Bindungen von Ayres (Mark und Zachary) ================================================================================ Kapitel 4: Die Ruhe vor dem Sturm --------------------------------- “Das ist lediglich ein blauer Fleck. Zumindest gehe ich davon aus, dass es ein blauer Fleck geworden ist. Ich hatte eine Unterredung mit meinem Vater und nach einiger Diskussion drückte er mich gegen die Tür. Dabei hat die Türklinke wohl einen blauen Fleck verursacht.”, sagte der Confidant resignierend. Zachary griff nach dem Hemd des Blonden und wollte es hochziehen, doch Mark verhinderte dies, indem er die Hände des Magiers festhielt. “Lass es mich ansehen.”, forderte der Rothaarige ihn auf. Dieser war merklich ungeduldig. “Dazu gibt es keinen Grund. Es geht mir gut. Außerdem werde ich mich auf offener Straße sicherlich nicht ausziehen.”, kommentierte der Confidant und hielt weiterhin die Hände seines Gegenübers fest. “Du sollst dich nicht ausziehen. Ich möchte nur dein Hemd ein Stück nach oben schieben, um mir den blauen Fleck ansehen zu können, so es denn einer sein sollte.”, entgegnete der Magier und befreite sich von den Händen seines Freundes, nur um sofort wieder nach dessen Hemd zu greifen. Mark war sich sicher, dass nicht nur der Türgriff einen sichtbaren blauen Fleck verursacht hatte und daher war er auch nicht gewillt sich von seinem Partner untersuchen zu lassen. Ein kleines Handgemenge folgte und schließlich gab Zachary klein bei und verschränkte die Arme vor der Brust. “Lass uns ein Stück gehen.”, stellte der Rothaarige fest. Mark konnte die Hintergedanken nicht nur spüren, sondern beinahe sehen. Er wusste nicht was der Magier vorhatte, wusste allerdings das dieser etwas plante. Kurz verharrte der Blonde auf der Stelle, drehte sich schließlich jedoch wieder in die Richtung, in die sie ursprünglich unterwegs gewesen waren und folgte dem Weg. Sein Freund lief einige Schritte hinter ihm, schloss jedoch nicht zu dem Confidanten auf. Mark stellte sich ernsthaft die Frage, ob der Rotschopf vorhatte ihn von hinten anzuspringen und ihn zu Boden zu werfen. Wobei eine solch aussichtlose Aktion würde selbst dem Tollpatsch nicht einfallen. Ein seltsames Gefühl erreichte ihn und kurz darauf beschleunigte Zachary seine Schritte und sprang in Richtung des Blonden. Dieser trat einen Schritt zur Seite und schüttelte ungläubig den Kopf. Der Magier verfehlte ihn und kam aus dem Tritt. Um zu verhindern, dass der Rothaarige hinfiel, griff Mark nach dessen Ellbogen und zog ihn zurück. Zachary nutzte jedoch den dadurch gewonnenen Schwung um sich gegen seinen Freund zu werfen. Mit Erfolg. Der Blonde taumelte rückwärts und wurde von dem Gewicht des ungeschickten Rothaarigen zu Boden befördert. Beide landeten auf dem Boden. Mark lag mit dem Rücken auf der Erde und Zachary lag mit dem Gesicht zu seinem Partner auf dessen Bauch. “Das hat dich überrascht.”, sagte der Magier. Mark konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob dies eine Frage oder eine Feststellung gewesen war, doch der Rotschopf lächelte ihn an. Zachary stemmte sich hoch und hockte sich auf die Hüfte des Confidanten. Dieser holte tief Luft und seufzte. Auf dem Gesicht des Blonden zeichnete sich Ungeduld ab. “Nun schau nicht so. Du hast nun zwei Möglichkeiten. Die erste wäre…”, begann der Magier, brach jedoch schlagartig seinen Satz ab, als sich Mark aufsetzte und so sein Gesicht sehr nah an das des Magiers heran brachte. Der Confidant konnte nicht genau sagen, was sein Freund in diesem Moment empfand. Nicht das er keine Gefühle von Zachary empfing, ganz im Gegenteil er empfing eine ganze Menge von denen er zumindest eines benennen konnte. Überraschung. Es war interessant zu sehen, wie leicht man den Magier aus dem Konzept bringen konnte. Ein leichtes Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht des Blonden ab und er verspürte den Drang, seinem Freund einfach über den Kopf zu streicheln. Dies tat er jedoch nicht. Unvermittelt änderte sich der Ausdruck in Zacharys Gesicht und dieser legte ihm eine Hand auf die Schulter. Mit der anderen griff er Marks Kinn und hielt somit dessen Gesicht in dieser Position. Verblüfft blinzelte der Confidant und zog die Augenbrauen gen Himmel. “Wart…”, begann der Blonde, wurde jedoch unterbrochen, als Zacharys Lippen auf die seinen trafen. Wie erstarrt hockte er einfach nur da. Er sah sich selbst, aus der Sicht des Magiers, wie er Zachary damals an sich gezogen und geküsst hatte. Mit diesen Bildern erreichten ihn ein Gefühl der Geborgenheit und etwas, dass er nicht bestimmen konnte was er jedoch schon so viele Male bei seinem rothaarigen Freund gespürt hatte. Der Magier beendete den Kuss nach einigen weiteren Sekunden und drückte den Confidanten an sich. Noch immer war Mark wie erstarrt und rührte sich nicht. Allerdings schien der Rothaarige auch nicht gewillt zu sein, seinen Partner loszulassen. Nach einiger Zeit entspannte sich der Blonde in den Armen des Magiers. Dieser hielt die Umarmung noch einige Momente aufrecht und ließ schließlich von dem etwas Größeren ab. Langsam wurden die Arme des Confidanten müde und so ließ er sich wieder auf den Boden sinken, jedoch ohne Zachary aus den Augen zu lassen. Erst jetzt bemerkte Mark, dass er erschöpft war und sein Kopf etwas schmerzte. Der Rotschopf seinerseits hockte noch immer auf ihm und betrachtete das Bild, welches sich ihm bot, als wolle er es sich genau einprägen. Plötzlich schien dem Kleineren etwas einzufallen, was man sehr gut an dessen Gesichtsausdruck erkennen konnte. “Darf ich mir nun deinen Rücken ansehen?”, fragte der Magier glücklich und freudestrahlend. Mark tat einige Momente so, als würde er ernsthaft darüber nachdenken. “Nein. Ich bleibe dabei, dass es dazu keinen Grund gibt.”, schloss er schließlich mit seinem Standardausdruck im Gesicht. Zachary seufzte theatralisch und zuckte mit den Schultern. “Dann werde ich wohl hier sitzen bleiben. Ich hoffe, dass niemand vorbei kommt und uns sieht.”, meinte der Rothaarige nachdenklich. Die Augenbrauen des Confidanten zuckten gefährlich. “Ist nicht dein Ernst.”, entgegnete der Blonde. Der Magier seinerseits antwortete lediglich mit einem tiefen Blick in die Augen seines Gegenübers und machte keinerlei Anstalten von diesem herunter zu steigen. Mark war sich ziemlich sicher, dass sein Freund es ernst meinte. Nun hatte er zwei Möglichkeiten. Die erste war, den jungen Mann von sich herunter zu werfen und die zweite war es, diesem schlechten Erpressungsversuch nachzugeben. Es gab natürlich auch die Variante, in der er auf dem Boden liegen blieb und hoffte, dass niemand diesen Weg entlang kam. Was im Allgemeinen sehr abwegig war, da dies der kürzeste Weg vom Dorf zur Akademie war. Noch immer bewegte sich Zachary nicht. Probehalber versuchte der Confidant sein Becken zu heben, was lediglich dazu führte, dass der Magier sich mit beiden Händen an den Schultern des Blonden abstütze. Dies ließ die Situation in der sich Mark befand nur noch zweideutiger erscheinen. “Also gut. Geh von mir runter. Du hast gewonnen.”, resignierte der Confidant und setzte eine genervte Miene auf. Glücklich nickte Zachary und stieg von dem Blonden herunter. Als sich beide erhoben hatten, griff der Rothaarige sofort nach dem Hemd seines Gegenübers und wollte es noch oben ziehen, doch dieser hielt ihn abermals zurück. Er wollte nicht eine zweideutige Situation gegen die nächste eintauschen. Wortlos schob Mark seinen Freund etwas von sich fort und begann langsam sein Hemd aufzuknöpfen, woraufhin der Magier leicht errötete. Der junge Mann folgte wie hypnotisiert den Händen seines Partner, welche sein Hemd Stück für Stück öffneten. “Zach? Das vorhin, war das ein Sofortzauber? Ich habe noch nie zuvor einen gesehen.”, fragte der Größere interessiert. Zacharys Aufmerksamkeit richtete sich nun auf das Gesicht seines Partners. “Ja. Ich muss zugeben, dass dies mein erster Sofortzauber war und ich war mir nicht sicher ob es funktionieren würde.”, entgegnete der Magier. “Ich bin beeindruckt. Es gibt nur wenige Magier, die die Kunst des Sofortzaubers beherrschen. Ich bin stolz darauf dein Confidant zu sein.”, sagte der Blonde und brachte so den Kleineren in Verlegenheit. Doch das stärkste Gefühl, dass Mark erreichte war Glück. Der Rotschopf schien unendlich glücklich über diese Aussage zu sein. Langsam ließ der Blonde sein Hemd von den Schultern gleiten und verhinderte, dass dieses zu Boden fiel. Nun hing es in Höhe seiner Handgelenke und der Halbnackte wartete darauf, dass Zachary seine blauen Flecke in Augenschein nahm. Der Confidant spürte, wie sein Freund zunehmend unkonzentrierter und fahriger wurde, allerdings war dem Rothaarigen auch der Schreck im Gesicht anzusehen, als dessen Blick an den Hämatomen des Blonden hängen blieb. Dort wo sein Vater ihn in die Seite getreten hatte war ein riesiger Bluterguss zu sehen, welcher dunkelblau umrandet war. Auch am Unterarm waren noch deutlich die Blessuren des Kampfes gegen den Narbenmann zu sehen, in Form von blauen Flecken. Langsam fasste sich der Magier wieder und umrundete den Mann vor sich mit einem prüfenden Blick. Die Konzentration des Rotschopfes war vollkommen wieder hergestellt und auch die aufkeimenden Gefühle traten nun in den Hintergrund. “Ja, den blauen Fleck vom Türgriff kann man auch sehen. Die Verletzung am Unterarm hast du dem Mann im Wald zu verdanken…”, sagte Zachary, legte eine bedeutungsschwangere Pause ein und blieb dicht vor Mark stehen. “Richtig.”, bestätigte der Confidant. Ungewollt ging ihm der gestrige Abend wieder durch den Kopf. Langsam zeichnete sich ein ungläubiger Ausdruck auf dem Gesicht des Rothaarigen ab. Schnell zog sich der Blonde das Hemd wieder über die Schultern und knöpfte es zu. Der Magier schien nicht zu wissen, was er sagen sollte und schwieg daher. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab Mark mit Mitleid und Unglauben zu bombardieren. Dieser stöhnte genervt auf. Mit so etwas hatte er gerechnet. Sanft schob er Zachary zur Seite und folgte abermals dem Weg zum Dorf. “Wo willst du denn hin?”, fragte der Rotschopf irritiert und folgte seinem Freund. Dieser zuckte mit den Schultern. “Gut, dann begleite mich.”, forderte der Magier ihn auf. Der Confidant betrachtete seinen Begleiter und brummelte zustimmend. Interessiert folgte der Blonde seinem Partner, bis sie vor einem einstöckigen kleinen Haus ankamen und Zachary anhielt. “Hier wohne ich. Es ist nichts besonderes, aber für uns reicht es.”, stellte der Rothaarige fest, schritt zur Haustür, öffnete diese und trat ein. “Oma ich bin zurück. Ich habe Besuch mitgebracht.”, rief der Magier von der Tür aus. “Wunderbar. Ich werde gleich einen Tee aufsetzen. Aber sag, ist etwas passiert? Du wolltest doch zur Akademie.”, rief eine Stimme aus einem Raum ganz in ihrer Nähe. Zachary folgte der Stimme und betrat den Raum, dicht gefolgt von Mark. Sie standen nun in einer schlicht eingerichteten kleinen Küche in der sich anscheinend auch das Esszimmer befand, was der Blonde an dem Tisch mit den vier Stühlen erkannte, welcher sich im Raum befand. Den Herd hatte die betagte Dame bereits angefeuert und einen kleinen alten gusseisernen Kessel darüber gestellt, welcher wahrscheinlich mit Wasser befüllt war. Die Frau selbst hatte weißes Haar und Sommersprossen im Gesicht, was ihr einen leicht Jugendlichen Hauch verlieh. Sie war etwa einen Kopf kleiner als ihr Enkel und trug ein blassblaues Kleid mit einer Schürze darüber. Die Dame musterte den Confidanten etwas überrascht und sah dann zu Zachary herüber. “Das ist Mark. Könntest du dir seine Verletzungen vielleicht ansehen?”, fragte der Magier und deutete auf Besagten. Wieder betrachtete die Weißhaarige den jungen Mann und nickte zögerlich. “Mein Name ist Anna. Setz dich doch erst einmal.”, stellte sie sich vor und deutete auf einen der vier Stühle. Der Blonde nickte kurz und tat wie ihm geheißen. Abermals musterte Anna ihn mit diesem Blick, den er zu genüge kannte. Sie wusste genau, wessen Sohn er war und anscheinend war sie sich nicht sicher, wie sie darauf reagieren sollte. Mark für seinen Teil hatte angenommen, dass Zach die alte Dame über ihn aufgeklärt hatte. Wie es schien, ging er jedoch fehl in dieser Annahme. “Ich sehe schon… Der Kopf ist verletzt.”, sagte die Weißhaarige, trat an ihn heran, untersuchte die Verletzung und zerwuschelte dabei das blonde Haar. Nach einigen Momenten des Begutachtens, drückte sie ihren Handrücken gegen Marks Stirn, wartete einige Sekunden und trat dann von diesem zurück. “Es sieht so aus, als hättest du eine Gehirnerschütterung und leichtes Fieber. Nun gegen Schürfwunden und blaue Flecken, kann ich etwas unternehmen, aber eine Gehirnerschütterung übersteigt meine bescheidenen Heilkünste.”, schloss Anna und zuckte leicht mit den Schultern. “Das macht nichts. Ich danke ihnen trotzdem.”, entgegnete der Confidant freundlich und schaffte es sogar sein Gesicht zu einem Lächeln zu verziehen. Irgendwie fühlte er sich unwohl. Und das lag sicher nicht an dem Gefühl der Sorge, welches mit einer Urgewalt über ihn hinweg fegte und von dem Rothaarigen stammte. Besagter ging vor dem Blonden in die Hocke und legte ihm seine Hand auf die Stirn. Als plötzlich der kleine Kessel auf dem Herd zu pfeifen begann, zuckte der Magier zusammen, verlor das Gleichgewicht und fiel auf seinen Hintern. Entschuldigend und etwas peinlich berührt, sah er seinem Freund in die Augen. Die alte Dame ihrerseits kicherte und nahm den Kessel mit einem Tuch vom Herd, um den Inhalt gleich darauf in drei hölzerne Becher zu gießen. In diese warf sie einige Kräuter aus einer kleinen schmucklosen Schatulle. Zachary erhob sich und nahm neben dem Blonden am Tisch platz. Anna nahm die Becher und stellte jedem der beiden einen vor die Nase. “Sicher nicht das, was du gewohnt bist.”, stichelte die Alte und ließ sich am gegenüberliegenden Ende des Tisches auf einen Stuhl fallen. Sie war Zacharys Großmutter und Mark war fest entschlossen, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Er würde sich nicht von solchen Kleinigkeiten aus der Fassung bringen lassen. “Ich kannte deinen Großvater. Er war ein sehr netter und anständiger Mann. Wie geht es ihm denn?”, harkte die Weißhaarige nach. Das hatte gesessen. Ein Punkt für die gegnerische Partei. “Ich habe leider keinen Kontakt mehr zu ihm. Wir hatten immer eine sehr enge Beziehung. Ich hoffe inständig, dass es ihm gut geht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass er sie je erwähnt hätte… Ein hübsches kleines Haus haben sie hier… und so liebevoll eingerichtet.”, entgegnete er mit ausdruckslosem Gesicht, wechselte zugleich das Thema und sah sich in der schmucklosen Küche um, in der das einzig persönliche das Geschirr zu sein schien. Man konnte sagen, dies war der Treffer zum Ausgleich. Der Rothaarige saß am Tisch und hörte einfach nur interessiert zu. “Wie kam es zu der Verletzung am Kopf. Es wirkt beinahe, als seiest du mit dem Kopf voran gegen eine Mauer gelaufen.”, fragte Anna. “Ich pflege nicht gegen Mauern zu laufen. Dazu bin ich nicht starrköpfig genug. Die Verletzung rührt von einem Missgeschick, seitens ihres Enkels. Wo wir gerade bei Missgeschicken sind, Zachary manövriert sich öfter in missliche lagen und hat einen ausgeprägten Hang zur Tollpatschigkeit. Ich frage mich schon seit einiger Zeit vorher er das hat…”, schoss der Confidant zurück. Die alte Dame sah ihm einige Sekunden wortlos ins Gesicht und fing dann einfach an zu lachen. Gerade als sie etwas entgegnen wollte, war ein lauter Schlag zu hören, als hätte man mit einem großen Hammer gegen einen Baum geschlagen. Kurz darauf ertönte das Geräusch erneut. Es schien von der Haustür zu kommen. Anna erhob sich und verschwand in dem kleinen Flur. Interessiert spitzte Mark die Ohren und sah fragend zu Zachary herüber. Dieser zuckte mit den Schultern. “Es tut mir Leid Sie zu stören, aber ich suche ihren Enkel und seinen Confidanten.”, hörten die zwei die Stimme eines Mannes. “Sie stören nicht, treten sie doch ein.”, entgegnete die alte Dame freundlich. “Dazu ist keine Zeit. Ich kam nur um die beiden, auf Geheiß von Herr Goldwyn, zu holen. Momentan gibt es ein Aufruhr in der Akademie. Es ist unklar wie es geschehen konnte, allerdings sind unglaublich viele Golems, die in Phiolen gebannt worden waren, freigekommen. Zurzeit werden die jüngeren Schüler in Sicherheit gebracht. Alle Magier und ihre Confidanten sind aufgefordert die Akademie zu verteidigen.”, erklärte der Mann hastig. Mark und Zachary sprangen beinahe zeitgleich auf und stürmten zur Tür. Vor dieser stand ein etwas kleinerer, muskelbepackter Mann mit schütterem, graubraunem Haar und fixierte die beiden mit den Augen. “Herr Goldwyn.”, stellte der Fremde überrascht fest. “Wir haben mitgehört und sind bereits unterwegs.”, sagte der Blonde und nickte dem Mann kurz zu. “Ich kann Sie nicht begleiten.”, entschuldigte sich der Muskulöse. “Danke, wir finden den Weg allein.”, entgegnete der Confidant und setzte sich in Bewegung. Gemeinsam mit dem Magier rannte er durch die Straßen des Dorfes in Richtung der Akademie. Unterwegs schloss sich ihnen ein etwa dreißigjähriger Mann, mit langem braunem Haar an, welches er zu einem Zopf gebunden hatte. “Was ist denn geschehen?”, fragte der Fremde außer Atem, während er neben den Freunden her rannte. “Wir wissen nichts genaueres, aber es scheinen Golems freigesetzt worden zu sein.”, keuchte der Rothaarige. “Beschwörung?”, erkundigte sich der Langhaarige. “Eher Befreiung. Vielleicht gibt es seit neuestem eine »Freiheit-für-die-Golems« - Widerstandsgruppierung.”, knurrte Mark sarkastisch. “Vielleicht.”, antwortete sein Partner lächelnd. Unerwartet hörten sie panische Schreie und richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Weg. Kinder und Jugendliche kamen den Weg entlang gestürmt, vorneweg ein Mann mit einer seltsamen Kopfbedeckung, welcher versuchte sich Gehör zu verschaffen. Die Dreiergruppe verließ den Weg um sich nicht durch die Menschenmenge kämpfen zu müssen und rannte unbeirrt weiter. Das Schlusslicht der panischen Menge bildete einer der Confidantenausbilder. Dieser blieb stehen als er sie sah und folgte kurz der Gruppe mit den Augen. “Mark! Im Vorhof sind genügend Schüler, Ausbilder und Guardians, kümmert euch um die Akademie selbst.”, brüllte der Ausbilder ihnen hinterher. Zum Zeichen das er verstanden hatte, hob der Confidant kurz den Arm. Umdrehen wollte er sich nicht, da er teilweise mit leichtem Schwindel zu kämpfen hatte und nicht in die Verlegenheit kommen wollte, dass Gleichgewicht zu verlieren. Kurz darauf kam die Akademie in Sicht. Im Vorhof und auf der Wiese vor der Akademie wurde gekämpft, aber ihr Ziel lag in der Akademie selbst. Aufmerksam rannten sie durch die Kämpfenden und achteten darauf in keine Auseinandersetzungen zu geraten. Aus allen Richtungen konnten sie Zauber erkennen. Die bunten Lichter zeigten an, dass viele Magier in die Kämpfe verstrickt waren. Ein oberflächlicher Blick über das Schlachtfeld zeigte, dass ein großer Teil der gebannten Golems frei gekommen sein musste, wenn nicht sogar alle. Durch ein großes Tor gelangten sie in die Vorhalle der Akademie. Auch hier herrschte ein gewaltiges Durcheinander an Kämpfenden. “Ich für meinen Teil werde nun meine Frau Henriette suchen. Ich wünsche euch viel Glück und lasst euch nicht umbringen.”, sagte der Langhaarige, welcher sie die ganze Zeit begleitet hatte und verschwand zwischen den Golems und Menschen. “Wie konnte das nur passieren?”, fragte Zachary entsetzt. “Schafft die Verletzten raus.”, schrie eine Stimme, welche Mark gut kannte. Er sah sich nach dem Mann um und entdeckte diesen beinahe sofort. Mit einem blutigen Riss auf der Wange und zerzaustem, schwarzen Haar, stand der muskelbepackte Confidantenausbilder am Rande der Halle und gab Anweisungen. Der Blonde kannte den Mann gut, war er doch einige Jahre lang sein Ausbilder gewesen. Der Schwarzhaarige hatte sich jedoch geweigert Seth auszubilden, den Grund dafür hatte er Mark niemals verraten. Langsam bewegte sich der Confidant in Richtung des befehle gebenden und zog den Rothaarigen sanft am Handgelenk hinter sich her, um diesen nicht zu verlieren. Er spürte einen Blick im Nacken und musste sich nicht einmal umdrehen, um diesen seinem Begleiter zuordnen zu können. Unerwartet sah er etwas aus dem Augenwinkel und zerrte an Zacharys Arm, um den Rothaarigen aus der Gefahrenzone zu manövrieren. Kurz darauf schlug der Körper eines, etwa sechszehnjährigen Jungen an der Stelle auf, an der Zachary gerade noch gestanden hatte. Sekunden später vernahmen sie das hysterische Geschrei einer Frau, welches seinen Ursprung ganz in ihrer Nähe zu haben schien. Einige Augenblicke danach löste sich eine etwas dickere Frau aus dem Chaos und warf sich schützend über den Verletzten. Als würden diesem nicht ohnehin die bereits vorhandenen Verletzungen genug zu schaffen machen. Noch dazu war diese Aktion vollkommen sinnlos, denn keiner der Golems zeigte auch nur annähernd Interesse an dem Jungen. Gerade als Zachary Anstalten machte dem Verletzten helfen zu wollen, ergriff Mark erneut das Handgelenk des Magiers und zog diesen zielstrebig hinter sich her. Der Blonde war der Auffassung, dass die Hilfe der pummligen Frau vollkommen ausreichend war. Als die beiden den Confidantenausbilder beinahe erreicht hatten, richtete sich dessen Aufmerksamkeit auf die Näher kommenden. “Mark, die Treppe.”, brüllte der Schwarzhaarige ihnen zu und deutete in eine Richtung. Der Confidant nickte verstehend und änderte die Richtung den Anweisungen entsprechend. Um Zeit zu sparen, liefen sie mitten durch die kämpfende Meute und mussten mehr als einmal Angriffen von beiden Parteien ausweichen. Noch immer hatte Mark mit leichten Schwindelanfällen zu kämpfen, ließ sich davon jedoch nichts anmerken. Sie erreichten die Treppe und Mark ließ den Blick schweifen, um sich erst einmal einen Eindruck zu verschaffen. Egal wie viele Golems besiegt oder gebannt wurden, es schienen einfach nicht weniger zu werden. Ganz im Gegenteil zu den Verteidigern, deren Reihen sich immer mehr lichteten. Hinter ihnen war ein lautes Krachen zu hören und als der Confidant sich umwandte, sah er ein schweres, hölzernes Regal die Treppe heruntersegeln. Sofort stieß er seinen Freund zur Seite und brachte sich mit einem Sprung selbst aus der Gefahrenzone. Das Regal rutschte an ihnen vorbei und krachte in einen Erdgolem hinein, welcher gerade nach einem Magier schlagen wollte. Mit wenigen Schritten war der Blonde neben Zachary, der durch den Stoß zu Boden gegangen war und half diesem wieder auf die Füße. “Wo ist der Raum, in dem die Phiolen aufbewahrt werden?”, fragte Mark. “Im ersten Stock.”, antwortete der Rothaarige und begann mit einem Zauber. Diesen komplettierte er schnell und eine grüne Kuppel umschloss einen der Golems unweit von ihnen, woraufhin dieser verschwand. “Zeig mir den Weg.”, forderte der Confidant den Magier auf und stieß diesen leicht an. Zachary nickte und lief die Treppe hinauf, dicht gefolgt von dem Blonden. Am Treppenabsatz angekommen blickten sie direkt in ein geräumiges und äußerst verwüstetes Zimmer. In diesem befanden sich zwei Erdgolems, die wild und ohne Ziel um sich schlugen. Erst als der Rothaarige ein seltsames Geräusch von sich gab und auf einen Holztrümmerhaufen deutete, welcher einmal ein Schrank oder ein Regal gewesen war, bemerkte er eine Frau mit kurz geschnittenem, blondem Haar, die anscheinend bewusstlos unter dem Schutt lag. Sofort setzte sich Zachary in Bewegung und wollte in den Raum stürmen, doch der Confidant erwischte ihn noch am Arm und hielt ihn zurück. Beinahe zeitgleich traf Mark ein Schlag wie von einem mächtigen Hammer an der Schulter und er wurde zur Seite geschleudert. Sofort als ihn der Schwinger traf, ließ er den Magier los und verhinderte so, dass er diesen mit sich riss. Der Blonde schlug hart auf dem steinernen Boden auf und für einige Momente, wurde ihm schwarz vor Augen. Noch bevor er wieder richtig bei Sinnen war spürte er ein plötzliches Gewicht auf sich lasten. Seine Gedanken flossen nur zäh dahin und sagten ihm, dass Zachary sich schützend über ihn geworfen hatte. Dann sah er einen hölzernen, dornenbesetzten Arm auf sich zufliegen, wuchtete den Magier von sich herunter und beförderte diesen zur Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)