明日が来るなら... von Cawaii (Wenn der Morgen kommt...) ================================================================================ Kapitel 2: Vorfreude -------------------- Dass ihre Teilnahme an dem Ball sicher war, wusste Takagi einen Tag später, als Miwako ihm eine SMS zukommen ließ, in welcher sie ihm kurz und knapp mitteilte, welche Farbe ihr Kleid an diesem Abend haben würde. Sie hatte sich gleich, nachdem sie noch Überstunden schieben durfte und die Läden in der Tôkyôter Innenstadt bereits geöffnet hatten, zu einem Einkaufsbummel begeben und sich für ein grünes, jedoch ziemlich schlichtes Kleid entschieden gehabt. Ein paar Mal war sie in Gedanken ihren Kleiderschrank durchgegangen, jedoch kam ihr jedes Mal kein Kleid in den Sinn, welches für diesen Abend angemessen gewesen wäre. Also musste wohl oder übel ein Neues her. Mit der Kleiderwahl seiner Kollegin hatte Takagi kein Problem. Er selbst würde schließlich einen schwarzen Anzug tragen, und schwarz passte ja bekanntlich zu jeder anderen Farbe. Nur bei der Krawattenwahl musste er ein wenig aufpassen, hoffentlich würde das Grün seiner Krawatte auch zu dem Grün ihres Kleides passen. Er wollte Satô an diesem Abend auf keinen Fall verärgern. Und wer wusste denn schon, was an diesem Abend passieren würde. Vielleicht kamen sie sich ja wieder ein kleines Stückchen näher… Die darauf kommenden Tage vergingen Wataru’s Meinung nach nur sehr langsam. Sie zogen sich regelrecht wie Kaugummi. Er musste noch mit Megure einen Banküberfall untersuchen und befürchtete schon, dass er sich den Samstagabend aus dem Kalender streichen konnte. Aber glücklicherweise konnte der Fall noch einen Tag vor dem Ball zu den Akten gelegt werden, was wohl ein ziemlicher Glücksfall für ihn war. Hoffentlich würde das Glück auch am nächsten Abend weiter anhalten. Und auch der komplette Samstag ging einfach nicht vorüber. Er lag bereits die halbe Nacht vor Aufregung wach, und auch den Vor- und Nachmittag überstand er nur mit 4 Kannen grünen Tee, welcher seine Nerven beruhigen sollte. Aber allein die Vorstellung Satô’s in einem Kleid raubte ihm den Verstand. Hoffentlich würde er später bei ihrem Anblick nicht wieder anfangen herumzustottern. Und damit der Abend wirklich nicht im Desaster endete, haftete an seinem Kühlschrank ein kleiner Zettel mit Notizen, auf welchem u.a. stand: ‚Blumen mitnehmen, ein Kompliment zu dem Kleid machen, nicht zu viel über die Arbeit reden‘. Es schien äußerst lächerlich, aber seine eigenen Ratschläge auf dem kleinen Stück Papier beruhigten ihn ein wenig. Es konnte also einfach nichts schief gehen. Endlich war es so weit. Endlich war der Tag gekommen, den sie die letzten Tage und Nächte herbeigesehnt hatte. Es war nicht so, dass sie wegen der Sache unruhig geschlafen hätte, aber der Ball war immer der letzte Gedanke, der in ihrem Kopf herumschwirrte, als sie einschlief und der Erste, an dem sie nach dem Aufwachen dachte. Irgendwie war sie nun doch ziemlich aufgeregt. Sie besah sich mit ihrem neu gekauften Kleid im Spiegel und musste lächeln. Hoffentlich würde es ihrem Kollegen genauso gefallen wie ihr selbst. Im selben Augenblick ging die Zimmertür auf und ihre Mutter stürmte herein. „Bist du denn endlich fertig?“ fragte diese neugierig. Ihre Tochter musste ein starkes Seufzen unterdrücken. „Ja, gleich!“ Es war vielleicht ein wenig seltsam, aber die Polizistin lebte noch immer mit ihrer Mutter in einer Wohnung zusammen. Irgendwie hatte sie selbst nie das Bedürfnis gehabt, auszuziehen. Miwako wollte sie nicht alleine lassen, außerdem hing sie an ihrem Zuhause, da dieses auch viele Erinnerungen an ihrem im Dienst verstorbenen Vater beinhaltete. Ein weiterer Vorteil war, dass sie so selbst nie kochen und sich um den Haushalt kümmern musste. Sie konnte sich somit voll und ganz auf ihre Arbeit konzentrieren. Aber natürlich hatte so eine Mutter-Tochter-WG auch ihre Schattenseiten. Schon seit Jahren lag ihre Mutter ihr in den Ohren, sie solle sich doch endlich einen Mann suchen und heiraten. Aber davon wollte Satô nichts hören. „Hast du nicht ein wenig dick aufgetragen, Miwakolein? Geschminkt? Haare geföhnt? Du bist doch sonst nicht so!“ Musternd ging Frau Satô um ihre Tochter herum. Die Angesprochene seufzte stark. Immer hatte diese Frau etwas zu meckern. „Erstens trage ich immer ein wenig Make-up, und zweitens föhne ich mir auch manchmal die Haare, wenn ich die Zeit dazu habe. Außerdem ist das ein besonderer Abend für mich, und das weißt du auch. Sehe ich denn so schlimm aus?“ fragte sie leicht genervt. „Nein, nein, aber ich kann mich nicht erinnern, dass du dich die letzten Jahre auch so aufgehübscht hast. Sollte ich da vielleicht etwas wissen? Es wird ja wohl einen Grund dafür geben, oder?“ Ein breites Grinsen lag auf ihrem Gesicht, was Miwako dazu veranlasste, genervt die Augen zu verdrehen. „Nein, solltest du nicht!“ Gab sie nur knapp zur Antwort. „Aber Miwako, so kann das doch nicht mit dir weitergehen. Meinst du nicht auch, dass du dir mal so langsam einen Mann suchen solltest?“ Jetzt ging das Thema wieder los. Langsam nervte es die Polizistin. „Du weißt, wie ich darüber denke?“ „Ach, Miwakolein. Was nur dein Vater dazu sagen würde? Sicher ist er der Meinung, dass ich als Mutter total versagt habe!“ Und nun kam sie wieder mit dieser Nummer. Es war doch jedes Mal dasselbe. Ihr Vater hätte sie ganz sicher verstanden, da war sich Satô sicher. „Aber ich war doch nicht auf der Akademie, um mich dann den Rest meines Lebens an den Herd zu stellen, vergiss es!“ „Aber Miwakolein! Es gehört sich nun einmal für eine Japanerin, zu heiraten, und sich dann Zuhause um Mann und Kinder zu kümmern. Und du solltest bedenken, dass deine biologische Uhr auch nicht mehr allzu lange tickt.“ „Mama?! Ich bin 28, okay? Und noch keine 40!“ Kopfschüttelnd verließ sie ihr Zimmer und ging ins Bad. Normalerweise hätte sie sich jetzt total über ihre Worte aufgeregt, aber irgendwie war sie dazu nicht in Stimmung. Dafür hatte sie viel zu gute Laune und freute sich auf den bevorstehenden Abend, den ihr nicht einmal ihre Mutter mit ihren Worten verderben konnte. Sollte sie doch weiter so maßlos übertreiben, sie selbst wusste schon, was gut für sie war und was nicht. „Also willst du keine Kinder, oder wie?“ Kurz zuckte die Kurzhaarige zusammen und blickte zu der Frau, die im Türrahmen stand. „Wie oft soll ich dir es denn noch sagen? Bei mir würde ein Kind nicht einmal einen Tag überleben, außerdem möchte ich mir jetzt keine Gedanken darüber machen, okay?“ Ihre Mutter schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf. Dieses Kind war wirklich unmöglich. Machte sich absolut keine Gedanken über die Zukunft. Vielleicht sollte sie noch einmal nach der Veranstaltung mit ihr in aller Ruhe darüber reden. Jetzt machte das ja scheinbar wenig Sinn. „Aber Miwako, eins möchte ich dir noch sagen.“ „Was denn?“ „Du siehst wirklich gut aus!“ „Wie?“ Verwirrt blickte Satô ihre Mutter an. Damit hätte sie nun eher weniger gerechnet, nickte dann aber nur lächelnd. „Danke!“ „Ach ja, und vergiss bitte den Wohnungsschlüssel nicht wieder. Ich kann dich die Nacht nicht rein lassen.“ „Ja, ich hab nicht vergessen, dass du dann noch zu einer Freundin wolltest. Wann bist du denn zurück?“ „Ich denke, morgen früh!“ „Okay!“ Mit diesen Worten verließen beide das Badezimmer. Die junge Frau ging in den Flur um den Wohnungsschlüssel zu holen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie ihn vergessen würde. Aber heute passierte ihr das ganz sicher nicht, schließlich hatte sie sonst ein riesen Problem und müsste am Ende noch im Präsidium übernachten. Und darauf hatte sie nun wirklich keine Lust, zwischen den ganzen betrunkenen Kollegen, die es einfach nicht mehr bis nach Hause schafften. „Ach, und mein Handy noch…“ Mit dem Schlüssel in der Hand ging sie zurück in ihr Zimmer, legte diesen auf ihren Nachttischschrank und suchte erst einmal nach dem Telefon. Wo hatte sie es nur wieder hingelegt? Ach, da war es ja. Schnell packte sie es in ihre Handtasche, als es plötzlich an der Tür klingelte. Das war sicher ihr Kollege. Jetzt musste sie sich aber beeilen, bevor ihre Mutter noch die Tür vor ihr öffnen würde. Das gäbe wahrscheinlich eine Katastrophe und sie würde Takagi solange mit Fragen löchern, sodass sie heute gar nicht mehr fortkommen würden. „Ich bin dann mal weg!“ Schnell eilte sie aus dem Zimmer, zog sich noch Jacke und Schuhe an, öffnete die Tür, sah zu ihrem Kollegen auf, legte sofort einen ihrer Finger auf seine Lippen, damit er auch keinen Ton von sich gab. „Miwako, wer hat denn geklingelt?“ Eine verwunderte, neugierige Stimme war aus der Wohnung zu hören. „Ach, nur der Postbote, war nicht weiter wichtig, mach’s gut!“ Schnell machte sie die Tür hinter sich zu und zog ihren Kollegen am Ärmel nach unten aus dem Gebäude heraus. Ein Glück! Hoffentlich hatte sie auch wirklich nichts mitbekommen. Immerhin war es ziemlich unwahrscheinlich, dass samstags um diese Uhrzeit der Postbote an ihrer Tür klingeln würde. Ob ihre Mutter wirklich so naiv war und ihr geglaubt hatte? War ja jetzt auch egal, sie hatte ihn jedenfalls nicht gesehen und war somit vielen überflüssigen Fragen aus dem Weg gegangen. Erst jetzt wendete sie sich endlich mal ihrem Begleiter zu. „Tut mir wirklich leid, aber ich wollte nicht, dass meine Mutter dich bemerkt. Sie hätte nur zu viele Fragen gestellt, und darauf kann ich gut verzichten. Eltern können manchmal wirklich anstrengend sein, vor allem meine Mutter, na ja…“ Irgendwie… kam sie sich jetzt richtig blöd vor. Sie benahm sich ja wie ein Teenager, der Angst davor hatte, dass die eigene Mutter bemerken könnte, dass sie einen heimlichen Freund hatte. Leicht errötet von diesem Gedanken sah sie zu ihm auf. Erst jetzt fiel ihr auf, wie gut er heute Abend, in diesem Anzug, aussah. Das konnte er wirklich öfters tragen. Bist du mir jetzt böse?“ fragte sie nun leicht vorsichtig. Immerhin hatte er sich wahrscheinlich den Beginn dieses Abends ein wenig anders vorgestellt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)