Career Sister von Mondhalb ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Atilia, beeile dich“, höre ich Dad von unten rufen. Ich schließe kurz meine Augen, kann mich aber nicht vom Fleck rühren. Nicht heute. Angst kriecht meinen Rücken hoch. Angst, ich lache fast auf, so absurd klingt es. Wir haben doch keine Angst vor diesem Tag, nur die anderen haben Angst davor, während wir uns darauf freuen. „Atilia“, ruft Dad noch einmal und ich öffne doch die Augen. Sofort fällt mein Blick wieder auf das Foto von dir, das in der Ecke meines Spiegels hängt. Sofort ist dieses Gefühl wieder da. Das mich ertränken will, das mir jede Luft zum Atmen nimmt. „Sie wollen, dass ich auch gehe“, wispere ich in den Raum hinein und erinnere mich an die vielen Male, wo du neben mir am Bett gesessen hast und mir doch zugehört hast. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie sehr du mir fehlst? Gerade jetzt brauch ich dich. „Sie haben es nie gesagt, aber schon in dem Moment als du zurück kamst, habe ich es in ihren Augen gesehen, dass nun ihre Hoffnung auf mir ruht.“ Langsam stehe ich auf, nehme dein Bild herunter und setze mich auf mein Bett, dein Foto lege ich neben mich. Lange habe ich darüber nach gedacht, es ihnen Recht zu machen und deinem Beispiel zu folgen. Aber ich kann nicht. Ich werde nicht den selben Fehler machen wie du. Ich kann mich nicht selbst aufgeben, ich will leben. I will not make The same mistakes that you did I will not let myself 'Cause my heart so much misery Eine Träne läuft meine Wange hinab. Das wolltest du auch, auch du wolltest leben. Du dachtest, du wärst so stark, fast unverwundbar. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich dich wieder vor mir, wie du mit Leichtigkeit tödliche Waffen schwingst. Ich höre wieder dein Lachen, es hat dir Spaß gemacht. Ich schüttle den Kopf, was denke ich da? Mir hat es doch genau so viel Freude bereitet. Und dann letztes Jahr ich erinnere mich noch mit welcher Begeisterung du dich gemeldet hast. Wie wir dann im Justizgebäude saßen und wir darüber geredet haben, wie es sein würde, sobald du gewonnen hast. Ich war eifersüchtig auf dich, dass du das erleben konntest, dass du im Fernsehen warst und die ganze Welt mit dir um den Sieg fieberte. Bis zum Ende glaubte ich an dich, wir alle glaubten daran, dass du gewinnst. Ich reiße meine Augen auf und realisiere, dass ich mich wieder in der Vergangenheit verloren habe. Betrübt seufze ich. Wir haben uns geirrt und ich musste lernen, dass du doch nicht unverwundbar warst. Ich hab begriffen, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Und ich kann nicht alles aufgeben wie du. I will not break The way you did You felt so hard I've learned the hard way To never let it get that far Als du starbst, brach für mich eine Welt zusammen. Du hast es so weit geschafft und dann das -. Die beiden waren nie stärker als du. Warst du damals da, als sie dich uns zurück gebracht haben? Als wir in der Halle standen und uns verabschiedeten? Es kam mir so vor. Aber vielleicht habe ich es einfach nicht glauben können. Du sahst so anders aus. Sie haben versucht dich wieder hin zu bekommen, aber die Spuren der Mutanten waren schwer zu verbergen. Bruder, ich hab nicht geweint, als ich dich da sah. Weil ich wusste, dass du es nicht wolltest. Weil es Schwäche wäre. Keine Träne verließ an diesem Tag meine Augen. Nicht als wir dich ein letztes mal sahen, nicht als die Kiste geschlossen wurde und wir alle hinaus gingen, und auch nicht als du in dein Grab hinunter gelassen wurdest. Wegen dir setzte ich ein stolzes Lächeln auf. Warst du da? Hast du es gesehen? Es wirkte so falsch. Nur damit Panem sah, dass wir stolz waren. Stolz darauf, dass du freiwillig diesen Weg gegangen warst. I lose my way And it's not too long before you point it out I cannot cry Because I know that's weakness in your eyes I'm forced to fake A smile, a laugh, everyday of my life My heart can't possibly break When it wasn't even whole to start with Ich lache auf bei dem Gedanken. Es ist ein bitteres, freudloses Lachen. Ich hab gesehen, wie du gestorben bist. Ich saß die ganze Nacht vor dem Bildschirm und hab gefleht, dass sie doch die Mutanten zurück rufen. Du hast geschrien vor Schmerz. Ich wollte dir helfen. Doch ich konnte nicht und die beiden, die es gekonnt hätten, taten es nicht. Sie sahen einfach zu. Deine Schreie verfolgen mich. Nachts träume ich nur davon. Immer und immer wieder sehe ich dich sterben. Waren wir wirklich zu jung um zu begreifen, wie es enden konnte? Ich war es. Ich dachte, du würdest es so locker schaffen. I watched you die I heard you cry Every night in your sleep I was so young „Atila“, ruft Dad wieder herauf. „Ich kann dich hören“, brülle ich zurück, bleibe aber unbewegt sitzen. Mein Blick wandert wieder zu deinem Foto und plötzlich steigt Wut in mir auf. „Warum bist du gegangen?“ Ich brülle es einfach ohne darüber nach zu denken, dass sie mich hören. Ich zerknülle dein Foto und schleudere es in eine Ecke. Du warst ein verdammter, egoistischer Idiot. Wie hast du mich hier zurück lassen können? Hast du jemals darüber nach gedacht, dass ich allein sein würde, wenn du stirbst? Nein, natürlich nicht. Du hast nur auf dich geschaut. Du sahst immer nur dich, deine Wünsche, deinen Schmerz, deine Träume. Und dennoch hab ich dich geliebt. Du warst alles für mich. Mein Held, mein großer Bruder. Schnell wische ich die Tränen weg. Ich darf nicht wegen dir weinen. Warum nicht? Du warst mein Bruder, mein ein und alles und dennoch erwarten alle, dass ich weiter mache als wäre nichts passiert. Als wärst du lebend zurück gekommen. Ich weine nur nachts. Schreie in mein Kissen, bis ich heißer bin. Und dann? Dann schleiche ich in dein Zimmer, leg mich auf dein Bett und heule wieder wegen dir. You should have known better than to lean on me You never thought of anyone else You just saw your pain And now I cry in the middle of the night For the same, damn thing „Atila!“ Ich zucke zusammen, als Dad die Tür aufreißt und mit hoch rotem Kopf herein schaut. Als er sieht, dass ich noch nicht einmal fertig bin, wir er noch wütender. „Ja?“ Unschuldig klimpere ich mit den Wimpern und sehe ihn fragend an. Hoffe, dass er nicht sieht, dass ich geweint habe. Doch er sieht es sowieso nicht. Dad lächelt wieder, kommt zu mir und streicht mir über die Haare. Kurz komme ich mir geborgen und geliebt vor, bis er wieder spricht: „Mach dich fertig, Prinzessin. Das heute ist dein großer Tag.“ Er drückt mich kurz, bevor er wieder verschwindet. Geschockt starre ich ihm nach. Sie meinen es ernst. Sie denken, ich werde heute gehen. Tränen verschleiern meine Sicht als ich aufstehe und dein Foto aufhebe. Ich streiche es glatt und starre dich an. Ich hab so viel von dir gelernt. Wenn du heute hier wärst, nach allem was dir passiert ist, würdest du wollen, dass ich gehe? Oder würdest du mich zurück halten und mir sagen, es war dein größter Fehler? Ich bin trainieren gegangen, jeden Tag um sicher zu sein, um gewinnen zu können. Genau wie du. Doch du hast gezeigt, dass es nicht ausreicht. Ich hab versucht dich zu vergessen. Doch alles fühlt sich so leer an ohne dich. Könnte ich mich noch im Spiegel ansehen, wenn ich heute nicht gehe? Weil du gegangen bist und ich nicht. „Bitte“, flehe ich. „Sag mir, was ich tun soll.“ Denn ich habe Angst. Because of you - I never stray to far from the sidewalk Because of you - I learned to play on the safe side so I don't get hurt Because of you - I try my hardest just to forget everything Because of you - I don't know how to let anyone else in Because of you - I'm ashamed of my life because it's empty Because of you - I am afraid Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)