The Darkness Inside Me von robin-chan ================================================================================ Kapitel 23: Una serata strana. ------------------------------ Eine seltsame Nacht 10. September 2012 „Was?!“, schreckte Vivi hoch. „Er lullt sie ein!“, knurrte Zorro zähneknirschend. „Die haben ‘ne Flasche Wein geordert. Nami lächelt.“ Vivi blickte auf die Uhr, kurz nach acht. „Übertreib nicht, sie reden halt“, beschwichtigte sie ihren Gesprächspartner; spürte jedoch die eigene Skepsis. Laut ihrer besten Freundin sollte das Treffen kurz gehalten werden, höchstens eine Stunde dauern. „Nami lacht! Ich kenne das Lachen!“ Im Hintergrund hörte sie Stimmengewirr. Die Bar dürfte voller sein. „Wir misstrauen ihm!“ „Erstens, was bedeutet ‚wir‘“, hakte sie näher nach; rieb sich angestrengt ihre Nasenwurzel, „und zweitens, was erwartest du von mir?“ Das Umschwenken eröffnete Platz für Spekulationen, aber Sorgen macht sie sich keine. Jedenfalls noch keine großen. Für Vivi hörte es sich an, als hätten sich die beiden geeinigt; auch wenn das eine überraschende Kehrtwendung bedeutete. „Franky, Bruno … streng genommen Kaku. Schreib ihr, du hast ein Frauenproblem. Irgendeines … dürfte nicht schwierig sein aus dem Sortiment das passende auszuwählen.“ Vivi wanderte umher, hielt an der Fensterbank, an die sie sich lehnte. Draußen war es dunkler geworden; ihr Spiegelbild wurde in der Scheibe erkennbar. „Noch dran?“ „Hör mal, ich bin gegen das Treffen gewesen, aber …“ Aber was? Es wirklich sein lassen? Was, wenn er einem Plan folgte? Während eine Seite meinte, es war nichts dahinter, gab es eben noch eine zweite, die die Entwicklung negativ ansah und gehört werden wollte. Schwer atmete sie. „Zorro. Ich vertraue ihr. Für ihr Verhalten existieren Gründe; würde er zu nahe treten, wäre sie längst gegangen.“ Schnell war entschieden, wie sie agierte. Nami war erwachsen und wusste, was sie tat. „Dann komm auf einen Sprung vorbei“, hörte er nicht auf. Natürlich stellte sie sich unweigerlich die Frage, warum er Angst hatte, sie würde einen Fehler begehen. Dann sprach er flüsternd: „Franky versucht sein Glück; telefoniert gerade mit Robin. Kommt sie, kommst du. Einverstanden?“ Fest schlug sie die Handfläche gegen die Stirn. Was heckten diese Idioten aus? Die nächste Frage, die sie sich stellte, war jene, wie viel beide getrunken hatten. „Spinnt ihr? Trinkt lieber weniger und geht nach Hause!“ Ein Fiasko kündigte sich an. Wieder erklang Zorros Stimme, aber sprach er nicht zu ihr. „Wie, sie kommt nicht? Hast ihr erklärt, was los ist?“ Dann ein Brummen. „Akzeptiert den Umstand, Gute Nacht.“ Bevor er rebellierte, legte Vivi auf. Sein Vorwand in allen Ehren, aber hierfür provozierte sie ihre beste Freundin nicht. Später würde sie sowieso in Erfahrung bringen, was sie besprochen hatten und ob Law einlenkte. × × „Dein Freund und sein Kumpel … führen die sich gern so auf?“, wollte Law wissen, während er Wein nachschenkte. Da er sie genauestens beobachten konnte, fiel ihm das Getue auf. Vorhin hatte ihm der Unbekannte, mit der Sterntätowierung mit Handzeichen verdeutlicht, er behielte ihn im Auge. Eine Warnung, die an Law abprallte. Entnervt blickte Nami über ihre rechte Schulter. Das kindische Getue hatte sie bereits mitbekommen. Sie hatte es an Brunos Reaktion bemerkt, als er kam und mit Law über Weine sprach, dann beim Bringen. Beide saßen sie an der Theke (Bruno hatte Zorro aus dem hinteren Bereich gejagt) und stierten sie missbilligend an. Zorro verstand sie. Immerhin hatte sie ihm von ihren Zweifeln erzählt; Zorro kannte die Geschichten. Stutzig machte sie hingegen Franky, der sich auf Zorros Seite geschlagen hatte und bereitwillig mitmachte. Gut möglich, dass er lediglich einen Freund unterstützte. Schließlich gab es zwischen ihnen nicht mehr als ein Grüßen und seichten Smalltalk. „Würde mich interessieren, wen sie angerufen haben“, säuselte Law. „Die Polizei müsste längst da sein oder haben sie Freunde zur Verstärkung angefordert?“ „Telefoniert?“ „Alle beide, gleichzeitig. Der Degenheld hat uns angestarrt.“ Seufzend fuhr sie sich durchs Haar. Was heckten die beiden aus? Denn sie verstand Laws Einwand, es war merkwürdig, wenn beide gleichzeitig telefonierten und sie beobachteten. „Muss sagen, nette Bekanntschaften. Du hast ihnen meine beste Seite nahe gelegt, stimmt’s?“ Nami lächelte unschuldig. Was hatte er erwartet? „Hast du dir eingebrockt. Immerhin … ich bin überrascht, dass du seit einer Weile normal mit mir redest – Gut, deine seichten Andeutungen ignoriere ich. Dennoch. Ich habe mit einer weiteren Katastrophe gerechnet, und dir höchstens eine Stunde zu gesprochen“, blieb sie bei der Wahrheit. Warum sollte sie ihn mit Samthandschuhen anfassen? „Deine bisherigen Taten sprechen leider gegen dich.“ Und hinsichtlich der Anrufe, kam ihr seitens Zorros lediglich Vivi in den Sinn. Vermutlich war sie selbst skeptisch hinsichtlich des längeren Fernbleibens. Noch dazu ohne eine Lebenszeichen gegeben zu haben. Frankys Anruf … den Gedanken schüttelte sie lieber ab. Für Nami existierte, wenn beide ihretwegen den Zirkus veranstalteten, nur eine einzige Person und dabei bekam sie ein flaues Gefühl in der Magengegend. Erstens, weil Robin nicht wusste, das er in der Stadt war und sie sich trafen. Zweitens, eben weil sie nicht gerade in der Situation waren, für die so etwas angemessen war. „Ich bin mir kaum einer Schuld bewusst“, und so gab sich Law auch, „abgesehen von den – deiner Formulierung nach – übertriebenen Avancen? Denn für deine gescheiterte Beziehung sehe ich mich nicht verantwortlich. Viel hat nicht ausgereicht – Und unter uns. Weder habt ihr zueinander gepasst, noch habt ihr euch ergänzt und von dem Mangel an Funken fange ich gar nicht erst an. Das war ein Happen für zwischendurch, keine weltbewegende Liebesbeziehung. Du hast ihr kein bisschen nachgetrauert, nicht als wäre eine Welt zusammengebrochen.“ Law nippte am Wein, erinnerte sich an jene Wochen zurück. „Offengestanden hat dich die Leichtigkeit, mit der ihr auseinander seid, mehr wütend gemacht. Besonders auf mich. Und von ihr fange ich gar nicht erst an. So oder so, lange hätte diese Beziehung“, und dabei setzte er Beziehung unter Anführungszeichen, „nicht gehalten. Dem musst sogar du zustimmen.“ Schweigend hatte Nami zugehört; hatte einen Impuls unterdrückt, ihn zu unterbrechen. Dass er überhaupt nicht einsah, was er alles veranstaltete und wie sehr er ihre Nerven beanspruchte, hatte Nami nicht erwartet; aber, und nur ungern gestand sich Nami das ein, stimmte seine Annahme hinsichtlich ihrer letzten Freundin. Rückwirkend hatte sie sich nochmals den Kopf zerbrochen, und es entsprach der Wahrheit; am Ende waren sie äußerst leicht auseinander gegangen (Auch, wenn damals Laws Einmischen den Grundstein legte). Rascher als erwartet hatte Nami nach vorne geblickt. Ihm zuzustimmen würde sie jedoch nicht; sein Ego war groß genug. „Was hat eine Beziehung für einen Sinn, wenn dein Einwirken ausreicht?“, meinte sie lediglich, „Ist längst abgehakt.“ „Die Ausrede würde ich auch nehmen“, grinste er, „und? Wirklich niemand am Horizont?“, versuchte er bereits zum dritten Mal etwas in Erfahrung zu bringen. „Oder muss ich nur den Eingangsbereich beobachten und raten?“ „Da kommt niemand, sofern die Anrufe überhaupt uns galten.“ „Ah, du sprichst von ‚uns‘. Wir sind einen Schritt weiter.“ Auf den strafenden Blick hin, hob er beschwichtigend die Hände. „Ist schwer aus seiner Haut zu kommen.“ „Vivi tut sich das nicht an; sie kennt mich und weiß, dass ich das nicht mag oder besser gesagt, sie weiß, mir reichen die zwei Vollidioten.“ „Und deine Spekulation für Anruf Nummer zwei?“ „Keine Ahnung“, antwortete Nami leise, ihr Blick ruhte auf der roten Flüssigkeit. „Ah, ah, da ist jemand.“ „Können wir das Thema wechseln? Das Glas hast du noch, dann mache ich mich auf den Weg.“ Law lugte zur Weinflasche, dann wieder grinsend zurück. „Tu dir keinen Zwang an, aber für mich ist Schluss.“ Zumal Nami nicht erneut so spät nach Hause wollte. Nach der kurzen Nacht spürte sie die Müdigkeit. „… dann sag ich-“ „Na ihr“, unterband Nami eine Ausführung des Schiffsbauers, der abrupt den Mund zu klappte. Nami stand zwischen ihnen, hatte ihre Arme um die jeweiligen Schultern gelegt. „Danke für eure Fürsorge, aber ich hoffe, ihr habt mir – abgesehen von der Bar – keine Peinlichkeiten eingebrockt.“ „Du gehst? Allein?“, hinterfragte Zorro und suchte nach dem Mann, der ein paar Schritte neben ihnen bei Bruno die Rechnung beglich. „Nein, ich geh mit ihm ins Hotel“, erwiderte Nami angesäuert und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Natürlich gehe ich nach Hause. Ich will nicht wissen, welche Fantasien euch heimgesucht haben!“ „Wir haben uns lediglich als Aufpasser bewiesen. Bei solchen Schnöseln weiß man nie und Zorro hat mir ein paar Vorfälle gesteckt“, kommentierte nun Franky. „Von welchen Peinlichkeiten sprichst du überhaupt?“ „Eure Starren – Ihr habt nicht zufällig Vivi angerufen?“ „Und Robin“, fügte Franky grinsend an. „Wollten nicht kommen. Versteh einer die Frauen“, seufzte Franky. Der Griff um beide festigte sich. Vivi störte sie nicht; bei Robins Erwähnung hingegen, musste sie sich wahrlich zusammennehmen um den beiden nicht die Köpfe abzureißen. „Danke – Trinkt aus, und geht“, meinte sie knapp, der leicht gereizte Unterton war alles, das sie zuließ. Sie umarmte beide, gab Zorro noch Bescheid, er dürfte sich am nächsten Tag gerne bei ihr melden, sollte er Fragen haben (Oder sie würde es tun und ihm diesen Blödsinn vorhalten). „Seht ihr, Männer und Frauen unterhalten sich eben“, mischte Kaku aus dem Hintergrund mit. „Und keine Sorge, ich bringe die beiden schon sicher zurück.“ „Uns geht’s gut, das bisschen hat noch nie geschadet!“ „Danke, Kaku. Ciao.“ „Buona serata, i signori!“, verabschiedete sich nun Law bei den Männern und schüttelte belustigt den Kopf. Würden Blicke töten, wäre er bereits tausende Tode gestorben. Ein Glück, das ihn solche Reaktionen kalt ließen. × × Tief durchatmend stieg Nami aus dem Vaporetto. Ein kühler Windstoß schlug ihr entgegen. Der Abend hatte sich anders entwickelt, als erwartet. Die Verabschiedung lief ohne Komplikationen ab, zwar hatte Law sie begleiten wollen, aber nach einem einmaligen Verneinen hatte er es gelassen. Seine Läuterung kaufte sie ihm nicht ab. Dafür war der Sprung zu rasch erfolgt. Wahrscheinlich änderte er lediglich seinen Schlachtplan. Und doch hoffte Nami, dem wäre so. Ab dem Wein hin hatten sie sich tatsächlich normal unterhalten. Er hatte von sich erzählt. Unter anderem von seiner Familie, das ihm der Arztberuf in den Genen lag und es dementsprechend keine Überraschung war, das er in die Fußstapfen folgte. Von deren Tod – Ein tragisches Unglück, bei dem Eltern und seine Schwester verstarben, er überlebte gerade so. Seither lebte er bei Corazon. Die Geschichte kannte Nami gar nicht. Für sie war er schon immer Corazons Sohn gewesen und der wiederum ein alter Freund ihres Ziehvaters. Alleine durchquerte sie die kurze Gasse, fand sich auf dem großen piazza wieder, an dessen Ende sie nach links musste und somit gleich zu Hause war. Inmitten des Platzes, der nachts so gut wie keine Passanten aufwies, blieb sie stehen und blickte nach oben. Es war keine sternenklare Nacht; Wolken zogen umher, mal schoben sie sich vor dem Mond, dann leuchtete er wieder. Ihrem Gespür nach dürfte der nächste Tag regnerisch werden. Eine Nachricht traf ein; neugierig auf dessen Absender, fischte sie das Handy aus ihrer Tasche. »War ein aufschlussreiches und angenehmes Gespräch. Möchte den Abend gerne wiederholen, sofern du nichts dagegen hast. Samstagabend geht mein Rückflug.« Namis Augenbraue wanderte in die Höhe. Eine Antwort schrieb sie nicht. Ein wirklich abrupter Wechsel. »Kannst du mir erklären, warum Zorro mich anruft? Was habt ihr aufgeführt?«, wartete eine Nachricht ihrer besten Freundin, die sie in der Bar wohl überhört hatte. Zurückschreiben brauchte sie nicht, sie würde sowieso später noch ein Wörtchen mit ihr reden. Besonders um herauszufinden, womit Zorro sein Getue begründete. Da blieb sie lieber an einem anderen Nachrichtenfenster hängen. Und Robin, hatte Franky gesagt. Nami hatte bereits die ersten Wörter getippt, ehe sie einen Moment lang inne hielt und darüber nachdachte. Genauso schnell waren sie wieder gelöscht. Am Ende war Franky Robins Freund und was er tat, konnte ihr egal sein. Sollte er sich für den Anruf rechtfertigen. Warum hatte er sich überhaupt bei ihr gemeldet? – Ein Gedanke, der sich nach und nach aufdrängte und den sie so langsam, aber sicher realisierte. „Scheiße“, fluchte sie. Wie kamen die beiden auf diese unsinnige Idee? Sie mochte sich lieber nicht ausmalen, was sich die andere dabei dachte. Einer Lappalie wegen angerufen zu werden, ihretwegen! Auch unter normalen Umständen hätte sie den Anruf missbilligt. Ein lächerlicher Akt. Zorro überraschte sie schon, aber Franky? Der war locker fünfzehn Jahre älter und verhielt sich genauso kindisch wie ihr bester Freund. Frustriert schob sie das telefonino zurück in die Tasche. Und als Nami sich umdrehte und die letzten Meter nach Hause nehmen wollte, fuhr sie erschrocken zusammen. Sie war nicht mehr alleine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)