Bad Moon Rising von SainzDeRouse (Seinem Bann kannst du dich nicht entziehen!) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Bad Moon Rising Kapitel 1 Es war merkwürdig. Einfach nur merkwürdig. Es war ein komisches Gefühl nach sieben Jahren die Schule zu verlassen. Hogwarts war jahrelang unser aller zu Hause gewesen und es nun für immer zu verlassen hinterließ bei uns allen ein mulmiges Gefühl. Es war so unwirklich und begreifen konnte ich es noch immer nicht. Obwohl ich doch nun schon seit einer guten Stunde im Zug saß und heimwärts fuhr. Es ging so schnell und es war hart. Es war als würde man ein Pflaster ganz schnell abziehen. Plötzlich waren alle Schränke leer, die Koffer gepackt und man wusste, dass einem das UTZ-Zeugnis in den Sommerferien zugeschickt werden würde. Das letzte Schulzeugnis im Leben. Es viel mir schwer das Schloss zu verlassen, mit seinen interessanten und zugleich auch erschreckenden Eigenarten. Alle schwiegen im Abteil. James und Sirius saßen am Fenster, Lily saß neben James und hatte sich an ihn gelehnt. Peter saß neben ihr an der Türseite, ihm gegenüber Remus, an dem ich mich auch leicht gelehnt hatte. Wir waren nicht zusammen, nein, aber mochten wir uns ganz gern und wenn einer kuscheln wollte, taten wir es ganz einfach. Alle schienen in Gedanken und hatten wohl dieselben bedrückenden Gefühle wie ich. Doch schon bald lockerte es sich rasch wieder auf, als Sirius wieder begann mit James rumzualbern. Remus schnappte sich ein Buch und da es ein interessantes Thema war, begann ich mitzulesen. Natürlich noch immer an ihn gelehnt, es war zu gemütlich. Aus schier weiter Ferne bemerkte ich, das Lily angefangen hatte sich mit Peter zu unterhalten. Und so blieb es für ein paar Stunden. Um halb zwölf drang vom Gang ein lautes Geklirre und Geplapper herein, und eine Frau mit Grübchen in den Wangen schob die Tür auf und sagte lächelnd: „Eine Kleinigkeit vom Wagen gefällig?“ Peter sprang sofort auf, kramte in seiner zu engen Hose, offensichtlich hatte er wieder ein wenig zugenommen, um seine Gold- und Silbermünzen herauszuholen. Es gab Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen, Blubbels Besten Blaskaugummi, Schokofrösche, Kürbispasteten, Kesselkuchen, Lakritz-Zauberstäbe und einige andere Dinge. Er nahm von allem etwas, wobei ich nicht wusste ob ihm wieder die Süßigkeitensucht gepackt hatte, oder ob er es des Abschieds wegen tat, würde er doch nie wieder was von der Frau im Hogwarts-Express abkaufen. Mit voll bepackten Armen setzte er sich wieder und ehe er es sich versah, wurden ihm ein Schokofrosch und ein Blubbles-Kaugummi mit einem „Danke Wurmschwanz“ geklaut. „Hey!“, protestierte Peter über die unerlaubte Selbstbedienung. James und Sirius aber kauten grinsend und genossen den süßen Geschmack. „Kann ich auch was haben Peter?“, fragte Lily freundlich. Nickend lies er sie gewähren, woraufhin nun Remus und ich erwartungsvoll unsere Hände hinhielten. Genervt Stöhnend und mit den Augen rollend ließ er sich nun auch von uns zwei was nehmen. „Na na Wurmschwanz, du bist doch eh schon so rund. Wir wollen dir doch nur dabei helfen nicht noch fetter zu werden“, scherzte Sirius, was James dazu veranlasste sich vor Lachen zu verschlucken. Schmollend griff Peter in die Bertie Botts Bohnen Packung und stopfte sich eine Handvoll in den Mund. Ich hatte nicht lange gebraucht um zu merken, dass Peter versuchte seinen Frust mit Essen zu lindern. Lily legte ihm mit einem aufmunternden Lächeln, eine Hand auf die Schulter, woraufhin er sich wieder beruhigte und weiter glücklich seine Süßigkeiten aß. Lily hatte eine verständnisvolle, ruhige und liebe Art, was sie bei den meisten sehr beliebt machte. Oft erinnerte sie mich an eine Löwin, die ihre Jungen schützte. Egel welcher ihrer Freunde geärgert wurde, sie ging immer dazwischen. Das lies mich nun an die Sache mit Snape vor zwei Jahren denken. Die beiden waren schon als beste Freunde in die Schule gekommen und sie war immer auf seiner Seite wenn er mal wieder von James und Sirius verhext wurde. Doch an diesem einen Sommertag, nachdem die ZAG’s in Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Flitwick geschrieben wurden, hatte Snape sie als Schlammblut beschimpf obwohl sie ihm helfen wollte. Das veranlasste sie allergisch darauf zu reagieren, erlaubte James ihn weiterhin zu piesacken und beleidigte ihn sogar. Seitdem war nichts mehr zwischen den Beiden. Sie hatte mir zwar mal erzählt dass er sich danach bei ihr entschuldigt hatte, doch verzieh sie es ihm bis heute nicht, was ich persönlich schade fand. Auch wenn ich ihn nie richtig mochte und mich seine Freunde immer geärgert hatten wo sie nur konnten und er es zugelassen hatte obwohl er wusste das ich Lilys Freundin war, war es schade um die lange Freundschaft. So was wertvolles, das schon sieben Jahre angehalten hatte, sollte man nicht so leicht wegwerfen, auch wenn er etwas Schlimmes gesagt hatte. Ich hatte sogar mal versucht sie umzustimmen, aber vergebens. Sie wollte nichts davon wissen. Ich wusste dass mehr dahinter steckte als nur dieses Schimpfwort doch hatte sie mir nie davon erzählt. Langsam erwachte ich aus den Erinnerungen und bemerkte auch gleich das ich ein gutes Stück lang weggetreten sein musste, da Remus schon einige Seiten weiter war und Peter bereits eine große Menge seiner Süßspeisen verputzt hatte. Lily lehnte noch immer neben James, unterhielt sich jedoch nicht mehr mit Peter und sah nur noch geistesabwesend zum Fenster raus. Sirius und James waren auch schon wieder ruhiger geworden und tauschten nur noch geringfügig Worte miteinander. Peter aß weiter vor sich hin, Remus las weiter während ich versuchte mich wieder im Buch einzuklinken, doch vergebens, ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Mich überfiel eine bleierne Müdigkeit, doch wen wunderte es? Die letzte Nacht in Hogwarts hatten wir natürlich mit einer Party im Gemeinschaftsraum mit den anderen Gryffindors der siebten Jahrgangsstufe zugebracht, bis die Sonne schon fast wieder aufging. Ich kuschelte mich noch mehr an Remus um es wärmer und gemütlicher zu haben, was ihn hörbar schmunzeln lies, wusste er doch was los war. Einmal gähnte ich vor mich hin, bevor ich die Augen schloss und ins Land der Träume glitt. Fortsetzung folgt … Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 „Mary, wach auf. Wir sind gleich in King’s Cross“, hörte ich Remus sagen während er mich sanft rüttelte. „Du musst sie wach küssen Moony“, gluckste James und als Sirius losprustete, stieg auch er laut ins Lachen mit ein. „Du bist unmöglich“, tadelte Lilys Stimme. Gähnend schlug ich die Augen auf und sah verschlafen in die Runde. „Oh man siehst du verwuschelt aus“, komplimentierte Sirius. Noch etwas daneben fasste ich in meinem Haarschopf und musste zugeben dass er Recht hatte. Sie fühlten sich an als wären alle vier Winde hindurchgefegt. „Wie lang habe ich noch?“, fragte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen um wacher zu werden. „Eine halbe Stunde“, antwortete Peter. „Oje, wie soll ich das hinkriegen?“, fragte ich vor mich hin und versuchte es mit den Händen die Haare irgendwie zu richten. Sogar Remus versuchte mir zu helfen und sie wieder glatt zu kriegen, da er gemerkt haben musste dass es aussichtslos war. Sirius Kommentar „Versuchst du’s jetzt als Friseur?“ ignorierte er gekonnt. Und meine Bürste war unpraktischer weise in meinem Koffer an den ich nun nicht ran konnte, da der Abteil zu voll war, als das ich ihn hätte öffnen können. Etwas genervt stöhnte ich auf als mich die Erkenntnis traf, dass ich wohl so auf die Straße sollte. „Warte mal, ich kann dir helfen“, sagte Lily plötzlich aufmunternd, stand auf, griff nach ihrer Tasche in der sie all ihr Krimskrams aufbewahrte und hielt mir ihre rettende Bürste hinein in denen sogar noch ein paar rote Haare steckten. Dankend nahm ich sie an, bürstete mir die Haare zu Recht und Lily half mir sogar, da ich kein Spiegel hatte. „Jetzt siehst du wieder ansehnlich aus“, scherzte diesmal Remus, weswegen er von mir einen leichten Boxer auf die Schulter erntete. Die restliche Zeit begannen wir aufgeregt über die Ferien zu reden und was wir nun so alles machen wollten. Natürlich mussten wir uns auch mit unseren Zeugnissen bewerben, wie bei den Muggeln, doch da sie erst in ein oder zwei Tagen kommen würden, hatten wir ja noch ein wenig Zeit für uns. ******* Als man London schon von weitem sehen konnte, legten wir unsere Zaubererumhänge ab und zogen Jacken und Mäntel an. Ratternd und tutend fuhr die rote Dampflock mit dem Schild Hogwarts-Express über sich stehend, in London am Bahnhof King’s Cross auf dem Gleis Neundreiviertel ein. Da Lily und ich so zierlich gebaut und nicht sehr stark waren, entpuppten sich unsere Jungs glücklicherweise als Gentlemans, trugen unsere schweren Koffer aus dem Zug (Sirius keuchende Bemerkung: „Was habt ihr da drin? Backersteine?“ beachtete ich nicht und Lily komprimierte nur: „Frauen brauchen eben mehr Gepäck!“ Woraufhin sich die vier jungen Männer viel sagende Blicke sendeten.) und bugsierten sie auf Gepäckträgern. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir alle vom Bahnsteig herunter waren. Ein verhutzelter alter Wachmann stand oben an der Fahrkartenschranke und lies uns jeweils zu zweit oder zu dritt durch das Tor, so dass wir nicht alle auf einmal aus einer Absperrung herausgepurzelt kamen und die Muggel erschreckten. King’s Cross war sehr überfüllt, man hatte kaum Platz, schon gar nicht mit solchem Gepäck und unsere Eltern waren schwer unter der Menge zu finden. Dass meine Eltern nicht auf mich warten würden wusste ich schon, sie hatten anderswo was zu erledigen, hatten sie mir vor ein paar Tagen geschrieben. Doch würden Sirius und James von den Potters abgeholt werden, Peter und Remus von ihren Eltern und Lily natürlich auch, wobei ich sie als Mitfahrgelegenheit wahrnehmen durfte, da wir eh im selben Ort wohnten. Genau genommen nur wenige Straßen. Während wir uns so durch die Mengen quetschten fühlte ich mich plötzlich beobachtet. Es machte mir zunächst nichts aus, es waren schließlich gerade sehr viel Menschen unterwegs. Doch als der Blick schon bohrend und unangenehm war schaute ich mich nach dem Starrenden um. Ich brauchte nicht sehr lange um ihn zu finden, war er doch der Einzige der meinen Blick voll erwiderte. Mich überkam ein Schauer als ich ihm direkt in die Augen sah. Er war ein kräftiger breitschultriger Mann mit mattbraunem Haar - was mich an Remus’ Haare erinnerte, wobei mir einfiel das ich nicht wusste warum dieser eigentlich bereits graue Strähnchen hatte - und stechenden Augen. Ohne es wirklich zu merken starrte ich ihn unentwegt an. Normalerweise tat ich so was nie, doch konnte ich nicht anders. Irgendetwas zog meinen Blick magisch an. „Mary, wo bleibst du denn?“, holte mich Lily wieder in die Realität und schreckte mich auf. „Ich komm ja schon“, sagte ich noch ganz verwirrt. Sie schien zu merken das was war, doch sagte sie nichts sondern deutete sie mich an ihr zu folgen. „Ich habe meine Eltern gefunden, sie warten schon!“ So schnell wie es ging rollten wir unsere schweren großen Koffer zu ihren Eltern. Das hieß genauer gesagt, Schneckentempo. Doch glücklicherweise schafften wir es doch noch irgendwann. Und während Lily ihre Eltern freudig begrüßte und herzlich umarmte, sah ich mich noch mal nach diesem geheimnisvollen Mann um. Doch stand er nicht mehr auf dem Fleck auf dem ich ihn erblickt hatte. Ob er schon wieder gegangen war? Doch warum sollte ich darüber nachdenken? Etwas Verwirrt schüttelte ich die Gedanken an ihn weg und wurde ebenfalls von Lilys Eltern herzlich begrüßt. „So ihr lieben, wir sollten langsam aufbrechen, ihr werden bestimmt müde sein und ich will keine Sekunde länger auf diesem überfüllten Bahnhof stehen und in einen Stau kommen, schon gar nicht“, sagte Mr. Evans drängend. Zustimmend versuchten wir so schnell wie möglich zum Parkplatz zu kommen, doch war es natürlich ein unmögliches Unterfangen. Wieder hieß es Schneckentempo. Doch nach einer halben Ewigkeit gelang es uns doch. Und während wir zusammen mit Lilys Vater die Koffer ins Auto hievten, fielen mir wieder die Jungs ein. „Wo sind eigentlich die Anderen?“ „Die haben wir in der Menge verloren. Aber sie sind bestimmt schon auch schon auf der Heimfahrt“, antwortete Lily. Und wenn man vom Teufel sprach, fuhr genau in diesem Moment ein hupendes Auto an uns vorbei mit einem winkenden James und Sirius auf der Rückbank sitzend. Lächelnd winkten wir zurück. „Wer waren die beiden?“, fragte Mrs. Evans neugierig. „Das waren James und Sirius.“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. „Ah! Hast du gehört Liebling? Unser künftiger Schwiegersohn ist gerade an uns vorbeigerauscht“, grinste Mr. Evans, sich an den letzten Briefen von Lily erinnernd. „Ach Papa!“, sprach Lily peinlich berührt, was mich zum Lachen brachte. Dadurch handelte ich mir allerdings einen Stoß in die Rippen ein. „Ist Petunia denn nicht da?“ fragte Lily plötzlich das Thema wechselnd und sich nach ihrer Schwester im Auto suchend. „Nein Schatz, du kennst sie doch, sie wollte nicht mit“, erklärte Mrs. Evans, sichtlich unzufrieden von ihrer anderen Tochter. „Ja!“, sagte Lily kleinlaut und man hörte deutlich die Enttäuschung aus ihrer Stimme. Nun fiel mir ein das ich auch über das Verhältnis zu ihrer Schwester nichts wusste, was schon komisch war, da ich doch eine gute Freundin von Lily war, doch wollte ich sie nun nicht bedrängen. Schweigend fuhren wir los und obwohl die Stimmung am Anfang etwas eisig war, da Lily und ihre Mutter wohl noch schmollten, wurde sie später umso lustiger. Denn Mr. Evans schien genau zu wissen wie er seine Frauen wieder aufmuntern konnte. Er war ein wirklich sehr sympathischer, lustiger Mensch. Fortsetzung folgt . . . Kapitel 3: ----------- Kapitel 3 Einige Kilometer von King’s Cross entfernt, am äußeren Rande Londons fuhren wir in den etwas einfacheren Teil der Stadt in der Lily und auch ich lebte. Für mich schien unser Stadtteil immer wie eine ganz eigene kleinere Stadt, da es hier nicht von Hotels, Stars oder dem Buckingham Palace strahlt. Hier bei uns gibt es keine Hochhäuser oder irgendwelchen Sehenswürdigkeiten. Was mir ehrlich gesagt besser gefällt, da ich finde das es im Mittelpunkt Londons ziemlich voll gestopft wirkt. Was zum Shoppen allerdings ideal ist. Es dauerte nicht lange bis wir auf einer schmalen Pflasterstraße, zwischen zahlreichen Reihen von Backsteinhäusern und einem alten Gitterzaun, fuhren. Hinter dem Zaun, von dem ich wusste dass man durch ein Loch hindurch konnte, gab es eine Böschung und von der ging es hinunter zum Fluss, der sich durch überwucherte Ufer schlängelte. Wir bogen durch eine Gasse zwischen den Backsteinhäusern zu einer Straße die ganz ähnlich aussah und dann um eine weitere Ecke an der Spinners End vorbei, über dessen Schild der Schornstein der Fabrik aufragte, die nicht weit von hier stand. Da ich wusste das Snape in dieser Straße wohnte, sah ich sie mir genau an und es dauerte nur ein Bruchteil einer Sekunde, bis ich ihn fand. Er war nur schwer zu erkennen, da er im allerletzten Haus wohnte, doch war ich mir sicher dass er es sein musste. Nach einem Augenzusammenkneifen war es unverkennbar, nur Snape trug von Kopf bis Fuß Schwarz und hatte einen schwarzen Vorhang vor den Augen. Nein ehrlich, er war es, doch hatte ich ihn nicht an seinem Outfit erkannt, jeder konnte von weitem so aussehen. Es machte mich so sicher das er es war, weil er gerade einen großen schweren Koffer, eindeutig ein Hogwartskoffer, die Treppe zur Haustür hinauf zu hieven versuchte. Komisch aber, fand ich, dass er von der anderen dunklen Person, die neben eben dieser Tür lehnte, ihm nicht half sondern nur zusah. Kurz blickte ich zu Lily auf die andere Seite des Autos und konnte gerade noch erhaschen, wie sie schnell ihren Kopf von diesem Anblick abwendete. Offensichtlich hatte auch sie diese Szene gesehen, wollte aber wohl nicht dass ich es weiß. Sie wusste dass ich dann wieder versuchen würde ihr etwas, über ihre gescheiterte Freundschaft mit Snape, aus der Nase zu ziehen. Drei Straßen weiter an Lilys Haus vorbei, kam das Auto stehen, direkt vor meinem Elternhaus. Während ich ausstieg fragte mich Lily mit einem spitzbübischen Lächeln ob meine Eltern sich darauf freuen mich wieder an der Backe zu haben. „Ich weiß nicht“, antwortete ich grinsend, „ sie sind eh noch nicht da, ihr Auto ist weg. Sie kommen bestimmt erst morgen.“ „Wirklich? Willst du nicht lieber die Nacht bei uns verbringen? Dann kannst du mit uns auf euren Abschluss anstoßen“, lud mich Mr. Evans ein. „Aber sie lieber kurz nach, vielleicht haben sie ein Zettel für dich hinterlassen“, schlug Mrs. Evans vor. Bejahend lief ich zur Haustür, öffnete sie und sah mich um. Meine Eltern waren wirklich nicht zu Hause. Doch hatten sie tatsächlich für mich einen Brief und ein kleines Kästchen mit einer Schleife für mich auf den Küchentisch hinterlassen. Über das Kästchen war ich zwar sehr erfreut und neugierig was sich darin befand, doch riss ich erst den Brief auf, auf dem mein Name in geschwungener Schrift geschrieben stand. Meine liebe Mary, es tut uns Leid das wir dich nicht vom Bahnhof abholen konnten, wie wir dir schon geschrieben haben, konnten wir nicht, da es deiner Großmutter zusehends schlechter ergeht. Wir freuen uns sehr auf dich und beglückwünschen dich zu deinem Abschluss, den du hoffentlich mit Bravour bestehst, aber da mache ich mir bei dir keine Sorgen. Zu unserm Glück kann ich sagen das wir schon morgen kommen werden, da ich deine Tante darum gebeten habe sich um Mutter zu kümmern. Und zum Abschluss schenken wir, dein Vater und ich dir eine Kleinigkeit. Es ist in dem kleinen Kästchen. Wir hoffen dass es dir gefällt und wünschen dir eine Schul -und Elternfreien Abend. Wenn es zu einsam ist, könntest du ja fragen ob du bei Lily übernachten kannst, aber vielleicht wollen sie ihren ersten gemeinsamen Abend nach einem langen Jahr lieber unter sich feiern. Bestell doch Lily und ihren Eltern bitte liebe Grüße, ich hoffe das auch ihr Zeugnis gut ausfällt. Viele Küsse, deine Eltern Lächelnd legte ich den Brief bei Seite und schnappte sofort nach dem Kästchen. Als ich schon nach der Schleife fassen wollte um sie zu öffnen, fiel mir nach Luft schnappend die Evansfamilie ein, die noch immer im Auto auf mich warteten. Hastig griff ich nach dem Brief, samt Umschlag, was sie zerknittern lies und rannte mit dem Kästchen in der anderen Hand nach draußen, schmiss die Tür hinter mir zu und rannte eilig zurück zum Auto. „Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ein Brief von meiner Mutter hatte mich abgelenkt.“ „Nicht so schlimm, deswegen musst du kein Ei legen“, scherzte Mr. Evans und startete das Auto während sich Mrs. Evans neugierig nach mit umdrehte. „Was hat sie denn geschrieben?“ „Nur das sie morgen schon wieder kommen, sie konnten heute nicht weil es Grandma schlechter geht …“ „Oh, das tut uns leid“, sagte Mrs. Evans sofort mitleidig. „Das braucht es nicht, ich bin zuversichtlich dass es ihr bald wieder besser gehen wird. Sie hat schon vieles überstanden, sie ist sehr stark. Deshalb mache ich mir keine Sorgen. Jedenfalls, haben meine Eltern mir zum Abschluss gratuliert und schenkt mir auch was“, erzählte ich weiter und hielt das schöne orange Kästchen mit den schönen goldfarbenen Verziehrungen und der violetten Schleife nach oben. „Oh, die ist aber schön“, sagten Lily und ihre Mutter wie aus einem Mund. „Pack das lieber gleich weg, sonst wollen meine Frauen das auch noch haben“, scherzte Mr. Evans, was ihm nur Proteste einbrachte. Ehe sich Mr. Evans noch mehr anhören musste, hielt er vor dem Haus der Evans, stieg aus, was sehr nach einer Flucht aussah und machte sich gleich daran Lilys Koffer aus dem Kofferraum zu tragen. „Deinen Koffer lassen wir am besten im Auto, es lohnt sich nicht ihn auch herauszuholen. Was mir persönlich nichts ausmachen würde, doch ich schätze mein Gatte würde sich beklagen“, sagte sie mit einem sauren Blick auf Mr. Evans. Erschrocken darüber dachte ich nun, das sie wirklich wütend auf ihren Mann war und war mir nicht mehr so sicher ob ich hier wirklich übernachten sollte. Doch stimmte mich ein amüsiertes Augenzwinkern von Mrs. Evans prompt um und sofort tat ich es nur als ein Spielchen zwischen verheirateten ab. Lily und ich gingen hinein und erblickten im Wohnzimmer eine fernsehende Petunia. „Hallo Tunia!“, sagte Lily vorsichtig. „Ah, die verrückte ist wieder da“, sprach Petunia gereizt und ohne auch nur einmal den Blick vom Fernseher abzuwenden. Aus dem Augenwinkel sah ich wie sich Lilys Körper verspannte, doch ehe sie Kontra geben konnte, stieß ihre Mutter schon hinzu. „Petunia, sitz da nicht so rum, wir haben einen Gast, sei höflich.“, sagte sie und rauschte auch gleich wieder in die Küche und murmelte was von „muss noch mal schnell einkaufen gehen“. Petunia sprang ruckartig auf und sah mich abschätzend an. „Oh Gott, noch so eine. Hallo“, nuschelte sie, blickte Lily finster an, lief an uns ohne einen weiteren Blick vorbei, allerdings streifte sie Lily absichtlich und nicht gerade zartfühlend mit ihrer Schulter. Dann lief sie die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf und man hörte auch gleich eine Tür zu knallen. Lily noch immer angespannt, atmete kurz auf und sah mich entschuldigend an. „Petunia kennst du ja, die muss ich dir ja nicht erst vorstellen. Gehen wir hoch“, sagte sie und ging voraus. Ja, Petunia kannte ich. Allerdings nicht sehr gut. Lily und ich hatten uns erst in Hogwarts kennen gelernt, wir waren im selben Zimmer, obgleich ich nur eine Straße weiter wohnte. Da sieht man mal wie klein die Welt ist. Und Petunia hatte ich immer nur ganz flüchtig gesehen. Sie schien es richtig vermeiden zu wollen mit Lily oder irgendwelchen ihrer Freunde aus dieser „Sonderschule für Spinner“ wie sie es nannte, zu tun zu haben. Kaum waren wir in ihrem Zimmer schmissen wir uns erschöpft aufs Bett. Auch wenn ich ein wenig im Zug geschlafen hatte, war heute alles sehr anstrengend. Plötzlich hörte man ein poltern auf dem Flur, kurz bevor die Tür aufging und Mr. und Mrs. Evans den Hogwartskoffer hineintrugen. „Ruht euch erstmal aus, bald gibt es was zu essen. Lily lass deine Sachen nicht zu lange im Koffer, sonst werden sie anfangen zu müffeln“, sagte Mrs. Evans und schon waren sie wieder weg. „Was hast du nun eigentlich von deinen Eltern bekommen?“ Prompt fielen mir der Brief und das Kästchen ein, die ich noch immer in den Händen geklammert hielt. „Ich weiß nicht!“ „Na dann sie nach!“, forderte Lily mich auf. Sie schien sehr neugierig, aber vielleicht wollte sie sich auch nur von der Auseinandersetzung mit Petunia ablenken. Ich wusste dass sie an so was lange nagte, auch wenn sie sehr stark war, litt sie dennoch. Mit fast zittrigen Händen öffnete ich das Kästchen und beide blickten wir auf eine schöne silberne Kette mit einem Medaillon hinunter. Es war ebenfalls silbern, hatte schöne Verzierungen eingraviert und in der Mitte einen schönen silbeblauen Stein, der mich an den Mond erinnerte. Vielleicht sogar ein Mondstein. „Ahhh“, kreischte ich aufgeregt, „ die wollte ich schon seit einer Ewigkeit haben. Letzten Sommer waren Mum und Dad mit mir Bummeln und an diesem einen Schaufenster sah ich dieses schöne Medaillon und wollte es unbedingt haben. Doch leider war es viel zu teuer und mein Vater wollte es mir nicht kaufen“, erklärte ich auch gleich, ohne die Kette auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. „Sie ist sehr schön und sie steht dir sicher gut“, sagte Lily, nahm mir die Kette auch gleich aus der Hand und legte sie mir um. Freudig lächelte ich auf sie hinab, sah dann wieder zu Lily und erstarrte. Plötzlich saß sie stocksteif da, mit Tränen in den Augen und schien weit fort, in Gedanken versunken. „Lily was hast du?“, sagte ich besorgt und legte einen Arm um ihre Schultern. Dankbar lehnte sie sich an mich. „Es ist nur … wegen Petunia, sonst nichts. Ich mag es nicht zu streiten und sie lässt mich absolut nicht an sich ran. Das ist alles …“, sprach sie mit belegter Stimme. Es war nicht so das ich ihr nicht glaubte, aber irgendetwas sagte mir das da noch was anderes ist. „Ist das wirklich alles? Oder ist da noch was?“, fragte ich. „Oder noch irgendjemand?“, flüsterte ich vor mich hin, denn ich glaubte zu wissen um wen es ging, doch sprach ich es nicht aus, da sie bisher immer abblockend reagiert hatte. Plötzlich versteifte sich ihr Körper, sie sog scharf die Luft ein und blickte mir starr in die Augen. Ernst blickte ich zurück. Und dann, ganz unverhofft, bewegten sich ihre Lippen, sie versuchte mir was zu sagen. Doch bevor auch nur ein Ton herauskam richtete sie sich auf, rieb mit den Handrücken über ihre Augen und wechselte das Thema. „Ich sollte langsam meinen Koffer auspacken, sonst schimpft Mum noch. Hilfst du mir?“, fragte sie mit einem falschen Lächeln, am liebsten hätte ich sie geschüttelt und sie dazu aufgefordert endlich mit mir zu reden. Aber ich tat es nicht. Außerdem war es sowieso der falsche Augenblick. Wir sind gerade erst zurückgekommen, sind müde und kaputt und ihre Eltern würden uns bald zum Essen rufen. Für heute gab ich es auf. Ich stand auf und half ihr ihre Sachen in die Schränke und Regale zu räumen. Was mit Magie, die wir nun glücklicherweise benutzen durften, sehr schnell ging. Danach legten wir uns auf ihrem Bett und unterhielten uns über belanglose Dinge, auch nahmen wir andauernd mein Medaillon in die Hand und betrachteten es. Bis es plötzlich in Lilys Händen auseinander gingen, allerdings war es nicht kaputt, sondern es stellte sich heraus das man Bilder hinein tun konnte. „Wow, das ist ja toll. Ich wusste gar nicht dass man das machen kann. Im Schaufenster war es nämlich verschlossen.“ „Da siehst du mal, wenn du mich nicht hättest“, lächelte Lily, sprang auf, kramte etwas in ihrer Schreibtischschublade herum und drückte mir ein rechteckiges Papier in die Hand. Es war ein Foto von ihr, natürlich nur ein unbewegliches Muggelfoto, aber dafür ein sehr schönes. Trotz dessen das es nur ein Muggelfoto war, sah sie dennoch sehr lebendig aus. Denn sie sah einem direkt aus dem Foto an, mit langen roten Haaren, die ihr wallend über die Schulter fielen, mit einem strahlenden Lächeln und ihre grünen Augen leuchteten regelrecht. „Danke, es sieht wirklich schön aus. Wann war das?“ „Letzte Sommerferien.“ Prüfend legte ich das Bild über das Medaillon um zu sehen wie viel ich wohl wegschneiden musste. Aber da es recht groß war und das Bild nur ein einfaches kleines Passbild war, würde ich nur die Ecken wegschneiden müssen und das ganze ein wenig oval schneiden. „Könntest du mir eine Schere geben?“ „Mary MacDonald ich muss schon sehr bitten. Wir sind Hexen, hast du das vergessen?“, tadelte Lily lächelnd, nahm mir das Bild und das Medaillon aus der Hand und legte sie auf dem Boden vor ihren Füßen. Sie setzte sich davor in den Schneidersitz, hielt ihren Zauberstab darüber und murmelte etwas vor sich hin, was ich nicht verstand. Plötzlich flog das Bild in die Luft, etwas Unsichtbares schien es zurechtzuschneiden und dann schob es sich wie von selbst unter dem Glass des Medaillons. Grinsend legte Lily mir die Kette wieder um den Hals und sagte: „So einfach geht das!“ Ich lächelte zurück. „Danke, ich muss mich wohl erst daran gewöhnen das wir nun zaubern können, wie und wann wir wollen.“ Lily legte sich wieder zu mir aufs Bett und wir begannen über die Prüfungen zu reden. Es dauerte nicht allzu lange bis Lily vor Müdigkeit einfach einschlief. Ich hegte zwar einen kurzen Zeitraum den gemeinen Gedanken sie einfach wieder zu wecken, doch lies ich es lieber. Sie musste sehr erschöpft sein, da sie im Zug nicht geschlafen hatte, wie sie mir erzählt hatte. Es machte mir nichts aus, ich war auch nicht sauer deswegen, in Gegenteil, so konnte ich mal für eine Weile in Ruhe über sie nachdenken. Ich rief mir die Szene von vorhin in Gedanken wieder herauf, als Lily angespannt und mit Tränen in den Augen an mich gelehnt war. Wir sind seit Jahren die besten Freundinnen, doch über Petunia und seit diese Sache mit Snape war, wollte sie nie richtig reden. Ich muss zugeben das Kränkt mich. Wie gesagt mit Petunia hatte ich nie richtig Kontakt gehabt, in all den Jahren nicht. Was mich allerdings nicht wundert, entweder waren wir unterwegs oder sie war es. Und wenn wir doch alle drei Mal unter einem Dach waren, dann waren wir entweder in Lilys Zimmer oder Petunia war in ihrem. Was Snape angeht kannte ich ihn früher nur vom Sehen her und in Hogwarts sahen wir uns eh nur im Unterricht oder in der Pause. Und ne richtige Freundschaft hatte sich zwischen mir und Lily erst im Dritten Jahr entwickelt, weil sie mich vor Snapes Freunden Avery und Mulciber verteidigt hatte. Und weil sie dachte das Snapes Anwesenheit mich wegen seinen Freunden unangenehm sein könnte, tat sie nie was mit uns beiden zusammen. Ich fand es zu Anfang zwar toll von ihr, weil ich mit Snape wirklich nichts zu tun haben wollte, doch später dachte ich ein wenig anders. Es war in den Sommerferien vor dem fünften Schuljahr, als ich vorschlug wir könnten doch was zu dritt machen, wenn wir sowieso schon im selben Stadtteil wohnten. Inzwischen dachte ich nämlich, nur weil Snapes Freunde sich wie die letzten Arschlöcher benehmen, heißt es noch lange nicht das er auch so ist, schließlich wäre Lily ja sonst nicht mit ihm befreundet, doch hielt es Lily für keine gute Idee. Erst dachte ich sie wolle mich nicht dabei haben und mit ihm lieber alleine sein. Ich muss gestehen, das ich dann schon den Verdacht hatte sie wären ein Liebespaar, doch erklärte mir Lily die Sache anders. Sie hatte nicht viel erzählt, sie meinte er würde es nicht wollen, nur durchblicken lassen, das es mit seinen Eltern nicht besonders lief und es ihm nicht gut ging. Seither hatte ich mich damit zufrieden gegeben und sogar angefangen ihn wenigstens zu grüßen wenn wir uns doch mal über den Weg liefen. Doch seit er Lily im fünften Jahr nach den ZAG-Prüfungen in Verteidigung gegen die dunklen Künste so derb beleidigt hatte, war meine kleine Sympathie ihm gegenüber wieder verdorrt. Er hatte sich zwar entschuldigt wie Lily erzählt hatte, aber wollte sie nichts davon wissen, was mich hart getroffen hatte, da ich es nicht erwartet hatte. Zu Anfang dachte ich noch sie würde sich wieder abregen und sich wieder mit ihm versöhnen, doch dem war nicht so. Normalerweise hätte mich das gefreut und das hatte es auch zu Beginn, allerdings nicht mehr seit ich bemerkte wie sehr sie darunter litt. Anfangs dachte ich mir nichts dabei, so was war nach einer derartigen Trennung normal, doch hatte sich in den letzten zwei Jahren nichts geändert. Auch wenn sie inzwischen besser geworden war es zu verstecken. Ich höre die Schluchzer noch immer in meinen Ohren. Seit es passiert war hatte sie ihn ignoriert, doch wenn sie ihn doch mal wieder begegnet war während er wieder schamlos von James und Sirius fertig gemacht worden ist, weinte sie sich jedes Mal in den Schlaf. Sie mag mir ja so oft weismachen wollen wie sehr er ihr nun egal ist, doch glaube ich ihr kein Wort. Bestimmt wünscht sie sich noch immer dass er zurück kommt, sich entschuldigt und vor allem sich von seinen fiesen Freunden trennt. Doch wissen wir alle dass es nie passieren wird. Und so stur wie sie ist wird sie niemals den ersten Schritt machen, schon gar nicht nach dem was sie zu ihm gesagt hatte. Wenn mir ihr Leiden nicht so auffallen und es mir nicht so ans Herz gehen würde, täte ich nicht derartig darüber nachdenken, doch leider kann ich es nicht abschalten. Sie kann es verstecken und vertuschen wie sie will, ich weiß es trotzdem besser, auch wenn es mir nicht gefällt. Ich hatte schon immer eine Antenne für so was. Selbst meine Großmutter, die ich auch nur einmal im Jahr sehe und keinen richtigen Bezug zu ihr habe, erkannte schon vor ein paar Jahren dass ich ein sehr sensibler Mensch bin. Aber was soll man machen, wenn sie nicht richtig mit mir darüber reden will, kann ich ihr auch nicht helfen. Doch zum Glück hat sie James, er macht sie glücklich und ist gut für sie. Er lenkt sie ab. Für einen Moment lag ich nur mit geschlossenen Augen da und ich spürte wie ich langsam ins Traumland abdriftete, als mir plötzlich dieser Mann vom Bahnsteig wieder einfiel. Wer war das? Und warum hatte er mich so intensiv angesehen? Irgendwie ist es albern. Warum sollte ich mir Gedanken machen über einen Kerl den ich nicht kenne, nur weil er mich mal kurz angesehen hat? Vielleicht hatte er auch nur jemanden gesucht und durch mich hindurch gesehen. Während ich so an ihn dachte, überkam mich wieder diese bleierne Schwere, die meine Augen zufallen lies. Und kaum eine Minute später war ich, genau wie Lily tief und fest eingeschlafen. Fortsetzung folgt . . . Kapitel 4: ----------- Kapitel 4 „Mary! Mary, wach auf“, rüttelte jemand an meiner Schulter. „Was is?“, nuschelte ich ins Kissen hinein. Ich hatte Schwierigkeiten richtig wach zu werden, da noch immer eine bleierne schwere Müdigkeit über mir lag. „Tut mir leid, aber ich hatte es nicht geschafft Lily zu wecken, sie schläft zu fest. Wollt ihr zum Essen kommen? Oder wollt ihr lieber weiter schlafen?“, fragte mich Mrs. Evans. Mühsam öffnete ich die Augen und bemerkte dass die Sonne schon fast untergegangen war. Zunächst sah ich sie nur stumm an, ich hatte mühe damit zu verstehen was sie wollte. Ich war wirklich sehr übermüdet. Doch als mir wieder alles einfiel willigte ich zum Essen ein, da ich Mrs. Evans nicht enttäuschte, sie hatte schließlich extra gekocht. Und anstoßen wollten sie auch noch fiel mir ein. „Wir kommen gleich“, sagte ich, richtete mich auf und streckte mich erstmal um munterer zu werden, während Mrs. Evans wieder nach unten ging. „Lily! Lily, steh auf, es gibt essen!“ Nichts regte sich. „Lily steh auf“, rief ich und rüttelte sie heftig. „Was’n los?“, nuschelte sie verärgert und wollte sich gleich wieder umdrehen und weiter schlafen, doch ich lies das nicht zu. „Lily es gibt essen. Deine Mutter war grad da. Wir wollten doch anstoßen.“ Während ich damit beschäftigt war sie auf die Beine zu kriegen, versuchte ich mich an den Traum zu erinnern, den ich eben noch durchträumt hatte. Aber das einzige an das ich mich erinnern konnte war, das da ein Mann war und große gelbgoldene Augen. Als Lily sich nun endlich dazu aufraffen konnte sich hinzusetzen, musste ich unwillkürlich das Lachen anfangen. Denn sie hatte einen Blick wie ein Troll und Haare, so verstrubbelt wie ich es sonst nur bei James kannte. „Was ist so lustig?“ „Guck doch in den Spiegel!“, gluckste ich. „Ha ha, sie dich lieber mal an.“ Nun schon etwas munterer stand ich auf und zog Lily gleich mit, damit sie ja nicht wieder einschlafen konnte. Es wäre nicht das erste Mal, das ich sie geweckte habe, wir sogar manchmal ein kleines Gespräch führten, wie jetzt, und sie dennoch gleich wieder einschläft. Sie mag am Tage mit einigermaßen genug Schlaf, fit und sehr temperamentvoll sein, doch ist sie trotz dessen, der größte Morgenmuffel den ich kenne. Auch wenn man es nicht glauben mag, manchmal hatte ich das Gefühl sie könnte Winterschlaf halten. Ohne Pardon zog ich sie mit ins Badezimmer, damit wir uns frisch machen konnten. Was ein wenig dauerte, da wir noch immer müde und dadurch recht langsam waren. Doch nach einer viertel bis halben Stunde hatten wir es soweit und gingen die Treppe hinunter. Schon bei der ersten Stufe konnten wir Petunia im Flur ins Telefon flüstern hören. „Hast du Zeit? Meine Spinnerin von Schwester ist wieder da und sie hat auch noch Verstärkung mitgebracht. Kann ich …“ Lily ging fast trampelnd die Treppe hinunter, mit jedem Schritt versteifter. Als Petunia sie kommen hörte, legte sie auf, funkelte sie kurz zornig an, ging an uns vorbei in ihren Zimmer zurück. Ein Seufzer entkam Lilys Kehle, dann ging sie voraus in die Küchen, blieb aber abrupt in der Tür stehen. Der Esstisch, den wir gedeckt und mit Lilys Eltern daran sitzend erwartet hatten, stand leer da. „Mum?“ „Wir sind im Garten, Schatz“, kam die Stimme von Mrs. Evans aus der Richtung des Wohnzimmers zu uns. Ins Wohnzimmer laufend, erblickten wir Mrs. Evans an der Terrassentür mit zwei gefüllten Sektgläsern in der Hand. „Gratuliere zu eurem Abschluss“, sagte sie lächelnd, drückte uns die Gläser in die Hand und umarmte jeden von uns herzlich. „O was für ein schönes Medaillon. Ist das das Geschenk deiner Eltern?“, fragte Mrs. Evans und drehte es in ihren Fingern bestaunend hin und her. „Ja!“ Auch von Mr. Evans wurden wir dann gratuliert, ja sogar umarmt, was ich nicht gedacht hätte. „Willst du nicht mit Anstoßen Tunia?“, fragte Mr. Evans plötzlich Petunia, die gerade im Wohnzimmer ihren Rucksack fertig zusammen packte. „Nein! Ich geh zu einer Freundin. Ich komme auch heute nicht mehr heim, ich übernachte da. Tschüss!“, kam es nur mürrisch von Innen und schon hörte man die Haustür zuknallen. Man sah Lily und ihren Eltern an, das sie enttäuscht und verärgert auf Petunia waren, doch sagten sie nichts. Es war nicht das erste Mal das Petunia sich so verhielt wenn Lily aus Hogwarts zurück war. „Also, auf den Abschluss, den ihr hoffentlich besteht!“, sagte Mr. Evans und prostete uns zu. „Auf den Abschluss, den …“ „… wir auf jeden Fall bestanden haben!“, sagten wir grinsend, wie aus einem Munde. Alle nahmen einen großzügigen Schluck. Abgesehen von mir, denn er war geradezu winzig. Es lag nicht daran das es ein schlechter Sekt war, doch machte ich mir nicht viel aus Alkohol, da er für mich widerlich schmeckt. „Setzt euch, die Würste sind gleich fertig.“ Alles war festlich geschmückt. Auf dem Tisch waren ein paar Teelichter, bunt leuchtende Girlanden hingen an der Hauswand und über dem Tisch befestigt. Auf dem Grill brutzelten Würste und Steaks. Alles glich sehr einem Barbecue. „Möchtest du dein Abschlussgeschenk gleich haben Lily, oder erst nach dem Essen?“, fragte Mrs. Evans lächelnd. „Ich bekomme ein Geschenk?“, fragte Lily aufgeregt. „Natürlich, wie oft bekommt man schon seinen Abschluss.“ „Vor allem von so einer Schule“, mischte Mr. Evans sich ins Gespräch. Lily tat so als ob sie überlegen wurde, und legte den Kopf dabei schief. Doch alle wussten eh schon die Antwort. „Jetzt!“ „War ja klar!“, kam es gleich von Mr. Evans. „Du konntest es noch nie abwarten.“ Ein genuscheltes „Das hat sie von dir“ von Mrs. Evans und sie ging kurz hinein. Es dauerte schätze ein paar Minuten ehe sie wieder kam. Es wunderte mich ein wenig, aber vielleicht hatte sie es nur sehr gut versteckt. Als sie wieder kam, hatte sie ein buntes Päckchen mit einer grünen Schleife im Arm. Es musste was zerbrechliches, irgendwas aus Glas sein, denn sie trug es sehr vorsichtig und setzte es sanft vor Lily auf den Tisch. Kaum hatte es den Tisch berührt, rupfte Lily bereits die Schleife ab. Um die Spannung zu steigern öffnete sie den Deckel nur einen Spalt, schrie erschrocken auf und lies die Finger von den Päckchen. Wie auch sie hatte ich mich ebenfalls erschrocken. Denn etwas hatte zurückgeschaut. Und es waren definitiv nicht Lilys Augen die zurückstarrten. Es waren leuchtende Augen gewesen. Als sich Lily vom Schock erholt hatte, was ihre Eltern zum Lachen brachte, riss sie den Deckel schnell herunter und zum Vorschein kam etwas was niemand erwartet hätte. In dem Karton saß ein kleines pelziges Tier mit großen leuchtenden Augen. Wieder gab Lily einen Schrei von sich, doch diesmal aus Begeisterung und hob das kleine Kätzchen in ihre Arme. Es war noch sehr jung, hatte braun/weiß geflecktes Fell und große Augen, deren Farbe man nun schlecht erkennen konnte. „O Mum, Dad, vielen Dank! Danke, danke! So eine hatte ich mir schon immer gewünscht.“ „Das wissen wir, du hattest uns nämlich sieben Jahre darauf aufmerksam gemacht“, sagte Mr. Evans grinsend. „Wie soll sie …äh er …?“, fragte ich. „Es ist ein Mädchen“, erklärte Mrs. Evans. „Mmh, wie nenn ich dich nur?“, überlegte Lily. „Wie wär’s mit May?“, schlug ich vor. „Sie sieht aus wie eine May!“ „Gute Idee! Hast du gehört kleine? Ab jetzt heißt du May!“, taufte Lily das kleine Kätzchen. „Gut, das wäre ja dann erledigt. Morgen gehen wir los und besorgen ein Halsband“, sagte Mrs. Evans. Während wir aßen, schlossen sie May erstmal wieder im Schlafzimmer der Eltern ein, da Lilys Zimmer noch nicht so ganz Katzensicher war. Da Lily und ich den ganzen Tag kaum was gegessen hatten langten wir nun so richtig zu, was uns zierlichen Gestalten kaum zuzutrauen war, was uns die verwunderten Blicke von Lilys Eltern bestätigten. „Sag mal Lily, hast du nicht immer geschwärmt was es in Hogwarts für Mengen von tollem Essen gibt?“, fragte Mr. Evans und staunte Bauklötze. „Schon … aber wir hatten das Frühstück fast verpasst … da wir verschlafen hatten … weil wir die ganze Nacht durch gemacht hatten. … So hatten wir nicht genug Zeit uns satt zu essen, verstehst du?“, erklärte Lily zwischen mehren Bissen. „Dann esst jetzt nicht zu viel, sonst schlägt es euch noch auf den Magen“, zügelte uns Mrs. Evans gleich. Nach dem leckeren Essen gab es noch ein leckeres Dessert und während wir so da saßen und verdauten, erzählten uns Lilys Eltern wie ihre Abschlusspartys so waren. Ich muss gestehen, es gibt keine großen Unterschiede. Nur das wir kein Alkohol, sondern nur Butterbier hatten. Wir erzählten bis kurz nach Mitternacht und Lilys Mutter meinte wir sollten uns ins Bett legen und mal so richtig ausschlafen. Plötzlich wieder von Müdigkeit übermannt, schlurften wir langsam hinauf in Lilys Zimmer. Und da wir zu kaputt waren um noch eine Matratze für mich zu holen, legten wir uns wieder zu zweit in Lilys Bett. Es war zwar nicht besonders groß, doch da wir beide eh nicht viel Platz verbrauchten und sowieso Hundemüde waren, passte es auch so ganz gut. Kaum lagen wir eine Minute im kuscheligen Bett, waren wir auch schon eingeschlafen. Fortsetzung folgt . . . Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5 Am nächsten Morgen wachten wir erst mittags wieder auf. Ich wusste nicht ob Mrs. Evans uns hat schlafen lassen oder ob sie diesmal keinen wecken konnte. Nachdem wir uns im Bad frisch gemacht hatten, gingen wir munter und wieder bei Kräften, jedoch mit knurrendem Magen hinunter in die Küche. Zu unserem Erstaunen saß nur Petunia da, die gerade einen Eintopf aß. Von Mr. oder Mrs. Evans war nichts zu sehen oder zu hören. „Morgen Tunia!“ „Es ist Mittag, falls dir das noch nicht aufgefallen ist“, blaffte Lilys ältere Schwester gleich zurück. Lily sagte nichts darauf und wagte es erst recht nicht. Wir nahmen uns ebenfalls eine Schüssel von Mrs. Evans leckerem Eintopf und setzten uns dazu. Nach einer Weile versuchte Lily wieder ein Gespräch anzufangen, da die Stille doch recht unangenehm war. „Was hast du heut so vor Tunia?“ Von der plötzlichen Frage überrumpelt antwortete Petunia gleich mit einem nicht mehr so mürrischen bösen Ton. „Nichts weiter, aber heute Abend gehe ich mit Vernon Dursley aus.“ „Aha!“ Nach einem kurzen Moment schien sich Petunia aber wieder eingefangen zu haben, denn sie plapperte mitten in unserem Gespräch über die Zaubertrankprüfung rein. „Und Lily, was hast du vor? Sicher keine Verabredung! Wer will auch schon mit so etwas ausgehen? Bestenfalls einen von deiner Sippschaft. Aber selbst dieser Snape-Junge hat scheint genug von dir zu haben oder warum hat er sich schon seit Jahren nicht mehr blicken lassen? Hat er vielleicht eine and…“ „Wie kannst du so was sagen? Meine Sippschaft? Ich bin doch deine Schwester, schämst du dich so sehr für mich?“, schrie Lily verärgert während sie den Stuhl beim abrupten aufstehen umwarf. „Natürlich! Für einen Spinner, einem schwarzen Schaf, in der Familie muss man sich doch schämen“, rief Petunia, nun auch im stehen, nicht minder lauter als Lily. „Und warum hattest du damals Dumbledore in deinem Brief förmlich angebet…“ „Ich hab nicht gebettelt, du dumme Kuh.“ Es war nur eine frage von Sekunden bis Lily ihren Zauberstab herausgeholt hatte und ihn mit glänzenden Augen auf Petunia gerichtet hatte. „Sag das noch mal?“, sagte Lily gefährlich leise und Petunias Gesicht wurde immer bleicher. Bevor ich aufstehen und Lily vor einem dummen Fehler bewahren konnte, senkte sie ihren Zauberstab mit zittriger Hand auch schon wieder. Noch einmal sah sie Petunia eindringlich in die Augen während nun schon die erste Träne hinunter kullerte. „Ich bin deine Schwester“, flüsterte sie mit bebenden Lippen, bevor sie in Windeseile die Treppe hinaufstieg, immer zwei Stufen auf einmal nehmend und sich in ihrem Zimmer einschloss. Schnell rannte ich ihr hinterher und mit einem Stoßgebet dankte ich Gott das ich meinen Zauberstab nicht in Lilys Zimmer gelassen hatte. „Alohomora!“, flüsterte ich während ich die Spitze des Stabs auf das Schloss richtete. Mit sofortiger Wirkung klickte es und ich konnte die Tür problemlos öffnen. Lily hatte sich auf ihr Bett geschmissen und weinte nun in ihr Kissen hinein. Hinter mir schloss ich wieder die Tür, setzte mich aufs Bett und legte eine Hand auf ihre Schulter. Plötzlich schmiss sie sich mir an den Hals und weinte nun noch mehr. Fest drückte ich sie an mich und schaukelte sie wie ein Kind hin und her. Mich selbst beruhigte das immer am besten und hoffte dass es auch bei ihr Wirkung zeigt. „Warum sind nur alle so? Jeder der mir sehr nahe steht, beginnt irgendwann so zu denken“, schniefte sie. „Das stimmt doch gar nicht. Ich denk nicht so. James, Sirius, Remus und Peter auch nicht. Und deine Eltern auch nicht.“ „Aber es stimmt doch. Petunia hatte schon begonnen mich zu hassen, kurz bevor ich überhaupt das erste Mal in den Hogwarts-Express gestiegen war. Und Severus lies auch nur ein paar Jahre auf sich warten. Er gab sich mit seinen Todesserfreunden ab, nannte jeden der meine Herkunft hatte Schlammblut, am Ende sogar mich. Ich verstehe das nicht. Warum ist das so?“ Als sie Snape erwähnte gingen in mir alle Alarmglocken los. Das war die Chance herauszufinden was es mit ihrer Schwester und mit Snape genau auf sich hatte. Jetzt wo sie so schwach und hilflos war. Ich weiß dass das fies und gemein ist, aber das ist die einzige Möglichkeit, dass sie sich endlich ausspricht. „Nun sieht doch nicht alles so schwarz, du bist doch sonst nicht so negativ. Erzähl mir doch mal wie das mit Petunia damals war. Du wirst sehen, das sie dich nicht gehasst hat und heute nicht unbedingt tun muss.“ Zu meinem großen Erstaunen nickte Lily mir ins T-Shirt, richtete sich auf, schnäuzte sich und begann tatsächlich zu erzählen. -*Flashback*- Er war auf Bahnsteig neundreiviertel. Snape stand leicht gebeugt, neben einer hageren, blässlichen, mürrisch dreinblickenden Frau, die ihm stark ähnelte. Snape starrte auf eine vierköpfige Familie nur wenig entfernt. Die beiden Mädchen standen etwas abseits von ihren Eltern. Lily schien ihre Schwester anzuflehen; „… es tut mir leid, Tunia, es tut mir leid! Hör zu –“ Sie ergriff die Hand ihrer Schwester und hielt sie fest, obwohl Petunia sie wegzuziehen versuchte. „Vielleicht kann ich, wenn ich erst mal da bin – nein, hör zu, Tunia! Vielleicht kann ich, wenn ich da bin, zu Professor Dumbledore gehen und ihn überreden, dass er es sich anders überlegt!“ „Ich will – nicht – dahin!“, sagte Petunia und zog ihre Hand aus dem Griff ihrer Schwester. „Meinst du, ich will in irgendein blödes Schloss und lernen, wie ich eine – eine –“ Ihre blassen Augen schweiften über den Bahnsteig, über die Katzen, die in den Armen ihrer Besitzer maunzten, über die Eulen, die in ihren Käfigen flatterten und sich gegenseitig ankreischten, über die Schülerinnen und Schüler, manche schon in ihren langen schwarzen Umhängen, die Schrankkoffer in den Zug mit der scharlachroten Dampflok luden oder sich mit freudigen Rufen begrüßten, nachdem sie sich einen Sommer lang nicht gesehen hatten. „- meinst du, ich will ein – ein Spinner sein?“ Lilys Augen füllten sich mit Tränen, als es Petunia gelang, ihre Hand wegzureißen. „Ich bin kein Spinner“, sagte Lily. „Es ist schrecklich, so was zu sagen.“ „Da gehst du doch hin“, sagte Petunia genüsslich. „In eine Sonderschule für Spinner. Du und dieser Snape-Junge … Verrückte, das seit ihr beide. Es ist gut, dass man euch von normalen Leuten trennt. Das ist zu unserer Sicherheit.“ Lily warf rasch einen Blick auf ihre Eltern, die sich auf dem Bahnsteig umsahen und sich offenbar von ganzem Herzen freuten und das Schauspiel genossen. Dann wandte sie sich wieder ihrer Schwester zu und sprach in leisem und grimmigem Ton. „Als du dem Schulleiter geschrieben und gebettelt hast, dass er dich aufnimmt, hast du nicht gedacht, dass es so eine Spinnerschule ist.“ Petunia lief puterrot an. „Gebettelt? Ich hab nicht gebettelt!“ „Ich hab seine Antwort gesehen. Sie war sehr nett.“ „Du hättest sie nicht lesen –“, flüsterte Petunia. „Das war nur für mich – wie konntest du -?“ Lily verriet sich durch einen verstohlenen Blick zu Snape hinüber, der in der Nähe leicht gebeugt, neben einer hageren, blässlichen, mürrisch dreinblickenden Frau, die ihm stark ähnelte, stand. Petunia keuchte. „Dieser Junge hat ihn gefunden! Du und der Junge, ihr habt in meinem Zimmer rumgeschnüffelt!“ „Nein – nicht geschnüffelt –“ Nun war Lily in der Defensive. „Severus hat den Umschlag gesehen, und er konnte nicht glauben, dass ein Muggel nach Hogwarts geschrieben hat, das war alles! Er sagt, da müssen heimlich Zauberer bei der Post arbeiten, damit die Briefe …“ „Offenbar stecken Zauberer ihre Nasen überall rein!“, sagte Petunia, nun so heftig erbleicht, wie sie vorher errötet war. „Spinner!“, fauchte sie ihre Schwester an und stürzte davon zu ihren Eltern … (HP7, S. 676-678) -*Flashback End*- Für kurze Zeit blieb es sehr still im Zimmer. Ich musste das Erzählte einen Augenblick in Gedanken Revue passieren lassen. Es musste für Lily sehr hart sein gleichzeitig so etwas schönes und auch schlimmes durchzumachen. Doch so wie ich es aufgefasst habe, war Petunia nur neidisch. „Siehst du? Sie hasst dich doch nicht.“ „Natürlich, das sagst du doch jetzt nur so.“ „Nein, ich meine denk doch mal nach. Du darfst es nicht aus der damaligen Sicht eines Kindes sehen, sonst fühlst du den Schmerz zu sehr. Sie hatte doch Dumbledore darum gebeten sie aufzunehmen. Wenn sie Zauberer doch für Spinner hält warum sollte sie dann Dumbledore schreiben? Begreifst du was ich meine? Sie wollte auch hin, sie war sauer und neidisch, darüber das sie nicht hin konnte. Wie würdest du dich an ihrer Stelle denn fühlen, wenn sie plötzlich zu einer Schule für Zauberer und Hexen hingehen könnte, in einer Welt die du nie sehen und ihre Freunde nie kennen lernen könntest?“ Plötzlich hellte sich Lilys Miene wieder ein wenig auf. „Stimmt, du hast Recht. Aber sie hätte doch was sagen können. Und sie hätte doch auch meine Schulbücher lesen können, damit sie wenigstens etwas hat. Und sie hätte auch jedes Mal in den Sommerferien mit in die Winkelgasse gehen können.“ Lily hatte Recht, weshalb ich wieder einen Moment nachdenken musste. „Wie fing das ganze denn an? Ich meine als du erfahren hast das du eine Hexe bist?“ „Na wie wohl? Es kam jemand von der Schule mit dem Hogwartsbrief und erklärte die ganze Angelegenheit.“ Für einen Moment musste ich stutzen. „Ja aber, du hattest doch mal erzählt, dass du schon vorher bescheid über alles gewusst hattest. Wie konnte das sein?“ „Na Severus hatte …“ Nun hatte ich angst, das sie doch noch abblocken würde. Das durfte ich nicht zulassen, ich musste sie weiter drängen, bevor sie ganz zu macht. „Nun erzähl schon, wie war das mit Petunia und so? Vielleicht verstehen sie dann besser.“ Das gab Lily den Rest und sie erzählte, wenn auch zum Ende hin etwas stockend, wobei ich genau wusste an was das lag. -*Flashback*- Es war ein warmer Tag auf einem beinahe leeren Spielplatz. Ein einzelner riesiger Kamin ragte am fernen Horizont empor. Zwei Mädchen schwangen auf Schaukeln vor und zurück, und ein magerer Junge, der hinter einer Gruppe von Sträuchern stand, beobachtete sie. Sein schwarzes Haar war überlang, und seine Kleider passten so wenig zusammen, dass es wie absichtlich aussah: zu kurze Jeans, ein abgetragener, zu großer Mantel, der vielleicht einem Erwachsenen gehörte, ein merkwürdiges, kittelartiges Hemd. Snape wirkte nicht älter als neun oder zehn Jahre, blässlich, klein, zäh. Unverhohlene Gier stand in seinem schmalen Gesicht, als er zusah, wie das jüngere der beiden Mädchen immer höher schwang, höher als seine Schwester. „Lily, nein, mach das nicht!“, kreischte die Ältere der beiden. Aber das Mädchen hatte die Schaukel genau am höchsten Punkt des Bogens losgelassen und war in der Luft geflogen, im wahrsten Sinne geflogen, hatte sich lauthals schreiend vor Lachen in die Luft schleudern lassen, und statt auf dem Asphalt des Spielplatzes aufzuschlagen, rauschte sie wie eine Trapezkünstlerin durch die Luft, blieb viel zu lange oben und landete viel zu leichtfüßig. „Mummy hat dir gesagt, dass du das nicht tun sollst!“ Petunia hielt ihre Schaukel an, indem sie mit den Absätzen ihrer Sandalen über den Boden schlitterte, was ein knirschendes, schleifendes Geräusch verursachte, dann sprang sie auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Mummy hat dir gesagt, dass du das nicht darfst, Lily!“ „Aber mir geht’s gut“, sagte Lily, immer noch kichernd. „Guck mal, Tunia. Schau, was ich machen kann.“ Petunia sah sich um. Der Spielplatz war menschenleer, nur sie waren da, und Snape, was die Mädchen aber nicht wussten. Lily hatte eine herabgefallene Blüte von dem Strauch aufgehoben, hinter dem Snape sich versteckt hielt. Petunia kam näher, offenbar hin- und hergerissen zwischen Neugier und Missbilligung. Lily wartete, bis Petunia nahe genug war, um gut sehen zu können, dann streckte sie die offene Handfläche aus. Da lag die Blüte und öffnete und schloss ihre Blätter wie eine seltsame, viellippige Auster. „Hör auf damit!“, kreischte Petunia. „Die tut dir doch nichts“, sagte Lily, schloss aber die Hand über der Blüte und warf sie wieder zu Boden. „Das macht man nicht“, sagte Petunia, doch ihr Blick war der hinabfliegenden Blüte gefolgt und blieb auf ihr ruhen. „Wie kriegst du das hin?“, fügte sie hinzu und in ihrer Stimme lag eindeutiges Verlangen. „Ist doch klar, oder?“ Snape hatte sich nicht mehr länger zurückhalten können und war hinter den Sträuchern hervorgesprungen. Petunia kreischte und lief rückwärts in Richtung der Schaukeln, doch Lily blieb stehen, wenn auch offensichtlich verdutzt. Snape schien es zu bereuen, dass er sich gezeigt hatte. Ein mattes Rot kroch über seine fahlen Wangen, während er Lily ansah. „Was ist klar?“, fragte Lily. Snape wirkte leicht nervös und aufgeregt. Er warf einen Blick auf die ferne Petunia, die sich nun abwartend bei den Schaukeln herumdrückte, senkte die Stimme und sagte: “Ich weiß, was du bist.“ „Was meinst du?“ „Du bist … du bist eine Hexe“, flüsterte Snape. Sie sah beleidigt aus. „Es ist nicht besonders nett, wenn man jemanden das sagt!“ Sie wandte sich ab, die Nase in die Luft gereckt, und marschierte davon zu ihrer Schwester. „Nein!“, sagte Snape. Er war puterrot. Die Schwestern hielten sich an einer Stange der Schaukel fest, als könnten sie hier wie beim Fangenspielen nicht abgeklatscht werden, und musterten ihn, einig in ihrer Ablehnung. „Du bist eine“, sagte Snape zu Lily. „Du bist eine Hexe. Ich hab dir schon eine Weile zugeschaut. Aber das ist nichts Schlimmes. Meine Mum ist auch eine und ich bin ein Zauberer.“ Petunias Lachen war wie kaltes Wasser. “Zauberer!“, kreischte sie mit frischem Mut, nun, da sie sich von dem Schreck erholt hatte, den ihr sein unerwartetes Auftauchen eingejagt hatte. „Ich weiß, was du bist. Du bist dieser Junge von den Snapes. Die wohnen am Fluss unten in Spinner’s End“, erklärte sie Lily, und aus ihrem Ton war deutlich herauszuhören, dass sie diese Adresse für eine schlechte Empfehlung hielt. „Warum hast du uns nachspioniert?“ „Ich hab nicht spioniert“, sagte Snape, erhitzt und verlegen, mit seinen schmutzigen Haaren im hellen Sonnenlicht. „Dir würd ich sowieso nicht nachspionieren“, fügte er gehässig hinzu, „du bist ein Muggel.“ Obwohl Petunia das Wort offensichtlich nicht verstand, konnte sie den Tonfall kaum falsch deuten. „Lily, komm, wir gehen!“, sagte sie schrill. Lily gehorchte ihrer Schwester sofort und funkelte Snape im Davongehen böse an. Da stand er und sah ihnen nach, wie sie durch das Tor des Spielplatzes marschierten … (HP7, S. 671-673) -*Flashback End*- Wieder begann eine unheimliche Stille im Zimmer. Auch wenn ich gerade fast nur auf Snape in dieser Erzählung fixiert war, da das ganze mit ihm weitaus interessanter war, bildete sich allmählich ein richtiges Bild über Petunias Auffassung von der Sache damals. Lily war anzusehen, dass sie nicht gern davon erzählte und dass sie das auch nicht mehr lange mitmachte. Und wie ging es in den nächsten zwei drei Jahren mit Petunia weiter? Langsam bekomme ich ein Bild von dem Ganzen.“ Und nicht ganz so langsam bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Lily so quälte nur um meine Neugier zu befriedigen, aber ihr sollte es auch besser ergehen, wenn sie sich erstmal von der Seele geredet hatte. Ich war mir fast sicher, dass wir mit Petunia eine Lösung finden würden. Nach einer Weile holte Lily noch einmal tief Luft bevor sie zu erzählen begann. Meine Überzeugung schien sie anzustecken. Zum Glück. -*Flashback*- Zwischen einem kleinen Dickicht von Bäumen hindurch konnte man einen Fluss in der Sonne glitzern sehen. Die Schatten der Bäume bildeten eine kühle grüne Mulde. Zwei Kinder saßen am Boden einander gegenüber, die Beine über Kreuz. „… und das Ministerium kann dich bestrafen, wenn du außerhalb der Schule zauberst, denn kriegst du Briefe.“ „Aber ich habe außerhalb der Schule gezaubert!“ „Bei uns ist das nicht schlimm. Wir haben noch keine Zauberstäbe. Die lassen es durchgehen, wenn du noch ein Kind bist und nichts dafür kannst. Aber sobald du elf bist“, er nickte wichtigtuerisch, „und die anfangen, dich auszubilden, musst du vorsichtig sein.“ Eine kurze Stille trat ein. Lily hatte einen herabgefallenen Zweig aufgehoben und wirbelte ihn durch die Luft, und stellte sich vor, er würde einen Funkenschweif hinter sich herziehen. Dann lies sie den Zweig fallen, beugte sich zu dem Jungen vor und sagte: „Es ist wirklich wahr, oder? Es ist kein Scherz? Petunia sagt, dass du mich anlügst. Petunia sagt, dass es gar kein Hogwarts gibt. Es ist wirklich wahr, oder?“ „Es ist wahr für uns“, sagte Snape. „Für sie nicht. Aber wir werden den Brief bekommen, du und ich.“ „Wirklich?“, flüsterte Lily. „Ganz bestimmt“, sagte Snape, und selbst mit seinen schlecht geschnittenen Haaren und seinen komischen Kleidern gab er eine merkwürdig eindrucksvolle Figur ab, wie er da vor ihr hingelümmelt saß, strotzend vor Zuversicht, was seinen künftigen Lebensweg betraf. „Und bringt ihn wirklich eine Eule?“, flüsterte Lily. „Normalerweise schon“, sagte Snape. „Aber du stammst von Muggeln ab, da muss jemand von der Schule kommen und es deinen Eltern erklären.“ „Macht es einen Unterschied, wenn man von Muggeln abstammt?“ Snape zögerte. Seine schwarzen Augen blickten ungeduldig durch das grünliche Dämmerlicht, wanderten über das blasse Gesicht, das dunkelrote Haar. „Nein“, sagte er. „Es macht keinen Unterschied.“ „Gut“, sagte Lily erleichtert: Es war offensichtlich, dass sie sich Sorgen gemacht hatte. „Du hast ganz viel Magie“, sagte Snape. „Das habe ich gesehen. Die ganze Zeit, als ich dich beobachtet habe …“ Seine Stimme verlor sich; sie hörte ihm nicht zu, sondern hatte sich auf dem laubbedeckten Boden ausgestreckt und blickte hoch zu dem Blätterdach über ihr. „Wie steht es bei dir zu Hause?“, fragte Lily. Eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augen. „Gut“, sagte er. „Sie streiten nicht mehr?“ „O doch, sie streiten“, sagte Snape. Er hob eine Faust voll Blätter auf und begann sie zu zerreißen, offenbar ganz in Gedanken verloren. „Aber es wird nicht mehr allzu lange dauern, dann bin ich weg.“ „Mag dein Dad denn keine Zauberei?“ „Er mag nichts besonders gern“, sagte Snape. „Severus?“ Ein leises Lächeln zuckte um Snapes Mund, als sie seinen Namen sagte. „Jaah?“ „Erzähl mir noch mal von den Dementoren.“ „Weshalb willst du was über die wissen?“ „Wenn ich außerhalb der Schule Zauber benutze …“ „Dafür jagen sie dir keine Dementoren auf den Hals! Dementoren sind für Leute, die richtig böse Sachen machen. Sie bewachen das Zauberergefängnis, Askaban. Du wirst nicht in Askaban landen, du bist zu …“ Er lief wieder rot an und zerfetzte noch mehr Blätter. Dann hörten sie ein leises Rascheln hinter sich und er drehte sich um: Petunia, die sich hinter einem Baum versteckt hatte, hatte den Halt verloren. „Tunia!“, sagte Lily in überraschtem und freundlichem Ton, aber Snape war aufgesprungen. „Wer spioniert da jetzt?“, rief er. „Was willst du?“ Petunia war außer Atem, bestürzt, weil sie erwischt worden war. Man sah ihr an, dass sie angestrengt nach etwas Verletzendem suchte, das sie sagen konnte. „Was hast du da eigentlich an?“, sagte sie und deutete auf Snapes Brust. „Die Bluse von deiner Mum?“ Es gab einen Knall: Ein Ast über Petunias Kopf fiel herunter. Lily schrie: Der Ast traf Petunia an der Schulter, und sie stolperte rückwärts und brach in Tränen aus. „Tunia!“ Aber Petunia rannte davon. Lily fiel über Snape her. „Hast du das passieren lassen?“ „Nein.“ Er blickte trotzig und erschrocken zugleich. „Doch, das hast du!“ Sie wich von ihm zurück. „Das hast du. Du hast ihr wehgetan!“ „Nein – nein, hab ich nicht!“ Aber die Lüge überzeugte Lily nicht: Nach einem letzten flammenden Blick rannte sie aus dem kleinen Dickicht, ihrer Schwester hinterher … (HP7, S. 673-676) -*Flashback End*- Wieder entstand eine spannungsgeladene Stille. Es war sehr interessant was Lily erzählte, am liebsten hätte ich sie komplett ausgequetscht. Aber ich wusste dass das nicht ginge und dass ich das auch nie hinkriegen würde. Ich ging in Gedanken noch mal alle Szenen mit Petunia und ihren Reaktionen durch. Und als ich glaubte ein Bild vor meinen inneren Augen sehen zu können, platze es auch gleich aus mir heraus. „Also, ich glaub ich weiß was los ist, auch wenn ich keine Psychiaterin bin.“ Mit neugierigen großen tränennassen Augen sah mich Lily auffordernd an. „Du musst dir das so vorstellen: Du bist die große Schwester, wirst von deine kleineren Schwester natürlich respektiert und dienst zudem auch noch als Vorbild. Sagen wir mal, alles hört auf dein Kommando. Und plötzlich taucht da dieser Junge auf, behauptet Zauberer zu sein und zieht damit Lily in seinen Bann in dem er sagt sie wäre eine Hexe. Während er dich allerdings links liegen lässt und als Nicht-Magierin abtut. Und du weißt doch wie Muggelkinder in diesem Alter sind; jeder will eine Hexe, ein Zauber, Feuerwehrmann oder Astronaut sein. Stell dir vor du würdest dann erfahren das es tatsächlich stimmt, du aber diese tolle magische Welt nie wirklich betreten, ansehen, geschweige denn dort leben kannst. Verstehst du was ich meine? Alles steht auf einmal Kopf: Deine kleine Schwester hat plötzlich einen interessanteren Spielkameraden, du bist nur noch die langweilige Nicht-Magierin. Und als deine Eltern davon in Kenntnis gesetzt wurden, waren sie total stolz auf ihre kleine Hexe. Freudig gaben sie plötzlich jede menge Geld für Schulsachen, Bücher und einen echten Zauberstab aus. Und bei der ganzen Sache bekommst du natürlich nicht die geringste Aufmerksamkeit. Natürlich willst du auch eine Hexe sein und bettelst regelrecht bei dem Schulleiter, doch geht es nicht. Wie würdest du dich fühlen oder auf das ganze reagieren?“ Als ich mit meiner Rede endete, sah mich Lily, die ihre Augen nicht von meinen Lippen gelassen hatte, nur noch starr an. „Ich würde mich genauso schrecklich bei der Sache fühlen, wie es Petunia offensichtlich getan hat. Wie dumm ich doch war. Ich war immer der Meinung gewesen, das sie sich für mich freuen müsste. Ich bin eine schreckliche Schwester, kein Wunder das sie mich hasst.“ „Nein, ich denke das tut sie nicht. Vielleicht will sie nur ein Teil in deiner Welt sein.“ Tränenüberströmt sah Lily mich an, doch diesmal waren es Freudentränen, da war ich mir sicher, denn nun verstand sie was genau hier mit Petunia falsch läuft. Wie vom Blitz getroffen stand sie auf, rannte aus dem Zimmer in den Flur auf die gegenüberliegende Tür zu und klopfte energisch dagegen. „Tunia, bist du da? Ich muss mit dir reden?“ „Verzieh dich! Ich will meine Ruhe, vor allem von dir“, schrie eine wütende Stimme durch die Tür. Mit trauriger Miene kam Lily zurück, doch lag kurz ein Lächeln in ihrem Gesicht. „Sie ist bestimmt noch sauer von vorhin. Ich werde es ein andermal versuchen.“ „Tu das!“, munterte ich sie auf, sah kurz auf die Uhr und sprang ebenfalls auf, „oje, so spät ist es schon? Tut mir leid Lily, aber ich muss nach Hause. Meine Eltern kommen doch heute. Vielleicht sind sie schon da.“ Lily stimmte mir zu, rieb sich über die Augen und suchte ihren Vater, der glücklicherweise im Wohnzimmer saß und nicht fort war. Ich verabschiedete mich schnell noch von Mrs. Evans, Petunia lies ich mit Absicht aus, da ich keine Lust verspürte mit einer Tür zu reden, und schon saßen Lily, ihr Vater und ich im Auto und fuhren eine Straße weiter zu mir nach Hause. Fortsetzung folgt … A/N: Das war doch mal ein langes Ding, oder? Die Flashbacks sind original aus dem siebten Band, wie ich schon jeweils darunter geschrieben habe. Die, die es schon gelesen haben, werden es ja gemerkt haben. Kapitel 6: ----------- Kapitel 6       Daheim angekommen trug Mr. Evans noch meinen Schrankkoffer in den Flur (ihn darum zu beten ihn in mein Zimmer zu tragen traute ich mich nicht, es war mir sehr unangenehm. Und außerdem konnte ich ja zaubern, schließlich war mein Haus ja nicht durchsichtig) bevor er und Lily wieder nach Hause fuhren. Ich brauchte mich im Haus nicht umzusehen um zu wissen dass meine Eltern noch immer nicht da waren. Schließlich hätten sie meine Heimkehr gehört und wären sofort gekommen um mich zu begrüßen. Ohne umschweife lies ich meinen Koffer mit einem Wingardium Leviosa-Spruch die Treppe hinaufschweben direkt in mein Zimmer hinein. Etwas unsanft lies ich ihn auf den Boden landen, lief auf mein Bett zu, sprang und landete, mit allen vieren von mir gestreckt auf die weiche Matratze. Die Himmelbetten in Hogwarts waren toll, aber das Bett im eigenen Zimmer da Heim, war natürlich immer das Beste. Zumindest für mich. Für eine Weile blieb ich dort liegen und dachte kurz über das Gespräch mit Lily nach. Heute hatte ich mehr erfahren als ich in den vergangenen Jahren je erfahren hatte. Vielleicht lag es auch daran das die Schule nun vorbei und alles weiter fern scheint.   Mal sehen ob die Zeugnisse heut schon ankommen? Ich bin gespannt. Energiegeladen sprang ich vom Bett und begann den Koffer auszupacken. Zu meinen Erstaunen waren nicht nur Klamotten, Schulbücher, Schreibzeug oder sonst der gleichen darin, sondern auch noch ganz andere Dinge, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben mussten. Zum Beispiel fand ich das Buch über dunkle Kreaturen wieder, das ich mir aus reinem Interesse gekauft hatte, da in den Schulbüchern für meinen Geschmack zu wenig stand. Die nächsten zwei Stunden war ich nur damit beschäftigt meinen Schulkoffer komplett auszuräumen, zum ersten Mal seit ich ihn vor sieben Jahren gepackt hatte. Seither hatte ich zu Beginn jedes Schuljahres immer nur drei Viertel der Sachen oben herausgenommen, wieder hineingelegt oder durch neue ersetzt, so dass sich unten am Boden eine Schicht Kleinkram angesammelt hatte – alte Federkiele, getrocknete Käferaugen, einzelne Socken, die nicht mehr passten. Meine Bücher ordnete ich in mein Regal nach Jahrgang. Die Federkiele, die noch funktionierten kamen in meinen Schreibtisch, genau wie die Pergamentblätter, die noch übrig geblieben waren. Der Rest wurde weggeschmissen, was mein Papierkorb fast platzen lies. Zum Schluss lies ich durch einen Schlenker meines Zauberstabes meinen Koffer schrumpfen und schob ihn unter meinem Bett. Ein Blick auf die Uhr sagte mir dass es bereits halb sechs war. Meine Eltern müssten doch so langsam da sein. Na ja, vielleicht kommen sie erst spät. Nach einem lautstarken Magenknurren ging ich in die Küche um mir Sandwichs zu machen. Und kaum hatte ich den ersten Bissen im Mund hörte ich ein klopfen und Flügelschlagen am Küchenfenster. Es war unsere graue alte Eule Hermes. Und er hatte mir einen Brief mitgebracht. Im ersten Moment dachte ich es wäre mein Zeugnis, aber den würde ich von einer Schuleule und nicht von Hermes bekommen. Der Brief war von meinen Eltern.   Liebe Mary,   ich muss mich noch einmal entschuldigen, wir können heut noch nicht nach Hause kommen. Deiner Tante ist was dazwischen gekommen und da wir deine Großmutter nicht völlig allein lassen wollen, auch wenn sie behauptet ihr ginge es gar nicht so schlecht, und sie hätte schließlich schon ganz andere Dinge überlebt. Sie ist der Meinung wir sollten sie nicht so bemuttern, sonst überlegt sie sich noch uns übers Knie zu legen, auch wenn wir längst zu alt sind. Na ja, du kennst sie ja. Da wir nicht absehen können, wie lange deine Tante verhindert sein wird, werden wir noch für eine Woche hier bleiben. Wir bitten dich das nicht auszunutzen und wilde Partys zu feiern. Wenn aber Lily bei uns übernachten will, ist das kein Problem, sie ist ein verantwortungsbewusstes Mädchen, da machen wir uns keine Sorgen. Gib uns bitte sofort bescheid wenn dein Zeugnis da ist, wir sind schon sehr gespannt, oder wenn etwas passiert sein sollte. Wir wünschen dir noch viel Spaß und es tut uns wirklich leid, dass wir nicht kommen können. Viele Grüße von Mutter soll ich dir noch bestellen. Im Umschlag habe ich noch Geld hineingelegt, mit dem du für diese Woche auf jeden Fall zu Recht kommen müsstest.   Bis irgendwann, Mum und Dad   Traurig legte ich den Brief bei Seite, ich hatte mich schon so auf meine Eltern gefreut, und griff in den Umschlag. Es lag tatsächlich Geld darin, genau genommen 50 Pfund. Also würde ich noch eine Woche allein sein. Ich weiß, es klingt verrückt. Andere würden sich riesig freuen, doch war ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr allein gewesen. Dadurch dass ich nach Hogwarts kam, wo man es nur sehr selten schaffte allein zu sein, und in den Ferien immer bei meinen Eltern, die die Ferien mit mir völlig ausnutzten, war ich es nicht gewohnt allein zu sein. Und ich mochte es auch nicht besonders. Aber so schlimm wird es schon nicht werden. Lily war schließlich auch noch da. Nun mit etwas schlechterer Laune aß ich zu Ende, ging ins Wohnzimmer zu Hermes, gab ihm ein Keks zur Belohnung und pflanzte mich auf den Sessel.     An diesem Abend machte ich nicht mehr viel. Ich hockte nur vor den Fernseher und sah mir irgendwelche Seifenopern an, bei denen ich eh nicht verstand um was es ging, da ich es sonst das ganze Jahr nicht tat. Ich ging auch recht früh ins Bett, da ich nichts weiter anzufangen wusste. Am nächsten Tag wurde ich schon am frühen Vormittag von einer mir unbekannten Eule geweckt, die an mein Fenster klopfte. Vor Aufregung plötzlich ganz Munter sprang ich aus dem Bett, wobei ich mir fast den Hals brach, da ich über meinen Hausschuhen stolperte. Kaum war mein Fenster einen Spalt geöffnet hüpfte die Eule schon auf mein Fensterbrett, lies sich den Brief aus dem Schnabel nehmen und flog wieder los, nachdem ich ihr einen Keks gegeben hatte. Mit etwas zittrigen Händen riss ich den Brief auf. Diesmal war es wirklich von Hogwarts. Ich las mir das ganze Vorgeplänkel gar nicht erst durch und sah mir gleich meine Noten an.   UTZ-Ergebnisse   Mary MacDonald, geb. 16.06.1960   Zauberkunst                                                          E Verwandlung                                                         O Kräuterkunde                                                        E Zaubertränke                                                        A Pflege magischer Geschöpfe                                   E Verteidigung gegen die dunklen Künste                   A Astronomie                                                           E     Bestandene Fächer:                 Nicht bestandene Fächer: Ohnegleichen                          Mies Erwartungen übertroffen          Schrecklich Annehmbar                             Troll   Mir fiel ein Stein vom Herzen als ich meine Noten schwarz auf weiß, oder wohl eher smaragdgrün auf Pergament sah. Ich hatte in allen Fächern bestanden. Sogar in Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste. In Zaubertränke war ich nie besonders stark, doch hatte Lily mir glücklicherweise beim Lernen geholfen. In Verteidigung gegen die dunklen Künste war ich eigentlich immer recht begabt, doch hatte ich in der Prüfung arge Schwierigkeiten mit meinem Irrwicht. Doch was sollte ich machen? Wenn man plötzlich vor einem waschechten Todesser steht, der, wie bekannt ist, Menschen wie mich (Meine Mutter ist ein Muggel, mein Vater Zauberer, ich bin also ein Halbblut) nicht ausstehen können, dann gerät man schon leicht in Panik. Und ich hatte nicht gerade Möglichkeiten zu üben. Bei solchen praktischen Prüfungen heißt es, entweder du kannst es oder nicht. Sie können schließlich nicht jedem Schüler der siebten Klasse einen Irrwicht zur Verfügung stellen. Da fällt mir ein ich musste ja noch meinen Eltern schreiben. Schnell holte ich Federkiel samt Pergament aus dem Schreibtisch, kritzelte Fächer und Noten drauf, lief hinunter ins Wohnzimmer, band es Hermes ums Bein, der in seinem Käfig vor sich hin döste und lies ihn raus.   Da ich nun schon hier unten war, wenn auch noch im Nachthemd, konnte ich ja auch gleich Frühstücken. Und auch heute wurde ich wieder von einem energischen Klopfen beim Essen gestört. Diesmal jedoch an der Tür. Als ich schon die Treppe hoch sprinten wollte um einen Morgenmantel zu holen, da es mit Nachthemd recht peinlich werden konnte, hörte ich plötzlich vor der Tür eine mir bekannte stimme. Lily schien mit irgendjemand zu reden. Den Morgenmantel plötzlich verworfen, steckte ich meinen Kopf durch einen Spalt nach draußen und erblickte tatsächlich Lily. Allerdings war ich kurz verwirrt da ich nicht wusste mit wem sie gesprochen hatte, bis ich ein Miauen hörte. Lily hatte May mit blauem Halsband und Leine mitgebracht, das dem Kätzchen sehr gut stand, da sie, wie man nun am Tage sehen konnte, schöne leuchtendblaue Augen hatte. Ohne zu zögern lies ich Lily herein. „Hast du dein Zeugnis auch schon bekommen? Ich habe es vor einer halben Stunde etwa bekommen. Ich hab alle Fächer bestanden, ist das nicht toll? Mum und Dad haben sich auch total gefreut“, sprudelte es auch gleich aufgeregt aus ihr. „Ich hab meins auch schon. Und ich hab ebenfalls bestanden“, erzählte ich freudig mit einem breitem grinsen. „Auch Zaubertränke?“ „Auch Zaubertränke!“ „Siehst du, ich hab dir ja gesagt das du das schaffst. Und nach Verteidigung gegen die dunklen Künste brauch ich wohl nicht zu fragen.“ Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Wir beide gingen auf mein Zimmer, damit ich mich umziehen konnte. Und Lily nahm nach einem Einverständnis von mir, May von der Leine und lies sie im Zimmer umherlaufen. „Ihr wart also gestern noch einkaufen“, stellte ich fest. „Du kannst froh sein das Hermes gerade nicht da ist, der würde einen Anfall bekommen, wenn er May hier sehen würde.   Seit er einmal von einer Katze angegriffen wurde, die ihn offensichtlich fressen wollte, hat er kein Erbarmen mit ihnen. Selbst wenn sie noch so klein und niedlich sind. Es ist zwar Jahre her, aber es sitzt ihm irgendwie immer noch tief in den Federn.“ „Wo ist er denn?“ „Er bringt meine Noten zu meinen Eltern. Sie haben mir gestern geschrieben, sie werden noch eine Woche wegbleiben und sie haben mich darum gebeten ihnen sofort bescheid zu geben, wenn ich mein Zeugnis habe. Konntest du eigentlich schon mit Petunia reden?“ „Nein, aber ich werde es heute versuchen. Sie hat unverschämt gute Laune, dafür das ich jetzt wieder im Hause bin. Ich denke es lief mit diesem Dursley sehr gut. Sie lief den ganzen Morgen grinsend durch die Gegend, direkt gruselig wenn du mich fragst“, lachte Lily. „Ich denke es ist ein guter Zeitpunkt um mit ihr zu reden.“ „Tu das ich wünsch dir viel Glück.“ Nach etwa einer halben Stunde ging Lily auch schon wieder, um noch mit Petunia reden zu können und Zeit mit ihren Eltern zu verbringen. Ein Stück des Weges begleitete ich sie, da ich vorhatte einkaufen zu gehen, da der Kühlschrank nicht viel hergab. An der Biegung in der sie in ihre Straße bog verabschiedeten wir uns. Eine Straße später bog ich direkt in Spinner’s End ein, da der Weg dadurch zum Supermarkt am kürzesten war. Am Ende dieser Straße hörte ich aus dem letzten Haus lautstarkes Gebrüll einer Frau – „…wie kannst du so was Dummes nur tun wollen und das nur für so ne Schlammblüterin?“ „Halt die Klappe! Sag dieses Wort nicht.“ – und ehe mir bewusst wurde das ich vor Snapes Haus stand (ich war mit meinen Gedanken ganz woanders), kam dieser auch schon offensichtlich wutentbrannt aus diesem gestürzt. Fast wäre er in mich hineingelaufen, wäre ich nicht zur Seite gesprungen. Dadurch schien er mich nun richtig registriert zu haben und sah mir kurz in die Augen, bevor er ohne ein Wort einfach weiter ging.   Ich würde mir ja nichts weiter dabei denken, es schien ja völlig normal, bei dem was Lily mir erzählt hatte, doch brachten mich seine schwarzen Augen ein wenig aus der Fassung. Ich war mir sicher Tränen in ihnen gesehen zu haben. Kurz sah ich ihm noch nach, ging dann aber weiter. Während dem gesamten Einkauf hatte ich nur diese Szene im Kopf. Darum nahm ich bei den Rückweg den längeren Weg, was nicht so schlimm war, da der Einkauf nicht sehr schwer war. Als ich in meiner Straße einbog, die die aller letzte ist, bevor London zu Ende ist und dahinter nur noch Wiesen und Wälder sind, kam ich an dem Spielplatz vorbei, von dem Lily mir erzählt hatte. Niemand war auf diesem zu sehen, außer einer größeren Gestalt auf der Schaukel. Bei näherem hinsehen, der Spielplatz war recht groß, erkannte ich Snape. Na toll! Ich fühlte mich vom Schicksal regelrecht verarscht. Erst begegnete ich ihm, in einer nicht gerade angenehmen Situation, einen Tag nachdem Lily endlich ein wenig über ihn geredet hatte, dann nehme ich extra den anderen Weg und ich treffe schon wieder auf ihn. Kurz spielte ich mit dem Gedanken zu ihm zu gehen doch unterließ ich das. Nach so einer Auseinandersetzung mit seiner Mutter ist er bestimmt nicht in Stimmung für eine Unterhaltung mit mir. Ohne ihn weiter zu beachten, was für mich ein wenig schwer war, ging ich an ihm vorbei. Daheim angekommen lies ich noch mal alles Revue passieren während ich den Kühlschrank einräumte.   Zu meinem Pech lies mich die Sache nicht mehr los. Am liebsten wäre ich zu Lily gegangen und hätte sie bedrängt noch mehr über Snape und sich zu erzählen. Wie das alles so war. Ich wurde regelrecht hibbelig, was schon irgendwie traurig war. Momentan schien ich kein eigenes Leben zu haben, ich kümmerte mich nur noch um Lilys. Um mich ein wenig abzulenken begann ich das Haus auf Muggelart auf Fordermann zu bringen, aber das bräuchte es sowieso mal wieder, meine Eltern waren schließlich schon seit einigen Tagen nicht mehr da. Aber da man beim Putzen bekanntlich auch sehr gut nachdenken konnte, wie auf dem Klo, lies ich sämtliche Elvis Presley Schalplatten meiner Mutter laut, so das man es im ganzen Haus hören konnte, durchlaufen. Und wenn mir mal ein Lied gut gefiel, tanzte ich und sang mit, soweit ich die Lieder eben konnte.         A/N: Ab dem siebten Kapitel wird die Geschichte erst richtig losgehen. Das ganze war bis jetzt nur Vorgeplänkel um warm mit dem Hauptcharakter und der ganzen Geschichte zu werden. Und Sieben ist ja bekanntlich eine magische Zahl! *grins* Ich hoffe ihr seit nicht bis jetzt schon so gelangweilt, das ihr gar nicht mehr weiter lesen wollt. Hinterlast bitte ein kleines Review. Nur so kann man dazu lernen.   Kapitel 7: ----------- Kapitel 7       An diesem Abend ging ich nicht ganz so früh ins Bett, da mich das Haus lange Zeit beanspruch hatte. Schon sehr müde zwang ich mich mein violettes Satinnachthemd überzuziehen und nicht, was mir besser gefallen hätte, einfach samt Kleider ins Bett zu fallen. Während ich mir meine hüftlangen schwarzen Haare kämmte, betrachtete ich die Landschaft aus meinem großen Fenster. Ich hatte einen tollen Ausblick. Den besten im ganzen Haus, meiner Meinung nach sogar in der ganzen Stadt. Denn ich musste nicht auf irgendwelche Gärten anderer oder auf graue Hauswände sehen. Von meinem Fenster aus konnte ich unseren ganzen Garten (er war in Gegensatz zu den anderen hier in der Nähe sehr groß, aber wir waren auch nicht zwischen anderen Reihenhäusern gedrängt. Unser Haus stand sehr Abseits und bei uns gab es nicht so viele Häuser in der Straße, stattdessen aber einen großen Spielplatz) und den Waldrand dahinter erblicken. Und während ich so über die Büsche hinweg sah, bekam ich plötzlich einen heftigen Schock. Ruckartig ging ich ein Schritt zurück, mein Herzschlag beschleunigte sich und meine Hände wurden so zittrig, dass ich die Bürste fallen lies. Denn etwas hatte zu mir zurückgesehen. Große goldene Augen, wohl vom Mondlicht beleuchtet, hatten mir direkt in die Augen gesehen. Ich hob die Bürste wieder auf und als ich wieder aus dem Fenster zu den Büschen sah, war nichts zu sehen. Ich versuchte mich zu beruhigen indem ich mir einredete dass ich mir das nur durch die Müdigkeit eingebildet hätte, oder es war nur eine Katze. Vielleicht auch ein streunender Hund? Wahrscheinlich hatte ich es mir doch eingebildet, was sollte es schon gewesen sein? Vielleicht war es auch Hermes oder eine andere Eule. Schnell kroch ich in mein Bett und zog mir die Decke bis zum Kinn. Doch statt der schlaflosen Nacht, die ich schon fast befürchtete, da die Sache doch irgendwie gruselig war, schlief ich bereits nach nicht mal zwei Minuten ein.   Als ich folgenden Morgen aufwachte, ging ich sofort ans Fenster und sah zu den Büschen hinunter, wie erwartet war nichts zu sehen. Ich ging auf meinen Balkon, sah mich noch mal genau um, was ich mir letzte Nacht nicht getraut hatte, und fand wieder nichts. Völlig beruhigt ging ich hinunter zum Frühstücken und verbrachte die nächsten zwei Stunden mit Fernsehen, als plötzlich das Telefon klingelte. „MacDonald!“ „Mary?“ „Ja?“ „Ich bin’s Lily.“ „Hi, was gibt’s denn?“ „Ich habe mit ihr geredet. Na ja, nicht direkt. Ich hab sie einfach darum gebeten mir bei einem Trank zu helfen, weil ich nicht wusste wie und was ich sagen sollte. Zuerst war sie völlig baff und dachte sie wird veräppelt, doch als ich ihr klar machen konnte das es ernst gemeint war, schien sie sich zu freuen. Und heute war sie schon viel besser drauf und netter zu mir. Ich glaube ich leihe ihr Mal Geschichte Hogwarts’ aus. Was machst du so, genießt du das Alleinsein?“ „Na ja, es ist schon ziemlich einsam.“ „O, na ja, aber ich bin nicht sicher ob ich in den nächsten Tagen zeit habe. Mum und Dad haben viel vor, weißt du? Aber ich werde es versuchen. O, ich muss los.   Mum, Dad, Petunia und ich gehen jetzt in den Park Eisessen. Bis dann!“ „Bis dann!“ Und schon war ich wieder alleine und einsam. Als ich merkte wie warm es im Zimmer war, machte ich die Terrassentür auf. Und schwups, flog auch schon etwas großes Graues hinein. Es war Hermes. Er war es letzte Nacht also doch gewesen. „Ach Hermes, du Spinner! Musstest du mich gestern so erschrecken?“ Hermes blickte mich empört an, lies den Brief den er für mich hatte auf dem Boden hinfallen und flog beleidigt in den Käfig. Als ich ihm ein Keks zur Belohnung geben wollte und der arme Kerl anscheinend wirklich die ganze Nacht draußen mit dem Brief gewesen war, schnappte er sich den Keks und zwickte mir dabei absichtlich in den Finger. „Aua! Beleidigte Leberwurst. Wärst du an meinen Fenster gekommen, hättest du noch in Ruhe jagen können.“ Mit blutigem Finger, riss ich den Brief auf. Er war natürlich von Mum und Dad.   Liebe Mary,   wir freuen uns riesig, dass du alle Fächer bestanden hast. Deiner Großmutter geht es in zwischen ein wenig besser, das Fieber ist nun nach einigen Tagen endlich gesunken und der Husten löst sich auch schon. Wir werden bald wieder da sein. Und viele liebe Grüße von deiner Großmutter, sie wird dir ein Geschenk schicken, was für Hermes allerdings zu groß war. Es müsste bald mit der Post kommen.   Bis bald, Mum und Dad   Großmutter schickte mir ein Geschenk, das für Hermes zu groß war? Was das wohl war? Ich bin gespannt. Den Brief legte ich erstmal weg und verarztete meinem Finger. Hermes hatte ordentlich zugebissen. Da ich nun wieder nicht wusste was ich machen sollte, schnappte ich mir ein Buch aus meinem Regal und begann es zu lesen. Kleines Handbuch der irischen Elfen hatte ich zu meinem dreizehnten Geburtstag bekommen und schon um die dreimal durchgelesen. Ich hatte mir in den letzten Jahren sehr viele Bücher bei Flourish & Blotts gekauft, da ich eine echte Leseratte war. Mit Fernsehen und dergleichen konnte ich nicht viel oder lange was anfangen. Aber das lag auch daran, das ich das ganze Jahr in der Schule zugebracht hatte, da gab es so was ja gar nicht.   Der restliche Tag verlief völlig ereignislos. Am Abend aber war es wieder zum Gruseln, da ich wieder die Augen zwischen den Bäumen sehen konnte. Da ich zunächst glaubte das es wieder Hermes sei, ging ich auf den Balkon. „Hermes bist du das schon wieder? Du brauchst dir keine Mühe geben, das funktioniert kein zweites Mal“, sprach ich zu den großen Augen. Nichts geschah. Alles war ruhig, windstill und es war kein Mucks zu hören. Mit einem Schulterzucken und einem genuschelten „Beleidigte Leberwurst“, ging ich wieder hinein. Plötzlich kam mir ein Fiepen von Hermes als Antwort, was mein Herzschlag wieder zum Rasen brachte.   Nicht weil er mir antwortete, sondern weil sein Fiepen deutlich aus dem Wohnzimmer unter mir zu hören war und nicht von draußen. Kurz davor in Angst auszubrechen, lief ich so schnell wie möglich die Stufen hinunter ins Wohnzimmer. Hermes saß seelenruhig in seinem Käfig und sah mich neugierig an. Ein Blick zum Fenster verriet mir das er es draußen nicht gewesen sein konnte. Was war es nur? Schnell sperrte ich alle Türen und Fenstern die ins Haus führten zu und ging wieder in meinem Zimmer. Mit einem dicken Kloß im Hals nährte ich mich meinem Fenster und sah wieder hinaus. Aber wieder war nichts zu sehen.   „Mary MacDonald, ich glaube du wirst langsam paranoid. Du führst dich auf wie eine Verrückte, es war bestimmt nur irgendein Tier, du lebst schließlich am Waldrand, da gibt es viele Tiere. Beruhige dich!“, nuschelte ich mir zu und legte mich ins Bett. Am darauf folgenden Vormittag beschloss ich der Sache auf dem Grund zu gehen, da mir die Sache keine Ruhe lies. Ich ging also, etwas aufgeregt muss ich sagen, in den Garten und suchte die Büsche ab. Zwischen den Bäumen, neben den Büschen, fand ich die Antwort. Es war ein Fußabdruck auf dem Boden zu sehen.   Ein sehr großer Hundepfotenabdruck. Wahrscheinlich ist der Bernadinerhund meines Nachbarn mal wieder ausgebüchst. Das tat er sehr gerne, wie ich hörte. Einmal mussten sie ihn aus dem nahe gelegenen Tierheim holen, hatte mir Dad mal erzählt. „Wääh, igitt!“, rief ich angewidert aus, als ich mit meinen Sandalen in eine regelrechte kleine stinkende Pfütze neben dem Baum getreten war. Der Hund scheint sich hier verewigt zu haben, er hatte sogar Haare an der Baumrinde gelassen. Bei genauerer Betrachtung erkannte ich ein graues Haarbüschel. War der Bernadiner nicht weiß/braun? Na ja, ich weiß ja nicht wie alt er ist, aber scheint schon graue Haare zu bekommen.   Schnell und deutlich beruhigter ging ich wieder ins Haus um mir neue Socken anzuziehen und die Schuhe zu waschen. An diesem Tag passierte wieder nichts Erwähnenswertes. Ich verbrachte den Tag nur mit lesen und fernsehen gucken. Langsam glaubte ich bei dieser einen Seifenopfer durchzusehen. Zwei Tage später rief mich Lily wieder an und verkündete freudestrahlend das Petunia das Buch geradezu verschlang und das obwohl sie nicht so eine war, die viel las. Ich erzählte ihr die Sache mit dem gelben Augen und dem Bernadiner. „Bist du sicher, dass es Beethoven war? So weit ich erfahren habe lassen die Newtons ihn nur noch angekettet in den Garten und das schon seit Ferienbeginn. Meine Mutter hat sie nämlich gestern beim Einkaufen getroffen, weißt du? Na ja, ich muss Schluss machen, Tunia möchte noch telefonieren. Bye!“ „Bye!“, sagte ich völlig starr. Wenn Beethoven wirklich angekettet war, wer war es dann? Was soll’s, wahrscheinlich ein streunender Hund. Die Gedanken um den Hund verflogen sehr schnell als das Paket von meiner Großmutter ankam. Während ich ein Kleidungsstück aus diesem herauszog, fiel ein Pergamentblatt heraus.   Hallo Kleines,   wie geht es dir? Ich hoffe gut. Wie du bestimmt schon von deinen überbesorgten Eltern gehört hast, bin ich momentan nicht so topfit. Manche sagen auch „Kranksein“ dazu. Aber es ist nur das übliche Kleinnot. Ein wenig Fieber, Schnupfen und Husten. Deine Eltern aber tun so als könnte ich jeden Moment von der Schippe springen, was mir allerdings, wenn ich an dieses Bemuttern denke, vor allem von deiner Mutter, sehr angenehm wäre. Aber das kennst du sicher. Ich freue mich sehr über deine bestandene Abschlussprüfung und zur Belohnung habe ich dir ein kleines Geschenk anfertigen lassen. Es ist ein besonderer Stoff, aber das wirst du erst merken, wenn du ihn benutzt. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen, wir haben uns schließlich lange nicht mehr gesehen.   Deine dich liebende Großmutter   PS: Könntest du nicht vielleicht Alarm schlagen, damit die beiden endlich von hier weg gehen?   Lächelnd legte ich den Brief zu Seite. Ich würde ihr ja gerne helfen, doch lassen sich meine Eltern nicht so leicht abwimmeln. Großmutter schenkte mir einen schönen weichen roten Mantel mit Kapuze und schwarzen großen Knöpfen. Für die regnerischen Tage in London, selbst im Sommer, genau das richtige. Er war nicht zu dick und nicht zu dünn, am Stoff merkte ich schon dass man wohl nicht so leicht darin schwitzte, aber auch nicht fror. Schnell probierte ich ihn an und konnte freudig feststellen, dass er passte. Er war sehr eng anliegend und ging mir bis oberhalb der Knie. Ich freute mich schon darauf ihn einmal draußen tragen zu können.   Am Tag darauf ging ich in den Park, der eine halbe Stunde mit dem Fahrrad von mir entfernt war, um zu lesen und um meinen neuen Mantel auszuprobieren. (Es war zwar Sommer, aber heute ein wenig bewölkt, nicht so warm und auch ein wenig windig. Londoner Wetter eben.) Daheim wurde es nämlich auf Dauer zu langweilig und öde. Ich hatte mir ein Rucksack mit drei verschiedenen Büchern mitgenommen, eine Wasserflasche, ein wenig Geld um mir ein Eis zu kaufen und altes Brot um die Enten füttern zu können. Eine weile schob ich mein Fahrrad durch den riesigen Park, bis ich einen schönen großen alten Baum fand, unter dem ich mich setzten konnte.   Er stand mehr außerhalb des Parks, schön abgelegen, es war also sehr ruhig. Genau richtig für mich. Ich setzte mich zwischen den dicken Wurzeln im Schneidersitz und begann die neue Auflage von Phantastische Tierwesen & wo sie zu finden sind zu lesen. Es dauerte nicht lange bis ich sehr vertieft war und nichts mehr mitbekam. Ich war auf Seite vierundvierzig bei dem Nundu als ich plötzlich von jemandem mit einer tiefen Stimme angesprochen wurde. „Entschuldigung? Ist hier noch Platz?“ „Was?“, fragte ich verdutzt. Ich hatte nicht richtig mitbekommen was er gesagt hatte, da ich zu tief ins Buch geschaut hatte. Doch als er die Frage noch einmal äußerte, starrte ich ihn nur an und hörte nur halbherzig zu. Ich kannte ihn, auch wenn ich ihn im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Er war groß, hatte einen kräftigen breitschultrigen Körperbau und mattbraunes Haar. Er schien im besten Alter zu sein, so ende der Dreißiger schätzte ich. Doch seine ausdrucksvollen Augen halfen mir geschwind auf die Sprünge, woher ich ihn kannte. „King’s Cross!“, rief ich aus und hielt mir plötzlich selber den Mund zu. „Bitte?“ Gott war das peinlich. „Äh, ich glaube sie auf King’s Cross gesehen zu haben“, sagte ich kleinlaut. „O ja, ich glaub ich erinnere mich an dich. Aber so eine Schönheit kann man schlecht vergessen, oder?“ Ich spürte wie sich mein Gesicht puterrot färbte. Ich hatte noch nie ein Kompliment von einem Mann bekommen. „Darf ich mich nun dazu setzten?“ „Äh was? Ja, natürlich.“ Er setzte sich in die nächste Wurzelmulde, genau neben mir. „Schon komisch, das ich heute fragen muss um hier zu sitzen.   Normalerweise ist es mein Baum und ich hab nur sehr selten hier jemanden gesehen“, begann er ein Gespräch mit mir. „O tut mir leid“, sagte ich ernst gemeint, doch er tat es nur mit einer Handbewegung ab. „Sie sitzen wohl öfter hier?“ „Ja, fast jeden Tag. Ich halte es nämlich seit geraumer Zeit nicht mehr zu Hause aus. Es ist nur ein Loch musst du wissen, mitten in der Stadt. Sehr deprimierend. Hier in der Natur gefällt es mir viel besser.“ Etwas verwundert war ich darüber schon das er gleich so vertrauensselig redete, schließlich kannten wir uns nicht einmal. „O ich habe mich noch nicht mal vorgestellt. Ich heiße Mary.“ Ich fand es klüger nicht gleich meine gesamten Daten auszuplaudern. „Mary, ein sehr schöner Name. Nenn mich Fen.“ „Äh OK, Fen.“ Für eine Weile schwiegen wir und ich nutzte es zum Lesen aus. „Was liest du da?“, fragte er neugierig.   Obwohl ich nicht sicher war, ob ich es ihm sagen konnte, schließlich war es kein Muggelbuch, sagte ich es ihm doch, schließlich kann ein Muggel eh nicht alle Bücher der Welt kennen. „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind!“ „Ah, das hab ich auch. Hab ich mir erst letztes Jahr bei Flourish und Blotts gekauft.“ Starr sah ich ihn an, während er nur lächelte. Sollte das heißen er …? „Hast du Hogwarts schon beendet?“ Das war alles was ich als Bestätigung wissen musste. „Ja, gerade eben“, erzählte ich stolz. „Aha, und hast du alles bestanden?“ „Ja“, verkündete ich noch stolzer. „Sehr gut. Ich war damals bei Slughorn in Zaubertränke durchgerasselt.“ Erfreut sah ich ihn an. „Echt? Ich hatte ihn auch, aber dank einer Freundin habe ich es grad noch geschafft.“ Ich musste zugeben, je mehr ich mich mit ihm unterhielt, gefiel er mir immer besser. Er war recht sympathisch und er sah gar nicht so übel aus. Ich hatte schon immer ein Faible für ältere Männer, aber dass ich tatsächlich mal einen kennen lernen würde, hätte ich nicht gedacht. Mein Vater fand das immer komisch und er meinte ich sollte mir einen suchen der so alt war wie ich, doch ich antwortete ihm immer das ich mit diesen Hormongesteuerten Idioten nichts anfangen konnte. Außer natürlich Remus und die anderen drei, doch würde ich auch nie eine Beziehung mit einen von ihnen eingehen, weil wir Freunde sind, ich keinerlei Interesse hab und das ganze alles kaputt machen könnte. Ich war zwar mal in Sirius verliebt, wie viele andere auch, wie ich bitter erfahren hatte, aber das war schon Jahre her und längst vergessen. Wieder schwiegen Fen und ich. Während ich weiter las, lehnte er sich mit verschränkten Armen an den Baum, schloss die Augen und döste anscheinend. Hatte wahrscheinlich die Nacht durchgemacht, er wirkte recht müde.   Es war ein sehr angenehmes Schweigen, was mich etwas verwirrte. Wie konnte man sich wohl fühlen bei einem Fremden? Na ja, fremd war er ja nicht mehr, aber gut kannte ich ihn ja auch nicht gerade. Nach ungefähr einer dreiviertel stunde als ich mit dem Buch fertig war, es waren ja nicht mehr so viele Seiten, packte ich es ein und holte meine Wasserflasche heraus. Dann packte ich alles ein und stand mit dem alten Brot in der Hand auf. „Wo willst du hin?“, kam plötzlich eine sehr muntere Stimme neben mir. Fen sah mich fragend an. „Ich wollte nur die Enten dort drüben füttern gehen“, erklärte ich und zeigte auf einen riesigen Teich, oder kleinen See, ich weiß auch nicht. „Hättest du was dagegen wenn ich mitgehe? Hier auf den harten Boden ist mir schon der Hintern eingeschlafen“, fragte er, stand auf und rieb sich seinen Hintern. „Na klar“, lächelte ich. Während wir zu den Enten liefen und uns unterhielten schob er freundlicherweise mein Fahrrad.   Bei den Enten angekommen, setzten wir uns auf den Steg, da das Brot recht groß war und es eh länger dauern würde, es zu verfüttern. „Was wirst du jetzt machen, nach Hogwarts?“ „Ich weiß noch nicht. Mein Vater wollte immer das ich auch Heilerin werde, wie er, oder zumindest in der Apotheke in der Winkelgasse arbeite, aber da ich in Zaubertränke nur mit Annehmbar bestanden habe, wird wohl nichts draus.“ „Jetzt hast du mir gesagt was dein Vater will, aber nicht meine Frage beantwortet.“ „Ich würde am liebsten entweder in Flourish und Blotts oder in der Magischen Menagerie, eventuell auch in Eeylops Eulenkaufhaus arbeiten.“ „Du bist also eine tierliebende Leseratte“, lachte er und ich stimmte mit ein. Als ich mit Entenfüttern fertig war, wollte ich Eisessen gehen und wieder ging er mit mir mit. Der Eisstand war gar nicht so weit entfernt, denn wo es Enten zu füttern gab, gab es auch Menschen, die an so einem schönen Sommertag Eis essen wollten.   Während ich noch überlegte welche Sorten ich haben wollte, fragte ich ihn ob er nicht auch eins bestellen wolle und das er ruhig als erstes bestellen könnte, da ich noch eine Weile brauchen würde. „Ne, lass mal. Ich hab’s nicht so mit süßem Zeug.“ „Tja, aber Salat ist heute leider aus“, scherzte ich. „Ne, auch nicht. Ich bin mehr für Fleisch zu haben.“ Nachdem ich mir nach einigen hin und her ein Vanilleeis gekauft hatte, setzten wir uns auf eine Bank und unterhielten uns noch ein wenig. Nach einem Blick auf meine Armbanduhr musste ich mich verabschieden. „O Gott, es ist ja schon halb fünf. Tut mir leid, aber ich sollte jetzt heimgehen. Ich will nicht im Dunkeln fahren.“ „Ist in Ordnung. Geh nur.“ „Sehen wir uns wieder?“, fragte ich schüchtern.   Eigentlich wollte ich es nicht sagen, aber irgendwie kam es schneller raus, als mein Hirn war. „Du weißt wo du mich finden kannst“, lächelte er. „OK. Bis irgendwann“, verabschiedete ich mich, stieg auf mein Fahrrad und fuhr denselben Weg wieder zurück, den wir entlang spaziert waren. Als ich wieder an unserem Baum vorbeikam versuchte ich mir den genauen Standpunkt zu merken, damit ich ihn wieder finden konnte. Ich wusste dass es vielleicht nicht das Klügste war, mich auf einen älteren Mann einzulassen. Aber es war ja nichts passiert, wir reden ja nur und außerdem wollte ich ihn unbedingt wieder sehen. Ich wusste nicht warum das so war, aber es war eben so.   Fortsetzung folgt …     _______________________________________________________________ A/N: Na, ist es nicht schon etwas interessanter? Ich hoffe es zumindest. Wolle Review schreiben? *ganz lieb guck* Die Rosen sind ausgegangen! *grins*   Kapitel 8: ----------- Kapitel 8 Als ich an unserem Fluss vorbeifuhr und fast Spinner’s End erreicht hatte, fing es zu meinem Leidwesen das Schütten an. Zum Glück hatte ich eine Kapuze und ich musste positiv feststellen, dass mein roter Mantel keinen einzigen Tropfen durchließ. Was bei diesem Stoff allerdings unmöglich war, doch ich war mir sicher das meine Großmutter, das damit gemeint hatte mit „ein besonderer Stoff.“ Als ich am Spielplatz vorbeikam, den es in meiner Straße gab, blieb ich abrupt stehen, denn dort saß jemand mit dem ich jetzt nicht gerechnet hätte. Wieder auf der Schaukel sitzend, starrte ich auf einen patschnassen Snape. Ohne darüber nachzudenken was ich tat, stieg ich von meinem Rad und ging auf ihn zu. Als ich jedoch kurz vor ihm stand, schaltete sich mein Hirn wieder ein und ich war unentschlossen darüber was ich sagen sollte. Doch ehe ich überhaupt Hallo sagen konnte, kam er mir schon entgegen, wenn auch nicht sehr nett. „Was willst du MacDonald?“, fragte er gleichgültig, was mich wütend machte. „Geht’s nicht netter?“, blaffte ich ihn an, doch als er dann noch immer teilnahmslos mit hängenden Schultern da saß, verschwand die Wut wieder. Ohne weiter nachzudenken setzte ich mich neben ihn, auf die andere Schaukel. Für eine Weile schwiegen wir, niemand sagte ein Wort. „Streitet ihr immer noch, du und deine Mutter?“, fragte ich, hätte mich aber am liebsten sofort dafür geschlagen. Es kam schneller aus mir raus als ich denken konnte. Blitzartig drehte er sich zu mir um mit einem bösen und gleichzeitig verwunderten Blick. Es schien als wolle er mir erst was Gemeines gegen den Kopf knallen und mir vorwerfen ich hätte ihm nachspioniert. Doch schien ihm im letzten Moment noch eingefallen zu sein, dass ich nichts dafür konnte und dass er fast in mir rein gerannt wäre. Als ich schon überlegte ob ich mich entschuldigen sollte oder einfach nichts sagen sollte, kam er mir wieder dazwischen, wenn auch nur genuschelt. „Es läuft so wie immer. Total beschissen.“ Wieder schwiegen wir, doch als ich sah dass er fror, holte ich meine Flasche aus dem Rucksack, darauf achtend dass die Bücher nicht nass wurden, verwandelte das Wasser in warmen Tee und hielt es ihm hin. Erst sah er die Flasche und dann mich verwirrt an, er dachte wohl nicht das ich so nett zu ihm sein würde, nachdem mich seine Freunde so geärgert hatten. Zögernd nahm er sie in die Hand, trank dann aber fast die ganze Flasche gierig aus. Wer weiß, wie lange der schon hier saß und nichts getrunken hatte. Aber vielleicht war es auch nur wegen der Kälte. Ohne mich auch nur anzusehen, gab er mir die Flasche zurück. Ich konnte das nur sehr leise genuschelte „Danke“, nur mit Anstrengung hören. Als ich merkte das ich langsam auch zu frieren anfing, schließlich waren meine Beine und Hände total nass, fragte ich mich ob ich nun gehen sollte, ich wollte mich nicht erkälten. Doch sollte ich jetzt einfach gehen und ihn allein lassen? „Willst du dich vielleicht bei mir aufwärmen? Ich bin die Woche alleine zu Hause“, war mal wieder schneller gesagt, als ich denken konnte. Letzteres war eigentlich unnötig, doch würde er vielleicht ehre mitgehen, wenn er wüsste das er nicht auf meine Eltern stoßen würde. Momentan schien mein Hirn nur sehr langsam zu sein, mein Mundwerk dafür aber umso schneller, wobei es normalerweise umgekehrt war. Wieder sah er mich zunächst böse an, dachte wohl ich wolle ihn verarschen. Doch als er sah dass ich es ernst meinte änderte sich sein Blick wieder in Verwirrtheit um. „Lieber nicht. Ich sollte nach Hause gehen und du besser auch“, sagte er, stand auf und schlurfte davon. Ich stand ebenfalls auf und ging zu meinem Rad. „Bis irgendwann, Severus!“ Plötzlich blieb er stehen, drehte sich um und sah mich fragend an. Ich aber lächelte in nur an und radelte zu meinem Haus. Seinen Blick spürte ich noch einige Meter im Rücken. Daheim angekommen stellte ich mein Rad schnell in die Garage und rannte ins Haus, da es durch den Zugwind fast eisig geworden war. Der restliche Abend verlief ereignislos. Ich zog mir die nassen Kleider aus, stieg ins heiße Nass der Badewanne, kuschelte mich mit einer Wolldecke auf den Sessel und schaute Fernsehen. Auch als ich wieder aus dem Fenster sah beim Haare kämmen (es war eine Macke von mir beim Bürsten meiner Haare die Landschaft zu bewundern) sah ich diesmal nichts. Glücklicherweise. Im Bett liegend dachte ich noch mal über Snape nach. Es musste bei ihm zu Hause schon sehr schlecht laufen, wenn er lieber im kalten Regen saß. Es stimmte mich irgendwie traurig, was ich nie für Möglich gehalten hätte. Und für die sonstigen Verhältnisse schien er recht nett. Plötzlich musste ich an den schönen Nachmittag im Park denken und schon erschien ein Lächeln in meinem Gesicht. Er war wirklich sehr nett und sympathisch. Diese Nacht schlief ich besonders gut, doch als ich kurz wach war und mich herumdrehen wollte, hörte ich lautes Gebell draußen. Ich wusste nicht woher es kam und da es mich nicht schlafen lies, ging ich auf meinem vom Vollmond beschienenden Balkon um zu hören woher es überhaupt kam. Es musste Beethoven von meinen Nachbarn sein. Ob er wohl eine Katze gesehen hat? Als ich mich schon wieder herumdrehen und ins Zimmer zurückgehen wollte, erstarrte ich bei dem was ich in meinem Garten sah. Etwas sehr großes verschwand gerade noch schnell im Wald, bevor ich es überhaupt richtig erkennen konnte. Wie gebannt sah ich noch für eine Weile auf die Stelle an der es verschwunden war. Alles in mir schrie danach wieder ins Haus zu gehen, doch konnte sich mein Körper einfach nicht von der Stelle rühren. Als ich mich dann doch endlich loseisen konnte und wieder sicher und hinter geschlossener Tür stand, spürte ich das ich zitterte wie Espenlaub, meine Hände unsagbar nass waren vor Schweiß und auch überhaupt mein ganzer Körper kalter Schweiß überzog. Dieses Ding musste es wohl die letzten Tage gewesen sein, das mich so erschreckt hatte. Doch was war es? Vielleicht wirklich ein streunender Hund? Es könnte sein. Er ist wahrscheinlich wegen Jacks Geruch neugierig geworden, ist hierher gekommen und hat auch gleich sein Revier markiert, da es ihm hier gefällt. Doch schien es für einen Hund doch viel zu groß gewesen sein. Aber das spärliche Licht und die Schatten könnten mir auch einen Streich gespielt haben. Ich hatte es ja nur sehr kurz sehen können. Solche Gedanken schossen mir die ganze nächste Stunde durch den Kopf, um mich zu beruhigen, da ich ja eigentlich überhaupt nicht wusste was es war. Als ich bemerkte das die Sonne bereits auf ging, schien mir alles plötzlich nur noch halb so schlimm. Im hellen ist eben alles erträglicher. Und damit nun endgültig wieder ruhig, legte ich mich wieder ins Bett und schlief weiter. Am nächsten Morgen entdeckte ich an dem Baum, der fast neben meinem Balkon stand Kratzspuren und wieder hatte dieses Etwas, wohl doch ein riesiger Hund, nun auch an diesem, sein Revier markiert. Der Baum sah aus als hätte er ihn als Kratzbaum benutzt. Doch es gab was an der Sache, was mir wirklich Angst einjagte. Na ja, ich meinte noch mehr als eh schon. Die Kratzspuren waren um einiges Höher als ich. Sicher zweieinhalb Meter. Der Gedanke lies mich unangenehm erschauern. Selbst ein großer Hund konnte doch nicht so weit rauf kommen, selbst wenn er sich streckte, oder? Für einen Moment stand ich nur da und starrte vor mich hin. Als dann der Wind aufwog begann ich zu zittern, aber nicht vor Kälte, schließlich war es ein angenehmer Sommertag. Nein ich hatte Angst. Pure Angst. Schnell ging ich ins Haus, schloss sämtliche Türen und Fenster und rief Lily an. „Lily Evans.“ „Lily, ich bin’s, ich muss dir dringend was erzählen.“ Ohne Punkt und Kommers redete ich mir alles von der Seele, was in den letzten Nächten passiert war. Lily lies mich ausreden ohne mich zu unterbrechen, doch hörte ich sie ein paar Mal wie sie die Luft scharf einzog. „Und was sagst du dazu?“ „Na ja, glaubst du wirklich das du dich nicht getäuscht hast? Schließlich war es Nacht. Und deine Nachbarn hatten anscheinend auch nichts mitgekriegt, sonst hätte es bei uns bestimmt schon die Runde gemacht“, sagte sie, um das ganze wohl runterzuspielen. „Du glaubst mir also nicht?“, rief ich wütend aus. „Das habe ich gar nicht gesagt, aber …“ „Eine tolle Freundin bist du …“ „Nein Mary, bitte …“ Plötzlich brach die Sicherung bei mir durch. „Du brauchst gar nicht zu versuchen dich zu entschuldigen Lily Evans, ich hab schon verstanden. Du hältst mich offensichtlich für eine Verrückte oder für eine Lügnerin.“ Ohne ein weiters Wort legte ich auf. Wie konnte sie mich nur so enttäuschen? Sie war doch meine beste Freundin und das schon seit Jahren. Ich verstand es einfach nicht. Irgendwas schien hinter mir her zu sein, ich verspürte schon fast echte Panik und sie hatte nichts Besseres zu tun, als es runterzuspielen, als wenn es sich um einen Zwergpudel handeln würde. Um besser nachdenken zu können und etwas Abstand von dem Ort des Geschehens zu bekommen fuhr ich wieder mit dem Fahrrad mit ein paar Büchern in den Park. Vielleicht traf ich ja wieder auf Fen? Bei diesem Gedanken hellte sich meine Laune ein wenig auf. Während der Fahrt hatte ich vor lauter Wut, kaum auf den Verkehr geachtet und hätte einmal fast eine alte Frau mitgerissen. An unserem Baum, den wir nun als Treffpunkt hatten angekommen, legte ich meinen roten Mantel auf die Erde um darauf sitzen zu können. Getragen hatte ich ihn heute nicht, sondern hatte ihn nur auf dem Gepäckträger falls es kälter werden würde. Stunde um Stunde saß ich da und las, doch von Fen war nichts zu sehen. Am frühen Abend fuhr ich wieder Heim. Und meine Laune hatte sich keinen Deut gebessert. Erst nahm Lily mich nicht ernst und Fen schien heute auch nicht kommen zu wollen, oder vielleicht war er schon vor mir da und ich hatte ihn verpasst. Heute war einfach nicht mein Tag. Als ich am Spielplatz vorbei fuhr, entschied ich spontan noch eine Weile auf der Schaukel zu sitzen. Nicht einmal Snape war heute hier nicht zusehen und selbst das, was mich wunderte, lies meine Laune noch schlechter werden. Denn dann hätte ich wenigstens einen zum Reden gehabt, wenn auch nicht gerade tiefgründig oder lange. Aber jemand wäre wenigstens da gewesen. Einen der einfach nur neben mir saß. Langsam glaubte ich dass auch die ständige Einsamkeit mich reizbar machte. Traurig, deprimierend und verzweifelt holte ich die Kette mit dem Medaillon heraus, klappte es auf und sah mir Lilys lächelndes Gesicht an. Doch statt, das es mich ein wenig aufmunterte, wurde ich nur wieder wütend, da es mich an heute Vormittag erinnerte, lies es wieder zuschnappen und steckte es unter mein T-Shirt. Ich weiß nicht, wie lange ich so da gesessen war, ich merkte nicht einmal richtig, dass irgendwann die Sonne unterging. Ich saß nur da, mit dem Kopf gegen die Schaukelkette gelehnt und starrte vor mich hin. Plötzlich setzte sich jemand neben mich auf die Schaukel, worauf ich natürlich nicht reagierte. „Weshalb so traurig MacDonald? Bist du in allen Prüfungen gefallen?“, spottete Snape, doch ich reagierte nicht. Es lief mir nur eine Träne die Wange hinunter. Aus dem Seitenwinkel sah ich wie er sich vorbeugte. „Nun sag schon, was los ist“, sagte er in einen nicht unbedingt sanften, aber deutlich netteren Ton. Doch wieder konnte ich nicht reagieren, denn ich hatte einen Kloß im Hals und war kurz davor in Tränen auszubrechen. „Mach schon, sonst kriegst du Verstopfungen“, scherzte er, aber in einem ungewohnt sanften Ton. Das lies mich lockerer werden, da ich für einen Moment Lächelte. „Ach nichts weiter, heute scheint mich nur niemand ernst zu nehmen und ich bin etwas einsam“, sagte ich. Für einen kurzen Augenblick schwiegen wir und ich gebe zu diesmal ist es viel angenehmer. „Was ist mit dir? Hast du wieder Streit mit deiner Mutter?“, fragte ich vorsichtig und sah ihn an. Als ich ihn ansah stockte mir der Atem. Seine Nase blutete und sein rechtes Auge, von meiner Sicht aus, war blau und ein wenig geschwollen. „O Gott, was ist passiert?“, fragte ich ohne umschweife. Kurz sah es so aus als wollte er seine Tränen unterdrücken, die anscheinend jetzt um Auslass drängten und schluckte etwas hinunter, wobei ich nicht wusste ob es Blut war oder sein Ego. Gerade mit mir darüber zu reden musste hart sein, tat er es sonst nur mit Lily oder vielleicht auch mit Avery oder Mulciber, ich wusste es nicht. Ich wusste aber dass er sich nur den wenigsten Menschen anvertraute und da er eh nicht viele wirkliche Freunde hatte, waren es nicht gerade viele vertraute Menschen. „Es ist nichts weiter, niemand nimmt mich ernst und ich bin ein wenig einsam“, sagte er und lächelte ganz kurz. Erst dachte ich, dass er nur das gleiche sagte wie ich, um mir klar zu machen, das wenn ich nicht redete, er auch nicht reden würde. Und ich musste kurz darüber lächeln. Doch als ich an seinem Gesichtsausdruck sah, dass er es ernst meinte, bekam ich Mitleid mit ihm, wobei sein neues Äußeres nicht gerade wenig dazu beisteuerte. Aber dadurch, das wir nun im selben Boot saßen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen und die Hogwarts-Zeit weit fort schien, fühlte ich mich mit ihm auf irgendeine Art und Weise verbunden. Wieder schwiegen wir, wahrscheinlich darauf wartend, das der andere beginnen würde. „Ich hatte heute Streit mit Lily“, sagte ich plötzlich in die Stille hinein und spürte wie Snape sich sofort versteifte. Kurz schielte ich ihn von der Seite an. Da ich nun Lilys Namen erwähnt hatte, schien er wieder mit den Tränen zu kämpfen. Er hing also noch immer sehr an ihr. Bei einem Blick auf seine Hakennase, klatschte ich mir erst einmal innerlich gegen die Stirn. Der arme Kerl saß neben mir, verblutete regelrecht und ich saß hier und jammerte, ohne ihm ein Taschentuch zu geben. Schnell griff ich in meine Tasche, holte ein Päckchen Tempos heraus und hielt ihm dann zwei hin. Diesmal nicht ganz so verwirrt und zögernd nahm er sie und tupfte sich das Blut weg. „Ich hatte ihr etwas erzählt“, redete ich weiter. Die Geschichte mit dem komischen Vieh in meinem Garten und den gelben Augen berichtete ich bewusst nicht, sonst hält er mich auch noch für bescheuert. „Aber sie glaubte mir nicht. Sie schien das ganze runterzuspielen, obwohl es mir sehr ernst war. Kurz hielt ich inne, da ich glaubte von ihm ein „das kenne ich“ gehört zu haben. „Und als ich in den Park fuhr um mich mit jemandem zu treffen, kam er auch nicht.“ Dass wir nicht wirklich verabredet waren, musste Snape ja nun nicht wissen. „Und dabei bin ich nun schon seit Tagen allein daheim, meine Eltern sind schon vor meiner Rückkehr nach Hause, zu meiner Großmutter gereist und sind noch immer da. Ich bin es nicht gewohnt allein zu sein. Geht es wieder?“, fragte ich zum Schluss. „Geht schon“, sagte er, während er bereits das zweite Taschentuch an die Nase hielt, da das erste schon voll war. „Wer war das?“, fragte ich zaghaft. „Tse, wer sollte es schon gewesen sein. Es kann doch nur eine Person geben. Wir sind schließlich nicht in Hogwarts“, gab er mir start Möglichkeiten zum Überlegen. Automatisch hätte ich jetzt auf James und Sirius getippt, doch waren die ja nicht da. Vielleicht waren sie ja auch bei Lily und die drei sind ihm über dem Weg gelaufen. Aber das hätten sie niemals gemacht, wenn Lily dabei gewesen wäre. Und wenn sie’s gewesen wären, würde Snape gewiss schlimmer aussehen. Aber wer wäre da no… ? Ich schluckte einen dicken Kloß hinunter. Das würde ja heißen, das seine eigene … „Sie hat einen starken Schlag drauf, für so eine zierliche Frau, findest du nicht?“, sagte Snape sarkastisch, als er erkannte, dass ich nun wusste um wen es sich handelte. „Wir hatten mal wieder heftigen streit, es ging um … na ja, um etwas sehr ernstes für mich und … als sie meinte ich wäre nur ein Junge, der keine Ahnung vom Leben hätte, sagte ich ihr sie solle sich lieber von ihren neuen Lover weiterhin das Hirn rausvögeln lassen und mich in Ruhe lassen, so wie sie es schon immer getan hatte und nicht versuchen soll mich zu kontrollieren, nur weil ich plötzlich volljährig bin. Sie glaubt wohl ich könnte ihr gefährlich werden, nun da ich jetzt zaubern durfte und mich für ihre Fehler als Mutter revanchieren konnte“, erzählte er bitter. Mir stand der Mund offen. Ich wusste das es schlimm war, aber nicht das es so schlimm war. Wieder schwiegen wir uns an. Da fiel mir plötzlich was ein. Seine Mutter hatte ein Lover? Was war dann aus seinem Vater passiert? Aber ich frage ihn lieber ein anderes Mal. Jeder hing seinen Gedanken nach. Es verging eine viertel Stunde in der wir nichts sagten. Langsam wurde es kalt und ich zog mir schnell mein Mantel über. „Du kannst ruhig nach Hause gehen, MacDonald“, sagte er, „Du musst wegen mir hier nicht sitzen bleiben, ich werde auch bald gehen.“ Kurz sah ich ihn an und lächelte. Es ist richtig toll wenn er so nett war. „Du kannst mich ruhig Mary nennen. Dich habe ich doch auch schon beim Vornamen genannt.“ Mit einer nicht zu deutenden Miene sah er mich erst an, dann lächelte er aber kurz leicht und nickte. „Also, bis irgendwann Severus und gute Besserung“, sagte ich und drehte ihm dem Rücken zu. „Bis irgendwann … Mary.“ Ich stieg auf mein Rad und fuhr nach Hause. Dort machte ich mir ein paar ordentliche Brote, da ich außer dem Frühstück nichts hatte und lümmelte mich so lange vor dem Fernseher. Es dauerte nicht lange bis ich schlafen ging, denn ich war sehr müde. Diese Nacht ist zum Glück nichts passiert, außer das ich geschlafen hatte wie ein Baby. Kapitel 9: ----------- Kapitel 9 Als ich am Morgen aufwachte streckte ich mich genüsslich. Jede Nacht sollte von nun an so ereignislos und ruhig sein. Als ich in den Kühlschrank lugte um mir was zu Essen zu machen, musste ich mit knurrendem Magen feststellen, dass er nur ein paar Krümel zu vergeben hatte. Ohne Umschweife ging ich also los um Einkaufen zu gehen. Das Fahrrad nahm ich aber diesmal nicht, da ich in letzter Zeit andauernd Rad gefahren war und ich es eh nicht mochte, wenn dann die Einkäufe andauernd gegen das Rad donnerten. Am Spielplatz vorbeigehend sah ich die Schaukeln an und musste unwillkürlich lächeln. Auch wenn es traurig war, war das Beisammensein einfach nur schön. Den Blick noch weiter über dem Spielplatz schweifend, blieb ich plötzlich abrupt stehen. Auf der riesigen, sich drehenden Scheibe lag jemand und ich hatte da so eine genaue Ahnung wer es war. Wie von der Tarantel gestochen lief ich zu Severus und rüttelte an seiner Schulter. „Was?“, fragte er völlig wirsch. „Severus wach auf!“, rief ich fast in sein Ohr. Plötzlich öffnete er die Augen und setzte sich auf. „Was ist denn?“, fragte er verschlafen, „Was machst du in meinem Schlafzimmer?“ A/N: Ist das nicht süß? Stellt euch mal die Szene bildlich vor. *kreisch* Zunächst etwas orientierungslos sah er sich um und als er wieder ganz bei sich war, zu mir. „Da fragst du noch?“, rief ich pikiert aus, „Ich sag dir was los ist, du liegst hier mitten auf dem Spielplatz und schläfst. Was ist den passiert, wolltest du denn nicht Heim gehen?“ „Nein, nicht wirklich. Es war mir viel lieber hier zu schlafen als zu denen zurückzukehren.“ Bist du verrückt? Was wäre wenn dir was passiert wäre oder es zu Regnen begonnen hätte?“, meckerte ich empört. „Ich bin ein Zauberer und wir sind in der Muggelwelt“, war das einzige was er antwortete, doch genügte es um mich zum Schweigen zu bringen. „Warum bist du dann nicht zu mir gekommen?“, fragte ich nun in einem normalen Ton. „Ich kann ja nicht im Ernst erwarten dass du mich so einfach aufnimmst.“ „Natürlich kannst du das. Was wirst du nun tun?“, fragte ich. „Ich werde nach Hause gehen und wir werden wieder streiten immer und immer wieder, wie immer einfach“, sagte er resigniert. Es stimmte mich traurig und es brach mir fast das Herz, doch helfen konnte ich trotzdem nicht. „Hast du nicht vor abzuhauen, einfach auszuziehen?“ „Wenn ich glück habe überredet ihr Lover meine Mutter dazu, mit ihm mit zu gehen. Dann habe ich das Haus für mich.“ „Er will sie also mitnehmen? Wohin? Kannst du dir das Haus überhaupt leisten? Du könntest doch auch wo anders hin, oder?“ „Wohin er mit ihr will, weiß ich nicht. Sie reden nicht viel wenn ich daneben stehe. Das Haus ist abbezahlt und ich will hier eh nicht weg.“ Ich glaubte sogar zu wissen warum. Gewiss wegen einer bestimmten Person mit rotem Haar. Für einen Moment musste ich überlegen. Was sollte ich denn jetzt machen? Ihn hier lassen? Mit zu mir nehmen? Aber er sagte ja bereits dass er nach Hause gehen würde. Er hatte Recht, wenn ich ihn mit zu mir nehmen würde, ginge das auch nur für ein paar Tage. Das ganze Aufzuschieben bringt es auch nicht. Obwohl er dann ein paar Tage Ruhe hätte. „Willst du gleich mit mir mitgehen? Ich wollte gerade zum Supermarkt, da laufe ich eh an dir vorbei“, lud ich ihn dazu ein, mit mir zu gehen. Er nickte leicht, stand auf und wir gingen dann zu zweit durch die Straßen. Während des ganzen Weges sprachen wir kaum ein Wort. „Was ist eigentlich mit deinem Vater?“, fragte ich vorsichtig. „Was soll mit dem sein?“ „Na ja, du sagtest doch deine Mutter hätte einen Lover“ sagte ich kleinlaut, denn ich wusste nicht ob es ihn nicht wütend machte, wenn ich solche persönlichen Dinge fragte. „Er hatte sich schon vor meiner Ankunft von Hogwarts, diesen Jahres, von meiner Mutter getrennt und ich muss sagen, ich bin froh darüber. Schließlich hatten sie sich immerzu nur gestritten. Ich glaube, seit sich meine Magie gezeigt hatte. Ich muss fünf gewesen sein.“ Wieder wurde ich traurig. Es war wie in einem Film das reinste Drama. Aber so war das Leben nun mal, ob es die Menschen verdienten oder nicht. „Mochte er denn keine Magie?“ „Er mochte nichts besonders gern.“ Den restlichen Weg schwiegen wir und als wir in Spinners End einbogen, versteifte er sich immer mehr, je nähr wir seinem Haus kamen. Vor dem Haus blieben wir stehen und sein Blick wurde immer finsterer. Man spürte regelrecht dass er nicht in die Höhle der Schlange gehen wollte. „Bis dann, Severus“, sagte ich, lächelte ihn an um ihn etwas aufzumuntern und ging weiter. Nach einer Weile hörte ich hinter mir die Tür zuknallen, ich hoffte dass sie ihn nicht gleich wieder rausschmeißt. Doch werde ich es ja bei dem Rückweg merken. Als ich im Supermarkt stand, kaufte ich automatisch etwas mehr ein. Ich wusste ja nicht ob er nicht gleich wieder auf der Straße stand. Auf dem Rückweg am Spielplatz vorbei, sah ich mich auf diesem um, doch war von Snape nichts zu sehen. Nur ein paar Kinder spielten dort. Er wurde also doch nicht rausgeschmissen. Nachdem ich den Kühlschrank eingeräumt hatte überlegte ich ob ich nicht wieder in den Park gehen sollte, schließlich war es ein herrliches Wetter und vielleicht war auch Fen diesmal da. Bevor ich in den Park ging, frühstückte ich erst einmal ordentlich. Auf dem Rückweg vom Supermarkt wurde mir nämlich regelrecht schlecht, da ich noch nichts gegessen hatte. Es mussten um die vier Brötchen gewesen sein, die ich in mir hineinschlang. Darum konnte ich auch nicht sofort zum Park aufbrechen, ich war einfach zu voll gestopft. Eine Stunde später aber machte ich mich mit dem Fahrrad auf den Weg. Nach etwa eine halben Stunde im Park angekommen, wurde ich direkt aufgeregt und hoffte inständig das Fen da war. Ich wollte ihn unbedingt wieder sehen. Doch als ich bei unserem großen alten Baum ankam, wurde ich enttäuscht. Er war nicht da. Wieder traurig gestimmt, legte ich meinen Mantel in die Wurzelmulde, setzte mich darauf und zog mir ein Buch aus dem Rucksack. Irgendwann war ich in Fabelwesen – Von Drachen, Einhörnern und anderen Wesen vertieft. Nach zwei Stunden hatte ich Lust auf ein Eis, also stieg ich aufs Fahrrad und fuhr am See entlang, auf die andere Seite zum Eisstand. Wieder holte ich mir ein Vanilleeis. Als ich mich wieder auf dem Weg zum großen Baum machte hatte ich bereits die hälfte gegessen. Gerade am letzten großen Stück Waffel kauend, kam ich mein Fahrrad schiebend um die Ecke und prompt verschluckte ich mich. Einerseits war ich froh über den Anblick der sich mir bot, doch andererseits war ich kurz vor dem Ersticken. Als ich mich wieder beruhigt hatte, holte ich meine Wasserflasche aus dem Rucksack und nahm einen riesigen Schluck. Nachdem ich dann sicher war, das ich nicht mehr husten musste, ging ich mit etwas beschleunigten Herzschlag auf den Baum zu. Fen saß mit überkreuzten Beinen, verschränkten Armen neben meiner Wurzelmulde und schien zu schlafen. Leise schlich ich mich an, da ich ihn nicht wecken wollte. Doch als ich meinen Rucksack sinken lies und die Wasserflasche auf dem Boden klirrte, öffnete er die Augen. „Hallo Mary“, begrüßte er mich freundlich, „ich habe mich schon gefragt, wann du dich mal wieder blicken lässt.“ „Das hatte ich mich gestern auch gefragt, als ich auf dich gewartet hatte“, sagte ich wütender als ich wollte. „Tut mir leid, aber ich war so kaputt, ich konnte nicht.“ Warum das? Hatte er gearbeitet oder die Nacht lang Party gemacht? Als ich ihn genau unter die Lupe nahm fiel mir auf das er tiefe dunkle Augenringe und überhaupt einfach nur müde und geschwächt aussah. „Schon gut“, sagte ich und setzte mich wieder auf meinen Mantel zu ihm. „Du siehst wirklich sehr müde aus, ich lass dich lieber schlafen, sonst wirst du noch mürrisch“, scherzte ich. Lächelnd schloss er wieder die Augen und nach einer Weile wurde seine Atmung ruhiger während ich mich über ein Buch hermachte. Als ich fertig war stand ich kurz auf um mir die Beine zu vertreten und meinen eingeschlafenen Hintern wieder wach zu kriegen. Fen verschlief so ziemlich den ganzen Tag. Erst als ich bereits überlegte heimzufahren, öffnete er die Augen. „Glückwunsch, du hast den ganzen Tag verschlafen, was du nun nachts tun?“ „Da brauchst du dir keine Sorgen machen, die verschlaf ich auch noch“, sagte er. Im ersten Moment lachte ich, da ich das für einen komischen Witz hielt, doch war es purer Ernst. „Was kann einem so erschöpft machen?“ „Äh … es geht eben“, sagte er plötzlich verunsichert. Ich entschloss mich dazu noch ein wenig zu bleiben, damit wir uns noch ein wenig unterhalten konnten. Dabei lernten wir uns kennen und ich erfuhr einige Dinge über ihn. Roastbeef war sein Lieblingsessen, grün seine Lieblingsfarbe und Kreaturen der Nacht, sein Lieblingsbuch. Er lebte im Stadtteil Camden in einer kleinen Zweiraumwohnung mit Ausblick auf die Straße und er war 38 Jahre alt. Als es sieben Uhr schlug verabschiedeten wir uns und ich fuhr wieder nach Hause. Eine halbe Stunde später kam ich an unserem Spielplatz vorbei, Snape war aber nicht zu sehen. Daheim angekommen, erlebte ich einen freudigen Schock. Im Hause war das Licht an und als ich mein Fahrrad in die Garage parkte, stand dort ein blauer Fort. Meine Eltern waren wieder da. Schnell rannte ich zu Haustür und kaum hatte ich diese aufgemacht, sprang mein brauner Hund namens Jack an mir hoch. Ehe ich ihn abschütteln konnte, wurde ich gleich von meiner Mutter in eine feste Umarmung gezogen. Mein Vater jedoch lies Gnade walten und lies mir beim Drücken Luftzufuhr. „Wie war die Woche ohne uns Kleines?“, fragte mich Mum. „Öh … ganz in Ordnung. Aber ich war sehr einsam.“ Von dem Hund wollte ich nichts erzählen, sonst reagieren sie noch genauso wie Lily. „Geht es Großmutter wieder gut?“ „Ja, sie hat nur noch ein wenig Husten. Wie hat dir ihr Geschenk gefallen?“ „Sehr gut, er passt wie angemalt und ist sehr bequem.“ „Kein Wunder, wir gaben ihr deine Größen. Hast du die besondere Fähigkeit des Mantel schon rausbekommen?“ „Ja“, grinste ich, „genau am ersten Tag, als ich ihn trug, regnete es. Wo habt ihr ihn gekauft?“ „Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten“, sagte Dad. „Ja, ihre Sachen sind die besten.“ Den ganzen Abend saßen wir zusammen und erzählten wie es uns der letzten Woche so erging. Ich ließ natürlich die Sache mit Snape und dem Hund erst einmal aus. Und Fen verheimlichte ich ihnen sowieso, da ich nicht sicher war wie sie reagieren würden. Als sie mir aber über die Schwierigkeiten mit Grandma berichteten, lachte ich Tränen. Bevor wir alle schlafen gingen, machte mich Mum darauf aufmerksam, das es langsam Zeit wurde einen Arbeitsplatz zu finden. In dieser Nacht schlief ich besonders gut. Es lag wohl daran, dass ich das Gefühl hatte, das, so lange Mum und Dad da waren, ich vor nichts Angst haben musste. A/N: Also, die Eltern mussten ja mal wieder auftauchen. Ohne geht’s ja auch nicht. … Obwohl …*überleg* eigentlich geht das ganz gut oder? *grins* Freuen wir uns nicht alle über Sturmfrei? *lol* Na ja, jedenfalls haben die Eltern den Aufenthalt genau um sieben Tage, sprich, ne Woche, verlängert. Hab nachgezählt. *lach* Ne im ernst, hab ich echt gemacht. PS: Die Fanfiction ist schon sehr alt und hatte sie ab hier nicht mehr weiter geführt. Ich hatte nur bemerkt das ich hier auf Animexx nicht weiter gepostet hatte, daher hole ich das nun nach. Falls es überhaupt jemand lesen möchte.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)