different worlds von -Ruki382- ================================================================================ Kapitel 6: muddled thoughts --------------------------- Als ich mich wieder von ihm löste, versuchte er, leise murrend, meinen Lippen hinterher zu haschen, doch ich hielt ihn mit einer Hand an seiner Schulter sanft auf Abstand, während ich seine hingerissenen und teils verträumten Gesichtszüge musterte. Hoffentlich hatte er sich nicht vorgestellt, dass ich Aoi wäre, denn das würde, um ehrlich zu sein, stark an meiner Ehre kratzen… „Das hat sich unheimlich toll angefühlt, Ruki~…“ schnurrte er schon fast schwärmerisch „…bei Aoi würde sich das bestimmt sogar noch besser anfühlen.“ -bitte was?! „Du hast wohl nicht mehr alle Latten am Zaun, Kei!? NIEMAND könnte besser küssen, als ich! Nichtmal annähernd gleichwertig grandios und besonders nicht Aoi!!!“ erläuterte ich ihm erstmal eines der unumstrittensten Naturgesetze schlechthin! Ging ja nicht an, dass er auf die absurde Idee kam, jemand könnte mich in dieser Disziplin übertreffen! -no way- Da Kei nicht antwortete, sondern stattdessen lieber die Dumpfbacke anhimmelte, die er so scharf fand, machte ich einfach einen Abgang -meine Blase hatte sich ohnehin schon vor einer Weile gemeldet und einen Antrag auf Toilettengang gestellt, den ich ihr nur zu gern genehmigte. Auf meinem Weg zu den Badezimmern, schielte ich erneut unauffällig zu ReiRei rüber, der, zu meiner allgemeinen Verwunderung, in ein Gespräch vertieft war -mit irgendeinem Flittchen, welches er vielsagend anfunkelte, was mir, aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund, ganz und gar nicht zusagte, auch wenn ich bezweifelte, dass seine kommunikativen Künste weit ausgeprägt waren. „Blöder Penner…“ nuschelte ich leicht angefressen, wobei `leicht angefressen` in diesem Fall `mächtig angepisst` bedeutete, weil ich insgeheim in diesem Moment derjenige sein wollte, dem seine Aufmerksamkeit gehörte, doch er behandelte mich, als wäre ich überhaupt nicht existent, was mich sogar noch mehr wurmte, als der Fakt, dass diese verdammte Tussi, ihm gerade etwas ins Ohr flüsterte, dabei leicht an seinem wohlgeformten Oberarm auf und ab strich und ihm damit ein zweideutiges Grinsen entlockte, bevor er sie doch nicht allen Ernstes küsste! -Woaah!!!- Wütend stapfte ich weiter -egal- es war mir doch sowas von egal, mit wem er rumknutschte! Sollte der Spack sich doch die Olle schnappen und flachlegen -das interessierte mich nicht die Bohne - nicht im Geringsten - wirklich nicht!!! Der präsentierte sich ja ohnehin immer, als wäre er Mister Vorzeige-Macho schlechthin… scheiß Hete! Verdammt, warum ging ich hier eigentlich so ab!? Der Typ konnte mir immerhin gestohlen bleiben, sexy Körper hin oder her. Das war es doch immerhin, was ich wirklich wollte: dass er mich in Frieden lässt, mich nicht beachtet und mich vor allem nicht andauernd so saugruselig anglotzte! Fast um mich selbst ein wenig zu bekräftigen, nickte ich heftig und erreichte auch endlich das WC. Nachdem ich äußerst zufriedenstellend meine Blase geleert hatte, wusch ich meine Hände, beugte mich dann vorn über, legte den Kopf auf einem meiner Arme ab, der wiederum auf dem Waschtisch lag. In meinem Kopf kreiselte es -nicht nur, da mein Alkoholkonsum wohl etwas zu hoch gewesen war, sondern auch, weil dieser dämliche Akira und die bestimmt noch dämlichere Schrabnelle, die er da draußen fröhlich absabberte, unaufhörlich in meinen Gedanken rumspukten. Gott, wie ich ihn doch hasste! „Wieso, wieso, wieso, wieso???“ jammerte ich, weil er diese Tante geküsst hatte und spürte auf einmal Finger zart meinen Rücken hinunterfahren. Erschrocken richtete ich mich auf, stieß mit dem, eben noch betatschten, Rücken gegen einen anderen Körper, der so nah war, dass ich mich, eingeklemmt zwischen dem Waschtisch und der Person hinter mir, nichtmal umdrehen konnte. Mein Brustkorb hob und senkte sich wegen des Schrecks rapide und es wurde nicht besser, als ich Reitas Gesicht im Spiegel vor mir erkannte, der von hinten auf mich herabblickte, seine Arme an mir vorbei zum Wasserhahn schob, sich die Hände wusch, ohne sich darum zu kümmern, dass ich zwischen ihm und dem Waschbecken stand. Mit rasendem Puls starrte ich ihn durch den Spiegel hinweg an, wie er seinen Kopf langsam an mein Ohr hinabsenkte, ich seinen Atem daran spüren konnte. „Damit wir quitt sind.“ hauchte er so dermaßen verrucht, dass mein Herzschlag einen Augenblick aussetzte und als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte, bemerkte ich, dass ich bereits wieder allein in dem kleinen Raum war. „Verdammt…“ japste ich nun vollkommen verwirrt und musste mich am Waschbecken abstützen, um nicht auf die Knie zu sinken. Was… was war das? Ich musste erstmal meine Gedanken ordnen… wie schaffte er es nur immer wieder einfach aus dem Nichts aufzutauchen, ohne dass ich es bemerkte?! Das war gänzlich unmöglich und untermauerte einmal mehr meine Alien-Theorie! Und dann diese Nähe, diese schlimme, erhabene Sicherheit in seinen Taten, die mein geheimes devotes Wesen so anstachelte -DIESE STIMME! -Ich rieb unbewusst über mein Ohr… was hatte er gleich gesagt? `Damit wir quitt sind` -was sollte das den bitte heißen? Meinte er etwa… das, was ich dachte, dass er meinte? Neee~, das konnte er nicht meinen, oder doch? Konnte es wirklich sein, dass er den Kuss meinte? Ich war nicht wirklich in der Lage, darüber nachzudenken… viel zu wuschig hatte mich seine Aktion gemacht und ich könnte mich schon wieder unaufhörlich dafür schlagen, dass ich so dermaßen sensibel auf alles reagierte, was er machte -sei es nun banal, bösartig, ignorant oder offensiv… was bezweckte dieser Typ nur?! Wollte er mich womöglich soweit bringen, dass ich mich freiwillig einweisen ließ!? Wenn ja, dann würde er sicher nicht mehr lange dafür brauchen… Noch immer vollends neben der Spur, machte ich mich sofort erneut auf den Weg zur Bar -ich musste meine Nerven beruhigen, die bescheuerten, verwirrenden Gefühle und Gedanken ertränken, bevor ich noch komplett den Verstand verlor. „Na Hübscher, wieder da?“ lächelte der große Blonde und lehnte sich gegen den Tresen. Mir war jetzt nicht nach Konversation zu Mute, ich wollte einfach nur meine Verwirrung wegsaufen, daher holte ich auch nicht erst zu langen Reden aus. „Schnaps -viel davon!“ gab ich meine Bestellung auf und mein Gegenüber zog überrascht -sicher aufgrund meiner sagenhaften Höflichkeit- eine seiner Augenbrauen hoch. „Und was genau?“ -man ey…der sollte mich mit Stoff versorgen und keine blöden Fragen stellen! „Ist mir vollkommen egal, Hauptsache ich kann danach nicht mehr denken!“ versuchte ich ihm bewusst zu machen, dass er Gas geben soll, doch er ließ sich nicht befehligen, auch wenn ich eigentlich davon ausgegangen war, dass er eigentlich der perfekte Uke wäre… so kann man sich wohl irren… „Probleme in Alkohol zu ertränken ist keine Lösung, Kleiner.“ kam mir diese verquere Mischung aus Männchen und Weibchen doch jetzt nicht tatsächlich mit irgendwelchen dämlichen Floskeln! Vielleicht sollte ich ihm klar machen, dass Not am Mann war und ich daher gut und gern auf derartig abgenutzte Phrasen verzichten konnte. „Jetzt pass mal auf Strapsi, wenn ich eine Mutti brauche, die mir `schlaue` Lebensweisheiten näher bringt, dann such ich mir eine ECHTE Frau dafür, verstanden?! Und jetzt her mit dem Alk!“ pflaumte ich ihn an und steckte ihm daraufhin einen Geldschein in den Ausschnitt, damit er begriff, dass ich ein zahlender Kunde war und keine Annahmestelle für gutgemeinte Ratschläge. Nach einem gemurmelten „Na da ist aber einer kratzbürstig.“ machte er sich dann auch endlich mal an die Arbeit und ich kippte alles weg, was er mir unter die Nase stellte, solange bis mein Kopf langsam aber sicher gen Tresen herabsank und dort liegen blieb. „Jetzt zufrieden?“ wand sich diese unverbesserliche Labertasche irgendwann wieder an mich, als wohl gerade nicht so viel los war. „Nee~“ antwortete ich reichlich jämmerlich, da ich bei der ganzen Aktion einen Fakt komplett außer Acht gelassen hatte: Ruki + Alkohol = grüblerisches, sentimentales und liebesbedürftiges Ruki -so ein Beschiss! Das nannte man dann wohl Eigentor, aber so war das Leben nun mal… besonders in meinem Fall passierte das scheinbar häufiger, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. „Willst du noch mehr?“ „Nee~“ -man, halt doch einfach die Klappe und lass mich Trübsinn blasen… „Was willst du dann?“ bohrte er weiter nach. „Maoam…“ nuschelte ich in meinen imaginären Bart, öffnete meine Augen, die ich vorhin geschlossen hatte, einen Spalt weit und schaute zu dem Sofa, auf dem sich ReiRei mit einem Teil seines Harems niedergelassen hatte, mich weiterhin mit Ignoranz strafte. -das kotzte mich so an- „Wie bitte?“ erkundigte sich der Barkeeper, da er scheinbar noch nie diese Kaubonbon-Werbung gesehen hatte, auf die ich eben angespielt hatte, doch ich besaß jetzt nicht die Nerven, um soetwas zu erklären - kam eh nur gut, wenn man es bereits kannte, also war es die Mühe ohnehin nicht wert… „Schon gut…“ murmelte ich auf seine Frage hin, während ich weiter das Treiben um Akira herum bespitzelte, was zu meinem Leidwesen wohl nicht unbemerkt blieb. „Soll ich euch bekannt machen?“ fragte plötzlich der, den mein Nase versteckender Blickfang vorhin Ruha genannt hatte, woraufhin ich meinen Kopf, der sich gerade viel zu schwer anfühlte, anhob und perplex meine Augen auf meinen unfreiwilligen Gesprächspartner richtete. „Bloß nicht!“ schoss es aus mir heraus, was ihn aus irgendeinem Grund zum Kichern brachte, auch wenn ich selbst das alles andere als lustig fand. „Mach lieber, dass ich diesen widerlichen, eingebildeten Saftsack NICHT kennen muss -damit wäre mir viel mehr geholfen…“ „Huch? Meinen wir die selbe Person? Also… Rei mag ja ein wenig eigen sein und verwöhnt, aber ansonsten ist er doch eigentlich ein ganz Netter.“ blubberte er auf mich ein und ich dachte ich höre nicht richtig… ein ganz NETTER!?! „Du willst mich wohl verarschen?! Der Kerl ist das personifizierte Böse, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, mich bis aufs Blut zu quälen, in jeder erdenklichen Form!“ keifte ich, so gut es eben in lallendem Zustand ging, doch er grinste nur weiter vor sich hin. „Du magst ihn!“ warf er mir voller Begeisterung vor, weswegen sich mein Gesicht wohl ganz grässlich verzog. „Schnauze!“ fauchte ich ihn an, doch das tangierte ihn nicht im Geringsten. Wie konnte man nur auf so eine bekloppte Idee kommen!? Ich und Akira mögen - pff~, geht´s noch!? Sowas würde NIE passieren! Nur weil ich fand, dass er ganz gut aussah, hieß das ja noch lange nicht, dass ich ihn auch mochte - das tat ich nämlich definitiv nicht! „Ist doch so, hab ich Recht?“ hakte er nach und beugte sich über den Tresen hinweg, um meine Antwort auch ja verstehen zu können, aber ich sah ja gar nicht ein, so eine infame Unterstellung zu kommentieren, weswegen ich einfach meine Arme vor der Brust verschränkte und demonstrativ mein Gesicht in eine andere Richtung drehte, das Kinn weit erhoben. Abstreiten half ja in der Regel sowieso nicht viel, da sofort jeder annahm, dass es nur eine Ausrede war, deswegen setzte ich auf Schweigen - zickig Schweigen wohlbemerkt, doch das schien ihn eher zu erheitern, sogar zu bekräftigen! Manche Leute glaubten aber auch immer nur das, was sie glauben wollten und er hier war definitiv einer von dieser Sorte. „Ich wusste, ich hab Recht!“ hörte ich ihn auf meine Reaktion hin sagen, weswegen ich mich wieder zu ihm drehte. „Nein, hast du nicht! Dieses Arschloch kann mir gestohlen bleiben und ich mag ihn auch nicht, nichtmal ein bisschen -im Gegenteil! Ich HASSE diesen egozentrischen Mistkerl aus tiefster Seele, nur damit das klar ist!“ berichtete ich ihm von meinen tatsächlichen Empfindungen, Akira gegenüber, was ihn offensichtlich zum Nachdenken anregte. „Man glaubt gar nicht, wie nah Hass und Liebe beieinanderliegen, Kleiner.“ fing er erneut an und ich überlegte ernsthaft, ob ich nicht einfach direkt verschwinden sollte, bevor seine Theorien noch abstraktere Formen annahmen, doch meine Neugier ließ das leider nicht zu und so richtig sicher, ob ich laufen konnte, war ich mir auch nicht… „Es ist doch so: Leute, die man nicht mag, ignoriert man in den meisten Fällen, sie lösen keine großen Gefühle in einem aus, sie sind dir schlicht und ergreifend egal. Leute, die man mag haben es hingegen sehr leicht, einem große Gefühle zu entlocken… Liebe zum Beispiel, Eifersucht, oder eben Hass… Weißt du, Kleiner, meiner Meinung nach kann man jemanden nur richtig hassen, wenn man ihn liebt.“ -danke, Herr Doktor Professor, für ihren wunderbaren Vortrag… der mich mal so gar nicht auf die Palme brachte… doch wenn ich ihm das jetzt zeigen würde, hielt er seine These garantiert für bewiesen und das stand nicht in meinem Sinne. „Ich mag ihn nicht und Punkt.“ brachte ich ihm also so kühl, wie mein momentaner Zustand es erlaubte entgegen und rutschte vorsichtig von dem Barhocker, auf dem ich bisher gesessen hatte. „Na wenn du meinst.“ kicherte er noch einmal, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte und ich mich langsam aber sicher auf die Suche nach Kei machte, den ich jetzt ja schon eine ganze Weile allein gelassen hatte, doch ich konnte ihn einfach nicht finden. War er womöglich schon ohne mich nach Hause gegangen, weil ich so lange weg war? Ich warf einen Blick unter das Sofa, auf dem wir vorhin gesessen hatten, doch wie zu erwarten, saß er da nicht drunter… wieso war ich eigentlich überhaupt auf die Idee gekommen unter der Sitzgelegenheit nachzuschauen? Ach ja, weil Kei klein war, ziemlich klein, kleiner als ich… dennoch hätte ich wissen sollen, dass es ausgeschlossen war ihn dort zu finden, aber egal. Man konnte ja die Schuld an bescheuerten Gedanken dem Alkohol zusprechen. Vollkommen allein gelassen und mächtig im Tee, ließ ich mich auf das Sofa sinken, schloss die Augen. Einen Moment nur wollte ich mich ausruhen, bis ich den Elan widergefunden hatte, um ebenfalls meinen Heimweg anzutreten, doch ich fand ihn nicht, blieb einfach liegen und selbst der Lärm um mich herum, hielt mich nicht davon ab, langsam einzudösen… Irgendwann fühlte ich, wie das Sofa etwas nachgab, weiche Finger hauchzart einige Strähnen aus meinem Gesicht strichen, doch ich öffnete meine Augen nicht -viel zu schwer schienen meine Augenlider zu sein. Wenn das jetzt ein notgeiler Vergewaltiger wäre, hätte ich wohl wirklich schlechte Karten, doch einer von der Sorte hätte wohl bereits härter zugepackt, als die Person, die mich gerade vorsichtig an den Schultern zu sich hinaufzog. Dieser Duft… nur kurz hob ich meine Lider, blickte in sanfte, dunkle Augen, bevor er meine Arme um seine Schultern legte, mich fester an sich zog. „Halt dich an mir fest.“ flüsterte seine Stimme so viel gefühlvoller, als sie es in der Realität jemals könnte, während ich, von seiner wohligen Wärme umfangen, ergeben seiner Aufforderung nachkam, er mich hochhob und mit sich nahm. Was für ein schöner Traum… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)