This Love von irish_shamrock (Kapitel 3 online.) ================================================================================ Kapitel 3: Shiver ----------------- This ♡ Love S h i v e r Der Geschichte dritter Teil Nur schwach vermochte Rose dem Glauben zu schenken, was geschehen war. Denn die Entwicklung des Abends überstieg wahrlich ihren Verstand. In aller letzter Minute war es dem Fräulein gelungen, ihre ihr noch verbliebenen Sinne zusammenzuraufen und dem jungen Mann zu folgen. Eben noch war sie die Stufen hinab gestolpert und hatte in panischen Anwandlungen seinen Namen gerufen in der Hoffnung, dass Scorpius nicht bereits in den Kerkern verschwunden war. »Bis Morgen«, fiepte sie, als sie seinen Schopf gerade noch erspähte und klammerte sich unter fehlendem Atem ans Treppengeländer, um nicht den nötigen Halt zu verlieren, oder gar zusammenzubrechen. Mit geschmeidigen Bewegungen hatte er sich zu ihr umgewandt, gelächelt und ihr eine geruhsame Nacht gewünscht. Dieses verschmitzte Lächeln und die kleinen Grübchen, die sich in seinen Wangen bildeten, schmeichelten ihm sehr und verliehen dem jungen Mann einen unschuldigen Anschein. Rose schmolz unter den Lippen dahin, mit denen er sie zuvor geküsst hatte. Wie hatte sie bloß schlecht über Jungen wie ihn denken können? Mit grazilen Schritten verschwand er wenige Sekunden später aus ihrem Blickfeld und Rose hätte alles dafür gegeben, dass er einfach stehen geblieben und die wenigen Stufen zu ihr hinauf geeilt kam um sie nochmals so zu berühren. Doch der Zauber des Moments verflog viel zu schnell. Seufzend lehnte sie an einer kühlen Steinwand, nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit auf dem Treppenabsatz stand und auf den Punkt starrte, an dem Scorpius zum Stehen gekommen war. Als er seine weichen Lippen auf ihren Mund gelegt hatte, schien ihr das Blut wie glühende Lava durch die Adern zu strömen. Dieser wunderbare Augenblick war, zu ihrem Bedauern, viel zu kurz, dennoch blieb dieses kribbelnde, wohlige Gefühl zurück. Roses Herz schlug immer noch wild in ihrer Brust. Ein Stakkato-ähnliches Hämmern, das sich weigerte, einen anderen Rhythmus anzunehmen. Ein rosiger Schimmer glomm noch immer auf ihren Wangen und ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen. Rose musste dem Drang widerstehen, nicht hier und jetzt einen Jubelschrei von sich zugeben, der womöglich das gesamte Schloss aus den Betten riss. Langsam trabte die junge Gryffindor zum selbigen Turm hinauf und je näher sie dem Portrait der fetten Dame kam, desto unbehaglicher wurde ihr. Aus der Freude, die sie verspürte, wurde augenblicklich ein Gefühl, das sich wie kalter Nebel durch ihren Körper schlängelte. Rose musste sich wohl oder übel mit der Tatsache auseinander setzen, dass ihre Cousine Lily nicht sehr erfreut über den Verlauf der letzten Stunden sein würde. Als das Mädchen endlich durch das Portrait der fetten Dame geschlüpft war, fand sie den Gemeinschaftsraum der Gryffindors völlig leer vor. Die Ausgangssperre, die Rektor Warrington verhängt hatte, nachdem die Sache mit den geheimen Parties des ältesten der Potter-Sprösslinge aufgeflogen war, tat ihre Wirkung. Alle Schüler, die noch nicht das vierzehnte Lebensjahr erreicht hatten, durften nach zwanzig Uhr nicht mehr auf den Gängen und Fluren des Schlosses umher geistern. Wer es dennoch versuchte, wurde sogleich mit einem ohrenbetäubenden Geheul in die Schranken gewiesen. Seitdem war es das Anliegen der Schüler, möglichst viele Zauber über den dritten Stock zu legen, damit diese Ausschweifungen geheim blieben, denn niemand war erpicht auf monatelanges Nachsitzen oder das Putzen der Pokale! Die Strafen verhängte Cassius Warrington höchst selbst, doch James hatte seine Buße locker und mit einem charmanten Lächeln abgetan, die Feierlichkeiten aber dennoch nicht ausfallen lassen. Allein aus diesem Grund, seines Mutes und der Tapferkeit wegen, waren die Mädchen nur noch eine Spur verrückter nach ihm, als ohnehin schon. Rose schob den Gedanken an ihren älteren Cousin beiseite und besann sich wieder auf das merkwürdige Gespräch mit dem Portraits, das sie soeben geführt hatte. »Und, wertes Fräulein, haben wir uns von unserem Schock erholt?«, wollte die Dame wissen und heftete ihre kleinen, listigen Augen auf Rose, der die Verwirrung ins Gesicht geschrieben stand. »Katzengalle«, meinte das Mädchen mit einem bittenden Lächeln auf den Lippen und wartete geduldig, dass das Portrait den Weg in den Gemeinschafsraum frei gab. »Und die Feier war auch schön, ja?«, forschte das Portrait weiter, schlug jedoch einen überspitzten Ton an, der etwas feindselig in den Ohren des Mädchens nachklang. »Katzengalle«, wiederholte die junge Hexe und das gezwungene Lächeln in ihrem Gesicht hielt an, wenn auch unter der Belastung, dass die Person im Bilderrahmen etwas zu sehr an ihren zarten Nerven kratzte. Nach etlichem hin und her und dem mehrmaligen Nennen des Passwortes, rückte die Dame im Portrait mit der Sprache heraus. Immer noch schüttelte Rose den Kopf in Gedanken daran, dass dieses Bild doch tatsächlich fluchte, und sie beschimpft hatte. Rose konnte die Wut der Dame durchaus nachvollziehen, schließlich waren es die Schüler, die bis tief in die Nacht feierten und sie stetig aus ihrem wohlverdienten Schlaf rissen, aber musste sie deshalb so hart mit ihr ins Gericht gehen? «Auch ein Portrait hat es nicht leicht!«, wetterte dieses ungehalten, ehe die fette Dame endlich den Weg freimachte. Die große Uhr, die auf dem Kamin stand, schlug gerade halb eins. »Die Party dauert wohl noch etwas, so wie ich James kenne.«, vermutete Rose leise vor sich hin murmelnd und stieg mit möglichst lautlosen Schritten die Treppe zu den Mädchenschlafsälen empor. Sachte drückte Rose die Tür zu ihrem Schlafsaal auf und erschrak, als wimmernde und schluchzende Töne an ihre Ohren drangen. Suzie Fawcett, die ihr beim Ankleiden geholfen und nach besten Kräften versucht hatte, das trübsinnige Mädchen aufzumuntern, lag ausgestreckt auf ihrem Bett und klammerte sich weinend an ihr Kopfkissen. »Sue? Suzie? Ist alles in Ordnung?«, zögernd und unschlüssig trat Rose auf die Schlafstätte zu und ließ sich sachte auf dessen Kante nieder. Die blonden Locken bedeckten den Rücken der jungen Frau, der immer wieder aufs Neue von Zitterattacken geschüttelt wurde. Rose streckte eine Hand nach ihr aus und versuchte ihrer Freundin beruhigend über das Kreuz zufahren. »Rosie?«, die Stimme der jungen Gryffindor klang gedämpft, da Suzie ihr Gesicht noch immer in den Kissen verbarg. Langsam stemmte sich das Mädchen aus dem Bett auf, gab ein paar schniefende und schluchzende Töne von sich, ehe sie sich zu Rose umwandte. »Oh, Rosie!«, sagte sie unter Tränen und fuhr sich fahrig über die geröteten Wangen. »Was ist passiert? Was ist mit deinem Kleid?«, als Rose dem Ausmaß des Abends gegenüber stand, hatte sie ihre Zimmergenossin akribisch in Augenschein genommen und fassungslos feststellen müssen, dass ein Träger des schönen, blutroten Kleides, das dem Mädchen so wundervoll stand, gerissen war. Nach einigen Minuten, die Rose wie Stunden vorkamen, beruhigte sich Suzie endlich. Zitternd atmete die Hexe ein und aus, während sich Rose daranmachte, die vielen Papiertaschentücher, die das Mädchen verbraucht hatte, einzusammeln. Immer wieder stotterte und haspelte Suzie vor sich hin und Rose konnte nichts weiter tun, als zu nicken und an den richtigen Stellen ein »Ja« oder ähnliches von sich zu geben. Wenn Rose die Worte ihrer Freundin richtig auffasste, was den zerrissenen Träger ihres Kleides betraf, dann war Suzie wohl an einer Rüstung hängen geblieben, denn auch sie hatte, ebenso wie Rose, überraschend die Feierlichkeiten verlassen. Nach einigen Minuten der wirren Interpretation, gelang es ihr, den Grund für die Traurigkeit des Mädchens heraus zuhören. Ein gewisser Ravenclaw, Jonathan Carmichael, war Schuld an diesem Dilemma, welches sich auf der Party abspielte, nachdem sich das Aufsehen um Rose, Scorpius und Lily etwas beruhigte. »Und er hat sie einfach geküsst!«, kreischend und mit Schluchzern durchsetzt machte Suzie ihrem Ärger Luft, zum Leidwesen von Rose, die vor Schreck zusammenzuckte. »Wer? Wen?«, hakte Rose vorsichtig nach, die schrille Tonlage hallte noch immer in ihren Ohren nach. »Na Jonathan! Er hat diese... diese Hexe einfach geküsst! Und dabei hat mir doch gesagt, dass ich das einzige Mädchen für ihn wäre!«, Suzie wischte die immer wiederkehrenden Tränen von ihren Wangen. »Diese dämliche Andrea Kirk! Und was macht er, er lässt sich von ihr einwickeln und macht vor allen Leuten mit mir Schluss, indem er ihr seine Zunge in den Hals steckt!« »Oh«, ein wenig erstaunt über die Wortwahl des Mädchens, nahm Roses Gesicht einen überraschten Ausdruck an, da Suzie Fawcett sich selten solcher Ausdrücke bediente. »Ich würde ihm am liebsten seinen dürren, mickrigen Hals umdrehen, und ihr auch!«, die Traurigkeit in Suzies Stimme wich abrupter Wut. »Sue, bitte beruhige dich doch! So kenne ich dich gar nicht.«, um den Zorn der jungen Hexe etwas zu dämpfen, legte Rose so viel Ruhe in ihre Stimme, wie sie meinte, dass es hilfreich sein würde. »Tut mir leid, Rosie. Ich weiß ja auch nicht, was in mich gefahren ist, aber ich bin nur so wütend!«, gestand Suzie und blickte bestürzt auf ihre Hände, die in ihrem Schoß verweilten und noch immer zitterten. Mutig und tapfer Schluckte das Mädchen an dem harten Kloß in ihrer Kehle, ehe sie sich zu einem Lächeln zwang. »Okay, genug von mir. Was war bei dir los?« Mulmig war es ihr schon, dass Suzie so schnell von ihrem Problem abwich und das Thema nun auf Rose zu lenken versuchte. »Sue, ist schon in Ordnung. Sei ruhig wütend, wenn du willst. Wir müssen uns nicht über mich unterhalten.«, murmelte sie leise und hoffte, dass Suzie nicht weiter nachbohrte, doch diese schüttelte nur den Kopf. »Nein, ist schon in Ordnung. Ich habe nur überreagiert. Ich komme damit zurecht, wirklich Rose!«, beteuerte sie und setzte ein Lächeln auf, das gequält wirkte, statt aufbauend. »Ich weiß nicht.«, Unruhe machte sich in dem Mädchen breit und der Kampf, den sie mit sich ausfocht, schien schier endlos. »Es scheint, als wäre bei dir genauso viel Trubel gewesen wie bei mir, hm?«, drängte Suzie und wischte die vereinzelten Tränen fort, die ihr über die Wangen liefen. Einen geeigneten Ansatz zufinden, um mit Worten auszudrücken, was ihr widerfahren war, fiel Rose schwerer, als sie dachte. Obwohl der Abend so turbulent verlaufen war, mit Hochs und Tiefs, haderte sie mit sich, da Suzie neben ihr noch immer schniefte und vereinzelte Schluchzer ihren Mund verließen. »Ich ahnte schon, dass es mit Lily Ärger geben würde. Wo es bei anderen an Selbstbewusstsein mangelt, hat sie, als es verteilt wurde, einen Nachschlag verlangt!«, meinte Suzie, als Rose sich dazu durch rang, mit der Sprache herauszurücken und ihre Miene war genauso finster, wie die Tonlage, in der sie gesprochen hatte. »Ich weiß, dass sie deine Cousine ist, aber so etwas hinterhältiges hätte selbst ich ihr nicht zugetraut! Dieses kleine, rosthaarige, sommersprossige, nichts für ungut Rosie, Biest!« »Schon gut, das liegt eben in der Familie.«, meinte Rose teilnahmslos, schlang ihre Arme um die Knie und bette ihr Kinn auf diesen. Ein schweres Seufzen erfüllte das Zimmer und verklang. »Aber etwas romantisches hat es doch, wenn er dir gefolgt ist.«, sagte Suzie und putzte sich unter trompetenden Tönen die Nase. Ein leichter Rotschimmer stahl sich auf die mit Sommersprossen bdeckten Wangen des Mädchens, ehe Rose einen schmachtenden Laut von sich gab. »Und er hat dich bis zum Portrait gebracht?«, neugierig betrachte Suzie ihre Freundin und das Lächeln, das sich nun auf ihre Lippen legte, zeigte nichts mehr von Qual oder Wut. »Wie romantisch. So etwas hätte Jonathan nie gemacht. Er hat es ja nicht einmal versucht, in den drei Monaten. Pass bloß auf, Rosie, dass er es ernst mit dir meinst. Warte ab, wie er nachher reagiert. Bei diesen Typen kann man nie wissen!« Aus den sehnsüchtigen Lauten des Mädchens erklangen plötzlich Verbitterung, als sie von Jonathan berichtete, und Misstrauen, während sie Rose auf mögliche Folgen des Zusammentreffens mit Scorpius hinwies. Die Miene der Hexe zierte Skepsis und Unmut, als sie Suzie Worte noch einmal überdachte. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt!; an diesem alten Spruch schien durchaus etwas Wahres zu sein. Erst spät fiel Rose in einen traumlosen Schlaf. Suzie schien reglos in ihrem Bett zu liegen und tatsächlich ein wenig Ruhe gefunden zu haben. Je näher Rose die Ereignisse des Abends betrachtete, analysierte und vor ihrem inneren Auge abspulte, desto unbehaglicher wurde es ihr. Am Morgen wurde das Mädchen durch lautes Gemurmel geweckt. Müde stemmte sie sich aus dem weichen, warmen Bett auf und versuchte die Stimmen den jeweiligen Personen zuzuordnen. Suzie saß ihr gegenüber und im Bett daneben blickte ihr ihre Zimmerkameradin Miranda entgegen. »Rose, ich dachte schon, dass du nie aufwachst. Ich hatte Sue schon angeboten, richtig zu brüllen, damit die holde Maid endlich aus ihrem Dornröschen-Schlaf erwacht.«, meinte sie neckend und sah der verschlafenden Rose grinsend entgegen. Die muggelstämmige Miranda McLane war seit dem ersten Tag an Roses beste Freundin und zusammen mit Suzie bildeten sie das weibliche Gryffindor-Trio des sechsten Jahrganges. Doch dieses Gespann fiel eher weniger durch Streiche auf, als durch den Eindruck, nicht vorhanden zu sein. Dennoch hielt das Band der Freundschaft zwischen ihnen, auch wenn das unscheinbare, kleine Grüppchen die verschiedensten Charaktere beinhaltete. »Ich hatte etwas Mühe mit dem einschlafen.«, gestand Rose und spürte den mitleidigen Blick von Suzie auf sich ruhen. Doch auch sie schien sehr schlecht genächtigt zu haben. Die dunkele Ringe unter ihren blauen Augen und die Tränenspuren auf den blassen Wangen verliehen dem Mädchen ein bemitleidenswertes Äußeres. »Mädels, ihr glaubt ja gar nicht, was da gestern noch abging! Ein Glück habt ihr vorzeitig die Kurve gekratzt!«, schoss Miranda salopp in die Menge und zerstreute so den Trübsinn im Raum. »Wie meinst du das?«, hakte Suzie mit belegter Stimme nach und blickte ebenso wie Rose verständnislos drein. »Miranda, jetzt sag schon endlich, was passiert ist!«, drängte Rose und auf den Lippen der schwarzhaarigen Hexe stahl sich ein wissendes Lächeln, ehe sie zur Kante ihres Bettes rutschte, die Beine lässig baumeln ließ, um dann mit ausschweifender Gestik von den Geschehnissen des Abends zu berichten. »Wo soll ich anfangen?«, fragte Miranda beschwörend in die Runde und tippte spielerisch grübelnd mit dem Zeigefinger an ihr Kinn, ehe sie ihren Blick zur Zimmerdecke schweifen ließ. »Am Anfang natürlich!«, beharrten Suzie und Rose wie aus einem Mund. Ein Grinsen legte sich Mirandas Lippen, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Mädchen zukommen ließ, sich räusperte und endlich von den letzten verbliebenden Stunden berichtete, die ihren Freundinnen entgangen waren. »Nachdem du, Rosie, so einen eleganten Abgang hinlegtest und unser junger Freund Scorpius dir überstürzt hinterher geeilt ist, hatte auch klein Lily die Fliege gemacht und ist ihm hinter her. James übrigens auch. Ich weiß nicht genau, aber irgendwann kam Lily, ganz dicht an James geklammert und grinsend wieder zurück.« »Sie hat gegrinst?«, fragte Rose vorsichtig und zog die Stirn in Falten. »Wie ein Honigkuchenpferd!«, bejahte Miranda mit einem Nicken, ehe sie fortfuhr. »Nachdem du ja so tränenreich davon gelaufen bist und Malfoy auch nicht mehr wiederkam, hat sich klein Lily an Jackson rangeschmissen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und, ganz ehrlich Rosie, nichts gegen deine Familie, ich mag sie wirklich, aber das James ihr Corvin Jackson vorgestellt hat, finde ich wirklich eklig! Ich meine, er ist schließlich vier Jahre älter als sie.« »Es ist Lily, was erwartest du?«, fragte Suzie monoton und Rose zuckte nur mit den Schultern. »Ist ja eigentlich auch egal, auf jeden Fall hat die Gute nichts anbrennen lassen. Aber wenn Corvin Geschmack hat, dann lässt er sie laufen!«, schloss Miranda und schüttelte den Kopf. »So, und nun zu dir, Kleines!« Suzie fuhr erschrocken zusammen, als Miranda den Fokus nun auf sie zulenken schien. »Es tut mir so leid, was passiert ist!«, brachte sie plötzlich mit Traurigkeit in der Stimme hervor. »Wie konnte er dir nur so etwas antun?« »Ist schon okay, danke Miranda, wirklich.«, meinte Sue und klopfte dem schwarzhaarigen Mädchen vorsichtig auf den Rücken, als dieses aufgesprungen war, um sie in die Arme zu schließen. »So ein Idiot, Spinner, Drecks...«, begann die junge Hexe und hätte noch weitere Bezeichnungen für den Ravenclaw finden können, hätte Rose sie nicht in ihrer Raserei gestoppt. Die junge Hexe betete inständig, dass sie ihr Frühstück beenden würde, noch ehe Lily aus ihrem Schönheitsschlaf erwachte. Eine Szene am Gryffindor-Tisch hätte ihr gänzlich die Stimmung verhagelt. Und wäre dieser Gedanke nicht bereits erschreckend genug, überfiel sie nun auch noch Nervosität, sobald ihr Blick zum Haustisch der Slytherins gegenüber schweifte. Dieser war zwar noch beinahe gähnend leer, doch jedes mal, wenn das Portal zur Großen Halle geöffnet wurde, mischten sich unter die vielen Schmetterlinge, die in ihrem Bauch umherflatterten, riesige Einsbrocken. Angst und Vorfreude mischten sich wild durcheinander. Das düstere Gefühl, das sie bis zum Morgen noch immer nicht losgeworden war, bezog sich eindeutig auf Lily und deren Reaktion. Laut Mirandas Aussage, hatte sich die kleine Hexe amüsiert und somit hoffte Rose, dass es nicht zu unangenehmen Zwischenfällen kommen würde. Doch nicht nur ihre Cousine versetzte ihr leichte Panikschübe, auch kamen ihr Suzies Worte wieder in den Sinn, die sie deutlich ermahnten, nicht zu viel zu erwarten. Als sich die Pforte erneut öffnete, zuckte Rose unweigerlich auf ihrem Platz zusammen und schluckte. Soeben schlurfte ein sehr müde aussehender, weißblonder, sechzehnjähriger Junge zum Slytherin-Tisch und ließ sich schlaff auf der Holzbank nieder. »Rose«, dumpf drang Suzies Flüstern an die Ohren des Mädchens, »Na los, worauf wartest du?« Hastig stürzte die junge Gryffindor den letzten Schluck ihres Kürbissafts herunter, ehe sie ihre Beine über die Bank schwang, ihre Füße langsam Richtung Boden sinken ließ und plötzlich abrupt in ihren Bewegungen stoppte. »Was ist los?«, wollte Miranda wissen und blickte in gespannter Erwartungshaltung neben sich. »Ich... ich... ich kann nicht. Seht doch!«, sagte Rose mit zitternder Stimme und deutete mit einem schwachen Nicken des Kopfes auf Scorpius. Der Anblick, der sich den Dreien bot, war irritierend da sich der junge Mann angeregt mit einem brünetten Mädchen unterhielt. »Corina Whitby«, zischte Miranda und erntete verwirrte Blicke, »eine Hufflepuff. Kommt schon, sie ist in unserem Jahrgang.« Suzie überlegte kurz, dann nickte sie schwach. »Du kennst sie?«, fragte Rose etwas aufegbracht. »Nicht hysterisch werden, Rosie! Sie ist dumm wie Brot.«, gab Miranda zurück. »Na und?«, brachte Rose mit Panik in der Stimme hervor. Alle drei starrten gebannt zum Tisch der Slytherins, an dem Scorpius plötzlich lachte und auf das Gespann gegenüber deutete. Corina Whitbys Reaktion war ein überraschtes Heben einer dunklen Augenbraue und dann zogen sich ihre Mundwinkel gen Norden. Augenblicklich schoss Rose das Blut in die Wangen, als Corina nun in das Lachen des Slytherin mitein fiel. Das Mädchen zwang sich zu einem schüchternen, kleinen Lächeln, doch in ihrem Inneren betete Rose für ein tiefes, dunkles Loch, in das sie sich stürzen konnte. Es half nichts. Mit zitternden Beinen erhob sie sich. Sie schwankte, torkelte fast. Haltsuchend griff sie nach Suzies Schulter. »Da schaffst das. Geh rüber und frag ihn, was das soll.«, flüsterte Suzie und fand durch Mirandas energisches Nicken Unterstützung in ihren Worten. Doch all die Silben nützten wenig, da der Blick der jungen, blonden Hexe mit Traurigkeit durchwoben schien. »Reiß dich zusammen, Rose Weasley!«, murmelte sie leise und bahnte sich langsam den Weg zum Slytherin-Tisch. Als Corina das Mädchen erspähte, machte sie Anstalten, den Tisch zu verlassen. Als sie an Rose vorbei kam war ihr Blick weder gemein noch hinterhältig, im Gegenteil. Doch Zuversicht sah für Rose anders aus. Warum machte man es ihr denn so schwer? Ihre Beine waren gefühlter Wackelpudding, als Rose endlich nach Meilen, wie es ihr schien, vor dem Tisch und dem Sitzplatz des Jungen zum Stehen kam. »Hi«, fiepte sie und wünschte sich das bodenlose Loch zurück. Scorpius schwieg mit einem Grinsen auf den Lippen und schien geduldig auf weitere Worte des Mädchens zu warten. Angespannt und verunsichert kaute Rose auf ihrer Unterlippe herum. Eine nervige Angewohnheit, genauso wie dieses lästige Nägelkauen. »Rose, was ist?«, fragte Scorpius mit einer Ruhe, die ihr beinahe den letzten Nerv in kleine Stücke schlug, und ihm nun ein ohrenbetäubendes Schweigen einbrachte. »Wer...«, begann Rose zögernd und bittere Verzweiflung überkam sie. »Wer ist...?« Als sie nicht weitersprach, warf Scorpius einen Blick auf das Mädchen, das soeben am Haustisch der Hufflepuffs Platz nahm. »Du meinst Corina?«, fragte er gedehnt, zog die Augenbrauen zusammen und schien sich keiner Schuld bewusst. Rose nickte knapp und die grauen Augen des Jungen blieben an dem gefühlten Häufchen Elend ihrer Person hängen. »Rose, sie und ich...«, versuchte Scorpius zu erklären, würde aber jäh durch eine Reaktion ihrerseits in seinem Vorhaben behindert. »Achso«, entkam es ihr hastig, ehe sie auf den Hacken kehrt machte. »Ich verstehe schon was du sagen willst.« Verdutzt und von dieser Situation überfordert, sah er dem Mädchen nach, an dessen Fersen sich sofort die blonde Hexe heftete. Schwer schluckte der Junge an dem Kloß in seinem Hals, als er die andere Hexe bemerkte, die mit zornigem Gesichtsausdruck auf ihn zuschritt. Der Blick, den Miranda McLane ihm zukommen ließ, glich einem Todeswunsch. Als das hochgewachsene, schwarzhaarige Mädchen vor dem Slytherin stand, und auch noch die Hände in die Hüften stemmte, kroch selbst in dem jungen Mann die Angst hoch. Scorpius wusste, dass man dieser Frau lieber kein Steinobst verspeiste. »Du!«, zischte sie und verengte ihre braunen Augen zu Schlitzen. »Willst du sie unglücklich machen?« »Natürlich nicht!«, das Mienenspiel auf seinem Gesicht war verdutzt, dennoch war seine Stimme um einige Lagen schärfer, als er beabsichtige. Miranda schien etwas überrumpelt von der Art und Weise, wie er sich in Ton und Klang bediente, scherte sich aber nur minimal um diese Angelegenheit. Für sie gab es Grundlegendes zu klären. »Dann hast du also auch was mit dieser Whitby am Laufen?«, forderte Miranda zu wissen, verschränkte gebieterisch die Arme vor der Brust und ignorierte das Kopfschütteln des Jungen, sowie dessen sarkastisches Grinsen. »Selbst verständlich nicht!«, ließ Scorpius energisch verlauten. »Cory und ich sind nur befreundet!« »So? Nur befreundet?«, eine dunkle Augenbraue ihrerseits wanderte skeptisch empor. »Und das soll ich dir glauben?« »Ich habe keinen Bock auf ein Verhör, McLane. Mach doch was du willst!«, zischte Scorpius und erhob sich von seinem Platz. »Ich werde ihr garantiert nicht wehtun. Da können hundert Mädchen kommen.« Miranda schwieg und war viel zu sehr damit beschäftigt, die Worte des Jungen zu verarbeiten. Dass sie ihm nicht glaubte, konnte er in ihrem Gesicht nur allzu deutlich lesen. »Da es Rose Freude zumachen scheint, davon zulaufen, ändert dennoch rein gar nichts an dieser Tatsache! Richte der „Königin des Weglaufens» aus, dass sie, auch wenn sie mir nicht traut, keinen Besseren finden wird.«, damit beendete Scorpius das Gespräch und verließ den Tisch. Sprachlos sah ihm die Hexe nah, ehe Miranda mit schnellen Schritten die Große Halle verließ. »Rosie? Sue?«, endlich hatte Miranda die beiden Mädchen gefunden. Mit blutunterlaufenden Augen und triefender Nase hatte sich Rose in eine Nische im zweiten Stock verkrochen. Suzie saß neben ihr, hielt ihre Hand und sah besorgt zu Miranda auf. »Wo warst du?«, flüsterte Suzie leise und warf der forschauftretenden Hexe einen fragenden Blick zu. »Ich hatte ein, sagen wir mal, sehr aufschlussreiches Gespräch mit einem gewissen Slytherin.«, meinte Miranda, wartete auf eine Reaktion und wurde nicht enttäuscht. Wie erhofft hob diese sogleich den Kopf, doch in den Augen des Mädchens spiegelten sich Neugier und Furcht gleichermaßen. »Rose, du musst jetzt ganz tapfer sein, ja?«, ordnete Miranda an und erntete ein zögerliches, schwächliches Nicken. »Miranda McLane«, zischte Suzie plötzlich, da ihr die Spielchen ihrer Freundin nicht behagten, »Spuck´s endlich aus! Und keine langen Vorreden!« »Ist ja schon gut.«, meinte Miranda schulternzuckend, ehe sie mit einer ausführlichen Erklärung des gewesenen Gesprächs begann. »Rose, er hat mir ausdrücklich gesagt, dass er und Corina nur befreundet sind und soll ich dir sagen, dass du keinen besseren als ihn finden wirst. Ich glaube ja, dass er es wirklich, und ganz ehrlich, total ernst mit dir meint. Und wenn nicht, dann wird er mich persönlich kennen lernen!« Ihrer Erklärung folgend, schob Miranda gespielt verteidigend die Ärmel ihres Pullovers die Arme hinauf und wartete, ebenso wie Suzie, auf eine Resonanz. »Und mich erst!«, brachte Suzie mit Entschlossenheit in der Stimme hervor. Ein plötzliches Lächeln machte sich auf Roses Miene breit und keine Sekunde später brach sie in tränenreiches Gelächter aus. »In Ordnung, schon gut. Ich glaube euch ja!«, kicherte sie unter Tränen und zog die beiden Mädchen zu sich. »Ach Rosie, mit dir ist es eben nicht immer einfach.«, murmelte Miranda leise, doch augenblicklich wurde sie wieder ernst. »Aber tue uns, dir und auch dem Slytherin doch bitte einen Gefallen, ja?!« »Was?«, fragte Rose vorsichtig und das Lächeln auf ihrem Gesicht verschwand abrupt. »Lauf nicht immer weg, wenn es Probleme gibt. Stell dich einfach.«, riet ihr Miranda in beruhigtem Ton, fing jedoch den verwirrten Blick ihrer Freundin auf und seufzte. »Selbst Malfoy ist aufgefallen, dass du ständig vor Konfrontationen davonläufst. Er bezeichnet dich sogar als Königin des Weglaufens. Aber sei jetzt nicht sauer auf ihn! Unrecht hat er nämlich nicht.« »Aber egal, was passiert, wir halten zu dir!«, versicherte Suzie in liebevollem Ton und warf dem Mädchen einen aufmunternden Blick zu, ehe sie Rose auf die Füße zog. »Jetzt wisch dir die Tränen weg und lasst uns endlich aus dem Gang verschwinden, es ist nämlich total kalt hier.«, Miranda rieb sich murrend über die Arme, dennoch verzogen sich ihre Lippen zu einem Grinsen. Die Mädchen machten sich auf den Weg zur Bibliothek, denn trotz allen Ereignissen sollte ja das Wissen nicht auf der Strecke bleiben. »Wartet mal, und er hat mich wirklich als Königin im Weglaufen bezeichnet?«, Rose blieb abrupt stehen, als sie sich Mirandas Worte wieder in Erinnerung rief. »Rose!«, seuftzten Suzie und Miranda wie aus einem Mund und beide zogen das Mädchen mit sich. »Ich habe Kopfschmerzen!«, jammerte Miranda und schlug den Wälzer, der sich mit magischen Kräutern beschäftigte, lautknallend zu. »Ich hätte das letzte Butterbier weglassen sollen.« Rose gab einen schnaubenden Laut von sich und grinste, während Suzie nur die Augen verdrehen und den Kopf schütteln konnte. »Oh oh!«, entkam es Rose plötzlich, als sie Andrea Kirk erblickte, die lautlachend und Arm-in-Arm mit Jonathan Carmichael in die Bibliothek geschlendert kam. Ihr Blick glitt zu der bereits zitternden Suzie, die ihre Hände unter dem Tisch zu Fäusten ballte und allen Mut aufzubringen schien, die beiden zu ignorieren. »Sollen wir gehen?«, fragte Rose leise, doch die blonde Hexe schüttelte bestimmend den Kopf. »Nein, ich schaffe das schon, keine Sorge. Hey, er ist ein Arschloch, ich weiß gar nicht mehr, warum ich toll fand. Ich sehe keinen Grund mehr, ihm nachzutrauern.«, sagte Suzie leicht hin, zuckte knapp mit den Schultern, warf einen festen Blick auf den Einband ihres Buches »Zaubertränke für Fortgeschrittene« und war in eine Art prostestierende Starre verfallen. »Doppel oh oh!«, ließ Miranda verlauten und drückte Roses Kopf augenblicklich und geistesgegenwärtig in das vor dem Mädchen aufgestellte Buch. »Luder auf Viertel vor Zwölf!« Suzie hatte sich aus ihrer verkrampften, starrten Haltung gelöst und sah gerade noch den feuerroten Schopf von Lily vor sich auftauchen. »Rosemarie!«, flötete diese mit Genugtuung und der bekannten Selbstsicherheit in der Stimme. Suzie stupste Rose mit dem Zeigefinger in die Seite, den Blick jedoch nicht von der rothaarigen, kleinen Hexe abwendend. Ein lautes Schnaufen, gefolgt von einem Poltern war zu hören, als Rose das Buch über magische Geschöpfe vor sich auf den Tisch warf. Sie ergab sich, einfach so. »Ich wollte dir nur sagen, Rose, dass du ihn haben kannst, wenn du unbedingt willst. Ich verzichte dankend. Er ist nicht mein Typ!«, gestand Lily knapp, bedachte ihre Cousine dennoch mit erhabenem Gesichtsausdruck. Rose schwieg, denn ihr wäre auch diesem Moment keine passende Antwort eingefallen. Selbst die toughe Miranda hielt sich zurück. »Wir haben zu tun«, meinte Suzie ruhig und sowohl Miranda als auch Rose blickten jeweils links und rechts neben sich, »würdest du uns also bitte den Gefallen tun, und uns mit deiner Abwesenheit bereichern, nur, wenn es dir auch nichts ausmacht, Lily.« Auf dem Gesicht der jungen Gryffindor zeichnete sich einen Wimpernschlag lang ein Hauch von Verblüffung ab. Einen überheblichen Blick und einen unverständlich gezischten Fluch später, war Lily Luna Potter auch schon von dannen gerauscht. »Das war... wow«, Rose war noch immer erstaunt über die so plötzlich auftretende Schlagfertigkeit ihrer Freundin. »Suzie, was ist los mit dir?« »Na ja, ein bisschen Miranda steckt doch in jeder von uns, oder?«, lachte die blonde Hexe und lehnte sich lässig grinsend in ihren Stuhl zurück. »Was soll das denn heißen?«, verlangte diese zu wissen und bedachte Suzie mit einem verdutzten Blick, ehe sie ihre Aufmerksamkeit ihrer besten Freundin zukommen ließ. »Hey, Rosemarie, damit hätten wir wohl das Gröbste geschafft, oder?« »Ihr sollt mich nicht so nennen!«, knurrte Rose und verzog verstimmt das Gesicht. »Und, was ist jetzt mit dem Slytherin?«, wollte Miranda wissen und die Empörung schwand aus der Miene des Mädchens und machte so der Verlegenheit Platz. »Ich weiß es nicht!«, murmelte Rose leise und vermied es, von dem Buchdeckel aufzusehen, den sie peinlich berührt betrachtete. »Vielleicht wäre es besser, wenn du mit ihm reden würdest.«, schlug Suzie vor, doch Rose zuckte nur mit den Schultern. »Schick ihm eine Nachricht, das wäre wohl erstmal die einfachste Lösung, oder?« Auf Suzie Worte hin, zückte Miranda eiligst Federkiel, Pergament und Tinte und wartete geduldig. »Sollen wir dich allein lassen?«, fragte sie, doch Rose schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube, fürchte sogar, dass ich eure Hilfe benötigen werde. Und außerdem brauche ich doch Unterstützung, wenn mich wieder eine irre Verwandte aufsucht.«, meinte Rose und auf ihre Lippen legte sich ein unsicheres Lächeln. Wie ein Tiger im Käfig ging Scorpius Hyperion Malfoy in dem gekachelten Raum auf und ab. In den Händen einen Fetzen Pergament haltend, murmelte er nur unverständliche Worte, ehe er in den Spiegel vor sich Blickte und in das Antlitz seines besten Freundes starrte, der lässig und mit verschränkten Armen an der gegenüberliegenden Wand lehnte und vor sich hin grinste. »Sie macht es einem wirklich nicht leicht«, knurrte Scorpius und wandte sich zu Albus um. Dieser zuckte mit den Achseln und richtete seinen Blick nun von der Decke, die er bis eben angestarrt hatte, auf seinen Freund, der grimmig seinen Mund verzogen hatte. »Was soll ich deiner Meinung nach machen? Wenn ich versuche, mit ihr zureden und nur einmal falsch gucke oder mir ein falsches Wort rausrutscht, haut sie wieder ab. Du kennst sie doch besser als ich!«, Albus traute seinen Ohren kaum, schwang in der Stimme seines besten Freundes doch tatsächlich eine Spur von Angst mit. »Na ja, was heißt besser?! Wir haben ein paar Weihnachten miteinander verbracht.«, meinte Albus, schnaufte einmal laut auf und drückte sich von der Wand ab. »Lass den Drachenmist, Albus! Spar dir deine Witze und hilf mir.«, bat der Scorpius energisch. »Zeig doch mal her!«, forderte der Gryffindor und ließ sich das Pergament reichen in dem ihm in geschwungenen und sauberen Lettern die Worte seiner Cousine entgegensprangen. Wir müssen reden, unbedingt! Klärungsbedarf! Gezeichnet die Königin des Weglaufens PS. Am besten nach dem Abendessen Noch einmal flogen leuchtend grüne Augen über das Blatt, ehe ein lautes Lachen die fast leere Jungentoilette erfüllte. »Ja, das ist Rose. Oh Mann Scorp, der Guten hast du aber gehörig den Kopf verdreht!«, das Gelächter war verebbt, doch noch immer hatten sich Albus´ Lippen zu einem Grinsen verzogen. »Königin des Weglaufens? Ist das von dir?« Scorpius bejahte mit einem Nicken des blonden Hauptes und zuckte mit den Schultern. »Damit hast du ja den Nagel auf den Kopf getroffen!«, sinnierte Albus. »Hast du jetzt Panik vor dem, was kommen könnte?« »Was? Ach Quatsch! Wieso denn? Ich schaffe das schon!«, gab Scorpius forschklingend vor und hob seine Mundwinkel zu einem Lächeln. »Na ja, wenn du das sagst. Sag mal, mein Freund, was war das denn eigentlich vorhin beim Frühstück?«, verlangte Albus zu wissen und schwenkte nun auf ein anderes Thema um, jedoch nicht ohne den Slytherin dabei prüfend anzusehen »Du warst doch gar nicht dabei, also woher weißt du denn davon?«, eine helle Augenbraue hob sich skeptisch zum weißblonden Haaransatz. »Wenn ich dir jetzt sage, dass meine Quellen vertraulich sind dann...«, holte der junge Mann weitschweifend aus. »Cory, hätte ich mir ja denken können.«, stöhnte Scorpius, doch Albus zuckte nur mit den Schultern. »Vitamin B, mein Lieber«, meinte er grinsend ehe er mit ernst in der Stimme fortfuhr, »Hör mal, das mit euch war wohl nicht gerade unauffällig, meinte Corina.« »Na dann weißt du ja besser Bescheid als ich dachte.«, presste der junge Malfoy zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Jetzt sei doch nicht sauer, ich helfe dir doch.«, scherzhaft schlug Abus seinem Kumpel auf die Schulter und drückte ihm den Fetzen Pergament in die Hand. Das Abendbrot am Gryffindor-Tisch war von Schweigen geprägt. Argwohn spiegelte sich auf Miranda McLanes Gesicht, als diese neben sich sah. Wangen und Nase ihrer Freundin waren bleich und ihr Blick gebannt vor sich ausgerichtet. Von den wenigen Schülern am Tisch war Rose die Einzige, die sich nicht an einem ungefüllten Teller störte. Suzie hatte es vorgezogen, schnell drei Happen Kürbispastete zu verspeisen, ehe sie mit der Begründung von dannen rauschte, Jonathan nicht unter die Augen treten zu wollen und so die beiden Mädchen nach wenigen Minuten allein zurück ließ. »Rose, wenn du nichts isst, dann kippst du noch um.«, meinte Miranda und bedachte ihre beste Freundin mit einem durchdringenden Blick. »Vielleicht legt sie es ja auch drauf an!«, erschrocken fuhr die dunkelhaarige Gryffindor zusammen, als sie die Stimme des mittleren Potters hinter sich vernahm. »Albus!«, meinte Miranda gespielt grinsend. »Miranda!«, quietschte Albus in einer hohen Stimmlage und diese schleuderte ihm einen bitterbösen Blick entgegen. Rose konnte zwei warme Hände auf ihren Schultern ausmachen, doch vermied sie es noch immer, den Kopf zu heben und starrte weiterhin gebannt auf den leeren Teller vor sich. Die Stimme ihres Cousins drang an ihre Ohren und kurz gestattete sie sich, einen Blick zur Seite zu werfen um zu erkennen, dass sie nicht länger Mirandas Standpauke ausgesetzt war. »Rosie, Miranda hat leider Recht!«, gab Albus zähneknirschend zu, als er auf das nackte Porzellan starrte, das vor dem Mädchen stand. »Bitte? Selbstverständlich habe ich Recht, Potter!«, Miranda verschränkte rechthaberische die Arme vor der Brust, ehe ihre Stimmung mit einem Male umschlug. »Und sag deinem Giftzwerg von Schwester...!« Die Worte blieben ihr plötzlich im Halse stecken, als sie Albus vernichtenden Blick sah. »Ich habe meinem Giftzwerg von Schwester schon die Leviten gelesen, danke der Nachfrage, Miss McLane.«, schoss der junge Mann zurück. Es kostete die junge Hexe wahrlich alle Mühe, nicht zu widersprechen. Miranda biss sich auf die Lippen und registrierte aus dem Augenwinkel heraus, dass Rose nach einer Scheibe Weißbrot griff und sich langsam, Stück für Stück, einen Bissen zu Gemüte führte. Sowie sie ihr Mahl beendet hatte, sprang die junge Hexe hastig auf, sodass Albus etwas nach hinten stolperte, sich aber noch fangen konnte. Augenverdrehend und kopfschüttelnd betrachtete Miranda das kleine Spektakel. »Ich geh dann jetzt«, kleinlaut verließen die Worte ihren Mund, ehe sich Rose hastig in Bewegung setzte. »Sei tapfer, Rosie!«, Albus reckte triumphierend und ermutigend die Fäuste in die Luft, schwankte jedoch noch etwas. »Na, wir sind wohl noch nicht ganz nüchtern, hm Potter?«, zischte Miranda provozierend, als ihre beste Freundin unter wackeligen Beinen durch die Pforte zur Großen Halle schritt. »Es wird dich vielleicht schockieren und deine kleine Welt ins Chaos stürzen McLane, aber ich habe nichts getrunken. Einer musste ja schließlich noch bei Verstand sein und sich um die Musik kümmern.«, der junge Zauberer verschränkte die Arme vor der Brust, als er seiner Cousine hinterher sah und würdigte Miranda neben sich keines Blickes. »Und wenn ich mich recht erinnere, warst du doch die Letzt, die die Tanzfläche verlassen hat.« »Und wenn schon. Ich tanze eben gern und irgend jemand musste es doch zu Ende bringen. Außerdem bist du doch selbst schuld. Du hast doch einen auf DJ gemacht, also hattest du doch das Zepter in der Hand und hättest die Party jederzeit sprengen können.«, erklärte Miranda monoton und grinste angriffslustig zu dem Potter-Jungen auf. »Nein, ich glaube, für´s Party-Sprengen müssen sich schon andere verantworten.«, meinte Albus gelassen und machte Anstalten, sich neben dem Mädchen zu platzieren. Argwöhnisch betrachtete Miranda seine Aktion, als sich der junge Mann neben sie auf die Bank sinken ließ und damit begann sie anzustarren. »Was?«, fauchte sie bissig und erntete einen gleichgültigen Blick. »Was ist denn?« »Nichts«, gab Albus gelassen zu und verzog seinen Mund zu einem breiten Grinsen, »Was soll denn sein?« Der jungen Frau wurde es allmählich etwas mulmig, je länger sie sich der Betrachtung ihres Klassenkameraden ausgesetzt sah. »Bei Merlin, du wärst in Slytherin auf jeden Fall genauso gut aufgehoben!«, knurrte Miranda und wandte sich demonstrativ von ihm ab. »Das höre ich ziemlich oft.«, meinte Albus grinsend und begnügte sich nun mit ihrem Profil, das er begutachten konnte. »Lass das!«, verlangte das Mädchen in gnatzigem Ton und verengte die Augen zu Schlitzen, als sie für den Bruchteil einer Sekunde neben sich sah. »Was denn? Ich weiß gar nicht, was du meinst!«, Albus Miene war in Unschuld gekleidet, dennoch fuhr er mit seinem Vorhaben fort. »Na das! Dieses »Angestarre«! Es macht mich nervös.«, presste Miranda zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ein lautes Auflachen echote durch die Große Halle. »So, so. Wer hätte gedacht, dass dich überhaupt etwas aus der Fassung bringt und sogar nervös macht.«, feixte Albus und konnte dem Beben seines Körpers kaum Einhalt gebieten. »Die toughe Miranda McLane wird nervös, wenn man sie nur ansieht. Kam mir zwar sie so vor, aber gut. Es ist immer von Vorteil, etwas Neues zu lernen« Langsam wallte eine unangenehme Hitze in ihr auf und ein rötlicher Schimmer legte sich, ob nun gewollt oder nicht, auf die blassen Wangen des Mädchens, das nun scharf Luft zwischen sie Zähne in ihre Lungen presste. »Hör mal, Potter, wenn du nicht sofort damit aufhörst dann...«, raunzte Miranda unter plötzlich auftretendem Zittern. Ihre Nerven waren überspannt und drohten jeden Augenblick in Stücke gerissen zu werden. Ihr Unbehagen hatte sich binnen Sekunden in Zorn gewandelt. »Nein, Miranda McLane, jetzt hörst du mir mal zu!«, forderte Albus und klang abrupt eine Spur zu autoritär in ihren Ohren. »Man kann sich mit dir wirklich zur auf die Rammbock-Methode unterhalten!« »Rammbock-Methode? Was soll das denn sein?«, verständnislos schüttelte Miranda den Kopf. »Meinetwegen auch Prellbock-Methode«, konterte Albus gelassen, »ich will damit nur sagen, dass du jedes Mal, wenn man sich mit dir unterhalten will, sofort auf Angriff umspringst.« »Könntest du dich etwas klarer ausdrücken? Bitte!«, Verblüffung zierte Mirandas Miene, dennoch hatte sie sich sichtlich schwer getan, das letzte Wort hervorzubringen. »Wenn du jemandem nicht verbal Paroli kannst, ist eine Unterhaltung mit dir geradezu unmöglich. Es ist anstrengend. Kein Junge traut sich, dich anzusprechen.«, erklärte Albus und sah sie eindringlich ein. Nervös blickte sich Miranda, auf seine Worte hin, im Raum um. Die wenigen Schüler, die um diese Uhrzeit zu essen pflegten, starrten gebannt zum Gryffiondor-Tisch herüber. Zu den bereits roten Wangen, gesellten sich nun glühende Ohren. »Oh«, presste das junge Fräulein leise hervor, und zog es vor, ihre Finger zu betrachten. »Versuch´ doch mal, nicht immer gleich, wenn man als männliches Wesen mit dir reden möchte, verbale Rundumschläge auszuteilen.«, riet er ihr. »Und wenn ich ehrlich sein darf, steht dir ein bisschen Röte im Gesicht ganz gut.« Als der Junge Anstalten machte, den Tisch zu verlassen, sah Miranda auf. Albus schwang die Beine über die Bank, erhob sich und schien seinen Aussagen keine weiteren Worte hinzufügen zu wollen. »Hey, jetzt warte doch mal!«, forderte Miranda, gab einen grummelnden Laut von sich, da sie Mühe hatte, von ihrem Platz aufzustehen und hastete ihm nach. Mit ungelenken Schritten trat Rose durch die breite und schwere Flügeltür der Großen Halle. Ihr Magen drehte sich, stülpte sich beinahe, als wolle er sich aus dieser holperigen Lage selbst befreien. Doch Rose unterband seinen Fluchtversuch und schien sich Schritt um Schritt voran zu quälen. »Da du keinen bestimmten Ort angegeben hast, dachte ich mir, dass ich dich einfach hier abfange.«, die ihr in den wenigen Stunden mehr als lieb gewordene Stimme war Balsam für ihre überdrehten Sinne, dennoch kam Rose nicht umhin, einen erschreckten, spitzen Schrei auszustoßen. »Hab´ ich dich erschreckt?« Hastig wandte das Mädchen den Kopf von der einen zur anderen Seite, ehe sie Scorpius dabei beobachtete, wie er sich von der Wand abstieß, an der er gelehnt und auf sie gewartet hatte. »Du siehst blass aus.«, entschied er und trat in langsamen Bewegungen auf sie zu. Rose sah sich außerstande, ihm zu antworten, da ihr Mund plötzlich einer ausgedörrten Wüste glich, die sehnsüchtig nach Wasser lechzte. Perplex blickte sie zu ihm auf, als Scorpius vor ihr zum Stehen kam, eine ihrer von kaltem Schweiß benetzten Hände griff und sie mit sich zog. Noch immer war nicht ein Ton von Ihren Lippen gewichen. Während er sie hinter sich her schleifte, begann er langsam, aber deutlich, sein Anliegen zum Ausdruck zu bringen. »Hm, ich glaube, dass du mich eigentlich um ein Gespräch gebeten hast, aber so wie es aussieht, und unter den gegebenen Umständen, darf ich wohl als erster anfangen.«, ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, als sich Scorpius zu seinem Anhängsel umwandte, doch dieses schwieg noch immer. »Es ist doch nicht zu fassen.«, kurz hatte ein Lachen den Gang erfüllt, doch nun schien der Spaß ein jähes Ende gefunden zu haben, denn der junge Mann schien augenblicklich ernster und beherrschter zu wirken, während er das helle Haupt schüttelte. »Noch nicht einmal ein paar Stunden zusammen und du denkst, ich würde jedem Rock nachsteigen. Ist doch so, nicht wahr?« Diese so rhetorisch klingende Frage schien die Kehle des Mädchens noch mehr zu umklammern. Langsam zog das Schweigen seine Schlingen um ihren Hals und zog genüsslich quälend an den losen Enden. Rose keuchte auf, als er abrupt stehen blieb und sie an ihrer Hand sanft vor sich zog. »Nun ja...«, murmelte sie und wagte es nicht, den hochgewachsenen Slytherin anzusehen, »es war ein Irrtum. Ich dachte, dass... du... mit ihr... und ich...« Scorpius schüttelte grinsend den Kopf, nahm das Gesicht des Mädchens in seine Hände und zwang sie mit sanfter Gewalt, ihm in die Augen zu sehen. »Rose, ich weiß nicht, was man dir erzählt hat und eigentlich ist es auch egal, denn allem Anschein nach funktioniert der Buschfunk außerordentlich gut.«, mit einem knappen Achselzucken tat er die gefallenen Worte ab, ehe Scorpius mit bedeutungsvollem Blick fortfuhr. »Tatsache ist aber, dass ich mit keinem anderen Mädchen lieber zusammen wäre, als mit dir. Hörst du!?« Ein seltsames Gefühl von Befreiung und Zufriedenheit breitete sich in ihrem Inneren aus, als Rose seine Worte aufgenommen und verarbeitet hatte. Ihr Herz war um einige Steine erleichtert und schien zum Himmel aufsteigen zu wollen. »Ich war einfach nur verwirrt und höchstwahrscheinlich mit der Situation überfordert.«, gestand sie endlich als sie der Ansicht war, ihm antworten zu müssen. »Es gab so unheimlich viele Dinge, die seit gestern Abend passiert sind, dass ich einfach nicht mehr wusste, was ich glauben soll.« Grob riss sie Details der letzten Stunden an, während Scorpius weiterhin ihr Gesicht mit seinen Händen umschlossen hielt und aufmerksam zuhörte. Da Rose die Hände frei hatte, versuchte sie ihren Worten mit wilder Gestik mehr Ausdruck zu verleihen. Wie sie so hastig mit Armen und Händen ruderte, hatte sie, nach Scorpius Ansicht, gewisse Ähnlichkeit mit einem aufgescheuchten Huhn. Allein dieser Gedanke belustigte ihn so sehr, dass sich seine angespannten Gesichtsmuskeln lockerten und ihm so ein Grinsen entfuhr. »Du hältst mich für verrückt, oder?«, fiel Rose plötzlich hysterisch in seine Gedanken ein. »Was? Nein! Was redest du denn da?«, fragte er lachend. »Fakt ist, dass ich Angst hatte, an genauso einen Jungen zu geraten, wie es bei Sue der Fall war, verstehst du. Ich hatte sogar Angst vor Lily und ihren Ausbrüchen! Und dann sehe ich dieses Mädchen. Sie hat gelacht. Du hast gelacht und mir einen Blick zu geworfen, den ich nicht deuten konnte.«, gestand Rose und musste gegen die sich anhäufenden Tränen kämpfen. »Oder wollte. Corina und ich kennen uns schon ziemlich lange, und dass sie nun gerade heute Morgen mit mir reden wollte, war mehr Zufall als Absicht.«, erklärte Scorpius, »Außerdem küsse ich doch nicht jedes x-beliebige Mädchen. Und wenn du mir den Alkohol in die Schuhe schieben willst, muss ich dir sagen, dass ich absolut nichts angerührt habe.« »Daran hatte ich am wenigsten Gedacht.«, verteidigte sich Rose und drückte diese vorwitzigen Tränen weg. »Fakt ist für mich, dass ich gar kein anderes Mädchen möchte, als dich, Rose Weasley. Keine Lily Luna, keine Corina oder sonst wen.«, verteidigte Scorpius seine Worte eisern und wischte ihr die Tränen, die sich trotz Selbstbeherrschung aus Rose´ Augen gestohlen hatten, mit seinen Daumen fort. Den Kampf gegen stetig ansteigende Röte in ihrem Gesicht, verlor sie mit wehenden Fahnen. Seine kühlen Finger waren ihr willkommen und schienen die lodernde Hitze in Schach zu halten. »Déjá-vu«, raunte Scorpius leise und grinste schief, »nur ohne Kajal und Abendkleid.« Das er diese Situation als wiederkehrendes Erlebnis betrachtete, ermutigte Rose dazu, ihren Mund zu einem kleinen Lächeln zu verziehen. »Mach dir keine Gedanken mehr! In Ordnung, Rose?«, flüsterte Scorpius und zog das Mädchen dichter zu sich und ließ sie erst nach einer gefühlten Ewigkeit, die ihr trotzdem viel zu kurz erschien, wieder los. »Was ist?«, verlangte Scorpius zu wissen, als das Mädchen einen protestierenden Laut von sich gab. »Also... dann sind wir zwei jetzt zusammen?«, fragte sie und schalt sich für die Unsicherheit, die so dicht neben ihr stand und ihr beinahe auf die Füße trat. Scorpius schenkte ihr ein stummes Grinsen, griff erneut nach ihren Händen und zog sie abermals hinter sich her, nur um sie im nächsten Augenblick an eine Steinwand im nächsten Gang zu drücken. Beide Hände neben ihrem Kopf abstützend beugte er sich zu ihr herunter. Als seine Lippen an ihrem rechten Ohr vorbei streiften, schien ein Zittern ihren gesamten Körper in Beschlag zu nehmen. Sein heißer Atem an ihrem Ohr brachte ihre Beine erneut ins Wanken und als Rose versuchte, sich an der Wand in ihrem Rücken abzustützen, rutschte sie an dieser herab. Ihre Hände waren zu schwitzig, um genügend Halt zu finden. »Verdammt!«, fluchte sie murmelnd, kniff die Augen fest zusammen und hoffte, dass es Scorpius nicht gehört hatte. »Was ist? Habe ich etwas falsch gemacht?«, wollte er wissen, sah sie nicht an, sondern wandte sich ihrer Ohrmuschel zu. Einen kleinen Augenblick später, nachdem er nur das angestrengte Keuchen des Mädchens als Antwort vernommen hatte, knabberte er auch schon leicht an ihrem Ohrläppchen. Zu dem Keuchen, welches ihrem Mund entfloh, gesellte sich nun auch eine Hitze, von der Rose dachte, sie nie zuvor jemals gespürt zu haben. Was veranlasste ihn bloß dazu, so etwas mit ihr anzustellen, ohne sie vorher zu fragen? Nach einer wunderbaren Ewigkeit arbeitete sich der junge Slytherin langsam und zu ihrem Kinn vor, ohne ein einiges Mal seine Lippen abzusetzen. Rose Herz hämmerte so laut in ihrer Brust, dass sie annahm, Scorpius müsse es doch hören können. Doch statt sich endlich ihrem Mund zuzuwenden, begab sich der junge Mann auf Wanderschaft an ihrem Hals. Jedes kleine Fleckchen bedachte er mit seinen Lippen. Unendlich lange trieb er dieses Spiel, bis Rose einen merkwürdigen Ton von sich gab. Vergleichbar mit einem Knurren gemischt mit einem kehligen Seufzen. Und nur allzu bald verließen sie diese warmen Lippen. Rose spürte, dass sie einige Zentimeter an der Wand herunter gerutscht war. Sie wagte nicht, die geschlossenen Augen zu öffnen aus Angst, dass dieser schöne Moment zerstört werden könnte, und Scorpius nicht real wäre. »Rose«, plötzlich vernahm sie seine Stimme vor sich, doch weigerte sie sich immer noch, ihn anzusehen. Seine Stimme war klar, fest und klang viel zu ernst. Nicht ein Zittern oder Schwanken war darin zu hören. Rose Gehörsinn war plötzlich so geschärft, dass sie jeden Ton, den er von sich gab, genau vernehmen konnte. »Rose«, raunte er erneut und diese angenehme Wärme umfing sie wieder, »ich werde dich jetzt küssen!« Sie konnte eine Schwere auf ihrem Körper ausmachen, die sie vorher nicht wahrgenommen hatte. Keine Silbe des Widerspruchs entfloh ihr, stattdessen durchfuhr sie ein erschreckender Gedanke wie ein Donnerschlag. Hatte sie Mundgeruch? Ihr Mund war so ausgetrocknet, wie eine Wüste, die nie einen Tropfen Flüssigkeit abbekommen hatte. Sie hätte ihn bitten sollen, sich erst frisch machen zu dürfen, doch es war zu spät. Vergessen war plötzlich das beinahe erbetene Zähneputzen, sowie das fast erhoffte Gläschen Wasser, als sich warme Lippen auf ihren Mund pressten. Déjá-vu, Scorpius hatte Recht, auch wenn dieser Moment ein anderer war. Zwar hatte er sie bereits geküsst, zwei Mal sogar, doch war das Zusammentreffen ihrer Lippen in diesem Augenblick anders, bedeutsamer. Noch immer hielt er ihr Gesicht in seinen Händen und würde dem wohl erst ein Ende setzen, wenn er es gestattete oder ihnen, notgedrungen, die Luft ausging. Scorpius presste sie weiter gegen die kalte Wand, doch spürte Rose nichts weiter als seinen Mund auf ihren Lippen. Ein Ruck durchfuhr ihren Körper, als er mit seiner Zunge plötzlich in ihrem Mund vorstieß und tastend nach seinem Gegenpart suchte. Ihrem inneren Gefühl folgend, stupste Rose leicht mit ihrer Zunge gegen die des Jungen. Erst langsam und bedächtig, dann immer fordernder plünderte Scorpius den Mund der jungen Frau. Rose genoss das Spiel, welches er mit ihr trieb und vergessen waren plötzlich die Angst, nicht von ihm geliebt zu werden, verworfen die Gedanken an die Trennungen ihrer Freunde oder Streitigkeiten mit den Mitgliedern ihrer Familie. Für Rose zählte nur das Hier und Jetzt mit dem Jungen, von dem sie niemals gedacht hatte, dass er ihr seine Liebe gestehen und sie so küssen würde, dass es ihr den Boden unter den Füßen wegriss. Inspiriert durch Musik und Text des Liedes »Shiver« von MAROON 5 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)