Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat von jennalynn (Wenn das Schicksal zuschlägt) ================================================================================ Kapitel 26: Integriert und kleine Einsicht ------------------------------------------ Einen wunderschönen guten Tag meine Lieben. Genießt ihr die letzten Ausläufe des Sommers auch so sehr wie ich? Es fällt mir tierisch schwer in dieser schönen Zeit zu schreiben. Viel lieber möchte man draußen sitzen und die letzten warmen Sonnenstrahlen genießen. Und am Abend, möchte ich dann nur noch schlafen…daran hat sich leider noch immer nichts geändert ^.^ Dennoch habe ich geschafft ein Kapitel für euch auf die Beine zu stellen. Einigen ist sicher aufgefallen, dass die Geschichte seit einiger Zeit stehen geblieben ist. Ich gelobe Besserung…spätestens ab dem nächsten Kapitel. Viel Spaß! **************** Bella POV Ein ätzender Niesanfall riss mich aus dem Schlaf. Ich hatte tief und fest geschlafen. So gut, wie schon lange nicht mehr. Dabei war ich erst spät ins Bett gegangen. Lange hatte ich am vorigen Abend mit den Geschwistern beisammen gesessen. Wir hatten Karten gespielt. Es herrschte eine heitere Atmosphäre. Ich hatte noch nie Teenager erlebt, die ganz ohne Alkohol und Drogen so gut drauf sein konnten. Sie zeigten mir, wie man auch ganz ohne Zusatzmittel fröhlich sein konnte. Eine Tatsache, die ich nie für möglich gehalten hätte. Nicht nach all dem, was ich bereits gesehen hatte. Das änderte dennoch nichts an der Tatsache, dass ich auf diese Zusatzmittel nicht verzichten konnte. Zwar hatten sie nichts dazu gesagt als ich mich für einen Druck kurz verabschiedete…auch nicht, als ich mit zugeschwollenen Augen wenig später wieder auftauchte. Aber ihr Missfallen war spürbar. Ganz besonders das, das Edward ausstrahlte. Ich hatte mich nun schon zwei Tage mit der neuen Situation arrangiert. Ich war nicht mehr das verschreckte Reh das sich vor Blicken verschanzte. Nein, ich hatte mich gut ins Zusammenleben integriert. Edward gab mir den nötigen Halt dafür. Und noch so viel mehr… Wann ich beschlossen hatte nicht weiter gegen meine Gefühle anzukämpfen war mir ein Rätsel. Es kam ganz automatisch. Ganz selbstverständlich. Und mir wurde mit einem Schlag bewusst, wie sehr ich Edward brauchte. Nur der Grund war mir noch immer Fremd. Aus dem verwirrenden Gespräch von vor zwei Tagen, ergab sich ganz eindeutig ein Grund für all das. Ein Grund den er kannte…ich zu meinem Bedauern nicht. Aber wenn es für all das, was mich beschäftigt einen Grund gab, dann war es doch unnötig sich weiter damit zu beschäftigen…oder? Dann…dann muss es doch irgendwie richtig sein was hier vor sich ging…oder? Schicksal… Bis jetzt, hatte es das Schicksal noch nie gut mit mir gemeint. Also warum sollte es plötzlich anders sein? Wahrscheinlich, lieferte es mir nur eine weitere Person, die ich zu lieben lernen würde, nur um sie mir dann zu entreißen. Ich sollte es mit den Jahren eigentlich besser wissen. Und…um meines übrig gebliebenen Seelenfriedens willen, sollte ich gar keinen Kontakt…zu niemanden mehr zulassen. Hinterher war es nämlich ICH, die mit dem Verlust umgehen musste. Alles konnte das Aitsch dann doch nicht vernichten…die Leere, würde immer bleiben. Aber was tun? Ich war gebunden an diesen Mann den ich nicht kannte. Der bloße Gedanke ihn zu verlassen, bereitete mir schmerzen die mir nicht einmal die Droge nehmen konnte. Ich hatte es in den letzten Tagen oft versucht. Versucht mich zu einer Fluch durchzureißen. Doch selbst nach einem Druck, war ich nicht fähig zu gehen. Was hier…mit mir…geschah, machte mir angst. Jede Faser meines Körpers spürte die Veränderung der ich schutzlos entgegensteuerte. Aber kein Teil war mächtig genug um sie aufzuhalten. Die letzten beiden Tage waren die intensivsten die ich je erleben durfte. Und irgendwie…war ich dankbar. Edward klebte an mir…nein, vielleicht war es auch umgekehrt. Wir klebten aneinander, verbrachten jede freie Minute zusammen. Eigentlich wollte ich es langsam angehen lassen. Aber eigentlich…stellte sich als unmöglich heraus. Seine Nähe tat mir so unglaublich gut. Sie tat so gut, dass sie wieder grausam war. Ich fühlte mich dreckig, schäbig…ich wollte nicht so fühlen, wollte Leiden…Jakes Verlust betrauern, doch ich kam nicht dazu. Ich schwebte in einer Wolke der Euphorie die anders war als die, die ich mir mehrmals täglich selbst verschaffte. Die länger andauerte und mich nicht loslassen wollte. Und ich befürchtete, dass sie es niemals tun würde. All diese Fragen in meinem Kopf, auf die ich noch immer keine Antworten hatte belasteten mich zusätzlich. Wir hatten nicht wieder angefangen über privates zu sprechen. Wir erzählten über alles, aber das wichtigste blieb unausgesprochen. Und dann war da nicht nur Edward. Ich kam wunderbar mit seiner Familie zurecht. Sie…passte zu mir. Warum auch immer, aber ich mochte sie. Mit jedem Tag, bohrten sie sich weiter in mein blutendes Herz. Würden sie es heilen können? Oder am Ende endgültig zerstören? Wollte ich überhaupt geheilt werden? Seit Jahren hatte ich ein einziges Ziel, dem ich von Tag zu Tag näher kam. Doch seit ich hier war, kam es mir noch nie so unerreichbar vor. Wie viele Stunden hatte ich schon schlaflos in meinem Bett gelegen? Mit offenen Augen die Zimmerdecke fixiert und das Für und Wieder abgeklärt. Es war zum verzweifeln! Es war einfach unmöglich auch nur einen Hauch Zufriedenheit bei all dem Chaos in meinem Kopf zu fühlen. Dafür war es umso leichter, Zufriedenheit ohne nachdenken zu fühlen. Etwas großes war im Gange und ich musste auf alles gefasst sein. Haare raufend stand ich auf und lief ins Bad. Es war viel zu früh um aufzustehen. Sich aber jetzt noch schlafen zu legen, konnte ich mir angesichts meines hellwachen Geistes sparen. Im gehen schob ich mir die Träger meines Nachthemdes von den Schultern. Dieses fiel auch sogleich ohne jeglichem widerstand zu Boden. Ich hatte trotz der regelmäßigen Malzeiten, noch immer keinen Gramm zugenommen. Wie auch… Vielleicht war es an der Zeit, sich von Carlisle untersuchen zu lassen!? Er würde ja doch keine Ruhe geben, ehe er mich auf dem Tisch hatte. Diese ständigen Bemerkungen blieben mir nicht verborgen, obwohl er versuchte sie gut zu vertuschen. Ich musste es nicht unbedingt haben. Aber ich sah doch, wie sehr Edward mein Gesundheitszustand belastete. Warum auch immer… Ihm zu liebe, würde ich mich untersuchen lassen. Nur war ich mir nicht sicher, ob es ihm nach den Ergebnissen besser gehen würde. Mich interessierten sie nicht. Überhaupt nicht… Abschätzend betrachtete ich meinen abgemagerten Körper im Spiegel. Abgesehen von den vorher echt abscheulich aussehenden Einstichen hatte sich nichts verändert. Viele dieser Einstiche hatten sich dank Carlisles super Salbe gut zurückgebildet und einige waren überhaupt nicht mehr sichtbar. Auch die Frischen, entzündeten sich nicht mehr. Was neu für mich war. Lag aber wahrscheinlich daran, dass man mir nur noch Ascorbinsäure auftischte. Was nicht zuletzt an Edward lag. Ich sagte nichts dazu. Es spielte auch keine Rolle für mich durch welche Säure das Pulver flüssig wurde. Nur das Ergebnis war das Ziel. Eine kalte Dusche belebte dann auch den Rest meines verschlafenen Körpers. Eine saubere Shorts und ein Top waren alles was ich mir überzog. Kurz überlegte ich, mich doch wieder ins Bett zu legen, aber da der Horizont allmählich heller wurde entschied ich nach unten zu gehen um etwas zu trinken. Ich schmiss mir einen Bademantel über und schlich Barfuß durch den Korridor. Vielleicht hätte ich überrascht sein sollen, als mich sieben vertraute goldene Augenpaare in der Küche anstarrten. Vielleicht hätte ich ihre mangelnde Bettruhe hinterfragen sollen. Vielleicht hätte ich auch einfach erstarrt im Türrahmen stehen bleiben sollen und ihre Kleider,… mit denen sie am Tag zuvor unterwegs waren… begaffen sollen. Denn eindeutig, hatte niemand von ihnen im Bett gelegen. Aber alles was ich tat, war einen neuen Punkt auf meiner imaginären Cullen Liste einzutragen und mit einem Arm winkend zum Kühlschrank zu schlürfen. Ein glaubenswürdiger Impuls versicherte mir, dass sie alles andere als überrascht waren mich zu sehen. Vielmehr sahen sie so aus, als hätten sie mich längst kommen hören. Jedenfalls Emmetts alberne Grimasse versicherte es mir. Mit der Milchpackung in der Hand, drehte ich mich um. Schloss mit dem Ellenbogen den Kühlschrank, lehnte mich mit dem Arsch dagegen und musterte die Bande aus goldäugigen Geschöpfen vor mir. Sie hier, im Diffusen Licht der aufgehenden Sonne zu sehen,… den Licht brannte zu meiner Verwunderung nicht…ließ sie irgendwie, gespenstisch aussehen. Vielleicht auch Magisch…aber keinesfalls normal bürgerlich. „Wie ich sehen…“, ich räusperte mich kurz. „…schlaft ihr auch nicht.“ Ich erhielt keine Antwort. Hatte aber auch mit keiner gerechnet. Nach einem weiteren verdammt intensiven stillen Moment. Wandte ich mich dem Schrank mit den Gläsern zu, nahm eines heraus und füllte es mit Milch. „Durstig?“ Warum auch immer Emmett diese Frage so belustigte wusste ich nicht. Aber eigenartiger weise, lief ein Schauer über meinen Rücken. Vielleicht, weil seine Zähne so eigenartig blitzten als er den Mund zu einem Lächeln verzog. „Ein wenig.“ „Konntest du nicht mehr schlafen Bella?“ Esme, herzlich wie eh und je. Ihre Stimme hatte beinahe konstant die gleiche Tonart. Ob es jemals etwas geben würde, was sie die Fassung verlieren ließ? „Ich hatte einen Niesanfall“, zuckte ich die Schulter. „Und was für einen“, hörte ich wen murmeln und wunderte mich ein weiteres Mal nicht darüber. So langsam wurde ich immun gegen die Eigenarten dieser Familie. Und ich wusste, lange würde es nicht mehr dauern. Bald würden sie mich in ihr Geheimnis einweihen. Es kam mir vielmehr so vor, als versuchten sie absichtlich ihre merkwürdigen Eigenschaften zur Schau zu stellen. Ich sollte vielleicht selbst darauf kommen. Aber sorry Leute…höheres Denken war noch nie meine Spezialität. Ich beschränkte mich lieber auf die einfachen Dinge im Leben. Aus Erfahrung wusste ich, dass ich damit viel besser fahre. Man sah bei meinem Gedankensalt ja, was im anderen Fall dabei herauskam. Das sie ungewöhnlich waren, war für mich eine Tatsache an der es nichts zu rütteln gab. Aber ich würde mir ums verrecken nochmal keine weiteren Gedanken darüber machen, was sie so ungewöhnlich machte. Es gab wichtigeres. Zum Beispiel…diese lästigen flatternden Gesellen in meinem Bauch, die immer dann zu fliegen begannen, wenn Edward meinen Blick auffing. Wenn ich es nicht besser wüsste dann…tja, allein den Gedanken zuzulassen versetzte mir einen Stich. Ich sollte um unser beider Wohle nicht so fühlen. Ich würde ihn in eine Welt, fern ab seines behüteten Lebens ziehen und das…das war einfach nicht richtig. Er hatte so viel besseres verdient. Doch seine Augen…sie sagten mir täglich, das es längst zu spät war. Wir waren beide verloren. Auch jetzt, konnte ich nicht aufhören ihn anzusehen. Und er, er sah zurück. Die Familie wie immer ausgeblendet, gab es nur ihn und mich. Er, mit seinen bronzenen Schopf, der Wild in allen Richtungen Abstand und jetzt…zu meinem Bedauern…im dunkeln Raum keinen Glanz ausstrahlte. Den linken Arm vor sich auf dem Tisch gelegt. Die Beine,… die in einer tiefsitzenden Jeans steckten,…lässig vor sich ausgestreckt und dieses Lächeln…dieses unbeschreibliche Lächeln das nur er lächeln konnte. Das Funkeln seiner karamellfarbenen Augen. Er hypnotisierte mich. Wieder…IMMER… Und ich, stand hier, mit dem Glas am Mund. Einem peinliche Milchbart um den Lippen und einem schlabbrigen Outfit…mit nassen, ungekämmten Haaren und fühlte mich so unglaublich sexy im Bann seines Blickes. Was mir nicht begreiflich sein wollte. Wie konnte ein Junge…ein Junge mit diesem Aussehen, mit diesem Charakter…mit dieser Güte…etwas für ein Mädchen wie mich empfinden? Ich war es nicht wert geliebt zu werden. Ich hatte gelogen, betrogen, gestohlen...ich hatte… Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich musste aufhören nachzudenken. Ich musste endlich damit aufhören mich zu erinnern. „Möchtest du schon Frühstück?“ Natürlich hatten sie mitbekommen, dass etwas nicht stimmte. Genau wie ich, schienen sie jede kleine Veränderung an mir aufzusaugen wie ein Schwamm. Sie wollten meine Geheimnisse genauso sehr erfahren, wie ich die ihren. Doch in diesem Punkt, drehten wir uns im Kreis. Hatte ich gerade daran gedacht, dass Edward mich lieben könnte? „Ja bitte“, antwortete ich Esme, die sogleich aufsprang und sich dabei freudig die Hände rieb. Ich habe aufgehört gegen die Mahlzeiten anzukämpfen. Carlisle würde mir erst Heroin gestatten, wenn ich eine Kleinigkeit im Magen hatte. „Stört es euch, wenn ich das Licht anschalte? Ich kann echt nicht verstehen, wie ihr hier so ganz ohne sitzen könnt. Wie du, Zeitung lesen kannst“, dabei zeigte ich auf Carlisle. Dieser schenkte mir nicht mehr als ein Lächeln. Ich wartete auch nicht auf ein Einverständnis, ich betätigte einfach den Lichtschalter. Schüttelte mich kurz, weil das grelle Licht in den Augen brannte. Schritt dann aber eher schlürfend an den Tisch. Setzte mich auf meinen üblichen Platz geraderüber von Edward und schräg neben Carlisle, der an der Stirnseite begierig durch seine Zeitung blätterte. Wie jeden Morgen… Moment mal…wo zum Teufel, hatte er um diese Zeit die Zeitung her? Wie auch immer…es herrschte peinliche Stille im Raum. Bis auf Esmes leises Summen war nichts zu hören. Nur mein Atem…meiner allein. Esme liebte es für mich zu kochen. Anfangs war es mir peinlich gewesen. Denn ich war fähig genug mich selbst zu versorgen. Aber dann sah ich, wie viel Spaß sie daran hatte. Also ließ ich sie. Denn,…sie kam ja nicht oft zu der Gelegenheit Essen zu zubereiten. Denn keiner der Cullens, hatte jemals in meiner Anwesenheit gegessen. Und seit zwei Tagen, war ich permanent anwesend. Nach einiger Zeit fing Alice mit Emmett eine lautstarke Diskussion über irgendeinen amerikanischen Sportwagen an. Rosalie stieg sofort begeistert mit ein. Mir war dieses Thema völlig egal. Ich kannte mich mit Autos wenig, wenn nicht sogar überhaupt nicht aus. Und da ich blickkontakt mit Edward vermeiden wollte. Wohlwissend, das sonst wieder die unmöglichsten Gedanken freigesetzt werden würden, schielte ich mit auf die Tageszeitung. Es dauerte nicht lang bis ich einen Artikel fand, der förmlich auf dem gräulichen Papier zu leuchten schien. Schon bei den ersten drei Worten, entwich mir jegliche Gesichtsfarbe. Darauf stand… « Herointote in Seattle » Ein kleiner Teil in mir fragte sich, ob Carlisle die Zeitung vielleicht absichtlich so hielt, das mir dieser Artikel förmlich entgegensprang. Aber der größere war viel mehr damit beschäftigt, mit den Gefühlen umzugehen die mich überfielen als ich das kleine schwarz/weiß Foto sah. Es war unscharf. Und noch dazu verrenkte ich mir beinahe den Hals um überhaupt einen Blick drauf werfen zu können. Aber ich war mir sicher…dieses Mädchen,… das dort in der Gasse abgelichtet wurde…war keine Fremde für mich. Ohne groß nachzudenken, riss ich Carlisle die Zeitung aus der Hand. Breitete sie auf der Tischplatte aus und beugte mich über sie. Dass es um mich herum wieder ruhig wurde interessierte mich nicht. « Am frühen Freitagabend, wurde die Leiche eines jungen Mädchens in der Nähe der Washington Street, einem bekannten Drogenviertel entdeckt. Wer die Tote ist bleibt ungeklärt. Alles was das Mädchen bei sich trug, war eine Plastiktüte mit Spritze und dem in diesem Milieu üblichen Besteck. Alles deutet auf eine Überdosis hin. Die Rechtsmedizin wird genauere Auskünfte geben können. » Meine Hände ballten sich auf dem Tisch zu Fäusten. Diese wiederrum fingen langsam zu zittern an. Tränen traten mir in die Augen und ehe ich mich versah, fegte ich die Zeitung mit einer gewaltigen Welle Wut und Verzweiflung vom Tisch. Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich auf die leere Tischplatte, ehe ich den Blick hob und direkt bei Edwards goldenen Augen hingen blieb. Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und lief lautlos an meiner Wange hinunter. „Du kanntest sie!“ Eine Feststellung und keine Frage. Ich nickte dennoch als Antwort, wandte den Blick zum Boden wo die Seite mit ihrem Bild nach oben lag als wollte sie mich verhöhnen. „Sally“, kam mir zitternd über die Lippen. „Eine Freundin von dir?“ Die Frage kam von Carlisle. Ich sah zu ihm und nickte wieder. Alle anderen hielten sich zurück. „Sie…Wir, waren oft gemeinsam auf der Szene. Sie ist in meinem Alter. Und beinahe gleichzeitig fingen wir zu drücken an. Mit ihr hatte mich mehr verbunden als eine Fixerfreundschaft.“ Eine weitere Träne löste sich und mit ihr kam die Übelkeit. Mit der Hand vor dem Mund, sprang ich auf und stürzte in das kleine Bad welches sich hier unten befand. Dass Edward mir gefolgt war merkte ich erst, als mir jemand die Haare im Nacken zusammenhielt, während ich mich geräuschvoll übergab. Bis das Würgen nachließ, schien ewig viel Zeit vergangen zu sein. Mir war schwindlig. Mein Magen hatte sich schmerzhaft verkrampft und meine Kehle kratzte. Tränen benetzten meine Sicht, Schweiß klebte auf meiner Stirn und der Gestank war abartig. Trotzdem entspannte ich mich unter Edwards sanften Händedruck der meinen Rücken massierte. Als ich mir sicher sein konnte, alles vorgebracht zu haben was mein Magen hergab, hob ich meinen Kopf aus der Schüssel. Ich rutschte gegen die Wand und lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf gegen die kalten Fliesen. Die Toilettenspülung wurde betätigt und kurz darauf legte sich ein nasser Lappen auf meine Stirn. Ich öffnete die Augen und blickte in Edwards. Dieser hatte sich vor mich gehockt und musterte mich angespannt und so unendlich traurig, dass ich mich am liebsten gleich nochmal übergeben hätte. Ich zwang mir ein winziges Lächeln auf die Lippen, das ihn seufzen ließ. Vorsichtig, fuhr er mit dem Lappen über mein Gesicht. Ich war gerührt über sein Handeln und gleichzeitig verachtete ich ihn dafür. Wie konnte er noch immer besorgt um mich sein? Wie konnte er mich anfassen? Und vor allem…wie konnte er mich noch immer so warm ansehen? So als…als wäre ich das wichtigste für ihn. Mir wäre es lieber, er würde sich vor mir ekeln. Denn damit, konnte ich umgehen. Im Augenwinkel bemerkte ich, dass wir nicht alleine im Bad waren. Natürlich…Carlisle muss mir ebenfalls gefolgt sein. Auch er sah nicht glücklich aus und dieses Mal, war es ich die seufzte. „Es geht mir schon wieder gut. Es war nur…der Schock vielleicht.“ „Oder die Erkenntnis, wo der Weg endet den du angefangen hast zu gehen.“ Ich schnaubte über Carlisles Bemerkung. „Es ist ja nicht so, als hätte ich das erste Mal eine Leiche gesehen. Wie du dir sicher denken kannst, ist der Tod mein ständiger Begleiter. Ich habe schon viele Freunde verloren. Und das eine Heroinsucht zwangsläufig mit dem Tod endet, war mir schon vor dem ersten Druck bewusst…“, und an dieser Stelle sollte ich einfach mal meine Schnauze halten. „Ist das der Grund für all das…ein sicheres Todesurteil? Hast du deswegen angefangen?“ Edward klang ungehalten aber auch zutiefst bestürzt. Carlisle sah mich einfach nur an. Als wartete er auf einen Ausbruch von meiner Seite. Ein Ausbruch, der aus seiner Sicht längst überfällig war. Ich hatte keine Ahnung was er sich erhoffte aber wahrscheinlich nicht mein Schulter zucken. Ich hatte keine Lust mich darüber zu unterhalten. Es ging sie nichts an…oder doch!? „Es wird dir wie ihr ergehen“, hauchte Edward. „Sie ist nicht am Heroin gestorben“, machte ich mit Nachdruck in der Stimme deutlich. „Wie…“, setzte er an doch ich fiel ihm ins Wort. „Es war NICHT das Heroin. Das wäre es früher oder später gewesen, aber gestern war es das nicht…wahrscheinlich ein anderer Junkie. Sie hatten nur ihr Besteck gefunden. Aber um diese Zeit, müsste sie schon längst Dope in der Tasche gehabt haben. Und wenn nicht das, dann wenigstens Bargeld. Ein Junkie auf Turkey! Oder es war ein Freier, der vielleicht nicht zahlen wollte…jedenfalls war es nicht das Heroin. Irgendjemand hat sie umgebracht.“ „Oder ihre Organe haben aufgehört zu arbeiten.“ Warf Carlisle ein. „Nein“, mehr brauchte es von meiner Seite nicht. Edwards Blick hatte sich verfinstert. Ich war ein bisschen irritiert. Aber als er den Mund öffnete, dämmerte mir sehr schnell was sein Problem war. „Ein Freier ja…also daher kennt ihr beide euch? Vom Strich!“ „Edward“, fuhr Carlisle ihn sofort an. Er hatte die letzten beiden Wörter wie eine Naturkatastrophe klingen lassen. Ich fühlte mich damit etwas geohrfeigt. Trotzig…so war nun einmal meine Art…reckte ich ihm das Kinn entgegen. „Vielleicht.“ Das mich dieses vielleicht so sehr zusammenzucken lassen würde wie ihn, hatte ich vorher nicht bedacht gehabt. Ich fühlte mich augenblicklich schlecht. Denn nun sah er aus, als hätte ich ihn geschlagen. Er erhob sich auch sofort. Der Lappen rutschte mir von der Stirn und fiel neben mir auf den Boden. Mir wurde klar, dass ich damit eines seiner schlimmsten Befürchtungen bestätigt haben musste. Den anscheinend, hatte er bereits in dieser Richtung gedacht. Natürlich…wir Fixerinnen wurden immer mit dem Strich in Verbindung gebracht. Es war nur logisch das er diese Befürchtung hatte. Und ich…ich hatte sie ihm mit diesem lächerlichen vielleicht bestätigt. Dabei war es doch gelogen. Ich hatte seine Gefühle verletzt. Denn das hatte er…Gefühle für mich. Er drehte sich um und wollte gehen. „Nein warte“, ich sprang auf die Beine und griff nach seinem Unterarm. Mit hängendem Kopf blieb er stehen, sah auf den Boden. Ich rüttelte an seinem Arm. Meine Beine waren nach diesem Kotzausbruch noch verdammt wacklig aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Aus dem Augenwinkel war ich mir sicher, Carlisle lächeln gesehen zu haben. Ja…jetzt hatte er seinen heißersehnten Moment. „Edward es…es tut mir Leid…ich“, er drehte sich um und sah mich abwartend an. „…ich war nicht anschaffen…noch nie!“ Ich hoffte inständig, dass er mir glauben würde. Den anscheinend war es genau das, was ihn so sehr belastete. Seine Augen fraßen sich in meine. Suchten die Lüge in meinem Geständnis. Als sich sein Blick lichtete, der Sturm nicht weiter hinter seinen Iriden wütete, hatte er auch keine gefunden. Erleichtert atmete ich auf. Dann wandte ich mich an Carlisle, der zufrieden an der Wand lehnte. „Ich bin bereit mich untersuchen zu lassen.“ *************** Was hat ihr am Ende die nötige Einsicht gebracht? Die Gefühle für Edward? Seine Gefühle für sie? Schuldgefühle? Oder doch Sallys Tod? Ich bin gespannt auf eure Meinung. GGGLG Alex Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)