An Ghealach Docher von SainzDeRouse (Du kannst ihm nicht entkommen!) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Kapitel 6 Die unwillige Braut An Bride drogall ar   Da meine Eltern nun eine glorreiche Zukunft sahen, nachdem die Dunklen Wächter sozusagen aus unser Leben verschwinden würden, dachten sie nun darüber nach wie sie gegen das nun größte Problem vorgehen sollten. Ihre Tochter, die nicht bereit war zu heiraten.   Bereits zwei Tage später stand der erste Kandidat mit seinen Eltern vor unserer Tür. Es waren der Schreinermeister und seine Frau vom nächsten Nachbardorf, eine Meile westlich von uns. Ihr großer schlaksiger sommersprossiger Sohn Arren, der mit Pickeln im Gesicht gestraft war und dessen schüchternes Lächeln leicht an ein Pferdemaul erinnerte, fand offensichtlich schnell gefallen an mir. Während unsere Eltern sich begrüßten wanderten seine gierigen Blicke an mir auf und ab. Wie bei einer Fleischbeschau wurde ich überprüft und als wäre das nicht abstoßend genug, setzten sie uns auch noch neben einander. Wir sollten schon einmal miteinander vertraut werden, hatte Mháthair gesagt. Obgleich das nicht der Brauch war, eigentlich hätten wir uns gegenüber sitzen müssen, jeder mit seiner Familie an seiner Seite, aber zu diesen Zeiten sah man es wohl nicht so eng.   Sogleich roch ich das er von Körperpflege nicht sehr viel hielt oder es nicht für wichtig befunden hatte bevor er zu uns kam und es war nicht der gewohnte Stallgeruch, den ich schon längst nicht mehr riechen konnte, sondern ein ganz anderer. Er stank nach altem Schweiß und nach etwas anderem, welches ich bei den wenigen Übergriffen meines Uncails zu riechen bekommen hatte. Die Ursache fand man direkt auf seinem schmutzigen Kilt, denn dort hatten sich wenige kleine weiße Flecken, genau dort wo sein Gehänge war, abgezeichnet.   Seine Eltern dagegen hatten sehr darauf geachtet, halbwegs sauber zu erscheinen.   „Sie sieht sehr klein und dürr aus, ist sie denn auch wirklich fruchtbar?“, fragte Mrs. MacConwill als suchte sie nach einer besonders schönen Kuh die sie besteigen lassen wollte. „Aber natürlich“, rief meine Mháthair sogleich aus. „Allison ist ebenso fruchtbar wie ihre Mháthair, sehen sie nur meine strammen, gesunden Männer an“, sagte sie stolz und zeigte auf Douglas und Alan. Diese sahen verglichen mit diesem stinkenden Schmutzfink neben mir besonders präsentabel aus. Natürlich stand sie selbst mit gerade Mal drei Kindern in keinem guten Licht. Der Durchschnitt lag bei sechs. Allerdings sah man bei den vielen Kindern die in den letzten Jahren unter den schwierigen Bedingungen zur Welt gekommen waren auch ihre Spuren. Manche wiesen Schäden auf bei denen man nicht wusste ob sie jemals einen eigenen Hof leiten könnten. Die Körper so verkümmert, das man sehen konnte das sie keine nahrhafte Nahrung hatten um zu wachsen und zu gedeihen, der Geist einfach gestrickt und ständige Krankheiten ziehen sich durch ihr meist kürzeres Leben.   Während sie noch ihr Wenn und Aber besprachen, ob ich denn als Schwiegertochter in Frage käme, bereitete meine Mháthair das vorbereitete Essen zu. Natürlich gab es einen Braten für welchen wir extra eines unser dicksten Schweine opfern mussten. Es war nicht wirklich besonders dick für normalgewichtige Schweine, doch was konnte man bei solchen Zeiten schon erwarten. Es war ein richtiges Festmahl und meiner Familie war anzusehen das sie sich beherrschen mussten um sich nicht darauf zu stürzen wie hungrige Wölfe auf das Schaf.   Der ganze Tisch erstrahlte in einem mir völlig unbekannten Licht. Meine Mháthair hatte ihn offensichtlich sauber poliert und sogar die letzten schönen Messingkerzenständer meiner GroßMháthair hervorgeholt, die aus Not noch nicht in Geld umgetauscht worden waren. Der gesamte Tisch war mit Essen bedeckt. Den Schweinebraten, Gemüse, Brot, auch eine Soße gab es. Es war seit langem mein schönster Anblick, doch erschien mir diese ganze Farce so dumm. Alle wussten das es uns schlecht ging, da es uns allen schlecht erging, und dennoch ließen sie es nicht dabei bewenden und holten mit den alten Kerzenständern den unbrauchbaren Brauch hervor das die Familie der Braut sie förmlich anpreisen, ja schmackhaft machen musste, damit sie eine Chance auf den Eheschluss hatte. Es wurde geprotzt wo es nur ging und so getan als stünde man gut da, wo man in Wahrheit alles opferte und am nächsten Tag froh sein konnte, noch ein wenig Fleisch am Knochen abnagen zu können.   „Wir sollten uns gleich über die Hochzeitsvorbereitungen unterhalten. Ich nehme an Sie wissen wie es läuft“, sagte Mrs. MacConwill. Natürlich wusste es meine Mháthair. Nicht weil sie selbst schon einmal geheiratet hatte, das sind oft keine besonderen Tage an die man sich erinnern wollte, sondern weil es meiner Familie das Genick brechen würde. Es war Brauch dass die Familie der Braut die Hochzeit ausrichtete und alles bezahlte, und als wäre das nicht schon genug brauchte jede Braut eine Mitgift. Schmuck hatte meine Mháthair keinen, schon gar nicht aus Silber oder Gold. Auch Geld war Mangelware, es gab auch kein schönes Porzellangeschirr, ja nicht einmal Messingbesteck. Vieles musste meine Familie in den nächsten Orten verkaufen um in besonders harten Zeiten, wenigstens an ein paar Schillinge zu kommen. Aber wir hatten kostbares Vieh. Pferde, Schweine, Schafe, Kühe, wie viel die Eltern des Bräutigams auch haben wollten, sie würden es bekommen, damit die Tochter endlich verheiratet wäre.   „Natürlich soll mein Sohn in der Kirche heiraten, kein unscheinbarer Besuch vom Pfarrer. Auch wollen wir die Familie dabei haben, und alle wollen danach natürlich Speis und Trank haben, auch soll Musik gespielt werden, schließlich ist das ein frohes Fest. Oh ich weiß das ihr es nicht so gut habt, aber wir würden gerne einmal in euren Stall gehen und sehen was ihr so habt, fasst es bitte nicht falsch auf, aber wenn wir einen weiteren Esser haben, der mit der Zeit auch noch Nachwuchs mit sich bringt, braucht es auch mehr Tiere. Mrs. Graham der Braten ist vorzüglich“, schnatterte die alte Glucke, wie ich sie nannte, vor sich hin. Die Gesichter meiner Familie wurde zusehends blasser, doch ließen meine Eltern nicht von dem Plan ab mich zu verheiraten.   Nach endlosen Stunden war das Essen vorbei, so schien es mir und ich konnte mich endlich an den Abwasch machen. Schon vor diesem Abend hatte ich mir vorgenommen so schnell wie möglich abzuhauen, bevor schlimmeres passieren konnte. Meine Eltern und ihre Gäste waren wieder in die Wohnstube gegangen und hatten es sich vor dem verrußten Kamin gemütlich gemacht und besprachen ihre Pläne. Auch meine Brethren hatten sich rüber gesetzt doch spürte ich ihre bohrenden Blicke in meinem Rücken. Es war nicht schicklich das eine Frau alleine mit einem Mann war, doch waren unter den gegebenen Umständen alle Sitten vergessen und sie tuschelten darüber wie sie mich in die Fänge meines zukünftigen, verpickelten Gefängniswärters geben konnten.   „Na ja, so hübsch bist du gar nicht. Deine Haare gleichen mehr den verfilzten Zotteln eines Gaules und du bist so dürr oder dein Kleid so weit das man kaum glauben kann eine wahrhafte Frau vor sich stehen zu haben“, gackerte dieser Laffe in den Raum.   „Du bist auch nicht gerade ein Traumprinz“, nuschelte ich wütend vor mich her.   „Was hast du gesagt?“   „Nichts weiter, ich habe mich nur selbst ermahnt an eine Arbeit zu denken die ich noch zu erledigen habe.“   „Pff, dämlich ist sie auch noch.“   Zittrig hielten meine kleinen Hände das Brotbrett fest, bis die Knöchel sich weiß färbten. Gerne hätte ich ihm eine damit über den Kopf gezogen, doch musste ich mich beherrschen. Ich war schon zu weit gegangen, ich durfte es nicht überstrapazieren. Mich stumm auf den Abwasch konzentrierend träumte ich mich schon hinaus, auf dem Weg zum See. Ich kümmerte mich nicht um meinen ungebetenen Besucher. Meine Brethren beobachteten uns, das wusste er, also kam er mir nicht zu nahe. Den letzten Schmutz entfernt, brachte ich den Eimer mit meinem Wischwasser hinaus um es auszuschütten. Noch immer in meinen Tagträumen gefangen, bemerkte ich meinen stillen Begleiter nicht.   Eine flinke Hand hatte mich am Hintern gepackt und griff fest zu, als wollte sie prüfen das es auch wirklich reif war. „Heee, was soll das?“, wollte ich rufen, doch hielt er mir sogleich den Mund zu. „Zier dich nicht Püppchen, ich will doch sehen was meine Braut mir zu bieten hat“, schnurrte er.   Dieser Widerling drückte mich hart gegen die Wand, mein Mund von seiner schmutzigen Hand zugehalten. Seine freie Hand begrabschte mich an Brust und meiner intimen Stelle, und als wäre das nicht bereits schlimm genug drückte er mir seinen ekligen Mund mit den rauen, aufgerissen Lippen und den fauligen Zähnen darin auf meinen und versuchte mir seine Zunge reinzustecken. Ich wollte schreien, wollte ihn von mir stoßen und ihn einen Tritt verpassen, doch brachten meine Fluchtversuche nichts. Er war stark, auch wenn sein schlaksiger Körper nicht danach aussah. „Wehr dich nicht, oder ich werde ihnen erzählen, dass du keine Jungfrau mehr bist.“ Nun stoppte ich. Wenn er das tatsächlich täte wäre ich dem Tode geweiht. Sie würden mich davon jagen und wie sollte ich dann überleben? Als Hure wollte ich nicht durch die Lande ziehen und im Wald würde ich unter der Klaue der Monster meinen Tod finden, auch wenn sie behaupteten, dass sie uns in Ruhe ließen. Das hieß jedoch nicht das sie aus den Wäldern verschwanden und ein kein Auge auf uns hatten.   „Lass mich“, rief ich aus, als ich es geschafft hatte seine Hand wegzuschieben. „Sei ruhig, und halt gefälligst still“, presste er wütend heraus und schlug mich hart ins Gesicht. Der Schmerz ließ mich innehalten. Ich spürte wie Blut aus meiner Nase lief und hoffte dass es schnell vorbei sein würde. Seine flinken Hände versuchten meinen Rock zu heben, betatschten mich, ein unerklärbares Ekelgefühl ergriff mich in meiner Magengegend, zog sich über all meine Glieder. Wie bei meinem Uncail damals, als er den Versuch gewagt hatte zu weit zu gehen, stieg das Gefühl auf, ich müsste mich erbrechen. Ich fühlte mich wie ein See in der er scheißen und pissen würde. Der Ohnmacht innerlich zu mir rufend fingerte er an meiner Körpermitte, die verräterisch feuchter wurde. Ich spürte sein hartes Glied an meinem Bauch, seinen rasselnden stinkenden Atem an meinem Ohr.   „Allison?“, rief Douglas. Offenbar suchten sie bereits nach uns. Arran wich zurück und ließ meinen Rock nach unten fallen. Ich wich zur Seite und wischte mir das herunterlaufende Blut von den Lippen. Sogleich erschien Douglas' Gesicht in der Tür und sah uns berechnend an. „Mr. Und Mrs MacConwill wollen dich noch einmal sehen“, sagte er und machte mir Platz, damit ich an ihn vorbei laufen konnte. Arren lief mir hinterher und ich hoffte das Douglas bemerkt hatte was geschehen war und sich ihn zur Brust nahm, doch verliefen alle Hoffnungen im Sande.   „Da bist du ja Mädchen“, knurrte Mr. MacConwill. „Wie siehst du nur aus? Warum blutet deine Nase, ist sie krank?“, schrie Mrs. MacConwill fast hysterisch. „NEIN, nein, sie wird sich nur mal wieder ...“, versuchte meine Mháthair einzugreifen. „Ich bin gestolpert und hingefallen als ich das Wischwasser draußen ausschütten wollte“, sagte ich. Natürlich wäre das die Gelegenheit gewesen die Wahrheit zu sagen um Arren loszuwerden, doch hätten sie mir niemals geglaubt. Zumindest nicht offiziell. Die Frauen hätten es sofort geglaubt, doch hätten sie es niemals zugeben können und wenn mein Athair mir glauben schenkte, wäre es eine Beleidigung an MacConwill, der die Hochzeit platzen lassen könnte.   „Lass dich ansehen Allison“, befahl meine Mháthair und ich stellte mich in die Mitte der Runde, bereit von den Raubtieren verspeist zu werden. Mrs. MacConwill trat zu mir und betrachtete mich von oben bis unten. Sie drehte mich, tastete mich ab, sah meine Zähne an, meine Hände, ja sogar meinen Zopf besah sie sich argwöhnisch. „Sie ist dünn, aber voll entwickelt. Sie hat ein breites Becken, was gut für Söhne ist und sogar volle Brüste. Die Zähne sind sehr Gelb, ich sag dir Mädchen, in Zukunft wirst du sie mehr pflegen oder willst du bald zahnlos sein?“   „Nein Mrs. MacConwill.“   „Gut, bei uns achten wir auf solche Sachen, die anderen sollen nicht glauben, wir wären eine Bande von Wilden, das würde unseren guten Ruf schaden.“   „Ist sie noch eine Jungfrau?“ „Aber NATÜRLICH“, rief meine Mháthair empört aus, streifte mich jedoch mit einem drohenden Blick. Ich wusste dass sie das später auf jeden Fall überprüfen würde und wenn dem nicht so war, würde ich mir wünschen nicht geboren worden zu sein. „Man weiß ja nie. Lieber einmal geprüft als blind vertraut und ein fremdes Balg in die Wiege gelegt bekommen. Heutzutage wissen die Mädchen kaum noch wie man sich zu verhalten hat, schnell landen sie mit jedem Mann im Heu, der nur ein paar nette Worte sagt. Die letzte Braut von Arren war eben so eine, noch vor der Hochzeit hatte sie sich mit einem anderen vergnügt, und stellen Sie sich vor, die Hure behauptete noch das Arren sie sich genommen hätte. Und stellt euch vor, sie war sogar in guter Hoffnung, dieses Miststück. Ein Kuckuckskind wollte sie uns unterschieben. Arren versicherte uns das er nichts dergleichen getan hatte und sich das bis zur Hochzeitsnacht aufsparen wollte. Natürlich wurde sie sogleich fortgejagt, und ich habe von einem gehört der sie in der nächsten Stadt als Straßendirne gesehen hatte.“   Mich überkam ein kalter Schauer und ich musste mich zusammenreißen um meine Tränen zurückhalten zu können. Sie sprachen es nicht aus, aber ich war mir sicher das Arren dieses Mädchen geschändet hatte. Offensichtlich wollte er ebenso wenig heiraten wie ich und fand eine Möglichkeit sich immer wieder herauszuwinden. Ich musste vorsichtig sein.   Während meine Eltern weiter mit unseren Gästen Pläne schmiedeten schlich ich mich unbemerkt aus dem Zimmer. Wie in Trance lief sie hinaus und betrachtete den Sichelmond. Die kalten Strahlen leuchteten durch die dunklen Wolken, die an ihrem vorüberzogen und warfen auf der großen weiten Wiese, bis zum See ein unheimliches Licht. Doch es hielt mich nicht ab weiter zu laufen und dem größeren Grauen im Haus zu entkommen. Wie auf ein Zeichen rannte ich los, als wäre der Teufel hinter mir her. Weg! Einfach nur noch weg, und niemand sollte sehen wohin ich renne. Von Weiten sah ich die großen dunklen Bäume des Waldes ihren düsteren Schatten auf die Wiese werfen. Ein Schauer lief mir durch den Körper und fast wäre ich wieder nach Hause gelaufen, doch fing ich mich wieder.   Am See angekommen raffte ich meinen Rock hoch, watete bis zu den Knöcheln ins Wasser hinein, kniete mich hin und wusch mein Geschlecht. Es war bitterlich kalt und ich musste mich beherrschen nicht aufzuspringen, doch der Wille die verräterische Feuchte abzuwaschen war größer. Die eisige Kälte kroch in meinen Körper und Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut, doch das war mir egal. Immer wieder wusch ich meine intime Stelle und als ich glaubte das es nun sauber war, stand ich auf, lief wieder auf die Wiese und setzte mich ins Gras. Mit dem Stoff meines Rockes wischte ich es trocken, legte die Beine an und versteckte auch meine Füße unter den Rock. Meine Arme schlang ich um die Knie und legte meinen Kopf darauf.   Ich weiß nicht wie lange ich dort gesessen hatte, doch war ich irgendwann so müde das ich beschloss nach Hause zu gehen. Auf dem Rückweg fühlte ich mich seltsam beobachtet und sah in die Dunkelheit der Bäume. Für einen Moment glaubte ich zwei leuchtende Punkte aufleuchten zu sehen, doch verschwanden sie wieder. Mit schnellem Schritt lief ich weiter. Das Licht war bereits im Hause erloschen und ich schlich mich unbemerkt zu meiner Dachkammer hinauf. Am nächsten Morgen gab es den größten Ärger meines Lebens. Meine Eltern waren so sauer das sie mich den ganzen Tag ohne Essen und etwas zu Trinken einsperrten und als meine Mháthair mich nach einem Tag wieder frei ließ verpasste sie mir eine deftige Ohrfeige. Die Hochzeit war geplatzt, die MacConwill hatten nur den Kopf geschüttelt als sie bemerkt hatten dass ich einfach abgehauen war. Sie wollten keine Schwiegertochter die ihren Platz nicht kannte und tat was sie wollte, hatten sie gesagt.   Im Laufe der nächsten drei Wochen bekam ich mehr als fünf Männer, die meine Eltern für geeignet hielten vor die Füße gesetzt. Doch alle wollte ich sie nicht haben. Sie versuchten mich noch damit zu locken, mit dem Vorschlag mir selber einen von ihnen auszusuchen. Aber nein, ich wollte keinen Mann und schon gar nicht eine Vernunftsheirat eingehen. Nachdem ich mich nach der gegebenen Bedenkzeit noch immer nicht entschieden hatte, nahmen sie es in die Hand und luden ihren Traumschwiegersohn mit dessen Eltern ein um über die Verlobung zu reden. Es war eine gute Familie, mit einem großen Hof und einen großen Bestand an Vieh aus einem der benachbarten Orte. Doch das ließ ich mir trotz der Schläge und Bedrohungen nicht aufhalsen. So schlich ich mich aus dem abgeschlossenen Dachboden, sprang auf den großen Heuhaufen, wenn es auch nur gemistete Viehhaufen waren und ich damit mehr als bestialisch stank, um aus dem Hause entkommen zu können.   Ich versteckte mich nicht in unserem Stall, dort würden sie mich finden und wenn sie mit Heugabeln suchten. Während ich die Zeit herum bringen wollte, spazierte ich zum See und wusch mich so gut es ging wieder sauber. Doch durch die Kälte, die schon während der Dämmerung herrschte war es nicht wirklich möglich. Schon nach ein paar Sekunden waren meine Finger vor Kälte erstarrt. Mein Leib zitterte wie gefallene Blätter im Herbstwind. Meine Zähne klapperten und meine Glieder begannen zu schmerzen im Abendwind. Ich überlegte wieder zurückzugehen, so wie ich aussah, und schon allein der Gestank, den ich verbreitete, sicherlich versteckten sie mich prompt und schlossen mich ein. So könnte ich mich ausziehen und mich in mein warmes Bett kuscheln. Eilig lief ich zurück ins Dorf, vielleicht konnte ich mich unbemerkt in einem Lager verstecken, dort wehte wenigstens kein Wind. Leise schlich ich durch die menschenleeren Gassen. Nur der helle Mond, die Sterne und das Licht, welches aus manchen Fenstern schien, erhellten die Wege. Kurz blickte ich in eines der Fenster. Olivia hatte wie ich wohl ebenfalls keinen guten Abend. Eine mir unbekannte Familie war dort und scheinbar wurde auch bei ihnen gerade über die Hochzeit gesprochen. Olivia schien ebenfalls nicht so glücklich auszusehen. Ihr Gatte war wirklich nicht der Hübscheste und seine Haut mit Unreinheiten übersät. Mit einem schadenfrohen Lächeln zog ich mich zurück und lief weiter. Ich lief zwischen der Schenke meines Uncails und der Bäckerei hindurch. Mein Uncail hatte noch einige Gäste und zechte fleißig mit ihnen mit. In Gedanken verloren, wie das Leben weiter gehen sollte, blieb mein Kleid plötzlich an etwas hängen. Als ich mich umdrehte um mich befreien zu können, erschrak ich und taumelte einen Schritt zurück. „So in Gedanken verloren das du nicht siehst, dass du an jemandem vorbeiläufst, bonnie Caileag?“, begrüßte mich Fearghas. Mit einem ehrlich erfreuten Lächeln setzte ich mich zu ihm auf das leere Bierfass. „Warum so nachdenklich?“ „Ich bin von zu Hause wieder abgehauen“, seufzte ich. „Hast du wieder Schläge bezogen?“, fragte er besorgt und legte tröstend einen Arm um meine Schulter. „Noch nicht!“ „Warst du wieder ungehorsam?“ „Ich will ihn eben nicht heiraten“, klagte ich und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. „Aber irgendwann musst du heiraten, wie soll es denn weiter gehen?“ „Ich weiß“, sagte ich trotzig und riss mich wieder aus seiner Umarmung. Plötzlich wurde das Licht in der Schenke gelöscht und wir saßen im Dunkeln. Ungewöhnlich das alle jetzt schon gingen. Aber das kümmerte mich gerade nicht. „Vielleicht solltest du zurückgehen und versuchen es wieder in Ordnung zu bringen. Er ist vielleicht gar nicht so schlecht und dir ein guter Ehemann.“ „Mag sein, aber ich liebe ihn nicht. Ich kenne ihn nicht einmal. Außerdem ist er ein Tölpel“, sagte ich wütend und angeekelt an voriger Stunde denkend.   Auch wenn er mich nicht kannte, er würde mich bald genauso als die blöde Kuh betrachten, wie die anderen. Was sollte ich mit einem Mann der mich nicht verstand. Ich war immer die Außenseiterin gewesen, warum sollte sich das wegen einer Hochzeit ändern. Er wäre nur ein weiterer Mensch der mich mit komischen Blicken quittieren würde, der hinter meinem Rücken lästern würde, sicherlich würde er mir schnell untreu werden, da er nichts mit mir zu tun haben will.   Oder würde mich gar wie Dylan es getan hatte, benutzen und verletzen. So wie es auch mein Uncail gerne tat, um sich an mir sein Horn abzustoßen. Vielleicht würde er mich an einen Menschenhändler verkaufen, und behaupten ich sei in eine Schlucht gestürzt um eine andere ehelichen zu können. Warum mir so etwas antun, wenn ich so weiter leben konnte wie bisher, auch wenn es nicht viel besser war. Möglicherweise gaben meine Eltern irgendwann nach und ließen mich einfach damit in Ruhe, so dass ich irgendwann als alte Jungfer sterben konnte. Für einen Augenblick beobachtete Fearghas meinen gedanklichen Krieg.   „Weißt du denn was Liebe ist? … .“ „Natürlich! Liebe ist . . . Ja wenn man … „   Tja, was war Liebe eigentlich? Auf was wartete ich und hoffte zu finden. Möglicherweise war Liebe nur ein dummes Märchen, damit man bereit war sich zu verheiraten, in der stillen Hoffnung Liebe zu erfahren.   „Siehst du. Wie kannst du auf etwas warten, das du nicht kennst. Es heißt auch, Liebe käme mit der Ehe“, redete er weiter auf mich ruhig ein. „Vielleicht hast du Recht.“ „Pff, oh nein. Also darauf würde ich nicht hoffen. Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt die wissen was Liebe ist. Sie geben sich nur gerne der Illusion hin“, sprach er gehässig.   Erschrocken wich ich von ihm zurück. Was war nur in ihn gefahren? Und wie er sprach, so deutlich und kraftvoll. War er nicht betrunken gewesen, ich roch doch seine Fahne. Für einen Moment war er tief in Gedanken versunken und schien sich selbst zu Recht und Ordnung zu zwingen, ehe er mir wieder seine Aufmerksamkeit schenkte.   „Ach was weiß ein alter Zausel, wie ich denn was das ist. Geh du nur deinen Weg, aber bedenke das du für jede Entscheidung bezahlen musst. Es gibt nichts umsonst, selbst für den Tod musst du mit dem Leben bezahlen“, riet er.   Er hatte Recht. Ich sollte vernünftig werden. Vielleicht war auch nur alles halb so schlimm, wie ich mir vorstellte. Ich war ein dummes Ding, ich sollte nicht immer alles so schwarz sehen. Dankend blickte ich zu Fearghas. Er verstand mich, warum nicht auch mein Zukünftiger. Die anderen gaben sich ja nicht die Mühe es zu versuchen, also konnte es ja nicht funktionieren. Es war schon komisch das ich mich so sehr mit einem Bettler angefreundet hatte. Ich erinnere mich noch gut wie ich Fearghas kennen gelernt hatte. Ich war ein junges Mädchen von zehn Jahren und hatte zunächst eine heiden Angst vor ihm. Doch als ich einmal von den anderen gehänselt und gejagt wurde, ging er dazwischen als sie Steine auf mich werfen wollten. In dem Augenblick war er mir wie ein Held erschienen, und er hatte mit dem alten Saum seines Umhanges mir mein verletztes Knie verarztet. Seitdem hatte ich keine Angst mehr gehabt und freute mich immer darauf ihm das nächste Mal zu begegnen. So manches Mal hatte ich meine Mahlzeit nicht aufgegessen und hatte es ihm heimlich gebracht. Wortlos ging ich den einen Schritt, der zwischen uns lag auf ihn zu und umarmte ihn. „Vielen Dank Fearghas, du hast mir sehr geholfen. Ich werde dann mal zurückgehen und versuchen alles wieder zu richten. Oidhche mhath!“, wünschte ich ihm eine gute Nacht und ging.   Die Nacht war längst hereingebrochen und ich rannte zitternd zurück. Zum einen wollte ich endlich in der Wärme sein, und zum anderen keine Zeit mehr verlieren.   Als ich mich spät am Abend wieder in mein Elternhaus eingeschlichen hatte, hatte ich nicht das vermutet was mich dort erwartete.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)