Pokédex-Einträge von Xanokah (Kurzgeschichten zu Pokédex-Einträgen) ================================================================================ Kapitel 40: #229 Hundemon ------------------------- HUNDEMON Der Tod ist skrupellos, grausam und unerwartet. Der Tod kommt in vielen Formen. Mal ist es ein Unfall, mal ist es ein langsames Dahinsiechen und mal ist es... eigenes Verschulden. Doch der Tod kommt in ebenso vielen Gestalten. Manche glauben, es sei ein rachsüchtiger Geist, manche halten an den Glauben an einen Gott fest und manche fürchten sich vor dem Fegefeuer, das sie vor dem Eintritt in die Hölle erwartet. Doch eines ist genauso sicher wie unvermeidbar: Dem Tod muss man sich stellen. Für mich kam der Tod in Form eines Pokémon. In Form eines treuen Gefährten, den ich einst aus einer vertrauten Umgebung gerissen hatte, ein Pokémon, dass sich mir widerwillig angeschlossen hatte und doch zu meinem besten Werkzeug wurde. Hundemon sind blutrünstige Kreaturen. Wusstest du, dass ein Rudel Hundemon ihren Anführer durch Kämpfe bestreiten? Wenn ein Hunduster sich zu einem Hundemon weiter entwickelt, hat es zunächst Hörner, die wie gefährliche Klauen nach vorne ragen, bereit, den Gegner damit aufzuspießen, ihn damit persönlich in die Hölle zu schicken. Mehrere Tage kämpfen sie, bis zur Erschöpfung, bis nur noch eines im Ring steht und sich als wahrer Anführer behaupten konnte. Mein erstes Pokémon war eines dieser verwerflichen Kreaturen. Auf der Suche nach einem Wegbegleiter durchstreifte ich viele Gegenden, erkundete die Regionen und lernte viele Menschen und Pokémon kennen. An einem dieser verheißungsvollen Tage stürmten mir unzählige Pokémon entgegen, verschreckte Aufschreie waren zu hören, jedes Lebewesen nahm Reißaus. Die Sonne war gerade untergegangen und der Mond stand schon am Horizont, erhellte die tiefen Schluchten des Gebirges. Ich ging einen schmalen Pfad entlang, Steine bröckelten bei jedem meiner Schritte von dem steinernen Weg ab und zerschellten im felsigen Tal, verursachten ein lang anhaltendes Echo. Ich musste aufpassen, nicht mit einem der fliehenden Flug-Pokémon zusammen zu stoßen oder von dem schmalen Bergpfad abzukommen und in mein Verderben zu stürzen. In der Ferne konnte ich Funken sprühen sehen, Feuer loderten auf, eine angenehme Wärme stieg mir ins Gesicht und meine Neugierde wurde nur noch mehr angestachelt. Ich rückte näher an die angrenzende Felswand, spähte vorsichtig um die Ecke. Hundemon sind abscheuliche Kreaturen. Ein Anblick, der einem Schlachtfeld glich, ließ mich völlig erstarren. Mehrere Hundemon kämpften gegeneinander, umringt von kleinen Hunduster, die aufgeregt im Kreis umherwirbelten. Die Hundemon zeigten keine Gnade, entstellten ihre eigenen Körper und rissen sich gegenseitig tiefe Wunden ins Fleisch. Dazu noch diese Hitze, diese unglaubliche Hitze. Das musste die Hölle sein. Immer mehr Hundemon verloren das Bewusstsein und brachen zusammen, bis nur noch zwei von ihnen auf ihren vier Beinen stehen konnten. Sie setzten zum letzten Angriff an, fletschten die Zähne und ließen ein grauenvolles Heulen von sich. Sie sprangen aufeinander zu und verkeilten ihre Hörner ineinander, ließen aus dem zuvor brutalen Spektakel einen allein vom Willen getriebenen Ringkampf werden. Doch eines der beiden Hundemon musste siegen. Der Verlierer wurde mit einer solch übertrumpfenden Kraft zu Boden gedrückt, dass es in sich einsank, es konnte seinem Gegner nicht länger standhalten. Durch den Druck bogen sich plötzlich die Hörner des überlegenen Hundemon nach hinten, es verpasste dem am Boden liegenden Gegner eine letzte Kopfnuss, woraufhin dieses zusammenbrach. Das Hundemon mit den nach hinten gebogenen Hörnern hatte gesiegt. Die Hunduster jubelten und tanzten um ihren neugeborenen Anführer herum, verehrten es. Fasziniert von der Situation trat ich unbewusst einen Schritt hervor, das fahle Mondlicht gab meine Gestalt preis und plötzlich richteten sich alle Blicke auf mich. Die Pokémon knurrten mich an, war ich doch in ihr Revier eingedrungen und hatte sie beim Feiern gestört. Das Hundemon trat hervor und stellte sich schützend vor die Hunduster, da erkannte ich, wie viele Wunden es hatte und wie die Kämpfe es mitgenommen hatten. Ich dachte in diesem Moment nicht nach. Ich griff in meine Tasche, zog eine kleine runde Kugel heraus und warf sie. Ich warf einen Pokéball auf den geschwächten Anführer des Rudels. Die Hunduster stoben erschrocken auseinander, als das Hundemon in dem kleinen rot-weißen Ball verschwand, welcher sich augenblicklich nicht mehr regte. Ich ging darauf zu und nahm die Kugel in meine Hand, ein Lächeln auf meinem Gesicht, das stärkste Wesen in der Umgebung gehörte nun mir. Ich stürmte den Berg hinab, das Klagelied der Hunduster in meinen Ohren, den Zorn des Teufels auf mich gelenkt. Doch ich hatte Angst vor diesem Wesen, vor dieser Hölle, die ich bezwungen hatte. Hundemon sind grauenhafte Kreaturen. Kämpfe endeten stets mit meinem Sieg, die gegnerischen Pokémon mit qualvollen Schmerzen hinterlassend. Trainer trauerten verschiedenen Pokémon hinterher, der Hauch des Todes umgab mich und das Hundemon. Selbst ich blieb von dem teuflischen Gestank, den dieses Hundemon umgab, nicht verschont. Freunde hörten auf, an meiner Haustür zu klingeln, Bekannte hörten auf, anzurufen. Und ein Jahr, neun Monate und achtundzwanzig Tage später berichtigte ich meinen Fehler. Ich kehrte zurück zu dem Ort, an dem alles Begann. Kehrte zurück zu dem Gebirge, in dem ich das Hundemon einst entthront hatte. Es war wieder Nacht und die Pokémon flüchteten wieder, sobald sie das Gift an mir witterten. Ich begab mich zu dem Platz, an dem die Hundemon einst um die Herrschaft über die Hölle gekämpft hatten. Ich stellte mir die Hunduster vor, die einen Ring um mich bildeten und gespannt auf den Ausgang des folgenden Kampfes warteten. Ich befreite das Hundemon, es verstand sofort und stellte sich mir bedrohlich gegenüber, leckte die Zähne, atmete den Hauch des Todes ein letztes Mal aus. Der Dämon, welcher mir gegenüberstand, hob den Kopf und funkelte mich aus Augen an, die die Flammen der Hölle widerspiegelten. Es nahm Anlauf, stieß ein ohrenbetäubendes Heulen aus, raste direkt auf mich zu und ließ die Qualen des Fegefeuers auf mich niederprasseln. Wusstest du, dass das Hundemon mit den nach hinten gebogenen Hörnern der Anführer eines Rudels ist? Ich habe den Fehler begangen, den König der Unterwelt zu entthronen. Es brennt. Pokédex-Einträge von Hundemon: Silber: "Wenn andere Pokémon sein gräuliches Geheul hören, erschauern sie und verstecken sich schleunigst." Kristall: "Der stechende Gestank seiner Flamme, die seinem Maul entspringt, kommt von dem Gift in seinem Körper." Rubin/Saphir: "In einer Gruppe von HUNDEMON ist dasjenige mit den nach hinten gebogenen Hörnern der Anführer. Diese POKéMON bestimmen ihren Anführer durch das Ausfechten von Kämpfen untereinander." Diamant/Perl: "In alten Zeiten glaubte man, das Heulen dieses PKMN sei der Ruf des Todes." Platin: "Ist es wütend, spuckt es giftige Flammen. Die Schmerzen der Verbrennungen dauern ewig an." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)