Knockin' on heavens door von SukiChii (Sasuke x Naruto) ================================================================================ Kapitel 1: Eine lebensverändernde Begegnung ------------------------------------------- Es war ein schöner Frühlingstag. Ein Samstag um genau zu. Die Sonne strahlte ungehalten vom wolkenlosen, hellblauen Himmel herunter und erwärmte jedes Auto, das über die breite Autobahn fuhr. Diese waren bedeckt von gelbem Schnee, so sah es zumindest aus. Es waren die Pollen, die von den Blüten durch den Wind getragen wurden und sich unbedacht auf Autos, Häuser und Fenster legten. Auch die Autobahn war von einem leichten Samt bedeckt worden, sodass man die Spuren der Autoreifen erkennen konnte, wenn man genau hinsah. Es waren einige Autos unterwegs. Nicht viele, da die Ferienzeit noch nicht gekommen war. Ein alter Truck fuhr geräuschvoll seinen Weg über den harten Asphalt, der hier und da Schlaglöcher hatte. Ein großer Familienwagen fuhr bedacht und langsam, damit kein Unfall entstand. Ganz im Gegensatz zu einem tiefschwarzen Peugeot, der über den Asphalt hetzte in der höchsten Geschwindigkeit, die eingehalten werden durfte. Es wirkte, als wenn er vor etwas oder jemandem flüchten würde und erst, nachdem er eine gute Strecke hinter sich gelegt hatte, wurde er langsamer und ruhiger, fuhr schließlich in eine Ausfahrt und befand sich wenige Minuten später auf einer großen Raststätte. Kinder liefen hier über den Parkplatz und spielten mit einem Ball. Ein erwachsener Mann hetzte ihnen hinterher und bat sie darum auf die Wiese zu gehen, die die Raststätte einrahmte. Einige Autos hatten bereits Plätze belegt und auch der schwarze Peugeot suchte sich eine Parklücke, die er bereits nach wenigen Sekunden fand. Als der Motor mit einem letzten Aufheulen abgeschaltet wurde und die Geräusche des Autos vollends verklungen, wurde die Autotür geöffnet und der Fahrer, ein junger Mann, trat mit angespanntem Gesichtsausdruck aus. Seine Augenlider schlossen sich und verbargen seine tiefschwarzen Iriden. Er streckte sein Gesicht der Sonne entgegen und ließ die Strahlen auf seiner blassen Haut kitzeln. Sein dunkles, fast schwarzes Pony glitt Strähnenweise von seiner Stirn, sodass man erkennen konnte, dass er seine Augenbrauen zusammengezogen hatte. Mehrere Falten hatten sich zwischen ihnen gebildet, ließen ihn ernst und nachdenklich aussehen. Der junge Mann war zwanzig Jahre alt und sein Name lautete Sasuke Uchiha. Seine Hand schlug die Autotür wieder zu und mit einer Bewegung drückte er auf den Knopf seines Autoschlüssels. Die Lampen des Wagens leuchteten kurz auf und die Türen verschlossen sich mit einem klickenden Geräusch. Mit trägen Schritten ging Sasuke zu dem Gebäude hin, das auf der Raststätte gebaut worden war. Es beinhaltete ein kleines Restaurant, Toiletten und einen Souvenirshop. Sasuke schritt zielgerichtet auf das Restaurant zu. Mit einer Hand stieß er die Glastür auf und betrat die belebte Gaststätte. Hinter einer Theke wuselten zwei junge Frauen umher, die Gläser mit Getränken füllten oder Kunden bedienten, die sich an der Schnellkasse bloß etwas zum Mitnehmen kaufen wollten. Als Sasuke an der Theke vorbei schritt, wandten sich viele Blicke ihm zu. Die beiden Frauen stoppten in ihrer Arbeit und gingen für ein paar Sekunden kichernd zusammen, um im Flüsterton Worte zu tauschen. Auch andere Frauen drehten sich nach Sasuke um, schauten ihm hinterher oder warfen ihm einen verführerischen Blick zu. Der Dunkelhaarige ignorierte sie, nahm sie nicht einmal wahr. Sein Blick war betrübt und nachdenklich zu Boden gerichtet. In seinen Augen glänzten Gefühle wie Hass oder Wut, doch das interessierte hier niemanden. Für die Frauen war er bloß ein gutaussehender Fremder mit einem beneidenswerten Körper, schönen und makellosen Gesichtszügen. Mit einem schwerfälligen, leisen Seufzen ließ sich Sasuke an einem freien Tisch nieder. Es dauerte einige Minuten ehe sich die Frauen wieder von ihm abwandten und mit dem fort fuhren, was sie zuvor getan hatten. Der junge Mann saß an einem Tisch für zwei Personen in der hintersten Ecke des Restaurants und betrachtete mit knirschenden Zähnen seinen rechten Zeigefinger, mit dem er in kreisenden Bewegungen über seine linke Handfläche fuhr. In ihm spielten sich allerlei Gefühle ab und der Ausdruck in seinen Augen wechselte fast regelmäßig. Vollkommen in Gedanken versunken, bemerkte er nicht, wie sich eine junge Kellnerin nervös neben ihn stellte und ansprach. Als er nicht reagierte, tippte sie ihm vorsichtig gegen die Schulter, sodass Sasuke erschrocken zusammenfuhr. Er blickte zu der Kellnerin auf und fragte pampig: „Was?!" „Wo-Wollen Sie etwas bestellen?", fragte die junge Frau stotternd und strich dabei nervös über ihr Kleid. „Ehm... oh..." Betroffen bemerkte Sasuke, dass er von einer Kellnerin angesprochen worden war und nicht von jemandem, der ihn einfach nur nerven wollte. Der junge Mann schluckte für den Moment seinen Ärger herunter und sagte ihn möglichst höflicher Stimme: "Ja, einen Kaffee bitte." „O-Okay..." Die Kellnerin ging mit holprigen Schritten zu der Theke hin und Sasuke ließ mit einem Seufzen seinen Kopf sinken. Er hing geschlagen zwischen seinen Schultern. Mit den Händen fuhr er sich durch das dunkle Haar. Was für eine Woche... Vermutlich würde er Ewigkeiten brauchen um das Erlebte zu verarbeiten und gleichzeitig war es vielleicht auch eine Möglichkeit endlich mit seiner Vergangenheit abzuschließen. Vor exakt zwei Wochen hatte er die Nachricht erhalten, dass sein Vater verstorben war. Sasuke musste daraufhin eine Fahrt von gut zwei Tagen zurücklegen, um in seine alte Heimatstadt zurückzukommen und an der Beerdigung teilzunehmen. Und als er dort vor dem Grabstein stand und seine Blumen dazugelegt hatte, war ihm erst bewusst geworden, wie egal ihm das Ableben seines Vaters eigentlich war. Ihm waren auch die Tränen seiner Mutter egal gewesen oder die unzähligen Verwandten und Bekannten, die ihr Beileid ausgesprochen hatten. Nur ein Satz, ein paar Worte, hatten sich in Sasuke eingebrannt und ließen ihn nicht mehr los. „Muss denn wirklich erst jemand sterben, dass du Kontakt zu deiner Familie aufnimmst?“ Seine Mutter hatte ihm diese Worte unter Tränen und heftigem Schluchzen gesagt. Und eigentlich… hatte sie Recht. Hätte Sasuke jemals Kontakt mit seiner Familie aufgenommen, wenn sein Vater nicht verstorben wäre? Nein. Er wollte vergessen, was geschehen war. Alles, was in der Vergangenheit geschehen war. Und dies ging am Besten, wenn man alles, was mit seiner Vergangenheit zu tun hatte, hinter sich ließ. Also war Sasuke weg gezogen. Weit weg. Mehrere Minuten saß er nur dort, fuhr mit seinen Fingern über die Maserungen im Holztisch und lauschte den Geräuschen, die ihm geboten wurden. Er versuchte sich voll und ganz auf diese zu konzentrieren, anstatt sich mit seinen Gedanken und Gefühlen auseinander zu setzen. Da waren das Rauschen der Autos auf der Autobahn und das Quietschen der Reifen von denen, die auf den Parkplatz fuhren. Freudige Kinderschreie waren gedämpft zu hören, das Klappern und Klicken von Tassen, die auf Unterteller gestellt wurden. Allgemeines Gemurmel und Unterhaltung von anderen Gästen klang ebenfalls unklar in seinen Ohren. Er verstand nicht wirklich was sie sagten, Einige sprachen auch eine andere Sprache, doch das war ihm in diesem Moment egal. Das Öffnen und wieder Schließen der Eingangstür erklang ebenfalls in ungleichmäßigen Abständen. Ab und an hörte man ein paar Personen auflachen, ihre Schritte widerhallten auf dem Boden, besonders deutlich war das Klackern von Absätzen zu hören. Eines dieser Schuhpaare wurde lauter in Sasuke’s Ohren und verstummte schließlich direkt neben ihm. Der junge Mann blickte auf und erkannte die Kellnerin von vor ein paar Minuten, die ihm den gewünschten Kaffee hinstellte. Dazu ein wenig Milch und Zucker. Mit einem freundlichen Lächeln ging sie wieder, ohne auch nur ein ‚Danke’ zu erwarten, welches nicht über Sasuke’s Lippen kam. Er dachte nicht einmal an das Wort. Träge griff er nach der Milch und schenkte sich ein wenig davon in den Kaffee ein. Zucker benutzte er keinen. Er hasste süße Getränke. Seine Hände umklammerten die warme Tasse, die er von dem Unterteller hob. Vorsichtig nippte er daran und verzog auch gleich angewidert das Gesicht. Der Kaffee schmeckte scheußlich, aber was sollte man auch von so einer Raststätte erwarten? Augen zu und durch, hieß es da nur noch. Mit langsamen Zügen trank Sasuke seinen Kaffee, versuchte sich dabei weiterhin mit den Geräuschen abzulenken. Beobachten tat er Niemanden, er selbst hasste es beobachtet zu werden. Er blieb lieber ungesehen im Schatten, wäre an einigen Tagen am liebsten unsichtbar oder würde sich gerne in seiner Wohnung einsperren. Darum mochte er auch die Anwesenheit von anderen Menschen nicht. Man könnte fast sagen, Sasuke war Menschenverachtend. Die Eingangstür ging immer wieder auf, anhand der Geräusche konnte Sasuke erkennen, wie viele Menschen eintreten oder welcher Altersgruppe sie entsprachen. Manchmal ging die Tür auch einfach nur auf und zu, ohne dass neue Stimmen in das Restaurant eintraten. Dann war Sasuke fast schon versucht aufzublicken und zu schauen, wer dort genauso alleine Rast machte wie er, doch er beließ bei einer Neugierde, die im nächsten Moment wieder verstarb. Sein Blick war weiterhin auf den dunklen Kaffee gerichtet, als sich plötzlich eine Person auf den freien Platz gegenüber von ihm niederließ. Mit einem Mal schaute Sasuke auf und zog eine Augenbraue nach oben als er einen jungen Mann, fast noch Teenager vor ihm sitzen sah. Der Junge stellte seine große, dunkle und vor allem schmutzige Reisetasche auf dem Boden ab und grinste Sasuke schief entgegen. Die Wangen des Fremden waren leicht eingefallen und er wirkte im Allgemeinen sehr dünn, was durch die vielen Klamotten verdeckt wurde. Obwohl es Frühling und warm war, trug er eine dicke, dunkelgrüne Winterjacke mit flauschiger Kapuze und darunter einen farbigen Pullover. Eine Kette war um seinen Hals gelegt und als Hose trug er eine dunkelblaue, zerschlissene Jeans. Er sah neben Sasuke ziemlich grotesk aus, der eine saubere, elegante Jeans trug und darüber ein eng anliegendes schwarzes T-Shirt. Eine Lederjacke rundete das Äußere des 20-Jährigen ab. Seine dunklen Iriden musterten den Fremden skeptisch, der ihn immer noch schief angrinste. Mit einer Hand, die in einen kaputten Handschuh gekleidet war, strich er sich eine blonde Strähne von der Stirn. Seine Haare waren in eben dieser Farbe und ziemlich zersaust. Die Augen des Jungen waren von einem hellen Azurblau und wirkten durchdringend. Gleichzeitig strahlten sie Wärme aus, wie sie Sasuke selten sah oder bemerkte. Dem Äußeren zu Folge würde Sasuke glatt sagen, dass es sich bei dem Jungen um einen Penner hielt, der an Raststätten schlief und sich hier sein Essen klaute. Gleich würde er vermutlich um einen Euro ausgequetscht werden. Vielleicht sollte Sasuke das Geld gleich rausrücken, damit er in Ruhe gelassen wurde. Er war wirklich nicht erpicht darauf jetzt auch noch ein Gespräch mit so einem Obdachlosen zu führen! „Hey, ich darf mich doch hierher setzen oder?“, ertönte die leicht kratzige Stimme des Jungen und Sasuke rollte mit den Augen. So höflich war der Kerl also noch. „Brauchst nicht gleich mit den Augen zu rollen“, meinte der Fremde und bildete mit seinen wohl geformten Lippen einen Schmollmund. „Ich dachte dir würde ein wenig Gesellschaft gut tun, du sahst so einsam aus.“ Sasuke sagte nichts darauf. Er nippte weiterhin stumm an seinem Kaffee und wartete auf den Moment an dem dieses Gespräch ein Ende haben würde. Er war von dem blonden Jungen jetzt schon genervt, dabei waren sie nicht einmal zwei Minuten zusammen. Doch das war bei Sasuke normal. Er hasste nun mal die Anwesenheit eines anderen Menschen und wenn er dann auch noch interagieren musste… „Du bist ganz schön gesprächig“, scherzte der Blonde, immer noch mit diesem schiefen Grinsen im Gesicht. „Verrät’s du mir deinen Namen? Ich heiße Naruto. Naruto Uzumaki.“ „Danke, kein Interesse“, entfleuchte es nun doch Sasuke’s Lippen in seiner gewohnten eiskalten Stimme. Doch statt dem gewohnten Abgang, den ein jeder machte, wenn er von dem 20-Jährigen so abgestoßen wurde, lachte Naruto auf und blieb unbeirrt sitzen. „Mann, bist du mies drauf!“, stellte er fest. „Was ist denn Schlimmes passiert, ha?“ Erneut kommentierte Sasuke dies mit einem Augenrollen. Sein Kaffee war nun fast leer. Plötzlich war er ziemlich schnell darin geworden das warme Getränk runter zu schlucken. Er würde schnell bezahlen, sich dann wieder ins Auto setzen und los fahren, doch so leicht ließ Naruto ihn nicht gehen. „Naja, wie auch immer. Ich heiße Naruto, bin 18 Jahre alt und wollte nach Konoha. Weißt du wo das liegt?“ Die azurblauen Augen blickten ihn fragend und flehentlich an. Wollte er per Anhalter fahren oder was sollte die blöde Frage? Sasuke’s Augenbrauen zogen sich weiter zusammen, dass er leichte Kopfschmerzen bekam. Mit einem angestrengten Seufzen stellte er die fast leere Kaffeetasse ab und massierte sich mit den Zeigefinger und Mittelfinger die Schläfen auf beiden Seiten. Er wohnte in Konoha. Er wusste also so ziemlich genau wo die Stadt lag. „Was willst du?“, fragte Sasuke und blickte müde zu Naruto hin. Für einen Moment war dessen Grinsen wie weggewischt, doch nun kehrte es in Form eines breiten Lächelns zurück. „Ich muss nach Konoha, hab aber kein Auto und keinen Führerschein. Und kein Geld. Ich müsste also per Anhalter fahren“, erklärte er knapp. Für den Moment überlegte sich Sasuke einfach zu lügen und zu sagen, dass er nicht nach Konoha musste, sondern in eine andere Richtung. Und auch wenn Naruto dann später sehen würde, wie er auf die Autobahn Richtung Konoha fuhr, das war ihm egal. Hauptsache er hatte keine Nervensäge an der Backe. „Ich…“ Und wenn er lügen würde, hätte er ein schlechtes Gewissen. Er war zwar in vielerlei Hinsicht ein mieser Kerl, aber gelogen hatte er noch nie. „Bei mir bist du an der falschen Adresse“, seufzte Sasuke auf. „Ich nehm niemanden mit.“ „Warum denn nicht?“, fragte Naruto bedrückt. „Ich hab doch gesehen, dass du aus dem schwarzen Peugeot ausgestiegen bist. Das Nummernsschild… du kommst aus Konoha.“ „Das habe ich auch nicht bestritten“, sagte Sasuke und trank mit einem Mal den letzten Schluck Kaffee aus, der ekelhaft auf seiner Zunge schmeckte. Er verzog kurz das Gesicht und meinte dann zu Naruto gewandt: „Ich nehm nur keine Fremden mit.“ „Ich bin ein ganz Lieber, ehrlich!“, versuchte der Junge zu versichern. Und als Sasuke von seinem Platz aufstand, sprang Naruto ebenfalls auf die Beine. Mit einer Hand langte er nach seiner Reisetasche, mit der Anderen versuchte er nach Sasuke’s Handgelenk zu greifen, doch der 20-Jährige war fluchs mit seiner Tasse an die Theke verschwunden. Er legte mehr als ausreichend Geld aus seiner Hosentasche der Kellnerin vor die Nase, die sein Geschirr annahm und verließ dann schnellen Schrittes das Restaurant. Er musste bloß in seinen Peugeot steigen und schnell wegfahren, den Jungen hier einfach vergessen und zurücklassen. Es gab schließlich andere und vor allem freundlichere Menschen, die ihn mitnehmen würden. Mit einer Handbewegung zückte er seine Autoschlüssel und betätigte den Knopf. Die Türen seines Wagens öffneten sich und er legte bereits eine Hand an die Klinke der Fahrerseite, als er für einen Moment inne hielt. Sein schlechtes Gewissen wurde wach gerufen und rüttelte ordentlich an ihm, doch er versuchte es zu unterdrücken. Versuchte sich einzureden für andere Menschen nicht geeignet zu sein. Doch es gab Schlimmere als Sasuke. Was wenn der Junge später an ein Arschloch geriet, das ihm an die Wäsche wollte? Mit einem Seufzen schüttelte Sasuke den Kopf. Er malte sich seine Welt schwärzer als sie eigentlich sein sollte und steigerte sich in solche Situationen einfach zu sehr rein. Der Junge würde schon irgendwie nach Konoha kommen, nur nicht eben auf dem Beifahrersitz von Sasuke’s schwarzem Peugeot. Der 20-Jährige öffnete die Wagentür, doch bevor er einstieg, ließ er noch einmal seinen Blick zur Raststätte schweifen. Da stand Naruto, die Reisetasche in seiner Hand, mit lang gezogenem und enttäuschtem Gesicht. Den Blick flehentlich zu Sasuke gerichtet. Er konnte sogar erkennen wie Naruto mit seinen Lippen das Worte ‚Bitte’ formte. Mit einem harten Seufzen wurde Sasuke schließlich überzeugt und er winkte Naruto halbherzig zu sich herüber. Schlagartig strahlte der Junge, hievte die Tasche über seine Schulter und rannte quer über den Parkplatz zu Sasuke hin, der unwissend darüber was ihn noch alles mit dieser Entscheidung erwarten wird, in seinen Wagen einstieg. Kapitel 2: Schlechte Nachrichten -------------------------------- War es ein Fehler gewesen den 18-Jährigen Naruto mitzuholen? Schon alleine die Tatsache, dass seine verschmutzte Reisetasche auf der Rückbank des absolut sauberen Peugeot lag, ging Sasuke gehörig gegen den Strich. Die Sonne schien durch die Fenster des Wagens hinein, indem alles edel und sauber aussah, das Autoradio war nur leise aufgedreht, sodass Sasuke das Lied, welches lief, überhören konnte. Nur eine Sache konnte er nicht überhören und dies war sein Beifahrer Naruto. Wenn er gewusst hätte, was für ein Plappermaul der 18-Jährige war, hätte er ihn niemals mitgeholt. Vermutlich… Und dabei sprach er über so belanglose Dinge, er hatte zu jedem Lied, das im Radio lief irgendeine Geschichte zu erzählen, ließ sich über die Stimme des Radiosprechers aus oder kommentierte vorbeifahrende Autos. Sasuke spürte, dass sein linkes Augenlider gefährlich zuckte, während seine Hände sich um das warme Lenkrad krallten. Da er die Anwesenheit eines anderen Menschen nicht gewohnt war, konnte er Naruto’s Geplapper nicht einfach ignorieren und war mehr oder weniger gezwungen zuzuhören. Auch die Tatsache, dass er sich mehr als sonst auf die Straße konzentrierte brachte da nicht viel. „Sag mal, wo warsten du eigentlich?“, wechselte Naruto nun das Thema und blickte Sasuke mit seinen azurblauen Augen neugierig an. Sie hatten diesen kindlichen Glanz, den der Uchiha schon lange verloren hatte. Doch dieser Junge war anders, so anders als Sasuke. Er hatte sich nicht seine Kindheit nehmen lassen. Das Gefühl hatte der 20-Jährige zumindest. „Ich habe jemanden besucht“, antwortete Sasuke und hatte damit sogar halbwegs die Wahrheit gesagt. „Wen denn?“, hakte der Blonde nach. „Meine Familie“, sagte der Fahrer knurrend. Anhand seines Gesichtsausdruckes und seiner Tonlage konnte man erkennen, wie genervt er war, doch das hielt Naruto nicht auf. Ihm schien dies absolut egal zu sein. „Warum bisten du so weit weggezogen?“, fragte der Jüngere, sein Blick verweilte immer noch auf dem makellosen Gesicht des Uchiha, dessen Hände sich nun weiter um das Lenkrad verkrampften. Für einen Moment kehrte Stille zwischen den Beiden an, dann meinte Sasuke mit einem Seufzen: „Hör mal, ich habe dich nicht mitgeholt, damit du mir hier die Ohren voll laberst. Also sei bitte während der Fahrt einfach leise oder ich setze dich bei der nächsten Raststätte wieder ab, dann kannst du selbst schauen, wie du weiter kommst!“ Sasuke warf seinem Beifahrer einen kurzen Blick zu und erkannte ein breites Grinsen auf dem schmalen Gesicht. War es dem Kerl denn völlig egal wie Sasuke mit ihm umging? Die klare Abfuhr schien für Naruto belanglos zu sein. Er verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und warf diesen dann in den Nacken. Die beiden jungen Männer schauten fast gleichzeitig wieder auf die Straße und Naruto stellte leise fest: „Dann hast du wohl ein Problem mit deiner Familie, ha?“ Diese Behauptung schlichtweg ignorierend starrte Sasuke auf die Straße. Vielleicht schaffte er es den Jungen einfach zu überhören. Genug wirre Gedanken mit denen er sich auseinander setzen konnte, hatte er schließlich. „Du solltest froh sein eine Familie zu haben“, meinte Naruto und ein verbittertes Lächeln schlich sich auf Sasuke’s Lippen. Wie sehr er diese verdammte Aussage hasste. Es gab Menschen auf diesem Planeten, die sich wünschten gar keine Familie zu haben, weil es ihnen dann besser gehen würde. Und Sasuke war solch ein Mensch. Eine andere Familie oder gar keine Familie und seine Kindheit wäre um einiges glücklicher gewesen. „Ich habe meine Eltern verloren, als ich noch sehr jung war“, erzählte Naruto frei heraus, was Sasuke kurz stutzen ließ. Der Junge war ziemlich offen und nun verstand er auch, warum er gesagt hatte, dass Sasuke sich glücklich schätzen sollte. Wenn man nie eine Familie gehabt hatte, dachte man vermutlich nicht daran, dass es auch schlimme Elternteile gab. Etwas wie Neugierde bahnte sich in Sasuke an mehr über Naruto zu erfahren. Zu erfahren, wann genau seine Eltern gestorben waren und, was danach mit ihm passiert war, doch das ging zu weit. So etwas konnte er nicht fragen, außerdem müsste er dann der Fairness wegen auch etwas von sich erzählen. Also schwieg Sasuke einfach, sprach nicht mal sein Beileid aus oder ähnliches. Er presste einfach nur die Lippen aufeinander und konzentrierte sich auf das Fahren. Für mehrere Minuten schwiegen sich die Beiden nur an, doch dann durchbrach Naruto erneut die Stille und fragte in neutralem Tonfall: „Als was arbeitest du eigentlich, dass du dir es leisten kannst so weit wegzuziehen?“ Ein genervtes Seufzen entfuhr Sasuke. Hatte der Kerl etwa schon wieder vergessen, welche Drohung er ausgesprochen hatte? Er meinte das ernst. Er würde Naruto rücksichtslos auf der nächsten Raststätte aussetzen. Vermutlich… „Ich arbeite gar nicht“, antwortete Sasuke murrend. „Ich studiere.“ „Und wo bekommst du dein Geld her?“, fragte Naruto verwirrt nach. Der Dunkelhaarige spürte den Blick der azurblauen Augen auf sich liegen und er wusste in ihnen würde dieser kindliche, neugierige Glanz schimmern, wenn er ihn anschauen würde. „Ich habe ein paar Nebenjobs, außerdem wohne ich in einem Studentenwohnheim“, erklärte Sasuke, den Blick weiterhin auf die Straße gerichtet. „Dann hast du bestimmt viele Freunde!“, stellte der Jüngere fest. Die Lippen zusammenpressend erwiderte Sasuke darauf nichts, er stimmte auch nicht zu, er blickte bloß weiterhin stur aus dem Fenster hinaus. Es kribbelte ihm auf der Zunge zu sagen, dass er keine Freunde hatte, weil er einfach zu stur war, weil er einfach keinen Nerv hatte und es nicht gewohnt war mit anderen Menschen umzugehen, doch er beließ es bei einem Schweigen. Das würde nur weitere Fragen aufwerfen und er hatte keine Lust diese zu beantworten. „Warst du schon mal auf dem Jahrmarkt in Kumo gewesen?“, brabbelte Naruto auch schon die nächste Frage hervor. Wie konnte man nur so viel reden? Und wie konnte man nur so eiskalt eine ernst gemeinte Drohung ignorieren? Oder zumindest… halbwegs ernst gemeinte…? „Nein, war ich nicht“, antwortete Sasuke nun mit den Zähnen knirschend. Er war sich fast zu hundert Prozent sicher, dass man ihm anmerkte, dass er absolut genervt war und keine Lust darauf hatte zuzuhören oder reden zu müssen, doch Naruto schien dies entweder nicht zu interessieren oder aber er bemerkte es wirklich nicht. „Ich auch nicht“, murmelte der Blonde und klang dabei ein wenig traurig. „Ich würde da gerne mal hingehen, der soll unglaublich toll sein. Ich bin noch nie mit einem Riesenrad gefahren… du?“ Wie auf Kommando, als hätte Naruto einen Schalter umgelegt, wurde in Sasuke eine längst verdrängte Erinnerung wach gerufen. Fast wäre ihm ein Schmunzeln über die Lippen gezuckt als er an damals dachte, als die Welt noch heil und unbeschwert war. Es war in einem warmen Sommer gewesen und er war gerade mal sechs Jahre alt, als er zusammen mit seiner Mutter mit einem Riesenrad gefahren war. Dieses war zwar nicht annähernd so groß, wie das auf dem Jahrmarkt in Kumo, doch es hatte gereicht um die Augen eines Sechsjährigen zum Leuchten zu bringen. Für diesen einen Moment entspannten sich Sasuke’s Finger um das Lenkrad und eine angenehme Wärme durchfuhr ihn. An all die schönen Tage seiner Vergangenheit dachte er meistens nicht, sie waren nicht so präsent, sie waren so leicht zu vergessen… Und auch diesmal entschwand diese Erinnerung aus seinen Gedanken und ihm wurde wieder bewusst wie dieser schöne Tag geendet hatte: Im Streit. Wie immer. Die Hände wieder verkrampft um das Lenkrad legend, schüttelte Sasuke bloß den Kopf. Er mochte es zwar nicht zu lügen, aber wenn es um ihn selbst ging, machte er dies öfters. Es war ja auch nur eine kleine Lüge. Er sagte gelegentlich, dass er noch nie mit einem Riesenrad gefahren war. Kein großes Ding… unwichtig… „Würdest du das nicht gerne mal machen? Ich würde das sau gerne mal machen!“ Aus dem Augenwinkel her, erkannte der Dunkelhaarige das Naruto über beide Gesichtshälften am Grinsen war. „Und danach will ich Zuckerwatte essen, ich habe noch nie in meinem Leben einen kandierten Apfel gegessen, und in einer Geisterbahn war ich ebenfalls noch nie, auf so einem Jahrmarkt kann man sich bestimmt ordentlich durchfuttern und die ganzen Attraktionen!“ Mit einem Mal begann Naruto über Jahrmärkte zu schwärmen, obwohl er noch nie auf einem gewesen war. Und mit jedem Wort wurde es für Sasuke belangloser, dass er zugeschwafelt wurde, mit jedem Wort schien es ihn sogar zu erfreuen, dass er nicht alleine war. Ein stummes Schmunzeln bildete sich auf den wohl geformten Lippen, während er den vielen Worten von Naruto lauschte, die viel zu schnell seinem Mund entfleuchten. *~* Mit einem Rauschen ging der Motor aus und ehe sich Sasuke versah, war die Tür auf der Beifahrerseite aufgesprungen und Naruto sprang übertrieben albern aus dem Auto heraus. Von einem Bein auf das andere hüpfend, wuselte er über den großen Parkplatz und zum Gebäude hin, welches die Toiletten beherbergte. Kopfschüttelnd jedoch mit einem Schmunzeln auf den Lippen blickte ihm Sasuke hinterher, bis der Junge schließlich im Gebäude verschwunden war. „Usuratonkachi“, überkam es dem Älteren. Dieses Wort hieß so viel wie Idiot und passte perfekt auf Naruto. Es war nicht böse gemeint, sondern entsprach bloß der Wahrheit. Mit einem Seufzen, mit dem das Schmunzeln verstarb, zog Sasuke den Autoschlüssel ab und stieg ebenfalls aus dem Wagen aus. Mit einem Knopfdruck schloss er ihn ab und ging denselben Weg den Naruto zuvor albern entlang gehüpft war. Eigentlich hatte Sasuke vorgehabt mindestens vier Stunden durchzufahren, ehe er wieder eine Rast machen würde, doch Naruto hatte bereits nach zwei Stunden auf Toilette gemusst. Irgendwie hatte es der Uchiha im Gefühl, dass er mit dem Blonden im Gepäck viel länger brauchen würde, bis er endlich wieder in Konoha ankam. Grummelnd drückte er die Glastür zur Raststätte auf. Wie er es bereits gewohnt war, wurden ihm viele Blicke von Frauen unterschiedlichen Alters geschenkt, und wie immer ignorierte er diese. Instinktiv ging Sasuke an die Kasse, die in der Raststätte angebracht war. Die etwas ältere Frau, die dahinter stand, kaute träge auf einem Kaugummi herum und das ziemlich offenherzig, sodass Sasuke das Gummi zwischen ihren Zähnen erkennen konnte. Wie es zusammengepresst wurde, mit Speichel voll lief und schließlich verformt auf die andere Seite gewürfelt wurde. Angewidert senkte der Uchiha den Blick, nur um festzustellen, dass er einen Ausschnitt präsentiert bekam in den niemand freiwillig schauen wollte. Auch wenn diese Frau viel zu alt für ihn war, versuchte sie ihn mit ihren weiblichen Reizen zu verführen. So etwas widerte ihn an. Es widerte ihm im allgemeinen an, wenn irgendwelche Frauen um seine Gunst warben. Da konnten sie noch so gut aussehen. „Ich hätte gerne eine Flasche Sprite und eine Cola“, bestellte Sasuke murmelnd. „Kommt sofort, Schätzchen“, kam es von der Frau und mit klackernden Schuhen entfernte sie sich von der Kasse. Während sie die Getränke aus den Kühlschränken holte, griff der Schwarzhaarige in seine hintere Hosentasche und zog sein dünnes Portemonnaie heraus. Er legte das zu bezahlende Geld auf den Tresen und keine zwei Sekunden später kam die Frau zurückgetrottet. Die beiden Flaschen stellte sie auf dem Holz ab und bevor sie noch irgendetwas sagen konnte, griff Sasuke danach und drehte sich auf dem Absatz um. Er wollte bloß schnell wieder zurück ins Auto. „Oh nein, das ist ja furchtbar.“ Mit einem Mal blieb Sasuke stehen und drehte sich nach der Stimme um. Diese Tonlage hatte ihn neugierig gemacht. Er brauchte nur wenige Sekunde, um zu verstehen, dass ein paar Leute auf den kleinen Fernseher starrten, der hier in der Raststätte angebracht war. Gerade liefen Nachrichten und diese ließen Sasuke vor Schock erstarren. Sein Herz sackte ihm bis auf den Boden als er auf dem Bildschirm ein Bild von Naruto erkannte. Von dem Naruto, der mit ihm nach Konoha fahren wollte. „Der junge Naruto Uzumaki wird seit einigen Tagen als vermisst gemeldet. Mittlerweile ist klar, dass er aus dem Taki – Krankenhaus entlaufen ist. Sein gesundheitlicher Zustand ist kritisch, darum möchten wir alle darauf hinweisen das Taki – Krankenhaus zu informieren, wenn sie den 18-Jährigen gesehen haben. Kommen wir zu einer nicht minder schockierenden Nachricht. In-“ Sasuke hörte gar nicht mehr zu. Sein Blick war entgeistert auf den Fernseher gerichtet. Erst nach ein paar Sekunden regte er sich wieder und alles was er tat war den Kopf zu schütteln. Auf wen hatte er sich da bitte eingelassen? Und was zur Hölle hatte Naruto, dass er in einem kritischen Zustand war, was seine Gesundheit anbelangte? Ein Schwall an Gedanken wurde in Sasuke frei gesetzt und bereitete ihm Kopfschmerzen. Sein erster Einfall war, das Krankenhaus anzurufen und Naruto zurückzubringen, sein zweiter Gedanke war jedoch, dass Naruto mit Sicherheit nicht grundlos abgehauen war. Das Gebäude verlassend und über den Parkplatz schreitend warf Sasuke seine Gedankengänge hin und her bis er schließlich einen Entschluss fasste, den er gnadenlos durchziehen würde… ______ Nächstes Kapitel kommt am 27.05. Kapitel 3: Aufklärung der Krankheit ----------------------------------- Das neue Kapitel ist etwas kürzer geraten, als die vorherigen. Auch das nächste Kapitel wird etwas kürzer sein. Die beiden sind sozusagen Vorbereitungskapitel auf die eigentliche Haupthandlung. Ich hoffe das stört euch nicht zu sehr. :o ___ Sasuke verspürte Nervosität als Naruto mit einem breiten Grinsen und einem Stoffpüppchen auf der Beifahrerseite einstieg. Die Augenbrauen zusammengezogen beobachtete der Uchiha den Jungen, wie er das Püppchen, welchen einen metallischen Haken hatte, an den Autospiegel in der Mitte klemmte. Als es fest gesteckt war und munter vor sich hin baumelte, nahm Naruto seine Hände zurück und blickte Sasuke breit grinsend an. Für einen Moment lag der Blick des Dunkelhaarigen noch auf der kleinen Puppe mit ihren blonden Zöpfen und dem pinken Kleidchen, dann schaute er Naruto mit hochgezogener Augenbraue an. „Ist das dein Ernst?“, fragte er kühl. „Ich finde es passt hier rein“, lachte Naruto, „dafür habe ich gerade mein letztes Geld ausgegeben!“ „Für so einen Scheiß…“, murmelte Sasuke. Schnell riss er das Püppchen vom Spiegel herunter und beförderte es mit einem Handschlenker auf die Rückbank. Daraufhin verzog Naruto ein wenig beleidigt sein Gesicht und das Lächeln verblasste von diesem. Kommentarlos startete Sasuke den Motor. Vorerst würde er den Jungen nicht auf die Sache mit dem Krankenhaus und den Nachrichten ansprechen, er würde einfach so tun, als hätte er nichts gehört oder gesehen. Schließlich war Naruto auf eigene Verantwortung abgehauen und wusste was er tat. Hoffte Sasuke zumindest… Die Fahrt verlief erst ruhig bis Naruto schließlich den Knopf fand mit dem man das Radio anschalten konnte und der neuste Hit irgendeiner Popdiva im Auto ertönte. Mit zunehmend schlechterer Laune blickte Sasuke auf die Straße, die Finger fest um das Lenkrad gekrallt. In ihm kam mehr und mehr die Lust auf, den Jungen zurück ins Krankenhaus zu fahren. Zum einen, weil Sasuke ziemlich genervt von ihm war und zum anderen, weil er nicht wusste, ob es richtig war ihn mit zu nehmen oder, ob er die falsche Entscheidung getroffen hatte. Vielleicht wäre es besser unauffällig herauszufinden aus welchem Grund Naruto im Krankenhaus liegen sollte. „Also…“ Sasuke räusperte sich. Würde er es bereuen jetzt wieder ein Gespräch aufzunehmen? Vermutlich. Eigentlich wollte er Naruto nicht das Gefühl geben, dass man sich mit ihm unterhalten konnte, aber die Neugierde und das Misstrauen, ob er das Richtige tat, waren einfach zu groß. „Was willst du eigentlich in Konoha?“ Überraschenderweise antwortete Naruto nicht sofort mit einem Schwall von Wörtern und seiner kindlichen Begeisterung - Im Gegenteil. Den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt, huschten seine Pupillen schnell über die Autobahn, bis er seiner Lider schließlich kurz schloss und dann auf seine Hände schaute, die bewegungslos in seinem Schoß lagen. „Jemanden besuchen“, murmelte er als Antwort bloß. Man brauchte kein Experte zu sein, um zu bemerken, dass Naruto nicht aus angenehmen Gründen nach Konoha wollte. Oder vielleicht auch musste. Sasuke spürte deutlich, dass die Laune des Jungen bei diesem Thema sank, darum beließ er seine Antwort unkommentiert und konzentrierte sich lieber auf das Fahren. Dabei fiel ihm ein, dass er auf der Rückreise eigentlich eine Übernachtung in einem Motel machen wollte. Das konnte er nun knicken, schließlich besaß Naruto kein Geld und Sasuke sah nicht ein einem Fremden irgendetwas zu bezahlen. Am Besten war, er würde sich einfach genug Energy Drinks und Kaffee besorgen, dann sollte er die Nacht schon durchfahren können. Wenn alles gut ging, waren sie dann gegen morgen Mittag in Konoha angekommen. Nach über einer Stunde des Schweigens und Fahrens auf der Autobahn, in der Naruto mit dem Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt, eingeschlafen war, kreisten Sasukes Gedanken nicht mehr um den Jungen und seine unbekannte Krankheit, sondern um die letzten Tage und die Beerdigung in seiner alten Heimatstadt. Es war für ihn immer noch erschreckend, wie egal ihm der Tod seines Vaters war und, wie egal es ihm gewesen war, seine Mutter vor sich so aufgelöst zu sehen. Die Blicke der anderen Familienmitglieder, wie sie ihn vorwurfsvoll und nahezu abwertend durchbohrt hatten. All das schien belanglos für Sasuke zu sein. Als würde es nichts bedeuten. Einerseits empfand Sasuke dies als Zeichen der Verarbeitung, andererseits war es aber auch ein Zeichen dafür, dass er emotional unterkühlt, beinahe tot war. Und dies bedrückte ihn und ließ ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. So in Gedanken versunken, bemerkte Sasuke erst nicht, dass Naruto hustend wieder aufgewacht war. Erst, als der Husten ein paar Sekunden anhielt, wurde der 20-Jährige zurück in die Realität gerissen und schaute kurz zur Seite, ehe er seine volle Konzentration der Fahrbahn widmete. „Geht‘s?“, fragte Sasuke angebunden. „Ja“, brachte Naruto keuchend hervor, als er sich ausgehustet hatte. „Ich habe öfters Husten. Das ist nicht ungewöhnlich.“ „Aha.“ Vielleicht war der Husten nicht ungewöhnlich, doch bei seinem kurzen Blick zur Seite, hatte Sasuke eindeutig erkannt, dass der 18-Jährige blass war und Schweißperlen über seine Stirn rannten. Naruto zog die Jacke vorne zu und verschränkte die Arme, als wäre ihm kalt. „Soll ich die Klimaanlage ausschalten?“, erkundigte sich Sasuke, auch wenn er es nicht annähernd als zu kalt empfand und er saß nur im T-Shirt am Steuer. „Nein, schon okay“, antwortete Naruto etwas kränklich und lehnte sich wieder an die Fensterscheibe. „Das geht scho-“ Der Junge unterbrach sich selbst mit einem erneuten Husten. Diesmal heftiger, dass er sich vorn über lehnen musste und eine Hand auf den Mund presste. Sichtlich in leichte Panik geraten, huschte Sasukes Blick von der Fahrbahn zu Naruto und wieder zurück. Immer wieder hin und her, unwissend was er tun sollte, da der Husten des Jungen immer stärker wurde, bis es sich anhörte als würde er keine Luft mehr bekommen. Gerade als Sasuke fragen wollte, was denn los sei, hustete Naruto ein letztes Mal kräftig und spuckte dabei Blut in seine Handfläche. „Okay, das reicht.“ Mit den Worten schaltete Sasuke den rechten Blinker an und fuhr auf den Seitenstreifen, wo er schnell anhielt, sich abschnallte und aus dem Auto sprang, um einmal drum herum zu laufen und die Beifahrertür aufzureißen. „Komm raus, du brauchst frische Luft und wir müssen reden“, sagte Sasuke bestimmend und mit ernster Miene, gleichzeitig wirkte er sogar ein wenig wütend. Etwas unbeholfen öffnete Naruto mit der freien Hand den Gürtel und ging vorsichtig auf die Straße heraus, die blutverschmierte Hand vor seiner Brust gehalten und mit leicht geöffnetem Mund, aus dem noch ein wenig Blut tropfte. Die rote Flüssigkeit hatte sich an der Unterlippe gesammelt und ließ ihn noch blasser und magerer erscheinen, als er ohnehin schon war. Kaum da Naruto auf dem Seitenstreifen stand, ließ er sich zitternd auf dem Boden nieder. Sonnenstrahlen bahnten sich nur schwerfällig ihren Weg durch die mittlerweile dichte Wolkendecke, während Sasuke ein paar Taschentücher aus seinem Gepäck im Kofferraum holte und diese dem 18-Jährigen in die Hand drückte. Für einige Minuten ließ Sasuke ihn in Ruhe seine Hand und Mund säubern, das Husten hatte nun vollends aufgehört und auch die Schweißperlen auf seiner Stirn trockneten auf der Haut. Dies beruhigte den 20-Jährigen vorerst, doch trotzdem stimmte es ihn in seiner Entscheidung nicht mehr um. In seiner Entscheidung den Jungen nicht nach Konoha zu fahren. „Okay. Ich dachte du wüsstest, was du tust, aber anscheinend hast du keine Ahnung“, begann Sasuke zu sprechen, als Naruto sich wieder beruhigt hatte und bloß am Auto gelehnt auf dem Boden saß. Nun blickte er etwas verwirrt wie auch schuldig zu Sasuke hoch. „Ich habe in den Nachrichten ein Bild von dir gesehen und, dass du aus dem Taki - Krankenhaus geflohen bist“, erklärte Sasuke, woraufhin der Blonde betroffen den Blick senkte. „Ich war mir unsicher, was ich tun sollte, doch ich dachte, du wärst alt genug um das selbst zu entscheiden. Naja, wie schon gesagt, habe ich mich getäuscht. Du bist mir eine Erklärung schuldig und dann rufe ich den Krankenwagen.“ „Nein, tu das nicht!“, rief Naruto nun beinahe panisch aus und blickte Sasuke flehentlich an. „Bitte, mach das nicht. Ich will nicht zurück ins Krankenhaus, die stecken mich da einfach nur ins Hospiz.“ Diese Worte trafen Sasuke wie ein Schlag gegen den Kopf und er blickte den 18-Jährigen für einige Sekunden wie erstarrt an. Es war schwer für ihn die Bedeutung dieses Satzes zu realisieren und er hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen, doch kam kein Wort über seine leicht geöffnetem Lippen. Alles, was er machte, war in die flehenden, azurblauen Augen zu schauen, die nun so voller Schmerz zu sein schienen, dass es ihn beinahe quälte Naruto anschauen zu müssen. „Was?“, fragte Sasuke schließlich wie heiser nach, obwohl er doch jedes einzelne Wort verstanden hatte. „Die stecken mich ins Hospiz“, wiederholte Naruto und fügte mit gedrückter, kaum vernehmbarer Stimme hinzu: „Zum Sterben.“ Das darauf folgende Schweigen zwischen den beiden war so erdrückend, dass Sasuke kaum Luft holen konnte. Nur das laute Rauschen der Autos, die an ihnen in Hochgeschwindigkeit vorbei fuhren, störte die unangenehme Stille. Für einige Sekunden herrschte in Sasukes Kopf das totale Chaos, während Naruto verletzt zu Boden starrte. Als der Ältere nach einiger Zeit immer noch keine Worte fand, meinte der Junge schließlich: „Ich kann dir das alles erklären, aber besser woanders. Hier ist es so laut.“ Sasuke nickte als Antwort bloß. Schweigend stieg er auf der Fahrerseite wieder ins Auto ein, während sich Naruto auf der anderen Seite zurück auf seinen Sitz schleppte. Sie fuhren bis zu einem Rastplatz, bei dem sich ebenfalls ein kleines Motel befand. Es dauerte einige Minuten, in denen Sasuke seine Gedanken wieder sammeln konnte und sich die Worte von Naruto in seinem Kopf immer wieder wiederholten. Die stecken mich ins Hospiz… zum Sterben. Kapitel 4: Narutos Wunschliste ------------------------------ Schweigend saßen sich Sasuke und Naruto auf dem Rastplatz gegenüber. Sie hatten sich an einen der hölzernen Tische gesetzt, die draußen auf der Wiese in der warmen Sonne standen. Naruto fuhr mir seinen Fingern nervös die Maserungen im Holz entlang, während Sasuke nicht so recht wusste, ob er nun etwas sagen oder lieber warten sollte, bis der Junge den Mund aufmachte. Schließlich war es tatsächlich Naruto, der das Gespräch eröffnete. „Erst mal tut es mir Leid, dass ich es dir verschwiegen habe“, sagte er mit rauer Stimme. „Ich dachte, ich würde ohne Probleme bis nach Konoha kommen und du müsstest nichts davon erfahren.“ „Dachtest du“, murmelte Sasuke. Mittlerweile war er sogar ein klein wenig sauer auf Naruto, dass er ihm indirekt diese Verantwortung gegeben hatte. Was, wenn Naruto in einen lebensbedrohlichen Zustand gekommen wäre und ins Krankenhaus gemusst hätte? Sasuke hätte sicherlich Ärger bekommen, dass er den Jungen mitnehmen wollte, obwohl es doch ausdrücklich hieß, dass er zurück ins Krankenhaus müsste. Im Grunde beging Sasuke gerade eine Straftat. „Es ist so… ich will nach Konoha, weil ich die Gräber meiner Eltern besuchen möchte“, erklärte Naruto schwerfällig. „Ich bin da seit Jahren nicht mehr gewesen, seit ich in diese Pflegefamilie in Taki gekommen bin. Vor einigen Wochen wurde bei mir eine seltene Krebsart diagnostiziert, die bereits so fortgeschritten ist, dass Chemotherapien oder ähnliches nicht angesetzt hätten. Darum bin ich bloß in diesem Krankenhaus vor mich hinvegetiert. Vor ein paar Tagen bin ich dann abgehauen, weil ich vor meinem Tod wenigstens noch mal meine Eltern sehen möchte. Es gibt noch andere Dinge, die ich gerne tun möchte, aber das wird niemals passieren.“ „Was ist mit deinen Pflegeeltern?“, rutschte es Sasuke heraus, ehe er Narutos Worte wirklich realisieren konnte. „Die scheren sich einen Dreck um mich“, antwortete Naruto frei raus. „Ich will einfach nur zu den Personen, die mich als einzige je in meinem Leben geliebt haben. Zu meinen Eltern.“ Wieder wurden sie in ein erdrückendes Schweigen gehüllt und Sasuke kam sich beinahe schon schlecht vor. Beschwerte er sich über sein Leben und dann lief ihm ein 18-Jähriger über den Weg, der unheilbar Krebs hatte, dessen Eltern verstorben waren und, der von Menschen umgeben war, die ihn nicht leiden konnten. Sasuke konnte es kaum glauben. Ihm war Naruto so unbeschwert und glücklich rüber gekommen oder war das nur eine Fassade? Nein, das konnte nicht sein. Vielleicht war nur froh endlich aus dem Krankenhaus entkommen zu sein und wieder etwas vom Leben mitzubekommen, auch wenn sein Leben nicht wirklich lebenswert war. Das alles verwirrte Sasuke einfach nur! „Ich kann‘s kaum glauben“, nuschelte er, ohne es aufhalten zu können. „Du hast so glücklich gewirkt…“ „Ich bin nur einfach nicht gerne traurig“, meinte Naruto leise. „Wirst du jetzt das Taki - Krankenhaus anrufen?“ Für einige Sekunden versank Sasuke in seinen chaotischen Gedanken, um diese zu ordnen. Er dachte ernsthaft über diese Frage nach, bis er schließlich zu dem Entschluss kam, dass er noch keine Entscheidung treffen konnte. „Ich entscheide das morgen“, antwortete er also und warf dabei einen Blick in den Himmel, zu der bereits untergehenden Sonne. „Ich denke, es würde dir gut tun mal ne Nacht in einem Motel zu schlafen und ich überleg mir bis morgen, was ich tun werde.“ „Ich hab kein Geld“, sagte Naruto gedrückt. „Ich bezahl dir dein Zimmer“, meinte Sasuke, woraufhin er einen verwunderten Blick zugeworfen bekam. „Warum?“ „Jetzt frag doch nicht so blöd, nimm mein Angebot einfach an!“, zischte Sasuke ein wenig genervt, weshalb Naruto seltsamerweise lachen musste. „Du bist so verkrampft, dass es schon lustig ist“, kicherte er, was Sasuke definitiv nicht witzig fand. Er blickte den Jungen säuerlich an, stand dabei von seinem Platz auf und ging zurück zum Auto, um seine Brieftasche und sein Gepäck zu holen. Der 18-Jährige folgte seinem Beispiel und zusammen checkten sie im kleinen Motel ein, wobei sie ein Zimmer zu Zweit nehmen mussten, da die Inhaber nicht viele Räume zur Verfügung hatten und es so billiger war. Einerseits war es Sasuke recht, dass er mit Naruto in einem Zimmer war, so konnte er die ganze Nacht nach ihm schauen, falls er Atemprobleme oder Sonstiges durch seine Krankheit bekam. Andererseits mochte er sich nicht vorstellen, wie sehr er von dem Blonden und seinem Gelaber genervt sein wird. Tatsächlich dauerte es keine zwanzig Minuten und Sasuke wäre am liebsten geflüchtet. Er bekam von Naruto allerlei Dinge erzählt, da er zu jedem Gegenstand in dem kleinen Zimmer mit den zwei Einzelbetten eine Geschichte wusste. Meistens welche, die er irgendwo mal im Fernsehen gesehen hatte. So verbrachte er zehn Minuten damit ihm die gesamte Storyline von ‚Forrest Gump‘ zu erzählen, nur weil ihn die Seife im Badezimmer an die Pralinenschachtel aus dem Film erinnert hatte. Gestresst lag Sasuke die Arme ausgebreitet auf seinem Bett und blickte an die Decke. Mittlerweile hatte er den Jungen, der auf dem anderen Bett saß und ungehalten redete, ausgeblendet und war ganz mit seinen Gedanken beschäftigt. Tatsächlich konnte er sich nicht erinnern, dass er jemals eine so schwierige Entscheidung hatte treffen müssen. Wenn er so zurückdachte, waren ihm in seinem Leben alle Entscheidungen leicht gefallen, selbst solche, bei denen andere Menschen Schaden davon getragen hatten. Seelischen Schaden, versteht sich. Und überhaupt hatte er stets Entscheidungen zu seinem eigenen Nutzen getroffen. Nie hatten sie jemand anderem etwas gebracht. Eigentlich war Sasuke ein schrecklich egoistischer Mensch und genau dies, nervte ihn gerade ungemein. Vielleicht sollte er wenigstens einmal in seinem Leben etwas richtig machen. Nein, nicht nur vielleicht, er sollte auf jeden Fall endlich mal etwas richtig machen! Doch da kam das nächste Problem: Einen Kranken mit nach Konoha zu holen, bedeutete viel Verantwortung tragen zu müssen. War er für diese Art von Verantwortung überhaupt bereit? „Naja, ich geh dann mal duschen!“, sagte Naruto deutlich lauter als zuvor, weshalb Sasuke aus seinen Gedanken aufschreckte und ihn etwas verstört anschaute. „Ich weiß, dass du mir nicht zugehört hast“, grinste der Blonde. „Das tut nie jemand, aber ich rede trotzdem!“ Und mit den Worten entschwand er ins Badezimmer und schloss die Tür von innen ab. Für einen kurzen Moment wollte Sasuke rufen, dass er die Tür wieder aufschließen sollte, falls ihm etwas passierte, doch dann wurde ihm bewusst, dass Naruto davon sicher genervt sein würde. Im Krankenhaus waren ihm vermutlich alle hinterher gelaufen, hatten ihn behandelt wie ein kleines Kind und ihm stets klar gemacht, wie krank er doch war. Sollte Naruto etwas passieren, würde Sasuke einfach die Tür eintreten. Das würde er schon schaffen… Das hatte er schon einmal geschafft. Seufzend setzte sich Sasuke auf. Sein Blick fiel auf Narutos Bett und sofort verzog er augenrollend den Mund. Naruto hatte wohl sein gesamtes Gepäck auf dem Bett verteilt, überall lagen Hefte, Papiere und Klamotten herum, selbst auf dem Boden. Wie lange waren sie hier? Vierzig Minuten? Und er hatte bereits Chaos angerichtet, als wenn sie hier seit einer Woche Urlaub machen würden. Sasuke schüttelte bloß den Kopf, als sein Blick auf ein weißes Blatt Papier fiel, das bereits stark mitgenommen aussah. Wie automatisch las er die, mit Edding darauf geschriebenen, Worte: „Meine Wunschliste!“ Nun war Sasuke neugierig. Er blickte kurz zum Bad aus dem das laute Geräusch des Wassers erklang und die, nicht wirklich liebliche Stimme von Naruto, die irgendein Lied dahin trällerte. Es war falsch in den Sachen von irgendwem reinzuschauen, doch wenn Naruto das schon so offensichtlich präsentierte… Schnell griff Sasuke nach der Wunschliste, entfaltete das Blatt und überflog die dort niedergeschriebene Liste. Was ich noch machen will: Den Jahrmarkt in Kumo besuchen. Die schönste Person der Welt küssen. Einen guten Freund finden. Den Strand besuchen. Wenigstens einmal richtig feiern gehen. Im besten Ramen-Geschäft der Welt essen. Auf einem Berg den Sonnenuntergang anschauen. Das Grab meiner Eltern besuchen. Einen anderen Menschen glücklich machen. Mit jemandem tanzen. Einige Male las sich Sasuke die Liste durch, faltete sie dann schließlich wieder zusammen und legte sie zurück auf Narutos Bett. Darum hatte er also über den Jahrmarkt in Kumo gesprochen. Wenn Sasuke so nachdachte, könnte er Naruto einige der Wünsche erfüllen. Ein kurzer Abstecher auf den Jahrmarkt, in der Nähe von Konoha gab es einen Berg von welchem aus man wunderbar den Sonnenuntergang zuschauen konnte, das beste Ramen-Geschäft, das Sasuke kannte, gab es in Konoha, zum Grab wollte Naruto ohnehin… Er könnte ihm wenigstens ein paar seiner Wünsche erfüllen. Vielleicht würde sich dann auch Sasuke besser fühlen. Vielleicht würde er dann glauben zumindest ein paar seiner Fehlentscheidungen und schlechten Seiten irgendwie ausgleichen zu können. Indem er eine gute Tat vollbrachte und einem, im Sterben liegenden Jungen, ein paar seiner letzten Wünsche erfüllte. Ja. Das würde er Naruto gleich morgen sagen und dann würden sie erst einmal nach Kumo fahren. Sasuke war sich seiner Entscheidung sicher, er verspürte sogar eine geringe Lust darauf Naruto zu versuchen glücklich zu machen. Es war ein seltsames, ungewohntes Gefühl und Sasuke konnte sich selbst nicht erklären, warum er bei der Sache plötzlich so motiviert war. Den Rest des Abends war er gedankenverloren, Naruto laberte ihn zwar ungehalten zu, doch Sasuke nahm nicht mal die Hälfte von dem, was der Blonde sagte, auf. Schließlich schlief Naruto relativ früh ein - Er wurde mit der Zeit immer schwächer und seine Augenlider drohten noch während dem Reden zuzufallen. Und kurze Zeit darauf tat Sasuke es ihm gleich, auch wenn das Einschlafen lange dauerte, da sein Kopf immer noch ratterte und sich in seiner Gefühlswelt alles drehte. ___ Nächstes Kapitel: 6.06. Kapitel 5: Den Jahrmarkt in Kumo besuchen - Part 1 -------------------------------------------------- Am nächsten Tag erzählte Sasuke Naruto beim Frühstück im Restaurant seine Entscheidung und auch, dass er die Wunschliste verbotenerweise gelesen hatte. Zu erst hatte Sasuke die Befürchtung der Junge würde wütend auf ihn werden, doch das Gegenteil geschah. „Du machst es tatsächlich?“, strahlte der 18-Jährige über beide Wangen, seine azurblauen Augen leuchteten dabei wie tausend Sterne, was geradezu überwältigend ausschaute. „Du bist nicht sauer, weil ich die Wunschliste gelesen habe?“, murmelte Sasuke fragend. „Nein, natürlich nicht! Du hast sie gelesen und jetzt willst du mir ein paar der Wünsche erfüllen, das ist perfekt!“ Naruto konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Selten hatte Sasuke einen Menschen so glücklich gesehen und das auch noch in dieser schwierigen Lebenslage. Naruto war durch und durch ein interessanter und beeindruckender Mensch, auch wenn Sasuke das nicht gerne zugeben wollte. Dieses kindliche, das viele und schnelle Gelaber über Dinge, die niemanden interessierte und die an sich schrecklich nervige Art, verleiteten Sasuke dazu dem Jungen noch mit einer geringen Antisympathie gegenüber zu stehen. Trotzdem war er sich seiner Entscheidung immer noch sicher. Er tat dies ja nicht nur für den Jungen, sondern auch für sich selbst. Nach einem gesunden Frühstück, bei dem Naruto ordentlich zugeschlagen hatte, begaben sich die beiden wieder in den Peugeot und setzten ihre Reise fort. Nun nahm Sasuke einen anderen Kurs auf, damit sie noch heute Nachmittag in Kumo ankamen. Dies hieß vermutlich, dass sie die Nacht wieder in einem Motel verbringen mussten, was wiederum auf Sasukes Geld ging und ihn deswegen vorerst verstimmte. Die Fahrt über verbrachte Naruto mal wieder mit Reden, diesmal erzählte er davon, dass ihm seit dem Tod seiner Eltern noch nie jemand einen Gefallen getan hatte und im nächsten Moment ratterte er die Storyline aus Tropic Thunder herunter, als hätte diese Actionkomödie auch nur ansatzweise etwas mit Narutos Leben zu tun. „Schaust du viele Filme? Ich liebe Filme!“, wandte er sich schließlich an Sasuke, der grummelnd hinter dem Steuer saß. „Ach wirklich, darauf wäre ich im Leben nicht gekommen“, entgegnete er sarkastisch. „Und nein: Ich schaue nicht viele Filme. Dafür fehlt mir die Zeit.“ „Schade, dabei gibt es so viele gute Filme“, sagte Naruto begeistert, den sarkastischen Kommentar überhörend. „Der Beste ist mit Abstand Herr der Ringe, letztens habe ich Inception gesehen. Der Oberhammer! Aber Leonardo DiCaprio hat dafür wieder keinen Oscar bekommen! Der bekommt im allgemeinen nicht die Aufmerksamkeit, die ihm zusteht. Ich finde-“ Dies ging die gesamte Fahrt über so. Bei jedem Halt, in jeder Sekunde, selbst als Sasuke irgendwann aus Verzweiflung das Radio laut aufdrehte, war Naruto immer noch lauter. Einige Male spürte Sasuke die Versuchung den Jungen doch noch irgendwo abzusetzen, doch dann rief er sich wieder ins Gedächtnis, dass Naruto todkrank war und bisher kein besonders glückliches Leben hatte. Vielleicht würde sich Sasuke auch an das Gelaber gewöhnen - Hoffte er zumindest! Am frühen Abend kamen sie schließlich in Kumo an. Sasuke hatte gehofft früher da zu sein, doch durch einen kurzen Stau und eine Fehleinschätzung der Länge des Weges, hatte sich ihre Ankunftszeit um wenige Stunden herausgezögert. Nun parkte Sasuke bei einem Motel, wo sie eincheckten und ihre Sachen wieder in einem Zweierzimmer ablegten. „Ich ziehe mich um, bevor wir auf den Jahrmarkt gehen“, verkündete Sasuke, während er in seiner Tasche nach ein paar frischer Klamotten suchte. „Ja, sollte ich auch machen“, stimmte Naruto etwas unsicher zu. Auch er setzte sich an seine Tasche und kramte darin, doch dies tat er sehr unkoordiniert, als wenn er gar nicht wirklich suchen würde. Langsam blickte Sasuke auf, schaute dem Jungen einen Moment lang zu und murmelte dann: „Hast du überhaupt noch frische Sachen?“ „Ehm… nein“, antwortete Naruto bedrückt. „Ich meine, meine Pflegeeltern… die sind nicht so wirklich reich und ich habe viele Pflegegeschwister. Sieben Stück! Das ist alles etwas, wir können uns nicht wirklich für jeden immer Klamotten leisten. Die meisten sind von älteren Pflegekindern, die schon weggezogen sind. Also…“ Während Naruto dies erzählte, spürte Sasuke in sich etwas wie Mitleid. Nein, das war Mitleid. Und es war höchst ungewöhnlich für Sasuke Uchiha Mitleid zu verspüren. Wie schaffte es Naruto nur schon längst begrabene Emotionen in Sasuke wieder zu erwecken? Beinahe genervt seufzte der 20-Jährige auf, warf dabei für einige Sekunde den Kopf in den Nacken und schaute dann wieder zu Naruto, der ihn stutzig betrachtete. „Du machst mich fertig“, stellte Sasuke laut ausatmend fest. „Willst du Klamotten von mir haben?“ „Schwarze Emo-Klamotten?“, fragte Naruto mit einem Lachen. Sasuke erwiderte dies mit unverändertem Gesichtsausdruck. „Nein, war nur ein Scherz“, kicherte der 18-Jährige. „Das ist echt lieb von dir, ja ich will Klamotten von dir haben! Darf ich mir welche aussu-“ „Bleib, wo du bist!“, rief Sasuke aus, als Naruto schon aufstehen wollte. „Ich hol dir welche raus.“ Kurz kramte der Student in seiner Tasche. Er fand schnell, was er suchte und warf es Naruto auf die andere Zimmerseite vor die Füße: Eine helle, etwas engere Jeans und eine schwarze Kapuzenjacke. „Ich geh mich im Bad um ziehen.“ Mit den Worten stand Sasuke vom Boden auf und ging in den besagten Raum hinein, ohne ein ‚Danke‘ von Naruto abzuwarten, welches er noch hinterher gerufen bekam, als er die Badezimmertür bereits hinter sich schloss. Einige Minuten später war Sasuke fertig. Als er Naruto in seinen Klamotten erblickte, musste er sich tatsächlich ein breites Grinsen verkneifen. Die Jeans passte zwar, aber die Kapuzenjacke war ihm viel zu groß und ging ihm beinahe bis zu den Knien. An den Schultern rutschte sie fast herunter, sodass man sein weißes Shirt darunter erkennen konnte, und an den Ärmelöffnungen konnte man nur noch die Fingerspitzen des Jungen erkennen. „Bisschen klein, oder?“, fragte Naruto scherzeshalber mit einem Grinsen. „Aber ich mag‘s lieber, wenn die Klamotten größer sind, da sieht man nicht, wie dünn ich bin!“ Nun musste sich Sasuke kein Lächeln mehr verkneifen, dieses kurze positive Gefühl verstarb als Naruto seinen Satz zu Ende gesprochen hatte. Obgleich der Junge immer noch belustigt war, sich die Kapuze nun noch über die blonden Haare warf, verspürte Sasuke wieder einmal Mitleid mit ihm. Naruto war nicht nur dünn, er war abgemagert. Und dies lag mit einer hundert prozentigen Sicherheit an seinem Krebs. Es war für Sasuke ein Rätsel, wie der Junge darüber noch lachen konnte und alles auf die leichte Schulter nahm. Müsste er denn nicht am verzweifeln sein? „Gehen wir dann?“ Sasuke wandte sich zur Tür um, an der Naruto mittlerweile stand und ihn ungeduldig anblickte. Ein kurzes Nicken war die Antwort. Während der Blonde die Zimmertür aufriss und hinaus auf den Flur ging, packte Sasuke noch seine Brieftasche und sein Handy ein, und folgte ihm dann. Es war ein Fußweg von einer halben Stunde, den sie zurück legen mussten. Naruto lief die ganze Zeit um Sasuke herum, hopste aufgeregt hin und her und schwärmte ununterbrochen über den Jahrmarkt, obwohl sie noch nichts davon gesehen hatten. Bereits Minuten vor dem Jahrmarkt, konnten sie dessen Lichter in der jungen Nacht sehen und seine Geräusche durch die Straßen schallen hören. Schließlich gingen sie ein letztes Mal um eine Häuserecke und ihnen wurde ein selten schöner Anblick geboten: Sie blickten direkt in eine breite Straße hinein, auf der sich viele Menschen bewegten, mit Luftballons und Zuckerwatte, besonders viele Kinder waren unterwegs, an jedem Stand und jeder Attraktion leuchteten bunte Lichter, als Clowns verkleidete Männer verteilten Süßigkeiten oder ließen mit sich Fotos machen, an jeder Ecke waren die Menschen am lachen und schienen einfach nur glücklich zu sein. Für einen Moment verharrte Sasuke bei diesem Anblick, dann schaute er zur Seite und konnte die vor Begeisterung leuchtenden Augen von Naruto erkennen, in denen sich die bunten Lichter widerspiegelten. Aus dem Grinsen kam der Junge gar nicht heraus und ehe er es sich versah, breitete sich ebenfalls auf Sasukes Lippen ein Lächeln aus. „Na, komm schon“, sagte er, fasste Naruto dabei vorsichtig am Handgelenk und zog ihn in die Straße hinein. „Ich kauf dir jetzt erst mal eine Zuckerwatte.“ Einige Minuten später trug Naruto eine rosa, flauschige Zuckerwatte mit sich herum, die so groß war wie sein Kopf. Überglücklich mampfte der Junge das klebrige Zeug, während Sasuke ihm nur leicht kopfschüttelnd zuschaute. Er konnte solch süßem Kram gar nichts abgewinnen. Zusammen schritten gemütlich sie über das Gelände, beobachteten dabei andere Menschen, Attraktion und vor allem die vielen glücklichen Kinder, die hier herum liefen. Sasuke konnte kaum seinen Blick von ihnen abwenden. Immer sagte er, dass er Menschen insbesondere Kinder hassen würde, doch bereitete ihm nichts ein wohligeres Gefühl als ein glückliches Kind zu sehen. Es erinnerte ihn an seine Kindheit, die bis zu einem bestimmten Punkt größtenteils wundervoll gewesen war. Nach einiger Zeit kamen die beiden schließlich am Riesenrad an, welches Naruto mit großen Augen betrachtete, dann blickte er beinahe bettelnd Sasuke an, der sich ein sanftes Lächeln nicht verkneifen konnte. „Sasuke, ich hab kein Geld“, klagte Naruto. „Aber ich will dir auch nicht auf der Tasche liegen, ich könnte versuchen es zurück zu zahlen, ich ruf meine Pflegeeltern an und sage ihnen sie sollen mir was auf mein Konto überweisen-“ „Nein, vergiss es“, winkte Sasuke ab. „Ich bezahl dir die Fahrt.“ „Aber nur, wenn du mit kommst! Du warst doch auch noch nie auf einem Riesenrad gewesen, hast du gesagt“, sagte Naruto mit einem Grinsen. Für einen Moment schaute der Ältere ihn bloß schweigend an. In ihm kämpfte es gerade. Einerseits hatte er keine Lust sein Geld für etwas so unspaßiges auszugeben und sich dazu vermutlich noch eine halbe Stunde lang das Gelaber von Naruto anhören zu müssen, andererseits war da jedoch auch eine leise Stimme, die ‚Warum denn nicht?‘ flüsterte und ihn daran erinnerte, wie toll er es damals als kleines Kind empfunden hatte. Sollte er wenigstens heute Abend versuchen das Kind in sich wieder zu finden? Man sagte doch immer, dass man niemals ganz erwachsen werden sollte… Sasuke seufzte hörbar aus, ehe er sagte: „Na schön…“ „Ja!“ Naruto sprang vor Freude auf der Stelle und ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. „Ich verspreche dir, das wird Spaß machen!“ Mit den Worten stellten sich die beiden an der Schlange zum Riesenrad an. Es dauerte ziemlich lange, bis sie endlich dran waren, weshalb Sasuke bereits genervt war, doch er versuchte diese negativen Gefühle so gut es ihm möglich war, zu unterdrücken. Aus irgendeinem, ihm nicht erklärbaren Grund, wollte er, dass Naruto einen tollen Abend hatte und, wenn er schlecht drauf war, würde das den Jungen mit Sicherheit ebenfalls herunter ziehen. Also versuchte Sasuke sich zu freuen, als sie dann endlich in ihrer Gondel zu zweit saßen, so wie Naruto es ebenfalls tat. Seine Zuckerwatte war beinahe leer als sich das Rad in Bewegung setzte. Zuerst mussten einige Leute aus- und wieder einsteigen, sodass die beiden irgendwann so weit oben saßen, dass sie durch das Glas ihrer Gondel den gesamten Jahrmarkt überblicken wollten. Naruto saß regelrecht mit dem Gesicht an die Fensterscheibe gedrückt, auf der schmalen Bank gegenüber von Sasuke, der gedankenverloren die Aussicht betrachtete. Die Lichter sahen tatsächlich toll aus und die Weite, die ihnen hier oben geboten wurde, hatte etwas befreiendes und beruhigendes Ansicht. Da waren seltsame Gefühle in Sasuke, die er lange nicht mehr empfunden hatte. Ja, er fühlte sich sogar beinahe gut. „Du machst mich fertig“, sagte er plötzlich aus seinen Gedanken heraus, weshalb sich Naruto verdutzt zu ihm umdrehte. „Was mach ich denn?“, fragte er zweifelnd. „Ich hab doch gar nichts geredet, seit wir hier drin sind! Extra nicht! Weil dich das doch nervt!“ „Nein, das nervt mich nicht“, schüttelte Sasuke den Kopf. „Ich meine… ich bin es nur nicht gewohnt, dass Leute mit mir sprechen.“ „Echt?“ Naruto hörte sich tatsächlich überrascht an und wandte sich nun vollkommen von der Aussicht ab und Sasuke zu. Sichtlich interessiert saß er ihm nun gegenüber und sagte: „Ich dachte, du hättest viele Freunde, so wie du aussiehst und mit dem teuren Auto.“ „Falls du es noch nicht gemerkt hast: Ich bin ein Arschloch“, erwiderte Sasuke seufzend. „Nein, ich hab niemanden, ich lass niemanden an mich heran, ich - Warum erzähl ich dir das gerade?!“ Sasuke schüttelte zweifelnd den Kopf und rieb sich mit beiden Händen über die Schläfe. Warum wurde er gerade so sentimental? Was war denn los? „Es ist nicht schlimm, manchmal tut es gut einfach zu reden und mir kannst du ruhig alles erzählen. Wem soll ich es schon weiter erzählen?“, meinte Naruto mit einem kurzen Lachen. Für einen Moment blickten die beiden sich nur in die Augen. Dieses Azurblau überzeugte Sasuke, es wirkte so lebensfroh und unbeschwert, dass er seine gesamten Prinzipien über den Haufen warf. Er würde sich bei Naruto einfach mal aussprechen… ____ Nächstes Kapitel: Voraussichtlich am 11.06. Über Kommentare würde ich mich riesig freuen. :D Kapitel 6: Den Jahrmarkt in Kumo besuchen - Part 2 -------------------------------------------------- Einfach mal aussprechen war leichter gesagt als getan. Auch wenn Sasuke in diesem Riesenrad nicht alles von seiner Seele sprach, so erzählte er Naruto mehr wie schon lange keiner Person mehr in seinem Leben. „Wie schon gesagt, ich habe keine Freunde“, wiederholte er seufzend, wandte dabei den Blick vom Jungen ab und schaute hinaus auf die vielen bunten Lichter. „Aber warum denn nicht?“, fragte Naruto verwirrt nach. „Du bist vielleicht nicht unbedingt freundlich, aber es gibt viele unfreundliche Menschen, die trotzdem Freunde haben.“ „Ich lasse aber nicht zu, dass ich Freunde bekomme“, erwiderte Sasuke. „Eigentlich will ich keine Freunde haben, auch wenn ich mich manchmal, ganz ehrlich, sehr einsam fühle.“ Mit diesen Worten seufzte Sasuke erneut schwerfällig auf, ließ dann seinen Blick zurück zu Naruto schweifen, der ihn immer noch sichtlich verwirrt anschaute. Der Junge musste nicht mal etwas sagen, Sasuke wusste genau, dass er sich gerade fragte, warum er denn keine Freunde haben wollte. Also beantwortete der Ältere die unausgesprochene Frage. „Ich wurde in meiner Vergangenheit von Menschen, die mir etwas bedeutet haben, auf unterschiedliche Weisen sehr verletzt und möchte um jeden Preis vermeiden, dass so etwas noch mal passiert“, erklärte Sasuke, wobei er seinen Blick wieder senkte. Er wollte Narutos Reaktion auf diese Aussage gar nicht sehen und hoffte innerlich ein wenig, dass der Junge auch nichts dazu sagen würde. Doch wie konnte er von einem Naruto erwarten, dass er die Klappe hält? „Das ist irgendwie verständlich“, murmelte der Blonde. „Aber auch ziemlich dumm. Wenn du keine Freunde hast, wirst du doch nicht glücklich. Jeder Mensch braucht jemanden, der ihn liebt, aber warte - Du hast doch gesagt, du warst jemanden besuchen? Sicherlich die Familie, oder?“ Für einen Moment druckste Sasuke etwas herum, er tat sich schwer diese Frage ehrlich zu beantworten, da Familie sein schwacher Punkt war. „Sozusagen“, murmelte er schließlich. „Ich war auf der Beerdigung meines Vaters.“ „Oh!“, war alles, was Naruto in seiner Überraschung über die Lippen bringen konnte. Wieder vermied es Sasuke ihn anzuschauen. Vermutlich war Mitleid auf Narutos Gesichtszügen gezeichnet, doch das war eine fehlplazierte Emotion. Nicht einmal Sasuke selbst traf das Ableben seines Vaters, dann sollte sich Naruto schon gar nicht davon berührt fühlen. „Sasuke, das - das tut mir Leid. Ich weiß ja, wie es ist-“ - „Nein, nein, sei leise“, unterbrach Sasuke ihn sofort. „Das braucht dir nicht Leid zu tun, ich habe ihn gehasst.“ Wieder kam Naruto nur ein „Oh“ über die Lippen. Diesmal ein leises, bedrücktes und gleichzeitig verwundertes ‚Oh‘. Sicherlich hatte der Junge jetzt noch mehr Fragen, doch mehr wollte Sasuke nicht erklären. Er hatte schon so viel gesagt, für ihn beinahe schon zu viel. „Okay, Themawechsel“, klatschte der Ältere gezwungen motivierend in die Hände. „Wir wollen doch einen schönen Abend haben, also lass uns nicht länger über so etwas reden. Genieß noch ein bisschen die Aussicht, was wollen wir gleich machen? Wir wäre es mit dem Break Dancer?“ Für einen Moment blickte Naruto Sasuke mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Gerade als Sasuke befürchtete, er hätte den gesamten Abend mit seinem kurzen Aussprechen versaut, seufzte der Blonde hörbar auf und sagte mit erhellter Miene: „Ich hab keine Ahnung, was der Break Dancer ist, aber es hört sich gut an!“ Sasuke musste stumm schmunzeln und zeigte dem Jungen den Break Dancer vom Riesenrad aus. Sofort war Naruto hellauf begeistert, sodass sie gleich als die Fahrt vorüber war, zusammen zu dieser wilden Attraktion gingen. Wieder bezahlte Sasuke die Tickets, was er überhaupt den ganzen Abend machte, nur brauchte er bereits nach dem Break Dancer eine Pause, da ihm schrecklich schwindelig war. „Sasuke ist eine Memme!“, scherzte Naruto lachend als sie von der Attraktion runter gingen. Der Ältere ließ sich auf einer Bank nieder, die gleich ein paar Meter entfernt vom Break Dancer stand und atmete schwerfällig aus. „Halt die Klappe, Usuratonkachi“, zischte Sasuke. „Halt die Klappe, was?!“, fragte Naruto verstört und setzte sich ebenfalls hin. „Usuratonkachi“, wiederholte der andere. „Das heißt so viel wie Idiot.“ „Oh okay… Ich habe Hunger!“, verkündete der Junge. „Du nicht auch? Wie wäre es mit einem kandierten Apfel?“ „Wenn essen wir was richtiges“, erwiderte Sasuke. „Und danach fahren wir mit einer Gruselbahn, es gibt hier eine, die erst ab 18 Jahre ist. Die ist sicher… gruselig.“ „Da gehe ich von aus“, lachte Naruto, doch nach der Gruselbahn hatte er nicht mehr viel zu lachen. Die beiden aßen erst zusammen Pommes mit Bratwurst, danach gingen sie sogleich zur besagten Attraktion, wo sie ihre Personalausweise vorzeigen mussten. Naruto bekam dabei erst einmal Panik, da er befürchtete, die Leute könnten ihn vom Fernsehen erkennen, doch glücklicherweise taten sie dies nicht. Sasuke verwunderte dies nicht annähernd, schließlich waren Menschen nicht dazu auferlegt sich gegenseitig zu helfen, sondern eher egoistisch und selbstverliebt zu sein. Doch das ging natürlich nicht in Narutos Kopf, so dachte er, dass er einfach nur Glück gehabt hätte. Die Gruselbahn war eine Pyramide durch die man zu Fuß hindurch gehen musste. Immer zu Zweit und in einem guten Abstand zu anderen Gästen, sodass man sich nicht in die Quere kam. Tatsächlich hatte Sasuke Spaß in dieser Pyramide, während sich Naruto vor Angst umgangssprachlich beinahe in die Hose machte. Vielleicht hatte Sasuke auch deswegen solch einen Spaß. Das Highlight war gegen Ende, als sie eine wackelige Brücke passieren mussten und diese unter ihnen zusammenbrach. Sie rutschten eine längere Rutsche herunter und landeten schließlich in vielen weichen Kissen, zwei Meter vor dem Ausgang. Naruto schrie die gesamte Rutschbahn lang, während Sasuke, kaum da sie in den Kissen lagen, lachen musste. So herzhaft, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. „Naruto ist eine Memme“, grinste er breit. Der Junge warf ihm nur einen beleidigten Blick zu. „Das war ja nur aus Scherz gemeint, ich hatte gar nicht wirklich Angst!“, versuchte er sich zu verteidigen, doch Sasuke glaubte ihm kein Wort. „Ja, natürlich“, lachte er, während er aufstand und auch Naruto aufhalf. Die beiden verließen die Gruselbahn. Nun war es Naruto, der sich erst einmal hinsetzen wollte, doch wie man es von ihm gewohnt war, konnte er auch nicht lange still halten, sondern bestand zum wiederholtesten Male auf seinen kandierten Apfel. Zusammen gingen sie also los, um eine Süßigkeitenbude zu finden, doch eine andere Attraktion erreichte Narutos Aufmerksamkeit: Dosenwerfen. Sofort drängte der Junge Sasuke dorthin, in der Hoffnung etwas zu gewinnen. Nach einigen Runden wurde jedoch klar, dass Naruto ein sehr schlechter Werfer war und er wollte schon gefrustet aufgeben, als Sasuke sich dazu entschied es mal selbst zu versuchen. „Komm, Naruto“, sagte er mit einem Lächeln. „Ich werfe dir was.“ Und tatsächlich gewann Sasuke einen relativ großen Teddybär, den Naruto mit glücklichen Augen entgegen nahm. Den kandierten Apfel vergaßen die beiden nun vollkommen, stattdessen schlenderten sie gemeinsam über den Jahrmarkt und machten hier und da bei weiteren Attraktionen mit, bis Sasukes Budget und Narutos Energie ausgeschöpft war und sie zurück zum Motel gingen. „Ich bin ehrlich, ich hab noch nie in meinem Leben einen 18-Jährigen getroffen, der sich über einen Teddybär gefreut hat“, murmelte Sasuke, während er den Jungen auf dem Heimweg von der Seite beobachtete. „Das liegt wohl daran, dass alle anderen 18-Jährigen eine Kindheit hatten“, meinte Naruto mit einem leichten, aber auch traurigen Lächeln auf den Lippen. Sasuke erwiderte dieses Lächeln bloß mit einem kurzen Lippenzucken und ließ seinen Blick wieder sinken. Nach einigen Minuten waren sie wieder zurück in ihrem Motelzimmer, wo sich Naruto schnell umzog und gleich ins Bett zum Schlafen legte. Er war ziemlich müde. Aus irgendeinem Grund glaubte Sasuke auch, dass die Krankheit an ihm zehrte. Als der Ältere sich ebenfalls umgezogen und ins andere Bett gelegt hatte, drang gedämpft die Stimme von Naruto durch das Zimmer: „Jetzt habe ich doch keinen kandierten Apfel gegessen.“ „Ein anderes Mal vielleicht“, murmelte Sasuke bloß. Naruto sagte daraufhin nichts mehr und schien bereits nach wenigen Sekunden eingeschlafen zu sein, eine gute Stunde später konnte schließlich auch Sasuke einschlafen. Der nächste Tag begann um zehn Uhr morgens. Es dauerte nicht lange und die beiden Männer hatten sich umgezogen, ihre Sachen gepackt und etwas gefrühstückt. Erst als sie im Auto saßen, bemerkte Sasuke, dass der Junge dieselben Klamotten wie gestern Abend trug - Sasukes Klamotten! „Aber die behältst du nicht“, murrte der Dunkelhaarige, während er sich anschnallte und den Motor an ließ. „Nein, nein, keine Sorge“, winkte Naruto ab. „Lange könnte ich sie ja ohnehin nicht behalten, oder?“ Er schenkte Sasuke ein neckischen Grinsen, doch der Ältere konnte über diesen Scherz nicht einmal schmunzeln. Wieder einmal laberte Naruto Sasuke die Fahrt über zu. Diesmal schwärmte er über den tollen Jahrmarkt und, wie sehr ihm der Abend gefallen hatte, was Sasuke zum stummen Lächeln brachte. Nach einiger Zeit kam dem Älteren schließlich ein Gedanke. Er nahm eine Hand vom Lenkrad und drückte sie dem sprechenden Naruto an die Stirn, weshalb dieser stutzig verstummte. „Was?“ „Ich will nur fühlen, ob du Fieber hast“, seufzte Sasuke. Er ließ seinen Blick zur Seite schweifen und musste überrascht feststellen, dass sich Narutos Wangen rötlich verfärbt hatten. Mit einem Mal spürte auch Sasuke unerklärlicherweise Röte in sein Gesicht steigen. Gerade als ihm bewusst wurde, wie peinlich die Situation war, hörte er ein lautes Hupen von der Seite. Noch rechtzeitig bemerkte er, dass er mit dem Auto langsam abgedriftet war und zog es zurück in die richtige Spur. Wütend hupend fuhr ein anderer Wagen an ihnen vorbei, der Fahrer machte eine rüde Handgeste. „Oh Gott!“ Sasukes Herz schlug ihm vor lauter Schock bis zum Hals, während Naruto anfangen musste zu lachen. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen!“, grinste er breit. „Das ist nicht witzig!“, empörte sich Sasuke. „Ich hätte uns umbringen können!“ Doch Narutos Lachen war ansteckend, so entwich auch dem Älteren ein Lächeln. „Das ist eigentlich echt nicht witzig“, versuchte sich Sasuke weiter einzureden. „Wirklich nicht.“ „Warum wolltest du mein Fieber fühlen?“, änderte Naruto schlagartig das Thema, als er sich wieder beruhigt hatte. „Ich will nur wissen, wie es dir geht“, antwortete Sasuke. „Weil… naja… du hast doch geschrieben, du würdest gerne mal so richtig feiern gehen.“ Mit den Worten warf er ihm erneut einen Blick zu und erkannte, wie sich auf Narutos Lippen ein breites Grinsen zog. Kapitel 7: Auf schnellem Weg nach Konoha ---------------------------------------- Nach einer weiteren langen Fahrt gelangten die beiden in die Großstadt Suna. Als sie ein Zimmer in einer Jugendherberge für eine Nacht mieteten, fühlte sich Sasuke ziemlich schlapp und wäre am liebsten gleich schlafen gegangen, doch Naruto hatte nicht vergessen, was er ihm im Auto gesagt hatte. „Wir wollten feiern gehen!“, rüttelte er an dem Dunkelhaarigen, der bäuchlings auf seinem Bett lag und genervt stöhnte. „Ich bin müde.“ „Du kannst auch noch später müde sein, wir wollten feiern gehen, komm schon!“ Naruto packte den linken Arm von Sasuke und begann ihn mit aller Kraft, die er aufbringen konnte - was nicht gerade viel war - auf den Boden zu ziehen. Schließlich gab der Ältere nach und erhob sich von seinem Bett. „Na schön… wir schauen mal, ob wir einen Club finden… hast du deinen Ausweis denn dabei?“ Und bei dieser Frage wurde Naruto plötzlich bleich und stellte nuschelnd fest: „Wenn die den Ausweis sehen, wissen die ja, dass ich es bin. Ich muss doch ins Krankenhaus…“ „Herrgott, Naruto“, stöhnte Sasuke auf und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „Als ob sich irgendjemand deinen Namen oder dein Gesicht gemerkt hätte! Menschen schauen Nachrichten, sind für zehn Sekunden schrecklich betroffen von dem was sie sehen und dann vergessen sie es wieder, weil es ihnen eigentlich scheiß egal ist. Menschen sind egoistische Arschlöcher, okay?“ „Du nicht“, erwiderte Naruto leise. Für einen Moment blickten sich die beiden stumm an. Sasuke verzog verlegen den Mund. So naiv war Naruto. Sasuke hatte schon von genug Seiten gehört, dass er ein schrecklicher Egoist war, ein Macho, ein Arschloch. Eigentlich war Naruto sogar der Erste, der das Gegenteil behauptete - Naja, fast. Ein schmerzliches Stechen bereitete sich in Sasukes Brust aus, als er jäh ein Bild von der Person vor Augen sah, die er am meisten geliebt hatte. Naruto war der plötzliche Wandel in Sasukes Gesichtsausdruck nicht entgangen. „Was ist?“, fragte er überrascht. „Nichts.“ Sasuke schüttelte den Kopf, um das Bild zu verscheuchen. „Wir wollten feiern gehen - Herrgott, jetzt hab dich nicht so. Die werden dich nicht erkennen, vertrau mir!“ Fast anderthalb Stunden waren die beiden unterwegs. Bei jedem möglichen Club, in welchen sie hätten gehen können, suchte Sasuke doch nach irgendeiner Ausrede, weshalb sie nicht darein gehen konnten. ‚Da ist es zu voll‘. ‚Ich kann die Musik nicht leiden‘. ‚Das sieht aus, als würden da nur Asoziale rumlaufen‘. ‚Das ist eher was für 16-Jährige‘. Und schließlich musste sich Sasuke eingestehen, dass er absolut keine Lust hatte feiern zu gehen. Er war noch nie wirklich feiern gegangen. In der Uni nervte es ihn immer ungemein, wenn sie lauthals von ihren Partys erzählten, damit es auch jeder mitbekam. Wie toll sie sich doch vorkamen, Alkohol zu trinken, mit irgendwelchen Leuten rumzumachen, Drogen zu nehmen. „Der ist gut!“ Naruto zerrte an Sasukes Ärmel und deutete auf die andere Straßenseite, wo sich in grellen Neonfarben der vermutlich größte Club erstreckte, den Sasuke je zu Gesicht bekommen hatte. Die Leute standen Schlange, um dort rein zu kommen. Bodyguards in schwarzen Anzügen überprüften sogar ihre Klamotten und Sasuke wusste sofort, dass sie dort niemals reinkommen würden. „Vergiss es!“, erwiderte Sasuke und blickte den Jungen an, dessen Augen voller Bewunderung strahlten. „Da kommen wir niemals rein. Die achten auf möglichst schicke Klamotten, außerdem bin ich pleite, wenn wir uns darin auch nur einen Drink teilen! Wir brauchen etwas Kleineres.“ Er packte den noch immer staunenden Naruto und zog ihn mit sich mit. Sie streiften weiter durch die Stadt und landeten schließlich auf einem ruhigen Stadtplatz, welcher eingerahmt war von geschlossenen Restaurants, ein paar Shisha-Läden und kleineren Clubs in welchen jemand mit einer Gitarre vorspielte und sang und alle einfach nur beisammen saßen und ein wenig tranken. „Wie wäre es, wenn wir uns einfach in so einen setzen?“, schlug Sasuke seufzend vor, doch Naruto verzog das Gesicht. „Ich will einmal richtig feiern gehen!“, empörte er sich. „Du hast es versprochen!“ „Ich weiß, aber… in diesen Clubs… die Leute dort… und irgendwie habe ich ein wenig Angst, dass dir etwas passieren könnte“, versuchte Sasuke zu erklären und mied dabei den Blick des Jungen, der ihn deutlich fixierte. „Wegen deiner Krankheit und dort ist es immer so laut, und alle schreien rum und sind besoffen und schlagen sich und - Gott, du würdest es echt nicht mögen.“ „Aber das will ich selbst herausfinden!“ „Na gut, anderer Vorschlag.“ Sasuke überlegte kurz, dann fuhr er langsam fort: „Wir machen uns jetzt einen entspannten Abend und, wenn wir in Konoha sind, hol ich dich mit auf eine der Studentenpartys. Die Leute kenne ich wenigstens - So ein bisschen zumindest und ich weiß, dass sie uns auf jeden Fall mit ihnen feiern lassen werden. Sie erzählen immer, ihre Partys wären unheimlich toll, also muss es wohl stimmen.“ Das der letzte Satz eher sarkastisch gemeint war, merkte Naruto nicht. Er schien zwar immer noch enttäuscht, nicht in einen der großen Clubs gegangen zu sein, doch war er mit dem neuen Plan ebenfalls zufrieden. Für den Rest des Abends setzten sich die beiden nun in eine Art Kneipe, in welcher jemand Reggae spielte und sie ein paar Bier tranken. Naruto hatte noch nie zuvor Alkohol getrunken, doch schien er dem Bier gut stand zu halten. Er wurde bloß ein wenig gesprächiger, was Sasuke - verwunderlicherweise - fast gar nicht störte. Am nächsten Morgen quälte sich Sasuke unter Schmerzen aus dem Bett. Die harte Matratze hatte seinem Rücken gar nicht gut getan, weshalb seine Laune sich schon auf dem Nullpunkt befand, bevor er wirklich wach war. Zu seinem Leidwesen machte sich Naruto den gesamten Morgen auch noch darüber lustig, dass Sasuke einfach alt werden würde und das Frühstück in der Raststätte viel eher mager aus. Dementsprechend gereizt war Sasuke. „Ich fand den Abend gestern toll!“, grinste Naruto, als sie endlich im Auto saßen und weiter in Richtung Konoha fuhren. „Die Leute dort waren alle total freundlich und wir haben uns näher kennen gelernt. Naja, okay, du hast mich näher kennen gelernt.“ Naruto lachte. „Du hast ja mal wieder fast gar nichts gesagt.“ „Hm“, machte Sasuke daraufhin nur grummelnd. „Aber, was hat da eigentlich so komisch gerochen?“ „Gras“, antwortete Sasuke schlicht. „Wie Gras? Gras riecht doch ganz anders!“ Der Ältere konnte nicht umhin Naruto einen ungläubigen Blick zuzuwerfen, ehe er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „Nein, ich rede von Marihuana, Cannabis, Hanf, Gras halt. Die Droge zum Rauchen.“ „Ach so“, sagte Naruto schnell und seine Stimme hörte sich seltsam aufgesetzt an. Er wusste doch jetzt nicht wirklich nicht, was Gras war, oder? Sasuke hielt es für besser das Thema zu wechseln und fragte deswegen: „Was ist eigentlich dein Lieblingsfilm?“ Naruto war in seinem Element und sprach gefühlte Stunden ohne Punkt und Komma. Als seine Erzählung endlich ein Ende gefunden hatte, zog Naruto den Teddybär aus seinem Rucksack hervor, welcher zu seinen Füßen lag, nutzte diesen als Kopfkissen und schlief bereits Sekunden später ein. Sasuke war dafür sehr dankbar, so konnte er sich endlich voll und ganz seinen Gedanken widmen, auch wenn die Schmerzen in seinem Rücken ihn ein wenig ablenkten. Gestern hatte er zum ersten Mal seit Jahren wieder an Itachi denken müssen. Sein älterer Bruder, der ihm so wichtig gewesen war. Es hatte einfach nie jemand anderen in seinem Leben gegeben, der ihm so viel bedeutet hatte wie er. Sasuke wurde schmerzlichste bewusst, wie sehr er seinen Bruder vermisste. Warum musste er daran plötzlich denken? Nur, weil ihm klar wurde, dass Naruto nach Itachi die zweite Person war, die ihn so mochte, wie er nun mal war? Sasuke war so in Gedanken, dass er fast auf die andere Fahrspur abgedriftet wäre. Als er wieder hektisch in die richtige Spur lenkte, hielt er es für das Beste sich voll und ganz auf das Fahren zu konzentrieren, auch wenn dies nicht sehr leicht war. Da Naruto schlief, machte Sasuke keine Rast. Sein Rücken protestierte zwar mit jeder Minute zunehmend und auch sein Magen beschwerte sich lauthals, doch er wollte nicht mit einer zu großen Zeitverzögerung in Konoha ankommen. Je schneller sie da waren, desto schneller konnten sie die Punkte auf Narutos Liste abhaken. Außerdem brauchte Sasuke sein eigenes, weiches, bequemes Bett. Der Gedanke daran, machte ihn irgendwie glücklich. Mit dem Verkehr hatte Sasuke verdammt viel Glück. Einmal sah es fast so aus, als würde er in einen Stau geraten, doch die stockende Hürde war so schnell überwunden, wie er hinein geraten war. Schließlich sah er das erste Schild mit dem Verweis auf Konoha, als die Sonne bereits in den Abend ging und Sasuke erinnerte sich an den Punkt ‚Auf einem Berg den Sonnenuntergang anschauen‘ auf Narutos Liste. Wenn er sich den Weg richtig gemerkt hatte, könnten sie es gerade noch rechtzeitig schaffen. „Hey Naruto“, sagte Sasuke laut, um den Jungen zu wecken und im selben Moment wurde ihm bewusst, dass Naruto fast fünf Stunden durchgängig geschlafen hatte. Der energiegeladene, immer plaudernde, ständig hungrige und todkranke Naruto. Das Herz schien Sasuke in die Hose zu rutschen, ein unbehagliches Gefühl schnürte seinen Magen zu, ehe er gedrückt wiederholte: „Hey Naruto!“ Doch der Junge schlief. „Naruto, tu mir mal den Gefallen und wach auf, ja!“, sagte Sasuke lauter, den Blick weiterhin auf den Verkehr gerichtet. Als sich jedoch neben ihm erneut nichts regte, schaute er rüber. Naruto sah genauso aus wie sonst auch, nicht blasser und kränklicher, sondern friedlich schlummernd. Sasuke sah genauer hin und erkannte auch, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Doch trotzdem konnte irgendetwas los sein. „Naruto-“ Der Rest des Satzes wurde in einem lauten Hupen erstickt. Gerade noch rechtzeitig riss Sasuke das Lenkrad herüber, fuhr ein paar Meter über den Seitenstreifen und hätte fast die Leitplanke gerammt. Er war so erschrocken, dass er den Seitenstreifen komplett befuhr und abrupt stehen blieb. Schwer atmend klammerte er sich an das Lenkrad und blickte dem Auto hinterher mit welchen er beinahe einen Unfall gebaut hätte. Dann fiel ihm wieder ein, weshalb er überhaupt so abgelenkt gewesen war, und blickte hektisch zu Naruto… __________________ Nach Jahrhunderten ein neues Kapitel, jaaaa. Aber die Fanfiction bleibt trotzdem auf pausiert. Ich hatte nur gerade irgendwie Lust das Kapitel zu Ende zu schreiben und will lieber weiterhin auf pausiert lassen... Vielleicht kommt dann in fünf Jahrhunderten wieder ein neues Kapitel. xD Kapitel 8: Auf einem Berg den Sonnenuntergang anschauen ------------------------------------------------------- In einem Moment des Schreckens glaubte Sasuke, Naruto weiterhin mit geschlossenen Augen gegen die Fensterscheibe gelehnt zu sehen, mit leicht geöffnetem Mund und aschgrauer Hauch, doch als er zur Seite blickte, wurden die Schnüre um seinen Hals und seinem Herzen locker und er konnte nicht umhin erleichtert auszuatmen. Da saß Naruto kerzengerade in seinem Sitz, sämtliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen und mit erschrockenen azurblauen Augen. Er sah aus, wie jemand, den man äußerst unsanft geweckt hatte, und auf Sasukes Lippen zog sich ein ungewolltes Lächeln. Er war so erleichtert, dass er sogar leise auflachte. „Bist du verrückt?“, fragte Naruto völlig zerstreut. „Was ist passiert?!“ „Du hast mich abgelenkt“, antwortete Sasuke, mittlerweile beruhigter, doch trotzdem blieb er noch ein wenig stehen, löste die verkrampften Finger vom Lenkrad und atmete behutsam durch. „Wie abgelenkt?“ Naruto schien empört. „Ich habe geschlafen, wie kann ich dich da ablenken?“ „Ach ich dachte-“ Sasuke schwieg abrupt, als ihm auffiel, dass er abgelenkt war, weil er sich Sorgen gemacht hatte. Aus irgendeinem, ihm nicht definierbaren Grund, verstimmte ihn dies augenblicklich und die Erleichterung wich Ärgernis. „Wieso bist du nicht aufgewacht, als ich nach dir gerufen habe?“ „Warum hast du nach mir gerufen?“, entgegnete Naruto. „Weil ich-“ Wieder stoppte Sasuke mitten im Satz, für einige Sekunden schien er mit sich selbst zu rinnen, in denen er von zwei blauen Augen neugierig und weiterhin empört angeblickt wurde, dann entschied Sasuke nicht weiter auf den Beinahe - Unfall einzugehen und sagte stattdessen: „Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch zum Sonnenuntergang auf diesen Berg, er ist nicht weit von Konoha entfernt. Danach gehen wir Ramen essen und dann fahren wir ins Studentenwohnheim.“ „Darf ich etwa mit in deinem Zimmer schlafen?“, fragte Naruto, der das Thema ebenfalls sein ließ. Ein freudiges Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Ja… bis wir deine Liste fertig haben aber nur!“, fügte Sasuke nachdrücklich hinzu und startete wieder den Motor, den er zuvor erfolgreich abgewürgt hatte. „Klar!“ Naruto strahlte immer noch und dies tat er auch für den Rest des Weges, bis sie von der Autobahn runterfahren, einer Schnellstraße folgten und schließlich in eine Landstraße abbogen. Während die Sonne die Bäume in ein dunkelrotes Licht hüllten und goldene Streifen sich durch den Himmel zogen, war Naruto wieder hellwach und durchgängig am Plaudern, bis sie endlich am Fuß des Berges anlangten. Jetzt, wo sie da waren, bemerkte Sasuke, dass es mehr nur ein Hügel war. Es dauerte nicht einmal zwanzig Minuten, da waren sie über den Trampelpfad, eingebettet in saftig grüne Wiesen, auf der Spitze angelangt und konnten hinunter ins Tal blicken. Konohas gewundene und hohe Häuser erstreckten sich vor ihnen, die Dächer waren vom Ausblick aus nicht größer als ein Daumennagel. Laternen waren bereits angesprungen, doch in der Abendsonne gingen sie förmlich unter. Am Horizont war nur noch die Hälfte der orangefarbenen Kugel zu erkennen und die wenigen Wolken sahen aus, wie in gelber Farbe getränkte, Wattebäusche. Naruto, der seine schmuddelige Tasche mitgenommen hatte, ließ sich glücklich ins weiche Gras fallen und machte sich daran seine Liste auszupacken. Als er mit einem roten Stift die Worte ‚Auf einem Berg den Sonnenuntergang anschauen‘ durchstrich, blickte Sasuke verstohlen auf die Liste und erkannte schweren Herzens, dass der Junge ebenfalls den Punkt ‚Einen guten Freund finden‘ bereits durchgestrichen hatte. Es lag kein Zweifel daran, dass er damit Sasuke meinte und ihm wurde ein wenig unbehaglich zumute. Auch fragte er sich, da sie nun ihr Ziel - nämlich Konoha - erreicht hatten, wie es weitergehen würde. Er ließ Naruto bei sich wohnen bis sie die Liste fertig hatten, doch dies würde nicht allzu lange dauern und dann? Aus irgendeinem Grund brachte Sasuke den Gedanken nicht über sich, sich dann von Naruto zu trennen, ihn alleine Konoha zu überlassen und irgendwann in den Nachrichten zu hören, dass der aus dem Krankenhaus geflohene Jugendliche, an seiner Krankheit gestorben war… Trübselig setzte sich Sasuke ebenfalls ins Gras und starrte hinunter auf die Häuser, Naruto war mal wieder am plaudern. „Ich freu mich schon richtig auf diese Studentenparty. Stimmt es, dass die total wild sein sollen? Man hört davon ja immer. Ich hab so viele Filme mit Studentenpartys gesehen, wenn die nur halb so cool wird…“ Für einige Sekunden schwelgte Naruto in glückseligen Fantasien, dann schien er wieder in die Realität zu kehren. „Endlich sind wir in Konoha, was?“ „Hm“, machte Sasuke bloß. „Konoha…“ Nun verblasste das Lächeln auf Narutos Lippen und die beiden Jungen verfielen in nachdenklichem Schweigen. Nur noch ein feiner Streifen der Sonne war zu sehen und der Himmel verdunkelte sich von Zeit zu Zeit, als Naruto wieder das Wort ergriff. Er sprach ganz ruhig, behutsam und mit einer solchen sanfte Stimme, dass es Sasuke eine Gänsehaut bereitete. „Weißt du, Sasuke… ich mag dich wirklich gerne“, sagte Naruto leise. „Ich hab das Gefühl endlich mal Spaß in meinem Leben zu haben, so, als hätte ich einen Freund. Einen Freund wie in einer Freundschaft, natürlich“, fügte er etwas hastig hinzu. Auch wenn es immer dunkler wurde, konnte Sasuke erkennen, dass Naruto hochrot anlief, was der Ältere seltsamerweise erwiderte. Er musste den Blick abwenden und seinen Kopf ein wenig senken, damit Naruto seine rosa gefärbten Wangen nicht erkannte. „Ja… geht mir irgendwie… auch so“, brachte Sasuke ein wenig widerwillig hervor. Er fühlte es tatsächlich so, doch schaffte er es kaum diese Worte über sich zu bringen. Da waren einfach zu viele schlechte Erfahrungen, er hatte Angst sich Naruto anzuvertrauen, besonders, da er wusste, dass Naruto ihn auf jeden Fall verlassen wird… Erschrocken fuhr Sasuke zusammen, als er plötzlich den blonden Haarschopf auf seinem Schoß spürte. Ungefragt nutzte Naruto seine Oberschenkel als Kopfkissen, machte es sich richtig bequem, das Gesicht der untergehenden Sonne zugewandt und die rechte Hand auf Sasukes Knie gelegen. Ein seltsames Kribbeln durchfuhr Sasukes Körper, insbesondere seinen Magen, und schien alles auf den Kopf zu stellen. In seinem Kopf raste es und sein Herz machte sogar einen kleinen Hüpfer. Es war so ein wunderbares, unbekanntes Gefühl, dass Sasuke sich nicht einmal über Naruto beschwerte. Etwas unsicher legte er sogar eine Hand auf dessen Schulter und beobachtete mit ihm schweigend, wie die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwanden. Nach einiger Zeit, als bereits die Dunkelheit über sie hereinbrach und Konoha nun aus einem Meer von gelben Kugeln bestand, schmerzte Sasukes Rücken ob seiner Haltung zunehmender. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und er fragte Naruto sachte: „Kann ich mich kurz anders hinsetzen? Mein Rücken tut echt weh.“ „Leg dich doch einfach“, schlug Naruto vor, der sogleich seinen Kopf hob. „Dann können wir die Sterne betrachten.“ Ohne Widerworte nahm Sasuke diesen Vorschlag an und legte sich flach auf den Rücken, er wusste selbst nicht so genau, was er tat, als er im nächsten Moment auffordernd auf seinen Bauch klopfte. Naruto nahm dieses Angebot sofort, glücklich lächelnd, entgegen und legte seinen Kopf auf ihm ab. Stunden um Stunden vergingen in ihrer Zweisamkeit, sie rückten immer näher zusammen, hielten ihre Hände und Sasukes Kopf rauschte. Als er schließlich ein lautes Murren von Narutos Magen hörte und selbst merkte, wie er Hunger bekam, schlug er vor noch bei dem Ramenladen vorbeizuschauen, ehe dieser schloss. Erst wollte Naruto ihm weismachen, dass sie ruhig noch länger hier liegen bleiben können, doch im nächsten Moment zuckte er zusammen als sein Magen erneut laut rumorte. Gemeinsam erhoben sie sich und schlenderten zurück zum Auto. Naruto voran und Sasuke hinterher mit der alarmierenden Frage in seinem Kopf: Was zur Hölle war auf einmal los?! Narutos Augen strahlten beim Anblick der vielen Häuser und Menschen. Konoha war sicherlich einer der schönsten Städte in diesem Land und Sasuke konnte ihm nicht verübeln, dass der Junge es absolut faszinierend fand. Die orangefarbenen und roten Laternen, die über die Dächer hinweg an Seilen hingen, tauchten das Szenario in ein schummriges, angenehmes Licht. Menschen, gekleidet in Kimonos wie auch Alltagsklamotten, waren überall in den Straßen und die hellen Fenster von kleinen Clubs, Restaurants und Bars wirkten verlockend auf jeden Passanten. Obwohl es schon auf Mitternacht zuging, war in Konoha unglaublich viel los. Der Verkehr in der Großstadt war immer wieder aufs Neue nervig, doch Sasuke regte sich nicht wie sonst darüber auf, verteilte keine Todesblicke oder Todesdrohungen, und verspürte dies selbst nicht innerlich. Irgendwie war alles leichter und schöner und entspannter und, wenn er Naruto so anschaute, auch glücklicher. „Ist es noch weit?“, fragte der Jungen, als sein Magen so laut knurrte, dass er selbst die Geräusche der Großstadt übertönte. „Nein, nicht mehr viel, ich brauch nur einen Parkplatz…“ Glücklicherweise brauchte Sasuke nicht allzu lange um eine Parklücke zu finden, und die beiden konnten zu Ichiraku, dem besten Ramenladen der Welt, aufbrechen. Er hatte nur noch für zehn Minuten auf. Sasuke befürchtete schon sie würden gleich wieder rausgeschmissen werden, doch sie wurden von dem älteren Mann mit den kleinen Augen mit einer warmherzigen Freundlichkeit empfangen. Seine Tochter Ayame, die beim Anblick von Sasuke eine Schüssel Ramen über einen anderen Kunden goss, war nicht älter als Naruto und hatte ihre braunen, langen Haare mit einem Haarnetz zusammengebunden. Fiebrig und sich laut beim verärgerten Kunden entschuldigend, wischte sie den vergossenen Ramen wieder auf und trug die leere Schüssel zurück in die Küche. „Was kann ich für sie tun?“, fragte Teuchi, der Besitzer des Ladens, hinter der Theke, an welche sich nun Sasuke und Naruto setzten, während der in Ramen getränkte Kunde säuerlich das Bad aufsuchte. „Zwei mal vom besten Ramen der Welt bitte!“, antwortete Naruto grinsend ehe Sasuke auch nur den Mund aufmachen konnte. Teuchi lachte auf diese Bestellung hin vergnügt. „Kommt sofort, mein Sohn“, sagte er und begann in Windeseile vor ihren Augen zwei Schüsseln mit Ramen zu füllen. Ayame kehrte unterdessen zurück, noch immer mit vor Scham hochroten Wangen, und stellte sich etwas unbeholfen zu ihrem Vater. „Der junge Mann hier hat gerade gesagt, wir würden den besten Ramen der Welt machen“, teilte Teuchi fröhlich mit. „Damit hat er uns den Tag gerettet, oder?“ Er stellte ihnen die beiden Schüsseln hin und reichte ihnen jeweils zwei Stäbchen. Für einen kurzen Moment glaubte Sasuke, Naruto erklären zu müssen, wie man überhaupt mit Stäbchen aß, doch zu seinem Überraschung war der Junge bereits damit beschäftigt Chashu und Ei zu verschlingen. Als sie fertig gegessen hatten, bestellte sich Naruto gleich noch eine Schüssel, ungeachtet dessen, dass Sasuke dies alles bezahlen musste. Geduldig wartete dieser und bemerkte dabei, dass ihn Ayame mit angehaltenem Atem betrachtete. Sasuke erwiderte ihren Blick und schlagartig empfand sie ihre Füße als viel interessanter. Ihre Vater erzählte unterdessen von ihrem Geschäft und verwickelte sich in ein Gespräch mit dem Jugendlichen, der auch sofort ausplauderte, dass er eigentlich nicht von hier war, sondern nur per Anhalter mit Sasuke nach Konoha gekommen war. „Das ist aber nett, dass du ihn mitgenommen hast“, stellte Teuchi zu Sasuke gewandt erstaunt fest. „Würden nicht viele machen. Und das letzte Mal, als du hier warst, sag ich meiner Tochter noch, du würdest mir ganz emotionskalt vorkommen, stimmt‘s Ayame?“ Erschrocken, dass ihre Meinung gefragt war, zuckte das Mädchen erst zusammen, nickte dann als Antwort langsam. „Du bist sicher müde.“ Teuchi runzelte die Stirn. „Sonst spricht sie immer sehr viel und ist unseren Kunden gegenüber offen“, erklärte er den Jungen. „Sie hat trotzdem nicht so viele Freunde.“ Anscheinend merkte Teuchi, dass er dies lieber nicht hätte aussprechen wollen - Entweder von selbst oder weil Ayame gequält seufzte - denn er wechselte schlagartig das Thema. „So, die zweite Schüssel für ihn geht aufs Haus, für die Bemerkung mit dem besten Ramen der Welt“, grinste er. „Ansonsten muss ich euch jetzt leider vor die Tür setzen, nicht persönlich gemeint natürlich, aber wir wollen langsam schließen.“ „Klar, verstehen wir“, sagte Sasuke sofort, nahm seine Brieftasche heraus und zählte das Geld ab, welches er Teuchi schuldete. Naruto musterte unterdessen die in Scham versunkene Ayame und als sie zum Studentenwohnheim aufbrechen wollte, sagte er laut: „Ey Sasuke! Lass dir die Nummer von Ayame geben!“ Drei paar Augen blickten ihn verwundert an, Ayame sah sogar aus als würde sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. „Warum?“, fragte Sasuke und hoffte nicht zu unhöflich zu klingen. „Dann kann sie mit zu der Studentenparty, ich meine, wenn sie wirklich so wenig Freunde hat, passt sie doch super zu uns beiden, oder?“ Naruto begann über beide Gesichtshälften zu grinsen. „Du bist unglaublich“, nuschelte Sasuke, doch tauschte bereitwillig Handynummern mit Ayame. _____ Ich nehme das pausiert mal raus, doch kann ich euch nicht sagen, wie oft ich Kapitel uploaden werde, auf jeden Fall schneller als zuvor. Die Fanfiction ist offiziell wieder aufgenommen. :) Kapitel 9: Das Studentenwohnheim -------------------------------- Wie Sasuke es bereits vom Studentenwohnheim gewohnt war, schien trotz der späten Stunde, niemand wirklich zu schlafen. Nachdem sie den Wagen in den Garagen geparkt und ihre Taschen entnommen hatten, betraten sie gemeinsam die kleine Eingangshalle. Naruto strahlte über beide Gesichtshälften. „Hier sieht es ja Hammer aus!“, ließ er lauthals verlauten, als sie das dunkle Parkett betraten und die Holztür hinter ihnen ins Schloss fiel. Ein dunkler Teppich erstreckte sich vor ihnen und führte zu einer hölzernen Treppe, die sich zum ersten Stock empor hob. Links vom Eingang aus, konnte man Gemeinschaftsräume betreten. Die Laute eines Filmes, der aus einem Fernseher dröhnte, klang bis zu ihnen und waren fast so lärmig wie die Gelächter und Stimmen aus der Küche, rechts vom Eingang aus. Vermutlich saßen einige der Studenten gerade zusammen am langen, schmalen Küchentisch und tranken ein paar Bier, um das Wochenende anzustimmen. „Wir gehen direkt in mein Zimmer“, murmelte Sasuke bloß, der diese Art von Gesellschaft nie sonderlich zu schätzen wusste. Etwas widerwillig, da Naruto große Lust hatte, die anderen Studenten kennen zu lernen, folgte er ihm die Treppe hoch, die auf einen schmalen Flur fühlte. Sasuke bog nach links in einen großen Vorraum, in welchem ein gemeinschaftliches Telefon und einige gepolsterte Bänke saßen. Auf einer von ihnen saß ein Mädchen aus dem Erstsemester und telefonierte vergnügt. Als die beiden Jungen vorbei schritten, warf sie Sasuke einen klimpernden Wimpernschlag zu. Er ignorierte sie. Durch eine weitere offen stehende Tür gelangten sie endlich auf einen der Flure mit den Studentenzimmern. Sasuke bezog das dritte Zimmer. Er zog den Schlüsselbund aus seiner Jackentasche hervor, öffnete die Tür und trat gemeinsam mit Naruto ein. Wie alle Zimmer war es recht klein, ein Bett stand direkt vor dem einzigen Fenster, welches mit weißen Gardinen verhangen war. Daneben war ein Nachttisch platziert, in einem niedrigen Kleiderschrank verstaute Sasuke seine Klamotten und ein Schreibtisch mit Stuhl waren noch mühselig daneben gequetscht wurden. „Es ist winzig“, gab Sasuke zu. „Es gibt nur ein Bett“, stellte Naruto wieder rum fest und blickte sie um, als könnte wie aus dem Nichts ein weiteres Bett auftauchen. „Soll ich vielleicht doch irgendwo anders ne Unterkunft suchen oder willst du, dass wir -“ Naruto verstummte und lief scharlachrot an. Sasuke wusste woran er dachte und spürte wie ihm heiß wurde. Schnell zog er seine Jacke aus und murmelte: „Es gibt Gästezimmer am Ende des Flures für Eltern und Geschwister, die ab und an für ein paar Tage zu Besuch kommen. Die werden nicht oft genutzt, aber du kannst so eins haben.“ „Okay…“ Vielleicht bildete es sich Sasuke nur ein, doch er fand, Naruto klang bei diesem Wort ein wenig enttäuscht. Da es bereits sehr spät war, geleitete Sasuke den Jungen noch in sein Gästezimmer, wünschte ihm etwas trocken eine Gute Nacht und kehrte wieder in sein Zimmer zurück. Schnell zog er sich Schlafsachen an, dann schaltete er das Licht aus und warf sich auf sein Bett. In der Dunkelheit starrte er, überhaupt nicht müde, an die Decke und dachte angestrengt nach. Dass er vor einigen Tagen noch am Grab seines Vaters gestanden und ihm seine Mutter vorgeheult hätte, er würde bloß Kontakt mit der Familie aufnehmen, wenn jemand starb, schien ihm ungewöhnlich fern. Er konnte kaum glauben, dass er Naruto tatsächlich mitgenommen hatte und, was zuvor auf dem Berg geschehen war. Dieses seltsame Kribbeln in seinem Körper, welches in beunruhigte, gleichzeitig jedoch auch ungewollt zum Grinsen brachte. Alles stand Kopf… Sasuke hatte nicht gut geschlafen. Wie jeden Morgen im Studentenwohnheim wurde er von Gelächter und Stimmen vom Flur geweckt. Übermüdet und mit bereits strapazierten Nerven von den letzten Tagen quälte er sich aus seinem Bett, packte sich ein paar Klamotten und seine Zahnbürste und verließ sein Zimmer. Es herrschte der übliche Tumult. Die meisten Zimmertüren standen sperrangelweit offen, aus einem dröhnte laut ein Song von The Chemical Romance*, ein paar junge Männer prügelten sich aus Spaß auf dem Flur, Mädchen huschten schnatternd vorbei und warfen dabei Sasuke die üblichen Blicke zu. Er war keinen Meter gegangen, da sah er etwas Blondes aus seinem Augenwinkel und ein etwas kleineres Mädchen baute sich tapfer vor ihm auf. Sasuke sagte gerne ‚Mädchen‘, auch wenn sie genauso alt war. Zwei eisblaue Auge schauten aus einem hübschen, von vielen Männern begehrten Gesicht auf, gekleidet in einem Top und einer Jogginghose, zog sie trotzdem einige Aufmerksamkeit männlicher Seite auf sich. Fluchs strich sie sich eine verirrte blonde Strähne hinter ihr Ohr. Den Rest ihrer langen, blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. „Wen hast du denn da mitgebracht?“, fragte Ino Yamanaka und deutete den Gang runter. Überrascht musste Sasuke feststellen, dass Naruto von einem Haufen kichernder Mädchen umgeben war und dies anscheinend sehr genoss. Jäh sackte Sasukes Laune in den Keller, er spürte wie sich seine Eingeweide entkrampften und ließ den Blick wieder auf Ino blitzen, die ihn weiterhin fragend anblickte. Als Sasuke verstand, dass sie immer noch auf eine Antwort wartete, sagte er: „Öh, äh, das ist-“ Aus irgendeinem Grund wollte er ihr nicht die Wahrheit sagen. „Das ist ein alter Bekannter von mir. Hab ihn in meiner Heimat wieder getroffen und um der alten Zeiten willen mitgebracht.“ „Um der alten Zeiten willen“, wiederholte Ino murmelnd. Etwas in ihrem Gesichtsausdruck verriet Sasuke, dass sie ihm nicht glaubte. „Naja… auf jeden Fall meinte er, du möchtest bei der nächsten Party mitmachen. Heute Abend.“ „Die ist schon heute Abend?“ „Es ist Samstag, Schätzchen, natürlich ist heute eine Party.“ Ino begann zu grinsen. „Eine Hausparty, um genau zu sein, du würdest ihr also so oder so nicht entkommen können.“ Und mit den Worten glitt sie auch schon wieder von dannen und schien einen silbernen Glanz in der Luft zu hinterlassen, als wenn diese alleine durch ihre Anwesenheit verschönert worden wäre. Naruto seilte sich fast im selben Augenblick von den Mädchen ab und kehrte - weiterhin in Sasukes geliehenen Klamotten - zu ihm breit grinsend zurück. „Die haben gesagt ich habe schöne Augen“, verkündete er stolz. „Und wollten ständig meine Haare anfassen, weil sie nach dem Duschen so fluffig aussehen.“ Er strich sich durch den blonden Schopf und fügte hinzu: „Sagen die zumindest.“ „Aha“, machte Sasuke angebunden. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, ging der Ältere vorbei zu den Badezimmern. Naruto folgte ihm, doch wurde er auf halbem Weg von einem der Mädchen gerufen. „Naruto, komm runter essen!“ „Bin schon unterwegs!“ Er reckte beide Daumen Sasuke entgegen und folgte den Mädchen. Anscheinend amüsierte sich Naruto bereits prächtig. Heftiger als sonst stieß Sasuke die Tür zu den gemeinsamen Duschen auf und knallte seine Klamotten auf einen der Tische, die hier zwischen den Kabinen standen. Auf jedem war ein Körbchen mit Duschgel und Shampoo platziert. Hier und da lagen Handtücher und Klamotten von gerade Duschenden herum und ein junger Mann, ein Jahr jünger als Sasuke, rubbelte sich gerade über die Haare, in nichts gekleidet als einer frischen Boxershorts. „Der Miesepeter ist ja wieder da!“, grinste Kiba Inuzuka. Aus unterschiedlichen Duschkabinen riefen die Leute „Hey Sasuke!“ - „Wenn ich rauskomme, will ich dich grinsen sehen!“ - „Hast du wenigstens Zuhause mal gelacht?!“ Auf diese Frage hin, lachten einige, auch Kiba und Sasuke fauchte sauer: „Ich war auf der Beerdigung von meinem Vater. NEIN, ich habe NICHT gelacht!“ Sie verstummten schlagartig. Kibas Grinsen wich einem entsetzten Gesichtsausdruck. „Scheiße, Mann“, krächzte er. „Tut mir-“ „Steck dir den Mitleid sonst wohin!“, entgegnete Sasuke, der es bereits bereute den Tod seines Vaters erwähnt zu haben, andererseits tat es jedoch gut seine Wut an jemandem auslassen zu können. Er wünschte sich schon beinahe, dass Kiba eine Diskussion oder besser noch einen Streit anfing, doch der Student trocknete sich fortan schweigend die Haare. Bevor einer der anderen aus ihren Kabinen kommen und ihr Mitleid vorheucheln konnten, entledigte sich Sasuke seiner Schlafklamotten und verschwand in einer freien Kabine. Mal wieder hatte es jemand geschafft das warme Wasser aufzubrauchen und Sasuke musste eiskalt duschen. Er wartete solange bis all die anderen murmelnd fertig wurden und das Bad verließen, dann drehte auch er wieder das Wasser ab und trocknete sich mit einem sauberen Handtuch Körper und Haare. Mit frischen Klamotten am Leib, brachte er seine Schlafsachen zurück in sein Zimmer und gebrauchte Kleidungen in den Waschraum, welcher sich gleich neben dem Bad befand. Dann ging auch er, als einer der letzten, runter in die Küche. Der gesamte Tisch war besetzt, ebenso wie die Tische im Esszimmer. Alle schnatterten und lachten miteinander und Naruto bildete an einem der runden Tische im Essbereich den Mittelpunkt. Tatsächlich war er umringt von Mädchen, die ihn mit gespannten Augen an den Lippen hingen und Sasukes Augen verengten sich zu Schlitzen. In der Küche zog er sich schnell einen Kaffee, dann setzte er sich auf einen freien Stuhl neben Ino, der einzigen mit der er sich in der Uni einigermaßen gut verstand. Sie beendete soeben ein Telefonat und wandte sich seufzend ihrer Schüssel Cornflakes zu. Sasuke beobachtete weiterhin skeptisch Naruto. „Der Kleine erzählt rum, dass du ihn per Anhalter mitgenommen hast“, sagte Ino und Sasuke prustete augenblicklich in seinen Kaffee, dass etwas von der heißen Brühe über sein Shirt lief. „Er hat aber nicht gesagt, warum“, fügte Ino hinzu, die von seiner Reaktion milde überrascht war. „Irgendwie seltsam, oder?“ „Dass er nicht gesagt hat wieso?“, fragte Sasuke, der das Shirt nun mit einer Serviette vom Tisch trocknete. „Nein, dass du ihn mitgenommen hast“, sagte Ino. „Seit wann zeigst du denn bitte so viel Mitgefühl? Gehen dir Menschen nicht eigentlich am Arsch vorbei?“ Sie klang nicht sauer oder vorwurfsvoll, es war einfach ihre Art unbarmherzig ehrlich zu sein. Egal, worum es dabei ging. Sasuke entschied sich dazu nicht zu antworteten, anscheinend erwartete Ino dies auch nicht. Stattdessen futterte sie weiter ihre kalorienarme Cornflakes und begann ein kicherndes Gespräch mit einer Freundin, die sich soeben auf die andere Seite neben sie setzte. Ihre Fragen hatten in Sasuke ein unbehagliches Gefühl hinterlassen. Das Chaos in seinem Kopf verwirrte ihn. So viele Gefühle, die ihm auf einem überkamen, wo er sich doch immer so viel Mühe gemacht hatte, sie zu verbergen. Erneut ließ er seinen Blick auf den Jungen gleiten, als in diesem Moment Kiba eintrat. Ihre Blicke trafen sich kurz und Sasuke konnte Mitleid in dem Gesicht des anderen Studenten kennen. Er glaubte sogar, dass Kiba ihm kurz aufmunternd zunickte und Sasuke bereute es zutiefst, dass er den Tod seines Vaters erwähnt hatte. Nach einigen Minuten kam Naruto schließlich vergnügt herüber gehüpft und blickte Sasuke erwartungsvoll an. „Kommst du dann?“ „Wohin?“, fragte Sasuke verwirrt. „Wir haben doch noch etwas zu erledigen!“, antwortete Naruto empört. Aus dem Augenwinkel konnte Sasuke erkennen, wie Ino neugierig rüberblickte. Ihre Freundin plauderte munter weiter. „Stimmt.“ Sasuke erhob sich, brachte die Tasse zurück in die Küche und schritt gemeinsam mit Naruto in den ersten Stock. Dort schnappte er sich Brieftasche und Handy und Naruto seine Liste und mit nicht mehr gewappnet brachen sie auf in die Großstadt Konoha. Kapitel 10: Eine unerwartete Überraschung ----------------------------------------- Mit jedem Schritt, den wir dem Friedhof außerhalb der Stadt näher kamen, wurde Naruto schweigsamer und nervöser. Er versuchte dies nicht einmal vor Sasuke zu verbergen, sondern warf ständig flüchtige Blicke zu ihm herüber, als würde er irgendetwas von ihm erwarten. Sasuke, der glaubte, dass der Junge aufmunternde Worte oder Gesten erwartete, machte dies ebenfalls nervös. „Sollen wir erst was frühstücken gehen?“, fragte Sasuke, hauptsächlich, um das unangenehme Schweigen zu brechen. „Ich hab ehrlich gesagt keinen Hunger“, murmelte Naruto, der seine Unterlippe zerkaute. „Du musst noch Ayame Bescheid geben.“ „Richtig…“ Doch er griff nicht gleich zu seinem Handy, dies könnte noch bis nach dem Besuch warten. Jetzt erst dachte Sasuke darüber nach, dass Naruto bei den Gräbern weinen könnte und davor hatte er Angst. Der Gedanke an einen weinenden Naruto war furchtbar. Und er hoffte, dass der Junge genauso stark sein würde, wie schon die ganze Zeit über. Der Weg dauerte seine Zeit, doch als sie endlich vor den eisernen Toren stehen blieben, sah Sasuke aus dem Augenwinkel, wie Naruto kräftig einatmete. „Bereit?“, fragte der Ältere als er eine Hand an die Klinke legte. Zur Antwort nickte Naruto mit einem Schlucken, jedoch keinesfalls unentschlossen. Sasuke öffnete die Tore und gemeinsam traten sie ein. Reihen um Reihen von Gräbern erstreckten sich vor ihnen. Verwitterte, alte um die sich niemand mehr kümmerte; brennende Kerzen auf weißem Marmor; bunte Blüten, die kahlen Stein verschönerten; von Gräsern überzogene kleine Hügel; es gab einfach jede erdenkliche Art von Grab, die Sasuke sich nur vorstellen konnte. Einige Steine waren ganz normal, andere hatten die Formen von Engeln oder Büchern, einmal sah Sasuke sogar einen Grabstein, der aussah wie eine Gitarre. Naruto wusste nicht mehr genau, wo sich die Gräber seiner Eltern befand, also galt es zu suchen. Nach einigen Minuten fragte Sasuke zaghaft: „Sag mal… Naruto… wie hießen deine Eltern überhaupt? Wir könnten uns dann aufteilen und das Suchen geht schneller…“ „Oh, klar.“ Naruto zuckte ein wenig zusammen, als hätte Sasuke ihn aus einem Tagtraum geweckt. „Minato und Kushina Uzumaki.“ „Okay…“ Sie teilten sich in der nächsten Abzweigung auf und suchten zu beiden Seiten. Der Friedhof auf dem sein Vater lag, war nicht annähernd so schön wie dieser Friedhof hier. Dies dachte Sasuke mit jedem Schritt, den er tiefer in das Labyrinth aus Gräbern machte. Ab und an blieb er stehen, um ein besonders gut aussehendes Grab zu betrachten, auch wenn er sich bereits dachte, dass das von Narutos Eltern nicht schön aussehen würde. Für die Gräber waren die Familienangehörige zuständig und, da Naruto anscheinend der einzige war und er seit dem Wechsel in die Pflegefamilie nicht mehr hier gewesen war, sah das Grab von seinen Eltern vermutlich verkommen und schmutzig aus. Mit Blättern übersät. Sasuke ging die Reihen entlang und las flüchtig die Namen. Kuroda Kazuma, Hamano und Akimoto Ayumu, Miharu Nakamura, Chiaki Yamashati, Michiyo und ihr wunderbarer Sohn Yuusuke Yamada, Minato und Kushina Uzumaki, Yumi- Beinahe wäre Sasuke vorbei gerannt. Er kam die wenigen Schritte zurück und blieb vor dem Grab, das so anders aussah, als er es sich vorgestellt hatte. „Naruto!“, brüllte er quer über die Friedhof ohne zu wissen, wo der Junge überhaupt war. Überrascht musste er vorstellen, dass er sich gleich gegenüber der Hecke befand, die die Reihen voneinander trennte. Sein azurblauen Augen blickten ihm durch das Blätterdickicht entgegen. „Was?“, fragte er. „Ich hab sie gefunden.“ Sasuke deutete auf das Grab vor sich und sofort kam Naruto um die Hecke. Er ging sehr langsam, was Sasuke darauf schließen ließ, dass er sich unschlüssig war, ob er seinen verstorbenen Eltern überhaupt entgegen treten wollte. Doch Naruto kam tapfer neben die Seite des Älteren und blickte hinunter auf den weißen Grabstein. Ihre Namen waren eingemeißelt und mit schwarzer Farbe nachgemalt wurden. Das Todesdatum lag darunter und überrascht musste Sasuke feststellen, dass es schon viele, viele Jahre zurück lag. Die Erkenntnis traf ihn mit Wucht. Als sie starben war Naruto fünf Jahre alt gewesen. Aus irgendeinem Grund hatte Sasuke geglaubt er wäre älter gewesen. Vierzehn, dreizehn, aber nicht fünf. Das war… das war jung. Er war ein Kleinkind gewesen, noch zu hundert Prozent auf die Liebe seiner Eltern angewiesen. Mitleidig betrachtete er Naruto, der sich nun an dem Grab nieder kniete. Eine einzelne Kerze brannte in einem roten Kerzenhalter auf dem weißen Stein. Eine frischer Blütenkranz lag unter den Namen. Irgendjemand kümmerte sich um das Grab. Sasuke wagte nicht zu fragen, wer dieser jemand sein könnte. Er stand bloß stumm da, während Naruto in ein trauerndes Schweigen verfielt und mit seinen Fingern die Namen nachfuhr. „Meine Mama hatte rote Haare gehabt“, sagte er schließlich in die Stille hinein, seine Stimme klang seltsam, schwankend zwischen Freude und Trauer. „Und sie hatte Temperament, das weiß ich noch. Und alle haben immer zu mir gesagt, ich würde aussehen wie mein Vater. Damals als ich noch nicht mal zur Schule gegangen bin… ich wurde nur ein paar Wochen nach dem Unfall nach Taki gebracht. Ich glaub es waren gerade mal zwei oder drei…“ Sasuke kniete sich nun ebenfalls nieder und legte eine Hand auf den Rücken des Jungen. Tröstend strich er über diesen, mit fester Hand, wie um ihm zu sagen: Ich beschütze dich, ich bin bei dir. Entweder fand Naruto dies rührend oder ihn traf der Verlust seiner Eltern in diesem Moment heftiger als erwartet, doch Tränen stiegen in den blauen Augen auf. Er legte seinen Kopf gegen Sasukes Schulter und begann leise zu schluchzen. „Ich vermiss sie, weißt du“, brachte er hervor. „Ich denke immer daran wie schön mein Leben hätte sein können, aber… aber diese Einsamkeit seit ich fünf Jahre alt bin. Es ist unerträglich!“ Und nun begann er wirklich zu weinen. Sasuke schloss ihn in eine feste Umarmung ohne wirklich zu wissen, was er überhaupt tat. Ewigkeiten, so schien es, knieten sie nebeneinander, bis sich Naruto mit einem leichten Schluckauf langsam beruhigte. Er wischte sich mit dem Ärmel über das nasse Gesicht, als Sasuke erkannte, dass unter dem Blumenkranz noch mehr stand. Vorsichtig schob er ihn zur Seite und las die schwarzen Worte: In stiller Trauer vermissen euch eure Kinder, Naruto und Naruko Uzumaki. Verdutzt las Sasuke die Worte noch einmal, auch Naruto hatte sie bemerkt und starrte mit geschwollenen Augen darauf. „Was?“, krächzte er verwirrt. „Ich hab keine Schwester!“ Die Entdeckung von Narutos Schwester brachte dem Jungen neue Energie. Als sie gemeinsam in einem Restaurant saßen und Naruto den nächsten Punkt in seiner Liste durchstrich, grübelte Sasuke bereits darüber, wie sie herausfinden konnten, was mit Naruko geschehen war. Er kam erst wieder aus seinen Überlegungen zurück, als die Kellnerin ihnen zwei Tassen Kaffee und ein üppiges Frühstück mit Bacon und Ei hinstellte. Naruto begann zu essen und blickte dabei verträumt aus dem Fenster heraus. Wolken hatten sich vor die Sonne gezogen, doch es war noch immer ziemlich warm. Die azurblauen Augen waren noch etwas geschwollen, man konnte erkennen, dass Naruto geweint hatte „Sollen wir deine Schwester dann suchen?“, fragte Sasuke nach einigen Minuten. „Natürlich“, antwortete Naruto, der aus seinen Gedanken wiederkehrte. „Ich weiß auch schon, wo wir anfangen werden.“ „Ach echt?“ „Ja. Aber erst rufst du Ayame an, wir haben ihr versprochen, ihr Bescheid zu geben.“ Nach dem Frühstück rief Sasuke sofort an. Das Mädchen war völlig aus dem Häuschen und brachte nur stotternd eine Zusage über die Lippen. Da sie nicht wusste, wo sich das Studentenwohnheim befand, versprach Sasuke sie am Abend am Ramen-Geschäft abzuholen. Kaum legte er auf, war Naruto auch schon auf den Beinen, mit höchster Motivation herauszufinden, was es mit Naruko auf sich hatte. Sasuke hatte keine Ahnung, wo Naruto überhaupt hinwollte und der Junge schien den Weg auch nicht mehr wirklich zu kennen. Mehrmals blieben sie an einer Karte von Konoha stehen, die überall in der Stadt aushingen. Schließlich benutzten sie die U-Bahn und nach beinahe anderthalb Stunden waren sie vor einem altertümlichen, großen Gebäude angelangt. Eine große Treppe führte hinauf zu einem doppelflügigen Eingang. Hier liefen Beamte in Anzügen herum, wie auch Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Stände. Sasuke wusste sofort, wo sie herausgekommen waren. „Das Jugendamt?“ „Richtig!“, nickte Naruto. „Die haben entschieden, was mit mir passiert, nach dem meine Eltern gestorben sind. Also werden sie auch wissen, was mit Naruko geschehen ist.“ Zusammen beschritten sie die große Treppe und fanden sich nach wenigen Sekunden in einer riesigen Eingangshalle wieder. Sasuke hatte sich das Jugendamt niemals so groß vorgestellt. Es gab eine Art Information, hinter der eine gelangweilt aussehende Frau saß, die Leuten half, die nicht genau wussten wohin sie gehen sollten. Sasuke und Naruto kamen sofort dran. „Entschuldigen Sie, wir suchen nach einer Jugendlichen, die vor ungefähr dreizehn Jahren hier betreut wurde“, sagte Naruto. Die Frau zog eine Augenbraue hoch. „Da kommt ihr ja reichlich früh“, spottete sie. „Sagen Sie uns einfach, bei wem wir nachfragen müssen!“, meinte Sasuke sauer ehe Naruto wieder den Mund aufmachen konnte. Es machte ihn wütend, dass diese Frau so mit Naruto umging. Dabei hatte er einfach nur eine Frage gestellt. Wenn sie wusste, was Naruto alles durchmachen musste, dann würde sie ihn nicht verspotten! „Ich würde mal sagen ihr müsst in den Archiven nachschauen, aber keine Ahnung, wer dafür verantwortlich ist“, sagte die Frau mit einem Schulterzucken. „Geht mal in den zweiten Stockwerk, Verwaltung, und fragt da noch mal nach.“ „Danke“, giftete Sasuke, packte den Jungen am Handgelenk und zog ihn mit sich mit zu den Treppen. Im zweiten Stockwerk sah alles schon nicht mehr so groß aus. Die Flure waren eng, die Büros klein, doch die Leute schienen alle ziemlich freundlich zu sein. Sie bekamen sofort Hilfe angeboten und wieder legte Naruto ihr Anliegen dar. Der junge Mann, der sich ihnen gewidmet hatte, spottete nicht, doch er runzelte verdutzt und neugierig zugleich die Stirn. „Okay, solche Anfragen haben wir selten“, gab er zu. „Aber in den Archiven wird sich schon was finden lassen.“ Irgendwie hatte Sasuke erwartet in einen Raum voller Regale mit Mappen zu kommen, dass sie Ewigkeiten suchen mussten, doch die so genannten Archive bestanden gelegentlich aus einem Computer, der in einem der Büros stand und anscheinend nur bereits abgeschlossene Fälle behandelte. „Wie ist denn der Name dieser Jugendlichen?“, fragte der junge Mann, während er sich auf dem Bürostuhl nieder ließ und das Passwort für die Archive eintippte. „Naruko Uzumaki“, antwortete Naruto. Einige Sekunden lang kehrte Stille ein, dann erhob der junge Mann wieder das Wort. „Ah ja, hier habe ich sie schon.“ Er tippte auf den Bildschirm. „Sie wurde in einer Pflegefamilie hier in Konoha untergebracht, laut unseren Angaben wohnt sie bei dieser Familie immer noch.“ „Warum wurde sie von ihrem Bruder getrennt?“, fragte nun Sasuke. „Das kann ich dir nicht genau sagen, aber ich kann euch den Namen der Familie verraten und die Adresse.“ Die Jungen ließen sich beides geben und verschwanden wieder. Kaum, da sie das Jugendamt verlassen hatten, blickte Naruto auf den Zettel in seiner Hand und dann erwartungsvoll zu Sasuke auf. „Können wir sofort hingehen?“ „Natürlich.“ Sasuke konnte gar nicht Nein sagen, als ihn diese beiden azurblauen Augen bettelnd anblickten. Gemeinsam machten sie sich auf dem Weg zur U-Bahn, um die Pflegefamilie Haruno aufzusuchen. Kapitel 11: Die Pflegeschwestern Haruno --------------------------------------- Tut mir Leid, dass es solange gedauert hat und das Kapitel so kurz ausfällt .__. ____________________________ Es ging bereits in den Nachmittag als sie endlich das Haus fanden. Eng an eng mit anderen Familienhäusern, in einem ruhigeren Viertel gelegen und zwei Stockwerke hoch. Ein Balkon zierte die Fassade und zur Haustür musste man ein paar Treppenstufen empor steigen. Nun, da sie da waren, tippte Naruto nervös die Fingerspitzen aneinander und biss sich auf die Unterlippe. Er ließ Sasuke klingeln und versteckte sich ein wenig hinter dem Älteren. Nach nur wenigen Sekunden wurde die Tür geöffnet. Erschrocken weiteten sich die stechend grünen Augen des Mädchens vor ihnen. Es war ungefähr in Sasukes Alter und hatte schulterlange, rosafarbene Haare, die sie mit einem Haarreif nach hinten geschoben hatte. Sie schlug beide Hände vor ihren Mund, dann wandte sie sich zurück ins Haus und rief: „Naruko, er ist hier!“ „Wer?“ „Dein Bruder!“ Es hörte sich an als hätte Naruko etwas umgeworfen, dann kam sie zu ihnen an die Haustür gepoltert. Die Wangen erhitzt und die langen, blonden Haare zu einem Zopf zusammen gebunden. Sasuke hatte das Gefühl einen weiblichen Naruto vor sich stehen zu sehen. Dies war unverkennbar die jüngere Schwester von Naruto. „Oh mein Gott!“, rief Naruko aus als sie ihren Bruder sah. Der war über ihren Anblick deutlich überrascht und blinzelte ungläubig. „Du bist tatsächlich gekommen!“ Und zur Überraschung aller warf sie sich Naruto um den Hals. Erst schien er unsicher, doch dann erwiderte Naruto die Umarmung. Sie war einen halben Kopf kleiner als der Junge, hatte dieselben großen, azurblauen Augen und einen zierlichen Körper. Sasuke schätzte sie auf 13 - 14 Jahre. „Kommt rein!“, sagte das rosahaarige Mädchen und öffnete die Tür, sodass sie alle herein treten konnten. Die beiden Pflegeschwestern waren äußerst gastfreundlich, boten warmen Tee und selbst gebackene Kekse an, die sie gemeinsam im Wohnzimmer verspeisten. Um einen flachen Tisch herum, saßen sie auf weichen Sitzkissen. Naruto zwischen Sasuke und seiner Schwester und die Rosahaarige, die sich als Sakura vorstellte, ließ sich neben Naruko nieder. „Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben dich jemals kennen lernen zu können“, sagte Naruko, die völlig aufgelöst schien und umklammerte dabei ihre dampfende Tasse Tee. „Du hast nie auf meine Briefe geantwortet.“ „Auf deine Briefe?“, fragte Naruto verblüfft. „Ich habe nie Briefe bekommen.“ „Ich habe aber ganz viele abgeschickt. Und ich habe auch ein paar Mal angerufen, aber da hat deine Pflegemutter immer gesagt, du wärst nicht da und irgendwann haben sie die Nummer umgeändert, ohne es der Behörde zu melden. Da dachte ich, sie wollen nicht, dass ich anrufe“, erklärte Naruko und der Blick ihres Bruders verfinsterte sich. „Ja, das sieht ihnen ähnlich“, murmelte er. Jähes Mitleid durchfuhr Sasuke und er musste an sich halten Naruto nicht tröstend in die Arme zu nehmen. Seine Pflegeeltern waren wahre Teufel. Er befürchtete schon, was mit den Briefen geschehen war, doch glaubte es erst, als Naruto es aussprach: „Und die Briefe haben sie sicher alle abgefangen, bevor ich sie sehen konnte und dann verbrannt oder so was.“ „Aber warum sollten sie das tun?“, fragte Sakura überrascht. „Weil meine Pflegeeltern Idioten sind. Die haben nur Pflegekinder angenommen wegen dem Geld, dass sie dafür bekommen. Wir sind ihnen doch egal“, antwortete Naruto säuerlich. „Oh“, machte Sakura. Mehr brachte sie nicht heraus und dabei erinnerte sie Sasuke stark an sich selbst, als Naruto ihm erzählt hatte, dass seine Eltern nicht mehr leben. Das schien schon so lange her. Genau wie die Beerdigung seines Vaters. Als wenn keine Tage sondern Wochen vergangen wären. „Wir haben dich im Fernsehen gesehen“, sagte nun Naruko, die von dem Schicksal ihres Bruders sehr betroffen schien. „Die sagen du wärst aus dem Taki - Krankenhaus geflohen und dein gesundheitlicher Zustand wäre kritisch. Was hat es damit auf sich?“ „Kann ich das gleich erklären?“, fragte Naruto flehentlich. „Ich würde gerne wissen, warum wir in unterschiedliche Pflegefamilien gekommen sind und, warum ich keine Ahnung hatte, dass du existierst… wie alt bist du überhaupt?“ „13“, antwortete Naruko. „War beim Autounfall mit dabei. Im Bauch unserer Mum.“ Das erklärte, warum Naruto nichts von ihr wusste. Als Fünf-Jähriger hat man nicht allzu viel Ahnung von Schwangerschaften. „Ich habe den Autounfall als einzige überlebt, aber nur sehr knapp“, fuhr Naruko fort. „Ich lag viele Monate im Krankenhaus, ich war schon beinahe zwei Jahre alt als ich endlich als gesund erklärt und entlassen wurde. Eigentlich wollten sie mich in dieselbe Pflegefamilie stecken wie dich, aber es kam anders.“ „Meine Mutter arbeitet im Krankenhaus auf der Station, auf der Naruko lag und die beiden haben sich schon richtig lieb gewonnen“, erklärte Sakura weiter. „Und deine Pflegefamilie hatte schon alle Plätze voll. Meine Eltern haben überlegt dich vielleicht auch zu adoptieren, aber dazu mussten sie erst ein paar Jahre beweisen, dass sie mit zwei Kindern klar kommen.“ „Irgendwie haben unsere Eltern dich vergessen“, gab Naruko traurig zu. „Aber ich niemals. Darum habe ich Briefe geschrieben. Ich wollte dich fragen, ob du zu uns ziehen möchtest, aber es scheiterte dann anscheinend an deinen Pflegeeltern…“ „Ja, die würden niemals eine Geldquelle freiwillig hergeben“, murrte Naruto. Danach kehrte Stille ein. Sasuke spürte einen unsäglichen Hass gegen diese so genannten Pflegeeltern von Naruto. Wie sie die Kinder benutzen, um Geld zu bekommen, sich aber überhaupt nicht um sie kümmern. Naruto hätte mit diesen beiden Schwestern sicher ein schönes Leben gehabt und die Eltern von ihnen schienen auch sehr nett zu sein. Aber stattdessen führte er ein einsames Leben in Taki und nun… „Und was hat es mit dieser Krankheit auf sich?“, fragte Naruko vorsichtig. Für einen Moment schien Naruto es nicht erklären zu wollen. Sasuke verstand das. Sie hatte sich so darüber gefreut ihren Bruder zu sehen und nun musste er ihr erklären, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Nur noch wenige Wochen. Er könnte jeden Augenblick tot umkippen. Doch Naruto erklärte es ihr, detaillierte als Sasuke und das Entsetzen und die Enttäuschung in den Gesichtern der beiden Mädchen war kaum auszuhalten. Schließlich kam Naruto zu dem Part über, warum er in Konoha gelandet war und erzählte, dass ich ihn mitgenommen habe, doch die Liste ließ er aus. Er ließ ebenfalls aus, wie nahe die beiden sich bereits gekommen waren. Als Naruto mit erstickter Stimme endete, hatte Naruko Tränen in den Augen und Sakura legte die Stirn auf der Tischplatte ab, als wäre sie unendlich geschwächt wurden. Wie Sasuke bereits erwartete, warf sich Naruko ihrem Bruder wieder um den Hals. Sie umarmten sich und Naruto begann zu weinen. Ein zweites Mal an diesem Tag, doch diesmal wegen der Krankheit. Sasuke hatte immer das Gefühl gehabt, dem Jungen wäre es gar nicht so wichtig, ob er nun lebt oder stirbt. Aber jetzt, da er eine Schwester hatte und die Familie dazu bereit war ihn aufzunehmen, wurde der Tod unerträglicher. Und auch Sasuke spürte ein Stechen in seiner Brust bei dem Gedanken an einen sterbenden Naruto. Aber, was redete er da. Naruto war bereits am Sterben seit er die Krankheit hat. Er lag im Sterben, eben in diesem Moment und es könnte jeden Augenblick mit ihm zu Ende gehen. Vorher musste diese Liste abgearbeitet sein, sonst würde sich Sasuke dies nie verzeihen können. „Hey Naruto“, sagte er und die Geschwister lösten sich schluchzend voneinander. Vorsichtig fragte Sasuke: „Hast du überhaupt noch Lust auf heute Abend?“ „Machst du Witze?“, erwiderte Naruto unter heftigem Schluckauf. „Das ist genau das, was ich heute Abend brauche!“ „Sollen wir die beiden einladen?“ Sasuke nickte zu Sakura, die immer noch auf dem Tisch lag und Naruko, die sich die Tränen von den Wangen wischte und Naruto sagte eifrig: „Ja, auf jeden Fall! Wollt ihr zwei heute Abend zu einer Studentenparty kommen? Wir können gleich gemeinsam los gehen und Ayame abholen, dann kommen wir rechtzeitig an, oder?“ „Ja“, antwortete Sasuke bloß. Die Mädchen schienen etwas verwirrt darüber nun eine Party zu feiern, wo sie doch gerade erfahren haben, dass Naruto todkrank war, doch sie sagten zu. Naruto zu liebe oder, weil sie mit ihm Zeit verbringen wollten. Es spielte keine Rolle. Gegen Abend machten sich Sakura und Naruko ausgehbereit, zogen sich etwas Schickes an, schminkten sich ein wenig und folgten dann den beiden Jungen in die U-Bahn. Sie holten Ayame ab, die ein schönes Sommerkleid trug und über die zusätzliche Begleitung etwas verwirrt schien, dann brachen sie zum Studentenwohnheim auf. Die Stimmung bis sie da waren, war sehr getrübt. Naruto versuchte mit allen Mitteln die anderen zum Lachen zu bringen, doch dies klappte nur wirklich bei Ayame, die von seiner Krankheit keine Ahnung hatte. Als sie endlich im Studentenwohnheim ankamen, herrschte dort bereits heilloses Durcheinander. Aus den Gemeinschaftsräumen dröhnte laute Musik, der Bass ließ den Boden vibrieren und drei Jungen schleppten Kistenweise Alkohol durch die offen stehende Eingangstür. Als sie die weibliche Begleitung von Sasuke und Naruto sahen, pfiffen sie anerkennend. „Ey, Sasuke“, rief Kiba mit einem Grinsen, der gerade mit einem Kasten Bier von der Küche herkam. „Nie bist du am Mitfeiern und jetzt schleppst du gleich drei Mädels her? Das nenne ich fair.“ Sasuke zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Kommt mit, darauf trinken wir“, sagte Kiba und sie folgten ihm in die Gemeinschaftsräume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)