im Blut, würde jetzt passen…“, sie kicherte…jeder andere mit, außer mir…ich war zu angespannt. „…du wirst instinktiv wissen was du tun musst und wir…ich denke es wird kein Problem sein. Sie scheint nett und lustig zu sein. Verdammt skeptisch aber hey…sie ist hier. Wie schlimm kann es also noch werden?“ Sie hatte recht! „Und wenn du dich verrückt machst…Edward, sie wird es merken. Sei einfach du selbst. JA deine Gefährtin ist Heroin abhängig, sechzehn, lebt auf der Straße, sie sieht Krank aus…ist es wahrscheinlich sogar aber…sie ist nun nicht mehr allein. Von jetzt an, kann es nur besser werden. Wenn sie deine Bestimmung ist…dann werdet ihr beide die Kraft haben an dieser Situation zu wachsen. Ihr seid bestimmt dazu glücklich zu sein. Zweifel nicht an dir…es ist Unsinn. Nehm jede Hürde wie sie kommt…ich bin ganz sicher, es wird sich am Ende bezahlbar machen.“ Würde ich es können, würde ich heulen. Noch niemals habe ich meine blonde,…hin und wieder kühle…Schwester so imposant reden hören. Hatte sie jemals solch liebe Worte hintereinander gesagt? Zu…zu mir? Wann war sie so Gefühlvoll geworden? „Rose du…wer bist du und was hast du mit meiner Frau gemacht?“ Rettete Emmett diese rührende Situation mit einen seiner…oft unmöglichen…Kommentare. Er hatte seine ganz eigene Art mit heiklen Situationen umzugehen. Manchmal, beneidete ich ihn für seine unbekümmerte Art und Weise. Sie schlug ihn…ohne hinzusehen…auf den Hinterkopf, lächelte jedoch und blickte mich dabei so weich an das ich nicht anders konnte als sie in den Arm zu nehmen. „Aus deinem Mund hört sich das alles so leicht an“, nuschelte ich in ihren nach Aprikosen duftendem Haar. „Wenn du versucht die Situation zu akzeptieren und aufhörst nur das negative aus ihr heraus zu pullen, dann wirst du selber sehen das nicht alles schlecht ist. Edward…du hast sie gefunden. Freu dich…und sei mit ihr Stark das letzte zu bekämpfen was euch im Wege steht.“ Verdammt…ich liebe sie! War sie jemals eine so gute Schwester gewesen? Ihre Worte machten Sinn. Und das Beste,…sie bauten mich auf. Gaben mir zurück was ich vor einige Stunden verloren hatte…meinen Kämpfergeist. Oh ja ich würde für dieses Mädchen kämpfen…auch wenn es das letzte ist, was ich tun werde!!!! „Warum verwandelst du sich nicht einfach, Carlisle?“ Mit dieser Frage aus Emmetts Mund, löste ich die Umarmung mit meiner Schwester und sah geschockt zu Carlisle. Nicht, dass ich es gut heiße, jemanden dieses Leben aufzudrücken aber…ja warum eigentlich nicht? Sie…wenn sie mich so liebt, wie ich sie liebe dann wird sie das sowieso wollen. Denn…es ist UNSERE Bestimmung FÜR IMMER zusammen zu sein. Und für immer geht nur, wenn wir beide den Ewigen Tod erlangen. Sie würde doch wollen oder? Ich meine…warum nicht? Es würde ihr alles ersparen. Wir könnten nach der Verwandlung anfangen uns kennenzulernen. Nicht unbedingt die normale Reihenfolge aber…es würde alles einfacher machen und so wie ich die Situation betrachte…hat sie keinen Grund um es nicht zu wollen. Sie lebt auf der Straße…allein. Nichts gibt es was sie aufhalten könnte. Nichts gibt es, an das sie sich gebunden hat. Gar nichts, würde ihr im Wege stehen. Sie kann nur gewinnen!!! „NEIN“, sprach das Oberhaupt so entschieden das meine gerade gesammelte Euphorie wie eine Seifenblase verpuffte. „Nein?“ Harkte ich nach…verstand nicht warum er so sehr dagegen war. Er hatte mich verwandelt…Esme, Rosalie…Emmett. Warum war Bella ein Problem? Ich kämpfte meinen Zorn zurück…als er mich bedeutend ansah. Das Eindringen in seinem Kopf frustrierte mich noch mehr, denn er schleuderte mir ein Schlaflied in den Kopf. Hin und wieder mochte er nicht, wenn ich vor allen anderen wusste, was er sagen wollte. Ungeduldig, zog ich mich aus seinem Kopf zurück, sein amüsiertes Grinsen brachte mich zur Weißglut. „Nein…entspann dich Edward und hör mir erst einmal zu“, ich schnaufte genervt, nickte dennoch brav. „Es ist ähnlich wie meine Entscheidung, ihr in großen Mengen Heroin zu geben…“ Ich verstand nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte. Noch immer konnte ich sein Handeln nicht ganz nachvollziehen. Ja…ich hatte den Einblick in seinen Gedanken gehabt. Und JA es war logisch, ist es noch immer. Doch…es schmerzt, es mit ansehen zu müssen. „Wie ich vorhin schon zu Bella gesagt habe…hätte ich sie entziehen lassen, hätte es keinen Erfolg gezeigt. Sie wäre nach dieser, prägenden, erschreckenden, schmerzhaften…“, er schnaufte…verschluckte die anderen niederschmetternden Eigenschaften die ein Entzug mit sich bringen würde. „…sie wäre nach diesem Erlebnis sofort abgehauen. Hätte sich wahrscheinlich nicht einmal umgedreht und wäre mit großer Wahrscheinlichkeit sofort rückfällig geworden. Ein Entzug muss als aller erstes im Kopf beginnen. Sie muss selbst aufhören wollen. Vom Herzen wollen…alles andere führt zu keinem Erfolg.“ „Ja aber…aber wenn du sie verwandeln würdest, dann…dann müsste sie gar nicht entziehen“, stotterte ich niedergeschlagen. „Ich werde sie nicht gegen ihren Willen verwandeln“, sagte er ernst und ich knurrte leise…konnte es nicht verhindern. „Mich hast du auch nicht gefragt…Esme, Rosalie und Emmett auch nicht soweit ich mich erinnere und meine Erinnerung an diese Tage ist sehr deutlich…Dad.“ Zischte ich bedrohlich leise in seine Richtung. Für einen Moment, sah er mich erstaunt an, doch dann wurde auch sein Gesicht wütend. Ich war dabei seine Autorität zu untergraben…so etwas konnte er ganz und gar nicht ausstehen. Nicht…wenn er sich im Recht sah! „Ihr lagt im Sterben…wann hätte ich das tun sollen?“ Alice zog mein Gesicht zu sich, sah mir tief in die Augen und schüttelte den Kopf. Ergeben ließ ich die Schultern hängen und nickte ihr zu. „Tut mir Leid“, hörte ich mich flüstern. „Nein mir tut es leid, Edward…ich weiß wie schreckliche diese Situation für dich sein muss. Ich kann mir vorstellen, dass du alles nur so schnell wie möglich über die Bühne bringen möchtest. Das du ihr Helfen möchtest, ohne das sie Leiden muss. Ich kann das verstehen und ich verstehe auch,…dass dich das alles selber zu Boden drückt. Du findest heute deine Gefährtin und alles was du mit diesem Moment,…der eigentlich der schönste deines Daseins sein sollte in Verbindung bringst ist Schmerz…Angst und Trauer…aber du musst mir vertrauen Edward, wie vorhin in der Gasse…du weiß ich würde niemals etwas tun das dir schaden könnte…niemals etwas tun was IHR schaden könnte…“ „Ja ich weiß…“ Ich fühlte mich schlecht…unfähig mit dieser Situation umzugehen. Alles was Rose in mir geschafft hatte wieder herzustellen, hatte sich zum Teufel geschert. „…wir könnten sie doch aber fragen…vielleicht würde sie wollen, wenn sie erst einmal alles versteht“, versuchte ich es erneut. „Edward…würdest du mir einfach einen Moment zuhören?“ Ich gab keinen Kommentar ab. Lehnte mich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust…eindeutige Abwehrhaltung und blickte ihm fest in die Augen. Er deutete dies wohl als ein ja, denn er fing nach einem tiefen seufzen an zu reden. „Das wäre natürlich eine Möglichkeit, Edward. Wir könnten sie über uns und unsere Art in Bilde setzen und ihr die Entscheidung überlassen. Ich gehe recht in der Annahme, dass sie einer Verwandlung zustimmen würde. Vielleicht nicht sofort, aber nach einiger Zeit würde sie die Lösung all ihrer Problem sehen und vor allem DICH…“, dabei sah er mir fest in die Augen. „…doch was,…wenn sie auch nach dieser Offenbarung nicht gewillt ist eine Zukunft zu haben?“ Ich starrte ihn verständnisvoll an. Auf was wollte er hinaus? „Womit wir wieder bei diesem ausschlaggebenden Punkt wären….“, jetzt klingelte es bei mir. Natürlich…er hatte recht und das könnte unter Umständen der Fall sein. Würde sie trotz liebe zu mir, dennoch sterben wollen? Wollte sie das überhaupt? Ich hatte keine Ahnung…woher auch, ich kannte sie nicht. Verdammte scheiße… „Aber darauf möchte ich gar nicht weiter eingehen. Ich würde sie nicht verwandeln, weil ich ihr ganz einfach die Chance geben möchte mit ihrer Vergangenheit abzuschließen.“ „Was?“ Emmett sah wahrscheinlich genauso wenig durch wie ich. Was gut war, denn ich hatte keine Kraft mehr Fragen zu äußern. „Sie muss schlimmes erlebt haben. Entweder vor ihrer Zeit auf der Straße oder aber aller spätesten während dieser Zeit. Denkst du nicht, sie hat verdient zu verarbeiten wie jeder andere Mensch auch, Edward?“ „Natürlich…aber das kann sie genauso gut als unsterbliche“, gab ich ihm kontra. „Ja…das würde sie können. Dann würde sie ihr neues Leben mit den gleichen schmerzenden Gefühlen und Erinnerungen beginnen, wie ihr altes aufgehört hat...“ Ich öffnete den Mund, schloss ihn sofort wieder. So langsam verstand ich seinen Gedankengang und…wie nicht anders zu erwarten… war er einleuchtend. „Ich denke einfach…dass es nicht verkehrt für sie wäre zu entziehen. Ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, um abschließen zu können. Um sich die Seele, den Geist, die Gedanken…das Herz reinzuwaschen. Sie muss trauern dürfen, Edward. Egal wie diese Trauer auch aussieht, egal was diese Trauer alles einschließt…sie muss die Chance bekommen, sich aus eigenen Stücken zurück ins Leben zu kämpfen. Sie muss Weinen dürfen…“, er lächelte traurig. „…eine Verwandlung würde das Problem der Sucht Eleminieren. Doch das Verlangen etwas zu bekämpfen, was sie bekämpfen möchte wäre noch immer da. Der Wunsch zu Vergessen wäre nach wie vor präsent. Alles was wir…du…sie… erreichen würden wäre…eine am Boden zerstörte Neugeborene, die mit voller Wucht ihren Erinnerungen ausgesetzt ist und damit…mit großer Wahrscheinlichkeit überfordert wäre. Die…daran zugrunde gehen könnte. Du weißt nicht was ihr passiert ist…wie wird sie reagieren? Wird sie in sich zusammensinken? Wird sie vielleicht aggressiv werden?...Vergessen wir nicht, sie wäre eine Neugeborene. Wir kennen sie nicht gut genug um sie einschätzen zu können…genaugenommen, kennen wir sie überhaupt nicht. Wird sie uns am Ende vielleicht hassen…“ Meine abweisende Haltung ist mittlerweile in sich zusammengefallen. Nun hing ich vielmehr auf dem Sofa, hatte den Kopf gesenkt… war geschockt über Carlisle Worte. Jeder hatte das überflüssige Atmen eingestellt…als nach und nach durchsickerte, dass er verdammt recht hatte. So einfach…wie es sich beinahe jeder in diesem Raum vorgestellt hatte, würde es nicht werden. „Aber sie…sie wird so schrecklich leiden“, flüsterte ich bedrückt. „Das wird sie…ja das wird sie aber, es wird ihr die Stärke zurückbringen, die sie anscheinend vor langer Zeit verloren hat.“ Ich vertraute meinem Vater. Er wusste immer genau was zu tun war. Seine Weisheit, hatte uns schon einige Male aus der Patsche geholfen. Und ich wollte darauf vertrauen, dass er auch diesmal die Lage im Griff hatte. Wenn ich nicht selbst so verflixte Angst davor hätte. Aber für sie…Bella…würde ich alles geben. „Du wirst wissen was zu tun ist“, nuschelte ich und sah auf. „Aber ich kann das nicht allein Edward…ihr müsst alle mithelfen und ganz besonders du. Du musst, wie Rosie gesagt hat…stark sein. Zeigst du Schwäche, wird Bella sich noch elendiger fühlen. Nehm diese Hürde mit Stolz und lass nicht zu, das dieses Problem euch kaputt macht…das bist nicht du mein Sohn. Lern sie kennen und verstehen…sei für sie da, wann immer sie es erlaubt. Rosie hat Recht…sie ist hier…das schlimmste wäre geschafft!“ ********** Dann hören wir uns HIER erst nach Weihnachten wieder. Das nächste PER SEMPRE wird noch vor Weihnachten erscheinen. Also alle die an per sempre nicht teilnehmen…wünsche ich ein tolles Weihnachtsfest und eine ordentliche Bescherung. GGLG Alex Kapitel 18: Kummer ------------------ Ich melde mich frisch aus den Feiertagen wieder zurück. Ich wünsche euch viel Spaß ******** Edward POV Mehr gab es zu diesem Thema im Moment nicht zu sagen. Die Entscheidung war gefallen. Jeder kannte seine Aufgabe. Auch wenn mir meine imaginäre Magenschmerzen bereitete. Ich wusste nicht, ob ich bereit für das was vor uns lag war. Ich wusste nur…dass ich bereit sein musste. Niemand verschwendete einen Gedanken an dieses…WAS WENN NICHT! Für jeden stand fest, dass es so geschehen wird. Das dieser Weg vorherbestimmt war…für uns alle. Bella würde bleiben…und Bella würde erleben, was Carlisle prophezeit hat…es gab keinen Zweifel. Auch wenn ich mir sicher war, das sie noch nicht fühlte was ich fühle…so musste ich darauf vertrauen, dass es früher oder später so sein wird. Auch sie wird sich gegen dieses undurchsichtige…aber dennoch unzerstörbare Band das uns an den anderen fesselte…nicht zur Wehr setzen können. Sie war mein…so wie ich ihr war! Sie wird lange brauchen um das zu verstehen. Doch trotz Unwissen, wird sie nicht von mir fort gehen können. Jede Faser ihrer selbst wird sie daran hindern. Ich hatte es noch nie erlebt, aber schon dutzende Male gesehen. Eine Verbundenheit die rein seelischer Natur war, war unverwüstlich. Der bloße Gedanke einer Trennung würde ihr seelische Schmerzen bereiten, die sie SO noch nicht erlebt hat…da war ich mir sicher. Jetzt konnte ich daran glauben. Jetzt konnte ich sicher sein, das auch wir in diesem einen Punkt keine Ausnahme waren, trotz dieser verzweifelten Lage in der sie steckte. Ich gebe zu…als ich sie in dieser Gosse sah hatte ich meine Zweifel. Auch als sie hier auf unserem Sofa lag konnte ich nicht glauben, dass sie mich SAH. Jetzt, fünf Stunden…es waren tatsächlich schon fünf Stunden vergangen seit sie eingeschlafen war… später, war das anders. Jetzt wo mein Verstand allmählich die Situation akzeptiert. Jetzt…nach diesem Gespräch und vor allem nach dem Einblick in Jaspers Gedanken. Sie hatte mich GESEHEN…anders als die anderen. Mit vertrauten Augen… Und ich…konnte darauf aufbauen. Ein harter Weg lag vor uns…aber es waren die kleinen Dinge die mir die Kraft gaben ihn mit ihr gemeinsam zu beschreiten. Der Gedanke einer glücklichen Zukunft spornte mich an…ohne Heroin…ohne Kummer…ohne Angst...und ohne Ungewissheit. Das Gefühl…als sie im Wagen in meinen Armen lag war überwältigend. Es war…als wäre ich endlich vollständig. Es fühlte sich neu und doch vertraut an. Ihre weiche Haut, die Wärme die von ihr ausging weckten Bedürfnisse in meinem inneren, die nichts mit dem blutdurstigen Monster zu tun hatten, das gelegentlich in den Vordergrund trat wenn Menschen mir zu nahe kamen. Ich hatte keine Sekunde Angst, sie ausversehen zu verletzen. Ich passte meiner Kraft automatisch ihren zerbrechlichen Körper an. Und so würde es in Zukunft bleiben…Etwas bei dem ich mir sicher sein konnte ohne Sicherheit zu haben. Denn jeder Quadratzentimeter meiner selbst würde mich daran hindern, ihr weh zu tun. Wir waren eins…vom Schicksal bestimmt zusammen zu sein. Zwei Teile eines Ganzen und niemals würde ich eines dieser Teile beschädigen können. Noch mehr Beschädigung würde diesen Teil zerstören. Carlisle hat recht…sie muss verarbeiten…muss sich zurück ins Leben kämpfen…um stark für eine Zukunft zu sein. Und ich wollte alles dafür tun, um ihr diesen Weg so leicht wie möglich zu machen. Ich stand, nachdem kleinere unwichtige Gespräche im Gange waren auf und schritt abermals zum Fenstern. Sah hinaus in den dämmernden Morgen. Wie immer war der Himmel mit dicken, verhangenen Wolken bestückt…es regnete…wie beinahe jeder Tag. Mein Herz schnürte sich zu…wenn ich daran dachte, dass sie Wochen lang…vielleicht sogar Monate lang bei einem solchen Wetter draußen war. Ob sie es immer geschafft hatte Schutz zu finden? Nicht auszudenken, sie saß im strömenden Regen nachts auf einer Parkbank. Vor einem Monat noch war es für Menschen bestialisch kalt draußen…der Winter war stärker als der letzte. Ich schüttelte den Gedanken ab…dort würde ich sie nie wieder hin gehen lassen…nie wieder sollte sie so unwürdig leben müssen. „Wie viel Gramm habt ihr besorgt?“ Ich drehte mich zu meiner Familie, lehnte mich mit dem Rücken gegen die dicke Fensterscheibe und sah wie Carlisle zwischen Emmett und Jazz hin und her. Panzerglas,… was für Vampire verdammt unnötig ist…aber wenn wir über Jahre weg sind, hatten wir es lieber geschützt vor allem und jeden. Ein verlassenes Haus…zog so ziemlich jeden an. So jemanden wie Bella…ich schluckte…ihr hätte ein verlassenes Haus in der Vergangenheit den perfekten Unterschlupf geboten. „Erst einmal nur 2 Gramm…wir wussten ja nicht, was du für Pläne mit ihr hast.“ „Gut…ihr musst nachher noch einmal los und mehr besorgen…wir brauchen einen Vorrat“, er fuhr sich wieder durchs Haar, blickte dann zu mir. Ich nickte…was sollte ich auch anderes tun? Bis sie breit für einen Entzug war, würde viel Zeit vergehen. Und somit…würde noch viel von diesem grässlichen Zeug den Weg in ihren Körper finden. Ich hatte es verstanden. „Und wir, werden nach der Schule Kleidung für sie besorgen“, warf Alice ein und Rosalie nickte zustimmend. „Ich muss Einkaufen…wir brauchen mehr Lebensmittel im Haus.“ Trotz Ernst der Lage, sah ich Esme deutlich die Freude an die sie bei dem Gedanken jemanden bekochen zu können empfand. Ich sah wieder aus dem Fenster…eine Eule starrte mich aus einem der Baumkronen an. Es war ein Wachsammer Blick, den man keinem Tier zutraute. Wir wussten es alle besser. Tiere waren uns in vielerlei Hinsicht näher als Menschen. Sie hatten dieselben animalischen Triebe wie wir, waren uns dennoch alle haushoch unterlegen. Als ich meine Oberlippe leicht nach oben rollte um ihr meine Zähne zu präsentieren, floh sie mit einem Aufschrei und verschwand im Wald. „Ich geh Jagen“, sagte Jasper plötzlich und erhob sich. Sofort schrillten meine Alarmglocken und keuchend drehte ich mich um. Doch er winkte lächelnd ab und beruhigte mich auf seine Art,…eine Welle Gelassenheit schlug auf mich ein, die mich binnen einer Sekunde von meinen Sorgen löste. „Du musst auch mir vertrauen Edward…ich werde keine Gefahr für sie darstellen“, sprach er voller Überzeugung. „Woher kannst du dir da so sicher sein?“ „Ihr Blut…es betört mich nicht.“ „Natürlich nicht…es ist verdreckt…aber irgendwann, wird es das nicht mehr sein“, so wünschte ich es mir jedenfalls. „Dann werde ich mich längst daran gewöhnt haben…“, er seufzte. „…und Alice wird es sehen und ihr werdet handeln können…falls dem nicht so ist. Aber…denkst du wirklich, ich würde dir das nehmen was alles für dich bedeutet?“ „Du wirst es nicht steuern können“, er schüttelte den Kopf und kam auf mich zu. „Ich lebe nicht erst seit gestern bei euch und mit eurer außergewöhnlichen Ernährung. Ich gehe zur Schule Edward, bin ständig unter Menschen…was ist los mit dir? Sonst hast du wesentlich mehr Vertrauen in mir…mehr als selbst meine Frau mir zuteil kommen lässt.“ Alice senkte beschämt den Blick und zauberte mir damit ein Lächeln ins Gesicht. Er hatte ja recht…sein Verlangen nach menschlichen Blut war deutlich weniger geworden. Aber wir wussten beide, das es noch immer schwer für ihn war und das…wenn er frisches Blut witterte, das Monster die überhand gewann. „Sie wird beinahe täglich bluten“, sprach ich meinen nächsten Gedanken aus. „Hattest du vorhin als Carlisle ihr den Druck setzte das Gefühl, ich würde mich auf sie stürzen?“ Ich schüttelte den Kopf und er klopfte mir auf die Schultern. „Ich habe es im Griff, Edward…glaub mir!“ „Ich werde das beobachten“, murmelte ich und er lachte. „Tu was du nicht lassen kannst…ich bin dann weg.“ „Warte…ich komm mit. Hinterher besorgen wir mehr von diesem Mist.“ Rief Emmett aus, gab seiner Rosalie einen verdammt lauten Schmatzer und hechtete hinter Jasper hinterher, der bereits an der Eingangstür war. Ich beobachtete aus dem Fenster, wie sie zwischen den Bäumen verschwanden, ehe ich mich losriss und mich zu dem Rest meiner Familie gesellte. Ich saß keine 10 Minuten, als ein leises Schniefen, ein unregelmäßiges Atmen und ein lauter Schluchzer meiner Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Noch ehe ich darüber nachdachte, sprang ich auf, rannte, wollte gerade die paar Stufen in den ersten Stock beschreiten, als Carlisle mich plötzlich von hinten am Arm packte. „Lass sie Edward“, sagte er so energisch das ich ergeben die Schultern hängen ließ. „Ich denk…ich soll für sie da sein…jetzt hinderst du mich daran.“ „Das war heute verdammt viel für sie. Gib ihr Zeit allein, um alles zu ordnen…lass sie weinen. Weinen hilft um Kummer zu besiegen…es wird Zeit das sie weint…sie hat es sicher lange nicht mehr getan. Mach nicht den Fehler alles zu überstürzen…lass sie auf dich zukommen.“ Es zerriss mir das Herz, als Carlisle mich bestimmt am Arm zurück ins Wohnzimmer zog. Wie sollte ich diese Zeit überstehen…wenn ich sie nicht mal weinen hören konnte? Bella POV Es schmerzte so sehr… Der unbändige Hass in mir fühlte sich an wie ein todbringendes Krebsgeschwür und es war, als würde es ständig in mir wachsen um mich irgendwann zu zerreißen. Ich hatte ihn vergessen. Nein…nicht vergessen aber…MEIN GOTT JACOB! Der Traum gerade eben, schickte mich radikal zurück in die Realität. Alpträume…sie waren keine Seltenheit in meinem Leben. Ständig überfielen sie mich mitten im Schlaf. Es war deutlich besser geworden durchs Heroin aber…dennoch waren sie da. Aber jetzt, war es ein ganz neuer. Einer, der mich nun auch zu erdrücken versuchte. Würde mich mein Unterbewusstsein nun jede Nacht sehen lassen wie die letzte wichtige Person in meinem Leben im nichts verschwand? Würde ich nun jede Nacht versuchen wollen zu ihm zu kommen, mich aber nicht bewegen können, während er immer durchsichtiger wird…bis er gar nicht mehr da ist? Ich weinte schon als ich erwachte…auch das war häufiger der Fall. Ruckartig setzte ich mich auf, stützte mein Gesicht in den Handflächen und weinte das erste Mal um meinen Freund. Das erste Mal mit vollem Bewusstsein. Selbst diese Lücke, konnte das Heroin nicht schließen. Würde es niemals schließen können. Wie konnte ich ihn nur alleine lassen? Ich hätte bei ihm bleiben sollen…so wie er immer bei mir…uns war! Seid Jacob in unser Leben getreten ist, hat er versucht uns vor allem und jeden zu beschützen. Egal welche Konsequenzen es für ihn bedeutete…nur wir waren wichtig in seinen Augen. Und ICH…was mach ich? Ich laufe weg…weg wie schon einmal, um alles was ich liebe zu verlassen. Aber was hätte ich tun sollen? Gegen seinen Willen bei ihm bleiben? Er hätte es sich niemals verziehen, wenn sie auch mich geschnappt hätten. Und ich wollte keine Schuldgefühle in seinen Augen sehen…wollte nicht sehen, wie er sich unnötig selbst foltert. Zusammen wären wir nicht geblieben…sie hätten uns unbarmherzig auseinander gerissen. Auch wenn ich mich anders entschieden hätte…wir hätten uns verloren…für immer. Aber so…wurde wenigstens sein Gewissen erleichtert…wenigstens seins! Das war ich ihm schuldig… Mein Gewissen jedoch, plagte mich…denn JAKE hätte mich niemals allein gelassen…NIEMALS! Er…war IMMER da…und jetzt…jetzt ist er nicht mehr da. Ich würde von einem Heulkrampf geschüttelt. Ich ertrug den Gedanken nicht…auch nur einen Tag ohne ihn zu sein. Er war im letzten Jahr alles für mich geworden. Nach Leahs Tod…der Mittelpunkt meiner Welt. Und die Ungewissheit über ihn machte mich fertig. Es macht mich so fertig nicht zu wissen WO er ist, WIE es ihm geht…OB wir uns jemals wiedersehen. Er war so schwach geworden…was wenn er… Ich erstickte einen Schrei ins Kissen. Vergrub mein Gesicht in dieses und gab mich meiner Schwäche hin. Ich verzehrte mich nach einem Druck…fand es aber falsch, weil ich verdient hatte zu leiden und…weil mich diese Familie nicht so sehen sollte. Also war ich machtlos mich gegen die Erinnerung zu wehren, die mich plötzlich einholte. Flashback „Schläft er?“ Ich nickte meiner Freundin zu, die auf beiden Armen nach hinten gestützt im Gras saß und das Gesicht in die selten scheinende Sonne streckte. Seufzend setzte ich mich zu ihr. „Sein Auge sieht jetzt schon aus wie eine überreife Tomate. Morgen wird es in allen Farben leuchten…ob er es aufbekommt mag ich bezweifeln. Ich glaub seine Rippen haben auch was abbekommen…hoffentlich sind sie nicht gebrochen.“ Sie hob den Kopf, setzte sich aufrecht hin und fuhr sich übers Gesicht. Die Sonne hinterließ ein unglaubliches Farbenspiel in ihrem pechschwarzen Haar. Es war faszinierend mit anzusehen. „Verdammter Esel…was muss er uns auch immer beschützen wollen.“ Ich zuckte die Schultern, lächelte allerdings wie sie selbst. Es war ein beruhigender Gedanke beschützt zu werden, auch wenn Jake seine Aufgabe,… die er sich selbst auferlegt hat… hin und wieder zu ernst nahm. „Sie hätten ihn umgebracht…“, ich hatte mit den Tränen zu kämpfen. Das Bild, von vor einer Stunde spielte sich in Dauerschleife in meinem Gehirn ab. Fünf Halbstarke kamen die…wegen Sonnenschein… menschenüberfüllte Straße entlang. Wir konnten ihr Gegröle schon von weitem hören. Einige ältere Leute reagierten sofort richtig, in dem sie mitten in der Bewegung kehrt machten. Uns jedoch beeindruckte die ganze scheiße nicht im Geringsten…ein Fehler, wie sich schon bald herausstellte. Es waren Affen…nicht mehr und nicht weniger, die Spaß daran hatten andere Leute anzupöbeln. Ein wahrlich unreifes Verhalten für jemanden der so erwachsen spielen wollte. Mit einem Augenrollen, schüttelten Leah und ich synchron die Köpfe, legten besagte zurück an die Hauswand und warteten auf Jake, der nur mal eben um die Ecke pissen wollte. Wir waren kurz davor unsere Zelte in dieser Straße abzubauen…wobei sich Zelte einzig und allein auf einem Pappbecher beschränkte, den wir irgendwo im Müll gefunden hatten und den Krempel, den wir immer dabei hatten. Alles hing von Jakes Blase ab, dann wollten wir weiter in den Stadtpark. Wir hatten ausreichend zusammengeschnorrt um uns mit einem Dealer zu treffen…Leah und ich teilten uns noch immer ein Viertel Gramm pro Druck und somit, brauchten wir täglich nicht Unmengen an Geld. Jake mit seinem Viertel allein, sprengte die Kasse damit schon um einiges mehr. Aber Okay…er drückte ja auch schon ein Jahr. Eigentlich wollten auch wir mehr, hielten uns aber zurück. Eigentlich nur wegen Jacob…es war noch immer wütend auf uns. Wobei sich auch hier die Wut, mehr auf ihn selbst konzentrierte. Er war der festen Überzeugung versagt zu haben…was wir beide nicht ganz verstehen konnten, immerhin war es unsere Entscheidung mit dem scheiß anzufangen. Zwar hatten wir einen seiner schwachen Momente genutzt aber…daran konnte er auch nichts ändern. Und obwohl wir schon einige Wochen drückten, hatten wir nicht das Gefühl falsch gehandelt zu haben. Ich war irgendwie auch froh darüber. Weil nun auch wir beide drückten, blieb weniger für Jacob übrig. Was bedeutet, er konnte seine Dosis nicht so erhöhen, wie er es wollte. Denn auch wenn er es nie zugeben würde, wollte auch er schon lange mehr. Viel mehr…ein Jahr abhängig und noch immer reicht das Geld nicht aus um ihn mehr als ein Viertel Gramm pro Druck zu liefern. Dabei müsste er mit einem Jahr schon gut 0,40 Gramm verdrücken um vollkommen befriedigt zu sein. Jetzt mit unserem Heroinverschleiß zusätzlich wird es noch schwerer für ihn sein, sein Ziel zu erreichen. Ich müsste mich eigentlich für den Gedanken schämen, es gut zu finden das er nicht erhöhen kann…weil es schrecklich für ihn sein muss, aber so wird er länger gesund bleiben und das ist…was ich vom ganzen Herzen will. Er und Leah…sie haben Besseres verdient als diesen scheiß. Es musste verdammt qualvoll sein, mehr zu wollen aber nicht bekommen zu können. Bei mir hält sich das Verlangen nach mehr noch in Grenzen. Aber ich war mir sicher, bald ganz genau spüren zu können, wie Jake sich fühlt. Irgendwann würden wir alle mehr brauchen. Und sicher, würden wir niemals so erhöhen können wie es uns beliebt… Die Typen kamen genau vor uns zum Stehen und sahen überlegen auf uns hinunter. Ich war zu gelassen um mir ernsthaft Sorgen zu machen. Vor zwei Stunden hatten wir das letzte Mal gedrückt, die Wirkung war noch immer bombastisch…alles war mir scheiß egal. Auch Leah weckte nicht den Anschein eingeschüchtert zu sein. So kam es auch, dass sie Seelig ihre erst kürzlich geklaute Schachtel Kippen aus der Jackentasche zog und sich genüsslich eine ansteckte, ehe sie mir die Schachtel reichte. Wahrscheinlich sahen diese Affen das als Provokation an, denn binnen einer Sekunde, flog unser Pappbecher durch die Gegend, verfehlte nur haarscharf jemand anderem am Hinterkopf und verschwand aus unserem Sichtfeld. Gott sei Dank, hatte ich bereits das Kleingeld in meine Tasche geschüttet. „Hirnlose Arschlöcher…geht’s euch gut oder was?“ Fuhr Leah die Typen an. Sie hatte von Natur aus eine ziemlich dunkle Stimme, die sich gerade im wütenden Zustand verdammt beängstigend anhören konnte. Doch es war nicht klug durchdacht von ihr, denn noch immer hatte sich die Anzahl dieser Affen nicht vermindert und unsere leider auch nicht verfünffacht. Demzufolge saßen wir nach Leahs Ausbruch gehörig in der Klemme, denn darauf hoffen, dass sie uns in Ruhe lassen würden nur weil wir Mädchen waren konnten wir nicht. Nicht bei halben Männern, die irgendwo zwischen dem Zwölften und Dreizenten Lebensjahr in der Entwicklung stehengeblieben waren. „Abschaum…ihr habt hier nichts zu suchen“, bekamen wir auch sofort Kontra. Denn obwohl sie nicht die Hellsten waren, ahnten sie sehr genug was wir waren. Fixerinnen…Kinder sah man in uns schon lange nicht mehr. Obwohl Leah gerade erst fünftzehn geworden und ich noch immer dreizehn war. Der eine packte mich unsanft am Arm und zog mich auf die Beine, während Leah einem anderen, der ebenfalls nach ihr greifen wollte eine ordentliche Ohrfeige verpasste. Da ich mir unsere Chance gleich recht niedrig einstufte, versuchte ich erst gar nicht mich zu wehren. Die Passanten wurden auf uns aufmerksam, kümmerten sich aber…wie nicht anders zu erwarten…einen scheiß um uns. Sie wollten nur schnell aus der Schusslinie verschwinden. Die Typen lachten…bis auf der, der sich die gerötete Wange hielt und hatten bereits diesen siegreichen Funken in den Augen…als sie auch Leah endlich gebändigt hatten und diese sich nun ebenfalls im Griff von zweien wiederfand…dabei aber unentwegt Flüche von sich gab. So war das schon immer…ich war eher ruhig und überblickte erst einmal die Situation…sie allerdings wurde zur Furie. Lange hingen wir allerdings nicht an ihnen fest, denn unser Retter bahnte sich bereits einen Weg durch die Menge und sein Gesichtsausdrück, hätte sogar einen hartgesottener Auftragskiller zum Schlucken gebracht. Der mich am Arm hatte, wurde durch einen genialen Fausthieb von den Füßen gerissen. Jake bewahrte mich vor einem Sturz in dem er mir einen Arm um die Hüfte schlang. Die anderen, waren von seinem plötzlichen Auftreten so erschrocken, dass selbst Leah losgelassen wurde. Die kam mit einem verächtlichen schnauben die paar Schritte zu mir und nahm meine Hand. Jake schob uns bestimmt hinter sich. Doch ehe er sich…so blöd er halt manchmal ist…auf alle fünf gleichzeitig stürzte, zischte er und ein… „Euch kann man keine fünf Minuten alleine lassen“, zu. Wir wollten ihn noch aufhalten, doch da war es schon zu spät. Er wandte sich mit einem „Scheißkerle“, an die noch immer überrumpelten Affen und schickte gleich drauf den nächsten zu Boden. Das löste sie dann jedoch aus ihrer Starre und auch in ihnen erwachte der Kämpfergeist. Etwas Derartiges ließen sie sich natürlich nicht bieten. Also gingen sie auf Jacob los. Als ich sah, wie er den ersten Tritt in den Magen abbekam brach ich sofort in Tränen aus. Leah brüllte derweil munter weiter, tätschelte mir aber tröstend die Schulter. Es benötigte einen Blick und wir waren entschlossen den Typen die Gesichter zu zerkratzen. Allerdings hatte Jake uns in den paar Monaten schon ziemlich gut einschätzen gelernt und somit warf er uns einen Blick zu, der uns genau dort stehen lassen ließ, wo er uns verfrachtet hatte. Niemals würde er es zulassen, dass wir uns in so große Gefahr begaben. Schaulustige hatten sich versammelt. Teils mit besorgten…teils mit erfreuten Gesichtern. Jake lieferte sich mit diesen Scheißkerlen einen wirklich guten Kampf. Er war allein…aber es hatte nicht den Anschein, dass dies ein Nachteil für ihn war…anfangs nicht. Er hatte einen bereits komplett aus dem Geschehen geknockt, musste aber selbst ziemlich einstecken. Leah neben mir wurde immer ruhiger und ein Seitenblick zu ihr offenbarte ebenfalls Tränen, die ihr Gesicht fluteten. ICH HASSTE ES…sie weinen und Jake…SO zu sehen. Ich wollte…nein wir wollten ihm helfen. Doch immer wieder sah er zu uns um sich zu vergewissern, dass wir uns auch brav raushielten. Warum ist er nicht einfach mit uns weggelaufen? Ehe diese Dreckssäcke das geschnallt hätten, wären wir schon längst auf und davon. Aber jaja ich weiß schon…niemand fasst seine Mädchen an! Es dauerte nicht lange und Jake war definitiv im Nachteil. Sie sahen alle ziemlich ramponiert aus, aber Jake war am schlimmsten dran. Den die Typen waren auch nicht von schlechten Eltern, alle groß und breit…wie Jake…aber sie waren eben zu fünft…okay…viert. Ich weinte bereits ganze Stauseen, schrie immer wieder das sie aufhören sollten, aber das taten sie nicht…sie taten es erst, als Polizeisirenen zu hören waren. Mir rutschte das Herz spontan in die Kniekehlen, panisch sah ich mich um. Da aber niemand Lust hatte einzufahren, sprangen sie auseinander, als hätten sie sich an irgendetwas verbrannt und türmten…den fünften, ließen sie einfach liegen…feine Kameradschaft! Jake tat es ihnen laut schnaufend gleich, packte uns beide an der Hand und zog uns mit sich. Jemand musste also doch die Polizei gerufen haben…egal wer es war, ich war ihm dankbar. Und jetzt lag er friedlich schlafend auf der Matratze…nachdem ich ihn notdürftig verarztet und er sich gegen die Schmerzen einen kleinen Druck verpasst hatte. Es sah glücklicherweise ernster aus als es war. Ein paar Abschürfungen, ein paar blaue Flecke, eine aufgeplatzte Lippe, ein zermatschtes Auge…nur seine Rippen machten mir Sorge. „Er würde uns mit seinem Leben beschützen“, hauchte Leah leise. „Genau davor hab ich Angst…“, flüsterte ich zurück. „Weißt du noch damals…als wir die erste Woche auf der Straße waren und dachten allein der Angst wegen, bald zu krepieren…Wir haben uns irgendwie zusammengerissen um zu überleben…doch die Angst steckte tief in unseren Knochen, obwohl wir uns von außen nichts mehr haben ansehen lassen und somit nicht mehr so verletzlich wirkten?“ Ich nickte…und sie lächelte. „Ich habe keine Angst mehr…seid wir bei Jacob sind, hab ich das Gefühl allen uns jeden überlegen zu sein.“ Ich wusste was sie meinte. Damals mussten wir uns täglich bei jemand anderen behaupten. Leah war äußerlich immer stärker als ich…doch der Anschein trog. Nur ich wusste, dass sie genauso viel Angst hatte wie ich. Sie konnte es nur besser verstecken. Trotzdem war alles besser, als dieses Drecksloch in dem wir bis zu unserer Flucht feststeckten. Aber jetzt…mit Jake an unserer Seite, hatten wir nichts mehr zu befürchten. „Ohne ihn…wären wir verloren gewesen“, sagte ich vollkommen überzeugt und sie stimmte mir nickend zu. „Und ich ohne euch…“, erklang plötzlich die raue Stimme unseres Helden hinter uns. Wir drehten uns nicht um, lächelten aber glücklich vor uns hin, als er sich direkt zwischen uns setzte. Dabei aber sauber darauf bedacht war, den Klagelaut nicht nach draußen zu lassen, nur damit wir uns keine Sorgen um ihn machen. Flashback Ende Ich sah aus dieser riesigen Glasfront, beobachtete die dicken Wassertropfen die sich ihren Weg über die Scheibe bahnten und wischte mir die Tränen weg. Wir waren so glücklich gewesen zu dieser Zeit. Wir hatten Jacobs Leben in gleichermaßen bereichert, wie er unseres. Natürlich hatten wir es nicht immer leicht. Es gab mehr beschissene Tage wie gute. Aber wir hatten immer UNS und nur das war wichtig. Egal wie wenig Geld zusammen kam, egal wie Deprie man sich fühlte…egal, welche Gedanken einen einholten…man war nie allein. Wir wollten bis zum Schluss zusammen sein. Und was kam dabei heraus? Leah starb…in einer stinkigen Gasse, umgeben von Hundescheiße und Müll und Jacob…war irgendwo, wo er nicht hingehörte. Und ich…saß in diesem riesigen Bett, welches mir genauso fremd wie diese Familie war. Meinen Glauben an die Menschheit und an Gott, hatte ich schon lange verloren…jetzt war ich dabei mich selbst zu verlieren. Was war richtig? Was falsch? War es richtig die Gastfreundschaft dieser Familie schamlos auszunutzen…wo etwas derartiges keinen meiner Freunde gegönnt sein sollte? Ich wusste, sie würde wollen dass es mir gut geht. Aber so…ich wollte gehen…konnte jedoch nicht. Ich wollte mich in meinem Leid suhlen und elendig dort krepieren wo ich hingehöre. Auf die Straße! Ich gehöre nicht in diese Welt. Aber wo war mein Platz? Wo gehöre ich hin? Würde Jacob mich hier sehen, würde er schelmisch grinsen und mir ein triumphierendes „Ich hab dir doch gesagt, dass du besseres finden wirst“, an den Kopf knallen. Dann würde er mir spielerisch in die Seite knuffen und mich anschließend fest in den Arm nehmen. Ich lächelte bei diesem Gedanken, obwohl meine Sicht sofort verschleierte. Er wird fehlen…immer! War das hier die Chance für mich, die ER sich immer für mich gewünscht hat? War ich deswegen machtlos dieses Haus zu verlassen? Jakes Wille? Es klang so absurd…und doch war es die einzige Erklärung die mir im Moment einfallen wollte. Fakt ist…ich war allein! Fakt ist…ich bin ein Junkie und würde hier ausreichend mit Dope versorgt werden! Und Fakt ist auch…ich wusste nicht, wohin ich sonst gehen sollte! Mit einem letzten Blick aus dem Fenster, rappelte ich mich auf und lief ins Bad. Ein neues Leben begann…und ich war nicht bereit dafür. ********* Ich wünsch euch allen falls wir uns nicht mehr hören…einen guten Rutsch ins neue Jahr. GGLG Alex Kapitel 19: Erster Morgen ------------------------- Viel Spaß! ************ Bella POV Ich unterzog meinem rauen Körper eine ausgiebige Dusche,… die angesichts der Tatsache, dass ich erst vor wenigen Stunden duschen war,… vollkommen unnötig war. Dann beschäftigte ich mich mit den Klamotten, die Alice für mich rausgesucht hatte. Die Unterwäsche passte, ich nahm an, dass sie von Alice stammt, denn ihre Körbchengröße kam meiner am nächsten. Rosalie hat ein pralles Dekolleté und in ihren BHs würde ich hoffnungslos ersaufen. Ich entschied mich für schwarze Leggings, die wahrscheinlich auch Alice gehörten, bei ihr würden sie höchstwahrscheinlich als lange durchgehen, wobei sie bei mir die Hälfte meiner Waden offenbarten. Alice war klein und zierlich und obwohl an ihr nicht viel dran war, toppte ich den scheiß auch noch. Denn die Leggings saß nicht so straf an meinen Beinen wie man es von einer Leggings eigentlich erwartet. Ich konnte mich allerdings auch täuschen, ich hatte keine Ahnung von Mode. Wichtig für mich war nur, dass sie oben blieb und das tat sie glücklicherweise. Dazu zog ich mir schwarze Knöchelsocken an. Mit einem langärmligen weißen Longshirt das mit Pailletten bestückt war… und definitiv Rosalie gehörte, denn dort wo meine Brüste steckten, war es ziemlich ausgebeult und wuchtig,… rundete ich mein Outfit ab. Es sah irgendwie gut an mir aus. Abgesehen davon, dass es nicht richtig passte, musste ich mir eingestehen, dass es irgendwie schick war. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so tolle Sachen an hatte. Aber sicher war,... seit meiner Zeit auf der Straße, ganz sicher niemals. Würde mein Gesicht nicht so verdammt fleckig aussehen, mein Haar nicht spröde und glanzlos sein, könnte ich mich unter Umständen selbst hübsch finden. Ein paar Kilo mehr auf den Rippen würden auch nicht schaden. Ich seufzte,... seit wann machte ich mir Gedanken um mein Aussehen? Es war genauso unwichtig wie jeder andere scheiß. Ich ging zurück ins Bad und durchsuchte die Schränke. Ich war freudig überrascht, als ich alles was das Herz begehrt finden konnte. Kämme und Bürsten in verschiedenen Auslagen, irgendwelche Deos und Parfüms, Cremes und Döschen mit anderem scheiß und schließlich... verpackte Zahnbüsten und Zahnpasta. Zähneputzen war unglaublich,... ich hatte diesen minzigen Geschmack vermisst. Es glich einem Wunder, das ich noch immer alle Zähne im Mund hatte bei der sträflichen Vernachlässigung. Nach dem putzen, bahnte ich mir einen Weg durch mein verfilztes Haar. Fluchend und mit Tränen des Schmerzes in den Augen, gelang es mir schließlich alle Knoten zu lösen. Hinterher brannte meine Kopfhaut wie Feuer, aber der Erfolg war es wert. Erst jetzt, konnte ich das gesamte Ausmaß der Zerstörung sehen. Meine Haare waren einfach nur entsetzlich kaputt. Kein Friseur der Welt, würde da etwas retten können. Stöhnend verließ ich das Badezimmer und blieb erst einmal unentschlossen im Zimmer stehen. Es half ja nichts. Irgendwann musste ich runter gehen. Ich stand unter Strom! Die bedrückende Erinnerung hatte mich innerlich aufgelöst und Jakes Verlust, klaffte schmerzend in meiner Brust. Es gab viel im Moment was verdrängt werden musste und nur ein Mittel schaffte dies effektiv. Ich wollte nicht länger denken, ich wollte nicht länger trauern. Ich wollte wieder frei sein,... also verließ ich entschlossen und mit erhobenen Hauptes das Gästezimmer. Nur um dann auf dem Korridor einer nahenden Panikattacke ins Auge zu blicken. Keuchend drückte ich mich an die Wand direkt neben der Tür. Ich fühlte mich verdammt unwohl so ganz allein in diesem Flur. Kein Mensch war zu sehen. Leise Geräusche aus dem Erdgeschoss drangen zu mir durch und würden die nicht sein, wäre ich wahrscheinlich zurück ins Zimmer gestürmt, um mich in diesem riesen Bett zu vergraben. Das Haus war groß,… zu groß und ich zu klein. Ich war mickriger Abschaum und einfach nicht berechtigt hier zu sein. Meine Gefühle machten mich fertig. Ich vertraue Leuten, denen mein Vertrauen nicht gebührt. Ich wusste einen scheiß über sie, einen scheiß über ihre Absichten. Sie konnten viel erzählen wenn der Tag lang ist und ich,... ich glaubte blind jedes einzelne Wort. Gerade eben noch, hatte ich im Bett gelegen und Erinnerungen meiner Freunde über mich ergehen lassen. Gerade noch habe ich mir selbst einreden wollen, dass Jakes bloßer Wille mich in diesem Haus hält. Gerade eben noch, war ich zufrieden und vielleicht auch etwas zuversichtlich gewesen. Jetzt zweifelte ich wieder alles an. Diese wechselnden Gefühle und Gedanken waren abartig. Abartig und nervenzerrend. Ich war klar genug um zu erkennen, dass es eine Wirkung des jahrelangen Heroinmissbrauches ist. Jeder Junkie wird früher oder später von Paranoia überfallen und jeder wusste es. Aber es gab keine Möglichkeit um dagegen zu wirken. Nur eine,... die gleiche, die den ganzen scheiß auch auslöst. Ich brauchte einen Druck und das schnell. Am besten jetzt als später. Wie lange war der letzte Druck eigentlich her? Ich hatte keinen verdammten Plan,... aber eins war sicher,... es war ZU lange her. Die Wirkung war seit Stunden verraucht und die innere Unruhe wuchs. Ich wusste nicht einmal wann ich ins Bett gegangen, geschweige denn durch diesen schrecklichen Traum aus dem Schlaf gerissen wurde. Der Tag war bereits im vollen Gange und das beunruhigte mich. Würde der Doc überhaupt da sein? Ich brauchte eine Linderung für meine Seele. Die Gedanken an Leah und Jake,… sie mussten verdrängt werden. Es war inakzeptabel das zu wollen oder danach zu verlangen, aber das war… was einen Junkie ausmacht. Wenn wir in einem gut sind, dann im Verdrängen von Tatsachen! Mir blieb also wohl oder übel nichts anderes übrig als meinen Arsch hinunter zu schleppen, um Ausschau nach Carlisle zu halten oder irgendwen anderes, der mich mit Aitsch versorgen kann. Obwohl alles in mir nach Flucht schrie, setzte ich einen Fuß vor den anderen. Weglaufen war zwecklos. Wohin sollte ich schon laufen? Und überhaupt,... ich wollte doch gar nicht laufen. Gott,… es war so verdammt verwirrend. Genau betrachtet, hätte mir was besseres gar nicht passieren können. Aber der Preis den ich hatte zahlen müssen, minderte meine Freude. Würde es eine Möglichkeit geben den letzten Tag zurück zu spülen, ich würde sie nutzen! Würde alle möglichen Konsequenzen lächelnd entgegenblicken, wenn es bedeutet Jake wieder an meiner Seite zu wissen. Ich würde freudig in die Hölle kriechen, um ihn zurück zu bekommen. Und ganz sicher, würde ich ohne mit den Wimpern zu zucken dieses Haus verlassen um mit IHM, mein altes Leben weiter führen zu können. Egal welche Chance sich hier auch auf tat, ich würde sie ablehnen. Wollte sie auch jetzt ablehnen, denn nie war ich auf der Suche nach einer Chance gewesen. Jake hatte für mich Ausschau gehalten, doch ich selbst hatte nie einen Gedanken daran verschwendet. Aber wie ich schon festgestellt hatte, konnte ich nicht gehen,... konnte ihre Hilfe nicht ablehnen. Auch wenn sie sich im Moment aufs geben von Unterschlupf und Heroin beschränkt, so war ich nicht blöd... Irgendwann würde diese ganze scheiße gefährlich in Richtung Entzug schlittern. Mir blieb nur leider keine Möglichkeit dem ganzen entgegen zu wirken. Ich war auf unerklärliche Weise machtlos! Wenn ich Jake nur nie verlassen hätte, dann würde ich jetzt nicht in dieser Situation stecken. Dann würde ich vielleicht in irgendeiner Zelle stecken, aber immerhin würde ich mich dort nicht vollkommen fehl am Platz fühlen. Ich stöhnte genervt… 'WAS WÄRE WENN' war für den Arsch. Es war unnötig sich Gedanken über Möglichkeiten zu machen, die nicht mehr eintreten werden. Mein Kopfzerbrechen verursachte ätzende Kopfschmerzen. Wie oft wollte ich mich noch selbst fertig machen, weil ich ihn verlassen hatte? Meine Schuldgefühle würden ihn ja doch nicht zu mir zurück bringen. Dafür war es zu spät,... wieder einmal… Das Leben hatte mir schon wieder übel mitgespielt. Was ich mich deswegen eigentlich noch wundere? Ich sollte inzwischen daran gewöhnt sein. Shit Happens... oder was auch immer. Mein Leben ist ein Scherbenhaufen... auf zwei, drei mehr Unglücke kommt es da auch nicht mehr an. Vor der Treppe stoppte ich einen Moment, wischte mir diese verräterische Nässe aus den Augenwinkeln und nahm anschließend wacklig, eine Stufe nach der anderen. „Morgen“, nuschelte ich leise, als ich den Durchgang zur Küche erreicht hatte. Emmett, Edward und… GOTT SEI DANK… Carlisle saßen am großen Esstisch. Die Jungs unterhielten sich leise und der Arzt hatte seine Nase in der Tageszeitung vergraben. Esme stand hinter der Kücheninsel, hatte eine Handtasche drauf und wühlte in dieser herum. Zeitgleich ruckten ihre Köpfe in meine Richtung und ein Lächeln, strahlender als das andere schlug mir entgegen. Ich seufzte,… sie waren so verdammt offen mir gegenüber. Bei ihnen bekam ich das Gefühl,... jemand zu sein. „Guten Morgen Isabella,... hast du gut geschlafen?“ „Bitte nennt mich Bella, ja? Isabella, klingt so gar nicht nach mir… und yeah, ich hab ganz gut geschlafen“, antwortete ich dieser liebreizenden Frau die einladende Wärme vermittelt. Ich trat zögernd einen Schritt in die wirklich gigantische Küche. Sie war von Luxus kaum zu übertreffen. Die Küchenzeile war aus weißem Edelstahl, über der Kochinsel hing eine überdimensionale Abzugshaube. Ein großer Eichenholztisch stand in der Mitte des Raumes an dem 8 mit weißem Samt überzogene Stühle standen. Der Boden war aus edlem Paket und die Wände in warmen brauntönen gestrichen. Viele kleine Accessoires waren überall im Raum verteilt, passende Bilder hingen an den Wänden und die beiden großen Fenster rundeten das Bild ab. Mir klappte der Mund auf. Heute nahm ich meine Umgebung definitiv besser war als gestern. Heute konnte ich mich auf sowas konzentrieren, obwohl alles in mir nach Heroin schrie. Aber wenn ich schon bleiben sollte... wollte… wie auch immer. Dann wollte ich auch ganz genau wissen wo ich hier gelandet war und das was ich bis jetzt alles gesehen hatte, war normalerweise unerreichbar für jemanden wie mich. An der Wand gegenüber der Küchenzeile war ein großer bogenartiger Durchbruch, von dem man ins angrenzende Zimmer gelangen konnte. Ich ließ meinen Blick in dieses andere Zimmer schweifen und erkannte es als das, in dem ich die Nacht gelandet war. Zusammenfassend konnte ich sagen, dass das ganze Erdgeschoss ein einziger Raum war. Der nur anhand der Durchgänge in einzelne Bereiche unterteilt war. Eine wirklich ausgefeilte Idee! Hier hatte jemand sein gesamtes Herzblut in die Planung des Gebäudes gesteckt. „Ich habe dir Rühreier zum Frühstück gemacht, Liebes. Ich wusste nicht was du haben möchtest.“ „Oh… nur keine Umstände meinetwegen. Ich bin nicht wählerrisch oder so… wäre das der Fall, würde ich schon lange nicht mehr unter den lebenden weilen“, versicherte ich. Irgendwie schien ihnen mein Kommentar überhaupt nicht zu gefallen. Edward starrte mich komplett entsetzt an. Ich seufzte und zuckte die Schultern. „Wie auch immer,... ich habe keinen Hunger, aber trotzdem danke.“ „Du solltest etwas essen, Kind. Du hast gestern bestimmt den ganzen Tag nichts gegessen. Die Eier stehen im Ofen.“ Nun… ich konnte nicht einmal mit Gewissheit sagen, vorgestern etwas gegessen zu haben. Natürlich würde ich es nicht an die große Glocke hängen oder so, der forschende Blick des Arztes genügte mir jetzt schon. „Ich möchte wirklich nichts,... vielleicht später“, machte ich ihr deutlich. Sie seufzte laut, wandte sich dann ihrer Tasche zu, schloss sie und schulterte sie. „Ich bin dann weg…“, sagte sie durch die Runde, blickte dann mich an. „…Einkaufen“, erklärte sie und lief an mir vorbei. Dann drehte sie sich allerdings noch einmal um. Ihre goldenen Augen brannten sich in meine. Ich musste einige Male blinzeln. Diese Augenfarbe war hypnotisierend und skurril zugleich. Dies war etwas, an das ich mich unbedingt gewöhnen musste, genau wie an dieses verdammte Herzrasen das ich bekam, wenn ich Edward erblickte. „Soll ich dir etwas Bestimmtes mitbringen? Hast du irgendwelche besonderen Wünsche? Die Mädchen besorgen dir später Kleidung, aber brauchst du noch etwas anderes?“ Verblüfft das sie sich so viele Gedanken um mich machte, starrte ich sie einen Moment einfach nur an. „Uh nein, ich brauche nichts… nur keine Umstände“, sagte ich noch einmal. Ich war daran gewöhnt eine Menge Aufmerksamkeit von Jake zu bekommen, aber das hier war etwas völlig anders und gefiel mir so ganz und gar nicht. Ich stand nicht gern im Mittelpunkt. Aber Tatsache war, dass ich es wohl vorläufig ertragen musste. Denn auch für sie, musste es eigenartig sein, mich bei ihnen zu wissen. Und etwas Neues ist doch immer interessant oder? „Okay“, sie lächelte hinreißend und wandte sich zum gehen. „Oh… halt doch,... also da wäre vielleicht doch etwas“, rief ich schnell aus. Ich sah mich um und bemerkte, dass vor allem Edward mich intensiv betrachtete. Carlisle hatte einen…stolzen?! Einen stolzen Ausdruck im Gesicht. Was bitte machte ihn stolz? Dass ich mich traute etwas zu verlangen? Was es auch ist, ich bin mir ziemlich sicher, sein Stolz wird gleich genauso schnell verschwinden, wie er erschienen ist. „Kippen wären großartig“, sprach ich bettelnd und setzte dabei ein flehendes Gesicht auf. Sie öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder und blickte zu ihrem Mann. In dessen Gesicht, wie ich vermutet hatte, von Stolz nichts mehr zu sehen war. Ich zuckte entschuldigend die Achseln und lächelte ihn vorsichtig an. „Muss das denn unbedingt sein?“, fragte er mich beinahe verzweifelt. Ich war drauf und dran über den klang seiner Stimme zu lachen, konnte es mir aber gerade noch verkneifen. „Yeah, muss es“, nickte ich unterstreichend. „Meinst du nicht auch, dass du deiner Gesundheit schon wahrlich genug antust? Musst du sie nun auch noch mit Nikotin belasten?“ Ich dachte einen Moment darüber nach, nickte dann aber wieder entschlossen. Er seufzte und schüttelte leicht den Kopf. Die Köpfe von Emmett und Edward, gingen wie bei einem Ping Pong Spiel hin und her. „Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen“, murmelte ich leise und hoffte, dass er verdammt noch mal sein grünes Licht geben würde. Ich meine,… ich brauchte den scheiß nicht. Kippen waren nicht wirklich notwendig, aber sie würden mir helfen in diesem Haus bei Verstand zu bleiben. Ich konnte schlecht alle drei Stunden nach Dope verlangen, wenn die Wirkung verflog… und daher brauchte ich etwas, was meine Nerven beruhigen konnte. „Rauchst du viel und oft?“, fragte er mich dann und ich stöhnte. „Himmel, keine Ahnung... wann immer ich die Gelegenheit dazu bekomme. Es,... es beruhigt mich einfach. Ich rauche halt gern…“ Etwas in seinen nicht vorhandenen Bart murmelnd, griff er nach der Zeitschrift die er beiseitegelegt hatte, nickte seiner Frau einmal kurz zu und vertiefte sich wieder auf das Papier. Ratlos stand ich da und versuchte schlau aus dem zu werden. Esme ging, ohne ein weiteres Wort und auch die Jungs sagten nichts. Ich nahm einfach an, dass sein Nicken ein JA bedeutete und grinste zufrieden. Ich blickte mich um, begegnete prompt einem Paar goldener Augen, die mich sofort festhielten. Einen langen Moment starrte ich Edward einfach nur an. Und er,... er starrte zurück. Ich hatte das Gefühl, als würde er direkt durch mich hindurch bis auf meine Seele schauen und… ich hatte nichts dagegen. Doch irgendwann schüttelte ich seinen Blick ab und räusperte mich. Der Turkey war im Anmarsch… ich konnte es spüren und das… versetzte mich leicht in Panik. Wie schon angenommen,... der letzte Druck lag lange zurück. „Also eigentlich wollte ich n…“ „Iss deine Eier, Bella“, unterbrach mich Carlisle ohne von seiner Zeitung aufzusehen. „Was? Ich uh,... ich sagte doch bereits… ich habe keinen Hunger“, er seufzte und ließ die Zeitung erneut sinken. „Ich bin mir sicher, dein Körper würde es dir danken.“ „Nun… ich bin mir sicher, mein Körper würde einen Druck viel lieber begrüßen, als verdammte Eier“, sagte ich barsch. Was bitte versuchte er hier? Wollte er mich herausfordern? Da war er bei mir an der falschen Adresse. Ich ließ mich nicht herausfordern… ICH forderte heraus. „Wenn ich mich nicht täusche, dann warst du es, der mir sagte ich würde Heroin bekommen“, schnappte ich verärgert. Ich hatte auf so ein autoritäres Gehabe überhaupt keine Lust. Ich war keines seiner Kinder… ER hatte mir nichts zu sagen. Wut kroch langsam meinen Körper hinauf. Ich war schussgeil und kurz vor dem ausflippen. Er spielte mit meinen Nerven und das pisste mich an. Wenn ich etwas überhaupt nicht leiden konnte dann, wenn jemand sich einen Vorteil aus meinen Schwächen zog. Verdammte scheiße,... gerade noch war ich irgendwie gut gelaunt und er schaffte es binnen einer Minute mich gehörig abzufucken. Er seufzte und hob eine Augenbraue. Emmett hatte sich gespannt etwas über den Tisch gebeugt und beobachtete neugierig die neue Atmosphäre, wohingegen Edward in seinem Stuhl zusammen gesunken war und bestürzt den Kopf schüttelte. „Und ich stehe zu meinem Wort. Du bekommst Heroin, aber erst einmal möchte ich, dass du etwas isst. Sieh doch Mädchen,… dein Körper braucht Nährstoffe und die wird er durch Heroin nicht bekommen.“ „Ich esse später etwas“, er schüttelte den Kopf und meine Hände ballten sich zu Fäusten. „Tu mir den Gefallen,... bitte.“ Oh… wunderbar… jetzt fing er auf diese Tour an. Ich war einfach nur verdammt aufgebracht. Ich wollte Aitsch,... ich wollte es so sehr, aber…GOTT WAS ABER? Als ich seinen flehenden Blick sah, verrauchte meine Wut so schnell wie sie gekommen war. Er sorgte sich doch nur um mich. So,… wie es Jacob immer getan hat. Ich fühlte mich augenblicklich schlecht. Diese Familie hatte mir so sehr geholfen. Carlisle hatte mir so sehr geholfen und was tat ich,... ich blaffte ihn an. Aber… zum Teufel nochmal… dieses Verlangen. „Ich komm auf Turkey“, wisperte ich leise. Ich hatte das Gefühl…Carlisle versuchte Grenzen bei mir festzulegen. SCHON JETZT… und das nervte mich. Doch irgendwie konnte ich ihm das auch nicht verübeln. Immerhin war das hier SEIN Haus und es war SEIN Geld, das für mich ausgegeben wird. Und irgendwie war er ein Vater und Väter tun so etwas. Regeln aufstellen…Grenzen errichten… Anweisungen geben… FUCK! Und das an meinem ersten Morgen hier. `Konnte ja nur noch besser werden´, dachte ich sarkastisch. „Dann solltest du aufhören zu diskutieren. Du wärst schon längst fertig mit deinem Essen.“ Ich ließ kapitulierend die Schultern hängen. Ich wusste, wann ich aufzugeben hatte. Er hatte die Macht über mich! Herumzubrüllen würde mir nichts bringen,... er hatte mich in der Hand! Träge ging ich rüber zum Ofen, nahm den Teller mit den Rühreiern und blickte mich suchend um. „Linke oberste Schublade“, murmelte Carlisle, den Kopf hatte er wieder in der Zeitung vergraben und sprach ohne aufzusehen. Ich öffnete die Schublade, nahm mir eine Gabel und schlenderte zum Tisch. Ich setzte mich an die Stirnseite, dem Doc direkt gegenüber. Edward saß genau neben mir, er lächelte mich an, genau wie Emmett der direkt neben ihm saß. Ich erwiderte das Lächeln der Jungs, sah dann auf meinen Teller und spießte seufzend ein kleines bisschen von diesem gelben, klumpigen Zeug auf die Gabel. „Wie lange ist der letzte Druck eigentlich schon her?“, fragte ich kauend. Mir war nicht unangenehm darüber zu sprechen. Warum auch? Sie hatten mich in einem meiner schlimmsten Momente gesehen,... da war das hier lächerlich. Und jeder hat seit dieser Nacht mitbekommen, dass ich Heroin drücke. Also warum das Thema schön reden oder unter den Tisch kehren? Es war für mich normal, offen über Aitsch zu reden. So normal, wie für andere ein Plausch über die Nationalliga. Ich wollte mich auch hier nicht verstellen. Carlisle hatte vorgeschlagen einander kennen zu lernen, also warum sollte ich mich verstellen? Ich konnte zwar noch keinen Gefallen an dieses `kennenlernen´ finden, aber man konnte ja schon mal damit anfangen, sich ganz normal zu geben. „Über neun Stunden“, beantwortete Edward und mir… fiel die Gabel aus der Hand. Sie schlug mit einem klirrenden Geräusch auf den Teller und kam wackelnd auf diesem zum liegen. Neun Stunden? Heilige Scheiße,... die neue Dosis war unglaublich. Wann hatte ich das letzte Mal erst nach neun Stunden erste Entzugserscheinungen? Soweit ich mich erinnern kann, muss das am Anfang meines dauerhaften Konsums gewesen sein…da waren es sogar um die zehn oder elf Stunden. Doch das war schon lange her. Normalerweise, schlitterte ich bereits nach sieben Stunden in den Turkey. Weil die Dosis einfach zu gering war aber jetzt,... neun Stunden… Wahnsinn! Ich blickte in drei verwirrte Augenpaare. Schüttelte leicht meinen Kopf, schnappte mir die Gabel und schob mir eine neue Ladung in den Mund. Sie mussten nicht unbedingt wissen, dass mich das überrascht. Denn das würde bedeuten ich müsste ihnen erzählen, dass ich eigentlich nur ein halbes Gramm verdrücke. Ich aß langsam,... sehr langsam. Erstens war mir irgendwie flau im Magen, was ganz sicher mit dem Turkey zu tun hatte, zweitens hatte ich noch immer keinen Hunger und drittens, vertrug mein Magen schon lange kein schnelles essen mehr. Genauso wenig, wie er viel Essen vertrug. Ich würde hundertprozentig kotzen müssen, wenn ich schlingen würde. Um mich von den Anläufen des Turkeys abzulenken, zog ich die Jungs in ein Gespräch, obwohl mir eigentlich zum heulen zumute war. Dr. Cullen musste das sicherlich spüren, denn er warf mir ständig wissende Blicke über die Zeitung hinweg zu,... anscheinend kam er aber nicht auf den Gedanken mich zu erlösen. Was meine Theorie… Grenzen setzen…bestätigte. Er probierte aus, wie weit er bei mir gehen kann und würde ich ihm für das, was er letzte Nacht für mich getan hat, nicht so verdammt dankbar sein, würde er schnell merken, dass meine Grenze erreicht war. Aber wie gesagt,... ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich musste mich zusammenreißen. Er könnte mich genauso gut vor die Tür setzen und das wollte ich irgendwie vermeiden, obwohl ich aber auch irgendwie vor die Tür gesetzt werden wollte…Himmel Herrgott nochmal. „Also… wo sind alle anderen?“ „High School,... es ist Montag“, sagte Emmett knapp und zuckte die Schultern. „Oh…“, klar da gab es ja etwas was Jugendliche in meinem Alter eigentlich tun sollten. „…den wievielten haben wir heute eigentlich?“ „Du weißt es nicht?“, fragte mich Edward. Ich schüttelte den Kopf, während ich noch etwas von den Rühreiern aß. „Es ist ja nicht so, dass ich einen Kalender mit mir herum schleppe oder so. Ich weiß etwa welche Jahreszeit gerade herrscht, aber das genaue Datum weiß ich nicht. Es ist seit Wochen milder draußen,... von diesem permanenten Regen mal abgesehen. Der Winter war hart und lang gewesen,... ich schätze wir haben Anfang Mai oder so.“ „Vierzehnter Mai“, bestätigte Edward. Ich nickte,… er sah traurig aus. Ich wusste nicht so recht was ihn traurig stimmte. Aber ich mochte es nicht, wenn er traurig war, also lächelte ich ihn aufmunternd an. Er seufzte und fuhr sich durchs bronzefarbene Haar. „Du warst im Winter draußen?“ „Wo sonst?“, stellte ich ihm eine Gegenfrage, die er nicht beantwortete. Ich würgte einen weiteren Bissen hinunter. Mir ging es nicht gut,... aber ich wollte auch nicht schwach wirken. Doch irgendwann, beachtete ich das Essen nicht weiter, richtete meine Aufmerksamkeit lieber wieder auf die Jungs. Dr. Cullen las derweil in Ruhe die Zeitung. „Und warum seid ihr dann nicht in der Schule?“ „Ich bin letztes Jahr fertig geworden“, verkündete Emmett mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Es war ihm anzusehen, dass ihn diese Tatsache mehr als glücklich stimmt. „Und was ist mit College,... keinen Platz gefunden?“ „Keine Lust“, sagte er ohne Umwege. Ich warf einen Blick zu Dr. Cullen. Aber der saß weiterhin unbewegt auf seinem Stuhl und studierte die Zeitung. Es war klar, dass er bei seinem ältesten mit seinen Grenzen versagt hatte. Ich kicherte, während ich etwas von dem Ei auf meinem Teller hin und her schob. „Iss noch ein bisschen“, flüsterte mir Edward ins Ohr. Ich erschrak, hatte gar nicht mitbekommen das er sich zu mir gelehnt hatte und starrte ihn mit großen Augen an. Er machte keine Anstalten sich wieder zurück zu beugen. Sein Gesicht war meinem nur wenige Zentimeter entfernt und wieder überrollte mich sein Geruch wie eine Dampfwalze. Er war so wunderschön! Mir ging es augenblicklich besser und das beunruhigte mich irgendwie. Weil es ganz klar nur an Edward lag und das verstand ich nicht. Die Gefühle die in mir wüteten wenn ich ihn sah, waren genauso schön wie sie erschreckend waren. Er war mir so vertraut… Diese Augen,... wie können Augen nur so viel zeigen? Wie kann ein einfacher Blickkontakt mich Raum und Zeit vergessen lassen? Flüssiges Gold hielt mich gefangen und ich wollte,... ich wollte nie wieder losgelassen werden. Wenn ich in seine Augen sah,... war alle scheiße plötzlich unwichtig. Ich kannte ihn nicht,... alles was ich wusste war sein Name und doch vertraute ich ihm. Wie damals,... als Jake uns rettete gingen wir mit ihm,... alles was wir kannten war sein Name. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass mir das noch einmal passieren würde. Aber es passierte,… in dem Moment als ich IHN in der Gasse das erste Mal sah. Es war nicht Jakes Wille der mich in diesem Haus hielt,... es war der Junge vor mir. Der Junge, der mir fremd war, dem ich aber bedingungslos,...vertraute! Ich wollte seine Wange streicheln. Ich wollte wissen, ob sie wirklich so glatt war wie sie aussah. Noch niemals hatte ich Menschen mit so perfekten Gesichtszügen gesehen. Aber diese hier,… waren alle perfekt. Himmel was dachte ich nur? Ich war ganz durcheinander! Leicht schüttelte ich meinen Kopf, unterbrach damit diesen intensiven Blickkontakt. „Wenn ich noch mehr esse, werde ich kotzen“, versicherte ich ihm leise. Er seufzte traurig, nickte dann aber verstehend. „Ich versuch es später nochmal“, versuchte ich ihn aufzumuntern denn ich wollte nicht, dass er sich sorgte. Und das tat er,… ich sah es in seinen Augen. Auch wenn ich nicht nachvollziehen konnte warum dem so war, war es ganz eindeutig Sorge in seinem Blick. Vielleicht… vielleicht fühlte er das auch! Dieses Kribbeln… diese Vertrautheit…großartig und nun begann ich auch noch zu phantasieren. „Du würdest mich damit wahnsinnig glücklich machen.“ HILFE!!! „Uh… okay, also… uh… warum bist du nicht in der Schule?“, stotterte ich wie ein Weltmeister. Ich musste ganz dringend das Thema wechseln. Er lehnte sich wieder zurück, fuhr sich wieder einmal durchs Haar… ich hab schon gemerkt das es eine Marotte von ihm war… und zuckte leicht die Schultern. Ich hätte ihn lieber weiter anblicken sollen, denn als ich zu Emmett und Carlisle blickte, wurden meine Wangen ganz heiß. Sie hatten unser kleines Blickduell natürlich mitbekommen und anscheinend äußerst amüsant gefunden. Schnell sah ich wieder zu Edward, der gerade zu einer Antwort ansetzte. „Ich geh nicht hin, also genaugenommen denken die Einwohner dieses Örtchens, ich wäre auf einem Internat.“ Irgendwie wurde ich den Eindruck nicht los, dass er sich das gerade sauber ausgedacht hat. „Wo du aber augenscheinlich auch nicht hingehst.“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich mache meinen Abschluss von Zuhause aus… Fernstudium.“ Meine Augen weiteten sich überrascht. Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas möglich war. Woher auch? „Warum?“ Es war nicht Edward der antwortete, Emmett begann schallend zu lachen und zog meine Aufmerksamkeit auf sich. „Unser Eddy hier ist ein Wunderknabe,... überbegabt… und zu fein zur Schule zu gehen.“ Edward handelte schneller als ich gucken konnte. Kaum hatte Emmett seinen Kommentar abgelassen, landete Edwards Faust hart auf Emmetts Brust. Ich verzog das Gesicht,... das würde definitiv einen üblen blauen Fleck geben. Aber Emmett rieb sich noch nicht einmal die geschändete Stelle, lachte einfach nur weiter blöd vor sich hin. Verdammt schräg… „So so,… Wunderknabe also?“ Der Angesprochene fuhr sich verlegen durchs,… nun wie sollte es auch anders sein,…Haar und rollte mit den Augen. „Wenn du es so ausdrücken möchtest dann JA“, bestätigte er. Ich wandte mich zu Carlisle, der sein Gesicht wieder hinter der Zeitung verborgen hatte. „Sie sollten das nicht durchgehen lassen Doc,... nicht das ihr jüngster noch eingebildet wird.“ Dr. Cullen lachte in sich hinein, während Emmett ein `das ist er schon´ vom Stapel ließ und sich erneut eine von Edward einfing,… dieses Mal schlug er allerdings zurück. Ich lachte, doch mein lachen erstarb genauso schnell wie es gekommen war. Es tat weh die beiden Geschwister so unbeschwert bei ihren Sticheleien zu beobachten. Es erinnerte mich stark an das, was ich verloren hatte und ließ mich ganz genau sehen, wie es gewesen wäre, wenn… Vielleicht hatten sie meine wechselnde Stimmung mitbekommen,… denn sie unterließen es, sich gegenseitig zu schlagen. Ich sah allerdings nicht auf… ich hatte mit den Tränen zu kämpfen und das mussten sie nicht sehen. Ich stocherte eine Weile in meinen Eiern rum ohne etwas zu essen,… bis plötzlich das einsetzte, auf das ich die ganze Zeit nur gewartet hatte. Meine Hände fingen leicht an zu zittern und ich wusste, der abartige Schweiß stand bereits in den Startlöchern. Meine innere Unruhe hatte ich bis jetzt erfolgreich verdrängen können, wobei mir die Jungs sehr nützlich waren. Und doch, war es nur eine Frage der Zeit. Ich sah auf,… warum auch immer…aber direkt zu Edward. Er starrte auf meine rechte Hand, in der die Gabel leicht bebte. Sein Kopf hob sich, seine Augen hatten wieder diesen traurigen Ausdruck bei dem ich ein seufzen nicht verhindern konnte. Ein gequältes Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. Ich riss mich von ihm los, ließ die Gabel fallen und blickte nach vorn. „Carlisle“, hauchte ich. Sofort sah er auf. Sah von meinen Augen runter zu meinen Händen und wieder zurück. Er legte die Zeitung auf den Tisch und stand auf. „Komm mit.“ ************** Ich hoffe dieses…wie ich finde…großartige Kap hat die lange Wartezeit entschädigt. Ich bin sehr gespannt auf eure Meinung. Bis bald… Drück euch… Alex Kapitel 20: Fürsorge -------------------- Hey meine süßen… Jetzt kommt eines meiner Favoriten Kaps also will ich gar nicht so lange quatschen… Viel Spaß! *********** Bella POV Ich folgte Carlisle in den dritten Stock. Wir liefen schweigend den Korridor, bis zum Ende entlang. Dort öffnete er eine Tür und ließ mich eintreten. Alice hatte definitiv nicht untertrieben als sie meinte, hier oben würde sich eine Arztpraxis befinden. Ich traute meinen Augen kaum. Carlisle musste meinen verwirrten Blick gesehen haben, denn er lachte leise. „Für den Notfall“, sagte er schulterzuckend. Er umrundete den großen Schreibtisch, auf dem einzig und allein ein kleiner Laptop und einige Zettel lagen und deutete mir an, mich auf den freien Stuhl direkt davor zu setzen. Ich tat wie geheißen und musterte den Raum. Sofort kroch argwohnen in mir hoch. Ich bin schon als Kind nicht gern zum Arzt gegangen. Und nun weiß ich auch wieder warum! Die vielen kleinen Apparaturen, diese mit weißen Tüchern überzogene Liege, die vielen Medikamente in den Regalen und der leicht chemisch Geruch wirkten in keinster Weise einladend. Linoleumboden, grelles Deckenlicht, ein Waschbecken und viele Edelstahlschränke,... mich schüttelte es am ganzen Körper und das konnte ich dieses Mal nicht auf den Turkey schieben. Im Raum gab es noch eine weitere Tür und ich wollte lieber nicht wissen, was sich hinter dieser verbarg. Angespannt saß ich auf dem Stuhl. Die Atmosphäre in diesem Raum zerrte an meinen Nerven. Carlisle lächelte mich wissend an, während er zu einem der Schränke ging um etwas heraus zu holen. Ich faltete meine zitternden Hände in meinem Schoß und betete, dass er schnell machen würde. Das unbändige Verlangen nach Heroin lähmte jeder meiner Kontrollinstanzen. Doch dann endlich, kam er mit dem gleichen kleinen Tablett zum Tisch, welches er auch gestern schon geholt hatte. Er stellte es direkt vor mir auf die glatte Oberfläche. Ich fixierte den Löffel, die Kerze, das Feuerzeug, das Band, die Spritze, den Zitronensaft und die kleine Pipette in der sich wahrscheinlich Wasser befand. Mein Atem wich nur noch stoßweise über meine Lippen und als er dann in seine Hosentasche griff und ein kleines silbernes Ding aufs Tablett schmiss, stockte er gänzlich. „Danke“, murmelte ich. Es war ein kleines nicken, welches er mir schenkte,... ehe er den Tisch umrundete, sich in einen Drehstuhl setzte, die Ellenbogen abstützte und sein Kinn auf seine gefalteten Hände bettete um mich genau beobachten zu können. Es war nicht wirklich unangenehm,… nicht mehr. Ich hatte mich in den letzten Minuten damit abgefunden, ständig begafft zu werden. Ich vertraute einfach darauf, dass dies irgendwann nachlassen würde. Ich meine, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann begaffte ich diese Leute auch ständig. Im Moment zählte jedoch nur der Druck. Den ich mir,... dem Himmel sei Dank,... allein verpassen konnte. Nichts für ungut,... aber der Doc braucht viel zu lange für diesen scheiß. Ohne auf Carlisle zu achten, tat ich was unbedingt getan werden musste. Träufelte etwas Wasser und Zitrone auf den Löffel,... öffnete vorsichtig das Faltbriefchen und kratzte schnell etwa ein dreiviertel des Pulvers auf den Löffel. Es war ein wahres Phänomen,... sobald mein Gehirn das Aitsch wittert, stoppt das lästige zittern der Hände auf ein solch großes Maß, das man gut arbeiten kann, ohne Angst haben zu müssen was kostbares zu verschütten und das... egal wie weit der Turkey vorangeschritten war. Man wird einfach ruhiger, sobald man dem Ziel so unmittelbar ins Gesicht blicken kann. Ich entzündete das Feuerzeug und hob den Löffel mit der anderen Hand über die kleine Flamme. Ich schiss auf die Kerze,... all die Jahre hatte ich keine zur Verfügung gehabt. Ich wartete bis alles Pulver flüssig war, ließ das Feuerzeug aufs Tablett fallen und zog anschließend alles in die Spritze. Während ich wartete, dass das Zeug etwas abkühlt,... denn es war logischerweise heiß,... schob ich mit meinem linken Arm das Tablett etwas zur Seite, um meinen Arm auf dem Tisch ablegen zu können. Ich ballte meine linke Hand immer wieder zur Faust, knetete sie ein bisschen. Verschwendete aber nicht viel Zeit damit. Ich stach mir die Nadel direkt in die Handfläche. Man musste schon außerordentlich viel Pech haben, dort keine Vene zu treffen. Die vielen kleinen Äderchen waren beinahe unmöglich zu verfehlen. Ich zog an, sah das Blut und drückte es sofort zusammen mit diesem berauschenden, alles verzerrenden Mittel zurück. „Oh,... verdammte scheiße“, keuchte ich. Himmel war das gut! Mein Kopf fiel nach vorn auf meinen Arm und keuchend presste ich die Augen zusammen als mich eine Woge Glück packte, die fast schmerzte. Dieses Zeug war... einmalig! Sam hatte verdammt gutes Dope, aber das hier... war unbeschreiblich. Noch niemals hatte es sich so berauschend angefühlt, abgesehen von letzter Nacht. Und daran konnte nicht nur die erhöhte Dosis schuld sein. Es war spitzen Dope und wahrscheinlich extrem teuer. Augenblicklich erschlaffte mein Körper. Sorgen, Ängste und Erinnerungen fielen mit einem lauten Knall von meinen Schultern und würden so schnell nicht wieder herauf kommen. Mein Atem wurde flach, während ich mich dem Flash hingab. _________________ Ich hob nach einer kleinen Ewigkeit meinen Kopf, zog mir die Spritze aus der Handfläche und schmiss sie aufs Tablett. Ich wusste, ich musste nicht vorsichtig damit umgehen. Carlisle würde es ganz sicher nicht zulassen, dass ich zwei Mal die gleiche benutze. Apropos Carlisle,... ich sah auf und begegnete sofort seinem Blick. Er hatte sich nicht einen Millimeter bewegt. Sein Blick war nicht erfreut, aber… und das berührte mich... verständnisvoll. „Besser?“, fragte er mich nach einem Moment, in dem wir einander nur angesehen hatten. „Yeah, viel besser und danke... ich... ich weiß das wirklich zu schätzen was du für mich tust und... nun, es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angepflaumt habe.“ „Mach dir keinen Kopf, Kleines“, winkte er ab und stand auf. „Doch es war nicht richtig von mir. Ihre Familie ist so gastfreundlich und ich habe das nicht geschätzt, das ist... einfach nicht richtig“, versuchte ich mich erneut zu entschuldigen. Er kam lächelnd um den Tisch, strich mir über den Oberarm und nahm das Tablett. „Eine Entschuldigung ist unnötig, Bella. Dich muss diese ganze Situation verängstigen,... ich verstehe das, wir alle tun es.“ „Nein das ist es nicht...“, platze es aus mir heraus und er hielt in seiner Bewegung inne und hob eine Augenbraue. Ich seufzte. „...ich Fuck… ich weiß es selber nicht. Es ist alles so verwirrend, da... da sind Gefühle in mir, die ich nicht verstehe.“ SO und nun hatte ich definitiv genug gesagt. Ich schlug mich gedanklich selber und hoffte, er würde nicht unangenehm nachbohren. Meine Hoffnung war vergebens. „Es ist Edward richtig“, warf er einfach ein, während er die Utensilien auf dem Tablett wegräumte. „WAS?“ Er lächelte mich wieder so komisch an, sagte aber nichts. Ich rieb mir stöhnend übers Gesicht. Waren die Blicke, die ich Edward zuwarf so offensichtlich? „Ich weiß wirklich nicht was du meinst,... wirklich. Es ist vielleicht Edward, aber auch alle anderen und das ganze drum herum...“, stotterte ich, denn ich wollte nicht, das er auf falsche Gedanken kam. Ich meine,... verdammte scheiße, wie kam er nur auf Edward und was dachte er? Ich war noch keinen Tag hier und schon musste ich mir etwas derartiges unterstellen lassen, das war einfach falsch. Andererseits... er hatte mir doch gar nichts unterstellt... „Mach dich nicht unnötig verrückt. Es ist ganz normal, dass dich Gedanken plagen, die du so nicht kennst. Das alles ist neu für dich,... nimm dir Zeit dich selbst zu ordnen.“ Es half mir nicht, dass er ständig mit seinen Weisheiten herausplatzt. Ich war seit letzter Nacht sowieso nicht fähig zusammenhängend zu denken. Also beschloss ich, einen scheiß darauf zu geben, das Thema hiermit zu beenden und mich lieber an diesem euphorischen Gefühl zu erfreuen, auch wenn es nur von kurzer Dauer war. Denn leider änderte dies die erhöhte Dosis nicht,… hatte ich gestern schon festgestellt. Ich werde wohl nie wieder Stunden lang neben mir stehen, wie es am Anfang gewesen war. Ich hatte mein Level erreicht, dass mich so funktionieren ließ, wie jemanden der kein Rauschgift konsumiert. Der einzige Unterschied von vor zwei Stunden ist der, dass nun alle quälenden Seelenschmerzen ausgeschaltet waren, ansonsten war ich wieder die Alte. Er kam mit einer Salbe und einem Pflaster zu mir und ich rollte die Augen. „Das ist völlig unnötig.“ „Ich bin der Arzt in diesem Haus und ich bestimme was unnötig ist und was nicht. Okay?“ Er lächelte, während er einen kleinen Hocker mit Rädern drunter zu mir zog und sich auf diesen setzte. Da es sich bei dem Stuhl auf dem ich saß ebenfalls um einen Drehstuhl handelte, drehte er mich einfach zu sich, setzte sich zwischen meine Beine und griff einfach nach meiner Hand. Schnaubend ließ ich ihn gewähren. Er drehte meine Hand so, dass die Handfläche zu ihm zeigte. Bereitwillig öffnete ich die Hand, damit er tun konnte, was er anscheinend nicht lassen konnte. Er säubert mit einem Lappen,... ich hatte keine Ahnung wo er den hergenommen hatte,... den frischen Einstich, der ziemlich ätzend nachblutete und tat einen kleinen klecks Salbe darauf. Er massierte sie ein und klebte hinterher das Pflaster drüber,… das mich keine Sekunde später schon gehörig anpisste. „Darf ich deine Arme sehen?“ Ich stöhnte wieder. Hatte ihm nicht der eine gereicht, den er letzte Nacht gesehen hatte? Seine goldenen Augen hypnotisierten mich. Es war eine so faszinierende Farbe. Es schien, als würde die Farbe verlaufen,... also würde sie wie ein ruhiger Fluss fließen. Ich beugte mich unabsichtlich etwas vor um ganz genau zusehen zu können. Er ließ es mich erforschen,... und dadurch gewann auch er, ohne dass ich es hätte aufhalten können, mein volles Vertrauen. Mit dieser kleinen Geste, hatte er mich vollkommen überzeugt. Er war ein Mann,... dem ich bedingungslos vertraute,... so wie ich es bei Jake tat und so... wie ich es bei Edward tun würde. Jemand mit so ehrlichen Augen, konnte kein schlechter Mensch sein. Ich hatte nicht nur bei Edward das Gefühl zu ihm zu gehören,... ich gehörte auch zu Carlisle. Verdammt bescheuert war das… „Ich habe so etwas noch nie gesehen“, murmelte ich leise. Bei genauerem Hinsehen, konnte ich erkennen, dass sein Gesicht genauso eben und glatt wie das von Edward war und auch hier, kämpfte ich das Verlangen zurück über seine Wange zu streicheln. „Das denke ich doch“, lächelte er. „Wie kann das sein? Diese Farbe, sie ist so ungewöhnlich,… es sieht aus, als würde sie sich bewegen…“, ich hielt inne, kniff die Augen etwas zusammen und beobachtete dieses phänomenale Geschehen. „…die Kinder,… es sind nicht deine. Esme und du, ihr seid zu Jung umso erwachsene Kinder zu haben und doch habt ihr alle die gleiche Augenfarbe. Ihr seid euch so ähnlich und doch so verschieden. Sie können mich für verrückt halten Doc,… aber ich weiß das ihr anders seid. Eure Haltung, euer Auftreten, die Umgangsform,… Gestik, Mimik… ich habe lange Zeit damit verbracht Menschen zu beobachten, das muss man um dort draußen überleben zu können,… ihr passt in kein Bild.“ „Du bist sehr aufmerksam“, lobte er mich und bestätigte damit meinen Verdacht. „Werdet ich erfahren, was euch so besonders macht?“ Er setzte sich etwas auf, lächelte und nickte. „Das wirst du… Wir werden deine Fragen beantworten, wenn…“, und nun grinste er. „…wenn du bereit bist auf unsere zu antworten“, ich stöhnte. „Ich weiß nicht, ob…“ „Wir haben Zeit, Bella… niemand erwartet von dir, dass du dich noch heute für uns öffnest. Wir sollten uns erst aneinander gewöhnen, findest du nicht auch?“ „Ich glaube,… ich brauche Zeit.“ Er nickte. „Und die solltest du dir nehmen.“ Er hatte recht. Ich war noch keine vierundzwanzig Stunden hier. Was erwartete ich? Das er mir sofort brühwarm das Geheimnis seiner Familie offenlegt,… denn das sie eines umgab, stand für mich ohne jeden Zweifel fest. Ich hatte es die Nacht bereits gespürt. Diese Familie war sonderbar,… auch wenn sie wie jede andere erschienen, etwas war anders. Was mich überraschte war, das mich diese Tatsache nicht abschreckt. Sie gab mir ein Gefühl der Zugehörigkeit,… denn niemand ist unfehlbar! Vielleicht passte ich doch besser hier her, als ich dachte. Ohne weiter darauf einzugehen, setzte ich mich ebenfalls aufrecht hin, griff abwechselnd nach den Ärmeln des Shirts und rollte sie nach oben. Ich hielt ihm meine Arme hin, dessen Handgelenke er auch sofort mit seinen kalten, festen Händen umschloss. Ich markierte mir gedanklich,… irgendwann auf die Beschaffenheit ihrer Haut einzugehen. Denn DAS,… fühlte sich nicht an wie Fleisch,… aber auch das beunruhigte mich nicht. Besonders! Sind wir das nicht alle? Mit beiden Daumen strich er keine Sekunde später mit festem Druck über die beiden wuchtigen Narben, die meine Pulsadern zierten. Ich hob den Blick, sah Bestürzung in seinem und eine deutliche Bitte. „Tu so etwas,… nie wieder.“ Ich erwiderte nichts. „Es gibt nichts,... absolut nichts, was eine solche Handlung rechtfertigt. Kein Problem kann so schwerwiegend sein, das man es auf diese Art lösen muss.“ Ich schnaubte und lachte trocken. „Wenn der Eimer voller Scheiße viel kleiner ist als der Fuß und du volles Karacho reinlatscht, dann kann es passieren, das du feststeckst und das verdammte Ding nicht wieder abgeschüttelt bekommst.“ Er hob eine Augenbraue. „Sie scheinen nicht sehr viel Pech in ihrem Leben gehabt zu haben Doc,... sonst wüssten sie was ich damit sagen will.“ „Oh du irrst,... ich weiß sehr gut was du meinst,... man sollte nur nie aufgeben, Bella.“ „Kämpfe bis zum Schluss“, murmelte ich und zitierte Leahs Lieblingsspruch. „Wie bitte?“ Ich winkte ab und fragte mich sogleich, was ihm wohl schon alles in seinem Leben passiert ist. Er macht nicht den Eindruck, schon jemals ernsten Problemen ins Auge geblickt zu haben. Aber was wusste ich schon von ihm und seiner Familie außer, dass sie eigenartig waren? „Also möchtest du mir damit sagen, dass der Eimer Scheiße noch immer an deinem Fuß hängt und du von einem Unglück ins nächste stolperst!?“ Ich nickte, war stolz über seinen Scharfsinn. „So könnte man das nennen.“ „Und welches Unglück, verursachte das?“ Wieder strich er über die Narben. Ich schüttelte den Kopf,... ich würde es nicht sagen. Vertrauen hin oder her,... er war noch immer ein völlig fremder für mich. Jake hatte damals bereits in der ersten Nacht erfahren was mir und Leah passiert war, genau wie wir seine Geschichte erfahren hatten. Er war uns zu diesem Zeitpunkt ebenfalls fremd,... aber die Verhältnisse waren anders. Er steckte selbst in einem Eimer fest,... er konnte verstehen was wir fühlten. Er war ein Junkie, für uns war klar, dass er bereits die Hölle von innen gesehen hatte. Woran ich bei den Cullens war wusste ich noch nicht, aber ich hatte mir vorgenommen… es herauszufinden. „Es ist okay“, lächelte Carlisle. Ich war froh, dass er nicht nachbohrte. So etwas hätte ich auch nicht von ihm erwartet. Nach einem weiteren verdammt intensiven Augenkontakt, widmete er sich meinen Armen. Er begann mit dem linken, den rechten ließ ich einfach auf seinem Schoß liegen. Systematisch fuhr er meinen Unterarm entlang. Drückte, quetschte, knorpelte… was auch immer ihm unter die Finger kam. Dabei hatte er einen konzentrierten Gesichtsausdruck und runzelte immer mal wieder die Stirn, wenn er auf eine Verhärtung stieß. Nach seiner Inspektion salbte er meinen gesamten Unterarm mit derselben Salbe ein, die er auch schon für meine Handfläche verwendet hatte. Dasselbe tat er mit meinem rechten Arm. Anschließend, rollte er mit seinem Hocker ein Stück zurück, griff…ohne auf mein Einverständnis zu warten… nach meiner rechten Wade, hob mein Bein auf seinen Schoß, schob die Leggins hoch, rollte den Socken runter und begutachtete erneut das Ausmaß dessen, was ich mir in all den Jahren selbst angetan hatte. Als auch meine beiden Beine mit dieser Salbe behandelt waren, reichte er mir die Tube, die ich zögernd nahm. „Creme damit mehrmals täglich die Einstiche ein, auch an Stellen die ich jetzt nicht behandelt habe.“ Es überraschte mich nicht, dass er davon ausging, dass sich auf meinem restlichen Körper weitere Stellen befanden. Über die Jahre leidet man an Platznot und muss zu jedem erdenklichen Körperteil greifen. So ist das eben… „Was auch immer sie für richtig halten“, murmelte ich leise und studierte die Salbe. „Hirudoid Forte?“ Er nickte, während er meine Socken wieder anzog und die Leggings zurechtrückte. „Gegen Venenentzündungen, Venenthrombosen und oberflächlicher Venenentzündung…“ Ich nickte. „…deine Arme sehen nicht gut aus, Bella. Einige deiner Venen sind komplett verstopft“, ich nickte wieder,… er sagte mir nichts, was ich nicht schon wusste. Die Fürsorge die von ihm ausging war wahrlich liebenswert. Ich war es von Jake gewohnt, aber das hier war etwas völlig anderes. Er antwortete auf mein Nicken mit einem seufzen. Anscheinend pisste es ihn gehörig an, wie wenig mich seine kleine Diagnose beeindruckt. „Müssten sie nicht eigentlich im Krankenhaus sein?“ Versuchte ich auf ein anderes Thema zu kommen. „Ich habe seit gestern Urlaub…3 Wochen“, er klang nicht wirklich erfreut über diese Tatsache. „Ich würde dich gern untersuchen.“ Mein Kopf ruckte in seine Richtung und angepisst registrierte ich, dass mein Themenwechsel nicht von langer Dauer war. Er hob sofort beschwichtigend die Hände. „Nicht sofort,… wann immer du es möchtest.“ „Und wenn ich es gar nicht möchte?“ „Dann wäre das sehr schade,… eine Untersuchung tut nicht weh, sie zeigt uns einzig und allein woran wir sind.“ „Es ist nicht wichtig“, schnaufte ich. „Das sehe ich anders.“ Ich rollte mit den Augen. Er tätschelte mir das Knie und verlangte wohl sofort eine Entscheidung von mir. „Wie sieht dieses `untersuchen´ denn aus?“ „Vitalwerte prüfen, Größe und Gewicht aufnehmen, Blutprobe…“ „Blutprobe“, jaulte ich. Er runzelte verwirrt die Stirn. „Man würde meinen, du hättest Angst vor Nadeln.“ Ich zog eine Grimasse, die er äußerst amüsant zu finden schien. „Witzig wirklich,… natürlich habe ich keine Angst vor Nadeln…“, wäre ja auch etwas widersprüchlich. „Was ist es dann?“ „Wo bitte soll mein Blut denn ausgewertet werden? Etwa im Krankenhaus? Du glaubst doch nicht wirklich, das ich mein Blut in irgendwelche Hände gebe, die ich nicht kenne oder?“ „Das hatte ich nicht vorgehabt. Niemand wird dich oder dein Blut je zu Gesicht bekommen, wenn es das ist was du willst. Ich kann es allein machen,… hier. Ich habe mir nebenan eine kleine Laborecke eingerichtet.“ Der Mann war komplett gestört, wenn man mich fragt. „Warum bloß überrascht mich das nicht“, flüsterte ich kopfschüttelnd. „Ich kann es dir zeigen, wenn du magst. Ich könnte dir dann hinterher das Haus zeigen.“ „Meinetwegen,… aber du weißt schon, das du verdammt schräg bist!?“ Er lachte, stand auf und beförderte mit einem kleinen schubs den Hocker in die Ecke. Ich folgte ihm in den angrenzenden Raum und fühlte einmal mehr am Tag wie meine Augen aus den Höhlen rollten. „Streichen sie schräg Doc… komplett durchgeknallt, das sind sie.“ Er hatte,… verdammte scheiße,… ein Röntgengerät, Ultraschall, solche Herz Dinger hingen da auch rum… Infusionsschläuche, plus leere Beutel, diese komischen rollbaren Stangen an denen die Dinger fest gemacht werden und… tatsächlich… eine Laborecke in der Ecke. „Was zum Teufel wollen sie denn mit all dem Zeug?“ Er kratzte sich verlegen das Kinn, zuckte dann die Schultern und lächelte niedlich nervös. „In den Jahren hat sich einiges angesammelt.“ „Den JAHREN? Wie viele Jahre sollen das denn sein? Du bist doch erst vom Campus gekommen!“ Jedenfalls sah er so aus. „Der erste Eindruck kann täuschen, Bella… lassen wir das einfach so stehen…“ Nun wenn er meint. Aber es war schon verdammt verwirrend. Hatte er mir vorhin nicht erst gestanden, zu jung als leiblicher Vater für die Kinder zu sein? Nun… jedenfalls indirekt hatte er es gestanden. „Ich liebe meine Arbeit, ich habe viel Geld,… also dachte ich mir irgendwann,… WARUM NICHT?“ „Ja nun,… klar… das erklärt natürlich alles“, schnaubte ich, drehte mich dabei einmal um meine eigene Achse. „Verdammt seltsam, das ist es,…aber du bist trotzdem in Ordnung“, grinste ich. „Nun,… ich denke danke schön.“ „Nun, ich denke bitte schön“, lachte ich und er stimmte mit ein. „Okay, also Blutabnahme und was noch?“ „Urinprobe“, haute er einfach mal so ohne Umwege heraus und mir haute es beinahe die Füße weg. Gott, es war schon Jahre her seid ich das letzte Mal beim Arzt war. Ich erinnere mich, ich glaube mit 8 musste ich mal in einem Becher pinkeln,… dabei hatte ich die Hand meiner Mutter gleich mit angepinkelt weil sie meinte, den Becher halten zu müssen. Dabei hätte ich das sicher allein fertiggebracht. Ich seufzte,… er lachte… „So schlimm ist das nicht.“ „Was auch immer du meinst“, murmelte ich. „Also war das ein ja, ich lasse mich von dir untersuchen Carlisle?“, fragte er mit einem frechen Grinsen im Gesicht. „Ich denke das war ein,… wir werden sehen aber sicher nicht heute und morgen auch nicht und komm bloß nicht auf die Idee, mich übermorgen danach zu fragen,… Carlisle.“ „Okay,… ist angekommen. Ich bin froh das es kein… NEIN mit mir nicht, Carlisle… war.“ „Ich würde jetzt gern das Haus sehen“, lenkte ich geschickt das Thema ab. Ich hatte keine Lust mich weiter über meine Gesundheit zu unterhalten oder eine Minute länger in diesem absurden Raum zu verbringen. „Dann lass uns mal gehen.“ Der unangenehme Druck in meiner Magengegend fiel ab, als Carlisle die Tür zu diesem Horrorkabinett schloss. Er führte mich durch die zweite Etage. Zeigte mir das Zimmer von Emmett und Rosalie und… ich konnte es kaum glauben… es war ein gemeinsames. Nach meinem fragenden Blick, schüttelte er lediglich den Kopf und seufzte ein `alles mit seiner Zeit´. Ich gab mich damit zufrieden,… auch wenn mir allmählich der Eindruck kam, dass mit dieser Familie viel weniger stimmt, als ich dachte. Es war okay,… jedenfalls fühlte ich mich nicht mehr ganz so wie das fünfte Rad am Wagen. Nachdem er mir seines und Esmes Zimmer, sowie sein Büro gezeigt hatte, folgte ich ihm in die erste Etage. Als sich mein Verdacht von letzte Nacht, bezüglich des gemeinsamen Zimmers von Alice und Jasper bestätigte, konnte mich nichts mehr schocken. Ehrlich, hätte mir Carlisle erzählt,… Alice wäre eine Oldie Sängerin aus den 70ern, die sich nur verdammt gut gehalten hatte,… hätte ich ihm freudig zugenickt. Edwards Zimmer war irgendwie genauso skurril. Klar er war wohl das Wunderkind dieser Familie, aber ich hätte mir schon irgendwelche Teeny typischen Sachen in seinem Zimmer vorgestellt wie… was weiß ich… ein Billardtisch, Tischfußball oder wenigstens eine Shishapfeife. Jedenfalls etwas anderes als diese Unmengen an Büchern, die gestapelt oder eben kreuz und quer durch sein Zimmer verstreut lagen. Was mir nicht so ganz begreiflich werden wollte angesichts der hauseigenen Bibliothek, die nur wenige Schritte von ihm entfernt war. Als ich diese dann betrat, dämmerte es mir letztendlich. Sie war groß…riesig und komplett überlastet. Da gab es nicht eine Lücke in den Regalen. Carlisle meinte lächelnd, ich könnte mich hier bedienen, wann immer ich es wollte. Ich hatte ihn nur verständnislos angesehen, denn bei so vielen Büchern und diesen alten Geruch, denn sie absonderten, verging mir jegliche Freude am lesen. Das war einfach nur… erschlagend. Wieso braucht jemand so viele Bücher? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Carlisle oder wer auch immer, jedes einzelne durchgelesen hat und wenn doch,... dann hatte hier jemand ernsthafte Probleme. Aber bei der Ansammlung an medizinischen Utensilien, dürfte mich eigentlich gar nichts mehr wundern. Im Erdgeschoss gab es drei separate Räume… Waschküche, Gästetoilette und Abstellraum… alles andere war offen und miteinander verbunden. Und alles war herrlich einladend. Jedes Zimmer hatte seinen eigenen Charakter. Sie passten nicht alle zusammen, machten es aber besonders. Rustikal, Modern, Antik, ausgefallen,… es war für jeden Geschmack etwas dabei. Wir endeten unsere Reise in der Eingangshalle, wo mein Blick sofort auf den großen weißen Flügel fiel, der sich auf einen kleinen Podest direkt in der Mitte befand. Mein Mund klappte auf. „Der stand aber gestern noch nicht da oder?“ „Doch“, lächelte Carlisle. „Ist mir gar nicht aufgefallen“, flüsterte ich während ich einen Schritt auf dieses imposante Musikinstrument zuging. „Edward hatte dich ins Haus getragen“, erklärte er. Yeah das hatte ich nicht vergessen, aber DAS HIER hätte ich doch sehen müssen. Ich war zwar bis jetzt nicht noch einmal hier gewesen. Denn die Treppe befand sich am anderen Ende des Hauses, aber dennoch…dieses Teil war einfach unglaublich. Ich konnte nicht spielen, aber ich liebte die Klänge. Sie hatten mich schon als Kind beruhigen können. „Steht der hier nur aus Dekozwecken oder wird der auch genutzt?“ „Edward spielt viel, Rosalie manchmal… wir anderen klimpern hin und wieder aus Spaß darauf herum. Die musikalische Ader gebührt nur Edward und Rose.“ „Edward spielt…“, hauchte ich während ich ehrfürchtig mit den Fingerspitzen über die glatte, glänzende, weiße Oberfläche strich. Carlisle hatte sich neben mich gestellt und lächelte den Flügel an, anscheinend hatte er mich verstanden, denn er nickte. „Es ist seiner“, erklärte er. „Wahnsinn… was, was kann er alles darauf spielen?“ Es war nicht Carlisle der antwortete. „Ich kann spielen, was auch immer du willst“, flüsterte Edward neben mir. Ich zuckte etwas zusammen, denn ich hatte ihn weder kommen sehen, noch kommen hören, geschweige denn gerochen,… ich schüttelte den Kopf,... absurde Gedanken! Mit einem Lächeln drehte ich mich zu ihm, nahm aber aus dem Augenwinkel war, wie Carlisle sich von uns entfernte. „Du würdest mir etwas vorspielen?“ Ein unglaubliches lächeln legte sich auf seine Züge, von dem mir kurz der Atem stockte. Es gehörte definitiv verboten so umwerfend auszusehen. Diese Augen begannen mich wieder zu fesseln, aber dieses Mal war nicht ich es, die den Augenkontakt abbrach. Edward setzt sich auf die kleine weiß, gepolsterte Bank, hob den Klavierdeckel, rutschte ein Stück an die Seite und klopfte neben sich. Zögernd setzte ich mich neben ihn. Unsere Seiten berührten sich. Selbst durch unsere Kleider, konnte ich die Kälte spüren, die von ihm ausging, aber das störte mich nicht. Wir sahen uns tief in die Augen, als seine Finger wie durch Geisterhand gesteuert über die Tasten glitten und das ganze Haus in weiche, harmonische Klänge hüllten. Wunderkind! ************ So das war es schon wieder. Egal was ihr sagt…ICH LIEBE ES!!! Wünsch euch einen wundervollen Abend Alex Kapitel 21: Rückzug ------------------- Einen wundervollen guten Abend…ich hoffe bei euch ist es trockener als bei mir. -.- Ich weiß nicht wie ihr es seht, aber so langsam kann der Frühling kommen oder? Viel Spaß! *********** Edward POV „Alice bitte…noch einmal.“ Sie schnaufte, drehte sich langsam zu mir um und starrte mich an. „Bitte“, flehte ich noch einmal, während ich mich an einen dicken Baumstamm lehnte. Wir waren kurz vor unserem Haus. Die Jagt war genauso unausgeglichen wie ich mich fühlte. Damwild wohin das Auge reicht…aber keine Abwechslung. Ich fühlte mich einfach nur entsetzlich. Bella hatte seit zwei Tagen kaum ihr Zimmer verlassen und tat sie es doch, dann nur um einen…wie ich finde…viel zu kleinen Happen zu essen oder Carlisle aufzusuchen. Sie mied uns…waren wir mit ihr im selben Raum, sah sie zu, diesen schnell wieder zu verlassen. Ihr Verhalten macht mich krank und allmählich Zweifel ich an dieser Gefährten Geschichte. Was wenn wir doch eine Ausnahme der Regel waren? „Meinst du tatsächlich, dass sie innerhalb von einer Stunde ihre Meinung geändert hat?“ „Himmel Alice bitte…ich dreh durch wenn sie uns weiter aus dem Weg geht.“ Meine Schwester seufzte, setzte ein mitleidiges Gesicht auf,…eines, das mir mittlerweile gehörig auf die Nerven geht… tat dann aber mir zuliebe was ich wollte. Allerdings ohne Erfolg. Ihre Vision war wie die letzten gefühlten 1000 davor auch,… nicht zufriedenstellend! Bella konnte oder wollte sich einfach nicht für eine Richtung entscheiden. Stöhnend ließ ich mich auf den feuchten Boden gleiten und rupfte Moos. „Du solltest dich nicht so verrückt machen, Edward. Sie braucht einfach Zeit! Versetzt dich in ihre Lage. Früher oder später wird sie auf uns zukommen.“ Ich erwiderte nichts. Sie seufzte in Gedanken, drehte sich um und lief allein zum Haus. Sie hatte gespürt, dass ich allein sein wollte. In den letzten beiden Tagen hatte ich mehr aufbauende Worte gehört als in meiner gesamten Existenz. Teils nervende, teils nachdenkliche. Ich wusste, dass ich mich hängen ließ aber ich wusste nicht, wie ich es ändern sollte. Es war schrecklich sie in unmittelbarer Nähe zu wissen, dennoch Abstand halten zu müssen. An ihrem ersten Tag hatte ich das Gefühl die Barriere durchdrungen zu haben. Am Tisch hatte sie sich sogar etwas über mich lustig gemacht. Es war schön ihr Lachen zu hören. Es war ein unglaubliches Gefühl so dicht neben ihr sitzen zu dürfen. Der Körperkontakt beim Klavierspielen… Sie hatte sogar eine kleine Träne im Augenwinkel gehabt. DIESE AUGEN. Sie hatte mich mit einer solchen Intensität angestarrt, dass ich das Gefühl hatte, sie könne durch mich hindurch, vorbei an meinem Äußeren und direkt in meine Seele sehen. Es war so unglaublich intensiv. Aber vermutlich nur für mich. Warum sonst vergrub sie sich in ihrem Zimmer? Ich hörte sie jede Nacht weinen und es zerriss mich nicht bei ihr sein zu können. Emmett und ich, wir hatten das Gespräch zwischen ihr und Carlisle mitbekommen, als er ihre Wunden versorgte. Sie war aufgeschlossen gewesen. Es war trotz der Umstände ein toller Tag. Wir kugelten uns beinahe auf dem Boden, als sie Carlisle für durchgeknallt betitelte. Da war keine Scheu, keine Skepsis…da war ehrliche Interesse. Sie ahnte bereits, dass wir anders waren. Sie hatte eine exzellente Auffassungsgabe, eine ausgeprägte Beobachtungsgabe. Ich konnte mir vorstellen, dass die Ungewissheit darüber mit wem oder eher WAS sie es zutun hat nervenzerrend für sie sein muss. Aber sie weckte an diesem ersten Tag nicht den Eindruck, als würde sie die neuerlangte Erkenntnis verunsichern. Klar sie wusste nichts…außer das wir anders waren. Aber selbst das, würde doch in jedem Menschen eine Gewisse Besorgnis an den Tag rufen oder? Jasper meinte, dass sie weder verängstigt, noch besorgt sei. Das sie einfach nur verwirrt und überfordert war, sich diese Gefühle aber nicht auf uns sondern einzig und allein auf sie selbst bezogen. Was also verwirrte sie? Carlisle meinte, das ich wohl der Hauptverursacher ihrer wirren Gefühle war. Ich sah es selber ein, aber ich war mir sicher, nicht der alleine Grund zu sein. Wenn sie tatsächlich eine Bindung zu mir spürte, war es selbstverständlich, dass sie Verwirrung spürt. Weil es einfach etwas ist, was ihr menschlicher Verstand nicht entschlüsseln kann. Würde sie die Wahrheit erfahren, würde sie dem allen entspannter entgegenblicke…so hoffte ich jedenfalls. Doch die Wahrheit war noch nicht an der Zeit. Sicher war, auch die anderen lösten Verwirrung in ihr aus. Wenn sie sich zu mir hingezogen fühlt…was sie laut Jasper tut…müsste sie sich auch zu den anderen hingezogen fühlen. Jasper kann mit Sicherheit bestimmen, das Carlisle sowie ich, ihr volles Vertrauen genießen…und doch kann mich das alles nicht beruhigen. Könnte es,…wenn sie nur endlich bereit für den nächsten Schritt wäre. Wenn sie endlich bereit dazu wäre, an unserem Familienleben teilzunehmen. Wenn ich einen Erfolg sehen könnte, würde ich so viel einfacher mit der ganzen Situation umgehen können. Dass sie überfordert ist, kann ebenfalls leicht erklärt werden. Neue Umgebung, neue Menschen…niemand weiß, was genau sie zurück gelassen hat. Irgendetwas musste an diesem Tag vorgefallen sein, als wir sie in der Gosse fanden. Denn sie hatte nicht einmal persönliche Gegenstände dabei und das, ist schon sehr merkwürdig meint Carlisle. Wenigstens Spritzbesteck hätte da sein müssen. Es muss befremdlich und einengend für jemanden sein, der viel Zeit im Freien verbracht hat. Zusammenfassend konnte ich also sagen, das ihr Verhalten plausibel war, ich aber einfach…Liebeskrank wie ich bin… überregiere und Sachen in Erwägung ziehe, die vollkommen deplatziert sind. Was erwartete ich eigentlich? Das sie gutgelaunt und glücklich ihr altes Leben hinter sich lässt um sich mit mir sofort in ein gemeinsames zu stürzen? Sie muss eine harte, prägende Zeit hinter sich haben! Wer war ich schon, der ihr nicht gönnte diese zu verarbeiten? Aber zum Teufeln nochmal…ICH WOLLTE MIT IHR VERARBEITEN. Ich wollte für sie da sein, sie halten wenn sie das Gefühl hatte zu fallen. Ich fuhr mir seufzend durchs Haar. Ich wollte ja, dass sie verarbeitete. DAS war unser Ziel! Ohne eine Verarbeitung ihrer Vergangenheit, würde ein gemeinsames Leben nicht stattfinden, soviel hatte ich verstanden. Natürlich…ich könnte sie über meine Schultern schmeißen und diese Familie verlassen um sie dann weit weg von jenen die ich liebe zu meinesgleichen zu machen. Allein der Gedanke schmerzt und außerdem…es wäre nicht richtig. Carlisle hat mit jedem einzelnen seiner Argumente recht…nur ein Entzug und die daher rührende Verarbeitung würde aus sie einen gezeichneten,… aber dennoch glücklichen Menschen und später Vampir machen. Ich muss die Tatsachen einfach so akzeptieren wie sie sind. Sie bestimmt das Tempo, mir blieb nichts anderes übrig als mich anzupassen. Wenn es nur nicht so schwer wäre. Ich war noch nie sehr geduldig gewesen und gerade jetzt ging es mir nicht schnell genug. Gut Ding braucht Weile…Yeah, wenn Weile nicht so verdammt ätzend wäre. Sie hatte alles Recht sich zurückzuziehen, aber ich hatte kein recht ihr deswegen einen Vorwurf zu machen. Denn das tat ich…irgendwie… in meinem verdrehten Denken. Und ich schämte mich dafür, konnte es aber nicht aufhalten. Ich war gekränkt aber das schlimmste…ich hatte große Sehnsucht nach ihr. Ich dachte, es würde ihr gleich gehen…NEIN ich war mir sicher, dass es ihr gleich gehen würde. Das ist doch der Harken, an dieser Gefährten Sache. Man kann ohne den anderen nicht! Sie anscheinend schon… „Edward“, der seufzende Unterton in Carlisles Stimme ließ mich schnaufen. „Ich werde schon damit klar kommen.“ „Offensichtlich nicht…“ Er setzte sich neben mich und ich, hatte plötzlich das dringende Bedürfnis davon zu laufen. „…es bringt wirklich niemand etwas, wenn du dich so hängen lässt.“ „Was erwartest du von mir?“ „Ich erwarte…“, und nun schubste er mich so fest mit seiner Schulter an, das ich beinahe umfiel. „Lass den scheiß“, knurrte ich, er jedoch lachte. „…ich erwarte, dass du deine Bedürfnisse einmal zurückschraubst und dich auf ihre konzentrierst. Ich erwarte Einsicht, denn sie tut das einzig richtige in dem sie sich intensiv mit sich selbst befasst. Und ich erwarte, dass du deinen Arsch von diesem Boden erhebst, das Unkraut zufriedenlässt und dich erhoben Hauptes dem Problem stellst.“ Mein Gott, ich hasste es wenn er den Vater raushängen lässt. „Welchem Problem denn, Carlisle? Sie ist nicht bereit irgendeines ihrer verdammten Probleme in Angriff zu nehmen…welchem also soll ich mich stellen?“ „Du kannst so bockig sein Junge…Es geht hier um kein Spielzeug das dir irgendjemand weggenommen hat. Hier geht es um ein junges Mädchen, das an ihrem Fuß einen deftig gefüllten Eimer Scheiße zu baumeln hat und alles über was du dir momentan Gedanken machst, ist die unerfüllte Erwiderung deiner Liebe. Denkst du nicht, sie hat gerade wahrlich andere Sorgen als die große Liebe in dir zu finden. Begreif endlich, dass es verdammt nochmal um ihr Leben geht und wenn sie dieses verliert, dann hast du allemal noch genug Zeit im Selbstmitleid zu Baden. Zwei Tage muss ich mir dein gekränktes, trauriges Gesicht ansehen…“, er schnaufte einmal und ich war zur Salzsäure erstarrt. „…ich verstehe dich Edward. Natürlich, du machst gerade die schlimmste Zeit deines Lebens durch, aber es wird nicht besser wenn du alles Schlechte aus der Situation pflückst und dich daran zu Grunde richtest. Du warst einverstanden und wusstest was auf dich zukommt. Es sind erst zwei Tage, Edward…zwei Tage… was erwartest du von ihr? Sie muss doch erst einmal begreifen was genau mit ihr passiert.“ Er stand auf und sah auf mich hinunter. Ich allerdings war zu gelähmt um aufzusehen. „Du hast den Beweis mehrmals in Jaspers Gedanken gelesen. Sie fühlt für dich, wie sie für keinen anderen fühlt. Warum kannst du dich für den Moment nicht einfach damit zufrieden geben? Himmel Herrgott nochmal“, fluchte er und drehte sich zum gehen. Fazit war, Carlisle hatte nur selten solche Ausbrüche. Und Fazit war auch, ich hatte mich noch niemals so klein gefühlt. „Es ist nicht nur die unerfüllte Liebe…denkst du ich weiß nicht, dass es um ihr Leben geht? Denkst du, ich möchte ihr nicht helfen? Bist du wirklich der Auffassung, ich hätte mir die letzten Tage nur Gedanken um mich selber gemacht? Den dem ist nicht so…ich denke pausenlos an dieses Mädchen…jede verdammte Sekunde sind meine Gedanken bei ihr und alles was ich möchte ist…das es ihr besser geht…“, hauchte ich. „Dann verstehe ich nicht, warum du dir selbst die Kraft mit schwachsinnigen Vermutungen und Gedanken raubst, wo du alle mobilisierenden Kräfte benötigen wirst wenn es ans Eingemachte geht. Falls du diese beiden Tage als Rückschlag siehst, dann hast du nicht genau hingesehen. Wenn du bereits jetzt am Ende bist…dann bezweifel ich, das du das kommende durchstehen wirst.“ Ich setzte zu einer Antwort an, aber mir wollte keine passende einfallen. Er wartete einen Moment, dann drehte er in sich hinein murmelnd um. „Ich werde stark genug sein um für sie da zu sein, wenn sie es denn will.“ „Beweise es mir“, sagte er fest ohne sich umzudrehen. Ich starrte ihm hinterher, bis er auf die Lichtung vor unserer Villa trat. Verfluchte Scheiße…stöhnend fuhr ich mir durchs Haar. Er hatte Recht! Ich benahm mich total kindisch…ich benahm mich nicht wie ein 108 jähriger Vampir ich benahm mich wie…Gott ich benahm mich wie ein hormongesteuerter 17 jähriger. Der ich ja auch irgendwie war… Ich wusste, Carlisle hatte mir diesen Arschtritt verpasst, um mich auf den Boden der Tatsachen zurück zu befördern. Es waren nur ZWEI Tage, das war nichts und ich rechnete bereits jetzt damit, dass alles vergebens war. Das war…völlig absurd…denn ich hatte ja bereits festgestellt, warum sie sich zurückzieht. Es gibt überhaupt keinen Grund zur Beunruhigung! Alice hat recht, früher oder später wird sie auf uns zukommen. Ich erhob mich, atmete einmal tief durch und lief anschließend zum Haus. Ich würde Carlisle beweisen, dass ich bereit für sie war, bereit mit ihr die Hölle zu betreten. Aber vorher…musste ich ihm für seine äußerst erfolgreiche Gehirnwäsche danken. Bella POV Ich lag auf dem Bauch, quer über dem Bett, starrte aus dem Fenster und vernichtete die vierte Kippe in der letzten Stunde. Carlisle hatte mir gestattet im Zimmer zu rauchen, nachdem Esme mir tatsächlich fünf Schachtel Zigaretten mitgebracht hat. Vier hatte ich bereits ins Jenseits geschickt und die fünfte würde bald folgen, wenn ich nicht bald zu einer Entscheidung kam. Da gab es einen Teil in mir, der sich mutig den Löwen zum Fraß anbieten wollte und einen Teil, der am liebsten nie wieder das Zimmer verlassen wollte. Ich hatte mich in den letzten zwei Tagen sehr gut eingelebt…jedenfalls in diesem Zimmer. Alice und Rosalie hatten mir Berge an Klammotten und Schuhe mitgebracht. Mehr, als ich jemals in meinem Leben besessen hatte. Nicht zu vergessen Schmuck und allen möglichen anderen quatsch, denn Frau ihrer Meinung nach braucht. Der Kleiderschrank war bis zum bersten gefüllt, das Badezimmer quoll über und ich fühlte mich schäbig ihre Gastfreundschaft so mit Füßen zu treten. Ich wusste, sie wollten, dass ich mich integriere. Aber ich wusste auch, was das auf lange Sicht betrachtet mit sich bringen würde. Ich konnte nicht monatelang so weiter machen wie bisher. Konnte nicht bei ihnen Leben ohne einsichtig zu sein. Carlisle würde mir irgendwann das Heroin streichen…ich wusste das, auch wenn er es bis jetzt noch nicht gesagt hat. Es gab nur drei Möglichkeiten für mich. Sofort verschwinden! Was wahrscheinlich gesünder für uns alle war. Bleiben, bis ihnen die Geduld ausgeht und sie nicht mehr bereit sind mich mit Aitsch zu versorgen und dann verschwinden! Oder…und das bereitete mir Magenschmerzen…auf sie eingehen und schauen wohin es mich bringt! Ich wusste sie hofften auf letzteres…aber letzteres war so verdammt ungewiss. Fremdes, hatte mich schon als Kind abgeschreckt. Meine Mutter pflegte immer zu sagen `Im Leben ist es hin und wieder nicht verkehrt Risiken einzugehen´ Wahrscheinlich würde sie diese Situation als ein Risiko ansehen, das ich getrost eingehen sollte. Ich war so verwirrt. Ich hatte Angst mich dem Ungewissen zu stellen, aber…und das machte mich wirklich fertig…ich spürte das es der Richtige Weg wäre. Alles was ich wollte war so schnell wie möglich ins Gras zu beißen…plötzlich wollte ich so viel mehr und das war…das war einfach nicht richtig. Denn jemand wie ich hatte es nicht verdient am Leben zu sein…nicht nach dem was ich getan hatte… Was sollte ich nur machen? Und dann war da Edward. Er nahm in den letzten Tagen den größten Teil meiner Gedanken ein. Der andere Teil gehörte Jake. Ich trauerte um meinen Freund, einen Moment später genoss ich das Kribbel wenn meine Gedanken zu Edward schweifen und das war… ganz falsch. Ich sollte mich nicht gut fühlen, auch nicht für einen Moment. Ich hatte meinen besten Freund im Stich gelassen. Welches Recht nahm ich mir heraus, an Edward zu denken? Einen für mich…völlig fremden, den ich erst einige Mal gesehen hatte, mit dem ich erst einige Sätze gewechselt hatte. Und warum dachte ich überhaupt an Edward? Ich war gewillt es herauszufinden einfach weil…weil ich wusste ich musste es herausfinden um mich selbst wieder akzeptieren zu können. Mit dem Wissen, könnte ich alles ins richtige Licht rücken. Könnte Prioritäten setzen oder… was auch immer... Und dann waren da auch die anderen…sie vermittelten ein so warmes Gefühl, das ich nicht anders konnte als mich in ihrer Gegenwart wohl zu fühlen. Das war auch der Grund, warum ich ihnen aus dem Weg ging. Ich sollte mich einfach nicht wohl fühlen. Egal wie ich es drehte und wendete…ich kam zu keinem Entschluss. Jake würde wollen, das ich diese Gelegenheit als Neuanfang wahrnehme und somit eine Chance auf ein besseres Leben…wie er es nennt…erlange. Doch wäre es tatsächlich ein besseres Leben? Ich würde irgendwann auf Heroin verzichten müssen und das wollte ich partout nicht einmal in Erwägung ziehen. „Verflucht nochmal.“ Was würde das für ein Leben sein? Ohne Aitsch, wäre ich allem vor dem ich Jahrelang davongelaufen war, schutzlos ausgeliefert. Ich würde es kein weiteres Mal ertragen… Carlisle hatte gemeint ich solle mir Zeit nehmen, doch umso mehr Zeit ich mir nahm um so schwieriger wird alles. Ich bräuchte nur hinuntergehen, mich zu ihnen setzen und tun was Carlisle mir angeboten hatte. Einander kennenlernen. Hinterher konnte ich noch immer Entscheidungen treffen, die getroffen werden mussten. Ich wollte sie irgendwie kennenlernen. Die Sonderarten dieser Familie, machten mich neugierig. Ich wollte wissen was mit dieser Familie war…auch wenn ich die Konsequenzen daraus ziehen musste. Es war ganz einfach…redete ich, redeten sie…der Zeitpunkt lag allein in meinen Händen. Vielleicht würde ich dann erfahren, was es ist was Edward in mir weckt. Denn Carlisles Andeutung versicherte mir, dass er etwas wusste. Vielleicht würde ich erfahren, warum sie ein solch großes Interesse an mir hatten. Denn das verstand ich noch immer nicht. Ich fürchtete mich nicht wirklich vor ihren Antworten…ich hatte viel scheiße in den letzten Jahren erfahren, erlebt…ich konnte mit so etwas umgehen. Mit was ich nicht umgehen konnte war… Ungewissheit. Doch solange ich hier in meinem Bett lag, würde ich keine Gewissheit erlangen. „Borr Leck mich doch“, rief ich angepisst aus, drückte die Kippe aus und setzte mich aufrecht. Ich bekam Kopfschmerzen bei dem ganzen Gedankensalat. Nicht einmal der Druck von vor 4 Stunden konnte mich von diesem Höllenritt der in meinem Kopf standfand bewahren. „Entscheidungen, Entscheidungen…“, murmelte ich vor mich hin, während ich die Schultern kreisen ließ. Es wurde verflucht nochmal Zeit eine Entscheidung zu treffen. Ich hatte bereits in Erwägung gezogen, mir von Carlisle einen Zettel und einen Stift geben zu lassen um fein säuberlich die Pros und Kontras aufschreiben zu können. In meinem überfüllten Kopf würde eine imaginäre Liste keinen Sinn machen, ich würde die Hälfte vergessen haben, bevor ich beim letzten Stichpunkt angekommen wäre. Ich hatte nach keiner Schreibmöglichkeit gefragt weil ich…eigentlich bereits wusste was ich wollte. Ich schob es hin und her…versuchte mich vom Gegenteil zu überzeugen aber Fakt war…ich konnte nicht gehen aber auch nicht bleiben ohne mich zu intrigieren. Es war eigentlich alles geklärt. Ich würde nicht entziehen, aber es würde vielleicht eine andere Möglichkeit geben. Irgendetwas, würde sich in den Wochen ergeben, mit dem wir alle gut leben konnten. Wenn sie denn überhaupt auf lange Sicht mit mir leben wollten. Sie hatten zwar angeboten, ich könnte bleiben aber wer sagt mir denn, das dieses `bleiben´ nicht kürzer ist als ich dachte. Aber gehen wir einfach davon aus, es bedeutet was ich hoffe. Dann könnte ich, wenn alle Stränge reißen, immer noch verschwinden. Schnaufend stand ich auf und lief ins Bad. Ich würde jetzt Baden…lange Baden. Anschließend würde ich mich in eines meiner neuen Outfits schmeißen und den Gang zum Schlachter antreten. Mit dieser Entscheidung war ich zufrieden und setzte einen Punkt. Jetzt blieb nur zu Hoffen, das ich mit dieser Entscheidung nicht gehörig auf die Schnauze falle. ******** Bis bald… GGLG Alex Kapitel 22: Morgen zu zweit --------------------------- Hey meine süßen… Ich wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ************** Bella POV Ich schlug verschlafen die Augen auf. Mein Bewusstsein war mit einem Schlag hellwach und folterte mich. Stöhnend rollte ich mich auf die Seite und zog die Decke über den Kopf. Aus meinen guten Vorsätzen gestern Abend war nichts geworden. Sie lösten sich in Luft auf, als ich in die Wanne stieg. Um es radikal auszudrücken,… ich hatte mir vor Angst beinahe in die Hosen geschissen. Ich war mit einem Schlag nicht mehr bereit gewesen das Zimmer zu verlassen. Dafür schwor ich mir, würde ich es den kommenden Tag nur zum Schlafen wieder betreten. Ich wollte HEUTE…ja ich WOLLTE den Tag mit der Familie verbringen, die sich so aufopferungsvoll um mich kümmerte. Carlisle kam mitten in der Nacht und brachte mir Heroin. Er war so freundlich wie immer. Er ließ kein Unbehagen durchsickern, dafür fühlte ich mich noch schlechter. Es war schlicht und einfach die pure Angst die mich an dieses Zimmer fesselte. Einer Angst der ich heute keine Beachtung mehr schenken wollte. Ich stand auf und huschte ins Bad. Ich wusste, würde ich länger als nötig im Zimmer bleiben, würde mein Entschluss erneut ins Wanken kommen. Also duschte ich mich schnell ab, putzte mir die Zähne, kämmte mir die Haare und schlüpfte in bequeme Kleidung. Ohne Halt, verließ ich mein Zimmer und stolzierte den Flur entlang. Kurz vor der Treppe hielt ich einen Moment inne, atmete tief durch, sammelte Mut und nahm langsam eine Stufe nach der anderen. Es war noch immer mitten in der Woche,… Donnerstag! Somit würde das Haus bis zum Nachmittag nicht voll besetzt sein. Rose, Jasper und Alice mussten zur Schule. Weniger Leute, gleich weniger Unbehagen. Ich hatte also bis zum Nachmittag Zeit, mich erst einmal mit den anderen vertraut zu machen. Als ich in die Küche trat war ich fest davon überzeugt, jeden der da sein sollte anzutreffen. So wie an meinem ersten Morgen hier. Überrascht blieb ich stehen, als ich nur Edward am Tisch sitzen sah. Er war über die Tageszeitung gebeugt. Wahrscheinlich hatte er mich gehört, denn er sah sofort auf. Auch er wirkte überrascht mich zu sehen. Ein unglaubliches Lächeln,… eins von denen die verboten gehörten,... bildete sich auf seinem Gesicht. Mein Herz setzte prompt im gleichen Moment aus. Sofort fiel sein Lächeln in sich zusammen und er sah mich geschockt an, als hätte er es gehört… Ich schüttelte leicht meinen Kopf. UNMÖGLICH! „Guten Morgen“, nuschelte ich und wippte nervös von einem Fuß auf dem anderen. Ich hatte den Eindruck gewonnen, das Edward und ich uns sehr nahe stehen,... warum auch immer. Und eigentlich fühlte ich mich immer sehr wohl in seiner Nähe. Eigentlich... Doch wie würde er JETZT, nach dem ich mich zwei Tage nicht habe blicken lassen über mich denken? „Morgen Bella“, seine Stimme klang weich und einladend. Er klopfte auf den Stuhl neben sich und lächelte wieder dieses wunderbare Lächeln. Ich verschnaufte erleichtert. Anscheinend war dieses etwas was uns mit dem anderen Verband noch immer da. Nur wusste ich nicht, ob ich tatsächlich so froh darüber sein sollte, wie ich war. Vorsichtig lief ich die paar Schritte zu ihm und setzte mich. Er klappte die Zeitung sofort zu und strahlte mich fröhlich an. Also war er froh mich zu sehen? „Frühstück?“ Ich verdrehte die Augen und er grinste. Carlisle war nicht anwesend, also übernahm er einfach die Rolle des Vaters. Unbeeindruckt und noch immer grinsend, stand er auf und schlenderte zu den Küchenschränken. „Eigentlich habe ich keinen Hunger aber da ich es mittlerweile besser weiß, werde ich nicht wiedersprechen.“ Leise in sich hineinlachend, öffnete er einen der Hängeschränke. Er stellte sich auf die Zehnspitzen, weil er anscheinend etwas ganz hinten im Schrank ins Auge gefasst hat und streckte sich danach aus. Dann hielt er mitten in der Bewegung inne und warf mir einen fragenden Blick über die linke Schulter zu. „Magst du überhaupt Müsli?“ Ich hatte Schwierigkeiten mich zu konzentrieren. Während er sich streckte ist,... für mich ziemlich unvorteilhaft,… sein Shirt am Rücken etwas hochgerutscht und offenbarte einen Streifen perfekter, heller Haut. Seine Jeans saß verboten tief in der Hüfte und der Rand seiner Unterhose lugte hervor. Ich schluckte. „Bella?“ Mein Blick schnellte hoch in sein belustigtes Gesicht und mir schoss es die Hitze in die Wangen. „Was… oh verdammt, ja Müsli ist perfekt… danke.“ Gott wie peinlich. Ich klatschte mir gegen die Stirn, als er sich wieder dem Inhalt des Schrankes widmete. Was ist los mit mir? Seit wann interessiere ich mich für so etwas? Ich hatte Jake beinahe täglich nackt gesehen und bei Edward bringt mich ein Stück entblößter Rücken so durcheinander. Wie lange war der letzte Druck her? Schnell schob ich alles weit nach hinten meiner selbst um möglichst nie mehr darauf zurück zu kommen. Warum werde ich eigentlich ständig bedient? „Ich kann mir auch selbst etwas zu Essen machen“, meinte ich kleinlaut. Er angelte eine Schale aus dem Schrank, ließ sich zurück auf die Fersen sinken und stellte diese auf die Anrichte. „Ich bin mir sicher, dass du es kannst aber ich mach das gern für dich.“ Oh man,… was hat nun wieder DAS zu bedeuten? Auch den nächsten Ansturm Fragen schob ich zurück. Ich hatte die Schnauze gehörig voll mir über jede Kleinigkeit Gedanken zu machen. Ich hatte noch während ich gestern in der Wanne lag… und mir dabei eine plausible Erklärung für meinen feigen Rückzug zurechtlegte,… entschlossen weniger auf meinen Verstand sondern mehr auf meinen Bauch zu hören. Der hatte mich eigentlich noch nie im Stich gelassen. Ich hasste das Denken, man hat ja in den letzten beiden Tagen gesehen welchen Erfolg es bringt. Lieber beobachtete ich Edward dabei, wie er seelenruhig eine Banane klein schnitt. Seine langen Finger schmiegten sich perfekt um das Messer. Er hob seinen Blick und fand sofort meinen. Ohne den Blickkontakt zu beenden, schnippelte er weiter. Auch ich war nicht fähig weg zu sehen. Seine Augen hypnotisierten mich einmal mehr und in meiner Brustgegend zeichnete sich urplötzlich ein leichter Druck ab. Keineswegs ein unangenehmer, aber einer, den ich so noch nicht erlebt hatte. Ich wollte mehr als alles andere,… gut vielleicht so sehr wie Dope,… wissen was es ist was Edward in mir weckt. Und ich beschloss ihn bald zu fragen, wenn ich nicht selbst auf eine Antwort kam. Lange würde ich mit dieser Ungewissheit nicht leben können und eins war mir klar,... er fühlte es auch. Das Flimmern in seinem Blick war die Bestätigung. „Weintrauben?“ „Bitte...“, nuschelte ich verlegen. Er vollendete sein Werk und kam freudestrahlend zu mir zurück. Mit einer eleganten Bewegung schob er die Schüssel samt Löffel zu mir und zwinkerte verschwörerisch, während er sich auf seinen Stuhl schwang. Wie vor dem Kopf gestoßen starrte ich ihn mit offenem Mund an. Wer war er und was hat er mit dem stillen Edward gemacht? Hatte ich die Zeit hier nicht bei vollem Bewusstsein erlebt? Ich dachte, Edward wäre einer der ruhigsten Personen in diesem Haus oder hatte er sich etwa so sehr zurückgehalten? Aber wieso,... irgendwie gefiel mir diese Art an ihm noch besser. Mit diesem Verhalten kann ich wesentlich besser umgehen. Leute neigen oft dazu sich in ihrem Verhalten zu verstellen, wenn sie es mit jemanden wie mir zu tun haben. Entweder um ihrer Bestürzung Ausdruck zu verleihen oder eben ihre Verachtung. Edward, sowie ein Großteil seiner Familie,... eigentlich allen bis auf Carlisle... Emmett vielleicht auch,... neigen zu ersteres. Bei den beiden anderen, war ich mir sicher von Anfang an ihren waren Gesichtern gegenüber gestanden zu haben. Jetzt war ich umso erleichterter, dass auch Edward zu sich selbst zurückgefunden hat. Ich war noch immer ein ganz gewöhnliches Mädchen,... mit einem ungewöhnlichen und ungesunden Lebensstil,... aber das machte mich zu keiner Sensation. Wenn das hier funktionieren soll, dann müssen alle mir gegenüber normal und offen sein, ansonsten werde auch ich Probleme haben mich zu öffnen. Ich schob mir einen Löffel in den Mund, kaute und stöhnte entzückt. Er kicherte, sofort schob ich mir einen weiteren in den Mund, obwohl ich die erste Ladung noch nicht einmal geschluckt hatte. „Ich habe ein bisschen Zimt ran getan. Ich habe gehofft, du würdest es mögen.“ „Es ist die absolute Geschmacksexplosion“, murmelte ich kauend. Zufrieden grinsend lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und beobachtete mich. „Ich hab schon ewig kein Müsli mehr gegessen. Meine Mutter aß das jeden Morgen wenn Dad Frühschicht hatte. Als ich an Schokopops nichts mehr abgewinnen konnte, machte sie mich mit dem Geschmack von Müsli vertraut.“ Ich wusste nicht warum ich ihm das erzähle, aber ich hatte das Bedürfnis etwas preiszugeben. Etwas, was nicht ganz so schmerzt, was nicht ganz so belastet und das, obwohl ich seit Stunden nichts mehr genommen habe. Nichts, was die Bilder in meinem Unterbewusstsein zurückdrängen würde. Bilder aus glücklichen Zeiten! Ich müsste bescheuert sein, jetzt mit ihm über meine Vergangenheit zu sprechen. Schnell aß ich einen weiteren Bissen und konzentrierte mich dabei aufs kauen nur nicht auf das, was meine Worte geradeeben in meinem inneren auslösten. „Und wenn dein Dad keine Frühschicht hatte?“ Edward stellte eine harmlose Frage und ich atmete erleichtert durch. Er nutzte die Situation nicht aus, um auf den Grund meines Lebensstils einzugehen. Ein weiterer Pluspunkt. Ich sah hinunter auf mein Essen und rührte mit dem Löffel ein wenig darin herum, während sich ein kleines Lächeln auf meine Züge legte. „Dann gab es richtig Frühstück, mit Speck und Eiern,... frischen Brötchen, manchmal Pfannkuchen. Allerdings machte Mum die nicht sehr oft, weil die Küche hinterher vollgesaut mit Ahornsirup war. Mein kleiner Bruder, er…“ Ich schluckte und seufzte, schob die Schüssel weg und sah aus dem Fenster. Versucht mit aller Gewalt die Tränen zu verhindern, die auf meiner Netzhaut bereits brannten. Er verhielt sich ruhig, ließ mir somit Zeit mich zu sammeln. Als es mir tatsächlich früher gelang, als ich je für möglich gehalten hatte, sah ich zu ihm und lächelte leicht. „Magst du nichts mehr essen?“ Ich schüttelte den Kopf, froh das er das Gespräch nicht wieder aufgriff. „Ich finde, du solltest noch etwas essen. Die Schüssel ist nicht mal bis zur Hälfte leer.“ „Edward bitte,… ich weiß schon wie viel ich vertrage und wie viel nicht.“ „Du isst wie ein Spatz,… ich glaube nicht, dass dir das tatsächlich reicht. Es muss dir nicht unangenehm sein hier zu essen, wirklich nicht.“ „Das ist es nicht,… es ist nur“, ich machte eine ausschweifende Handbewegung. Wie sollte ich es ihm erklären? „Ich bin es nicht gewohnt viel und regelmäßig zu essen. Es gab Tage an denen ich überhaupt nichts aß und an anderen aß ich wieder mehr als ich sollte. Ich musste nehmen was da war. Aber umso länger du abhängig bist, umso weniger verträgst du. Ich habe oft kotzend in einer Ecke gestanden, weil ich überfressen war oder weil ich es ganz einfach nicht vertragen habe. Hier esse ich täglich und das mehrmals. Manchmal ist mir abends so schlecht, dass ich Probleme habe einzuschlafen. Wenn ich noch mehr zu den Mahlzeiten essen würde, dann müsste ich mich definitiv übergeben,… verstehst du?“ Er nickte nachdenklich, runzelte die Stirn und ließ sein Blick zu meiner Schüssel schweifen. „Ich denke nicht das die Übelkeit der einzige Grund ist warum du schlecht einschlafen kannst…“, er sah auf und Traurigkeit spiegelte sich in seinen Augen wieder. „…ich höre dich jede Nacht weinen.“ „Oh…“, bestürzt senkte ich den Blick. Natürlich,… sein Zimmer ist direkt neben meinem. „Wenn ich dir irgendwie helfen kann dann…“ Ich schüttelte den Kopf. Ich war verlegen und mein schlechtes Gewissen schaltete sich ein. Was ich nicht wollte war Edward vom schlafen abhalten. „Ich muss da alleine durch.“ Er presste die Lippen zusammen. War sichtlich nicht erfreut darüber. Doch er beließ es dabei. „Wo sind eigentlich die anderen drei?“ Um meiner Frage Ausdruck zu verleihen, sah ich mich suchend um. „Mum ist einkaufen und Emmett begleitet sie. Sie wollten nach Seattle, im örtlichen Supermarkt gibt es für Mums Geschmack zu wenig Auswahl. Sie werden wohl erst am Nachmittag zurück sein.“ Ich nickte verstehend. „Und Carlisle?“ Edward rollte die Augen. „Im Krankenhaus“, ich runzelte die Stirn. „Ich dachte er hätte Urlaub?“ „Das hält ihn nicht davon ab“, beteuerte er und rollte erneut mit den Augen. Ich kicherte. „Dann sind wir allein?“ Er nickte und schlagartig viel mir das Atmen schwer. Panik erfasste mich, die er alarmiert zur Kenntnis nahm. „Bella,… alles in Ordnung?“ „Wenn… wenn Carlisle im Krankenhaus ist, wer gibt mir dann...“, ich schnappte nach Luft. Er legte sofort beruhigend seine Hand auf meine. Augenblicklich ging es mir besser. Sein Blick war eindringlich. „Ich werde dir geben was du brauchst. Beruhig dich… Dad hat alles in seinem Arbeitszimmer vorbereitet.“ „Oh… gut“, ich wischte mir erleichtert über die Stirn. Es hatte sich doch tatsächlich Angstschweiß auf dieser gebildet. Edward wirkte noch immer erschrocken. Vielleicht war es nicht richtig von Carlisle, seinem jüngsten eine solche Last auf die Schultern zu legen. Doch warum bekam ich den Gedanken nicht los, dass es für Edward alles andere als eine Last ist? Und das er viel reifer ist, als er eigentlich in seinem Alter sein sollte? „Könnte ich dann jetzt was haben?“, fragte ich vorsichtig. Edward sah missbilligend auf meine fast volle Schüssel Müsli, erhob sich dann aber und nickte. Froh über seine unkomplizierte Art schlenderte ich hinter ihm her. „Oben in seinem Arbeitszimmer oder soll ich es in dein Zimmer bringen?“ „Nun,… wenn du mir die Wahl lässt, dann gern in meinem Zimmer. Nur ungern betrete ich erneut diesen Freak Raum.“ Lachend nahm er die nächste Treppe, während ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete und schnell hinein schlüpfte. Mein Zimmer,... wie unreal sich das anhört. Ich setzte mich an den Bettrand, spielte mit meinen Fingern und wartete voller Vorfreude auf Edward. Und… das war nicht einmal gelogen, ich freute mich wirklich auf Edward,... nicht nur auf das Zeug das er mitbringen würde, obwohl das natürlich einen großen Anteil meiner Freude bezog, aber allein Edwards Anwesenheit war in vieler Hinsicht wie eine Droge. Eine berauschende und verzehrende Droge… Er kam zurück, balancierte das kleine Tablett auf seiner rechten Hand und schloss hinter sich die Tür. Ich verkniff mir ein schmunzeln. So selbstverständlich… „Oder soll ich gehen?“, fragte er keine Sekunde später unsicher und blieb stehen wo er war. Ich klopfte,...wie er vorhin,… neben mich und lächelnd kam er näher. „Wenn es dich nicht stört das sehen zu müssen. Ich habe keine Probleme damit… ehrlich gesagt, freue ich mich über Gesellschaft.“ Seine Gesellschaft! „Und ich habe keine Probleme es mit anzusehen.“ Er log,… grinsend nickte ich gespielt überzeugt. Er fuhr sich ertappt durchs Haar, erwiderte dann aber mein Grinsen. Zaghaft streckte ich die Hand nach dem Tablett aus und zog es näher an mich heran, schwang dann meine Beine aufs Bett um mich im Schneidersitz direkt davor zu setzen… Edward direkt gegenüber. Ich überflog einmal schnell den Inhalt. Ein Feuerzeug fehlte,... ich sah mich suchend nach dem einen um, welches Carlisle mir zusammen mit den Kippen gebracht hatte. Als würde Edward genau wissen was in meinem Kopf vor sich geht, reckte er sich etwas und angelte das kleine blaue Scheißerchen von meinem Nachttisch. Lächelnd reichte er es mir. „Warum eigentlich Wasser und Zitronensaft?“ Seine Frage überraschte mich. Ich unterbrach mein Tun und sah auf. Neugierde schwang in seinem Blick mit. Was mich irgendwie genauso irritierte, wie der ruhige Ton in dem er sprach. „Ähmm… Heroin ist nicht wasserlöslich, deswegen braucht man noch eine Säure dazu. Zitronensaft oder Ascorbinsäure eignen sich am besten dafür,… Ascorbinsäure ist eigentlich besser“, ich zuckte die Schultern und er hob fragend eine Augenbraue. Seufzend wandte ich mich wieder dem Tablett zu, wickelte das Faltbriefchen auf und fuhr mit meiner Erklärung fort. „Im Zitronensaft könnten Stückchen drin sein…Fruchtstückchen und die könnten eine schwere Infektion auslösen.“ Ich sah auf, direkt in sein erschrockenes Gesicht und wünschte mir sofort den Teil mit der geeignetsten Säure nicht erwähnt zu haben. „Warum um Himmels Willen benutzt du dann Zitronensaft?“ „Es ist leichter zu beschaffen als Ascorbinsäure. Jedenfalls für die von uns, die auf der Straße leben. Manche Dealer bieten es sogar zum Kauf für wenig Geld an. Jemand wie ich sollte sich nicht lange in Geschäften rumtreiben und dort die Regale nach der besten Säure durchsuchen. Zitronensaft ist wesentlich leichter zu finden,... außerdem…“ „Außerdem?“ „…es ist am gebräuchlichsten.“ Er sah ehrlich bestürzt aus. Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln, während ich den Löffel über die Flamme des Feuerzeuges hielt. „Ich werde es Dad sagen… mich wundert, dass er dir Zitronensaft gibt, er muss es doch besser wissen.“ Argwohn schwang in seiner Stimme mit. Mein Finger rutschte vom Feuerzeug ab und die Flamme erlosch. Mein Gott,… Kopfschüttelnd betätigte ich das Feuerzeug erneut. „Er weiß es bestimmt. Ich denke,... er möchte mich nicht überfordern und mir einen Teil meiner Gewohnheiten lassen.“ „Ja, das könnte sein“, murmelte Edward mürrisch. Ich verkniff mir ein schmunzeln. „Es ist unwichtig Edward,... ob nun Zitrone oder Ascorbin, den größten Schaden richtet das Aitsch an.“ Er sagte nichts mehr dazu. Nach einem kurzen Blick auf ihn, schnappte ich mir die Spritze und zog den Inhalt durch die Nadel. Er beobachtete jeden meiner Handgriffe. Als ich mein linkes Hosenbein hochschob, schnappte er leise nach Luft. Ich ging nicht darauf ein. Seit zwei Tagen benutzte ich die Vene oberhalb meines Knöchels. Danach sah sie auch aus. Ich hatte gestern Nacht zwei Mal daneben gestochen. Ich war einfach zu aufgebracht,... wütend auf mich selbst und meinem feigen Rückzieher. Ein gut zehn Zentimeter großer runder blauer Fleck war das Ergebnis. Noch war die Vene allerdings in Ordnung, also verschwendete ich keinen weiteren Gedanken und stach zu. Stöhnend schloss ich die Augen. Mein Rücken drückte sich durch die Wucht der Empfindungen durch, mein Körper bebte leicht. Es war unglaublich… Edward POV Die dünne Nadel steckte in diesem gigantischen Bluterguss. Ich konnte den Blick nicht von dieser Stelle nehmen. Tat das denn nicht weh? Wahrscheinlich spürte sie diese Art von Schmerz nicht mehr. Als die Sonne aufging, hätte ich nicht damit gerechnet heute einen so gewaltigen Schritt voran zu kommen. Ich war überrascht, froh und entsetzt zugleich sie in der Küche stehen zu sehen. Hatte damit gerechnet, dass sie gleich wieder verschwinden würde, so wie sie es die letzten beiden Tage tat. Zu meiner Freude nahm sie mein Angebot an und setzte sich. Ich hatte sofort das Gefühl die Kluft überwunden zu haben die mich von ihr fernhielt. Sie war bereit für den nächsten Schritt. So bereit, dass ich jetzt auf ihrem Bett,… mitten in ihrer Privatsphäre… saß und ihr bei einem IHRER intimen Momente zusah. Die bloße Tatsache hier sein zu dürfen, erfasste mich mit Glücksgefühlen die unvergleichbar sind. Aber das was sie tat schmerzte so sehr, wie an dem Abend als Carlisle ihr vor unser aller Augen einen Druck setzte. Ich sollte darauf vorbereitet gewesen sein möchte man meinen, aber die Konfrontation mit ihrem zerstochenem, blauunterlaufendem Fuß entsetzte mich. Es zeigte mir nur zu deutlich die neue gewaltigere Kluft auf, die sich weit hinten unserer gemeinsamen Reise befand. Eine Kluft, der man nur mit unzerstörbaren Kräften gewachsen ist. Wird Bella diese Kräfte jemals erlangen? Meine allein werden niemals reichen. Wir würden bis zur Hälfte kommen und dann schreiend in die Tiefe stürzen,... gemeinsam. „Es ist nicht so schlimm wie es aussieht.“ Ihre süße Stimme riss mich aus meinen zermürbenden Gedanken. Nein,… natürlich nicht. Ich schnaubte und sah auf. Sie war von ihrem hoch runter gekommen,... ihre Augen waren zugequollen, ihre Pupillen kaum zu erkennen. Ihre Körperhaltung war entspannt und sie lächelte. Es würde viel Zeit brauchen um ihr begreiflich zu machen, dass sie auf dieses Zeug,… nach dem sie sich so sehr sehnt,... verzichten kann. Sehr viel Zeit… Sie zog die Nadel aus ihrem Fleisch. Ein kleiner Tropfen Blut bildete sich sofort an dieser Stelle. Blut, das mich glücklicherweise nicht ansprach. Ohne darüber nachzudenken ob es in ihrem Interesse war, lehnte ich mich erneut zu ihrem Nachttisch, griff nach der Packung Taschentücher, zog eines heraus und drückte es vorsichtig auf ihren Fuß. Ihr Atem stockte und sofort sah ich auf. Verblüfft starrte sie auf ihren Fuß, dann in mein Gesicht. Es war ein liebevolles schmunzeln, das mir einen warmen Schauer den Rücken hinab jagte. „Du musst das nicht tun“, stellte sie leise fest. „Ich weiß…“, ich seufzte. „…aber ich möchte es. Die Salbe die Dad dir gab. Wo hast du sie?“ Verlegen senkte sie den Blick, nestelte an der Spritze herum was mich völlig nervös machte. Ich nahm sie ihr aus der Hand und schmiss sie aufs Tablett. Sie sah auf, knabberte schuldbewusst an ihrer Unterlippe und mir wurde klar, dass sie sie nicht verwendet hatte. Ich unterdrückte ein Schnauben. Sie deutete auf den Nachttisch. „In der Schublade“, antwortete sie leise. Ich fand sie schnell. Denn sie war das einzige was sich dort drin befand. Einen kleinen vorwurfsvollen Blick konnte ich nicht verhindern, als ich die Tube öffnete und etwas davon auf meinen Finger gab. Ich massierte es vorsichtige auf die Stelle, die sie eben geschändet hatte. Schüchtern sah sie mir dabei zu. Anschließend, schraubte ich den Decken zu und hob die Salbe vor ihr Gesicht. „Versprich mir,... dass du sie ab sofort benutzen wirst.“ Ich ließ die ganze Intensität meiner karamellfarbenen Augen auf sie los. Sie konnte gar nicht anders als zu nicken. „Ich versprech es dir.“ ********************* Bella zeigt Einsicht und Edward Stärke. Hat die kleine Ansprache von Carlisle im letzten Kapitel also doch gefruchtet. Wichtig ist jetzt, dass Edward keinen Fehler begeht. Doch noch schlägt er sich doch ganz gut im Umgang mit ihr oder was meint ihr? Bis zum nächsten Mal… GGGLG Alex Kapitel 23: Das Kennenlernen beginnt ------------------------------------ Hey ihr Schnuckis… Ich wünsch euch viel Spaß mit diesem Kapitel! ************** Bella POV Genüsslich zog ich an meiner Kippe. Die Zigarette danach könnte man meinen. Der Druck war wieder gigantisch gewesen. Ich muss Carlisle bei Gelegenheit fragen, wo er dieses super Dope herholt. Im Moment jedoch interessierte es mich nicht. Ich war zu entspannt um mir über Belanglosigkeiten Gedanken zu machen. Seit ungefähr 5 Minuten fixierte ich einen kleinen dunklen Fleck an der Decke. Wahrscheinlich Fliegenscheiße… Ich lag auf meinem Bett. Mit dem Kopf am Fußende und den Füßen auf einem Kissen und träumte vor mich hin. Es war angenehm still im Haus, die Atmosphäre entspannte und beruhigte meinen Geist. Vielleicht lag es auch an Edwards Anwesenheit… Er hatte es sich ebenfalls gemütlich gemacht. Während ich die linke Bettseite in Beschlag nahm, hatte er sich die rechte gesichert. Sein Kopf ruhte auf einem der Dutzend Kissen und ich wusste schon jetzt, dass ich auf diesem die Nacht schlafen würde. Seine Füße lagen direkt neben meinem Kopf. Ich widerstand den Drang ihn zu kitzeln. Wahrscheinlich würde er sich an mir rächen. Ich wollte es nicht riskieren, ich war furchtbar kitzlig an den Füßen. Nachdem ich ihm mein Wort gab regelmäßig die Salbe zu benutzen…ich rollte die Augen wohlwissend, dass er es aus seiner Position nicht sehen konnte… hatten wir es uns bequem gemacht. Er war nicht erfreut darüber, dass ich kurz nach dem Druck rauchen musste. Glücklicherweise unterließ er eine Standpauke. Edward war in vielerlei Hinsicht unkompliziert. Ich wusste, dass er fühlte was ich fühlte, auch wenn ich nicht wusste was es ist, was ich fühle. Demzufolge leicht fiel es mir in seiner Gegenwart. Er versuchte mich nicht pausenlos in ein Gespräch zu ziehen. Ich hatte das Gefühl, er genoss einfach meine Nähe, so wie ich die seine genoss. Die letzen beiden Tage war er niedergeschlagen. Wann immer ich ihm begegnete,... was nicht oft war,... aber wann immer ich es tat, zog er ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Welche Ironie bei diesem verregneten Kontinent. Heute jedoch, schien er gelöster zu sein. Und es freute mich zu wissen, dass ich der Grund für seine Freude war. Ich blies den Rauch aus meiner Lunge, tastete blind nach dem Aschenbecher und drückte den Stummel aus. Über meinem Kopf hatte sich eine bläuliche Wolke gebildet. Wann immer ich atmete bewegte sie sich, mischte sich neu. Es war faszinierend zu beobachten. Seit geraumer Zeit faszinierte mich so einiges. Ich hatte meinen Blick für Details wiedererlangt. Generell war ich viel sensibler geworden. Mir entging so schnell nichts mehr. Vielleicht lag es daran, dass ich unbedingt neue Sonderarten an Edward erkennen wollte… Sonderarten wie diese, das er sich nicht ein einziges Mal bewegt hatte seit er hier neben mir lag, während ich die ganze Zeit mit irgendeinem Körperteil wackelte. Das ich keinen einzigen Atemzug von ihm hörte, obwohl ich das in dieser Stille durchaus müsste. Ich war zu feige um aufzusehen,… um seinen Brustkorb zu beobachten. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Vielleicht war Edward einfach nur ein verdammt stiller Atmer. War er etwa eingeschlafen? Ich stützte mich auf meine Ellenbogen und späte zu ihm rüber. Flüssiges Gold verwickelte sich mit meinem Braun. Nein, er schlief nicht! Ich riskierte einen kurzen Blick auf seine Brust. Im selben Moment holte er Luft. Komisch… „Du siehst niedlich aus, wenn du grübelst. Zwischen deinen Augen bildet sich eine kleine Furche.“ Ich stöhnte. „Bitte Edward, benutze nie wieder niedlich in Verbindung mit mir.“ Er lachte leise während ich mich wieder zurückfallen ließ. „Es ist niedlich“, beharrte er. „Ein verdammtes Katzenbaby ist niedlich oder ein Welpe. Ich hatte mal einen Hamster, der war niedlich…aber ICH… ich bin weitab von etwas was niedlich ist.“ Ich hörte ihn leise schnaufen und schmunzelte ein klein wenig. Er hielt mich für niedlich? Warum gefiel mir dieser Gedanke so? „Wie hieß denn dein Hamster?“ „Toffifee“, antwortete ich prompt und erntete schallendes Gelächter. Edward so befreit lachen zu hören war definitiv ansteckend, also stimmte ich mit ein. Ich rollte mich glucksend auf die Seite um ihn ansehen zu können. Er strahlte mich an. „Toffifee?“ „Mhhh,... er war unten hellbraun und oben dunkelbraun. Wenn er sich zusammengerollt hat, sah er aus wie ein dickes Toffifeestück. Ich habe diese Dinger als Kind geliebt.“ Er schmunzelte und drehte sich ebenfalls auf die Seite. „Magst du sie immer noch?“ „Keine Ahnung…“, ich zuckte die Schultern. „…hab schon ewig keine mehr gegessen.“ Wir sahen einander einfach nur an. Vielleicht für Minuten, vielleicht sogar für Stunden, ich wusste es nicht,… doch ich hatte nicht das Gefühl gelangweilt zu sein. Wie sollte mich sein Gesicht auch langweilen? Seine Augen… „Und...“, fragte ich in die Stille hinein, denn ich wollte seine Stimme wieder hören. Es tat gut sich mit Edward über Nichtigkeiten zu unterhalten. Wir taten das was Carlisle wollte. Wir lernten uns langsam kennen, ohne dabei direkt all die schmutzigen Details auf den Tisch zu donnern. „…hattet ihr auch Haustiere?“ Er ließ sich für diese belanglose Frage etwas zu viel Zeit für meinen Geschmack. Warum gewann ich den Eindruck, als müsste er sich eine passende Antwort zurechtlegen? „Neeiinnn…“, setzt er dann an. „…wir haben es zwei, dreimal versucht, aber irgendwie überlebten die nicht sehr lange in unserer Obhut.“ Warum belustigte ihn seine Antwort so sehr? In seinen Augen funkelte es verdächtig. Ich entschied nicht weiter auf das Haustierthema einzugehen, sondern den offensiven Weg zu gehen. Egal ob ich gerade noch froh über blumige Fragen war. Es nervte mich, das ich nicht wusste mit was ich es zu tun hatte. „Wirst du mir erzählen, warum ihr so anders seid?“ Er starrte mich einen Moment unentschlossen an. „Wirst du mir erzählen, warum du angefangen hast Heroin zu nehmen?“ Ich stöhnte genervt. „Nein“, er nickte, wenn auch enttäuscht aber er verstand mich. „Wirst du es mir eines Tages erzählen?“ Ich rollte mich wieder auf den Rücken, suchte den Fleck an der Decke und starrte ihn an. Er sagte nichts. „Vielleicht“, hauchte ich verspätet. „Ich werde dir erzählen was wir sind, aber noch nicht jetzt. Es ist noch nicht an der Zeit.“ WAS sie sind? Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich konnte nicht einschätzen, ob er guter oder schlechter Natur war. Ich wusste nur, dass ich es wissen wollte. Und das war schon sehr ungerecht nimmt man die Tatsache, dass ich eigentlich nichts über mich preisgeben wollte. „Ist es schlimm?“ Nun war er es, der sich für die Antwort viel Zeit ließ. Zu viel für meinen Geschmack. „Ich denke…“, wieder eine Pause und ich sah auf. Er erforschte mein gespanntes Gesicht. Seufzte dann und kniff sich in den Nasenrücken. „Ja?“ „Ich denke, dass es von jedem individuell abhängt, wie er die Wahrheit empfindet.“ Und nun war ich genauso schlau wie vorher. Ratlos prustete ich eine Strähne meiner kaputten Haare aus dem Gesicht und fixierte ihn. „Ich hab das Gefühl, dass dieses Gespräch gerade in eine verwirrende Richtung führt. Es sind Einzelheiten die mir aufgefallen sind. Einige unbedeutende, für die es sicher eine ganz plausible Erklärung gibt, aber auch einige bei denen ich nicht weiß, ob mich meine Wahrnehmung täuscht. Doch wenn ich dich jetzt so reden höre dann…“, ich rollte mit den Schulter,... er nickte wissend. „Carlisle hatte schon so komische Andeutungen gemacht, …nein… keine Andeutungen“, ich schürzte die Lippen. „Es waren eher Ausflüchte…“ „Carlisle hat recht, du bist sehr aufmerksam.“ Er lächelte anerkennend. „Carlisle? Nicht mehr Dad? Ich weiß es geht mich eigentlich nichts an. Ich steh nicht in der Position Fragen zu stellen und es ist nicht dein Part zu Antworten. Aber einige Fragen beschäftigen mich… so sehr,…jetzt noch mehr wie vorher. Ich wüsste einfach gern… was hier los ist?“ Er setzte sich auf, studierte einen Moment das Muster meiner Bettdecke, eher er mich wieder ansah. „Und du wirst es erfahren, Bella. Ich gebe dir mein Wort, dass du alles erfahren wirst. Aber versteh auch, dass der Zeitpunkt noch nicht gekommen ist. Wir wissen so wenig voneinander.“ „Hat es etwas mit mir zu tun?“ Es war wahrscheinlich bescheuert dies zu fragen. Wer war ich schon? Ein unbedeutendes Mädchen, das dem Tod näher ist als dem Leben. Aber mein Bauchgefühl... „Das Geheimnis meiner Familie hat nichts mit dir zutun nein. Aber…“, er kniff sich wieder in den Nasenrücken,… wahrscheinlich eine weitere Macke von ihm. Es gab also eins,... ein Geheimnis! Es so aus seinem Mund zu hören machte meine Gedanken noch verrückter. „Aber?“ „Aber, das was gerade jetzt passiert,… das was seit dem Abend als wir dich trafen mit uns passierte,... mit mir passierte...“, fügte er flüsternd hinzu und mein Atem beschleunigte sich. „…das, hat etwas mit dir zu tun.“ Ich wusste nicht recht, wie ich auf dieses Geständnis reagieren sollte. Ich konnte ihn nur entgeistert ansehen. „Ist das… schlimm?“ „Nein“, er schüttelte vehement den Kopf und brachte mich damit zum schmunzeln. Oh Gott sei Dank! „Also… also war es nicht selbstverständlich das ihr mich in meiner Situation mitgenommen habt?“ Das Gespräch drehte sich wieder in eine heikle Richtung aber ich war zu neugierig um abbrechen zu können. Doch ich hatte auch Angst, Angst dass ich mit Antworten konfrontiert werden könnte, die meine Lage noch so viel schlimmer machen könnten. „Nein…“, er seufzte und sah plötzlich unglaublich müde aus. „…es war nicht selbstverständlich. Es war selbstverständlich für Carlisle zu helfen. Aber jeden anderen, hätte er ins nächste Krankenhaus gebracht.“ Ich erschauerte, allein der Gedanke ließ mich sauer aufstoßen und löste sofortigen Fluchtinstinkt aus. Er griff beruhigend nach meiner Wade. Seine Worte sollten mich wahrscheinlich an der Situation Zweifeln lassen, aber da war kein Zweifel. Keine Angst oder Panik…ich war mir sicher, ihre Absichten waren und sind… Heldenhaft!? „Warum dann nicht mich? Warum der ganze Aufwand… für… für jemanden wie mich,… ein Straßenmädchen, abgefuckt und nicht Wert einen Kampf zu kämpfen?“ Er schüttelte traurig den Kopf. Traurig, weil er nicht antworten konnte? Oder traurig über meine Worte? „Was ist mit euch passiert in dieser Nacht,… was passiert gerade? Bitte Edward,… du musst mir eine Erklärung darauf geben. Warum bin ich hier?“ Ich hatte mich ebenfalls komplett aufgesetzt. Ich spürte Tränen der Verzweiflung auf meiner Netzhaut brennen. Ein resignierendes seufzen seinerseits kämpfte sie zurück. „Du bist hier, weil ich es so wollte!“ Mein Mund war plötzlich furchtbar trocken. Ich schluckte und stierte ihn dabei an. Unfähig zusammenhängend zu reden. „Wir fanden dich und… und ich sah dich. Es war klar das du entweder mitkommen würdest oder ich bei dir bleiben würde.“ „Warum?“ Es war nur ein leiser Hauch. Er verstand es, denn plötzlich schrien seine Augen mich an doch endlich genau hinzusehen. Es war ein Blick, der Gänsehaut bei mir auslöste, vom Nacken ausgehend über meine Arme… in meinen Bauch, wo die Schmetterlinge sich erneut,… mal wieder sollte ich vielleicht sagen,… ein Flatterduell lieferten… Ich war verloren! „Sich jetzt über das WARUM Gedanken zu machen ist unnötig, Bella. Denk nicht zurück, schau lieber nach vorn.“ „Du fühlst es auch“, hauchte ich unpassend auf seine letzte Äußerung. Doch wieder schien er genau zu wissen was ich meine. Denn er nickte mit einem… mit einem wirklich glücklichen Lächeln auf den Lippen das wieder ansteckte. Lachend schüttelte ich den Kopf. „Ich versuch gerade ernst zu bleiben“, beschwerte ich mich. „Ich sehe dich lieber fröhlich als ernst.“ „Edward bitte,... sag mir was es ist,…dieses… Gefühl?!“ Ist es ein Gefühl? Es fühlt sich viel intensiver an, als alles was ich jemals gefühlt hatte. Nein,… der Schmerz des Verlustes kommt diesem nahe. Nur haben sie völlig unterschiedliche Auswirkungen. „Es hat noch Zeit,… es eilt nicht. Auch ich möchte unbedingt wissen was dich in diese Sucht trieb. Ich weiß, du bist noch nicht bereit darüber zu reden. Ich akzeptiere es Bella,… bitte versuch zu akzeptieren das ich dich erst etwas kennenlernen möchte. Vielleicht… ganz vielleicht kommst du von alleine drauf. Du bist erst drei Tage hier...“ Er ließ den Satz offen, als wäre der Anfang aussagend genug und er hatte recht. Was verlange ich da eigentlich von ihm? Drei Tage… Er kann mir nicht bei dem helfen was ich fühle,… nicht direkt. Das was ich fühle, kann er nicht wissen. Aber ich spüre, dass er ähnlich fühlt wie ich. Das da etwas ist was uns verbindet. Das ist es was ich wissen möchte,…wissen muss. Was ich fühle, versuche ich bereits zu erkennen. Genau betrachtet, habe ich es schon längst erkannt. Ja,... tief in meinem inneren habe ich eine Vorstellung von dem was Edward bei mir auslöst. Ich bin nur zu Feige um es mir einzugestehen. Denn es ist einfach... einfach falsch und… unmöglich, das es ihm genauso gehen könnte. „Lass uns das Thema beenden.“ Er nickte, sichtlich erleichtert über meine Entscheidung. Es ging auch nicht anders,... es war genug. Es war sogar schon wieder viel zu viel was meinen kranken Kopf belastet. Ich hatte erst vor einer Stunde, vielleicht sogar zwei gedrückt. Wenn ich jetzt aufhöre darüber nachzudenken, dann könnte ich Glück haben, das alles gehörte nach hinten geschoben wird. Dem Aitsch sei Dank,... das Zeug war einfach gut in dem was es tat. „Themenwechsel?“ Er nickte wieder, sagte aber nichts. Anscheinend ließ er mir die Wahl über das neue Thema. Einen langen Moment konnte ich nichts sagen. Ich starrte Geistesabwesend aus dem Fenster. „Ich muss nur noch wissen,… sind die anderen nur so nett zu mir, weil du es so willst oder…“ „Fang nicht an dir so etwas einzureden, hörst du? Eines Tages wirst du verstehen, aber denke nicht das dich die anderen nur meinetwegen akzeptieren. Sie mögen dich Bella,... alle“, unterbrach er mich. „Gut…“, ließ ich geistreich vom Stapel. Es war mir auf unerklärliche Weise wichtig, dass man mich mochte. Verwirrend, wo ich doch vor einer Woche noch einen Dreck auf das gab, was andere von mir hielten. Wo Jake wohl gerade ist… „Was ist deine Lieblingsfarbe?“, stoppte ich meine Gedanken. „Braun“, antwortete er sofort. Ich runzelte die Stirn und hob verwundert eine Augenbraue. „Braun? Wessen Lieblingsfarbe ist den schon braun?“ „Meine“, er schmunzelte. „Nenn mir eine braune Sache die gut aussieht?“ Er zögerte und mir dämmerte es. Meine Augen weiteten sich, den genau DIESE starrte er so durchdringend an, das es mir Antwort genug war. „Du hast wunderschöne Augen, Bella.“ Mein Mund wurde wieder trocken. Welche Richtung waren wir gerade dabei anzusteuern? „Harmloses Kennenlernen“, nuschelte ich verlegen und strich mir über die heiße Stirn. Hatten wir nicht gerade beschlossen eine solche Richtung zu unterlassen? Hilfe… „Du hast recht, tut mir leid…“, auch er war überfordert mit der eben erlangten Situation. „Was ist deine Lieblingsfarbe?“, hauchte er in die Stille hinein. „Ich weiß es nicht,…da gibt es keine bestimmte Farbe die mich in ihren Bann zieht,…“ bis auf eine vielleicht,... aber das musste ich ihm nicht sagen. Nicht nachdem er meine Augenfarbe erwähnt hatte. „Ich mag schwarz“, gab ich schließlich zu. „Schwarz? Und du kannst nicht verstehen, wieso ich braun mag? Schwarz ist keine Farbe,… schwarz ist trostlos, traurig, deprimierend. Mit Schwarz verbindet man Tod,... etwas böses…“, er stoppte seine Rage. „Und du fragst dich immer noch, warum ich schwarz mag“, neckte ich ihn. Er schüttelte traurig den Kopf… „Auch das geht in eine falsche Richtung.“ Er hatte recht,... es war schwer etwas über jemanden erfahren zu wollen, ohne dabei direkt die große Sache anzusteuern. Es blieb wieder eine Zeitlang ruhig. Passend zu der sich eben aufgetanen Atmosphäre fing es an zu regnen. „Wirst du dich von Carlisle untersuchen lassen?“ Ich stöhnte,… auch kein Thema das mir gefiel. „Ich wüsste nicht warum ich das sollte.“ „Bella, bitte es… du musst doch einsehen das es wichtig ist. Möchtest du denn gar nicht wissen, wie es um deine Gesundheit steht?“ Ich setzte mich wieder auf. Angelte eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an. „Gesundheit wird oft überbewertet“, er schnaubte verachtend. „Nicht in deinem Fall“, beharrte er. „Doch,… gerade in meinem Fall“, blaffte ich zurück. Er sah gekränkt aus und mir tat es sofort Leid. „Es würde nichts an den Tatsachen ändern verstehst du“, lenkte ich flüsternd ein. „Doch,… du wüsstest Bescheid und könntest…“, er beendete den Satz nicht und ich hob eine Braue. „Was könnte ich? Meinst du eine erschütternde Diagnose wird etwas an meiner Entscheidung ändern können? Denkst du wirklich es würde mich abschrecken? Mich von einem Entzug überzeugen?“ „Vielleicht“, ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss aber egal was dabei herauskommen würde,… ich entziehe nicht,... niemals.“ Er sah mich verzweifelt an. „Hast du nie darüber nachgedacht?“ Seine Stimme zitterte, als hätte er Angst vor der Antwort. „Nein“, sagte ich sofort. „Warum nicht?“ „Wenn man aufhören will muss man wissen wofür…“, ich zog fest an der Kippe. „…Ich weiß es nicht!“, zuckte ich die Schultern. Als ich seine traurigen Augen sah, bereute ich diesen Satz, kaum hatte ich ihn ausgesprochen. *********** Bis bald… Alex Kapitel 24: Zarte Annäherung ---------------------------- Guten Morgen meine Lieben… Wünsch euch viel Spaß! ************* Edward POV Was hatte ich auch für eine Antwort erwartet? Sie sagte nichts mehr. Sie sah mich nur an, mit einem kleinen Funken Reue im Blick. Und ich, ich wusste nicht was ich daraufhin erwidern sollte. Jetzt mit ihr über die Vorteile eines Entzuges zu sprechen war Zeitverschwendung. Und einmal mehr wurde mir klar, wie weit der Weg noch war den wir zu bestreiten hatte. Und einmal mehr erfasste mich die Angst, dass sie nicht bereit sein würde jemals irgendetwas zu bestreiten. Eine kleine Hürde war allerdings genommen als sie beschloss, mich in ihre Privatsphäre zu lassen. Und an dieser kleinen Hürde, labte sich gerade meine widergekehrte Seele. Die paar Stunden an Bellas Seite, gehörten zu den schönsten die ich je erleben durfte. Und eins war gewiss, ich hatte schon einige erlebt. Auch wenn in diesen wenigen Stunden viel passiert war, was ich am liebsten nicht gesehen hätte. So war es doch schön von ihr geduldet zu werden. Selbst kleine Einblicke ihrer Vergangenheit hatte sie offenbart. Sie war ein unglaubliches Mädchen… Mit einer unglaublichen Last auf den Schultern. Ich würde alles geben um ihr nur ein wenig ihres Ballastes abnehmen zu können. Sie musste es nur zulassen. Es interessierte mich mehr als alles andere was diesem Mädchen schon alles widerfahren war. Die Narben auf ihrem Körper schienen nichts im Vergleich zu denen auf ihrer Seele zu sein. Eins war für mich klar. Der Schlüssel lag bei ihrer Familie. Vielleicht bereits in frühster Kindheit. Carlisle Vermutung war nicht richtig. Sie ist nicht von zuhause abgehauen weil sie es dort nicht mehr ausgehalten hat. Dafür hatte sie einen zu liebevollen Gesichtsausdruck wenn sie ein paar Sätze über ihre Familie offenbarte. Ein Gesichtsausdruck, der schon bald darauf einem unendlich traurigem wich. Es gab so viel Unheil auf der Welt…alles war möglich! Ich hatte es selbst oft mit eigenen Augen gesehen. Die unschuldigen traf es immer am härtesten. Ich kann mich noch gut an Carlisle letzte Worte an mich erinnern. „Erfreue dich der kleinen Erfolge und trauere nicht den Rückschlägen hinterher“, das hatte er heute Morgen zwischen Tür und Angel verlauten lassen, auf dem Sprung ins Krankenhaus. Ich musste einfach geduldig sein! In den letzten Minuten hatte ich mehr erreicht, als ich mir am Morgen noch hätte vorstellen können. Wir sind uns näher gekommen. Und das…auf eine sehr interessante und zugleich heikle Weise. Sie hatte die Auffassungsgabe eines Scharfschützen. Es würde mich wirklich nicht wundern, wenn sie demnächst mit einer Knoblauchzähe um den Hals, fluchtartig das Haus verlassen wurde weil sie hinter unser Geheimnis gekommen war. Ich hoffte allerdings inständig, dass es nicht ganz so dramatisch ablaufen würde. Einen Schock ihrerseits konnte ich verschmerzen. Mit Ablehnung hätte ich ein größeres Problem. Ich sah es in ihren Augen. Die Neugierde, die Fragen. Sie brennten ihr auf der Zunge. Wahrscheinlich so sehr, wie meine brannten. Dafür, dass wir uns völlig fremd waren geschah einiges in ihrem inneren. Ich brauchte dazu nicht einmal mehr Jaspers Gabe um zu sehen, wie ich auf sie wirkte. Sie genoss meine Anwesenheit genauso sehr, wie ich die ihre genoss. Nur in ihrem Verhalten war sie sehr zurückweisend. Aber was verlangte ich auch? Wenn Carlisle Erläuterung wirklich auf sie zutreffen würde…Gott hoffe es ist nicht so, dann musste sie vorsichtig vor allem Männern gegenüber sein. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken und eine tiefe Wut stieg langsam in mir auf. Sollte ich aus ihrem Mund erfahren, dass sie tatsächlich so weit gegangen war sich selbst zu verkaufen. Dann schwor ich Rache. Ich würde jeden ekelerregenden Mistkerl auswendig machen der sich an ihr ausgetobt hatte. Ich würde ihnen die Seele herausreißen, wie sie es mit Vergnügen bei verzweifelten jungen Mädchen taten. Sie sollten Leiden für ihre wiederwertige Begierde. Sie sollten… „Edward, alles klar?“ Ihre süße Stimme holte mich aus meinen mordlustigen Gedanken. Sie sah mich verunsichert an und erst jetzt wurde mir bewusst, dass sich mein Kiefer verhärtet und meine Hände zu Fäusten geballt hatten. Schnell löste ich meine Verkrampfungen und lächelte sie geheuchelt an. „Ja…alles klar.“ Sie wirkte nicht überzeugt, nickte dennoch. Ich hoffte ihr keine Angst gemacht zu haben. Angst war das letzte, was sie für mich empfinden sollte. Ich musste mich dringen ablenken, ihre geschwollenen Augen beobachteten mich wachsam und am liebsten würde ich sie anflehen mir doch zum Teufel noch mal zu sagen was es ist, was sie so belastete um ihr irgendwie helfen zu können. Sie brauchte Hilfe…jedoch nicht die Art von Hilfe, die sie sich verpasste. Sie hatte meines Erachtens eine ganz bescheuerte Art und Weise mit ihrem Problem umzugehen. In diesem einen Punkt, schien sie sehr unreif zu sein. Ich seufzte… „Lass und hinunter gehen, es ist Zeit fürs Mittagessen.“ Sie stöhnte…definitiv genervt. Was mir wieder ein kleines Lächeln ins Gesicht zauberte. So süß…Sie erhob sich und schritt mehr schlürfend als elegant zur Tür. Von hinten sah man das Ausmaß dessen, was sie sich in den Jahren selbst angetan hatte am auffälligsten. Die herausragenden Schulterblätter und am schlimmsten waren ihre dünnen Beine. Dort gab es keine Fettreserve mehr, nur Haut und Knochen. Wir hatten ein hartes Stück Arbeit vor uns. Am wichtigsten war, dass sie endlich mehr aß. Ihre Erklärung hin oder her…sie brauchte dringend mehr Energie. In der Küche angekommen, lief sie zielsicher zum Kühlschrank. Schmunzelnd setzte ich mich an den Tresen und beobachtete sie amüsiert dabei, wie sie geschlagene 6 Minuten den Inhalt betrachtete und dabei immer wieder leicht den Mund verzog. Seufzend, drehte sie sich zu mir und setzte ein Gesicht auf, mit dem sie mich beinahe überzeugt hätte. Beinahe… „Nun komm schon, so widerlich kann es nicht sein was sich dort drinnen befindet.“ Ein schnauben war ihre Antwort, ehe sie sich wieder dem Inhalt des Kühlschrankes widmete. Augenverdrehend erhob ich mich, umrandete den Tresen und stellte mich hinter sie. Mit Genugtuung registrierte ich die kleinen Härchen auf ihrem Nacken die sich augenblicklich aufstellten. Sie reagierte schon jetzt perfekt auf mich. Ein Sturm Selbstvertrauen schlug auf mich ein und provozierend, blies ich ihr meinen kalten Atem in den Nacken. Sie schüttelte sich und gab einen niedlichen Laut von sich, der Dinge mit mir anstellte die nicht jugendfrei waren. Erschrocken über diese Reaktion meines Körpers, wich ich einen Schritt zurück. Ich war verloren… Mit allen Mitteln unterdrückte ich das neue Verlangen, das durch meinen Körper strömte. Ehe ich diese neue Neugierde stillen könnte, würde viel Zeit vergehen. Ich seufzte wieder und schloss die Augen. Warum nur musste alles so kompliziert sein? „Vielleicht Ei“, wisperte sie leise…mehr zu sich selbst. Ihre Stimme zitterte etwas. Ich hoffte sehr, dass sie aus ähnlichen Umständen wie ich aufgewühlt war. Meine Nähe würde sie doch nicht belasten…oder? „Spiegelei?“ Als Antwort nickte sie. Da sie sich nach einer Minute noch immer nicht rührte, griff ich langsam an ihren Kopf vorbei um die Packung Eier aus dem obersten Fach zu nehmen. Ob sie es unbewusst tat wusste ich nicht, aber meine Augen klappten zu als sie leicht ihren Kopf drehte um ihre rechte Wange hauchzart an meinem Unterarm zu legen. Mein Arm verharrte in dieser Position, unter keinen Umständen wollte ich diese zarte Berührung unterbrechen. Mittlerweile, war der Kühlschrank auf Abtaumodus umgesprungen aber das interessierte mich genauso wenig, wie ihr kochendes Blut das viel zu schnell durch ihren Körper jagte. Was auch immer hier vor sich ging, niemand von uns war fähig es aufzuhalten. Und unbewusst, suchten wir immer und immer wieder den Körperkontakt zu dem anderen. Dieses Band das uns umgab, war stärker als ihre Sucht…JETZT hatte ich den Beweis und würde damit aufhören können, alles anzuzweifeln. Carlisle hatte recht, mit der Zeit würde sich alles andere ergeben. Eine tiefe Wärme erfasste mich, die ich lange nicht mehr erlebt hatte. Ich gehörte zu ihr, wie sie zu mir. Tief innen wusste ich, dass sie es längst verstanden hatte. Nun musste sie nur noch bereit dazu sein, es zuzulassen. Nach dem heutigen Morgen, war ich guter Dinge. „Was tut ihr da?“ Als wäre ich elektrisch geladen, zuckte Bella zusammen. Um sie nicht weiter in Verlegenheit zu bringen, griff ich schnell nach den Eiern und entfernte mich von ihr. Es brauchte noch einen Moment, ehe sie den Kühlschrank leise schloss und sich umdrehte. Schulterzuckend, nahm sie mir die Eier aus der Hand und schlenderte zum Herd. Emmett war in diesem Moment nicht weniger überrascht wie ich, über ihre Art mit dieser peinlichen Situation umzugehen. Sie machte sich stillschweigend ans Werk und ignorierte uns einfach. Da seine Aufmerksamkeit nun mir galt und er fragend eine Augenbraue in die Höhe zog, antwortete ich ebenfalls mit einem Schulterzucken. «Sorry Mann, wenn ich ungünstig hereingeplatzt bin aber ich konnte ja nicht ahnen…» Er ließ seine Gedanken offen und abwinkend, lief ich zurück um mich wieder auf den Hocker zu setzen. Einen Moment beobachtete er sie genauso gedankenverloren wie ich, bis Esme kam und ihm einen Klaps auf den Hinterkopf verabreichte. „Was stehst du hier so rum? Denkst du, der Einkauf, packt sich von alleine aus. Oh, Hallo Bella…“ Diese kicherte leise, während sie Butter in einer Pfanne erhitzte. Esme umrundete den Tresen, hauchte Bella zu ihrer Überraschung einen Kuss auf die Wange, was diese leicht erröten ließ und begann ihren Korb auf der Arbeitsfläche zu entleeren. Emmett, der sich noch immer den Hinterkopf rieb, brabbelte irgendetwas unverständliches ehe auch er seine Pflicht erfüllte. Ein wunderbarer Moment… Zwar sah ich Bella an, dass ihr das Auftauchen der zwei unangenehm war. Aber sie hielt sich wacker. Sie versuchte…mit der Situation umzugehen. Und ich fand…sie war ganz gut darin. Ich konnte dennoch nicht abstreiten, dass es mich mit Stolz erfasste, dass sie weniger Probleme mit meiner Anwesenheit hatte. «Es ist schön dich lächeln zu sehen.» Esme beobachtete mich. Ein Orkan mütterlicher Wärme schlug auf mich nieder, der mich garantiert zum Weinen gebracht hätte, wenn ich es denn gekonnt hätte. Bella underdessen, schlug zwei Eier in die Pfanne und versuchte noch immer, Blickkontakt mit irgendjemanden zu vermeiden. Zum Glück, verlangte das auch niemand. Das rechnete ich den beiden hoch an. Sie ließen sie einfach in Ruhe. Bedrängung, könnte all das kaputt machen, was wir am Vormittag erreicht hatten. Und das…galt es unter allen Umständen zu vermeiden. Nach wenigen Minuten waren ihre Eier fertig. Sie setzte sich, ganz selbstverständlich neben mich. Was nicht nur ich mit einem erleichterten Seufzen quittierte. Doch dann plötzlich, versteifte sie sich und sah mich unglaublich bedrückt an. Ich wollte sie in diesem Moment am liebsten schnappen und rütteln, doch zu meiner Erleichterung sagte sie aus freien Stücken was sie bedrückte. „Tut mir leid…ich…ich hab gar nicht gefragt ob du auch Eier möchtest. Soll ich noch schnell…“, ich unterbrach sie mit einer wegwischenden Handbewegung. „Mach dir keine Gedanken, ich esse nicht.“ Als Emmett scharf die Luft einzog, wurde mir klar wie nah dieser Satz an der Wahrheit war. Was…genau betrachtet…nicht verkehrt war. Aber wie würde sie es aufnehmen? Alle drei, beobachteten wir sie wachsam. Sie runzelte einen Moment die Stirn, ehe sie gelassen etwas mit der Gabel von ihrem Spiegelei abtrennte. „Gar nicht?“ Fragte sie leise kauend. „Oder…nur jetzt nicht?“ Warf sie gleich darauf hinterher, als wäre das ein völlig normales Gespräch für sie. Wahrheit oder Lüge? Es wäre unnötig sie zu belügen, dass hatten wir bis jetzt noch kein einziges Mal getan. Sie würde die Wahrheit ja doch erfahren. Ich entschied mich für einen Mittelweg… „Ich esse nur nicht so etwas.“ Meine Antwort ließ deutlich heraushören, dass ich ihr dankbar wäre, sie würde sich damit einfach zufrieden geben. Sie starrte mich einen Moment an, nickte dann langsam, schmunzelte und aß noch einen Bissen. „Okay…dann nehm ich einfach mal an…“, sie sah zu den anderen beiden, die noch immer fast regungslos hinter dem Tresen standen. „…ihr esst ebenfalls `anders´.“ Synchron nickten sie, was die ganze angespannte Lage wieder unglaublich lustig machte. Als hätte Bella den gleichen Eindruck gewonnen, fing sie zeitgleich mit mir an zu lachen. Über diese Überraschung lachten wir gleich noch lauter und sahen einander dabei fassungslos an. Es war schön zu spüren, wie ähnlich wir uns trotz allem waren. Wir gehörten definitiv zusammen… „Ich fasse es nicht…“, hörte ich Emmett murmeln während er leise glucksend die Küche verließ. Esme hingegen, lächelte glücklich vor sich hin während sie die letzten Einkäufe verstaute um uns dann ebenfalls allein zu lassen. Ich war den beiden ungemein dankbar für die geschenkte Zweisamkeit. „Wirst du mir erzählen, wie das gemeint war?“ Fragte sie nun mit deutlich mehr Interesse nach. Anscheinend, wollte sie das einfach nicht vor den anderen beiden ausdiskutieren. Sie…vertraute mir eben mehr. Ein Umstand, der mich erneut in einem Glücksgefühl ertränkte. Auch wenn ihre Frage mich wahrlich kirre machte. Wie sollte ich ehrlich zu ihr sein, ohne sie zu verstören? „Kannst du dich damit abfinden, es BALD erklärt zu bekommen?“ Sie seufzte. „Habe ich eine andere Wahl?“ „Es gibt immer eine andere Wahl“, sagte ich ernst. Sie wusste natürlich sofort, dass ich weniger ihre Neugierde, sondern vielmehr ihre falsch getroffenen Entscheidungen meinte. Im ersten Moment sagte sie nichts mehr dazu. Stillschweigend, aß sie ohne zu murren ein ganzes Spiegelei. Das andere befreite sie nur vom Eigelb, den Rest schob sie angewidert von sich. Ärgerlich sah ich auf ihren Teller. Ich hatte schon Jahrzehnte keine menschliche Nahrung mehr zu mir genommen. Auch verblasten alle menschlichen Erinnerungen immer mehr. Genaugenommen, kann ich mich an überhaupt nichts mehr aus meinem menschlichen Leben erinnern. Einige Bruchstücke vielleicht…aber DAS wusste ich, war viel zu wenig Nahrung um jemanden bei Kräfte zu halten. Sie sah mich mit einer Bitte um Verständnis an. Widerwillig nickte ich. Sie erhob sich, entsorgte das verstümmelte Ei, schob den Teller in die Spülmaschine und befühlte sich anschließend ein Glas mit Leitungswasser. Während sie trank, beobachtete ich fasziniert ihre Kehle, die beim schlucken auf und ab hüpfte. Kurz erinnerte ich mich daran, dass es nicht unbedingt den besten Eindruck erweckte wenn ICH als Vampir wie besessen auf ihre Kehle starre. Würde Emmett das sehen, er würde mich sofort von ihr wegzerren, weil der Spinner immer zu übereifrigen Handlungen tendierte. Schnell senkte ich also meinen Blick und blieb einen Moment später an ihren Brüsten hängen. Ihren kleinen Brüsten…ja auch diese Körperregion hatte all die Monate leiden müssen, was sie deswegen aber noch lange nicht unansehnlicher machte. Du lieber Himmel…was dachte ich denn da? Ich klatschte mir in Gedanken selber eine und sah schnell wieder auf. Ich schämte mich beinahe zu Tode. Glücklicherweise, schien sie nichts von meinem anzüglichen Blick bemerkt zu haben. Sie wischte sich gerade in aller Ruhe mit dem Handrücken übers Kinn, da etwas Wasser danebengegangen war. Am liebsten hätte ich das getan... Niemand von uns griff das Thema noch einmal auf, worum ich ungemein dankbar war. Nachdem sie auch das Glas in die Spülmaschine verstaut hatte, sahen wir uns einen Moment unentschlossen an. Niemand wusste so recht, was nun geschah. Für mich war klar, dass ich auch den Nachmittag mit ihr verbringen wollte. Nur traute ich mich nicht, es ihr so offen zu sagen. Was, wenn sie erst einmal Ruhe wollte, um den Vormittag auf sich wirken zu lassen? Ich wollte sie nicht unter Druck setzen. Deswegen beschloss ich, einfach zu warten und ihr die Entscheidung zu überlassen. Das sie hin und her gerissen war, war offensichtlich und irgendwie, erfreute mich dieser Umstand. Alles war besser als eine klare Ablehnung. „Also…“, setzte sie an. Ich wartete weiter. „…ich würde ganz gern mal ein wenig an die Luft. Ich bin`s nicht gewohnt, so lang drinnen zu sein.“ „Du kannst tun und lassen was du möchtest, Bella. Du bist nicht unsere Gefangene.“ Ich sagte es belustigt. Aber der Satz war mir ernst und ich hoffte, sie würde ihn auch genauso verstehen. Denn unter keinen Umständen, wollten wir den Eindruck erwecken, sie in irgendeiner Weise einzuengen. So, würde sie niemals bedingungsloses Vertrauen zu uns aufbauen können. Ich dachte, sie hätte es noch am Abend ihrer Ankunft verstanden gehabt. Aber anscheinend, hatte ich falsch gedacht. Es war auch nicht leicht für mich, jemanden einzuschätzen ohne seine Gedanken zu lesen. Dass meine Fähigkeit bei ihr versagte, machte es für mich umso schwieriger auf sie einzugehen. Nur ein winzig kleiner Einblick in ihre Gedanken und ich wüsste was zu tun wäre. „Gut…“, sagte sie leise. „…ich ahm, ich hol die Kippen und dann, uih…würdest du mit mir raus gehen?“ „Ich würde mit dir überall hingehen.“ Meine Antwort überrumpelte sie. Doch nach einem winzig kleinen Augenblick, verließ sie, seelig vor sich hin lächelnd die Küche. Ich hörte sie auf der Treppe zwei Stufen auf einmal nehmen und musste nun selbst lächeln. Es tat gut sie so überschwänglich zu erleben. Und,…es tat gut der Grund dafür zu sein. ************ Was meint ihr? Wird Bella es schaffen ihren inneren Schweinehund zu besiegen um alle Cullens an sich heranzulassen? Und wie nah wird sie der Wahrheit selber kommen? Lange kann es ja nicht mehr dauern. Angesichts ihrer Gesundheit, wäre es auch fahrlässig sie länger warten zu lassen. Umso schneller sie einsichtig sein wird, umso schneller könnte ihr geholfen werden. Eine verzwickte Lage, für alle beteiligten. Dann hab ich hier noch einen Trailer für euch: http://youtu.be/6UFnVQr8kKw Bis bald… GGGLG Alex Kapitel 25: Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung -------------------------------------------------------- Hey ihr Schnuckis. Seid ihr genauso am schwitzen wie ich? Das ist doch einfach nur…ekelig, ein anderes Wort fällt mir nicht ein. So ein verdammter wechselhafter Sommer…kalt/warm/heiß…ich hab jetzt eine ungefähre Vorstellung wie man sich in den Wechseljahren fühlen muss. Einfach nur ätzend… Da dachte ich mir…ab ins verregnete Forks um wenigstens meine Gedanken auf eine angenehme Temperatur runter zu kühlen. Jeder der will, darf sich mir anschließen ^.^ Viel Spaß! ***************** Bella POV Was zum Teufel nochmal tat ich hier überhaupt? Mit einem Seitenblick betrachtete ich Edward, der völlig lautlos neben mir durchs Unterholz lief. Für meinen Geschmack eine Spur zu lautlos. Ich meine,…wie machte er das? Neben ihm, fühlte ich mich wie ein frisch geborenes Pferdebaby das noch nichts mit seinen langen Stelzen anfangen konnte. Doch es war vielmehr das WARUM lief ich neben Edward durchs Unterholz das mich beschäftigte. Es wäre gelogen, würde ich behaupten ich hätte mich und meine Umgebung voll im Griff. Das erste Mal seit über drei Jahren schien ich gar nichts mehr im Griff zu haben. Und diese Tatsache ärgerte mich. Es war für jemanden wie mich nicht von Vorteil, den Blick für die Realität zu verlieren. Aber was war schon Real und was nicht? Seit ich hier war, bekam Realität für mich eine völlig neue Bedeutung! Diese Menschen hier…sie waren durch und durch sonderbar. Wobei sonderbar es nicht einmal annähernd traf. Zum ersten Mal seit langen, begann ich mich für etwas anderes als Aitsch zu interessieren. Ich wollte so sehr hinter das Geheimnis dieser Familie kommen, so sehr, wie mein Körper…mein Geist nach Heroin verlangte. Und das war falsch, töricht und falsch. Die Kraft, die ich für lächerliche Thesen verschwendete, sollte ich lieber in die suche Jacobs stecken. Suche… Wo schon sollte ich suchen? Es gab nur wenige Orte wo er sich aufhalten konnte und alle diese Orte hatten unvorteilhafte Gitter vor den Fenstern. Wenn sie ihn nicht schon längst in eine Klinik, Psychiatrie oder ähnliches gebracht hatten. Ich konnte schlecht an Empfangstresen irgendwelcher Einrichtungen auflaufen und nach Jacob Black verlangen. Machtlosigkeit! Würde sich das jemals ändern? Werde ich auch nur ein einziges Mal in der Lage sein das was ich liebe zu beschützen? Nur ein einziges Mal in der Lage, dem Schicksal den gestreckten Mittelfinger zu präsentieren und ihm laut lachend die Stirn zu bieten? Nur ein einziges verficktes Mal in meinem beschissenen Leben? Wo ist die elende Gerechtigkeit geblieben? Menschen werden über Nacht Millionäre, treffen ihre große Liebe und verehren sie bis ans Ende ihrer Tage. Andere werden mit reichlichen Kindern beschenkt und wieder andere, erfreuen sich bis ins hohe Alter bester Gesundheit. Und ich… Mich hat das Leben schon so oft gefickt und jetzt…jetzt sehe ich diesen unglaublich gutaussehenden Jungen neben mir und frage mich, was sich Gott dieses Mal ausgedacht hat um ihn mir zu nehmen. Ich war eine Gefahr…eine Gefahr für jeden der sich mit mir einließ. Der Gedanke an Flucht bekam plötzlich eine völlig neue Bedeutung für mich. Ich musste nicht gehen um MICH zu schützen, ich musste gehen um diese Leute vor mir zu schützen. Wenn es denn nur nicht so schwierig wäre. Ich konnte einfach nicht, war nicht mächtig genug mich loszureißen. Egal was mich hielt…es war stärker als ich. Ein kühler Finger legte sich auf meine Wange und erschrocken wich ich einen Schritt zur Seite. „Ich wollte dich nicht erschrecken“, wisperte Edward, die Hand noch immer gehoben und den Finger gestreckt. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich weinte. Hektisch fuhr ich mir mit dem Handrücken über die Augen. Er sollte mich nicht weinen sehen. Niemand sollte sehen wie verletzlich ich war. „Du warst so sehr in Gedanken“, wisperte er wieder. Was sollte ich daraufhin sagen? Es war eine Feststellung und benötigte keine Antwort. „Ich hätte einfach noch einmal drücken sollen bevor wir los sind.“ Innerlich Ohrfeigte ich mich selbst dafür es nicht getan zu haben. Um hier nicht den Verstand zu verlieren, wäre es sowieso von Vorteil dauerbreit zu sein. Keine Gedanken, keine Gefühle, keine Erinnerungen…nur diese friedliche Ruhe. „Nein hättest du nicht…“ „…du solltest es nur nehmen, wenn du es auch wirklich brauchst.“ Er hatte überlegen müssen, wie er diesen Satz zu Ende führt. Mit dem Ergebnis war er dennoch nicht zufrieden. Wie den auch? Auch wenn es mir unbegreiflich war, so musste ich ihm etwas bedeuten. Und wer sah schon gern, wenn eine wichtige Person sich selbst unter die Erde befördert? Aber darauf konnte ich nicht auch noch Rücksicht nehmen. Was hatte ich schon außer Heroin? Bis jetzt war dies das einzige, was mir immer geblieben war. Egal was mich und Edward verband…eine Zukunft würde es nicht haben. Nichts hatte eine Zukunft was mit mir zu tun hatte. Ich konnte egoistisch sein und es einfach auf mich…uns…zukommen lassen. Wahrscheinlich wäre das auch der einfachste Weg. Es würde mir das Nachdenken ersparen. Oder aber, ich musste einen Weg finden mich von dieser Familie, insbesondere Edward zu lösen. Beides keine Varianten die mir gefielen… „Was beschäftigt dich? Du bist vollkommen abwesend!“ Mit einem seufzen blieb ich stehen. Erst jetzt wurde mir klar, wie weit wir bereits in den Wald vorgedrungen waren. Ich hatte keine Ahnung wo vorn und hinten war. Aus welcher Richtung wir kamen oder wie lang wir bereits unterwegs waren. Wieder ein Fehler, der mir seit Jahren nicht mehr passiert war. Alles was mir blieb, war der Verlass auf Edward. Er würde uns schon sicher zurück bringen! Und wenn nicht…auch egal. Dann wäre wenigstens endlich alles vorbei… „Bella?“ „Oh sorry, aber ich sagte ja…es wäre besser gewesen vorher noch einmal zu drücken…“ Ich ließ mich einfach auf den Boden sinken und beschloss spontan, dort erst einmal sitzen zu bleiben egal was kam. Meine Beine schmerzten…warum war mir ein Rätsel. Vielleicht war der Turkey mal wieder im Anmarsch. Ich hatte es nicht mitbekommen…keine Ahnung, seit geraumer Zeit bekam ich so einiges nicht mehr mit. Wann hatte ich das letzte Mal gedrückt? „Du wirst dich auf dem nassen Boden erkälten!“ „Jemand wie ich, erkältet sich nicht.“ Von meinem Argument geschlagen, setzte er sich ebenfalls auf den Boden. Ich fing erst gar nicht an über das WARUM nachzudenken, wo er doch gerade erst von Erkältungen sprach. Wie gesagt…sie waren alle sonderbar. Und ehrlich gesagt, interessierte es mich im Moment auch nicht. Ich wollte einfach nur…ja was eigentlich? „Also?“ Er wartete also noch immer auf eine Antwort. Nur die Frage ist mir abhanden gekommen, also zuckte ich einfach die Schultern. Ich war müde… „Du siehst nicht gut aus…“ Er wollte noch etwas sagen, ersparte es uns aber beide. „Reizend“, schnaufte ich daraufhin. „Es tut mir Leid…Ehrlich Bella, was ist los? Du sahst doch vorhin nicht so…so…“ Er ruderte mit den Armen und mir, zog es eine Augenbraue in die Höhe. „Was Edward?...Erbärmlich aus?“ „Nein um Gottes Willen nein…erschöpft, traurig…verzweifel.“ „Was willst du von mir hören?“ „Den Grund!“ Wenn ich den doch nur selber wüsste. Den Blick von ihm abwendend, angelte ich mir eine Zigarette aus der Jackentasche. Ich sah nach oben in die Baumkronen. Ein Unwetter braute sich zusammen…ich konnte es spüren. Ein beruhigendes Gefühl…etwas Vertrautes. Im Schutze des Waldes, fühlte ich mich schon immer am wohlsten. Lag wahrscheinlich an unsere Lagerhalle. Dort war es immer friedlich…ruhig. Ich musste einen Weg finden noch einmal dort vorbei zu schauen. Meine persönlichen Sachen befanden sich noch immer in einer Schublade eines Morschen und wackligen Eichenschrankes. Ohne diese Gegenstände…sie waren alles was mir geblieben waren. Ich würde es nicht ertragen sie niemals wieder in den Händen halten zu können. Ob ich Edward fragen könnte? Er würde doch sicher einen Weg finden mir das zu besorgen was mir alles bedeutet. Aber…wollte ich das? Diese Halle, sie war Teil meines Lebens. Teil einer schönen Zeit,… auch wenn viele Menschen dies anders sehen würden,… so hatte ich dort dennoch glückliche Stunden verbracht. Es kam mir falsch vor, jemanden von außen zu diesen Ort zu bringen. „Vielleicht sollten wir umdrehen, der Himmel zieht sich zu.“ „Lass uns noch einen Moment. Es ist…aufregend. Die Ruhe vor dem Sturm. Kannst du es auch in den Knochen spüren…die leichten Vibrationen? Ich liebe dieses Gefühl…es, ist ein Stück Normalität.“ Er betrachtete mich intensiv, dann nickte er. Wir verblieben schweigend. Und einen Moment lang, konnte ich alles um mich herum vergessen. Bis mich ein leichtes Grollen zurück in die Realität schickte. Es war nun wirklich Zeit aufzubrechen. Ich wollte nicht, dass Edward wegen mir Krank wurde. Erste dicke Regentropfen brachen schon durchs Blätterdach und es würden schnell mehrere werden. Seufzend erhob ich mich. Klopfte die Jeans aus und ließ die Schultern kreisen. „Weißt du, wo wir lang müssen?“ Er lächelte, erhob sich ebenfalls und zeigte in eine Richtung. Vertrauensvoll begab ich mich in diese Richtung und wunderte mich ein weiteres Mal über mich. Er ging mir tatsächlich bis unter die Haut. Und allmählich wurde mir mehr und mehr bewusst, dass sich dies auch nicht mehr ändern würde. „Du wirst mir nicht erzählen, warum du vorhin so abwesend warst. Hab ich recht?“ „Es ist nicht wichtig“, versuchte ich ihn zu besänftigen. „Das sehe ich anders.“ Ich seufzte. Sagte aber nichts weiter dazu. Was wollte er schon von mir hören? Meinte er allen Ernstes, ich würde ihm meine Seele offenlegen? Nach einem Seitenblick auf sein Gesichtsprofil zu urteilen, meinte er genau das. Ich seufzte wieder. Ich konnte doch nicht einfach über mein Leben berichten, wo ich seit Jahren nur damit beschäftigt war es zu verdrängen. Das wiedersprach,… für was ich mich mit dem ersten Druck entschieden hatte. Und er…er sprach doch auch nicht über sich. Dieses ständige…irgendwann wirst du es erfahren…konnte er sich sparen. Ich wollte nicht warten. Ich wollte wissen was mit ihnen los war. Immerhin hatte ich mich in ihre Obhut begeben. War es da zu viel verlangt über sie Bescheid zu wissen? Nachdem sie mich förmlich genötigt hatten bei ihnen zu bleiben. Immer wieder bekam ich Situationen zu sehen, die nicht normal waren. Allein dieses komische Geheimnis um ihre Ernährung. Lächerlich in meinen Augen. Sie konnten mir doch sagen, wenn sie sich anders ernährten. Veganer vielleicht? Deswegen wollte er kein Ei. Sie würden wohl kaum als Leibspeise Hundebabys verschlingen. Also warum so ein Geheimnis daraus machen? Ich machte doch auch keins um meine Verhältnisse. Nur um den Umstand dieser Verhältnisse. In meinen Augen war das etwas völlig anderes. Meine Schritte gerieten ins straucheln. Ich wurde aggressive! Ein eindeutiges Zeichen, das der nächste Druck längst überfällig war. Das Zittern würde schon bald einsetzen. Gefolgt vom stinkenden Schweiß und schmerzenden Gliedern. Allein der Gedanke ließ mich Magensäure schmecken. „Alles klar mit dir?“ Er musterte mich alarmiert. Ich schüttelte den Kopf und nahm an Geschwindigkeit zu. „Was ist los?“ „Na was wohl Edward?“ Stellte ich ihm eine Gegenfrage. Er musste doch in der Lage sein, eins und eins zusammen zu zählen. „Heroin?“ Ich antwortete auch darauf nicht. Mein gehetzter Gang musste eigentlich Antwort genug sein. Glücklicherweise, sagte auch er nichts mehr. Er lief einfach neben mir her. Lautlos…und ohne aus der Puste zu geraten. Wohingegen ich, nach mehreren Metern bereits am keuchen war. Irgendwie, kam mir die Situation seltsam vertraut vor. Jacob…er hatte auch keine Schwierigkeiten mit seiner Kondition. Warum erinnerte mich immer alles an Jake? Warum…musste ich mich selbst so quälen? Die Tränen die nun meine Wangen hinunterliefen, mussten für Edward wie Regentropfen aussehen, also ließ ich sie wo sie waren. _______________ Eine Stunde später und ein dreiviertel Gramm Heroin schwerer, nahm ich all meinen Mut zusammen und lief hinunter in den Wohnbereich. Bei unserer Ankunft hatte ich bereits gesehen, dass dort alle versammelt waren. Draußen tobte die Natur als wollte sie mich persönlich davon abhalten, diesen letzten Schritt Richtung Unheil zu wagen. Aber wann tat ich schon einmal das, was besser für mich und meine Umwelt gewesen wäre? Also hieß es, Arschbacken zusammenkneifen und dem unvermeidlichen ins Auge blicken. Das unvermeidliche zeigte sich in Form sieben neugieriger, goldener Augenpaare die mich unverblümt anstarrten. Wobei einige dieser Augenpaare etwas von ihrem Glanz verloren hatten. War ich jetzt völlig bescheuert oder…tatsächlich, sie waren eine Spur dunkler. Vielleicht lag es an der Zimmerbeleuchtung!? Wie auch immer…ich versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen und schritt erhobenen Hauptes durch den Raum. Das Heroin machte aus meinem gestreckten Gang eher ein lustloses schlürfen. Hoffte aber, sie würden die Bemühung die dahinter steckte erkennen. Ich entschied mich, rein aus der Bauchgegend heraus meine Aufmerksamkeit Edward zu schenken. Sein Blick war mir von allen anderen am angenehmsten. Also schritt ich zu ihm. Zu meiner Erleichterung, rückte er auf dem Zweisitzer so zurecht, dass ich das halbe Polster für mich hatte. Eine Einladung, die ich dankend annahm. Erst als ich saß, schien den anderen ihr penetranter Blick aufgefallen zu sein und schnell lösten sie ihre Aufmerksamkeit von mir und taten, was sie schon vor meiner Ankunft taten. Als würde mein Auftauchen etwas völlig normales und allgegenwertiges sein. Irgendwie so als…als gehörte ich dazu. Eins war mir klar, hätte ich nicht gerade eben gedrückt, hätten mich die Gefühle die jetzt auf mich einstürzten garantiert zum heulen gebracht. Sie waren alle so verdammt herzlich. Wie konnte es falsch sein mich mit ihnen abzugeben, wo sie mich so offen empfingen? „Ich bin froh, dass du runter gekommen bist.“ Eine Gänsehaut jagte über meinen Körper als Edward mir diese Worte ins Ohr flüsterte. Seine Haare kitzelten meine Stirn und machtlos mich dagegen zur Wehr zu setzen, schlossen sich meine Augen. Tief zog ich seinen herrlich maskulinen Duft in meine Nase und wünschte mir, nie mehr etwas anderes riechen zu müssen. Dieser kostbare Moment wurde viel zu schnell unterbrochen als Emmett,…der riesen Dödel…einen monströsen Schrei von sich ließ und damit nicht nur Alice sondern auch mich zum quietschen brachte. Nachdem sich mein Herzschlag einigermaßen beruhigt hatte, nahm ich die Ursache seiner Freude zur Kenntnis. Augenblicklich leuchteten meine Augen auf und eine Seite an mir, die ich längst vergessen hatte trat in den Vordergrund. Im Grunde, interessierte mich in diesem Moment weder meine Umgebung, noch Edwards Geruch noch seine bloße Anwesenheit. Wie ferngesteuert erhob ich mich und lief zielsicher auf das Augenmerk meiner Begierde zu. Erstaunte Blicken wurden gekonnt ignoriert. Mit einem selbstsichereren Auftreten, klopfte ich Emmett auf die Schulter. Dieser hatte mein herankommen scheinbar nicht wahrgenommen und zuckte somit leicht zusammen. Eine Reaktion die mich im Übrigen sehr freute. Etwas angepisst drehte er sich um und hatte wahrscheinlich schon eine motzende Antwort für denjenigen parat der es wagte ihn zu stören. Als seine Augen auf meine trafen, schlossen sich seine Lippen allerdings wieder um sich dann, im Bruchteil einer Nanosekunde zu einem schelmischen Grinsen zu verziehen welches ich sogleich erwiderte. „Hier riecht es nach Herausforderung!“ Stellte er erheitert fest. „Worauf du einen lassen kannst.“ Von meiner frechen Antwort weiteten sich seine Augen, ehe ein aufgeregtes Funkeln in ihnen ausbrach. Hinter mir hörte ich Gemurmel, ein Buch das zugeklappt wurde und das Knarren der Sitzmöbel. Anscheinend hatten wir beide nun die ungeteilte Aufmerksamkeit aller anwesenden in diesem Raum. Ich versuchte mich davon nicht einschüchtern zu lassen. Mit allem Kraftaufwand den ich aufbringen konnte, drückte ich Emmett auf dem Sitzsack zur Seite. Dieses Unterfangen stellte sich dennoch als unmöglich heraus. Amüsiert blieb er sitzen wo er war, während ich leicht ins Schwitzen geriet. Mit zusammengekniffenen Augen, versuchte ich es gleich noch einmal. Nun begann auch hinter uns leises Gelächter. Doch ehe ich meine Niederlage in Kauf nahm, schlug ich ihm einmal hart gegen die Schulter. Auch das stellte sich als Fehler heraus, den seine Schulter war…wie zum Teufel konnte Fleisch so hart sein? Als ich schmerzhaft das Gesicht verzog, erbarmte er sich meiner…noch immer lachend…und rutschte zur Seite, so dass ich ebenfalls Platz auf dem Sack hatte. Gefangen von dieser heiteren Atmosphäre, stupste ich ihn mit der Schulter und dem Ellenbogen an und tat, als würde ich mehr Armfreiheit brauchen, ehe ich voller Elan nach dem zweiten Controller griff. Hinter uns brach nun schallendes Gelächter aus in dem wir beide sofort mit einstiegen. Und das erste Mal, fühlte ich mich rundum wohl im Kreise dieser Familie. ******************* *schwitz* Es hat sage und schreibe zwei Wochen gedauert bis dieses kleine Kapitelchen fertig war. Bis bald… GGGGLG Alex Kapitel 26: Integriert und kleine Einsicht ------------------------------------------ Einen wunderschönen guten Tag meine Lieben. Genießt ihr die letzten Ausläufe des Sommers auch so sehr wie ich? Es fällt mir tierisch schwer in dieser schönen Zeit zu schreiben. Viel lieber möchte man draußen sitzen und die letzten warmen Sonnenstrahlen genießen. Und am Abend, möchte ich dann nur noch schlafen…daran hat sich leider noch immer nichts geändert ^.^ Dennoch habe ich geschafft ein Kapitel für euch auf die Beine zu stellen. Einigen ist sicher aufgefallen, dass die Geschichte seit einiger Zeit stehen geblieben ist. Ich gelobe Besserung…spätestens ab dem nächsten Kapitel. Viel Spaß! **************** Bella POV Ein ätzender Niesanfall riss mich aus dem Schlaf. Ich hatte tief und fest geschlafen. So gut, wie schon lange nicht mehr. Dabei war ich erst spät ins Bett gegangen. Lange hatte ich am vorigen Abend mit den Geschwistern beisammen gesessen. Wir hatten Karten gespielt. Es herrschte eine heitere Atmosphäre. Ich hatte noch nie Teenager erlebt, die ganz ohne Alkohol und Drogen so gut drauf sein konnten. Sie zeigten mir, wie man auch ganz ohne Zusatzmittel fröhlich sein konnte. Eine Tatsache, die ich nie für möglich gehalten hätte. Nicht nach all dem, was ich bereits gesehen hatte. Das änderte dennoch nichts an der Tatsache, dass ich auf diese Zusatzmittel nicht verzichten konnte. Zwar hatten sie nichts dazu gesagt als ich mich für einen Druck kurz verabschiedete…auch nicht, als ich mit zugeschwollenen Augen wenig später wieder auftauchte. Aber ihr Missfallen war spürbar. Ganz besonders das, das Edward ausstrahlte. Ich hatte mich nun schon zwei Tage mit der neuen Situation arrangiert. Ich war nicht mehr das verschreckte Reh das sich vor Blicken verschanzte. Nein, ich hatte mich gut ins Zusammenleben integriert. Edward gab mir den nötigen Halt dafür. Und noch so viel mehr… Wann ich beschlossen hatte nicht weiter gegen meine Gefühle anzukämpfen war mir ein Rätsel. Es kam ganz automatisch. Ganz selbstverständlich. Und mir wurde mit einem Schlag bewusst, wie sehr ich Edward brauchte. Nur der Grund war mir noch immer Fremd. Aus dem verwirrenden Gespräch von vor zwei Tagen, ergab sich ganz eindeutig ein Grund für all das. Ein Grund den er kannte…ich zu meinem Bedauern nicht. Aber wenn es für all das, was mich beschäftigt einen Grund gab, dann war es doch unnötig sich weiter damit zu beschäftigen…oder? Dann…dann muss es doch irgendwie richtig sein was hier vor sich ging…oder? Schicksal… Bis jetzt, hatte es das Schicksal noch nie gut mit mir gemeint. Also warum sollte es plötzlich anders sein? Wahrscheinlich, lieferte es mir nur eine weitere Person, die ich zu lieben lernen würde, nur um sie mir dann zu entreißen. Ich sollte es mit den Jahren eigentlich besser wissen. Und…um meines übrig gebliebenen Seelenfriedens willen, sollte ich gar keinen Kontakt…zu niemanden mehr zulassen. Hinterher war es nämlich ICH, die mit dem Verlust umgehen musste. Alles konnte das Aitsch dann doch nicht vernichten…die Leere, würde immer bleiben. Aber was tun? Ich war gebunden an diesen Mann den ich nicht kannte. Der bloße Gedanke ihn zu verlassen, bereitete mir schmerzen die mir nicht einmal die Droge nehmen konnte. Ich hatte es in den letzten Tagen oft versucht. Versucht mich zu einer Fluch durchzureißen. Doch selbst nach einem Druck, war ich nicht fähig zu gehen. Was hier…mit mir…geschah, machte mir angst. Jede Faser meines Körpers spürte die Veränderung der ich schutzlos entgegensteuerte. Aber kein Teil war mächtig genug um sie aufzuhalten. Die letzten beiden Tage waren die intensivsten die ich je erleben durfte. Und irgendwie…war ich dankbar. Edward klebte an mir…nein, vielleicht war es auch umgekehrt. Wir klebten aneinander, verbrachten jede freie Minute zusammen. Eigentlich wollte ich es langsam angehen lassen. Aber eigentlich…stellte sich als unmöglich heraus. Seine Nähe tat mir so unglaublich gut. Sie tat so gut, dass sie wieder grausam war. Ich fühlte mich dreckig, schäbig…ich wollte nicht so fühlen, wollte Leiden…Jakes Verlust betrauern, doch ich kam nicht dazu. Ich schwebte in einer Wolke der Euphorie die anders war als die, die ich mir mehrmals täglich selbst verschaffte. Die länger andauerte und mich nicht loslassen wollte. Und ich befürchtete, dass sie es niemals tun würde. All diese Fragen in meinem Kopf, auf die ich noch immer keine Antworten hatte belasteten mich zusätzlich. Wir hatten nicht wieder angefangen über privates zu sprechen. Wir erzählten über alles, aber das wichtigste blieb unausgesprochen. Und dann war da nicht nur Edward. Ich kam wunderbar mit seiner Familie zurecht. Sie…passte zu mir. Warum auch immer, aber ich mochte sie. Mit jedem Tag, bohrten sie sich weiter in mein blutendes Herz. Würden sie es heilen können? Oder am Ende endgültig zerstören? Wollte ich überhaupt geheilt werden? Seit Jahren hatte ich ein einziges Ziel, dem ich von Tag zu Tag näher kam. Doch seit ich hier war, kam es mir noch nie so unerreichbar vor. Wie viele Stunden hatte ich schon schlaflos in meinem Bett gelegen? Mit offenen Augen die Zimmerdecke fixiert und das Für und Wieder abgeklärt. Es war zum verzweifeln! Es war einfach unmöglich auch nur einen Hauch Zufriedenheit bei all dem Chaos in meinem Kopf zu fühlen. Dafür war es umso leichter, Zufriedenheit ohne nachdenken zu fühlen. Etwas großes war im Gange und ich musste auf alles gefasst sein. Haare raufend stand ich auf und lief ins Bad. Es war viel zu früh um aufzustehen. Sich aber jetzt noch schlafen zu legen, konnte ich mir angesichts meines hellwachen Geistes sparen. Im gehen schob ich mir die Träger meines Nachthemdes von den Schultern. Dieses fiel auch sogleich ohne jeglichem widerstand zu Boden. Ich hatte trotz der regelmäßigen Malzeiten, noch immer keinen Gramm zugenommen. Wie auch… Vielleicht war es an der Zeit, sich von Carlisle untersuchen zu lassen!? Er würde ja doch keine Ruhe geben, ehe er mich auf dem Tisch hatte. Diese ständigen Bemerkungen blieben mir nicht verborgen, obwohl er versuchte sie gut zu vertuschen. Ich musste es nicht unbedingt haben. Aber ich sah doch, wie sehr Edward mein Gesundheitszustand belastete. Warum auch immer… Ihm zu liebe, würde ich mich untersuchen lassen. Nur war ich mir nicht sicher, ob es ihm nach den Ergebnissen besser gehen würde. Mich interessierten sie nicht. Überhaupt nicht… Abschätzend betrachtete ich meinen abgemagerten Körper im Spiegel. Abgesehen von den vorher echt abscheulich aussehenden Einstichen hatte sich nichts verändert. Viele dieser Einstiche hatten sich dank Carlisles super Salbe gut zurückgebildet und einige waren überhaupt nicht mehr sichtbar. Auch die Frischen, entzündeten sich nicht mehr. Was neu für mich war. Lag aber wahrscheinlich daran, dass man mir nur noch Ascorbinsäure auftischte. Was nicht zuletzt an Edward lag. Ich sagte nichts dazu. Es spielte auch keine Rolle für mich durch welche Säure das Pulver flüssig wurde. Nur das Ergebnis war das Ziel. Eine kalte Dusche belebte dann auch den Rest meines verschlafenen Körpers. Eine saubere Shorts und ein Top waren alles was ich mir überzog. Kurz überlegte ich, mich doch wieder ins Bett zu legen, aber da der Horizont allmählich heller wurde entschied ich nach unten zu gehen um etwas zu trinken. Ich schmiss mir einen Bademantel über und schlich Barfuß durch den Korridor. Vielleicht hätte ich überrascht sein sollen, als mich sieben vertraute goldene Augenpaare in der Küche anstarrten. Vielleicht hätte ich ihre mangelnde Bettruhe hinterfragen sollen. Vielleicht hätte ich auch einfach erstarrt im Türrahmen stehen bleiben sollen und ihre Kleider,… mit denen sie am Tag zuvor unterwegs waren… begaffen sollen. Denn eindeutig, hatte niemand von ihnen im Bett gelegen. Aber alles was ich tat, war einen neuen Punkt auf meiner imaginären Cullen Liste einzutragen und mit einem Arm winkend zum Kühlschrank zu schlürfen. Ein glaubenswürdiger Impuls versicherte mir, dass sie alles andere als überrascht waren mich zu sehen. Vielmehr sahen sie so aus, als hätten sie mich längst kommen hören. Jedenfalls Emmetts alberne Grimasse versicherte es mir. Mit der Milchpackung in der Hand, drehte ich mich um. Schloss mit dem Ellenbogen den Kühlschrank, lehnte mich mit dem Arsch dagegen und musterte die Bande aus goldäugigen Geschöpfen vor mir. Sie hier, im Diffusen Licht der aufgehenden Sonne zu sehen,… den Licht brannte zu meiner Verwunderung nicht…ließ sie irgendwie, gespenstisch aussehen. Vielleicht auch Magisch…aber keinesfalls normal bürgerlich. „Wie ich sehen…“, ich räusperte mich kurz. „…schlaft ihr auch nicht.“ Ich erhielt keine Antwort. Hatte aber auch mit keiner gerechnet. Nach einem weiteren verdammt intensiven stillen Moment. Wandte ich mich dem Schrank mit den Gläsern zu, nahm eines heraus und füllte es mit Milch. „Durstig?“ Warum auch immer Emmett diese Frage so belustigte wusste ich nicht. Aber eigenartiger weise, lief ein Schauer über meinen Rücken. Vielleicht, weil seine Zähne so eigenartig blitzten als er den Mund zu einem Lächeln verzog. „Ein wenig.“ „Konntest du nicht mehr schlafen Bella?“ Esme, herzlich wie eh und je. Ihre Stimme hatte beinahe konstant die gleiche Tonart. Ob es jemals etwas geben würde, was sie die Fassung verlieren ließ? „Ich hatte einen Niesanfall“, zuckte ich die Schulter. „Und was für einen“, hörte ich wen murmeln und wunderte mich ein weiteres Mal nicht darüber. So langsam wurde ich immun gegen die Eigenarten dieser Familie. Und ich wusste, lange würde es nicht mehr dauern. Bald würden sie mich in ihr Geheimnis einweihen. Es kam mir vielmehr so vor, als versuchten sie absichtlich ihre merkwürdigen Eigenschaften zur Schau zu stellen. Ich sollte vielleicht selbst darauf kommen. Aber sorry Leute…höheres Denken war noch nie meine Spezialität. Ich beschränkte mich lieber auf die einfachen Dinge im Leben. Aus Erfahrung wusste ich, dass ich damit viel besser fahre. Man sah bei meinem Gedankensalt ja, was im anderen Fall dabei herauskam. Das sie ungewöhnlich waren, war für mich eine Tatsache an der es nichts zu rütteln gab. Aber ich würde mir ums verrecken nochmal keine weiteren Gedanken darüber machen, was sie so ungewöhnlich machte. Es gab wichtigeres. Zum Beispiel…diese lästigen flatternden Gesellen in meinem Bauch, die immer dann zu fliegen begannen, wenn Edward meinen Blick auffing. Wenn ich es nicht besser wüsste dann…tja, allein den Gedanken zuzulassen versetzte mir einen Stich. Ich sollte um unser beider Wohle nicht so fühlen. Ich würde ihn in eine Welt, fern ab seines behüteten Lebens ziehen und das…das war einfach nicht richtig. Er hatte so viel besseres verdient. Doch seine Augen…sie sagten mir täglich, das es längst zu spät war. Wir waren beide verloren. Auch jetzt, konnte ich nicht aufhören ihn anzusehen. Und er, er sah zurück. Die Familie wie immer ausgeblendet, gab es nur ihn und mich. Er, mit seinen bronzenen Schopf, der Wild in allen Richtungen Abstand und jetzt…zu meinem Bedauern…im dunkeln Raum keinen Glanz ausstrahlte. Den linken Arm vor sich auf dem Tisch gelegt. Die Beine,… die in einer tiefsitzenden Jeans steckten,…lässig vor sich ausgestreckt und dieses Lächeln…dieses unbeschreibliche Lächeln das nur er lächeln konnte. Das Funkeln seiner karamellfarbenen Augen. Er hypnotisierte mich. Wieder…IMMER… Und ich, stand hier, mit dem Glas am Mund. Einem peinliche Milchbart um den Lippen und einem schlabbrigen Outfit…mit nassen, ungekämmten Haaren und fühlte mich so unglaublich sexy im Bann seines Blickes. Was mir nicht begreiflich sein wollte. Wie konnte ein Junge…ein Junge mit diesem Aussehen, mit diesem Charakter…mit dieser Güte…etwas für ein Mädchen wie mich empfinden? Ich war es nicht wert geliebt zu werden. Ich hatte gelogen, betrogen, gestohlen...ich hatte… Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich musste aufhören nachzudenken. Ich musste endlich damit aufhören mich zu erinnern. „Möchtest du schon Frühstück?“ Natürlich hatten sie mitbekommen, dass etwas nicht stimmte. Genau wie ich, schienen sie jede kleine Veränderung an mir aufzusaugen wie ein Schwamm. Sie wollten meine Geheimnisse genauso sehr erfahren, wie ich die ihren. Doch in diesem Punkt, drehten wir uns im Kreis. Hatte ich gerade daran gedacht, dass Edward mich lieben könnte? „Ja bitte“, antwortete ich Esme, die sogleich aufsprang und sich dabei freudig die Hände rieb. Ich habe aufgehört gegen die Mahlzeiten anzukämpfen. Carlisle würde mir erst Heroin gestatten, wenn ich eine Kleinigkeit im Magen hatte. „Stört es euch, wenn ich das Licht anschalte? Ich kann echt nicht verstehen, wie ihr hier so ganz ohne sitzen könnt. Wie du, Zeitung lesen kannst“, dabei zeigte ich auf Carlisle. Dieser schenkte mir nicht mehr als ein Lächeln. Ich wartete auch nicht auf ein Einverständnis, ich betätigte einfach den Lichtschalter. Schüttelte mich kurz, weil das grelle Licht in den Augen brannte. Schritt dann aber eher schlürfend an den Tisch. Setzte mich auf meinen üblichen Platz geraderüber von Edward und schräg neben Carlisle, der an der Stirnseite begierig durch seine Zeitung blätterte. Wie jeden Morgen… Moment mal…wo zum Teufel, hatte er um diese Zeit die Zeitung her? Wie auch immer…es herrschte peinliche Stille im Raum. Bis auf Esmes leises Summen war nichts zu hören. Nur mein Atem…meiner allein. Esme liebte es für mich zu kochen. Anfangs war es mir peinlich gewesen. Denn ich war fähig genug mich selbst zu versorgen. Aber dann sah ich, wie viel Spaß sie daran hatte. Also ließ ich sie. Denn,…sie kam ja nicht oft zu der Gelegenheit Essen zu zubereiten. Denn keiner der Cullens, hatte jemals in meiner Anwesenheit gegessen. Und seit zwei Tagen, war ich permanent anwesend. Nach einiger Zeit fing Alice mit Emmett eine lautstarke Diskussion über irgendeinen amerikanischen Sportwagen an. Rosalie stieg sofort begeistert mit ein. Mir war dieses Thema völlig egal. Ich kannte mich mit Autos wenig, wenn nicht sogar überhaupt nicht aus. Und da ich blickkontakt mit Edward vermeiden wollte. Wohlwissend, das sonst wieder die unmöglichsten Gedanken freigesetzt werden würden, schielte ich mit auf die Tageszeitung. Es dauerte nicht lang bis ich einen Artikel fand, der förmlich auf dem gräulichen Papier zu leuchten schien. Schon bei den ersten drei Worten, entwich mir jegliche Gesichtsfarbe. Darauf stand… « Herointote in Seattle » Ein kleiner Teil in mir fragte sich, ob Carlisle die Zeitung vielleicht absichtlich so hielt, das mir dieser Artikel förmlich entgegensprang. Aber der größere war viel mehr damit beschäftigt, mit den Gefühlen umzugehen die mich überfielen als ich das kleine schwarz/weiß Foto sah. Es war unscharf. Und noch dazu verrenkte ich mir beinahe den Hals um überhaupt einen Blick drauf werfen zu können. Aber ich war mir sicher…dieses Mädchen,… das dort in der Gasse abgelichtet wurde…war keine Fremde für mich. Ohne groß nachzudenken, riss ich Carlisle die Zeitung aus der Hand. Breitete sie auf der Tischplatte aus und beugte mich über sie. Dass es um mich herum wieder ruhig wurde interessierte mich nicht. « Am frühen Freitagabend, wurde die Leiche eines jungen Mädchens in der Nähe der Washington Street, einem bekannten Drogenviertel entdeckt. Wer die Tote ist bleibt ungeklärt. Alles was das Mädchen bei sich trug, war eine Plastiktüte mit Spritze und dem in diesem Milieu üblichen Besteck. Alles deutet auf eine Überdosis hin. Die Rechtsmedizin wird genauere Auskünfte geben können. » Meine Hände ballten sich auf dem Tisch zu Fäusten. Diese wiederrum fingen langsam zu zittern an. Tränen traten mir in die Augen und ehe ich mich versah, fegte ich die Zeitung mit einer gewaltigen Welle Wut und Verzweiflung vom Tisch. Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich auf die leere Tischplatte, ehe ich den Blick hob und direkt bei Edwards goldenen Augen hingen blieb. Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und lief lautlos an meiner Wange hinunter. „Du kanntest sie!“ Eine Feststellung und keine Frage. Ich nickte dennoch als Antwort, wandte den Blick zum Boden wo die Seite mit ihrem Bild nach oben lag als wollte sie mich verhöhnen. „Sally“, kam mir zitternd über die Lippen. „Eine Freundin von dir?“ Die Frage kam von Carlisle. Ich sah zu ihm und nickte wieder. Alle anderen hielten sich zurück. „Sie…Wir, waren oft gemeinsam auf der Szene. Sie ist in meinem Alter. Und beinahe gleichzeitig fingen wir zu drücken an. Mit ihr hatte mich mehr verbunden als eine Fixerfreundschaft.“ Eine weitere Träne löste sich und mit ihr kam die Übelkeit. Mit der Hand vor dem Mund, sprang ich auf und stürzte in das kleine Bad welches sich hier unten befand. Dass Edward mir gefolgt war merkte ich erst, als mir jemand die Haare im Nacken zusammenhielt, während ich mich geräuschvoll übergab. Bis das Würgen nachließ, schien ewig viel Zeit vergangen zu sein. Mir war schwindlig. Mein Magen hatte sich schmerzhaft verkrampft und meine Kehle kratzte. Tränen benetzten meine Sicht, Schweiß klebte auf meiner Stirn und der Gestank war abartig. Trotzdem entspannte ich mich unter Edwards sanften Händedruck der meinen Rücken massierte. Als ich mir sicher sein konnte, alles vorgebracht zu haben was mein Magen hergab, hob ich meinen Kopf aus der Schüssel. Ich rutschte gegen die Wand und lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf gegen die kalten Fliesen. Die Toilettenspülung wurde betätigt und kurz darauf legte sich ein nasser Lappen auf meine Stirn. Ich öffnete die Augen und blickte in Edwards. Dieser hatte sich vor mich gehockt und musterte mich angespannt und so unendlich traurig, dass ich mich am liebsten gleich nochmal übergeben hätte. Ich zwang mir ein winziges Lächeln auf die Lippen, das ihn seufzen ließ. Vorsichtig, fuhr er mit dem Lappen über mein Gesicht. Ich war gerührt über sein Handeln und gleichzeitig verachtete ich ihn dafür. Wie konnte er noch immer besorgt um mich sein? Wie konnte er mich anfassen? Und vor allem…wie konnte er mich noch immer so warm ansehen? So als…als wäre ich das wichtigste für ihn. Mir wäre es lieber, er würde sich vor mir ekeln. Denn damit, konnte ich umgehen. Im Augenwinkel bemerkte ich, dass wir nicht alleine im Bad waren. Natürlich…Carlisle muss mir ebenfalls gefolgt sein. Auch er sah nicht glücklich aus und dieses Mal, war es ich die seufzte. „Es geht mir schon wieder gut. Es war nur…der Schock vielleicht.“ „Oder die Erkenntnis, wo der Weg endet den du angefangen hast zu gehen.“ Ich schnaubte über Carlisles Bemerkung. „Es ist ja nicht so, als hätte ich das erste Mal eine Leiche gesehen. Wie du dir sicher denken kannst, ist der Tod mein ständiger Begleiter. Ich habe schon viele Freunde verloren. Und das eine Heroinsucht zwangsläufig mit dem Tod endet, war mir schon vor dem ersten Druck bewusst…“, und an dieser Stelle sollte ich einfach mal meine Schnauze halten. „Ist das der Grund für all das…ein sicheres Todesurteil? Hast du deswegen angefangen?“ Edward klang ungehalten aber auch zutiefst bestürzt. Carlisle sah mich einfach nur an. Als wartete er auf einen Ausbruch von meiner Seite. Ein Ausbruch, der aus seiner Sicht längst überfällig war. Ich hatte keine Ahnung was er sich erhoffte aber wahrscheinlich nicht mein Schulter zucken. Ich hatte keine Lust mich darüber zu unterhalten. Es ging sie nichts an…oder doch!? „Es wird dir wie ihr ergehen“, hauchte Edward. „Sie ist nicht am Heroin gestorben“, machte ich mit Nachdruck in der Stimme deutlich. „Wie…“, setzte er an doch ich fiel ihm ins Wort. „Es war NICHT das Heroin. Das wäre es früher oder später gewesen, aber gestern war es das nicht…wahrscheinlich ein anderer Junkie. Sie hatten nur ihr Besteck gefunden. Aber um diese Zeit, müsste sie schon längst Dope in der Tasche gehabt haben. Und wenn nicht das, dann wenigstens Bargeld. Ein Junkie auf Turkey! Oder es war ein Freier, der vielleicht nicht zahlen wollte…jedenfalls war es nicht das Heroin. Irgendjemand hat sie umgebracht.“ „Oder ihre Organe haben aufgehört zu arbeiten.“ Warf Carlisle ein. „Nein“, mehr brauchte es von meiner Seite nicht. Edwards Blick hatte sich verfinstert. Ich war ein bisschen irritiert. Aber als er den Mund öffnete, dämmerte mir sehr schnell was sein Problem war. „Ein Freier ja…also daher kennt ihr beide euch? Vom Strich!“ „Edward“, fuhr Carlisle ihn sofort an. Er hatte die letzten beiden Wörter wie eine Naturkatastrophe klingen lassen. Ich fühlte mich damit etwas geohrfeigt. Trotzig…so war nun einmal meine Art…reckte ich ihm das Kinn entgegen. „Vielleicht.“ Das mich dieses vielleicht so sehr zusammenzucken lassen würde wie ihn, hatte ich vorher nicht bedacht gehabt. Ich fühlte mich augenblicklich schlecht. Denn nun sah er aus, als hätte ich ihn geschlagen. Er erhob sich auch sofort. Der Lappen rutschte mir von der Stirn und fiel neben mir auf den Boden. Mir wurde klar, dass ich damit eines seiner schlimmsten Befürchtungen bestätigt haben musste. Den anscheinend, hatte er bereits in dieser Richtung gedacht. Natürlich…wir Fixerinnen wurden immer mit dem Strich in Verbindung gebracht. Es war nur logisch das er diese Befürchtung hatte. Und ich…ich hatte sie ihm mit diesem lächerlichen vielleicht bestätigt. Dabei war es doch gelogen. Ich hatte seine Gefühle verletzt. Denn das hatte er…Gefühle für mich. Er drehte sich um und wollte gehen. „Nein warte“, ich sprang auf die Beine und griff nach seinem Unterarm. Mit hängendem Kopf blieb er stehen, sah auf den Boden. Ich rüttelte an seinem Arm. Meine Beine waren nach diesem Kotzausbruch noch verdammt wacklig aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Aus dem Augenwinkel war ich mir sicher, Carlisle lächeln gesehen zu haben. Ja…jetzt hatte er seinen heißersehnten Moment. „Edward es…es tut mir Leid…ich“, er drehte sich um und sah mich abwartend an. „…ich war nicht anschaffen…noch nie!“ Ich hoffte inständig, dass er mir glauben würde. Den anscheinend war es genau das, was ihn so sehr belastete. Seine Augen fraßen sich in meine. Suchten die Lüge in meinem Geständnis. Als sich sein Blick lichtete, der Sturm nicht weiter hinter seinen Iriden wütete, hatte er auch keine gefunden. Erleichtert atmete ich auf. Dann wandte ich mich an Carlisle, der zufrieden an der Wand lehnte. „Ich bin bereit mich untersuchen zu lassen.“ *************** Was hat ihr am Ende die nötige Einsicht gebracht? Die Gefühle für Edward? Seine Gefühle für sie? Schuldgefühle? Oder doch Sallys Tod? Ich bin gespannt auf eure Meinung. GGGLG Alex Kapitel 27: Untersuchung ------------------------ Hey Lang lang hat es gedauert, doch nun ist das neue Drogenkapitel endlich fertig. Ich danke euch allen für eure Mords Geduld Mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht schwafeln, ihr habt schon lang genug gewartet. Viel Spaß! ********************* Bella POV Samstagnachmittag! Die Pforten zur Kammer des Schreckens hatten sich geöffnet und ein euphorischer Doktor winkte mich fröhlich hinein. Ich war am Arsch! Warum zur Hölle hatte ich DEM zugesagt? Mit aufgesetzter Leichtigkeit, schwang ich meinen Arsch auf den Drehstuhl vor seinem Schreibtisch und wartete auf das unvermeidliche. Ich wurde das Gefühl nicht los, mit dieser Untersuchung etwas anderes ins Rollen gebracht zu haben. Ich seufzte. „Um das gleich mal richtig zu stellen…ich bin nur hier um mich von dir untersuchen zu lassen, damit ich endlich meine Ruhe habe. Ich habe keiner lebenserhaltenden Maßnahme zugestimmt.“ Carlisle stoppte in seinem tun und blinzelte mich an. „Schon klar.“ Ich starrte vor mir auf die Tischplatte. Ich wollte das hier nur schnell über die Bühne bringen. In meinem Magen rumorte es. Warum nur war ich so furchtbar aufgeregt? Jetzt fehlte nur noch Nasenbluten. Ich wunderte mich eh, warum ich die letzten Tage keines bekommen hatte. Das alles hier war nicht gut für mich und dennoch konnte ich nichts dagegen unternehmen. „Wir beginnen mit deiner Größe und dem Gewicht. Stellst du dich mit den Fersen dicht an die Wand?“ Natürlich… Ich tat also was er sagte und fühlte mich plötzlich wie ein kleines Kind das die Vorschuluntersuchung über sich ergehen lassen musste. „163 cm…und nun, bitte auf die Waage.“ Ich tat auch das, während er sich etwas in ein kleines Heft notierte. Fragend sah er auf. Ich nannte ihm die Zahl die aufblinkte. „41,3!“ Er sah mich weiterhin an…einfach nur an und ich fragte mich, ob er mich nicht verstanden hatte. Doch ehe ich die Zahl nach einmal wiederholen konnte, schüttelte er den Kopf und schrieb sie auf. „Ich muss nicht einmal rechnen um zu wissen, dass du stark untergewichtig bist.“ „Nun…ich hätte dieses Ding nicht einmal besteigen müssen um das zu wissen“, schnaufte ich. Er sagte nichts dazu, deutete mir nur mit einer Kopfbewegung an mich wieder setzen zu können. Das Heft ließ er auf dem Tisch liegen, schnappte sich ein Stethoskop und ein Blutdruckmessgerät von einem der zahlreichen Schränke und kam auf mich zu. „Könntest du dein Shirt ausziehen?“ Ich zog es aus, legte es vor mir auf den Tisch und reichte Carlisle meinen Arm, damit er das Blutdruckding an meinem Arm anbringen konnte. Er tat es auch sofort…nachdem er die Werte mit einem gezischten „Bluthochdruck“ notierte und mich anschließend von vorn und hinten abhörte, in meine Ohren, meinen Mund und meine Nase schaute, brachte er alles wieder zurück und kam mit einem kleinen Tablett…meinem kleinen Tablett… zurück. Leider sah es auf diesem anders aus als ich gewohnt war und seufzend streckte ich ihm erneut meinen Arm entgegen. Er zog sich den kleinen Hocker heran, setzte sich vor mir und band mir den Arm ab. Als er meine Armbeuge desinfizierte musste ich auflachen. Er warf mir einen ärgerlichen Blick zu, ich winkte mit dem anderen Arm ab. Sollte er doch machen wie er wollte. Ich pumpte, machte eine Faust und sah mir dabei das Muster seines Hemdes an. Dabei traf mich eine tiefe Traurigkeit als ich an heute Morgen zurück dachte. „Ich wollte ihm nicht wehtun.“ Während dieser Worte sah ich auf meinen Arm. Ich hatte nicht mitbekommen, dass er bereits zugestochen hatte. Träge beobachtete ich die rote Flüssigkeit die langsam das kleine Röhrchen füllte. Er sah nicht auf während er sprach. „Ich weiß, dass du es nicht wolltest. Heute war ein harter Tag für dich. Edward weiß das auch.“ Er wechselte das Röhrchen. „Das entschuldigt aber noch lange nichts…“, ich seufzte wieder. „…es hat mich wütend gemacht wie abfällig er gesprochen hatte. In dieser Situation…manchmal da…meine Gedanken drehen sich im Kreis, ich werde Wahnsinnig. Was…was soll ich denn dagegen tun?“ Er zog die Spritze heraus, drückte mir einen Tupfer auf die Stelle, legte alles zurück aufs Tablett und sah endlich auf. Seine Augen waren voller Mitgefühl. „Du musst endlich anfangen zu reden, Bella.“ Ich schüttelte sofort den Kopf. „Warum? Ich hab die letzten Jahre erfolgreich alles zurückgedrängt. Warum sollte ich jetzt anfangen alles hervorzuholen? Das ist…alles wäre umsonst gewesen. Und…es geht doch niemanden etwas an…“, eine Träne löste sich. „…ich bin erst 6 Tage hier und kaum schwächt die Wirkung ab, rattert es in meinem Kopf. So sehr, dass mir teilweise übel wird. Ich sehe immer öfter diese Bilder…“, ich schluckte. „…Bilder, die ich nur noch in meinen Alpträumen sah. Wie kann es sein, das sie wieder da sind? Ich…ich drück doch schon genug!“ „Welche Bilder, Bella?“ „Und dann…dann kommen die Erinnerungen und zu den Erinnerungen, die ganzen neuen Eindrücke. Diese Familie und dann Edward und ich weiß einfach nicht…was ich davon halten soll. Ich würde am liebsten verschwinden…doch ich kann nicht“, hauchte ich schwach. Er legte mir eine Hand aufs Knie. „Sag mir, warum ich nicht einfach gehen kann?“ Er sagte nichts. „Ich will mein altes Leben zurück…alles war so einfach gewesen. Aber ich werde es nie wieder haben könne, weil ER nicht mehr da ist. Weil ich ihm nicht geholfen habe obwohl er alles für mich war…für mich ist!“, ich schluchzte auf. „Und weist du was das schlimmste ist?“ Schrie ich ihm ins Gesicht. Carlisle sah mich einfach nur an…hörte mir zu, ohne erschrocken über meinen Ausbruch zu sein. „Das ich jetzt bekommen habe was ER immer für mich wollte“, es löste sich eine weitere Träne. „Was, Bella…was wollte ER für dich?“ „Eine Chance!“ Ich lachte humorlos auf, fiel gleich darauf in mich zusammen und weinte. „Eine Gottverdammte Chance…wie er es schon immer wollte. Nur für mich…immer nur ich, dabei hatte er sie viel eher verdient als ich.“ „Wer ist ER?“ Ich wandte meinen Kopf ab. „Ich wollte nie ohne ihn sein.“ Ich zog geräuschvoll die Nase hoch. „Und jetzt, weiß ich nicht mehr was ich tun soll. Ich bin allein…“ „Das stimmt nicht“, fuhr Carlisle dazwischen. „Du hast uns…und Edward.“ Mein Kopf schoss in seine Richtung und Wut stieg in mir auf. „Aber WARUM…ich versteh es nicht. Warum kann ich nicht aufhören an Edward zu denken? Warum fühle ich mich geborgen bei ihm und was bedeutet das für die Zukunft? Verdammte scheiße ZUKUNFT…ich will sie nicht!“ Meine Stimme zitterte vor Wut. Ich hielt diese ganze Scheiße hier nicht mehr aus. Ich wusste nicht woran ich war. Sie redeten nicht mit mir. Sie konnten doch nicht verlangen, dass ich mit ihnen über mein Leben rede ohne vorher zu wissen woran ich bei ihnen bin. Ständig dieses Gefühlschaos. Erst bin ich froh und zufrieden. Ich lache und später weine ich. Ich habe Schuldgefühle…dann fühl ich mich wohl. Ich denke an Jake und gleich darauf an Edward. Ich möchte davonlaufen und gleichzeitig näher bei Edward sein…und dann Heroin. Ich bin mir selbst so fremd geworden! „Und doch, denkst du immer öfter über sie nach“, er tätschelte mir das Knie. „Ja“, hauchte ich schwach. „Ich will nur, dass das endlich aufhört. Ich will es endlich verstehen, Carlisle. Warum bin ich hier?“ Ich stellte ihm dieselbe Frage wie letztens Edward. Ich wusste ja, dass ich hier war weil Edward es so wollte. Doch warum er es wollte, dass wusste ich immer noch nicht. Wenn ich es nicht bald erfahren würde, würde ich hoffnungslos zu Grunde gehen. Wie konnten 6 Tage mein Leben und vor allem mein Denken so beeinflussen? Ich spürte etwas mächtiges war hier im Gange und ich musste auf alles gefasst sein. „Es ist nicht an mir dich aufzuklären.“ „Bullshit.“ Ich rutschte weg von ihm. Ich war sauer…fahrig fuhr ich mir übers Gesicht um die lästigen Tränen zu eliminieren. Dabei fixierte ich sein niedergeschlagenes Gesicht. „Du hast doch mit der ganzen scheiße hier genauso viel zu tun wie jeder andere in diesem Haus auch. Warum spielt ihr Spielchen mit mir?“ Er seufzte schwer. „Das tun wir nicht. Es ist nur so…die Wahrheit, sie ist manchmal schwer zu begreifen.“ Ich schüttelte den Kopf. Darauf wusste ich nichts mehr zu sagen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen wie abgefuckt die Wahrheit sein musste, das es ihnen eine solche Überwindungskraft kostete sie auszusprechen. Er sah mich mit einer Bitte um Verständnis an und wie es der Zufall so wollte, konnte ich sie ihm nicht abschlagen. Ich hasste mich so sehr für diese Schwäche. Und allmählich verfluchte ich die Begegnung in der Gasse. Der beinahe Entzug kam mir plötzlich einfacher vor wie dieser Mist hier. „Verdammt noch mal“, zischte ich…seufzte gleich darauf wieder. „Lass uns den scheiß hier einfach zu Ende bringen.“ Ich war fertig mit ihm. Er würde ja doch nichts sagen. Es lag nicht an ihm…lächerlich. An wem dann? Ja klar…Edward. Ich würde also mit ihm reden müssen. Und das würde ich auch…bald, soviel war sicher. Gerade wollte ich mich lieber Ohrfeigen für meinen Ausbruch. Was ich eben alles von mir gegeben hatte…es hätte nicht ausgesprochen werden sollen. Denn es tat mir verdammt nochmal nicht gut erneut den Gedanken ausgesetzt zu sein, die nun wieder in meinem Schädel wüteten. Und doch…konnte ich nichts dagegen tun. Immer öfter überfiel mich so eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht, mich endlich mitzuteilen. Und auch daran war diese Familie schuld! Carlisle sah mich noch einen Moment länger an. Wahrscheinlich wollte er vorsichtshalber warten ob mein Wutanfall…oder was auch immer das war…wirklich vorüber war. Er war es natürlich nicht, aber das musste der Doc ja nicht wissen. Also setzte ich ein scheinheiliges Lächeln auf und nickte ihm zu, damit er verdammt nochmal endlich fertig machen würde. Ich hatte nämlich unendlich viel Lust mich in meinem Zimmer zu vergraben um ein heißes Schaumbad zu genießen. Er reichte mir einen kleinen durchsichtigen Becher mit Deckel und grinste. Wunderbar…so schnell konnte er also wieder gehässig werden. Schnaufend nahm ich ihm das Ding ab und lief den Korridor entlang zur Toilette. Das überhaupt was kam glich einem Wunder bei der Menge Flüssigkeit die ich heute schon verloren hatte. Ich war ziemlich weinerlich geworden! Würde ich in diesem Zustand auf die Straße zurückkehren, würde man mich binnen weniger Minuten um die Ecke gebracht haben. Wie Sally…einfach abgemurkst in einer dreckigen, stinkenden Gasse. Wieder lief eine Träne, als ich an meine Freundin dachte. Ich war verletzlich geworden! Das Todesurteil schlechthin! Da könnte ich mir bevor ich dieses Haus verlassen würde, gleich eine Zielscheibe auf die Stirn kleben. Mit dem zur Hälfte gefüllten Pissebecher lief ich wieder zurück. Stellte ihm das Ding mitten auf seinen auf hochglanzpolierten Schreibtisch und setzte mich ohne einen Kommentar wieder. „Jetzt würde ich mir gern deine inneren Organe mittels Ultraschall ansehen.“ Du liebes bisschen. Wollte er mich vielleicht auch noch aufschneiden, ausweiden alles unter dem Mikroskop begutachten und mich hinterher mit Styropor ausstopfen? Zuviel von etwas muss nicht immer gut sein! Auf meinen Gesichtsausdruck ging er nicht ein. Er geleitete mich mit einem sanften Druck meiner Schulter in den angrenzenden Raum, in dem schon alles vorbereitet war. Mürrisch ließ ich also auch das über mich ergehen. Und da ich hinterher so gut wie nichts mehr am Körper trug begutachtete er auch diesen. Er schien zufrieden mit seiner Salbe zu sein. Der große Bluterguss an meinem Bein, der langsam aber sicher überhand gewann und beinahe meine gesamte Wade verschlang, war allerdings ein eindeutiges NO GO. Das musste er mir nicht einmal sagen, sein Blick sprach Bände. Ich wollte ihm sagen, das es eben seine Zeit dauern würde bis es verheilt…bei mir länger als bei anderen…und das ich die Stelle schon seit einem Tag nicht mehr schände aber dann entschied ich, dass es ihm zum Teufel nochmal nichts anging. Ja, ich war noch immer wütend. Eigentlich mehr auf mich wie auf ihm. Denn ich könnte ja immer noch gehen wenn mich hier etwas anstank. Und da ich das aber wiederrum irgendwie nicht konnte…was eindeutig an einer Schwäche meinerseits lag…hatte ich kein Recht, meinen Ärger an Carlisle oder wem auch immer aus dieser Familie auszulassen. Wobei…vielleicht an Edward, denn immerhin versperrte mir seine Existenz die Tür nach draußen. Ich hatte einfach nur noch gehörig die Schnauze voll von dieser Scharrade. Sie alle hatten eine Maske auf…obwohl sie sich normal gaben…verbargen sie etwas vor mir und das nervte mich an. Ein kleiner Teil in meinem kranken Schädel fragte sich, ob ihnen mein Schweigen vielleicht auch nervte. Aber Himmel nochmal, was erwarteten sie von 6 Tagen? Und ich…was erwartete ich eigentlich in 6 Tagen? Ich hatte doch ebenso wenig recht wütend zu sein wie sie. „Bella…huhu“, er wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. „Was…was ist los?“ Konnte man den hier nicht mal in Ruhe nachdenken? „Ich wollte dich nur davon in Kenntnis setzten das wir fertig sind. Es sei denn, du hättest noch Lust auf einen Belastungstest.“ Er zeigte auf etwas hinter mir. Ein verdammtes Fahrrad. Kein richtiges natürlich, so ein Sportgerät. Wollte er mich umbringen? Ich schüttelte sofort energisch den Kopf. Er lachte. „Dachte ich mir…“, grinsend ging er zu seiner Laborecke. „…in zwei Stunden sollte ich alle Werte haben.“ „Dann bis später.“ Ich machte schnell das ich von dannen kam, bevor ihm noch etwas einfiel mit dem er mich foltern konnte. Das unten im Wohnzimmer alle saßen und wahrscheinlich warteten war mir bewusst und trotzdem verschanzte ich mich sofort in meinem Zimmer. Vielleicht auch gerade deswegen?! Ich wollte allein sein! Deswegen verschloss ich auch die Tür. Noch auf dem Weg ins Bad, entledigte ich mich meiner Klamotten. Die Badewanne brauchte einen Moment um vollzulaufen. Währenddessen vermied ich einen Blick in den Spiegel. Ich sah mich noch immer nicht gern, obwohl mein Körper deutlich besser aussah. Die vielen Blessuren waren beinahe ganz verschwunden. Auf dem Klodeckel wartend starrte ich auf den Fussboden, dabei fiel mir ein, dass ich hier noch nie sauber gemacht hatte. Wie also konnte es sein, dass die Fliesen noch immer so glänzten? Die würden hier doch wohl nicht etwa sauber machen wenn ich mich unten aufhielt oder? Das wäre schräg…ich meine, so ohne dass ich irgendetwas bemerkte. Endlich war die Wanne voll und ganz ohne Überschwemmung schaffte ich es mich reinzusetzen. Das dampfende Wasser entspannte sofort meine Glieder. Ich liebte diese Wanne. Sie war einfach unglaublich groß. Ganz ohne Umstände, könnte man sich in dieser ertränken. Ohne die Beine zu verbiegen oder sich mit Gewalt unten zu halten. Einfach reinlegen, Wasser anstellen und warten… Ich war zu feige! Keine Ahnung ob ich noch einmal so viel Mut aufbringen könnte um meinem Leben selbst ein Ende zu setzen. Nicht nach all den Versprechungen die ich geleistet hatte. Das käme mir irgendwie niederträchtig vor. Schon damals hatte ich lange daran zu nagen. Vielleicht hatte es auch deswegen nicht geklappt. Vielleicht hatte ER dafür gesorgt, dass man mich findet. Weil ER wollte das ich zu meinem Wort stand. Der Tod an sich war keine große Sache…nur der Weg dorthin. Aber wenn ich es ganz genau betrachtete, hatte ich mein Wort ein weiteres Mal gebrochen als die erste Nadel ihren Weg unter meine Haut fand. Vielleicht auch schon früher. Denn mir war voll bewusst gewesen, das ich davon sterben würde. Demzufolge lächerlich wäre es mich wegen eines erneuten Versuches seelisch zu foltern. Mein Wort galt schon lange nichts mehr. Ich hatte ihn sicher furchtbar enttäuscht! Moment mal…ich schlug die Augen auf. Hatte gar nicht mitbekommen wie ich sie geschlossen hatte. Dachte ich hier gerade ernsthaft über einen erneuten Selbstmordversuch nach? Stöhnend rutschte ich höher und zog die Beine an. Das alles hier ging so nicht mehr weiter. Ich musste zu einem Entschluss kommen. Wollte ich mehr über diese Familie erfahren? Ja…ich rollte die Augen. Dafür musste ich nicht einmal lange nachdenken. Wollte ich mehr über Edward und unsere komische Beziehung erfahren? Definitiv JA! Blieb mir dann noch eine andere Möglichkeit als auf sie zuzugehen und endlich zu reden? Tja, auf diese Frage wusste ich keine Antwort. Warum nur tat ich mich so schwer damit? Vielleicht…weil das der Weg in die Hölle wäre… schimpfte die kleine nervige Stimme in meinem Kopf. Leider musste ich mir eingestehen, dass sie recht hätte. Und die Hölle…so schwor ich mir damals…wollte ich nie wieder betreten. Ratlos pustete ich eine der Seifenblasen, die durch das Duschgel entstanden von meinem Knie. Sie schwebte einen Moment lang in der Luft, ehe sie lautlos zerplatzte. Das hier brachte auch nichts, denn ganz im Gegenzug meiner Erwartungen blieb die erhoffte Erleuchtung aus. Der einzige Fortschritt den ich erreicht hatte war, dass mir nun klar war, dass es eindeutig mehr als ein heißes Bad brauchte um zu einer Entscheidung zu kommen. ********** Und das war es auch schon wieder. Schreibt mir bitte eure ehrliche Meinung. Bis bald…und euch allen eine schöne Weihnachtszeit. GGGLG Alex Kapitel 28: Diagnose -------------------- Einen schönen Wochenanfang wünsch ich euch und natürlich viel Spaß mit dem neuen Kapitel. ************* Bella POV Irgendetwas hatten sie alle mitbekommen. Ich wusste nicht wie und ich wusste nicht was. Nur, dass es so sein musste. Denn als ich mein ernüchterndes Bad beendet, meine hoffnungslos ruinierten Haare trocken geföhnt und meine Kleider wieder angezogen hatte, machte ich mich sofort auf den Weg nach unten. Sie alle hatten mich wie die Hauptattraktion eines Theaterstückes angestarrt als ich zur Tür rein bin. Danach hatte sie schnell wieder weggesehen und jegliche Aktivitäten wieder aufgenommen. Mein erster Impuls war sofort Flucht gewesen. Doch dann reckte ich die Schultern und schritt erhobenen Hauptes durch den Raum, um mich in einen freien Fernsehsessel plumpsen zu lassen. Vielleicht war Carlisle kurz unten bei ihnen gewesen, während ich in der Badewanne lag um ihnen von meinem kleinen Nervenzusammenbruch zu berichten. Zuzutrauen wäre es ihm. Und nun saß ich hier, eine geschlagene Stunde und versuchte das Mysterium, das Edward Cullen darstellte zu verstehen. Er hatte mir immer wieder Seitenblicke zugeworfen und dabei unruhig mit seinen Fingern gespielt. Er war nervös. Und das schlimmste…seine Nervosität, machte auch mich nervös. Wir waren so gleich, wie wir wieder verschieden waren. Und zu meinem Ärger, verstand ich noch immer nicht warum. Es schien mir fast endlos zu dauern bis Carlisle kam. Als er dann endlich da war, konnte ich mich ein wenig entspannen. Jetzt würde der routinierte Plan weitergehen und mich aus dieser Blase des Schweigens befreien, aus der ich alleine nicht entfliehen konnte. Als ich sah, wie auch die übrigen anwesenden die Schultern entspannten, schlich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Ich war also nicht allein gewesen. Das beruhigte mich ein wenig. „Ich bin fertig…kommst du mit nach oben?“ Weshalb? „Spielt es eine Rolle wo du die Bombe platzen lässt? Früher oder später wird es ja eh jeder hier anwesende erfahren…“, er wollte gerade etwas erwidern ich stoppte ihn mit der Hand. „…komm jetzt nicht mit deiner ärztlichen Schweigepflicht. Ich glaub dir kein Wort!“ Er schmunzelte. „Wie du willst“, seine Miene würde gleich darauf wieder härter und stöhnend ließ ich den Kopf zurückfallen. Na das würde ja ein angenehmes Gespräch werden. War ich körperlich also tatsächlich schon so abgefuckt? Ich wog kurz meine Möglichkeiten ab aber schnell wurde mir klar, dass ich das hier jetzt einfach über mich ergehen lassen musste. Also setzte ich mich wieder auf. Fühlte mich aber sofort ein wenig in die Enge getrieben als mich alle ansahen. Carlisle hatte sich an die kleine Kommode zwischen Wohnbereich und Küche gelehnt. Mit einem Zettel in der Hand, der wie eine todbringende Waffe auf mich wirkte. Sofort spielte sich in meinem Hirn die Titelmelodie aus dem Filmklassiker „Der weiße Hai“ ab. Mir entwich ein Grunzen und alle Anwesenden warfen mir Messerscharfe Blicke zu bei denen ich mich gleich einige Zentimeter tiefer ins Polster drückte. Du liebes bisschen… „Wo fange ich an“, murmelte er, den Blick auf seinen Zettel gehaftet und klang dabei ehrlich überfordert. Es gab auch wirklich keine angemessene Art, die Heroinabhängigkeit von jemanden zu thematisieren. Also wartete ich einfach, bis er den Anfang gefunden hatte. Meine Aufmerksamkeit schien bei dieser Sache enorm wichtig zu sein, also tat ich mein bestes ein interessiertes Gesicht aufzusetzen. Denn ich hatte nun wirklich keine Lust auf ein weiteres `Wie kann dir deine Gesundheit so scheiß egal sein´ Gespräch. „Also…“, er strich sich über die Stirn. „…erst das offensichtliche.“ Na dann los. „Du bist natürlich viel zu dünn. Dein Gewicht liegt irgendwo zwischen Lebensgefahr und starkes Untergewicht, vor allem bei deiner Lebensweise. Wenn du nicht endlich beginnst mehr zu essen, dann wirst du nicht mehr lange durchhalten! Und glaube mir, auch du kannst zunehmen. Vielleicht nicht viel und vielleicht auch nicht schnell aber du wirst es wenn du regelmäßige Mahlzeiten zu dir nimmst die auch angemessen für ein Mädchen deines Alters sind. Übelkeit hin oder her…irgendwann wirst du dich wieder an Nahrung gewöhnen und die Übelkeit wird verschwinden.“ War das jetzt so etwas wie eine Anordnung? Ich entscheid lieber nichts dazu zu äußern. Die Chance verstanden zu werden war gleich Null? Ich würde am Ende ja doch tun was ich für richtig hielt. „Du würdest dann auch sehen, dass deine Haare kräftiger werden würden…sie würden wieder zu wachsen beginnen. Auch deine Fingernägel würden mit der Zeit kräftiger werden. Die Blässe würde verschwinden…“ Er sagte noch irgendetwas aber ich hörte nicht mehr zu. Wollte er mich vielleicht verarschen? Woher war er sich dessen den so sicher? So wie sich das bei ihm anhörte, brauchte ich also nur Berge an Kalorien in mich rein schaufeln und wäre Monate später vollständig regeneriert. Von der Heroinsucht keine Spur mehr zu sehen oder wie sollte ich seine Analyse interpretieren? Das war einfach…ich schüttelte den Kopf. Wenn er denn der Auffassung war dann war er es eben. Ich wusste es besser. Als würde regelmäßiges Essen irgendetwas an meiner körperlichen Verfassung ändern. Vollkommender Blödsinn… „Du hast Karies!“ War er nun auch noch Zahnarzt geworden? Ich nickte, denn so abwegig war seine Diagnose nicht. „Ich gehe davon aus, dass deine Haut oft sehr stark juckt.“ Ich nickte auch auf diese Feststellung. Auch er nickte. Eigentlich sollte es ihm von Anfang an klar gewesen sein. Mein Körper war an vielen Stellen bis aufs Fleisch aufgekratzt. „Du hast einen hohen Anteil Histamin im Blut. Das löst diesen starken Juckreiz und die roten Flecken aus.“ Ich nickte wieder. Von der Seite hörte ich wen stöhnen. Höchstwahrscheinlich Edward! Ich sah nicht zu ihm. Ich wusste auch so, dass es ihn gehörig anpisste wie unbeeindruckt ich von diesem Gespräch war. „Momentan konnte ich keine akute Thrombose ausmachen. Aber die vielen die du bisher hattest, hatten viele Embolien zur Folge. Das ist gefährlich Bella. Eine verstopfte Vene ist niemals gut. Und wenn eine nicht gut ist dann sind mehrere schlecht…sehr schlecht… verstehst du?“ Ich nickte…eigentlich verstand ich überhaupt nicht, warum er so ein Gewese daraus machte. Ich wusste schon selbst das verstopfte Venen beschissen waren. Sie behinderten einen total. Und viele Möglichkeiten ließen sie einen auch nicht mehr. „Nun…“, er sah noch einmal auf seinen Zettel. „…die vielen Narben…und damit meine ich nicht nur die kleinen“, es war ein spitzer Blick der in meine Richtung gefeuert wurde. Ich hatte das Bedürfnis zusammenzuzucken. Dann unternahm ich den Fehler einmal durch die Runde zu blicken. Stöhnend ließ ich den Kopf zurückfallen. „Könntet ihr vielleicht mal aufhören mich anzustarren. Echt jetzt…was habt ihr den erwartete?“ Ein mehrfaches Stöhnen ließ mich aufblicken. Sie sahen einen Ticken weicher aus. Da war jetzt Mitgefühl in ihren Blicken und eine unausgesprochene Bitte. Aber auch sowas wie Interesse und ich wusste, dass dieser Abend nicht nur mit Carlisle Diagnose enden würde. Ich seufzte leise. Ich hatte nicht das Bedürfnis mich mitzuteilen…jetzt nicht…aber ich spürte das es unumgänglich war. Ich gab mit einem Blick durch die Runde zu verstehen, das ich bereit dazu wäre einige Fragen zu beantworten. Es musste ein eindeutiger Blick gewesen sein, denn als ich bei Carlisle ankam zeichnete sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen ab. Er kam auch sofort ums Sofa rum um sich neben seine Frau zu setzen. Mir direkt gegenüber und voller Zuversicht. Sie…erwarteten einfach zu viel von mir… „Also gut…ich könnte jetzt mit Fachbegriffen um mich werfen aber das tue ich nicht. Du solltest nur noch wissen, dass du weder Hepatitis noch HIV hast...“ Gott war ich froh, dass er das Narbenthema nicht wieder aufgriff. „Ich weiß.“ „Du weißt?“ Er hob eine Augenbraue. „Ich hab nie die Spritzen von anderen Fixern benutzt…außer. Da…da gab es immer nur zwei andere und die waren gesund.“ „Gut…“, ihm brannte noch mehr auf der Zunge, doch er ließ es unausgesprochen. „Hattest du schon einmal eine Gelbsucht?“ Ich nickte. „Deine Leber ist angegriffen, auch deine Lunge. Die Verstopfung unter der du leidest ist `normal´…“, er malte das letzte mit Gänsefüßchen in die Luft. Wobei ich mich fragte, woher er wusste, dass ich unter Verstopfung litt. „Heroin greift den Magen und Darmtrakt an.“ Auch da nickte ich wieder. Ich meine…was sollte ich auch anderes tun? Er warf einen weiteren Blick auf seinen Zettel. Hatte er nicht gerade eben noch gesagt, dass ich nur noch wissen musste…was alles? „Okay gut…dein Blutspiegel hat deutlich abgenommen. Auch DAS ist nicht gut…“, er unterstrich seine Worte mit einem eindeutigen Blick. „Weißt du noch, wann deine Periode ausblieb?“ Und woher bitte wusste er nun das wieder? „Keine Ahnung…irgendwann war sie einfach weg und kam nie wieder.“ „Du könntest unfruchtbar werden oder bereits sein.“ Und ich wusste wirklich angenehmere Gesprächsthemen. Ich schnaufte etwas zu laut. Er verstand richtig und beendete das Thema. „Dass du unter Atemdepression leidest, weißt du wahrscheinlich selber.“ Ich nickte wieder. „Du weißt auch, dass du immer noch der Gefahr einer Heroinüberdosis ausgesetzt bist. Nur weil du des längeren konsumierst, besteht noch immer die Gefahr. Und sie wird auch immer weiterbestehen. Auch wenn dein Körper größere Mengen an Heroin toleriert, ist die Grenze zwischen einer Stofftoleranz und einer möglichen Vergiftung leicht zu überschreiten. Denn zum einen musst du die Heroinmenge und auch die Konsumhäufigkeit auf Dauer ständig steigern, was ganz einfach die Gefahr einer Heroinvergiftung über kurz oder lang erhöht.“ „Ich weiß das…ich, ich hatte schon einmal eine Heroinvergiftung.“ „Ach…“, nicht nur er sah entsetzt bei diesem Geständnis aus. „…und wie war es?“ „Angenehm mit Sicherheit nicht. Viel hab ich auch nicht mitbekommen. Ich war Bewusstlos und wohl blau angelaufen. Als ich zu mir kam, hatte ich Atemprobleme und musste mich mehrmals übergeben.“ „Mein Gott…das ist doch einfach...“ Edward fluchte leise weiter vor sich hin. Ich ignorierte ihn. Wohlwissend, dass es mich verletzen würde. Wohlwissend, dass ich ihn damit verletzte. Es war grausam sein Leid mit anzusehen. Es war grausam, der Grund dafür zu sein. Ich war einfach nicht gut für ihm! „Bist du dann endlich fertig?“ Ich warf Carlisle einen bittenden Blick zu. „Gleich da ist noch…deine Nasenscheidewand ist angegriffen, man erkennt ganz deutlich kleine Löcher. Deine Schleimhaut ist vollständig ausgetrocknet. Wann…“, und er haderte mit sich selber. Es war wohl wirklich an der Zeit mich zu öffnen. Ich war es dieser Familie ganz einfach schuldig. Sie interessierten sich für mich als würde ich zu ihnen gehören. Sie…scheiße ja, sie wollten mir nur helfen. Und ich…ich war immer noch unentschlossen. Unentschlossen ob ich wirklich Hilfe wollte. Von Tag zu Tag wollte ich mehr zu ihnen gehören. Aber ich wusste auch was das für mich bedeuten würde. Und ich wusste einfach nicht…NEIN, konnte einfach nicht den Mut aufbringen dazu bereit zu sein. Da war dieser unglaublich schöne Junge zu dem ich einfach gehören wollte. Mein Gott ja ich wollte SEIN sein. So wie ich mir sehnlichst wünschte das er MEIN sein wollte. Ich…ich liebte ihn. Bedingungslos und unwiderruflich. Das war mir schon so lange klar. Vielleicht schon seit unserer ersten Begegnung. Ich hatte mich so lang gegen diese Einsicht gewehrt. Hatte einen Kampf mit mir ausgefochten, den ich von Anfang an nicht gewinnen konnte. Aber was sollte ich jetzt tun…wenn, wenn er mich nicht wollte dann…und es war falsch. Ich würde sein Leben zerstören. Ich zerstörte andauernd Leben. Er, bedeutet Zukunft! Etwas das ich schon so lange nicht mehr wollte. Wofür ich alles tat um es niemals zu erlangen. Und jetzt? Ich fing lautlos an zu weinen. Niemand sagte etwas…sie warteten. Ich war mir sicher, jeder einzelne von ihnen erahnte meinen inneren Konflikt. Und wenn ich einfach nur ein bisschen reden würde? Es versuchen würde? Um zu sehen was es mir bringt. Sollte es ein Reinfall werden, könnte ich ja immer noch zur Nadel greifen um es im Keim zu ersticken. Es, es müsste ja nichts tiefgründiges sein. Nur ein bisschen über mein Leben. Nicht darüber, wie ich zu diesem Leben kam. Das könnte ich nicht…niemals! Ich sah einen jeden von ihnen in die Augen. Und schnell war mir klar, dass sie von mir auch nicht erwarteten über den Grund dieser Sucht zu berichten. Sie…sie wollten mich einfach nur ein wenig besser kennenlernen. Ich zog die Nase hoch. Alice reichte mir ein Taschentuch, das ich dankend nahm. Dann blickte ich wieder zu Carlisle. „Du kannst fragen und ich…ich werde antworten.“ Er lächelte und ich, ich lächelte aufrichtig zurück. Obwohl ein kalter Schauer über meinen Rücken rieselte. Ich sah zu Edward. Hatte er jemals so stolz ausgesehen? Ich musste dringend mit ihm sprechen. Wir waren beide dabei uns in irgendetwas absurdem zu verrennen. Bei mir mag es egal sein…ich war halb Tod und schon lange nicht mehr zurechnungsfähig. Heroin vögelte des öfteren mit meinem Verstand und da wunderte es mich eigentlich nicht, dass ich so etwas wie LIEBE für jemanden empfinden konnte, denn ich eigentlich gar nicht kannte. Aber was auch immer da mit Edwards Verstand vögelte, dem musste Einhalt geboten werden. Denn es durfte einfach nicht die Oberhand gewinnen. „Seit wann nimmst du Drogen, Bella?“ Ich war etwas abgelenkt von Edward und hatte somit gar nicht mitbekommen das Carlisle mit seinem Verhör beginnen wollte. „Drogen? Nicht Heroin?“ „Nein Drogen…“, beharrte er. „…weißt du noch ungefähr wann du angefangen hast?“ „Das ist nicht schwer…“, ich verzog das Gesicht. Wie könnte ich das jemals vergessen? „Der 13.09.1999…mein 12 Geburtstag.“ Ich zuckte stark zusammen als ich etwas aus dem Augenwinkel aufspringen sah. Edward stand steif vor dem Sofa und starte mich an. Ich wusste nicht wie ich seinen Blick deuten sollte, aber er tat weh. „Was ist nur in deinem Kopf vorgegangen…“, zischte er. „…das ist…“ „Edward“, fuhr Carlisle ihn an. Und mir, mir schossen erneut Tränen in die Augen. Ich hielt den Blick zu ihm dennoch aufrecht. Er sollte ruhig sehen was sein Verhalten anrichtete. Unter diesen Umständen würde ich kein Wort mehr sagen und sie sollten sich hüten es von mir zu verlangen. Ich stand ebenfalls auf…zittrig und traurig. Denn ich hatte gehofft…vielleicht auch erwartet, dass wenigstens Edward sowas wie Ruhe ausstrahlen würde um es mir leichter zu machen. Deswegen konnte ich meine Enttäuschung auch nicht verbergen. Als ich im Begriff war aus dem Raum zu gehen, regte er sich wieder. Er streckte einen Arm in meine Richtung und seine Statur fiel in sich zusammen. „Bella nicht…warte, bitte es…es tut mir leid.“ Das reichte nicht. Er hatte mich enttäuscht! Ich schüttelte den Kopf und ging. „NEIN…warte, Bella“ Er hielt mich fest. WIE? Ich starrte auf mein Handgelenk das von seiner Hand umschlossen war. Dann sah ich auf in sein Gesicht. WIE konnte er so schnell bei mir sein? „Bleib…“, hauchte er so schwach, das ich Schwierigkeiten hatte ihn zu verstehen. „…ich hätte nicht so…“, er fand kein Wort für sein Verhalten. „…es hat mich geschockt. Himmel du, du warst so verdammt Jung.“ Ich nickte. Ja…ich war Jung. Jung und kaputt…aber was wusste er schon? Seine Augen hypnotisierten mich…mal wieder! „Bitte mach…mach jetzt nicht den Fehler nachzudenken. Rede einfach weiter. Ich hatte mich kurz nicht unter Kontrolle. Es…ist nicht leicht für mich. Lass es mich bitte einfach nur verstehen.“ Er war so unglaublich schön! Dass ich mal wieder weinte spürte ich erst, als er mir sanft die Tränen wegstrich. Bei der Berührung schloss ich die Augen. „Was für Drogen?“ Fragte er. Ich blinzelte. „Pillen.“ „Extasy?“ Die Frage kam von Carlisle. Ich wandte meinen Kopf in seine Richtung. Edwards Blick hatte mich etwas benommen. „Auch.“ Antwortete ich und bemerkte erst das Edwards mich bereits wieder zum Sessel gezogen hatte, als er mich sanft auf diesen drückte. Er selbst hockte sich neben mich. Behielt dabei meine Hand in seiner und sah zu mir auf. „Es war ein Geburtstag mit Pillen die glücklich machten. Es tat so gut! Nach all den Wochen, konnte ich endlich wieder so etwas wie Glück fühlen. Mir war von diesem Tag an klar, dass ich darauf nicht mehr verzichten wollte. Nicht mehr drauf verzichten konnte.“ „Aber du hast doch da noch nicht auf der Straße gelebt?“ Emmett hatte bei dieser Frage eine Augenbraue hochgezogen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein…da noch nicht. Aber, aber schon bald darauf.“ Edward neben mir stöhnte. Ich senkte den Blick. Es war mir unangenehm. Noch niemals zuvor war es mir so unangenehm gewesen über meinen Zustand zu erzählen. Diese Familie veränderte mich. Ob ich es gut oder schlecht finden sollte wusste ich nicht. „Aber du hast auch Kokain genommen…eine längere Zeit sogar! Das würde den Zustand deiner Nase erklären“ Stellte Carlisle fest und ich nickte wieder. „Kurz nachdem ich auf der Straße gelandet war. Wir…ICH habe viel gekokst. Zwischendurch immer mal wieder Pillen oder Shit aber hauptsächlich Koks. Später haben wir dann angefangen Aitsch durch die Nase zu ziehen. Nicht lange…wir hatten schon bald die Gelegenheit bekommen uns den ersten Schuss zu setzen.“ „Wir“, murmelte Edward. Ich ging nicht darauf ein. „Und wann war das in etwa?“ Edward spannte sich bei dieser Frage von Carlisle an. Er drückte meine Hand fester. Ich sah vorsichtshalber nicht zu ihm. „Ein gutes Jahr später.“ „Mit 13“, schoss es aus Edward. Er war bereits wieder auf den Beinen. Meine Hand ließ er einfach los. Ich seufzte. Auch Carlisle seufzte. Ob nun wegen meiner Antwort oder Edwards Reaktion konnte ich nicht sagen. „Als ob das irgendeine Rolle spielt“, schnappte ich und stand ebenfalls auf. Er griff gleich wieder nach meiner Hand, doch ich schüttelte ihn ab. Ich hatte nicht vor zu gehen. Leise ging ich zur Fensterfront. Draußen war es bereits dunkel geworden. Ich erkannte nur noch die Umrisse der Bäume und spürte die brennenden Blicke der anderen auf meinem Rücken. Ich war froh, dass sich der Rest so gut es ging aus diesem Gespräch raushielt. Ihre Anwesenheit war schon erdrückend genug. Edward allein reichte um mich zu kränken. Warum wollte er unbedingt dinge über mich erfahren mit denen er nicht umgehen konnte? Warum wollte er mich überhaupt kennenlernen? Anscheinend kotze ihn mein Verhalten, mein Leben, meine Einstellung…was auch immer…so dermaßen an, das er sich nicht einmal zurückhalten konnte um seinen Ärger Luft zu machen. „Es wundert mich…“, setzte Carlisle an. Ich würde mich nicht umdrehen. Er sollte einfach weiterreden. Er wartete noch einen Moment, dann fuhr er fort. „…ich hatte nicht mit 13 gerechnet.“ Ich nickte wieder. Natürlich hatte er das nicht. „Wenn man monatelang mit einer zu geringen Dosis leben muss…“, ich ließ den Satz offen. Es musste auch so Antwort genug für ihn sein. „Ist das auf Dauer nicht furchtbar anstrengend?“ „Schmerzhaft“, korrigierte ich. Ich drehte mich zu ihnen. Edward stand noch immer wie angewurzelt neben dem Sessel. Ich sah in seine Augen. „Ich hätte anschaffen müssen um an meiner Lage irgendetwas zu ändern.“ Erst zuckte er zusammen, dann wurde sein Blick weicher…beinahe zärtlich. Es erleichterte ihn ungemein, dass ich das niemals getan hatte. „Mit 13…“, platzte es nun auch geschockt aus Esme. „Kind, du hattest diese Alternative doch wohl nie in Betracht gezogen?“ Ich sah kurz zu ihr, dann gleich wieder zu Edward. Ich hatte das Gefühl, das dieses Gespräch hier nur uns beiden etwas anging. Carlisle war der Vermittler…war es von Anfang an nur gewesen. Ich sagte nichts und das musste Antwort genug für Edward gewesen sein. Er nickte leicht…er konnte verstehen, dass ich mit dem Gedanken gespielt hatte. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Esme sich eine Hand auf den Mund legte. Ich hätte auch Lügen können. Aber warum? Es war ja nur ein Gedanke. Nein…nicht ganz richtig. Ich hätte es getan wenn Jake es nicht verhindert hätte. Aber so viel Wahrheit mussten sie nicht wissen. „Es ist keine große Sache dort draußen. Da…da gibt es eine Menge Kinder die sich täglich verkaufen. Ich war eher die Aufnahme der Regel.“ „Mein Gott“, wisperte Esme. Vielleicht verschlossen sie ihre Augen vor der Realität. Wobei der Doc nicht den Eindruck machte überrascht von meiner Aussage zu sein. Er hatte schon viel Leid gesehen. „Straßenkinder…“, begann ich um auch den letzten dieser Runde die Fuck Realität nahe zu bringen. „…es gibt sie überall auf der Welt. Auf die Straße getrieben durch…Schicksalsschläge. Jedes dieser Kinder hat seine eigene Geschichte. Und doch, Enden sie alle gleich…“, ich sah auf meinen von Einstichen gezeichneten Arm. „…Und werden zusammen zu einer. Zu UNSERER Geschichte, die Geschichte der verlorenen Kinder.“ „Dann denkst du, dass irgendwann alle diese Kinder an der Nadel enden?“ Fragte Carlisle. „Früher oder Später“, ich zuckte mit den Schultern. „Nicht unbedingt an der Nadel. Aber an anderen Drogen oder dem Alkohol…“ „…Vielleicht 95 Prozent aller. Und die übrigen 5 Prozent werden wahrscheinlich vorher gefunden und wieder eingefangen.“ „Du meinst sie haben Hilfe bekommen.“ „HILFE“, sagte ich ungläubig. „NEIN…Wenn sie von Leuten gefunden werden, vor denen sie einst weggelaufen sind. Wie können es dann Leute sein die ihnen helfen könnten? Wenn sie ihnen helfen könnten, wären sie nie auf der Straße gelandet!“ Ich sah wie es anfing zu rattern in ihren Köpfen und war zufrieden mit mir. „War es bei dir auch ein Schicksalsschlag der dich dazu trieb?“ Ich antwortete Edward nicht. Das Gespräch fing an in eine Richtung einzulenken die es zu vermeiden galt. Also drehte ich mich und sah lieber wieder aus dem Fenster. Hinein in die schwarze Nacht. Vor einer Woche hatte mich der Anblick eines dunklen Waldes noch beruhigt. Jetzt hatte er plötzlich etwas mystisches an sich das mich beunruhigte. „Oder die Suche nach dem Tod?“ Er zischte diese Frage. Ich fing an zu lächeln. Er hatte den heutigen Morgen nicht vergessen als ich vollgekotzt auf dem Boden im Bad saß. Während ich weiter aus dem Fenster sah und nicht antwortete, hörte ich wen mit den Zähnen knirschen und einen anderen…Moment mal…FAUCHEN? Schnell drehte ich mich um und sah gerade noch, wie sich Edward und Carlisle ein Blickduell lieferten ehe beide schnell zu mir sahen. Hatten sie sich gerade angefaucht? War ich jetzt schon vollkommen bescheuert? Mir war ja schon länger klar, dass Edward ein brodelndes Temperament hatte. Wir würden also sicher noch öfter aneinander geraten wenn er es nicht in den Griff bekommen würde. Verliebt sein hin oder her. Denn ICH hatte meines definitiv nicht im Griff. Seine Stimmung schlug öfter um als meine. Vor nicht mal einer halben Stunde hatte er sich für seinen Ausrutscher noch entschuldigt. Jetzt war er bereits wieder dabei einen neuen zu begehen. Sollte mir nur recht sein. Ich hatte keine Lust auf die Fortsetzung dieses Gespräches. „Nichts ist schlimmer als der Tod.“ Er betonte diese 6 Wörter mit einer solchen Intensität, dass er mich damit beinahe überzeugt hätte. „Du hast ja keine Ahnung.“ Betonte ich genauso intensiv und ging. Ich ging einfach…ohne mich ein weiteres Mal umzusehen. Noch auf der Treppe spürte ich, dass dieses Gespräch Konsequenzen für mich haben würde. ************** Das war es auch schon wieder. Was haltet ihr davon? Bella öffnet sich…fällt aber immer wieder in ihr altes, zickiges und uneinsichtiges Verhalten zurück. Was natürlich völlig normal ist und Edward…tja, er scheint ebenfalls in sein uneinsichtiges Verhalten zurückzufallen. ^.^ Bis bald… GGGLG Alex Kapitel 29: Ein Hauch Wahrheit ------------------------------ Hallo und ein gesundes neues Jahr… Jetzt kommt die wohl schwerste Erkenntnis für Bella die sie im Hause Cullen je erleben wird. Wie wird sie damit umgehen? Lest selbst… Viel Spaß! ************* Edward POV „Du hast es vergeigt Brüderchen!“ Ich warf Emmett einen Blick zu, der ihn auf der Stelle zum Schweigen brachte. Dann ließ ich mich fluchend auf den Sessel fallen, auf dem kurz zuvor Bella noch gesessen hatte und legte den Kopf in die Hände. Er hatte Recht…ich hatte es vergeigt. «Was hast du dir nur…» und ich schaltete meine Fähigkeit ab. Carlisle musste mich nicht auch noch zurechtweisen. Ich wusste auch so, dass ich mit ihrem Vertrauen gespielt hatte. Warum konnte ich mich nicht beherrschen? Über 100 Jahre alt und ich benahm mich wie ein liebesgestörter Teenager. Wir hatten sie endlich soweit. Sie war endlich bereit sich zu öffnen. Und ich war so stolz, so stolz und so neugierig. Ich wollte so sehr das sie erzählte. Doch als sie anfing wollte ich nur noch, dass sie den Mund hielt. Ich kam damit einfach nicht klar. Kam nicht damit klar, dass sie ihre Gesundheit zerstörte…ihr Leben. Carlisles Diagnose war erschütternd. Doch für sie war es ein Witz. Ein Witz auf ihre Kosten und das mit anzusehen…zu sehen wie wenig es sie kümmerte machte mich rasend vor Wut. Ja ich war wütend auf sie. Sie war alles für mich. Und nur sie allein war dafür verantwortlich, dass mein einziger Lebensgrund zerstört wurde. Sie zerstörte sich selber und lächelte dabei. Warum? Was trieb sie mit 12 Jahren dazu Drogen zu nehmen? 12 Jahre…als sie das sagte… einfach so, als wäre es völlig Selbstverständlich so jung Drogen zu nehmen, hätte ich sie am liebsten durchgeschüttelt. Einen Tag zuvor war sie noch 11 gewesen. Ich atmete tief durch um mich selbst zu beruhigen. Meine Wut zurückzudrängen. Dass ich so etwas wie Wut für sie empfinden könnte hätte ich nie für möglich gehalten. Und sie hatte noch nicht einmal richtig angefangen zu reden. Nur ganz wenige Sätze…Sätze die eine volle Breitseite waren. Sie redete über ihren Drogenmissbrauch wie andere über ihr Neugeborenes. Da war dieses glitzern in ihren Augen. Ich hatte es genau gesehen. Sie himmelte dieses Zeug an…so sehr…das ich mir wenige Chancen ausrechnete irgendetwas an ihrer Einstellung ändern zu können. Und nach dem heutigen Abend…meinem Verhalten…würde es mich nicht wundern wenn sie sich erneut vollständig verschließen würde. Ich hatte vielleicht alles kaputt gemacht. „Du musst dich langsam mal beruhigen Herrgott nochmal.“ Schnaufend sah ich auf. „Und wie bitte soll ich das? Sie ist einfach weggegangen. Alles war umsonst gewesen.“ „Es wundert dich doch wohl nicht warum sie gegangen ist?“ Carlisle war sauer auf mich. Ich schnaubte und sah weg. „Wann wirst du nur endlich aufhören so dickköpfig zu sein? Du machst ein riesen Gewese um unbedeutende Dinge.“ „Unbedeutend?“ Zischte ich und sah ruckartig zu ihm. „Sich mit 12 Jahren Pillen einzuschmeißen hältst du für unbedeutend?“ „Das ist ihre Vergangenheit! Was hast du den erwartet? Sie ist jetzt 16 Jahre alt. Erzähle mir bitte nicht du warst so naiv gewesen anzunehmen sie hätte vor ihrem Heroinmissbrauch keine Drogenvorgeschichte gehabt. Warum kannst du nicht einfach akzeptieren wie es ist? Du benimmst dich unmöglich Edward! Du solltest für sie da sein wenn sie das Gefühl hat zu fallen. Aber du…du gibst ihr einen Schubs. Bombardierst sie mit Vorwürfen…“, ich knurrte. „Das habe ich nicht getan!“ „…Natürlich…mit deinen Blicken...“, ich schloss den Mund. „…und das schlimme dabei ist, das sie Schuldgefühle empfindet und diese einfach nicht verstehen kann. Weil sie alles nicht versteht was zwischen euch passiert.“ „Du sagtest wir sollen warten.“ „Aber ich sagte nicht, dass du sie verunsichern sollst…“, er seufzte. „Es ist an der Zeit das du ihr Rede und Antwort stehst.“ Ich nickte. Es war schon lange an der Zeit gewesen. Sein Plan sie zu schonen damit sie unbefangen eine Richtung wählen konnte war nach hinten los gegangen. Hätte ich gleich, noch am ersten Abend am besten mit offenen Karten gespielt, wären wir mit Sicherheit schon einen mächtigen Schritt weiter. Aber…und das wäre vielleicht der wahrscheinlichere Fall gewesen, hätten wir…Ich…sie damit völlig überfordert. Wie auch immer. Das Schweigen musste jetzt ein Ende haben. Am besten sofort. Ich stand auf. Carlisle ebenfalls und warnte mich mit seinem Blick. Auch ohne meine Fähigkeit war mir klar, dass er mir eine rein gedankliche Gehirnwäsche versuchte zu verpassen. „Was ist?“ „Ich bin noch nicht fertig.“ „Ich wüsste nicht was du noch zu bereden hättest. Ich weiß auch ohne dein Plädoyer, dass ich überreagiert habe. Ich werde mich in Zukunft zurückhalten!“ „Davon bin ich nicht überzeugt.“ Er deutete mit einem Nicken an, das ich mich gefälligst wieder setzen sollte. Aus vergangenen Erfahrungen wusste ich, dass es besser für mich wäre das zu tun was der Anführer verlangte also setzte ich mich. Einen verärgerten Blick konnte ich mir dennoch nicht verkneifen. Ich wollte zu Bella. Bella…die genau in diesem Moment einmal kräftig aufschluchzte. Das Geräusch fuhr mir durch Mark und Bein, denn wahrscheinlich war ich der Grund für ihren Kummer. Still und leise stand erst Esme auf und als hätte sie damit einen Befehl erteilt erhoben sich die restlichen ebenfalls und verließen mit ihr zusammen erst den Wohnbereich und dann anschließend das Haus. Was der geschaffenen Situation einen Hauch mehr ernst verlieh. Ich sah zu Carlisle und wartete. In seinen Augen spiegelten sich verschiedene Gefühle wieder. Schließlich war er wieder der Verständnisvolle Vater den wir alle liebten. Er seufzte zutiefst bedrückt und erwiderte meinen Blick. „So funktioniert das nicht, Edward!“ Ich seufzte ebenfalls. „Ich weiß das doch verflucht nochmal. Was soll ich denn tun? Ich kann das einfach nicht ertragen. Sie zerstört ihr Leben…und meines gleich mit!“ „Sie hat doch gar keine andere Wahl. Das war Jahrelang ihr Leben. Du kannst nicht plötzlich in dieses Leben eindringen und von ihr verlangen eine andere Alternative in Betracht zu ziehen. Du bist dabei eine völlig falsche Richtung anzustreben. Du bist bereits so sehr gefangen in deinem Hass für die Droge das du das wichtigste aus den Augen verlierst…“ „Was kann wichtiger sein als sie von diesem Zeug weg zu bekommen?“ Er seufzte wieder…einen Hauch verärgerter als vorher. „Ihre Lebensfreude…“ Er wartete, während ich allmählich verstand worauf er hinauswollte. „Du siehst sie an und siehst die Droge. Du siehst die Spuren die sie bereits hinterlassen hat. Du willst das es endlich aufhört…das sie endlich begreift wie falsch die Richtung ist die sie vor 4 Jahren eingeschlagen hat. Du willst sie lieben und beschützen und meinst der größte Feind der zwischen euch steht wäre das Heroin aber so ist es nicht, Edward.“ Ich schwieg weiter. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. „Das Heroin bringt sie nicht binnen der nächsten Tage um. Eine Entgiftung kann sie noch immer machen…sie ist jetzt hier, beginnt nachzudenken…die Zeit spielt für uns. Aber das alles kannst du nicht erkennen weil ihre Sucht alles ist was du im Augenblick wahrnehmen kannst…“ Er pausierte einen Moment. „…sie erzählte von ihrem ersten Drogenmissbrauch an ihrem 12ten Geburtstag und du…du fragtest sie was da in ihrem Kopf vorging…“ „Meine Frage war berechtigt“, beharrte ich. Dieses Mal stöhnte er. „Nein das war sie nicht…du hättest dich in diesem Moment lieber Fragen sollen was sie überhaupt dazu veranlasste mit 12 Jahren in diese Richtung zu flüchten.“ Ich schluckte…er hatte recht. „Euer Problem ist nicht ihre Sucht…euer Problem begann sehr viel früher.“ „Und was…was soll ich jetzt tun?“ „Es ist eigentlich ganz einfach. Du hast eine Bindung zu ihr, wie niemand sonst. Ich kann sie nicht heilen, ich kann sie nicht zum Umdenken verleiten…ich kann nur vermittel. Du hast einen guten Draht zu meinen Gedanken…versuch einfach zu verstehen…“ Jetzt ärgerte ich mich darüber, solange die Gedanken um mich herum ausgeblendet zu haben. „…ihr müsst reden und dabei ist es völlig egal über was oder über wen. Der Schlüssel liegt in gegenseitiger Vertrautheit. Sie muss das Gefühl bekommen mit dir über alles reden zu können…reden zu dürfen ohne Unverständnis zu erhalten.“ „Das ist verflucht nochmal nicht leicht. Ich weiß nicht…ob ich das kann. Ob ich es ertrage.“ „Ertrage es mit ihr gemeinsam. Ich sage dir nicht, dass du nicht wütend werden darfst. Du darfst es. Auch ich bin wütend darüber wie leichtfertig sie mit ihrem Leben umgeht. Auch ich bin traurig wenn ich deine Hilflosigkeit sehen muss. Nur gehe ich mit meinen Gefühlen anders um wie du.“ „Soll ich meine Gefühle ignorieren? Würde ihr das helfen?“ „Nein“, sagte er sofort und ich wusste überhaupt nicht mehr wo oben und unten war. In meiner gesamten Existenz fiel es mir noch niemals so schwer das richtige zu tun. „Auch du musst reden…am besten mit ihr.“ „Das wiederspricht sich doch. Wenn ich meine Wut und meine Enttäuschung gegenüber sie äußere haben wir den gleichen Erfolg wie heute Abend.“ Er schüttelte den Kopf. „Es gibt einen Unterschied zwischen wütend sein und dies auch zum Ausdruck bringen und Wut empfinden und diese mitzuteilen. Du darfst ihr ruhig sagen, dass du ihre Einstellung nicht nachvollziehen kannst. Das es dich traurig macht ihre Sucht mit ansehen zu müssen. Das du es Hasst wenn sie sich Heroin spritzt. Das du verzweifelt und überfordert mit dieser Situation bist und nicht weißt wie du damit umgehen sollst. Sie muss wissen wie es dir geht um fühlen zu können, wie es ihr eigentlich selber dabei geht. Wenn du möchtest, dass sie ehrlich zu dir ist, dann wird sie das gleiche auch von dir erwarten. Du darfst nur nicht den Fehler machen deine Gefühle auf sie loszulassen, das könnte sie verunsichern. Sie könnte sich abgelehnt und verstoßen fühlen. In dir muss sie jemanden finden der bereit dazu ist ihr Leid mitzutragen. Vor dessen Reaktionen sie keine Angst haben muss. Einfach jemanden…dem sie blind vertrauen kann.“ Aus seinem Mund hörte sich das so einfach an. Ich war der Annahme, dass ich meine Gefühle zurückhalten müsste um ihr mehr Platz für ihre eigenen zu bieten. Jetzt wurde mir klar, dass das falsch war. Carlisle hatte Recht. Hier drehte es sich nicht nur um sie…ich war genauso betroffen. Und selbstverständlich musste sie das wissen…musste es genauso sehen, damit wir eine Basis hatten auf der wir aufbauen konnten. Gemeinsam… Er stand auf, kam die paar Schritte zu mir und drückte leicht meine Schulter. „Niemand sagte, dass es leicht werden würde…“ Ich schnaubte. Während des ganzen Gespräches hatte ich ihre Schluchzer vernommen und allmählich belagerten sie mein gesamtes denken. Ich sah nach oben an die Decke. Als erwartete ich durch sie hindurch und in Bellas Zimmer blicken zu können. Auch Carlisle folgte meinem Blick. Er ließ meine Schulter los und trat einen Schritt zurück. „Ich werde zu denn anderen aufholen und mit ihnen gemeinsam Jagen gehen. Zum Morgengrauen werden wir zurück sein.“ Mit diesen Worten verließ er ebenfalls das Haus. Ich war froh darüber. Eine Weile ohne jeglichen Gedankenstrom würde mir gut tun. Denn da gab es einiges über das ich nachdenken musste und mit Ruhe im Kopf fiel es mir leichter. Aber erst einmal musste ich zu Bella um das zu tun was Carlisle mir nahe gelegt hatte. Reden… Bella POV Warum ich heulte konnte ich nicht mal so genau sagen. Es kam einfach über mich. Ein ganz bestimmter Grund blieb aus. Das große ganze vielleicht. Das Vertrauen das ich gesetzt hatte und das am Ende der falsche Einsatz war. Die Reaktion von Edward, dann seine Entschuldigung und dann die erneute Reaktion. Die Blicke der anderen…sein Blick und dann dieses eigenartige Fauchen. Zum größten Teil vielleicht die Gedanken an eine einfachere Zeit. Eine Zeit in der es Leah und Jake noch gab…in der ich mich verstanden fühlte. Es klopfte und ich seufzte. Ich wusste wer es war…ich konnte ihn spüren. „Bella? Darf ich reinkommen?“ Durfte er? Keine Ahnung. Ich zuckte die Schultern. Bekloppt eigentlich…er könnte es durch die Tür hindurch ja doch nicht sehen. Als die Tür leise knarrte reagierte ich nicht. Ich unternahm keinen hektischen Versuch die Tränen auf meinen Wangen zu eliminieren. Ich kümmerte mich nicht um mein zerzaustes Haar und auch nicht um den Berg Taschentücher der den halben Zimmerboden schmückte. Ich wartete einfach. Ich hörte leise Schritte…was mich irgendwie irritierte weil es das erste Mal war, das ich ihn oder irgendjemand anderen in diesem Haus überhaupt gehen hörte. Vielleicht versuchte er absichtlich laut zu sein um sein kommen zu signalisieren. Ich hatte mich an den Bettrand gesetzt um aus dem Fenster sehen zu können. Nur leider sah ich wegen dem schwarzen Himmel und meinem verschleierten Blick überhaupt nichts. Als er ums Bett rum war, ging er auch sofort vor mir in die Hocke und nahm meine Hände die leblos auf meinem Schoss lagen. Er fuhr mit seinen Daumen über meine tränennassen Handrücken und sah zu mir auf. Mein Blick fand langsam seinen. Er sah irgendwie fertig aus…und müde. Und am liebsten hätte ich ihm etwas Trost gespendet und seine Wangen gestreichelt aber der Elan und der Mut dazu fehlten. Also sah ich einfach zurück. „Wir müssen reden!“ Ach wirklich? Ich hatte für meinen Geschmack heute schon genug gesagt. Ich nickte trotzdem. Sollte er ruhig anfangen… „Es tut…“, und sofort unterbrach ich ihn indem ich aufstand. Er musste sich ebenfalls erhebe, sonst hätte ich ihn garantiert umgeworfen. Ich schlürfte zum Fenster, umklammerte meinen Oberkörper und sah hinaus. „Bella…“, er klang verzweifelt. „Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, Edward. Es gibt keinen Grund dafür. Deine Reaktionen waren vorhersehbar. Normalerweise ist das nämlich die übliche Reaktion aber…“, ich zuckte wieder die Schultern. „Was aber?“ Er kam auf mich zu. „Ich weiß nicht…aber…aber ich hatte irgendwie anders gehofft.“ Erneute Tränen traten mir aus den Augen als ich mich zu ihm umdrehte. Er war nur zwei Schritte von mir entfernt, den Arm leicht ausgestreckt und sah so unheimlich schuldbewusst aus, dass plötzlich ICH das Bedürfnis verspürte mich zu entschuldigen. „Ja ich weiß…und eigentlich wollte ich anders reagieren aber…“, ihm fehlten die Worte also gestikulierte er mit seinen Händen in der Luft. „Aber?“ „Der Gedanke, dass du…das du erst 12 Jahre warst. So jung…so unschuldig…so verletzlich. Da draußen…zwischen all dem Dreck und auf dich allein gestellt. Ich war wütend…enttäuscht…ein bisschen auf dich aber zum größten Teil auf mich…weil ich nicht da war um es zu verhindern.“ Ich runzelte die Stirn. „Weil ich dich nicht früher getroffen habe. Es hätte alles anders kommen können. Es hätte alles anders kommen sollen. Wenn ich nur gewusst hätte…wenn ich nur gespürt hätte das…das es dich bereits gibt.“ Er überbrückte die beiden Schritte und umklammerte erneut meine Hände. Ich konnte ihn nur anstarren. Denn ich verstand nichts…gar nichts. „Ich hätte dich retten können!“ „Edward…ich…ich versteh dich nicht.“ „Natürlich nicht…wie solltest du auch?“ Er ließ mich genauso schnell los wie er mich berührt hatte und raufte sich die Haare. Sein Verhalten machte mir Angst…er machte mir Angst. Denn seine Worte sie…sie waren so verwirrend für mich. Wie hätte er es verhindern können? Er wäre doch selbst erst…14…13 gewesen. Wie meinte er das…`wenn er gewusst hätte, dass es mich schon gab? ´ Was war sein Geheimnis…das Geheimnis seiner Familie? Ich hatte das Gefühl, ich käme der Antwort gerade einen gewaltigen Schritt näher. So nah, das es mir die Kehle zuschnürte. Ich wich einen Schritt zur Seite um tief Luft zu holen. Ich hatte bereits gelernt, dass mir dieses Unterfangen leichter fiel wenn mehr Platz zwischen uns war. „Was willst du mir eigentlich sagen?“ Einen Moment sagte er überhaupt nichts, er sah mich einfach nur an. Schrie mich eigentlich mit seinem Blick an wenn man es genau nahm und irgendwie gewann ich den Eindruck, dass wir das Thema gerade gewechselt hatten. Dass er das Thema gewechselt hatte. „Bella ich…“, er kam wieder näher. Ich ließ ihn, obwohl mein Magen sich gerade zusammen zog. All die Gedanken die mich eben noch quälten, sie waren plötzlich weg. Ich schüttelte den Kopf, denn ich ahnte was er mir sagen wollte. Die Atmosphäre hatte sich geändert und sein Gestammel gerade eben hatte plötzlich keine Bedeutung mehr. Es war, als hätte er es niemals geäußert. Ich schluckte und sah ihn angsterfüllt an. Darauf gewappnet ihm jeden Moment einhalt zu bieten. „Ich liebe…“, in einer kaum wahrzunehmenden Bewegung schlug ich meine Hand auf seinen Mund. Es klatschte und Edward zuckte zusammen. Ich auch…denn scheiße nochmal tat das weh. Ich stöhnte, schüttelte meine Hand und fixierte ihn wieder. Seine Augen hatten sich um das Dreifache geweitet und sein Mund stand offen. „Sag das nicht“, zischte ich. „Warum nicht?“ Er flüsterte mit brüchiger Stimme und mir entkam ein weiterer Schluchzer, gefolgt von einigen Tränen die er bedauernd zur Kenntnis nahm. „Weil du damit alles kaputt machen würdest! Weil du…weil du alles so endgültig machen würdest.“ Er hob die Hand und strich meine Tränen weg. Ich fing am ganzen Körper zu zittern an als er mich berührte. Mir war so unglaublich schlecht. Und einen Moment kam mir das würgen als er erneut den Mund öffnete. „Ich liebe dich.“ Hauchte er und ich presste die Lippen zusammen. Schüttelte den Kopf als hätte ich das eben nicht gehört. Mit allem was ich hatte wehrte ich mich gegen diese Worte. Diese drei Worte…die alles verändern könnten…würden. „Bella!“ Er rüttelte mich leicht. Ich sah ihn an…ängstlich. Soweit durfte es nicht kommen. „Ich liebe dich“, sagte er nun fester und meine Beine gaben nach. Er fing mich…hielt mich…stützte mich und bugzierte mich zurück zum Bett. Ich setzte mich, er sich neben mich. Sein Arm um meine Schultern fühlte sich wie 10 Tonnen Blei an, das mich gnadenlos zu Boden drückte. Noch niemals zuvor fiel mir das Luft holen so schwer und das, sollte bei meiner Atemdepression schon was heißen. Ich schüttelte wieder und wieder den Kopf. Es rauschte in meinen Ohren und schlecht war mir immer noch. Ich hatte das dringende Bedürfnis mich zu übergeben. Das Bedürfnis davon zu rennen ohne mich umzudrehen. „Das darfst du nicht“, hauchte ich stattdessen. „Doch…“, beharrte er…rutschte vom Bett und hockte sich wieder vor mich. „…doch…doch ich darf das mit allem was ich habe. Ich liebe dich…mehr als, als mein Leben. So war es seit dem ersten Augenblick und so wird es bis zum letzten bleiben.“ Ich sprang erneut auf, er auch…allmählich hatte ich ein verdammtes Déjà-vu Gefühl und das pisste mich genauso an wie Edward gerade. Verdammt nochmal konnte er nicht einfach seine Klappe halten? Ich wollte das nicht hören. Wollte nicht hören, dass er fühlte wie ich. Obwohl ich es mir so sehnlichst gewünscht hatte. Gott wie hatte ich mir diese Worte aus seinem Mund doch gewünscht. Ich weinte…kräftiger als vorher und zitterte nur einen Meter von ihm entfernt. Er hielt Abstand wohlwissend, dass es besser so für ihn wäre. „Das ist falsch…“, stammelte ich. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie er eifrig seinen Kopf schüttelte. „Oh doch verdammt nochmal…“, schrie ich ihn an. Er zuckte nicht einmal zusammen. Wahrscheinlich hatte er mit einen solchen Ausbruch gerechnet. „…du darfst mich nicht lieben! Wie kannst du das überhaupt…was fällt dir eigentlich ein?“ Ich hatte angefangen durchs Zimmer zu laufen. Weinend und wütend und er tat besser daran einfach stehen zu bleiben. Das alles war so grotesk. Das alles war so…so verdammt falsch. „Ich bin ein Junkie! Was stimmt nicht mit dir? Jemanden wie mich liebt man nicht…man verachtet ihn!“ Es war mir wichtig, dass er die Tatsachen noch einem vors Auge geführt bekommt. Anscheinend hatte er sie vergessen…übersehen…ignoriert. Wie auch immer…ihm musste doch klar sein, dass das mit uns niemals funktionieren könnte. Das eine Zukunft mit mir, niemals stattfinden würde. Wie konnte er nur so verdammt naiv sein? „Aber so sehe ich dich nicht.“ Ich blieb stehen während ich weiter fluchte und blickte ihn unverständlich an. Fragte mich im selben Moment was wohl Carlisle zu den Gefühlen seines jüngsten sagen würde und beinahe sofort wurde mir klar, dass er es bereits gewusst haben musste. Das würde einfach alles erklären. Er…sie alle hatten es vom ersten Moment an gewusst. Genau deswegen war ich hier…das war der Grund! Und das schlimmste daran war, dass ich mir plötzlich sicher war, dass sie alle ahnten, dass ich wie Edward fühlte. Wenn sie sich dessen nicht sogar sicher waren. Aber wie…wie konnte das sein? „Ich sehe dich nicht so.“ Sagte er wieder und kam näher. Ich schluchzte als er beinahe bei mir war. Das würde auch erklären warum sie mich alle als Teil von ihnen ansahen. In ihren Augen war ich längst Edwards Partnerin. Die Tatsache, dass ich Heroin konsumierte und dies mein sicheres Todesurteil war schienen sie dabei alle erfolgreich zu verdrängen. Oder nein…ich riss die Augen auf…sie waren sich sicher, dass ich entziehen würde. Das alles hier war ein abgekartetes Spiel. Ich würde mir kein Honig ums Maul schmieren lassen. Ich würde bei diesem Spiel niemals mitspielen. Mir blieb keine Zeit wütend und aufgebracht zu sein, da hatte er meine Hände erneut umfasst. Sein Blick so durchdringend und weich das ich gar nichts gegen die Wärme unternehmen konnte die meinen Rücken hinaufkroch. „Ich sehe ein junges Mädchen das viel in ihrem Leben ertragen musste. Ich sehe Stärke und Stolz und ich sehe Durchsetzungsvermögen. Ich sehe kleine Grübchen auf deinen Wangen wenn du lächelst. Und ich sehe braune Augen die mir bis auf die Seele sehen können…die mir gleichzeitig den Weg zu deiner Seele zeigen. Ich höre deine Stimme und wünsche mir, nie wieder etwas anderes zu hören. Ich rieche dich…und stelle mir vor wie es wohl wäre dich zu küssen um dich endlich schmecken zu können…“ „Bitte halt den Mund…“, sprach ich mit brüchiger Stimme. Er sagte nichts mehr. Meine Knie waren so unglaublich weich. Ich hatte jeden Moment das Gefühl erneut zu fallen. Was mir gar keine Angst machte denn ich wusste, er würde mich halten. Wieder…immer! Ich seufzte…das hier führte zu keiner Befriedigung. „Wie kannst du nur so etwas sagen? Wie kannst du mir das antun? Ich versteh nicht…das du so fühlen kannst.“ „Aber du fühlst doch genauso.“ Mein Mund stand offen. Und da hatte ich den Beweis. Er wusste es…sie alle mussten es wissen. Nur woher? Woher waren sie…er sich so sicher? Natürlich…ich hatte gefühlt, dass er ähnlich fühlt wie ich. Hieße das etwa…er hatte auch gefühlt wie ich fühle? Mir schwirrte der Kopf. Das alles war so furchtbar verworren und unrealistisch. Wer fühlte schon was ein anderer fühlt? Jetzt ärgerte es mich, dass ich mir diese Frage nicht schon früher gestellt hatte. Das war einfach unnatürlich! Unnatürlich wie alles hier. „Aber…“ „Kein aber, Bella. Es gibt so vieles was du erfahren musst. Es gibt so vieles was du noch nicht verstehen kannst. Aber du musst verstehen, dass meine Liebe zu dir aufrichtig ist. So aufrichtig wie deine Liebe zu mir.“ Er sagte das...ohne einen Funken Zweifel. Er war sich dessen, dass ich ihn liebte so sicher, das abstreiten nichts bringen würde. Ich könnte es wahrscheinlich so oder so nicht übers Herz bringen. Ich war müde und fuhr mir über die Augen. Was sollte ich jetzt tun? Und was viel wichtiger war. Wie könnte ich es aufhalten? Und was wusste ich noch nicht? Das alles hatten den bitteren Beigeschmack eines Anfanges. Und mit Anfängen konnte ich nicht gut umgehen. Wollte mit ihnen auch gar nicht umgehen. Anfänge hatten immer ein ungewisses Ende und Ungewissheit war etwas, mit dem ich noch viel weniger umgehen konnte. Ich konnte ja nicht einmal mit dieser Liebe umgehen. Sobald man liebe für jemanden empfand, hatte der die Macht einen das Herz heraus zu reißen. Meines wurde schon so oft zerbrochen das es mich wunderte es noch immer schlagen zu hören. Ich war mir sicher, nur Edward allein könnte es endgültig zerstören. Diese Macht durfte er nicht haben. Auch jetzt nicht…wo er noch immer vor mir stand und mich warm anlächelte. Mir ein Gefühl von Glück vermittelte und die stumme Aufforderung es zu riskieren. „Ich kann das nicht?“ Mir entging nicht, dass meine Äußerung wie eine Frage klang und umso mehr hoffte ich auf eine Antwort. „Wenn du es zulassen würdest…dann…dann verspreche ich dir, dass alles wieder gut werden wird.“ „Das kannst du nicht. Denn du weißt nicht auf was du dich da einlässt. Ich meine…wie stellst du dir das eigentlich vor? Denkst du tatsächlich wir könnten so etwas wie eine Beziehung führen? Hand in Hand durch die Straßen laufen. Eine Familie…Zukunft…ein glückliches Leben?“ Ich schüttelte wieder den Kopf und wollte mich ihm entreißen, doch er ließ es nicht zu. „Ich werde sterben Edward! Das ist eine unausweichliche Tatsache. Denn auch wenn…“, ich schluckte. Es gab keinen Grund es nicht zu sagen. Er wusste es bereits. „…auch wenn ich dich liebe…“ Mir liefen wieder die Tränen. Das Funkeln in seinen Augen nahm überirdische Maße an. Wenn ich nicht so verstört vor ihm gestanden hätte, hätte er mich garantiert an sich gedrückt und wahrscheinlich nie wieder los gelassen. Er hielt seine Gefühle zurück wohlwissend, dass es auch ohne seine offensichtliche Freude schwer genug für mich war. „…werde ich nicht aufhören zu drücken.“ Das musste er wissen. Damit er einfach die Chance bekam was hier vor sich ging selbst aufzuhalten. Er nickte und ich schniefte. Er würde sich also damit abfinden. Ich verzog das Gesicht und redete weiter. „Ich weiß einfach nicht, was hier vor sich geht. Ich möchte es wissen…“, er nickte wieder. Also würde er mich auch einweihen. Zitternd atmete ich aus. „…aber ich habe Angst davor.“ Und wieder nickte er. Auch das verstand er. Wir sahen einander an. Es kam mir vor wie Stunden und mit jeder Sekunde wurden meine Augen schwerer. Sie einfach zu schließen kam mir unmöglich vor. Denn das würde bedeuten ihn nicht mehr ansehen zu können. Ich war verloren in seinem Meer aus Gold. Und ich wusste schon jetzt…tief innen drin…das ich längst bereit dazu war ein Wagnis einzugehen. Ich war egoistisch genug um das letzte bisschen Zeit das ich hatte mit ihm zu verbringen. Weil es sich einfach so gut anfühlte bei ihm zu sein. Weil ich ihn liebte…so sehr, dass es schmerzte ihn abzulehnen. Aber mein schlechtes Gewissen zerfraß mich. Ich würde ohne jeden Zweifel sein Leben zerstören. Sein ganzes Leben für ein paar Jahre meines Glückes. Ich war ein durch und durch schlechter Mensch! Aber eigentlich…wenn ich weiter zurück greifen würde dann, dann war es ganz allein seine Schuld. Er hätte damals nicht in dieser Gasse auftauchen sollen. Hätte sich dann nicht,… aus mir unverständlichen Gründen… sofort in mich verlieben dürfen. Ich meine, sicher mein Anblick war garantiert einprägsam gewesen aber das es eine solche Reaktion auslösen würde? Ich sah auf den Boden und schüttelte den Kopf. Hätte er nicht dafür gesorgt, dass ich mitgenommen werde und dann hier lande, dann würde seine Zukunft anders werden. Garantiert glücklicher…denn er hätte jemanden gefunden mit dem er auch eine Zukunft genießen könnte. Er hat sein Schicksal selbst besiegelt! Vorsichtig linste ich zu ihm auf. Er erwiderte sofort meinen Blick. Allerdings gewann ich den Eindruck, dass er dieses Schicksal gern in Kauf nahm. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Wie konnte man so offensichtlich sein Leben zerstören? „Und jetzt?“ Fragte ich einfach, weil ich nicht wusste was ich sonst sagen sollte und weil ich endlich wollte, dass überhaupt irgendetwas gesagt wurde. „Lass uns morgen darüber sprechen. Ich sehe du bist müde…es war heute alles ziemlich viel auf einmal. Wir haben Zeit. Ich möchte nur…“, er seufzte. „Was möchtest du?“ „Das du aufhörst darüber nachzudenken, wie du aufhalten kannst was sich zwischen uns entwickelt.“ Mir klappte der Mund auf. Er schloss ihn mit seinem Zeigefinger und lächelte dabei. „Du kannst das nicht verstehen. Du siehst nicht das was ich sehe…du weißt nicht das was ich weiß. Ich bin nicht gut für dich.“ „Wer gut für mich ist und wer nicht entscheide ich gern selber.“ Ich entfernte mich einen Schritt von ihm. „Nein…da gibt es so viel von mir das du nicht weißt. Ich bin gebrochen, Edward.“ Er nickte…auch ich nickte. Er wusste, dass ich meine Vergangenheit meinte. „Es liegt an dir ob du mich daran Teil haben lässt. Aber gib deiner Vergangenheit und deiner Sucht nicht die Gewalt über dein Glück zu entscheiden.“ „Wie willst du mit mir glücklich werden? Denkst du ich sehe nicht, wie sehr dich meine Sucht belastet. Das zwischen uns kann kein gutes Ende nehmen.“ Er kam wieder näher. „Du solltest schlafen, Bella. Lass uns einfach morgen weiter darüber reden.“ Darauf hatte ich keine Einwände. Ich war wirklich Müde. Heute würden wir ja doch nicht weiter kommen. Außerdem fiel mir das Denken ausgeschlafen sehr viel leichter. „Gut…dann…bis morgen?“ Es klang wieder wie eine Frage und verärgert schloss ich die Augen. Ein kalter Finger berührte meine Wange. Flatternd öffneten sich meine Lider. „Wenn du willst dann…“, er sah verlegen zu meinem Bett und ich musste mehrmals blinzeln um zu verstehen was er wollte. „Oh…“, entkam es mir. „Also nur…ich meine ich will nicht…ach vergess es einfach. Bis morgen, Bella.“ Er wollte fluchtartig mein Zimmer verlassen. Wenigstens benahm er sich genauso unbeholfen wie ich und irgendwie amüsierte es mich, dass er innerlich genauso verunsichert war wie ich. Ich kicherte und er blieb verwundert stehen. Ich sah wie er genauso tief Luft holte wie ich. Es war ja doch bereits zu spät irgendetwas aufzuhalten. Das wurde mir in diesem Moment klar also lächelte ich. „Ich würde bestimmt besser schlafen wenn du…“, nun sah ich zum Bett und dann wieder zu ihm. Er erwiderte mein Lächeln. Ging zurück zum Bett und legte sich einfach unter die Decke. Nach einem kurzen Augenblick zuckte ich zu mir selbst die Schultern und ging ebenfalls zum Bett. Ich krabbelte in die Mitte, unter die Decke die er mir einladend anhob und legte mich. Sofort umschloss sein Arm mich, zog mich an sich und strich beruhigend über meinen Rücken. Es dauerte nicht lange und mein Körper entspannte sich. Es war ein unglaubliches Gefühl an ihm gekuschelt zu liegen. Sein harter Körper fühlte sich vertrau an. Sein Geruch benebelte mich. Ich dachte noch kurz an Jake, da nahm mich die Müdigkeit mit sich. Doch ein Gedanke ließ mich nicht los. Behinderte den friedlichen Schlaf nach dem ich mich so sehr sehnte. „Wer bist du?“ Es war ein zarter Hauch. Als er nicht antwortete war ich mir sicher, dass er mich nicht verstanden hatte. Ich war zu müde um mich zu wiederholden. Meine Hand wanderte von ganz allein auf seine Brust und zufrieden grunzte ich. Es mussten Minuten gewesen sein als er dann doch antwortete. Oder es hatte Minuten gedauert ehe seine Antwort in mein Bewusstsein gesickert war. „Ein Vampir.“ Friedlich lächelnd schlief ich ein. **************** Genau…ein Vampir. Der gute Edward ist also ein Vampir und Hals über Kopf in Bella verliebt. Habt ihr auch den Eindruck gewonnen, dass sie das letzte gar nicht mehr verinnerlicht hat? Und wie schnell sie dann doch akzeptiert hat wie es ist und jetzt mit ihm zusammen im Bett liegt. Da sieht man doch ganz deutlich wie stark die Macht ist die Besitz von beiden ergriffen hat. Sie wehrt sich verbal doch instinktiv rückt sie näher… ein wirklich faszinierender Vorgang. Bis bald… GGGLG Alex Kapitel 30: Vampire?! --------------------- Halloooooohooooo Es geht schon weiter. Schon ist gut ^.^ Dann wollen wir doch mal sehen wie Bella, Edwards Geheimnis aufnehmen wird. Viel Spaß! *********** Edward POV Es hatte mich einiges an Überwindung gekostet ihr zu offenbaren was ich war. Jetzt befand ich mich in der Situation nicht zu wissen ob sie es noch verstanden hatte bevor sie einschlief. Ich hoffte es, denn es nochmal auszusprechen könnte sich schwierig gestalten. Aber was dachte ich überhaupt über diese Nichtigkeit nach? Sie lag hier…mit mir…und nur das zählte. Wer hätte schon gedacht welche Wendung dieser Abend noch nehmen würde. Als ich ihr Zimmer betrat, hatte ich eigentlich mit einer saftigen Ablehnung gerechnet. Sie konnte unberechenbar sein und nicht einmal diese enorme Bindung zwischen uns konnte sie aufhalten wenn sie einmal in Rage war. Ich vermutete, dass es am Heroin lag. Carlisle hatte einmal gesagt, es würde den süchtigen Selbstbewusster machen. Wobei sie dafür ziemlich häufig in letzter Zeit weinte. Wenn ich nur einen kleinen Einblick in ihre Gedanken erhaschen könnte. Nur einen winzigen Moment. Ich sah auf ihren Hinterkopf…nichts! Da war absolut nichts was ich empfing. Absolute Stille! Wie sehr musste es in ihrem Kopf wüten? Und der einzige Grund dafür war ich. Hoffentlich fing sie nicht an mich dafür zu verachten. Ob sie das könnte? Jasper versicherte mir andauernd, das sie überhaupt nicht schlecht im Bezug auf mich fühlen konnte. Eigentlich sollte das auch unmöglich zwischen zwei Gefährten sein. Wiederrum wäre es nicht das erste Mal in der Geschichte, dass etwas unmögliches doch möglich wurde. Ich seufzte leise. Ich sollte aufhören mich selbst zu verunsichern. Erste Erfolge waren da. Schon, dass sie mich hier in ihrem Bett duldete, obwohl sie vor genau einer Stunde noch eifrig dabei war mich irgendwie loszuwerden zeigte mir, wie befangen sie bereits war. Sie konnte gar nicht anders und auch alles andere würde sich irgendwie fügen. So war es vorherbestimmt! Ich musste nur endlich anfangen darauf zu vertrauen. Es gab Dinge im Universum, auf die man einfach keinen Einfluss hatte. Was hier geschah gehörte dazu. Zufrieden strich ich über ihren Rücken. Sie war mein…und endlich hatte sie es verstanden. Die nächsten Tage würden anstrengend für sie werden. Es gab so vieles was sie erfahren musste. Da war es beruhigend für mich, ihr sowas wie Zuflucht bieten zu können. Jetzt musste nur noch ich mich in den Griff bekommen und alles würde seinen Lauf nehmen. Carlisle hatte recht, ich musste akzeptieren wie es war. Ihre Sucht war ein Teil von ihr. Mit diesem Teil musste ich klarkommen. Und das würde ich, so schwor ich mir. Zufrieden schloss ich die Augen. Sog ihren berauschenden Duft ein und speicherte ihn in jede Pore meines Körpers. Mit einem Lächeln auf den Lippen gab ich mich Träumereien hin. Träume einer glücklichen und sorglosen Ewigkeit. ________________ Es war der leichte Geruch von Schweiß der mich aus meinen Träumen riss. Bella schlief weiterhin an mich gekuschelt doch ihre Atmung hatte sich verändert. Ich strich mit meiner freien Hand über ihren Arm der vertrauensvoll auf meiner Brust lag und sofort fühlte ich den leichten Schweißfilm auf ihrer nackten Haut unter meinen Fingern. Eine innere Zerrissenheit erfasste mich. Sollte ich sie wecken? Oder warten bis sie alleine wach wurde? Ich entschied mich zu warten. Ich wollte sehen wie lange es dauerte bis die Symptome stärker werden würden. Zu meinem Entsetzen dauerte es nicht sehr lange. Die Schweißbildung nahm binnen weniger Minuten stark zu. So stark, das ihr dünnes Shirt schon bald vollständig verschwitzt war und wie eine zweite Haut an ihr haftete. Auch der Geruch wurde um ein vielfaches beißender. Als dann wenig später das zittern einsetzte, schloss ich mit einem tiefen seufzen die Augen. Akzeptieren…wiederholte ich mein Mantra immer und immer wieder. Es war ein Teil von ihr… Mittlerweile sollte ich eigentlich viel gefasster auf solche Momente reagieren. Aber es war schier unmöglich für mich die Tatsachen einfach so abzutun. Sie fing an sich im Schlaf zu winden. Es kamen Laute über ihre Lippen die man durchaus als schmerzhaft interpretieren konnte. Warum wachte sie nicht auf? Als sie dann noch anfing apathisch zu atmen weckte ich sie. „Bella…“, liebevoll strich ich über ihre Wange. Beinahe zeitgleich riss sie erschrocken die Augen auf und setzte sich in einer zu schnellen Bewegung auf. Sofort legte sie sich die Hände an den Kopf und stöhnte. Wahrscheinlich war ihr schwindlig. Ich setzte mich ebenfalls auf. Langsam senkte sie ihre Hände, die sie einen kurzen Moment musterte und dann, schnaufend auf ihren Schoss fallen ließ. Ihr Blick fand meinen und trotz Ärger über diese Situation hüllte er mich in Wärme. An ihrem schönen Gesicht haftete der Schweiß. Ihr Körper bebte und ihre Augen teilten mir ihr Bedauern mit aber auch die Bitte um Verständnis. Wie könnte ich sie ihr verwehren? Vorsichtig strich ich ihr eine verschwitzte Haarsträhne hinters Ohr, berührte beim Rückzug leicht ihre Wange und schloss einen kurzen Moment die Augen. Sie griff nach meiner Hand…ihr Blick hatte sich nicht geändert. „Warte hier…“, hauchte ich und stand auf. „…ich hol dir was.“ Ihre Reaktion bekam ich nicht mit, da hatte ich das Zimmer schon verlassen. Während ich für sie holte was sie so dringend brauchte fragte ich mich, wie sie trotz ihres Zustandes gerade eben so ruhig bleiben konnte. Da war weder Ungeduld noch Flehen in ihrem Blick. Nur diese stumme Bitte zu verstehen, dass sie nicht anders konnte. Als ich zurück war, hatte sie sich keinen Zentimeter gerührt. Sie sah aus dem Fenster. Ihre Augen waren feucht, doch sie lächelte als ich mich wieder zu ihr aufs Bett setzte. Ein kurzer Blick aufs Tablett dann zog sie es zwischen uns. „Lass das…“, ich umfing sanft ihr Handgelenk als sie den Löffel nahm. „…ich mach das.“ Mit anzusehen wie sie sich dieses bestialische Zeug spritzte war schon nicht leicht für mich. Doch jetzt, in ihrem Zustand…ihre Hände zitterten zu stark…ich konnte doch nicht zulassen das sie sich unnötig verletzte. „Es ist schon okay…du musst das wirklich nicht tun“, sagte sie leise doch ich ließ mich nicht beirren. Sie wendete auch nichts mehr ein als ich anfing systematisch ihr Todesurteil zuzubereiten. Ein bitterer Geschmack lag mir auf der Zunge, als der leichte Rauch aufstieg. Ein Seitenblick in ihre Richtung versicherte mir, dass sie noch immer ruhig war. Abgesehen von dem nicht anhaltenden Beben ihres Körpers. Sie sah beinahe entspannt aus. Weil sie wusste das die Entzugserscheinungen gleich vorüber sein würden? Weil sie schätzte was ich tat? Oder weil sie selbst akzeptierte wie es war? Mit dem Befüllen der Spritze, rechnete ich ebenfalls jeden Moment mit einem zittern meiner Hände. Logischerweise blieb es aus, das Gefühl war aber garantiert dasselbe. Ich nahm erneut ihr Handgelenk. Jetzt erwachte sie aus ihrer friedlichen Ruhe. „Edward wirklich…du mu…“, ich kniff mit Zeigfinger und Daumen ihre Lippen zusammen. Sie bekam große Augen. „Ich sagte, ich mache das…“ Sie schüttelte den Kopf. „Sei nicht so masochistisch“, schnaufte sie und entzog mir ihren Arm. „Wenn es bedeutet das du weniger verletzt wirst“, sie rollte die Augen. „Wirklich, was denkst du wie ich es vorher hinbekommen habe?“ Jetzt wurde sie langsam ungeduldig. Natürlich…die Spritze war fertig und ich diskutierte mit ihr. Aber das sollte mich noch lange nicht davon abhalten. Meine Augen fraßen sich in ihre. Ich wusste, dass sie völlig wehrlos war wenn ich die ganze Intensität meiner Augen auf sie los ließ. „Du spielst mit unfairen mitteln“, flüsterte sie. Ich nahm erneut ihren Arm, drehte ihn mit der Handfläche nach oben ohne sie mit meinem Blick los zu lassen. Mein Mittel und Zeigefinger tanzten über ihren Unterarm und verweilte immer wieder einen kleinen Augenblick auf die vielen kleinen runden Narben. Einen kurzen Moment später nickte sie ergeben. „Also gut…“, sie setzte ein gekünsteltes Lächeln auf das ich genauso erwiderte. Wir steckten beide auf ganz unterschiedliche Weise in einer unbequemen Situation. Wäre ich ein Mensch gewesen, würde mir jetzt der pure Schweiß auf der Stirn kleben. Mit einer gespielten Leichtigkeit nahm ich die Spritze. „Wohin?“ „Egal wo“, antwortete sie für meinen Geschmack zu gehetzt. Sie drückte gekonnt ihren Oberarm ab und pumpte. Behutsam tastete ich ihre Adern ab. Es war keine große Kunst für mich eine zu treffen. Ich konnte sie problemlos unter ihrer hellen Haut sehen. Ich musste nur sicherstellen nicht ausversehen eine verstopfte Vene zu erwischen. Als ich eine geeignete Stelle gefunden hatte stach ich zu. Als die Nadel ihre dünne Haut durchbrach, brannte es mir in der Gegend wo einst mein Herz schlug. Ich dachte nicht…ich handelte einfach. Sie stöhnte entzückt als sie sah, wie ihr Blut die Kanüle füllte. Mit einem wehmütigen seufzen, drückte ich es samt Heroin zurück. Ihre Augen rollten im gleichen Augenblick zurück. Ihr Rücken bog sich durch und ein tiefes Stöhnen drang aus ihrer Kehle dann,…kippte sie zur Seite und blieb bewegungslos liegen. Mit einem angeekelten Ausdruck auf dem Gesicht, zog ich die Spritze aus ihrem Unterarm und schmiss sie aufs Tablett. Das war der Moment in dem ich mir einen kurzen Moment der Schwäche gönnte. Mit geschlossenen Augen, lauschte ich ihrer viel zu flachen Atmung und versuchte die Panik zurückzudrängen die Besitz von mir ergreifen wollte. Ob ich mich je daran gewöhnen könnte sie so zu sehen? Nach einigen Minuten in denen ich mich selbst bemitleidete regte sie sich wieder. Erst drehte sie ihren Kopf, dann blinzelte sie und schließlich öffnete sie ihre Augen. Nur einen winzigen Spalt, denn wie immer waren sie zugeschwollen. Sie vergewisserte sich erst meiner geistigen Verfassung bevor sie sich erhob. Anschließend sahen wir einander einfach nur an. Dieser Moment hatte etwas magisches und trotz der Situation in der wir steckten fühlte er sich gut und richtig an. „Ich muss duschen“, hauchte sie einen Moment später. Ich nickte. Sie nickte ebenfalls unterbrach unseren Blickkontakt und krabbelte aus dem Bett. Ihr abgemagerter Körper kam jetzt durch ihre anhaftende Kleidung noch mehr zur Geltung. „Ich werde dir etwas zum Essen machen.“ Auch da nickte sie. Wohlwissend, dass ein Protest nichts bringen würde. Sie holte sich neue Kleidung aus ihrem Schrank und betrat das Bad. Bella POV Erst als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, bekam ich besser Luft. Müde lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Holztür und starrte geradeaus in den großen Spiegel. Ich sah jämmerlich aus. Es war ja noch nie ein schöner Anblick gewesen doch jetzt…jetzt sah ich noch sehr viel abstoßender aus. Wie konnte ihm das gefallen? Ich verstand es einfach nicht und was ich noch viel weniger verstand war die Tatsache schon wieder klar denken zu können. Denken sollte ja eigentlich ein völlig selbstverständlicher Mechanismus sein. Für viele Leute wahrscheinlich unvorstellbar ihn einfach so abzustellen. Für mich war es unvorstellbar ihn wieder zu haben. Und mir fiel beim besten Willen nicht ein woran das liegen könnte. Immerhin war es vor einer Woche noch nicht so gewesen. Natürlich…seit dem ich zu den Dauerkonsumenten zählte musste ich hinnehmen das viele positive Eigenschafften des Heroins wegblieben. Nur noch der Flash war gigantisch, kurz darauf war alles wieder beim alten. Das vermeiden von Entzugserscheinungen war alles was zählte. Aber jetzt…wann hatte Edward mir den Druck verpasst? Vor einer halben Stunde vielleicht und schon… war alles wieder da. Das Gespräch von vorhin war klar und deutlich, ich erinnerte mich an jedes einzelne Wort, an jede Gestik an seine Körperhaltung. Das allein wäre nicht so schlimm. Aber immer öfter überfielen mich alte Erinnerungen. Ich wollte das sie blieben wo sie waren und das, das hatte das Heroin trotz mangender Wirkung bis vor einer Woche noch blendend geschafft. Deswegen verstand ich einfach nicht warum es jetzt anders war. Und das machte mir angst…so schreckliche Angst und ich wusste nicht, wie ich mit dieser Angst umgehen sollte. Wie ich mit mir selbst umgehen sollte wenn alles wieder da sein würde. Noch wehrte ich mich dagegen, drängte sie zurück, doch schon vor einigen Tagen musste ich feststellen, dass es mir immer mehr Mühe bereitete die Gedanken abzuschirmen. Hier in dieser Familie gab es einfach zu viel was mich an alte Zeiten erinnerte. War es tatsächlich unvermeidlich? Würde mich meine Vergangenheit einholen? Ich musste dringend mit Carlisle sprechen. Vielleicht wusste er was mit mir geschah. Vielleicht gab es noch eine weitere Stufe der Sucht die ich jetzt erreicht hatte. Nur…warum hatte ich dann immer den Eindruck das ich mit Jake auf gleicher Höhe war. Er hatte nie erzählt, dass seine Erinnerungen wieder zurück waren. DA waren sie immer, doch sie beherrschten einen nicht mehr. Das alles klang selbst in meinem Kopf furchtbar verwirrend. Ich hatte auch erst auf der Straße gelernt, dass man auf unterschiedliche Weise denken konnte. Das tiefgründige Denken, wegen dessen ich überhaupt erst anfing Heroin zu nehmen mit der Hoffnung es abstellen zu können und das oberflächliche, das eigentlich immer da war. Oberflächliches Denken war so viel erholsamer. Man dachte einfach nur, ohne dabei jeden Fetzen bis auf den Kern zu erörtern. Wenn man oberflächlich dachte, dachte man nie sehr lange über das gleiche nach. Und man konnte zu einem anderen Zeitpunkt auch nicht mehr darauf zurückgreifen, weil es so belanglos war, dass das Unterbewusstsein es sofort ausradierte. Eine sehr angenehme Art zu existieren. Tiefgründiges Denken allerdings war sehr viel anstrengender. Es hörte und hörte nicht auf. Man drehte sich permanent im Kreis. Begann immer wieder von neuem ohne am Ende zu einem Ergebnis zu kommen. Erinnerungen die niemand brauchte waren so fest verankert das jede kleine Erschütterung sie wieder zu tage beförderte. Etwas das ich zu gut kannte, dass ich aber unter keinen Umständen wieder erleben wollte. Ich lachte humorlos auf. Denn momentan erlebte ich es wieder. Zwar waren es andere Gedanken als die, die mich zu dem gemacht haben was ich heute bin aber der Prozess war derselbe. Und wer versicherte mir, dass die alten Gedanken nicht wieder kommen würden? Ich musste wirklich dringen mit Carlisle sprechen. Es musste doch etwas geben was meinen Kopf blockierte. Wenn ich ihnen wirklich so viel bedeutete, dann mussten sie mir diesbezüglich einfach helfen. Ich war kurz davor Wahnsinnig zu werden und so wie ich Edwards Reaktion deuten konnte, gab es noch so viel mehr was ich erfahren würde und mit dem es sicher schwierig war umzugehen. Es war ja nicht einmal leicht mit der Tatsache umzugehen jetzt in sowas wie einer Beziehung mit ihm zu stecken. Du liebes bisschen…Beziehung? Ich schüttelte den Kopf, riss mich von der Tür los und zog mich aus. Darüber jetzt auch noch nachzudenken war sinnlos. Ich wusste ja bereits, dass da etwas zwischen uns war und genauso gut hätte er mich am ersten Tag über seine Gefühle einweihen können. Genauso gut wusste ich auch, dass es für mich keinen Weg gab auf Abstand zu gehen. Oder zu unterbinden was zwischen uns geschah. Es ging einfach nicht…auch das verstand ich nicht aber ich war mir sicher von Edward Antworten zu bekommen damit ich es verstehen konnte. Denn anders als ich, schien er genau zu wissen warum und wieso alles so gekommen war. Das beruhigte mich zu gleicher Maßen wie es mich beunruhigte. Denn wieder war mir klar, dass hier etwas unnormales vor sich ging. Und dann traf mich der Schlag, genau in dem Moment wie das warme Wasser auf mich niederrieselte. Keuchend lehnte ich mich gegen die kalten Fliesen und presste beide Hände auf mein Herz das mir aus der Brust zu springen drohte. „Bella…“, von draußen erklang Edwards angespannte Stimme. Ich zuckte zusammen, antwortete aber nicht. „Bella bitte…sag mir, dass du okay bist.“ Er klang hin und her gerissen. Wie kam er darauf, dass ich nicht okay sein könnte? „Ich werde reinkommen wenn du nicht antwortest.“ Mit aller Kraft versuchte ich meine Stimme gelassen klingen zu lassen. Ich scheiterte kläglich. „Alles okay…komm nicht rein. Ich…ich bin gleich fertig.“ Oh Gott oh Himmel was war hier los? Er antwortete nicht, ich war mir aber sicher, dass er vor der Tür stand. Ich schloss die Augen in der Hoffnung mich beruhigen zu können. Doch seine letzten Worte hallten wie eine Dauerschleife durch meinen Schädel. Ein Vampir…ein Vampir…Vampir…Vampir…VAMPIR…ich riss die Augen auf. Das alles brachte nichts. Schnell stellte ich das Wasser ab, griff mir ein Handtuch und wickelte es um meinen Körper. Das alles konnte doch nicht wahr sein. War ich hier in einer kranken Freakshow gelandet oder was? So etwas wie Vampire gab es nicht. Meine innere Stimme schrie mich an, doch endlich die Augen auf zu machen. Angepisst gab ich ihr zu verstehen, dass sie die Schnauze halten sollte. Vorsichtig trat ich aus der Dusche. Meine Knie waren wackelig, also setzte ich mich in meinem Handtuch eingewickelt erst einmal auf die Toilette und versuchte nur ein einziges gottverdammtes Mal Herr über meine Gedanken zu werden. Vampire waren Mythen! Legen…nichts weiter. Was wusste ich. Nun…nicht viel. Ich hatte nie sonderlich viel mit Aberglauben am Hut. Sie waren Dämonen der Nacht…töteten Menschen und tranken ihr Blut. Sie waren unsterblich und konnten fliegen. Ich dachte angestrengter nach, unterließ es dann aber gleich wieder weil es ja doch egal war. Ich schloss die Augen. Mein Herz trommelte immer noch wie verrückt. Mir war schwindlig und ich hatte einen sauren Geschmack im Mund als mir klar wurde, dass es keinen Grund für mich gab seine Worte anzuzweifeln. Dafür hatte es ihn zu viel Überwindung gekostet sie auszusprechen. Immerhin hatte er erst sehr viel später geantwortet. Als mir schummrig wurde sog ich gierig die Luft ein. Ich sollte regelmäßiger Atmen. Ein aus…ein aus…ein…aus…was wusste ich über die Familie? Sie waren anders…ganz toll, ich hob den ausgestreckten Daumen in die Luft. Bedeutete anders gleich Vampire? Mich schüttelte es am ganzen Körper. Sie waren alle unglaublich schön, sie ähnelten sich obwohl sie unmöglich mit einander Verwand sein konnten. Ihre Haut war noch sehr viel heller als meine und dann hatten sie diese komische Augenfarbe wo ich manchmal den Eindruck hatte sie wäre bei einigen heller oder gar dunkler geworden. Sie aßen nicht…schliefen wohl auch nicht. Ihr Körper war eigenartig fest und kalt. Alle von ihnen kamen mir ungeheuer gebildet vor…Carlisles Arbeitszimmer, die ganzen Apparaturen. Meinte er nicht einmal zu mir, mit den Jahren hätte sich einiges angesammelt und dann Edwards Gestammel darüber, dass er meine Sucht hätte verhindern können. Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Während ich mich abtrocknete, vielen mir weitere Merkmale ein, die mir in der kurzen Zeit hier aufgefallen waren. Zum Beispiel, das sie sich alle ziemlich lautlos bewegen konnten. Wenn sie sich denn überhaupt bewegten, sie konnten auch längere Zeit still sitzen und dann Emmett immer mit seinen zweideutigen Kommentaren. Mir fiel das Fauchen wieder ein, bei dem ich mir sicher war es stamme nicht aus meiner Fantasie. Und dann das Ausbleiben von Besuchern. Gespräche die untypisch für jugendliche waren und wieder andere die untypisch für jeden waren. Mir schwirrte der Kopf… Ich kniff die Augen zusammen und dachte nach. Mir würden doch spontan zig andere Erklärungen einfallen. Kurze Zeit später fragte ich mich, welche Erklärungen eigentlich? Und dann fragte ich mich, ob es irgendetwas ändern würde? Schnell kam ich zu dem Ergebnis, das sich gar nichts ändern würde. Meine Hände zitterten als ich mich anzog. Entschlossen die gesamte Wahrheit zu erfahren verließ ich das Badezimmer. Meine Entschlossenheit hielt nicht sehr lang an. Denn als ich Edward erblickte, der statuenhaft mitten im Raum stand und mich mit einem alarmierenden Ausdruck fixierte fiel meine Haltung in sich zusammen. Das schummrige Nachtlicht ließ ihn wie ein Fabelwesen aussehen und überfordert mit den neuen Eindrücken lehnte ich mich an den Türrahmen. Mal wieder sahen wir einander einfach nur an. „Ist es wirklich wahr?“ Er nickte ohne den Grund meiner Frage zu hinterfragen. Er wusste was ich meinte. „Ich wünschte ich könnte etwas anderes sagen.“ Ich wusste nicht was ich fühlen sollte. Was ich fühlen müsste. Ich fühlte noch immer dieselbe Vertrautheit wie vor seinem Geständnis. Das da war Edward…egal ob Mensch, Vampir oder sonst etwas… **************** Puhhh…ihr Unterbewusstsein hat seine Worte also abgespeichert und sie BAHMMMM damit konfrontiert. Was haltet ihr von ihren Gedanken? Oder ihrer Reaktion? Bis zum nächsten Mal… GGGGGLG Alex Kapitel 31: Die Wahrheit kommt immer... --------------------------------------- Hey ihr süße, ich hab wieder ein Kapitel für euch. Jetzt kommt es zur unverblümten Wahrheit. Ich weiß, ihr habt solche Kapitel schon in hundertfacher Ausführung gelesen, was mich aber nicht davon abgehalten hat auch welche zu schreiben ^.^ Ich wünsch euch viel Spaß! ************* Bella POV „Bitte, Bella…hab jetzt keine Angst.“ Angst? Hatte ich Angst? Ich schüttelte den Kopf. Mehr um meine eigene Frage zu beantworten. Mein Kopfschütteln schien ihn dennoch zu erleichtern. Er lockerte seine Haltung. Angesichts der Tatsache, dass ich mich mittlerweile 7 Tage in ihrer Obhut befand wäre Angst nun wirklich überflüssig gewesen. Wenn sie mir bis jetzt noch nichts getan hatten, dann würden sie jetzt sicher nicht damit anfangen. Und nicht zu vergessen, dass sie bis jetzt alles daran setzten mich irgendwie am Leben zu erhalten. Auch wenn sie mich mit Heroin versorgten so wusste ich doch, dass sie alle auf einen Entzug hofften. Wovor also sollte ich Angst haben? Und mal so ein kleiner Gedanke nebenbei. Der Tod war nun wirklich nichts wovor ich Angst haben musste. Ganz im Gegenteil… Nach einem weiteren kleinen Moment, in dem ich unschlüssig zwischen Bad und Schlafzimmer stand sammelte ich mich und lief einige Schritte in den Raum. Er beobachtete mich mit Argusaugen. Irgendwie fand niemand von uns den Anfang. Wie sollte man auch ein Gespräch über die Existenz von Vampiren beginnen? Immerhin dachte ich bis dato, das es nichts anderes auf der Welt gab wie Mensch und Tier. Zu was zählte man Vampire überhaupt? Ich war heillos überfordert mit der Situation und so ganz behagte mich der Gedanke einem Vampir gegenüber zu stehen dann doch wieder nicht. Nicht weil ich mich fürchtete oder ihn deswegen verurteilte. Einfach weil…weil sich das alles so sehr nach Veränderung für mich anfühlte. Was würde nun kommen…jetzt…morgen…später? Was erwartete er von mir und wozu war er fähig? Wie sehr war eigentlich ICH noch fähig meinen eigenen Weg zu gehen? Ich brauchte antworten. Und wer könnte sie mir besser liefern als Edward? Edward…ich machte mir ein wenig Sorgen um ihn. Man bekam beinahe den Eindruck, er würde verängstigt sein. Wovor? Meiner Reaktion? Hatte er Angst die Wahrheit würde etwas zwischen uns ändern? Ich fühlte keine Veränderung. Nur diese bedingungslose Liebe und Hingabe. Ich hatte meine Seele an ihn verloren…schon lange bevor ich es selbst erkannt hatte. Daran konnte selbst die Wahrheit nichts ändernd. „Erzählst du es mir?“ Fragte ich vorsichtig. „Alles“, antwortete er sofort. Ich lief zum Bett, krabbelte in die Mitte und wartete. Als er blieb wo er war, stöhnte ich und klopfte auffordernd neben mich. Erst dann löste er sich aus seiner starre und kam langsam…sehr langsam auf mich zu. Ich sah wie die Anspannung gänzlich von ihm abfiel als er neben mir saß. Er sah mich an, mit einer wärme im Blick, die niemals ein Mensch hätte übermitteln können. „Du hast dich schnell wieder beruhigt…ich dachte, das du ausflippen würdest…“ Ich wusste selbst nicht so genau woher ich diese innere Ruhe nahm. Und jetzt wo er es sagte, kam es mir selbst eigenartig vor. Sollte ich nicht eigentlich hysterisch schreiend aus dem Haus stürmen? „…aber eigentlich, ist es ganz normal.“ „Wie meinst du das? Normal? Für dich ist es normal wenn ein Mensch völlig entspannt neben einem Vampir sitzt?“ Er schmunzelte darüber wie ich `Vampir´ aussprach und schüttelte dann den Kopf. „Nein…für einen MENSCHEN ist es nicht normal…für einen menschlichen Gefährten schon.“ Ich verstand überhaupt nichts. Er deutete meinen Gesichtsausdruck richtig und winkte ab. „Vielleicht sollten wir anders beginnen…so, dass du es verstehst.“ „Bitte“, sagte ich schnell. „Ich weiß nur nicht wie“, er seufzte. Ich beschloss den Anfang zu machen. „Ich dachte, Vampire wären nur Hirngespinste.“ „Das solltet ihr auch denken. Überlege was für eine Panik entstehen würde, wenn ihr über unsere Existenz Bescheid wisst.“ „Aber wie kann das sein? Ich meine…das es euch gibt?“ Er zuckte die Schultern. „Wie kann es sein das es Menschen gibt? Wir haben uns irgendwann zu dem Entwickelt was wir sind.“ Ich dachte einen Moment darüber nach, dann erschien es mir sinnvoller nicht weiter darüber nachzudenken. Das würde nämlich heißen, ich müsste die komplette Entstehung der Welt überdenken und dazu hatte ich momentan keine Energie. Es war viel einfacher die Existenz von Vampiren einfach hinzunehmen. Eines verstand ich dennoch nicht. „Dann warst du nie ein Mensch gewesen? Es wird doch behauptet, das Menschen von dem Biss eines Vampires ebenfalls zu Vampiren werden.“ „Das ist richtig. Der Biss eines Vampires löst die Verwandlung aus. Demzufolge waren wir alle einmal Menschen gewesen. Doch was die Verwandlung bei den ersten Vampiren auslöste kann ich dir nicht sagen. Ich denke, sie waren einfach eines Tages da, so wie alles andere auch.“ „Also ist alles war? Die Mythen über euch? Ihr tötet Menschen und trinkt Blut…du tötest.“ Er schüttelte sofort eifrig den Kopf. „Aber…ich habe dich nie essen sehen.“ „Wir essen auch nicht…ich meine…nicht alle Mythen sind war…“ Als er eine Pause machte war mir sofort klar, dass dafür einige andere voll zutrafen. Er seufzte, griff hinter uns um den Teller zu nehmen, von dessen Existenz ich erst jetzt was mitbekommen hatte und stellte ihn vor mich. Ein Sandwich lag darauf. „Du isst, ich rede.“ Widerwillig nahm ich das Ding und biss ab. „Nicht alles was in den Mythen steht trifft tatsächlich zu. Wir können nicht fliegen…“, ich unterbrach mein kauen. „Nicht…und dabei war das eines der wenigen Dinge die mir eingefallen waren.“ Er lachte. „Dafür sind wir sehr schnell und können weit springen.“ „Wie schnell?“ „Um die 160…170 Stundenkilometer“, ich verschluckte mich an meinem Bissen. Schnell reicht er mir die angefangene Flasche Wasser von meinem Nachttisch und mir wurde klar, dass es noch unglaublicher werden würde. „Du machst Witze?“ Platzte es aus mir heraus als ich mich beruhigt hatte. Er schüttelte den Kopf. „Einfach so…ich meine…ohne große Anstrengung?“ „Ja…rennen liegt in unserer Natur. Wir haben in gewissermaßen viel mit einem Raubtier gemeinsam. Ich bin der schnellste aus der Familie. Keiner der anderen hat eine echte Chance gegen mich.“ Ich schmunzelte während ich erneut von meinem Brot abbiss. Da versuchte sich aber gerade jemand wichtig zu machen. „Das würde ich zu gern mal sehen“, sprach ich kauend. „Wenn du möchtest, können wir später zusammen laufen gehen.“ Meine Augen weiteten sich. „Wie das? Willst du mich etwas tragen?“ Er nickte selbstverständlich. „Die ganze Zeit?“ „Wir sind nicht nur sehr schnell, wir sind auch sehr stark. Wir können mehr als das Hundertfache unseres Körpergewichtes problemlos tragen. Deswegen ist Emmett auch der stärkste unter uns“, zwinkerte er. Ich lachte. „Weil er der dickste ist“, er stimmte ebenfalls lachend zu. „Das ist alles…ziemlich schwer zu verstehen…zu glauben.“ „Ich weiß und…und ich werde versuchen dir alles so gut es geht zu erklären. Versuch bitte nur…“, er seufzte wieder und fuhr sich über die Stirn. „…bitte versuch uns…MICH…nur weiter mit deinem Herzen zu sehen.“ Darauf wusste ich nichts zu sagen. Ich sah ihn einfach nur an und nickte. Das schien ihn zu beruhigen. Er fuhr mit deutlich festerer Stimme fort. „Wir sind also sehr schnell und sehr stark. Unsere Sinne sind sehr viel schärfer als eure…schärfer als die aller existierenden Lebewesen. Was bedeutet, dass wir kleinste Objekte aus weiter Entfernung problemlos sehen können. Wir hören alles in einem Umkreis von mehreren Kilometern, selbst Geräusche die euch verborgen bleiben. Unser Geruchssinn ist eines der wichtigsten und feinsten Sinne überhaupt. Wie du sicher schon bemerkt hast, schlafen wir nicht. Unsere Körpertemperatur liegt deutlich unter deiner. Auch unsere Haut ist sehr viel härter und unnachgiebiger als die der Menschen. Es gibt nichts was eine Vampirhaut durchstoßen kann…außer den Zähnen eines anderen Vampirs…“, ich hing gebannt an seinen Lippen bis mir etwas einfiel. „Also tötet man euch nicht mit einem Holzpflog?“ Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nur andere Vampire…oder andere Wesen sind dazu in der Lage einen Vampir zu zerstören.“ „Andere Wesen?“ Er winkte ab. Ich nahm es hin. Ich wollte ihn nicht aus dem Konzept bringen. „Um einen Vampir zu zerstören, müssen die Gliedmaßen und der Kopf abgetrennt werden und die Überreste verbrannt werden. Erst dann ist er endgültig Geschichte.“ Ich ließ vor Schreck das Sandwich fallen. „Das…das klingt barbarisch.“ „Das ist es auch.“ „Und warum verbrennen?“ „Ein zerstückelter Vampir ist durchaus in der Lage sich wieder zusammenzusetzen. Nur Feuer zerstört uns endgültig.“ „Zerstört?“ „Ja…Tod sind wir schon.“ Er ließ das so locker vom Stapel, dass ich ihn nur mit weit geöffnetem Mund anstarren konnte. Mir wurde schlecht bei diesem Gedanken und angewidert schob ich das angebissene Sandwich weg. „Dann seid ihr tatsächlich unsterblich?“ „Ja…dieser Mythos ist war.“ „Dann hattest du das gemeint als du sagtest, du hättest es verhindern können?“ Er nickte. „Wie alt bist du?“ „Carlisle verwandelte mich als ich 17 Jahre war. Das war…1918.“ Mein Mund stand noch immer offen. Ich versuchte mir in etwa vorzustellen wie es sein musste so lange zu leben. Schnell entfernte ich diesen Gedanken…Ewigkeit war nun wirklich nicht der Hauptgewinn auf dieser fucking Erde. „Und seid dem hast du dich nicht mehr verändert?“ „Nein, unsere Körper gefrieren mit der Verwandlung. Ich werde bis in alle Zeiten 17 sein.“ „Das ist unglaublich.“ Er nickte. „Unser Verstand entwickelt sich aber weiter.“ „Das habe ich schon bemerkt. Ihr seid alle sehr viel reifer als eure Erscheinung verrät.“ „Wir haben ein fotografisches Gedächtnis. Alles was wir in diesem Leben jemals gehört, gesehen, gerochen, gefühlt oder gedacht haben bleibt auf Ewig fest in unserem Gedächtnis verankert.“ „Das muss grausam sein“, sprach ich leise, eher ein laut gedachter Gedanke. „Nein…tatsächlich ist es sehr nützlich.“ „Ich bin bereits jetzt völlig überfordert mit meinen Gedanken.“ Dazu wusste er nichts zu sagen. „Wenn du sagst in diesem Leben…“ „…dann meine ich, dass menschliche Erinnerungen mit den Jahren verblassen“, beendete er meinen Satz. Jetzt wurde ich hellhöriger. „Eigentlich, kann ich mich kaum noch daran erinnern wie ich als Mensch gelebt habe.“ Er sah hinaus in die Nacht. Ich beobachtete ihn von der Seite. Es sah aus, als würde er zurück in die Zeit vor seiner Verwandlung reisen. Die kleine Furche an seiner Schläfe verriet wie viel Anstrengung es ihn kostete. „Warum…“ Er sah wieder mich an. „Warum…wurdest du zu einem Vampir? Du sagst, Carlisle verwandelte dich. Hat er dich einfach so gebissen?“ Er schüttelte den Kopf. „Carlisle würde niemanden ohne Grund zu diesem Leben verbannen.“ „Verbannen?“ Jetzt nickte er. „Für viele ist es ein Segen, für einige ein Fluch. Jeder von uns geht anders mit diesem Leben um.“ „Und…ist es für dich auch ein…ein Fluch?“ Als er mich anlächelte wurde mir warm ums Herz. „Nein…nicht mehr.“ Ich hatte definitiv rote Wangen bekommen. Seufzend senkte ich den Kopf. DAS…war peinlich. Glücklicherweise reagierte er nicht darauf. „Ich lebte als Mensch in Chicago….“, begann er leise meine Frage auf seine Verwandlung zu beantworten. „…die Spanische Grippe war ausgebrochen und meine Eltern und ich erkrankten an ihr…“ Ich bekam Gänsehaut, obwohl ich keine Ahnung hatte was zum Teufel die Sparnische Grippe war. Aber seine Stimmlage hatte sich deutlich verändert. Sie war gefüllt mit Wehmut und ohne es unterbinden zu können, legte ich ihm eine Hand aufs Knie. Vertrauensvoll legte er seine auf meine. Stein auf Fleisch und…es fühlte sich so richtig an. „…mein Vater verstarb als erstes. Doch Mutter und ich sollten bald folgen, denn wir waren zu diesem Zeitpunkt dem Tod näher als dem Leben. Carlisle arbeitete nachts als Arzt in dem Krankenhaus in dem wir untergebracht waren. Carlisle erzählte mir später, das meine Mutter ihn im Fieberwahn angefleht hatte mich zu retten. Aus unerklärlichen Gründen musste sie gespürt haben, das Carlisle der einzige war, der dazu in der Lage wäre. Zu jener Zeit war Carlisle allein unterwegs…schon über zwei Jahrhunderte…“, ich riss die Augen auf. „…er hatte oft mit dem Gedanken gespielt sich einen Gefährten zu erschaffen doch seine Herzlichkeit stand ihm im Weg. Sein Gewissen hielt ihn zurück bis er meine Mutter traf. Er erfüllte ihren Wunsch, nahm mich mit zu sich nachhause und verwandelte mich.“ Er nutzte den kleinen Moment in dem ich verarbeitete was er mir gerade erzählt hatte um mir den Teller auf den Schoß zu stellen. Mit einem ärgerlichen Laut, nahm ich das Sandwich und biss ab. „Kurze Zeit später fand er Esme in einer Leichenhallt. Sie hatte versucht sich das Leben zu nehmen, nachdem ihr Neugeborenes einer Lungenentzündung erlag. Sie war nicht Tod…nur Carlisle konnte hören das ihr Herz noch schlug. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken und machte sie zu seines gleichen. Dass sie sich ineinander verlieben werden war unumgänglich denn…sie kannten sich schon vorher. Carlisle hatte Esme einmal behandelt als diese noch ein junges Mädchen war. Vergessen hatten sie einander nie.“ Ich hatte leise angefangen zu weinen. „Wie ist sie damit umgegangen? Immerhin wollte sie sterben und er hatte es ihr verwehrt.“ „Carlisle wieder zu treffen und zu ihm gehören zu dürfen war ihr größtes Glück. Sie sah in mich einen neuen Sohn und konnte so besser den Tod ihres eigenen verarbeiten.“ Ich nickte und sah betreten auf die Bettdecke. Es tat mir Leid um Esme. „Als Carlisle Rosalie verwandelte hatte er sich geschworen nie wieder einen Menschen zu verwandeln. Er hatte sich lange üble Vorwürfe gemacht denn sie kam anfangs überhaupt nicht mit diesem neuen Leben zurecht.“ „Warum nicht?“ „Rosalie wurde auf brutale Weise vergewaltigt und zum Sterben zurückgelassen…“ Ich konnte jetzt wirklich nichts mehr Essen. Tränen überfluteten mein Gesicht als mir klar wurde, dass hier jeder ein schlimmes Schicksal zu tragen hatte. „…Rosalie genoss in ihrem menschlichen Leben hohes Ansehen. Sie war Bildhübsch, hatte wohlhabende Eltern…ihr Leben war Oberflächlich, einfach und genau so wie sie es sich erträumt hatte. Doch ihr sehnlichster Wunsch war eine Familie. Ein Mann der sie liebte, ein schönes Heim…Kinder. In diesem Leben würde sie letzteres niemals haben und mit dieser Gewissheit kann sie noch heute nicht umgehen.“ Ich schluckte. „Ihr könnt euch nicht Fortpflanzen?“ „Nein…“, er schüttelte den Kopf. „Unsere Körper…der einer Frau ist nicht mehr fähig sich zu verändern. Der Zyklus der Frau wird einfach stillgelegt.“ Es fiel mir schwer Rosalies Leid nachzuempfinden. Vielleicht, weil ich nie den Wunsch hatte Kinder zu bekommen. Doch für Frauen, die ihn hegten musste es eine seelische Qual sein wenn er sich nicht umsetzen ließ. „Aber es wurde besser.“ Er nickte auf meine Feststellung. „Als sie Emmett fand. Er wurde von einem Bären angegriffen. Sie rettete ihn…bis heute bewundere ich sie für ihre Stärke…“ Ich runzelte die Stirn. „Weil sie einen Bären besiegte?“ „Nein…“, er lächelte. „…wir besiegen andauernd Bären.“ Er schien erheitert über meinen Gesichtsausdruck. Dann winkte er ab. „Wir kommen noch dazu…“, ich wusste nicht ob mich das beruhigen sollte. „Ich bewundere sie, weil sie die nötige Selbstbeherrschung besaß ihn nicht selber zu töten.“ Ich keuchte. „Wie meinst du das?“ „Er war von oben bis unten Blutverschmiert als sie ihn mehrere Meilen weit auf dem Arm zu Carlisle trug. Sie war noch sehr jung und konnte dem Blut wiederstehen…das…das passiert nicht oft.“ „Moment“, ich hob die Hand damit er den Mund hielt. Es rauschte in meinen Ohren und meine Gedanken überschlugen sich. Eigentlich war es nicht einmal ein Denken es war…eher ein lautes gepolter das mir Kopfschmerzen bereitete. „Blut…“, stammelte ich. „…dann, dann trinkt ihr doch Blut.“ „Natürlich…“, er nickte wieder. Ich starrte ihn einfach nur an. Ich wusste nicht ob mich das jetzt schockierte, denn eigentlich hatte ich ja damit gerechnet. Ich meine…es ist ja auch klar. Vampire tun sowas. Vampire…ich stand auf und lief durchs Zimmer. Ich musste mich bewegen. Ich musste irgendwie…ja was eigentlich? Er offenbarte hier Geschichten…Tatsachen…die nun wirklich alles andere als einfach zu verstehen waren. Momentan wurde mir alles zu viel. Bis vor einer Stunde wäre ich nicht mal im entferntesten darauf gekommen das dieser Mann einer anderen Spezies angehörte und jetzt unterhielten wir uns über Vampire als wären sie allgegenwärtig. „Bella…“, er klang verunsichert. „Es ist…gib mir nur einen Moment ich muss das…irgendwie…keine Ahnung.“ Ich blieb ratlos im Raum stehen und machte eine ausschweifende Handbewegung. „Es ist ein bisschen viel.“ Er nickte…schnaufend ging ich zu einem meiner Nachttische und angelte mir eine Zigarette aus einer der Schachteln. Verwandlung…ewiges Leben…Blut…Stärke…Geschwindigkeit…zerstückeln…Feuer…kalte, harte Haut…ein unglaubliches Gedächtnis…was noch? Das konnte doch alles nicht wahr sein und ich dachte, ich hätte Probleme. „Du sagtest vorhin du tötest nicht.“ „Das…das tue ich auch nicht.“ Er drehte sich auf dem Bett in meine Richtung tat aber gut daran sitzen zu bleiben. Ich brauchte ein bisschen Abstand. Nicht vor ihm…eher der Situation. Diesem Gespräch… Als ich mehrmals kräftig an der Zigarette gezogen hatte und ihn dabei nicht aus den Augen ließ, kapitulierte ich schließlich. Ich gab mit einer Handbewegung zu verstehen das er es mir erklären sollte. Er nickte daraufhin. „Wir ernähren uns von tierischem Blut.“ Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Mit was hatte ich eigentlich gerechnet? Vielleicht mit gefangen genommenen Menschen im Keller in deren Venen Kanülen stecken, die fleißig Blut spenden oder mehrere Kühlschränke gefüllt mit Blutbeutel…deswegen vielleicht auch Carlisles Job im Krankenhaus. Einer musste ja für reichlich Nahrung sorgen…ich massierte mir die Schläfen. „Ich check das nicht…“, stammelte ich. „…das ist alles so…“, ich zog noch einmal an der Kippe. „…gerade eben saß ich noch im Bad und versuchte mir selbst eine Erklärung zu geben und jetzt sitzt du da und…und erzählst mir das du ein Vampir bist.“ „Ich verspreche dir, dass sich nichts ändern wird.“ Ich lachte einmal auf. Nein natürlich nicht… „Und was soll das eigentlich heißen `tierisches Blut´? Trinkt ihr von Tieren?“ Er nickte… „Wir jagen sie, deswegen meine kleine Bemerkung mit den Bären.“ „Bären?“ „Und so viel mehr…wir versuchen uns immer an den größeren Bestand einer Rasse in jeder Gegend zu halten um das Gleichgewicht nicht aus dem Ruder zu bringen. Oft handelt es sich dabei um Rotwild…das…ist aber nicht so so…“ Er hatte ernsthafte Probleme darüber zu sprechen. Und ich hatte ernsthafte Probleme ihm dabei zuzuhören. Wenn ich nicht schon wieder gedanklich voll bei der Sache wäre und mir selber Bilder liefern würde wie das aussehen würde wenn ER seine Zähne in das struppige Fell irgendeines Wildtieres rammte, würde ich vielleicht besser bei der Sache sein. Würde heute Nacht vielleicht besser schlafen können…denn, dass er sie nicht mit einem Gewehr töten und sie anschließend ausbluten lassen würde um trinken zu können war für mich klar. „Was ist es nicht?“ Fragte ich also um ihn auf die Sprünge zu helfen. „Es ist nicht so schmackhaft, okay?“ „Okay“, stammelte ich obwohl ich mit diesem okay überhaupt nichts anfangen konnte. Er seufzte. „Also gut hör zu. Es liegt nicht in unserer Art Tiere zu töten. Wie die Mythen…Filme und Bücher richtig darstellen ist es Menschenblut nachdem es uns dürstet. Es ruft nach uns den es ist…es ist um so vieles befriedigender als das Blut eines Tieres. Raubtierblut entspricht dem der Menschen am ehesten. Doch der Bestand der Raubtiere ist um so vieles kleiner als der von einfachem Wild…was es uns verbietet nur Raubtiere zu jagen.“ Es rauschte immer noch in meinen Ohren. Meine Vorstellungskraft reichte nicht aus um das alles zu verstehen. „Ihr tötet also Tiere obwohl ihr viel lieber Menschen töten würdet.“ „Nein…wir ernähren uns von Tieren weil wir eben keine Menschen töten wollen.“ „Ist das nicht ein großes Laster das ihr da auf euch nehmt?“ „Das kannst du unterschiedlich betrachten. Auch wenn uns dieses Leben sehr viel abverlangt so bietet es uns auch sehr viel. Wir haben Möglichkeiten die wir niemals hätten, würden wir uns unserem Blutdurst hingeben. Ein Vampir wird in erster Linie von seinem Verlangen gesteuert. Nur wenige können sich trotz diesem Verlangen so etwas wie ein Leben aufbauen. Der größte Teil streift umher…immer auf der Suche nach einem neuen Jagdgebiet. Revierkämpfe…Kämpfe innerhalb eines Clans…Auseinandersetzungen die sogar bis auf den Tod ausgefochten werden. Ein Vampir auf der Jagd sieht selbst seinen engsten Verbündeten als Bedrohung an und würde alles dafür geben ihn von seiner Beute wegzuhalten…“ Ich zog mir eine weitere Kippe aus der Schachtel. Krabbelte aber diesmal zurück zu ihm aufs Bett. Ich vertraute meinen Beinen nicht. „…und wir…“, er lächelte. „….Wir haben gelernt dem Verlangen nicht die Oberhand zu überlassen. Das ermöglicht es uns wie eine Familie beisammen zu leben. Hier entstehen keine Machtkämpfe…jeder sieht seinen nächsten als Bruder…Schwester…Eltern. Wir würden nicht jeder auf sich allein gestellt einer Gefahr gegenüber treten…wir würden zusammen einstehen. Für den anderen Kämpfen auch wenn es uns das Leben kosten würde. Wir können lachen…Spaß haben…Beziehungen aufbauen. Eine gemeinsame Jagt ist viel Unterhaltsammer als allein durch die Wälder zu ziehen. Eben weil wir uns von Tieren ernähren sind unsere Augen nicht Blutrot, sondern golden. Wir können uns unter Menschen aufhalten. Bestimmte Tätigkeiten nachgehen…nicht abgeschottet…nein, wir sind mitten drin. Nur dieser Enthaltsamkeit ist es zu verdanken das Carlisle als Arzt arbeiten kann…das wir das College oder die High School besuchen oder arbeiten gehen können. Nur dieser Enthaltsamkeit ist es zu verdanken das du…jetzt hier bist.“ Ich ging auf das letzte nicht ein. Darauf würde ich ganz zum Schluss zurück kommen. Denn dieses Thema würde mich von allen anderen wahrscheinlich am meisten aufwühlen und das konnte ich im Augenblick gar nicht gebrauchen. Jetzt wunderte ich mich auch darüber, warum ich Carlisle Tätigkeit als Arzt nicht gleich schockierend fand. Ein Vampir, umgeben von verletzten, blutigen Menschen. Warum war mir das nicht schon eingefallen als Edward meinte sie würden Blut trinken? Aber irgendwie, ich könnte mir Carlisle ohne seinen Arztkittel gar nicht vorstellen. Er repräsentierte alles was einen guten Arzt ausmachte. „Wenn es so viel besser ist…warum gibt es dann noch immer einige die Menschen jagen.“ „Oh es…“, er stöhnte. „…es gibt sogar sehr viele die anders leben wie wir. Die…sie würden es `normal´ bezeichnen… leben. Um genau zu sein…sind wir erst einem einzigen weiteren Clan mit 5 Mitgliedern begegnet die unsere Lebensweise teilen.“ „Aber das…das würde ja bedeuten…“, mein Mund stand offen. „Das es tausende da draußen gibt die frei weg Menschen morden“, vollendete er meinen Satz. „Aber wie so…warum leben sie in diesem Hass, wenn sie wie ihr ein Leben führen könnten?“ „Weil sie sich nicht von dem Blutdurst losreißen können. Zugegeben es ist schwer. Es ist keine einfache Entscheidung die man mal so eben trifft. Kein…morgen höre ich mit dem Rauchen auf…“, dabei warf er einen ärgerlichen Blick auf den Glimmstängel zwischen meinen Fingern. „…dieser Durst, er ist…ja…“, sagte er plötzlich und durchbohrte mich mal wieder mit seinem Blick. „…er ist vergleichbar mit deiner Heroinsucht.“ Ich nickte, denn ich verstand. Also eine höhere Gewalt… „Und ihr…ihr seid dann die wenigen die es geschafft haben Clean zu bleiben.“ Ich hatte es lustig klingen lassen und eigentlich auf ein Schmunzeln gehofft. Aber da kam kein Schmunzeln. Vielleicht weil wir wieder zu sehr bei meiner Situation gelandet waren. Also unterdrückte auch ich ein Schmunzeln. „Clean zu bleiben oder erst gar nicht Süchtig zu werden“, brummte er. Und auch die Zweideutigkeit dieses Satzes verstand ich. „Also habt ihr auch getötet. Einige von euch…du?“ Sein Blick wurde Schuldbewusst als er leicht nickte. Ich konnte darüber nicht entsetzt sein. Nicht, nachdem er den Vergleich mit dem Aitsch aufgestellt hatte. Wer wenn nicht ich wusste wie tückisch es war. Wie wenig Gewalt man über sich selber hatte. Nur, hatte ich mich zu dieser Sucht entschieden und sie…sie alle wurden mit dieser Blutsucht erschaffen. Das war schon ein gewaltiger Unterschied, da konnte man es ihnen nicht verdenken wenn sie anfangs ihrem Verlangen verfallen waren. „Jeder von uns hat getötet bis auf Carlisle und…und Rosalie“, bei Rosalie runzelte er die Stirn. „Nun…das ist nicht ganz richtig“, sagte er schnell hinterher. „Sie hatte nie von einem Menschen getrunken…sie hat nur“, und nun lächelte er plötzlich. Mir war schon ganz schummrig von seinem Stimmungswechsel. „…sie hat nur ihre Peiniger um die Ecke gebracht. Also genaugenommen kann man das nicht als Morden ansehen. Meiner Meinung nach, hat sie der Welt einen Gefallen getan.“ Nun musste auch ich lächeln. Dieses Gespräch war sowas von abgedreht. Und deswegen versuchte ich auch, es in eine andere Richtung zu lenken. Ich wollte nichts mehr hören über… nur Menschen…nur Tiere…erst Menschen, dann Tiere töten,… jagen wie auch immer. Befriedigung verschaffte mir keine Variante. „Rosalie…“, sagte ich also schnell. „…sie hat Emmett gerettet. Hat sie ihn verwandelt?“ „Nein…sie hat ihn zu Carlisle gebracht und ihn gebeten es zu tun. Sie vertraute nicht auf ihre Selbstbeherrschung wenn sie einmal sein Blut schmecken würde.“ „Aber ich dachte Carlisle wollte das nicht mehr tun.“ „Er tat es auch nur…weil er es ihr schuldig war. Es war nicht zu übersehen das sie Gefallen an ihm gefunden hatte. Wäre er ihr egal gewesen, hätte sie ihm seinem Schicksal überlassen aber…“, wieder wurde ich warm angelächelt und instinktiv spürte ich, das sein ABER etwas mit mir zu tun hatte. „…aber manchmal da, da reicht ein kleiner Augenblick und alles ändert sich.“ In meinem Magen kribbelte es und ein warmer Schauer rieselte über meinen Rücken als ich mich daran erinnerte wie es war, als ich ihn das erste Mal sah. „Carlisle hatte gehofft so von seiner Schuld befreit zu werden. Wenn Rosalie jemanden gefunden hatte, mit dem sie glücklich werden könnte, dann könnte er sich verzeihen sie zu diesem Leben verbannt zu haben. Glücklicherweise ist alles genau so eingetroffen wie er es sich gewünscht hatte. Natürlich ist es noch immer nicht DAS was Rosalie für sich selber wollte, aber sie hat jetzt etwas für das es sich lohnt alte Wünsche aufzugeben.“ „Und Emmett?“ Er lachte und ich stimmte sofort mit ein. Ich kannte Emmett noch nicht lang aber ich wusste sehr gut, dass er aus jeder Tragödie einen Scherz machte. Selbst wenn es auf seine eigenen Kosten ging. „Nun…als wir Emmett nach seiner Verwandlung erklärten was aus ihm geworden war hat er es mit einem Schulterzucken abgetan und gemeint…dass er es gewohnt sei immer die volle Breitseite abzubekommen…“, ich lachte lauter. „Carlisle war darüber natürlich unendlich erleichtert. Emmett betete Rosalie vom ersten Augenblick an. Er würde den Mond solange bearbeiten, bis er ihn an eine Halskette hängen und Rosalie schenken könnte, wenn er eine Möglichkeit finden würde.“ Ich nickte…ja, das war Emmett. „Seine Leibspeise ist übrigens Bär. Ganz besonders bevorzugt er Grizzlys…noch lieber wenn sie gerade aus dem Winterschlaf kommen, dann sind sie besonders reizbar. Es ist…eine Art Rachefeldzug. Er hat es nie verwunden diesen ersten Kampf verloren zu haben.“ Ich schüttelte lachend den Kopf. Das alles war so absurd… „Und deine Leibspeise?“ „Puma“, sagte er ohne einen Moment darüber nachzudenken. Und ich fragte mich sofort wie er wohl einen Puma jagte. Als meine Gedanken zu intensiv wurden blockierte ich sie sofort. Es gab Dinge, die ich momentan nicht so genau wissen wollte. „Aber Carlisle hat es wieder getan…jemanden verwandelt!“ Stellte ich fest, doch Edward schüttelte sofort den Kopf. „Alice und Jasper…“, setzte ich an. „Alice und Jasper kamen aus eigenen Stücken zu uns. Alice hat…nun, dazu komm ich noch…“, er machte eine kurze Pause in der ich ihm zu verstehen gab das er es handhaben konnte wie er wollte. Ich war eh schon völlig überfordert. „Sie waren einfach eines Tages da und gingen nicht mehr fort“, er lächelte. „Jasper wurde damals von einer Vampiren verwandelt die ihn einzig und allein für eigene Zwecke benutzen wollte. Es gab eine Zeit, in denen es üble Machtkämpfe zwischen Vampirzirkeln gab. Sie kämpften um Jagdgebiete. Irgendwann begannen sie alle wie wahnsinnig Neugeborene zu erschaffen und diese in die Schlacht zu schicken. Neugeborene Vampire sind sehr viel stärker und schneller als ältere, den ihr eigenes menschliches Blut befindet sich noch im Gewebe. Sie sind aber auch sehr viel Wilder und unberechenbarer. Sie haben eine kaum zu stillende Blutgier und bringen sich wegen dieser, oft gegenseitig um.“ „Ist das bei jedem so…diese Blutgier am Anfang?“ „Ja…wir alle hatten sie. Ihr war es auch zu verdanken, dass wir übrigen dem verlockendem Geruch menschlichen Blutes verfallen waren. Diese Phase dauert in etwa ein Jahr an.“ Ich angelte nach der nächsten Zigarette. Er warf mir einen ärgerlichen Blick zu, den ich mit einem Augenaufschlag abtat. Ich musste einfach was haben, was meine Nerven ein Minimum beruhigen konnte. „Jasper sollte nur als Waffe dienen, doch schon bald bemerkte seine Schöpferin, dass in ihm mehr steckte. Er war geschickter im Kampf, er ließ sich von seiner Gier zu töten nicht kontrollieren. Er war vielmehr darauf bedacht seine Gegner zu kontrollieren… sie gegenseitig auszuspielen. Seine Erfahrung in der Armee kam ihm gelegen und schon bald wurden ihm neue Aufgaben überlassen. Zum Schluss war er dann nur noch dazu da, die Neugeborenen zu trainieren und wenn ihre Kräfte nachließen zu töten.“ Ich verschluckte mich am Rauch. „Warum musste er sie töten?“ „Weil sie im Auge seiner Schöpferin nutzlos wurden. Jasper kannte viele Jahre nur diesen Hass und für ihn war es unvorstellbar, dass es ein anderes Leben geben könnte. So eines wie wir führten war weit ab seiner Vorstellung. Seine Schöpferin tat alles daran das niemand ihrer neugeborenen, einschließlich Jasper von diesem anderen leben fern ab jeglicher Machtkämpfe erfuhr. Diese Kämpfe spielten sich nur im Süden ab, alle anderen lebten wie gewohnt weiter.“ „Wie erfuhr er letztendlich doch davon?“ „Es gab noch jemanden…Peter, der sich ähnlich geschickt wie Jasper anstellte und somit überleben durfte. Er wurde Jaspers zweite Hand. Doch Peter verliebte sich in eine Neugeborene. Als diese dann zur Vernichtung aussortiert wurde, überwältigte Peter Jazz in einem geschickten Moment und floh mit der Frau. Jasper hätte sie problemlos aufhalten können, doch er mochte Peter und somit ließ er sie gehen. Weitere Jahre vergingen. Jasper hatte dieses Leben schon lange satt, wusste aber keinen Ausweg bis plötzlich Peter wieder vor ihm stand. Er erzählte ihm von diesem anderen Leben und ohne darüber nachzudenken ging Jasper mit ihm. Seine Schöpferin entwickelte in den Jahren eine so große Angst gegenüber Jasper, das sie keine Anstalten machte ihn aufzuhalten. Sie wusste, dass sie einen Kampf gegen ihn verlieren würde.“ Ich versuchte mir Jasper als Kampfmaschine vorzustellen. Ich scheiterte. Auf mich machte er immer einen gelassenen Eindruck. Als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Er strahlte keine Gefahr aus im Gegenteil, ich fühlte mich immer herrlich wohl in seiner Gegenwart. „Hast du dir schon einmal seine Arme genauer angesehen? Oder seinen Hals…selbst in seinem Gesicht kann man die Spuren seiner Vergangenheit erkennen.“ Ich schüttelte den Kopf. Soweit ich mich erinnerte, trug Jasper immer nur langärmlich. „Es ist für menschliche Augen auch schwer zu erkennen. Du müsstest schon unmittelbar vor ihm stehen um die vielen kleinen sichelförmigen Narben sehen zu können.“ „Narben?“ „Kampfnarben, die darauf schließen lassen wie viele Kämpfe er kämpfen musste und wie viele er gewonnen hatte.“ „Ihr könnt Narben bekommen?“ Ich nahm seinen Arm und sah ihn mir genau an. Da war nichts…gar nichts. Nur makellose Haut…Stein, wie auch immer. Er lachte leise. „Nur von anderen Vampiren. Wenn wir gebissen werden zeichnet sich eine Narbe ab. Wenn wir Gliedmaßen verlieren und diese dann schließlich wieder an ihre übliche Stelle platziert werden bildet sich ebenfalls eine Narbe.“ Ich verzog das Gesicht. „Narben aus unserem menschlichen Leben verschwinden völlig.“ Mein Gott war das alles verwirrend. „Hier…“, er nahm meine Hand und führte sie zu seinem Hals. Dort konnte ich ganz deutlich eine Verdickung fühlen. Neugierig rutschte ich dichter und begutachtete die Stelle. Tatsächlich, da war eine kleine Narbe, die die Form einer Sichel hatte. „Das ist die Stelle, wo Carlisle mich gebissen hatte. Diese Narbe ist etwas dicker als üblich weil ich noch ein Mensch gewesen war. Und verschwunden ist sie nicht, weil der Verwandlungsprozess ausgelöst wurde.“ Ich nickte auch wenn ich kaum hinterher kam mit meinen Gedanken. ich hatte das Bedürfnis noch eine zu Rauchen unterließ es aber. Ich wollte ihn nicht unnötig verärgern. „Hast…hast du noch mehr?“ Ich hoffte auf ein nein. Denn der Gedanke, dass ihn jemand angegriffen hatte gefiel mir ganz und gar nicht. „Nur eine…“, seufzte er und zog sein Shirt an der linken Schulter etwas hinunter. Unterhalb seiner Schulter war noch eine und sie war tatsächlich weniger wuchtig als die erste. „Wer war das?“ Ich fuhr mit meiner Fingerspitze die Kontur nach doch als er antwortete riss ich erschrocken meine Hand zurück. „Emmett.“ ********** So, das war der erste Teil, der zweite ist in Arbeit. Ich hoffe ich konnte diese `alte Geschichte´ irgendwie aufpeppen. Ich wünsche euch einen wunderbaren Tag. GGGLG Alex Kapitel 32: ...anders als erwartet! ----------------------------------- Hey Leute… Das Kapitelchen geht weiter. Die große Frage…Wieso hat Emmett, Edward gebissen…wird nun gelüftet *kicher* Viel Spaß! ************** Bella POV „Emmett?“ Ich war entsetzt und schwor mir sofort, Emmett später eine dafür zu verpassen. Edward zog eine Grimasse und lachte. „Er war…nun wie beschreibe ich das am besten…etwas wild vielleicht!? Er war eben ein typischer Neugeborener. Wir haben im tiefsten Urwald gelebt und dennoch hat er immer wieder die Fährte irgendwelcher Menschen gewittert. Als es mal wieder so weit war und er sich losriss um auf Jagd zu gehen und ich wie immer der einzige war der in etwa mit ihm Schritt halten konnte. Du erinnerst dich das ich der schnellste bin?“ Ich rollte die Augen…er lachte. „Es waren 3 einheimische. Kurz bevor er sich auf sie stürzen wollte, konnte ich auf seinen Rücken springen. Er versuchte mich abzuschütteln, packte dann nach hinten, erwischte meinen Arm, zog mich vor sich und biss im Rausch zu…“, mein Mund stand offen. „Einfach so?“ „Er hat mich nicht erkannt. Wie ich schon sagte, neugeborene werden hauptsächlich von ihrem Verlangen gesteuert. Alles und jeder wird dann zur potenziellen Bedrohung.“ „Und was ist dann passiert?“ „Er hat mich mehrere Kilometer durch den Urwald geschleudert. Die Bäume die sich in meiner Landebahn befanden dämpften einer nach dem anderen meinen Flug, bis ich schließlich mit dem Rücken zuerst, schlitternd auf dem Waldboden weiter einen Pfad der Verwüstung hinterließ und dann irgendwann, von oben bis unten mit Schlamm verschmiert liegen blieb…“ Ich musste noch eine rauchen. Das war zu viel für mich. Meine Gehirnkapazität reichte einfach nicht aus um das alles zu schlucken. „Und dann?“ Fragte ich heiser. „Ich habe so gut es ging versucht Spuren zu verwischen. Der Waldboden sah aus, als wäre ein Meteorite vom Himmel gefallen. Wenn die Einheimischen das entdeckt hätten, hätten sie garantiert jemanden geopfert um die Götter gnädig zu stimmen.“ Er lachte wieder. Mir war das Lachen vergangen. Mir war alles vergangen. Ich hörte nur noch aus reiner Freundlichkeit zu. Ich würde Tage brauchen um das alles zu verinnerlichen. „Hat er sich wenigstens entschuldigt?“ „Das hatte er, doch es war unnötig. Ich machte ihm keinen Vorwurf.“ Ich fuhr mir übers Gesicht. Ich war müde oder erschöpft… wie auch immer, ich hatte Schwierigkeiten seinen Geschichten weiter Aufmerksamkeit zu schenken. Ich hatte aber auch keine Lust nachher noch einmal zu beginnen. Ich würde nachher schon genug Arbeit mit dem verarbeiten haben. „Sollen wir vielleicht eine Pause machen?“ Er hatte gespürt, dass ich ausgelaugt war. „Nein…erzähl es mir einfach ich komm schon damit klar. Ich muss das jetzt alles wissen.“ Er nickte, wartete aber. Es war wohl wieder an mir Fragen zu stellen. „Jasper ging dann also mit diesem Peter mit und streifte mit ihm und dieser Frau durch die Gegend?“ Er nickte. „Und dabei hat er dann Alice getroffen?“ „Nein…“, er schüttelte den Kopf. „Jasper hatte sich nach einigen Jahren von den beiden anderen gelöst. Er empfand auch von dieser Art zu existieren keine Befriedigung. Jasper kann…er kann…“ Er haderte mit sich selber. Und ich…ich wappnete mich für den nächsten Schock. „Es gibt Vampire, die besondere Fähigkeiten besitzen.“ Ich hob eine Augenbraue. „Noch besonderer als Geschwindigkeit und Stärke?“ „Ja…jeder ist einzigartig. Jeder Mensch und jeder Vampir. Jeder Mensch wird mit einer ganz speziellen Stärke geboren. Die einen haben gefestigte Charaktereigenschaften, einige andere aber haben einen guten Draht zu übersinnlichem…wenn sie dann verwandelt werden kann es passieren, dass sich diese Stärke zu einer besonderen Fähigkeit entwickelt.“ Ich verstand kein Wort. „Wie erkläre ich dir das am besten?“ „Vielleicht erzählst du mir einfach, was Jaspers besondere Fähigkeit ist denn ich gehe davon aus, dass er eine besitzt damit ich überhaupt weiß in welche Richtung dieses Gespräch gerade geht. Ich kann dir nämlich nicht folgen.“ „Er hat die Fähigkeit die Gefühle eines anderen zu spüren und diese auch zu manipulieren.“ „Ich versteh es nicht.“ Entweder war ich zu blöd oder aber das Aitsch hatte bereits einige Synapsen meines Gehirns geschrotet. Er seufzte. „Er kann spüren wenn du zum Beispiel schmerzen hast…er fühlt sie dann auch. Er weiß wann du traurig bist, wann du fröhlich bist. Wenn du verängstigt bist ist er der erste der es bemerkt. Er spürt deine Müdigkeit, er spürt wie es dir geht wenn du längere Zeit kein Heroin genommen hast, er spürt auch…deinen seelischen Schmerz und deine bedingungslose Liebe zu mir.“ Tränen traten mir in die Augen. Das war nicht gut…das war, das war überhaupt nicht gut. „Er weiß alles?“ Meine Lippen bebten. Edward beruhigte mich sofort und griff nach meiner Hand. „Nein, er weiß nur wie du fühlst nicht warum du in diesem Moment so fühlst.“ „Aber du sagtest, er weiß wie ich für dich fühle?“ „Das ist für ihn auch offensichtlich. Wenn du mich ansiehst und Glück durch deinen Körper fließt muss er nicht einmal eins und eins zusammenzählen.“ Ich atmete tief durch. Das beruhigte mich. Obwohl nein…es war trotzdem kein angenehmer Gedanke das meine Gefühle nicht sicher waren. „Ich verstehe nicht wie das funktionieren soll.“ „Es ist sein Talent. Er war schon als Mensch sehr sensibel was die Gefühle anderer anging. Als er zu einem Vampir wurde hatte sich diese Fähigkeit daraus entwickelt.“ „Du sagtest, er kann sie auch kontrollieren. Die Gefühle anderer…“ „Ja…wenn er möchte, dass du glücklich bist, kann er dafür sorgen, dass du Glück empfindest. Allerdings musst du es zulassen. Wenn du dich partout dagegen wärst und viel lieber unglücklich bleiben möchtest ist sein Einfluss zu schwach um dich vollständig von deinen schlechten Gefühlen zu befreien.“ Ich dachte einen Moment darüber nach, dann nickte ich. Soweit verstand ich was er mir sagen wollte. Jasper war eben etwas besonderes, selbst in dieser abgedrehten Welt. Jetzt war mir auch klar, warum ich mich in seiner Gegenwart immer so wohl fühlte. „Er hatte dich schon einmal kontrolliert.“ Edward lächelte und meines fiel in sich zusammen. „Wann?“ „Damals als wir dich fanden.“ Ich keuchte. Natürlich, ich hatte mich gewundert wo ich die Energie hernahm noch etwas anderem Beachtung zu schenken und nicht nur dem Turkey. Als Carlisle mit der fertigen Spritze auf dem Sofa saß, war ich nicht ausgeflippt. Ich wartete…Jasper war es zu verdanken das ich ihm das Ding nicht aus der Hand riss. „Okay…und du…hast du zufällig auch eine besondere Fähigkeit?“ Er nickte…natürlich, wie sollte es auch anders sein? Ich seufzte. „Welche?“ „Ich kann…flipp jetzt bitte nicht aus. Meine Fähigkeit funktioniert bei dir nämlich nicht.“ Ich wedelte mit der Hand. Er sollte es einfach sagen. Ich würde schon damit umgehen können. „Ich kann Gedankenlesen.“ OKAY…ich konnte nicht damit umgehen. Ich konnte damit definitiv nicht umgehen. Mein Atem beschleunigte sich. Ich stand kurz davor zu hyperventilieren. Er drückte sofort meine Hand. „Ich sagte bei dir funktioniert es nicht…beruhige dich.“ „Du willst mich verarschen?“ Es platze einfach so aus mir heraus. „Nein…ich weiß nicht warum es bei dir nicht funktioniert. Normalerweise funktioniert es nämlich bei jedem“, ich stoppte ihn. „Du kannst Gedankenlesen“, kreischte ich. Er seufzte und sah mich genervt an. „Deine nicht“, beharrte er. Ich glaubte ihm nicht. Intensiv musterte ich ihn während ich ihn gedanklich beschimpfte. Er zeigte nicht die geringste Reaktion. Langsam verlangsamte sich meine Atmung. Die Skepsis konnte ich aus meinem Blick dennoch nicht verbannen. „Wie funktioniert das?“ „Das lässt sich schwer erklären. Ich höre eben was andere Denken. Mit den Jahren habe ich meine Fähigkeit in der Hinsicht zu kontrollieren gelernt, das ich jetzt in der Lage bin die Gedanken um mich herum auszuschalten. Zum Anfang meiner Existenz stand ich kurz davor Wahnsinnig zu werden. Da waren zig andere Stimmen in meinem Kopf, die belanglose Dinge sagten. Ich verhalf mir selbst zu einem Filter. Ich habe gelernt die wichtigen Beachtung zu schenken und die unwichtigen zu verwerfen.“ Und schon wieder begann das Puzzel in meinem Kopf komplett zu werden. Deswegen also hatte ich immer öfter den Eindruck er würde Fragen durch Kopfbewegungen beantworten die unausgesprochen blieben. Ich wollte mich damit jetzt nicht weiter auseinander setzen. Das alles war viel zu unglaublich für mich. „Lass uns wieder zu Jasper kommen“, sagte ich schnell. Wenn er über die anderen redete, schien es so selbstverständlich zu sein. Wenn es sich um Edward handelte bekam es gleich eine völlig andere Bedeutung für mich. Warum auch immer… „Er kann also fühlen was andere fühlen“, Edward nickte. „Aus diesem Grund verachtete er sein Leben. Immer wenn er Menschen tötete, durchlebte er ihren Schmerz und ihre Angst. Er verabscheute es, doch er hatte keine andere Wahl. Er musste töten, sein Verlangen drängte ihn dazu.“ Auch das verstand ich. „Er traf Alice in einer Bar. Sie hatte dort auf ihn gewartet. Er ging mit ihr, ohne auch nur einmal darüber nachzudenken wieso. Zusammen begaben sie sich dann auf die Suche nach uns.“ Ich lächelte. Das hörte sich schön an. Alice war dann wohl Jaspers Happy End. „Und woher wussten die beiden dann von euch.“ „Durch Alice…“, er kratzte sich am Hinterkopf. „Alice?“ Moment, wie konnte Alice in einer Bar auf Jasper warten wenn sie sich vorher nicht gekannt hatten? „Alice kann die Zukunft sehen.“ Und ich hätte beinahe gar nichts mehr gesehen. Mir war kurz schwarz vor Augen geworden. Gefühle spüren, Gedankenlesen, jetzt noch eine Hellseherin. Ich war in irgendeinem verrückten Traum gefangen. Es konnte gar nicht anders sein. „Das ist unmöglich“, keuchte ich. „Nichts ist unmöglich“, lächelte Edward darauf bedacht mich an der Schulter zu stützen. „Aber das, das geht doch gar nicht.“ „Natürlich geht das.“ Er lächelte immer noch. „Alice hatte Jasper in einer Vision gesehen. Sie sah wo und wann sie sich treffen würden. Sie bekam auch eine Vision von Carlisle und da auch sie beim töten keinen Genuss empfand beschloss sie, erst auf Jasper zu warten und dann anschließend mit ihm gemeinsam nach Carlisle zu suchen, denn sie wusste von Jaspers inneren Qualen und sah so die beste Möglichkeit ein gemeinsames glückliches Leben führen zu können ohne Selbsthass. Als sie auf der Suche nach Carlisle waren, bekam sie immer mehr Visionen von uns allen und schließlich überraschten sie uns während einer Jagd…“, er lachte plötzlich. „Du musst dir vorstellen, da kommt dieses kleine Mädchen aus dem Gebüsch gehopst, begrüßt uns mit unseren Namen und fällt uns anschließend einem nach dem anderen um den Hals. Und hinter ihr dieser große Mann, der von oben bis unten übersät mit Kampfnarben auf Verteidigungsmodus gestellt hatte und mit seinem Gesichtsausdruck signalisierte, das wir ja freundlich zu ihr zu sein hätten weil wir sonst den Sonnenaufgang nicht erleben würden. Und glaube mir, mit den Augen eines Vampirs und Jaspers äußerer Erscheinung tust du im ersten Moment genau das, was er versucht zu signalisieren.“ Er lachte immer noch und nach dem ich mir nach und nach genau DAS vorgestellt hatte musste auch ich kichern. Seine überschwängliche Art war ansteckend. Aber gleich darauf erstarb mein Lachen und Kopfschüttelnd ließ ich mich nach hinten fallen und streckte die Beine aus. „Alice ist es auch zu verdanken, dass wir im Geld schwimmen. Sie hat…nun, einen ganz besonderen Draht zum Aktienmarkt.“ Ich schüttelte abermals den Kopf. „Zukunft sehen…“, murmelte ich mehrmals vor mich hin. „Hat sie meine Zukunft auch gesehen?“ Er sah auf mich hinunter, mit Wehmut im Blick und ich wusste, dass da keine Zukunft war die sie hätte sehen können. „ Es ist ein wenig komplizierter. Alice Visionen bewahrheitet sich nur solange, wie die Personen bei einer Entscheidung bleiben. Die Zukunft eines jeden einzelnen hängt von dessen Entscheidungen ab, trifft man neue, ändert sich auch die Zukunft.“ Einen kleinen Moment sagte niemand von uns etwas. Dann seufzte er. „Du hast dich für den Tod entschieden.“ Das war Antwort genug also nickte ich. Die Stimmung war deutlich bedrückter geworden, also entschied ich das Gespräch wieder aufzunehmen. Ich wollte nicht, dass er sich wegen meiner Entscheidung selber quälte. Nicht jetzt…nicht hier…nicht wenn ich es mit ansehen musste. „Hat noch jemand eine besondere Fähigkeit?“ Ich rechnete mit einem Ja, erntete aber ein Kopfschütteln das mich ungemein erleichterte. Drei Sonderexemplare reichten. „Und wie wurde Alice zu einem Vampir?“ „Alice kann sich anders wie wir übrigen überhaupt nicht an ihr menschliches Leben erinnern. Was alles leichter für sie gemacht hat und noch immer macht. Wenn du nicht weißt was du verloren hast, kannst du diesem Verlust auch nicht hinterher trauern. Natürlich hatte sie angefangen zu recherchieren um ihrer Vergangenheit ein Gesicht zu verleihen. Sie war wohl von ihrer eigenen Familie in eine Anstalt eingewiesen worden, weil sie schon als Mensch die Fähigkeit besaß zu wissen was passiert, bevor es passiert. In dieser Anstalt arbeitete ein Vampir, der sich wohl in sie verliebt hatte. Dieser Vampir verwandelte sie und wurde dann selbst von einem anderen getötet. Als Alice erwachte lag sie neben der Asche ihres Schöpfers und musste sich anfangs alleine durchschlagen. Ihre Visionen waren zurück, deutlicher und realistischer als zuvor. Immer mit dem Blick auf die Zukunft überstand sie diese Zeit unbeschadet…wenn du mich fragst, hätte sie auch ohne Gabe nichts untergekriegt“, ich kicherte. „Und Carlisle?“ „Carlisle wuchs allein mit seinem Vater auf. Dieser hatte es sich als Priester zur Aufgabe gemacht, Hexen und Vampire zu jagen. Zu jener Zeit wussten die Menschen über unsere Existenz Bescheid. Viele unschuldige Menschen fanden durchs die Hände seines Vaters den Tod. Als sein Vater alt wurde, übertrug er Carlisle diese Aufgabe. Carlisle hatte schon als Mensch ein sanftes Wesen und strotzte vor Mitgefühl anderen gegenüber. Er zog keine voreiligen Schlüsse und schließlich traf er auf eine Gruppe wirklicher Vampire. Er trommelte Männer zusammen und begab sich mit ihnen zusammen auf die Jagd. Dabei wurden die Männer getötet und Carlisle gebissen. Er versteckte sich, ertrug stillschweigen die Verwandlung und…“ Ich unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Wieso ertrug?“ „Die Verwandlung ist schmerzhaft. Sie dauert in etwa 3 Tage an. Es…es fühlt sich an als würde man brennen. Jeder Millimeter steht in Flammen. Innen wie außen dieser sengende Schmerz. Niemand von uns hatte die Selbstbeherrschung still zu bleiben. Carlisle hatte sie.“ Es überstieg meine Vorstellungskraft wie schmerzhaft es sein musste. Ich konnte an seinem Gesichtsausdruck nur ablesen, dass es wohl sehr schmerzhaft gewesen war. „Als er erkannte, was aus ihm geworden war, versuchte er alles um sich umzubringen“, ich riss die Augen auf. AHA…so war das also. Interessant! Meinte er nicht einmal zu mir, dass kein Problem so schwerwiegend sein könnte um es mit Selbstmord zu lösen? Edward räusperte sich. Meine Augen hatten wohl verraten, was in meinem Kopf vorging. Er sah mich mit einem ganz unangenehmen Blick an. Ich sah sofort weg. „Weiter…“, forderte ich leise. „Als er feststellen musste, dass seine Versuche sinnlos waren, versteckte er sich tief in den Wäldern um keinem Menschen zu begegnen und verharrte dort… mehrere Tage ohne auch nur einen Tropfen Blut zu trinken. Noch heute ist es mir unbegreiflich, wie er dazu in der Lage war. Schließlich lief ein Rudel Rehe an seinem Versteck vorbei. Er war wahnsinnig vor Durst und stürzte sich auf sie. Er spürte wie er stärker wurde und erkannte, dass es eine Möglichkeit gab ohne Menschen zu töten dieses Leben zu leben. Denn schließlich, hatte er als Mensch auch Wild gegessen. Er wurde mit den Jahren völlig immun gegen den Geruch menschlichen Blutes und kann somit als Arzt arbeiten um leben zu retten ohne Angst haben zu müssen, Leben zu beenden.“ „Und ihr könnt das nicht?“ Mir war nicht entgangen mit welcher Begeisterung er davon erzählte. So, als wäre das was Carlisle erreicht hatte unerreichbar für ihn. „Nein…nicht ganz“, sagte er leise. „Frisches Blut weckt bei uns anderen sofort das Verlangen. Mit den Jahren haben auch wir immer mehr Selbstbeherrschung erlangt, aber es reicht noch immer nicht aus um eine natürliche Reaktion zu vermeiden. Nur mit großer Anstrengung gelingt es uns das Verlangen zurück zu drängen…es wird von Mal zu Mal besser. Jasper hat von uns allen die größten Schwierigkeiten, denn anders als wir, hat er Jahrzehnte lang menschliches Blut genossen.“ „Aber…“, ich setzte mich auf und zeigte mit beiden Händen auf mich. „Ich blute mehrmals täglich!“ „Dein Blut ist…“, er wackelte mit dem Kopf. „…verdreckt“, sagte er dann vorsichtig. „Ahhhh“, war mein geistreicher Kommentar. Also wittern sie das Heroin. Deswegen wussten sie auch sofort mit was sie es zu tun hatten als sie mich fanden. Ich hatte mich nie gefragt, wo Emmett plötzlich das Heroin her hatte oder wie er überhaupt wusste, dass er welches beschaffen musste. Sie hatten es alle gerochen als ich in der Gosse lag. Na das wurde ja immer besser. Ging es eigentlich noch peinlicher? „Angenommen mein Blut wäre nicht…verdreckt. Wie würdest du reagieren?“ „Genau wie jetzt auch. Ich würde neben dir sitzen und deine Hand halten.“ „Das wiederspricht sich doch.“ „Nein das tut es nicht. Weil du nicht irgendein Mensch für mich bist. Du bist die eine verstehst du? Meine Gefährtin!“ Was bitte war eine Gefährtin? „Wir Vampire sind dazu fähig die Liebe unseres Lebens zu finden. Es ist, wie eine Schwerkraft. Gefährten ziehen sich gegenseitig an, bis sie sich gefunden haben. Alice und Jazz, Emmett und Rose…Carlisle und Esme, sie alle sind Gefährten. Eine Liebe die mächtiger ist als alles andere. Verlieren sie einander, verlieren sie den Bezug zu sich selbst. Eine solche Liebe lässt sich schwer in Worte fassen. Gefährten würden alles für einander tun…alles für den anderen sein…“ Und ich verstand den Zusammenhang seiner Worte ohne lange darüber nachdenken zu müssen. Carlisle und Esme kanten sich schon, als Esme noch ein Mensch war und hatten bis zu ihrem Wiedersehen einander nicht vergessen. Rosalie rettete Emmett und trug ihn trotz des Blutes zu Carlisle. Alice sah Jasper in einer Vision und wartete auf ihn und Edward…Edward war plötzlich da, in dieser Gasse. Edward hatte mich gefunden! Ich war zu keiner einzigen Reaktion fähig. Ich starrte vor mich hin ohne etwas zu sehen. In meinem Ohren fing es wieder zu rauschen an. Ich reagierte erst wieder, als er unsere Hände hob. Er führte sie zu seinen Lippen und küsste ganz zart meinen Handrücken. Mein Herz setzte aus, nur um dann in doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen. Er fing augenblicklich an zu grinsen, während ich ihn mit großen Augen ansah. Hatte er das etwa gehört? Natürlich…deswegen hatte er auch vorhin sofort reagiert als ich im Bad saß und mich die Erkenntnis überfiel. Es war eine schier unendliche Zeit in der wir einander einfach nur ansahen. Währenddessen geisterte immer nur ein Wort durch meinen Kopf. GEFÄHRTIN! Ich hatte keine Ahnung was das jetzt für mich…für uns bedeutete. Das war auch nicht wichtig. Denn ich spürte, dass ich genau das für ihn sein musste. Seine Gefährtin! Und das es das war, was ich die letzten Tage gefühlt hatte. Ich war seine Gefährtin, das war das Band das nicht reißen wollte. Das Band, das mich immer näher zu ihm zog…unnachgiebig und ohne Kompromiss. „Was bedeutet das?“ „Das bedeutet…“, er lächelte. „…das du der Mittelpunkt meiner Existenz geworden bist. Ohne Einfluss darauf zu nehmen, hat sich eine Bindung zwischen uns gebildet der wir beide nicht entfliehen können. In dem Moment, als sich unsere Blicke zum ersten Mal begegneten hat das Schicksal seinen Lauf genommen. Du gehörst zu mir, wurdest ein Teil von mir, so wie ich ein Teil von dir wurde. Unsere Seelen haben sich miteinander verbunden. Wir sind vom Schicksal dazu bestimmt zusammen zu sein. Und niemand von uns, wird je wieder ohne den anderen Leben können“ Ich schüttelte wie ferngesteuert meinen Kopf. Ich zweifelte nicht an dem was er sagte, denn verdammt nochmal ich fühlte wie recht er hatte. Aber das…das…mir liefen stumm die Tränen. Das war wahrscheinlich so ein Vampirding. Nachdem was er mir alles erzählt hatte, zweifelte ich auch nicht an seiner Aussage, dass wir davor nicht entfliehen könnten. Es war wie es war und nichts und niemand könnte es aufhalten am allerwenigsten wir beide. Ich hatte es verstanden, natürlich hatte ich das, denn plötzlich ergab alles einen Sinn. Es war also noch schlimmer als ich vermutet hatte. Ich würde ihm also nicht nur das Herz brechen, ich würde ihn unwiderruflich zerstören. Ich würde ihn in Ewige Verdammnis schicken, ich würde ihm zu keinem Happy End verhelfen. Nicht so wie Alice und Jazz, Carlisle und Esme, Rose und Emmett. Nein es würde kein Bella und Edward geben. Bald würde es nur Edward geben und nur Edward würde nicht ohne Bella existieren können. Ich schluchzte… Keine Verliebtheit von seiner Seite…nein, eine bedingungslose Hingabe. Wahrscheinlich reichten seine Gefühle sogar noch sehr viel weiter. Ich sah es…seine Augen trotzen vor Gefühle…Gefühle für mich und ich…ich erwiderte sie mindestens genauso stark. Mir liefen noch mehr Tränen. Warum ich? Ich war kein Vampir! Wie kann es also sein, das es mich erwischte? Und was verdammt nochmal bedeutet das? Ein dicker Kloß bildete sich in meiner Kehle. Ich entriss ihm meine Hand und stand auf. Ich lief zum Fenster, es wurde langsam hell. Meine Hände zitterten. Ich schüttelte wieder den Kopf. Wie oft wollte mich das Schicksal eigentlich noch ficken? „Warum ich?“ Ich blickte weiter aus dem Fenster. Es dauerte eine Weile ehe er antwortete. „Das wird dir niemand beantworten können.“ Ich hörte an seiner Stimme wie verletzt er war. Natürlich war er das. Er hatte vermutlich damit gerechnet, dass ich ihm freudig um den Hals fallen würde aber das konnte ich nicht. Nicht wenn es ihn zerstören würde. Ich konnte in diesem Moment auch keine Rücksicht auf ihn nehmen. „Aber ich bin kein Vampir.“ „Diese Bindung gibt es nicht nur bei uns Vampiren. Nur ist sie sehr viel intensiver bei uns. Und somit auch für dich. Mit wem oder was es passiert spielt keine Rolle. Wichtig ist doch nur, dass man sich findet.“ Ich lachte erneut auf. Verstand er denn gar nicht was das bedeuten wird? Wie kann es wichtig sein, wenn es Probleme mit sich bringen wird? Bevor es passierte, kam er doch auch gut allein zu Recht…jetzt würde er wohl nie wieder allein zurechtkommen. Was also war gut daran? Und ich…was passierte nun mit mir? Lag es eigentlich noch in meiner Hand über mich selbst zu entscheiden? „Alles wird gut werden, Bella!“ Versuchte er sich selber zu überzeugen? Ich schüttelte wieder den Kopf. Gar nichts würde gut werden. Einer von uns beiden würde Leiden. Es gab überhaupt keine andere Möglichkeit. Unter anderen Umständen würde ich es sofort auf mich nehmen aber nicht mit meiner Vorgeschichte, nicht mit diesen Konsequenzen…mit dieser Sucht. Ich war zu schwach…vielleicht auch zu feige um das alles auf mich zu nehmen. Niemals in meinem Leben wollte ich wieder so Leiden müssen. Und was war die Konsequenz daraus? Wieso sah er denn nicht, dass er die Konsequenzen tragen müsste? Warum sah er nicht, wie schlecht ich für ihn war? Und was würde das jetzt noch ändern? Das Schicksal hatte längst entschieden. Mal wieder und ich…ich musste zusehen wie ich damit klarkam…wir beide mussten das. Fakt war aber, das ich überhaupt nicht damit klar kam. „Ich kann verstehen, dass dich das alles aufwühlt…“, er war ebenfalls aufgestanden und nun neben mich getreten. Ich sah ihn noch immer nicht an. „Es gibt so viele Möglichkeiten für dich, für uns. Du musst nur anfangen dich für eine zu entscheiden“, sagte er leise. „Entscheiden ja? Warum muss unbedingt ICH mich entscheiden… scheiße nochmal? Ich habe mich doch schon längst entschieden und dann kommst du und alles…alles ändert sich und ich…ich muss damit leben. Und jetzt soll ich mich entscheiden. Welche Entscheidung hättest du den gerne, Edward?“ Ich war immer lauter geworden und wütend funkelte ich ihn an. „Und sag mir warum? Warum soll ich mich überhaupt entscheiden? Warum soll ich mir 1000 Gedanken über 1000 mögliche Wege machen um am Ende einen Weg zu wählen, wenn das Schicksal doch schon längst für mich gewählt hat? Schon wieder…“ Ich schluckte und fuhr mir fahrig über das Gesicht. Seine Haltung war in sich zusammengesunken. „Dein Kopf und dein Herz sind sich nicht einig“, er flüsterte. „Das waren sie noch nie gewesen“, spie ich. „Es spielt doch auch überhaupt keine Rolle. Nichts spielt mehr irgendeine Rolle. Ich bin an dich gebunden. So schön das Gefühl auch sein mag, ich kann es nicht akzeptieren. Du hast einfach keine Ahnung was das bedeutet. Ich werde noch immer sterben…“, er wollte etwas sagen, ich gebot ihm mit einem einzigen Blick einhalt. „…komm nicht auf die Idee mich anders überzeugen zu wollen. Ich sehe nicht ein, dass mich mal wieder das Schicksal kontrolliert. Ich liebe dich…aber deswegen muss ich dir noch lange nicht hoffnungslos verfallen sein. Es tut mir Leid…es tut mir alles so Leid aber ich kann da einfach nicht mitspielen. Ich bin die falsche für dich…vielleicht hat sich das Schicksal geirrt. Dort draußen gibt es millionen Mädchen, dort wird doch wohl eine dabei sein die deiner Liebe würdig ist. Mit mir…“ Noch ehe ich reagieren konnte, hatte er mich an den Schultern gepackt, an sich gezogen und seine Lippen auf meine gepresst. Statt eines spitzen Schreies entkam mir ein sehnsüchtiges seufzen. Statt eines Trittes in die Magengegend, presste ich mich wie eine ertrinkende an ihn. Seine Lippen waren hart…unnachgiebig und kalt und das beste was ich je gefühlt hatte. Als er den Mund öffnete, kam mir sein kalter Atem entgegen. Gierig öffnete ich ebenfalls die Lippen um alles was er mir geben konnte aufzusaugen. Noch niemals zuvor war ich so geküsst worden. Mit so viel Liebe…mit einer solchen Leidenschaft…mit einem so bitteren Beigeschmack auf der Zunge. Während wir uns küssten weinte ich. Ich weinte um ihn, um mich…um all das was wir nie gemeinsam erleben würden. ************* Puhhhh…endlich geschafft. Ich habe keine Ahnung warum, aber dieses Kapitel hat mich fertig gemacht. Entschuldigt also bitte Grammatik…Zeitformen und Rechtschreibfehler, die es definitiv mehr gegeben hat als üblich. ^^ Ich bin nach jedem Absatz wieder rausgekommen. Meine Konzentration war die letzten Tage einfach im Bett geblieben. Wenn ihr mir sagt…scheiße was hast du denn da geschrieben, dann werde ich es definitiv noch mal überarbeiten. Solltet ihr allerdings sagen…HEY so schlimm wie du schon wieder denkst ist es gar nicht, dann werde ich den Teufel tun mich diesem Kapitel noch einmal zu widmen. ^.^ Ich wünsch euch was… GGGLG Alex Kapitel 33: Komplizierte Beziehung mit oder ohne Zukunft!? ---------------------------------------------------------- Hallohooo…ein wunderbarer Tag für ein neues Kapitel. Die letzten beiden waren sehr aufwühlend für Bella. Wird es so weitergehen oder schlägt ihre Stimmung ein weiteres Mal um? Viel Spaß! *********** Bella POV „Bitte hör auf“, murmelte ich an seinen Lippen. Doch er hörte nicht auf. Im Gegenteil, sein Mund wurde noch fordernder. Er erdrückte mich mit seiner Liebe und alles was mir übrig blieb war, diesen Druck zu genießen. Er stöhnte in meinen Mund. Meine Beine gaben nach, meine Augen rollten zurück und doch blockierte nur dieser eine Gedanke…das es falsch sei… meinen Kopf. Dieser Gedanke verhinderte, dass ich mich komplett fallen lassen konnte. Anders wie Edward…ich hatte das Gefühl er fiel gerade. Mitten in den Abgrund hinein ohne, dass es ihn kümmerte. Meine Lippen bebten, mein Weinen wurde lauter… erst dann ließ er von mir ab. Ein letzter zarter Kuss auf meine Unterlippe, ein streichen über meinen Kiefer dann kippte meine Stirn gegen seine Schulter. Er hielt mich während ich weinte. Seine Hände malten kleine Kreise auf meinen Rücken, versuchten mich zu beruhigen. Doch ich wollte mich nicht beruhigen. „Hör auf zu weinen“, murmelte er…das Gesicht in meinen Haaren vergraben. Ich konnte nicht. „Du stehst dir selber im weg. Versuche einfach anzunehmen was passiert ist.“ Ich hob den Kopf. Im Morgengrauen sah er am schönsten aus. „Wie soll ich mit dieser Liebe umgehen, Edward? Sage mir, wie ich deine Gefährtin sein soll wenn ich doch weiß…wenn ich doch sehe wie das Ende aussehen wird?“ An meinen Schultern drückte er mich weg. Sah durch mich hindurch, direkt auf meine Seele. Ich konnte fühlen wie er sie streichelte, sie zusammenhielt. Ich verstand nicht, wie Augen so viel zeigen konnten. Wie seine Augen mir so viel geben konnten. Mich so gut verstehen konnten…aber diese Augen taten es. Sie sahen alles! Alles was ich war…bin…und sein wollte! Und in diesem Moment gab ich den Widerstand auf. Ich würde mich nicht länger gegen eine Liebe wehren, gegen die ich niemals ankommen würde. Es war wie immer wie es war. Und wenn das Schicksal uns für den Moment zusammen brachte um uns kurze Zeit später dem anderen zu entreißen dann war es so. Ich hatte mehrmals versucht dem Schicksal die Stirn zu bieten…ich war immer gescheitert. Es war sinnlos es noch einmal zu versuchen. Und dennoch konnte ich nicht aufhören traurig darüber zu sein. Und ich würde es wohl auch bis zum Ende hin bleiben. Ich würde mir bis zum Ende hin die Schuld an alle dem geben. Ich würde bis zum Ende hin darüber nachdenken wie grausam und falsch das alles war und doch…würde ich bis zum Ende hin von ihm zehren und alles nehmen was er mir geben konnte. „Es tut mir so leid.“ Ich entschuldigte mich nicht für die letzten Minuten. Ich entschuldigte mich für die Zukunft. Er nickte, denn er verstand, dass ich meinen Egoismus meinte. Es vergingen weitere Minuten in denen wir einander einfach nur in die Augen sahen. Minuten in denen ich mich zum ersten Mal in meinem Leben wie eine begehrungswürdige Frau fühlte. Aber auch Minuten in denen ich mich fragte wo die Stille in meinem Kopf geblieben war. Ich würde noch heute mit Carlisle sprechen. Den abgesehen von alle dem was ich heute erfahren hatte galt es für mich noch immer, den Grund meines klaren Geistes zu entschlüsseln. Den Grund für all die Gedanken die mich folterten. „Wie wird es jetzt weitergehen…zwischen uns?“ „Wie auch immer du willst“, hauchte er. „Ich bin noch immer eine süchtige. Kannst du damit umgehen?“ „Ja…“, sprach er ohne zu zögern. „..Ich bin noch immer ein Vampir. Wirst du damit umgehen können?“ „Ja…“, sprach auch ich ohne zu zögern. „Dann wird sich alles andere fügen.“ Er sagte das, ohne einen Funken Zweifel. Doch ich war gefangen in meinen Zweifeln. Gefangen in meinen Gedanken die sich andauernd im Kreise drehten. „Ich muss mich ein bisschen ausruhen. Ich muss…mir platzt gleich der Schädel wenn ich auch nur einen winzigen Moment weiter denke.“ „Dann höre einfach auf damit“, sagte er leise. Ich lachte humorlos. „Wenn das nur so einfach wäre! Wenn ich das nur könnte. Wenn ich das nur jemals gekonnt hätte…ich meine aus eigen Stücken verstehst du dann…dann wäre ich doch nie so geendet.“ Er runzelte die Stirn. „Heroin“, war alles was ich sagte. Ich wusste natürlich, dass es überhaupt nichts brachte. Nicht mehr…jedenfalls erzielte es nicht mehr den Erfolg den es einst erzielt hatte. Warum auch immer… Aber wenigstens beruhigte es mich. Und Momentan war das alles was ich wollte. Ein kleiner Moment Ruhe! Auch wenn es die Gedanken nicht aufhielt, so machte es sie leichter zu ertragen. Wenigstens eine Weile lang. „Ich hab dir vor…“, er überlegte kurz. „…vor drei Stunden etwas gegeben.“ Ich kniff die Augen zu schlitzen zusammen. „Muss ich dir jetzt noch eine verdammte Rechenschaft ablegen? Du kommst also damit klar ja…und wo? Du erzählst mir von Vampiren, vom Töten, vom ewigen Leben von Gefährten. Du wirfst mich einfach ins kalte Wasser und jetzt, jetzt gönnst du mir nicht mal einen kurzen Moment Ruhe. Scheiße nochmal…“, ich entriss mich seinem Griff. „…ich will doch einfach nur…ich will doch nur Ruhe haben. Ich habe dir die letzten Stunden zugehört. Ich habe mit anhören müssen das ich in diesem komischen Leben mit involviert bin. Ich hab das alles schlucken müssen…“, mir liefen erneut die Tränen während ich mich in Rage redete und durchs Zimmer lief. „…dann kommst du noch mit dieser unzerstörbaren Liebe. Dann dieser Kuss der alles so endgültig gemacht hat und dieser Entscheidung es hinzunehmen. Jetzt stehst du da und und…“ Von einer Sekunde zur anderen war er bei mir. Ich schrie als er mich plötzlich wieder an den Schultern packte. Ich hatte nicht mal gesehen wie er sich bewegte. Mein Mund stand offen und mit großen Augen sah ich ihn an. Sah das erste Mal den Vampir in ihm. „Ist ja schon gut. Beruhige dich…“ Ich nickte, nicht in der Lage mich zu rühren. „Denkst du ich weiß nicht, dass das alles zu viel für dich war.“ Ich rührte mich noch immer nicht. „Deine wechselnde Stimmung macht mich fertig“, fluchte er leise. Ich sackte unter seinen Händen zusammen. Er stützte mich. „Tut mir Leid“, sagte ich wieder. „Ich…ich kann das nicht kontrollieren. Eigentlich möchte ich nicht immer so aufbrausend sein aber es ist…“, ich zuckte so gut es mir mit seinen Händen darauf möglich war die Schultern. „Ich versteh schon…es ist das Heroin…Carlisle meinte einmal, es würde die Persönlichkeit veränder.“ „Ja das Selbstbewusstsein“, sagte ich leise. „Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen.“ „Das werde ich wohl“, seufzte er. Mir war unwohl im Magen. Die Geschwindigkeit die er gerade bewiesen hatte, tat ihren Beitrag dazu. „Würdest du mir bitte etwas holen?“ Ich sah nicht auf, ich sah auf seinen Brustkorb der sich rascher hob und senkte und mir zeigte, wie sehr er mit sich kämpfte. Schließlich ließ er mich los und trat einen Schritt zurück. Vorsichtig sah ich auf. Er hatte jeglichen Ausdruck in seinem Blick verloren. „Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich dir nach 3 Stunden eine ganze Dosis geben werde.“ Ich schüttelte sofort eilig den Kopf. „Keine ganze…nur ein bisschen. Ein Viertel Gramm vielleicht. Bitte Edward, bitte.“ Mein Blick war flehend. Seiner niedergeschlagen. „Wie du willst.“ Er verließ ohne ein weiteres Wort mein Zimmer. Eine geschlagene Minute starrte ich auf die Tür durch die er gegangen war. Mir war noch unwohler als vorher. Das alles hier würde kein gutes Ende nehmen. Erschöpft schlürfte ich zurück zu meinem Bett. Seine Augen waren noch immer niedergeschlagen als er zurück kam. Wortlos schob er das Tablett aufs Bett und setzte sich auf den Rand, mit dem Rücken zu mir. Mit einem tiefen seufzen, zog ich es gänzlich vor mich. Ich beachtete ihn nicht während ich mir einen kleinen Druck zu Recht machte. Edward POV Als sie hinter mir keuchte schloss ich die Augen. Ich hätte eigentlich damit rechnen müssen. Sie konnte die ganze Wahrheit überhaupt nicht einfach so wegstecken. Dafür war sie zu sehr daran gewöhnt alle Probleme die sich auftaten mit Rauschgift zu betäuben. Ich dachte an unseren Kuss…an ihren süßen Geschmack…an ihr zartes seufzen und lächelte. Mich hatte eine unglaubliche Erleichterung befangen als auch das letzte bisschen Wahrheit ausgesprochen war. Wir würden darauf aufbauen können. Auch wenn es noch immer schwierig für mich war mit ihrer wechselnden Stimmung umzugehen, so dachte ich doch, dass wir einen guten Weg finden würden. Ich drehte mich zu ihr. Sie sah so unglaublich verletzlich aus in diesen Momenten. Doch wenn man genau hinsah, erkannte man das befriedigende Lächeln auf ihren Lippen. Zart angedeutet und doch so aussagekräftig als hätte sie ihren Genuss laut herausgeschrien. Selbst die Wahrheit konnte sie nicht dazu bewegen in eine andere Richtung zu denken. Noch immer war ihr einziges streben der Tod. Selbst jetzt, wo sie über meine…unsere Gefühle und deren Hintergründe Bescheid wusste wog sie keine andere Möglichkeit ab. War sie so sehr geblendet? Wieso sah sie den nicht, dass sie sehr wohl eine Zukunft mit mir haben könnte? Wollte sie nicht sehen was ich sah? Oder war diese Lösung so abwegig für sie, dass sie keinen Gedanken in diese Richtung verschwendete? Ich sah doch wie sehr es sie quälte. Die Ungewissheit was aus mir werden würde wenn sie nicht mehr war. Nur deswegen versuchte sie Abstand zu nehmen. Nur deswegen bekämpfte sie ihre Gefühle. Nur deswegen fiel ihr die Akzeptanz so schwer. Also warum kam ihr dann nicht der leiseste Gedanke für eine gemeinsame Zukunft zu kämpfen? Warum begann sie nicht, sich eine gemeinsame Zukunft vorzustellen? Würde sie das…dann würde sie diese Liebe auch mit Begeisterung ausleben. Ich musste sie unbedingt überzeugen. Wenigstens so weit, dass sie mit gutem Gewissen ihre Gefühle zulassen und leben konnte. Dass ich sie nicht von heute auf morgen von einem Entzug überzeugen konnte war mir klar. Ich konnte sogar nachvollziehen, dass sie momentan keinen Weg für eine glückliche Zukunft sah. Den das Wort Zukunft, hatte für sie schon lange keine Bedeutung mehr. Aber eine Beziehung mit mir war greifbar. Sie musste nur von ihrem Gewissen befreit werden. Vorsichtig nahm ich ihr die Spritze aus ihrer schlaffen Hand und legte sie weg. Sie grunzte. Ein wirklich niedliches Geräusch. Als sie verschleiert die Augen öffnete atmete ich unnötiger Weise tief durch. Ihr Blick klärte sich und sofort wurde sie unruhig. Sie drehte ihren Kopf erst zur einen Seite dann zur anderen. Schließlich entdeckte sie mich…man sah sofort wie sie sich entspannte. Sie dachte doch nicht wirklich, dass ich gegangen wäre? „Besser?“ Meine Stimme war leise, fast flüsternd. Ich wusste, dass ich sie aufbauen musste. Ich sah ihr das schlechte Gewissen an. „Danke“, sagte sie genauso leise. „Nicht dafür.“ Sie wirkte verunsichert. Und diese Tatsache störte mich. Sie sollte sich immer sicher bei mir fühlen. Egal wann…egal wo. Sie könnte mich noch so sehr anfahren, hinterher sollte ihr immer klar sein, dass ich nach wie vor für sie da war. Ich rutschte neben sie…lehnte mich mit dem Rücken ans Bettgestell und klopft auffordernd zwischen meine Beine. Ohne zu zögern, kam sie dieser Aufforderung nach. Meine Arme legten sich wie selbstverständlich um ihren Oberkörper. Ich zog sie mit dem Rücken fest an meine Brust. Leise in sich hinein seufzend lehnte sie ihren Kopf zurück an meine Schulter. So saßen wir eine Weile, ohne ein Wort zu sagen…bis sie plötzlich zu kichern begann. „Was ist so lustig?“ „Ich warte die ganze Zeit darauf, dass sich dein Brustkorb bewegt und jetzt, nach mehreren Minuten muss ich einsehen, dass er das wohl nicht tun wird.“ Kräftig holte ich Luft. Sie kicherte wieder. „So besser?“ „Das ihr nicht atmen müsste“, sie klang verträumt. „Es ist nicht nötig aber auf Dauer sehr störend. Wenn wir keine Luft holen, können wir auch nichts riechen. Stell dir einen Vampir ohne Geruchssinn vor…das wäre wie…ein Hai der nicht schwimmen kann.“ Sie lachte leise, nur ganz kurz denn schon bald erstarb es. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Oder wie ich anfangen sollte. Ich wollte ihr Gelegenheit geben ihre Gedanken zu sortieren. Ich kam zwar nicht in ihren Kopf, was schade war, denn ich könnte ihr so garantiert besser helfen. Aber auch ohne meine Gabe wusste ich, dass ihre Gedanken auf Hochtouren arbeiteten. Mal wieder… „Es ist komisch…“, begann sie. „…das hier zwischen uns ist so neu…und doch fühlt es sich so selbstverständlich an.“ „Das ist eines der Vorteile. Wir müssen uns nicht erst kennenlernen und uns dann verlieben. Wir überspringen einfach den komplizierten Teil. Es ist doch auch viel schöner wenn man zu 100 Prozent weiß, dass der andere es ernst meint.“ „Etwas das Vorteile hat, hat aber leider Gottes auch seine Nachteile“, sagte sie leise. „Wieso sagst du das?“ „Weil es so ist. Mach doch deine Augen auf, Edward. Hast du dich einmal gefragt was wird, wenn ich nicht mehr bin?“ „Im Augenblick versuche ich für den Moment zu leben. Warum kannst du das nicht auch?“ „Wenn ich das wüsste“, murmelte sie leise. „Du kannst mir aber nicht erzählen, dass du keine genauen Zukunftsvisionen vor Augen hast.“ Ich stöhnte. „Bella bitte…können wir vielleicht aufhören das Für und Wieder dieser Konstellation abzuklären. Ich finde, du hast deinen Geist heute schon genug belastet. Natürlich habe ich eine Zukunftsvision ich denke jedoch nicht, das es angebracht wäre sie dir jetzt zu erzählen. Kannst du das akzeptieren?“ Sie dachte einen Moment darüber nach. Dann nickte sie. „Ist wahrscheinlich besser so. Ich kann mir schon vorstellen wie diese Vision aussieht.“ Ich schloss bedauernd die Augen. Sie hatte sich nicht zurückgehalten möglichst viel Verachtung in ihren letzten Satz zu legen. „Ich wünschte du würdest aufhören nur das negative aus dieser Liebe zu ziehen. Ich wünschte mir so sehr, dass es dich glücklich machen würde.“ Sie setzte sich auf, drehte sich zwischen meinen Beinen und fixierte mich. „Es macht mich glücklich…“, sie nahm meine Hände. „…das musst du mir glauben. Ich bin sogar sehr glücklich. Es…es ist ein so tolles Gefühl endlich zu wissen was mit mir geschehen ist. Es ist so wunderbar von dir aufrichtig geliebt zu werden aber…aber es geht auch alles so furchtbar schnell. Noch vor einer Woche kannte ich dich überhaupt nicht und plötzlich bist du der Mittelpunkt meiner Welt geworden, noch dazu ein Vampir. Und plötzlich liegt Glück und Unglück wieder in meinen Händen…das tat es schon so oft. Ich bin einfach nicht mehr stark genug die Konsequenzen zu tragen. Aber du wirst sie tragen müssen und das tut mir Leid…so unendlich leid, denn ich bin zu schwach um es zu verhindern…“, eine Träne tropfte auf meinen Handrücken. „…ich habe so viel erlebt…so viel gesehen. Seit dem ich hier bin, sehe ich die Welt mit anderen Augen und ich kann leider nicht behaupten froh darüber zu sein. Weißt du…vorher…vorher war alles so einfach gewesen. Mein altes Leben kommt mir plötzlich so fremd vor obwohl nur so wenig Zeit dazwischen liegt. Ich bin verwirrt…überfordert. Auch wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst, so habe ich doch vieles zurückgelassen. An jenem Tag als ihr mich mitnahmt verlor ich genauso viel, wie ihr mir gegeben habt. Da ist eine große Lücke in meinem Herzen und nicht einmal du bist fähig sie aufzufüllen“, sie schluchzte. „In den wenigen Tagen ist so viel passiert. Ich bin es nicht gewohnt von einer Erleuchtung in die nächste zu stolpern. Und es macht mich krank nicht zu wissen was noch kommen wird aber eins weiß ich sicher…ich werde mein altes Leben nie wieder zurück bekommen. Ich werde nie wieder zusammen mit…“, es schüttelte sie. „…aber das aller schlimmste ist eigentlich…das ich aufgehört habe darüber nachzudenken. Ohne es zu wollen wurde mein altes Leben zweitrangig. Das Leben das mir so viel gab…auch das wirst du sicher nicht verstehen können, aber es ist tatsächlich so. Denn auch wenn es unglaublich klingt so gab es für mich in diesem leben nicht nur Aitsch. Ich weiß, dass sich das albern aus dem Mund einer Fixerin anhört aber Fakt ist, das es da etwas gab,…etwas was mir noch mehr bedeutete…“, sie schluckte einen dicken Kloß hinunter. „…hier stürzen ganze Lawinen an Gedanken auf mich nieder, das mir der Platz fehlt über das nachzudenken was mir so unglaublich wichtig war. Ich empfinde wahnsinnige Schuld dabei, doch was soll ich tun? Ich habe keine Energie mich auch noch damit zu beschäftigen. Dabei müsste ich das…ich müsste mich seelisch Hinrichten für das was passiert ist. Doch alles dreht sich immer nur um…um dich!“ Es war kein Vorwurf den sie mir da machte. Es war die pure Verzweiflung die da aus ihr sprach. Und das aller erste Mal hatte ich wirklich das Gefühl der wahren Bella gegenüber zu sitzen. „Ich habe so angst…dass ich es vergessen könnte… dass ich ihn vergessen könnte.“ Sie schloss traurig die Augen. „Was ist an dem Tag passiert als wir dich fanden?“ „Ich kann nicht darüber reden. Es tut zu weh…kannst du das verstehen“, mit tränenüberflutetem Gesicht sah sie mich hilflos an. Ich wusste nicht wie unser Gespräch plötzlich in diese Richtung kippen konnte…denn mit unserer Bindung hatte es nichts mehr zu tun… aber ich war dankbar über jeden kleinen Einblick in ihre Seele also nickte ich. Auch wenn ich mich sofort fragte, wer oder was die Lücke in ihrem Herzen hinterlassen hatte. Als sie von einem erneuten Schluchzer geschüttelt wurde, zog ich sie wieder in meine Arme. Sie weinte leise und mir war klar, dass es ihr noch schlechter gehen musste als ich angenommen hatte. Ich war davon ausgegangen, dass sie hier nichts vermissen könnte. Carlisle hatte uns erzählt wie wenig wert Abhängige auf Beziehungen legten. Das sie einzig und allein das Suchtmittel im Kopf hatten. Jetzt wurde mir klar, dass es in ihrem vorigen Leben mehr gegeben haben musste. Ich war der festen Überzeugung, das alles was sie hier vermissen könnte vielleicht die Unabhängigkeit war. Ich lag falsch… „Es tut mir Leid, dass du das alles auf dich nehmen musst.“ Sie hob den Kopf, zog die Nase hoch und schüttelte den Kopf. „Das muss es nicht“, plötzlich lächelte sie. „Was ich dir eigentlich sagen wollte war…das ich versuchen werde diese Beziehung mit dir einzugehen ohne weiter daran zu denken wie ich sie aufhalten kann.“ Es fiel ihr schwer das auszusprechen. Und ich wusste, dass sie es auch nicht so schnell umsetzen könnte. Aber es war erleichternd diese Worte aus ihrem Mund zu hören. Fazit war, wir waren einen großen Schritt weiter gekommen und meine Gebete wurden erhört. Ich hatte es geschafft, sie von dieser Liebe zu überzeugen. Mit beiden Daumen strich ich ihre Tränen fort. Ihre Augen waren Blutunterlaufen und ihre rissige Haut errötet. Es war wichtig, dass sie jetzt endlich zur Ruhe kam. Doch bevor ich auch nur ansatzweise dafür sorgen konnte stieg mir ein böser Geruch in die Nase. „Bella…“, rief ich entsetzt. Doch Bella war schon längst aufgesprungen und Richtung Bad gelaufen. „Was zum Teufel…“, ich rannte ihr sofort hinterher. Sie hing gebeugt über dem Waschbecken. Mit Schrecken beobachtete ich das weiße Porzellan das sich mit jedem Tropfen roter färbte. „Bella…“, meine Stimme zitterte. „Alles gut…kannst du mir bitte mal den Waschlappen geben.“ Ich wusste nicht was mich in diesem Moment mehr aus der Ruhe brachte. Die Tatsache, dass sie einfach so starkes Nasenbluten bekam oder ihre eigene Gelassenheit dabei. Ich nahm den Lappen vom Harken und reichte ihn ihr. „Danke“, murmelte sie. Alles was ich tun konnte, war hilflos dabei zuzusehen wie sie versuchte die Blutung zu stoppen. Mittlerweile war das Becken von oben bis unten mit Blut besiedelt. Sie spülte den Lappen noch einmal aus…legte den Kopf in den Nacken und drückten ihn auf ihre Nase. Dann drehte sie ihr Gesicht,… so gut es ihre Position zuließ… in meine Richtung. „Du wirkst noch blasser“, sie kicherte. Für ihren schrägen Humor hätte ich ihr am liebsten eine verpasst. Ganz ehrlich…Gerade eben noch war sie am Boden zerstört, jetzt grinste sie mir frech ins Gesicht. Dass ihr von diesen Hoch und Tiefpunkten nicht übel wurde wunderte mich. „Kommst du mit dem vielen Blut klar?“ Fragte sie gleich darauf und fummelte blind an dem Wasserhahn rum. „Kein Problem…“, presste ich heraus. „…ich sagte doch, dass dein Blut nicht gerade anziehend wirkt. Im Übrigen, bin ich so gesehen immun gegen dich.“ „Okay…“, sie zuckte die Schulter. Nach einem kurzen Augenblick entfernte sie den Lappen. Erleichtert stellte ich fest, dass die Blutung vorüber war. Sie reinigte sich noch schnell, begutachtete ihr Shirt auf mögliche Flecken die es aber nicht gab, nahm meine Hand und führte mich zurück zum Bett. „Es ist alles in Ordnung, Edward.“ Beruhigte sie mich als wir beide uns wieder gegenüber saßen. „Das sagst du so leicht. Das ist doch nicht normal gewesen.“ „Nein natürlich nicht…“, sie rollte die Augen. „…erinnerst du dich an Carlisle Diagnose? Zu viel Koks…ausgetrocknete Nasenschleimhaut und so…“, sie zuckte wieder die Schultern. „Das passiert mir öfter. Eigentlich wundert es mich, dass es nicht schon längst passiert ist. Also mach dir keine Gedanken…“, jetzt seufzte sie. „Wenn du…wenn du diese Beziehung möchtest dann wirst du dich daran gewöhnen müssen. Wie ich schon sagte…ich bin noch immer ein Junkie. Ich weiß, dass dich diese Tatsache belastet. Aber du wirst es akzeptieren müssen, denn es wird sich daran nichts ändern verstehst du?“ Sie wirkte traurig, weil es sie traurig machte was sie da eigentlich von mir verlangte. „Ich würde Lügen wenn ich dir sagen würde, dass mir diese Tatsache nichts ausmacht. Es macht mich traurig zu wissen, dass es da noch etwas gibt von dem du nicht los kommst, abgesehen von mir…“, ich versuchte mich an einem Lächeln…ich scheiterte. „…Ich werde vielleicht hin und wieder Schwierigkeiten damit haben und nicht angemessen reagieren. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich trotzdem…egal was ist…für dich da sein werde. Bestimmt werden wir des öfteren aneinander geraten. Du, hast deine Gefühle ja nicht gerade gut unter Kontrolle und aus diesem Grund, könnten auch meine mit mir durchgehen…“, nun lächelte sie. „…aber denk bitte immer daran, dass ich dich so akzeptiere wie du bist. So habe ich dich kennen und lieben gelernt. Und bitte nehm es mir nicht übel wenn ich versuchen werde dich irgendwie zu retten. Denn das werde ich, darauf wirst du dich verlassen können…das liegt in meiner Natur. Doch bei einem kannst du dir immer sicher sein. Ich werde dich nie…unter keinen Umständen…zu irgendetwas zwingen…“, in ihren Augen bildeten sich erneut Tränen. „…Dein freier Wille ist mir wichtig, Bella. Wenn du diese Sucht und alles was dazu gehört weiter auf dich nehmen willst, aus welchen Gründen auch immer…dann werde ich da sein und dich weiter auf diesem Weg begleiten. Wenn du dich aber doch irgendwann…“, sie wollte etwas sagen. „Bitte lass mich ausreden“, wiederwillig nickte sie. „…Wenn du dich aber doch irgendwann dagegen entscheiden solltest, werde ich dich halten und diesen schweren Weg mit dir gemeinsam gehen egal was kommt.“ „Das wird aber nicht passieren“, sagte sie sofort bissig.“ „Bitte…reg dich nicht gleich wieder auf. Ich sagte doch, dass es allein in deiner Hand liegt. Du sollst nur wissen, dass ich da sein werde.“ „Gut…“, sagte sie leise. „…aber komm nicht auf die Idee, mir täglich Plädoyers zu halten.“ „Natürlich nicht.“ „Also versuchen wir es? Eine Beziehung führen?“ Sie sah mich fragend an. Ihr Gesichtsausdruck war urkomisch. Lachend zog ich sie in meine Arme. „Nichts lieber als das.“ Ich hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Sie schloss seufzend die Augen. Ich stöhnte, denn von weitem hörte ich Alice schrille Stimme und spannte mich an. Zur falschen Zeit am falschen Ort…wie immer! „Was ist los?“ „Die anderen kommen.“ Sie setzte sich aufrecht und runzelte die Stirn. „Kommen? Wo waren sie denn?“ „Jagen“, sie schluckte. „Okay…wo, wo sind sie jetzt?“ „Einige Meilen von hier.“ „Und du kannst sie schon hören?“ „Ich kann sie auch riechen“, grinste ich. „Und ihre Gedanken? Kannst du die auch hören?“ Jetzt erwachte die Neugierde in ihr. „Alice hat unseren Kuss gesehen.“ Stöhnend ließ sie sich zur Seite kippen. Ich kicherte. „Ich denke sie kann meine Zukunft nicht sehen“, jammerte sie. „Sie hat meine gesehen, als ich mich entschieden hatte dich zu küssen. Sie hatte gerade eben auch gesehen, wie du dich entschieden hattest mich einfach zu lieben und die Konsequenzen einfach mal Konsequenzen sein zu lassen.“ Sie griff nach dem Kissen und drückte es auf ihr Gesicht. „Hat man hier den keine Privatsphäre?“ Ihre Stimme war stark abgedämpft. Ich entfernte das Kissen und grinste auf sie nieder. „Daran wirst dann wohl du dich gewöhnen müssen.“ Sie zog eine Grimasse. Doch plötzlich kam leben in sie und ruckartig setzte sie sich auf. Ich konnte noch gerade so meinen Kopf zurück ziehen. Für einen Menschen hatte sie eine schwer einzuschätzende Reaktionsfähigkeit. Allein wenn ich an die Backpfeife vorhin zurück dachte traf mich Unglauben. „Wenn du sagst du kannst sie hören dann…dann bedeutet das doch, dass sie uns ebenfalls hören können“, ich nickte. „Also haben sie diesen Satz gerade eben gehört?“ Ich nickte wieder…sie kreischte. „Dann habt ihr ja, seit dem ich hier bin, jedes einzelne Geräusch von mir wahrgenommen“, ich reagierte lieber mit keinem Nicken. „Wie krank…“, sie fluchte unverständliches Zeug. „…selbst wenn ich auf dem Klo saß?“ Ich reagierte noch immer nicht. Sie kreischte erneut. Nun, das war die Reaktion auf die ich eigentlich vorhin schon gewartet hatte. „Natürlich…“, giftete sie fassungslos. „…deswegen wusstest du auch das ich jede Nacht weine. Deswegen…“, sie verzog das Gesicht. „OH GOTT…“, jammerte sie plötzlich und schlug sich beide Hände vors Gesicht. „Deswegen weiß Carlisle auch das ich unter Verstopfung leide.“ Sie riss die Augen auf. „Er hat es gerochen oder?“ Ich reagierte noch immer nicht. Denn im Augenblick hatte ich keine Ahnung wie ich reagieren sollte. Ich ahnte, dass egal wie ich reagieren würde…sie damit nicht zufrieden wäre. „Verdammte scheiße nochmal das ist doch einfach…“, sie wedelte wild mit den Armen herum. «Erstklassiges Gespräch», grölte Emmett in meinem Kopf. Angepisst schaltete ich meinen Radar aus. „Beruhige dich doch.“ „Ich soll mich beruhigen? Hast du sie eigentlich noch alle?“ Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Entschuldige…“, stammelte sie sofort. „Aber wie soll ich mich den bitte beruhigen? Meinst du die Tatsache, dass ihr jedes meiner Geräusche hören könnt beruhigt mich? Selbst wenn ich leise furze, weiß doch sofort jeder von euch, dass ich es war.“ Im Wald brach schallendes Gelächter aus. Selbst Carlisle und Esme hielten sich nicht zurück. Ich stöhnte wieder. In solchen Momenten erkannte ich den geschmacklosen Humor meiner Familie. „Du musst dir da wirklich keine Gedanken drüber machen. Ehrlich nicht. Denkst du…wir haben Lust Menschen bei ihren Bedürfnissen zuzuhören. Wenn du alles hörst, dann lernst du mit den Jahren unwichtigem keine Beachtung mehr zu schenken.“ „Oh…das beruhigt mich“, meinte sie bissig. „Bella, wirklich. Wir achten doch überhaupt nicht auf so etwas. Versuch es einfach zu ignorieren und mach so weiter wie bisher. Okay?“ Meinem Augenaufschlag konnte sie überhaupt nicht wiederstehen. Sie wippte mit dem Kopf, gab dann aber schließlich mit einem unzufriedenen Lächeln nach. „Meinetwegen.“ „Meinst du, du bist schon so weit um zu den anderen runter zu gehen?“ Sie rollte die Augen. Sie sah wirklich witzig aus wenn sie das tat. „Sie werden mich ja wohl nicht auffressen.“ ********** Na ob sich Bella da so sicher sein kann *kicher* Wie hat es euch gefallen? Ich bin zufrieden mit mir. ^.^ Dann wünsche ich euch allen einen wunderbar sonnigen Tag. Ich werde nachher mit meinen Mäusen auf den Spielplatz…in diesem Sinne… Tschau und bis bald… Alex Kapitel 34: Ein Gespräch das Augen öffnet ----------------------------------------- Hallo meine süßen… Ein wenig verspätet aber jetzt endlich fertig *schnauf* Viel Spaß… *********** Bella POV Ich stieg aus der Dusche. Das warme Wasser hatte gut getan. Edward war mit mir den ganzen Nachmittag draußen gewesen. Es war einfach…unglaublich. Ein anderes Wort fiel mir dazu nicht ein. Diese enorme Geschwindigkeit. Mir schwirrte noch immer der Schädel. Ich fühlte mich wie damals, als ich anfing Pillen in mich rein zu schaufeln. Schwerelos…ohne Bezug zur Realität. Wahnvorstellungen waren wohl der beste Vergleich dafür. Er fing an zu laufen. Erst langsam, dann immer schneller. Alles flog an uns vorbei. Ein Meer aus Grüntönen war alles was ich wahrnehmen konnte. Meine Augen waren zu schwach um Objekte zu erkennen. Dass er das konnte…unglaublich! Ich hatte nicht eine Sekunde Angst er würde irgendwo gegenkrachen. Was mich ängstigte war das blinde Vertrauen das ich fühlen konnte. Ich glaubte, erst der Lauf durch die Wälder hatte mich wirklich von der Wahrheit überzeugen können. Das Gespräch…ja es war beeindruckend gewesen aber der Beweis, der war einprägsam…gigantisch. Ich dachte, ich wäre befangen wenn ich den anderen gegenüber stehen würde. Ich war es nicht! Verunsichert vielleicht…aber nicht abgeschreckt. In einem normalen Gespräch erzählten sie mir dies und das. Mir blieb überhaupt keine Zeit mich in irgendeiner Weise schlecht zu fühlen. Natürlich hatte ich es versucht…ich war es ihnen schuldig… so redete ich es mir ein. Sie sollten wissen, dass es mir um Edwards Seele leid tat. Sie sollten die Gelegenheit bekommen mir Vorwürfe zu machen. Doch sie…sie winkten ab und lächelten dieses eigenartige Lächeln mit dem ich nichts anfangen konnte. Dennoch war es schwer für mich die Tatsachen zu akzeptieren. Ihre Fähigkeiten, damit konnte ich umgehen...irgendwie...irgendwann. Aber diese Liebe, diese Hingabe...von ihrer Seite war kaum zu ertragen. Sie beschützten mich...irgendwie. Sie liebten mich...daran glaubte ich. Sie sahen mich als Teil von ihnen...ihre Blicke verrieten es. Sie akzeptierten mich. MICH... Akzeptanz war das letzte was ich all die Jahre von anderen erhalten hatte. Die Scene außen vor gelassen. Doch, wie sollte ich akzeptieren wenn ich doch an jedem einzelnen sah das sie gleichzeitig verlangten...forderten? Natürlich sprach niemand aus was allgegenwärtig war. Und bis vor einigen Stunden hatte ich noch angenommen, sie würden meine Sucht tolerieren weil sie keinen Einfluss darauf hatten. Jetzt wusste ich es besser. Sie tolerierten sie, weil sie mich bereits beeinflussten. Wie sollte ich das finden? Wenn ich in ihre Augen sah, dann sah ich was sie waren und gleichzeitig was ich war. Und ich sah, dass das so auf Dauer nicht funktionieren würde. Wie weit würde mich ihr Einfluss treiben? Es war...wie ein Kampf. Ich kämpfte allein... Seufzend schloss ich die Augen. Und was gab es noch dort draußen? Andere Wesen hatte Edward gesagt. Welche Wesen? Hexen, Zombies, Superhelden...GOTT? Das konnte nicht sein. Und wenn doch, dann hoffte ich ihm eines Tages zu begegnen um ihm mitten ins Gesicht rotzen zu können. Vielleicht gab es ja dann auch das ominöse Leben nach dem Tod. Eine schreckliche Vorstellung. Was wollte ich in einem anderen Leben wenn ich dieses schon nicht ertrug? Wenn ich dieses schon nicht wollte? Andererseits...würden dann die, die ich liebte auf der anderen Seite sein und auf mich warten. Ich schüttelte den Kopf. Falscher Gedanke! Viel lieber dachte ich an den magischen Moment auf der Lichtung zurück, zu der Edward mich mitnahm. Ein idyllischer Flecken Erde zwischen all den Bäumen. Mit Wildblumen die sogar zu dieser Jahreszeit schon in voller Pracht blühten. Wir hatten einen milden Tag erwischt. Die Wolken verzogen sich für einige Minuten und gaben die Sonne frei. Nie werde ich den Augenblick vergessen als die Sonne das erste Mal auf Edward traf. Nie hatte ich etwas schöneres gesehen. Er funkelte wie ein Diamant. Ich brauchte eine kleine Ewigkeit um mich an diesen Anblick zu gewöhnen. Wir hatten uns wieder geküsst. Ein unschuldiger Kuss, der noch jetzt in meiner Bauchgegend nachbebte. Ein dümmliches lächeln schlich sich auf meine Lippen. Gefolgt von einem bitteren Beigeschmack. Ich würde ihm noch immer das Herz brechen! Doch mit diesem Gedanken musste ich alleine umgehen. Mit Edward konnte ich darüber nicht sprechen. Ich sah wie sehr ihn dieses Thema belastete. Und die anderen? Auch bei ihnen stieß ich auf taube Ohren. Es war…als würden sie diesen Gedanken überhaupt nicht in Betracht ziehen. Aber sie müssten es…irgendwann. Denn für mich gab es nur eine Möglichkeit. Eine Möglichkeit die mich erlösen und Edward zerstören würde. Und wenn wir dann wieder ans ominöse Leben nach dem Tod ankoppeln würden, wäre dann meine Erlösung wirklich eine Erlösung? Wenn ich dann ebenso zerstört wäre ohne es ändern zu können, weil er unerreichbar für mich geworden wäre? Ich bekam Kopfschmerzen. Meine Gedanken ergaben wie so oft keinen Sinn. Oder doch? Seufzend zog ich mich an. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Ich wollte genießen was ich bekommen hatte. Ich hoffte…ich könnte es irgendwann, denn die Zeit spielte gegen uns. __________________ Mit einem dicken Knoten im Hals ging ich hinunter zu den anderen. Carlisle war vor einer halben Stunde aus dem Krankenhaus gekommen. Jetzt war die beste Gelegenheit mit ihm zu reden. Ich wusste schon jetzt, dass dieses Gespräch kein gutes Ende nehmen würde. Die kleinen Härchen auf meinem Nacken waren aufgestellt und Gänsehaut überzog meine Arme. Aber ich musste es tun, denn allein verstand ich einfach nicht was mit mir passiert war. „Was tust du da?“ Fragte ich Edward als ich in die Küche kam. Er war allein und gutgelaunt damit beschäftigt, Gewürze auf ein Stück Fleisch zu schmieren. „Ich brate ein Steak“, zuckte er die Schultern. „Für wen?“ Sein Blick war Goldwert. „Für mich ganz sicher nicht.“ Ich musste kichern, schüttelte aber sofort den Kopf. „Ich esse das nicht.“ Sofort schimmerte in seinem Blick die Herausforderung. „Ehrlich Edward, du hast mich auf der Wiese gezwungen zwei belegte Brötchen und Obst zu Essen. Was glaubst du bin ich?“ „Zwei kleine Brötchen! Ich habe Menschen gesehen, die allein zum Frühstück ein ganzes Brot verdrücken.“ „Die haben sich die letzten 3 Jahre auch sicherlich nicht von Heroin ernährt.“ Er stützte die Handflächen auf die Theke und fixierte mich. „Ein paar Bissen wirst du wohl noch runter bekommen.“ „Leg es bitte in den Kühlschrank. Ich verspreche dir, ich esse es morgen. Ich bekomm heut bestimmt nichts mehr runter. Nur vom Anblick wird mir schon schlecht.“ Er haderte mich sich selber. Schließlich nahm er sich die Folie aus einer der vielen überflüssigen Schubladen, wickelte den Teller darin ein und verfrachtete ihn ohne ein weiteres Wort in den Kühlschrank. „Danke“, sagte ich leise und setzte mich an den Tisch. Er setzte sich neben mich und schaute besorgt. Wahrscheinlich spürte er, dass mich etwas bedrückte oder aber Jasper machte ihn darauf aufmerksam. „Carlisle“, rief ich leise, sah dabei aber Edward an. Seine linke Augenbraue hob sich elegant. Doch ehe ich etwas sagen konnte, kam Carlisle schon um die Ecke gebogen. „Ich muss mit dir reden“, sagte ich sofort. „Hier?“ Er nickte zum Tisch und innerlich rollte ich die Augen. „Spielt es eine Rolle wo? Soweit ich verstanden habe, könnten wir uns auch im Wald unterhalten und wäre doch nicht ungestört.“ Seine Mundwinkel zuckten als er auf uns zu kam. Er setzte sich uns gegenüber und wartete. Ich brauchte einen Moment um mich zu ordnen. „Ich brauche eine Antworte auf…eigentlich dieselbe Frage die ich dir schon so oft gestellt habe.“ Er wartete weiter. Edward neben mir rückte kaum wahrnehmbar näher an mich heran. Er wollte mir wohl den Halt für meinen Körper geben, den ich für meine Seele längst verloren hatte. „Warum denke ich so viel…so intensiv?“ Er runzelte die Stirn. „Wie genau meinst du das?“ „Bevor ich hier her kam da, da waren alte Erinnerungen beinahe völlig ausgelöscht. Natürlich sie waren da…ich spürte immer, dass sie da waren doch jetzt…“, ich wackelte mit dem Kopf und zuckte gleichzeitig die Schultern. „…sobald der Flash vorüber ist, bin ich so furchtbar klar im Kopf. So klar, wie schon Jahre nicht mehr. Es…es kommt alles wieder zurück“, ich schluckte. „Und vorher war es nicht so?“ Ich schüttelte sofort den Kopf. Edward nahm unter dem Tisch meine Hand, die ich auch sofort umklammerte. „Ich meine das…das kann doch nicht sein oder?“ Er sagte nichts, sah mich nur an. Mir entfuhr zitternd die Luft. Ich fühlte eine nahende Panikattacke. Sein Schweigen hatte nichts gutes zu bedeuten. Würde Jasper mir das atmen nicht leichter machen, wäre ich garantiert erstickt. Ich wusste jetzt wie es sich anfühlte seiner besonderen Fähigkeit ausgesetzt zu sein. Bevor Edward mit mir zum Laufen aufgebrochen war, hatte er sie mir mehrmals demonstriert. „Wie gut kennst du dich mit dem Thema Heroin aus? Mit dieser Art von Sucht?“ Fragte ich leise. „Nun… ich denke, dass ich ganz gut Bescheid weiß. Was sich bei dir abspielt ist eigentlich ganz typisch bei jemanden der über einen so langen Zeitraum konsumiert. Man nennt es dann auch Dauerk…“, ich winkte hastig ab. „Ja ich weiß…ich weiß das aber das ist es nicht. Man ist nicht erst nach 3 Jahren ein Dauerkonsument…es geht sehr viel schneller. Zu schnell,… so schnell rechnet man gar nicht damit. Diese anhaltende euphorische Wirkung ist schon lange vorbei bei mir. Die Gelassenheit und Ruhe…die Gleichgültigkeit zusammen mit diesem berauschendem Gefühl…ich fühle das alles nur noch mit dem Flash. Ein paar Minuten vollkommende Zufriedenheit. Daran habe ich mich gewöhnt. Das ist etwas, das ich schon vor längerer Zeit akzeptieren musste. Es geht nur noch um die Vermeidung von Entzugserscheinungen“, ich schluckte und er hörte mir aufmerksam zu. „Du hättest doch schon längst mitbekommen sollen, dass ich nach jedem Flash wieder ich selber war.“ Er sagte noch immer nichts und schnell winkte ich wieder ab. „Aber das hier ist anders. Auch wenn mein Körper sich schon so sehr an die Droge gewöhnt hat, so sehr, dass die anhaltende Wirkung ausbleibt… so blieben die Erinnerungen und Gedanken aber auch aus verstehst du? Ich habe einfach nicht daran gedacht und wenn doch irgendetwas in den Vordergrund kommen wollte, genügte ein leichtes abschweifen meiner Gedanken und es war wieder vorbei. Aber hier…alles wird immer deutlicher. Oberflächlich konnte ich immer Denken aber tiefgründig…“ Ich redete mich um Kopf und Kragen und hoffte dabei inständig er würde verstehen worauf ich hinauswollte. Er überlegte einen Moment dann flackerte etwas hinter seinen Iriden was mich noch mehr beunruhigte. „Ich denke, dass du auch schon auf der Straße das tiefgründige Denken zurück erlangt hast. Du hattest nur keine Zeit zu denken.“ Er sprach vorsichtig und bedacht. Aber ich verstand nicht worauf er hinauswollte. „Du hattest keine Zeit über vergangenes nachzudenken weil alles woran du denken konntest die Beschaffung der Droge war.“ Und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Japsend griff ich mir mit meiner freien Hand an die Brust. Mein Herz schlug wie wild. So wild, das Carlisle einen schnellen Blick mit Edward wechselte. Dieser begann beruhigende Kreise auf meinen Handrücken zu zeichnen, während ich Carlisle einfach nur anstarren konnte. „Und hier…“, deutete er mit einer ausschweifenden Handbewegung an. „Brauche ich mir darüber keine Gedanken zu machen“, hauchte ich leise. Entsetzt starrte ich auf die Tischplatte. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren und in meinen Magen rumorte es. „Dann…dann hatte das Heroin niemals etwas bekämpft“, stellte ich fassungslos fest. „Oh doch…es ist sogar sehr gut darin den Kopf zu kontrollieren. Aber…du drückst schon so lange Bella, dein Körper hat sich einfach daran gewöhnt.“ Ich war, wie vor den Kopf gestoßen als ich einfach aufstand um in mein Zimmer zu gehen. Edward POV Stumm sah ich Bella hinterher als sie langsam die Küche verließ. Erst als sie im ersten Stock angekommen war, drehte ich mich zu Carlisle. Esme, gefolgt von Jasper und Alice betraten den Raum. „War das jetzt ein Fortschritt?“ Fragte ich vorsichtig. Carlisle seufzte und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Sie wird Probleme mit dieser Erkenntnis bekommen.“ Das war nicht unbedingt die Antwort auf meine Frage aber im übertragenen Sinne ein Ja. „Das arme Mädchen. Wie viel wird sie noch aushalten ehe sie zusammenbricht?“ Esme hatte es mit ihrer Frage ziemlich genau auf den Punkt gebracht. Ich massierte mir die Schläfen. Erst erfährt sie, dass wir Vampire sind, dann die Schuldgefühle die sie sich selber aussetzte und jetzt, das ihr Wundermittel keine Wunder bewirkt. Ein salziger Geruch stieg mir in die Nase. Beinahe zeitgleich sahen wir fünf an die Decke. „Geh zu ihr“, riet mir Jasper sogleich. Sofort war ich auf den Beinen und rannte in den ersten Stock, denn ich hatte aus vergangenen Erfahrungen gelernt, dass man Jasper lieber vertrauen sollte. Sie stand vor dem Fenster, hielt sich mit beiden Armen zusammen und ganze Stauseen liefen ihr aus den Augen. Schnell hatte ich die letzte Distanz zu ihr überwunden, blieb genau vor ihr stehen, umfasste ihre Schultern und seufzte als sie zu mir aufblickte. „Du zitterst ja“, stellte ich geschockt fest und umfing mit beiden Händen ihr Gesicht. „Es war…es war alles umsonst gewesen verstehst du…“, schluchzte sie. „…Carlisle hat recht. Wenn sich in der Gosse nicht alles darum drehen würde Geld aufzutreiben wären diese lähmenden Gedanken schon vorher da gewesen.“ Es schüttelte sie am ganzen Körper. „Ich hab das nie mit bedacht. Ich dachte, das ich endlich einen Weg gefunden hätte der alles verdrängt…bekämpft. Aber dem ist gar nicht so…es waren nur die ersten Monate, dann war alles wieder da. Aber eigentlich…eigentlich spielte es ja keine Rolle, weil man wegen der Sucht ja doch nicht drüber nachdenkt. Also genaugenommen, erzielte es ja den gleichen Effekt. Aber hier…hier…hier“, sie klammerte sich an mein Shirt und drückte ihr Gesicht gegen meine Brust. „Es rechnet doch auch niemand damit, dass er von stinkreichen Vampiren aufgesammelt und mit Heroin versorgt wird.“ Sie lachte einmal humorlos, dann fiel sie komplett in sich zusammen und weinte. Weinte so bitterlich, wie ich sie die letzten Tage noch nie hab weinen gesehen. Und mir zerriss es das Herz sie so leiden zu sehen. Obwohl mein Unterbewusstsein realisierte, das wir heute einen guten Schritt vorangekommen waren. Denn sie fing an, ihre Abhängigkeit anzuzweifeln. So hoffte ich jedenfalls. Ich hob sie hoch, setzte mich mit ihr auf dem Schoß an den Bettrand und wiegte sie während sie ihren ganzen Schmerz und ihre ganze Verzweiflung in mein Shirt schluchzte. „Bitte beruhige dich.“ Sie reagierte nicht. Ihr zarter Körper zitterte als hätte sie Entzugserscheinungen. „Es war alles umsonst gewesen“, jammerte sie. Was sollte ich daraufhin sagen? Natürlich war es das. Doch ich bezweifelte, dass sie diese Antwort von mir hören wollte. Also entschied ich mich lieber nichts zu sagen. Sie lieber weiter zu wiegen. Es vergingen mehrere Minuten in denen sie sich einfach nicht beruhigen wollte. Mein Shirt klebte mir mittlerweile am Oberkörper, ihre Haare waren verschwitzt und eine leichte Heiserkeit war bei ihrem kräftigen Schluchzen herauszuhören. Irgendwann jedoch, passte sie sich meiner Atmung an und beruhigte sich. „Das kann doch nicht sein“, sagte sie leise und hob den Kopf. Ihre Augen waren geschwollen und Blutunterlaufen. Ihre Nase lief und die Lippen bebten. Sie sah so jämmerlich gebrochen aus, dass selbst meine Augen kribbelten. Und das erste Mal seit meiner gesamten Existenz wünschte ich mir, weinen zu können. „Was kann nicht sein?“ Meine Hände umfingen ihren Kopf und vorsichtig strich ich ihr mit den Daumen die salzigen Tränen von ihrer strapazierten Haut. „Es muss doch irgendetwas geben damit ich vergessen kann. Es…es gibt Vampire aber kein Mittel, nichts was mir helfen kann. Das ist so…so…so ungerecht“, schluchzte sie und schloss die Augen. „Was soll ich denn jetzt tun?“ Die Verzweiflung in ihrem Blick als sie die Augen wieder aufschlug war kaum zu ertragen. Was nur war ihr passiert? Was kann sie so gebrochen haben? So sehr, dass die Angst sich wieder daran Erinnern zu müssen sie so reagieren lässt? „Erinnerungen gehören zum Leben...“, flüsterte ich leise. „…einige werden verworfen und andere bleiben. Mit denen die bleiben muss man lernen umzugehen. Du darfst nicht zulassen das sie dein Leben kontrollieren.“ „Du hast doch keine Ahnung“, fauchte sie. „Die habe ich auch nicht. Wie denn auch? Du redest ja nicht.“ Wieder schüttelte sie wie ferngesteuert den Kopf. Ich fixierte sie mit den Händen. „Du fingst an Heroin zu nehmen, weil du deine Vergangenheit vergessen wolltest. Was ist passiert damit du zu solchen Mitteln greifen musstest?“ „Hör auf damit Edward“, sagte sie leise…fest…bedrohlich. „Ich will dir doch nur helfen.“ „Und wenn ich diese Art von Hilfe nicht will? Lass…lass mich einfach in Ruhe.“ Sie krabbelte von meinem Schoß und stand auf. Sie zitterte noch immer am ganzen Körper. Ich machte mich jederzeit darauf gefasst sie auffangen zu müssen. „Bella…“ „Du sollst deine verdammte Schnauze halten Edward“, fuhr sie mich an. Ich zuckte kaum wahrnehmbar zusammen. Ihr Blick war kalt geworden. Ich hasste dieses Teufelszeug. Es hatte sie bereits so sehr in der Gewalt, das sie hin und wieder keine Kontrolle mehr über sich selber hatte. «Bleib ruhig,… lass sie schimpfen. Aggressionen sind völlig normal. Es hilft ihr wenn sie ihre Wut ablassen kann. Versuche es einfach auszuhalten. » Wusste Carlisle eigentlich was er da von mir verlangte? Ihr Blick tat so schrecklich weh. Normalerweise sollte es ihr unmöglich sein einen solchen Hass in meine Richtung feuern zu können. Die Realität sah leider ganz anders aus. Sie spürte vielleicht nicht mehr so viel von der Wirkung des Heroins, aber niemand konnte abstreiten, dass der jahrelange Konsum keine bleibenden Veränderungen ihrer Persönlichkeit hinterlassen hat. „Am besten ihr lasst mich alle in Ruhe…“, schrie sie plötzlich. „…ihr seid doch Schuld an dem ganzen Mist. Wenn, wenn ihr mich nicht mitgenommen hättet dann, dann würde ich doch überhaupt keine Zeit dazu haben mir über irgendetwas Gedanken zu machen. Dann, dann würde ich jetzt dort sein wo ich hingehöre. Ich würde das tun was ich am besten kann. Zusammen mit…NEIN, denn ihn gibt es ja auch nicht mehr…“, sie griff sich in die Haare und zog an ihnen. „…ich weiß nicht…was ist wenn er vielleicht auch wie Leah… oder wenn, ich hab doch gar keine Ahnung. Ich kann überhaupt nichts machen und es ist meine Schuld… wie immer…Ich will doch nur wissen ob es ihm gut geht. Doch wie könnte er ohne mich glücklich werden? Das schafft er nicht. Er braucht mich doch…“ Ich runzelte die Stirn. Ich verstand kein einziges Wort. Um was ging es hier überhaupt noch? „Wer Bella? Wer braut dich und wer ist Leah?“ Sie riss erschrocken die Augen auf. „Verdammt nochmal…“, schluchzte sie und lief durchs Zimmer. Ich stand ebenfalls auf. Ihre Verfassung machte mir Angst. Sie wirkte völlig apathisch. Wahrscheinlich hatte sie überhaupt nicht mitbekommen was sie da gerade eben gestottert hatte. Warum konnte sie es nicht einfach sagen? Ich musste wissen wer diese Leute waren, von denen sie andauernd Fetzen in Gespräche warf. So viel wie ich verstand, musste an jenem Tag als wir sie fanden etwas so gravierendes passiert sein, annähernd so schrecklich wie der Schicksalsschlag der sie in diese Sucht trieb. Und dieser ER war der Grund dafür. Er war es den sie an diesem Tag verloren hatte. Er hinterließ das Loch in ihrem Herzen das selbst ich, laut ihrer Aussage heute Morgen nicht stopfen konnte. Gegen die Eifersucht die in mir aufkeimte konnte ich nichts machen. Trotzdem versuchte ich ruhig zu bleiben…mir nichts anmerken zu lassen. „Sag es mir“, forderte ich leise. „Nein…“, spie sie. „…gar nichts werde ich dir sagen. Es geht dich nichts an. Niemanden von euch. Ihr habt überhaupt kein Recht Forderungen an mich zu stellen. Ich bin doch hier diejenige die alles ertragen muss.“ Ich seufzte…mit dieser Einstellung würden wir niemals weiterkommen. Ich war überfordert mit dieser Situation. Ich hatte große Lust einfach wegzulaufen. Ich blieb…natürlich. Ich hatte ihr mein Wort gegeben. „Ich ertrage es aber nicht“, schrie sie wieder. Ich ging zu ihr. Sie wich zurück. „Lass mich in Ruhe, scheiße nochmal. Ich will, dass es aufhört. Sag mir was ich tun soll? Ich hab doch keine Möglichkeiten mehr!“ Sie war so laut. Hatte sie jemals so geschrien? Hatte sie jemals so sehr den Bezug zu sich selber verloren? Sie machte mir Angst. Egal wie ich reagieren würde, egal was ich sagen würde…es wäre falsch. Was hatte also bitte ich für Möglichkeiten? Der Tag heute war viel zu anstrengend für sie. Ich glaubte nicht, dass der Auslöser für diesen Tobsuchtsanfall das Gespräch in der Küche war. Die Erkenntnis über ihr Wundermittel hatte das Fass nur zum überlaufen gebracht. Denn ich denke, dass sie sich noch gar nicht darüber im Klaren war was diese Erkenntnis mit sich bringen würde. Dass sie sich auf kurz oder lang ihrer Vergangenheit stellen musste, hatte sie noch gar nicht begriffen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen wie sie reagieren würde, wenn sie begriff. „Natürlich hast du Möglichkeiten…“, versuchte ich vorsichtig. Sie hob den Blick. Ihre Statur war bereits in sich zusammengefallen. Wahrscheinlich war ihr die Kraft ausgegangen. Die Hilflosigkeit bekämpfte gerade die Wut. Ich verfolgte den Kampf in ihren Augen. „…du bist nur noch nicht so weit die Alternativen zu sehen.“ „Alternativen?“ Fragte sie spitz. „Welche Alternativen denn?“ „Bella…“, setzte ich an doch sie stoppte mich. „Schon klar…ich weiß schon welche Alternativen du meinst.“ Die Hilflosigkeit siegte mit diesen Worten. Beinahe zeitgleich vergrößerten sich ihre Augen, ihre Hand schnellte hoch zu ihrem Mund, ich sah wie sich ihr Bauch zusammenzog und sich ihre Kehle anspannte, nach einem würgendem Geräusch rannte sie ins Bad. Und ich…ich rannte ihr natürlich hinterher um ihr hilflos wie ich mich in diesem Moment fühlte die Haare aus dem Gesicht zu halten, während sie die Brötchen die sie heute unter großer Anstrengung runter würgte wieder raus würgte. Mit beiden Händen klammerte sie sich an die Keramik als sie zusätzlich zum würgen, husten musste. Ihr stand der Schweiß auf der Stirn. Vor Anstrengung zitterte sie noch stärker und Tränen quollen aus ihren Augen. Es schien überhaupt nicht enden zu wollen. Immer wieder stöhnte sie vor Erschöpfung. Obwohl schon lange nichts mehr kam, würgte sie weiter. Ihr Puls raste wie verrückt. Carlisle kam…hockte sich auf der anderen Seite neben sie und überprüfte ihren Pulsschlag. Bereitwillig überließ sie ihm ihren Arm während sie weiterhin mit dem Kopf über der Schüssel hing. Ich zählte wie Carlisle aufmerksam ihre Herzschläge. 167 in der Minute…viel zu hoch! „Okay…“, sagte er leise und stand auf. Er stoppte meine nahende Panik mit einem zarten, aufmunternden Lächeln. «Er ist zu hoch aber unter diesen Umständen völlig normal. Sie leidet wegen ihrer Abhängigkeit bereits unter zu hohem Blutdruck. Die Aufregung und die Ängste haben ihn noch höher gepuscht. Mach dir keine Sorgen, sobald sie sich beruhigt, beruhigt sich auch ihr Herzschlag. » Er sah zu Bella und Wehmut zeichnete sich in seinem Gesicht ab. «Kann ich euch alleine lassen? » Ich nickte und wandte mich wieder Bella zu. Das würgen ließ langsam nach, nur ihr Magen krampfte weiter. Als sich schließlich auch dieser beruhigte, hing sie erschöpft mit geschlossenen Augen über der Toilette und atmete schwer. Das zittern blieb unverändert. „Geht es?“ Sie nickte und vorsichtig setze sie sich. Ich half ihr zur Wand zu rutschen damit sie sich anlehnen konnte. Dann schnappte ich mir einen Waschlappen, hielt ihn unter kaltes Wasser um ihn ihr anschließend auf ihre erhitzte Stirn zu legen. Ihre Augen hielt sie weiterhin geschlossen. Ich setzte mich neben sie, wischte ihr den Schweiß aus dem Gesicht und wartete. Carlisle behielt recht. Ich Herzschlag verlangsamte sich allmählich. „Schöne Alternativen“, hauchte sie und öffnete die Augen. Sie sah schrecklich erschöpft aus. Sie versuchte sich an einem sarkastischen Lächeln…aber scheiterte. Ihre Augen waren glasig, ihre Stimme stark angeschlagen. Immer wieder schluckte sie und verzog dabei das Gesicht. Sie hatte sicher Schmerzen im Hals. Schnell stand ich auf und füllte ihren Zahnputzbecher mit kaltem Leitungswasser das sie auch sofort gierig trank. Ich füllte ihn erneut. Der Becher bebte in ihrer Hand. Es vergingen mehrere Minuten in denen wir stumm auf dem Boden im Bad saßen und einander einfach nur ansahen. Schließlich räusperte sie sich und stellte den Becher auf den Boden. „Könntest du mir bitte…kann ich…“ Sie führte den Satz nicht zu Ende. Vielleicht hatte sie Angst vor meiner Reaktion. Ich wusste was sie wollte…natürlich wusste ich das. Eigentlich war sie noch nicht an der Zeit. Auf der Straße hätte sie sich sicherlich schon längst etwas verpasst. Hier versuchten wir, sie so lange wie möglich hin zu halten. Glücklicherweise machte sie keine Probleme. Sie nahm es hin. Solange sie keine Entzugserscheinungen bekam, kam sie mit dem Verlangen gut zurecht. Vielleicht war sie auch daran gewöhnt nicht immer drücken zu können wenn sie es wollte. Sie meinte ja einmal, dass sie monatelang mit einer zu geringen Dosis leben musste. «Gib ihr was, sie muss sich ausruhen. Sie wird sicherlich sofort einschlafen», hallte Carlisles Stimme durch meinen Kopf. „Ich hol dir was.“ Dankbar lächelte sie, sah dabei aber unglaublich Schuldbewusst aus. Vorsichtig half ich ihr auf und führte sie zurück zum Bett. Die Spritze bereitete ich gleich in Carlisle Arztzimmer vor. Als ich zurück kam, lag sie ausgestreckt unter der Bettdecke. Ich setzte mich und gab ihr die Spritze. Sie richtete sich nicht einmal auf als sie ohne zu zögern, mitten in ihre Handfläche stach. ************* So, das war es schon wieder. Bella musste der Wahrheit ins Auge blicken. Eine Wahrheit, die beinahe alle Junkies erlangen, leider erst dann, wenn es längst zu spät ist. Ich schreibe solche Kapitel immer zwiegespalten. Einerseits schreibe ich sie gern, weil sie mir gut von der Hand gehen und ich meine Emotionen so schön verpacken kann. Auf der anderen Seite habe ich immer die Menschen im Hinterkopf auf die all das was ich schreibe tatsächlich zutrifft und dann bildet sich da immer ein dicker Kloß in meinem Hals. Geht es euch ähnlich beim lesen? Im nächsten gibt es einen Zeitsprung von drei Wochen. Bis dahin alles Gute und genießt den herrlichen Frühling… LG Alex Kapitel 35: Fahrt ins Ungewisse ------------------------------- Hey ihr Schnuckis… Bei diesem wunderbaren Wetter habe ich doch glatt ein Kapitel für euch. Viel Spaß! ************ Bella POV Zeitsprung 3 Wochen „Hast du den Beutel mit dem Dope eingepackt?“ „In deiner Handtasche.“ Seufzte Edward, weil ich ihm an diesem Morgen schon zum dritten Mal dieselbe Frage stellte. Grinsend nahm ich die Tasche vom Harken und verließ das Haus. Edward folgte mir mit einer vollen Wasserfalsche die er,… in seinem Wagen angekommen… auf die Rückbank schmiss. „Hast du jetzt alles?“ „Ich brauche nur, was sich hier drinnen befindet…“ Ich klopfte auf die Tasche auf meinem Schoß. „…Du bist derjenige von uns, der den halben Hausstand mitschleppen muss.“ „Eine dickere Jacke, Snacks für die lange Autofahrt und etwas zu Trinken kannst du wohl kaum als Hausstand bezeichnen.“ „Wir fahren nur nach Seattle, Edward. Wir verlassen nicht das Land.“ Er wandte mir seinen Kopf zu und grinste blöd. „Würdest du das mal tun?“ „Was?“ Fragte ich vorsichtig? Bei Edward wusste man nie was kommen würde. „Mit mir das Land verlassen.“ „Das kommt darauf an.“ „Worauf?“ „Ob wir bis dahin schon losgefahren sind oder nicht.“ Er lachte, startete den Wagen und fuhr los. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel als ich mich so zufrieden wie nur möglich anlehnte und aus dem Fenster sah. Heute würde ich das erste Mal zurück in die Stadt kommen, die einst mein zuhause war. Ich wusste nicht was ich fühlen sollte. Ich hatte Angst, dass mich etwas erwartete worauf ich nicht gefasst war. Ich hatte Angst, der kleine Ausflug würde endgültig das einreißen was ich seit 4 Tagen angestrengt versuchte irgendwie zusammenzuhalten. Meinen neuen Anker! Heroin war als Anker hoffnungslos gescheitert. Was nicht bedeutet, dass ich bereute damit angefangen zu haben. Ich verzerrte mich noch immer mit jedem Mikrometer meiner Selbst danach. Nichts desto trotz musste ich einsehen, dass ich aus den falschen Gründen mit dem Zeug angefangen hatte. Und das wiederrum bedeutete, dass ich für den eigentlichen Grund nichts hatte. Oder…jetzt nicht mehr…wie auch immer, den eigentlich hatte ich schnell einen neuen Anker gefunden. Leider schien er nur von kurzer Dauer gewesen zu sein. Ich seufzte innerlich. Es war der 10 Juni…auf den Tag genau war ich 4 Wochen bei den Cullens. Zu akzeptieren, das Heroin mir nicht bei meinem größten Problem geholfen hatte war wohl mit unter das schlimmste was ich die letzten 3 Jahre verkraften musste. Abgesehen von Leahs Tod und Jacobs Festnahme. Ich hatte mich die letzten Wochen so sehr mit dieser Familie beschäftigt, dass alle anderen Gedanken zweitrangig wurden. Ich hatte überhaupt keine Zeit über etwas anderes als Edward oder Vampire nachzudenken. Es war eine gute Möglichkeit, jeden kleinen Winkel in meinem Schädel zu füllen. In den letzten Wochen bin ich zu einer Vampir Expertin geworden. Ich wusste einfach alles. Bis ins letzte Detail hatte ich sie ausgefragt. Jeden einzelnen von ihnen. Ich hatte viel Zeit mit Edward verbracht. Eigentlich jede Minute. Es sei denn er musste Jagen, dann verbrachte ich gern meine Zeit mit Jasper. Was er erlebt hatte war für mich am aufregendsten. Seine Geschichten hob ich mir gern zum Einschlafen auf um sie noch einmal durch meinen Geist zu jagen. Doch am aller liebsten saß ich allein mit Edward in meinem Zimmer. Auf dem Bett. Ich mit angewinkelten Beinen zwischen seinen und an ihn gelehnt, darauf einen Zeichenblock auf dem er die Gedanken der übrigen Familienmitglieder in Vampirgeschwindigkeit aufschrieb. Wir hatten viel Spaß dabei. Man glaubte überhaupt nicht, was in Köpfen von Vampiren vor sich ging. Und das Beste, sie hatten keine Ahnung. Bis auf Alice vielleicht… Emmetts Gedanken waren am primitivsten. Wenn er nicht ans Jagen dachte, dann dachte er an Sex. Zwei Hobbys die er nach Herzenslust auslebte. Alice war einfach Alice. Ein Feuerwerk! Ein unnachgiebiges Bündel Energie. Sie schien viel mehr davon zu haben, als ihr Körper verkraften konnte. Mit Jasper konnte ich gut reden, doch seine Gedanken ertrug ich nicht. Deswegen unterließ Edward es diese mit mir zu teilen. Ich hätte niemals gedacht, wie hart der Kampf war den Jasper mit sich selber austrug. Dass er an einer solch hartnäckigen Blutgier leidete war unvorstellbar für mich. Eben weil er sich in meiner Gegenwart unbeschwert bewegen und Verhalten konnte. Wir hatten oft allein in einem Raum verbracht und uns stundenlang unterhalten. Er hielt sich nicht zurück mit seinen Geschichten. Wobei jede davon nur um ein Thema handelte. BLUT! Ich bewunderte ihn für seine Stärke. Zum einen gegen das was er am meisten wollte anzukämpfen und zum anderen, über das was ihn belastete zu reden. Ich würde niemals eine solche Stärke entwickeln. Auch hatte ich das Gefühl, Jasper würde mich von allen anderen am besten verstehen. Und das nicht nur weil er fühlt was ich fühle, sondern weil er schon lange bevor es mich gab genauso fühlte. Ich hatte die letzten Wochen gelernt regelmäßig zu Essen. Noch immer nicht viel, noch immer nicht ausreichend. Aber so, dass ich zu aller Freude ein paar Gramm zugenommen hatte. Ich gestattete Carlisle regelmäßig meine Werte zu überprüfen um Edward zu beruhigen. Dafür war mein Nasenbluten wieder stärker geworden. Ein nervendes Übel an das ich gewöhnt war, auch wenn Edward jedes Mal die blanke Panik im Gesicht geschrieben stand. Außerdem setzten die Entzugserscheinungen wieder wie üblich bei mir nach spätestens 7 Stunden ein was bedeutete, das ich wieder 4 Mal täglich spritzen musste. Wir waren viel draußen gewesen. Oft allein, manchmal schlossen sich andere mit an. Ich liebte das Gefühl des Windes auf meinem Gesicht wenn Edward in unmenschlicher Geschwindigkeit durch die Wälder fegte. Einmal war ich auf Emmetts Rücken gesprungen. Nie wieder…als der Affe ohne Vorwarnung mit mir einen Baum hoch ist beschloss ich, ihn als Fortbewegungsmittel zu streichen. Edward und ich waren in punkto Beziehung einen gewaltigen Schritt weiter gekommen. Endlich konnte ich von Herzen genießen was ich bekommen hatte. Ich hatte gelernt, meine Schuldgefühle zurück zu halten. Sobald er mich küsste, wusste ich auch, warum ich diese seelische Last auf mich nahm. Denn darauf, wolle ich nicht mehr verzichten. Esme hatte es sich zur Aufgabe gemacht mir das Kochen beizubringen. Rosalie beobachtete ich gern dabei, wenn sie an einem der Autos schraubte. Wer auch immer zur Verfügung stand gab mir Nachhilfe. Seit meinem zwölften Lebensjahr war ich ja in keiner Schule mehr gewesen. Ansonsten redeten sie alle sehr viel und sehr ausgiebig über all das, was sie in ihrem Leben…ihrer Existenz…bereits erlebt oder gesehen hatten. Was viel war. Immerhin lebten zwei von ihnen schon mehrere Jahrhunderte. Das alles reichte um mich abzulenken. Wenigstens eine Weile… Doch langsam spürte ich, dass uns der Gesprächsstoff ausging. Und das machte mir angst. Ich versuchte mir so wenig wie möglich anmerken zu lassen. Ich wollte Edward nicht beunruhigen. Nur Jasper konnte ich nichts vormachen. Glücklicherweise sagte er nichts. Ihre Geschichten wurden langsam zur Routine für mich. Was sie erlebt hatten, verlor an Faszination. Es reichte nicht mehr aus um mich die ganze Nacht zu beschäftigen. Trotzdem hielt ich wie eine ertrinkende an meinem neuen Anker fest. Immerhin war er meine letzte Hoffnung. Aber jetzt…jetzt würden wir in die Stadt fahren in der alles anfing. In die Stadt, an der alte Erinnerungen hafteten. Und ich spürte wie mich das Wasser mitreißen wollte um sich gnadenlos um meinen schutzlosen Anker zu hüllen. Dabei wurde ich das Gefühl nicht los, als wollte Edward mir einen Anstoß geben. Warum sonst brachte er mich in die Stadt, die alte Wunden aufreißen würde? Ich hatte mich ihm zu liebe nicht gegen diesen Ausflug gewährt. Er hatte damals geschworen mich retten zu wollen auch wenn es hoffnungslos wäre. Er liebte mich…wenn man jemanden liebte, wollte man ihm helfen. Leider war Edward fest davon überzeugt, dass mir ein Gespräch über meine Vergangenheit helfen könnte. So ein Blödsinn…das Gegenteil würde eintreffen. Doch wie sollte ich ihm das begreifbar machen? Der Stillstand der eingetroffen war belastete ihn. Es gab kein auf und kein ab mehr. Eine Tatsache die prima für mich war. Für Edward nicht! Ich wusste, er wollte mehr über mich erfahren. Alles eigentlich…verständlich… doch alles konnte ich ihm einfach nicht erzählen. Es ging nicht…ich war zu schwach. Das einzige was ich könnte, war etwas über meine Zeit auf der Straße zu erzählen. Das würde ich aber auch nur dann tun, wenn er ein Gespräch beginnen würde. Von allein würde ich niemals anfangen. Ich würde mich doch nicht selbst ans Messer liefern. Ich hatte keine Ahnung warum ich mit ihm nicht über alles reden konnte. Mit Jake und Leah konnte ich es. Aber da waren die Drogen, die ich immer nehmen konnte wenn es zu viel für mich wurde. Und dann wurden die Gedanken sofort wieder ausgeknockt und das dauerhaft, weil sich kurz darauf wieder alles um die Beschaffung drehte. Es war einfach alles leichter…denn der Kreislauf stimmte. Doch was hatte ich hier? Ich würde meinen Schmerz nicht mehr betäuben können. Ich würde mich mit Heroin beruhigen können aber betäuben? Das war schon lange vorbei. Mir blieb ja gar nichts anderes übrig als alles Mögliche zu unternehmen um ein Gespräch zu verhindern, denn ohne Betäubung würde ich keines ertragen. Nicht noch einmal… Ich schielte rüber zu ihm. Sofort begegnete ich seinem Blick. Er grinste und weil ich nicht anders konnte, erwiderte ich es. Eigentlich sollte ich ihm böse sein, wenn dieser Trip tatsächlich das war was ich vermutete. Aber ich konnte nicht. Auch wenn ich furchtbare Angst hatte. Ich versuchte diesen Ausflug als Test zu sehen. Würde ich Seattle unbeschadet überstehen, würde ich die nächsten Wochen ebenso unbeschadet überstehen. Irgendwie würde ich es schon schaffen mich abzulenken. Ich dachte lieber in Wochen, dieses Ziel zu erreichen war einfacher. Außerdem wusste ich nicht, wie viel Zeit mir auf dieser Erde überhaupt noch blieb. Jeder beendete Tag… war ein guter Tag! Eigentlich war es komplett bescheuert von mir, Furcht vor einer Stadt zu haben zu der ich gehörte. Seattle war so viel mehr für mich als nur eine Stadt. In dieser Stadt hatte ich viele schöne Momente erlebt…auch traurige, aber diese gehörten in meinem Leben zum Alltag dazu. Eigentlich freute ich mich sogar ein bisschen darauf. Denn ich wusste, nur in Seattle würde ich mich Jake nahe fühlen und alleine deswegen stellte ich mich meinen Ängsten. „Wo genau fahren wir eigentlich hin?“ „Ich weiß noch nicht so genau. Ich dachte wir könnten ein bisschen Einkaufen gehen. Das ist es doch was ihr Frauen am liebsten macht.“ Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Seit wann bist du zu einem Frauenkenner geworden?“ Er tat gespielt empört. „Also hör mal, ich höre ihre Gedanken. Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, habe ich zwei ziemlich modebewusste Schwestern. Ich denke ich weiß wovon ich reden.“ „Nun, anscheinend hast du noch nicht bemerkt, dass ich alles andere als ein Modebewusstsein entwickelt habe.“ „Was nicht ist, kann ja noch werden“, grinste er und beschleunigte. Würde ich ihm nicht blind vertrauen, würde ich Angstzuständen ausgesetzt sein von dessen Ausmaße man einen ganzen Staat zur Flucht verhelfen könnte. Damals hatte es Monate gedauert ehe ich mich wieder in ein Auto setzte. Lassen wir das lieber… „Wir könnten ins Seattle Center.“ Ich bekam große Augen. „Du willst mit mir auf die Szene?“ Er drehte ruckartig seinen Kopf in meine Richtung. Seine Augen waren mindestens genauso groß wie meine. „Ahmm…nein, eigentlich nicht.“ Das dachte ich mir. Ich unterdrückte ein Schmunzeln. „Dann lieber ein anderes Center.“ „Welches würdest du vorschlagen?“ Ich überlegte einen Moment. „Vielleicht ins Westfield“, zuckte ich die Schultern. „ Das Westfield Southcenter?“ „Ja, wenn du nicht willst, dass dich die Junkies überrennen, wäre dieses wohl am geeignetsten.“ „Dann dieses“, sagte er sofort. Es wurde unangenehm still im Wagen. Umständlich streifte ich mir die Schuhe von den Füßen um die Beine auf den Sitz zu ziehen. „Würdest du wollen?“ „Was wollen?“ Er sah weiterhin auf die Straße während er sprach. „Auf die Szene?“ Würde ich wollen? Ich hatte keine Ahnung ob ich wollte. Ich hatte keine Ahnung ob ich es ertragen würde. Was war, wenn ich alte Bekannte wieder sehen würde. Was, wenn sie Fragen stellen würden? Über mich…Edward…Jake? „Nein“, sagte ich leise. „Sagst du das jetzt, weil ich es nicht möchte oder…“ Er ließ den Satz offen. „Ich weiß nicht was mich erwarten würde. Ich denke, dass es besser ist…abzuschließen.“ Er sagte nichts dazu. Das war auch nicht nötig. Wir dachten beide garantiert dasselbe. „Das Kinnear Seattle Center ist tatsächlich Teil der Szene?“ Er klang, als könnte er es einfach nicht glauben. „So wie vieles in der Stadt. Im Kinnear Park hab ich viel Zeit verbracht. Das Center bietet gute Plätze um zu schnorren“, er nickte, den Blick weiter auf die Straße gerichtet. „Und wo…wo hast du noch viel Zeit verbracht?“ Ich ließ mir fürs Antworten viel Zeit. Mit diesem Gespräch konnte ich umgehen. Irgendwie…auch wenn es mich mit jedem Satz an Jake erinnerte. „In der King Street…da findest du wirklich alles was du niemals finden möchtest…“, ich lachte einmal auf. „…am allerliebsten war mir der Wales Park, dort gibt es so viele Möglichkeiten unbemerkt zu bleiben. In diesem Park ziehen sich die Fixer gern für den nächsten Druck zurück. Wir sind täglich…“ Ich bis mir fest auf die Unterlippe. Edward sah sofort zu mir rüber. „Ist schon gut…ich werde nicht nachfragen, wer mit WIR alles gemeint ist. Erzähl einfach weiter Okay?“ Meine Augen kribbelten. Ich vermisste Jacob schrecklich. Die bloße Erinnerung an ihn schmerzte. Ich hieß den Schmerz dennoch willkommen. Ohne Schmerz, wäre sein Opfer nicht gerecht gewesen. Nur wer liebte, konnte Schmerzen fühlen! „Okay…“, wisperte ich leise und sammelte mich. „…wir pendelten täglich zwischen Red Apple und Washington Street, meistens mit Bus oder Bahn. Beim Apple war das schnorren meistens erfolgreicher.“ „Und was gab es in der Washington Street?“ „Unseren Dealer…“, zuckte ich die Schultern. Edward warf mir einen eigenartigen Blick rüber. Ich musste nicht Gedankenlesen können um zu wissen, dass er diesen Dealer gern einmal persönlich kennenlernen wollte. „…man traf ihn eigentlich immer in dieser Straße und wenn nicht dort, dann an einem der beiden Bahnhöfe in der King Street. Er bevorzugte aber die Washington, bei den Bahnhöfen gab es zu viele Razzien wegen den Nutten.“ Edward stöhnte leise. Was hatte er für Antworten erwartet? „Hattet ihr nur diesen einen Dealer?“ Es überraschte mich, dass er seine Frage mit IHR formulierte. So war es mir aber am angenehmsten. Jake repräsentierte alles, was ich auf der Straße nach Leahs Tod erlebt hatte. Ihn auszuschließen kam mir irgendwie falsch vor. „Eigentlich zwei, aber der zweite war nur dann angesagt, wenn wir unseren Stammdealer nicht antrafen.“ „Und wenn ihr beide nicht antreffen konntet?“ „Das ist nie passiert.“ „Und warum nur diese beiden?“ „Weil wir nur diese vertrauten.“ Er schnaubte. Wahrscheinlich war es unvorstellbar für ihn, wie man Vertrauen in einen Dealer setzen konnte. „Spielt es denn eine große Rolle? Verkaufen tun sie doch alle dasselbe.“ „Nein…“, sagte ich sofort und dachte mit Tränen in den Augen an Leah. „…es gibt sehr viele, die mit dem Dope panschen. Ich meine, jeder tut natürlich noch etwas dazu um es zu strecken. Einige wissen was sie tun, andere eben nicht. Und ganz wenige von ihnen…“, ich schluckte den Rest des Satzes runter. „…aber natürlich geht es auch um die Ware. Unser Dealer hatte gutes Dope, er wusste was er tat. Das ist schon wichtig vor allem dann, wenn du nicht immer so erhöhen kannst wie du eigentlich müsstest.“ „Weil es die Wirkung verlängert?“ „Auch…“, ich zuckte die Schultern. „Weißt du…Sam, unser Dealer. Er ist ein guter Kerl. Abgesehen davon, dass er Drogen vertickt, hatte er eine gehörige Portion Menschlichkeit. Er fixt niemanden an…was natürlich eher die Ausnahme der Regel ist. Alle anderen, versuchen in erster Linie Heroin unter die Leute zu bringen, weil es einfach lukrativer ist…!“ Meine Versuche, Sam in ein gutes Licht zu hüllen scheiterten. „Und trotzdem zieht er Menschen immer tiefer in diese Sucht“, knurrte er. „Er ist nicht schuld an ihre Sucht. Jeder ist für sich selber verantwortlich. Natürlich trägt er dabei zu, aber es ist gut jemanden wie ihn zwischen all den Arschlöchern zu haben.“ „Wenn du das sagst.“ „Er hat eben Träume. Und für seine Träume nimmt man oft die unmöglichsten Dinge auf sich…“ Den Blick den er mir jetzt zu warf, konnte ich deuten. Ich senkte den Blick. Ich wollte nicht sehen, wie sehr ihn mein Traum…zu sterben…belastete. Als er sich der bedrückten Lage bewusst wurde, versuchte er das Gespräch schnell wieder aufzunehmen. „Welche Träume hat ein Drogendealer?“ „Er braucht das Geld um in Japan Kunstgeschichte studieren zu können.“ „Das ist…ein vernünftiger Traum.“ Ich kicherte, weil er ehrlich überrascht klang. Da fiel mir etwas ein. „Sag mal, ich hab euch das nie gefragt dabei beschäftigt es mich schon seit ich bei euch gelandet bin. Wo…wo holt eigentlich ihr das Dope her. Ich weiß, in Seattle gibt es niemanden der so gutes Dope verkauft.“ „Aus Newcastle“, antwortete er. „Emmett und Jasper sind damals extra nach Newcastle gefahren?“ Fragte ich entsetzt. Edward lachte. „Nein, gelaufen…das Heroin, das in Seattle im Umlauf ist, ist für unseren Geschmack zu verdreckt. Hast du eigentlich eine Ahnung, was du dir all die Jahre gespritzt hast?“ War das jetzt ein Vorwurf? „Entschuldige bitte meinen mickrigen Geruchsinn. Im Gegenteil zu euch, kann ich die Substanzen nicht herausriechen.“ Er schmunzelte. „Außerdem sollte das Dope gar nicht zu sauber sein“, warf ich hinterher. „Das ist mir bewusst, doch zu dreckig sollte es auch nicht sein.“ „Unseres war überhaupt nicht so dreckig wie du jetzt denkst. Sam verkauft das beste Dope in der Stadt. Das hat zwar seinen Preis, aber genaugenommen blieb uns überhaupt nichts anderes übrig. Zu dreckiges Dope, kam nicht mehr in Frage.“ „Weil…“, versuchte er zaghaft. Ihm war natürlich bewusst, dass es einem Junkie egal war ob sauber oder dreckig. Genaugenommen war es mir auch egal. Ich hätte mir auch verdrecktes rein gejagt. Aber niemals hätte ich zugelassen, dass Jake sich welches verabreicht,… nicht mit seinem Gesundheitszustand. Und er wiederrum, hätte es bei mir niemals zugelassen um meinen Gesundheitszustand so lange wie möglich oben zu erhalten. Aber davon wusste Edward nichts und mir war es lieber, es würde so bleiben. Meine innige Freundschaft zu Jake war etwas,…was ich mit niemanden teilen wollte. Etwas ganz besonderes… die Erinnerungen daran waren alles, was mir von ihm geblieben war. Ich überlegte wie ich meine Antwort am besten Formen konnte, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, neue Fragen abzuleiten. Denn ich spürte, dass mich dieses Gespräch allmählich aufwühlte. Mir reichte es…ich fand, dass ich heute schon offen genug war. „Wenn…wenn die Leber bereits zu großen Schaden genommen hat dann, dann sollte man lieber vorsichtiger sein“ So, damit konnte er jetzt anfangen was auch immer er wollte. Er runzelte die Stirn, dachte einen Moment nach, dann blickte er wieder rüber zu mir. „Du meinst damit nicht deine Leber hab ich recht?“ Ich stöhnte. Na mein Vorhaben hatte ja super funktioniert. „Nein“, sagte ich leise und gab ihm mit meinem Blick zu verstehen, dass dieses Gespräch beendet war. Die letzten Kilometer verbrachten wir schweigend. Ich war in alten Erinnerungen gefangen, die mir immer wieder im Wechsel erst ein Lächeln und dann feuchte Augen bescherten. Schließlich drosselte Edward die Geschwindigkeit und mit einem flauen Gefühl in der Magengegend registrierte ich, dass wir Seattle erreicht hatten. ********* Und das war es auch schon wieder. Ein bisschen kurz, aber als Überleitung (oder welches Wort auch immer besser passen würde) des Zeitsprunges doch recht gelungen findet ihr nicht auch? Dann wünsche ich euch noch einen wunderbaren Freitag. GGGGLG Alex Kapitel 36: Stadtbummel... -------------------------- Bei diesem trüben Wetter habe ich genau das richtige für euch. Ich wünsche euch viel Spaß beim herausfinden! ************ Bella POV Während Edward sich geschickt durch den Verkehr schlängelte, versuchte ich angestrengt aufs Armaturenbret zu schauen. Das Verlangen Ausschau nach jemanden zu halten den ich kennen könnte war mächtig…doch die Angst vor dem, was dann mit mir passieren würde war mächtiger. Edward parkte in der abgelegensten Ecke des riesigen Parkplatzes damit ich mir unbemerkt einen Druck verpassen konnte. „Also dann“, rief ich voller Tatendrang als die Nachbeben des Flash vorüber waren. Ich hatte große Schwierigkeiten mich im Einkaufscenter entspannt zu bewegen. Schon beim Eintreten registrierte ich die beiden Überwachungskammerers im Eingangsbereich. Ich fiel automatisch in alte Gewohnheiten. Überwachungssystem checken, Überwachungspersonal auswendig machen, Versteckmöglichkeiten suchen und Fluchtwege planen. Ein automatischer Vorgang den ich nicht beeinflussen konnte. Edward bemerkte meine wachsame Haltung sofort und musterte mich fragend. Ich winkte ab. „Alte Gewohnheiten…ich bekomme es schon in den Griff, keine Sorge.“ „Es gibt nichts und niemanden der dir Schwierigkeiten machen wird, Bella.“ „Sag niemals nie…egal. Du hast ja recht. Wie gesagt, ich bekomme es schon in den Griff. Ich war schon Jahre nicht mehr in einem Center um gemütlich Shoppen zu gehen. Also geb mir eine Sekunde damit ich mich an meine neue Rolle gewöhnen kann.“ Jake hätte mich ohne Umwege sofort wieder aus dem Center geleitet. Die Sicherheitsmaßnahmen die hier herrschten waren nicht zu unterschätzen. Es blieb kaum eine Ecke unbeobachtet. Nicht umsonst taten Leute wie ich einen großen Bogen um dieses Gebäude. Und was tat ich…ich ging mal gerade eben fein Shoppen mit meinem reichen Vampirfreund. Wie konnte meine Welt eigentlich innerhalb weniger Wochen so aus dem Gleichgewicht geraten? Ach ja genau…Schicksal! „Dort drüben gibt es Manolo Blahnik´s zum halben Preis.“ Du liebes bisschen, musste er immer in Fremdsprachen mit mir sprechen? „Was zum Teufel, sind Manolo…irgendwas?“ Edward grinste und deutete mit dem Kopf Richtung Schaufenster zu seiner rechten. „Es sind Schuhe. Alice ist der festen Überzeugung, dass man sie wohl nie wieder ausziehen möchte, wenn man einmal welche getragen hat.“ „Nun, es ist Alice…“ Er wartete einen Moment, dann runzelte er die Stirn und zuckte mit den Händen. „Und weiter?“ „Was weiter…nichts weiter. Ich dachte das würde dir als Antwort genügen.“ Er lachte leise, griff nach meiner Hand und zog mich ins Geschäft. In den folgenden Minuten traf mich ein Schrecken nach dem anderen. Man konnte kaum glauben, wozu Frauen fähig waren um an reduzierte Schuhe zu gelangen. Das es zu keinem Mord kam, grenzte beinahe an ein Wunder. Und mich ängstigte der Gedanke, vielleicht eines Tages zusammen mit Alice und Rose einkaufen zu gehen. Ich wusste, jeder in der Familie setzte alles daran die Tarnung aufrecht zu erhalten. Aber im Eifer des Gefechtes, wollte ich nicht wissen, wie sehr die beiden ihre neu auserkorenen Schmuckstücke verteidigen würden. Fazit war, eine halbe Stunde später…keine Minute länger hielt ich in diesem Geschäft aus…hatte ich noch immer keine neuen Schuhe, war aber um einiges an Erfahrungen reicher. Edwards Laune blieb weiterhin ungetrübt und somit zog er mich zielsicher in eine Modeboutique, dessen Name ich nicht aussprechen konnte. In dieser angekommen, gewöhnte ich mir schnell ab einen Blick auf die Preisschilder zu werfen. Dafür, hätten wir Sam seinen gesamten Monatsvorrat Aitsch abkaufen können und ein fettes Trinkgeld, wäre obendrein auch noch drin gewesen. Nach einer Stunde hatte meine Laune allmählich ihren Tiefpunkt erreicht. Ich liebte Edward, das tat ich wirklich. Aber momentan regte er mich tierisch auf. Er kam mit einem Kleidungsstück nach dem anderen an. Ich hatte mich in den letzten Jahren wohl niemals so oft an uns ausgezogen wie an diesem Tag. Irgendwie steckten wir in dieser Boutique fest, denn Edward war fest entschlossen nicht eher zu gehen, bis wir etwas passendes für mich gefunden hatten. Mich graute es vor den unzähligen Geschäften die noch kommen würden. Sah er denn nicht, wie angepisst ich war? Egal was ich anzog. Egal wie sehr ich zupfte und fummelte. Keines der Stücke sah auch nur ansatzweise gut an mir aus. Ich fragte mich sofort, wie Alice und Rose es auf die Reihe gebracht hatten mir passende Kleidung zu besorgen. Wenn sich doch Edward nur so leicht tun würde wie die beiden, damit wir diese Operation endlich beenden konnten. „Wenn du so motivationslos schaust, wirst du nie etwas schönes finden“, seufzte er und nahm mir die Hose mit der ich aus der Umkleidekabine kam aus der Hand. „Hier, werde ich so oder so nichts finden. Am beste wäre es, du suchst einen Laden mit Kinderabteilung. Vielleicht finde ich dort eine Hose, die verdammt nochmal auch oben bleibt.“ Ich war genervt. Für mich stand schnell fest, das Shoppen so gar nicht mein Ding war. Was auch immer Frauen in ihren Erbanlagen enthalten hatten, bei mir fehlte es. Ich würde mich nie für so etwas unwichtiges wie Mode interessieren. „Dort drüben am Ständer hängen schöne Kleider. Vielleicht passt dir davon eins.“ Einige Sekunden starrte ich ihn völlig entgeistert an. „Ein Kleid? Wirklich? Ist das dein ernst?“ „Warum nicht“, zuckte er die Schultern. „Nun abgesehen davon, dass ich obenrum und hintendran nichts habe, was es ausfüllen würde um somit so etwas ähnliches wie eine Figur zu zauber. Stell dir nur mal ein Kind vor…so groß“, ich hielt meine Hand auf Hüfthöhe. „…was glaubst du würde es denken, wenn es auf Augenhöhe durchstochenes und vernarbtes Fleisch sehen würde?“ Er wollte etwas sagen, doch ich hinderte ihn daran. „Und komm mir jetzt bloß nicht mit einem langen Kleid, dann könnte ich mir bei meinen Proportionen gleich einen Kartoffelsack überziehen. Das Ergebnis wäre dasselbe.“ „Du bist so…negativ“, stöhnte er. „Du liebes bisschen was erwartest du, Edward? Ich bin ein Junkie. Ich bin mehr Tod als lebendig. Schau mich doch an. Denkst du wirklich, Kleidung würde daran irgendetwas ändern? Egal wie viele dieser Teile ich anprobieren werde…keines wird verstecken können was ich bin.“ Der Vorhang der Nachtbarkabine öffnete sich langsam. Eine ältere Frau kam vorsichtig aus der Kabine. Sie warf einen schnellen Blick auf uns beide und verschwand dann eilig zwischen den Kleiderständern. Ich stöhnte… „Siehst du…ich, ich gehöre hier einfach nicht her. Das…“, ich machte eine ausschweifende Handbewegung. „…das hier, das bin nicht ich. Das ist nicht meine Welt. Hier, hier fühle ich mich einfach nicht wohl. Ich freue mich nette Stunden mit dir zu verbringen. Allein, einfach mal völlig allein. Ohne das uns jemand unbeabsichtigt belauschen kann. Aber das hier…schau mich doch an! Findest du, das ich in diesen Laden passe? Ich kann mit dem Gedanken so viel Geld für etwas belangloses wie Kleidung auszugeben einfach nicht umgehen. Nicht nach alle dem was ich gesehen habe…was ich erlebt habe. Ich habe mittellose Menschen sterben sehen. Die Leute mit denen ich für gewöhnlich verkehre würden töten, um auch nur 5 Prozent von dem ab zu bekommen was hier ein Pulli kostet.“ Er antwortete nicht…er seufzte, was mir als Antwort genügte. „Lass uns, lass uns einfach durch die Läden schlendern. Wenn mir etwas gefällt, dann verspreche ich dir, werde ich es auch anprobieren und…und sollte es dann auch noch passen dann, dann darfst du es mir gerne kaufen.“ Es bildete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Vielleicht esse ich auch noch ein Eis…“ Nun schüttelte er grinsend den Kopf. „…aber höre bitte auf mich zum anprobieren irgendwelcher Kleidungsstücke zu überreden. Ich weiß du meinst es nur gut. Ich weiß du denkst, dass mir das gefallen könnte. Aber ich bin nicht wie deine Schwestern…ich bin nicht wie Mädchen meines Alters. Das was wir hier tun, deprimiert mich als das es mich erheitert.“ Letztendlich sah er ein, dass er eine Reizüberflutung bei mir ausgelöst hatte. Ich glaubte, er wollte alles daran setzen mich von einem `normalen´ Leben zu begeistern. Vielleicht erhoffte er sich davon einen Entzug. Ich wusste es nicht. Ich war nur froh, dass dieser Shopping Horror ein Ende hatte und wir endlich entspannt den Ausflug genießen konnten. Eine ganze Weile später saß ich an Edward gelehnt, eisleckend auf einer Bank und betrachtete die Schaufenster. Wir hatten schließlich doch noch ein schickes Oberteil für mich gefunden. Ganz ohne Druck…ganz ohne Stress. Auch Edward hatte sich ein neues Hemd, einen Gürtel und irgendeinen Blödsinn für sein Auto gekauft. Plötzlich erhob sich Edward und sah in eine Richtung. Was auch immer seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte konnte ich der Entfernung wegen nicht erkennen. „Meinst du, du kannst hier einen Moment allein bleiben?“ Sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er diese Frage vollkommen ernst gemeint hatte. Ich rollte die Augen. „Ich bin mir nicht sicher. So viele Menschen und ich, ganz allein in einem großen Einkaufscenter. Ich, die keinerlei Erfahrung mit solchen Situationen hat. Die noch nie unbeaufsichtigt…“ „Schon gut schon gut“, unterbrach er mich. Ich kicherte und deutete ihm an, sich endlich auf die Spur zu machen. Natürlich dauerte es wirklich nur einen Moment, ehe er wieder in meine Sichtweite auftauchte. In der linken Hand eine kleine weiße Plastiktüte, die er mir freudestrahlend reichte. „Was ist das?“ „Schau rein, dann weist du es.“ Skeptisch linste ich in die Tüte und wäre vor Freude beinahe von der Bank gefallen. „Gott du bist unglaublich.“ „Ich weiß.“ Er lachte, setzte sich wieder neben mich und hauchte einen Kuss auf meinen Mundwinkel. „Toffifees“, rief ich begeistert und holte eines der beiden Schachteln aus der Tüte. „Du glaubst gar nicht wie lange es her ist.“ Verträumt strich ich über die Schachtel, entfernte die Folie, öffnete sie und schob mir langsam eines der vielen Stückchen in den Mund. „Mhhhh…fantastisch. Ich wusste gar nicht mehr, dass die so gut sind.“ Er lachte wieder, während ich mir das nächste in den Mund schob. Ich aß noch eines, dann steckte ich die Schachtel wieder zurück in die Tüte. Am liebsten wollte ich sie alle Essen. Aber fest stand, dass ich dann nicht lange etwas von ihnen haben würde. „Ich liebe dich“, sagte ich leise. Als Antwort küsste er mich. Unschuldig…und ich wollte, er würde niemals damit aufhören. __________________ „Dort drüben könnten wir Essen gehen.“ Wir waren am Wagen um unsere Einkaufstüten wegzubringen. Als er grinsend in eine Richtung zeigte. „Wir?“ Er lachte, während ich seinen Fingern folgte und ungläubig mit dem Kopf wackelte. „ Das Pizza Kitchen? Echt jetzt? Pizza? Die wird wie Stein in meinem Magen liegen. Ich sehe mich heute Abend schon über der Kloschüssel hängen. Willst du dir das wirklich antun?“ „Ich lass es einfach auf mich zukommen“, grinste er und zog mich ohne Erbarmen in die Richtung des Restaurants. Ich gab mich geschlagen. In den letzten vier Wochen hatte ich eines über Edward gelernt. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, würde er jegliche Gegenargumente gekonnt ignorieren. Ein trotziger kleiner Junge der solange quengelte, bis er am Ende bekommen würde was er wollte. „Ein Tisch für zwei“, gab Edward dem Kellner zu verstehen der uns freundlich begrüßte als wir eintraten. Als der Kellner uns zu einem Tisch führte und mir dann auch noch den Stuhl zurecht rückte fiel ich beinahe vom Glauben ab. Was ein gepflegtes Äußeres doch alles bewirken konnte! Mir war der Tod ins Gesicht geschrieben,…selbst der Kellern sah es, sein Gesichtsausdruck verriet ihn…und doch, behandelte man mich mit einem gewissen Maße an Respekt den ich Jahre nicht mehr gespürt hatte. Es konnte natürlich auch sein…und diese Möglichkeit schien mir am naheliegendsten …dass Edward mit seiner Präsens zu verstehen gab, das er ja freundlich zu mir zu sein hatte. „Die Karte“, sagte er und reichte erst mir, dann Edward ein. „Darf ich ihnen schon etwas zu trinken servieren?“ Ich nahm ein Wasser. Edward bestellte um den Schein zu wahren dasselbe. „Also…“, murmelte ich mit meinem Blick auf die Speisekarte. „…hast du dir schon überlegt was du Essen möchtest?“ Ich sah auf. Edward studierte mit gerunzelter Stirn die Speisekarte, dann hob er entsetzt den Blick und flüsterte. „Die haben überhaupt kein Wild im Angebot.“ Wir begannen lautstark zu lachen, was die Personen an den Nachbartischen aufschreckte. „Vielleicht, sollte ich nach hinten in die Küche gehen und Fragen, ob nicht schnell einer der Angestellten los kann um mir ein Wildtier zu erlegen.“ „Und was sagst du, wenn er hinterher fragt wie du es gerne hättest?“ „Blutig“, wir lachten wieder. Der Kellner kam mit unseren Getränken. „Haben sie schon gewählt?“ „Ich nehme…“, ich warf noch einmal einen kurzen Blick in die Karte. Eigentlich hatte ich vor einen Salat zu Essen. Doch mit betreten dieses Lokals und den fettigen Geruch von frisch gebackener Pizza änderte sich meine Meinung schlagartig. Wann hatte ich das letzte Mal Pizza gegessen? „Eine kleine Margarita bitte.“ „Und sie, Sir?“ „Nichts…danke“, Edward winkte ab und der Kellner ging. „Möchtest du nachher noch etwas bestimmtes machen?“ Fragte er mich, kaum war der Kellner aus unserer Sichtweite. „Ich wüsste nicht was.“ Meine Antwort gefiel ihm nicht. Aber ehrlich, was sollte ich schon groß machen wollen? Ich hatte Tage und Nächte auf diesen Straßen verbracht. Hier gab es nichts, was ich nicht kannte. „Wir könnten am Green River spazieren gehen“, sagte ich schließlich. Er nickte lächelnd. Dann wurde er nachdenklich. „Hält sich dort auch ein Teil der Szene auf?“ Ich stöhnte. „Sie halten sich überall auf, Edward. An einigen Stellen mehr, an anderen weniger. Siehst du die beiden dort draußen…“, er sah wie ich aus dem Fenster. Auf einer Bank geraderüber saß ein Pärchen und kuschelte. „Die beiden gehören auch bald dazu.“ „Kokain“, sagte er seufzend und rümpfte die Nase. „Nur er…sie schmeißt sich Trips ein.“ Er machte große Augen. „Richtig…woher, woher weißt du das? Kennst du sie?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab sie noch nie gesehen.“ „Und woher weißt du es dann?“ „Ich hab die letzten Jahre mit Leuten wie ihnen verbracht. Nenn es, erweiterte Menschenkenntnis. Ich hab einen Blick für sowas. Eigentlich, muss man überhaupt nicht dazugehören um die Anzeichen zu erkennen. Siehst du, wie er ständig die Nase kräuselt und hochzieht? Permanent mit dem Handrücken unter der Nase langwischt…das macht er, weil er ständig das Gefühl hat das sie läuft.“ Wir klebten beide an der Scheibe, während ich dabei war seine Neugierde zu befriedigen. „Schau dir seine Körperhaltung an. Ein klarer Fall von absoluter Selbstüberschätzung. Das ist, wenn selbst nach dem gepuschten Selbstbewusstsein noch etwas kommt. Und sie ist gefangen in ihren Warnvorstellungen…ich vermute sie nimmt LSD…“, Edward nickte geistesgegenwärtig. „…so sah ich wohl auch immer aus wenn ich langsam runter kam. Ihr steht die Panik ja förmlich ins Gesicht geschrieben. Siehst du, wie hektisch sich ihre Augen bewegen und wie verkrampft sie neben ihm sitzt? Sie wird bald wissen was es heißt an Psychosen zu leiden, wenn sie so weiter macht.“ „Wusstest du es auch?“ Fragte er mich leise. Ich nickte und er seufzte, ehe er wieder aus dem Fenster sah. „Eines der Gründe, warum ich zu Koksen anfing. Hinterher musste ich feststellen, das Kokain die Psychosen zusätzlich unterstützt hatte. Heroin ist da friedlicher.“ „Friedlich ja?“ Ich antwortete nicht. „Du kannst ja raus gehen und sie warnen.“ Ich schnaubte. „Welche Warnung meinst du, würde sie ernst nehmen? Jede Warnung würde ihre Neugierde nur weiter steigern.“ Dieses Mal antwortete er nicht. „Ich könnte ihr einige Tipps geben, das wäre aber auch alles.“ „Welche Tipps den bitte? Wie und wo sie am besten Heroin herbekommt um den Psychosen zu entkommen?“ Es verletzte mich wie herablassen er das sagte. Glücklicherweise sah er selbst, dass sein Verhalten unpassend war und legte als Entschuldigung seine Hand auf meine. „Zum Beispiel…“, ich lächelte und er runzelte die Stirn. „… Kaue kein Glas, es schmeckt nicht und die Speiseröhre kenn es nicht gut ab. Oder… Versuche nicht durch Poster an der Wand zu gehen, dein Kopf wird es dir danken.“ Edward sah mich schockiert an. Ich zuckte die Schultern. „Der wohl wichtigste Tipp allerdings ist. Springe nicht aus dem Fenster, du kannst auch auf LSD nicht fliegen…Du glaubst ja gar nicht, wie versucht man ist es auszuprobieren…“, ich schüttelte den Kopf und lachte als ich mich an eine Situation erinnerte. „Fremde Tiere sollte man auch nicht anfassen und nur weil jemand vor dir steht und dich begutachtet heißt das noch lange nicht, das er dein Freund sein möchte. Umarmungen kommen also nicht gut an und enden gern mit einem Schlag in die Magengegend.“ Er hatte einen eigenartigen Ausdruck im Blick. Er sah aus, als wollte er Fragen stellen oder sich lieber die Ohren zuhalten. Ich winkte ab. „Alles schon gesehen, einiges ausprobiert…nur scheiße herausgekommen.“ Der Kellern kam mit meiner Pizza. Damit war das Gespräch für mich beendet. Während ich langsam und bedacht aß, beobachtete Edward mich noch immer mit diesem merkwürdigen Blick. Nach und nach, schien er sich damit abzufinden, dass er wohl nicht mehr aus meiner Pillenphase aus mir herausbekommen würde und seufzte kapitulierend. Ich aß nicht viel, keine Viertel Pizza aber Edward schien zufrieden. Er zahlte, gab dem Kellner ein viel zu hohes Trinkgeld, nahm meine Hand und führte mich aus dem Lokal. Das Pärchen saß noch immer auf der Bank. Als wir langsam an ihnen vorbei gingen, sahen sie auf, begutachteten uns…mich ein wenig länger…dann grüßten sie mich zu Edward Überraschung mit einem ehrfürchtigen Nicken. Ich nickte zurück. „Heroinabhängige werden von Drogeneinsteigern mit einem gesunden Maße Respekt behandelt“, flüsterte ich auf Edwards unausgesprochene Frage, dann lachte ich. „Es ist völlig absurd. In ihren Augen sind wir ein Haufen Scheiße.“ „Tatsächlich? Aber wieso dann dieser Respekt?“ „Viele von denen, die nur `harmlose Drogen´…“, ich malte Gänsefüßchen in die Luft. „…nehmen, empfinden Ekel vor uns. Sie halten uns für den letzten Dreck…Abschaum, was wir ja auch sind. Aber insgeheim wünschen sie sich wie wir zu sein, sie haben nur noch nicht den Mut es zu tun. Der Mut kommt mit der Zeit, am Ende werden sie zu dem, was sie wiederwertig fanden. Ein interessanter Kreislauf.“ „Es ist völlig unlogisch“, pflichtete er bei. „Natürlich ist es das, aber das Gehirn eines Konsumenten läuft auf einer anderen Frequenz. Man versteht es nur, wenn man die Phasen selber durchlebt hat.“ Dazu wusste er nichts zu sagen. Ich nahm sein Schweigen gern entgegen. Ich hatte keine Lust mehr, mich über Drogenabhängige zu unterhalten. Solche Gespräche ernüchterten mich immer. Wir liefen Händchenhaltend am River entlang. Hier und da stiel Edward sich einen Kuss. Es wurde noch ein richtig schöner Nachmittag. Wir waren einfach nur Edward und Bella. Ein ganz natürliches Pärchen…kein Edward der Vampir und Bella die Fixerin. Einfach nur Teenager, die ihre Junge Liebe auslebten. Ich hatte ganz vergessen wie wunderbar es am Ufer des Green River war. Mit den Jahren hatte ich die Sicht für vieles verloren. Erst die Cullens hatten mich gelehrt, wieder auf die schönen Dinge im Leben zu achten. ___________________ Wir saßen auf einer Bank. Während Edward entspannt die Füße von sich streckte und die Augen geschlossen hielt, machte sich bei mir ein bekanntes Gefühl breit. Meine Handflächen schwitzten. Ich war schussgeil. Von einer Sekunde zur anderen so sehr, wie schon lange nicht mehr. Unruhig knetete ich meine Hände. Ich wusste nicht was dazu beitrug das Verlangen so schnell aufzuputschen. Es lag vielleicht an den Gesprächen die wir heute führten…oder an der Tatsache, dass wir uns in Seattle befanden. An dieser Stadt hingen viele alte Gewohnheiten und…so dumm es auch war…ich konnte sie nicht ignorieren. Edward spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Er richtete sich auf, sah mir in die Augen und wusste sofort was los war. „Es sind erst 5 Stunden vergangen“, sagte er leise. „Ich weiß…“, stöhnte ich. „…können wir zurückgehen?“ Der Alltag hatte uns wieder! Der schöne Moment war zerstört und wir…wir wechselten zurück in unsere Rollen. „Okay gut.“ Er half mir auf, nahm mir meine Handtasche ab und zog mich mit sich. Ich klammerte mich mit beiden Händen an Edwards Arm und sah zu Boden. Mit tiefen langen Atemzügen versuchte ich mich zu beruhigen. Es war…wie immer, die blanke Panik hatte mich gefangen. „Wieso so heftig?“ Fragte er vorsichtig. Für ihn war dieser plötzliche Wechsel neu. Er hatte mich oft schussgeil erlebt aber es kam nie so plötzlich…so heftig. Für mich allerdings, war das hier das normalste was ich die letzten Jahre erlebt hatte. Auf der Straße, hatte mich das Verlangen andauernd überrollt. „Keine Ahnung…“, presste ich heraus. „…hier, erinnert mich alles ans Straßenleben. Ich weiß nicht ob…ob es die Angst zu kurz zu kommen ist, der ich täglich ausgesetzt war oder…was weiß den ich? In Forks ist alles anders, da…da muss ich nicht für den nächsten Druck kämpfen.“ Wir liefen weiter. Vor meinen Augen drehte sich alles. Ich sah rot und blieb stehen. Er packte sofort nach meinen Schultern, weil ich mich sonst garantiert an Ort und Stelle in den Dreck gesetzt hätte. „Ich schaffe es nicht bis zum Auto“, sagte ich schweratmend und stierte ihn an. „Es ist nicht mehr weit, ich habe einen kürzeren Weg gewählt.“ Ferngesteuert schüttelte ich den Kopf. Entschlossen etwas geeignetes zu finden sah ich mich um. Im ersten Augenblick registrierte ich nur, dass wir uns in einer Seitenstraße befanden. Und dann…und dann sah ich das Haus schräg hinter Edward und verlor mit einem entsetzlichen Keuchen meine restliche Gesichtsfarbe. Unsanft schüttelte ich ihn ab, während ich mit wackligen Beinen die paar Schritte hinüber ging. „Bella?“ Er klang verwirrt. Ich achtete nicht auf ihn. Meine Beine trugen mich mechanisch genau dorthin, wo ich niemals mehr hin wollte. Ich fühlte überhaupt nichts. Da war nur diese Leere, die aber allein genug wog um mich in die Knie zu zwingen. „BELLA…“, er eilte zu mir. Meine Finger bohrten sich in den Asphalt, meine Schulter hingen, doch mein Blick blieb starr auf das Haus vor mir gerichtet. Das Treppengeländer war neu gemacht worden, ansonsten sah es aus wie aus meinen Erinnerungen. Wir waren in der 149th Straße und vor mir…vor mir…stand mein Elternhaus! „Süße bitte,…was ist los?“ Er rüttelte mich. Ich reagierte nicht. Eine einzige Träne lief mir über die Wange. Mehr Emotionen konnte ich im Moment nicht zeigen…nicht fühlen. Doch ich wusste…spürte…genau in diesem Augenblick, das meine Ängste heute Morgen berechtigt gewesen waren. Mein Anker hatte mich mit einem dämonischen Grinsen abgeschüttelt. „Bring mich sofort hier weg“, hauchte ich schwach. ************* Ihr Elternhaus! Was glaubt ihr wird jetzt geschehen? Ich bin wie immer für Vorschläge offen. Ich wünsche euch einen wunderbaren Tag. Bis zum nächsten Mal Alex Kapitel 37: ...mit Folgen ------------------------- SORRY SORRY SORRY SORRY SORRY Viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ************* Edward POV Ich hatte überhaupt keine Ahnung was gerade geschehen war. Dennoch befolgte ich ihre Anweisung sofort. Sie musste hier weg…wieso auch immer aber ihr Blick signalisierte, dass etwas grässliches geschehen sein musste. So sehr ich es auch verstehen wollte. Wichtig war jetzt nur, zwischen Bella und diesem…Haus…so viel Abstand wie nur möglich zu schaffen. Schnell half ich ihr auf, schlang einen Arm um ihre Hüfte, hob sie so an, dass es für Außenstehende nicht zu erkennen war und trug sie fort. Es kam überhaupt keine Reaktion von ihr. Die Teilnahmslosigkeit in ihren Augen ängstigte mich. Hinzu kam das leichte zittern ihres Körpers, dass ich nicht deuten konnte. Ihre viel zu gehetzte Atmung ließ auf Entzugserscheinungen schließen doch ihr Verhalten passte nicht. Sie wirkte…leblos. Als würde sie unter einem Schock leiden. Wir kamen auf einen kleinen Marktplatz an. Es musste gegen 19 Uhr sein. Die meisten Stände hatten bereits geschlossen. Demzufolge wenige Passanten konnte man antreffen. Drei Straßen weiter und wir würden am Auto sein…könnten dann endlich raus aus dieser Stadt. „Da…“, platzte es plötzlich aus ihr heraus. Sie strampelte sich aus meinem Griff, noch ehe ich den Grund für ihr Interesse ausmachen konnte. Als sie eine öffentliche Toilette ansteuerte, dämmerte mir was sie vorhatte. „Moment mal“, ich hielt sie am Arm fest. Sie warf mir einen Blick zu, der mich sofort einen Schritt zurück taumeln ließ. Denn hilflosen Ausdruck in ihren Augen würde ich wohl nie mehr vergessen. Etwas ganz gewaltiges spielte sich in ihrem Kopf ab und ich befürchtete, nicht stark genug zu sein um die Lage zu bewältigen. Ich überließ ihr ohne Gegenwehr die Handtasche, die sie mir förmlich von der Schulter riss. Mit etwas Abstand folgte ich ihr. Mein Bauchgefühl sagte mir, das es fatal wäre sie unter diesen Umständen drücken zu lassen. Doch was sollte ich tun? Ich hatte kein recht sie zu bevormunden. Ich musste ihre Entscheidung akzeptieren wenn ich wollte, dass sie mir blind vertraute. Die große Frage war allerdings… wie sehr war sie überhaupt noch fähig Entscheidungen zu treffen? Während ich meinen inneren Konflikt ausführte, errichten wir die öffentliche Toilette. Bella drehte sich nicht um als sie zur Damentür ging. Ihre Präsenz wirkte gewaltig… entschlossen… und ich sah ein, dass es besser war sie einfach machen zu lassen. Ich würde hinterher da sein um sie wieder aufzubauen. Ich lehnte mich an das Geländer der U-Bahn Unterführung und beobachtete sie. Eine ältere Dame traf zeitgleich mit ihr an der Tür an. „Verpiss dich“, fuhr Bella sie mit einer solchen Kälte in der Stimme an, dass selbst ich zeitgleich mit der Frau zusammenzuckte. Sie drängte sich an der erstarrten Frau vorbei ohne auch nur einen leichten Anflug von Reue zu zeigen. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und fassungslos starrte ich auf das Holz. Die Alte machte schnell, dass sie von dannen kam. Es war…überraschend…sie so zu erleben. Das erste Mal, sah ich in Bella das Straßenmädchen das sie war. Das Mädchen, das lernen musste sich zu beweisen. Das Mädchen, das kämpfen musste. Das Mädchen, das jeglichen Respekt anderen Menschen gegenüber verloren hatte. Aber auch das Mädchen, das unendlich gebrochen war. Ich lauschte ihren Bewegungen. Das ungute Gefühl in meinem Magen wollte einfach nicht verschwinden. Sie war labil und gerade damit beschäftigt, sich eine Nadel unter die Haut zu schieben. Ihr tiefes Stöhnen fuhr mir durch Mark und Bein. Mein Handy klingelte in dem Moment, in dem auch ihr Herz einen gewaltigen Holper machte. Würde mein eigenes noch schlagen, hätte es jetzt garantiert damit aufgehört. Ohne meinem Handy Beachtung zu schenken, stürmte ich in die Toilette um das Bild in meinem Kopf zu vervollständigen. Ich ahnte, dass sich meine Befürchtungen bewahrheitet hatten. Das Klingeln erstarb als ich mit einem lauten Knarren die Kabinentür aus den Scharnieren riss. Was mich dann erwartete war wohl mit unter das schrecklichste was ich je gesehen hatte. Kaum war die Tür offen, kippte mir Bellas lebloser Körper entgegen. Ich fing sie auf, hockte mich auf den Boden und rüttelte sie. „Bella…“, meine Stimme zitterte. Behutsam strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht. Blankes Entsetzen traf mich als ich ihr bleiches Gesicht ansah. Ich hatte mich wohl noch nie in meinem Leben so hilflos gefühlt…mich so gefürchtet. „BELLA…“, jetzt war es ein spitzer Schrei der über meine Lippen kam. In diesem Moment stürzte alles auf mich nieder. Eine Welle Selbsthass und Trauer überkam mich. Ich war so sehr gefangen in meinen Schuldgefühlen, dass ich überhaupt nicht realisierte, dass mein Handy erneut klingelte. Ihre Atmung war flach…sehr flach und ihr Herz schlug langsam…ZU langsam. Ihre Lippen liefen blau an und die Adern unter ihren Augen traten hervor. Mir war übel…es konnte nur das Gefühl von Übelkeit sein das meinen Magen hinaufkroch. Eine Heroinvergiftung, schallte es sofort durch meinen Kopf. Carlisle hatte mich ausführlich über alle Übel dieser Sucht unterrichtet. Damit ich im Ernstfall handeln konnte. Der Ernstfall war eingetreten. Als aller erstes, brachte ich sie in die stabile Seitenlage. Ich wusste anhand ihrer Atmung, dass sie der absoluten Katastrophe gerade noch davon gekommen war. Sie hatte eine Atemlähmung um ein Haar verfehlt. „Bella…bitte“, ich schlug ihr leicht gegen die Wangen. Keine Reaktion! Damit ihr Hirn ausreichend Sauerstoff bekam, gab ich ihr eine Mund zu Mund Beatmung. Mein Handy klingelte wieder… „Du liebes bisschen“, hauchte jemand hinter mir. Eine Frau…ich sah uns in ihren Gedanken zusammen auf dem Boden kauern. Es war kein schöner Anblick. „Wir brauchen einen Krankenwagen“, murmelte sie leise. Dann hörte ich, wie sie sich Richtung Tür wandte. Wohl um ihre Feststellung öffentlich zu machen. „Nein…“, fuhr ich sie an, ließ widerwillig von Bella ab und fixierte sie. Erschrocken hielt sie inne und erwiderte meinen Blick. „…keinen Krankenwagen“, sagte ich mit Nachdruck. „Hören sie junger…“, ich stoppte sie mit meinem Blick. „KEINEN KRANKENWAGEN!“ Dass ich meine letzten Worte mit einem Knurren Nachdruck verlieh, war so nicht geplant gewesen. Doch wenigstens stand sie nun Stock steif, mit geweiteten Augen da ohne auch nur im entferntesten in Erwähnung zu ziehen, sich die nächsten Stunden vom Fleck zu bewegen. Ich hatte sie schwer eingeschüchtert. Bella auf dem Boden zuckte leicht. Ihr Herzschlag wurde kaum wahrnehmbar stabiler. Kein Arzt mittels Stethoskop, hätte diesen Unterschied heraus gehört. Erleichterung keimte in mir auf. Ich begann von neuem mit der Beatmung. Es dauerte Minuten ehe sich ihr Zustand verbesserte. In dieser Zeit, klingelte mein Handy weitere Male. Als ihre Atmung gleichmäßiger wurde…noch immer flach, aber gleichmäßig… ließ ich von ihr ab. „Sehen sie doch…“, ich knurrte erneut und wandte mich an die Frau. „Gehen sie oder halten sie verdammt nochmal den Mund.“ Sie schwieg. Hin und Her gerissen ob sie das Weite suchen oder bleiben sollte. Ihr Instinkt trieb sie zur Flucht, ihre Sorge zum bleiben. Ich hätte ihr Danken sollen. Menschen wie sie, gab es in dieser Zeit wenige. Doch Momentan hatte ich andere Sorgen. Ich handelte im weitesten Sinne Instinktiv und ruhig. Der erste Schock war dahin…jetzt musste ich einen kühlen Kopf bewahren. Ich hatte später noch genug Zeit, mich an meinen Schuldgefühlen zu zerfleischen. „Edward…“, erschrocken keuchte ich und sah auf Bella. Sie blinzelte, war zu schwach die Augenlider offen zu halten. „Ich bin da…alles wird gut“, sie stöhnte erschöpft. „Hast du Schmerzen?“ Als Antwort erbrach sie sich…kräftig. Obwohl sie versuchte wegzurutschen, hielt ich sie in der stabilen Seitenlage. Es war ihr Zusehens unangenehm in ihrem eigenen Erbrochenen zu liegen. Ich schüttelte meinen Kopf. Sie hatte vielleicht Nerven. „Gott…“, jammerte sie während sie würgte. „…lass mich…“, sie gurgelte. „…das ist widerlich“, hauchte sie. Im Moment war es mir völlig egal was sie für widerlich hielt oder nicht. Ich war nur so unendlich erleichter sie wieder bei Bewusstsein zu wissen. Ich wollte am liebsten die ganze Welt umarmen. Ich wusste, das schlimmste war überstanden. Eine…nur eine leichte Heroinvergiftung! „Geht es dir gut?“ Ich lachte erleichtert als sie mir diese Frage entgegen spukte. Gott sei Dank!!! „Was machst du für Sachen?“ „Entschuldige“, murmelte sie während ich ihr half sich aufzurichten. Ich rutschte sie so zurecht, das sie stabil an der dreckigen Wand des Klohauses lehnen konnte und hockte mich vor sie. Sie sah absolut abscheulich aus. So sehr es mich auch ärgerte sie so zu bezeichnen, es war die Wahrheit. Ich hatte sie schon oft, sehr oft in einem desolaten Zustand gesehen aber das, dass übertraf so ziemlich alles andere. Die dunkel violetten Lippen waren mit unter das auffälligste in ihrem kreidebleichen Gesicht. Von ihrem eigenen Erbrochenem besudelt und mit stark geschwollenen Augen blickte sie auf ihren Schoß. Und das bisschen, was hinter der Schwellung zu erkennen war beunruhigte mich. Dort herrschte absolute Leere. Eine emotionslose Hülle saß mir gegenüber und atmete flach. „Ich dachte einen Moment, ich hätte dich verloren“, wisperte ich leise. Sie antwortete nicht. „Ich liebe dich“, hauchte ich und wartete emotional selbst völlig am Ende auf eine Regung. Einen Augenblick später kam sie auch. Langsam sah sie auf und blickte einfach nur zurück. Mit feuchten Augen und bebenden Lippen. Ich drückte beruhigend ihr Knie. „Es ist gut…“, flüsterte ich. Kaum wahrnehmbar schüttelte sie den Kopf. Innerlich seufzte ich. „Wie viel hast du genommen?“ Ich hoffte, es war taktisch klug zum Oberflächlichen überzugehen. Alles andere, gehörte nicht in ein stinkendes Toilettenhaus. Es dauerte erneut einen Augenblick, bis sie ihren Kopf langsam in Richtung Kabine wandte. Ich folgte ihrem Blick und verschaffte mir schnell einen Überblick. Zwischen ihrem Besteck lagen zwei leere Folienpäckchen. Die zwei, die ich ihr am Morgen in die Tasche gepackt hatte. Zwei Päckchen…zwei Gramm…in knapp 6 Stunden. Ein halbes hatte sie bei unserer Ankunft im Auto gedrückt. Denn Rest jetzt. Ich sah wieder zu ihr. Versuchte keine Enttäuschung durchdringen zu lassen. Aber ich würde später noch einmal auf dieses Thema eingehen. Nicht jetzt…wir mussten hier weg. Ich hatte keine Ahnung wie lange die Frau noch unter Schock stehen würde. Ihre Gedanken waren ein Durcheinander ohne Punkt und Komma. Am meisten beunruhigte mich, das sie versuchte zu verstehen was oder wer ich war. „Lass uns gehen“, sagte ich leise. Bella nahm die Frau nun selber wahr und nickte. Im gleichen Moment klingelte mein Handy erneut. Angepisst nahm ich das Gespräch entgegen. Meine Familie…Alice…war hartnäckig. Sie würde nicht eher Ruhe geben. Sie legte auf. Bella vor mir hustete, wandte ihren Kopf ab und spukte eine Ladung Schleim aus. „Jasper ist gleich da. Wir warten.“ Auch das nahm sie eher teilnahmslos zur Kenntnis. Ihr Blick blieb weiterhin leer, während sie auf ihren Schoß sah und ihre Hände knetete. Sie so zu sehen tat mir weh. Mich nervte das schlechte Gewissen. War ich es doch, der sie unter einen Vorwand in diese Stadt lockte. Ich hatte gehofft, die gewohnte Umgebung würde etwas bewirken. Irgendetwas…Hauptsache sie kroch aus ihrem Schneckenhaus. Es hatte etwas bewirkt, doch auf so etwas war ich nicht vorbereitet gewesen. So etwas…so etwas hatte ich nicht gewollt. Und ich hatte keine Ahnung was als nächstes geschehen würde. Mir blieb nichts anderes als die Hoffnung. Hoffnung, dass wir diesem Tag doch noch etwas gutes abgewinnen konnten. Denn fest stand, jetzt würde so einiges anders werden. Würde sie sich ein weiteres Mal zurückziehen? Oder konnten wir jetzt endlich auf einen Erfolg aufbauen? Sie konnte nicht länger die Schatten ihrer Vergangenheit alleine tragen. Sie musste sich die Seele freireden. Sie musste mit dem was geschehen war im Einklang kommen. Sie musste endlich beginnen zu verarbeiten. So viele Jahre hat sie diesen Prozess unterdrückt. Wann begriff sie endlich, dass Unterdrückung nicht der Ausweg war? Wenige Minuten nach Alice Anruf, hörte ich das vertraute Surren ihres Motors. Jasper war mit ihrem Wagen unterwegs. Gerade auf dem Rückweg von Newcastle wo er neues Heroin besorgt hatte. Er parkte ein kleines Stück die Straße runter. Noch ehe er bei uns war, traf uns eine Welle Ruhe die ich dankend annahm. Auch Bella schien seine Gabe zuzulassen. Das starke Zittern ihres Körpers wurde allmählich weniger. Er steckte den Kopf durch die Tür, musterte die Frau, die ihn ebenfalls musterte und zeigte seine Zähne. Ich rollte mit den Augen. „Sie sollten gehen.“ Sprach er bedrohlich leise. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, verstärkte er ihre Angst noch zusätzlich. Hektisch setzte sie sich in Bewegung und schob sich schließlich eilig an ihm vorbei. Er hatte ihr gerade etliche schlaflose Nächte beschert. Langsam kam er näher, hockte sich neben mich und sah sich erst einmal das ganze erschreckende Ausmaß an. Bella reagierte nicht. „Bring sie hier weg….“, er sah an mir vorbei in die Kabine. „…ich mach das hier.“ „Danke“, hauchte ich leise, erhob mich und reichte ihm meinen Autoschlüssel. Er nahm ihn und gab mir seinen. „Bella?“ Benommen sah sie durch einen dicken Tränenschleier zu mir auf. „Lass uns gehen.“ Sie nickte leicht und nahm meine ausgestreckte Hand. Ihre Füße trugen sie alleine nicht, also nahm ich sie kurzerhand auf den Arm und lief mit ihr schnellen Schrittes zum Wagen. Während der gesamten Rückfahrt sagte sie nicht ein einziges Wort und ich, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Sie hatte ihre Füße auf den Sitz gezogen und sah ununterbrochen aus dem Seitenfenster. Einzelne Tränen kullerten ihr über die Wange. Sie machte sich nicht einmal die Mühe sie wegzuwischen. Ihre Atmung machte mir Sorgen. Ich befürchtete, dass sie nicht genug Sauerstoff bekommen würde und erneut das Bewusstsein verlieren könnte. Sie atmete zu flach, zu unregelmäßig…beängstigend unregelmäßig! Ich musste ihr nicht in die Augen sehen um zu spüren, wie sehr ihr Hirn arbeitete. Selbst die Überdosis konnte ihre Gedanken nicht stoppen. Aber wenigstens…und ich sollte eigentlich nicht froh darüber sein…aber wenigstens beruhigte es sie. Ich wollte sie im Augenblick nur ungern so hysterisch erleben wie vorhin. Mir fielen riesen Brocken vom Herzen, als ich endlich in unsere Einfahrt bog. Auf der Veranda warteten bereits Carlisle und Alice. Noch ehe der Wagen stand, war Carlisle an der Beifahrertür und öffnete diese. Vorsichtig half er ihr aus dem Wagen, nahm sie auf den Arm und lief mit ihr ins Haus. Schweigend! Und ich, ich lief schweigend hinterher. Alice umarmte mich kurz, dann gesellte sie sich zu Esme in die Küche. Im gesamten Haus herrschte eine bedrückende Stille die mich beinahe wahnsinnig machte. Oben angekommen, holte ich einmal tief Luft bevor ich ihr Zimmer betrat. In der Tür blieb ich stehen und verfolgte die Situation. Bella lag auf dem Bett und sah an die Decke, während Carlisle ihren Blutdruck maß. Kein Wort des Protestes, kein überflüssiges Augenrollen, kein spitzbübisches Grinsen…sie lag einfach nur da. „Hast du Schmerzen beim Atmen?“ Fragte er im Anschluss. Viel zu langsam wandte sie ihren Kopf in seine Richtung und schüttelte diesen leicht. Ich seufzte. „Nein…“, sagte er bestimmend. „HAST du Schmerzen?“ Es tat sich eine halbe Ewigkeit gar nichts. Schließlich seufzte auch sie leise. „Es wird besser.“ Stumm nahm er das zur Kenntnis. Ich fühlte mich so furchtbar nutzlos. Am liebsten hätte ich mich neben sie gelegt und selbst teilnahmslos an die Decke gestarrt. „Kopfschmerzen?“ Sie nickte. „Ist dir noch übel?“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist wichtig, dass du dich jetzt ausruhst. Die Beschwerden beim Atmen werden langsam abklingen. Ich werde in einer Stunde noch einmal kommen und deinen Puls überprüfen.“ Sie nickte. Ich hatte große Lust sie zu schütteln. Ihre Desinteresse machte mich fertig. Sie wäre beinahe gestorben und es…es kümmerte sie nicht. Dachte sie auch nur einen einzigen Moment an mich? Nur einen verdammten Moment? Er drehte seinen Oberkörper in meine Richtung. „Wie lange war sie Bewusstlos?“ „Vielleicht 7 Minuten.“ Auch das nahm er stumm zur Kenntnis. Ich hatte diese Familie selten so Wortkarg erlebt. So kurz angebunden war Carlisle das letzte Mal gewesen, als Rosalie ihm den blutverschmierten Emmett in Kentucky auf den Küchentisch legte. Zum krönenden Abschluss, griff er nach dem Saum ihres Pullis und zog diesen bis unterhalb ihrer Brust hoch. Er roch natürlich wie ich das angetrocknete Blut, das viel mehr wie üblich war. Mich begrüßte ein Blau-violetter Handflächengroßer Bluterguss, der sich über ihre Hüfte erstreckte und der gewiss noch an Farbe und Größe zunehmen würde. Ich fragte mich sofort, wie man so weggetreten sein konnte um sich die Nadel so aggressiv ins Fleisch zu rammen? „Ich bringe dir etwas zum kühlen.“ Sie regte sich nicht. „Bella…du wirst das kühlen“, wies er sie an. „Das wird sie“, versicherte ich ihm. Erst jetzt schien sie von meiner Anwesenheit Kenntnis genommen zu haben. Ihr glasiger Blick suchte sofort meinen. Es tat sich nichts. Als Leihe würde ich behaupten sie stand unter Schock. Vielleicht war es auch an dem. Ich hatte noch nie eine genaue Ahnung was sich in ihrem Kopf abspielte. Und diese Tatsache belastete mich. ICH, sollte der einzige sein der immer genau wusste was und warum irgendetwas in ihrem Kopf vorging und das auch ohne meine Gabe. Aber wie sollte ich das je können, wenn sie sich nicht öffnete? Wir drehten uns immer und immer wieder im Kreis und ich befürchtete, dass es dieses Mal genauso sein würde. « Komm mit runter, ich will kurz mit dir reden. » Da im Augenblick Worte in diesem Haus überflüssig waren, antwortete auch ich nicht. Ich folgte ihm schweigend in die Küche, während der Großteil meiner Sinne bei Bella war. „Was ist passiert?“ Er setzte sich, ich tat es ihm gleich. Ich fühlte mich unglaublich erschöpft. Emmett und Rose gesellten sich ebenfalls in die Küche um Antworten auf unausgesprochene Fragen zu erhalten. „Es war ein schöner Tag…“, begann ich und lachte selbst humorlos. „…wir waren Einkaufen, haben viel gelacht…waren sogar Pizza essen. Wir kamen ins Gespräch. Sie erzählte ein wenig aus ihrer Zeit auf der Straße und anschließend sind wir am Fluss spazieren gegangen…“, ich zuckte die Schultern. „Von einer Sekunde zur anderen überkam sie ein so enormer Drang nach Heroin das selbst ein kurzes Gespräch unmöglich mit ihr zu führen war. Sie stammelte etwas von…es wäre die alte Gewohnheit, die Angst immer zu kurz zu kommen…was weiß ich. Ich nahm eine Abkürzung…eine Seitenstraße. Als sie kurz davor war endgültig auszurasten suchte sie besessen nach einen Rückzugsort um zu drücken. Sie sah sich um, erblickte ein kleines Einfamilienhaus und wurde am ganzen Körper starr…“ Ich musste meine Erzählung stoppen, während ich noch einmal die vergangenen Stunden durchlebte. „…einige Schritte ging sie auf das Haus zu, fiel auf die Knie und starrte es teilnahmslos an. Ich solle sie wegbringen meinte sie und das tat ich. An einer öffentlichen Toilette riss sie sich aus meinem Griff, stürmte drauf zu und…naja, dann…Ich hätte sie aufhalten sollen“, flüsterte ich leise. „Nein, du hast genau richtig gehandelt. Ein Eingreifen in ihre Entscheidungen könnte sie von dir fort treiben.“ Ich schnaufte. Warum fühlte ich mich dann so elendig? „Es ist noch einmal alles gut gegangen. Sie hatte schon einmal eine Vergiftung überlebt. Sie wird wieder auf die Beine kommen.“ Sollte mich das beruhigen? „Wenn ich nur wüsste ob uns dieser Tag jetzt vorwärts bringt oder nur wieder ein weiterer Rückschlag war.“ „Das wird sich die nächsten Tage zeigen.“ Was hieß das ich wie immer warten musste. Doch allmählich konnte ich nicht mehr warten. Sie war schwach und mit jedem weiteren Tag würde sie nur noch schwächer werden. „Ich geh zu ihr“, damit erhob ich mich. Carlisle erhob sich ebenfalls. Er ging zum Kühlschrank, öffnete das Kühlfach und reichte mir einen Kühlakku. Ohne ein weiteres Wort nahm ich es und verließ die Küche. Sie lag noch genauso, wie wir sie zurückgelassen hatten. Selbst als ich eintrat regte sie sich nicht. Dass Akku legte ich auf ihren Nachttisch, dann nahm ich aus ihrem Kleiderschrank Wechselsachen heraus. „Soll ich dir die Haare waschen oder möchtest du dich nur umziehen?“ Sie war noch immer beschmutzt von ihrem erbrochenen. „Ich versuche zu duschen“, sagte sie leise. „Ich bezweifel, dass dich deine Beine tragen werden.“ „Lass das mal meine Sorge sein.“ Dass sie mich damit kränkte bemerkte sie nicht. Umständlich hievte sie sich aus dem Bett, stützte sich am Nachttisch ab und griff an ihren Brustkorb. Mit geschlossenen Augen atmete sie schwer. „Bella wirklich…setz dich auf die Badewanne, ich wasch dir die Haare. Dann kannst du dich am Waschbecken frisch machen, ziehst dich um und gehst wieder ins Bett.“ Sie beachtete mich noch immer nicht. Ich hätte genauso gut mit der Wand sprechen können. Momentan war die Chance größer, wenigstens von dieser Wiederworte zu bekommen. Schnell sah ich ein, dass ein Gespräch mit ihr keinen Sinn hatte. Also nahm ich sie unter den Arm und half ihr ins Bad, legte die Sachen ab und zog beim hinaustreten die Tür hinter mir zu. Jeder ihrer Handgriffe…jedes Atmen, jedes Stöhnen wurde von mir wahrgenommen während ich in Vampirgeschwindigkeit ihr Bett frisch bezog…immer auf der Lauer eingreifen zu müssen. Die Bettwäsche schmiss ich auf den Flur, setzte mich dann angespannt auf den Bettrand und wartete. Sie duschte sich nur kurz ab, stoppte immer wieder zwischen den Bewegungen um ihre Atmung anzupassen. Als sie sich schließlich die Zähne putzte fiel auch meine Anspannung ab. Eine gute halbe Stunde später, öffnete sich die Tür. Ich half ihr zurück ins Bett, schob das Kühlakku auf den richtigen Platz, deckte sie zu und legte mich neben sie. So verbrachten wir weitere Minuten in denen niemand auch nur einen Mucks von sich gab. Mir wäre lieber gewesen, sie wäre auf der Stelle eingeschlafen. Aber sie, sie sah wieder an die Decke, weinte leise und ich…ich konnte nichts tun. Sie würde nicht mit mir reden. Nicht darüber warum sie das getan hatte. Also versuchte ich auch gar nicht nachzufragen. Aber eine Frage musste sie mir beantworten und ich hoffte, dass sie sich darauf einließ. „Wolltest du dich umbringen?“ Selbst diese Frage konnte sie nicht aus der Ruhe bringen. Ich hatte wenigstens mit einer kleinen Reaktion gerechnet. Ein kurzes einstellen der Atmung, ein zucken ihres Körpers. Selbst mit einem blinzeln wäre ich zufrieden gewesen. Aber nichts…völlig desinteressiert öffneten sich ihre Lippen und ein trockenes „Es hätte nicht gereicht“, kam heraus. „Aber wenn es gereicht hätte? Wenn ich dir am Morgen statt zwei Gramm, drei eingepackt hätte?“ Ich hatte nicht beabsichtigt sie anzuschreien. Aber Herr Gott nochmal konnte sie nicht wenigstens ein wenig Anteil an meinen Zustand nehmen? Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung. Emotionslos und zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Denkst du ich habe darüber nachgedacht. Was weiß den ich was ich getan hätte.“ Diese Antwort war wie ein Fausthieb. Und schwer enttäuscht nickte ich. Es würde ganz genau wie immer sein. Erst ein Häufchen Elend das am Boden zerstört war. Schweigsam und in sich gekehrt…dann aggressiv und schließlich würde alles so sein als wäre nie etwas gewesen. Ich war es satt und ich würde nicht mehr lange durchhalten. Was hier…mit ihr geschah…ging nun nicht mehr allein ihr etwas an. Warum sah sie das den nicht ein? „Gut“, sagte ich leise und drehte mich auf den Rücken, sah ebenfalls an die Decke. Carlisle kam noch einmal wie angekündigt. Selbst da regte ich mich nicht. Sie war stabil, das war das wichtigste im Augenblick. Und irgendwann, als die Sonne schon längst untergegangen war, fand sie schließlich weinend in den Schlaf. ************ Und was haltet ihr davon? Hat sich die lange Wartezeit gelohnt? GGGGGLG Alex Kapitel 38: Ins Rollen gebracht ------------------------------- Hallo ihr lieben… Zum Wochenstart habe ich ein Kapitelchen für euch. Ich wünsche euch ganz ganz viel Spaß! ************** Bella POV Leblose Augen starrten mich an…dann kam der Knall, der bestialisch in meinem Schädel dröhnte. Schreiend wachte ich auf. Mit einem Ruck saß ich Kerzengerade im Bett. Ich zitterte am ganzen Körper. Als mir bewusst wurde, wo ich mich befand und was gerade geschehen war schrie ich erneut und vergrub mein Gesicht in den Händen. „Bella…“ Edward war da. Oh Gott sei Dank war Edward da. Er zog mich auf seinen Schoß. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in seinem Shirt. Bitte nein…nicht…nicht schon wieder. Mir blieb die Luft weg. Meine Lunge brannte. Warum…ach ja genau, die Heroinvergiftung. Ich wusste es. Verdammt nochmal ich wusste, dass es passieren würde. Wie sollte es auch anders sein? Ich wäre naiv gewesen, hätte ich geglaubt die Begegnung mit meinem Elternhaus würde nichts auslösen. Und jetzt, jetzt stand ich genau dort, wo ich vor 4 Jahren schon einmal stand. Hineinkatapultiert in die grausige Realität, die ich so lange verdrängen konnte. Es war…es war alles vergebens! Wie eine gestörte schlug ich auf Edward ein in der Hoffnung, meinen sengenden Schmerz zu vertreiben. Ich drohte zu ersticken. Sanft hielt er meine Hände fest. „Hör auf, du wirst dir nur wehtun.“ Genau…genau das wollte ich. Er sollte mich loslassen. Ich kämpfte gegen ihn…gegen mich…gegen alles. Doch er ließ mich nicht los. Er fing an mich zu wiegen. Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf an seiner Brust und schrie als mich Bilder folterten die ich endlich vergessen wollte. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Der Knall dröhnte noch immer in meinem Kopf. Selbst den leichten Nieselregen konnte ich auf meiner Haut spüren. Eine Gänsehaut zog sich über meinen bebenden Körper. Ich roch Rauch…und schrie erneut. Ich war verloren…verloren in meinen Erinnerungen…verloren in meiner Vergangenheit für die es kein Mittel der Welt gab, um sie endlich zu vertreiben. Wenn mir Heroin nicht mehr half was dann? Ich war schutzlos. Aber ich wusste, dass ich es nicht ertragen würde. Ich könnte es nicht…nicht noch einmal. Lieber wollte ich sterben. Auf der Stelle… „Was ist los?“ Er klang Allermiert. Ich hatte keinen Nerv mit ihm zu reden. Ich wollte mit niemanden mehr reden. Das reden war doch schließlich der Auslöser für alles. Die Cullens…Edward…warum mussten sie in mein Leben treten? Warum…warum mussten sie alles kaputt machen? Seit dem ich hier war, sehnte ich mich noch nie so stark nach Jake wie in diesem Moment. Ich brauchte ihn…er würde mich verstehen…er könnte mir helfen. Aber er war fort…fort wie alles andere. „Jake“, schrie ich verzweifelt. „Bitte sag mir was los ist…Bella, bitte.“ Seine Hand lag schützend auf meinem Hinterkopf und schließlich fing ich an zu hyperventilieren. „BELLA…“ „Was ist passiert?“ Plötzlich war noch jemand anderes da. In meinen Ohren rauschte es. Ich war panisch damit beschäftigt Luft in meine Lunge zu befördern. Dabei strampelte ich…mir wurde schummrig… „Sie fing im Schlaf an zu weinen. Plötzlich schrie sie wie am Spieß und jetzt…sie reagiert nicht.“ „Bella?...Bella kannst du mich hören?“ Ich presste die Augen zusammen. Mir war so furchtbar schlecht. Ich rechnete jedem Moment mit einer Ohnmacht, die ich dankend annehmen würde. Um mich herum wurde es still. Edward wiegte mich weiter während ich alles was meine Stimmenbänder gaben herausließ. Einen Augenblick später lockerte jemand bestimmend meinen rechten Arm. „Drück ihren Oberarm ab.“ Wie eine Schraubzwinge legte sich Edwards Hand um meinen Arm. Ich realisierte nicht was man mit mir tat. Schweiß benetzte meinen Körper. Ich würde mich jeden Moment übergeben. Ein Stich und entsetzt riss ich die Augen auf. Ich sah verschwommen Carlisle Silhouette. Das Aitsch strömte durch meinen Körper, lockerte meine Muskeln und beruhigte meinen Geist. Es war zu wenig um mich völlig abheben zu lassen. Kraftlos lehnte ich an Edward, schloss die Augen und genoss den kurzen Moment der Ruhe. ______________ Das schöne Gefühl hielt nicht lange an. Während der ganzen Zeit blieb es still im Raum. Ich öffnete die Augen einen Spalt. Ich konnte Carlisle vor dem Bett knien sehen, er sah mich an. Die Wange an Edwards Brust gebettet, sah ich einfach nur zurück. „Ich habe dir ein bisschen Heroin gegeben, damit du dich beruhigen kannst.“ Mit diesen Worten, kullerten erneut dicke Tränen aus meinen Augen. Einen Moment konnte ich seinen Blick noch ertragen, dann drehte ich meinen Kopf und presste mein Gesicht in Edwards Halsbeuge. Es blieb weiterhin still um mich herum…nur mein leises Weinen war zu hören. „Ich lass euch allein.“ Edward strich über meinen Rücken, sagte glücklicherweise kein Wort. Das Heroin betäubte meinen Körper. Nicht ewig, aber lang genug um ihm Entspannung zu schenken. Das tat es immer…aber eben nur meinen Körper. Schluchzend presste ich mich an ihm um den halt für meinen Körper zu finden, den ich für meine Seele längst verloren hatte. Lange…lange hielt er mich einfach nur fest, während ich leise weinte. Weinte und durchlebte, was ich schon einmal erlebt hatte. Im Raum wurde es hell und dann, war auch seine Geduld am Ende. „Rede mit mir“, wisperte er leise. Ich krallte mich an ihm. Hoffte er würde aus meiner Reaktion schließen, dass er es lassen sollte. Vielleicht war es auch so. Wenn ja, konnte es ihn dennoch nicht dazu bewegen den Mund zu halten. „Komm schon…rede. Bella…“ Ich richtete mich auf seinem Schoß auf. Vorsichtig sah ich in seine Augen. Hatte er jemals so verzweifelt ausgesehen? Und wie erst musste ich aussehen? Meine Augen schmerzten. Ich spürte wie geschwollen sie waren. Und meine Nase…das meiste hatte Edwards Shirt bereits aufgesaugt. „Rede mit mir“, sagte er wieder. Er hob die Hand, legte sie sanft auf meine Wange und streichelte diese. Erschöpft schloss ich die Augen. „Ich kann dir nur helfen, wenn du mit mir redest.“ WARUM…konnte er es nicht einfach sein lassen? In mir stieg Wut auf. Soll er mich doch einfach in Ruhe lassen. Ein Schluchzer schüttelte mich. Langsam rutschte ich von seinem Schoß. Setzte mich an den Bettrand und angelte mir eine Zigarette aus der Schachtel. Edward rutschte neben mich. Ich bekam das Feuerzeug nicht an, meine Hände zitterten noch immer. Langsam wurde ich ungeduldig, bis sich schließlich seine Hand sachte auf meine legte. Ich sah auf…er sah einfach nur zurück, nahm mir vorsichtig das Feuerzeug ab und entzündete es für mich. Gierig zog ich den Qualm in meine noch immer brennende Lunge. Der Schmerz tat gut…sehr gut sogar. „Bella…“, setzte er wieder an. Ich hob die Hand. „Bitte geh einfach…ich…ich muss alleine sein.“ Mit rauer Stimme und mehrmaligen Schlucken beendete ich diesen Satz. Entsetzt sah er mich an und schüttelte sogleich stur den Kopf. „Ich kann…“ „Doch du kannst. Edward, lass mich verdammt nochmal endlich allein“, motzte ich. Ich verletzte ihn…das schlimme war, dass es mir nicht einmal leid tat. Er stand auf und ging, denn er wusste, dass es so für UNS besser war. Als er hinter sich die Tür schloss weinte ich erneut, während ich kräftig an der Kippe zog und mir mit dieser gleich die nächste ansteckte. Edward POV Meine Familie saß sprachlos im Wohnzimmer. Niemand sagte etwas. Träge ließ ich mich in den einzigen freien Sessel fallen. WAS war das? Ich hatte Probleme die jüngsten Ereignisse zu begreifen. Was seit diesem gestrigen Ausflug geschehen war, war so ganz anders als das, was ich vermutet…ja sogar gehofft hatte. Es war anders als alles was in den vergangenen Wochen geschehen war. Bella sie war…es gab überhaupt kein durchdringen zu ihr. Sie hatte völlig dicht gemacht. Ich war kaum noch zu irgendeiner Art von Emotionen fähig. Wie sollte ich mich auch fühlen? Was sollte ich denken? Von ihrem Verhalten denken? Konnte man jemanden noch offensichtlicher zurückweisen? Dass sie mich nicht an ihrem Schmerz teilhaben ließ stimmte mich verdammt traurig. Wie sollten wir eine Beziehung oder wenigstens so etwas ähnliches führen wenn die richtige Basis Vertrauen fehlte? Wenn der Mut sich mitzuteilen fehlte? Gefährten…verbunden und einander vertraut eine Ewigkeit lang! Traf DAS überhaupt noch zu? Eine Weile glaubte ich, dass wir wie alle anderen waren. Alle Anzeichen waren da. Im Augenblick fühlte ich mich meiner anfänglichen Zweifel bestärkt. Fühlte sie womöglich doch nicht so für mich, wie sie eigentlich müsste? Und wenn ja, woher kam ihre Desinteresse? Lag es am Heroin? Oder an den Narben auf ihrer Seele, die prägender sein mussten als die sichtbaren auf ihrem Körper. Ich wollte sie mehr als alles andere verstehen. Sie dort oben weinen zu hören, sie leiden zu sehen und nicht zu wissen WARUM sie so viel Leid verspürte machte mich fertig. Ich hatte alles versucht. Alles…und doch schien es nie genug gewesen zu sein. Ich hatte das ungute Gefühl, das sie mir entgleiten könnte. Die blanke Angst, sie eines Tages zu Grabe zu tragen nahm mich immer mehr in die Gewalt. Sie einfach gegen ihren Willen zu verwandeln wäre so einfach. Aber erst jetzt verstand ich richtig, warum dies einfach nicht in Frage kam. Carlisle hatte von Anfang an recht. Als Vampir gäbe es absolut nichts was sie tun könnte um einen Moment vor den Qualen zu fliehen. Gerade erlebte ich sie in einem ihrer tiefsten Momente, ruhig gestellt vom Heroin. Wie wohl würde sie sich als neugeborene Verhalten, ganz ohne Heroin? Mit einem Gehirn, das schneller arbeitete? Einem Gehirn, was sie nie zur Ruhe kommen lassen würde? Sie wäre nicht das gerettete Mädchen, das eine Ewigkeit glücklich an meiner Seite stehen und mir dankbar zulächeln würde. Nein…sie wäre eine Tickende Zeitbombe, geladen mit gewaltigen Emotionen die sie früher oder später entladen müsste. Sofort sah ich sie vor mir. Die Unzurechnungsfähigkeit in ihren blutroten Augen. Der irre Glanz all den Schmerz…die Heftigkeit der Gedanken…loszuwerden. Doch es würde nichts geben an das sie sich so richtig auslassen könnte. Kein Gegenstand, kein Wesen würde lang genug durchhalten…würde standhalten. Ich schüttelte verzweifelt meinen Kopf. Nein…die Unsterblichkeit war nur möglich, wenn sie vorher einen Weg gefunden hatte, mit dem was ihr widerfahren war umzugehen. Wenn sie einen Weg finden würde, sich selbst zu akzeptieren und…zu lieben. Was ich dachte klang unmöglich. Sie war Meilenweit davon entfernt etwas ähnliches wie Liebe für sich selber zu empfinden. Ich hatte keine Ahnung wie es weitergehen würde. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich im Augenblick auch gar nicht so genau da drüber nachdenken. Jetzt galt es ihre Reaktion abzuwarten, wenn die Wirkung des Heroins nachlassen würde. Und so lange würde ich hier unten warten. Sie wollte mich nicht bei sich haben…gut. Dann würde ich warten bis sie mich wieder brauchte. Egal was jetzt auch immer geschah. Bella gab das Kommando an. Das verdeutlichte mir jedenfalls Carlisle Gesichtsausdruck, denn ich auch ohne meine Gabe gut deuten konnte. Ich nahm es hin. Zum diskutieren fehlte mir die Kraft, obwohl ich liebend gern oben bei ihr wäre egal ob sie mich da haben wollte oder nicht. Wie immer tat ich was mein Vater entschied. Ich fügte mich. Um ihm zu signalisieren, dass ich mich im Griff hatte nickte ich einmal. „Gut“, sagte er sogleich. „Was auch immer du meinst“, sagte ich leise obwohl überhaupt keine Frage im Raum stand zu der diese Antwort gepasst hätte. „Ich weiß du denkst jetzt wieder…schon wieder sollte ich vielleicht sagen, das alles umsonst gewesen war. Das ihr euch zurück bewegt anstatt voran. Das du sie verlieren könntest. Du zweifelst garantiert an eurer Bestimmung, du zerfleischt dich mit vorwürfen...hast Angst um sie und erträgst es nicht sie so zu sehen.“ Mein Gesicht blieb unbewegt. Ich hatte keine Lust mir anzuhören welche Fortschritte er aus ihrem momentanem Verhalten heraus sah. Aber ich nahm auch das hin. Sollte er einfach nur sprechen. Ich würde zuhören… „Soll ich dir sagen wie ich das alles finde?“ Als würde ihm ein nein aufhalten. „Ich finde, dass uns euer Ausflug weiter gebracht hat. Natürlich erlebst du es anders. Du siehst, spürst…riechst ihre Verzweiflung. Aber verzweifelt ist sie nur, weil sie keine Mittel mehr hat aufzuhalten was sie Jahre lang aufgehalten hat. Früher oder später wird sie reden. Sie wird sich mitteilen, weil die Last zu groß werden wird. Schau sie dir an…höre…sie sehnt sich danach loszulassen aber traut sich nicht. Weil sie nicht weiß wie es werden würde. Sie hat Angst davor. Lass ihr diesen Prozess…du musst ihn einfach aushalten. Was dort oben vor sich geht…“, er sah an die Decke. „…ist menschlich.“ Ich schloss erschöpft die Augen. Ich wusste, dass er recht hatte. Aber ich wusste nicht, wie sehr ich dem allen noch gewachsen war. Ich war ausgelaugt…kraftlos. Es fiel mir immer schwerer von einer glücklichen Zukunft zu träumen, wo ich doch jeden Tag den Alptraum erlebte. „Ich weiß, dass du das packst Edward. Du hast in den letzten Wochen so sehr an dir gezweifelt und immer wieder wenn es ernst wurde, hast du gehandelt. Instinktiv, ohne da drüber nach zu denken, hast du immer das richtige getan.“ Ich dachte einen Moment nach. Er hatte recht. Eigentlich, wusste ich genau was richtig und was falsch war. Ich wusste wie ich mit ihr umzugehen hatte. Spürte wenn ihre Stimmung kippte. Sah, wann sie sich nach Freude sehnte. Und passte mich an… „Deine Zweifel sind genauso menschlich wie ihr Verhalten. Aber wenn es darauf ankommt, werdet ihr immer zueinander finden.“ Während er das sagte, krachte eine enorme Last von meinen Schultern. Er war sich so sicher. Er war der festen Überzeugung, dass alles gut werden würde. So sicher, dass ich selbst wieder sicherer wurde. Carlisle hatte sich noch nie geirrt. Es war ein zartes lächeln was sich auf meinem Gesicht bildete. Er erwiderte es. „Wirst du weiterhin durchhalten?“ „Ich hab doch keine andere Wahl oder?“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein…nicht wirklich.“ „Ich komme damit klar…denke ich. Mit ihrem Schmerz, mit ihrem Verhalten…ich kann das durchstehen, mit ihr. Womit ich nicht klarkomme, ist die Ablehnung die sie mir immer und immer wieder entgegenbringt.“ „Das ist etwas, worüber du mit ihr sprechen solltest. Du musst sie nicht mit Samthandschuhen anfassen, Edward. Du musst verständnisvoll sein, du musst auf sie eingehen aber du selber darfst dabei nicht untergehen und das muss sie verstehen. Bella hat alle Grenzen durchbrochen, sie hat ihre eigenen Regeln entwickelt. In ihrem Handeln… in ihren Entscheidungen einzugreifen ist falsch aber es gibt Dinge in denen man sie leiten kann damit sie anfängt sich neue Grenzen zu setzen.“ Ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Du erlebst sie, ich habe versucht sie zu leiten. Ich habe versucht ihr begreiflich zu machen, dass auch ich unter dieser Situation leide. Ich habe gehofft, das sie wenigstens ein kleines, ein klitzekleines bisschen Vernunft entwickeln würde. Ihre Stimmung kippt wie ein Kartenhaus. Verrate mir, wie ich sie zum nachdenken bewegen soll, wenn sie sofort an die Decke geht?“ Er sah mich genauso ratlos an wie ich mich fühlte. Mit einem schnauben, dankte ich ihm für die Hilfe. „Die richtige Mischung aus Härte und Einsicht muss zwischen euch bestehen. Wenn sie sich daneben benimmt…“, er zuckte die Schultern. „…dann reagiere.“ „Und zerfetz das Vertrauen?“ „Nein…“, sagte er sofort und schüttelte den Kopf. „Nur weil du ihr sagst wie unmöglich sie sich benimmt und ihre Vorderrungen, wenn es den welche geben würde erst dann erfüllen wirst, wenn du es für richtig hältst ist kein Vertrauensbruch. Im Gegenteil, vielleicht braucht sie genau das. Bis jetzt fand sie in dir den tollen Freund, der alles dafür tat sie zufrieden zu stellen. Sie wollte und du sprangst. Willst du etwas, schaltet sie ab. Sie muss lernen, dass es so nicht funktioniert. Und wenn sie dich dann zum Teufel schickt weil ihre Emotionen überkochen dann steh drüber.“ Ich versuchte seine Worte zu begreifen. Was nicht einfach war. Ich hatte andauernd das Gefühl er widersprach seinen eigenen Grundprinzipien. Wie sollte ich hart sein und meine Vorderrungen durchsetzen, wenn ich nicht in ihren freien Willen eingreifen sollte? „Das Essen…“, sagte er plötzlich weil er aus meinem Gesicht ablass das ich überfordert war. „…sie setzte sich anfangs zur Wehr, du bist hart geblieben…ich bin es…nun isst sie regelmäßig ohne Widerworte. Verstehst du…du hast weder in ihren Entscheidungen eingegriffen noch Zwang ausgeübt. Du hast deinen Standpunkt klar vertreten und schließlich durchgesetzt. Das ist ein ganz gewaltiger Unterschied. Während des Entzuges, wird sie dich auf Knien anflehen Heroin zu bekommen. Sie bekommt es nicht. In dieser Lage, kann sie überhaupt keine klaren Entscheidungen treffen. In dieser Lage, wird das Suchtverhalten überhand gewinnen. Es ist schwierig die Unterschiede zu entschlüsseln. Es ist schwierig einzugreifen wenn Bedarf dazu vorhanden ist. Vertraue einfach auf deinen Gefühlen und alles wird gut werden.“ Er sprach schon vom Entzug. Für mich lag der Entzug in weiter Ferne. „Also willst du mir sagen, dass ich meine eigenen Entscheidungen ebenso hartnäckig vertreten sollte wie sie ihre? Dass ich ihr beispielsweise kein Heroin gebe, wenn ich das Gefühl habe sie würde noch eine Stunde aushalten?“ „Ganz genau…auch wenn sie fleht, auch wenn sie schreit oder dich gar beschimpft. Du handelst nicht gegen sie. Du verwehrst es ihr nicht. Du entscheidest nur den Zeitpunkt.“ Ich dachte einen Moment darüber nach und schnell wurde mir klar, dass ich Abstand von meiner Sorge, von meiner Angst und meinem Mitleid ihr gegenüber nehmen musste. Ich musste sie fordern ohne zu viel Drang auf sie auszuüben. Ich musste konsequent sein, ohne ihr das Gefühl zu vermitteln bevormundet zu werden. Ich konnte ihr nicht helfen aber ich konnte dafür sorgen, dass sie stark genug werden würde um sich selber zu helfen und dabei, dabei musste auch ich stur meinen Prinzipien folgen. Ich musste sie dazu bringen, ihre eigenen Entscheidungen noch einmal zu überdenken ehe sie handelte. „Du bist der Felsen an dem sie sich festhalten kann. Macht sie Fortschritte freue dich mit ihr. Sei stolz auf sie. Macht sie wie gestern einen Fehltritt, fang sie wieder auf, geb ihr dabei aber deutlich zu verstehen, dass du eine erneute Situation nicht dulden wirst. Aber das wichtigste…egal was sie tut, sei niemals vorwurfsvoll. Ich hatte dir einmal gesagt, schraube deine eigenen Bedürfnisse zurück. Das war nicht richtig. Deine Bedürfnisse sind genauso wichtig wie ihre, denn ich hatte mich geirrt. Es ging noch nie, nur um sie allein.“ Ich hätte wahrscheinlich geweint, wenn ich es denn gekonnt hätte. Ich sah meinem Vater eine gefühlte Ewigkeit in die Augen und konnte nur schwer begreifen, wie jemand so viel Weisheit in sich tragen konnte. Er wusste immer, wie er seine Worte wählen musste um mich aufzubauen. „Es ist an der Zeit, in der sie anfangen muss mitzuarbeiten und wo wir anfangen müssen gegen ihre Sucht zu arbeiten denn SO, kann es nicht weitergehen. Ich hatte es gehofft, muss jetzt aber feststellen, dass die Realität anders aussieht. Ich denke ein wenig strenge, mehr braucht es nicht und sie wird diesen Kampf aufgeben.“ „Strenge? Das widerspricht sich.“ „Nein…mit strenge meine ich keinen Zwang. Sondern konsequentes durchsetzen. Wie dein Vergleich mit dem Heroin. Sie möchte obwohl sie es noch nicht bräuchte also bekommt sie es erst, wenn sie es wirklich braucht. Vielleicht waren wir die letzten Tage zu nachlässig. Sie hat sich zu sehr mit dem Leben hier arrangiert. Akzeptanz muss auf beiden Seiten herrschen. Wir sollen ihre Sucht akzeptieren,… das tun wir. Jetzt ist es an der Zeit, dass sie unseren Kampf gegen ihre Sucht akzeptiert und uns entgegenkommt. Aber dabei, darf sie ihre eigene Entscheidungsgewalt nicht verlieren und alles muss in ihrem Tempo geschehen.“ Ich hatte jedes Wort von ihm verstanden. Ich hatte jedes Wort verinnerlicht. Und ich war bereit etwas zu ändern. Aber ich wusste auch gleich, dass sie sich wohl noch mehr zur Wehr setzen würde wenn ich mein Verhalten ihr gegenüber ändern würde. „Wenn ich dann auch mal was sagen dürfte“, kam leise von der Seite. Etwas erschrocken drehte ich mich. Ich hatte alle anderen völlig vergessen. Rose lächelte mich vorsichtig an. Ich lächelte zurück. Nach diesem Gespräch mit Carlisle ging es mir sehr viel besser. Auch wenn mich ihre Schluchzer noch immer mitten ins Herz trafen. Ich war jetzt aufgebaut genug um damit umzugehen. Weinen war gut…es reinigte die Seele. „Rose“, sagte Carlisle leise um sie zum sprechen aufzufordern. „Wir könnten versuchen, mehr über dieses Haus zu erfahren. Heraus zu finden wer dort lebt oder gelebt hat, sollte doch kein Problem sein. Wenn wir wenigstens einige zusammenhänge finden, könnten wir sie damit konfrontieren. Vielleicht würde sie dann endlich reden.“ Die Idee gefiel mir. „Nein“, sagte Carlisle sofort. „Ich denke hinter ihr her zu spionieren wäre das letzte in ihren Augen. In meinen auch. Sie wird reden wenn sie bereit dazu ist. Es steht uns nicht zu sie derart zu hintergehen. So gern auch ich wissen möchte was mit diesem Mädchen passiert ist. Wir werden einfach abwarten müssen.“ Was sollte ich dazu noch groß sagen? Wie immer hatte er alles gesagt. Als ich ihn von der Seite beobachtete erkannte ich sofort, dass er mit sich und seinen eigenen Gefühlen beschäftigt war. Sie alle waren es. Also gab auch ich mich meinen Gedanken hin. Bella POV Das allein sein half auch nicht. Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg. Es gab nur einen…einen, der ALLES beenden würde. Der Gedanke an Suizid wurde immer verlockender. Frei sein…endlich befreit von den seelischen Schmerzen. Ich erinnerte mich zurück wie es damals war, als ich mir im absoluten Einklang meiner selbst die Pulsadern durchtrennte. Ich erinnerte mich an den Schmerz. Ich erinnerte mich an das entlastende Gefühl der Schwerelosigkeit…an die Taubheit meiner Gliedmaßen. Ich schloss die Augen und zerrte von diesen Erinnerungen…bis völlig vorhersehend das Gesicht meines Bruders vor meinem inneren Auge auftauchte. Geohrfeigt japste ich nach Luft. Wieder…das passierte immer. Bei jedem Gedanken an Selbstmord verhöhnte mich sein Blick. Er war es doch, dem ich das Versprechen abnehmen musste auf mich aufzupassen. Das war mir wirklich fabelhaft gelungen! Mein Gesicht verzog sich zu einer Fratze. Seit diesem einen Mal, plagten mich die Schuldgefühle. Ich hatte mein Wort gebrochen und mir geschworen, niemals wieder im Eifer des Gefechtes mit dem Leben abzuschließen. Im Eifer des Gefechtes…mit der Variante die ich stattdessen gewählt hatte, konnte ich gut umgehen. Auch wenn sie auf längerer Sicht das gleiche bewirken würde. Doch wenn ich Heroin nahm, empfand ich den Verrat weniger heftig. Immerhin…und das redete ich mir seit Jahren ein um mein Gewissen zu entlasten… bestand die Chance auf Rettung. Rettung die ich nicht wollte, die aber einsetzen könnte und meinen Bruder somit zufrieden stellen würde. Ich merkte natürlich selbst wie erbärmlich mein Versuch war mich selber zu täuschen. Fakt war doch…das ich damals wie heute nicht zu meinem Wort stand. Ich war weit davon entfernt auf mich aufzupassen…GUT aufzupassen. Die Realität war doch, dass ich jeden Tag aufs neue mit meinem Leben spielte und…das ich es gerne tat. Verzweifelt beobachtete ich meine zitternden Hände. Die Glut der Kippe hatte sich bereits in den Filter gefressen. Nur noch ein kurzes Stück und ich würde mir die Finger verbrennen. Auch dieser Gedanke gefiel mir…schnell schüttelte ich den Kopf und drückte den Stummel in den Aschenbecher. Dass mir die Tränen noch immer liefen bemerkte ich schon gar nicht mehr. Das meine Gedanken mich noch immer folterten schon und das war auch der Grund, warum ich schließlich erneut laut weinend zusammenbrach. Ich rutschte vom Bett, kauerte mich auf dem Boden zusammen und ertrug den nächsten Anfall. Und dann den nächsten…und den nächsten…und so würde es weiter gehen. Tag für Tag…Woche für Woche…Monat um Monat…in Jahre wollte ich nicht denken. Ich war einfach nicht stark genug dagegen anzukommen. Ich brauchte Hilfe…ich brauchte Ruhe…ich brauchte Jacob. Ich wollte nicht mehr denken, ich wollte…WAS…WAS genau wollte ich eigentlich? Und dann fiel mir ein, wie ich meine Seele noch betäuben konnte. Nicht lange…aber lange genug. Es war die ganze Zeit da, unbewusst sehnte ich mich bereits die ganze Zeit danach. Die Lösung war greifbar und so…so einfach. Auch wenn es bedeutete, dass ich meinen Bruder erneut enttäuschte, so schien es der einzige Weg zu sein, die nächsten Stunden ertragbar zu machen. Wieder erinnerte ich mich zurück. Erinnerte mich daran wie ich es heimlich in der Anstalt tat, bevor es zu der Aktion mit den Pulsadern kam. Ich erinnerte mich, wie ich es vor Jake tat wenn ich es zusätzlich zum Heroin brauchte…spätestens da hätte mir klar sein sollen, das Heroin überhaupt nicht so gut arbeitete wie ich es annahm. Ich erinnerte mich daran, wie er aufpasste, damit ich es nicht übertrieb. Und ich erinnerte mich an seinen Blick, der mir signalisierte wie gut er mich verstand. Ein Blick, der mir sagte das er da war…für mich da war. Ein Blick, nach dem ich mich so sehr sehnte. Ich erhob mich. Meine Beine bewegten sich von ganz allein Richtung Badezimmer. Plötzlich war ich sehr viel ruhiger. Ich bekam wieder ausreichend Sauerstoff. Mein Körper stellte das Zittern ein. Ich vermied einen Blick in den Spiegel als ich leise die oberste Schublade der Kommode öffnete und einen der Wegwerfrasierer…die mir Alice gab, weil sie der Meinung war jede Frau bräuchte welche…herausnahm. Ich sah auf meinen linken Arm. Strich leicht über die vielen kleinen langen Narben. Setzte an…und zog ihn mit viel Druck über meinen Unterarm. Als mich der scharfe brennende Schmerz begrüßte, ließ ich erschrocken den Rasierer fallen der mit einem leisen Scheppern auf den Fliesen landete. Ausdruckslos starrte ich das viele Blut an, das sofort aus der Wunde quoll. Ein langer tiefer Schnitt…und ein dünner unbedeutender darüber. Die zweite Klinge! Ich schloss die Augen und genoss den Schmerz in vollen Zügen. ************** Wieder eins beendet… UND??? Ich möchte eure Meinung wissen. Bis zum nächsten Kapitel… GGGLG Alex Kapitel 39: Einsicht -------------------- Guten Morgen ihr Lieben… Viel Zeit ist vergangenen, jetzt geht es endlich weiter. Ich wünsche euch ganz ganz ganz viel Spaß! ************ Bella POV Nicht lange…den als etwas im Flur scheppert, änderte sich plötzlich meine Gefühlslage. Erst jetzt begriff ich wirklich, was ich gerade getan hatte. Und ich begriff, dass ich von Edward wohl nicht annähernd so viel Verständnis bekommen würde, wie ich es von Jake gewohnt war. Von einer Sekunde zur anderen, fühlte ich mich beschämt. Ich wollte nicht, dass Edward mich so sah…ich wollte nicht sehen was mein erbärmliches Bild bei ihm bewirkte. Meine Beine gaben nach. Während ich zu Boden stürzte, griff ich nach einem Handtuch. „Bella…“, Edwards erzürnte Stimme fuhr mir durch Mark und Bein. Ich fing sofort wieder am ganzen Leib zu zittern an. „A…alles gut, mir geht es g…“ Ich konnte gerade noch das Handtuch auf meinen Arm drücken, da riss er die Badezimmertür so gewaltig auf, dass sie beinahe aus den Angeln riss. Mit einer Hand auf der Türklinke und der anderen am Türrahmen geklammert starrte er mich entsetzt an. Doch sein Entsetzen wich schon bald einem wütenden Gesichtsausdruck als er langsam vom Rasierer über meinen Arm bis hoch zu meinen Augen sah. „Dir geht es gut ja…“, knurrte er. Ich hielt seinen Blick nicht aus. Ich ertrug ihn einfach nicht, denn wie erwartet konnte er mich nicht verstehen. Deswegen sah ich zu Boden. Ich hatte keine Angst vor ihm, natürlich hatte ich das nicht. Ich hatte Schuldgefühle und ich schämte mich aber trotz allem genoss ich das starke Brennen das von meinem Arm ausging mit jeder Faser meines Körpers. Körperliche Schmerzen waren so viel angenehmer als seelische. Ich zuckte leicht zusammen als sein Finger mich unter dem Kinn berührte. Ich hatte nicht bemerkt, dass er sich vor mich gehockt hatte. Mit Nachdruck hob er meinen Kopf. Er zwang mich ihn anzusehen. „Was hast du getan?“ Er klang noch immer ungehalten. Seine Nasenflügel bebten. Nicht wegen des Blutes, ich wusste er reagierte kaum darauf. Er war enttäuscht von mir. Tränen kullerten mir aus den Augen als er mit noch mehr Nachdruck nach meinem Handgelenk griff. Dass ich meinen Arm schützend an die Brust gepresst hatte spürte ich erst, als er ihn bestimmend löste. Ich drehte meinen Kopf und sah erneut zu Boden während ich stumm weinte. Er nahm mir das Handtuch ab. Ich ließ ihn. Ich würde es ja doch nicht verhindern können. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich mit der freien Hand in die Hose griff. Er musste sich selbst im Zaum halten. „Carlisle“, sagte er leise und ein Schluchzer schüttelte mich. Bitte nicht! Er setzte sich, drückte das Handtuch nun selbst auf die Wunde, legte meinen Arm auf seinen Schoss und sah mich an. Ich spürte seinen bohrenden Blick und verlor unter dessen das letzte bisschen Kontrolle das mir noch geblieben war. Ich weinte hemmungslos und verabscheute ihn…mich auch. Ich verabscheute alles und jeden. Warum zerstörte er mir diesen Moment? Warum…warum musste er sich in allem einmischen? Jake hätte es nicht getan… Carlisle hockte sich sofort neben uns und nahm meinen Arm von Edwards Schoss. Ich war verletzlich in dieser Situation und fühlte mich ausgeliefert. Sie nahmen sich einfach jegliche Rechte heraus. Schlanke kalte Finger fuhren tastend über meinen Unterarm und mich jagte ein Schauer nach dem anderen. Ich wollte einfach nicht berührt werden. Ich wollte nicht behandelt werden. Ich wollte ja nicht einmal gesehen werden. Was ich stattdessen wollte, wusste ich nicht. Ich könnte ihnen sagen, dass ich es nicht wollte. Aber jeder in diesem Raum wusste, es wäre gelogen. Ich könnte ihnen sagen, dass es nie wieder geschehen würde. Doch selbst dann wüsste jeder, dass ich diesen Versprechen unter Umständen nicht halten würde. „Ich muss das nähen. Bella?“ Während ich aufsah, vermied ich Edwards Blick. Es erleichterte mich, dass wenigstens Carlisle seine Gefühle so gut im Griff hatte um mir nicht mit Vorwurf entgegen zu blicken. „Kommst du mit mir?“ Ich sah kurz zu Edward. Seine Miene hatte sich nicht geändert. Mit noch mehr Tränen die mir aus den Augen liefen, nickte ich Carlisle schließlich zu. Im Moment war mir jedes Mittel recht um Edward nicht mehr unter die Augen treten zu müssen. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, er würde mir das hier niemals verzeihen. Carlisle half mir auf…auch als ich stand behielt er meine Hand in seiner und führte mich mit wackligen Knien aus dem Bad. Hinter mir knallte es und erschrocken warf ich einen Blick über die Schultern. Die Fliese, auf die der Rasierer lag war zerbrochen, der Rasierer gleich mit. Dieser Ausbruch seiner Wut schüchterte mich so sehr ein, das ich laut schluchzend meine Stirn gegen Carlisle Schulter druckte, weil ich ansonsten garantiert zusammengebrochen wäre. Er legte mir sofort einen Arm um die Hüfte. In seinem Arbeitszimmer angekommen, drückte er mich vorsichtig auf meinen üblichen Platz. Meinen Arm legte er auf die Tischplatte. Er suchte schnell alles zusammen. Es dauerte nicht lang, bis er sich den kleinen Rollhocker heranzog und zwischen meinen Beinen Platz nahm. Ich zitterte am ganzen Leib, sah auf meinen Schoss und beobachtete wie meine Tränen allmählich meine Hose durchweichten. Auch Carlisle legte mir einen Finger unters Kinn und zwang mich somit aufzusehen. Ich war verzweifelt und wusste nicht mit dieser Situation umzugehen. Sonst war es immer Mitleid der mir entgegen gebracht wurde. Jetzt war es anders… Er sagte eine ganze Weile gar nichts, sah mich einfach nur an und gab mir mit seiner Präsenz zu verstehen, dass ich den Augenkontakt durchhalten sollte. Es fiel mir sehr schwer aber ich kam seiner stummen Aufforderung nach. Seine Augen waren ein Meer aus flüssigem Karamell. Gütig und warm und so unglaublich beruhigend, das ich recht schnell die Kontrolle über mich zurück gewann. „So ist es gut…“, sagte er leise. „…du musst dich beruhigen.“ Ich passte mich ganz automatisch seiner überflüssigen Atmung an und fuhr schließlich soweit runter, das sich das zittern einstellte. Während dieses ganzen Prozesses, hatte er mich mit seinen Augen nicht ein einziges Mal losgelassen. „Gut…“, sprach er wieder leise. „…jetzt kann ich anfangen.“ Ich war den Umständen entsprechend gefasst. Carlisle war der einzige, bei dem ich keine Scham fühlte. Auch nicht dann, wenn er unangenehme Themen ansprach. Er hatte einfach immer die richtigen Worte…die richtige Körperhaltung…die nötige Geduld. Es fiel mir sehr viel leichter von ihm ins Visier genommen zu werden. Weil er mich niemals verurteilen würde. Tief im inneren wusste ich, dass Edward es ebenfalls nicht tat…dass es niemand in dieser Familie tat…aber Edward, hatte seine Gefühle ebenso wenig im Griff wie ich die meinen. „Ich werde dir eine örtliche Betäubung geben.“ „Das ist nicht nötig“, hauchte ich leise. „Doch das ist es. Ich möchte nicht, dass du den Schmerz genießt. Das ist nicht richtig, Bella.“ Ich wandte ganz leicht meinen Kopf zur Seite während ich sprach. „Was ist schon richtig? Ist es richtig an Erinnerungen so sehr zu Leiden, das selbst das Luftholen zur reinsten Kraftanstrengung wird?“ Ich schloss die Augen als er mir die örtliche Betäubung unter die Haut spritzte. Eine einzelne Träne drückte sich heraus. „Nein das ist es auch nicht. Aber einen Schmerz, durch einen anderen zu ersetzen kann nie die Lösung sein.“ Während er wartete, dass die Betäubung wirkte strich er mir über die Innenfläche meiner Hand. Ich beobachtete ihn dabei und mied einen Blick auf die klaffende Schnittwunde. Unter meinem Arm hatte sich bereits Blut gesammelt. Die Wirkung setzte schnell ein. Als er damit begann meine Wunde zu schließen sah ich wieder auf meinen Schoss um mich für das bevorstehende Gespräch zu wappnen denn, dass es eines geben würde wusste ich. Er würde mich nicht eher gehen lassen… Schließlich wusch er meinen Arm und verband diesen. Er reinigte den Tisch und räumte auf. Ich blieb sitzen wo ich war. Und wie ich vermutete, nahm er ebenfalls wieder Platz und wartete darauf, dass ich den Anfang machte. Ich sah unsicher auf. „Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich weiß nicht, was du von mir hören willst.“ Er nickte, räusperte sich anschließend und fuhr sich über die Stirn. „Noch vor einigen Minuten sagte ich zu Edward, dass es falsch wäre in deinen Entscheidungen und deinem Handeln einzugreifen. Ich korrigiere mich jetzt. Ich werde nicht zulassen, dass du dich weiterhin selbst verletzt. Ich dachte, du würdest einsichtig werden und verstehen, dass es auch eine andere Möglichkeit als die Verdrängung gibt aber…“, er ließ den Satz offen und ich fühlte mich geohrfeigt. „Warum glaubt ihr nur alle, dass sich alle Probleme Verarbeiten lassen? Was…was wenn es nicht so ist? Was… wenn es dann nur noch schlimmer wird?“ „Darauf kann ich dir keine Antworten geben. Du kannst sie nur selbst bekommen, wenn du dich auf dieses Wagnis einlässt. Aber Bella…wie schlimm könnte es noch werden?“ „Sehr viel schlimmer…“, hauchte ich und schluckte zähen Speichel. „Hast du es jemals versucht?“ „Natürlich…“, schrie ich. „…ich habe erzählt. Zweimal habe ich meine Geschichte erzählt und jetzt schau mich an. Hast du den Eindruck als hätte es geholfen?“ Meine Augen brannten, meine Lippen bebten. Ich sah weg. „Nein…“, sagte er sofort. „…schau mich an.“ Widerwillig kam ich seiner Aufforderung nach. „Hast du dich anschließend mit Rauschgift betäubt? Oder hast du versucht effektiv dein Trauma aufzuarbeiten? Hast du dich auf deine Erinnerungen eingelassen?“ Ich biss die Zähne zusammen. „Du hast erzählt, anschließend konsumiert und hinterher deine täglichen Aufgaben erledigt. Du hast dich niemals intensiv damit befasst?“ Warum tat er mir das an? „Hör auf damit.“ „Nein das werde ich nicht. Ich verlange, dass du dir Gedanken machst. HAST du dich jemals intensiv mit deiner Vergangenheit auseinander gesetzt?“ Ich fing an zu Schluchzen. Es schüttelte mich am ganzen Körper. Er griff mit beiden Händen an meine Schultern und sah mich eindringlich an. „Bella?“ „Nein Herrgott nochmal, nein…nein ich habe mich noch niemals damit auseinander gesetzt. Warum nicht? Ganz einfach, weil ich es nicht ertragen kann. Ich kann es einfach nicht. Ich will es nicht…es…es soll einfach nur aufhören.“ Schrie ich ihm entgegen. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. „Das wird es aber nicht. Es wird niemals aufhören“, sagte er hart. Ich riss entsetzt die Augen auf. Wieso behandelte er mich plötzlich so? Das hatte er doch noch nie getan. Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr wohl in seiner Nähe. Er bedrängte mich und damit konnte ich einfach nicht umgehen. Ich wollte weg… „Es wird Zeit das du die Augen aufmachst. Es wird Zeit das du deinen Kopf anstrengst. Du kannst dich zu dröhnen, du kannst dich Schneiden und doch wird es ewig bleiben und zwar genau dort“, er legte mir seine Hand aufs Herz. „Egal was du tun wirst es wird dich ein Leben lang begleiten. Also bleiben dir genau zwei Möglichkeiten.“ Er ließ mich los, rückte ein Stück zurück und zeigte eine zwei mit den Fingern. Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wusste er, was er mir gerade antat. Alles würde ich dafür geben, dass er endlich seinen Mund hielt. Im Moment konnte ich nicht mal seine Augen ertragen und somit sah ich weg, während mir dicke Tränen aus den Augen liefen. „NEIN…“, donnerte er und griff nach meinem Kinn. Ich zuckte zusammen. Er hatte mich noch nie so forsch behandelt. Das erste Mal schüchterte er mich ein. „…du musst lernen auszuhalten“, sagte er ernst. „Bitte lass mich los“, weinte ich. Er ließ mein Kinn los, änderte aber nichts an seiner Körperhaltung. Mit großer Anstrengung sah ich ihm weiter entgegen. „Du kannst diesem ganzen Drama ein für allemal ein Ende setzen und tun was du schon einmal getan hast.“ Um diese Worte zu unterstreichen, griff er nach meinem rechten Handgelenk und hielt es mir unter die Nase. Ich kniff vor Schreck die Augen zu. „Oder…“, und nun wurde seine Stimme wieder weicher. Ich war am Ende. „…du versucht nicht länger dagegen anzukämpfen.“ „Carlisle bitte…“, hauchte ich schwach. „…bitte hör auf damit. Ich…warum tust du mir das an? Du, du zwingst mich!“ „Nein…“, sagte er leise. „…ich helfe dir nur dabei dich selbst zu zwingen.“ Ich wollte den Mund öffnen um etwas zu erwidern, da drehte sich mein Magen um. Carlisle reagierte blitzschnell und hielt mir eine Schüssel hin. Vollkommen erschöpft, rutschte ich vom Stuhl, hielt meinen krampfenden Magen und erbrach mich mehrmals während er mir die Haare zusammenhielt und mir sachte über den Rücken fuhr. Als es endlich vorüber war, hielt ich mich geschwächt am Stuhl fest und legte meine Stirn aufs Polster. Ich atmete schwer und stöhnte vor Erschöpfung. „Schau mich an“, sagte er mit Nachdruck. Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Hatte er noch immer nicht genug? Hatte er Spaß daran mich so zu quälen? Er sah doch, dass ich am Ende war. „Ich kann nicht mehr.“ Ich flehte, doch er blieb hart. „Schau mich an.“ Ich wusste nicht, warum ich mich von ihm befehligen ließ. Vielleicht lag es daran, dass ich noch niemals zuvor einen solchen Respekt, eine solche Achtung vor jemanden empfunden hatte. Und ich verstand, warum er der Anführer dieses Clans war…warum er den Vater repräsentierte. So sehr ich ihn auch in diesem Moment verachtete, so wusste ich doch ganz sicher, dass er mir niemals schaden würde. Das ich ihm vertrauen konnte…bedingungslos…und das ich…das ich ihn brauchte. Ich wusste er konnte mir helfen und allmählich verstand ich, dass ich Hilfe bitter nötig hatte aber heute wollte ich einfach nix mehr hören. Ich konnte einfach nicht mehr. Trotzdessen sah ich auf. „Wähle eine Möglichkeit?“ Ich sank zusammen und saß wie ein Häufchen Elend vor ihm. „Bitte verlang das nicht von mir…bitte ich, ich schwöre dir, ich werde mich zusammenreißen. Ich werde versuchen durchzuhalten und ich werde nie mehr, wirklich nie mehr einen solchen Fehler wie heute begehen. Ich werde dich nie mehr enttäuschen aber bitte hör auf mich zu etwas zu drängen. Bitte, du…du hast gesagt du würdest mich niemals drängen. Das hast du mir versprochen…“, ich schrie den letzten Satz. „Die jüngsten Ereignisse haben mein Denken gehörig beeinflusst.“ Ich schluchzte und ballte meine Hände zu Fäusten. „Ich verlange das du dich entscheidest, den DAS…“, er deutete auf meinen Verband. „…DAS, muss aufgehalten werden.“ „Ja und ich verspreche dir, ich werde es nie wieder tun. Das war nur ein…Ausrutscher.“ „Ein Ausrutscher?“ Er verzog wütend das Gesicht. „Gib mir deinen Arm.“ Auffordernd streckte er seine Hand aus. Ich wollte es ihm verweigern, aber sein Blick brach mich schließlich. Ich rutschte näher und reichte ihm geschlagen meinen Arm. Er fuhr sanft die vielen kleinen länglichen Narben nach. „Auch alles Ausrutscher?“ „Bitte…“, wimmerte ich „Hast du heute an Suizid gedacht?“ Ich sah ihn an…traurig und verzweifelt. Er sah einfach nur zurück. „Ja…“, wisperte ich schließlich. „Hast du in den letzten Tagen an Suizid gedacht?“ Meine Lippen bebten. „Bitte…“ „Antworte mir.“ „Ja“, hauchte ich erniedrigt. „Damit sind meine Versprechen hinfällig“, sagte er fest. Ich kippte nach vorn. Er stützte mich, rückte uns zurecht und hielt mich. Ich weinte an seiner Brust. Ich war überfordert mit dieser Situation, ich konnte es nicht mehr ertragen doch er machte erbarmungslos weiter und sorgte somit für irreparable lange tiefe Risse in meiner Schutzmauer. Mit beiden Händen griff er an meinen Kopf und hob ihn so, dass ich erneut gezwungen war ihn anzusehen. „Ich dachte ein wenig Zeit würde reichen, damit du mit uns und nicht länger gegen uns arbeitest aber die Realität sieht ganz anders aus. Gestern wärst du beinahe gestorben und heute beginnst du dich zu Schneiden.“ Ich krallte mich an ihn, wusste nicht mehr wo oben und unten, hinten und vorne war. In meinem Kopf drehte sich alles. Nichts ergab mehr einen Sinn. Nichts schien mir mehr plausibel und plötzlich hinterfragte ich alte Entscheidungen und sah mir Alternativen an die mir niemals in den Sinn gekommen wären. Ich hatte plötzlich das Gefühl nicht mehr selbst über mich Urteilen und bestimmen zu können. Ich war ihm schutzlos ausgeliefert. „Du kannst dich töten und wärst so alle Probleme los. Deine Vergangenheit, deine Heroinsucht…Edward.“ Ich keuchte ihm ins Gesicht. „Was möchtest du, Bella? Willst du den Tod oder willst du Edward?“ „Gott…“, wimmerte ich und alles drehte sich. Mir jagten Schubweise kalte Schauer über den Körper. Meine Hände zitterten, mein Mund wurde trocken während sein Blick mich gefangen nahm. Er war gut darin mit seinen Augen zu sprechen. Er half mir genau in diesem Augenblick eine Entscheidung zu treffen. Eine richtige, die Tief aus meiner Seele kam. Es war seine Aura die mich dazu zwang in mich zu horchen und ein einziges Mal zu dem richtigen Entschluss zu kommen. Die Angst kroch mein Rückgrat hinauf und ich stöhnte vor Anstrengung. Mein Körper wurde einen Moment steif, dann fiel ich schlaff in mich zusammen als feststand für welchen Weg ich mich entschieden hatte. Ein Weg an den ich mich selbst gebunden hatte. Ich dämpfte meine Schreie an seiner Brust als mir klar wurde was gerade geschehen war. Er drückte mich an sich. Wiegte mich und strich mir übers Haar. „Was hast du getan?“ Ich schlug auf ihn ein, er ließ mich. „Es tut mir leid.“ „Nein…“, ich schrie erneut und weinte. Weinte bitterlich und zitterte am ganzen Leib. Mir war erneut unglaublich schlecht. Ich wusste nicht wie lange ich weinte und er mich einfach nur hielt. Mein Zeitgefühl hatte sich verabschiedet doch irgendwann hatte ich mich beruhigt und sah vorsichtig auf. Auf in seine gütigen Augen und konnte nicht begreifen, wie diese Augen mich so erbarmungslos zu Boden drücken konnte. „Edward sagt, du hast keine Fähigkeit“, hauchte ich das erstbeste das mir einfiel. „Mann muss keine übersinnlichen Fähigkeiten besitzen um Einfluss auf jemanden Auszuüben. Ich bin sehr alt, Bella. Ich habe viele Leben gelebt, viele Erfahrungen gesammelt und mich selbst perfektioniert.“ „Funktioniert das bei jedem?“ „Nein, nur bei denen die einen Schubs in die Richtige Richtung benötigen und dann auch nur, wenn diese diesen Schubs aus tiefsten Herzen wollen.“ „Aus tiefsten Herzen“, wisperte ich. „Glaube mir, dass ich nicht gezielt geplant hatte dich diesem Druck auszusetzen. Aber du hast mir einfach keine andere Wahl gelassen. Meine Erfahrung hat mich gelernt, dass es manchmal sinnvoll ist jemanden so zu fokussieren, das er nichts anders kann als sich selbst die einzig richtige Entscheidung aufzuzwingen.“ Stumm liefen mir die Tränen. „Woher weißt du, dass es die richtige Entscheidung ist?“ „Wäre sie es nicht gewesen, hättest du dich nicht von mir losreißen können.“ „Ich habe Angst.“ „Das darfst du auch.“ Er drückte mich an sich. Ich schloss erschöpft die Augen. „Wirst du mir weiter Heroin geben auch wenn…auch wenn ich mich jetzt entschlossen habe. Ich…bitte ich, ich kann nicht ohne. Ich kann es nicht ohne Aitsch durchhalten. Und…Gott ich will nicht entziehen.“ Mir stand die Panik in jedem Muskel. Sie drückte mir die Kehle zu. Und japsend rang ich nach Luft. „Schhhtttt…beruhige dich. Du bekommst dein Heroin. Lass und eins nach dem anderen machen. Wenn du mir sagst du brauchst Heroin zur Beruhigung, dann wirst du es weiterhin bekommen.“ „Aber du erwartest, dass ich entziehen werde?“ Er stützte sein Kinn auf meinen Kopf. „Ich erwarte…“, er gab mir einen Kuss aufs Haar. „…das du eines Tages selbst entziehen möchtest.“ Ich atmete tief durch. Das würde niemals eintreten… „Aber darüber musst du dir jetzt noch keine Gedanken machen. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass du dich öffnest.“ Ich schluchzte. „Mit einer einprägsamen Vergangenheit ist es wie mit einem Wettrennen. Du kannst weiterhin versuchen davon zu laufen. Doch irgendwann werden die Kräfte schwinden, weil du all deine Energie für kurze Sprints ausschöpfst während dein Gegner mit einer konstanten Geschwindigkeit alle Kraftreserven beisammen hält. Um am Ende wirst nicht du auf dem Siegertreppchen ganz oben stehen… sondern dein Gegner.“ Ich musste mir eingestehen, dass er recht hatte. Und dieses Geständnis wog bald mehr, wie diese Entscheidung. „Du musst anfange deine Vergangenheit zuzulassen. Nur dann kannst du dich irgendwann so sehr von ihr Lösen, dass sie nicht mehr dein Leben bestimmt. Überkommen dich die furchtbaren Gedanken, verdränge sie nicht mehr. Ertrage sie und bespreche sie. Rede einfach…rede so viel du kannst. Du musst loslassen damit sich der Druck abbaut. Ich verlange nicht damit du mit mir darüber sprichst. Rede mit wem du willst darüber, es ist deine Entscheidung. Ich verlange nicht, dass du sofort losziehst und damit anfängst. Nehm dir Zeit, lass es auf dich zukommen… kommt es, befreie dich davon.“ „Es wird furchtbar werden“, meine Lippen bebten wieder. „Das wird es aber ich verspreche dir, dass es besser werden wird.“ „Versprichst du es?“ Hoffnungsvoll sah ich auf. Er strich mir die Tränen von den Wangen und lächelte. „Ich verspreche es.“ Und ich weinte…weinte mir all den Schmerz und all die Angst von der Seele und verarbeitete während dieses Prozesses die letzten Stunden. Schließlich kam ich zu dem Entschluss, dass es Zeit wurde von neuem zu beginnen. Was ich all die Jahre veranstaltet hatte war vergebens. Ich musste die letzte Möglichkeit ausprobieren, die mir noch geblieben war. Ich wusste meine Familie hätte es so gewollt und endlich gab es jemanden, der in ihrem Sinne handelte. Obwohl ich Carlisle noch vor einigen Minuten zum Teufel schicken wollte, war ich ihm jetzt unendlich dankbar. Und auch wenn ich in den nächsten Jahren sterben sollte, so wollte ich die Zeit bis dahin wenigstens glücklich verbringen. „Danke“, hauchte ich leise. „Sehr gern“, erwiderte er und hob ein weiteres Mal meinen Kopf nur um mir erneut tief in die Augen zu blicken. „Du bist wie eine Tochter für mich.“ Der wohl kräftigste Schluchzer an diesem Tag schüttelte mich. Ich schloss die Augen als er mir einen Kuss auf die Stirn drückte. ********** UND? Seid ihr zufrieden oder eher überrascht? Ich dachte, Bella hatte jetzt mal ein wenig strenge nötig gehabt. GGGLG Alex Kapitel 40: Tod oder Ewigkeit? ------------------------------ Hallo meine Lieben… Ich dachte mir für die Feiertage sollte ich euch etwas zum Lesen bieten. Wenn das Wetter bei euch genauso besch… ist wie bei uns bleiben einem eh nur wenige Möglichkeiten die Tage nützlich über die Bühne zu bringen. ^^ Ich wünsch euch ganz viel Spaß! ************** Bella POV Es vergingen endlose Minuten, ich wurde allmählich sogar schläfrig. Soviel Aufregung war einfach nicht gut…nicht gesund. Nichts was ich tat war gesund. Ich seufzte…er löste sich etwas von mir. „Weißt du was Winston Churchill einmal sagte?“ „Wer ist Winston Churchill?“ „Unwichtig“, er lachte leise. Er rückte mich ein wenig weg damit ich ihn ansehen konnte. „Wenn du durch die Hölle gehst… geh einfach weiter.“ „Aber es ist nicht leicht einfach weiter zu gehen“, er strich mir über die Wange. „Das hatte er auch nie behauptet.“ Ich schloss erschöpft die Augen und versuchte mich einfach damit abzufinden. Ich konnte es eh nicht mehr ändern. Dank Carlisle, musste ich mich meiner Vergangenheit stellen. Es blieb mir keine andere Wahl. ER ließ mir keine andere Wahl. Ich hatte mich selbst zu dieser Entscheidung gezwungen, sich einfach um zu entscheiden hatte sein Einfluss für alle Zeiten verhindert. „Du weißt jetzt was du tun musst?“ Ich öffnete die Augen, blickte ihm träge entgegen und nickte. „Ja…ich weiß jetzt was ich tun muss.“ Ein Lächeln, nicht mehr nicht weniger und doch alles was ich von ihm brauchte. Er stand auf, reichte mir seine Hand die ich sofort ergriff und half mir auf die Beine. Er vergewisserte sich ob ich noch genug Kraft hatte um allein zu stehen, dann ließ er mich los und trat einen Schritt zurück. „Wenn die Betäubung nachlässt, lass dir von Edward Heroin gegen die Schmerzen geben. Ich muss jetzt ins Krankenhaus.“ „Ich werde ja doch bald drücken müssen. Was du mir vorhin gegeben hast war nicht genug.“ Ich zuckte die Schultern. Er lächelte wieder, hob seine Hand und strich mir eine verklebte Haarsträhne hinters Ohr. „Ich weiß, ich werde heute Abend noch einmal nach deinem Arm sehen.“ Wir sahen einander noch einen Moment in die Augen, dann drehte ich mich und ging. Meine Beine trugen mich nur schleppend zurück zu meinem Zimmer. Ich wusste, Edward würde dort auf mich warten. Und ich wusste auch, dass er alles mitbekommen hatte. Ich hoffte das würde die Situation zwischen uns ein wenig entspannen. Ich hoffte Carlisle Gedanken würden ihn entspannen. Ich hatte keine Kraft mehr mich jetzt noch mit Edwards Enttäuschung und Vorwürfen rumzuschlagen. Er saß auf der Bettkante. Die Ellenbogen auf die Oberschenkel gestützt und das Gesicht in den Handflächen. Er sah erst auf als ich hinter mir die Tür schloss. Verunsichert lehnte ich mich dagegen. Wir sahen einander einfach nur an. Ich konnte allerhand Gefühle in seinen Augen ablesen. Gefühle die mir erneut die Tränen in die Augen trieben. Meine Lippen bebten. Aber ich wollte nicht weinen, nicht schon wieder. Ich wollte endlich stark sein. Stark für uns beide. Als er sah, wie sehr ich mit meiner Fassung kämpfte klopfte er auffordernd neben sich. Erleichtert darüber, setzte ich mich in Bewegung. Ich war nervös, auch als ich neben ihm saß wurde es nicht besser. Zwischen unseren Körpern waren einige Zentimeter Luft und trotzdem spürte ich die Kälte die von ihm ausging. Ich faltete meine zitternden Hände in den Schoß und sah zu Boden. „Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich weiß nicht was du von mir hören willst.“ Es war das gleiche was ich auch zu Carlisle sagte. „Ich weiß es auch nicht“, sagte er leise. „Hast du es mitbekommen?“ Eine lächerliche Frage… „Natürlich.“ Er wandte sich mir zu. Ich sah es aus dem Augenwinkel. Noch immer bis zum bersten angespannt, knetete ich meine Hände. Ich würde so gerne eine rauchen. War mir aber sicher die Situation war gänzlich schlecht dafür. Plötzlich legte er seine Hand auf meine. Ein unglaublich beruhigendes Gefühl durchströmte mich und ließ den Tränen nun doch freien Lauf. Sie tropften von meinem Kinn direkt auf seine Hand. „Weißt du, es ist in Ordnung wenn du weinst. Es ist auch in Ordnung wenn du schreist. Du darfst mich auch beschimpfen…schlagen…alles nur das nicht“, er strich mit dem Daumen über meinen Verband. „Wenn alles was du aufgezählt hast nur helfen würde“, sagte ich leise mit dem Blick auf unsere Hände. „Oh es hilft…es hilft nur…“ Ihm fehlte das richtige Wort. Ich sah auf, direkt in seine wunderschönen Augen, die um einiges dunkler geworden waren. Er musste bald wieder Jagen gehen. Ich hasste mich für meinen Egoismus. Ich dachte wirklich immer nur an mich. Würde ich mich nur einfach zusammenreißen können, könnte er seinen Bedürfnissen nachgehen. Könnte jagen…laufen…seine wahre Natur herauslassen, seinen Instinkten folgen um auch ein bisschen Ruhe zu finden. Um seinen Kopf frei zu bekommen. Denn ich wusste, solange es mir so schlecht ging, würde er mich nicht alleine lassen. „Anders?“ Er nickte. „Ja anders, es hilft einfach anders.“ „Ich bin…ich weiß einfach nicht…ich bin völlig durcheinander“, ich seufzte. „Das kann ich mir vorstellen.“ Er versuchte sich an einem Lächeln. Es erreichte seine Augen nicht. „Carlisle kann sehr überzeugend sein“, fügte er leise hinzu. „Ich dachte nicht, dass er so einschüchternd sein kann. Ich…ich hatte das Gefühl er drückte mich zu Boden. Ich konnte nicht Atmen, nichts sehen, nichts hören da war nur dieser Drang, dieser Druck…dieser eine Gedanke der zugelassen werden wollte. Ein Gedanke der mir sofort das Herz abdrückte und dann, plötzlich als ich zu schwach war um weiter dagegen anzukämpfen, als ich ihn einfach zugelassen habe da…“, ich schloss erschöpft die Augen. „Wurde es leichter“, vollendete er meinen abgebrochenen Satz. Ich öffnete wieder die Augen, die voll mit Tränen waren. Meine Lippen fingen von neuem zu beben an. „Ja, es wurde leichter. Aber ich fühle mich damit so…so. Ich will einfach nicht…ich“, ich brach in Tränen aus. „Ja ich weiß“, sagte er leise und zog mich auf seinen Schoß um mich zu trösten. Er wusste was ich sagen wollte. Er wusste, dass ich Angst hatte. Und das mich diese Angst zerriss. Sie war wie eine Eisenhand die egal wo sie die Chance dazu hatte einschlug und im Augenblick, war mein Herz ihr Opfer. „Carlisle hat diese Art der Kontrolle erst drei Mal angewendet“, sagte er leise. „Zuletzt sogar bei Jasper.“ Ich hob in einem Ruck den Kopf. Unsere Nasen berührten sich beinahe. „Wirklich?“ „Ja, Jasper bat ihn selbst darum. Er hatte es sich sehr schwer gemacht in den ersten Wochen bei uns. Er hatte sich versucht einzureden, dass er nur Alice zuliebe bei uns blieb. Er sah, wie viel Freude sie hatte und wie glücklich sie war. Doch der Verzicht auf Menschenblut wog scher auf seinen Schultern. Es machte ihn wahnsinnig, wie leicht es für uns anderen war. Wie leicht es für Alice war, die keinerlei Schwierigkeiten hatte. Er fragte sich, ob es überhaupt einen Sinn hatte gegen dieses Verlangen anzukämpfen wenn es doch nicht das war, was er wirklich wollte. Aber da er nicht wusste was er wirklich wollte, bat er Carlisle um Hilfe.“ Ich dachte einen Moment darüber nach und lächelte dann Seelig. „Er hat dann westgestellt das die einzig richtige Entscheidung für ihn der Verzicht auf menschliches Blut ist?“ „Ganz genau.“ „Sonst hätte er vielleicht nie aufgehört zu töten meinst du?“ Edward wackelte etwas mit dem Kopf als wäre er sich nicht sicher. „Nun, er hätte es vielleicht für Alice weiter versucht aber ob er jemals ganz darauf verzichtet hätte kann ich dir nicht sagen. Wie du weißt, ist es auch heute noch sehr schwer für ihn. Obwohl er Frieden mit dem Dämon in sich geschlossen hat, eben weil er die Qualen der Menschen die er töten würde nicht mehr durchleben muss, ist dieses Verlangen noch immer da. Mal mehr Mal weniger…“, er zuckte mit den Schulter. „…doch jetzt, hat er es im Griff, weil er sich selber im Griff hat.“ Mein Blick wurde abweisend während ich versuchte zu verstehen was er mir damit sagen wollte. „Ich glaube…ich bin noch nicht so weit um es ganz zu verstehen. Ich denke, das ich es einfach selber erleben muss.“ Zärtlich griff er mit beiden Händen an meinen Kopf, zog mich zu sich und küsste meinen Mundwinkel. „Das denke ich auch“, hauchte er. Meine Hände die… wie ich erst jetzt feststellte… noch immer zitterten fanden ihren weg von ganz allein auf seine Brust, eine direkt auf sein totes Herz das trotz dieser eindeutigen Tatsache für mich schlug. Ich atmete tief durch. „Du musst mir dabei helfen.“ „Und du weißt, dass ich es immer tun werde.“ Ja das wusste ich. ER würde IMMER da sein. IMMER… „Ich werde…“, ich lachte einmal humorlos. „Ich muss darüber reden und“, er legte mir einen Finger auf die Lippen um mich am weitersprechen zu hindern. „Nein nicht so“, sagte er ernst. „Wenn das noch immer deine Einstellung ist, wirst du nie loslassen können.“ Während seine Augen mich festhielten und dabei nicht weniger gnadenlos waren wie Carlisle musste ich feststellen das er wieder recht hatte. Das alles machte mich so müde. Ich war ausgelaugt und meine Augen brannten furchtbar. Kapitulierend sank ich in mich zusammen. „Ich möchte darüber reden…wirklich.“ Und es war die Wahrheit. Ich wollte es loslassen, wollte mich davon befreien auch wenn ich durch die Hölle gehen musste wie dieser Winston Chirschal…ach egal…sagte. Und ich wollte mich auch nicht mehr stur stellen, ich wollte diese Entscheidung nicht mehr verachten. Es raubte mir Kraft. Ich wollte sie einfach annehmen und das Beste daraus machen. Ich hatte so einiges versucht, nichts hat funktioniert. Alleine schaffte ich es nicht mehr…ich musste jetzt einmal tun was andere für richtig hielten. Ich hatte es verstanden… Sein Lächeln versicherte mir, das er mir glaubte. Das er spürte, dass ich aus tiefsten Herzen wollte. Wirklich wollte… „Es ist nur…der Anfang der ist, der ist nicht so einfach. Das sprechen ist das geringere Problem weißt du es…es sind die Erinnerungen daran. Die Bilder, diese furchtbaren Bilder…“, ich zog zittrig die Luft ein. „Wenn ich die Bilder zulassen, wenn ich mich mit ihnen beschäftige…sie werden mich zerstören.“ Ich übertrieb kein bisschen und auch das wusste er. Ich würde brechen, in viele kleine Teile würde ich zerbrechen daran bestand nicht der geringste Zweifel. „Ich kann dir nicht helfen es wieder in Ordnung zu bringen, nur du kannst dir dabei helfen aber ich werde da sein wenn du dich wieder zusammensetzt. Ich werde dir helfen alles an die richtige Stelle zu rücken.“ Ein ganz schwaches lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Meine Hände griffen fest in sein Shirt. „Ich möchte mit dir darüber reden. Nur mit dir…Carlisle sagte es sei egal mit wem ich rede.“ „Das ist es auch.“ Seine rechte Hand wanderte in meinen Nacken und massierte diesen leicht. Ich schloss entspannt die Augen. Himmel tat das gut. „Vielleicht irgendwann…“, murmelte ich. „Was?“ Ich öffnete die Augen wieder. „Ich werde vielleicht irgendwann mit den anderen reden dann wenn, wenn es nicht mehr so weh tut verstehst du wenn, wenn es mir leichter fällt…“, ich schluckte. „…und eigentlich ist es auch egal, weil sie ja eh alles mitbekommen werden“, ich lächelte. „Aber…“, seine Augenbrauen hoben sich. „Aber?“ „Ich werde erst reden, wenn du jagen warst.“ Um meine Worte zu unterstreichen, löste ich meine Hände von seiner Brust und fuhr die dicken Ränder unter seinen Augen nach. „Abgemacht“, sagte er sofort und zog mich mit einem befreitem lachen dicht an sich. Er fuhr mir zärtlich über den Rücken. Meine Stirn ruhte auf seiner Schulter. Ich konnte seine überschwängliche Freude nicht teilen. Mir war furchtbar schlecht bei dem Gedanken dem unvermeidlichem so nah zu stehen. „Morgen?“ Er klang so hoffnungsvoll das ich überhaupt nicht ablehnen konnte. Für ihn musste ein Traum war werden. Endlich ein Fortschritt! Ich konnte nur für uns beide beten, dass es wirklich einer war. Eine weitere Enttäuschung würde ich einfach nicht ertragen. „Ja morgen“, versicherte ich ihm. Je schneller desto besser. Würde ich es noch länger vor mich her schieben, würden mir nur unzählige Gründe einfallen um nicht mit dem `verarbeitungs Prozess´ anfangen zu müssen. „Dann werde ich in der Nacht auf die Jagd gehen, sobald du eingeschlafen bist.“ „Mhhh…“ In meinem Kopf drehte sich alles. Egal wie fest entschlossen ich auch war, es drückte mir die Kehle zu. Wie würde ich anfangen? Am Anfang? Am Schluss? Lieber in der Mitte? Was könnte ich als erstes ertragen? Das war einfach. NICHTS… Ich konnte gar nichts ertragen. Aber ich musste! Ich klammerte mich an Carlisle Worte. Er hatte mir versprochen es würde besser werden. Er bestätigte auch das es grausam werden würde aber für mich war nur wichtig, das er sich sicher war das es besser werden würde. Ich musste einfach darauf vertrauen…wollte darauf vertrauen. Wäre das Vertrauen nicht, würde ich niemals den Mut finden. „Mir ist schlecht“, sagte ich leise. Er ließ mich sofort los damit ich mich so gut es ging auf seinem Schoß aufrichten konnte. „Musst du dich übergeben?“ Ich schüttelte den Kopf. „Hast du heute überhaupt schon etwas getrunken?“ Ich schüttelte wieder den Kopf. Er hob mich von seinem Schoß, setzte mich aufs Bett, stand auf um die Wasserflasche von der anderen Seite des Bettes zu holen. Aufgeschraubt reichte er sie mir. Ich trank einen großen Schluck und gab sie ihm wieder. Mit der Hand massierte ich mir die Stirn. Der Turkey kam, was mich ungeheuerlich erleichterte. Denn endlich, war da etwas was meine gesamte Konzentration auf sich zog. Es würde gleich Aitsch geben und dann, dann würde ich endlich entspannter nachdenken können…nein…ich würde die Gedanken entspannter ertragen können. „Kopfschmerzen?“ Ich schüttelte abermals den Kopf. „Etwas essen möchtest du sicher auch nicht!?“ Angewidert verzog ich das Gesicht. „Dachte ich mir.“ Er seufzte, setzt sich ebenfalls und beobachtete mich. Ich schenkte ihm ein träges Lächeln. „Holst du mir Aitsch?“ „Hast du Schmerzen?“ Er sah sofort entsetzt auf meinen Arm. „Nein…“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „…es fängt nur an. Der Turkey, ich kann es schon spüren.“ Als ich das sagte bemerkte ich recht schnell, dass ihn das auch nicht beruhigen konnte. Aber er nickte zu meiner Erleichterung und erhob sich sofort. Er kam nur mit der Spritze. Es machte mich irgendwie stolz wie gut er das mit dem Heroin bereits beherrschte. Ich wusste, es sollte mich nicht stolz machen aber es bewies mir nur, wie sehr er Teil meines Lebens sein wollte. Während er sich setzte schnappte er sich meinen Knöchel, platzierte mein rechtes Bein auf seinen Schoß, gab mir die Spritze mit einem Blick der mir sagte `Nur halten, ich mach das schon´ und widmete sich dann meiner Hose. Diese schob er mir bis zu den Oberschenkeln hoch, band mir um diesen den Gürtel der mittlerweile seinen Platz am Fußende des Bettes gefunden hatte, drehte dann mein Bein so, dass ich gezwungen war mich ebenfalls auf die Seite zu drehen, tastete meine Kniekehle ab, immer darauf bedacht nicht auf die wunden Stellen zu kommen, denn es würde sofort wieder jucken wie die Hölle. Im Augenblick staute sich der Juckreiz nämlich in meinen Innenschenkeln und zog sich bis zu den Waden. Meine Beine sahen furchtbar zerkratzt aus. Dann streckte er auffordernd die Hand nach der Spritze aus, die ich ihm auch sofort gab. Meine Kniekehle…innerlich rollte ich mit den Augen. Die wenigen Körperstellen die noch halbwegs intakt aussahen wollte er jetzt auch noch verschandeln. Als er leicht auf einer Stelle zu klopfen begann, schloss ich die Augen. Er schob die Nadel unter meine Haut. Ein leises Stöhnen drang aus meiner Kehle. „Oh verdammt“, ich keuchte und krallte mich ins Kissen als sich das Aitsch ausbreitete. __________________ Ich konnte meinen Herzschlag hören wusste aber nicht, ob mich diese Tatsache glücklich stimmen sollte. Mit einem wohlklingendem seufzen öffnete ich meine geschwollenen Augen und drehte mich wieder auf den Rücken. Er hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Um seine Augen tanzte ein trauriges Lächeln. „Wenn es dich so traurig macht, warum tust du es dir dann an? Du kannst gehen, du musst nicht zuschauen und es schon gar nicht selber tun. Ich kann es doch verstehen“, wisperte ich leise. Ihn so zu sehen machte mich selber traurig und das war ungerecht. Es war wirklich ungerecht, weil ich mich jetzt endlich mal gut fühlen könnte. Zwar nur für eine Stunde, wenn ich Glück hatte zwei…solange wie das Heroin intensiv genug war aber so…so fühlte ich mich auch schlecht. Schnaufend langte er an mir vorbei, streckte sich um an den Nachttisch zu gelangen. Nahm dort die Salbe aus der Schublade, winkelte mir das Bein an und begann sanft meine Kniekehle einzusalben. Er sah auf mein Knie während er anfing zu reden. „Es schockiert mich nur immer wieder, wie bereit du für dieses Gift bist. Ich kann mich noch gut an den Abend erinnern als du hier ankamst. Du hast dieses weiße Pulver angesehen als würde dein Leben davon abhängen. Du hast dich unter den Druck der Droge aufgebäumt, dein Blick war so irre…“, er schnaufte wieder. Ich sagte nichts. Ich wollte ihn nicht unterbrechen. „…es ist jetzt noch immer so verstehst du? Obwohl es keinen Grund mehr für dich gibt danach zu betteln, tust du es. Nicht mit Worten aber mit allem anderen. Vielleicht spürst du es nicht so intensiv aber ich sehe es. Sobald feststeht, dass du Heroin bekommen wirst entspannt sich jeder Muskel bei dir. Dein Blick wird fokussiert. Du lässt die Spritze kaum aus den Augen und sobald du sie bekommst, gibst du dich ihr einfach hin.“ Jetzt sah er auf. Ich öffnete einige Male den Mund um etwas zu sagen, scheiterte dann aber schließlich. Was sollte ich darauf antworten? „Du sagtest einmal zu mir…wenn man aufhören will muss man wissen wofür. Damals wusstest du es nicht…“, mein Atem wurde noch flacher als er eh schon war. „…und wie sieht es jetzt aus?“ Zittrig stieß ich die Luft aus. „Edward bitte…ich, ich habe heute keine Kraft mehr mich über einen Entzug zu streiten ok? Ich…“, ich flehte mit meinen Augen. „Jetzt hast du einen“, sagte er leise. Seine Worte brannten sich sofort ein und bedauernd schloss ich die Augen. Öffnete sie dann gleich wieder…dieses Mal war ich es die schnaufte. „Ist das wirklich dein größter Wunsch? Das ich entziehen werde?“ „Nein“, sagte er sofort und ich riss verwirrt die Augen auf. „Mein größter Wunsch ist…“, er brach ab. „Ja?“ „Mein Wunsch ist es, für immer mit dir zusammen zu sein.“ Ich hatte das Gefühl von einem Strudel mitgerissen zu werden. Seine Worte hallten in meinen Ohren wieder aber ich verstand ihre Bedeutung nicht. Wollte sie nicht verstehen. Am Rande bemerkte ich, wie sich trotz Atemdepression meine Atmung beschleunigte. Ungesund beschleunigte… „Immer…“, stammelte ich. „Ja…ich möchte die Ewigkeit mit dir.“ Als hätte er mir damit einen Fausthieb in den Magen verpasst, drehte sich dieser nun gänzlich um. Die Übelkeit war zurück, kräftiger und erbarmungsloser wie vorher. Würgend sprang ich aus dem Bett und hechtete aufs Klo. Er war natürlich sofort an meiner Seite und während er mir WIE IMMER die Haare zurück hielt realisierte ich seine Worte…würgte gleich stärker. Es dauerte ewig bis es nachließ. Bis ich völlig entkräftet gegen der Wand lehnte und ihn dabei einfach nur ansah ohne die geringste Regung. Er selbst saß direkt vor mir, mit einem wehleidigen Ausdruck im Gesicht. „Es tut mir Leid…“, sagte er schließlich. „…ich wollte dich nicht so aufregen.“ „Du würdest mich verwandeln?“ Fragte ich fassungslos. Denn ich selbst, hatte diese Möglichkeit niemals…wirklich niemals in Betracht gezogen. Doch jetzt erst wurde mir klar wie offensichtlich es die ganze Zeit war. Seit dem sie mich aus der Gosse mitnahmen bestand diese Möglichkeit. Er war ein Vampir. Warum ist mir nur nie die Idee gekommen, dass er mich vielleicht verwandeln wollen würde? Und…wie sollte ich das finden? Ich war schon wieder völlig durcheinander. Verdammt nochmal das war MEIN Heroin Moment, warum musste man mir den ständig nehmen? Und das schlimmste daran war eigentlich, dass ich nicht einmal sauer darüber sein konnte. „Ja…“, sagte er leise. Er sagte es eher nachdenkend und mir war sofort klar, dass hinter diesem Ja noch etwas kommen würde. „Aber?“ „Nicht so“, sagte er traurig und schüttelte dabei den Kopf. „Wie nicht so…mhhh“, jetzt wurde ich doch wütend. „…du meinst du willst mich nicht so abgefuckt, du willst mich lieber noch viel abgefuckter ja? Es reicht dir also nicht, mich durch meine Vergangenheit zu scheuchen NEIN, ich soll gleich hinterher einen verdammten Entzug über mich ergehen lassen und dann noch einmal fein drei Tage brennen, ehe du zufrieden wärst?“ Ich wollte aufspringen, doch er drückte mich bestimmend an den Schultern zurück zu Boden. Ich schlug seine Hände weg, blieb aber dennoch sitzen. Ich wusste auch, dass mich meine Beine nicht tragen würden. Nicht nach diesem verdammten scheiß Tag. Ich sah auch sofort auf den Boden und entdeckte die geschrotete Fliese. Der Rasierer war weg, das Blut aufgewischt. Nur die Fließe erinnerte noch an die letzte Aktion im Bad und machte mich gleich noch wütender. Scheiße nochmal…er hatte die Fliese kaputt gemacht. „Du musst deine Aggressionen in den Griff bekommen ehe du ein Vampir werden würdest. Ein kleiner Wutanfall und du könntest eine ganze Stadt abschlachten.“ Ich warf meinen Kopf keuchend in seine Richtung. „Auch ich würde mir wünschen es gäbe einen Weg in die Ewigkeit ohne all das hier…“, er machte eine ausschweifende Handbewegung. „…Du musst deine Vergangenheit verarbeiten und eine Entgiftung wollen um ohne Ballast ein neues Leben antreten zu können. Nur befreit davon wirst du glücklich werden können.“ „Moment, ich hatte niemals und ich werde niemals einen Entzug zustimmen.“ Meine Wut war verraucht aber trotzdem, musste ich das noch einmal klarstellen. Denn für mich hörte es sich so an, als hätte er schon alles fein durchgeplant aber bei seinem Plan würde ich ganz sicher nicht mitmachen. Er erwiderte meinen Blick… „Ich werde versuchen meine Vergangenheit aufzuarbeiten…du hast mein Wort. Aber ich werde jetzt und hier nicht anfangen über einen Entzug mit dir zu streiten. Ich bin durch mit diesem Tag verstehst du? Ein Entzug…Entzug..:“, ich schüttelte den Kopf. „…ich bin nicht Jasper. Und werde somit auch niemals so stark sein meinem Verlangen die Stirn zu bieten. Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich es brauche. Du hattest recht als du sagtest, ich hätte es am Tag meiner Ankunft angesehen als würde mein Leben davon abhängen. Denn es ist so…genau so fühlt es sich an. Meine Vergangenheit führte mich in diese Sucht aber die Zukunft hat keinen Einfluss mich daraus zu führen. Heroin ist…es ist einfach alles…alles verstehst du?“ Er ging darauf nicht ein. Vielleicht hatte er es einfach überhört. Oder tat jetzt so, als hätte er es überhört. „Würdest du es wollen?“ „Was wollen?“ Gott, dieses Gespräch verwirrte mich. „Ein Vampir werden?“ Ich keuchte wieder. Hatte er mir nicht zugehört? Wie konnte er…MOMENT! Ich starrte ihn an, er starrte zurück. Würde ich wollen? „Ich habe mir jahrelang den Tod gewünscht…jetzt soll ich Ewig leben!?“ ******** Und das war es auch schon wieder. Eine völlig überforderte Bella ist das Resultat am Ende. Ich kann sie sehr gut verstehen. Bis bald… GGGGLG Alex Kapitel 41: Notwendiger Anfang ------------------------------ Hallo meine Lieben…ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr und bitte darum den Kater jetzt einfach Kater sein zu lassen damit ihr voller Elan dieses Kapitel verschlingen könnt *grins* Es ist der Anfang der bitteren Wahrheit und schon im nächsten kommt die ganze grausige Wahrheit ans Licht. Viel viel Spaß mit dem Kapitel!!! ************ Bella POV Ich wachte Schweißgebadet auf und blinzelte im diffusen Licht. Umständlich tastete ich nach der Nachttischlampe. Sobald es hell um mich würde griff ich mir an die Stirn. Ich hatte furchtbare Kopfschmerzen. Suchend sah ich mich nach Edward um. Er war nicht da! Natürlich…er wollte jagen sobald ich eingeschlafen war. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es erst kurz nach 4 Uhr morgens war. Ich hatte keine Ahnung wann ich eingeschlafen war. Irgendwann, hatten wir uns vom Badezimmerboden hochgemüht und sind zurück ins Bett gekrabbelt. Ich suchte mir einen Film aus…einen gruseligen Horror denn ich fand, das war eine passende Gelegenheit um mich so eng wie möglich an Edward zu kuscheln. Niemand von uns griff das Gespräch aus dem Bad wieder auf. Ich hatte alles gesagt. Auch Edward wusste nicht, wie er auf meine Frage Antworten sollte. Ich hatte all die Jahre den Tod vor Augen. Plötzlich bot man mir die Ewigkeit an? Keine Ahnung was ich davon halten sollte. Verlockend möchte man meinen…eine EWIGKEIT…wie sich das anhörte. Wahrscheinlich würde jeder diese Chance ergreifen aber… Ja aber…das ABER war es immer. Es gab einen Grund für meinen Todeswunsch, der hatte sich auch seit meiner Ankunft nicht geändert. Wie könnte er das auch? Ich wusste einfach gar nichts mehr. Wie würde es sein, wenn ich tatsächlich irgendwann befreit von meiner Vergangenheit wäre? Könnte ich mir dann eine Ewigkeit an seiner Seite vorstellen? Wahrscheinlich… Ich entzündete eine Zigarette, nahm den Aschenbecher in die Hand und trat ans Fenster. Blickte hinaus in den dunklen Wald. Ja vielleicht könnte ich dann wirklich über die Ewigkeit nachdenken. Aber…aber was war, wenn ich mich niemals von meiner Vergangenheit befreien könnte? Edward machte mich glücklich! Aber Glück allein wäre nicht genug. Nicht für eine Ewigkeit! Die bloße Vorstellung Tag ein Tag aus an dieses tragische Unglück erinnert zu werden, die Bilder zu sehen und das für alle Zeiten ohne die Möglichkeit abzuschalten…Heroin würde es nicht mehr geben…nichts gab es um einen Vampir zu betäuben…ich würde es nicht ertragen, könnte es nicht ertragen. Was wäre das für eine Ewigkeit? Und ich glaubte auch nicht, das Edward glücklich wäre mit einer Partnerin an seiner Seite die Ewig in der Hölle sitzt. Es war alles zu viel. Und ich wollte mir auch gar keine Gedanken mehr darüber machen. Für mich war jetzt erst einmal wichtig die nächsten Tage zu überstehen. Erst danach hatte es für uns beide einen Sinn weiter zu denken. Größer zu denken. Die nächsten Tage waren entscheidend! Ein leises Klopf ließ mich zusammenschrecken. Hastig drehte ich mich um. Carlisle stand in der Tür mit meinem Tablett in der Hand. „Ich roch kalten Schweiß“, sagte er leise. Zaghaft lächelte ich, drückte die halbe Zigarette aus und ging zum Bett. „Ich bin überrascht, dass du nicht gleich nach mir geschrien hast“, er versuchte sich an einem lachen. „Es geht noch“, sagte ich leise und zuckte die Schultern. Alles war noch gut. Schweiß, zitternde Hände…nichts Wildes. Im Augenblick war für mich alles im Neben gehüllt. Der gestrige Tag hatte mir übel zugesetzt. „Dann würde ich mir lieber erst deinen Arm ansehen wenn es in Ordnung für dich ist? Ich war am Abend schon da aber du hattest geschlafen. “ „Klar.“ Er setzte sich neben mich und ergriff mein Handgelenk. Ich beobachtete ihn träge dabei… „Alles gut?“ „Keine Ahnung“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Er sah nicht auf. Er begutachtete die Naht und machte sich dann daran alles wieder ordentlich zu verpacken. „Wusstest du, dass Edward mich verwandeln will?“ Er reagierte nicht…ich schnaufte. „Natürlich…jeder weiß mal wieder mehr wie ich.“ „Er hat dich damit ziemlich überrumpelt was?“ „Ach meinst du? Warum denn? Nach dem gestrigen Tag der ohne Vorfälle abgelaufen ist war der Zeitpunkt doch exzellent gewählt. An jedem anderen Tag hätte es vielleicht Turbulenzen gegeben.“ Leise lachte er während ich meine sarkastische Antwort abfeuerte. „Jetzt bin ich noch verstörter als ich eh schon war“, hauchte ich leise. Er beendete sein tun und sah mich an. Sah mich einfach nur an…ich seufzte. „Ich glaube meine Reaktion war nicht die, die er sich vorgestellt hatte. Aber er ist doch selber schuld. Wie kann er mir sowas sagen? Ich meine…obwohl er noch nicht mal ansatzweise Bescheid weiß. Er weiß gar nichts, würde er es wissen…dann würde er mich verstehen.“ „Dann solltest du es ihm sagen“, antwortete er geistreich. Ich rollte die Augen. „Das möchte ich doch…konnte er nicht einfach warten verdammt nochmal?“, meine Stimme wurde lauter als beabsichtigt. „Ist die Ewigkeit so unvorstellbar für dich?“ Stöhnend schüttelte ich den Kopf, griff nach dem Tablett und hob es auf meinem Schoß. Während ich mir den nächsten Druck fertig machte sprach ich meine Gedanken aus. „Im Moment schon aber ich sage ja nicht, das sich das nicht ändern könnte. Nach dem was du mit mir abgezogen hast, bin ich so weit auch andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Ich will mich nicht mehr verschließen und alles Neue zum Teufel jagen nur weil es nicht mit der Entscheidung harmoniert, die ich mal vor 4 Jahren beschlossen habe. Ich denke, ich sehe jetzt vieles anders und bin nicht mehr so festgefahren und Stur.“ „Ja…“, er lachte wieder leise. „…das liegt tatsächlich an meinem Einfluss.“ „Aber es ist gut verstehst du? Ich bin dir sogar irgendwie dankbar. Ich hatte nie, auch nur im Ansatz so etwas wie eine Perspektive. Ich wollte nicht einmal eine. Doch seit ich hier bin, seit ich euch kennengelernt habe, seit ich Edward habe und seit dem du mir geholfen hast intensiv nachzudenken frage ich mich, ob es nicht doch möglich wäre nach vorne zu blicken.“ Ich zog das Heroin in die Spritze und lächelte. „Ich weiß jetzt das ich nur eine Zukunft haben kann, wenn ich meine Vergangenheit hinter mich lassen. Ich wusste es schon immer. All die Jahre habe ich mir eingeredet das es sinnlos wäre meine Vergangenheit zu verarbeiten weil ich keine Zukunft wollte doch jetzt…“ Ich Blickte auf und zuckte mit den Schultern. „Ist es anders?“ „Mhhh…ja vielleicht. Ich weiß es nicht, ich bin so durcheinander. Das Problem ist, das ich für eine Zukunft…eine Ewigkeit… sehr viel aufgeben müsste verstehst du?“ „Nein nicht wirklich“, er schüttelte den Kopf. „Wie solltest du auch?“ Mir über die Stirn streichend um den lästigen Scheiß zu eliminieren, stellte ich das Tablett mit der anderen Hand beiseite und nahm mir die Spritze. „Ich würde gewinnen aber auch verlieren und im Moment weiß ich einfach nicht, für welchen Weg ich weiter kämpfen muss um endlich frei zu sein. Meine Vergangenheit zu verarbeiten ist das eine aber was kommt danach?“ Er nahm sich den Gürtel, langte vorsichtig nach meinem Bein, befreite es von der Hose und band so wie Edward am Vortag meinen Oberschenkel ab. „Es ist unnötig über das nachzudenken was hinterher kommen könnte. Der Tod oder die Ewigkeit…oder ein begrenztes Leben mit einem weiteren Heroinkonsum…“, als er aufsah umspielte ein väterliches Lächeln seine Mundwinkel. „…du musste lernen dich auf das wesentliche zu konzentrieren. Mach immer eins nach dem anderen. Du bist noch nicht so weit um über etwas nachzudenken, dessen Tragweite du noch gar nicht realisieren kannst. Belaste dich erst damit, wenn die Zeit rann ist.“ Er hatte so verdammt recht. Wenn es mir doch nur gelingen würde meine Gedanken abzuschalten. Wenn es mir doch nur gelingen würde mich nur mit einer Sache zu beschäftigen. In den letzten beiden Tagen war so viel passiert. Ich hatte so viele neue Eindrücke gewonnen. So viele verstörende Gespräche geführt. So viele Gedanken zugelassen das ich überhaupt nicht mehr wusste was davon wichtig war. Vieles hatte sich in meinen Träumen, meiner Fantasy abgespielt…ich wusste nicht mal mehr, was ich wirklich erlebt hatte. Die letzten Tage waren surreal und ich hatte große Schwierigkeiten alles zu sortieren. Ohne etwas zu erwidern, reichte ich ihm die Spritze und drehte mich auf die Seite. ___________________________________ „Esme bereitet dir gerade ein ordentliches Frühstück zu...“, sagte er als ich wieder zu mir gekommen war. „Mhhh…“ „Ich bestehe darauf. Du hast gestern gar nichts gegessen, dich aber seit zwei Tagen mehrmals übergeben… du brauchst etwas in deinem Magen. Und da ich mir nicht vorstellen kann, dass du noch einmal einschlafen wirst erwarte ich dich gleich unten in der Küche.“ Er hob eine Augenbraue. Ächzend richtete ich mich auf. Mein Bein war bereits wieder mit der Hose bedeckt, schwerfällig rieb ich mir die Augen und ließ den Kopf kreisen. „Lass mir noch Zeit für eine Dusche.“ „Gut, bis gleich“, verabschiedete er sich und ließ mich allein. Zufrieden steckte ich mir noch eine Kippe an und schloss die Augen, genoss das Gefühl des Heroins das mich von oben bis unten wärmte…mich entspannte. Auch das warme Wasser tat gut. Endlich konnte ich all den Schweiß und all die Tränen der letzten Stunden von meiner sensiblen Haut waschen. Mit jeglicher Selbstbeherrschung die ich aufbringen konnte, unterdrückte ich den Drang mit dem Handtuch solange über meine Beine zu schrubben bis diese bluten würden. Ich musste dringend noch einmal mit Carlisle sprechen. Vielleicht gab es irgendwelche Vitamine…irgendwelche Pillen oder Salben die diesen Juckreiz erträglicher machen würden. Seit zwei Wochen wurde es immer schlimmer. So große Probleme hatte ich noch nie damit. Aber ich kannte es von Jake…bei ihm wurde es auch von einem zum anderen Tag um einiges heftiger. Jake… Ich putzte mir gleich zwei Mal sehr gründlich die Zähne und erleichterte mich endlich auf dem Klo. Die ganze Aufregung hatte meinen Darmtrakt wieder gehörig durcheinander gebracht und ich würde Tagen brauchen ehe es sich für meine Verhältnisse wieder etwas normalisiert hatte. Sauber und Frisch begab ich mich schließlich langsam zur Küche. Mit der Gewissheit, dass jeder in diesem Haus meine letzten Stunden mit verfolgt hatte, als wäre er selbst anwesend gewesen konnte ich mich abfinden. Ich hatte mich mittlerweile an diese Tatsache gewöhnt. „Morgen Liebes“, begrüßte mich Esme herzliche und schloss mich in eine feste Umarmung. „Ei auf Toast oder Pfannkuchen?“ Sie deutete auf zwei reichlich gefüllte Teller. Seufzend entschied ich mich fürs Toast. Mein Magen würde damit wohl am ehesten fertig werden. Ich setzte mich neben Carlisle, der gerade damit beschäftigt war irgendwelche Akten durchzulesen. „Ist Edward allein gegangen?“ „Zusammen mit Alice und Rosalie“, antwortete Esme. „Emmett und Jasper sind in der Garage und schrauben am Truck“, fügte sie hinzu. Schweigend aß ich ein halbes Toast und etwas Ei, schob meinen Teller dann beiseite und leerte in einem Zug das Glas Orangensaft das mir Esme sogleich hinstellte. Carlisle sah kurz auf, begutachtete meinen Teller, signalisierte mir dann mit einem Nicken das er zufrieden war und widmete sich wieder seinen Unterlagen. „Patientenakten?“ „Man hat mir eine weitere Abteilung anvertraut.“ Sagte er Seelig lächelnd. Es freute mich, dass er eine Aufgabe gefunden hatte die ihn vollständig befriedigte. Eine Aufgabe für die Ewigkeit die ihn niemals langweilen würde. Er war durch und durch Mediziner und hatte schon große Wunder bewirkt. Er war eine Bereicherung für jedes Krankenhaus. Edward sagte mir einmal, in Forks betitelte man ihn gerne als Heiligen. Ein Geschenk Gottes…bei dem Satz musste ich lachen. Wenn sie alle nur wüssten, dass es nicht Gott war der diesen Mann geschaffen hatte sondern das direkte Gegenteil. „Würdest du dir noch einmal meine Beine ansehen?“ Er seufzte und schlug die Akte zu. „Die hatte ich mir gerade eben schon angesehen. Ich sehe auch das es schlimmer wird aber ich bezweifel das ich dir da in irgendeiner Weise helfen kann. Der Histamin Anteil in deinem Blut ist sehr hoch und dein Körper nicht dazu fähig diese hohe Stofftoleranz abzubauen. Das zeigt auch dein überaus sensibler Magen und deine ständigen Kopfschmerzen. Jedes Mittel das ich dir geben könnte, würde das Heroin sofort zersetzen. Es ist einfach dominanter…“ Ich nickte verstehend. Seine Antwort war mir eigentlich klar gewesen. „Ich werde dir eine Reihe von Probepackungen mitbringen die ich im Krankenhaus finden kann. Probiere dich durch die Salben und Tropfen. Wenn du das Gefühl hast, etwas würde dir den Juckreiz wenigstens ein wenig nehmen lass es mich wissen und ich besorge dir mehr davon.“ „Danke“, sagte ich ehrlich. Ich bewunderte ihn für das, was er für mich tat. „Vielleicht…“, sagte er und tippte sich ans Kinn. Genau in diesem Augenblick, betrat Edward mit seinen Schwestern die Küche. Er kam lächelnd auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel ehe er sich neben mir auf die Tischplatte setzte und wie ich zu Carlisle blickte. „…wir werden vielleicht doch eine Antihistaminika Therapie versuchen. Entweder es funktioniert oder es funktioniert nicht. Selbst ein kleiner Erfolg würde dir einiges erleichtern?“ Es klang wie eine Frage. Ich nickte sofort. „Machen wir es. Du hast recht es wird schlimmer, viel schlimmer. All die Jahre konnte ich das Jucken so gut wie ganz ausblenden aber seit einigen Tagen…“, ich ließ den Satz offen. „Wir werden gleich heute Abend damit anfangen. Ich besorge die Tabletten und die Proben und dann müssen wir abwarten wie du darauf reagierst.“ „Und Rosalie und ich werden dir ganz milde Seife besorgen.“ Lächelnd wandte ich mich an Alice und dankte ihr mit einem Nicken ehe ich rauf zu Edward blickte. Mein Lächeln vertiefte sich um einiges als ich seine strahlenden goldenen Augen in mich aufnahm. „Viel besser“, hauchte ich leise. „Ja“, bestätigte er und strich mir mit dem Handrücken über die Wange. Als hätte er mir damit eine stumme Aufforderung gegeben, beschleunigte sich plötzlich meine Atmung. Seine Hand erstarb an meiner Wange. Seine Mundwinkel zuckten als wollte er mir etwas mitteilen. Schließlich nickte er und blickte mir mitleidig entgegen. Meine Augen weiteten sich und sofort setzte sich Panik frei. Ich wusste was er mir sagen wollte. Seine ganze Präsens schrie mir das unvermeidliche entgegen. Ich wollte mich spontan übergeben. Entsetzt riss ich meinen Blick von ihm los und suchte Hilfe bei Carlisle. Mir hätte sofort klar sein sollen, dass ich von ihm keine Hilfe zu erwarten hatte. „Jetzt?“ Fragte ich fassungslos und versuchte meine Atmung zu beruhigen. Carlisle sagte mir ich solle mir Zeit nehmen und jetzt…jetzt…meine Augen fielen flatternd zu. Natürlich! Er hatte mitbekommen wie ich Edward das Versprechen gab, mit der Verarbeitung anzufangen sobald er Jagen war. Er verlangte genau wie Edward, dass ich mein Wort hielt. „Bella?“ Edwards Stimme riss mich aus meinen Gedanken und voller Angst sah ich auf. „Hör auf damit“, sagte er ruhig. „Mach nicht wieder den gleichen Fehler.“ „Welchen Fehler?“ Meine Stimme klang völlig abgehetzt. „Du kämpfst wieder dagegen an. Du versuchst es wieder zu unterdrücken…vor dich her zu schieben. Vor einigen Stunden warst du fest entschlossen, jetzt unmittelbar davor ruderst du wieder zurück.“ Mein Lippen bebten…ich hatte Angst, konnte nichts dagegen machen. Ich hatte doch einfach nur Angst! „Komm mit“, sagte er noch immer in derselben ruhigen Tonlage, sprang vom Tisch und reichte mir seine Hand. Überfordert sah ich rüber zu Alice, dann zu Rose…zu Carlisle…schließlich auf die Tischplatte, die immer mehr verschwamm. Dicke Tränen hatten sich in meinen überreizten, roten und geschwollenen Augen gesammelt. Mir selber Mut zusprechend, schob ich meinen Stuhl entschlossen zurück, ergriff seine Hand und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. Er stützte mich, denn wie erwartet steckte die Panik auch in meinen Gliedern und ließ sie vor Kälte gefrieren. Während er mich aus der Küche führte, vermied ich einen weiteren Blick mit einem der anderen und sah planlos zu Boden. Mit jeder Treppenstufe die wir hinaufstiegen wurde mir immer flauer im Magen. Er schloss meine Zimmertür als wir hineintraten hinter uns und führte mich hinüber zum Bett. Ich fühlte mich apathisch und bemerkte nur am Rande wie er meine Schultern packte und seine Hände schließlich an meinen Kopf legte um mich direkt ansehen zu können. „Beruhige dich.“ Es glich einem Befehl. Ihm tief in die Augen blickend, passte ich mich seiner Atmung an und beruhigte mich schließlich sosehr, dass ich sogar dazu fähig wurde ihm ein Lächeln zu schenken. „Sehr gut“, sagte er leise und streichelte wieder meine Wangen. „Und jetzt werden wir uns setzten und du wirst dich zusammenreißen. Du wirst mir erzählen was vor so vielen Jahren geschehen ist. Du wirst dich damit auseinander setzten und es nicht länger verfluchen. Du wirst es als Teil von dir ansehen und versuchen mit diesem Teil umzugehen.“ Er wartete einen Moment auf eine Reaktion. Also diese ausblieb, nickte er. „Sehr gut“, sagte er wieder und half mir aufs Bett. Meine Gedanken waren plötzlich völlig ausgelöscht. Da war nur Edward, der es sich genau wie ich im Schneidersitz gemütlich gemacht hatte. Er saß direkt vor mir. Unsere Knie berührten sich. Ich konnte das! Ein Blick in seine Augen versicherte mir, dass ich es konnte. „Ich weiß überhaupt nicht wo ich anfangen soll“, sprach ich wahrheitsgemäß. In den letzten Jahren war so viel geschehen. Keine Ahnung was es zuerst zu verarbeiten galt. Denn es gab einiges… „Vielleicht ist es einfacher wenn ich dir Fragen stelle und du antwortest. Nimm dir für die Antworten so viel Zeit wie du brauchst. Wichtig ist nur, dass du antworten wirst.“ „Okay“, hauchte ich leise. Ich griff nach der Zigarettenschachtel, stockte dann aber und sah unsicher zu ihm. Normalerweise war es mir egal was er davon hielt. Diese Situation aber war anders. „Nur zu“, forderte er mich auf. Erleichtert atmete ich auf. Dem Himmel sei Dank! Nikotin war zwar ein schwaches Beruhigungsmittel aber es war wenigstens ein Beruhigungsmittel, das bei mir zusätzlich zum Dope überhaupt noch half. Ich entzündete die Kippe und richtete meine Konzentration wieder auf ihn. „Wann und wo wurdest du geboren?“ „Am 13.09.1987 in Seattle.“ „Und wo bist du aufgewachsen?“ Ich spannte mich an. „Auch in Seattle. Anfangs lebten wir in einer kleinen Wohnung bis meine Eltern ein Haus kauften. In der…der…“, er hob eine Augenbraue. „In der 149th Straße“, sagte ich leise und beobachtete wie die Erkenntnis langsam in sein Bewusstsein sickerte. „Oh…oh“, sagte er überrascht. „Ja.“ „Das Haus! Es ist dein Elternhaus?“ Ich nickte und strich mir die Tränen aus den Augenwinkeln. „Das erklärt einiges“, er seufzte. „Alles…“, sagte ich laut. „Das erklärt ALLES.“ Es blieb eine ganze Weile ruhig zwischen uns, bis er sich von seinen eigenen Gedanken losriss. „Erzähl mir etwas über deine Kindheit.“ Zittrig nahm ich einen kräftigen Zug von der Zigarette, behielt den Rauch so lange wie Möglich in der Lunge und stieß ihn dann…meinen Kopf zur Seite gewandt…in einem Schwall aus. Meine Kindheit! Da hatten wir schon die erste Hürde und es würde weitere geben… „Bitte“, sagte er leise. Ich nickte leicht…ich könnte ihm diese bitte nicht mehr verwehren. „Ich bin die älteste von drei Geschwistern…“, begann ich leise und blickte auf seine Brust. „…Meine Eltern Charlie und Renee Swan haben kurz nach ihrem Abschluss geheiratet und bekamen mich 11 Monate später. Sie waren jung…unerfahren und anfangs überfordert“, ich musste lächeln als ich an meine Eltern dachte wurde aber schon kurz darauf unendlich traurig. Edward spürte es sofort und legte mir tröstend seine Hände auf die Knie. Ich sah auf und erwiderte seinen Blick. „Es dauerte nicht lange und sie hatten den Alltag mit einem Baby erstaunlich gut im Griff. Mein Vater fand einen Job im Polizeirevier, meine Mutter blieb mit mir zuhause. Meine Mutter sagte, ich wäre ein einfaches Kind gewesen. Ich schlief sehr viel, war immer fröhlich und lernte schnell. Bereits mit einem Jahr konnte ich kleine Sätze bilden und meinen Eltern ganz genau zeigen was ich wollte. Ich hatte nicht nur die Augen meines Vaters vererbt bekommen sondern auch sein sanftes Wesen.“ Ich sah ihm an, wie er sich die kleine Bella vorstellte die mit dicken rosigen Pausbacken auf dem Schoß eines Mannes saß und an ihren braunen Locken zog. Seine Augen strahlten…meine nicht. „Vielleicht entschieden sie sich eben weil ich so unproblematisch war recht schnell für ein weiteres Kind. Mein kleiner Bruder Seth kam am 17.05.1989 auf die Welt. Er war…“, ich seufzte. „…das komplette Gegenteil von mir. Er war laut…unkontrolliert und verdammt nervtötend. Er hatte definitiv das Wesen meiner Mutter abbekommen nur um einiges intensiver. Auch sie war eine impulsive Frau die ganz genau wusste was sie wollte und das auch mit allem was sie hatte durchsetzte“, ich lachte auf als ich mich an eine Situation erinnerte bei der meine Mutter meinen armen Vater beinahe in den Wahnsinn getrieben hätte. „Für beide war recht schnell klar, dass sie keine weiteren Kinder mehr wollten. Seth deckte ihren gesamten Tag ab. Sie hatten immer weniger Zeit für mich aber das störte mich nicht. Ich war nie eifersüchtig auf ihn. Manchmal verfluchte ich ihn für seine Macken, machte ihm aber niemals einen Vorwurf. So war er…und so wie er war, war er genau richtig und ich liebte ihn. Ich liebte ihn vom ersten Augenblick.“ Ich spürte eine Hand auf meiner Wange. Erst jetzt bemerkte ich, dass sich mein Blick wieder gesenkt hatte und wie viele heiße Tränen über mein Gesicht liefen. Ich zog die Nase hoch und drückte die Zigarette aus. Sie hatte sich mittlerweile von allein vernichtet. Ich steckte mir sofort die nächste an, rauchte diese bis zur Hälfte und beruhigte mich dabei etwas. „Kurz nach Seths Geburt, starb die Mutter meines Vaters. Sie war die letzte unserer Großeltern. Sein Vater verstarb an einer schwerwiegenden Krankheit als Dad selbst noch ganz klein war. Auch Mutters Eltern waren früh gestorben. Ich durfte sie niemals kennenlernen. Die Schwester meiner Mutter lebt mit ihrem Mann in Deutschland. Er war oder ist noch immer…keine Ahnung…Wissenschaftler. Ich hatte sie zwei Mal gesehen…dann irgendwann gab es keinen Kontakt mehr.“ Ich machte eine kurze Pause um mich zu sortieren. „Im Januar 1994 feierte ein enger Freund und Kollege meines Vaters seine Beförderung. Mum und Dad waren eingeladen. Sie fragten eine Nachbarin ob sie gelegentlich nach uns schauen könnte und gingen dann, das erste Mal seid meiner Geburt aus…“, ich kicherte. „…es gab viele Leute, viel zu lachen…ZU VIEL Wein und neun Monate später am 03.11.1994 wurde Emily geboren.“ Edward stimmte in mein kichern mit ein. „Emily war das Beste was uns passieren konnte. Seth veränderte plötzlich sein ganzes Wesen. Er wurde deutlich ruhiger…wurde ihr Beschützer. Unsere Eltern waren über diese Wandlung natürlich mehr als erleichtert. Er hatte zwar noch immer seine Aussetzer aber sie wurden ertragbar. Wir waren glücklich…“, sagte ich und schluchzte. „Es ist gut“, sagte er sanft doch ich schüttelte meinen Kopf. Gar nichts war gut! Kräftig schluchzend erzählte ich weiter. „Unser Leben war einfach aber es war perfekt. Schon recht bald kauften wir das Haus in der 149th Straße und lebten unser Leben. Ich hatte viele gute Freunde, war beliebt und gut in der Schule. Ich hatte drei Mal die Woche Ballett. Ich lass viel…spielte mit meinen Geschwistern und half meiner Mutter in der Küche. Sie war eine gewagte Köchin und hin und wieder ging etwas daneben aber sie versuchte immer ihr bestes. Sie war…sie war die Frau die uns ausschimpfte aber gleichzeitig unsere beste Freundin war. Unsere Eltern taten alles daran um uns individuell zu fördern. Sie gingen auf unsere Bedürfnisse ein und auch wenn Seth noch immer den meisten Ärger machte lernten sie ihre Zeit so einzuteilen, dass auch Emy und ich nicht zu kurz kamen.“ Er strich mir die Tränen weg, die sich weiterhin unaufhaltsam den Weg bahnten, den die Schwerkraft ihnen auferlegte. „Bella was ist passiert? Warum bist du davongelaufen wenn du so glücklich warst?“ Ich schüttelte weinend den Kopf. Mein Mund war trocken und meine Stimme heiser als ich antwortete. „Ich bin nicht von daheim weggelaufen“, stellte ich klar. „Bist du nicht? Aber du sagtest doch einmal, du hättest an deinem 12 Geburtstag das erste Mal Drogen genommen und als Emmett dich fragte ob du da schon auf der Straße gelebt hättest sagtest du NEIN erst kurz danach.“ „Ich habe meinen 12 Geburtstag auch nicht daheim verbracht, Edward.“ Seine Stirn lag in Falten. Ich wurde plötzlich unglaublich müde. „Ein daheim gab es für mich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.“ Mein Körper fing zu zittern an. Schweiß bildete sich dick und salzig auf meiner Stirn. Mir war unglaublich schlecht und ich rechnete jeden Moment damit die Eier wieder vor zu würgen. Er griff sofort nach meiner Hand als er spürte, dass ich einer Panikattacke nur einen Hauch entfernt war. „Komm schon Bella, halt jetzt durch…bitte…bitte“, er flehte und ich viel ergeben in mich zusammen. „Wo warst du zu diesem Zeitpunkt?“ „In Port Angeles…“, mein Gesicht bildete eine Grimasse. „…in einer Anstalt…einem Heim…wie auch immer du es nennen möchtest“, er keuchte entsetzt. „Kinder und Jugendpsychiatrie nennt man es wohl im Volksmund.“ Plötzlich ging alles ganz automatisch. Ich sah das große Fragezeichen in seinen Augen und alle die Bilder, all der Schmerz stürzte auf mich ein. Ich drohte zu ersticken. Ich sah auf meinen Brustkorb, griff mir voller Panik an die Brust als sich mein Herz schmerzhaft zusammenzog. Meine Sicht verschleierte… „BELLA“, er klang alarmiert. Doch ich war bereits fort…fort aus dem hier und jetzt…zurückgeschleudert zu jenem Tag den ich mehr als alles andere vergessen wollte. Jener Tag, der alles änderte! 02.04.1999 ************ Puhhh…geschafft. Ich hoffe doch mit diesem Kapitel das neue Jahr gebührend eingeleitet zu haben ^.^ Jeder wird sich nun wahrscheinlich denken können, dass es sich beim nächsten Kapitel um einen Flashback handeln wird. GGGLG Alex Kapitel 42: 02.04.1999 ---------------------- Heyyyyyy…ich habe ganz schwitzige Hände *lach* Auf diesen Moment haben wir alle gewartet und ich bin furchtbar aufgeregt. Jetzt geht es aber los…Viel viel Spaß! ************* Flashback Bella POV Es begann schon zu dämmern als wir den Highway Richtung Seattle langbrausten. Wie immer zog sich ein leichter Nebelfilm über den Boden. Wir kamen gerade aus Port Angeles. Ein neues Einkaufscenter hatte vor wenigen Tagen eröffnet. Meine Mutter war hin und weg von dieser Tatsache und ergriff natürlich die erst beste Gelegenheit, um uns in besagtes Center zu verschleppen. Ihre Begeisterung für Kleidung konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Dad und Seth schien es ähnlich zu ergehen. Bei ihnen allerdings, lag es höchstwahrscheinlich am sogenannten Y-Chromosom. Ich selbst, musste wohl noch einige Jahre warten um eine Prognose abschließen zu können. Ich würde mir erst wieder Gedanken über ihr Verhalten machen, wenn bei mir auch nach der unangenehme Phase der Pubertät kein Modeempfinden auftauchen würde. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich einfach an, dass ich sie früher oder später voll und ganz verstehen würde. Erbarmungslos, schleifte sie uns volle 7 Stunden durch das gesamte Einkaufscenter. Hier ein Röckchen und dort ein Kleidchen und Schuhe, Gott so viele Schuhe. Wozu brauchte Frau so viele Schuhe? Der Grund einen Minivan zu kaufen um Familienausflüge angenehmer, bequemer und praktischer zu gestalten, kam mir nun als eine billige Ausrede vor. Aber so war sie und so liebte ich sie. Meine wundervolle, durchgeknallte Mutter. Mein Vater war das ganze Gegenteil von ihr. Er war ruhig und geduldig. Konnte fabelhaft zuhören und hatte Probleme seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Im Grunde war ich wie Dad und Seth wie Mum. Ja, mein kleiner nerviger Bruder. Er war mir unglaublich wichtig aber an Tagen wie diesen, würde ich ihn am liebsten zum Teufel jagen. Seit guten 10 Minuten, fuchtelte er mit seiner verdammten Autozeitschrift vor meiner Nase herum. Ich dankte Dad für die nötige Geduld, die er mir vererbt hatte. Abermals schlug ich die Zeitschrift aus meinem Gesicht und sah völlig entnervt aus dem Fenster. „Nun schau doch mal, Bella“, wieder hielt er sie mir vor die Nase. „Hör jetzt auf mir das Ding vor die Nase zu halten. Mich interessieren keine Autos“, blaffte ich ihn an. „KINDER… könnt ihr nicht einmal aufhören euch zu streiten? Seit nicht so laut… Emily schläft“, tadelte Mum. Ja… jetzt waren es wieder KINDER, nicht KIND, nein KINDER. Das ich wie immer nicht angefangen hatte und angestrengt versuchte, die Attacken meines Bruders auszuweichen wurde in diesem Moment einfach unter den Tisch gekehrt. So wie jedes verdammte Mal. Seth sah neben sich. Er überprüfte ob Emily noch tief und fest schlief, bevor er mir erneut die Zeitung vors Gesicht hielt. „DAD“, protestierte ich. „Seth, hör auf deine Schwester zu ärgern“, schnaufte mein Vater selbst sichtlich genervt. Kein Wunder! 7 Stunden dauerschoppen. Packesel für gefühlte 1000 Tüten. Streitschlichter für gelangweilte und ständig nörgelnde Kinder. Aufpasser eines Lolli verrückten Kleinkindes und Vermögensberater einer unzurechnungsfähigen Frau im Kaufrausch. Das war zu viel für einen Mann! Wie nicht anders zu erwarten, hörte Seth so gut wie ein tauber Stubendackel. Mum stellte die Musik eine Spur lauter und summte fröhlich vor sich hin, darauf bedacht, ihre Kinder weiterhin zu ignorieren. Nett! Dad atmete übertrieben laut um sich zu beruhigen. Seth merkte von all dem natürlich nichts. Oder besser…er bemerkte es ganz genau, genoss es aber mal wieder die Familie zu tyrannisieren. Aber was will man von einem 9 jährigen schon groß erwarten, der noch immer mit einem Spiderman Schlafanzug zu Bett ging? Eine Stunde Autofahrt mit meinem kleinen Bruder, war dann auch für meine Geduld zu viel. Ein lauter Seufzer verließ meinen Mund. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Noch immer kicherte mein Bruder neben mir und spürt nicht, wie Stück für Stück das Wasser in mir stieg und kurz vor dem Überlaufen war. Mittlerweile fand er es wahnsinnig witzig, mir Papierkügelchen in die Haare zu schnipsen. Ein erneuter Riss ließ mich schnauben. Nun musste die nächste Seite seines wahnsinnig tollen Automagazins dran glauben. Ich konnte mich noch gut an früher erinnern. Als er das Laufen für sich entdeckte. Damals hatte ich eine Puppe. Ich nannte sie immer `Polly´. Polly war toll, sie konnte Schlafgeräusche machen, Mama sagen und weinen. Das Beste an Polly war der Schalter an ihrem Rücken. Ein Handgriff und Polly war ruhig. Ich erinnere mich noch, wie ich im Wahn Seths Schalter suchte. Die Erkenntnis, dass er keinen besaß traf mich hart. „Verdammt Dad, jetzt sag doch mal was. Seth schmeißt mir Papierschnipsel in die Haare.“ „Seth Jared Swan, es reicht jetzt. Kannst du einmal 10 Minuten still sitzen“, schrie mein Vater. „Charlie“, mahnte meine Mutter erschrocken. Wahnsinn, wie schnell sie ihre Rollen tauschen konnten. Sonst war es immer genau anders herum. Es geschah nicht oft, dass unser Vater so aus der Haut fuhr. Das Emy von diesem Krach nicht wach wurde, war wirklich ein Wunder. Aber sie hatte schon immer einen sehr tiefen Schlaf. Den brauchte man auch in dieser Familie. Seth hielt sich nun zurück. Doch ich wusste es besser. Die Wirkung hielt nicht auf Dauer, also genoss ich den kurzen Moment der Ruhe. Die Straßen waren so gut wie leer. Hin und wieder kam uns ein Wagen entgegen. Samstags verbrachten wohl die meisten ihre Zeit zuhause. Vernünftige Leute! Hätten wir auch tun sollen… Und schon ging es in die nächste Runde. Ich schloss genervt die Augen und versuchte das kichern meines Bruders zu ignorieren. 4 Minuten! WOW…was für eine Leistung. Ich war heute einfach nicht in der Stimmung. Seths Hyperaktivität war nicht einfach zu ertragen. Noch schlimmer auf so engen Raum. Zuhause, in der Schule oder im Park stellte es kein großes Problem für mich da. Da gab es immer genug Möglichkeiten ihm aus dem Weg zu gehen. Und dennoch liebte ich ihn…ich liebte ihn mit allem was ich hatte. Mit all seinen Ecken und Kanten. Nur gerade jetzt eben nicht. Die Papierkugeln wurden zu großen Papierknäulen. Es reichte…irgendwann, war auch meine Geduld am Ende. Ich drehte mich um und riss ihm die Zeitung aus den Händen. „Gib die sofort wieder her das ist meine“, schrie er mich an. „Das ist mir egal, jetzt gehört sie mir.“ Ihn überlegen angrinsend, riss ich immer mehr Seiten aus seiner blöden Zeitung. Seine Augen wurden größer, seine Backen blähten sich. Ich genoss es in vollen Zügen auch ihn mal zu dominieren. Doch sein Minenspiel wechselte sofort und hinterlistig wie der kleine Scheißer eben war, drückte er sich eine Träne heraus. „Mummy, Bella reißt meine Zeitung kaputt“, wimmerte er. Wenn ich also Seiten raus riss, ging die Welt gleich unter. Wenn er es selber tat…kein Problem! Ich war echt super sauer auf ihn. „Kinder“, sagte nun auch Mum leicht genervt. „Gib sie wieder her“, schrie er und zog mir an den Haaren. „AHH lass los. Du tust mir weh.“ „Dann gib sie her“, wir rangelten und irgendwie erwischte ich ihn an der Schulter und durch den schubs, stieß er gegen Emilys Sitz. Diese fing durch den Schreck sofort zu brüllen an. „Das habt ihr wieder ganz toll hinbekommen. Es reicht mir jetzt. Das ihr euch nicht ein einziges Mal zusammen reißen könnt“, schrie mein Vater und griff in einem Ruck nach hinten, um mir die Zeitung aus der Hand zu reißen. Was dann geschah, ging ganz schnell. Das Auto kam ins Schwanken, dann ins Rutschen. Meine Mutter schrie. Ich war wie erstarrt, Emily weinte bitterlich, Seth kreischte, Dad zog fluchend am Lenkrad… ich sah das Feld auf uns zukommen. Das Auto neigte sich immer mehr nach links. Seth wurde gegen mich gedrückt. Mit einem lauten Krachen überschlug sich der Wagen. Mein Kopf prallte hart gegen die Scheibe und alles wurde schwarz. _______________________________________ Ich blinzelte einige Male. Mein Körper fühlte sich eigenartig taub an. Weit im Hintergrund nahm ich ein leises Wimmern war. Ein Wimmern, dass immer lauter wurde bis es zu einem ohrenbetäubenden Schreien überging. Mein Kopf pochte schrecklich und träge griff ich mir an die Stirn. Sie war feucht…und irgendwie klebrig. Entsetzt riss ich die Augen auf und stierte auf meine Hand. BLUT! Ich hatte mir den Kopf angeschlagen! Lähmende Kopfschmerzen zogen sich durch meinen ganzen Schädel…dazu das Schreien. Benommen blinzelte ich. Es brauchte einen Moment ehe ich realisierte was geschehen war. Dann trafen mich die Erinnerungen und panisch schnappte ich nach Luft. Die Zeitung… Dad… der Überschlag… „NEIN“, schrie ich und sah mich hastig um. Es war Emily die schrie. Sie brüllte alles was ihre kleinen Stimmbänder hergaben heraus. Auf meinem Schoß lagen überall Glassplitter. Erst jetzt spürte ich die kalte Luft, die mir von links entgegen blies. Mein Fenster war zerbrochen! Ich sah zu meinem Bruder. Er hing in seinem Gurt, den Kopf nach vorne gebeugt. Tränen traten mir aus den Augen und liefen wie Sturzbäche meine Wangen hinunter. Hektisch rüttelte ich ihn und schrie immer wieder seinen Namen. Mit allem Mut, dass ich in diesem Moment aufbringen konnte wagte ich einen Blick nach vorn. Ich hoffte das Beste, bereitete mich aber auf das schlimmste vor. Mein Eltern waren still…zu still! „MMMUUUMMMM“, ein schmerzerfüllter Schrei verließ meine Kehle. Meine Mutter hing komisch verdreht in den Gurten. Sie rührte sich nicht. Ihre Beine waren in einem eigenartigen Winkel zu ihrem Körper, ihr Kopf nach rechts geneigt. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Ich begann am ganzen Körper zu zittern, dazu die nicht anhaltenden Schreie meiner kleinen Schwester und dann, dann sah ich in den zerbrochenen Rückspiegel. Ein langer Riss zog sich quer durchs Glas. Und doch, spiegelte er das Gesicht meines Vaters deutlich wieder. Er saß in seinem Sitz. Den Kopf an die Lehne gelehnt. Aus seinem Mund drang Blut. Doch seine, seine … Ein schluchzen drang aus meiner Kehle. Seine Augen, seine Augen sahen mich an. Sie waren halb geöffnet und starrten mich an. Doch ihr Blick war leer. ER war leer. Seine Augen waren kalt, TOD. ER WAR TOD!!!!!!! Ich schrie, ich schrie wie noch nie zuvor in meinem Leben. Sein Blick hielt mich gefangen, er ließ mich nicht los. Er war TOD! TOD mein Vater, TOD. Immer wieder schrie ich seinen Namen. Es kam keine Antwort. Seine Augen bewegten sich nicht. Dann wurde mir schmerzlich bewusst, dass auch Mum TOD sein musste. Denn auch sie rührte sich nicht. So verdreht wie sie dort auf ihrem Sitz saß, gab es keine andere Möglichkeit. Wir hatten unsere Eltern verloren! Mein Kopf pochte und immer noch schrie Emily. Ich zitterte am ganzen Leib. Mir war kalt und meine Augen brannten. Dann hörte ich ein husten. Sofort schoss mein Kopf in Seths Richtung. ER LEBTE! Ich rüttelte ihn wieder und langsam hob er seinen Kopf. Die Augen fest zugekniffen. „Seth“, flüsterte ich. „Seth hörst du mich?“ „Was…. was ist passiert?“ Ich zog ihn in meine Arme so gut es unsere Gurte möglich machten und weinte, weinte lautstark und hemmungslos. Nun begriff auch er und wimmerte an meiner Brust. Was sollte ich machen? Wir mussten hier raus! Ich musste meine Geschwister von hier weg bringen! Im Moment war das alles an das ich denken konnte. Alles was mir in diesem Augenblick wichtig vorkam. MEINE GESCHWISTER! Ich drückte Seth von mir weg und sah ihm intensiv in die Augen. Stumme Tränen liefen an seinen Wangen hinunter. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Mach DICH und EMILY los“, befahl ich ihm eindringlich. Er nickte wie in Trance. Tat aber was ich sagte und wandte sich von mir ab. Ich öffnete meinen Gurt und versuchte meine Tür aufzubekommen. Sie klemmte! Sie hatte sich durch den Überschlag total verzogen. Also blieb mir keine andere Möglichkeit als aus dem Fenster zu gelangen. Ich klopfte so viel der Überreste der zerbrochenen Scheibe ab und schob mich aus dem Fenster. Draußen angekommen, wehte mir kalter Nieselregen ins Gesicht. „Seth“, schrie ich. „Mein…Gurt“, schluchzte er. Ich sah durchs Fenster und beobachtete, wie er an seinem Gurt zerrte. Ich konnte nicht klar denken. Emilys Schreie waren alles was ich noch realisierte. Stolpernd lief ich ums Auto. Es war komplett verbeult. Ich versuchte mein Gehör wieder scharf zu stellen. In der Hoffnung, ein vorbeifahrendes Auto zu hören aber nichts, da war gar nichts… nur diese Schreie. Wie eine Irre, rüttelte ich an Emilys Tür. Auch diese ging nicht auf…ging einfach nicht auf. Ich konnte doch das Fenster nicht einschlagen!? Wenn die Scherben sie nun schwer verletzen würden!? Also stolperte ich wieder zurück. Ich hörte Seth laut weinen. „Seth jetzt komm schon.“ „Bella, der Gurt geht nicht auf“, wimmerte er. OH NEIN BITTE BITTE NEIN. „Mach Emily los“, er nickte. Dann erst roch ich es. Mein Herz setzte aus. Ich hielt den Atem an und erstarrte. BENZIN!!!! Es roch nach Benzin. Und dann, dann sah ich den Rauch der aus der Motorhaube stieg. Ich brauchte ein paar Sekunden bis ich mich wieder rühren konnte. Das Seth mich die ganze Zeit hysterisch anschrie, nahm ich erst jetzt wieder wahr. „Es geht nicht“, schrie er. „Mach sie los, mach sie los“, schrie ich ihn an. „Ich bekomme sie nicht los…auch ihr Gurt geht nicht auf“, flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. Es klang verzweifelt, ängstlich… VERLOREN! Ohne zu überlegen, versuchte ich wieder in den Wagen zu klettern. „NNNEEIINNN“, schrie Seth. Auch er hatte den Qualm gesehen. Vielleicht auch gerochen. Er drückte mich mit all seiner Kraft wieder raus. „Lass mich rein, ich muss euch helfen“, schrie ich ihn an. „Nein Bella Lauf, lauf weg das schaffst du nicht mehr. LAUF“, schrie er zurück. Ich schüttelte den Kopf und versuchte weiter ins Auto zu gelangen. Doch er hinderte mich aufs Neue. Ich musste rein, ich musste ihnen helfen. Ich konnte sie nicht im Stich lassen. Das konnte ich nicht. Ich liebte sie doch… ICH LIEBTE SIE! „Bitte Bella lauf weg“, schrie er wieder. Er hielt mich an meinem Arm so fest, dass ich mich nicht mehr rühren konnte. Wo nahm er diese Kraft her? Ich hing mit dem halben Oberkörper im Wagen und spürte, wie sich kleine Splitter durch meinen Pulli in meinen Bauch bohrten. Es interessierte mich nicht. „Hör mir zu“, sagte er eindringlich. Noch nie hatte ich meinen Bruder in diesem Ton mit mir reden hören. Er klang plötzlich so, so erwachsen. Er klang entschieden. Wir sahen uns tief in die Augen. Und das erste Mal, sah ich nicht meinen kleinen nervigen Bruder. Ich sah einen kleinen Jungen, der sein Schicksal erkannte und akzeptierte. Der genau wusste, was mit ihm passieren würde. Der wusste, was mit Emily passieren würde und der wusste, dass es keine Möglichkeit gab es zu verhindern. Ich sah die Entschlossenheit in seinem Blick, alles zu tun um… MICH… seine große Schwester vor diesem Schicksal zu bewahren. Er dachte in diesem Moment, in dem ihm bewusst wurde, dass er sterben würde… an MICH. „Bitte Bella hör mir zu“, er flehte. Ich nickte und verlor mich in seine kleinen, tapferen Augen. Alles um mich herum schaltete sich aus. Alles, bis auf Emily. Die noch immer aus voller Kraft schrie. „Lauf weg“, ich schüttelte kräftig den Kopf. „Bitte“, er klang verzweifelt. „Ich kann nicht, ich kann euch nicht alleine lassen. Es geht nicht. Was soll ich ohne euch machen? Seth, bitte es geht nicht. Ihr seid alles was ich noch habe“, schluchzte ich und fühlte mich zum ersten Mal jünger wie er. Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben schwach und hilflos. Ich war nicht so stark wie er. „Doch Bella du kannst. Lauf weg, ich flehe dich an. Tu es für mich.“ Wieder sahen wir uns stumm entgegen. „Ich möchte, dass du jetzt läufst. Ich möchte, dass du dich rettest“, seine Stimme war so eindringlich wie ich es nie von einem 9 Jährigen erwartet hätte. „Und ihr? Was ist mit euch?“ „Wir werden immer bei dir sein“, sagte er ruhig mit einem Lächeln auf den Lippen. „NEIN“, wimmerte ich. Ich bewunderte meinen Bruder. Er war so mutig und tapfer. Doch seine Aussage machte mir Angst. Es klang nach Abschied. „BELLA… du wirst Leben. Für Mum, für Dad, für Emy und für mich.“ „Ohne euch will ich nicht LEBEN“, schrie ich ihn an. „Ich liebe dich, Bella“, flüsterte er. Er ging auf meinen Einwand nicht ein. Er verabschiedete sich. Aber das durfte er nicht…ich wollte davon nichts hören. NEIN! Ich schüttelte den Kopf. Immer wieder schüttelte ich ihn hin und her. Er drückte meine Hand und ich sah wieder auf. In seine unschuldigen Augen. „Seth“, flüsterte ich. „GEH“, sagte er ruhig. Ich sah zu Emily. Sie zappelte in ihrem Sitz und schrie. Meine kleine Schwester! Mein kleiner Engel. Sie hatte doch noch gar nicht gelebt. Sie durfte doch nicht einfach sterben. „Geh“, sagte er wieder. Seine Augen brannten sich in meine. „Wir werden uns wiedersehen“, flüsterte er. Ununterbrochen liefen mir und ihm die Tränen aus den Augen. Und dann geschah es. Flammen drangen aus der Motorhaube. Erschrocken starrte ich durch die Windschutzscheibe und spürte wie sich mein Puls beschleunigte und mein Atem schneller ging. Auch Seth sah panisch nach vorn. „LAUF“, schrie er in einer Lautstärke die ich nie für möglich gehalten hätte. „NEIN“, versuchte ich es wieder. „Verdammt Bella jetzt LAUF“, ich sah ihn wieder an. In seinen Augen stand Panik, blanke Panik. PANIK um mich. „ICH LIEBE DICH“, schluchzte ich. Er zog mich zu sich ran und drückte mir einen festen und verzweifelten Kuss auf die Lippen. Dann sah ich ein letztes Mal zu Emily. „Lauf“, sagte er wieder. Wir sahen uns noch einmal kurz und tief in die Augen. Ich wusste, dass ich sie nie wieder sehen würde. Seine schönen, unschuldigen und hilflosen schokobraunen Augen. „Wir sehen uns wieder. Ich liebe dich, Bella! Du bist die beste große Schwester die ich mir vorstellen kann. Versprich mir, dass du auf dich aufpasst, versprich mir… dass du leben wirst.“ Schluchzend nickte ich. „Ich liebe dich. Wir sehen uns wieder“, bestätigte ich seine Aussage mit schwerem Herzen. Dann ließ er meinen Arm los. Lächelte mich noch einmal warm an und sagte ein letztes Mal laut und deutlich. „LAUF.“ Und das tat ich. Ich wandte mich schreiend von ihnen ab und lief. Ich lief so schnell wie meine Beine mich tragen konnten. Der Schrei meiner Schwester ließ mich wieder anhalten. Ich drehte mich ein letztes Mal um. Sah das verbeulte Auto, hörte meine Schwester und sah die Flammen und ich wusste, es würde die letzte Erinnerung an meine Familie sein. Zittern, weinend und ohne Gedanken lief ich wieder los. Weiter immer weiter. Weg von meiner Familie, weg von denen die ich liebte und rein in ein neues Leben. Ein Leben, das ich nicht kannte und in dem ich allein sein würde. Die Schreie meiner Schwester verfolgten mich…brannten sich in mein Gedächtnis. Plötzlich, gab es einen scheppernden Knall und ich wurde von einer unsichtbaren Welle zu Boden geworfen. Meine Hände krallten sich in die nasse Erde. Sekunden vergingen. Sekunden die mir wie Stunden vor kamen. Sekunden in denen ich nur eines realisierte. Die Schreie meiner kleinen Schwester waren verstummt! Wie in Trance und unter Schock drehte ich mich um. Was ich sah, war ein Auto das lichterloh in Flammen stand und in dem meine Familie verbrannte. Dann wurde alles schwarz und ich fiel zurück ins Gras. ************* Puhhhh…ich wollte, dass dieses Kapitel wirklich nur ein Flashback ist. Ich wollte keine weiteren Gedanken von Bella…keine Handlungen. Ich wollte dieses Kapitel erst einmal wirken lassen. Für all jene, die sich jetzt vielleicht denken (hätten sie nicht so viel gesprochen, hätten sie genug Zeit gehabt sich zu befreien) muss ich gleich vorweg anmerken. Die Zeit hätte nicht ausgereicht. Es erscheint nur so lang, weil Bella diesen Tag in Zeitluppe wahrnahm…in Trance. Tatsächlich lagen zwischen Unfall und Explosion nur wenige Minuten. Ihr Hirn hat jedes Detail makellos abgespeichert, wodurch es für sie wie eine Ewigkeit wirkt. Ich bin sehr gespannt darauf, was ihr sagen werdet. Bis bald… GGGLG Alex Kapitel 43: Psychischer Schock ------------------------------ HUHU da bin ich schon wieder. Jetzt wollen wir einmal sehen, wie das alles für Edward gewesen ist. Viel Spaß! ************* Edward POV Reglos saß ich da und fixierte das Mädchen vor mir, das entsetzlich weinend einen Tag nacherzählte, der schon Jahre zurücklag und dabei so Präzise jedes Detail erläuterte, dass es mir das Gefühl gab mitten drin zu sein. Ich sah es vor mir, sah den Tag an dem sie ihre Familie verlor, konnte fühlen was sie fühlte…sah durch ihre Augen und ertrug es nicht. Ich ertrug es keine Sekunde länger… Sie hatte nicht ein einziges Detail vergessen. Sie erinnerte sich, als wäre es erst gestern geschehen und das machte mir Angst…große Angst. Sie saß längst nicht mehr in diesem Zimmer. Sie stand auf einer Wiese irgendwo zwischen Port Angeles und Seattle und erlebte ein weiteres Mal, wie ihre Familie vor ihren Augen starb. Wie ihre Geschwister bei lebendigem Leib verbrannten. Sie zitterte …sie schrie…sie weinte. Sie zeigte die gleichen Emotionen wie an jenem Tag. Sie schrie nach ihrem Vater…wimmerte und schluchzte. Es fröstelte sie, während sie vom zerbrochenen Fenster berichtete. Sie griff sich an die Stirn und tastete nach dem Blut. Sie war mitten drin in diesem Alptraum und mir öffnete es die Augen… Jetzt war ich in der Lage sie zu verstehen…ihre Sucht…ihren Wunsch zu sterben. Was sie erlebt hatte…in diesen jungen Jahren erleben musste…rechtfertigte einfach alles. Ich war überfordert mit dieser Situation. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Wie ich mit ihr umgehen sollte. Ihre Worte wurden zu Bildern und pflanzten sich in mein Gedächtnis. Das sie litt stand außer Frage…ich litt mit ihr. Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper und sie riss die Augen auf, öffnete den Mund und schrie…schrie immer wieder und stierte mich dabei an. Das Auto explodierte! Es war, als würde ich einen gigantischen Feuerball in ihren Augen sehen. Noch ehe sie schlaff in sich zusammen fiel, griff nach ihrem bebenden Körper und zog sie auf meinen Schoß. Sofort griff ich ihr entsetzt an die Stirn. Sie reagierte nicht… „Du hast Fieber“, stellte ich geschockt fest. Carlisle war bei uns, noch bevor ich den Satz beendet hatte. „Mhhhh…Fieber…“, murmelte er und griff nach ihrem Arm. „Ihr Herz rast so sehr, dass ihr Puls kaum noch fühlbar ist. Sie hat einen Psychischen Schock“, diagnostizierte er im gleichen Atemzug. Ich hatte meine Stirn auf ihren Kopf gelegt und flüsterte immer wieder beruhigende Worte, während ich uns beide wiegte. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass es so ausarten würde. „Leg sie flach auf den Boden“, wies er mich sofort an. Ich tat was er sagte. Ich legte sie ab und er schob ihr zwei Kissen unter die Beine. Beide setzten wir uns einer links, der andere rechts an ihre Seite. „Hast du mit so etwas gerechnet?“ Fragte ich ihn leise. Er schüttelte den Kopf ohne seinen Blick von ihr abzuwenden. „Nein…ich hatte mit vielem gerechnet auch damit, dass sie ihre Familie verloren haben könnte aber nicht damit…nicht…nicht so“, hauchte er leise und strich ihr über die Stirn. Sie zuckte unkontrolliert, warf den Kopf hin und her und ich wusste, auch ohne ihre Gedanken lesen zu können, dass sie es ein weiteres Mal erlebte. Ihre Lippen bebten, sie kniff sie wimmernd zu. „Kannst du nicht mehr tun? Warum ein Schock…warum jetzt? Es ist schon Jahre her?“ „Es kann leider immer wieder auftreten. Nicht nur unmittelbar danach. Es kann durch Alpträume, durch so genannte Flashbacks auftreten und so einen hatte sie gerade. Fieber ist keine typische Reaktion aber auch das ist von betroffenen zu betroffenen unterschiedlich. Das Fieber wird wieder sinken, sobald sie sich beruhigt hat…“, er seufzte. „…Ich kann ihr im Augenblick nicht helfen. Es gibt Medikamente, die aber nur kurzfristig zur Angstlösung und zur Überbrückung depressiver Verstimmungen eingesetzt werden. Nur stützende Gespräche und Selbstsicherheitstraining werden ihr helfen können, um künftige Anfälle zu vermeiden.“ „Sie muss es einfach verarbeiten…das willst du mir doch damit sagen oder?“ „Ja“, sagte er knapp und griff wieder nach ihrem Arm. Es vergingen einige Minuten, in denen sich nichts an ihrem Zustand änderte. In mir stieg eine erneute Panikwelle auf. „Wann hört es auf?“ Er zuckte bedauernd die Schultern. „Minuten bis hin zu Stunden.“ Stunden…ich starrte fassungslos auf, Bella. „Aber sie wird dadurch nichts zurückbehalten oder? Es wird ihr nicht schaden?“ „Nein…es wird ihr nicht schaden. Sie wird hinterher sicherlich verstört sein. Vielleicht depressiv oder sogar wütend. Wir werden abwarten müssen. Vielleicht wird sie nur wahnsinnig erschöpft sein und nur noch schlafen wollen. Ich hoffe jedenfalls für letzteres…“, er seufzte wieder. „Ich kann ihren Puls schon viel besser fühlen.“ Ja ihr Herzrasen verlangsamte sich allmählich. Meine Gedanken überschlugen sich. Das erste Mal seit meiner gesamten Existenz, hatte ich Probleme meine Gedanken zu sortieren. Die Gedanken der anderen bedrängten mich zusätzlich. Ein jeder trotze auf seine Art voller Mitgefühl. Ich schaltete sie ab…nur den Zugang zu Carlisle Gedanken erlaubte ich weiterhin. „Jetzt kann ich sie verstehen“, hauchte ich. Er antwortete nicht. „Was hatte sie für Möglichkeiten? Auf so tragische Weise seine gesamte Familie zu verlieren…es mit ansehen zu müssen. Dann…eingewiesen in eine Psychiatrie. Keine Angehörigen die sich ihrer angenommen haben. Aus dem Alltag gerissen, die Freunde genommen…allein mit dem Verlust…mit der Angst…der Trauer. Sie muss völlig verloren gewesen sein. Mein Gott, sie war doch noch ein Kind…11 Jahre…“, meine Augen kribbelten. „…Sicher suchte sie einen Ausweg…suchte den Tod, weil er das einzige greifbare war. Weil er alles war, was ihr den Schmerz nehmen konnte. Die einzige Möglichkeit, sie wieder mit ihrer Familie zu vereinen.“ „Und dann fand sie Heroin“, fügte er leise hinzu. Ich nickte. „Eine Möglichkeit die Gedanken zu betäuben und ein sicheres Todesurteil nach dem ihr erster Suizid missglückt war.“ „Wir wissen nicht, ob sie den Suizid vor ihrem Konsum begann.“ „Aber ich kann es mir denken“, er seufzte auf meine Aussage hin. „Was soll ich jetzt machen?“ „Einfach weiter“, war seine hilfreiche Antwort. Ich schnaubte und brachte ihn damit erneut zum seufzen. „Sie hat jetzt das schlimmste hinter sich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch einmal in dem Maß ausarten wird. Alles was du jetzt machen kannst, ist ganz instinktiv zu handeln aber in ihrem Tempo. Dieser Schock…ich denke nicht, dass allein der Flashback dafür verantwortlich war. In den letzten zwei Tagen ist zu viel passiert und einiges, hätte nicht sein müssen…hätte noch warten können…verstehst du?“ Ja ich verstand. Ich war ein solcher Trottel. Warum, musste ich sie noch zusätzlich mit einem Entzug…mit der Ewigkeit belasten und das, kurz nachdem Carlisle sie so dermaßen fokussiert hatte, dass sie völlig entkräftet war. Es hatte sie nur unnötig aufgeregt und geschwächt. „Während ihr auf der Jagd gewesen seid, hatte ich ein Gespräch mit ihr. Sie sagte mir, sie könne sich eine Ewigkeit im MOMENT nicht vorstellen…“, er betonte das eine wichtige Wort und sah mich an. Hoffnung keimte auf und ein zartes Lächeln umspielte meine Lippen als ich ihr Gespräch in seinen Gedanken verfolgte. „…sie sagte auch, sie wäre soweit nicht alles Neue zum Teufel zu jagen aber sie wüsste nicht, für welchen Weg sie weiter kämpfen müsste um endlich frei zu sein. Weil sie, egal wie sie sich entscheiden würde, genauso viel verlieren wie auch gewinnen würde. Ich konnte sie nicht verstehen.“ Bevor ich überhaupt die Chance hatte darüber nachzudenken, fuhr er fort. „Das letzte, was sie zu ihrem Bruder sagte war `Wir werden uns wiedersehen´…jetzt verstehe ich was sie mir sagen wollte.“ Ich senkte traurig den Blick. „Wahrscheinlich, waren diese letzten aber für sie so wichtigen Worte, das einzige was ihr all die Jahre so etwas wie Hoffnung gab. Worte, an die sie sich gebunden fühlt und dazu die schmerzhafte Sehnsucht jene wieder zu sehen, die alles für sie bedeuten.“ Ich nahm ihre verschwitzte und kalte Hand in meine. „Wenn sie sich für dich und somit für die Ewigkeit entscheidet…“, er beendete diesen Satz nicht. Müsste sie sich von der Hoffnung und ihrer Familie für immer verabschieden! Ich nickte verstehend. Ein großes Opfer! Wahrscheinlich konnte ich nicht einmal annähernd begreifen wie groß. „Und selbst das Versprechen an ihrem Bruder… ZU LEBEN…hat nicht annähernd die gleiche Bedeutung für sie wie… WIR WERDEN UND WIEDERSEHEN.“ Sagte er leise…ich nickte wieder. „Weil Leben für sie Schmerz bedeutet und der Tod…“, ich drückte leicht ihre Hand und sah unendlich traurig in ihr nasses Gesicht. „…Freiheit“, hauchte ich und schloss die Augen. Eine gebrochene Seele und es gab keine Garantie, dass sie jemals wieder heilen würde. „Glaubst du, sie könnte irgendwann begreifen, dass man auch ohne zu sterben frei sein kann?“ „Oh…ich denke sie hat es bereits begriffen. Aber auch das ändert nichts an der Tatsache, dass sie ihre Familie niemals wieder nahe sein würde. Ob es wirklich so etwas wie ein Leben nach dem Tod gibt, kann ich nicht mit Gewissheit beurteilen. Aber Fakt ist doch, dass sie sich bereits darauf versteift hat und es wäre fatal, sie von dem Gegenteil überzeugen zu wollen, wo wir doch selber nicht die Wahrheit kennen. Die Illusion ist alles was ihr geblieben ist…wir sollten ihr diese nicht auch noch nehmen.“ „Auf keinen Fall“, stimmte ich ein. Im gleichen Moment, öffnete Bella die Augen und sah sich verwirrt um. Ich beugte mich sofort über sie, während Carlisle sich erhob um die Wasserflasche zu holen. „Edward…was?“ Sie versuchte sich aufzurichten. Ich entfernte die Kissen unter ihren Beinen und half ihr sich aufzusetzen. „Was ist passiert?“ Sie sah fragend zu, Carlisle. „Oh…“, sie verstand, hielt sich die Hände vors Gesicht und beobachtete deren zittern. Er kam, setzte sich wieder an ihre andere Seite und reichte ihr die aufgedrehte Flasche. „Ein Schock…“, flüsterte sie erneut den Tränen nahe. Es erschreckte mich, wie gut sie Bescheid wusste. Mir sagte es, dass es nicht ihr erster gewesen war. „Ich fühl mich nicht gut“, stellte sie fest und griff sich an die Stirn. „Du hast Fieber…Trink“, forderte er sie auf. „Du musst viel trinken…“, als wäre das eine Antwort auf alles, griff sie sich an die Brust und fühlte ihr Herz, dass noch immer viel zu schnell schlug. „Ja…“, hauchte sie und nahm ihm die Flasche ab. Sie hatte Schwierigkeiten die Flasche an ihrem Mund zu halten. Kleine rinnen Wasser, liefen ihr aus den Mundwinkeln und tropften schließlich von ihrem Kinn. Sie trank gierig und mit jedem Schluck, fand ihr Herz schließlich immer mehr zu seinem gewohnten Rhythmus. Carlisle tastete derweil zufrieden ihren Puls. Völlig entkräftet setzte sie die leere Flasche ab. Ich nahm sie ihr aus der Hand und ließ sie hinter mir zu Boden fallen. Dann sah sie sich fest. Fixierte etwas an der Wand direkt vor sich und rührte sich nicht. Nur ihre Augen huschten hin und her und offenbarten ihre gehetzten Gedanken. „Ich wurde in einem Krankenhaus wieder wach“, fing sie plötzlich zu meiner und auch Carlisle Überraschung an, als hätte es den Flashback und diesen Schock überhaupt nicht gegeben. Sofort wollte ich sie daran hindern weiter zu sprechen und beugte mich vor. Ein sehr leises Knurren…so leise, dass Bella es hätte niemals wahrnehmen können war Carlisle Antwort darauf. Ich beugte mich sofort wieder zurück. «Lass sie ruhig. Es ist ihr Tempo…wenn sie das Bedürfnis hat noch mehr loszuwerden, dann hindere sie nur nicht daran. » Wären da nur nicht die lähmenden Ängste, sie gleich wieder durch einen nächsten Schock zu begleiten. Ich war der Meinung, sie sollte sich endlich einmal ausruhen…schlafen…lange und viel schlafen um Kräfte zu sammeln und um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, wie viel Wahrheit ich selber noch verkraften konnte. Doch Carlisle Präsenz hielt mich zurück. „Das Zimmer war weiß und kahl…völlig lieblos und das grelle Licht brannte mir furchtbar in den Augen. Ich hatte schreckliche Kopfschmerzen und eine Infusionsnadel, steckte mir in der Hand…“, sie holte zittrig Luft. „An meiner Seite saß eine ältere Frau und lächelte freundlich. Ich hasste sie…vom ersten Moment an verabscheute ich sie. Sie war nicht meine Mutter…“ Ihr Blick fand meinen und furchtbare Trauer lag darin. Wieder überfluteten heiße Tränen ihr Gesicht und ich wusste, mein Gesicht sah mindestens genauso schmerzverzehrt aus wie ihres. „Sie wollte mich in den Arm nehmen…“, fassungslos darüber schüttelte sie den Kopf. „…sie hatte kein recht dazu“, sprach sie hart. „Später erfuhr ich, dass es eine Mitarbeiterin des örtlichen Jugendamtes war. Die gleiche Frau, die über meinen späteren Aufenthalt in dieser grässlichen Anstalt entschied.“ Ich berührte ihre bebenden Schultern, während sie ein erneuter Weinkrampf durchschüttelte. Sie sah hilflos zu Carlisle, der sofort reagierte und ihr Gesicht zwischen seine Hände nahm. Es war eine wahnsinnige Erleichterung für mich mit anzusehen, wie sehr Carlisle sie mit nichts weiterem als seiner Ausstrahlung beruhigen konnte. Ich selbst war im Augenblick nicht dazu fähig. Ich hatte bereits genug damit zu tun, mich selbst zu beruhigen. Wie ein Rettungsanker hielt sie seinen Blick fest. Sie wusste, dass er ihr auf seine Art helfen konnte und ich war stolz, dass sie diese Hilfe so bereitwillig forderte. „Weiter…“, forderte er ruhig. Sie nickte. „An diesem ersten Tag, nahm ich nur sehr wenig wahr. Ich schrie die ganze Zeit…ich schrie und schlug um mich. Ich wusste von den Beruhigungsmitteln…sie beruhigten mich nicht“, sie schluckte. „Sie stellten mich ruhig!“ „Sobald die Wirkung nachließ…schrie ich wieder und sie gaben mir mehr davon.“ „Im Grunde fing es dort bereits an“, sie kicherte hysterisch. „Ich verstand, dass mir beruhigende Mittel halfen nicht nachdenken zu müssen und sehnte mich danach.“ Keine Ahnung was mich mehr erschütterte. Das Wissen, dass sie über mehrere Tage ruhig gestellt wurde oder die Tatsache, dass sie es genoss. Mir war klar…hätten die Ärzte damals anders entschieden und sie ihren Schmerz einfach fühlen lassen, würden wir heute höchstwahrscheinlich nicht in dieser Lage stecken. „Eine Gehirnerschütterung, eine Platzwunde, Abschürfungen, Schnittwunden an der Hand und am Bauch…ein schwerer Schock. So lautete die Diagnose, die alle zuständigen Leute um mich beunruhigten. Nur mich nicht…“, sie schluchzte kräftig und riss sich schließlich von Carlisle Blick los. „Meine Familie war Tod und ich hatte eine lächerliche Gehirnerschütterung!“ Sie spie diesen Satz als würde sie sich für diese Tatsache verachten. Und als ich ihr in die Augen blickte erkannte ich, dass es sogar mehr als Verachtung war. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter als ich das erste Mal, wirklich einen Eindruck über ihren Selbsthass gewann. Einen sehr ungesunden Selbsthass… „Ich hatte viel mehr verdient…“, hauchte sie schwach. „Nein…“, versuchte ich sie sofort vom Gegenteil zu überzeugen. „Natürlich…“, schrie sie mich an und rappelte sich auf. Auch daran wollte ich sie hindern, doch eine erneute eindeutige Reaktion von Carlisle verhinderte auch dies. Er half ihr beim aufstehen, ließ sie dann aber sofort los als sie sich wacklig in Bewegung setzte. Ich blieb sitzen wo ich war. „Ich hätte mit ihnen sterben sollen…ich hätte bei ihnen bleiben müssen. Ich habe sie im Stich gelassen. Ich habe zugelassen, dass meine Geschwister verbrannten…sie sind lebendig verbrannt und das ist alles meine Schuld…ganz allein meine Schuld. Ich habe meine Familie auf dem Gewissen…“, schrie sie mir entgegen, griff sich dann an den Kopf und stolperte aufs Bett zu. Im Bruchteil einer Sekunde war ich bei ihr und stützte sie. „Es ist alles meine Schuld“, schrie sie wieder und krallte sich an meinen Armen, presste ihr Gesicht an meine Brust und weinte. „Nein…“, sagte ich wieder. Stur schüttelte sie ihren Kopf. Mir wurde sofort klar, dass es keinen Sinn hatte sie vom Gegenteil zu überzeugen…noch nicht. So weit war sie noch lange nicht. Dafür war sie noch zu geladen an Emotionen…vielen Emotionen die endlich einmal heraus mussten. Erst dann, würde sie dazu fähig sein ihren Blick auf einige Dinge zu ändern. „Ich…ich hab sie einfach…ich habe sie einfach zum Sterben zurückgelassen“, schluchzte sie und schrie erneut. Sie schrie sich die Seele aus dem Leib und ich musste an mich halten, es ihr nicht gleich zu tun. Sie verlor den Halt für ihren Körper und sank unter ihren schreien in sich zusammen. Ich setzte mich aufs Bett, hob sie rittlings auf meinen Schoß und streichelte ihr den Rücken, während sie an mich lehnte und noch immer aus Leibeskräften schrie. „Es wäre nie zu diesem Unfall gekommen, wenn ich Seth doch einfach nur ignoriert hätte. Wenn ich ihn einfach gelassen hätte dann hätte Dad…er hätte doch niemals die Kontrolle über den Wagen verloren und sie alle würden noch leben. Nur ich allein bin schuld an diesem Unfall…nur ich und sie…sie sind jetzt alle Tod.“ Sie hyperventilierte! Ich war selbst völlig am Ende meiner Kräfte und im Augenblick unendlich dankbar über Carlisles Anwesenheit. Allein mit ihr…in diesem Moment…ich wäre schreien davon gelaufen. Ich hielt ihren Schmerz einfach nicht aus. Dass sie sich die Schuld am Tod ihrer Familie gab, machte mich völlig fertig und mir war sofort klar, dass dies der Hauptgrund ihres Traumas war. Der Unfall war das eine…aber die Schuld etwas völlig anderes. Wie sollte man ihr diese Schuld nehmen? Jasper hatte bereits mit Alice das Haus verlassen. Selbst er ergriff die Flucht…er hatte es versucht, doch selbst sein Einfluss konnte ihr nicht helfen. „Bella?“ Carlisle hatte sich neben uns gekniet und löste bestimmend ihre linke Hand von meinem Arm. Sie leistete Widerstand. „BELLA…“, sein Ton ließ sie zusammen zucken, verfehlte seine Wirkung aber nicht. Sie sah auf...mit der größten Anstrengung hielt sie seinem Blick stand. Sie hatte am Vortag gelernt, dass er es nicht duldete, wenn sie sich abwandte. Er pustete ihr ins Gesicht…immer wieder. Ich verstand erst nicht…bemerkte dann aber verblüfft, wie sie sich beruhigte. Sie bekam sich wieder in den Griff…sah ihn mit großen Augen an und zog immer wieder in kurzen Abständen Luft ein…dabei erschütterte ihr gesamter Oberkörper. Es vergingen einige Minuten in denen er ihr dabei half, sich selber zu kontrollieren. Dabei wurde sie ganz schnell sehr müde. Irgendwann, schloss sie die Augen, lehnte ihren Kopf weiter zu Carlisle gewandt an meine Brust und atmete weiter kurz ein, während er pustete. „Es reicht jetzt aber verdammt nochmal. Sie muss jetzt endlich schlafen“, sagte ich leise aber dennoch ernst. Ich duldete keinen Widerspruch…auch nicht von meinem Vater. Genug war einfach genug. Ja…wir waren heute einen gewaltigen Schritt weiter gekommen. Selbst nach diesem dramatischen Verlauf konnte ich die Fortschritte erkennen aber sie genügten auch für einen Tag. Morgen…so hoffte ich, würde es schon wieder ganz anders aussehen. „Bella?“ Er forderte sie wieder, dieses Mal sehr sanft. Er hatte aufgehört sie an zu pusten. Sie atmete noch immer nicht normal, hatte es aber nun selber im Griff. Schwach öffnete sie die Augen und nickte. „Ich kann nicht mehr.“ Ihre Worte waren nicht lauter wie ein Hauch. Damit bestätigte sie meine Aussage. Carlisle nickte zaghaft lächelnd. Es war ihm wichtig, dass sie selbst entschied wann Schluss war. Er hatte die Lage definitiv besser im Griff wie ich. „Kannst du ohne Hilfe einschlafen?“ Das er mit Hilfe Heroin meinte wussten wir beide. „Bitte geb mir was. Ich will nicht in zwei Stunden an Entzugserscheinungen aufwachen.“ „Ok“, sagte er leise und erhob sich. Ich wiegte sie während wir auf ihn warteten. Niemand von uns sagte etwas. Ich hätte nie gedacht, dass ich darüber einmal so froh sein würde. Denn Druck setzte er ihr, so wie ich am vergangenen Tag in die Kniekehle. Eine der wenigen unberührten Stellen aber auch eine, die es erlaubte, dass alle anderen Stellen heilen konnten. Sie spannte sich an, stöhnte und wurde schließlich ganz schlaff. Väterlich griff er mir an die Schultern ehe er ging. Ich selbst, blieb noch mehrere Stunden in der gleichen Position mit ihr sitzen und fand unter ihrer leisen Atmung selbst die Ruhe, die ich nach diesem Tag bitter nötig hatte. ******************* Wir lesen uns bald wieder GGGGLG Alex Kapitel 44: Gewissensbisse -------------------------- Hey meine süßen… In diesem Kapitel, wird es wieder einen Flashback geben. Einen kleinen…und eigentlich einen, der nicht sehr viel Neues offenbart. Aber das ist auch nicht so wichtig…denn Bella muss es ja verarbeiten. Und diese Flashbacks sind einfach die beste Möglichkeit, diese Verarbeitung darzustellen. Und natürlich können sie auch sehr informativ sein. Es wird also noch einige geben…einige kleinere…manche größere. Je nachdem wie es zur Situation passt ^.^ Ich wünsch euch viel Spaß! **************** Bella POV Als ich erwachte, fühlte ich mich ganz steif. Schnell wurde mir auch klar, woran das lag. Ich saß noch immer auf Edward. Einen ganz langen Moment rührte ich mich überhaupt nicht. Ich genoss es einfach, seinen harten Körper so eng an meinem zu spüren. Auch er blieb ganz still, obwohl er sicherlich längst bemerkt hatte, dass ich wach war. Es waren wie so oft die ersten Entzugserscheinungen, die mich aus dem Schlaf rissen. Höchstwahrscheinlich, hätte ich sonst den ganzen Tag und die ganze Nacht verschlafen. Ich seufzte leise…welch eine Wohltat das wohl gewesen wäre? „Du gehst Duschen und ich bereite dir einen Druck vor“, durchschlug er die Stille. Ich nickte an seiner Brust. Doch keiner machte Anstalten sich zu rühren. Zeitgleich, begannen wir zu kichern. Mein kichern erstarb recht bald und traurig, schloss ich noch einen weiteren Moment die Augen. „Wie lange habe ich geschlafen?“ Fragte ich, als ich mich schließlich doch aufrichtete. Ich war völlig heißer und schluckte einige Male. Er berührte zart meine gereizte Wange. Zu viel Histamin in Kombination der Unmengen salziger Tränen, war pures Gift für meine sensible Haut. Ich wusste, auch ohne in den Spiegel zu blicken, dass ich völlig fleckig aussah. „Ein bisschen über 6 Stunden. Es ist gleich 17 Uhr.“ 17 Uhr…der Tag würde wohl niemals enden. Völlig matt und noch immer verdammt schläfrig, rutschte ich von seinem Schoß und schlürfte schwerfällig ins Bad. Im Spiegel blickte mir ein blasses, zerzaustes Mädchen mit müden, geschwollenen Augen entgegen. Ihr Blick war leer! Ich fühlte mich leer! Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte. Es war totaler Schwachsinn von mir zu glauben, es würde mir direkt nach meinem Geständnis viel besser gehen. Ich sollte es mittlerweile eigentlich besser wissen. Ich war hin und her gerissen, wusste nicht wie ich mich am besten Verhalten sollte. In meinem Kopf wüteten die Gedanken so stark, dass sie mich emotional völlig lahm legten. Ich hatte das Gefühl, momentan zu jeder Gefühlslage fähig zu sein. Auf Knopfdruck…kein Problem…lachen, weinen, schreien… es wäre ein leichtes für mich. Denn keine Erinnerung…kein Gedanke…kein Bild… wirkte im Augenblick dominanter. Sie lieferten sich in meinem Kopf einen erbitterten Kampf. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig als abzuwarten, welche Erinnerung sich durchsetzen würde. Ich würde dann einfach darauf reagieren. Ich war angespannt…auch das warme Wasser konnte an meinem Zustand nichts ändern. Ich war schwach…ich hatte längst aufgehört gegen mich selbst anzukämpfen. Die letzten Stunden hatten mich völlig gebrochen. Ich wurde zur Marionette meiner Vergangenheit. Sie hielt mich in den Händen und konnte walten wie sie wollte. Ich hatte mich nur anzupassen. Fragen…es gab noch so viele unausgesprochene…so viele unbeantwortete. Ich würde Antworten…hatte keine Kraft mehr, mich vor ihnen zu fürchten, mich gegen sie zu wehren. Es einfach auszusprechen und damit hinter mich zu bringen, war viel einfacher. Die Kämpfe die ich all die Tage führte, hatten mich furchtbar erschöpft. Alles was dann auf mich einstürzen würde, konnte ich überleben. Ich überlebte immer. Ich seufzte… Vielleicht war das hier meine Rache. Die Rache dafür, was ich meiner Familie angetan hatte. Die Rache für die gebrochenen Versprechen…die Rache für mein Verhalten…mein Leben…meine Existenz. Ich hatte es verdient. Die Vampire hier, waren wohl meine persönlichen Racheengel. Die mich zu all den Schmerz, zu all der Trauer drängten, die ich hätte schon vor Jahren fühlen sollen. Für mich gab es kein entkommen mehr…ich war meinen Gefühlen schutzlos ausgeliefert. „Bella?“ Ich zuckte zusammen. Bemerkte in diesem Moment, das ich wieder weinte und fuhr mir fahrig über das Gesicht. „Soll ich rein kommen?“ Er klang besorgt. Es tat mir Leid um ihn. Würde ich nicht sein, müsste er das hier nicht durchstehen. Würde es mich nicht geben…könnte er glücklich werden. „Ich bin gleich fertig“, antworte ich leise und trocknete mich ab. „Ich würde gern an die frische Luft gehen, wenn ich wieder zu mir gekommen bin“, teilte ich ihm mit, als ich das Bad verließ. „Gern…wir können laufen gehen“, ich schüttelte den Kopf. „Lass uns einfach ein bisschen auf der Terrasse sitzen. Es hat aufgehört zu regnen.“ Ich sah durch das Fenster. Ein milder Tag und ich…ich hatte die Hälfte verschlafen. Ich seufzte wieder… Ich setzte mich neben ihm, fuhr mir einige Male über das Gesicht und nahm ihm dann die Spritze ab, die er mir reichte. Ich hob meinen Pulli und verabreichte mir den Druck direkt in den Bauch. Glücklicherweise, traf ich eine Vene. Es hätte auch anders ablaufen können. Stöhnend, kippte ich nach vorn. Nur seinen Armen war es zu verdanken, dass ich nicht vom Bett rutschte und zu Boden fiel. ______________ „Bella…“, Esme kam zu mir und nahm mich fest in den Arm, als ich durch den Wohnbereich schlürfte. Ich erwiderte ihre Umarmung nur halbherzig. Ich wollte ich könnte mehr…ich wollte, ich könnte ihr Mitleid ertragen. Aber im Moment ertrug ich nur sehr wenig. Ich hoffte, mein Verhalten würde sie nicht kränken. Ich wusste, sie wollte mir nur Gutes tun…aber ich konnte einfach nicht darauf eingehen. Alle anderen waren nicht da. Oder vielleicht auch doch. Keine Ahnung…das ich ihnen begegnen würde, war eine unausweichliche Tatsache. Es machte mir auch nichts aus…nicht mehr. Es hatte mir auch nichts ausgemacht, als Carlisle plötzlich da war um Edward zu helfen, mich zu bändigen. Ich war irgendwie sogar froh, dass er da war. Mit Carlisle verband mich ein ganz inniger Draht. Er konnte mir immer helfen. Mein Wunsch…nur mit Edward darüber zu sprechen…kam mir lächerlich vor. Jetzt war es mir ganz gleich, wer an unseren Gesprächen mit teilnahm. Sie alle gehörten zu Edward…er gehörte zu mir…was damit endete, dass auch sie zu mir gehörten. Sollten sie meinetwegen alle dabei sein. Ganz gleich…es war mir egal…alles war mir egal…ich wollte es nur noch hinter mich bringen. Vielleicht…würde es mir ja doch irgendwann besser gehen. Vielleicht… Es war angenehm draußen. So angenehm, dass ich sogar meine Jake öffnen konnte ohne zu frieren. Edward hatte mir einen Teller mit Keksen und ein Tasse Tee vor die Nase gestellt. Appetitlos, nahm ich mir einen und knabberte daran. „Ich habe das Gefühl, mein Kopf würde jeden Moment explodieren“, sagte ich leise, als er sich neben mir in einen anderen Korbsessel fallen ließ. „Ich finde, du bist seltsam ruhig.“ „Was wäre dir lieber? Schreien? Kreischen? Weinen? Sag es mir…im Augenblick kann ich alles ohne Anstrengung.“ Er seufzte leise. „Es liegt sicher am Heroin.“ „Nein…“, ich schnaubte. „…ich fühle mich völlig gelähmt. Ich habe keine Ahnung. Meine Gefühle sind völlig abgestumpft. Es ist…wie die Ruhe vor dem Sturm.“ „Oder, es zeigt bereits Wirkung. Jetzt wo du es ausgesprochen hast.“ Ich zuckte die Schultern. Ich wusste es besser. Aber ich wollte ihn nicht beunruhigen. Ich sah, was meine Offenbarung bei ihm ausgelöst hatte. Er war zutiefst bestürzt und überfordert mit mir. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Wir würden daran wohl beide auf eine völlig andere Art, zu verdauen haben. Miteinander… aber doch jeder auf seine Weise. Ich nahm mir noch einen Keks und sah in den Wald. „Ich verbrachte 17 Tage in diesem Krankenhaus…“, fing ich leise an zu erzählen. Irgendwie, musste es ja weitergehen. „Ich hatte keine Ahnung, warum sie mich so lange dort behielten. Vielleicht um in der zwischen Zeit alles weitere zu klären. Freunde besuchten mich…Nachbarn…Familien, die ich gar nicht richtig kannte waren da und bedauerten meinen Verlust. Jeder bot mir seine Hilfe an…am Ende war nicht einer da um mir zu helfen.“ Ich verzog das Gesicht. Wie ich sie alle verabscheute. Diese elendigen Heuchler. Ich hatte gewartet…Tag ein und Tag aus hatte ich darauf gewartet, dass jemand kommen würde. Das mir jemand helfen würde…das jemand für mich da sein würde. Sie…mussten mich irgendwann einfach vergessen haben. „Heute, erinnern sie sich wahrscheinlich nicht mal mehr an mich.“ Edward seufzte, während ich gefühllos weiter meinen Keks aß. „Einige Psychologen hatten versucht Gespräche mit mir zu führen…doch ich blieb stumm. Nach und nach, pegelten sie die Dosis der Beruhigungsmittel runter. Das waren…nach dem Unfall… die schlimmsten Tage meines Lebens. Es fühlte sich an, als würde man mir täglich ein großes Loch in die Brust schlagen…ich verlor immer mehr den Verstand und den Bezug zur Realität.“ „Wieso, hast du mit niemanden geredet?“ Ich schmiss den halben Keks zurück auf den Teller und fummelte nach meinen Zigaretten. Esme, kam sofort und reichte mir einen Aschenbecher. Ich lächelte sie aufrichtig an, was sie sofort erwiderte. Auffordernd, deutete ich mit dem Kopf auf einen weiteren Sessel. Ich war es leid sie alle auszugrenzen. Mein Entschluss stand längst fest. Ich würde mich vor ihnen allen nicht mehr abschirmen. Nur mit Edward zu sprechen, war keine Alternative. Sie sollten es gleich alle erfahren. Ich sah ihr an, wie unglaublich froh sie darüber war als sie sich setzte. Auch in Edwards Augen, sah ich einen Anflug stolz und Zufriedenheit. Den Rauch tief inhalierend, antwortete ich. „Weil ich es nicht konnte. Nur der Gedanke daran, schnürte mir die Kehle zu. Und wer waren sie den schon? Sie waren völlig Fremde für mich. Ich fürchtete mich vor ihnen…davor, was geschehen würde wenn sie die Wahrheit erfuhren. Sie wussten nicht, wie viel ich von diesem Unfall mitbekommen hatte. Sie wussten gar nichts und so…so sollte es bleiben. Sie hatten kein Recht auf die Wahrheit. Das…das was sie wissen wollten, war der letzte Augenblick mit meiner Familie und dieser Augenblick…der gehörte nur mir. Mir ganz allein und niemals hätte ich es zugelassen, dass sie mein Unglück durch die Gegend posaunen um wissenschaftliche Diagnosen zu stellen. Ich wusste, sie hätten mich einfach nie zufriedengelassen. Sie hätten immer und immer wieder von neuem angefangen…“ „Sie hätten dir geholfen es zu verarbeiten“, sagte er leise. Ich zuckte wieder die Schultern. „Ja…vielleicht hätten sie das. Aber ich war noch nicht so weit. Es lag kaum eine Zeit dazwischen. Dieser Unfall…er…er war immer präsent. Verarbeiten…was hätte ich Verarbeiten sollen, wo ich doch noch nicht mal durch die Trauer gegangen war?“ Er schwieg. „Ich konnte überhaupt nicht trauern. Es…es ging einfach nicht…“, ich schluckte. „…Ich hatte Angst, sie loszulassen. Das habe ich immer noch.“ In meinen Augen bildeten sich Tränen. Ich sah sie beide eine Zeitlang an, dann seufzte ich wieder. „Und ich war wütend. Ich war furchtbar wütend auf jeden…auf mich…aber am meisten auf meine Eltern. Sie…sie sind einfach gestorben. Sie haben uns nicht beschützt. Aber es war ihre Aufgabe…es war ihre verdammte Pflicht uns zu beschützen“, sagte ich laut und ließ den Tränen freien Lauf. Ich fühlte noch immer diese Wut…diese Enttäuschung…über ihre Unfähigkeit. Sie hatten versagt. Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit und alles geriet außer Kontrolle. Sie hätten…sie hätten einfach…einfach… Ich schluchzte. Meine Hände fingen an zu zittern. Der Stummel fiel mir beinahe auf den Schoß. Schnell zündete ich mir mit diesem, sofort die nächste Kippe an. „Im Krankenhaus, hatte ich mich das erste Mal geschnitten“, sagte ich völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Esme erwiderte mein trauriges Lächeln und reichte mir ein Taschentuch. „Danke…“, sie nickte. Ich schob mir die Jacke am linken Arm rauf und deutete auf eine lange, feine Narbe die etwas unter meiner Armbeuge verlief. „Ich weiß nicht mehr wie ich an die Schere gelangte…“, ich zuckte die Schultern. „…ich weiß nur noch wenig über meinem Aufenthalt dort.“ Zwischen uns setzte ein langes Schweigen ein, während ich die zweite Kippe vernichtete und mir dabei andauernd, die Tränen abwischte. „Wisst ihr was komisch war?“ Sie schüttelten beiden den Kopf. „Das es kaum weh tat…es war einfach nur befreiend.“ Sie waren nicht schockiert über meine Aussage. Nur unendlich bestürzt. Edward reichte mir den Tee. Er war bereits abgekühlt. Also trank ich die ganze Tasse in einem Zug leer. „Von diesem Tag an, überwachte man mich wie einen Schwerverbrecher. Niemand konnte mich verstehen, sie schleppten mich zu Therapiestunden und dachten, sie würden mir damit einen Gefallen tun, doch umso mehr Menschen sich einmischten, umso verlorener fühlte ich mich. Sie missachteten meine Privatsphäre…zwangen mich…bedrängten mich…ließen mir einfach keine Zeit nachzudenken. Ich fühlte mich schrecklich hilflos.“ So fühlte ich mich noch immer. Hilflos, weil es mir einfach nicht gelang…auch jetzt nicht, nach all den Jahren…meine Vergangenheit hinter mich zu lassen. Hilflos…weil ich mir selbst im Weg stand. Hilflos, weil genau diese Vergangenheit immer mehr Personen mit ins Unglück stürzte und ich nur hilflos dabei zuschauen konnte. „Wahrscheinlich, war das Ritzen der Auslöser für meinen späteren Aufenthalt in der Psychiatrie.“ Ich stöhnte vor Kopfschmerzen. Die Gedanken nahmen an Volumen zu. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit mir noch blieb ehe sie mich erneut zu Boden drücken würden. Edward nahm sofort meine Hand. Ich klammerte mich an ihn. „Und wahrscheinlich…war das auch der Grund, warum sie mir verwehrten zur Beerdigung zu gehen“, ich schluchzte wieder und griff mir mit der anderen Hand an meine schmerzende Brust. „Sie ließen dich nicht?“ Er klang fassungslos. „Nein…“, hauchte ich leise. „Sie waren der Meinung, ich wäre labil und einfach nicht in der Lage, dieses traumatische Erlebnis zu verkraften. Dabei war es genau das, was ich brauchte. Meine Chance Abschied zu nehmen…sie erlaubten es nicht.“ Im gleichen Moment, fühlte ich wieder diesen unbändigen Hass. Den, den ich auch schon damals fühlte. Auf jene, die sich das Recht herausnahmen über mich zu Urteilen. All jene, die sich in mein Leben drängten und mir das letzte bisschen nahmen, was mir noch geblieben war. Meinen Willen… Diese Beerdigung…sie wäre mein Moment gewesen. Sie wäre meine Chance auf Abschied gewesen. Eine Chance auf Vergebung. Wie hätte ich diesen Menschen je vertrauen sollen? Wie hätte ich mich ihnen anvertrauen können, nach all dem, was sie mir angetan hatten? „Ich war noch nie auf dem Friedhof …noch nie“, schluchzte ich. „Ich habe mich nicht getraut“, fügte ich leise hinzu. „Seit dem Tag an, habe ich mit niemanden mehr gesprochen. Ich habe sie alle ignoriert, habe mich in meine eigene Welt geflüchtet. In dieser Welt gab es nur mich…und meinen Selbsthass. Es mag eigenartig klingen aber nur mit diesem Hass, fühlte ich mich meiner Familie nahe.“ Mein Atem beschleunigte sich. „Jemand, musste für ihren Tod bezahlen…dafür leiden, damit er nicht umsonst war. Damit er nicht in Vergessenheit geriet. Damit man SIE nicht vergaß. Ich habe mich selbst verurteilt…“, Edward schloss bestürzt die Augen. „ Drei Tage nach der Beerdigung, wurde ich dann nach Port Angeles verlegt. In die Kinder und Jugendpsychiatrie.“ Ich verzog das Gesicht. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie furchtbar es dort gewesen war. So viel Betreuer wie es dort gab, so viele Psychologen gab es…und noch mehr Beruhigungsmittel.“ Ich atmete gegen das Rauschen in meinen Ohren an. Ich war schon völlig aus der Puste. Aber ich zwang mich, zum weiter reden. Edward musterte mich besorgt. Er ahnte wohl, worauf ich zusteuerte. „Ich wurde so oft ruhig gestellt, dass mir teilweise ganze Tage fehlten. Die ersten Wochen verbrachte ich wie in Trance. Ich weiß nicht mehr, was alles wirklich passiert war und was meine Fantasie erzeugt hatte. Etwa nach drei Monaten, hatte ich mich so weit im Griff, um tägliche Nervenzusammenbrüche zu vermeiden. Von dieser Zeit an, gab es nur noch Mittel bei Bedarf. Keine Ahnung, was sie damit meinten. Es war mir auch egal. Ich nahm meinen täglichen Alltag auf, auch wenn noch vieles im Nebel gehüllt war. So richtig erinnere ich mich erst wieder ab meinem 12 Geburtstag. Ich glaube, an diesem Tag, war ich aus meiner Starre erwacht. Wahrscheinlich, weil mich der Blick auf die Digitalanzeige meines Weckers, so schockiert hatte.“ Mit einem schmerzhaften Stöhnen, ließ ich die Bilder zu, die vor meinem inneren Auge auftauchten. Ich ließ seine Hand los und griff mir, mit zusammengekniffenen Augen an den Kopf. Seine Hand berührte mich sachte am Knie. Ich stöhnte vor Anstrengung. „So ist es gut…lass dich darauf ein.“ Hörte ich ihn noch leise sagen. Dann, trieb mich die Erinnerung fort. Flashback: Keuchend, öffnete ich die Augen und starrte an die dunkle Zimmerdecke. Hastig, zog ich Luft in meine Lunge. Haare klebten mir im Gesicht und noch immer liefen Tränen aus meinen Augen. Ein Traum… ein Alptraum… und doch, die traurige Realität. Ich drehte mich schnell auf den Bauch und drückte mein Gesicht ins Kissen, um den Schrei zu ersticken der meine Kehle hinaufkroch. Ich hatte es schon wieder geträumt! Seit über 5 Monaten jeden Tag aufs neue. Und es hörte nicht auf, es verfolgte mich. Ich wimmerte ins Kissen und versuchte die Bilder zu verdrängen. Doch es half nicht… sie ließen sich einfach nicht abstellen. Wie in Zeitlupe, spielten sie sich immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Immer wieder die gleichen Bilder. Die letzten Bilder meiner geliebten Familie. Ihr letzter Augenblick… UNSER letzter Augenblick. Der leblose Körper meiner Mutter. Die toten Augen meines Vaters, die mich gnadenlos anstarrten…mich verhöhnten. Der zappelnde Körper meiner Schwester und die unschuldigen, angsterfüllten Augen meines Bruders. Das zerbrochene Fenster, die Glasscherben, das zerbeulte Auto, der Qualm… das Feuer. Noch immer hörte ich meine Schwester schreien und roch das Benzin. Es brannte mir in der Nase und die Dunkelheit…diese elende Dunkelheit. Das brennende Auto... Ein erneuter Schrei drang aus meinem Mund. Sie kommen nicht wieder, NIE WIEDER. Sie sind Tod, meine Familie war TOD. Und ich war hier, ALLEIN. Allein auf dieser verdammten Welt und hatte niemanden mehr. Warum war ich nur gelaufen? Warum war ich nicht bei ihnen geblieben? Warum war ich nicht mit ihnen gestorben? Immer wieder die gleichen Fragen die mich quälten, die mich jagten…mich folterten. Und ich fand keine Antwort darauf. Ich hatte sie einfach alleine gelassen. Meine kleinen Geschwister… hatte sie einfach allein ihrem Schicksal überlassen. Ich war Abschaum! Sie sollten hier sein und nicht ich. Ich hätte in diesem Auto sterben sollen…müssen. Sie sind alle wegen mir gestorben. Ich allein trug die Schuld an ihrem Tod. Nur ich ganz alleine. Hätte ich meinem Bruder die Zeitung nicht aus den Händen gerissen, würden sie noch leben. Ich hatte die Nerven verloren und nun… nun hatten sie dafür mit dem Leben bezahlt. Nur wegen mir. Ich hätte nichts tun dürfen, hätte Seth einfach ignorieren sollen und nicht auf ihn eingehen dürfen. Dann hätte Dad sich nicht aufgeregt, hätte nicht nach hinten gegriffen und …. NEIN. Wieder schrie ich ins Kissen. Ich war die ältere, ich hätte die vernünftige von uns sein müssen. Warum, warum hatte ich das gemacht? Und jetzt, jetzt lag ich hier, mit dieser Schuld und diesen Bildern die mich zerstörten, in diesem unbequemen Bett, was nicht einmal mein eigenes war. In diesem großen Gebäude, was nicht mein Zuhause war. Und litt, litt jeden Tag. Für was das alles? Es hätte so einfach sein können. Ich hätte bei ihnen sein können. Auf dem Friedhof. Friedlich hätte ich neben meiner Familie liegen sollen. Erlöst von all den Schmerze. Man sagte mir, alles würde gut werden. Doch ich spürte nichts davon. Es wurde mit jedem Tag nur noch schlimmer. Mit jedem gottverdammten Tag, wurden die Schuldgefühle größer und der Schmerz bestialischer. Was konnte ich noch tun? Wenn ich doch nur vergessen könnte. Wenn ich alles verdrängen könnte. Beinahe wäre es mir gelungen. Doch wie immer, mischten sich alle ein die sich nicht einzumischen hatten. Warum…warum ließen sie mich nicht einfach? Sahen sie denn nicht, dass ich am Ende war? Warum, sahen sie zu wie ich mich quälte? Sie hätten mich einfach sterben lassen sollen…hätten mich nicht so schnell finden dürfen. Ich presste mein Gesicht weiter ins Kissen und strich über die leichten Verbände an meinen Handgelenken. Vor zwei Tagen würden die Fäden gezogen. Nun verzierten zwei dicke Narben meine Pulsadern. Es kümmerte mich nicht. In den Augen der Betreuer, war ich nun Suizidgefährdet und stand unter ständiger Beobachtung. Was weiß ich, es interessierte mich auch nicht, wie das hieß was ich war. Es ärgerte mich nur, dass es nicht funktioniert hatte. Kurz nachdem sie mich fanden, durchwühlten sie all meine Privatsachen. Die von Leah gleich mit. Sie schätzten nicht einmal unsere Privatsphäre. Sie behandelten uns wie aufsässige…ohne Respekt. Sie fanden die Rasierklinge, die ich nur durch Zufall in die Hände bekam und nahmen sie mit sich. Nahmen mir die einzige Möglichkeit, dem Schmerz in meiner Brust Abhilfe zu verschaffen. Ich versuchte nicht zu laut zu Schluchzen. Leah würde wach werden. Vielleicht, war sie das auch schon. Sie kam nur noch selten an mein Bett um mich zu trösten. Sie hatte genug eigenen Mist, mit dem sie sich rumplagen musste. Leah war meine Zimmernachbarin. 13 Jahre und schon seit einem Jahr hier. Auch sie hatte ihre Eltern verloren. Bei einem Hausbrand. Sie und eine ältere Frau waren die einzigen, die lebend geborgen werden konnten. Mit schweren Rauchvergiftungen kam sie ins Krankenhaus, in dem sie dann erfuhr, dass ihre Eltern bei dem Brand ums Leben gekommen waren und mit ihnen, 3 weitere Menschen zu denen Leah ein inniges Verhältnis hatte. Warum das Feuer in dem Reservat ausbrach, wusste niemand. Die Polizei stand vor einem Rätsel. 3 Holzhütten waren vollständig ausgebrannt. Erst dann gelang es der Feuerwehr, die Flammen zu bändigen. Von allen hier, verstehe ich mich mit Leah am besten. Sie war mir eine gute Freundin geworden. Wir verbrachten all unsere Zeit gemeinsam. Und davon hatten wir reichlich. Die Schule, hatte ich seit dem Unfall nicht mehr besucht. Ich war psychisch nicht in der Lage dazu. Auch Leah hatte ein Jahr ausgesetzt. In 4 Wochen würde sie wieder anfangen. Die Therapeuten dachten, sie wäre schon wieder bereit dazu. Doch ich, wusste es besser. Leah, war genauso am Ende wie ich es war. Auch sie hatte ihre Lebensfreude mit dem Feuer verloren. Vielleicht, konnten wir deswegen so gut miteinander. Wir konnten einander ganz genau verstehen. Sie war die einzige, die wusste was ich durchlebt hatte. Mit ihr konnte ich reden. Denn ihr vertraue ich. Jeden zweiten Tag, musste ich zu einer Sitzung. Diese, gestaltete sich dann größtenteils schweigend. Sie wollten, dass ich über das erlebte erzählte. Sie meinten, dass würde mir helfen. Sie konnten mich mal! Wenn ich nur so stark wie Leah wäre. Seit einem Monat, hatte sie sich verändert. Ich konnte mich noch gut daran erinner, wie schlecht es ihr ging als ich hier ankam. Sie war am Boden doch jetzt... jetzt wirkte sie so stark. Aber dann, dann gab es wieder Momente in denen sie in ihr altes Muster zurückfiel. Keine Stunde später, ging es ihr wieder besser. Ich hoffte, Leah konnte mir helfen. Vielleicht, hatte sie eine Lösung gefunden…einen Weg, denn Kopf abzuschalten. Einen Weg…um ZU LEBEN. Dann könnte ich endlich, das Versprechen an meinem Bruder einhalten. Langsam, drehte ich meinen Kopf auf die andere Seite. Die Digitalanzeige meines Weckers ließ mich erstarren. 03.17 Uhr! 13.09.1999! Mein zwölfter Geburtstag! Ich gab mich einem erneuten Tränenschwall hin, der mich bis in den Schlaf begleitete. Am Ende meines Bewusstseins, wartete ein neuer Alptraum auf mich. Flashback Ende! „STOP“, schrie ich und riss die Augen auf. „NEIN“, schrie ich wieder und versuchte mich aufzurappeln. Jemand, drückte mich bestimmend zurück. Nur langsam, legte sich der Film vor meinen Augen und ließ mich meine Umgebung wieder wahrnehmen. „Schhttt…“, hörte ich wen neben mir murmeln. „Carlisle“, schluchzte ich und zog gierig Luft. Er hockte neben mir. Nahm wieder meinen Puls. Hastig sah ich mich um. Edward und Esme saßen nach wie vor in ihren Sesseln. Emmett und Jazz standen in der Tür. Ihre Gesichter sprachen Bände. „Jasper bitte“, weinte ich und stöhnte erleichtert, als er sofort bei mir war und ich die Welle Ruhe spürte, die an mein Bewusstsein kratzte. Mit allem was ich in diesem Moment aufbringen konnte, ließ ich mich darauf ein. Es war nicht viel, was er für mich tun konnte. Aber genug, um mich teilweise zu beruhigen. **************** Und wieder am Ende angekommen. Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr konntet einige Informationen über Bella heraus angeln. Jedenfalls, wissen wir jetzt alle WER Leah für sie war und wo sie sich kennen lernten. Leahs Name fiel im Laufe der Geschichte bereits einige Male…ich nehme doch an, euch ist das aufgefallen *augenbrauhochzieh* GGGGLG Alex Kapitel 45: Sterben? Vorläufig nicht! ------------------------------------- Einen wunderschönen Tag wünsche ich euch. Ihr bekommt heute schon das neue Kapitel. Der Rest der Woche, ist bei mir nämlich total ausgebucht. Es ist mal wieder ein Kapitel, das SO gar nicht geplant war… sich dann aber beim schreiben einfach ergeben hat… und ich bin sehr froh darüber. Der Schluss erspart und eine genaue detaillierte Verarbeitung des Unfalles…bei der ja eigentlich nur das gestanden hätte, was wir alle schon wissen. Und da ich ja ein Händchen dafür habe, mich andauernd zu widerholen…kam mir diese Idee sehr gelegen. Wir wollen ja endlich weiter kommen richtig? Somit, wird am Ende der Unfall so weit von ihr verarbeitet sein, dass ich in den darauffolgenden Kapitel nicht mehr allzu sehr zurückgreifen muss. Aber jetzt genug geplaudert. Viel Spaß! ************** Bella POV „Steigst du bitte einmal auf die Waage?“ Carlisle hatte sich neben dieser sofort positioniert und sah mich abwartend an. Ich seufzte…großartig…das Ergebnis würde ihn nicht zufriedenstellen, dass wusste ich jetzt schon. „40,7“, murmelte er bedrückt. Er lief rüber zu seinem Schreibtisch, nahm sich seinen Notizblock und kritzelte auf diesem herum. Dann deutete er mir an, mich einen Moment zu setzen. „Dein Anfangsgewicht betrug 41,3…du hattest einige Gramm in den letzten Wochen zugenommen und wiegst jetzt weniger als am Anfang“, er hob den Kopf. „Was sagt uns das?“ Ich zuckte die Schultern. Was sollte uns das schon sagen? Dass ich die letzten Tage kaum etwas bei mir behalten konnte. Das ich keinen Appetit hatte…das meine Psyche einen gewaltigen Beitrag zu dieser radikalen Gewichtsabnahme beigesteuert hatte…wirklich…warum fragte er? „Bella…“, er tat eine lange Pause, stützte sich mit den Armen auf den Schreibtisch und sah plötzlich unglaublich alt aus. „…du musst mehr essen“, sagte er leise. „Ich weiß“, hauchte ich. Ich wusste es wirklich. Aber was sollte ich tun? Ich bekam einfach nichts runter. „Ich möchte dich auf diese Art nicht verlieren“, ich schluckte…Tränen traten mir in die Augen. „…aber das werden wir, wenn du nicht zu Kräften kommst. Dein Gewicht ist lebensgefährlich. Die Masse, die du in den letzten drei Tagen zu dir genommen hast…frühstückt ein gesundes Mädchen deines Alters, an nur einem morgen.“ Ich senkte den Blick…meine Lippen bebten. Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen um mich machte. Ich wollte nicht, dass es ihn traurig machte. Das hatte er nicht verdient. „Ich weiß nicht, wie lange dein Körper bei diesem psychischen Druck noch standhalten wird. Du verausgabst dich täglich…tankst aber nicht nach. Heroin stockt deine lebensnotwendigen Speicherreserven nicht auf. Im Gegenteil, es bedient sich zusätzlich auch noch daran.“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er den Tisch umrundete und sich wie immer auf seinen Hocker setzte. Er rollte zu mir…ich sah auf. Direkt in seine wunderschönen, warmen Augen. „Ich möchte, dass du mir zwei Fragen beantwortest.“ Angespannt nickte ich. „Möchtest du immer noch aufgeben? Oder möchtest du…jetzt, wo du Fortschritte machst…kämpfen?“ Ich keuchte ihm ins Gesicht. „Ich muss eine ehrliche Antwort von dir bekommen, damit ich weiß, ob es sich für mich überhaupt noch lohnt dich am Leben zu erhalten.“ Was? Meine Hände zitterten bei seinen Worten. Er nahm sie sofort in seine. Warum machten mir seine Worte so große Angst? Sie klangen so… endgültig. Fragte er mich gerade, ob er mir in den Tod oder ins Leben helfen sollte? Ich war völlig überfordert. Tod…JA, schrie ein Teil in mir. NEIN…ein anderer. Was war nur mit mir passiert? Jetzt…aber ich hatte doch…fing gerade an mich zu…Edward! „Ich…kann nicht nachdenken…“, hauchte ich leise. Mir liefen Tränen übers Gesicht. „…Ich weiß nicht mehr, was ich über das Sterben denken soll“, gab ich zu…er nickte. „Ich bin ganz durcheinander aber ich weiß…ganz sicher…das ich jetzt nicht einfach sterben darf…nicht jetzt“, ich schluchzte. „Ich hab noch so viel gut zu machen. So viel zu erzählen und ich habe die Chance…ich spüre sie. Ich weiß, ich kann ein Leben haben. Eines, das mich glücklich machen könnte. Zusammen mit Edward…ohne Trauer…ohne Schmerz. Ewig? Das weiß ich nicht. Ich kann nicht ohne Heroin…aber…ich könnte mit Heroin…wenigstens so lange wie es geht.“ Er massierte meine Handrücken, ohne seinen Blick abzuwenden. „Ich bin so lange davor weg gelaufen und jetzt, jetzt wo ich endlich wieder Luft bekomme soll es zu spät sein…es darf jetzt nicht zu spät sein.“ Ich war Müde...und bekam schon wieder Kopfschmerzen. „Du musst mir helfen, damit ich das alles überstehen kann. Damit ich…wenigstens noch ein bisschen Zeit habe. Zeit mit euch und…und Edward“, ich schluckte. „Ich habe keine Angst vor dem sterben…“, versicherte ich ihm, denn ich wollte nicht, dass er sich allzu große Hoffnung machte. „…wenn meine Zeit gekommen ist, dann kann ich auch loslassen…“, ich schluchzte stärker. „Schtttt“, versuchte er mich zu beruhigen. „…aber meine Zeit ist noch nicht gekommen“, sagte ich überzeugend. In diesem Moment, ging die Tür auf und Edward trat ein. Ich sah sofort auf. Er verzog schmerzhaft das Gesicht, als er mich so aufgewühlt vorfand. Für Edward, war der Tod ein sensibles Thema…aber wir mussten uns alle mit diesem Thema auseinander setzten. Und es war gut, dass Carlisle dieses Thema so offen zur Sprache brachte. Seit dem er mich mit seiner Aura dominiert hatte…seit dem, konnte ich über viele Dinge besser nachdenken…konnte leichter Entscheidungen treffen ohne das es mir schwer fiel…ohne, dass ich mich lange an ihnen aufhielt und sie ständig hinterfragte. Er hatte mich gestärkt… Ich wusste, Edward konnte sich am schwersten mit diesem Thema auseinander setzten. Er hatte die Ewigkeit vor Augen…natürlich…das hatte ich auch…irgendwie. Doch im Augenblick, war ich noch nicht so weit mir darüber Gedanken zu machen. Jetzt noch nicht… und genau aus diesem Grund, mussten wir jede Möglichkeit in Betracht ziehen und dazu, gehörte auch das sterben. Die Ewigkeit war einfach ein so großes Wort…mit so vielen Bedeutungen…und ich wusste nicht, ob ich jemals stark genug für sie sein würde denn noch, machte sie mir Angst. Er kam zu uns. Carlisle rollte ein wenig an die Seite…ohne meine Hände los zu lassen… damit Edward sich neben ihn hocken konnte. Beide mir direkt gegenüber und gaben mir in diesem Augenblick den Halt, denn ich für diese Entscheidung brauchte. Mit ihrer Anwesenheit sagten sie mir…dass sie mich nicht alleine lassen würden. Dass sie da sein würden, während ich mich… so gut es mir wegen meiner Sucht möglich war…zurück ins Leben kämpfen würde. Beide, akzeptierten sie meinen Entschluss…den Entschluss, VOTLÄUFIG nicht zu sterben. Ohne ein Wort des Einwandes…ohne mich überzeugen zu wollen, den Tod endgültig abzusagen. Sie respektierten meinen Willen. „Gut…“, sagte Carlisle mit einem ehrlichen Lächeln. „…ich nenne dir jetzt zwei Alternativen und du entscheidest“, ich nickte. „Deine Werte sind besorgniserregend. Doch sie sind in so weit in Ordnung, dass sie dich ohne weiteres einige Jahre am Leben halten werden wenn…“, und nun verschwand sein Lächeln und machte dem ernst Platz. Ich sah besorgt zu Edward…er war bei Carlisle Äußerung stark zusammen gezuckt. `Am Leben halten werden´…es hörte sich auch wirklich nicht hoffnungsvoll an. Ich seufzte leise. Ich brachte nur Leid über diese Familie. „…wenn, du Kräfte sammelst. Du musst…trinken…essen…schlafen…regelmäßig und zur Genüge. Du musst deinem Motor Bestandteile bieten, die er verarbeiten kann. Damit deine Notreserven unberührt bleiben. Nur wenn du auf dich achtest…bleibt die Prognose Weitestgehens positiv und du gewinnst Zeit. Zeit, die du brauchen wirst um alles zu sortieren. Die du brauchen wirst, um die für DICH richtige Entscheidung zu treffen. Eine endgültige Entscheidung…“, ich nickte. Mit endgültig meinte er Tod oder Ewigkeit…ich verstand. Und ja, ich würde Zeit brauchen ehe ich mich entscheiden konnte. „Was sind das für Alternativen?“ „Du sorgst von alleine dafür oder…ich lege dir einen Zugang und“, ich hob sofort abwehrend die Hände, die er Gott sei Dank los ließ. „Ich sorge dafür…“, sagte ich schnell. „Gut“, sagte er wieder und nickte zur Bestätigung. „Zwing dich selbst dazu. Du kannst regelmäßig essen. Das habe ich dir schon einmal gesagt. Nicht viel…aber so viel das es ausreichen wird. Du wirst dich daran gewöhnen. Solltest du dich übergeben müssen, dann ist es eben so. Dann versuchst du es einige Zeit später wieder. So lange, bis es drin bleibt…“, ich verzog das Gesicht. „Beweise es mir. Wenn ich sehe, dass es nicht funktioniert. Muss ich handeln…“, zustimmend nickte ich. Sah es wirklich schon so schlecht um mich aus? Wegen des Heroins, nahm ich körperliche Schwächen nicht richtig wahr. Ich war in letzte Zeit wirklich stark in Mitleidenschaft gezogen. Und, dass diese momentane Lage nicht optimal für mein schwaches Herz war…welches schon einige Zeit nicht mehr so schlug wie normal… wusste ich auch. Natürlich musste von oben was rein, damit der Motor laufen konnte. Ich seufzte…ich war dem Tod wohl schon lange nicht mehr so nah wie jetzt. Tod…gestern verhalf mir dieses Wort noch Befriedigung. Heute, wollte ich nichts davon wissen. Der Gedanke beruhigte mich zwar noch immer. Aber das verzweifelte Bedürfnis, endlich einmal stark zu sein…nicht mehr zu flüchten…überragte im Augenblick. Ich musste einfach kämpfen…Für Dad…Mum…Seth…Emily…und für Leah. Ich war es ihnen schuldig…war jetzt schon ein gutes Stück weiter gekommen… wollte das jetzt nicht einfach weg werfen. Es war auszuhalten…ich musste es aushalten. Musste mich beweisen…es ihnen beweisen. Damit ich mich…irgendwann…von meiner Schuld befreien konnte, um meinen Frieden zu finden. Solange ich das nicht konnte…würden auch sie keine Ruhe finden. Ich war nur noch übrig…sie leben durch mich weiter. Wie sollten sie Frieden finden, wenn ich ihren Tod immer und immer wieder verfluchte? Wenn ich sie nicht gehen ließ? Und Jake…er hatte seine Freiheit gegeben, weil er fest daran glaubte, dass ich es wert war. Ich durfte ihn nicht länger enttäuschen. In den letzten 24 Stunden war so vieles geschehen. Ich hatte meine Prinzipien komplett über Bord geworfen. Bedauerte ich es? NEIN…ich spürte, dass ich mich mental, noch niemals so stark gefühlt hatte wie jetzt. „Ich bin wirklich wahnsinnig stolz auf dich. Was du heute erreicht hast… ich hatte nicht damit gerechnet, das du so leicht mit deiner Entscheidung umgehen wirst. Das du dich so einfach damit abfinden wirst. Du bist über dich hinaus gewachsen. Ich war heute oft kurz davor…abzubrechen, denn deine Vitalwerte machten mir ernsthafte Sorgen…machen sie noch immer. Aber immer wieder, hast du dich aufgerappelt und so gut es eben ging, davon erholt“, sagte Carlisle leise. „Das liegt hauptsächlich an dir. Du hast mich so stark beeinfluss, dass jetzt alles leichter ist. Ich glaube, meine Gedanken ergaben noch nie so viel Sinn. Ich bin es so Leid davon zu laufen. Ich möchte endlich abschließen“, er nickte, runzelte dann aber die Stirn. „Ich bin wirklich erleichter das zu hören. Aber verspreche mir, es nicht zu überstürzen. Du musst dir Pausen gönnen. Ich weiß, du möchtest es jetzt so schnell wie möglich hinter dich bringen. Aber das ist nicht der Sinn der Sache. Es bringt dir nichts, es einfach runter zu erzählen. Du musst es gleichzeitig verarbeiten. Und das braucht Zeit…und Kraft…viel Kraft.“ Kraft die ich im Augenblick kaum noch hatte. Ich nickte wieder…ja, ich musste besser auf mich achten. Musste genügend essen und trinken, um das auf Dauer zu überstehen. Ansonsten, würde mein Herz wohl früher oder später vor Erschöpfung schlapp machen. Noch gestern, hätte ich dieser Tatsache entgegen gefiebert. Aber jetzt nicht mehr…jetzt machte es mir Angst. Angst, dass ich keine Zeit mehr mit Edward haben könnte…keine glückliche Zeit mehr. Denn diese Entscheidung stand…genau in diesem Augenblick fest…sollte ich mich niemals für die Ewigkeit entscheiden können, wollte ich wenigstens eine kurze Zukunft mit ihm. Allein für eine kurze Zukunft…lohnten sich die Strapazen. „Du hast dich heute öfter über die Grenzen gestoßen als gut für dich war, Bella. Wir machen uns Sorgen, dass du dich überschätzt. Wir alle sind froh…ich am meisten… dass du endlich redest. Aber Carlisle hat recht, du musst dir Pausen geben. Ich habe Angst, dass du dich von einem weiteren Schock nicht mehr erholen wirst…“, Edward schluckte und mir brach es das Herz. „Carlisle, du sagtest zu mir. Ich soll reden, so viel wie ich kann…“ „Richtig, so viel wie du KANNST. Ich habe damit aber nicht gemeint, dass du dich von einem Extrem ins andere stürzen sollst. Natürlich sollst du reden…täglich, das würde dir am meisten helfen. Aber, an diesem Tag, müssen nicht die letzten 4 Jahre gepackt werden.“ Ich holte tief Luft. Von einem Extrem ins andere? Ja vielleicht hatten sie recht. Erst hatte ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt und jetzt, wollte ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen. So funktionierte das nicht…leider…ich seufzte wieder. „Nimm dir einfach ein Thema…eine Erinnerung…eine Veränderung deines Lebens vor, sprich über sie…beschäftige dich mit sie. Nehme dir Zeit dafür…so viel Zeit wie du brauchen wirst um mit ihr umzugehen. Du musst dich am nächsten Tag daran erinnern können ohne, dass dich die Gedanken daran zu Boden drücken. Tun sie es dennoch, investiere den nächsten Tag für sie…und den nächsten…und wieder den nächsten. So lange…bis du es ertragen kannst.“ Stumm weinend nickte ich. Ich würde tun was sie für richtig hielten. Einfach weil…weil ich es in ihre Hand abgab. Sie mussten mich leiten…mussten mich anweisen, mussten mir den Weg zeigen…denn allein…allein würde ich es nicht können. Würde nicht wissen was richtig und was falsch wäre. Denn, das wusste ich noch nie… „…Dein Herz hat sich überschlagen…zwei Mal…du hattest fieber, jetzt Gott sei Dank nicht mehr. Bella du…du bist zwei Mal weggetreten…“, er schloss die Augen. Ich legte ihm meine Hände an die Wangen. Er sah mich sofort wieder an. „Ich weiß…ich…ich“, meine Stimme zitterte. „…ich mach euch Kummer. Und das tut mir leid…so leid.“ Von einer Sekunde zur anderen, stürzte die Last dieses Tages auf mich nieder…die Verzweiflung schüttelte mich durch. Ja… es war zu viel gewesen…viel zu viel. Jetzt erst, spürte ich das Ausmaß. Verstand ihre Worte richtig. Edward zog mich sofort auf seinen Schoß und tröstete mich. Ich spülte mir die Anstrengung der letzten Stunden von der Seele und fühlte, wie ich mit jeder Träne befreiter wurde. _______________________________ Die darauffolgenden 13 Tage, verbrachte ich größtenteils schweigend. Wenn ich nicht schwieg, dann weinte ich…oder schrie…oder kombinierte beides. Ich beschäftigte mich intensiv mit diesem Unfall. So…wie Carlisle es angeordnet hatte. Edward war immer bei mir…die meiste Zeit blieb er stumm…begleitete mich aber, allein mit seiner Anwesenheit durch diesen Prozess. Carlisle hatte mit mir in dieser Zeit, die Antihistaminika Therapie begonnen. Noch, spürte ich keine Besserung. Edward salbte mir drei Mal täglich die Beine ein. Aber auch dabei verspürte ich keine Linderung. Auch nicht an meinen Träumen, die noch immer viel zu real waren. Das schlimmste war eigentlich, dass ich noch immer alles ganz genau so wahrnahm, als wäre ich gerade dabei. Ich roch das Benzin...noch immer. Spürte den Nieselregen auf meiner Haut und fror…es war der absolute Alptraum. Während der gesamten 13 Tage, hatte sich an meinen Träumen einfach nichts geändert. Einzug und allein ein Fortschritt hinterher war zu erkennen. Ich hatte gelernt, mich schnell wieder unter Kontrolle zu bekommen. Und nur das allein, bedeutete viel für mich. Die Träume…die würden wohl bleiben…mit dieser Tatsache musste ich mich abfinden. Ich war die meiste Zeit gefangen in meiner eigenen kleinen Blase, in der es hauptsächlich meine bestialischen Schuldgefühle gab. Diese wogen schwerer als der Unfall…sie zerstörten mich. Immer wieder aufs Neue…drängten mich mehrmals an den Rand des absoluten Nervenzusammenbruches. Carlisle war dann immer da, um mich davor zu bewahren. „Dich trifft keine Schuld am Tod deiner Familie“, sagte mir Edward andauernd. Es war, als versuchte er eine Mauer in mir einzureißen, während ich aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund mit dem Spatel versuchte, die kleinen Risse zu reparieren, um sie intakt zu halten. Ich hatte die Schuld jetzt so lange mit mir herumgetragen, ich konnte sie nicht einfach ablegen. Es ging einfach nicht… Aber in einem Punk…konnte man mir helfen. Es war Emmett, der sich eines Abends zu uns setzte…mich anlächelte…Edwards Einwände ignorierte…und von mir noch einmal har klein erzählt bekommen wollte, was genau geschehen war als ich im Auto zu mir kam. Er drückte mir die Luft ab…ließ sich aber nicht beirren und redete weiter auf mich ein. Ich war am Boden zerstört…hatte keine Kraft mehr…doch er blieb eisern. Edward, war kurz davor sich auf ihn zu stürzen als er immer und immer wieder, von neuem Fragen stellte. Ich hielt ihn mit meinem Blick zurück…ich wollte nicht der Grund für Streit in dieser Familie sein. Also sah er verärgert dabei zu, wie Emmett mich folterte. Am Ende, lehnte ich nassgeschwitzt an Emmett und Dankt ihm von Herzen dafür, während er mich an sich drückte und liebevoll meine Stirn küssen. ER nahm mir einen Teil meiner Schuld…einen großen…einen, der mich all die Jahre am meisten belastete. Denn, nachdem er mich immer wieder dazu drängte, diese eine Situation nachzuempfinden wurde mir klar, dass es für mich keine Möglichkeit gegeben hatte, meine Geschwister zu befreien. Denn DAS, hatte ich mir immer wieder vorgeworfen. Meine Geschwister nicht aus diesen Auto geholt zu haben. Dieser ganze Augenblick damals, kam mir so schrecklich lang vor. Das Gespräch mit meinem Bruder, kam mir wie Stunden vor. Stunden, in denen ich sie hätte befreien können. Durch Emmett, wurde mir klar, es waren keine Stunden gewesen. Es waren nur Minuten. Wegen des Schockes, hatte ich alles viel langsamer wahrgenommen…in Zeitlupe. Hatte mir jeden kleinen Moment eingeprägt, so sehr…das er mir noch heute wie eine Ewigkeit vor kam. Alles…aus dem Fenster kriechen, ums Auto rum und wieder zurück. Der Qualm…mein Versuch wieder ins Auto zu gelangen. Mein Bruder, der mich anflehte zu laufen…der Abschied…die Flucht vor dem brennenden Auto…die Explosion. Das alles… konnte nicht länger als 5 – 7 Minuten gedauert haben. Eine Zeit, die nie gereicht hätte um sie zu retten…wie hätte ich sie auch so schnell los bekommen sollen? Selbst mit den Glasscherben, hätte ich sie nicht beide aus ihren Gurten befreien können. Das wusste ich jetzt. Wenigstens ein kleiner Trost, für den ich Emmett ein Leben lang dankbar sein würde. Aber selbst das änderte nichts an der Tatsache, dass ich nicht bei ihnen geblieben war. Dass ich sie nicht in den Tod begleitet hatte. Mit dieser Schuld, würde ich wohl ein Leben lang Leben müssen, denn es gab einfach keine Entschuldigung…keine Worte…die meine feige Flucht rechtfertigten. Auch nicht Seths Willen, auf dem Edward immer wieder beharrte. Ich dachte in dieser Zeit auch oft an meine Mutter. Der Gedanke an sie, gab mir Wärme. Ich sah sie vor mir. Ihre strahlenden Augen die…egal wie wütend sie auf uns war…immer ihre Liebe spiegelten. Ich erinnerte mich an die intensiven Gespräche, die ich vor allem in der letzten Zeit, oft mit ihr führte. In der Zeit, als aus mir langsam eine Frau wurde. „Woher wusstest du, dass Papa der Richtige war?“, hatte ich sie leise gefragt und auf eine schöne, romantische Geschichte gehofft… in der ein armes Mädchen ihren Prinzen fand. Sie hatte sich leicht zu mir runter gebeugt…ich konnte ihren süßen Atem riechen. Eine Mischung aus Rotwein und Minze. „Weißt du… Liebe ist, wenn man an jemanden denken kann, ohne nachzudenken.“ Damals, hatte ich sie nicht verstanden… jetzt tat ich es. Die Gedanken an sie, befreiten mich schließlich von der Wut, die ich fühlte. Die Wut, dass sie und Dad uns nicht gerettet hatten. Alles in allem, musste ich mir am dreizehnten Tag eingestehen, dass es mir sehr viel besser ging. Es ging mir sogar so gut…das ich darüber nachdenken konnte, ohne sofort in Tränen auszubrechen. Ich…hatte es irgendwann…ganz einfach akzeptiert. Der Schmerz war noch immer der gleiche…und ich war mir sicher, dass alle Gespräche dieser Welt daran niemals etwas ändern würden. Ich nutzte diese 13 Tage auch nicht damit, den Schmerz zu beseitigen. Ich nutzte sie…um eine Möglichkeit zu finden…mit dem Schmerz umzugehen. Und ich fand eine Möglichkeit…sie war noch immer wacklig…ließ mich hin und wieder noch immer im Stich. Aber ich würde weiter daran arbeiten…immer wieder…jeden Tag…solange, wie es brauchen würde. Edward beobachtete mich in den Tagen wachsam…war hoch erfreut über meinen Fortschritt. Am dreizehnten Tag, nahm er mich fest in den Arm…wirbelte mich durchs Zimmer…küsste mich Leidenschaftlich und murmelte an meinen Lippen. „Zurück zur Psychiatrie.“ Richtig…denn es gab noch so vieles mehr, was verarbeitet werden musste. Viel mehr…aber nichts…absolut gar nichts, war so verstörend für mich war, wie dieser Unfall. Alles andere, würde ich mit Links schaffen…da war ich mir ganz sicher. Das schlimmste war vorüber… ************** Was meint ihr…hat der Schluss ausgereicht für die Verarbeitung des Unfalles? Ich bin der Meinung, es genügte. Sie konnte sich teilweise davon befreien. Ganz wird es ihr niemals gelingen. Auch einen Teil der Schuld wird sie immer mit sich rum tragen müssen. Aber…und darüber bin ich sehr stolz…hat sie einen Weg gefunden damit umzugehen. Auch wenn dieser Weg noch wackelt…im Laufe der Zeit, wird er sich festigen. GGGGLG Alex Kapitel 46: Weiter im Text -------------------------- Hey… Eine Woche ist wieder vergangen und hier habe ich pünktlich, das neue Kapitel für euch. Viel Spaß! *************** Bella POV Auch in dieser Nacht, riss mich ein Alptraum aus dem Schlaf. Jede Nacht aufs Neue. Weinend und zitternd, fand ich in die Realität zurück. „Ich bin da“, hörte ich Edward neben mir flüstern und spürte sofort eine Hand, die sich beruhigend auf meinen Bauch legte. Mit einer schnellen Bewegung, drehte ich mich auf die Seite und presste meinen kleinen, zitternden Körper an ihn. Umständlich, hob er die Decke und rutschte darunter. Damit ich ihn ganz…ohne diesen störend Stoff, auf den er bestand weil er der Meinung war, seine Körpertemperatur könnte mich auskühlen…spüren konnte. Das war mein Allerheilmittel. Edward…seine Stimme…sein Geruch. Es hatte Tage gebraucht, bis ich mich ganz auf diese gesunde Form der Beruhigung einlassen konnte. Die ersten Tage hatte ich verzweifelt nach Heroin verlangt. Immer wieder…als Carlisle schließlich einen Riegel vor diese unzumutbare Heroineinnahme schob, musste ich mir etwas anderes suchen dessen beruhigende Wirkung auf mich abfärbte. Ich fand sie…natürlich…bei Edward. Bei ihm konnte ich meine Tränen trocknen und das Verlangen nach Heroin kontrollieren. Obwohl es immer noch, bei jedem Schmerz meine Gedanken dominierte. Es war schwer sich davon loszureißen um etwas neuem die Chance zu geben. Denn Jahrelang, wurde ich nur durch dieses eine Mittel beruhigt…daran gebunden…hatte mich daran gewöhnt…stur, verlangte ich deswegen auch nur danach. Jetzt nicht mehr… Edward tat mir unglaublich gut. Bei ihm, konnte ich mich beruhigen aber trotzdem den Schmerz fühlen. Das Aitsch, würde letzteres nur unterdrücken. Aber ich musste fühlen…mit allen Sinnen…was schwer war…aber erfolgreich. Ich hatte den Sinn hinter dieser Verarbeitung…hinter dieser Form der Therapie, längst verstanden. Und es war gut so…anstrengend…aber gut. „Wieder der gleiche Traum?“ Ich schniefte. „Der Unfall…wieder…immer. Ich werde ihn nie los bekommen“, er seufzte leise und drückte sein Gesicht in mein Haar. „Versuch dich zu beruhigen, ich halte dich.“ Trotz des schmerzhaften Pochens, meines Herzens…lächelte ich an seinem Hals. Wir waren und in den letzten Tagen sehr nahe gekommen. Schnell hatte ich verstanden, dass nicht jeder allein, auf seine Weise mit dieser Situation umgehen musste. Sondern, dass wird es gemeinsam mussten um als Paar zusammenzuwachsen. Ich inhalierte seinen Geruch…fühlte seinen kalten Körper und schloss berauscht die Augen. Meine Tränen versiegten, einzig und allein das zittern blieb. Würde auch noch eine Weile anhalten…dass wusste ich aus Erfahrung. „Es ist mitten in der Nacht…“, sagte er leise. „…möchtest du noch etwas schlafen?“ Schnell schüttelte ich den Kopf. „Nur nicht mehr schlafen“, entschied ich überzeugend. „Wollen wir hinunter gehen und mit den anderen einen Film anschauen?“ „Das hört sich gut an.“ Ich entfernte mich etwas von ihm…zog die Nase hoch und lächelte in die Dunkelheit. Ich wusste, er konnte es erkennen. Einen Moment später, fühlte ich seine Lippen auf meinen. Mit einem leisen stöhnen, gab ich mich seinem Kuss hin. „Ich mach Licht“, murmelte er wenig später an meinem Mund. Ehe ich mich versah, war er aufgestanden und die helle Deckenbeleuchtung brannte mir in den Augen. Er stand am Lichtschalter und grinste. Seine Haare, waren auf der einen Seite ganz plattgedrückt vom Liegen. Schmunzelnd, setzte ich mich auf und fuhr mir einmal übers Gesicht. „Es nervt“, sagte ich leise, während ich meine Hände beobachtete. „Was nervt?“ Er war wieder zu mir aufs Bett gestiegen. „Das hier…“, ich hielt ihm meine Hände unters Gesicht. Er umfing sie sofort mit seinen. „Weißt du…es tut weh. Nach einiger Zeit, verspannen meine Muskeln…“, ich ließ den Kopf kreisen. „…es tut dann einfach nur noch weh.“ „Weil du bereits völlig verspannt bist. Vielleicht solltest du mal in die heiße Badewanne. Das kurze Duschen einmal am Tag, hilft deinen Muskeln nicht.“ Ich verzog das Gesicht. „Meinen Muskeln vielleicht nicht. Aber meine Haut dankt es mir. Nach einem Bad, würde es mich umbringen.“ Als wäre das sein Stichwort, zog er mir die Decke vom Körper und griff nach meinen nackten Beinen. Ich zuckte sofort zusammen. Seine Hände waren einfach verdammt kalt. Er lächelte entschuldigend und betrachtete wehmütig, die Katastrophe, die ihm entgegen lachte. „Es wird nicht besser“, stellte er verärgert fest. „Nein…“, seufzte ich. „…wird es nicht. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, es wird immer schlimmer.“ Er drehte meinen Knöchel. Ich musste mich somit etwas auf die Seite drehen und biss mir dann fest auf die Lippen, während er meine entzündete Haut abtastete. „Wir versuchen mal die Tropfen“, sagte er leise. Ich nickte und unterdrückte dabei verbissen den Drang, seine Hand weg zu schlagen um mir die Haut vom Beim zu kratzen. Meine Zehe verkrampfen sich. Er sah es natürlich sofort, ließ von meinem Bein ab und massierte sanft meine Füße. „Ich muss aufstehen…Ich dreh gleich durch“, presste ich zwischen den Zähnen hervor. Er ließ meine Füße sofort los. Ich stieg aus dem Bett, zupfte mir die Kleidung zu Recht und lief einige Runden im Zimmer umher. Es gab Momente, an denen es einfach unerträglich wurde. Carlisle, verbot es mir zu kratzen. Er meinte, damit würde es nur noch schlimmer werden. Ich fragte mich andauernd, was daran noch schlimmer werden konnte? Edward stand ebenfalls auf und beobachtete mich mitfühlend. Sein Gewissen nagte an ihm….war er es doch täglich, der diesen bestialischen Juckreiz mit seinen Berührungen zusätzlich schürte. Ich lächelte ihn an. Ich machte ihm keinen Vorwurf. Irgendjemand, musste sich diesem Problem ja nun einmal annehmen. Wenn ich es selbst tun würde, würde es definitiv nicht beim einfachen eincremen bleiben. Die Versuchung dann doch zu kratzen, wäre einfach zu groß. Und das wusste er. „Komm, ich mach das schell“, hörte ich ihn sagen. Er hatte die kleine Flasche mit der Flüssigkeit schon in der Hand. Die vorletzte Alternative. Würde das nicht helfen, blieb nur noch eine Salbe übrig. Seufzend, lief ich zu ihm und setzte mich aufs Bett. Ich bezweifelte, dass es dieses Mal was bringen würde. Wollte seine Hoffnung aber nicht zerschlagen. Wir probierten jetzt schon seit gut zwei Wochen. Blieben bei jedem Produkt zwei bis drei Tage…ohne Erfolg. Er hockte sich vor mir, schob mir die kurze Stoffshorts noch weiter hoch, tat etwas der Flüssigkeit auf seine Handfläche und rieb mir damit dann über den linken Innenschenkel. Meine Augen weiteten sich im gleichen Augenblick um das doppelte, ehe ich sie zusammenquetschte…neben mir nach einen Kissen griff…und mein Gesicht jammernd darin zu verbergen. Es fühlte sich an, als hätte er mir den Schenkel in Brand gesetzt. „Bella?“ Er klang besorgt…ich stöhnte vor Schmerz. „Mach schon weiter“, knurrte ich ins Kissen. „Geht es?“ „NEIN…“, gab ich zu. „…nun mach weiter“, wies ich ihn laut an. Ich hörte ihn irgendetwas brabbeln, dann landete die nächste Ladung auf meiner geschundenen Haut. „Heilige scheiße“, rief ich aus und rutschte mit dem Hintern auf dem Bett rum. „Wir lassen es“, bestimmte er sofort. Ich riss mir das Kissen vom Gesicht und starrte ihn an. „Ignorier mich einfach und mach weiter. Vielleicht hilft es. Jedenfalls, juckt es nicht mehr…“, ich quälte mir ein Lächeln auf die Lippen. „Super…“, sagte er etwas zu motivationslos. „…dafür brennt es… nehme ich an?“ „Wie die Hölle“, bestätigte ich und presste die Lippen zusammen, als er schließlich schnell die restliche Haut bearbeitete. Als er fertig war, legte er mir die Hände aufs Knie und sah auf. Ich sah einfach nur zurück, während ich weiter mit dem Arsch leicht auf dem Bett hopste. „Einmal am Tag…öfter tue ich dir das nicht an“, er hob eine Augenbraue. „Ist gut“, er seufzte schwer. „Esme, machst du Bella bitte eine Hühnersuppe?“ Fragte er plötzlich in normaler Lautstärke. Ich musste grinsen. Diese vampirischen Fähigkeiten waren für mich noch immer faszinierend. Ich hätte ihn nicht einmal verstanden, wenn ich im Bad gewesen wäre. „Und?“ Er rollte über meine Frage die Augen, was mich leicht zum kichern brachte. Sie hatte mit der Suppe wahrscheinlich schon begonnen, noch bevor Edward seine Frage zu Ende gestellt hatte. „Geht es wieder?“ „Jaja…war nur der erste Moment. Jetzt brennt es nur noch leicht. Lass mich mal hoch, ich will mich schnell frisch machen.“ Ich trat ins Bad und blickte niedergeschlagen in den Spiegel. Gab es eigentlich eine Erweiterung des Wortes furchtbar? Grässlich vielleicht? Abscheulich? Selbst diese Begriffe schienen mir das offensichtliche noch zu verharmlosen. Edward trat hinter mich, umfing meine Hüften und legte mit sein Kinn auf die Schulter. Durch den Spiegel hindurch, sahen wir einander an. Mein Körper zitterte noch immer leicht, so leicht…dass man es kaum spürte. Nur noch wenige Minuten und es würde gänzlich nachlassen. Vorläufig… „Du hast ein bisschen mehr Farbe bekommen“, versuchte er mich aufzuheitern. Ich schnaubte. „Bella wirklich, tu dir das nicht an. Es ist so wie es ist. Und solange du Heroin nimmst, wird sich auch nichts ändern.“ Er hatte schnell Carlisle Talent angenommen, einfach alles klar und deutlich raus zu posaunen. Ich glaubte, Carlisle hatte ihm angeordnet nicht zimperlich mit mir umzugehen. Er haute mir andauernd knall hart die Tatsachen auf den Tisch…ich war froh darüber. Mit direkt, konnte ich schon immer besser umgehen. Es nützte uns beiden ja auch nichts, wenn er mich anlügen würde. Was hätte er auch groß sagen sollen? Du bist wunderschön… Ich liebe deine ramponierte Haut… Wie schön glanzlos deine Haare heute wieder sind… Schau mal da, ein neuer Fleck in deinem Gesicht…also wirklich!? „Es ist für mich immer noch unbegreiflich, wie du dich davor nicht ekeln kannst.“ Er stöhnte frustriert. „Wir müssen diese Unterhaltung nicht ausdiskutieren. Ich sehe dich an…und sehe, was die Sucht für Spuren hinterlassen hat. Was gibt es daran zu erörtern? Ich würde mich niemals vor dir ekeln…hörst du…niemals.“ Ich griff nach meiner Zahnbürste, ohne weiter darauf einzugehen. Nach einer Weile, ging er zurück ins Zimmer. Notdürftig versuchte ich anschließend, das Durcheinander auf meinem Kopf zu bändigen, gab dann kapitulierend auf. Als ich aus dem Bad trat, reichte er mir sofort frische Socken. „Der Boden unten ist kalt“, war seine Antwort auf meine unausgesprochene Frage. „Wie lange ist der letzte Druck her?“ „Du brauchst noch nichts“, stellte er klar. Das beantwortete zwar nicht meine Frage aber ich hielt trotzdem den Mund. Wenig später, fand ich mich in eine Decke gewickelt auf dem Sofa wieder. Mit dem Kopf auf Edwards Schoß und beobachtete grinsend, wie Emmett versuchte seiner Rosalie einen Urlaub in der Arktis schmackhaft zu machen. „Glaubst du wirklich, ich verbringe meine Hochzeitsreise am Nordpol? So dumm kannst du doch nicht sein, Emmett“, keifte sie ihn an. „Wir machen jedes Jahr, immer nur das gleiche. Meer…Strand…Sonnenschein. Immer auf irgendeiner Insel…dieses Jahr, können wir doch mal etwas anderes machen.“ Blöder Fehler… „Ach, unsere Reisen langweilen dich also?“ Sag ich ja… „Nein nein…“, ruderte er schnell zurück und hob die Arme. Rose war drauf und dran, ihm eine zu verpassen. Kichernd, genoss ich sein bedeppertes Gesicht. „…es ist überall aufregend mit dir.“ Sie knurrte…alle anderen lachten. Selbst Esme konnte ich aus der Küche hören. „Aufregend, hat sich für dich erledigt mein Freund. Flieg in deine Arktis und befriedige deine Gelüste an irgendeinem Pinguin, wenn du unbedingt Abwechslung brauchst, denn dieser Körper hier…“, sie machte eine ausschweifende Handbewegung, während Emmetts Kinn sich auf Kniehöhe einpendelte. „…steht dir ab sofort, nicht mehr zur Verfügung.“ Sie dampfte mit einem gezischten `Mistkerl´ ab. Er ihr sofort hinterher. „Aber Rosie...das kannst du nicht machen. Dein Körper ist doch das letzte, was mich langweilt…AU…scheiße, spinnst du?“ „Nur mein Körper ja“, hörten wir sie vom Flur fauchen. „Du hast mir voll in die Eier getreten.“ Emmett, klang absolut fassungslos. Ich konnte mir sein Gesicht bildlich vorstellen und aalte mich lachend auf Edwards Schoß. Wir hörten die Haustür ins Schloss fallen…zwei Mal…und wussten, ihre Auseinandersetzung würde sich draußen Fortsetzen. „Dieses Jahr, gibt es wohl einen Urlaub am Meer“, stellte ich grinsend fest. „Definitiv…er ist ihr völlig verfallen. Sie bekommt immer ihren Willen“, stimmte mir Edward lachend zu. Dann, konzentrierten wir uns wieder auf den Fernseher. Esme, kam einen Augenblick später mit einer kleinen Schale wieder und reichte mir diese. Ich richtete mich auf und nahm sie ihr ab. Der Dampf, stieg mir sofort in die Nase. Ich sah einen Moment auf die klare Brühe, damit beschäftigt meinen aufkommenden Ekel zu bekämpfen. Alle anderen verhielten sich ruhig. JA…ich aß wieder regelmäßig. Aber verlockender wurde diese Routine überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil… Laut seufzend, schob ich mir den Löffel in den Mund und sah schließlich auf. Direkt zu Carlisle, der in einem Sessel saß und mich beobachtete. „Die ganze Portion“, befahl er sanft. „Ist gut“, antwortete ich widerwillig. Ich hatte mich damit abgefunden. Natürlich, ich wollte ganz sicher nicht von ihm, an irgendeine Infusion gehangen werden. Ich löffelte langsam…immer mal wieder mit etwas Pause dazwischen. Es schmeckte gut…daran gab es nichts auszusetzen. Die Brühe tat auch gut…das Problem war alles andere. Nudeln, Fleisch…Gemüse. Es war schwer für mich so oft hintereinander etwas in meinen Magen zu führen. Am Abend, hatte ich erst eine kleine Portion Auflauf… die noch nicht ganz verdaut war…gegessen. Schon kam das nächste dazu. Wegen des regelmäßigen Essens, spielte meine Verdauung wieder verrückt. Was mir hin und wieder ätzende Magenschmerzen bereitete. Carlisle, gab mir regelmäßig etwas gegen die Verstopfung. Es half…regulierte meinen Magen-Darm-Trakt aber nicht. Vom häufigen Übergeben, war meine Speiseröhre schon ganz angegriffen. Aber…und das wurde die letzten drei Tage immer offensichtlicher. Tat es meiner übrigen Verfassung ganz gut. Ich hatte weniger Kopfschmerzen. Fühlte mich nicht andauernd ausgelaugt. Kämpfte nicht mehr den halben Tag mit der Müdigkeit. Ich war belastbarer geworden. An meinem Gewicht hatte sich kaum…bis gar nichts…geändert. Aber was erwartete man auch von zwei Wochen? Carlisle, war zufrieden mit mir und nur das zählte. Kaum endeten meine Gedanken, stieß ich sauer auf. Ich hatte ein bisschen mehr als die Hälfte geschafft. Die letzte Mahlzeit lag einfach nicht lang genug zurück. Es war doch auch erst mitten in der Nacht. Edward nahm mir sofort die Schale aus der Hand und stellte sie auf den kleinen Tisch, da würgte ich wieder. Er wollte mir aufhelfen, doch ich hob abwehrend die Hand und schloss die Augen. „Atme durch die Zähne ein und durch die Nase aus“, hörte ich Carlisle sagen. Ich kam seiner Aufforderung sofort nach. Nebenbei, versuchte Jasper mir ein wenig Ruhe zu übermittel. Ich ließ es nur zu gerne zu. Ich überstand die Übelkeit, mit einem kleinen Schweißausbruch. Sah schließlich auf und erblickte Carlisle zufriedenes Gesicht…er konnte auch zufrieden sein…am meisten auf sich selbst. Er war einfach ein großartiger Mann. Hin und wieder für meine Verhältnisse, ein bisschen zu fordernd aber anscheinend…wusste er was er tat. Ansonsten…hätte ich die letzten Tage wahrscheinlich nicht so gut überstanden. Esme, hatte sich auf seine Lehne gesetzt und lächelte mich an. Ich nickte Jazz dankend, und sah dann zur Schüssel. „Ich esse es später auf“, stellte ich klar, dann lachte ich. „Leah, hat immer gesagt `Was wieder raus will, verdient es nicht drin zu bleiben´…“, mein Lachen erstarb. „Sie ist Tod, richtig?“ Ich Antworte auf Edwards Frage mit einem Nicken. Er legte mir sofort einen Arm um die Schulter und drückte mich an sich. „Nachdem meine Eltern gestorben waren…wurde sie mein Vorbild“, ich schnitt eine Grimasse. „Lächerlich, nicht wahr?“ „Nein“, sagte er sofort. „Hat sie dich zu den Drogen gebracht?“ „Ja…“, hauchte ich leise. „…sie war selbst noch ein Kind gewesen. Also bitte…verurteilt sie nicht“, flehte ich. Ich wollte einfach, dass sie schätzten was sie für mich getan hatte. Dass sie sie, mit den Augen sehen konnten, mit denen ich sie sah. Das sie meinen Schmerz über ihren Verlust verstanden und…dass sie ihren Verlust bedauerten. „Niemals…auch, wenn ich sie nicht gekannt haben und auch Leider nie kennenlernen werde. So weiß ich, dass sie dir sehr wichtig war und dir in Zeiten der größten Not zur Seite stand. Wie könnten wir jemanden Verurteilen, der immer für dich da war?“ Mir liefen Tränen aus den Augen. Edward strich mir beruhigend über den Oberarm. Auf einen Blick von Carlisle, stellte Jasper seine Gabe ein. Ich stöhnte angestrengt und schluchzte. Er wollte, dass ich fühlte…den Schmerz fühlte. „Du hast seit deiner Ankunft, so oft ihren Namen erwähnt und uns neugierig gemacht. Erzähl uns von ihr “, forderte Carlisle sanft und Alice schaltete den Fernseher aus. „Sie war…“, ich lächelte. „…ein unglaubliches Mädchen. Sie konnte mich trösten…mich verstehen…mich sogar zum Lachen bringen…und sie hat mich beschützt…immer!“ Ich sah traurig auf. „Ich konnte sie nicht beschützen“, schluchzte ich und vergrub mein Gesicht an Edwards Brust. „Eine Überdosis?“ Die Frage kam von Carlisle. Ich schüttelte so gut es meine Position zuließ den Kopf. Ging aber nicht darauf ein. Jetzt noch nicht…an diesem Punkt waren wir noch nicht. „Bevor ich in die Psychiatrie kam, war sie sehr lange…sehr allein. Sie hatte sich… genau wie ich… nicht anpassen können…sich niemanden anvertrauen können. Sie hatte schwere Paranoia, die mit Medikamente behandelt wurden. Nachdem wir geflohen waren, wurde es urplötzlich viel besser. Vielleicht lag es an den Drogen…“, ich zuckte die Schultern. „…Selbst als die Pillen und das Koks Psychosen bei mir auslösten, blieb sie Weitestgehens ungerührt davon. Vielleicht vertrug sie das Zeug auch einfach nur besser…“, ich zuckte wieder die Schultern. „Sie hatte ein schweres Trauma und es brauchte eine Ewigkeit, bis sie vor einer offenen Flamme keinen Nervenzusammenbruch mehr erlitt. Die erste Zeit, mussten Jake oder ich, ihr die Spritzen fertig machen…weil sie ansonsten sofort in Panik zusammengebrochen wäre. Aber auch das wurde sehr schnell, viel besser. Sie gewöhnte sich daran und…alles weitere…unterdrückte das Heroin.“ „Jake?“ Fragte Edward plötzlich…ich spürte, wie er sich bei seinem Namen etwas versteifte. „Auch seinen Namen hast du öfter erwähnt“, fügte er hinzu. Ein gewaltiger Schluchzer schüttelte mich. JAKE… „Jetzt nicht…“, keuchte ich. „…Jake…Jake…“, ich schniefte. „…kam erst viel später in mein Leben.“ „Schtttt…mach eins nach dem anderen“, beruhigte mich Carlisle. Ich tat eine lange Pause, in der ich mich auf Edwards Atmung konzentrierte und mich schließlich beruhigte. Ich war durcheinander und wusste überhaupt nicht, wo ich wieder ansetzen sollte. Hilflos sah ich auf. Carlisle schien zu verstehen, dass ich nicht weiter wusste. „Du bist mit Leah gemeinsam aus der Psychiatrie geflohen?“ „Ja…“, ich musste schmunzeln. Konnte einfach noch immer nicht glauben, wie einfach es gewesen war. „Und als du dir das Leben nehmen wolltest, war sie auch dabei?“ „Gott nein…“, rief ich sofort aus. „…sie hätte es verhindert. Hätte mir wahrscheinlich eine geknallt und mich durchgerüttelt. Sie…“, meine Stimme versagte. „Erzähl uns davon“, hauchte mir Edward ins Ohr. Ich seufzte und setzte mich auf. Ich bereute nicht es getan zu haben. Viel mehr, schämte ich mich über diese Schwäche. Es war für mich kein Erlebnis, dass mich noch heute emotional sehr beschäftigte. Doch ich wusste, dass es vor allen Edward sehr beschäftigte und deswegen, fiel es mir schwer darüber zu reden. „Ich war schon eine Weile in der Psychiatrie…“, fing ich an. „…und eigentlich, war es reiner Zufall gewesen…Glück, nannte ich es damals als ich diese Rasierklinge in die Hände bekam.“ Ich dachte zurück an jenen Tag und konnte mir ein Grinsen, ganz zu Edwards entsetzen nicht verkneifen. „Ich war auf den Weg in den Speisesaal. Meine Einzelsitzung dauerte etwas länger und somit, waren alle anderen längst beim Essen. Die Flure waren leer. Bis auf eine der Putzfrauen, die völlig vertieft in ihre Arbeit…meine Anwesenheit überhaupt nicht mitbekam.“ Sie war eine merkwürdige Frau gewesen. Immer eher abwesend als anwesend. Ich hatte sie noch nie mit jemanden reden hören. Sie war immer nur für sich. „Sie stand auf einer Trittleiter und kratzte an einem Fenster rum. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass sie mit einer Rasierklinge die alten Fensterbilder von der Scheibe kratzte. Diese Bildchen mussten ziemlich zähe Zeitgenossen gewesen sein, denn ihre Stirn lag verbissen in Falten und hin und wieder fluchte sie leise vor sich hin…“, ich schmunzelte. „Während ich sie eine Weile beobachtete, glitt mein Blick auf ihren Putzwagen. Es war…“, ich wackelte mit dem Kopf und blickte einmal durch die Runde der aufmerksamen Vampire und schmunzelte wieder. „…keine Ahnung…wie eine Eingebung. Da lag sie…zwischen den ganzen Putzmitteln und zerknäulten Tüchern…kaum zu erkennen und doch so deutlich, dass sie mir förmlich ins Auge stach.“ Mein Blick, blieb bei Edward hängen. Sein Gesichtsausdruck stimmte mich sofort traurig. „Ich weiß noch ganz genau, welch unfassbare Ruhe ich plötzlich fühlte. Ich erinnerte mich daran, wie es war…im Krankenhaus…als ich mich geschnitten hatte. Welche Befriedigung es mir verschaffte und handelte einfach. Ich stellte sofort auf Autopilot, als ich einfach die paar Schritte rüber ging, die Klinge nahm und mich mit dieser auf unsere Zimmer begab. Die Putzfrau, hatte von alle dem nichts bemerkt.“ Ein längeres Schweigen setzte ein, bis ich mich wieder gesammelt hatte. „Ich nahm alles nur ganz verschwommen war. Da, gab es nicht einen einzigen Gedanken in meinem Kopf. Meine Handlungen waren völlig mechanisch. Alles was ich fühlte, war diese unsagbare Ruhe…“ „…mit der Klinge, ging ich ins Bad. Ich schloss die Tür…schob mir die Ärmel auf beiden Seiten hoch… sah in den Spiegel…setzte erst links an…die Klinge war wahrscheinlich bei vorigen Fenstern eingesetzt worden, denn sie war verdammt stumpf…also investierte ich mehr Kraft und zog sie einfach, einmal fließend über meine Pulsader…“, Edward keuchte mir ins Gesicht. Ich senkte den Blick. Denn die der anderen, wollte ich nicht sehen. Sie mussten mindestens genauso entsetzt aussehen, wie Edward. „Ich wiederholte den Vorgang auf der rechten Seite, ohne eine Miene zu verziehen. Ich fühlte diesen scharfen Schmerz und…lächelte. Ich lächelte in den Spiegel und genoss es einfach…ich genoss es.“ Ich verzog das Gesicht. „Ich weiß noch, wie ich nach einem kurzen Moment, den Blick vom Spiegel löste und hinunter sah. Auf dem Boden, hatte sich schon auf beiden Seiten eine kleine Blutlache gebildet. Über meinen Händen lief das Blut, meine Hose war völlig besudelt. Die klaffenden Wunden, spukten immer mehr davon aus…“ Ich strich mir einige Male, fest über die Oberschenkel um mich selbst zu beruhigen. Es wurde alles immer realer. Ich spürte, dass ich kurz vor einem Flashback stand und versuchte es mit allen Mitteln zu verhindern. Diese Flashbacks, zerrten an meinen Nerven. Auch wenn dieser hier, kein dramatischer für mich wäre…so war er es doch für die anderen…für Edward. Ich wollte meine Kräfte nicht mit etwas verschießen, was ihn zutiefst verletzen würde. Es auszusprechen, war schon mehr als genug. Jedes einzelne Detail musste er nicht erfahren…einfach nicht das. Carlisle meinte, Flashbacks wäre die beste Möglichkeit sich intensiv damit auseinander zu setzen. Ich verfluchte sie trotzdem…wollte sie einfach nicht…und diesen schon gar nicht. Einerseits, gab es für mich keinen Grund mich intensiv damit auseiander zu setzten, weil es mich einfach nicht sehr belastete und andererseits, hatte ich Angst davor, denn ich wusste nie, wie es mir hinterher gehen würde. Also sah ich auch nicht zu ihm. Er würde mich mit seinem Blick dazu bringen, mich darauf einzulassen. „Es ging alles ziemlich schnell. Ich wurde sehr schnell, sehr schläfrig…spürte erst ein Kribbeln in meinen Gliedern, dann wurden sie seltsam Taub. Ich weiß noch, wie meine Beine versagten und ich zu Boden stürzte. Kurz darauf, musste ich das Bewusstsein verloren haben.“ Ich gewann den Kampf mit den Bildern in meinem Kopf. Spürte aber, dass ich immer kampfloser wurde und neue, wahrscheinlich nicht standhalten könnte. Also hoffte ich einfach das Beste, bereitete mich aber auf das schlimmste vor. Denn als ich in ihre Gesichter blickte, wurde mir klar. Das diese Nacht… noch sehr lang werden würde. ********* Ich hab mich ein bisschen schwer getan mit dem Kapitel. Hoffe, euch fiel das nicht auf. Der Suizid und Leah kamen also zur Sprache. Im nächsten, wird dann durch einen Flashback beschrieben, wie Bella zu den Drogen kam. Denn mit einem einfachen…JA Leah hat mich dazu gebracht…werden sie sich natürlich nicht zufrieden geben. Ich wünsch euch allen einen schönen Tag Bis bald… Bussi Alex Kapitel 47: Gedankenblitz ------------------------- Hallihalllohooooo Was soll ich euch sagen? Draußen ist es immer noch zu kalt für meinen Geschmack. Meine Kinder werden irgendwie überhaupt nicht mehr richtig gesund. Kaum geht’s der einen besser, blüht die Erkältung bei der anderen wieder auf. Wenigstens habe ich Zeit zum schreiben gefunden. Und mich dabei, dann mal wieder selber Überrascht. Wie immer, hat sich mein Plan laut fluchend verabschiedet und plötzlich stand da etwas, was da eigentlich noch gar nicht stehen sollte. Und wie immer…musste ich feststellen, dass es dadurch sogar noch besser wurde. *kopfschüttel* Es wird den Flashback, in diesem Kapitel also noch nicht geben. Ich habe ihn aber schon fertig…und dieser umfasst mal locker über 4000 Wörter. Also musste ich das Kapitel einfach trennen. Dieses, ist deswegen zwar eines der kürzten, der ganzen Geschichte. Aber das sollte nicht das Problem sein. Denke ich… Naja, genug geplaudert Schaut einfach selbst… Viel Spaß! ******************** Bella POV „Sie haben dich rechtzeitig gefunden“, setzte Jasper an. Ich versuchte meine Gesichtsmuskeln zu entspannen, als mich die harte Enttäuschung über diese Tatsache traf. Dieses Gefühl, konnte ich einfach nicht verhindern. Obwohl ich letztendlich froh darüber war, denn hätte man mich nicht gefunden, hätte ich Edward niemals getroffen…hätte Jake niemals kennengelernt. Und dennoch, war das Gefühl der Enttäuschung das stärkste gewesen, dass ich fühle als ich damals im Krankenhaus wieder zu mir kam. Daran, hatte sich auch all die Jahre nichts geändert…ich fühlte es noch immer, mit der gleichen Intensität, obwohl ich längst anders darüber dachte. Ich seufzte. „Ich hatte nicht gerade den besten Zeitpunkt gewählt. Wäre ich in dieser Lage dazu fähig gewesen, meinen Verstand anzuschalten oder wenigstens zusammenhängend zu denken…oder überhaupt zu denken, wäre ich jetzt nicht hier“, ich schluckte als Edward sich am ganzen Körper anspannte. Behutsam, legte ich meine Hand auf sein Knie um ihm wenigstens etwas Trost zu spenden. Ich sah auf und begegnete die ratlosen Gesichter meiner…ich lächelte innerlich…meiner FAMILIE. Es war das erste Mal, dass ich sie so benannte…seit ich so für sie fühlte. Sie waren meine Familie…daran gab es nicht mehr zu zweifeln. Der Gedanke beruhigte mich und…machte mich glücklich. „Man hatte mich beim Essen natürlich erwartet. Die anwesenden Betreuer wussten über meine verlängerte Therapiestunde aber sie wussten auch, wann diese beendet war. Als ich dann nach mehreren Minuten…in denen die Hälfte der Kinder längst fertig war… noch immer nicht zum Essen erschien, suchte man mich.“ „Gott sei Dank“, wisperte Edward. Ich schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. Er zog mich sofort an seine Seite und hielt mich ganz fest. Als wollte er sich davon überzeugen, dass ich wirklich real war…das ich wirklich überlebt hatte. „Ich lag natürlich wieder in einem Krankenhaus als ich zu mir kam. Es ging mir…den Umständen entsprechend. Es war wohl ziemlich knapp gewesen. Ich musste mir stundenlanges Gesülze, von allen möglichen Leuten anhören. Es nervte mich…es interessierte mich nicht…“ „…am schlimmsten war das Wissen, es nicht geschafft zu haben. Ich war furchtbar enttäuscht…auf mich. Hätte ich die Klinge doch nur weggesteckt und es in der Nacht getan…Leah hätte geschlafen…man hätte mich erst am Morgen gefunden…dann, wenn es längst zu spät gewesen wäre…“, ich atmete tief durch. „Mit diesen Gedanken hatte ich mich viele viele Monate belastet. Sie wurden erst weniger…ertragbarer…als ich anfing Heroin zu nehmen. Dieses `Was wäre wenn´ überfiel mich nur noch, wenn ich emotional trotz Aitsch, in ein Loch fiel… und alleine keine Möglichkeit sah, dort wieder raus zu kriechen…“, ich seufzte. „…Hier hatte ich sie andauernd“, gab ich zu. Sie alle nickten. „Zu der Enttäuschung, gesellte sich das schlechte Gewissen und machte den Wahnsinn perfekt. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich in den ersten Tagen nach meinem gescheiterten Selbstmordversuch, das enttäuschte Gesicht meines Bruders vor meinem inneren Auge sah. Ich hatte mein Wort gebrochen…“, mir liefen wieder die Tränen übers Gesicht. „…meine ohnehin schon erstickenden Schuldgefühle wurden noch stärker. Jetzt, musste ich mich nicht nur mit ihrem Tod, den ich verschuldet hatte auseinander setzen…nein…jetzt hatte ich ihn auch noch mit Füßen getreten. Seth starb in dem glauben, dass ich Leben würde…und was tat ich…“ Ich versuchte mich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Meine Übelkeit war mit einem Schlag zurück. Meine Hände fingen auf der Stelle, wieder ganz ätzend zu zittern an. „Und dann kamen die Drogen…“, begann Carlisle. Damit forderte er mich auf, weiter zu machen. Ich lachte einmal humorlos, fiel dann in mich zusammen. „Ja…und es machte die Schuldgefühle natürlich nicht besser…im Gegenteil. Ich brach mein Versprechen wieder…immer wieder…jeden Tag. Es war ein Teufelskreis, aus dem ich nicht wieder heraus kam. Es tat mir alles so schrecklich Leid und doch…brauchte ich es…sah keinen andern Weg. Denn die Drogen, nahmen mich aus der Realität…machten alles leichter…ließen mich eine Zeit die Schuld vergessen. Verschwand die Wirkung…litt ich bestialisch darunter und versuchte alles…um der Wirklichkeit wieder zu entfliehen. Ich dachte mir, diese kurzen Momente des Schmerzes konnte ich durchstehen, ich hatte sie Monatelang überstanden…auf ein paar Schuldgefühle mehr, kam es auch nicht mehr an…die unbeschwerten Stunden waren es wert…waren es einfach wert. Seths Gesicht…verschwand von Tag zu Tag mehr aus meinem Kopf.“ „Ich dachte mir…“, ich schüttelte über meiner eigenen Gedanken ungläubig den Kopf. „…abgerechnet, wird am Tag des jüngsten Gerichtes. Und bis dahin, wollte ich nur noch tun was mir gut tat.“ „Und wie denkst du heute darüber?“ Fragte mich Carlisle nach einem langen Moment des Schweigens. „Es spielt keine Rolle“, zuckte ich die Schultern. „Doch das tut es“, ich seufzte. „Ich bereue es nicht, wenn du das wissen willst. Ich bereue es weder, mit den Drogen angefangen zu haben…aus der Psychiatrie geflohen zu sein…auch nicht, die Jahre auf der Straße. Sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin.“ „Du würdest dich immer wieder dazu entscheiden?“ Die Frage kam von Edward. Ich sah ihn an und lächelte traurig. „Ohne darüber nachzudenken“, antwortete ich wohlwissend, dass ihn diese Antwort verletzen würde. „Die Drogen…allen voran Heroin, haben die letzten Jahre erträglich gemacht…“, versuchte ich ihm zu erklären. „…Ich habe Dinge erlebt, an denen ich gewachsen bin. Ich habe Menschen kennengelernt, die mir ein Leben lang wichtig bleiben werden…einen…“, ich schluckte. „…der mir viel bedeutet…der mir…genauso viel bedeutet wie du. Nur…anders…verstehst du?“ Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich verstand. Sein Blick blieb unverändert. „Dieser Jake?“ „Jake“, bestätigte ich mit einem tiefen Schluchzen. Ich weinte eine ganze Weile in Edwards Arm. Dachte an meinen Freund…meinen besten Freund und betrauerte seinen Verlust. Wünschte mir nichts sehnlicher, als das er in diesem Moment bei mir sein würde. Mich halten…mich trösten und mir beruhigende Worte zuflüstern würde. Ich vermisste seinen Geruch…seine Stimme…seine starken Arme, die mich öfter zusammenhielten als ich zählen konnte. Seit langer Zeit, konnte ich mich endlich auf seinen Verlust einlassen. Konnte den Schmerz fühlen, der mir versicherte, dass er da gewesen war. Dass es ihn wirklich gab. Und ich schwor mir, ich würde ihn wieder finden. Jetzt und hier, war ich mir sicher, dass ich ihn finden würde, dass ich ihm helfen würde… so…wie mir geholfen wurde. Ich würde diesen Weg weiter gehen, würde mich von meiner Vergangenheit lösen…würde Kraft sammeln, die seine Suche fordern würde…und wenn ich diese Kraft hatte, dann würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen um ihn zu finden. Doch vorher, so wusste ich…musste ich mich um mich selber kümmern. Ich musste mich stärken, musste mich mental in den Griff bekommen damit ich…egal was ich finden würde…wie ich ihn vorfinden würde…nicht zerbrechen würde. Denn damit, wäre niemanden geholfen…am aller wenigsten, Jake. Meine Kraft würde für uns beide reichen MÜSSEN. Im Augenblick, reichte sie aber gerade einmal für mich. Die Cullens würden mir helfen, dessen war ich mir sicher. Für mich, würden sie sogar in einen Hochsicherheitstrakt eindringen, um ihn zu befreien. Sie konnten ihn aufspüren. Ihnen standen ungeahnte Möglichkeiten offen, die ihn früher oder später…wieder an meine Seite bringen würden. Dort wo er hingehörte. Mein Verstand schaltete sich ein. Versuchte mir mit einem traurigen Blick zu verstehen zu geben, dass es vielleicht längst zu spät war. Das er vielleicht längst…ich schluckte wieder. Schüttelte an Edwards Brust meinen Kopf. Diesen Gedanken, würde ich nicht erlauben. Würde ich mir selbst verbieten solange…bis ich Gewissheit hatte. Und solange ich die nicht hatte, würde ich nicht aufgeben. Die Zeit spielte gegen uns. Das wurde mir mit einem Schlag klar. Hätte ich mich den Cullens sofort anvertraut…nicht nur an mich und meine Angst gedacht…würde Jake vielleicht schon neben mir sitzen. Es war schon viel zu viel Zeit vergangen. Jetzt…jetzt begriff ich es. Jetzt, wo meine Gedanken seit langen endlich wieder einen Sinn ergaben…wo die Last auf meinen Schultern ertragbarer wurde…jetzt, hatte ich genug Energie um an andere Dinge zu denken. Versagen war inakzeptabel. Für ihn…musste ich allen Schmerz dieser Welt auf mich nehmen. Ich musste es uns beiden beweisen…ihm beweisen, dass es sehr wohl eine zweite Chance gab. Und…das auch er sie verdiente. Wenn nötig, ohne Heroin. Ich riss keuchend die Augen auf. Konnte nicht fassen, dass ich das gerade wirklich gedacht hatte. Aber sofort wurde mir klar, dass ich selbst das auf mich nehmen würde. Alles…alles würde ich auf mich nehmen um sein Leben zu retten. Ich schob diesen Gedanken vorerst beiseite. Die Familie musste davon nichts wissen…noch nicht. Ich musste mich damit erst einmal selbst auseinander setzen…um vor allem Edward, keine falschen Hoffnungen zu machen. Der Gedanke allein, drückte mir schon genug die Kehle zu. Wobei es wohl eher die Tatsache war, das ich diesen Gedanken so problemlos zulassen konnte. In den 13 Tagen hatte ich mich wirklich stark verändert…war vernünftiger geworden. Und mit Jake vor Augen, wurde plötzlich alles möglich…wurde alles leichter. Ich wusste, würde ich clean vor ihn treten, hatte ich die Überzeugung auf meiner Seite. Vielleicht, war es das allein wert genug… um die Strapazen eines Entzuges auf mich zu nehmen. Ich schüttelte wieder den Kopf. Was war passiert? Vor zwei Wochen, hatte ich mich noch mit Händen und Füßen gegen einen Entzug…gegen den bloßen Gedanken daran…zur Wehr gesetzt. Hatte nie für möglich gehalten, dass sich an meiner Entscheidung jemals etwas ändern könnte und jetzt…jetzt war er plötzlich da, dieser Gedanke. Und fühlte sich…anders wie erwartet…nicht wie der totale Untergang an. Tief atmete ich ein. Stopp…genug jetzt davon. Ich musste mich auf das wesentliche Konzentrieren…so wie Carlisle mir immer wieder sagte. Ansonsten, würde ich hier gleich eine Vollkriese bekommen. „Okay…“, sprach ich außer Atem und riss den Kopf hoch. Hastig wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und sah entschlossen in jedes einzelne Gesicht. Sie wirkten ein wenig überrumpelt, von meinem plötzlichen Emotionswechsel. Aber darauf wollte ich jetzt nicht eingehen. Jetzt zählte es einfach nur weiter zu machen. Weiter…immer weiter…bis es endlich vorbei wäre. „Weiter“, forderte ich ungeduldig. Ich musste mich von meinen letzten Gedanken, so schnell wie möglich ablenken. Es war einfach noch nicht an der Zeit so zu denken. Es gab noch so viel, was vorher besprochen werden musste. Eins nach dem anderen…rief ich mir ins Gedächtnis. „Alles in Ordnung mit dir?“ Fragte mich Edward leise. „Ja…jaja, es ist alles bestens. Ich will jetzt einfach nur weiterreden. Ich muss bald wieder drücken und vorher…keine Ahnung…habt ihr noch Fragen?“ Ich stöhnte als sie nicht sofort antworteten. „Also gut…“, setzte Carlisle an. Ihm galt jetzt meine gesamte Aufmerksamkeit. „…ich möchte wissen, wie es deine Freundin Leah schaffte, Drogen in die Psychiatrie zu schmuggeln und, wie es euch beiden gelungen ist, aus dieser zu fliehen.“ Ich stöhnte wieder. Wunderbar! „So viel mit einmal gleich“, überfordert wischte ich mir übers Gesicht. „Erst die Drogen“, sagte er dann mit einem Lächeln. Ich schloss bedauernd die Augen. Ich würde diese Geschichte niemals, ohne einen Flashback über die Bühne bringen können. Die verdammten Bilder, flackerten bereits in meinem Kopf. Ich wusste, ich musste mich nur auf sie einlassen. Alles in mir sträubte sich dagegen. Meine Handflächen schwitzten. „Lass es zu“, meinte Carlisle sanft, der wohl ganz genau spürte in welchem Zwiespalt ich steckte. Ich sah ihm einen langen Moment in die Augen. Sammelte die Ruhe, die er mir vermittelte und schloss dann…mit einem angestrengten Grunzen die Augen. ********* Könnt ihr glauben, was da gerade passiert ist? SIE DENKT ÜBER EINEN ENTZUG NACH!!!!!!! Zwar nur kurz…und auch nicht ausgereift…aber immerhin Vielleicht ist das auch ganz gut so… Ändern wollte ich daran nichts mehr…es passte einfach perfekt. Was sagt ihr dazu? Zu früh? Immerhin, lagen ja nur zwei Wochen dazwischen! War Jake wirklich nur der einzige Auslöser für diesen plötzlichen Gedanken? Oder steckte da doch mehr von Bella drin, als sie zugeben wollte? JAKE…ENDLICH konnte ich ihn wieder etwas aufleben lassen. Es hat mich echt frustriert, dass er nur so wenig Anteil an ihren Gedanken hatte. ABER…anders ging es einfach nicht. Sie musste sich seit ihrer Ankunft, einfach auf sich selber konzentrieren. Sonst wäre das alles nichts geworden. Ich weiß, es ist nur ein sehr kleines Kapitel. Aber ich hatte Angst, noch mehr Worte würden von diesen EINEN wichtigen Gedanken ablenken. Dafür wird das nächste echt riesig ^.^ Ich bin gespannt auf eure Meinung. GGGGGLG Alex Kapitel 48: Geburtstag mit Pillen die glücklich machten ------------------------------------------------------- Hey meine Lieben… Viel Spaß mit dem Flashback! ************ Bella POV Lautes Gepolter riss mich aus dem Schlaf. Müde richtete ich mich auf und rieb mir die schmerzenden Augen. Ich fühlte mich völlig erschöpft. Wann ich das letzte Mal eine erholsame Nacht gehabt hatte, wusste ich nicht mehr. „Morgen Mädchen, los aufstehen oder wollt ihr den ganzen Tag verschlafen?“, dröhnte die Stimme von Petra in meinen Ohren wieder. Ich schlug die Augen auf und sah, wie sie gerade damit beschäftigt war die schweren Vorhänge vor den Fenstern auf zu ziehen. Mürrisch blickte ich zu Leah. Diese, hatte sich fest in ihre Decke zusammen gerollt. „Alles liebe zum Geburtstag, Isabella“, ich nickte abwesend. „Beeilt euch, in 20 Minuten gibt es Frühstück“, verkündete sie, ehe sie das Zimmer verließ. Seufzend, schlug ich die Decke auf und fuhr mir übers Gesicht. Ich hatte wirklich große Lust, den Rest des Tages im Bett zu bleiben…die Augen zusammen zu kneifen und sie erst wieder zu öffnen, wenn die Uhr Mitternacht schlug. „Morgen“, kam es von rechts. Völlig verschlafen, sah sie mich an und lächelte. „Morgen“, erwiderte ich. Plötzlich, sprang sie wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett und schmiss sich auf mich. Fest drückte sie mich. „Alles liebe Bella“, rief sie, kaum lag sie halb auf mir. Ich erwiderte unbeholfen ihre Umarmung und seufzte. Sie löste sich von mir, strich mir einmal über die Wange und seufzte ebenfalls. Sie wusste auch ohne nachzufragen, was in mir vorging. Eine der besten Eigenschaften an Leah war…sie bedrängte mich nicht. Wofür ich ihr unglaublich dankbar war. „Los komm, machen wir uns fertig. Nicht das die Alte, gleich wieder reinplatzt.“ Kapitulierend, stieg ich aus dem Bett und verschwand in unser kleines Bad. Wenigstens so viel Luxus, hatte man den Kindern hier gestattet. Jedes Zimmer, besaß ein eigenes kleines Bad. Dusche, WC, Waschbecken…ein kleiner Schrank. Besser als nichts, es hätte auch ein Gemeinschaftsbad auf dem Gang sein können. Während Leah unter die Dusche sprang, putzte ich mir die Zähne. Ich vermied es in den Spiegel zu blicken. Denn ich wusste, was mich erwarten würde.15 Minuten später, bewegten wir uns gemeinsam in den Speisesaal. Beluden unsere Tabletts mit Brot und Aufstrich und setzten uns, an unseren Stammtisch. Hier blieb jeder nur in seiner Gruppe. Viele blieben allein. Eine Gemeinschaft gab es nicht wirklich. Auch ich, hatte nur Leah…und sie, hatte nur mich. So, war es uns auch am liebsten. Wir wusste, was wir an den anderen hatten. Ohne sie, wüsste ich nicht, wie ich die Tage überstehen sollte. „Wann musste du zu Steiner?“ „Um halb zehn“, antwortete ich kauend. Steiner, war der Arzt der die Erstversorgung bei mir durchgeführt hatte und der nun auch, die Nachbehandlung übernommen hatte. Beide Tatsachen, ließen mich völlig kalt. Leah, schlürfte an ihrem Kakao und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Sie war wirklich ein hübsches Mädchen. Sie stammte von den Indianern ab. Hatte schwarze, schulterlange, glatte Haare und dunkle Augen. Ein sehr dunkles Braun…fast schwarz…viel dunkler als meine Augen waren. Sie war einen guten Kopf größer als ich, schlank…und sehr viel weiblicher als sie mit ihren 13 Jahren sein sollte. Der einzige Makel an ihrer sonst so glatten und reinen Haut, war eine etwa 10 cm große Brandnarbe, die sich von ihrem Oberarm zur Schulter zog. „Hast du heute Therapie?“ Sie schüttelte den Kopf, ohne mich anzusehen und nippte weiter an ihrer Tasse. Dann seufzte sie und sah mich an. „Und du?“ „Eigentlich schon“, ich zuckte die Schultern. Das Frühstück verlief weitgehend schweigend. Niemand beachtete uns als wir den Saal verließen. Ich hatte schon vor zwei Wochen, all meinen Mut zusammengenommen und einige Betreuer gebeten, meinen Geburtstag nicht an die große Glocke zu hängen. „Ich bin in unserem Zimmer“, sagte sie leise, als sie mich vor Steiners Tür verabschiedete. Ich atmete einige Mal tief durch, dann klopfte ich. „Herein“, hörte ich die brummige Stimme. Ich öffnete schnell die Tür, trat ein und schloss sie wieder. Mein Kopf blieb gesenkt. „Ah guten Morgen Isabella, setz dich doch“, ich tat wie befohlen und musterte den Fußboden. „Ich hab gehört, du hast heute Geburtstag. Dann… meinen herzlichsten Glückwunsch“, sprach er weiter. Ich hob den Kopf und nickte. Sein forschender Blick, ging mir auf die Nerven also wendete ich mich wieder ab. Er erhob sich und suchte etwas in seinem Schrank zusammen, breitete alles auf dem Schreibtisch aus und zog seinen Drehstuhl zu mir. „Dann wollen wir mal schauen.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, nahm er sich meinen linken Arm, schob den Ärmel hoch und öffnete den Verband. Ich sah nicht hin. Spürte nur seine Finger, die über meinen Unterarm fuhren und unterdrückte den Ekel, der mich beherrschen wollte. Das gleiche tat er an meinem anderen Arm. Irgendwann, ließ er von mir ab und rollte zurück zu seinem Platz. „Das sieht alles sehr gut aus. Du brauchst keinen Verband mehr“, ich nickte. „Die Schwestern, werden dir morgens und abends eine Salbe auftragen. Ich denke, in 3 Wochen sollten die Narben deutlich heller geworden sein“, ich nickte. „Solltest du Beschwerden bekommen… dann komm unverzüglich zu mir, damit ich es mir noch einmal ansehen kann“, ich nickte. „Und ich hoffe doch sehr, dass wir uns wegen so etwas nicht noch einmal sehen werden“, ich tat nichts. Ich hörte ihn etwas auf seiner Tastatur tippen und sah auf. Er musterte mich aus dem Augenwinkel. Gab mir dann mit einem Nicken zu verstehen, dass ich gehen konnte. „Einen Moment noch…bevor ich es vergessen.“ An der Tür angekommen, drehte ich mich noch einmal um. „…ich soll dir ausrichten, dass deine Therapiestunde heute ausfällt. Wir sind uns einig, dass du deinen Geburtstag sicher anders gestalten möchtest. Du wirst dann morgen, gleich nach dem Frühstück zur Gruppentherapie abgeholt.“ Fast hätte ich bitter aufgelacht, aber ich nickte. „Was meinst du, möchtest du nicht heute eine kleine Party feiern? Das würde dir bestimmt Spaß machen.“ Kopfschüttelnd, verließ ich den Raum. In unserem Zimmer angekommen, atmete ich erleichtert auf. Leah, nahm mich sofort an der Hand und führte mich zu ihrem Bett. Auf dieses, drückte sie mich und verschwand kurz aus meinem Sichtfeld. „Schön sitzen bleiben“, wies sie mich an. „Ich habe etwas für dich“, flüsterte sie keine Minute später und überreichte mir ein kleines Kästchen. „Leah…ich“, sie unterbrach mich. „Nichts sagen, Bella… nur aufmachen… sieh es nicht als Geburtstagsgeschenk sondern als… Freundschaftsgeschenkt“, resigniert, öffnete ich die Schachtel „Leah…“, stieß ich aus, als ich das silberne Armkettchen aus der Schachtel nahm. Ich hielt es zwischen den Fingern und betrachtete es mit Tränen in den Augen. „Ein Bettelarmband“, sprach Leah leise und setzte sich neben mich. „Siehst du die vielen kleinen Ösen? Jeder, der ein solches Armband trägt, befestigt einen oder auch mehrere Anhänger, die ihm etwas bedeuten daran. Und wenn er eines Tages bereit ist, es zu verkaufen oder zu verschenken, bleiben sie dran. Der nächste der es tragen wird, wird wieder einen Anhänger dazu fügen. Oder der Besitzer, möchte sich nie davon trennen und füllt es in den Jahren selber“, flüsterte sie. Zwischen einigen, etwas abgenutzten Anhängern…entdeckte ich ein kleines L und ein kleines B. Sie stachen mir sofort ins die Augen. Denn diese beiden Buchstaben, waren die einzigen die noch glänzten. „Danke Leah“, hauchte ich und lächelte sie an. Sie wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und nahm mir lächelnd das Armband ab. Ich schob meinen linken Ärmel hoch und hielt ihr meinen Arm unter die Nase. Sie schloss es um mein Handgelenk. Beachtete, die dicke rote Narbe überhaupt nicht weiter. Sie war die einzige, die nicht wie irre darauf starrte. Das hatte sie noch nie getan. Wir unterhielten uns den ganzen Vormittag über Gott und die Welt. Die Gespräche mit ihr, beruhigten mich. Kaum, hatte sich auch der letzte Muskel in meinem ständig angespannten Körper entspannt, riss uns ein Blick auf die Uhr wieder aus der Ruhe. „Lass uns Essen gehen“, sagte sie leise. Kurze Zeit später, stocherte ich appetitlos in meiner Pasta rum. „Wo, hast du das Armband eigentlich her?“ „Ich habe es letzte Woche, in einem Schaufenster gesehen…keine Ahnung, was das für ein Laden war…dort gab es wirklich alles. Wahrscheinlich so eine Art Krämerladen…halt nur mit Dingen, die man nicht täglich braucht.“ Ich schwieg wieder. Sie hatte es gut. Einmal die Woche, durfte sie mit einer kleinen Gruppe und zwei Betreuern raus. Ich war noch lange nicht soweit. Die, die raus gehen durften, bekamen `Taschengeld´. Das gehörte zum Sozialisierungsprogram mit dazu. Was jeder natürlich ausnutzte. Bis auf Leah, ich sah sie sehr selten mit Tüten zurückkommen. Ich wollte zu gern einmal wissen, was diese Einrichtung für jeden einzelnen bekam. Ob sie uns für später irgendwie absicherten? Ich hatte mir nie große Gedanken darüber gemacht. Es interessierte mich nicht. Man hatte mir erzählt, dass ich mein Erbe vor meinem 18ten Geburtstag nicht antreten konnte. Als Vollweise, stand mir jeglicher Besitz meiner Eltern zu. Viel war sicher nicht übrig! Man hatte mir nämlich auch gesagt, dass man einen Teil davon bereits verwendet hatte, um alle Unkosten zu begleichen, die durch den Tod meiner Familie entstanden waren. Und das, beinhaltete nicht nur die Beisetzung. Die Bank forderte das Haus zurück…natürlich…wer sollte auch die Hypotheken zahlen? Das Räumungskommando war sicher auch nicht billig gewesen…was mit den Möbeln geschehen war, wusste ich nicht. Nur ein paar persönliche Dinge waren mir geblieben. Meine Kleider, meine Schulunterlagen…obwohl ich nicht einmal mehr in die Schule ging. Fotos…der Schmuck von Mum…ein Kuscheltier von Emily, das mich jeden Tag in den Schlaf begleitete. Ein paar selbstgemalte Bilder von uns Kindern, die Mum wohl in einer Schublade aufgehoben hatte. Seths Lieblings Pulli und…und die…die Eheringe meiner Eltern, die man…man ihnen abgenommen hatte. Sie hatten…hatten sie gesäubert aber das Feuer, hatte trotzdem viel Schaden angerichtet. Tränen liefen meine Wange hinunter. „Bella“, Leah ergriff meine Hand. Ich sah auf, musste ein paar Mal blinzeln um sie durch den Tränenschleier zu erkennen. Sie sah sich sofort unauffällig um. „Komm, bevor dich jemand sieht“, flüsterte sie besorgt. Ich wischte mir schnell übers Gesicht. Leah brachte unsere Teller weg, kam zurück und zog mich hoch. Schnell, verließen wir den Saal. In unserem Zimmer angekommen, fing ich heftig zu schluchzen an. Sofort, schloss Leah mich in ihre Arme und strich mir über den Rücken. Ich war ihr dankbar, dass sie mich fort gebracht hatte. Hätte mich einer der Betreuer so gesehen, hätten sie mich sofort zu einem Psychologen geschickt. Leah dirigierte uns beide zu ihrem Bett, setzte sich und nahm mich in ihre Arme. Es kam wie immer plötzlich, brauchte aber viel länger um wieder zu verschwinden. Gerade an einem Tag wie diesen. Es gab eine Zeit, da war ich schon Wochen vor meinem Geburtstag aufgeregt gewesen. Jetzt…wollte ich ihn nur so schnell wie möglich hinter mich bringen. „Es ist gut Bella, ich bin da“, versuchte sie mich zu beruhigen. Verzweifelt, krallte ich mich an sie und tränkte ihren Pulli mit dicken Tränen. Es dauerte eine Ewigkeit, ehe ich mich wieder beruhigt hatte. Sie sprach die ganze Zeit über nicht…sie hielt mich einfach. Nachdem ich mich wieder im Griff hatte, küsste sie mich auf die Wange. „Lass uns ein bisschen an die frische Luft gehen. Das wird dir gut tun“, ich nickte und stand auf, begab mich kurz ins Bad um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Im Hof, waren schon einige andere. Leah, zog mich zu einer Bank und setzte sich. Ich tat es ihr gleich. Wer es nicht wusste, würde niemand denken, dass es sich hier um eine Anstalt handelte. Das Gebäude war dreistöckig, groß und freundlich. Die Fenster waren geschmückt. Der Hof war liebevoll gestaltet. Es gab sogar einen Spielplatz. Hier lebten Kinder ab 4 Jahren. Manche, verließen diese Institution erst am Tag ihrer Volljährigkeit und wurden dann… meistens… gleich in eine andere Psychiatrie übergeben. Nur ganz wenige, schaffen wirklich den Sprung zurück ins Leben. Das Trauma, saß bei vielen einfach zu tief. Das Gelände, wurde von einem zwei Meter hohen Zaun umrandet. Davor ragte eine hohe Hecke, die uns vor lästigen Blicken bewahrte. Die Tore waren immer abgeschlossen. Auf den Hof, durften wir nur zu bestimmten Zeiten und mussten uns jedes Mal beim Aufsichtspersonal an und abmelden. Schweigend, saßen wir da. Normalerweise, waren wir nicht so schweigsam. Doch heute, hatte ich einfach keine große Lust zum reden. Plötzlich, hob sie ruckartig ihren Kopf. Ich folgte ihrem Blick und sah wie sie zum Tor. Eine Betreuerin, PETRA… ich schnaufte… ging zum Tor und ließ den Jungen freundlich eintreten. Ich kannte ihn. „Ist das nicht, Felix?“ Abwesend, nickte sie. Felix wurde vor einigen Wochen, in ein normales Heim verlegt. Er musste beinahe volljährig sein. Er war einer der glücklichen, die den Absprung geschafft hatten. Umso überraschter war ich, ihn hier zu sehen. Konnte mir einfach beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand freiwillig an diesen Ort zurückkehrte. Er unterhielt sich kurz mit Petra und trat dann, zu anderen Jugendlichen, die wie ich glaubte, damals mit zu seinem Freundeskreis zählten. „Er besucht seine Freunde“, stellte ich fest. „Ja, er kommt jede Woche“, verwundert sah ich Leah an, die aber ihren Blick nicht von Felix löste. „Woher, weißt du das?“ „Ich sehe ihn immer…“, zuckte sie mit den Schultern. „Normalerweise hast du am Dienstag Therapie…ich geh dann immer raus, das weißt du doch!“ „Ja aber… ich wusste nicht, dass er immer kommt. Davon, hattest du noch nie was gesagt.“ Sie lächelte mich einmal verlegen an. Es kam mir so vor, als hatte sie auch einen guten Grund um mir diese Tatsache zu verschweigen. Heute war Dienstag…und somit, wurde ich nun selbst Zeuge seines Besuches. Leah, hatte sich längst wieder zu ihm gedreht. War sie in ihm verschossen? Warum, begaffte sie ihn denn so? Ich zuckte zu mir selbst die Schultern. Es konnte mir auch egal sein, wie oder warum er hier jeden Dienstag auftauchte. Plötzlich, drehte sich Felix in unsere Richtung und winkte Leah zu sich. Also gut…was hatte ich verpasst? Fragend, sah ich zu Leah, die bereits vor mir stand und unschlüssig zwischen uns beiden hin und her sah. Ich war…gelinde gesagt…etwas durcheinander. Als er noch hier lebte, hatten die beiden überhaupt nichts miteinander zu tun. Also…WARUM, waren sie plötzlich so interessiert aneinander? „Ich geh mal kurz zu ihm Bella, fragen was er will. Du kannst ja schon rein gehen… es ist kalt“, das klang fast so, als wollte sie mich loswerden. „Willst du mich loswerden?“ „Nein…Quatsch, sowas darfst du gar nicht denken… hörst du? Du bist meine beste Freundin Bella, alles… was ich noch habe. Ich muss nur mal kurz zu ihm“, redete sie sich schnell heraus. „Ich möchte Antworten“, sagte ich zu ihr, als ich mich erhob. „Geht klar“, willigte sie mürrisch ein. Kopfschüttelnd, lief ich zur Eingangstür. Dort, drehte ich mich noch einmal um und beobachtete kurz die Szene, die sich mir bot. Leah, schritt auf Felix zu…dieser, lächelte sie freundlich an und zog sie dann in eine feste Umarmung. Täuschte ich mich, oder schob sich seine Hand gerade in ihre Jackentasche? Verwirrt, runzelte ich die Stirn und wandte mich von den beiden ab. Ich begegnete Petras Blick, meldete mich mit einem nicken…das sie erwiderte…ab und ging rein. Drinnen angekommen, schmiss ich mich aufs Bett und sah aus dem Fenster. Ich versuchte mir keine Gedanken über irgendetwas zu machen…das war nicht einfach…aber es funktionierte. Zum Glück, dauerte es nicht lange, bis Leah in unser Zimmer trat. Sofort, richtete ich mich auf und sah sie abschätzend an. Sie stöhnte frustriert und kam zu mir. „Ich möchte alles wissen“, sagte ich sofort. Sie setzte ihren beruhigenden Blick auf und ich…hab sofort die Hände. „Nein…alles, hörst du…alles! Du brauchst erst gar nicht anfangen, mich mit deinem Blick klein zu kriegen. Ich möchte wissen, was da zwischen dir und Felix läuft und…“, meine Wut verrauchte. „…warum du seit einiger Zeit so anders bist. So…so fröhlich!?“ Eine ganze Weile, starrte sie mich an. Ihre Augen fraßen sich fast schmerzhaft in meine. Doch ich hielt stand…würde mich nicht umstimmen lassen. Sie musste mich nicht wie ein kleines Mädchen behandeln. So viel jünger als sie, war ich auch nicht. Nach dem, was ich heute gesehen hatte, gab es für mich keinen Zweifel mehr, das sie etwas vor mir geheim hielt und…dass ihre plötzliche, geistige Genesung… andere Ursachen hatte. „Bitte…ich weiß doch, dass du mir etwas verheimlichst. Wo ist die Leah hin, die Tagelang verheult in ihrem Bett gesessen ist? Ich dachte, das wäre vielleicht alles normal. Das du es überwunden hast. Ich dachte, wenn es andere Ursachen hätte, dann hättest du mich eingeweiht. Deswegen, hielt ich den Mund…deswegen, war ich mir so sicher, dass du von allein diese Stärke nimmst um das alles durchzustehen, obwohl es mich natürlich wunderte das dieser Umschwung so plötzlich kam und jetzt…jetzt muss ich mit ansehen, wie du dich von einem Jungen umarmen lässt, der dir noch vor einigen Wochen völlig gleichgültig war. Und ich muss feststellen, dass euer ach so inniger Kontakt… in etwa gleichzeitig mit deinem Emotionswechsel begonnen hat. Es geht dir doch seit einiger Zeit viel besser oder?“ Sie nickte. „Du hättest doch wissen müssen, dass ich allein ganz gewiss nicht diese Stärke entwickeln kann. Das ich…dass ich es niemals überwinden kann“, es bildeten sich Tränen in ihren Augen. „Ja…“, hauchte ich leise. „…natürlich hätte ich das aber…ich…ich hab einfach so sehr gehofft, dass du es schaffen kannst.“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Was, hat er dir in die Tasche gesteckt?“ Sie riss entsetzt die Augen auf. Fuhr sich dann aber seufzend übers Gesicht und stand auf. Ich rutschte auf die Bettkante und ließ die Beine baumeln. Beobachtete, wie sie an ihrer Jacke fummelte und dann, wohl etwas aus der Tasche nahm. Sie kam unsicher auf mich zu, nahm meine Hand in ihre…sah mir noch einmal tief in die Augen, legte mir dann etwas in die Handfläche und schloss meine Finger darum. Verwirrt sah ich auf unsere Hände, ehe sie ihre von meiner nahm. Sie setzte sich neben mich und schwieg. Eine Weile, starrte ich auf meiner, zur Faust geballten Hand. Schließlich, öffnete ich sie vorsichtig und keuchte. Mein Kopf, schellte zu Leah, die mit einem halb ängstlichen, halb wahnsinnigen Blick auf das Tütchen in meiner Hand sah. Einem Tütchen, in dem sich viele kleine rose Pillen befanden. Sie starrte es an, als würde ihr Leben davon abhängen. Meine Augen, ruhten wieder auf den Inhalt meiner Hand. Ich musste nicht nachfragen um zu wissen was es war. Mein Vater, hatte Seth und mich früh aufgeklärt. Durch seinen Beruf, waren ihm viele Drogenabhängige in die Hände geraten. Man hatte mir beigebracht, dass ich einen großen Bogen um jegliche Art von Rauschgift machen sollte. Hatte mich gelehrt, Kummer nicht in Chemikalien zu ertränken. Doch jetzt… jetzt… wo eh alles vorbei war…jetzt…kam mir dieses kleine Tütchen, mit dem bunten Inhalt… wie eine Erlösung vor. Dad, hatte uns über die Wirkung von Rauschgift unterrichtet. Damals, verspürte ich Abneigung. Jetzt, war es anders…Was sich in meiner Hand befand, bedeutete einige Stunden Ruhe und Glückseligkeit. Die Frage ob es das wert war, musste ich mir nicht einmal stellen. Ich atmete tief durch und schloss meine Hand wieder. Das rettende Tütchen, hielt ich fest umklammert. „Felix?“ Sie nickte auf meine kurze Frage und sah mich wieder an. „Aber wie…ich meine, wie hat das alles angefangen? Und wieso, hast du mir nichts erzählt?“ „Ich…es ist eine lange Geschichte“, auffordernd sah ich sie an. Resigniert seufzte sie und begann zu erzählen. „Vor… ich glaube…6 Wochen. Du, hattest wieder Therapie und ich, war wie immer auf dem Hof. Ich saß allein auf einer Bank und sah mich gelangweilt um. Felix, kam zu Besuch. So wie du heute, war auch ich neugierig. Ich konnte nicht verstehen… wie jemand freiwillig, nochmal einen Fuß auf dieses Gelände setzen konnte. Na jedenfalls, ging er zu seinen Freunden. Erst dachte ich, er wolle sie wirklich nur besuchen, weil er sie vermisst hätte aber dann…“, sie stoppte. „Aber dann“, ich machte eine wedelnde Bewegung mit meiner Hand um sie zum fortfahren zu drängen. „…nun… ich hab gesehen, wie er Collin etwas zugeschoben hat.“ „Collin“, flüsterte ich. Ein 15 jähriger Junge der anders wie wir übrigen, immer eine große Fresse hatte. Sein Trauma, zeigte sich in Aggressionen. Er wurde seit meiner Ankunft, schon zwei Mal von der Polizei abgeholt. „Verwirrt, hatte ich sie bobachtete. Ich sah, wie Felix etwas im Gegenzug von ihm annahm. Ich wusste nicht was es war. Heute weiß ich es natürlich…es war Geld. Er hatte Felix bezahlt. Unsere sogenannten `Aufpasser´…“,sie mahlte Gänsefüßchen in die Luft. „…waren wie immer nur mit sich selber beschäftigt. Sie führten eine lautstarke Diskussion und bekamen von alle dem, überhaupt nichts mit. Plötzlich, traf mich Felix mit seinem Blick…er musste sich umgesehen haben und als er meinen Gesichtsausdruck sah, musste er wohl verstanden haben, dass auch ich verstanden hatte“, sie seufzte. „Er kam zu mir, ich hatte erst Angst…aber ich dachte mir, was will er mir schon groß antun? Als er sich neben mich setzt, umfasst er meinen Oberarm und sah mich eindringlich an. „Egal was du gerade gesehen hast, du redest mit niemanden darüber, ist das klar?“ zischte er mir zu.“ „Und dann?“ Drängelte ich sie, als sie nach Minuten noch immer nicht weitersprach. „Anstatt zu nicken und ihm zu vergewissern, dass ich ihn verstanden hatte. Fragte ich ihm, was er verkauft und wie viel er dafür haben möchte...“, sie stöhnte leise. „… Bella, bitte glaube mir, ich hatte nicht nachgedacht. Es kam einfach so aus mir heraus gesprudelt ohne, dass ich über die Konsequenzen nachdachte. Aber in diesem Moment war es wie… als…ich weiß nicht es…es fühlte sich richtig an.“ Ich nickte, nicht fähig etwas anderes zu tun. „Er grinste, drückte mir eine kleine Pille in die Hand und meinte, ich solle es erst probieren. Wenn ich dann immer noch Interesse hätte, solle ich am Dienstag auf ihm warten. Er nannte mir den Preis und verschwand. Ich saß völlig durcheinander da und alles was ich spürte, war dieses verlangende Kribbeln in meiner Handfläche. Ich schluckte sie in der Nacht, als du längst geschlafen hast.“ „Und ich meine also…wie ist es?“ „Man kann es schwer beschrieben aber es fühlt sich so unglaublich gut an. Und jetzt…jetzt hole ich mir alle zwei Wochen welche und…und“, sie brach ab. „Und?“ „Und möchte schon jetzt mehr“, flüsterte sie leise. Ich wusste nicht, ob ich geschockt über diese Tatsache sein sollte. Oder ob ich ihr, für ihren letzten Satz eine Klatschen sollte. Denn ich wusste, wie gut es Leah in den letzten Wochen ging und nur das… war für mich wichtig. „Wie hast du das denn bezahlt, sind die Dinger nicht sau teuer?“ „Die Pillen sind nicht so teuer. Also… klar kosten sie viel, aber sie sind wohl noch am günstigsten auf diesem Markt. Ich bekomm doch jede Woche Geld für die Stadt. Ich gebe es nicht aus. Ich lege es immer beiseite. Damit, bezahle ich ihn dann immer. Ich habe noch immer einen kleinen Vorrat Geld und das, stocke ich jede Woche wieder auf“, ich nickte, das klang logisch. „Wie viel nimmst du davon am Tag?“ Es war traurig über welches Thema wir uns unterhielten. Sollten sich zwölf und dreizehn jährige Mädchen, nicht lieber über Pferde… den Schlagzeuger einer Boyband oder süße Jungs aus der Schule unterhalten? Aber, wenn man alles verloren hatte, fand man sich in alterstypische Verhaltensregeln nicht mehr ein. „EINE.“ Sie klang verärgert über diese Tatsache. „Es reicht dir nicht“, stellte ich fest. Sie schüttelte den Kopf und seufzte. „Warum hast du nie etwas gesagt?“ Es tat mir weh, dass sie so wenig Vertrauen in mir hatte. „Ich…Gott Bella, bitte denk nicht… ich hätte kein Vertrauen zu dir, das ist es nicht… du bist die einzige der ich vertraue. Die einzige, die mir etwas bedeutet und deswegen, hatte ich auch nichts gesagt“, mein verwirrter Gesichtsausdruck ließ sie wieder seufzen. „Ich hatte Angst…das du mich nicht verstehen würdest…“ „Ich kann dich verstehen“, unterbrach ich sie sofort. Sie stöhnte und sah mich eindringlich an. „Und genau davor, hatte ich auch Angst.“ „Wie meinst du das?“ „Mensch ich…verdammt ich…sieh mich doch an! Ich nehm seit über einem Monat diese Pillen und bekomm schon jetzt, nicht genug davon. Ich bin doch nicht blöd… ich weiß doch, wie das enden kann. Ich weiß einfach nicht, ob es für DICH richtig ist. Für mich…also für mich… fühlt es sich richtig an. Weil es mir gut geht wenn ich sie nehme. Weil ich eine Weile vergessen kann. Aber ich weiß auch, dass es gefährlich ist. Und verdammt… du warst erst 11, jetzt 12“, sie schüttelte den Kopf. „Gut ich bin 13…“, sie stieß die Luft aus. „… Ach, ich weiß doch auch nicht. Ich weiß einfach nicht, ob ich damit klar kommen würde, wenn du wegen mir… noch mehr in die Tiefe stürzt. Ich… wollte dich schützen. Dachte, du findest einen Weg um mit dem was dir passiert ist umgehen zu können. Aber ich sehe, dass du es auch nicht schaffen kannst. Das du genauso verloren bist wie… ich“, das letzte flüsterte sie. „Leah…wir sind die besten Freundinnen. Wir haben nur uns, du bist zu meiner Familie geworden. Und…“, ich stoppte. Öffnete noch einmal meine Hand und sah die Pillen an. VERZEIH MIR DAD… aber ich kann nicht mehr. Ich sehe keinen anderen Weg. Bitte versteh mich! Ihr seid weg, habt mich einfach allein gelassen. Allein mit diesem Schmerz. Jetzt… kann ich ihn endlich betäuben. VERZEIH MIR MUM…dass ich nicht die Kraft habe um auf mich aufzupassen. Das ich nicht weiter machen kann. Das ich dich nicht stolz machen kann. UND SETH…es tut mir Leid. Ich kann mein Versprechen nicht halten. DU wolltest, dass ich lebe… aber ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben. VERZEIH MIR EMY… das ich nicht bei dir war, um dich zu trösten. Nicht da war, als du deinen letzten Schritt gehen musstest. Das ich dich einfach, deinem Schicksal überließ. ICH LIEBE EUCH! Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und blickte Leah fest und entschlossen in die Augen. „Lass uns gemeinsam diesen Weg gehen. ZUSAMMEN.“ „Bist du dir sicher, dass du das willst? Ich weiß nicht, wohin uns dieser Weg führen wird.“ „Kann es schlimmer werden?“ „Ich weiß es nicht“, sagte sie ehrlich. „Gut dann anders…kannst du noch aufhören?“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Dann… werden wir ihn gemeinsam gehen“, sagte ich und öffnete mit zittrigen Fingern das Tütchen. ************ Also…das war sie, ihre erste Drogenerfahrung. Ich hoffe der Flashback hat euch gefallen. Bis zum nächsten Mal GGGGLG Alex Kapitel 49: Erweckte Gelüste ---------------------------- Puhhh…ich habe es tatsächlich Mal wieder geschafft. Aber erst einmal HALLO meine süßen! Die dritte Woche infolge…und es wird einfach nicht besser. Wie hartnäckig kann dieser verdammte Grippevirus denn bitte sein? Sogar mich hat es erwischt…eine Tatsache, die mich wirklich schwer geschockt hat. Sowas ist mir noch nie passiert… Jedenfalls ist es echt hart…irgendwie, wechseln wir uns ständig mit den Symptomen ab...vor allem mit dem hohen Fieber. Sogar unser Kindergarten hat vorläufig wegen mangelnder Dienstkräfte und geringer Anzahl Kinder dicht gemacht…die paar verbliebenden, wurden in der Partnerkita untergebracht. Das muss man sich mal vorstellen… Wie dem auch sei…ich habe bis auf das hier, noch gar nichts geschrieben. Versuche mich jetzt die Tage aber an das nächste Per sempre…immer am Abend ein bisschen und dann solltet ihr da auch wieder etwas zum Lesen bekommen. Das Schreiben lenkt gut von dem geschniefe ab -.- Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel. Ich habe eine geteilte Meinung dazu aber nun gut… Ich will euch nicht länger die Ohren vollsülzen Viel Spaß! ************* Bella POV Stöhnend kam ich wieder zu mir und hätte mich um ein Haar mitten auf der Fernsehdecke übergeben, die vor meinen Füßen lag. Gequält schloss ich die Augen und atmete ruhig durch die Nase, während ich mich mit den Ellenbogen auf die Knie stütze und den Kopf hängen ließ. Edward strich über meinen Rücken, bis hoch zu meinen Nacken um diesen leicht zu massieren. Er hatte sich ebenfalls aufgerichtet und klemmte mir mit seiner anderen Hand, die Haare hinters Ohr um meine Wange zu küssen. „Großartig“, grob, krallte ich mich in die kurze Hose. „Carlisle holt dir schon was“, hörte ich die sanfte Stimme, meines persönlichen Engels und brummte zufrieden. Kalter…ätzender…stinkender Schweiß, drückte sich bereits aus jeder Pore meines Körpers und durchtränkte meine Klamotten. Wie lange war ich den weggetreten, zum Teufel nochmal? Mein Kehle war unglaublich trocken trotz des oder gerade wegen des zähen Speichels. Ich schluckte einige Male, bis Alice an meine andere Seite kam und mir ein Glas Wasser reichte. Doch selbst das half kein bisschen. Dennoch, nickte ich ihr zum Dank. Sie berührte leicht meine bebende Schulter. Mir tat jeder verdammte Muskel weh, dieses dauerhafte Gezitter, ging mir unter die Substanz. Ich war schon ganz steif. „Okay…“, hörte ich Carlisle murmeln und riss sofort den Kopf hoch. Er kam gerade um den Sessel auf uns zu, hockte sich noch im Schritt vor mir auf den Boden und griff sofort nach meinem rechten Handgelenk. Im gleichen Augenblick, legte sich Edward Hand wie so oft, schraubstockartig um meinen Oberarm und drückte diesen ab. Ich knirschte mit den Zähnen, als sich sofort eine Taubheit im unteren Bereich ausbreitete. „…ich weiß kaum noch, wo ich zustechen soll.“ Carlisle klang geschäftig, während er mit den Daumen eine geeignete Stelle ertastete. „Da…“, keuchte ich und er drückte noch einmal über die gleiche Stelle um sich zu vergewissern. Im nächsten Augenblick, schob er mir die Nadel unter die Haut. __________________ „Habe ich dir schon einmal gesagt, dass du unglaublich gut riechst?“ Edward kicherte leise als ich meine Nase über die feste Haut seines Halses rieb und dabei tief inhalierte. Er hatte mich wohl wie ein Baby auf den Schoß gezogen. Von irgendwoher erklang leises Lachen. Ich rollte die Augen. In diesem Haus hatte man keine verdammte Privatsphäre. „Ich muss unbedingt duschen“, sagte ich leise. „Ich warte hier unten auf dich…mach dir vielleicht ein Frühstück“, nuschelte er in meinem Haar. Ich rollte wieder die Augen, während ich mich hochkämpfte. „Es ist sicher noch Suppe da. Du musst nicht aufspringen und etwas anderes machen nur weil jetzt Frühstückszeit ist. Ich musste vorhin fast kotzen…du verlangst zu viel von meinem Magen. Bleib einfach sitzen“, schnaufte ich und lief…die anderen ignorierend…aus dem Zimmer. Gott…ich war kein Schwein was alles durcheinander Fressen konnte. In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich erst einmal aufs Bett um eine zu rauchen. Meinen brennenden Körper ignorierte ich dabei. Der salzige Schweiß, schien sich einmal mehr in meine Wunden zu fressen und würde diese wohl ein weiteres Mal entzünden. Egal…es war ja doch ausweglos das unvermeidliche zu unterbinden. Nun hatte ich den Löwenanteil meiner `nennenswerten´ Vergangenheit erzählt. Was mich zu dem Ergebnis brachte, dass unmögliches doch möglich werden konnte. Übrig, blieb jetzt nur noch ein kleiner Teil. Die Flucht…Leahs Tod…Jakes Festnahme…andere Kleinigkeiten, die deutlich belangloser waren und doch, irgendwie zu dem Puzzel gehörten das mein Leben geworden war. Körperlich fühlte ich mich unschlagbar. Auch wenn es von außen nicht den Anschein hatte. So gab mir das Heroin doch die nötige Energie, die ich zum Leben brauchte. Das und Sauerstoff und schon, funktionierte ich. Seelisch allerdings, war ich völlig ausgelaugt. Aus meiner Mentalität, hatte sich das Heroin vollständig zurückgezogen und mich mit allen Schwierigkeiten allein gelassen. Irgendwie, fühlte ich mich verraten…schnaubend, drückte ich den Stummel aus und schälte mich aus meinen Klamotten. Verraten von einer Droge…hörte sich an wie der Titel eines schlechten Buches. Verrat oder nicht Verrat. Mit einem sinneserweiternden Rauschzustand, wäre ich heute nicht da wo ich im Augenblick stand. Also war ich…allen Widrigkeiten zum Trotz…froh über die mangelnde, geistige Befriedigung. Auch wenn es mich noch immer ärgerte, dass mein einst so grandioser Plan, sich zu einer schrägen Enttäuschung kristallisiert hatte. Ich war niemals gut darin gewesen, meine eigenen Fehler zu akzeptieren. Aber sei es wie es sei…ich hatte in den letzten zwei Wochen mehr erreicht, als in den vergangenen 4 Jahren. Es war wohltuend sich den Schweiß vom Körper zu waschen. Diese komische Therapie, die Carlisle mit mir begonnen hatte schlug überhaupt nicht an. Vielleicht ein kleines bisschen aber es war sinnlos sie weiter zu führen. Er hatte es vergangenen Abend bei einem hilflosen Schulterzucken belassen und mir keine Tabletten mehr gegeben. Was wohl bedeutete, dass die Therapie beendet war. Als ich nach geschlagenen 45 Minuten frisch geduscht und angezogen zurück in die Stube trat, lenkte ein ziemlich ausdruckslos, dreinblickender Edward meine Aufmerksamkeit auf sich. „Ich weiß, dass dich das alles schwer belastet.“ Sprach ich leise. Außer uns beiden, befand sich niemand weiteres mehr im Raum. Würde er nicht einen so niedergeschlagenen Eindruck machen, hätte ich mich garantiert zu einem Lachen durchgerungen. Denn er saß noch immer, ganz genauso da, wie ich ihn zurückgelassen hatte. „Es ist nur…“, er sah die Stirn in Falten gelegt auf. „…immer wenn ich denke es geht nicht schlimmer…“ „Wird es doch schlimmer“, vollendete ich seinen Satz. Ich ging die letzten Schritte zu ihm, hockte mich vor ihm und legte meine Hände auf seine Knie. Geistesgegenwertig, strich er mir sofort eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. „Verfluchte Drogen“, seufzte er leise. Ich zwang mir ein zartes Lächeln ins Gesicht. „Ich liebe dich“, konterte ich mit einer Inbrunst, die mich selbst überraschte. Einen Moment starrte er mich an, dann griff er mir hektisch an die Oberarme um mich auf seinen Schoß zu zerren. Mir blieb keine Gelegenheit, meine ungalante, rittlinge Position zu verändern, da hatte er mich schon in einem leidenschaftlichen Kuss verwickelt, der mir als aller erstes die Luft raubte und dann anschließend, jegliche Verbindung zwischen meinem Hirn und meinem Körper kappte. Keuchend erwiderte ich seinen Anflug verzweifelt suchender Nähe und schmiegte mich an ihm. Seine Hände verfingen sich in meinen ungekämmten, noch immer nassen Haaren und sein betörender Atem benebelte mich. Nur am Rande bemerkte ich, wie sich mein Körper eigenständig auf seinem Schoß vor und zurück bewegte. Ich wippte...rutschte und keuchte, als sich ein unbekanntes Gefühl genau an der Stelle sammelte, an der meine Oberschenkel miteinander verbunden waren. Als Antwort auf dieses merkwürdige Gefühl, wimmerte ich in seinen Mund. Diese Gelegenheit nutzte er sofort, um mit seiner Zunge meine Mundhöhle zu erkunden. Meine Hände fanden ebenfalls den Weg in seine chaotische Frisur um das Durcheinander noch wüster zu machen. Ich zog fest an seinem bronzen Schopf und erntete ein zufriedenes Brummen, was mich in unseren stürmischen Kuss lächeln ließ. Eine leise...sehr leise Stimme fragte mich, was zum Teufel ich hier eigentlich tat? Es war...wie in einem Rausch. Nichts nahm ich mehr wahr...nichts...gar nichts. Außer Edward und das, was er gerade mit mir tat. Er Küsste mir buchstäblich das Hirn aus dem Schädel. SO... hatte ich ihn noch nie zuvor erlebt. Er war wild...triebhaft...leidenschaftlich...fordernd. Ich schmeckte tiefe Verzweiflung auf meiner Zunge und verliebte mich prompt, ein weiteres Mal in ihm. Ein stetig wachsendes Rauschen in meinen Ohren erinnerte mich daran, dass ich regelmäßiger Luft holen sollte. Was wirklich leichter gesagt war als getan. Wo sich doch seine Zunge gerade einen ausgeglichenen Kampf mit meiner stellte. Das Kribbeln zwischen meinen Beinen, nahm ungeahnte Ausmaße an und erschreckte mich. Vielleicht lag es auch an seinem Schwanz, der groß und hart gegen meine Vagina drückte und an dem ich mich noch immer schamlos rieb. Dieses Gefühl war neu...befremdlich...ein bisschen einschüchternd aber letztendlich erfasste mich Stolz. ICH Isabella Marie Swan...Straßenmädchen aus Prinzip und Dauerkonsumentin aus Leidenschaft, eine absolute… äußerliche Katastrophe konnte Edward Anthony Cullen, bestaussehendster und begnadetster Vampir auf dem ganzen gottverdammten Planeten, mit nur einem einzigen Kuss um den Verstand bringen. Ich jauchzte in unseren Kuss, als mir die Bedeutung dieses Gedankens bewusst wurde. Er fand mich tatsächlich nicht abstoßend...er begehrte mich...MICH! Wiederrum hätte ich es auch nicht für möglich gehalten, dass er mich mit nur einem einzigen Kuss erregen könnte. Um ehrlich zu sein, hätte ich es nicht einmal für Möglich gehalten das irgendetwas...oder irgendjemand...überhaupt fähig dazu wäre, bei mir körperliche Gelüste wachzurütteln. Nicht mit den Schäden, die durch die vielen Drogen entstanden waren. Sex hatte für mich nie eine Bedeutung gespielt. Theoretisch wusste ich wie es funktionierte aber praktisch war alles, was über einen Kuss hinausging, absolutes Neuland für mich. Allerdings war ich alt genug um zu verstehen, dass dieses Kribbeln und leichte Pochen zwischen meinen Beinen nur auf Erregung hindeuten konnte und das stimmte mich außerordentlich zufrieden. Unter seinen Lippen musste ich strahlen wie ein Berg Atommüll. Sein Mund formte sich anpassend, ebenfalls zu einem Grinsen und als ich ihm spielerrisch in die Lippe biss...was zu meiner Verwunderung, tatsächlich möglich war...kicherte er vergnügt. Seine Hände rutschten auf meine Hüften und pressten mich mit einem animalischen Laut, fest auf seinen Schoß. Ich japste über die Leidenschaft, die über mich einfiel überwältigt auf. Er presste seinen Mund noch stürmischer auf meinen als er ihn eh schon malträtierte. Mir war schon ganz schwindlig. Edward begann ungeniert in meinen Mund zu stöhnen. Ich entschied, den Moment so lange wie möglich auszukosten. Denn irgendwann würden wir uns trennen müssen. Spätestens dann, wenn ich an akutem Sauerstoffmangel Bewusstlos werden würden. Und so wie sich die Sache im Augenblick anfühlte, brauchte ich wirklich nicht mehr lang bis zu diesem Zustand. Es war sogar so, dass ich mittlerweile leichte Panik schob. „Bella.“ Ein zarter Hauch, der angenehm an meinen Lippen kitzelte. Und keine Sekunde später, vertiefte er unseren Kuss um ein vielfaches mehr. Er wurde noch stürmischer...noch gnadenloser...noch fordernder. Er versuchte all seine Sehnsucht nach mir, mit diesem Kuss zu stillen. „Stopp mal...“, keuchte ich und riss mich schweren Herzens los. Gierig zog ich den Sauerstoff in meine Lunge...was im ersten Moment brannte wie die Hölle. Er selbst, atmete auch schwer und sah mich durch schwarze Augen verwirrt und fragend an. Ich konnte nur ungläubig den Kopf schütteln, während ich aus dem letzten Loch pfiff. „Hast du vergessen, dass ich ab und an Mal Luft brauche?“ Fragte ich ihn belustigt, wenn auch nicht weniger keuchend. Meine Brust hob und senkte sich rasant. Mit dieser Aussage, hatte wohl auch sein Hirn wieder einen direkten Draht zu seinem Körper hergestellt, den er erstarrte auf der Stelle und blickte mich entschuldigend an. „Vielleicht… kurz vergessen“, murmelte er und entlockte mir damit ein Lachen. „WOW“, sagte ich nach mehreren Minuten in denen wir beide wieder einigermaßen von unserem Hoch runtergekommen waren. Fasziniert hatte ich dabei den Wechsel seiner Augenfarbe beobachtete. Die von einem tiefen Schwarz zurück zu diesem hypnotisierende Gold… welches ich so sehr liebte… gewechselt hatte. Zusammen mit diesem Wechsel, schrumpfte auch sein Schwanz in seinen Urzustand zurück. Zwischen meinen Schenkeln blieb lediglich ein unangenehmer Druck zurück, der leichte Frustration in mir auslöste, die ich aber gut zu überspielen wusste. „Ja...WOW“, bestätigte er und fuhr sich verunsichert durch die Haare. „Ist dir das jetzt...peinlich?“ Fragte ich vorsichtig. „Was? Nein...ich dachte nur...es tut mir leid, ich wollte nicht so über dich herfallen. Das gehört sich nicht“, stammelte er und ich runzelte die Stirn. „Es gehört sich nicht?“ Ich kicherte...er stimmte etwas verhalten mit ein. „Wirklich es...du musst dich nicht rechtfertigen. Ich meine...es überrascht mich, dass wir eine solche Reaktion bei dem anderen auslösen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Ehrlich gesagt, habe ich nicht einmal drüber nachgedacht. Aber es ist schön... verstehst du? Es war definitiv eine gute Erfahrung und wirklich...ich bin deine...ahmm...Freundin...du darfst mich Küssen wie du willst“, nun fuhr ich mir durch die Haare und zuckte prompt zusammen, als ich mich in ihnen verfing. Wirklich...ich hatte keine Erfahrung mit Gesprächen solcher Art. Wusste dementsprechend nicht, was ich sagen sollte. Ich war nicht prüde oder so...wäre auch recht eigenartig bei den Massen an Nutten, die ich schon dabei beobachtete hatte, wie sie einen Freier verführten oder in ihren Fällen, wenigstens so taten als würden sie ihn verführen. Eigentlich...mussten sie nicht einmal sehr verführerisch sein. Vorspiel war wohl eines der seltensten Wörter in diesem Milieu. Nachdem Dienstleistung und Preis verhandelt waren, ging es auch sofort zur Sache. Obwohl man es nicht wollte, lernte man das wesentlich...aber Leidenschaft? Liebe? Hingabe? Vertrauen? Das waren alles Wörter, die ich auf der Straße niemals mit Sex in Verbindung gebracht hatte. Das was ich dort sah, war eher abstoßend als erregend. Und mich schüttelte es am ganzen Körper, wenn ich daran dachte wie kurz davor ich war, meinen Körper ebenfalls unter diesen Umständen anzubieten. „Du hättest es nicht für Möglich gehalten? Wieder deine Komplexe?“ Er klang leicht verärgert. Er dachte, ich hätte ein verzerrtes Selbstbild von mir. Aber immer wenn ich in den Spiegel sah, fragte ich mich... wer von uns ein verzerrtes Bild hatte. „Lass uns nicht weiter drauf eingehen, in Ordnung? Du hast deine Meinung und ich habe meine. Ich war einfach nur überrascht, dass bei mir alles zu funktionieren scheint.“ Er verzog erneut das Gesicht in Unglauben. Ich schüttelte lachend den Kopf und rutschte von seinem Schoß. „Wie auch immer es...war...nett“, warf ich hinterher und hatte damit endgültig den Vogel abgeschossen. „Nett?“ Seine Stimme war ein verzerrter Abklatsch...ziemlich hoch...ich erinnerte mich augenblicklich an einen Ladendetektiv, dem ich einmal ordentlich in die Eier treten musste damit er mich losließ und der dabei ziemlich mädchenhaft aufgeschrien hatte...so in etwa klang auch Edward gerade. „Oh...“, ich kicherte hysterisch und sprang schnell vom Sofa als seine Muskeln verdächtig zuckten. Ich schaffte es nicht bis in die Küche, in der ich Rettung in Form von Esme erwartete, da hatten sich seine Arme schon um meinen Bauch gewickelt. Wild knurrend, drückte er mich an seine harte Brust. „Nett“, zischte er leise. Ich kicherte immer noch, warf meine Arme über den Kopf und wühlte sie wieder in seine Haare. „Ich werde dir noch zeigen wie `nett´ ich sein kann“, murmelte er dicht an meinem Ohr. In mir zog sich alles zusammen. „Ist das ein Versprechen?“ „Mhhh-mhhhh“, summte er leise. Ich lächelte selig, schmiegte mich an ihm und schloss zufrieden die Augen. „Das heißt, nur wenn du…ich meine… ich will nicht…also nicht das du denkst…wir haben Zeit und…ich bin nicht so ein Mann…und…“, ich zog fest an seinen Harren um sein Gestammel zu beenden. „Immer mit der Ruhe, Edward. Mach mal einen Punkt. Ich weiß schon was du mir sagen willst und wirklich…ich hatte nicht gedacht das…naja…also“, ich stöhnte frustriert. Du liebes bisschen… „Ich finde es großartig, wenn wir unsere Beziehung ein bisschen vertiefen. Ich wünsche es mir sogar. Körperkontakt ist was Wundervolles und ich fühle mich so wohl bei dir. Diese Nähe…sie ist etwas ganz besonderes. Und manchmal, da habe ich das Gefühl, du würdest immer nur am Rande mitspielen und das…das tut mir wirklich leid. Ich möchte diese Beziehung und…ich will sie mit allem drum und dran. Du hast Werte und Ansichten und ich weiß, ich kann dir vertrauen. Du würdest mich nicht schamlos ausnutzen…nicht du. Lass und einfach nicht so viel drüber nachdenken…denken tue ich schon genug…unsere Verbindung ist das einzige, was nicht völlig kompliziert in meinem Leben ist. Wir können es doch einfach…auf uns zukommen lassen und wenn etwas nicht passt, dann sagen wir es einfach, in Ordnung?“ Ich spürte sein Grinsen an meinem Hals. „Das war die beeindruckendste Rede, die du je von dir gegeben hast. Du hast recht. Unsere Beziehung sollte nicht kompliziert sein sie sollte einfach…einfach sein.“ Ich kicherte. „Und wenn ich Lust habe, dir den Verstand aus dem Kopf zu küssen, dann werde ich das in Zukunft auch tun.“ Nun kicherten wir beide. „Aber nicht jetzt…“, sprach ich ernst. „…ich brauch jetzt dringend was süßes…Schokolade vielleicht“, fügte ich hinzu und wurde prompt losgelassen. Er stemmte seine Hände in meinen Rücken und schob mich lachend in die Küche. Ich rollte die Augen. Klar, dass ihn das erfreute. Schokolade…Kalorien…Gewichtszunahme…er war ja so, berechnend. Wie ich erwartet hatte, befand sich Esme in der Küche. Sie lehnte an ihrem Herd und lächelte uns glücklich an. Ich wurde rot…sie hatte jedes verdammte Wort mit angehört. Vor ihr auf dem Tresen, lag eine große Tafel Vollmilchschokolade. Ich schüttelte den Kopf…diese Familie war einfach unmöglich. „Nun gut…“, schnaufte ich und ging die letzten Schritte eigenmächtig zur braunen Köstlichkeit. „Wo sind denn eigentlich die anderen? Vor einer Stunde, waren doch noch alle da. Gut…bis auf Emmett und Rose…ob sie ihn schon auseinandergenommen hat?“ Kauend blickte ich zu Edward. „Sie…versöhnen sich gerade“, er verzog das Gesicht und ich wedelte schnell ab. Zu viele Informationen… „Alice und Jazz sind zur Schule und Carlisle…“, er warf einen gespielt wehmütigen Blick aus dem Fenster, denn ich sofort folgte. Ich sah etwas helles, am anderen Ende der Wiese stehen und runzelte verwirrt die Stirn. Was zum Teufel, tat er denn da? Als er mit einem gezielten Sprung am Stamm des nächsten Baumes landete, setzten sich meine Beine von allein in Bewegung. Ich drückte Edward die Tafel Schokolade an die Brust und schob schnell die Schiebetür auf um hinauszutreten. Kaum stand ich auf der Terrasse, legte mir jemand von hinten eine Jacke um die Schultern. Wahrscheinlich Esme, den sie hatte sich grinsend neben mich gestellt. „Bestimmt nicht! Carlisle, du wirst nicht die Äste auf einer Seite des Baumes abholzen. Kannst du mir verraten, wie das aussehen soll? Ich kann auf diesen Baum gut verzichten. Jedenfalls ist kein Baum besser als ein Baum, der an einer Seite kahl ist. Komm da runter und entferne dieses schattenspendende Ungetüm“, maulte sie und zwinkerte mir dann plötzlich belustigt zu. Edward, der nun ebenfalls nach draußen kam, lachte zeitgleich mit Esme. Wahrscheinlich hatte Carlisle etwas gesagt, was für meine Ohren natürlich viel zu leise war. Besagter, sprang gerade nach unten und blickte…leicht genervt würde ich sagen…in unsere Richtung. In meinem Kopf hatte sich ein großes Fragezeichen gebildet. Ich stieß Edward an, damit er mir endlich erklärte was genau der Mann dort drüben vor hatte. Er rollte die Augen und nickte zu Esme, die ihrem Mann noch immer belustigt entgegen grinste. „Sie stört sich an diesen einen Baum. Bei Sonnenschein überragt sein Schatten das halbe Grundstück. Eine Tatsache, die sie nicht länger dulden kann.“ Nun rollte auch ich die Augen und bekam sofort einen Hüftstoß von Esme, der mich beinahe aus den Latschen kippte. Edward fing mich auf. Wir lachten vergnügte, während Carlisle…leicht überfordert, den Baum umrundete und sich dabei andauernd durch die Haare fuhr. Er konnte einen fast leidtun. Schließlich, ging er in die Knie, packte den jahrhundertealten Riesen am Stamm…so gut wie jedenfalls…und hievte ihn hoch. Meine Gesichtszüge entglitten mir als ich mit ansah, wie er das Monster von einem Baum, langsam aus seiner Verankerung riss. Ich sah die Erde die sich lockerte… die Wurzeln, die nacheinander ins Freie sprangen…Carlisle, der immer wieder locker in die Knie ging um nachzufassen und einen Baum, der immer höher in die Luft ragte. „Willst…willst du ihm nicht…nicht helfen“, stammelte ich überfordert von dem faszinierenden und gleichzeitig, einschüchternden Schauspiel. „Nein…das soll er schön alleine machen. Es ist seine Frau.“, kommentierte Edward lachend. Wenn sie mir davon erzählten, wie stark sie waren, dann hatte ich es immer nur belächelt. Ich dachte, ich hätte eine Vorstellung. Die Jungs, die Möbel mit Leichtigkeit anhoben, damit Esme vernünftig saugen konnte. Eine Alice, die ihren kanariengelb Porsche am Heck hochhielt, damit Rosalie die Halterrung des Auspuffes wieder befestigen konnte, nachdem Alice es irgendwie geschafft hatte diese abzureißen. Die zerbrochene Fliese im Bad…die Gott sei Dank, längst ausgewechselt war. Der riesen Felsbrocken, mit dem Emmett einmal wütend nach Edward schmiss und dieser, der ihn fing und wieder zurück schmiss…ich meinte…einiges hatte ich gesehen…hatte wirklich geglaubt eine Gewisse Ahnung von ihrer Stärke gewonnen zu haben. Wie ich mich doch geirrt hatte. Denn das da…das…war einfach…unmöglich. Und…obwohl ich ihn nicht ganz genau sehen konnte…gewann ich den Eindruck, als würde ihm das Gewicht des Baumes nicht das Geringste ausmachen. Mittlerweile, hatte er den Baum vollständig aus dem Boden gelöst, ihn leicht gegen seine Schulter gelehnt und balancierte ihn sicher bis in die Mitter der Wiese. Ich krallte mich an Edwards Oberarm. Nur eine ungeschickte Bewegung und das Ding, würde auf uns zukommen. Erstarrte blickte ich in die dichte Baumkrone, die sich gefährlich über unseren Köpfen befand. Doch ehe sich aus meinen panischen Gedanken, Bilder entwickeln konnten, ging er erneut in die Hocke und…katapultierte…ja, ein anderes Wort passte einfach nicht. Er katapultierte den Baum geradewegs in den Wald hinein. Mit Augen so groß wie Unterteller verfolgte ich die Flugbahn des wirklich…gigantischen Baumes…und zuckte stark zusammen als er laut scheppernd irgendwo landete. Ein Schwarm Vögel stieg laut kreischend in die Luft. „Besser“, singsagte Esme und verschwand wieder zurück ins Haus. Carlisle klopfte sich derweil den Dreck von den Sachen und ich… fühlte mich noch immer der Realität beraubt. „Ich brauche dringend Schokolade“, hauchte ich erstickt. ******** Es ist nicht wirklich viel geschehen und das nervt mich ein bisschen. Eigentlich sollte die Flucht in diesem Kapitel vorkommen aber der Kuss war zu lang gefasst *grins* Also gibt es die Flucht im nächsten wieder als Form eines Flashbacks. Nachdem das Kap dann fertig war dachte ich mir…naja, ein ruhiges kann die Geschichte nach dem ganzen Drama auch mal wieder gebrauchen ^^ Wann ihr wieder etwas von mir hören werdet, weiß ich nicht aber auf jeden Fall, bleibe ich am Ball. Ich drück euch ganz lieb GGGGGLG Alex Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)