Mit Malfoy hat man's schwer von lara_lianore ================================================================================ Kapitel 20: Feuchtfröhliche Wasserratten ---------------------------------------- Bei ihrem letzten gemeinsamen Frühstück wollten die Ausbilderinnen anscheinend Sympathiepunkte sammeln - es gab verschiedene Kuchen, Puddings, Snacks und Desserts. Und typisch Britisch auch rote Bohnen auf Toast, Speck, Eier und Würstchen. Das reichhaltige Angebot erinnerte Harry stark an Hogwarts, ob die beiden Frauen auch Hilfe von Hauselfen bekommen hatten? Wenn das Hermine wüsste... Ihre letzte Aufgabe versprach dann auch noch viel Spaß, denn sie fand am Strand des Sees statt, der sich direkt an den Campingplatz anschloss. Da die enorme Hitze heute wirklich zu einem frühen Sommertag passte, waren die Auroren froh, sich etwas abkühlen zu können. „Hier sind die Materialien, die Sie verwenden können. Kisten und Fässer aus Holz, Seile, Segeltuch und Baumstämme. Suchen Sie sich aus, was sie benutzen möchten, Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Zur Hilfestellung bekommt jeder auch noch eine Anleitung für stabile Knoten. Und noch einmal zur Erinnerung: Jegliche Art von Magie ist dabei verboten! Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß.“ Draco starrte ratlos auf den Haufen Schrott, der zu ihren Füßen lag. Nach einer unruhigen Nacht war er viel zu früh wach geworden und hatte dann krampfhaft versucht, Potter nicht während des Schlafens zu beobachten. Dass dieser von Zeit zu Zeit leise vor sich hin murmelte, half ihm auch nicht, denn er war viel zu neugierig darauf zu erfahren, was er träumte. Also tat er das, was er immer tat, wenn ihm nichts besseres einfiel - er betrachtete seine Taschenuhr. Er hatte schon mehrere komplizierte Diagnosezauber einstudiert, nur um festzustellen, dass keiner ein Ergebnis brachte. Er konnte nicht einmal herausfinden, aus welchem Metall sie gefertigt war. Dann hatte er versucht, einen simplen Zauber auf sie zu wirken, damit sie sich regelmäßig von allein aufzog. Nur um festzustellen, dass dieser auch nicht wirkte. Es war wirklich zum verrückt werden. Vielleicht sollte er Har... Potter fragen, ob ihm noch etwas einfiele. Als ob der Goldjunge besser in Zauberkunst war, als er selbst... Aber manchmal hatte er ganz nette Ideen, gestand er sich ein. „Das hier könnten wir nehmen, und das auch. Und die langen Seile nicht vergessen.“, murmelte Harry vor sich hin, während er seine Fundstücke von dem Stapel zu ihrem Platz trug. „Malfoy, mach dich auch mal nützlich.“, rief er dem Blonden zu, der immer wieder ein Fass oder ein Seil anhob, nur um es dann gleich wieder fallen zu lassen. „Aber ich habe keine Ahnung, wie wir aus diesem Müll hier etwas vernünftiges bauen sollen.“, beklagte sich dieser schon ziemlich genervt, dabei hatte die Aufgabe noch nicht einmal richtig angefangen. „Dir fehlt es wirklich an Fantasie.“, meinte der Potter-Sprössling kopfschüttelnd. Er hob zwei kleinere Fässer an und drückte sie dem anderen in die Hand. „Dann trag die hier rüber. Und pass auf, dass du dir keinen Splitter einziehst, deine Hände sind ja zarter als ein Babypopo.“ Ein gehässiges Lächeln begleitete den Spruch, doch wenn man Malfoy dazu bringen wollte zu arbeiten, musste man ihn ärgern. Das hatte schon immer geholfen, warum also die Strategie wechseln? Und tatsächlich zeichneten sich auf den Wangen des wutentbrannten jungen Mannes rote Flecken ab, bevor er sich erhobenen Hauptes umdrehte und seine Arbeit erledigte. Nach nur kurzer Zeit türmte sich nun ein kleinerer Stapel Müll zu ihren Füßen, der von Potter fachmännisch begutachtet wurde. Draco versuchte indes zu verbergen, dass sein Finger weh tat. Er hatte sich wirklich einen Splitter eingezogen und keine Ahnung, wie er den wieder unter der Haut herausbekommen sollte. Dämlicher Potter! Das ist alles seine Schuld! Das war es natürlich nicht, aber dass der Wunderknabe Recht hatte, vergrößerte den Schmerz nur noch. Dann zog er es halt vor, manikürte Finger zu haben und keine Reibeisen als Hände, wie er sie bei manchem Auror schon gesehen hatte. Na und? „Und wie soll es nun weitergehen? Wie soll aus diesem Schrotthaufen ein Floß werden, das nicht gleich wieder untergeht?“, fragte er gereizt. Er wollte einfach nur noch nach Hause und sich von den Hauselfen einen kühlen Drink servieren lassen. Schwitzen hatte er noch nie leiden können und jetzt klebte sein Shirt schon unter den Achseln fest. „Jetzt, mein lieber Malfoy werden wir die Fässer und Kisten auseinandernehmen, die Bretter nebeneinander legen und kreuzweise mit den Seilen zusammenbinden. Hast du schon mal Knoten gebunden?“ „Nicht außer an meinen Schuhen. Aber das dürfte für mich kein Problem sein.“ Sicher lächelnd nahm er dem Schwarzhaarigen die Anleitung aus der Hand. Eine Sekunde später verblasste sein Lächeln. Was in Salazars Namen sollten diese Bilder bedeuten? „Was hast du denn? Kommst du nicht mit ein paar einfachen Knoten klar?“, fragte Potter mit einem süßlichen Lächeln auf dem Gesicht. Doch das würde ihm schon bald vergehen! „Das ist das reinste Kinderspiel!“, knurrte Draco und nahm sich ein Seil um zu üben. Während der eingebildete Schnösel mit den Stricken spielte, brach Harry aus Kisten und Fässern die Latten heraus und legte aus ihnen eine quadratische Fläche, die hoffentlich groß genug sein würde, um sie beide zu tragen. Vier Fässer ließ er unberührt, die würden am Ende an den Ecken festgemacht werden, um das Floß über Wasser zu halten. Er musste sich dann nur noch überlegen, aus was sie Ruder herstellen konnten. Erstaunlicherweise hatte der Blonde wirklich ein Händchen fürs Knotenbinden und die Bretter waren nach kurzer Zeit fest gemacht. Doch er wäre kein Auror, wäre ihm nicht dabei etwas aufgefallen. „Hast du dich verletzt?“, fragte er fast schon besorgt. „Wie kommst du denn darauf?“ Ertappt verbarg Draco seine Hand hinter seinem Rücken. „Du belastest deine linke Hand fast nicht. Also, was ist passiert?“ „Nichts.“ „Malfoy...“ „Es ist nichts passiert.“ „Jetzt lass mich doch mal sehen.“ Ungeduldig zog Harry Malfoys Arm hervor, doch noch immer wollte der andere nichts sagen. „Hast du dir etwa wirklich einen Splitter eingefangen?“ Grüne Augen blitzten ihn amüsiert an und Draco spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. „Ist das dein Ernst?“, prustete Potter los und hielt sich mit seiner freien Hand den Bauch vor Lachen. „Ja. Na und? Könntest du mich jetzt loslassen?2 „Warum hast du ihn nicht gleich entfernt? Wenn die Wunde sich entzündet, wird es noch richtig weh tun.“ „Ich weiß nicht, wie das ohne Magie geht.“, erklärte er patzig und wandte den Blick zur Seite. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass der Potter-Junge nicht mehr lachte und ihn anstarrte. „Was ist?“, fragte er jetzt nervös und blickte besorgt auf seine Hand. „Nichts, ich hätte nur nicht gedacht, dass Zauberer ohne Magie so aufgeschmissen sind.“ Sie blickten sich an und Draco bemerkte, dass Harry immer noch sein Handgelenk festhielt, doch nicht mehr so grob wie zuvor. „Soll ich den Splitter raus ziehen?“, fragte der ehemalige Gryffindor auf einmal fürsorglich. „Du kannst das?“ Überrascht übersah er dabei sogar Potters Helferkomplex, immerhin wollte er jetzt ihm helfen. „Du vergisst anscheinend, dass ich ohne Zauberei aufgewachsen bin.“, seufzte der andere und ließ ihn endlich los. Draco beobachtete interessiert, wie er zu Clover lief. Nach einem kurzen Gespräch gab sie ihm etwas und er kam zurück. „Zeig mir mal den betroffenen Finger.“ Jetzt doch wieder verunsichert, hielt er dem Held der Zaubererwelt seine linke Hand hin. „Der Splitter steckt im Daumen.“, sagte er leise zur Erklärung. Seine Atmung beschleunigte sich etwas, als Harry den Finger nah an sein Gesicht hielt und ihn betrachtete. „Ah, ich glaube, ich sehe ihn. Der steckt aber schon ganz schön tief drin. Du hättest mir eher etwas sagen sollen.“, meinte er in vorwurfsvollen Ton. „Du bist nicht meine Mutter.“, gab Draco trotzig zurück und versuchte halbherzig seine Hand zu befreien. Doch Potter ließ nicht los. „Jetzt sei doch nicht gleich wieder beleidigt, ich nehm es ja zurück. Tut mir Leid, wenn ich mir Sorgen machen sollte.“ Beleidigt schob Harry seine Unterlippe hervor, besah sich den Finger aber trotzdem weiter. „Ich muss den Übeltäter weiter an die Oberfläche bringen.“, meinte er dann wieder normal. „Und wie...“, weiter kam Draco nicht, denn Harry hatte seinen Daumen in den Mund genommen und saugte daran. Hitze durchfuhr seinen ganzen Körper und er unterdrückte jegliche Laute, in dem er sich auf die Zunge biss. Wenn der andere nicht ganz schnell wieder damit aufhörte, bräuchte er gleich eine eiskalte Dusche. Oder er versank einfach auf den Grund des Sees. Ich werde nicht erregt, nur weil Potter meinen Finger im Mund hat! Doch er konnte sich das so oft einreden wie er wollte, sein Körper war ein elender Verräter! Harry bekam von Dracos misslicher Lage glücklicherweise nichts mit. Er begutachtete sein Werk noch einmal und nickte zufrieden. Er konnte jetzt den kleinen Holzsplitter mit der Pinzette, die er sich geborgt hatte, heraus ziehen. Zum Glück waren Mädchen immer so auf ihr Aussehen bedacht, dass er sich sicher sein konnte, das jemand eine Pinzette oder Nadel dabei hatte. Vorsichtig, um das winzige Holzstück nicht wieder tiefer unter die Haut zu treiben, umfasste er es mit dem Werkzeug und zog es dann mit einem Ruck heraus. „Aua, spinnst du?“, schrie Malfoy aufgebracht und steckte sich den schmerzenden Finger in den Mund. Den Finger, an dem ich gerade gesaugt habe, schoss es Harry durch den Kopf und ihm wurde warm. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Natürlich hatte er gar nicht nachgedacht, sondern einfach gehandelt. „Ich hoffe, es hat geholfen.“, murmelte er und wandte sich wieder eilig dem Floß zu. Der andere sollte nicht mitbekommen, wie er rot wurde. Doch Draco war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um irgendetwas mitzubekommen. Nachdem der Schmerz seine vorherigen Gedanken vertrieben hatte, kam er nämlich zu der selben Überlegung wie Harry. Er hatte meinen Finger im Mund und jetzt habe ich... Er wollte einfach nur noch genau an der Stelle, an der er sich jetzt befand, im Erdboden versinken. Erst ein Pfiff riss ihn aus seinen Gedanken und er bemerkte, dass er immer noch an seinem Daumen nuckelte. Schnell ließ er die Hand sinken, bevor es jemand sah. In wohlig peinlich-ungemütlicher Stille trotteten die beiden Auroren zum Mittagessen, während sie sich bemühten, den anderen heimlich zu beobachten, ohne dass er es mitbekam. Am Nachmittag begutachtete Lisa Simmons ihre Arbeiten und vergab Punkte nach ihrer Kreativität. Mrs. Wenston steckte in der Zeit schon die Route für das Rennen ab. „Oh, das sieht ja wirklich sensationell aus, Mr. Moreno und Miss Jones. Sie bekommen 10 Punkte.“ Freudestrahlend klatschten die beiden ab, während die Ausbilderin noch einmal eingehend das Kanu-artige Floß betrachtete. Dann ging sie weiter zu Draco und Harrys Floß. „Die viereckige Form ist zwar eher gewöhnlich, dafür sieht es aber sehr stabil aus und die Knoten sind kompliziert. Sie bekommen ebenfalls 10 Punkte.“ Die Auroren lächelten zwar, trauten sich aber immer noch nicht einander in die Augen zu sehen. Hoffentlich ertrinken wir nicht auf dem See, nur weil wir beide so stur sind, überlegte Draco. „Michow und Wilson, was soll denn das darstellen?“ Der entsetzte Ausruf der Ausbilderin brachte die anderen Auroren dazu, sich ebenfalls dem... Etwas zu nähern, das wohl ein Floß darstellen sollte. Eine wackelige Konstruktion aus unterschiedlichsten Kisten war halbherzig mit Seilen zusammengebunden und schien schon beim bloßen Anschauen auseinander zu fallen. „Aber es wird schwimmen, ganz bestimmt.“, versuchte sich Peter Michow zu verteidigen, von dem Harry sich nun sicher war, dass er mit Neville verwandt sein musste. Wenn das Ding nicht untergeht, fress' ich einen Besen. Amüsiert sah Draco das Gebilde aus Kisten an und fand, dass er selbst wirklich gute Arbeit geleistet hatte. Aber im Vergleich mit diesem Floß-ähnlichen Schrotthaufen war wohl alles gut. „Wenn es wirklich schwimmen kann, gebe ich Ihnen 2 Punkte, aber wenn es untergeht, sind sie auch vom Rennen disqualifiziert.“, meinte Ms. Simmons erbost, die sich scheinbar von dem Floß persönlich beleidigt fühlte. Sie warf nur noch einen kurzen Blick auf die Werke der drei anderen Teams und sagte: „Der Rest bekommt jeweils 5 Punkte. Schieben Sie Ihr Boot zu Wasser, dann erklären wir Ihnen die Regeln für das Rennen.“ Immer noch wütend stapfte sie zu ihrer Kollegin, die schon am Strand auf sie wartete. Schon auf dem Weg begann sie sich lauthals, und für die Auroren gut hörbar, darüber zu beschweren, was für eine Zeitverschwendung diese Woche war. Peter und Kim sahen so beschämt aus, wie Harry sich am Morgen gefühlt hatte. Und obwohl er sonst wirklich immer gut war, musste er zugeben, dass sein eigenes Leid durch die leichte Schadenfreude verringert wurde. Wenn er das dem Sprechenden Hut damals gesagte hätte, hätte der ihn ganz bestimmt nach Slytherin geschickt. Auf jeden Fall konnte er sich jetzt wieder ganz auf seine Aufgabe konzentrieren und verdrängte einfach sein seltsames Handeln vom Vormittag. Zusammen mit seinem Teamkollegen schob er ihr Floß ins Wasser und probierte schon mal die Paddel aus. Er hatte zum Glück noch zwei lange breite Bretter gefunden, die sich ganz gut dafür eigneten. Eins davon reichte er jetzt an Malfoy weiter. „Pass auf, dass du dir nicht wieder einen Splitter zuziehst, sonst muss ich noch einmal an deinem Finger saugen.“, lachte er, bevor er abrupt still wurde. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Mit knallrotem Kopf wandte er sich ab und schaute scheinbar interessiert den anderen Teams zu. Draco starrte ihn nur mit offenem Mund an. War das jetzt etwa ein Angebot? Ihm hatte das doch nicht gefallen... Oder? Er selbst wollte das auf keinen Fall wiederholen, log er sich selbst an. Doch alle Boote lagen jetzt im Wasser und Mrs. Wenston erhob ihre Stimme. „Eigentlich ist es ganz einfach. Sie starten dort...“, sie deutete mit ihrer Hand auf zwei Baumstämme, die aus dem Wasser ragten, und über denen ein Tuch mit der Aufschrift „Start“ zu sehen war, „... und fahren bis zu der Ziellinie auf der anderen Seite des Sees. Das erste Team bekommt 10 Punkte, das zweite 5 Punkte. Wir werden sie vom Strand aus beobachten - da hier zu viele Muggel sind, können wir nicht über den See fliegen. Das bedeutet auch, dass weiterhin sämtliche Zauber verboten sind, sonst werden sie disqualifiziert. Auch zu versuchen ein gegnerisches Boot zu versenken, ist nicht erlaubt. Aber es kann natürlich passieren, dass sie zwischendurch mal nass werden oder gar ins Wasser fallen.“ Sie zwinkerte verschwörerisch und gab damit die Erlaubnis für eine kleine Wasserschlacht. Draco sah, dass Harry anfing zu grinsen und flüsterte: „Was hat sie denn damit gemeint? Warum sollten wir nass werden?“ „Das bedeutet, wir können andere nass spritzen und sogar ins Wasser werfen um zu gewinnen.“ „Na das ist doch mal ein Spiel nach meinem Geschmack.“, grinste jetzt auch Draco. Wenn es darum ging, andere bei einem Rennen auszustechen, würde er garantiert gewinnen. Sie beide würden gewinnen, korrigierte er sich in Gedanken. „Sind alle bereit?“, rief Lisa Simmons ihnen vom Ufer aus zu. „Dann fertig und... Los!“ Ein lauter Pfiff schallte über das Wasser und die Paddel wurden ins Wasser getaucht. Harry versucht auf der rechten Seite des Floßes so schnell wie möglich voran zu kommen, doch schon bald merkte er, dass sie stark nach links abtrieben. „Draco, du musst schneller paddeln!“ „Ich paddel schon so schnell ich kann!“, protestierte der andere. „Dann müssen wir es so machen, wie beim Dreibeinrennen. Wir müssen einen Rhythmus finden, und immer gleichzeitig die Paddel bewegen. Ich zähle. Eins - Zwei - Eins - Zwei...“ Anscheinend hatte ihre Teamarbeit in der Woche tatsächlich schon etwas geholfen, denn sie stritten nicht darüber (und fielen auch nicht auf den Boden, bzw. ins Wasser), sondern glitten gleichmäßig durch das Wasser. Schon bald stellte sich heraus, dass Peter und Kims Floß nicht dazu geeignet war im Wasser zu schwimmen, denn nach einem kurzen Blick auf die anderen Teams, zählte Draco nur noch vier Boote. Dafür sah er aber einzelne Fässer umher schwimmen und glaubte auch kurz einen Schrei gehört zu haben. Gleich darauf wurde seine Vermutung bestätigt. „Mr. Michow und Mr. Wilson, Sie sind disqualifiziert. Schwimmen Sie ans Ufer und dann warten Sie am Camp, bis wir wieder da sind!“, rief Mrs. Wenston. „Ein Team weniger.“, keuchte Harry zwischen zwei Paddelschlägen. „Weniger reden, mehr paddeln!“, schnaufte Draco. Die ungewohnte Bewegung war wirklich anstrengend und der Eisprinz überlegte, ob es nicht besser wäre, zweimal in der Woche zum Fitness-Center zu gehen. Auch er war mittlerweile ziemlich außer Atem, aber da sie nun einen Rivalen weniger hatten, strengte er sich noch mehr an. Sie hatten schon die Hälfte der Strecke hinter sich, als Harry von einem Strahl kalten Wassers von Kopf bis Fuß nass gemacht wurde. Ein spitzer Schrei entkam ihm und aus Reflex stand er schnell auf, so dass das Floß anfing zu schaukeln. „Pass doch auf!“, rief Draco ihm zu, ohne den Blick vom Ziel zu wenden. Ein hämisches Lachen ließ ihn sich dann doch umschauen. Clover und ihr Partner Brooke waren rechts neben ihnen und nutzten die Chance, um sie zu überholen. Und Harry sah aus, wie ein begossener Pudel. Er schaute dabei auch noch so bestürzt drein, dass der blonde Auror laut losprustete. „Wie siehst du denn aus?“ „Die beiden haben mich mit eiskaltem Wasser bespritzt, das sieht man doch.“, zischte Harry ihn an. Er kochte vor Wut, das würden sie noch bereuen. „Wir müssen sie einholen, und dann zahl ich es ihnen heim!“ So sauer sah man den ehemaligen Gryffindor selten und Draco war richtiggehend beeindruckt. Da schien wohl jemand nicht viel Spaß zu verstehen. Aber wenn sie mit dieser Einstellung gewinnen und auch noch ein anderes Team ausschalten konnten, war ihm das nur recht. „Dann setz dich hin und fang an zu rudern, oder willst du sie mit deiner Gedankenkraft einholen?“, goss er noch etwas Öl ins Feuer. Die Antwort darauf war ein eiskalter Blick, der einem Basilisken alle Ehre gemacht hätte. Mit unglaublicher Geschwindigkeit folgten sie dem kleineren Floß, dass außerdem an erste Stelle getreten war. Kaum waren sie neben den beiden jüngeren Auroren, holte Harry aus und ließ mit seinem Paddel einen großen Schwall Wassers über die anderen regnen. „Wow, du hättest Treiber werden sollen.“, meinte Draco fast schon beeindruckt. Hätte Potter mit dem Schlag einen Klatscher getroffen, wäre bestimmt ein Zauberer vom Besen gefallen. Absolut nicht seinem Alter entsprechend streckte der Held der Zaubererwelt den klitschnassen Auroren die Zunge heraus, bevor er sich zusammen mit Draco daran machte, Sieger des Rennens zu werden. Doch Clover und Brooke lösten sich schnell wieder von ihrer Überraschung und waren ihnen dicht auf den Fersen. Es wurde ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bis sie nur noch wenige Meter vom Ziel entfernt waren. „Harry, tausch mit mir den Platz.“, sagte Draco plötzlich. Der andere sah ihn verdutzt an und hätte beinahe vergessen weiter zu paddeln. „Warum denn das?“, fragte er misstrauisch. „Frag nicht so viel, vertrau mir einfach.“ Zögernd erhob sie der schwarzhaarige Zauberer und ging an seinem Teamkollegen vorbei auf die andere Seite des schwankenden Floßes. Er setzte sich und paddelte weiter. „Und wozu soll das gut sein?“ „Du hast in dem anderen Arm noch Kraft übrig. Und jetzt hör auf zu reden und paddel schneller!“, kam nur die barsche Antwort. Erstaunlicherweise schienen sie noch einmal etwas an Geschwindigkeit aufzunehmen und dann hatten sie es geschafft, sie waren im Ziel und ein Pfiff verkündete ihren Sieg. Harry ließ sich erschöpft zurück sinken und schloss die Augen. Er atmete einfach nur noch und versuchte das Brennen in seinen Armen und Schultern zu ignorieren. Irgendwo neben sich, oder vielleicht auch hinter ihm, fluchte Clover und gab Brooke die Schuld daran, dass sie verloren hatten. Ihr Partner allerdings lachte die ganze Zeit nur und schien die aufgebrachte Hexe sehr komisch zu finden. Er bekam auch noch mit, dass die Zwillinge Elliott und Lewis Dritte wurden und der Spanier Terry und seine Teamkollegin Sarah als letzte eintrafen. „Nun, da alle vollständig sind, können Sie wieder zum Ufer zurückkehren. Ziehen Sie die Boote aus dem Wasser, das Aufräumen übernehmen wir.“ Na wenigstens müssen wir die Dinger nicht selbst noch auseinander nehmen. Dann kam Harry noch ein Gedanke und er stand vorsichtig auf. Draco saß mit geschlossenen Augen auf seiner Seite und war ebenfalls ziemlich erschöpft. Als das Floß anfing zu schwanken, sah er auf. Potter war aufgestanden und kam nun zu ihm. Mit einem Lächeln reichte er ihm die Hand. „Das war gute Teamarbeit, und es hat auch Spaß gemacht.“ Mit einem Grinsen schlug er ein und wurde an seiner Hand auf die Beine gezogen. Das Lächeln des anderen wurde plötzlich gemeiner und dann sprang er mit ihm. Er konnte nur noch verwirrt schauen, bevor er von Potter mit in den See gezogen wurde. Geistesgegenwärtig holte er noch Luft, ehe er schon von dem kalten Wasser umschlossen wurde. Er hatte die Hand des Jungen-den-er-gleich-umbringen-würde verloren und strampelte mit den Beinen, um wieder an die Oberfläche zu kommen. Für einen kurzen Moment kam Panik in ihm auf, als er sich nicht mehr sicher war, wo oben und wo unten sein könnte. Doch dann schlossen sich zwei Arme fest um seinen Oberkörper und er wurde mitgezogen. Sein Kopf durchstieß die Wasseroberfläche und er füllte seine Lungen wieder mit Sauerstoff. „Mensch, Malfoy, hast du mir einen Schrecken eingejagt.“, erklang Potters Stimme hinter ihm. Anscheinend hatte er ihn nach oben gezogen und nun hielt er ihn fest, als ob er gleich wieder untergehen würde. Sein Rücken lag eng an Harrys Oberkörper an und noch immer umschlossen ihn seine Arme. Die schon bekannte Hitze durchfuhr seinen Körper und er befreite sich grob aus der Umarmung und drehte sich zu seinem „Retter“ um. „Sag mal, wolltest du mich umbringen?“, fauchte Draco ungehalten. „Ich dachte ja, du könntest schwimmen.“, versuchte sich Potter kleinlaut zu rechtfertigen. „Das sollte nur ein Spaß sein, weil du mich vorher ausgelacht hast.“ „Nur ein Spaß? Ich hätte ertrinken können!“ Das würde er ihm niemals verzeihen. Wütend und fassungslos zog er sich mühelos wieder auf das Boot, setzte sich auf die andere Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. Nun klebte sein Shirt und seine Trainingshose unangenehm eng an seinem Körper und die wärmenden Strahlen der Sonne halfen auch nicht, sie gleich wieder zu trocknen. Sein Teamkollege hatte offensichtlich Schwierigkeiten wieder aus dem Wasser zu kommen, doch Draco dachte nicht einmal daran ihm zu helfen. Harry brauchte drei Anläufe um sich aus dem Wasser zu ziehen, doch endlich hatte er es geschafft. Dass Malfoy keinen Finger gerührt hatte, nahm er ihm übel, auch wenn der andere anscheinend etwas sauer war. Ausgelaugt zog er sein Paddel zu sich heran. „Lass uns zurück fahren.“, meinte er und fing an, Richtung Ufer zu rudern. Er drehte sich nicht zu seinem Teamkollegen um, doch da sie nicht im Kreis fuhren, nahm er an, dass er ebenfalls paddelte. „Im Übrigen kann ich sehr gut schwimmen.“, zischte Malfoy und nun ließ er seinen Blick überrascht doch zu ihm wandern. „Aber dann...“ „Das nennt man unter Schock stehen, Potter. Du hättest auch die Orientierung verloren, wenn man dich plötzlich unter Wasser zieht.“ Die Stimme des Auroren war wieder völlig kalt und gefühllos, wie immer wenn Malfoy sauer auf ihn war. Also fast die ganze Zeit über, in der sie sich kannten. „Es tut mir Leid, entschuldige bitte.“, murmelte Harry den Blick senkend, und er meinte es auch so. „Okay.“ „Was?“, fragte der Schwarzhaarige überrascht und hob den Kopf wieder. Sonst war Malfoy doch nie so leicht umzustimmen. „Ich sagte, es ist okay. Du hast dich entschuldigt und damit ist es gut. Wir sind keine Kinder mehr, die sich ewig wegen einer Kleinigkeit streiten müssen.“ Ungläubig blickte Potter ihm in die Augen, als suchte er in ihm die bösen Absichten. „Du nimmst es mir nicht mehr übel und wirst mir auch keinen Fluch in den Rücken jagen, wenn ich mal nicht hinsehe?“, misstrauisch wanderte der Blick über sein Gesicht. „Für wie alt hältst du mich eigentlich?“ „Du kannst mir die Frage nicht übel nehmen. Sonst bist du schließlich immer gleich zu deinem Daddy gerannt, um zu petzten.“ „Da war ich noch ein Kind und wusste es nicht besser.“ „Das war letztes Jahr, als ich dir zugeteilt wurde und Ron dir ein Haarwuchszaubertrank unter den Kaffee mischte.“ Wut kam in Draco hoch, als er daran dachte, wie ihm während des Briefings am Morgen plötzlich ein langer Bart wuchs und seine Haare immer länger wurden. Alle seine Haare. Und das vor allen Auroren. „Das warst nicht du?“, knurrte er, immer noch in Gedanken und vergaß dabei zu paddeln. „Nein, aber deinen Gesichtsausdruck hättest du sehen müssen. Selbst McRouver konnte nicht aufhören zu lachen.“, japste Potter zwischen Lachanfällen. Allein bei dem Gedanken wurde er aus Scham rot. Er hatte zum St. Mungos gehen müssen um sich den Gegentrank abzuholen, weil gerade an dem Tag die Krankenschwester des Ministeriums nicht da war. Und er hatte es nur gerade so geschafft, bevor er unter seinen Augenbrauen nichts mehr hatte sehen können. Zum Glück wurde am nächsten Tag ein anderer Auror von einem Schwarm Doxys verfolgt, als er unabsichtlich über den Käfig mit den schwarzen kleinen Ungeheuern stolperte, einen beschlagnahmten Liebeszauber über sie schüttete und das Schloss löste. Sie hatten die halbe Abteilung auseinander genommen, als ein Kampf darum entbrannte, welche ihren „Liebsten“ nun als erste küssen durfte. Mit Schockzaubern versuchten die Auroren die geflügelten Wesen wieder einzufangen, doch sie betrachteten das als einen Angriff auf das Objekt ihrer Begierde und wurden erst richtig wild. Nachdem die Ersten die giftigen Zähne zu spüren bekamen, sperrte man die Doxys in das Büro ein, in dem sie sich gerade befanden. Erst nach der Behandlung der verletzten Auroren stellte man fest, dass der Tollpatsch, der für das Chaos verantwortlich war, ebenfalls eingesperrt wurde. Als man ihn endlich befreite, lagen die Doxys bewusstlos am Boden und der Mann saß zitternd in einem Wandschrank, am ganzen Körper übersät mit Mini-Knutschflecken. Der arme Trottel hatte danach ein Gegengift und psychologische Betreuung gebraucht. Draco schwieg und sie padelten weiter zum Ufer. Mrs. Wenston und Ms. Simmons halfen ihnen, das Floß aus dem Wasser zu ziehen und mit einem Schwenker ihrer Zauberstäbe wurde es aus dem Gefährt ein kleiner Haufen Abfall. „Sie können sich gerne noch einmal duschen gehen. Danach packen Sie bitte Ihr Zelt wieder ordentlich zusammen. Bis Ssie fertig sind, haben wir das Abschlussessen vorbereitet. Dann verraten wir auch, wer den Preis gewonnen hat.“ Lisa Simmons zwinkerte ihnen verschwörerisch zu, also vermutete Harry, dass sie wohl die glücklichen Gewinner waren. Mit einem Grinsen boxte er Draco leicht in die Seite, doch der schien einfach noch zu fertig von dem Rennen zu sein und ignorierte den Wink. Achselzuckend ging der junge Auror an seinem Teamkollegen vorbei, er wollte noch vor den anderen bei den Duschen sein. So warm es in der Sonne auch war, er wollte das Seewasser wieder los werden und sich umziehen. Der blonde Zauberer war einfach nur froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, wo niemand die Chance hatte, ihn von einem Boot zu schubsen. Und in ein paar Stunden würde er wieder zu Hause sein, sich von den Hauselfen ein warmes Bad vorbereiten lassen und - das war das wichtigste - in seinem eigenen Bett richtig ausschlafen können. In Gedanken versunken kehrte er zu ihrem Zelt zurück und zog sich schnell um, er wollte sich auf gar keinen Fall noch einmal in diesen Muggel-Waschräumen vor aller Augen ausziehen müssen. Mit einem Wink seines Zauberstabs ließ er seine Sachen in die Tasche fliegen und verkleinerte sie. Für einen kurzen Augenblick dachte er auch daran, schon einmal mit dem Abbau des Zeltes zu beginnen, doch gleich darauf erinnerte er sich, wer er war: Ein Malfoy. Und die machen die Arbeit nie allein, wenn sie jemand anderen dafür ausnutzen konnten. Mit einem Grinsen ließ er sich viel, sehr viel Zeit damit, seine Haare zu richten. Als Harry dann wieder den Zelteingang öffnete, tat er so, als wäre er gerade fertig geworden. „Ah, da bist du ja wieder.“, gab er sich überrascht. „Dann können wir ja zusammen packen.“ Harry runzelte für einen Moment die Stirn, aber Draco war schließlich ein Malfoy und brauchte morgens im Bad wahrscheinlich länger als Ginny und Hermine zusammen. Zu Zweit war dann auch rasch wieder alles verstaut und sie setzten sich an den gedeckten Tisch. Tee und Kaffee sowie allerlei Gebäck stand dort für sie bereit, darunter natürlich auch die typisch britischen Scones. Nachdem endlich alle saßen, erhob sich Mrs. Wenston von ihrem Platz. „Ich möchte Ihnen allen noch einmal danken, dass Sie an unserem Teamfindungs-Seminar mit so großer Begeisterung teilgenommen haben.“ Ein leises Grummeln war von Harry und Dracos Seite zu vernehmen, doch sie fuhr unbeirrt fort. „Sie alle haben sich sehr angestrengt, und wir hoffen, dass Sie etwas für Ihr zukünftiges Leben mitnehmen können. Und nun, um Sie nicht länger auf die Folter zu spannen, verraten wir Ihnen den Punktestand.“ Gespanntes Schweigen erfüllte die Runde, selbst Harry war sich nicht mehr ganz so sicher, wie es ausgehen würde. Immerhin hatte er nicht immer mitbekommen, wie viele Punkte die anderen Teams für die Aufgaben bekommen hatten. „Peter Michow und Kim Wilson haben 21 Punkte erreicht, die Zwillinge Elliott und Lewis Walker 34 Punkte, Clover Westfield und Brook Taylor schafften 47, Terry Moreno und Sarah Jones überholten knapp mit 49 Punkten. Auf dem zweiten Platz sind...“, sie machte noch einmal eine kleine Pause und die verblieben beiden Teams schauten sich grimmig an. „Michael Hendriks und Robin Green mit 88 Punkten. Harry Potter und Draco Malfoy gewinnen diese Woche mit 108 Punkten. Herzlichen Glückwunsch.“ Leiser Applaus kam auf, so richtig freute sich aber niemand für die Gewinner, immerhin hatten sich alle eine Urlaubsreise gewünscht. „Haben Sie sich schon bezüglich der Reise entschieden?“, wandte sich Lisa Simmons an die beiden Auroren. „Ich nehme die Woche Urlaub.“, antwortete Draco knapp zwischen zwei Schlucken schwarzen Kaffees. Er wollte einfach nur weg von diesem Kindergarten, doch seine Manieren zwangen ihn dazu, zu warten bis alle fertig mit Essen waren. „Ich werde mit meiner Freundin, Ginny Weasley, nach Deutschland fliegen.“, prahlte Potter mit einem dümmlichen Lächeln im Gesicht. „Das klingt ja wirklich gut. So einen Urlaub hat mir mein Freund noch nie geschenkt.“, lachte die junge Ausbilderin. Dann wandte sie sich ein letztes Mal an die Gruppe: „Ihre Ausbildung geht dann nächste Woche wie gewohnt weiter. Wenn Sie Apparieren oder mit dem Besen zurück fliegen, gehen Sie bitte bis zum Waldrand. Wir wollen keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen.“ Darauf hatte Draco nur gewartet. Sobald sich die ersten von ihren Plätzen erhoben, eilte er auch schon mit einem knappen „Auf Wiedersehen“ zum Wald und disapparierte mit einem kaum hörbaren Plopp. Harry sah dem davoneilenden Zauberer verwundert hinterher. „Da hat wohl jemand Pläne fürs Wochenende.“, lachte der immer fröhliche Brook neben ihm und nahm sich das letzte Plätzchen. „Scheint wohl so.“, murmelte der Schwarzhaarige. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er etwas falsch gemacht hätte, aber er kam einfach nicht darauf, was es sein sollte. Also beschloss er, später darüber nachzudenken, erst einmal wollte er wieder nach Hause und Ginny die gute Nachricht überbringen. Er verabschiedete sich bei den Ausbilderinnen und den verbleibenden angehenden Auroren und machte sich ebenfalls auf den Weg zum Waldrand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)