Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat von jennalynn (Wenn das Schicksal zuschlägt) ================================================================================ Kapitel 48: Geburtstag mit Pillen die glücklich machten ------------------------------------------------------- Hey meine Lieben… Viel Spaß mit dem Flashback! ************ Bella POV Lautes Gepolter riss mich aus dem Schlaf. Müde richtete ich mich auf und rieb mir die schmerzenden Augen. Ich fühlte mich völlig erschöpft. Wann ich das letzte Mal eine erholsame Nacht gehabt hatte, wusste ich nicht mehr. „Morgen Mädchen, los aufstehen oder wollt ihr den ganzen Tag verschlafen?“, dröhnte die Stimme von Petra in meinen Ohren wieder. Ich schlug die Augen auf und sah, wie sie gerade damit beschäftigt war die schweren Vorhänge vor den Fenstern auf zu ziehen. Mürrisch blickte ich zu Leah. Diese, hatte sich fest in ihre Decke zusammen gerollt. „Alles liebe zum Geburtstag, Isabella“, ich nickte abwesend. „Beeilt euch, in 20 Minuten gibt es Frühstück“, verkündete sie, ehe sie das Zimmer verließ. Seufzend, schlug ich die Decke auf und fuhr mir übers Gesicht. Ich hatte wirklich große Lust, den Rest des Tages im Bett zu bleiben…die Augen zusammen zu kneifen und sie erst wieder zu öffnen, wenn die Uhr Mitternacht schlug. „Morgen“, kam es von rechts. Völlig verschlafen, sah sie mich an und lächelte. „Morgen“, erwiderte ich. Plötzlich, sprang sie wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett und schmiss sich auf mich. Fest drückte sie mich. „Alles liebe Bella“, rief sie, kaum lag sie halb auf mir. Ich erwiderte unbeholfen ihre Umarmung und seufzte. Sie löste sich von mir, strich mir einmal über die Wange und seufzte ebenfalls. Sie wusste auch ohne nachzufragen, was in mir vorging. Eine der besten Eigenschaften an Leah war…sie bedrängte mich nicht. Wofür ich ihr unglaublich dankbar war. „Los komm, machen wir uns fertig. Nicht das die Alte, gleich wieder reinplatzt.“ Kapitulierend, stieg ich aus dem Bett und verschwand in unser kleines Bad. Wenigstens so viel Luxus, hatte man den Kindern hier gestattet. Jedes Zimmer, besaß ein eigenes kleines Bad. Dusche, WC, Waschbecken…ein kleiner Schrank. Besser als nichts, es hätte auch ein Gemeinschaftsbad auf dem Gang sein können. Während Leah unter die Dusche sprang, putzte ich mir die Zähne. Ich vermied es in den Spiegel zu blicken. Denn ich wusste, was mich erwarten würde.15 Minuten später, bewegten wir uns gemeinsam in den Speisesaal. Beluden unsere Tabletts mit Brot und Aufstrich und setzten uns, an unseren Stammtisch. Hier blieb jeder nur in seiner Gruppe. Viele blieben allein. Eine Gemeinschaft gab es nicht wirklich. Auch ich, hatte nur Leah…und sie, hatte nur mich. So, war es uns auch am liebsten. Wir wusste, was wir an den anderen hatten. Ohne sie, wüsste ich nicht, wie ich die Tage überstehen sollte. „Wann musste du zu Steiner?“ „Um halb zehn“, antwortete ich kauend. Steiner, war der Arzt der die Erstversorgung bei mir durchgeführt hatte und der nun auch, die Nachbehandlung übernommen hatte. Beide Tatsachen, ließen mich völlig kalt. Leah, schlürfte an ihrem Kakao und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Sie war wirklich ein hübsches Mädchen. Sie stammte von den Indianern ab. Hatte schwarze, schulterlange, glatte Haare und dunkle Augen. Ein sehr dunkles Braun…fast schwarz…viel dunkler als meine Augen waren. Sie war einen guten Kopf größer als ich, schlank…und sehr viel weiblicher als sie mit ihren 13 Jahren sein sollte. Der einzige Makel an ihrer sonst so glatten und reinen Haut, war eine etwa 10 cm große Brandnarbe, die sich von ihrem Oberarm zur Schulter zog. „Hast du heute Therapie?“ Sie schüttelte den Kopf, ohne mich anzusehen und nippte weiter an ihrer Tasse. Dann seufzte sie und sah mich an. „Und du?“ „Eigentlich schon“, ich zuckte die Schultern. Das Frühstück verlief weitgehend schweigend. Niemand beachtete uns als wir den Saal verließen. Ich hatte schon vor zwei Wochen, all meinen Mut zusammengenommen und einige Betreuer gebeten, meinen Geburtstag nicht an die große Glocke zu hängen. „Ich bin in unserem Zimmer“, sagte sie leise, als sie mich vor Steiners Tür verabschiedete. Ich atmete einige Mal tief durch, dann klopfte ich. „Herein“, hörte ich die brummige Stimme. Ich öffnete schnell die Tür, trat ein und schloss sie wieder. Mein Kopf blieb gesenkt. „Ah guten Morgen Isabella, setz dich doch“, ich tat wie befohlen und musterte den Fußboden. „Ich hab gehört, du hast heute Geburtstag. Dann… meinen herzlichsten Glückwunsch“, sprach er weiter. Ich hob den Kopf und nickte. Sein forschender Blick, ging mir auf die Nerven also wendete ich mich wieder ab. Er erhob sich und suchte etwas in seinem Schrank zusammen, breitete alles auf dem Schreibtisch aus und zog seinen Drehstuhl zu mir. „Dann wollen wir mal schauen.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, nahm er sich meinen linken Arm, schob den Ärmel hoch und öffnete den Verband. Ich sah nicht hin. Spürte nur seine Finger, die über meinen Unterarm fuhren und unterdrückte den Ekel, der mich beherrschen wollte. Das gleiche tat er an meinem anderen Arm. Irgendwann, ließ er von mir ab und rollte zurück zu seinem Platz. „Das sieht alles sehr gut aus. Du brauchst keinen Verband mehr“, ich nickte. „Die Schwestern, werden dir morgens und abends eine Salbe auftragen. Ich denke, in 3 Wochen sollten die Narben deutlich heller geworden sein“, ich nickte. „Solltest du Beschwerden bekommen… dann komm unverzüglich zu mir, damit ich es mir noch einmal ansehen kann“, ich nickte. „Und ich hoffe doch sehr, dass wir uns wegen so etwas nicht noch einmal sehen werden“, ich tat nichts. Ich hörte ihn etwas auf seiner Tastatur tippen und sah auf. Er musterte mich aus dem Augenwinkel. Gab mir dann mit einem Nicken zu verstehen, dass ich gehen konnte. „Einen Moment noch…bevor ich es vergessen.“ An der Tür angekommen, drehte ich mich noch einmal um. „…ich soll dir ausrichten, dass deine Therapiestunde heute ausfällt. Wir sind uns einig, dass du deinen Geburtstag sicher anders gestalten möchtest. Du wirst dann morgen, gleich nach dem Frühstück zur Gruppentherapie abgeholt.“ Fast hätte ich bitter aufgelacht, aber ich nickte. „Was meinst du, möchtest du nicht heute eine kleine Party feiern? Das würde dir bestimmt Spaß machen.“ Kopfschüttelnd, verließ ich den Raum. In unserem Zimmer angekommen, atmete ich erleichtert auf. Leah, nahm mich sofort an der Hand und führte mich zu ihrem Bett. Auf dieses, drückte sie mich und verschwand kurz aus meinem Sichtfeld. „Schön sitzen bleiben“, wies sie mich an. „Ich habe etwas für dich“, flüsterte sie keine Minute später und überreichte mir ein kleines Kästchen. „Leah…ich“, sie unterbrach mich. „Nichts sagen, Bella… nur aufmachen… sieh es nicht als Geburtstagsgeschenk sondern als… Freundschaftsgeschenkt“, resigniert, öffnete ich die Schachtel „Leah…“, stieß ich aus, als ich das silberne Armkettchen aus der Schachtel nahm. Ich hielt es zwischen den Fingern und betrachtete es mit Tränen in den Augen. „Ein Bettelarmband“, sprach Leah leise und setzte sich neben mich. „Siehst du die vielen kleinen Ösen? Jeder, der ein solches Armband trägt, befestigt einen oder auch mehrere Anhänger, die ihm etwas bedeuten daran. Und wenn er eines Tages bereit ist, es zu verkaufen oder zu verschenken, bleiben sie dran. Der nächste der es tragen wird, wird wieder einen Anhänger dazu fügen. Oder der Besitzer, möchte sich nie davon trennen und füllt es in den Jahren selber“, flüsterte sie. Zwischen einigen, etwas abgenutzten Anhängern…entdeckte ich ein kleines L und ein kleines B. Sie stachen mir sofort ins die Augen. Denn diese beiden Buchstaben, waren die einzigen die noch glänzten. „Danke Leah“, hauchte ich und lächelte sie an. Sie wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und nahm mir lächelnd das Armband ab. Ich schob meinen linken Ärmel hoch und hielt ihr meinen Arm unter die Nase. Sie schloss es um mein Handgelenk. Beachtete, die dicke rote Narbe überhaupt nicht weiter. Sie war die einzige, die nicht wie irre darauf starrte. Das hatte sie noch nie getan. Wir unterhielten uns den ganzen Vormittag über Gott und die Welt. Die Gespräche mit ihr, beruhigten mich. Kaum, hatte sich auch der letzte Muskel in meinem ständig angespannten Körper entspannt, riss uns ein Blick auf die Uhr wieder aus der Ruhe. „Lass uns Essen gehen“, sagte sie leise. Kurze Zeit später, stocherte ich appetitlos in meiner Pasta rum. „Wo, hast du das Armband eigentlich her?“ „Ich habe es letzte Woche, in einem Schaufenster gesehen…keine Ahnung, was das für ein Laden war…dort gab es wirklich alles. Wahrscheinlich so eine Art Krämerladen…halt nur mit Dingen, die man nicht täglich braucht.“ Ich schwieg wieder. Sie hatte es gut. Einmal die Woche, durfte sie mit einer kleinen Gruppe und zwei Betreuern raus. Ich war noch lange nicht soweit. Die, die raus gehen durften, bekamen `Taschengeld´. Das gehörte zum Sozialisierungsprogram mit dazu. Was jeder natürlich ausnutzte. Bis auf Leah, ich sah sie sehr selten mit Tüten zurückkommen. Ich wollte zu gern einmal wissen, was diese Einrichtung für jeden einzelnen bekam. Ob sie uns für später irgendwie absicherten? Ich hatte mir nie große Gedanken darüber gemacht. Es interessierte mich nicht. Man hatte mir erzählt, dass ich mein Erbe vor meinem 18ten Geburtstag nicht antreten konnte. Als Vollweise, stand mir jeglicher Besitz meiner Eltern zu. Viel war sicher nicht übrig! Man hatte mir nämlich auch gesagt, dass man einen Teil davon bereits verwendet hatte, um alle Unkosten zu begleichen, die durch den Tod meiner Familie entstanden waren. Und das, beinhaltete nicht nur die Beisetzung. Die Bank forderte das Haus zurück…natürlich…wer sollte auch die Hypotheken zahlen? Das Räumungskommando war sicher auch nicht billig gewesen…was mit den Möbeln geschehen war, wusste ich nicht. Nur ein paar persönliche Dinge waren mir geblieben. Meine Kleider, meine Schulunterlagen…obwohl ich nicht einmal mehr in die Schule ging. Fotos…der Schmuck von Mum…ein Kuscheltier von Emily, das mich jeden Tag in den Schlaf begleitete. Ein paar selbstgemalte Bilder von uns Kindern, die Mum wohl in einer Schublade aufgehoben hatte. Seths Lieblings Pulli und…und die…die Eheringe meiner Eltern, die man…man ihnen abgenommen hatte. Sie hatten…hatten sie gesäubert aber das Feuer, hatte trotzdem viel Schaden angerichtet. Tränen liefen meine Wange hinunter. „Bella“, Leah ergriff meine Hand. Ich sah auf, musste ein paar Mal blinzeln um sie durch den Tränenschleier zu erkennen. Sie sah sich sofort unauffällig um. „Komm, bevor dich jemand sieht“, flüsterte sie besorgt. Ich wischte mir schnell übers Gesicht. Leah brachte unsere Teller weg, kam zurück und zog mich hoch. Schnell, verließen wir den Saal. In unserem Zimmer angekommen, fing ich heftig zu schluchzen an. Sofort, schloss Leah mich in ihre Arme und strich mir über den Rücken. Ich war ihr dankbar, dass sie mich fort gebracht hatte. Hätte mich einer der Betreuer so gesehen, hätten sie mich sofort zu einem Psychologen geschickt. Leah dirigierte uns beide zu ihrem Bett, setzte sich und nahm mich in ihre Arme. Es kam wie immer plötzlich, brauchte aber viel länger um wieder zu verschwinden. Gerade an einem Tag wie diesen. Es gab eine Zeit, da war ich schon Wochen vor meinem Geburtstag aufgeregt gewesen. Jetzt…wollte ich ihn nur so schnell wie möglich hinter mich bringen. „Es ist gut Bella, ich bin da“, versuchte sie mich zu beruhigen. Verzweifelt, krallte ich mich an sie und tränkte ihren Pulli mit dicken Tränen. Es dauerte eine Ewigkeit, ehe ich mich wieder beruhigt hatte. Sie sprach die ganze Zeit über nicht…sie hielt mich einfach. Nachdem ich mich wieder im Griff hatte, küsste sie mich auf die Wange. „Lass uns ein bisschen an die frische Luft gehen. Das wird dir gut tun“, ich nickte und stand auf, begab mich kurz ins Bad um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Im Hof, waren schon einige andere. Leah, zog mich zu einer Bank und setzte sich. Ich tat es ihr gleich. Wer es nicht wusste, würde niemand denken, dass es sich hier um eine Anstalt handelte. Das Gebäude war dreistöckig, groß und freundlich. Die Fenster waren geschmückt. Der Hof war liebevoll gestaltet. Es gab sogar einen Spielplatz. Hier lebten Kinder ab 4 Jahren. Manche, verließen diese Institution erst am Tag ihrer Volljährigkeit und wurden dann… meistens… gleich in eine andere Psychiatrie übergeben. Nur ganz wenige, schaffen wirklich den Sprung zurück ins Leben. Das Trauma, saß bei vielen einfach zu tief. Das Gelände, wurde von einem zwei Meter hohen Zaun umrandet. Davor ragte eine hohe Hecke, die uns vor lästigen Blicken bewahrte. Die Tore waren immer abgeschlossen. Auf den Hof, durften wir nur zu bestimmten Zeiten und mussten uns jedes Mal beim Aufsichtspersonal an und abmelden. Schweigend, saßen wir da. Normalerweise, waren wir nicht so schweigsam. Doch heute, hatte ich einfach keine große Lust zum reden. Plötzlich, hob sie ruckartig ihren Kopf. Ich folgte ihrem Blick und sah wie sie zum Tor. Eine Betreuerin, PETRA… ich schnaufte… ging zum Tor und ließ den Jungen freundlich eintreten. Ich kannte ihn. „Ist das nicht, Felix?“ Abwesend, nickte sie. Felix wurde vor einigen Wochen, in ein normales Heim verlegt. Er musste beinahe volljährig sein. Er war einer der glücklichen, die den Absprung geschafft hatten. Umso überraschter war ich, ihn hier zu sehen. Konnte mir einfach beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand freiwillig an diesen Ort zurückkehrte. Er unterhielt sich kurz mit Petra und trat dann, zu anderen Jugendlichen, die wie ich glaubte, damals mit zu seinem Freundeskreis zählten. „Er besucht seine Freunde“, stellte ich fest. „Ja, er kommt jede Woche“, verwundert sah ich Leah an, die aber ihren Blick nicht von Felix löste. „Woher, weißt du das?“ „Ich sehe ihn immer…“, zuckte sie mit den Schultern. „Normalerweise hast du am Dienstag Therapie…ich geh dann immer raus, das weißt du doch!“ „Ja aber… ich wusste nicht, dass er immer kommt. Davon, hattest du noch nie was gesagt.“ Sie lächelte mich einmal verlegen an. Es kam mir so vor, als hatte sie auch einen guten Grund um mir diese Tatsache zu verschweigen. Heute war Dienstag…und somit, wurde ich nun selbst Zeuge seines Besuches. Leah, hatte sich längst wieder zu ihm gedreht. War sie in ihm verschossen? Warum, begaffte sie ihn denn so? Ich zuckte zu mir selbst die Schultern. Es konnte mir auch egal sein, wie oder warum er hier jeden Dienstag auftauchte. Plötzlich, drehte sich Felix in unsere Richtung und winkte Leah zu sich. Also gut…was hatte ich verpasst? Fragend, sah ich zu Leah, die bereits vor mir stand und unschlüssig zwischen uns beiden hin und her sah. Ich war…gelinde gesagt…etwas durcheinander. Als er noch hier lebte, hatten die beiden überhaupt nichts miteinander zu tun. Also…WARUM, waren sie plötzlich so interessiert aneinander? „Ich geh mal kurz zu ihm Bella, fragen was er will. Du kannst ja schon rein gehen… es ist kalt“, das klang fast so, als wollte sie mich loswerden. „Willst du mich loswerden?“ „Nein…Quatsch, sowas darfst du gar nicht denken… hörst du? Du bist meine beste Freundin Bella, alles… was ich noch habe. Ich muss nur mal kurz zu ihm“, redete sie sich schnell heraus. „Ich möchte Antworten“, sagte ich zu ihr, als ich mich erhob. „Geht klar“, willigte sie mürrisch ein. Kopfschüttelnd, lief ich zur Eingangstür. Dort, drehte ich mich noch einmal um und beobachtete kurz die Szene, die sich mir bot. Leah, schritt auf Felix zu…dieser, lächelte sie freundlich an und zog sie dann in eine feste Umarmung. Täuschte ich mich, oder schob sich seine Hand gerade in ihre Jackentasche? Verwirrt, runzelte ich die Stirn und wandte mich von den beiden ab. Ich begegnete Petras Blick, meldete mich mit einem nicken…das sie erwiderte…ab und ging rein. Drinnen angekommen, schmiss ich mich aufs Bett und sah aus dem Fenster. Ich versuchte mir keine Gedanken über irgendetwas zu machen…das war nicht einfach…aber es funktionierte. Zum Glück, dauerte es nicht lange, bis Leah in unser Zimmer trat. Sofort, richtete ich mich auf und sah sie abschätzend an. Sie stöhnte frustriert und kam zu mir. „Ich möchte alles wissen“, sagte ich sofort. Sie setzte ihren beruhigenden Blick auf und ich…hab sofort die Hände. „Nein…alles, hörst du…alles! Du brauchst erst gar nicht anfangen, mich mit deinem Blick klein zu kriegen. Ich möchte wissen, was da zwischen dir und Felix läuft und…“, meine Wut verrauchte. „…warum du seit einiger Zeit so anders bist. So…so fröhlich!?“ Eine ganze Weile, starrte sie mich an. Ihre Augen fraßen sich fast schmerzhaft in meine. Doch ich hielt stand…würde mich nicht umstimmen lassen. Sie musste mich nicht wie ein kleines Mädchen behandeln. So viel jünger als sie, war ich auch nicht. Nach dem, was ich heute gesehen hatte, gab es für mich keinen Zweifel mehr, das sie etwas vor mir geheim hielt und…dass ihre plötzliche, geistige Genesung… andere Ursachen hatte. „Bitte…ich weiß doch, dass du mir etwas verheimlichst. Wo ist die Leah hin, die Tagelang verheult in ihrem Bett gesessen ist? Ich dachte, das wäre vielleicht alles normal. Das du es überwunden hast. Ich dachte, wenn es andere Ursachen hätte, dann hättest du mich eingeweiht. Deswegen, hielt ich den Mund…deswegen, war ich mir so sicher, dass du von allein diese Stärke nimmst um das alles durchzustehen, obwohl es mich natürlich wunderte das dieser Umschwung so plötzlich kam und jetzt…jetzt muss ich mit ansehen, wie du dich von einem Jungen umarmen lässt, der dir noch vor einigen Wochen völlig gleichgültig war. Und ich muss feststellen, dass euer ach so inniger Kontakt… in etwa gleichzeitig mit deinem Emotionswechsel begonnen hat. Es geht dir doch seit einiger Zeit viel besser oder?“ Sie nickte. „Du hättest doch wissen müssen, dass ich allein ganz gewiss nicht diese Stärke entwickeln kann. Das ich…dass ich es niemals überwinden kann“, es bildeten sich Tränen in ihren Augen. „Ja…“, hauchte ich leise. „…natürlich hätte ich das aber…ich…ich hab einfach so sehr gehofft, dass du es schaffen kannst.“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Was, hat er dir in die Tasche gesteckt?“ Sie riss entsetzt die Augen auf. Fuhr sich dann aber seufzend übers Gesicht und stand auf. Ich rutschte auf die Bettkante und ließ die Beine baumeln. Beobachtete, wie sie an ihrer Jacke fummelte und dann, wohl etwas aus der Tasche nahm. Sie kam unsicher auf mich zu, nahm meine Hand in ihre…sah mir noch einmal tief in die Augen, legte mir dann etwas in die Handfläche und schloss meine Finger darum. Verwirrt sah ich auf unsere Hände, ehe sie ihre von meiner nahm. Sie setzte sich neben mich und schwieg. Eine Weile, starrte ich auf meiner, zur Faust geballten Hand. Schließlich, öffnete ich sie vorsichtig und keuchte. Mein Kopf, schellte zu Leah, die mit einem halb ängstlichen, halb wahnsinnigen Blick auf das Tütchen in meiner Hand sah. Einem Tütchen, in dem sich viele kleine rose Pillen befanden. Sie starrte es an, als würde ihr Leben davon abhängen. Meine Augen, ruhten wieder auf den Inhalt meiner Hand. Ich musste nicht nachfragen um zu wissen was es war. Mein Vater, hatte Seth und mich früh aufgeklärt. Durch seinen Beruf, waren ihm viele Drogenabhängige in die Hände geraten. Man hatte mir beigebracht, dass ich einen großen Bogen um jegliche Art von Rauschgift machen sollte. Hatte mich gelehrt, Kummer nicht in Chemikalien zu ertränken. Doch jetzt… jetzt… wo eh alles vorbei war…jetzt…kam mir dieses kleine Tütchen, mit dem bunten Inhalt… wie eine Erlösung vor. Dad, hatte uns über die Wirkung von Rauschgift unterrichtet. Damals, verspürte ich Abneigung. Jetzt, war es anders…Was sich in meiner Hand befand, bedeutete einige Stunden Ruhe und Glückseligkeit. Die Frage ob es das wert war, musste ich mir nicht einmal stellen. Ich atmete tief durch und schloss meine Hand wieder. Das rettende Tütchen, hielt ich fest umklammert. „Felix?“ Sie nickte auf meine kurze Frage und sah mich wieder an. „Aber wie…ich meine, wie hat das alles angefangen? Und wieso, hast du mir nichts erzählt?“ „Ich…es ist eine lange Geschichte“, auffordernd sah ich sie an. Resigniert seufzte sie und begann zu erzählen. „Vor… ich glaube…6 Wochen. Du, hattest wieder Therapie und ich, war wie immer auf dem Hof. Ich saß allein auf einer Bank und sah mich gelangweilt um. Felix, kam zu Besuch. So wie du heute, war auch ich neugierig. Ich konnte nicht verstehen… wie jemand freiwillig, nochmal einen Fuß auf dieses Gelände setzen konnte. Na jedenfalls, ging er zu seinen Freunden. Erst dachte ich, er wolle sie wirklich nur besuchen, weil er sie vermisst hätte aber dann…“, sie stoppte. „Aber dann“, ich machte eine wedelnde Bewegung mit meiner Hand um sie zum fortfahren zu drängen. „…nun… ich hab gesehen, wie er Collin etwas zugeschoben hat.“ „Collin“, flüsterte ich. Ein 15 jähriger Junge der anders wie wir übrigen, immer eine große Fresse hatte. Sein Trauma, zeigte sich in Aggressionen. Er wurde seit meiner Ankunft, schon zwei Mal von der Polizei abgeholt. „Verwirrt, hatte ich sie bobachtete. Ich sah, wie Felix etwas im Gegenzug von ihm annahm. Ich wusste nicht was es war. Heute weiß ich es natürlich…es war Geld. Er hatte Felix bezahlt. Unsere sogenannten `Aufpasser´…“,sie mahlte Gänsefüßchen in die Luft. „…waren wie immer nur mit sich selber beschäftigt. Sie führten eine lautstarke Diskussion und bekamen von alle dem, überhaupt nichts mit. Plötzlich, traf mich Felix mit seinem Blick…er musste sich umgesehen haben und als er meinen Gesichtsausdruck sah, musste er wohl verstanden haben, dass auch ich verstanden hatte“, sie seufzte. „Er kam zu mir, ich hatte erst Angst…aber ich dachte mir, was will er mir schon groß antun? Als er sich neben mich setzt, umfasst er meinen Oberarm und sah mich eindringlich an. „Egal was du gerade gesehen hast, du redest mit niemanden darüber, ist das klar?“ zischte er mir zu.“ „Und dann?“ Drängelte ich sie, als sie nach Minuten noch immer nicht weitersprach. „Anstatt zu nicken und ihm zu vergewissern, dass ich ihn verstanden hatte. Fragte ich ihm, was er verkauft und wie viel er dafür haben möchte...“, sie stöhnte leise. „… Bella, bitte glaube mir, ich hatte nicht nachgedacht. Es kam einfach so aus mir heraus gesprudelt ohne, dass ich über die Konsequenzen nachdachte. Aber in diesem Moment war es wie… als…ich weiß nicht es…es fühlte sich richtig an.“ Ich nickte, nicht fähig etwas anderes zu tun. „Er grinste, drückte mir eine kleine Pille in die Hand und meinte, ich solle es erst probieren. Wenn ich dann immer noch Interesse hätte, solle ich am Dienstag auf ihm warten. Er nannte mir den Preis und verschwand. Ich saß völlig durcheinander da und alles was ich spürte, war dieses verlangende Kribbeln in meiner Handfläche. Ich schluckte sie in der Nacht, als du längst geschlafen hast.“ „Und ich meine also…wie ist es?“ „Man kann es schwer beschrieben aber es fühlt sich so unglaublich gut an. Und jetzt…jetzt hole ich mir alle zwei Wochen welche und…und“, sie brach ab. „Und?“ „Und möchte schon jetzt mehr“, flüsterte sie leise. Ich wusste nicht, ob ich geschockt über diese Tatsache sein sollte. Oder ob ich ihr, für ihren letzten Satz eine Klatschen sollte. Denn ich wusste, wie gut es Leah in den letzten Wochen ging und nur das… war für mich wichtig. „Wie hast du das denn bezahlt, sind die Dinger nicht sau teuer?“ „Die Pillen sind nicht so teuer. Also… klar kosten sie viel, aber sie sind wohl noch am günstigsten auf diesem Markt. Ich bekomm doch jede Woche Geld für die Stadt. Ich gebe es nicht aus. Ich lege es immer beiseite. Damit, bezahle ich ihn dann immer. Ich habe noch immer einen kleinen Vorrat Geld und das, stocke ich jede Woche wieder auf“, ich nickte, das klang logisch. „Wie viel nimmst du davon am Tag?“ Es war traurig über welches Thema wir uns unterhielten. Sollten sich zwölf und dreizehn jährige Mädchen, nicht lieber über Pferde… den Schlagzeuger einer Boyband oder süße Jungs aus der Schule unterhalten? Aber, wenn man alles verloren hatte, fand man sich in alterstypische Verhaltensregeln nicht mehr ein. „EINE.“ Sie klang verärgert über diese Tatsache. „Es reicht dir nicht“, stellte ich fest. Sie schüttelte den Kopf und seufzte. „Warum hast du nie etwas gesagt?“ Es tat mir weh, dass sie so wenig Vertrauen in mir hatte. „Ich…Gott Bella, bitte denk nicht… ich hätte kein Vertrauen zu dir, das ist es nicht… du bist die einzige der ich vertraue. Die einzige, die mir etwas bedeutet und deswegen, hatte ich auch nichts gesagt“, mein verwirrter Gesichtsausdruck ließ sie wieder seufzen. „Ich hatte Angst…das du mich nicht verstehen würdest…“ „Ich kann dich verstehen“, unterbrach ich sie sofort. Sie stöhnte und sah mich eindringlich an. „Und genau davor, hatte ich auch Angst.“ „Wie meinst du das?“ „Mensch ich…verdammt ich…sieh mich doch an! Ich nehm seit über einem Monat diese Pillen und bekomm schon jetzt, nicht genug davon. Ich bin doch nicht blöd… ich weiß doch, wie das enden kann. Ich weiß einfach nicht, ob es für DICH richtig ist. Für mich…also für mich… fühlt es sich richtig an. Weil es mir gut geht wenn ich sie nehme. Weil ich eine Weile vergessen kann. Aber ich weiß auch, dass es gefährlich ist. Und verdammt… du warst erst 11, jetzt 12“, sie schüttelte den Kopf. „Gut ich bin 13…“, sie stieß die Luft aus. „… Ach, ich weiß doch auch nicht. Ich weiß einfach nicht, ob ich damit klar kommen würde, wenn du wegen mir… noch mehr in die Tiefe stürzt. Ich… wollte dich schützen. Dachte, du findest einen Weg um mit dem was dir passiert ist umgehen zu können. Aber ich sehe, dass du es auch nicht schaffen kannst. Das du genauso verloren bist wie… ich“, das letzte flüsterte sie. „Leah…wir sind die besten Freundinnen. Wir haben nur uns, du bist zu meiner Familie geworden. Und…“, ich stoppte. Öffnete noch einmal meine Hand und sah die Pillen an. VERZEIH MIR DAD… aber ich kann nicht mehr. Ich sehe keinen anderen Weg. Bitte versteh mich! Ihr seid weg, habt mich einfach allein gelassen. Allein mit diesem Schmerz. Jetzt… kann ich ihn endlich betäuben. VERZEIH MIR MUM…dass ich nicht die Kraft habe um auf mich aufzupassen. Das ich nicht weiter machen kann. Das ich dich nicht stolz machen kann. UND SETH…es tut mir Leid. Ich kann mein Versprechen nicht halten. DU wolltest, dass ich lebe… aber ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben. VERZEIH MIR EMY… das ich nicht bei dir war, um dich zu trösten. Nicht da war, als du deinen letzten Schritt gehen musstest. Das ich dich einfach, deinem Schicksal überließ. ICH LIEBE EUCH! Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und blickte Leah fest und entschlossen in die Augen. „Lass uns gemeinsam diesen Weg gehen. ZUSAMMEN.“ „Bist du dir sicher, dass du das willst? Ich weiß nicht, wohin uns dieser Weg führen wird.“ „Kann es schlimmer werden?“ „Ich weiß es nicht“, sagte sie ehrlich. „Gut dann anders…kannst du noch aufhören?“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Dann… werden wir ihn gemeinsam gehen“, sagte ich und öffnete mit zittrigen Fingern das Tütchen. ************ Also…das war sie, ihre erste Drogenerfahrung. Ich hoffe der Flashback hat euch gefallen. Bis zum nächsten Mal GGGGLG Alex Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)