Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat von jennalynn (Wenn das Schicksal zuschlägt) ================================================================================ Kapitel 20: Fürsorge -------------------- Hey meine süßen… Jetzt kommt eines meiner Favoriten Kaps also will ich gar nicht so lange quatschen… Viel Spaß! *********** Bella POV Ich folgte Carlisle in den dritten Stock. Wir liefen schweigend den Korridor, bis zum Ende entlang. Dort öffnete er eine Tür und ließ mich eintreten. Alice hatte definitiv nicht untertrieben als sie meinte, hier oben würde sich eine Arztpraxis befinden. Ich traute meinen Augen kaum. Carlisle musste meinen verwirrten Blick gesehen haben, denn er lachte leise. „Für den Notfall“, sagte er schulterzuckend. Er umrundete den großen Schreibtisch, auf dem einzig und allein ein kleiner Laptop und einige Zettel lagen und deutete mir an, mich auf den freien Stuhl direkt davor zu setzen. Ich tat wie geheißen und musterte den Raum. Sofort kroch argwohnen in mir hoch. Ich bin schon als Kind nicht gern zum Arzt gegangen. Und nun weiß ich auch wieder warum! Die vielen kleinen Apparaturen, diese mit weißen Tüchern überzogene Liege, die vielen Medikamente in den Regalen und der leicht chemisch Geruch wirkten in keinster Weise einladend. Linoleumboden, grelles Deckenlicht, ein Waschbecken und viele Edelstahlschränke,... mich schüttelte es am ganzen Körper und das konnte ich dieses Mal nicht auf den Turkey schieben. Im Raum gab es noch eine weitere Tür und ich wollte lieber nicht wissen, was sich hinter dieser verbarg. Angespannt saß ich auf dem Stuhl. Die Atmosphäre in diesem Raum zerrte an meinen Nerven. Carlisle lächelte mich wissend an, während er zu einem der Schränke ging um etwas heraus zu holen. Ich faltete meine zitternden Hände in meinem Schoß und betete, dass er schnell machen würde. Das unbändige Verlangen nach Heroin lähmte jeder meiner Kontrollinstanzen. Doch dann endlich, kam er mit dem gleichen kleinen Tablett zum Tisch, welches er auch gestern schon geholt hatte. Er stellte es direkt vor mir auf die glatte Oberfläche. Ich fixierte den Löffel, die Kerze, das Feuerzeug, das Band, die Spritze, den Zitronensaft und die kleine Pipette in der sich wahrscheinlich Wasser befand. Mein Atem wich nur noch stoßweise über meine Lippen und als er dann in seine Hosentasche griff und ein kleines silbernes Ding aufs Tablett schmiss, stockte er gänzlich. „Danke“, murmelte ich. Es war ein kleines nicken, welches er mir schenkte,... ehe er den Tisch umrundete, sich in einen Drehstuhl setzte, die Ellenbogen abstützte und sein Kinn auf seine gefalteten Hände bettete um mich genau beobachten zu können. Es war nicht wirklich unangenehm,… nicht mehr. Ich hatte mich in den letzten Minuten damit abgefunden, ständig begafft zu werden. Ich vertraute einfach darauf, dass dies irgendwann nachlassen würde. Ich meine, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann begaffte ich diese Leute auch ständig. Im Moment zählte jedoch nur der Druck. Den ich mir,... dem Himmel sei Dank,... allein verpassen konnte. Nichts für ungut,... aber der Doc braucht viel zu lange für diesen scheiß. Ohne auf Carlisle zu achten, tat ich was unbedingt getan werden musste. Träufelte etwas Wasser und Zitrone auf den Löffel,... öffnete vorsichtig das Faltbriefchen und kratzte schnell etwa ein dreiviertel des Pulvers auf den Löffel. Es war ein wahres Phänomen,... sobald mein Gehirn das Aitsch wittert, stoppt das lästige zittern der Hände auf ein solch großes Maß, das man gut arbeiten kann, ohne Angst haben zu müssen was kostbares zu verschütten und das... egal wie weit der Turkey vorangeschritten war. Man wird einfach ruhiger, sobald man dem Ziel so unmittelbar ins Gesicht blicken kann. Ich entzündete das Feuerzeug und hob den Löffel mit der anderen Hand über die kleine Flamme. Ich schiss auf die Kerze,... all die Jahre hatte ich keine zur Verfügung gehabt. Ich wartete bis alles Pulver flüssig war, ließ das Feuerzeug aufs Tablett fallen und zog anschließend alles in die Spritze. Während ich wartete, dass das Zeug etwas abkühlt,... denn es war logischerweise heiß,... schob ich mit meinem linken Arm das Tablett etwas zur Seite, um meinen Arm auf dem Tisch ablegen zu können. Ich ballte meine linke Hand immer wieder zur Faust, knetete sie ein bisschen. Verschwendete aber nicht viel Zeit damit. Ich stach mir die Nadel direkt in die Handfläche. Man musste schon außerordentlich viel Pech haben, dort keine Vene zu treffen. Die vielen kleinen Äderchen waren beinahe unmöglich zu verfehlen. Ich zog an, sah das Blut und drückte es sofort zusammen mit diesem berauschenden, alles verzerrenden Mittel zurück. „Oh,... verdammte scheiße“, keuchte ich. Himmel war das gut! Mein Kopf fiel nach vorn auf meinen Arm und keuchend presste ich die Augen zusammen als mich eine Woge Glück packte, die fast schmerzte. Dieses Zeug war... einmalig! Sam hatte verdammt gutes Dope, aber das hier... war unbeschreiblich. Noch niemals hatte es sich so berauschend angefühlt, abgesehen von letzter Nacht. Und daran konnte nicht nur die erhöhte Dosis schuld sein. Es war spitzen Dope und wahrscheinlich extrem teuer. Augenblicklich erschlaffte mein Körper. Sorgen, Ängste und Erinnerungen fielen mit einem lauten Knall von meinen Schultern und würden so schnell nicht wieder herauf kommen. Mein Atem wurde flach, während ich mich dem Flash hingab. _________________ Ich hob nach einer kleinen Ewigkeit meinen Kopf, zog mir die Spritze aus der Handfläche und schmiss sie aufs Tablett. Ich wusste, ich musste nicht vorsichtig damit umgehen. Carlisle würde es ganz sicher nicht zulassen, dass ich zwei Mal die gleiche benutze. Apropos Carlisle,... ich sah auf und begegnete sofort seinem Blick. Er hatte sich nicht einen Millimeter bewegt. Sein Blick war nicht erfreut, aber… und das berührte mich... verständnisvoll. „Besser?“, fragte er mich nach einem Moment, in dem wir einander nur angesehen hatten. „Yeah, viel besser und danke... ich... ich weiß das wirklich zu schätzen was du für mich tust und... nun, es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angepflaumt habe.“ „Mach dir keinen Kopf, Kleines“, winkte er ab und stand auf. „Doch es war nicht richtig von mir. Ihre Familie ist so gastfreundlich und ich habe das nicht geschätzt, das ist... einfach nicht richtig“, versuchte ich mich erneut zu entschuldigen. Er kam lächelnd um den Tisch, strich mir über den Oberarm und nahm das Tablett. „Eine Entschuldigung ist unnötig, Bella. Dich muss diese ganze Situation verängstigen,... ich verstehe das, wir alle tun es.“ „Nein das ist es nicht...“, platze es aus mir heraus und er hielt in seiner Bewegung inne und hob eine Augenbraue. Ich seufzte. „...ich Fuck… ich weiß es selber nicht. Es ist alles so verwirrend, da... da sind Gefühle in mir, die ich nicht verstehe.“ SO und nun hatte ich definitiv genug gesagt. Ich schlug mich gedanklich selber und hoffte, er würde nicht unangenehm nachbohren. Meine Hoffnung war vergebens. „Es ist Edward richtig“, warf er einfach ein, während er die Utensilien auf dem Tablett wegräumte. „WAS?“ Er lächelte mich wieder so komisch an, sagte aber nichts. Ich rieb mir stöhnend übers Gesicht. Waren die Blicke, die ich Edward zuwarf so offensichtlich? „Ich weiß wirklich nicht was du meinst,... wirklich. Es ist vielleicht Edward, aber auch alle anderen und das ganze drum herum...“, stotterte ich, denn ich wollte nicht, das er auf falsche Gedanken kam. Ich meine,... verdammte scheiße, wie kam er nur auf Edward und was dachte er? Ich war noch keinen Tag hier und schon musste ich mir etwas derartiges unterstellen lassen, das war einfach falsch. Andererseits... er hatte mir doch gar nichts unterstellt... „Mach dich nicht unnötig verrückt. Es ist ganz normal, dass dich Gedanken plagen, die du so nicht kennst. Das alles ist neu für dich,... nimm dir Zeit dich selbst zu ordnen.“ Es half mir nicht, dass er ständig mit seinen Weisheiten herausplatzt. Ich war seit letzter Nacht sowieso nicht fähig zusammenhängend zu denken. Also beschloss ich, einen scheiß darauf zu geben, das Thema hiermit zu beenden und mich lieber an diesem euphorischen Gefühl zu erfreuen, auch wenn es nur von kurzer Dauer war. Denn leider änderte dies die erhöhte Dosis nicht,… hatte ich gestern schon festgestellt. Ich werde wohl nie wieder Stunden lang neben mir stehen, wie es am Anfang gewesen war. Ich hatte mein Level erreicht, dass mich so funktionieren ließ, wie jemanden der kein Rauschgift konsumiert. Der einzige Unterschied von vor zwei Stunden ist der, dass nun alle quälenden Seelenschmerzen ausgeschaltet waren, ansonsten war ich wieder die Alte. Er kam mit einer Salbe und einem Pflaster zu mir und ich rollte die Augen. „Das ist völlig unnötig.“ „Ich bin der Arzt in diesem Haus und ich bestimme was unnötig ist und was nicht. Okay?“ Er lächelte, während er einen kleinen Hocker mit Rädern drunter zu mir zog und sich auf diesen setzte. Da es sich bei dem Stuhl auf dem ich saß ebenfalls um einen Drehstuhl handelte, drehte er mich einfach zu sich, setzte sich zwischen meine Beine und griff einfach nach meiner Hand. Schnaubend ließ ich ihn gewähren. Er drehte meine Hand so, dass die Handfläche zu ihm zeigte. Bereitwillig öffnete ich die Hand, damit er tun konnte, was er anscheinend nicht lassen konnte. Er säubert mit einem Lappen,... ich hatte keine Ahnung wo er den hergenommen hatte,... den frischen Einstich, der ziemlich ätzend nachblutete und tat einen kleinen klecks Salbe darauf. Er massierte sie ein und klebte hinterher das Pflaster drüber,… das mich keine Sekunde später schon gehörig anpisste. „Darf ich deine Arme sehen?“ Ich stöhnte wieder. Hatte ihm nicht der eine gereicht, den er letzte Nacht gesehen hatte? Seine goldenen Augen hypnotisierten mich. Es war eine so faszinierende Farbe. Es schien, als würde die Farbe verlaufen,... also würde sie wie ein ruhiger Fluss fließen. Ich beugte mich unabsichtlich etwas vor um ganz genau zusehen zu können. Er ließ es mich erforschen,... und dadurch gewann auch er, ohne dass ich es hätte aufhalten können, mein volles Vertrauen. Mit dieser kleinen Geste, hatte er mich vollkommen überzeugt. Er war ein Mann,... dem ich bedingungslos vertraute,... so wie ich es bei Jake tat und so... wie ich es bei Edward tun würde. Jemand mit so ehrlichen Augen, konnte kein schlechter Mensch sein. Ich hatte nicht nur bei Edward das Gefühl zu ihm zu gehören,... ich gehörte auch zu Carlisle. Verdammt bescheuert war das… „Ich habe so etwas noch nie gesehen“, murmelte ich leise. Bei genauerem Hinsehen, konnte ich erkennen, dass sein Gesicht genauso eben und glatt wie das von Edward war und auch hier, kämpfte ich das Verlangen zurück über seine Wange zu streicheln. „Das denke ich doch“, lächelte er. „Wie kann das sein? Diese Farbe, sie ist so ungewöhnlich,… es sieht aus, als würde sie sich bewegen…“, ich hielt inne, kniff die Augen etwas zusammen und beobachtete dieses phänomenale Geschehen. „…die Kinder,… es sind nicht deine. Esme und du, ihr seid zu Jung umso erwachsene Kinder zu haben und doch habt ihr alle die gleiche Augenfarbe. Ihr seid euch so ähnlich und doch so verschieden. Sie können mich für verrückt halten Doc,… aber ich weiß das ihr anders seid. Eure Haltung, euer Auftreten, die Umgangsform,… Gestik, Mimik… ich habe lange Zeit damit verbracht Menschen zu beobachten, das muss man um dort draußen überleben zu können,… ihr passt in kein Bild.“ „Du bist sehr aufmerksam“, lobte er mich und bestätigte damit meinen Verdacht. „Werdet ich erfahren, was euch so besonders macht?“ Er setzte sich etwas auf, lächelte und nickte. „Das wirst du… Wir werden deine Fragen beantworten, wenn…“, und nun grinste er. „…wenn du bereit bist auf unsere zu antworten“, ich stöhnte. „Ich weiß nicht, ob…“ „Wir haben Zeit, Bella… niemand erwartet von dir, dass du dich noch heute für uns öffnest. Wir sollten uns erst aneinander gewöhnen, findest du nicht auch?“ „Ich glaube,… ich brauche Zeit.“ Er nickte. „Und die solltest du dir nehmen.“ Er hatte recht. Ich war noch keine vierundzwanzig Stunden hier. Was erwartete ich? Das er mir sofort brühwarm das Geheimnis seiner Familie offenlegt,… denn das sie eines umgab, stand für mich ohne jeden Zweifel fest. Ich hatte es die Nacht bereits gespürt. Diese Familie war sonderbar,… auch wenn sie wie jede andere erschienen, etwas war anders. Was mich überraschte war, das mich diese Tatsache nicht abschreckt. Sie gab mir ein Gefühl der Zugehörigkeit,… denn niemand ist unfehlbar! Vielleicht passte ich doch besser hier her, als ich dachte. Ohne weiter darauf einzugehen, setzte ich mich ebenfalls aufrecht hin, griff abwechselnd nach den Ärmeln des Shirts und rollte sie nach oben. Ich hielt ihm meine Arme hin, dessen Handgelenke er auch sofort mit seinen kalten, festen Händen umschloss. Ich markierte mir gedanklich,… irgendwann auf die Beschaffenheit ihrer Haut einzugehen. Denn DAS,… fühlte sich nicht an wie Fleisch,… aber auch das beunruhigte mich nicht. Besonders! Sind wir das nicht alle? Mit beiden Daumen strich er keine Sekunde später mit festem Druck über die beiden wuchtigen Narben, die meine Pulsadern zierten. Ich hob den Blick, sah Bestürzung in seinem und eine deutliche Bitte. „Tu so etwas,… nie wieder.“ Ich erwiderte nichts. „Es gibt nichts,... absolut nichts, was eine solche Handlung rechtfertigt. Kein Problem kann so schwerwiegend sein, das man es auf diese Art lösen muss.“ Ich schnaubte und lachte trocken. „Wenn der Eimer voller Scheiße viel kleiner ist als der Fuß und du volles Karacho reinlatscht, dann kann es passieren, das du feststeckst und das verdammte Ding nicht wieder abgeschüttelt bekommst.“ Er hob eine Augenbraue. „Sie scheinen nicht sehr viel Pech in ihrem Leben gehabt zu haben Doc,... sonst wüssten sie was ich damit sagen will.“ „Oh du irrst,... ich weiß sehr gut was du meinst,... man sollte nur nie aufgeben, Bella.“ „Kämpfe bis zum Schluss“, murmelte ich und zitierte Leahs Lieblingsspruch. „Wie bitte?“ Ich winkte ab und fragte mich sogleich, was ihm wohl schon alles in seinem Leben passiert ist. Er macht nicht den Eindruck, schon jemals ernsten Problemen ins Auge geblickt zu haben. Aber was wusste ich schon von ihm und seiner Familie außer, dass sie eigenartig waren? „Also möchtest du mir damit sagen, dass der Eimer Scheiße noch immer an deinem Fuß hängt und du von einem Unglück ins nächste stolperst!?“ Ich nickte, war stolz über seinen Scharfsinn. „So könnte man das nennen.“ „Und welches Unglück, verursachte das?“ Wieder strich er über die Narben. Ich schüttelte den Kopf,... ich würde es nicht sagen. Vertrauen hin oder her,... er war noch immer ein völlig fremder für mich. Jake hatte damals bereits in der ersten Nacht erfahren was mir und Leah passiert war, genau wie wir seine Geschichte erfahren hatten. Er war uns zu diesem Zeitpunkt ebenfalls fremd,... aber die Verhältnisse waren anders. Er steckte selbst in einem Eimer fest,... er konnte verstehen was wir fühlten. Er war ein Junkie, für uns war klar, dass er bereits die Hölle von innen gesehen hatte. Woran ich bei den Cullens war wusste ich noch nicht, aber ich hatte mir vorgenommen… es herauszufinden. „Es ist okay“, lächelte Carlisle. Ich war froh, dass er nicht nachbohrte. So etwas hätte ich auch nicht von ihm erwartet. Nach einem weiteren verdammt intensiven Augenkontakt, widmete er sich meinen Armen. Er begann mit dem linken, den rechten ließ ich einfach auf seinem Schoß liegen. Systematisch fuhr er meinen Unterarm entlang. Drückte, quetschte, knorpelte… was auch immer ihm unter die Finger kam. Dabei hatte er einen konzentrierten Gesichtsausdruck und runzelte immer mal wieder die Stirn, wenn er auf eine Verhärtung stieß. Nach seiner Inspektion salbte er meinen gesamten Unterarm mit derselben Salbe ein, die er auch schon für meine Handfläche verwendet hatte. Dasselbe tat er mit meinem rechten Arm. Anschließend, rollte er mit seinem Hocker ein Stück zurück, griff…ohne auf mein Einverständnis zu warten… nach meiner rechten Wade, hob mein Bein auf seinen Schoß, schob die Leggins hoch, rollte den Socken runter und begutachtete erneut das Ausmaß dessen, was ich mir in all den Jahren selbst angetan hatte. Als auch meine beiden Beine mit dieser Salbe behandelt waren, reichte er mir die Tube, die ich zögernd nahm. „Creme damit mehrmals täglich die Einstiche ein, auch an Stellen die ich jetzt nicht behandelt habe.“ Es überraschte mich nicht, dass er davon ausging, dass sich auf meinem restlichen Körper weitere Stellen befanden. Über die Jahre leidet man an Platznot und muss zu jedem erdenklichen Körperteil greifen. So ist das eben… „Was auch immer sie für richtig halten“, murmelte ich leise und studierte die Salbe. „Hirudoid Forte?“ Er nickte, während er meine Socken wieder anzog und die Leggings zurechtrückte. „Gegen Venenentzündungen, Venenthrombosen und oberflächlicher Venenentzündung…“ Ich nickte. „…deine Arme sehen nicht gut aus, Bella. Einige deiner Venen sind komplett verstopft“, ich nickte wieder,… er sagte mir nichts, was ich nicht schon wusste. Die Fürsorge die von ihm ausging war wahrlich liebenswert. Ich war es von Jake gewohnt, aber das hier war etwas völlig anderes. Er antwortete auf mein Nicken mit einem seufzen. Anscheinend pisste es ihn gehörig an, wie wenig mich seine kleine Diagnose beeindruckt. „Müssten sie nicht eigentlich im Krankenhaus sein?“ Versuchte ich auf ein anderes Thema zu kommen. „Ich habe seit gestern Urlaub…3 Wochen“, er klang nicht wirklich erfreut über diese Tatsache. „Ich würde dich gern untersuchen.“ Mein Kopf ruckte in seine Richtung und angepisst registrierte ich, dass mein Themenwechsel nicht von langer Dauer war. Er hob sofort beschwichtigend die Hände. „Nicht sofort,… wann immer du es möchtest.“ „Und wenn ich es gar nicht möchte?“ „Dann wäre das sehr schade,… eine Untersuchung tut nicht weh, sie zeigt uns einzig und allein woran wir sind.“ „Es ist nicht wichtig“, schnaufte ich. „Das sehe ich anders.“ Ich rollte mit den Augen. Er tätschelte mir das Knie und verlangte wohl sofort eine Entscheidung von mir. „Wie sieht dieses `untersuchen´ denn aus?“ „Vitalwerte prüfen, Größe und Gewicht aufnehmen, Blutprobe…“ „Blutprobe“, jaulte ich. Er runzelte verwirrt die Stirn. „Man würde meinen, du hättest Angst vor Nadeln.“ Ich zog eine Grimasse, die er äußerst amüsant zu finden schien. „Witzig wirklich,… natürlich habe ich keine Angst vor Nadeln…“, wäre ja auch etwas widersprüchlich. „Was ist es dann?“ „Wo bitte soll mein Blut denn ausgewertet werden? Etwa im Krankenhaus? Du glaubst doch nicht wirklich, das ich mein Blut in irgendwelche Hände gebe, die ich nicht kenne oder?“ „Das hatte ich nicht vorgehabt. Niemand wird dich oder dein Blut je zu Gesicht bekommen, wenn es das ist was du willst. Ich kann es allein machen,… hier. Ich habe mir nebenan eine kleine Laborecke eingerichtet.“ Der Mann war komplett gestört, wenn man mich fragt. „Warum bloß überrascht mich das nicht“, flüsterte ich kopfschüttelnd. „Ich kann es dir zeigen, wenn du magst. Ich könnte dir dann hinterher das Haus zeigen.“ „Meinetwegen,… aber du weißt schon, das du verdammt schräg bist!?“ Er lachte, stand auf und beförderte mit einem kleinen schubs den Hocker in die Ecke. Ich folgte ihm in den angrenzenden Raum und fühlte einmal mehr am Tag wie meine Augen aus den Höhlen rollten. „Streichen sie schräg Doc… komplett durchgeknallt, das sind sie.“ Er hatte,… verdammte scheiße,… ein Röntgengerät, Ultraschall, solche Herz Dinger hingen da auch rum… Infusionsschläuche, plus leere Beutel, diese komischen rollbaren Stangen an denen die Dinger fest gemacht werden und… tatsächlich… eine Laborecke in der Ecke. „Was zum Teufel wollen sie denn mit all dem Zeug?“ Er kratzte sich verlegen das Kinn, zuckte dann die Schultern und lächelte niedlich nervös. „In den Jahren hat sich einiges angesammelt.“ „Den JAHREN? Wie viele Jahre sollen das denn sein? Du bist doch erst vom Campus gekommen!“ Jedenfalls sah er so aus. „Der erste Eindruck kann täuschen, Bella… lassen wir das einfach so stehen…“ Nun wenn er meint. Aber es war schon verdammt verwirrend. Hatte er mir vorhin nicht erst gestanden, zu jung als leiblicher Vater für die Kinder zu sein? Nun… jedenfalls indirekt hatte er es gestanden. „Ich liebe meine Arbeit, ich habe viel Geld,… also dachte ich mir irgendwann,… WARUM NICHT?“ „Ja nun,… klar… das erklärt natürlich alles“, schnaubte ich, drehte mich dabei einmal um meine eigene Achse. „Verdammt seltsam, das ist es,…aber du bist trotzdem in Ordnung“, grinste ich. „Nun,… ich denke danke schön.“ „Nun, ich denke bitte schön“, lachte ich und er stimmte mit ein. „Okay, also Blutabnahme und was noch?“ „Urinprobe“, haute er einfach mal so ohne Umwege heraus und mir haute es beinahe die Füße weg. Gott, es war schon Jahre her seid ich das letzte Mal beim Arzt war. Ich erinnere mich, ich glaube mit 8 musste ich mal in einem Becher pinkeln,… dabei hatte ich die Hand meiner Mutter gleich mit angepinkelt weil sie meinte, den Becher halten zu müssen. Dabei hätte ich das sicher allein fertiggebracht. Ich seufzte,… er lachte… „So schlimm ist das nicht.“ „Was auch immer du meinst“, murmelte ich. „Also war das ein ja, ich lasse mich von dir untersuchen Carlisle?“, fragte er mit einem frechen Grinsen im Gesicht. „Ich denke das war ein,… wir werden sehen aber sicher nicht heute und morgen auch nicht und komm bloß nicht auf die Idee, mich übermorgen danach zu fragen,… Carlisle.“ „Okay,… ist angekommen. Ich bin froh das es kein… NEIN mit mir nicht, Carlisle… war.“ „Ich würde jetzt gern das Haus sehen“, lenkte ich geschickt das Thema ab. Ich hatte keine Lust mich weiter über meine Gesundheit zu unterhalten oder eine Minute länger in diesem absurden Raum zu verbringen. „Dann lass uns mal gehen.“ Der unangenehme Druck in meiner Magengegend fiel ab, als Carlisle die Tür zu diesem Horrorkabinett schloss. Er führte mich durch die zweite Etage. Zeigte mir das Zimmer von Emmett und Rosalie und… ich konnte es kaum glauben… es war ein gemeinsames. Nach meinem fragenden Blick, schüttelte er lediglich den Kopf und seufzte ein `alles mit seiner Zeit´. Ich gab mich damit zufrieden,… auch wenn mir allmählich der Eindruck kam, dass mit dieser Familie viel weniger stimmt, als ich dachte. Es war okay,… jedenfalls fühlte ich mich nicht mehr ganz so wie das fünfte Rad am Wagen. Nachdem er mir seines und Esmes Zimmer, sowie sein Büro gezeigt hatte, folgte ich ihm in die erste Etage. Als sich mein Verdacht von letzte Nacht, bezüglich des gemeinsamen Zimmers von Alice und Jasper bestätigte, konnte mich nichts mehr schocken. Ehrlich, hätte mir Carlisle erzählt,… Alice wäre eine Oldie Sängerin aus den 70ern, die sich nur verdammt gut gehalten hatte,… hätte ich ihm freudig zugenickt. Edwards Zimmer war irgendwie genauso skurril. Klar er war wohl das Wunderkind dieser Familie, aber ich hätte mir schon irgendwelche Teeny typischen Sachen in seinem Zimmer vorgestellt wie… was weiß ich… ein Billardtisch, Tischfußball oder wenigstens eine Shishapfeife. Jedenfalls etwas anderes als diese Unmengen an Büchern, die gestapelt oder eben kreuz und quer durch sein Zimmer verstreut lagen. Was mir nicht so ganz begreiflich werden wollte angesichts der hauseigenen Bibliothek, die nur wenige Schritte von ihm entfernt war. Als ich diese dann betrat, dämmerte es mir letztendlich. Sie war groß…riesig und komplett überlastet. Da gab es nicht eine Lücke in den Regalen. Carlisle meinte lächelnd, ich könnte mich hier bedienen, wann immer ich es wollte. Ich hatte ihn nur verständnislos angesehen, denn bei so vielen Büchern und diesen alten Geruch, denn sie absonderten, verging mir jegliche Freude am lesen. Das war einfach nur… erschlagend. Wieso braucht jemand so viele Bücher? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Carlisle oder wer auch immer, jedes einzelne durchgelesen hat und wenn doch,... dann hatte hier jemand ernsthafte Probleme. Aber bei der Ansammlung an medizinischen Utensilien, dürfte mich eigentlich gar nichts mehr wundern. Im Erdgeschoss gab es drei separate Räume… Waschküche, Gästetoilette und Abstellraum… alles andere war offen und miteinander verbunden. Und alles war herrlich einladend. Jedes Zimmer hatte seinen eigenen Charakter. Sie passten nicht alle zusammen, machten es aber besonders. Rustikal, Modern, Antik, ausgefallen,… es war für jeden Geschmack etwas dabei. Wir endeten unsere Reise in der Eingangshalle, wo mein Blick sofort auf den großen weißen Flügel fiel, der sich auf einen kleinen Podest direkt in der Mitte befand. Mein Mund klappte auf. „Der stand aber gestern noch nicht da oder?“ „Doch“, lächelte Carlisle. „Ist mir gar nicht aufgefallen“, flüsterte ich während ich einen Schritt auf dieses imposante Musikinstrument zuging. „Edward hatte dich ins Haus getragen“, erklärte er. Yeah das hatte ich nicht vergessen, aber DAS HIER hätte ich doch sehen müssen. Ich war zwar bis jetzt nicht noch einmal hier gewesen. Denn die Treppe befand sich am anderen Ende des Hauses, aber dennoch…dieses Teil war einfach unglaublich. Ich konnte nicht spielen, aber ich liebte die Klänge. Sie hatten mich schon als Kind beruhigen können. „Steht der hier nur aus Dekozwecken oder wird der auch genutzt?“ „Edward spielt viel, Rosalie manchmal… wir anderen klimpern hin und wieder aus Spaß darauf herum. Die musikalische Ader gebührt nur Edward und Rose.“ „Edward spielt…“, hauchte ich während ich ehrfürchtig mit den Fingerspitzen über die glatte, glänzende, weiße Oberfläche strich. Carlisle hatte sich neben mich gestellt und lächelte den Flügel an, anscheinend hatte er mich verstanden, denn er nickte. „Es ist seiner“, erklärte er. „Wahnsinn… was, was kann er alles darauf spielen?“ Es war nicht Carlisle der antwortete. „Ich kann spielen, was auch immer du willst“, flüsterte Edward neben mir. Ich zuckte etwas zusammen, denn ich hatte ihn weder kommen sehen, noch kommen hören, geschweige denn gerochen,… ich schüttelte den Kopf,... absurde Gedanken! Mit einem Lächeln drehte ich mich zu ihm, nahm aber aus dem Augenwinkel war, wie Carlisle sich von uns entfernte. „Du würdest mir etwas vorspielen?“ Ein unglaubliches lächeln legte sich auf seine Züge, von dem mir kurz der Atem stockte. Es gehörte definitiv verboten so umwerfend auszusehen. Diese Augen begannen mich wieder zu fesseln, aber dieses Mal war nicht ich es, die den Augenkontakt abbrach. Edward setzt sich auf die kleine weiß, gepolsterte Bank, hob den Klavierdeckel, rutschte ein Stück an die Seite und klopfte neben sich. Zögernd setzte ich mich neben ihn. Unsere Seiten berührten sich. Selbst durch unsere Kleider, konnte ich die Kälte spüren, die von ihm ausging, aber das störte mich nicht. Wir sahen uns tief in die Augen, als seine Finger wie durch Geisterhand gesteuert über die Tasten glitten und das ganze Haus in weiche, harmonische Klänge hüllten. Wunderkind! ************ So das war es schon wieder. Egal was ihr sagt…ICH LIEBE ES!!! Wünsch euch einen wundervollen Abend Alex Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)