Bindungen von Ayres (Mark und Zachary) ================================================================================ Kapitel 2: Überraschende Ereignisse in Jenäl -------------------------------------------- Er war der erste der aus dem Wald trat und gegen das Licht blinzelte. Von irgendwoher drangen Krach und Stimmen an sein Ohr. Ein ganzes Stück vor ihnen konnten sie das Dorf Jenäl sehen. Dort erblickten sie auch den Auslöser des Lärms. Mehrere Erd und Pflanzengolems schienen gegen die Bewohner zu kämpfen. In dem Dorf schienen einige Magier mit ihren Condfidanten zu Leben. Nun trat auch sein Begleiter aus dem Wald heraus. “Aber was, -…?”, begann Zachary einen Satz, brach diesen jedoch ab und starrte schockiert zu den Kämpfenden herüber. “-Was auch immer, wir sollten ihnen etwas unter die Arme greifen.”, entgegnete Mark und rannte auf das Dorf zu. “Werden wir.”, bestätigte sein Partner und schloss zu ihm auf. Kurz bevor sie das erste Haus erreichten, standen sie einem Erdgolem gegenüber, welcher gerade einer Frau nachsetzte. Der riesige Erdklumpen kam zeitgleich mit Mark zu der Frau. Mit einem gut gezielten Tritt, wehrte der Blonde den Schlag ab, der die Frau im Rücken treffen sollte. Dadurch bedingt stolperte er einige Schritte rückwärts. Der Golem seinerseits hatte den Kämpfer bereits anvisiert, packte den jungen Mann am Arm und zerrte ihn in die Höhe. Über dem Boden hängend sah er zu seinem Partner hinüber, welcher in diesem Moment den Kreis aus Symbolen schloss. Die zweite Faust des Erdwesens raste auf den Confidanten zu und dieser zog schützend die Knie vor seinen Körper. Noch bevor die Faust ihn erreichte, erstarrte der Erdriese und löste sich auf. Mark landete unsanft auf dem Hintern und beinahe im selben Moment stand der Rothaarige neben ihm. “Alles in Ordnung?”, fragte dieser besorgt, reichte ihm die Hand und zog ihn auf die Füße. “Danke. Ich danke euch.”, keuchte eine weibliche Stimme. Der Magier nickte verlegen und der Blonde musterte die Gerettete. Sie war relativ klein, musste etwa Mitte zwanzig sein und hatte schulterlanges braunes Haar. “Sie sind einfach über uns hergefallen. Ich weiß nicht wo sie herkommen, aber sie sind überall.”, rief die Braunhaarige und wedelte wild mit der Hand. “Ich habe da so eine Ahnung.”, grummelte Mark und ließ die Frau stehen. Sein Partner folgte ihm wortlos. Nachdem sie die ersten Häuser passiert hatten, begegneten sie einer blonden Frau in einem braunen Kleid und einem braunhaarigen Mann in einer schwarzen Hose und einem blassblauen Hemd, welches dem Mann nicht so besonders gut stand. Der Mann humpelte leicht und ein kleines Blutrinnsal floss über seinen linken Arm. Die Frau klammerte sich an sein Hemd und sah sich panisch um. Kurz vor den beiden Helfern trat unvermittelt ein Holzgolem zwischen sie und die Fremden und versperrte so den Weg. “Lauft weg!”, kreischte die Frau. Der Golem wandte sich mit, zum Schlag erhobenem Arm zu ihr um. Der Mann, welcher bei ihr stand, zog sie einen Schritt zurück und stellte sich schützend vor sie, doch bevor der Schlag ihn treffen konnte, stand Mark bereits vor ihm. Dieser blockte den Hieb des Golems mit beiden Armen ab. “Wollte ich auch gerade sagen.”, kommentierte der Blonde die Aufforderung der Frau, drückte den Arm des Wesens ein Stück von sich fort und verpasste ihm einen harten Tritt in die Körpermitte. Der Holzriese wankte zwei Schritte rückwärts und startete einen weiteren Angriff. Der Confidant sprang aus dem Stand, auf den Arm des Wesens, welchen es zum Schlag benutzt hatte und versuchte sein Gleichgewicht zu halten. Mit der noch freien Hand holte die hölzerne Gestalt aus und ließ diese auf den Kopf des Blonden herab sausen. Mit einem eleganten Rückwärtssalto brachte dieser sich in Sicherheit. Gerade als Marks Füße die Erde unter sich berührten, wurde der Golem von einem grünen Licht umschlossen und verschwand. “Ihr seid verletzt.”, stellte Zachary fest und gesellte sich zu seinem Begleiter. “Ach was, das ist nur ein Kratzer.”, erklärte der Braunhaarige grinsend. “Und das andere auch.”, fügte er auf den stechenden Blick der Frau hinzu. “Ihr beiden habt eine Bindung geschlossen?”, fragte die Frau missbilligend und interessiert zugleich. “Ja haben wir.”, antwortete der Rothaarige leicht trotzig. Mark konnte spüren, das sich der Magier ärgerte. “Das sieht man selten. Normalerweise werden nur Bindungen zwischen Mann und Frau geschlossen, ganz selten schließen sich zwei Freunde zusammen. Das ist einfach eine zu intime Sache, um sie mit einfachen Freunden zu teilen.”, sagte der Mann fröhlich. Zachary schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte und warf seinem Begleiter einen Blick zu. Dieser zuckte lediglich ungerührt mit den Schultern. “Wir sind auf der Suche nach einem Ältesten.”, erklärte der Blonde. “Das kann ich verstehen.”, kommentierte die Frau. Eine von Marks Augenbrauen zuckte kaum wahrnehmbar. “Das ist kein Problem. Momentan hält sich Amabilis hier auf. Allerdings habt ihr einen schlechten Zeitpunkt erwischt.”, sagte der Braunhaarige und deutete die Straße entlang. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahm der Confidant die Hand des Rothaarigen und setzte sich in die angezeigte Richtung in Bewegung. Ein lautes und zischendes Einatmen war von der blonden Frau zu vernehmen, doch dies ließ lediglich ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht des Blonden erscheinen. Der Magier wurde mit gerötetem Gesicht die Straße entlang gezerrt. Als die beiden endlich außer Sicht waren, ließ Mark Zacharys Hand über dem Gehen los. Ein undefinierbares Gefühl erreichte den Confidanten, doch er wollte momentan nicht näher darauf eingehen und ging einfach weiter. Dann kam ein Mann in Sicht, welcher mitten auf dem Weg stand und sich umsah. Er hatte langes braungraues Haar und trug eine dunkelblaue Robe mit goldenen Zeichen darauf, der Saum, besagter Robe war leicht schmutzig. Als der Mann sich ihnen zuwandte konnte der Confidant den liebevollen Gesichtsausdruck erkennen, den dieser aufgesetzt hatte. “Hallo, ihr seid keine Einwohner dieses Dorfes.”, stellte der Mann fest. “Das ist richtig. Wir waren auf der Suche nach dem Ältesten Amabilis, als wir dieses Chaos bemerkten.”, erklärte Zachary. Der Mann nickte und ließ erneut den Blick schweifen. Die meiste Unruhe hatte sich mittlerweile gelegt und nur hier und da, waren noch Kampfgeräusche zu vernehmen. Plötzlich begann der Boden zu beben. Mark suchte sich sofort einen sicheren Stand und stützte den älteren Mann am Arm ab, damit dieser nicht zu Boden fiel. Der Rothaarige seinerseits klammerte sich an die Schultern des Blonden und sah sich überrascht um. “Schon wieder ein Erdbeben?”, fragte der Magier. Ein Ziegel eines nahe stehenden Hauses löste sich und stürzte auf den Rothaarigen herab. Dies entging dem Confidant nicht und er hob seinen Arm und baute das Schild um seinen Partner auf. Der Ziegel erwischte Zachary am Kopf, verletzte diesen allerdings nicht. Ein schmales Blutrinnsal lief vom Haaransatz des Blonden über seine rechte Stirn, die Wange hinab und arbeitete sich dann zu seinem Hals vor. So unerwartet wie das Beben begonnen hatte, hörte es auch wieder auf. Der Magier löste sich von seiner Stütze und blickte ihn ungläubig an. Mark seinerseits ließ den Arm des Mannes los, den er gestützt hatte und betastete seinen verletzten Kopf. “Bist du verrückt? Ich sagte doch, du sollst so etwas nicht machen!”, zeterte Zachary, drückte Marks Hand zur Seite und befummelte seinerseits dessen Kopf. Der Fremde stand derweil daneben und betrachtete die beiden interessiert. “Mir fehlt nichts, lass das.”, stellte der Blonde genervt fest, doch der Magier ignorierte ihn gekonnt. “Das blutet ziemlich stark. Ist dir schwindelig?”, fragte der Rothaarige. “Nein. Ich sage doch, dass es mir gut geht.”, entgegnete der Verletzte und schob seinen Freund ein Stück von sich weg. Der Rotschopf wollte gerade protestieren, als der Confidant die Hand hob und den jungen Mann mit einem “Schh” zur Ruhe mahnte. Der Fremde und Zachary spitzten allarmiert die Ohren. “Ich kann nichts hören.”, stellte der Magier fest. “Ich auch nicht. Sehr erholsam, nicht wahr?”, meinte Mark. Der Rotschopf schüttelte fassungslos den Kopf. Der Fremde seinerseits schmunzelte. “Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Amabilis.”, erzählte er. Überrascht über diese Information, starrten die Gefährten ihn an. “Ihr seid der Älteste Amabilis?”, fragte Zachary ungläubig. Der Mann lächelte und nickte zustimmend. “Sehr erfreut. Mein Name ist Mark und dies hier ist Zachary.”, entgegnete Mark und deutete auf den Rothaarigen. “Die Freude ist ganz meinerseits. Verzeiht meine Neugier, - ihr habt eine Bindung geschlossen?”, fragte Amabilis. “Ja.”, bestätigte der Rotschopf. “Aus diesem Grund sind wir auf der Suche nach Euch.”, fügte der Confidant hinzu. Leicht irritiert sah der Älteste von einem zum anderen. “Ist dem so?”, entgegnete Amabilis freundlich. Beide nickten. Ihr kurzes Gespräch wurde schlagartig unterbrochen, als ein Mann keuchend um eine Ecke gerannt kam. “Amabilis! Das Dorf… Wir… Es…”, rief er. Vor der Dreiergruppe kam er zum stehen und stützte sich, nach Atem ringend auf seinen Knien ab. “Langsam.”, beruhigte der Älteste den Mann und lächelte diesen an. “Wir ha-ben es ge-schafft.”, erklärte der Erschöpfte. “Das ist wunderbar. Nun gilt es allerdings den Verursacher zu finden. Aber dazu später.”, entgegnete Amabilis. “Nun, also, was kann ich für euch tun?”, fügte er hinzu und wandte sich wieder den Gefährten zu. Mark zögerte und musterte den Ältesten. Nun war es soweit, dass sie die Bindung lösen konnten. Aber wieso zögerte er? Sein Vater hatte ihm immerhin unmissverständlich klar gemacht, dass er diese Bindung zu lösen hatte und er gedachte dies auch zu tun. “Sind Sie in der Lage unsere Bindung zu lösen?”, fragte Mark. Amabilis dachte kurz über die Frage nach. “Ich bin dazu im Stande, die Bindung zu lösen. Darf ich mich nach dem Grund erkundigen?”, entgegnete Angesprochener freundlich. “Der Grund?”, fragte der Blonde. “Es geschah im Affekt.”, meldete sich der Rotschopf zu Wort. Verwirrung zog für einige Sekunden über das Gesicht des Ältesten. Mark spürte, dass die Absicht jemand bestimmtem zu helfen, in den Worten des Magiers lag. Zuerst konnte er es sich nicht erklären, schlussfolgerte dann allerdings daraus, dass er es war, dem er helfen wollte. Der Confidant war in der Tat ins Straucheln gekommen, als die Frage nach dem Grund kam. “Im Affekt?”, fragte Amabilis interessiert. “Durch einen Unfall wurde ein Golem freigesetzt, welcher in einer kleinen Flasche versiegelt worden war. Ich hatte nicht genügend Kraft ihn zu besiegen und um mich zu beschützen und zu unterstützen, schloss Mark mit mir eine Bindung.”, erzählte Zachary. “Richtig.”, stimmte ihm der Blonde zu. “So etwas ist mir noch niemals untergekommen und ich habe bereits viel erlebt.”, kommentierte der Älteste fröhlich. Mark zuckte mit den Schultern. Was hätte er auch darauf Antworten sollen. “Nun denn, lasst uns beginnen.”, fügte Amabilis nach kurzer Zeit hinzu und musterte die Freunde. “Hier und jetzt?”, fragte der Rothaarige überrascht und erhielt ein Nicken zur Antwort. Innerlich schüttelte Mark den Kopf über diese Frage. Was erwartete der Magier? Sollten sie ans Ende der Welt reisen und dort dann in einem geheiligten Steinkreis auf die nächste Wintersonnenwende warten? Manchmal sollte man den Mund halten und einfach hinnehmen, was man gesagt bekam. “Ja. Stellt euch bitte einander gegenüber und legt die Handflächen an die des anderen.”, erklärte Amabilis. Sie taten wie ihnen geheißen und warteten ab. Der Confidant konnte spüren, wie nervös sein Partner war und irgendwie konnte er es nachvollziehen. Der Älteste trat an die beiden heran und legte jedem eine Hand auf die Schulter. Ein mattes Leuchten erfasste den Mann und schien, über seine Arme, auf die anderen über zu gehen. Mark spürte ein Ziehen in der Brust, welches langsam stärker wurde, jedoch nicht wehtat. Plötzlich drückte Zachary die Arme des Blonden zur Seite und warf sich gegen ihn. Sein Gesicht vergrub er an Marks Brust und klammerte sich an dem Confidanten fest, als hinge sein Leben davon ab. “Es tut mir Leid.”, flüsterte er an der Brust seines Freundes. Dieser stand vollkommen überrumpelt da und sah auf den Rotschopf herab. Amabilis war einen Schritt zurückgetreten und wartete. “Ich verstehe nicht.”, entgegnete der Blonde. Die Umarmung des Magiers wurde noch ein wenig fester. “Ich habe mich in dich verliebt.”, kam es, fast zu leise um gehört werden zu können, von Zachary. Mark zog überrascht die Augenbrauen gen Himmel. Dies konnte man in seinem Fall beinahe als entgleiste Gesichtszüge bezeichnen. Einige Sekunden stand er einfach nur da und starrte den etwas Kleineren an, dann legte er die Arme um ihn und erwiderte die Umarmung. Sofort spürte der Confidant die Überraschung des anderen. Dieser hob schließlich den Blick um seinen Freund ansehen zu können. “Mein Kopf tut weh.”, stellte Mark schließlich fest, als nichts von Zachary kam. Endlich kam Bewegung in den Magier und er löste sich von dem Blonden. “Das wundert mich gar nicht. Die Wunde blutet zwar nicht mehr, aber schmerzhaft ist sie sicher allemal. Du solltest dich etwas hinlegen und sie versorgen lassen.”, sagte Amabilis strahlend. “A-aber… Was ist mit dem Lösen der Bindung?”, fragte der Rothaarige verunsichert. Mark und Amabilis sahen sich in die Augen. Schließlich zuckte der Confidant mit den Schultern. “Es war mir eine Ehre Sie kennen gelernt zu haben. Vielen Dank für Ihre Mühen.”, schloss Mark die Unterhaltung in einem Tonfall, der keine weiteren Fragen zuließ. “Nichts zu danken. Aber sprich mich nicht immer mit “Sie” an. Ich komme mir dabei vor wie ein Greis. Wir werden uns sicher wieder sehen, dass spüre ich.”, entgegnete Amabilis und wandte sich nun dem Mann zu, welcher noch immer bei ihnen stand und wartete. “Das Dorf ist also wieder sicher. Das freut mich. Bereden wir das bei einer Tasse Tee in deinem Haus.”, sagte der Älteste lächelnd, winkte den Freunden noch zum Abschied zu, legte den Arm um die Schulter des verblüfften Mannes, bei dem er sich gerade selbst eingeladen hatte und verschwand um die nächste Ecke. Der Rothaarige musterte den Blonden und schien einfach nicht zu wissen, was gerade geschehen war. Dies war auch nicht wirklich verwunderlich. Was nun erst einmal wichtig war, war das Mark sich dem Befehl seines Vaters widersetzt hatte. Nun galt es dafür ein zustehen und dies beabsichtigte er auch. Er hatte diese Entscheidung heute hier getroffen. “Was…”, begann Zachary, wurde jedoch von einem “Schh” seitens Mark unterbrochen. “Sei einfach still. Lass uns nach Hause gehen.”, sagte der Confidant und machte sich auf, die Stadt zu verlassen. Freudestrahlend folgte ihm der Magier und schloss wieder zu ihm auf. Seite an Seite verließen die Beiden die Stadt und verschwanden in dem Wald, aus dem sie gekommen waren. Je weiter sie in den Wald vordrangen, desto dunkler wurde es. Dies lag nicht nur an den dichten und großen Bäumen sondern auch daran, dass der Tag sich dem Ende zuneigte. Von der Seite her wurde Mark mit besorgten Blicken bombardiert und egal wie sehr er es auch zu ignorieren versuchte, er schaffte es nicht. Immer öfter legte er seine Handfläche an die Stirn. Dies half zwar nicht gegen die Schmerzen, doch es gab ihm das Gefühl etwas dagegen zu tun. Den ganzen Weg über hatte Zachary sich stumm darauf konzentriert ihn mit seinen Blicken und Gefühlen in den Wahnsinn zu treiben. Langsam schien das den jungen Magier jedoch zu ermüden. “Lass uns eine Pause einlegen. Ich würde mir gern deinen Kopf ansehen.”, sagte Zachary schließlich und blieb wie angewurzelt stehen. Gezwungenermaßen tat Mark es ihm gleich und bedachte seinen Freund mit einem nichts sagenden Blick. “Sei nicht so stur.”, meldete sich der Magier abermals zu Wort und lächelte seinen Begleiter an. Langsam wurde es ohnehin zu dunkel um weiterzumarschieren. Wenn sie noch eine Weile weitergingen, würde es stockdüster im Wald sein und der ungeschickte Rotschopf würde sich sicherlich den Hals brechen, da in diesem Teil des Waldes die Bäume sehr dicht beieinander standen und an mehreren Stellen des Waldbodens Wurzeln aus der Erde brachen. Der Confidant ließ den Blick schweifen und musste feststellen, dass man hier kein Feuer entzünden konnte, ohne gleich den ganzen Wald in Brand zu stecken. Kommentarlos ließ sich Mark am Stamm eines nahe stehenden Baumes herab gleiten und hockte sich auf den Waldboden. Das Lächeln in Zacharys Gesicht wurde von einem breiten Grinsen abgelöst und er kniete sich vor seinem Freund nieder. Vorsichtig strich er durch das Haar des Blonden und befühlte die Verletzung. “Tut es weh?”, fragte der Rothaarige und musterte das reglose Gesicht des Verletzten. “Nicht der Rede wert. Es ist alles soweit in Ordnung.”, entgegnete Mark. Zachary seufzte vernehmlich und ließ die Schultern hängen. Der Confidant empfing deutlich den Unmut und die Schuld, die der etwas Kleinere momentan empfand. “Es war nicht deine Schuld.”, stellte der Verletzte sachlich fest. Der Angesprochene schenkte ihm abermals ein Lächeln und strich ihm durch das Haar. Die Gefühle die er empfing änderten sich jedoch nicht im Mindesten. “Wir hätten die Wunde zuerst versorgen lassen sollen, außerdem ist uns der Proviant ausgegangen.”, meinte der Rotschopf, setzte sich neben den Blonden und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baum. Von der Seite her musterte Mark den jungen Mann, der den Blick über die immer dunkler werdende Umgebung schweifen ließ. Um sie herum gab es nichts als, Erde, Bäume, Pilze und ein paar Grasbüschel. Kurz stutzte der Confidant. Auf dem Weg nach Jenäl waren sie durch Gras gelaufen. Sie waren tiefer in den Wald vorgedrungen, als es nötig gewesen war. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass sie sich nicht verliefen. “Darf ich dich mal etwas fragen?”, fragte Zachary. “Natürlich.”, entgegnete sein Freund und starrte intensiv in die Dunkelheit zwischen zwei Bäumen. Er hätte schwören können eine Bewegung bemerkt zu haben. “Wieso hast du die Bindung nicht lösen lassen? Dazu brauchst du mein Einverständnis nicht. Versteh mich jetzt nicht falsch, ich hätte… Ich meine es…”, sagte der Magier verlegen. Überrascht sah der Blonde seinen Begleiter an, was sich jedoch nicht auf seinem Gesicht bemerkbar machte. “Ich wollte die Bindung nicht lösen.”, antwortete er ehrlich. “Warum?”, hakte der Rothaarige nach und eine Welle der Unsicherheit seitens des Magier schwappte über Mark hinweg. “Ich kann es…”, begann der Confidant, brach seine Rede jedoch ab und richtete den Blick abermals zwischen die beiden Bäume. Er hätte schwören können einen Schatten in der Dunkelheit gesehen zu haben. “Was hast du?”, erkundigte sich Zachary. “Nichts weiter. Ich dachte ich hätte etwas gesehen.”, erklärte der Angesprochene und legte die Hand auf seine Stirn. Ein undefinierbares Gefühl überkam ihn und er war sich ziemlich sicher, dass dieses von seinem Gefährten ausging. Mit einer erhobenen Augenbraue sah er dem Kleineren ins Gesicht. Dieser zuckte leicht zusammen und drehte sein Gesicht zur Seite um sich vor dem Blick des Confidant zu schützen. Der Blonde schloss die Augen und atmete hörbar aus. Sofort hatte er wieder die Aufmerksamkeit des Rothaarigen. Mark rutsche mit geschlossenen Augen ein Stück von dem Baum weg und streckte sich auf dem Boden aus. “Ist alles in Ordnung?”, fragte der Magier unsicher. Der Verletzte gab einen bestätigenden Laut von sich. Dann breitete sich Stille zwischen ihnen aus und irgendwann schlief er ein. Der Rothaarige lag noch einige Zeit wach und warf seinem schlafenden Freund ab und an einen Blick zu. Ohne ersichtlichen Grund, aber mit einem komischen Gefühl, wachte Mark mitten in der Nacht auf. Ruckartig setzte er sich auf und starrte in die Dunkelheit. Ein leises Geräusch, welches er nicht näher bestimmen konnte, zeugte davon dass sie nicht allein in diesem Wald waren. Langsam stand er auf und bewegte sich in Richtung des Geräusches. Er spitzte die Ohren, doch er konnte nichts mehr hören. Möglicherweise war es nur Einbildung gewesen, dennoch fühlte er sich bedroht. Dann spürte er die Verwirrung seines Freundes, anscheinend war auch der junge Magier zu sich gekommen. Plötzlich prallte etwas hart gegen ihn und warf ihn zu Boden. Mark spürte ein Gewicht auf sich lasten und eine warme Hand die sich über seinen Mund schob. In der Dunkelheit konnte er nur einen Schatten erkennen. Er versuchte sich zu bewegen, allerdings drückte der Mann seine Arme auf den Boden und da er auf dem Rücken lag und der Mann auf seiner Hüfte zu sitzen schien, nutzten ihm seine Beine ebenfalls wenig. Der Schatten beugte sich näher zu ihm. “Verhalte dich besser leise. Wir wollen doch nicht deinen Freund aufwecken.”, spottete eine bekannte Stimme. Überrascht versuchte der Confidant zu erkennen, was sein Verstand schon längst wusste. Es war der Mann mit der Narbe, der ihnen vor kurzem begegnet war. “Du bist der Confidant, ich habe euch vor dem Dorf gegen einen Golem kämpfen sehen.”, flüsterte der Mann. Der Blonde versuchte seine Hände dem Griff des anderen zu entwinden, jedoch ohne Erfolg. “Es freut mich, dass ihr einen der Ältesten gefunden habt. Das Problem ist, dass das halbe Dorf nun nach mir sucht und ihr mich beschreiben könnt.”, zischte der Angreifer. Ein grünes Leuchten im Wald zeugte davon, dass Zachary mit einem Zauber begann. Dank des Lichtes konnte der Blonde nun die ungünstige Position des Narbenmannes erkennen. Er hockte auf seiner Hüfte, drückte mit der linken Hand und dem rechten Fuß Marks Arme nieder und hatte die rechte Hand über seinen Mund gelegt. Eine wahrlich schlechte Position für einen Angreifer. Mit einem überraschten Blick starrte Besagter den Magier an, welcher gerade seinen Zauber komplettierte. Der Mann stieß sich mit seinem rechten Fuß ab und rollte zur Seite, wodurch der Zauber nur den Confidanten erfasste. Eine grüne Kuppel legte sich über den Blonden und verhinderte, dass dieser sich bewegen konnte. In beeindruckender Geschwindigkeit rannte der Fremde zu dem überrumpelten Magier und stieß diesen heftig gegen den Baum, welcher sich im Rücken des Rothaarigen befand. Sofort löste sich der Zauber und Mark kam wieder auf die Füße. Die schnelle Bewegung verursachte für einige Sekunden ein Schwindelgefühl bei ihm und er stolperte leicht zur Seite. Er sah die schattenhafte Bewegung des Narbenmannes aus den Augenwinkeln und errichtete das Schild um seinen Gefährten. Der Schlag der den Magier an der Wange traf, schickte einen heftigen Schmerz durch das Gesicht und den Kopf des Confidanten. Wieder begann Zachary mit einem Zauber, indem er grüne Schriftzeichen in die Luft malte. Unvermittelt rannte der Angreifer zwischen die Bäume und verschwand in der Dunkelheit. Ohne nachzudenken setzte Mark ihm nach. Das Licht verlosch und er hörte wie sein Freund hinter ihm her rannte. Vor ihm konnte er noch immer den Mann rennen hören. “Etwas Licht wäre nicht schlecht.”, keuchte der Blonde. Sekunden später leuchtete etwas Grünes hinter ihm auf. “Warte auf mich, ich bin nicht so schnell.”, rief der Rothaarige. Wenn Mark sein Tempo nicht anpasste, würde er seinen Partner wahrscheinlich verlieren. Allerdings war es keine bessere Alternative, den Fremden zu verlieren. Die Schritte vor ihm verlangsamten sich und hielten für einige Sekunden inne. Zwischen den Bäumen kam der Narbenmann in Sichtweite, richtete sich schnell wieder auf und rannte weiter. Was hatte er gerade gemacht? Verunsichert wurde der Confidant langsamer und achtete auf den Boden. Es war nichts Auffälliges zu erkennen. Wieder stoppten die Schritte vor ihm und als er den Blick hob, flog ein Stein auf ihn zu. In einer schnellen Bewegung fing er diesen ab und ließ ihn zu Boden fallen. Mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck sondierte er die Umgebung. Der Angreifer war verschwunden. Die einzigen Schritte die zu hören waren, waren die des Magiers, der nun hinter ihm keuchend zum stehen kam. “Wo ist er hin?”, fragte der Rothaarige außer Atem. Noch immer beobachtete Mark seine Umgebung. Der pochende Schmerz in seinem Kopf war stark und ziemlich durchdringend, er ließ es sich jedoch nicht anmerken. Wie konnte dieser Kerl so schnell verschwinden? Er konnte noch nicht weit gekommen sein und da keine Schritte zu vernehmen waren, entfernte er sich auch nicht weiter von ihnen. Eine enorme Anspannung erreichte den Confidanten, welche von Zachary ausging. Mark wandte sich seinem Begleiter zu und sah diesem in die Augen, doch anstatt die erdachte beruhigende Wirkung zu erzielen, kam zu der Anspannung noch Nervosität hinzu. Nach einigen weiteren Sekunden, in denen er den Magier betrachtete, welcher sich auf einen Zauber konzentrierte, um das leuchtende Schriftzeichen aufrechtzuerhalten, ließ er den Blick sinken. Sie standen in dichtem Gras. Etwas Gutes hatte es also, dass sie dem Mann gefolgt waren. Er hatte sie dichter an den Rand des Waldes geführt und möglicherweise sogar in die gewünschte Richtung. “Alles in Ordnung mit dir?”, fragte Zachary mit einem besorgten Gesichtsausdruck. “Ja. Alles in bester Ordnung.”, entgegnete der Blonde mit seinem üblichen nichts sagenden Ausdruck auf dem Gesicht und nickte leicht zur Bekräftigung. Ungläubig musterte ihn der Rothaarige. Ein Rascheln, welches von einem der Bäume kam, ließ den Blonden aufhorchen. Er ließ sich jedoch nichts anmerken. Mark konnte nicht genau sagen, aus welchem der Bäume das Geräusch gekommen war, aber er wusste nun die ungefähre Richtung. Er verspürte das Gefühl angestarrt zu werden und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Zachary, welcher vor ihm stand. Interessiert folgte er dessen Blick und musste feststellen, dass er auf seinen linken Unterarm starrte. Dort zeichnete sich eine rote Stelle ab, die zweifellos von dem Fuß des Narbenmannes verursacht worden war. Ein blauer Fleck würde ihm also zur Erinnerung bleiben. Unerwartet verlosch das leuchtende Zeichen, welches den Magier begleitet hatte und eine Hand strich über Marks linken Arm. Doch beinahe sofort trat Zachary einen Schritt zurück und zeichnete wieder zwei Zeichen in die Luft. Der Anfang eines neuen Zaubers, doch auch diesen führte er nicht zu Ende. Das Licht jedoch war nun heller und die Schriftzeichen hatten sich etwas höher positioniert und schwebten damit etwa in Höhe der Brust des Rotschopfes. Ihr Baumhocker hatte diese Gelegenheit nicht genutzt und sich auch nicht bewegt. Natürlich konnten sie nun bis zum Morgengrauen hier stehen bleiben und abwarten, dies war dem Confidant jedoch einfach nur zu blöd. “Komm, lass uns gehen. Schlafen können wir ohnehin nicht mehr.”, erklärte Mark und wartete auf die Reaktionen von Zachary und dem Narbenmann. Der Magier nickte fröhlich und bedeutete seinem Freund voran zu gehen. Ansonsten erntete der Blonde keine Reaktion. Ohne mit der Wimper zu zucken ging Mark voran und entfernte sich von ihrem Verfolger. Noch immer gut gelaunt schritt Zachary neben ihm her und fügte zwei weitere Zeichen zu dem Zauber hinzu, wodurch die Umgebung noch ein wenig mehr erhellt wurde. Der junge Mann hatte wirklich ein sonniges Gemüt, dass musste man ihm lassen. Ein lautes Stampfen hinter ihnen verkündete, dass der Mann von dem Baum herunter gesprungen war. Der Kleinere zuckte leicht zusammen, Mark hingegen ging unbeeindruckt weiter. Ihr Verfolger holte auf und drückte sich nun in den Bäumen rechts hinter ihnen herum. Ein weiteres Zeichen kam zu dem Zauber hinzu. Als dem Confidant auffiel, dass das Gras wieder etwas lichter wurde, passte er die Richtung seiner Schritte etwas an. Worauf wartete der Mann? Langsam aber sicher wurde Mark aggressiv, wobei dieser Gemütszustand nicht bis zu seinem Gesicht vordrang. Seine Gereiztheit führte er auf die Schmerzen zurück, welche sich noch immer penetrant in seinem Kopf verankert hatten. Das Knacken eines Astes, dieses Mal dichter hinter ihnen, bewies das der Fremde ihnen noch immer folgte. Dieses Trampeltier war doch tatsächlich auf einen Ast getreten. Machte er das absichtlich? Dies war ein Geduldsspiel. Stellte sich die Frage, wer zuerst die Nerven verlor und den ersten Schritt tat. Der Blonde war gewillt aus diesem Spiel als Sieger hervorzugehen. Unerwartet verstummten die Geräusche, welche der Narbenmann verursachte. Mark blieb wie angewurzelt stehen und sah sich um. Zachary hielt ebenfalls an und betrachtete seinen Gefährten. Plötzlich spurtete der Angreifer hinter einem Baum zu ihrer Linken hervor und griff den Rothaarigen an. Auch der Confidant hatte sich in Bewegung gesetzt und sich dem Mann in den Weg gestellt. Er wehrte den Schlag des muskulösen Schwarzhaarigen mit Mühe ab und trat nach diesem. Sein Gegenüber fing sein Bein ab, zog daran und brachte den jungen Mann leicht aus dem Gleichgewicht. Diese Tatsache nutzte er und schlug erneut nach ihm. Der Blonde lehnte sich nach hinten und klammerte sich an dem Arm des Narbenmannes fest. Eine zutiefst lächerliche Pose. “Was soll das denn werden?”, knurrte ihm sein Angreifer entgegen und zerrte an seinem Arm um diesen zu befreien. Ein Lachen seitens des Magiers zog die Aufmerksamkeit der Kontrahenten auf sich. Wütend trat der Schwarzhaarige einen Schritt auf den Confidanten zu und drückte diesen mit dem Arm, an den sich der Blonde klammerte zu Boden. Mark zog sein linkes Bein an und trat dem Mann in den Bauch. Gleichzeitig löste er die Umklammerung. Der getroffene kippte nach hinten und ließ das Bein des Jüngeren los, woraufhin dieser sich zur Seite rollte. Beinahe augenblicklich erschien eine grüne Kuppel um den Narbenmann und dieser erstarrte. Auf dem Boden sitzend sah Mark zu dem Erstarrten herüber. Nach einer Weile erhob sich der Blonde, packte sich einen kleinen Stein, ging zu der Kuppel und kniete sich nieder. Verwirrung und Unsicherheit erreichten ihn von seinem Begleiter. Der Confidant zeichnete mit dem Stein ein Zeichen in den Boden, kreiste dieses ein und zog eine Linie von dem Kreis zu der Kuppel herüber bis diese die Kuppel berührte. Nochmals besah er sich sein Werk und drückte schließlich den Finger in die Mitte des gemalten Zeichens und dieses begann blass zu leuchten. Dann ging das Leuchten auch auf den Kreis über, breitete sich zu der Linie aus und als es die Kuppel berührte begann das Gemalte stark grün zu Leuchten. “So. Das sollte eine Weile halten.”, murmelte Mark und erhob sich. Zachary blinzelte kurz und näherte sich der Kuppel um das gemalte in Augenschein zu nehmen. Kurz betrachtete er das Werk seines Freundes und sah diesen irritiert an. “Diese Art Zauber ist mir unbekannt. Was ist das?”, erkundigte sich der Magier interessiert. Mark zwinkerte ihm zu und lächelte für einige Sekunden. “Das ist ein Zauber den nur wenige Leute kennen. Er unterstützt deinen Zauber und hält ihn aufrecht. Du musst dich also nicht mehr darauf konzentrieren. Außerdem beansprucht er nun nicht mehr deine Kräfte.”, erklärte der Confidant. Erstaunt blickte der Magier auf das Zeichen. “Woher kennst du diesen Zauber?”, harkte der Rothaarige nach. “Von meinem Großvater.”, antwortete Mark knapp und ging weiter in die Richtung, in die sie zuvor unterwegs gewesen waren. “Das tut mir Leid.”, sagte Zachary unvermittelt. Er war seinem Freund nicht gefolgt und stand mit einem traurigen Gesichtsausdruck, noch immer am selben Platz. Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte sich der Blonde um und betrachtete den Kleineren. Mark war zutiefst überrascht, auch wenn man es ihm vielleicht nicht ansah. Was genau hatte sein Gefährte gerade von ihm empfangen? “Lass uns gehen.”, meinte der Confidant schließlich und setzte seinen Weg fort. Der Rothaarige schloss zu ihm auf und schwieg eine zeitlang. “Wie lange wird der Zauber halten?”, fragte er schließlich. “Bis ich außer Reichweite bin oder meine Kräfte erschöpft sind.”, entgegnete Mark sachlich. “Wie groß ist die Reichweite?”, harkte der Magier nach. “Ich habe keine Ahnung. Ich habe den Zauber heute zum ersten Mal benutzt.”, äußerte sich der Blonde dazu. Ein ungläubiger Blick und selbiges Gefühl trafen den Confidanten. Dieser zuckte gleichgültig mit den Schulter, woraufhin Zachary ihn nur anstrahlte. Als schließlich die Sonne aufging, fanden sie den Weg wieder und folgten diesem. Für den restlichen Rückweg zu ihrem Dorf brauchten die beiden wesentlich länger, als für den Weg nach Jenäl. Dies lag wohl unter anderem daran, dass Zachary auf ausgedehnten Pausen bestand, da sich Mark noch immer mit seiner Kopfverletzung herum plagte. Es lag aber auch daran, dass sie sich wegen des unbeabsichtigten Umweges etwas länger als nötig in diesem Wald hatten aufhalten lassen. Der Confidant ließ es sich zwar nicht anmerken, doch die Kopfschmerzen, welche zweifelsohne von der Verletzung stammten, setzten ihm zu. Als wäre dieser Umstand nicht schon schwierig genug gewesen, wusste er einfach nicht, wie er nun mit seinem Freund umgehen sollte. Immerhin hatte dieser ihm seine Liebe gestanden. Zachary schien es nicht anders zu ergehen. Dies machte Mark daran fest, dass ihn in regelmäßigen Abständen Gefühle der Unentschlossenheit und der Ratlosigkeit von dem jungen Magier erreichten. Die beiden hatten bisher auch noch nicht wirklich darüber gesprochen, was wohl eher an dem Blonden, als an dem Rothaarigen lag. Sie gingen still nebeneinander her. Zu ihrer Linken floss ein kleiner Bach mit kristallklarem Wasser, in dem man ab und zu kleine und flinke Fische entdecken konnte. Es war nicht mehr all zu weit, bis sie ihr Dorf erreichen würden. Bald würden sie zu einer Stelle kommen, an der der Bach in einen kleinen Weiher floss. Dort spielten die Kinder des Dorfes gern. Wenn sie dort ankamen, würden sie das Dorf bereits sehen können. Es war späterer Nachmittag und man konnte davon ausgehen, dass jeder von ihnen noch vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause ankommen würde. Ohne es selbst wirklich wahrzunehmen, drückte Mark seine rechte Hand gegen seine Stirn und ließ diese dort einige Momente verharren, ehe er sie wieder sinken ließ. Sofort spürte er einen Blick auf sich ruhen und ein Gefühl der Sorge, welches ihn zusätzlich in regelmäßigen Abständen von Zachary erreichte. “Wir sollten eine kleine Rast einlegen.”, sagte der Magier beinahe beiläufig. Mark seufzte und schenkte dem Rothaarigen einen undefinierbaren Blick, blieb jedoch nicht stehen. “Wir sind bald da. Dabei spielt es doch keine Rolle ob, wir ein paar Minuten früher oder später eintreffen.”, meinte Zachary. In dieser Hinsicht hatte er wohl Recht. Nach einigen weiteren Schritten wurde der Confidant langsamer und blieb schließlich stehen. “Du hast Recht.”, kommentierte Mark das Ganze und ließ sich im Gras neben dem Weg nieder. Erleichtert setzte sich Zachary neben seinen Freund und sah einem der Fische, welche im Bach schwammen nach. Mit regloser Miene beobachtete der Blonde seinen Partner, der fasziniert dem Fisch nachsah. Unwillkürlich tauchte das Bild eines blonden, dreijährigen Jungen vor seinem geistigen Auge auf, welcher vor langer Zeit einmal dasselbe getan hatte. Verblüfft wandte Zachary ihm sein Gesicht zu und ein Gefühl der Neugierde begleitete diese Geste. “Wer war der Junge?”, fragte der Magier neugierig. Ertappt blinzelte der Blonde, dies war jedoch die einzige äußerliche Reaktion auf die Frage. “Das war mein kleiner Bruder. Das ist allerdings schon einige Jahre her.”, antwortete Mark. Zachary grinste übers ganze Gesicht und faltete seine Hände, welche in seinem Schoß lagen. “Das muss eine sehr starke Erinnerung gewesen sein. Eigentlich hast du dich so gut im Griff, dass ich selten Erinnerungen oder Gefühle von dir empfange. Ich freue mich richtig darüber, dass ich einen kleinen Einblick in deine Gedanken bekommen habe.”, stellte der Rotschopf glücklich fest. Mark wusste nicht was er darauf antworten sollte, wollte jedoch nicht einfach schweigen. Er empfing sehr oft Gefühle des Magiers und hatte auch einige seiner Erinnerungen gesehen. Diese Tatsache störte ihn auch nicht, im Gegenteil. Er würde es wahrscheinlich vermissen, wenn es plötzlich aufhören würde. “Als mein Bruder noch klein war, waren wir oft gemeinsam am Weiher. Er konnte sich stundenlang damit beschäftigen einfach nur den Fischen beim schwimmen zu zusehen.”, erzählte Mark und deutete wage in Richtung des Baches. “Wie heißt er?”, fragte Zachary. “Sein Name ist Seth. Er wurde ebenfalls an der Akademie angenommen und wird dort zum Confidanten ausgebildet. Die Gene unseres Vaters scheinen sich stärker durchzusetzen, als die unserer Mutter.”, entgegnete Mark und für wenige Augenblicke huschte ein bedauernder Ausdruck über sein Gesicht. “Dein Vater ist ein Confidant und deine Mutter eine Magierin?”, harkte der Rothaarige nach. Langsam schüttelte Mark den Kopf. “Nicht ganz. Mein Vater ist ein Confidant, dass ist schon richtig, allerdings besaß meine Mutter keine magischen Fähigkeiten.”, äußerte sich der Blonde. Überrascht sah Zachary seinem Freund ins Gesicht, dieser wisch dem Magier jedoch aus. Obwohl sein Gesicht weder seine Gedanken noch seine Gefühle offenbarte, wollte er seinem Freund nicht direkt ins Gesicht sehen. Momentan wusste er selbst nicht genau was er dachte, allerdings bereute er es, dies so offen gesagt zu haben. Unvermittelt legte der Rothaarige die Hand auf die Schulter des Confidanten und lächelte, was dieser aus den Augenwinkeln deutlich erkennen konnte. “Ich kann es nicht verstehen. Zumindest im Moment noch nicht. Meine Großmutter ist eine Magierin und ich wünschte mir bereits seit frühester Kindheit, ein Magier zu werden. Ich persönlich finde, dass es etwas Gutes und wundervolles ist wenn man Magie in sich trägt. Das lehrte mich meine Großmutter. Du trägst ebenfalls Magie in dir und noch dazu eine ganz besondere. Die Magie eines Confidanten.”, sagte Zachary und strich seinem Freund abschließend durch sein Haar. Mark wandte sich mit einem überrumpelten Gesichtsausdruck seinem Partner zu. Er fand, dass der Rothaarige eine hübsche Ansicht vertrat. Kurz erschien ein freundlicher Ausdruck auf dem Gesicht des Blonden, bevor dieser wieder von seinem üblichen nichts sagenden abgelöst wurde. Aus einem Grund, den Mark sich nicht Recht erklären konnte, fühlte er Freude und noch etwas anderes, dass er nicht einordnen konnte. Beides ging von dem Magier aus. “Du hast ein sonniges Gemüt.”, stellte der Confidant fest, legte sich in das Gras und schloss seine Augen. Das Bild, einer alten lachenden Dame, tauchte vor seinem geistigen Auge auf. “Das hast du zweifelsfrei von deiner Großmutter.”, kommentierte er das gerade gesehene. Zachary legte sich neben ihn und betrachtete den blauen Himmel. “Ich denke schon.”, bestätigte der Magier. Mark öffnete ein Auge und drehte leicht den Kopf zur Seite, um den anderen besser sehen zu können. “Jetzt muss ich nur noch herausfinden, woher diese ausgeprägte Tollpatschigkeit kommt.”, stichelte er. Der Rothaarige sah ihn an und errötete. Beinahe zeitgleich sah Mark das Bild einer alten Dame, welche ein volles Glas mit dem Ellbogen umstieß. Die Mundwinkel des Blonden zuckten kurz und er schloss das geöffnete Auge wieder. “Du hast eine ganze Menge von deiner Großmutter.”, stellte er fest. Zachary lachte und nickte schließlich. “Bevor du einschläfst, sollten wir vielleicht weitergehen.”, meinte der Rotschopf nach kurzer Pause. Unbeweglich blieb Mark liegen und rätselte, ob dies nun eine Frage oder eine Aufforderung gewesen war. Aus irgendeinem Grund war ihm die Lust vergangen, nach Hause zu gehen. Er war sich auch nicht sicher, was er seinem Vater sagen sollte. Er war aufgebrochen um die Bindung zwischen sich und dem Magier zu lösen und kehrte unverrichteter Dinge zurück. Nicht das er es nicht gekonnt hätte, er hatte es nicht gewollt. Er hatte sich sogar ganz klar dagegen entschieden. Wie sollte er seine Handlung rechtfertigen, wenn er sie sich nicht einmal selbst erklären konnte? Sein Vater würde es einfach hinnehmen müssen, mit der Begründung, dass er es so gewollt hatte. Dies konnte noch eine anstrengende und nervenaufreibende Angelegenheit werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)