Bindungen von Ayres (Mark und Zachary) ================================================================================ Kapitel 7: Streit ----------------- Als Mark wieder zu sich kam, fühlte sich sein Körper schwer und etwas taub an. Seine Augenlieder schienen sich nicht heben zu wollen und er verspürte ein Pochen im rechten Arm. Resignierend blieb er einfach ruhig liegen und lauschte auf seine Umgebung. Ganz in der Nähe konnte er das regelmäßige Atmen eines Schlafenden hören, ansonsten herrschte totenstille um ihn herum. Ein flaues Gefühl in der Magengegend machte ihm deutlich das er Hunger hatte. Nun fiel ihm auch auf, dass sein Mund vollkommen ausgetrocknet war. Ein sehr unangenehmes Gefühl. Vorsichtig bewegte er den pochenden Arm und erntete einen kurzen schmerzhaften Stich, der seinen ganzen Unterarm durchzuckte. Ein leises Brummeln kam über seine Lippen, welches seinen Unmut zum Ausdruck bringen sollte. Endlich raffte er sich dazu auf seine Augen zu öffnen und sah eine unbekannte Wand über sich schweben. Leicht verwirrt sondierte er seine Umgebung mit genauen Blicken. Sein Bett befand sich in einem hellen Raum und stand dort einige Zentimeter von einem Fenster entfernt, durch welches man eine Wiese und einige Bäume sehen konnte. Neben seinem Bett gab es noch fünf weitere, welche allerdings leer waren. Rechts neben ihm befand sich ein Stuhl auf dem ein Tablett mit Brot, Käse, einem Krug sowie einem Becher ruhte. Am fußende seines Bettes lehnte Zachary, den Kopf auf den Armen abgelegt, welche sich auf der Rückenlehne eines Stuhles befanden. Auf diesem saß der Rothaarige schlafend. In dem Versuch sich aufzusetzen stützte Mark sich auf seinem rechten Arm ab und musste sich schwer zusammen nehmen um nicht zu zucken, als abermals der Schmerz durch seinen Unterarm schoss. Ein beinahe lautloser Seufzer entwich ihm und er stemmte sich mit seinem unverletzten Arm in eine sitzende Position. Wieder musterte der Blonde den Schlafenden und stellte fest, dass dieser noch dieselbe Kleidung trug wie bei ihrem Kampf. Durch den Riss am Ärmel von Zacharys Hemd konnte er getrocknetes Blut sehen, welches wohl von der Wunde stammte, die Romiro dem Magier zugefügt hatte. Der Confidant griff nach dem Krug, der wie er feststellte mit Wasser gefüllt war, befüllte den dazugehörigen Becher und leerte diesen mit einem Zug. Nachdem er sich noch zwei Scheiben des Brotes einverleibt hatte, schlug er die Decke zurück die noch immer über ihm lag und schwang seine Beine aus dem Bett. Ein prüfender Blick hinüber zu dem Rothaarigen, verriet ihm das dieser noch immer seelenruhig schlief. Mark erhob sich und musste feststellen, dass er noch etwas wackelig auf den Beinen war. Allerdings war dies weder extrem störend noch bedenklich. Mit leisen Schritten näherte er sich seinem Freund, ließ sich neben diesem auf ein Knie herab und betrachtete sich so gut es ging die Wunde an dessen Arm. Soweit er es erkennen konnte ohne Zachary berühren zu müssen, war die Wunde nicht weiter schlimm. Ein kleiner Schnitt und sicher nicht tödlich. Dennoch wäre es seine Aufgabe gewesen den Magier vor Schaden zu bewahren und irgendwo in einem Winkel seines Herzens, regte sich sein Gewissen. Wieder entwich ihm ein Seufzen, was er allein in der kurzen Zeit die er nun wach war, öfter getan hatte als er es normalerweise in einem ganzen Monat tat. Das leise Geräusch das Mark so dicht bei dem Rothaarigen gemacht hatte, bewirkte das sich dieser etwas regte. Kurz glitt der Blick des Blonden zur Tür und verweilte dort einige Sekunden. Er sollte dem Magier wirklich nicht so nahe kommen, wenn dieser schlief. Mit Mittel und Zeigefinger seiner linken Hand strich Mark über seine Lippen, woraufhin sowohl diese als auch seine Hand leicht zu leuchten begannen. Er schloss die Hand zur Faust und öffnete diese wieder woraufhin sich das Leuchten um einiges verstärkte. Ein kurzes Zögern ergriff den Blonden. Zachary würde sicherlich aufgebracht sein, wenn er tatsächlich tat was er gerade zu tun gedachte. Der Confidant verengte leicht seine Augen und rang mit sich. Schließlich zuckte er mit den Schultern. Es spielte nicht wirklich eine Rolle ob der Rotschopf sich darüber ärgerte. Wenn man es sachlich betrachtete war es immerhin die Aufgabe eines Confidanten seinen Magier vor Schaden zu bewahren und Zachary war Marks Magier. Sollte der Kleinere ruhig toben, es war ihm gleich. Nun da er endlich seine Entscheidung getroffen hatte, ließ er seine Fingerspitzen sanft über die Wunde am Arm des Rothaarigen gleiten und diese verschwand augenblicklich. Alleindings verpuffte sie nicht einfach, doch das hatte Mark gewusst. Noch im selben Moment in dem die Wunde von Zacharys Arm verschwand, tauchte sie auf dem Arm des Blonden auf. Das Leuchten seiner Hand und seiner Lippen verschwand. Er ließ seinen Blick auf den neuen Schnitt auf seinem Arm sinken. Erst jetzt fiel ihm auf das er nicht mehr die gleiche Kleidung trug wie bei ihrem letzten Kampf. Er trug ein schwarzes, ärmelloses Hemd und eine Unterhose. Wieder huschte sein Blick zu dem Stuhl auf dem das Tablett stand und tatsächlich lag unter dem Tablett etwas, dass durchaus eine Hose sein konnte und unter der zweckentfremdeten Sitzgelegenheit befanden sich seine Stiefel. Kurzerhand verfrachtete Mark das Tablett auf eines der anderen Betten, zog sich die Hose an und fand unter dieser lederne Armschützer. Er nahm sie und musterte diese. Die Abnutzungsspuren an markanten Stellen zeigten ihm, dass es seine waren. Der Confidant konnte also davon ausgehen, dass die restliche Kleidung ebenfalls ihm gehörte. Mit geübten griffen versuchte er den rechten Armschützer anzulegen und ignorierte den stechenden Schmerz der immer wieder durch seinen Unterarm schoss. Es kostete ihn einige Mühe den ledernen Schutz anzulegen, aber letzten Endes gelang es ihm. Plötzlich wurde ihm klar, dass sich irgendetwas im Raum verändert hatte, während er intensiv mit sich selbst beschäftigt war. Mark spitzte die Ohren und starrte stur auf den zweiten Armschützer herab. Es war nichts zu hören außer Zacharys Atem. Aber genau dies war es, was sich verändert hatte. Der Rhythmus der Atmung des Magiers. Langsam wandte der Blonde sich dem Stuhl zu und sah in das verschlafene Gesicht seines Freundes, der seine Haltung noch immer nicht geändert hatte. Wortlos sahen sich die beiden an. Zachary war der erste der die Stille durchbrach. “Was tust du da?”, nuschelte der Rothaarige mehr als das er es sagte. Mark setzte sich auf das Bett und legte den ledernen Schützer zu seiner Linken ab. “Ich versuche mich im anlegen meiner Armschützer.”, gab er sachlich zurück. Die einzige Erwiderung des Magiers bestand in einem gedehnten “hmm”. Langsam erhob sich der Rothaarige, beinahe so als läge ein Gewicht auf ihm, welches ihm das Aufstehen erschwerte. Müde schlurfte Zachary zu Mark herüber, ließ sich schwer neben ihm auf das Bett fallen und griff nach dem ledernen Gegenstand. Der Geruch von getrocknetem Schweiß haftete an dem Kleineren. Nach eingehender Betrachtung, griff dieser nach dem linken Arm seines Confidanten und legte ihm ungeübt den Schutz an. Kurz besah sich der Magier sein Werk und ließ sowohl Marks Arm als auch seine eigenen Hände in seinen Schoß sinken. Dem Anschein nach, hatten die Gedanken des Magiers noch immer nicht vollständig in die Realität zurückgefunden. Zachary atmete einmal tief durch, schloss seine Augen und ließ den Kopf hängen. Der Blonde stieß leicht gegen den Körper seines Freundes und ergatterte so dessen Aufmerksamkeit. Blinzelnd sah ihm Zachary ins Gesicht. “Wie lange bist du schon hier?”, fragte Mark. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Magiers und dieser zuckte leicht mit den Schultern. Als wortlose Antwort erreichten Mark einige Bilder, welche ihm zeigten wie man ihn her gebracht hatte. Die Augenbrauen des Größeren hoben sich etwas. “Lass uns gehen.”, sagte der Blonde, erhob sich und sah auffordern auf den Rothaarigen herab. Dieser musterte seinen Freund einige Augenblicke verwirrt, erhob sich allerdings. Gähnend streckte sich Zachary, verzog sofort leidend das Gesicht und ließ schnell seine Arme sinken. Ein leichtes zucken um Marks Lippen deutete ein Grinsen an. “Bei dem Kampf in der Akademie hat es viele Verletzte gegeben und drei Tote.”, sagte der Rothaarige und ein Schatten legte sich über dessen Gesicht. Der Confidant nickte um ihm zu zeigen, dass er ihm zuhörte. “Meine Oma war hier und hat es mir erzählt. Die Frau die ich nicht retten konnte hieß Henriette und war eine Confidantin. Es hat eine Weile gedauert bis mir einfiel wo ich den Namen schon mal gehört hatte…”, fuhr der Magier fort und wartete ab. Der Blonde zog leicht die Augenbrauen zusammen und versuchte sich zu erinnern. Er hatte den Namen ebenfalls gehört, allerdings wusste er nicht in welchem Zusammenhang. Sein Freund schien aber keine Anstalten zu machen, ihm auf die Sprünge zu helfen. Mark seufzte und fuhr sich mit der linken Hand durchs Haar. Gerade als er Zachary bitten wollte es ihm zu sagen hörten sie Stimmen vor der Tür. “Das darf ich nicht. Gehen sie bitte.”, erklärte die Stimme einer Frau. Dann kehrte eine Weile ruhe ein. Mark fixierte die Tür mit den Augen und wartete. “Gehen sie bitte.”, wiederholte die weibliche Stimme gereizt. Ein Mann entgegnete etwas, doch es war zu leise als das man es im Raum hätte verstehen können. “Das ist mir bewusst, allerdings werde ich mich an meine Anweisungen halten.”, antwortete sie genervt. Wieder erklang die Stimme des Mannes. “Er ist noch nicht wieder aufgewacht.”, erklärte sie ihm. Danach machte sich Stille breit. Nach einiger Zeit in der nichts mehr zu hören gewesen war, richtete Mark seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kleineren. “Ich gehe mal davon aus, dass es mir nicht freisteht zu gehen.”, sagte der Blonde beiläufig. Zachary grinste und zuckte mit den Schultern. “Ich habe bisher nicht versucht dich zu entführen.”, entgegnete er. Der Confidant lächelte. Verblüfft und zugleich glücklich sah der Rothaarige ihm ins Gesicht. Der Größere legte dem Magier eine Hand auf den Kopf und erhob sich, wobei sich wieder der gewohnte Ausdruck auf seinem Gesicht ausbreitete. Der Blonde trank einen weiteren bechervoll Wasser, dehnte vorsichtig seine Arme, ließ ein paar Mal die Schultern kreisen und ging zum Fenster hinüber. Draußen schien die Sonne und nur vereinzelt waren ein paar weiße Wolkenfetzen an dem strahlend blauen Himmel zu sehen. Nichts wies auch nur annähernd darauf hin, dass hier vor kurzem noch ein Kampf getobt hatte. In der Akademie selbst würde es allerdings anders aussehen, zumindest ging Mark davon aus. “Wieso hat dein Bruder nicht nach dir gesehen?”, fragte Zachary, erhob sich und drehte sich zu dem Größeren um. Dieser verengte einige Sekunden lang seine Augen und öffnete dann das Fenster um etwas frische Luft in den Raum herein zu lassen. Dann wandte er sich schwungvoll zu dem Magier um und betrachtete diesen. “Unsere Beziehung ist schon seit langer Zeit gestört. Er versucht verzweifelt die Anerkennung meines Vaters zu ergattern und wird stattdessen immer nur mit mir verglichen. Ich glaube nicht das Seth mich hasst, aber er sieht mich als einen Konkurrenten und nicht als seinen Bruder.”, erklärte Mark. Ein Gefühl der Traurigkeit erreichte den Confidanten. Dieser hob abwehrend die Hände und drehte leicht den Kopf zur Seite, um den Rothaarigen davon abzuhalten etwas dazu zu sagen. “Haben sie Syrus gefasst?”, wechselte der Blonde das Thema, wandte sich ab und lehnte sich aus dem Fenster. Eine Pause folgte seiner Frage, aber schließlich antwortete Zachary. “Nein. Romiro ist momentan in einem der Zimmer eingesperrt und wird von einem Guardian bewacht, aber Syrus ist entkommen. Ich habe gehört, dass er bereits bekannt ist und zu den Rebellen gehört. Allerdings fällt mir kein Grund ein, warum er ausgerechnet hierher gekommen ist. Was würde ihm das bringen?”, sagte er, ging zu seinem Freund herüber und lehnte sich neben diesem gegen die Wand. “Das kommt darauf an. Vielleicht hat er eine Möglichkeit gesehen Schaden anzurichten und hat diese einfach genutzt. Möglicherweise sehe ich das ganze aus einer zu banalen Sichtweise, aber dies scheint mir kein geplanter Angriff gewesen zu sein.”, entgegnete Mark, richtete sich auf und gähnte. “Und warum hat er Romiro da mit hinein gezogen?”, fragte Zachary. Mark zuckte mit den Schultern, ließ sich auf sein Bett fallen und schwang die Füße darauf. “Entweder wollte er ihn Rekrutieren und hat ihn bei dieser Gelegenheit gleich auf die Probe gestellt oder er brauchte einfach nur jemanden der willig war ihm zu helfen und notfalls Angreifer von ihm ablenken konnte.”, antwortete der Blonde. “Also hat er ihn entweder getestet und als unzureichend befunden oder er hat ihn als Ablenkungsmanöver missbraucht?”, hakte der Magier zweifelnd nach. Mark blinzelte überrascht. Zusammengefasst hörte sich seine Aussage an, als sei es die eines verbitterten, alten Mannes. Nachdenklich lehnte er sich zurück und starrte die Decke an. “Manchmal würde ich einiges dafür geben, Gedanken lesen zu können.”, sagte Zachary. Der Größere blickte ihm lange ins Gesicht und wog ab, ob er nun seine Gedanken preisgeben oder seinem Freund etwas entgegnen sollte. Letzten Endes entschied er sich dafür einen, wie er hoffte, nichts sagenden Ton von sich zu geben und zu nicken. Abwartend musterte der Rothaarige sein Gegenüber und setzte sich neben diesen auf das Bett. “Hast du dir schon mal überlegt, deine Gedanken frei zu äußern?”, fragte der Kleinere. Ein Schulterzucken antwortete der Frage. “Wenn ich meine Gedanken leichtfertig preisgeben würde, wäre das ziemlich unklug.”, entgegnete der Blonde nach einigen weiteren Sekunden. Gerade als der Confidant sich aufsetzen wollte, schlang Zachary die Arme um ihn und die beiden fielen zusammen zurück in die Kissen. Vollkommen überrumpelt starrte Mark an die Decke, während sein Freund sich an ihn klammerte als wolle er ihn nie wieder los lassen. Vorsichtig und sachte versuchte der Blonde ihn von sich fort zu schieben, doch dies irritierte den Magier nicht im Mindesten. Im Gegenteil die Gefühle, welche den Größeren erreichten, vermittelten ihm eher den Eindruck, als habe der Rothaarige damit gerechnet. Nach Worten suchend ließ Mark seine Hände auf Zacharys Hüfte liegen und stellte seine Bemühungen ein, den Magier von sich fort zu schieben. Langsam zog der Rothaarige seine Hände unter seinem Confidanten hervor und veränderte seine Position, bis er über dem Blonden kniete und auf ihn herunter sah. Der Magier musterte seinen Freund bis sein Blick schließlich an etwas hängen blieb. Wut keimte in dem jungen Mann auf, woraufhin Mark verwirrt dem Blick des Kleineren folgte. Erst jetzt hatte Zachary bemerkt, dass der Blonde eine Wunde am Arm hatte, die eigentlich der Magier davon getragen hatte. Der Confidant zog sich etwas weiter in sich selbst zurück, ging sicher dass sein Gesicht keine Regung zeigte und wartete ab. “Wieso hast du das gemacht?”, fragte der Rothaarige und bewegte sich keinen Zentimeter. “Ich bin dein Confidant.”, antwortete Mark, als würde diese Aussage alles erklären. Der wütende Blick des Magiers bohrte sich in die Augen seines Gegenübers. Man konnte dem Kleineren ansehen, dass er etwas sagen wollte, doch er brachte kein Wort heraus. “Ich verstehe es nicht. Du wusstest, dass ich wütend werden würde und doch hast du es getan.”, schrie Zachary schließlich. Mark verengte leicht die Augen. Abermals zog er sich ein Stück weiter in sich zurück und versuchte mental möglichst viel Abstand zwischen sich und seinen Freund zu bringen. Unsicher fragte er sich ob Zachary seine Aussage auf etwas stützte, dass er von ihm empfangen hatte oder einfach nur geraten hatte. “Hör auf!”, brüllte der Rothaarige. “Womit?”, fragte der Confidant tonlos. Blitzschnell war der Magier vom Bett aufgestanden, ballte die Fäuste und rannte ziellos und wütend im Raum auf und ab. Mark setzte sich auf und schwang die Beine vom Bett um den anderen besser beobachten zu können. Mit einem heftigen Tritt beförderte Zachary den Stuhl auf dem er geschlafen hatte zur Seite, blieb dann wie angewurzelt stehen und betrachtete die geschundene Sitzgelegenheit. Unvermittelt schwang die Tür zum Zimmer auf und eine ziemlich böse dreinblickende Frau in mittlerem Alter stand darin. Mit ihrem bösen Blick, der einem Dämon alle ehre gemacht hätte, sah sie von dem Magier zu dem Confidanten und wieder zurück. Doch noch bevor sie die Stimme erheben konnte, wirbelte Zachary zu ihr herum und schritt an ihr vorbei. Hinter sich ließ er die Zimmertür gut vernehmlich ins Schloss fallen. “Was war…”, begann die Frau, aber Mark unterbrach sie mit einer Handbewegung und einem Blick der ihr mitteilte, dass dies seine private Angelegenheit war und sie sich nicht dafür zu interessieren brauchte. Der Blonde erhob sich und steuerte auf den Ausgang zu, um seinem Partner zu folgen, doch die Frau verstellte ihm den Weg. Wie angewurzelt blieb Mark stehen und sah sie auffordernd an. “Tut mir Leid, ich kann sie nicht gehen lassen. Sie sind verletzt und ihr Vater bat mich, mich um sie zu kümmern.”, erklärte sie ihr handeln. Der junge Mann ging wortlos zum Fenster, stützte sich mit den Ellenbogen auf die Fensterbank und nickte. Die Frau blieb noch einige Momente stehen und verließ dann das Zimmer. Als sich die Tür leise geschlossen hatte, überprüfte der Confidant ob sie tatsächlich fort war. Dann ging er zum Bett zurück und zog sich seine Schuhe an. Dies bereitete dem Blonden, aufgrund seines verletzten Armes, zwar etwas mehr ärger als gedacht, doch er schaffte es in einer angemessenen Zeit. Wieder sah er aus dem Fenster und schätzte ab, wie hoch er war. Es waren etwa drei höchstens vier Meter, kein Problem für einen gesunden Confidanten. Mark hockte sich auf das Fensterbrett und schwang die Füße nach draußen. Vorsichtig versuchte er sich auf seinen Verletzten Arm zu stützen, was ihm zwar gelang, jedoch äußerst unangenehm war. Den Schmerz ignorierend wuchtete er sich vom Fensterbrett und fiel in die Tiefe. Als er unten ankam versuchte er sich abzurollen, allerdings gaben seine Beine unter ihm nach, als sie endlich Bodenkontakt hatten. Er landete hart auf den Knien und kippte nach vorn. Mit beiden Händen fing er den Sturz ab und musste die Augen zusammenkneifen, als ein stechender Schmerz durch seinen verletzten Arm schoss. Langsam erhob er sich und betrachtete sich den Himmel. Es waren hier und da ein paar weiße Wolken am Himmel zu sehen und er schätzte, dass es späterer Nachmittag war. Er ging über die Wiese und um die Akademie herum, bis er irgendwann im Hof ankam. Von dort aus folgte er dem Weg, welcher ihn letzten Endes zurück zum Dorf bringen würde. Auf seinem Weg begegnete er einigen Leuten die entweder vom Dorf kamen und zur Akademie wollten oder umgekehrt, allerdings schien ihn niemand besonders interessant zu finden. Wie selbstverständlich trugen ihn seine Füße zu dem Haus in dem Zachary wohnte, doch auch nach mehrmaligem klopfen öffnete niemand die Tür. Seufzend ließ er sich neben dieser zu Boden gleiten und suchte sich eine einigermaßen bequeme Position. Irgendwann würde Zachary hierher zurückkommen müssen. Im Idealfall hatte er sich bis dahin auch etwas beruhigt. Er ging den Streit noch einmal durch und versuchte zu ergründen, weshalb der Rothaarige so ausgerastet war. Doch egal wie lange er darüber nach dachte, es ergab keinen Sinn. Mark hatte damit gerechnet das der Magier es nicht gut heißen würde, wenn er mit Hilfe eines Zaubers dessen Wunde auf sich übertrug, aber um derart wütend zu werden musste er einen anderen Grund gehabt haben. Nach einer Weile schloss er die Augen und schlief ein. Mit dem Gefühl, dass sich ihm jemand näherte erwachte Mark aus seinem Schlaf. Die Schritte näherten sich ihm und hielten dann vor ihm inne. Nach einer Weile in der nichts geschah, erwog er seine Augen zu öffnen um sein Gegenüber zu identifizieren, entschied sich jedoch schließlich dagegen. “Bist du schon Tod oder wartest du noch darauf?”, fragte Anna. Mark öffnete ein Auge und besah sich die alte Dame. Sie hielt einen geflochtenen Korb, welcher bis zum Rand mit Gemüse gefüllt zu sein schien, in den Händen. Der Blonde schloss sein Auge wieder. “Weder noch. Ich übe mich in Ruhe und Gelassenheit.”, antwortete der Confidant. “Du kannst gerne im Haus weiter üben, wenn du möchtest.”, entgegnete die Frau, was Mark dazu veranlasste seine Augen zu öffnen und ihr in das grinsende Gesicht zu sehen. “Komm schon mit. Du wirkst wirklich eher tot als lebendig. Ein wenig Farbe würde dir zwar gut zu Gesicht stehen, aber die Sonne wird ohnehin bald untergehen.”, fügte sie hinzu, als die Antwort des Blonden auf sich warten ließ. “Vielen Dank für ihr Angebot.”, gab er freundlich zurück, rührte sich jedoch keinen Zentimeter. Die alte Dame nickte verstehend und verschwand kurz darauf im Haus. Wenig später setzte die Dämmerung ein und endlich kam die Person, auf die er die ganze Zeit gewartet hatte. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck steuerte er auf das Haus zu und kurz bevor er dieses erreichte, bewegte sich Mark leicht und machte den Rotschopf so auf sich aufmerksam. Erschrocken zuckte Zachary leicht zusammen und besah sich einige Momente ungläubig den Confidanten. Man konnte beinahe sehen, wie die Gedanken des Kleineren sich überschlugen. Langsam kam der Magier auf den Blonden zu und ließ sich zu deren linken an der Hauswand herunter rutschen und setzte sich neben ihn. “Was machst du hier?”, fragte Zachary unsicher und mit gesenktem Blick. “Soll ich wieder gehen?”, stellte Mark die Gegenfrage. Sofort weiteten sich die Augen des Magiers und sein Gesicht ruckte zu Mark. “Nein.”, platzte es aus dem geschockten Rotschopf heraus. Die Mundwinkel des Confidanten zuckten leicht und er nickte. “Es tut mir Leid. Ich hätte nicht so reagieren dürfen, immerhin wolltest du mir nur helfen. Ich war nur so wütend. Ich bin Schuld, dass es dir so schlecht geht und sogar während ich schlafe schade ich dir. Das ist…”, plapperte Zachary los, wurde jedoch von seinem Freund unterbrochen. “Wie kommst du darauf, dass du mir schadest? Das ist doch vollkommener Unsinn. Du hattest auch keine Schuld an meinen Verletzungen, die ich im Kampf davon getragen habe. Du hattest sicherlich Anteil daran, aber ich hätte mich von vornherein auf keinen Kampf einlassen dürfen, da ich körperlich nicht unbedingt in Bestform war.”, widersprach der Blonde entschieden. “Aber das war ich doch auch Schuld.”, entgegnete der Magier. Mit erhobener Augenbraue sah Mark den Kleineren an. Widersprechen konnte er dem Rothaarigen schlecht. Denn im Prinzip war es tatsächlich seine Schuld gewesen. “Habe ich dir jemals die Schuld für irgendetwas gegeben oder dir Vorwürfe gemacht?”, fragte der Confidant. Wieder senkte Zachary den Blick in seinen Schoß. Laut seufzte Mark, lehnte sich zurück legte den Hinterkopf an die Hauswand und sah gen Himmel. Um sie herum wurde es immer dunkler und die Wolken hatten hübsche herbstliche Farben abgenommen. “Du bist wirklich einzigartig.”, stellte der Größere fest und man konnte den Ansatz eines Grinsens auf seinem Gesicht erkennen. Wieder sah Zachary zu ihm herüber und nach einigen Sekunden zeigte sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Rothaarigen. Dies blieb Mark nicht verborgen. “Nichtsdestotrotz werde ich dir bei Gelegenheit beibringen müssen, schweren Regalen auszuweichen.”, stichelte der Confidant mit einem schelmischen Gesichtsausdruck. Der Magier versetzte ihm einen leichten Stoß und lachte. Auch auf dem Gesicht des Blonden zeichnete sich ein Lächeln ab und einige Augenblicke sahen sich die beiden an, dann betrachtete Mark wieder den Himmel. Die Farben waren verschwunden und in der zunehmenden Dunkelheit wirkten die Wolken nun leicht grau. Es dauerte noch einige Sekunden bis das Lächeln dem nichts sagenden Ausdruck platz machte, welcher üblicherweise das Gesicht des Confidanten zierte. Zachary seinerseits beschränkte sich darauf still seinen Freund zu beobachten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)