Roll The Dice! von Valanya ================================================================================ Kapitel 1: Chapter One ---------------------- Virginia „Pepper“ Potts Ich stemmte die Hände in die Seiten und seufzte. Der Turm wackelte gefährlich, als ich eine Gabel von ganz oben herunter zupfte und neben die Spüle legte. Womit ich das verdient hatte, war mir noch immer nicht ganz klar, aber was tat man nicht alles für die Liebe? Dennoch beschloss ich, diesen Saustall nicht alleine zu beseitigen, immerhin hatte ich ihn nicht gemacht. Zielstrebig verließ ich die Küche und machte mich auf den Weg in die Werkstatt, doch die Tür blieb verschlossen. „Jarvis“, sagte ich genervt und warf der kleinen Kamera einen vielsagenden Blick zu. „Es tut mir leid, Ms Potts, aber Mr Stark will nicht gestört werden“, gab mir die neutrale Stimme zur Antwort. „Es tut mir leid, Jarvis, aber wenn du die Tür nicht aufmachst, zieh ich den Stecker“, drohte ich ihm an und sah entnervt hoch. Im nächsten Moment sprang die Tür einen Spalt auf und ich konnte die Werkstatt betreten. „Danke.“ Ich hielt Ausschau nach Tony, konnte ihn aber nirgends entdecken. „Wo ist er?“, fragte ich Jarvis und runzelte die Stirn. „Einen Moment, bitte, Ms Potts.“ Dann hörte ich ein kaum hörbares Surren und im nächsten Moment tauchte Iron Man direkt vor mir auf. Das Gesichtsfeld seines Helms klappte hoch und zum Vorschein kam ein verdreckter Stark – natürlich mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen. „Pepper“, säuselte er, „wie geht’s dir?“ Erneut stemmte ich die Hände in die Seiten, setzte eine vielsagende Miene auf und tippte zur Unterstreichung mit dem linken Fuß auf und ab. „Das Chaos in der Küche wartet.“ Er hob die rechte Hand und legte mir einen stählernen Zeigefinger auf die Lippen. „Ich kümmere mich sofort darum.“ Kurz schwieg er. „Jarvis!“ „Ja, Mr Stark?“ „Ms Potts bittet darum, dass das Geschirr gesäubert wird.“ „Mit Verlaub, Mr Stark, aber für diese Tätigkeit bin ich nicht programmiert worden.“ Auf Tonys Gesicht spiegelte sich Irritation wider, aber sie hielt nur für einen kurzen Moment an. „Nun, Ms Potts, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich später darum kümmere?“ Er legte all seinen Charme in seine Worte sowie in seinen Blick, aber immerhin war ich Pepper Potts und wenn jemand wusste, wie Tony Stark alias Iron Man gestrickt war, dann ich. Und wenn ich eines wusste, dann das, dass er sich nie darum kümmern würde. „Tony“, sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und drückte seine Hand von mir weg. „Ich gehe jetzt auf ein Date und wenn ich wieder komme, ist das Chaos beseitigt.“ Dann wandte ich mich von ihm ab und verschwand nach oben in den begehbaren Kleiderschrank, den ich neuerdings besaß. Ich griff nach dem bereits am Vormittag ausgewählten Outfit und zog mich schnell um, anschließend öffnete ich meine Haare und bürstete sie. „Wann haben wir uns das Date ausgemacht?“, fragte mich Tony, der plötzlich hinter mir aufgetaucht war, nunmehr ohne seine Rüstung und mit gesäubertem Gesicht. Ich lächelte und legte die Bürste zur Seite. „Wer sagt, dass ich mit dir auf ein Date gehe?“ „Tust du nicht?“ Er klang ehrlich verwirrt, egal, wie sehr er versuchte, es zu überspielen. Dafür kannte ich ihn einfach viel zu gut. „Nein.“ Ich steckte mir die Perlohrringe, die er mir vor ein paar Tagen geschenkt hatte, in die Ohren und drehte mich zu ihm um. Für einen kurzen Moment sprangen ihm seine Augen aus dem Kopf, als er das cremefarbene, eng anliegende Kleid sah, dann wurde er wieder der coole Playboy, für den er sich hielt, dabei hatte ich ihn doch schon lange an meiner Angel. „Und für wen hast du dich dann so angezogen?“ Er schluckte leise. „Na, für mein Date.“ Ich schaute auf die Uhr und schnappte mir meine schwarzen Pumps sowie die schwarze Clutch. „Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich will nicht zu spät kommen.“ Ich drängte mich an ihm vorbei, zog mich im Gehen fertig an und ließ Jarvis für mich die Limousine  rufen.  Tony lief mir währenddessen dauernd hinterher. „Aber wieso gehst du nicht mit mir auf ein Date?“, fragte er immer wieder. „Und wer ist er eigentlich? Kenne ich ihn? Ist er von S.H.I.E.L.D.? Ist es Rogers?“ Da drehte ich mich um, streckte mich zu ihm rauf und küsste ihn kurz. „Warum geht nicht in dein Hirn rein, dass zwischen mir und Rogers nichts läuft?“, fragte ich ihn ein wenig tadelnd, dann jedoch wurde mein Blick weicher. „Ich treffe mich mit einer Freundin.“ Schnell küsste ich ihn erneut, nur damit ich sogleich das Apartment verlassen konnte. Die Limousine wartete bereits auf mich. Elegant stieg ich ein und sagte dem Fahrer, Jerry, dass ich zum Central Park musste. Nur wenige Minuten später kam ich an. „Wo soll ich Sie raus lassen, Ms Potts?“ „Gleich hier“, sagte ich und schlüpfte aus dem Wagen. Ich schlängelte mich durch parkende Autos und machte mich auf den Weg zum verabredeten Treffpunkt. Meine Freundin Alice wartete bereits auf mich. Ich winkte ihr lächelnd zu und beschleunigte meinen Schritt. „Hey“, begrüßte ich sie überschwänglich und zog sie in meine Arme. Wir küssten uns auf die Wangen und setzten uns hin. „Na, da hab ich dich echt schon ewig nicht gesehen und dachte schon, du würdest deine Obsession zu Schwarz ablegen, aber da hab ich mich wohl getäuscht“, kommentiere ich schmunzelnd ihr schwarzes Kostüm. Sie lachte leise. „Und du bist so hell angezogen wie eh und je.“ „Tja, manche Sachen ändern sich eben nie“, kicherte ich und bestellte zwei Cappuccino. Dabei fiel mein Blick auf einen schlichten Ring mit einem kleinen Brillanten, den Alice am Ringfinger trug. „Bist du verlobt?“, fragte ich aufgeregt. Ein Glitzern trat in ihre Augen. „Ja, seit ein paar Tagen. Tom hat mich endlich gefragt!“ Ihre Stimme überschlug sich fast vor Freude; sie steckte mich sofort damit an. „Gott, ich dachte schon, er fragt dich nie! War es denn romantisch?“ „Total! Er hat mich abends ausgeführt und...“, plapperte sie drauf los und die nächsten dreißig Minuten sprachen wir nur über den Heiratsantrag. „Und, wie ist es mit dir und Tony?“, fragte sie mich nach einer Weile, in der wir der untergehenden Sonne zugeschaut hatten. Ich seufzte. „Tony ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er an eine Hochzeit denken würde.“ „Würdest du ja sagen, wenn er dich fragen würde?“ Die Neugierde blitzte in ihren Augen auf und sie spielte aufgeregt mit dem Ring an ihrem Finger. „Vermutlich nicht“, überlegte ich und lehnte mich zurück. „Aber ich denke, es ist ganz gut so wie es ist. Immerhin ist er Iron Man und ich weiß nicht, wie seine weiblichen Fans auf eine Mrs Stark reagieren würden. Außerdem bin ich nicht bereit mich an ihn zu binden, solange er nicht im Stande ist, die Küchenarbeit zu erledigen.“ „Bitte“, fragte Alice verwirrt nach und schon erzählte ich ihr von der Geschichte mit dem meterhohen Stapel aus Geschirr in der Spüle. „Er will seinen Computer darauf programmieren?“, lachte sie, als ich geendet hatte. Ich lachte mit ihr. „Ja. Eigentlich könnte er Jarvis auf alles programmieren, aber dann hätte er keinen Grund mehr, um mich weiterhin einzustellen und zuzugeben, dass er mich liebt, würde er selbst dann nicht, wenn ich mit Steve durchbrennen würde.“ „Steve?“ Sie wackelte mit den Augenbrauen. „Sollte ich den kennen?“ Wieder lachte ich. „Ja, ganz sicher. Er ist Captain America.“ Ihre Augen weiteten sich ungläubig. „Du kennst Captain America?“ Ich nickte. „Natürlich. Wenn man mit Tony Stark zusammenlebt, lernt man die High Society unter den Superhelden zwangsweise kennen. Allerdings dürfte ihm das nicht ganz so recht sein, immerhin bildet er sich ein, dass Steve ein Auge auf mich geworfen hat.“ „Und, hat er?“, hakte Alice nach. „Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Wir verstehen uns nur gut, das ist alles. Ich verstehe mich ja auch mit Bruce alias Hulk und mit Thor, aber in denen sieht Tony keine Gefahr, da Bruce sozusagen beziehungsuntauglich ist und Thor befindet sich in einer anderen Welt.“ Alice nickte sprachlos und nippte ein wenig an ihrem Wasser. „Jetzt hab ich dich ganz schön überfordert“, rief ich entsetzt und blickte sie bestürzt an. „Es tut mir leid, das wollte ich nicht.“ „Nein, nein“, winkte sie ab. „Es ist nur... Ich fluche sooft über mein Leben, es sei doch so kompliziert, aber du musst ja ganz schön was mitmachen. Wie kannst du da nur so normal bleiben?“ „Das frag ich mich auch immer“, lachte ich. Rund zwei Stunden und viel Gequatsche später war ich wieder auf dem Heimweg. Daran musste ich mich erst noch gewöhnen, immerhin wohnte ich erst seit ein paar Wochen im Stark-Tower und, wenn ich ehrlich war, machte mich das nicht immer glücklich. So wurde ich zum Beispiel schon einmal von Paparazzi abgelichtet, als ich mir erlaubt hatte, in der Drogerie um die Ecke eine Packung Klopapier zu kaufen. Solche Fotos einen Tag später in jeglichen Klatschblättern mit Schlagzeilen alá „Iron Mans Putze“ oder „Die Klofrau der Avengers“ zu lesen, war nicht gerade meine Vorstellung von Aufmerksamkeit. Als ich das Apartment betrat, wurde ich sogleich von Jarvis' Stimme begrüßt. „Guten Abend, Ms Potts. Mr Stark ist soeben mit seiner Arbeit fertig geworden und wird jeden Moment bei Ihnen sein.“ „Danke, Jarvis.“ Ich stellte meine Schuhe feinsäuberlich neben Tonys zahlreiche Lederschuhe und legte die Clutch auf die Anrichte darüber. Dann ging ich in die Küche und stellte erstaunt fest, dass alles aufgeräumt war. Zufrieden nahm ich mir ein Glas Wasser. „Wie du siehst, hab ich abgewaschen“, begrüßte mich Tony und küsste mich kurz. „Allerdings war es ein wirklich schwieriges Unterfangen – ich musste es googeln.“ „Ach wirklich?“, schmunzelte ich in den Kuss hinein und schlang meine Arme um ihn. „Ja“, murmelte er. Er vertiefte den Kuss stürmisch, zog mich näher an sich heran, so als wäre er ausgehungert. Vorsichtig löste ich mich ein wenig aus seinem Griff. „Nicht, wir haben einen Zuschauer.“ „Jarvis, gute Nacht“, knurrte er und im nächsten Moment war das typische Surren zu hören, wenn der Alles-Könner-Computer runterfuhr. Dann wirbelte mich Tony herum, küsste mich fordernd und ehe ich es mich versah, landeten wir in dem großen, weichen Bett... „Nicht so laut, Jarvis“, flüsterte Tony in mein Ohr. Verwirrt zuckte ich mit den Händen, neben mir wurde es kalt. „Ich komm ja schon“, hörte ich als nächstes, doch nun klang es so, als wäre zwischen mir und Tony eine Glaswand aufgezogen worden. Wohin kommst du, wollte ich ihn fragen, doch stattdessen flatterte ich mit den Augen und starrte in die Dunkelheit. Ich tastete die Matratze ab; ich war allein. Mit einem lauten Seufzer drehte ich mich auf die anderen Seite, zog die Decke über meinen Kopf und schlief weiter. Die Sonne kitzelte in meiner Nase, ich schlug die Augen auf, unterdrückte ein Niesen. „Guten Morgen, Ms Potts.“ Erschrocken riss ich die Decke über meine Brüste. „Jarvis!“ „Entschuldigung, Ms Potts, aber Mr Stark hat mir aufgetragen, Sie zu wecken, sollte er nicht wieder zurück sein, wenn Sie aufwachen“, sagte er. „Ich schaue Sie nicht an.“ „Gut“, murmelte ich, dennoch verließ ich in die Decke eingewickelt das Bett. „Wo ist er denn?“ „Mr Stark befindet sich in der S.H.I.E.L.D Kommandozentrale. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie sich keine Sorgen machen sollen. Außerdem soll ich Ihnen sagen, dass er Sie spätestens um 13 Uhr zum Mittagessen von hier abholt.“ „Danke, Jarvis.“ Mit diesen Worten verschwand ich ins Badezimmer und machte mich frisch. Anschließend verfrachtete ich mich mit einer Tasse Kaffee im Büro und setzte mich an den vielen Papierkram, für den Tony selten Zeit fand. In der Post lagen hauptsächlich Einladungen zu irgendwelchen Veranstaltungen und Preisverleihungen sowie einiges an Fanbriefen, die ich ungeöffnet in eine Schublade zu den zahlreichen anderen legte; die sollte er mal schön selbst beantworten. Als nächstes checkte ich den Terminkalender; erfreut stellte ich fest, dass für heute nur das besagte Mittagessen eingetragen war, allerdings konnte ich nicht sicher sein, ob Tony diesen einen Termin wahrnehmen können würde. Immerhin hatte mir die S.H.I.E.L.D schon einige Dates mit ihm zunichte gemacht. Nach nur einer Stunde war ich mit dem Gröbsten durch, außerdem machte mich Jarvis darauf aufmerksam, dass es bereits viertel nach zwölf war; schnell suchte ich mir ein Outfit zusammen und wurde in einer beigen Leinenhose und einem violetten Oberteil fündig. Ich trug nur dezentes Make-Up und zudem eine Sonnenbrille, da keine Wolken zu sehen waren. Als ich fertig war, hatte ich noch eine Viertelstunde, die ich für die Suche nach meinem Handy nutzte, da dieses letzte Nacht dank der puren Leidenschaft verschwunden war. Doch ich fand es einfach nicht. „Wenn ich Ihnen helfen darf, Ms Potts“, schaltete sich Jarvis nach einer Weile ein. „Ihr Handy befindet sich in der Spüle.“ Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen, sagte jedoch nichts und fand das kleine Ding tatsächlich dort. Ich hatte sieben entgangene Anrufe, alle von ein und derselben, mir unbekannten Nummer. Verwundert rief ich die Nummer zurück; bereits nach dem ersten Klingeln wurde abgehoben. „Virginia?“, fragte mich eine männliche Stimme, die mir bekannt vorkam, zuordnen konnte ich sie allerdings nicht. „Ja, wer ist da?“ „Ich bin's, Tom. Ist Ally bei dir?“ Er klang total verzweifelt; ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. „Nein, sie ist gestern nach Hause gefahren.“ Er erwiderte nichts. „Sie ist doch daheim angekommen, nicht?“, hakte ich nach. Das flaue Gefühl wurde immer stärker, mir wurde übel. „Tom?!“ „Nein...“ Ich hörte ihn schlucken. „Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)