weiße Lilien von -Kuraiko ((Meiko x Lily)) ================================================================================ Kapitel 4: confession --------------------- Als wir das Ferienhaus erreicht hatten, bemerkte ich, das Luka, Gakupo, Miku und Haku gerade auf den BMW zusteuerten, welchen die Rosahaarige vorhin genau vor dem Haus geparkt hatte. Als sie uns bemerkte, winkte Miku uns zu. „Hey Wieder halbwegs beruhigt?“, erkundigte sie sich. Gumi und ich gingen auf die kleine Gruppe zu und gesellten uns zu den Anderen. „Ja ja, ich bin zurück in der Realität.“ „Dann ist ja gut.“ Die immer gut gelaunte Türkishaarige warf mir ein Lächeln zu. Luka konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. „Wie seht ihr denn aus? Seid ihr in den See gefallen?“ Ich blickte rüber zu meiner besten Freundin und stellte fest, das sie immer noch ziemlich durchweicht aussah. Vermutlich sah ich nicht viel besser aus, immerhin hatte ich wesentlich längere Haare als sie. „Bei dem Anblick konnten wir einfach nicht wiederstehen!“, rief Gumi gut gelaunt aus. „Du meinst : du konntest nicht wiederstehen und hast mich gleich mit vom Steg gerissen.“, verbesserte ich sie und zog ein gespielt beleidigtes Gesicht. „Jetzt tu nicht so! Du hattest genau so viel Spaß!“, konterte die Kleinere. Dann wurde sie wieder ernst. „Schon wieder auf Achse? Wo wollt ihr jetzt eigentlich hin?“, erkundigte sie sich. Der Lilahaarige hatte bereits die Autotür aufgeschlossen und hatte sich auf den Fahrersitz gesetzt. Er war sichtbar erfreut darüber, das Luka nichts dagegen hatte ihn diesmal das Auto fahren zu lassen. „Wir fahren noch schnell rauf in die Stadt und kaufen ein. Das Haus ist zwar in einem guten Zustand, aber der Kühlschrank ist leer.“, ergriff diesmal Haku das Wort. „Hey, dann will ich mit! In den Wagen passen wir auch zu fünft!“ Und bevor noch jemand reagieren konnte, hatte die Grünhaarige auch schon eine der Autotüren aufgerissen und war in den Wagen gesprungen. „Ähm...okay?“ Luka zog ein wenig irritiert eine Augenbraue hoch. „Also ich seh mir erstmal das Haus an.“, meldete ich mich zu Wort.„Welches Zimmer habt ihr uns denn übrig gelassen?“ „Es waren genug Räume da, sodass jeder sein eigenes Zimmer kriegen konnte.“, erklärte Miku mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich war so frei und hab deinen Koffer in den dritten Raum in der ersten Etage geschleppt.“, mischte Gakupo sich ein. „Ah, alles klar.“ Ich warf der Gruppe ebenfalls ein Lächeln zu und wandte mich dann zu unserem Ferienhaus. Jetzt war ich doch mal gespannt, wie es wohl im Inneren des Hauses aussehen würde. Die Tür hatte die Gruppe Gott sei Dank offen gelassen, sodass ich das Haus ohne Probleme betreten konnte. Das Treppenhaus, welches sich hinter der Haustür verbarg, war ziemlich groß und hell. Die Türrahmen und das Treppengeländer waren aus hellem Buchenholz, was dem Gebäude direkt etwas freundliches verlieh. Kurz spähte ich die Treppen hoch und stellte fest, das das Haus wohl zwei Etagen und einen Keller besaß. Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Durch fremde Häuser zu rennen und neugierig hinter jede Tür zu spähen, hatte mich schon immer gereizt. Als erstes war das Erdgeschoss dran. Wie vermutet fand ich hier ein Wohnzimmer, ein kleines Bad, eine Küche und eine angrenzende Essecke vor. Mein Blick fiel zum Kühlschrank. Ganz automatisch griff ich nach dem Griff und zog die Tür auf. Bis auf zwei Wasserflaschen gähnende Leere. Wie gut das einige der anderen sich erbarmt hatten einkaufen zu fahren. Ich fröstelte. Kein Wunder, immerhin waren meine Klamotten nach wie vor von der Wasserschlacht und dem Sprung in den See durchweicht. Vielleicht sollte ich mich besser erst einmal umziehen. Umziehen...? Moment! Bei dem Gedanken klatschte ich mir eine Hand gegen die Stirn. Das war so typisch für sie! Gumi war eben so von der Idee begeistert gewesen mit zum einkaufen zu fahren, das sie ganz vergessen hatte, sich trockene Klamotten anzuziehen. Diese... Grinsend schüttelte ich den Kopf , beschloss dann aber wirklich erst einmal nach meinem Zimmer zu suchen. Kaum hatte ich die ersten fünf Treppen passiert, da kam mir auch schon Neru im Hausflur entgegen. Die andere Blonde schien schon wieder wegen irgendwas stark angenervt zu sein. „Eh? Was ist n mit dir los?“, erkundigte ich mich also. „Du glaubst es nicht! Das verdammte Haus liegt in nem Funkloch!“, wetterte sie los. „Was?! Nicht dein Ernst, oder?“, hakte ich nach. „Natürlich mein ich das ernst!“ Ich konnte es nicht fassen. Ganz toll. Jetzt wohnten wir wirklich drei Tage lang in einem Funkloch. Und so was in der modernen Welt! Mich nervte es ja schon gewaltig drei ganze Tage lang nicht telefonieren zu können, doch für Neru musste das eine absolute Katastrophe sein. „Hast du es schon mal vor der Tür versucht?“, schlug ich vor. „Manchmal muss man ja nur ein wenig rumlaufen, um doch irgendwo noch Empfang zu kriegen.“ „Was glaubst du, was ich hier gerade mache?!“, fuhr die Blonde mich an. Ich nahm ihr ihre miese Laune nicht wirklich übel. Jeder von uns wusste, wie wichtig Neru ihr Handy war. „Sag nachher bescheid ob du Glück hattest oder nicht, ja?“ Sie nickte mir nur zu und setzte ihren Weg dann fort. Auch ich beschloss die restlichen Treppen zur ersten Etage hochzusteigen. Tatsächlich erreichte ich mein Zimmer ohne mich zu verlaufen. Ich trat ganz in den Raum und schloss die Tür hinter mir, bevor ich mich neugierig umsah. Der Raum war mittelgroß und genau so hell, wie das restliche Haus. Auch die Möbel in diesem Zimmer bestanden ausnahmslos aus Buchenholz. Das Zimmer hatte ein großes Fenster, vor dem ein Bett stand, das gut und gern 120cm breit war. //Na wenigstens falle ich nachts nicht aus dem Bett//, dachte ich mir. Meinen Koffer hatte der Lilahaarige freundlicherweise auf einem großen, runden Teppich abgestellt, welcher genau in der Mitte des Zimmers lag. Auf dem Tisch, welcher neben dem Kleiderschrank an der Wand stand, befand sich eine Vase mit Blumen. Ich schenkte ihr keine weitere Beachtung, da ich keine große Freundin von Kitsch in irgendeiner Art und Weise war. Stattdessen zog ich den Reißverschluss meines Koffers auf, suchte mir ein neues Shirt ,einen Rock und Unterwäsche heraus. Ich legte die Klamotten auf meinem Bett ab und begann mich aus den nassen Klamotten zu schälen. Besonders schlimm war es, aus der nassen Röhrenjeans zu kommen. Im trockenen Zustand war diese Hose zwar schon eine Sache für sich, doch jetzt, wo sie klatsch nass war, konnte ich mich so gut wie gar nicht mehr davon befreien. „Verdammt noch mal!“, fluchte ich entnervt. Es dauerte eine geschlagene Minute, bis ich es endlich aus der Jeans geschafft hatte. Was hatte Gumi sich nur dabei gedacht, mit mir im Schlepptau in den See zu springen?! Während ich mich aus den restlichen Klamotten schälte, drifteten meine Gedanken weiter ab. Nasse Kleidung war grade noch das geringste Problem. Sobald ich mich umgezogen hatte, musste ich unbedingt noch mit Meiko reden. Eben waren nur Luka, Miku, Gakupo, Haku und Gumi zum Einkaufen gefahren, was bedeutete, das die Braunhaarige sich noch irgendwo im Haus aufhalten musste. So konnte der Urlaub zumindest nicht weitergehen. Eigentlich wollten wir abschalten, doch wir hatten es schon im Auto geschafft uns mal wieder zu streiten. Ich seufzte leise. Es wäre so einfach das Streitthema endlich aus der Welt zu schaffen... //Was genau ist eigentlich mein Problem? Unsere Freunde würden die ganze Sache vermutlich recht gelassen sehen//, versuchte ich mir selbst Mut zu machen. Normalerweise war ich doch auch nicht so ein Hasenfuß! Eher das komplette Gegenteil : nämlich ziemlich temperamentvoll und direkt. Das waren Eigenschaften, die mich eigentlich besser beschrieben. Ich liebte es im Mittelpunkt zu stehen, sprach meist laut aus, was ich gerade dachte und nahm auch sonst kein Blatt vor den Mund. Warum jetzt nicht? Die Wahrheit war, das ich Angst hatte, das eben doch nicht alle so tolerant reagieren würden, wie ich es hoffte. Ich wollte wegen einer Beziehung nicht riskieren eine Freundschaft zu zerstören. Oder noch schlimmer : was, wenn alle im ersten Moment vorgaben tolerant zu sein und das sie die ganze Sache nicht störte, sich dann jedoch unauffällig zurückzogen? Oh man! Warum musste das alles so schwer sein? Wieso musste ich mir unbedingt eine Freundin anlachen, keinen Kerl? Das hätte alles so viel einfacher gemacht! Ich konnte mich noch daran erinnern, das meine WG-Mitbewohner es irgendwann einfach nur noch zur Kenntnis genommen hatten, wenn ich verkündet hatte, mal wieder einen neuen Freund zu haben. Aber würde es dieses Mal genau so sein? Es war doch zum verrückt werden! Doch all meine Zweifel änderten nichts daran, das ich gleich mit meiner Freundin reden musste. So wie wir uns in letzter Zeit stritten, konnte es schließlich nicht weitergehen. Inzwischen hatte ich die nassen Klamotten neben mein Bett geworfen und war zumindest schon mal in frische Unterwäsche geschlüpft. Nie wieder würde ich einfach so in einen See springen, ohne mir vorher Badesachen angezogen zu haben! Als ich nach dem Rock griff, den ich eben schon aufs Bett gelegt hatte, fiel irgendwas auf den Boden und rollte durchs Zimmer. Ein klein wenig irritiert folgte ich dem Etwas mit dem Blick. Die CD, die zur Deko am Gürtel meines Rocks befestigt war, musste sich irgendwie davon gelöst haben und rollte nun wie ein Rad genau unter den Schreibtisch. „Heute ist echt nicht mein Tag.“ Murrend warf ich das Kleidungsstück zurück aufs Bett, kroch unter den Schreibtisch und angelte die CD hervor. Als ich vom Boden aufstehen wollte, tat ich dies wohl ein wenig zu eilig. Ein 'Klonk' und ein darauf folgender Schmerz am Hinterkopf erinnerten mich an die Tischplatte, die sich noch zur Hälfte über mir befand. „Nhg!~“ Zu mehr kam ich nicht, da in der nächsten Sekunde noch irgendwas vom Schreibtisch segelte. Mein Schädel wertete das Objekt als unangenehm, noch bevor ich mir Gedanken darüber machen konnte, was ich da eigentlich eben mit runtergerissen hatte. „Verdammte Sch****! Vielleicht noch irgendwas, das vom Tisch fallen will?!“, fluchte ich, obwohl ich allein im Raum war. Nein, das war heute absolut nicht mein Tag! Das Objekt fiel genau neben mir auf den Fußboden. Erst jetzt schenkte ich ihm mehr Aufmerksamkeit. Als ich eben mit dem Kopf gegen die Tischplatte geknallt war, hatte ich die kitschige Blumenvase runtergerissen. Zum Glück war das Ding aus Hartplastik, nicht aus Glas und somit nicht in tausend Scherben zersprungen. Doch in der nächsten Sekunde hörte ich auf, mir Gedanken über die Beschaffenheit der Blumenvase zu machen. Mein Ärger über den dummen Unfall war ebenfalls schlagartig verraucht. Generell vergaß ich für einen Moment zu denken, als mein Blick auf die Blumen fiel, die in der Vase gestanden hatten. Die Temperatur im Raum schien von jetzt auf gleich um mindestens zwanzig Grad gefallen zu sein. Sämtliche Geräusche waren ausgeblendet. Mir wurde kalt, meine Hände fühlten sich eisig an. Mir war, als würde mein Magen sich schlagartig zusammenziehen. Da waren sie wieder, die Erinnerungen, die ich so sehr zu verdrängen versuchte. Die Polizisten vor der Haustür, meine Freunde, welche ich niedergeschlagen in der Küche hatte sitzen sehen, der Sprint ins Haus und hoch in den ersten Stock, das Zimmer meiner Mitbewohnerin, das Blut und ihr regloser Körper, welcher auf dem Boden gelegen hatte. In ihrer Hand hatte sie eine Lilie gehalten, die weißen Blütenblätter besprenkelt mit ihrem Blut. Die Erinnerungen, die ich seit dem so gut es ging zu verdrängen versuchte, waren schlagartig wieder da, als ich die weißen Blumen sah, welche eben aus der Vase vom Schreibtisch gesegelt waren und nun verstreut rings um mich lagen. Was hatten die Polizisten damals noch gleich vermutet? Eine Warnung? Eine Nachricht? Ganze zwei Monate lang war rein gar nichts passiert und jetzt das! Die Vase mit den Lilien hatte ausgerechnet in MEINEM Zimmer gestanden. Lilien...weiße Lilien, in meinem Zimmer, nein rings um mich verstreut! Es war noch nicht vorbei! Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Der Schock hatte mich so aus dem Hier und Jetzt gerissen, das mir erst klar wurde, das ich wohl einen markerschütternden Schrei ausgestoßen hatte, als die Tür keine fünf Sekunden später aufgerissen wurde. „LILY!“ Mit zwei Sätzen stand Meiko mitten im Raum. „Was zur Hölle ist passiert?!“ Auch Kaito kam in mein Zimmer gestürmt. Mit einem Satz war ich wieder auf den Beinen, doch meine Knie fühlten sich weich wie Wackelpudding. So stolperte ich eher auf die Braunhaarige zu, nur um im nächsten Moment meine Arme um sie zu schlingen und mein Gesicht in ihrem Shirt zu vergraben. Reflexartig legte sie die Arme um mich. „Oh Gott! Seht euch das an!“, rief ich aus. „Was meinst du...?“, hakte Meiko irritiert nach. „Das da.“, antwortete Kaito an meiner Stelle. Zwar ließ ich die Braunhaarige nach wie vor nicht los, doch ich beobachtete, wie er rüber zu den, am Schreibtisch verstreuten Blumen ging, sie misstrauisch betrachtete und sich schließlich zu der ersten Lilie runterbückte um sie aufzuheben. Die Mimik des Blauhaarigen wirkte angespannt und ernsthaft besorgt. Auch Meiko hatte den Grund für meine Panikattacke jetzt gesichtet, zog mich noch ein wenig näher zu sich und murmelte etwas von 'heilige....' Einen Moment später drehte Kaito sich wieder zu uns um. Er hielt eine der Blumen in der Hand, wirkte jetzt allerdings wesentlich entspannter. „Kein Grund zur Sorge.“, sagte er dann. „Das sind keine echten Lilien. Das sind nur Plastikblumen. Und die müssen schon eine ganze Weile auf dem Schreibtisch gestanden haben. Seht mal, die Staubschicht auf den Blütenblättern.“ Nur langsam sickerte die Bedeutung seiner Worte zu meinem Verstand durch. Keine echten Blumen... und die standen nicht erst seit gestern da... Das bedeutete dann ja, das es nichts als ein unglücklicher Zufall war, das die Vase auf dem Schreibtisch gestanden hatte. Ich spürte, wie meine Freundin sich ebenfalls langsam wieder entspannte. „Tut mir leid. Wir hätten das Zimmer vorhin vielleicht etwas genauer unter die Lupe nehmen sollen.“, räumte sie dann ein. Langsam aber sicher wich das flaue Gefühl aus meinem Magen und der Raum verlor an Kälte. „Das konnte doch keiner von uns ahnen. Ich hab mir den Kopf angehauen, dann ist die Vase vom Schreibtisch gefallen und plötzlich lagen da überall diese Lilien. Ich hab die Teile im ersten Moment für echt gehalten.“, erklärte ich. Nachdem das Missverständnis geklärt war, war mir der Aufstand, den ich eben veranstaltet hatte, ziemlich peinlich. „Du ähm...hast dich nur erschreckt. Das wäre wohl jedem von uns so gegangen.“, ergriff Kaito das Wort, räusperte sich und starrte unauffällig zu mir rüber. Irgendwas schien ihm unangenehm zu sein...nur was? „Könntest du bitte damit aufhören sie anzustarren?!“, keifte Meiko den Eisliebhaber plötzlich gereizt an. Im ersten Moment verstand ich nicht, was so schlimm daran war, das er zu mir rüber sah, dann blickte ich langsam an mir runter. „Ah, nein! Dreh dich gefälligst um!“, beschwerte ich mich nun ebenfalls. Durch den Schrecken eben hatte ich ganz vergessen, das ich nur in Unterwäsche im Zimmer stand. Ich hatte mich gerade ganz umziehen wollen, als die CD unter den Schreibtisch gerollt war. Angesprochener drehte sich zwar gehorsam um, murmelte aber :“Als wenn das jetzt noch groß Sinn machen würde.“ Dann standen plötzlich Miki und Neru im Türrahmen. „Was ist passiert?“, erkundigt der Rotschopf sich. „Du hast das ganze Haus zusammengebrüllt, Lily.“, ergänzte Neru. Leicht verlegen kratzte ich mich am Kopf. „Sorry, ich wollte euch nicht erschrecken. War ein Missverständnis.“ Ich warf den beiden ein schiefes Grinsen zu. „Wegen dir hab ich mich vertippt und meine SMS versehentlich zu früh versendet!“, beschwerte Neru sich. Jetzt konnte ich ein Lachen nicht mehr unterdrücken. Auch Meiko, die ich nach wie vor nicht losgelassen hatte, kicherte. „Du wirst es überleben. Aber hey, hast du doch wieder Empfang?“,wechselte ich schnell das Thema. Aus Erfahrung wusste ich, das es keine besonders gute Idee war, die andere Blondine zu verärgern. Neru hatte eh meistens schon miese Laune und war äußerst reizbar. Wir alle wussten, wie kratzbürstig sie werden konnte. „Ja, auf der Terrasse geht's.“, „Sag mal, hast du dich inzwischen umgezogen? Ich würde mich gern wieder umdrehen.“, machte Kaito auf sich aufmerksam. „Sehe ich so aus als könnte ich fliegen oder was?! Jetzt hetz mich nicht!“, meckerte ich ihn unverzüglich an. Die Anderen lachten. Nachdem Miki und Neru sich vergewissert hatten, das nichts passiert war, gingen sie zurück ins Erdgeschoss. Auch Kaito verließ den Raum, nachdem er sich wieder umdrehen durfte. Vor dem Haus hielt das Auto, mit dem unsere Freunde eben zum Supermarkt gefahren waren. Die fünf stiegen aus und begannen damit den Kofferraum auszuräumen. Wie praktisch so ein Blick aus dem Fenster doch sein konnte. Inzwischen hatte Meiko die Lilien vom Fußboden aufgeklaubt und zurück in die Vase verfrachtet. „Ich gehe davon aus, das du die nicht unbedingt im Zimmer haben willst?“, erkundigte sie sich und deutete kurz auf die Blumen. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab mich vorhin nur erschreckt. Aber jetzt, wo ich weiß, das die Dinger nicht echt sind, ist es mir egal.“ Sie stellte die Vase zurück auf den Tisch. „Na dann.“ Inzwischen war ich zu ihr rüber gegangen und blickte sie um einiges ernster an. „Sorry wegen vorhin im Auto.“ Sie blickte mich einen Moment lang an und seufzte dann. „Wir gehen uns jetzt schon wegen den dämlichsten Sachen an die Gurgel.“ „Sieht ganz so aus, mh...?“ „Hör zu : ich hasse es mich mit dir zu streiten, ich wünschte -“, begann sie, doch ich ließ sie nicht ausreden. Während meine Freundin gesprochen hatte, war ich noch einen Schritt näher zu ihr herangetreten und unterbrach ihren Satz mit einem Kuss. Die Braunhaarige blickte mich im ersten Moment ein wenig irritiert an, erwiderte dann aber zögernd. „Du willst, das dieses Versteckspiel endlich ein Ende hat, oder?“ „Das weißt du doch.“ „Ich werd's den Anderen heute Abend sagen. Vermutlich wird es wirklich langsam mal Zeit.“ Meiko starrte mich an, als könnte sie nicht ganz fassen, was ich eben gesagt hatte. Ich wusste, das sie es den anderen gern schon viel eher erzählt hätte und langsam sollten wir das vermutlich wirklich mal tun. So konnte es nicht ewig weitergehen. Vermutlich würde es mir heute Abend nicht leicht fallen den anderen endlich reinen Wein einzuschenken, doch wenn ich es nicht tat, würde unsere Beziehung vermutlich früher oder später daran zerbrechen. „Und da...bist du dir auch ganz sicher?“, erkundigte sie sich ungläubig. Ich nickte. „Um ehrlich zu sein, bin ich nach wie vor noch ein wenig nervös, aber ich will nicht, das wir uns dauernd deshalb streiten.“, gab ich dann zu. „Uns wird schon niemand den Hals umdrehen, das garantiere ich dir.“ Und mit diesen Worten drückte sie mir noch einen Kuss auf. Da es nach wie vor gutes Wetter war, hatten wir beschlossen, den Abend unten am See zu verbringen. Zwar war es bereits dunkel, doch kühl war es nach wie vor nicht. Wir hatten im Laufe des Tages einen Grillplatz entdeckt, und somit war schnell klar gewesen, was es heute zum Abendessen geben wurde. Das Feuer knisterte leise. Die Flammen tauchten das kleine Fleckchen Erde in ein friedliches, oranges Licht. Die Stimmung war ausgelassen und alle quasselten durcheinander. Die ersten leeren Bierdosen lagen schon im Sand verstreut. „Gibst du mir mal nen Pappteller?“, machte Miki auf sich aufmerksam und blickte mich abwartend an. Irgendjemand hatte das Pappgeschirr genau neben mir abgestellt und somit war sie nicht die Erste, die nach einem Teller oder einem Becher fragte. Ich fischte einen Teller aus der Packung und warf ihn wie eine Frisbee rüber zu Miki. „Hier, fang!“ Zeitgleich mit meinen Worten bekam das Mädchen den Teller zu fassen. „Getränkeservice!“ Haku und Gakupo waren eben zurück zum Haus gewandert, da uns der Alkohol ausgegangen war. Nun waren sie, bewaffnet mit einigen Sakeflaschen, wieder zurück. „Habt ihr nicht auch irgendwas mitgebracht, was nicht ekelig schmeckt?“, beschwerte Miku sich. Die Türkishaarige war kein großer Fan von Alkohol. „Ich weiß nicht was du hast, das Zeug ist wirklich gut.“, versuchte Haku sie zu überzeugen. „Das Fleisch brennt an!“ Mit einem Satz war Gumi, die bis eben neben mir gesessen hatte, aufgesprungen um unser Abendessen vom Grill zu pflücken. Kaito bewaffnete sich ebenfalls schnell mit einer Grillzange und half ihr dabei, bevor die Steaks nur noch ein Häufchen Asche waren. „Jetzt lasst schon ne Sakeflasche rüber wandern!“, forderte Meiko den 'Getränkeservice' auf. Ihre Stimme klang schon nicht mehr ganz klar. Alle plapperten wild durcheinander. Ich warf einen Blick zu den Anderen. Miku und Miki quasselten derzeit auf mich ein, doch ich war mit den Gedanken ganz woanders. Jeder war gerade mit irgendwas beschäftigt, wie bekam ich da am besten die ungeteilte Aufmerksamkeit? Schließlich hatte ich meiner Freundin versprochen, es den anderen heute zu sagen. Kaito und Gumi waren derzeit dabei uns die leicht angebrannten Steaks aufzuschwatzen, Haku und Meiko hatten gerade damit begonnen ein Wetttrinken zu veranstalten, Miki verzog angewidert das Gesicht, als sie in ein verbranntes Stück Fleisch biss, Neru war damit beschäftigt auf die Silberhaarige einzumeckern, damit diese mit dem Trinken aufhörte und Gakupo hatte sich neben Luka gesetzt, welche es inzwischen aufgegeben hatte, seinen Arm von ihrer Schulter zu schubsen. Kurz gesagt : jeder war gerade mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Klar hatte ich bis eben mitgemischt, doch langsam war es wirklich an der Zeit, mein Versprechen wahr zu machen. //Ich hoffe nur, das jeder es wirklich so locker auffasst, wie Meiko gesagt hat.// Je länger ich darüber nachdachte, desto mulmiger würde mir bei dem Gedanken es jetzt gleich allen zu sagen. Arg! Das war doch nicht ich! Mit einem entschiedenen Kopfschütteln war ich von meinem Platz aufgesprungen. „LEUTE!“, rief ich ein wenig lauter als beabsichtigt. Von einem Moment auf den anderen war es still. Alle starrten mich fragend an. „Lily?“, erkundigte Gumi sich ein wenig irritiert. Jetzt, wo alle in meine Richtung starrten, hätte ich am liebsten irgendeinen belanglosen Scherz gemacht, alle zum lachen gebracht und mich wieder hingesetzt. Vermutlich hätte niemand sich darüber gewundert, da meine Freunde solche spontanen Aktionen von mir gewöhnt waren. Aber nicht heute. Ich atmete einmal tief ein, bevor ich etwas sagte. „Ich schiebe es jetzt schon die ganze Zeit vor mir her, aber ich muss euch unbedingt was sagen.“, ergriff ich schließlich das Wort. Nun hatte ich die ungeteilte Aufmerksamkeit. Normalerweise mochte ich es, wenn alle mich anstarrten, jetzt fühlte ich, wie meine Selbstsicherheit arg ins Wanken geriet. Auch meinen Freunden blieb nicht verborgen, das ich mich plötzlich unsicher fühlte. „Hey, so schlimm kann's nicht sein. Niemand reißt dir hier für irgendwas den Kopf ab.“ Luka war die Erste, die versuchte mir über die Unsicherheit hinweg zu helfen. „Jetzt sag nicht du bist schwanger?“, schlug Neru vor. Die meisten starrten mich geschockt an, ich aus der Bahn geworfen und nicht minder geschockt zurück. „NEIN! Natürlich nicht!“, rief ich entsetzt. „Was ich eigentlich sagen wollte ist...“, ich räusperte mich und warf einen hilfesuchenden Blick zu meiner Freundin. Sie stand auf und ging zu mir rüber. Dabei stellte ich fest, das Meiko inzwischen in interessanten Schlangenlinien ging. Schnapsdrossel...! „Was WIR sagen wollen.“, verbesserte sie mich und warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu. „Wir sind zusammen, Leute.“, beendete ich den Satz schließlich. Kaito und Gakupo verschluckten sich an ihren Getränken. Der Blauhaarige erlitt einen heftigen Hustenanfall. „Was?!“ Die Rosahaarige warf uns ein wissendes Lächeln zu. „Na jetzt wird mir einiges klar.“ „Wie meinst du das?“, wollte Haku von ihr wissen. „Oh Gott, wie süß!“ Mit diesen Worten war Miku aufgesprungen und umarmte uns stürmisch. Meine Freundin und ich tauschten einen glücklichen Blick aus und knuddelten das Mädchen kurz. „Seit wann eigentlich?“, wollte Miki interessiert wissen. „Seit knappen fünf Monaten.“, ergriff Meiko das Wort. „Und das sagt ihr uns erst jetzt?“, streute Neru erstaunt ein. Ich warf einen fragenden Blick zu meiner besten Freundin, die sich noch gar nicht dazu geäußert hatte. Unsere Blicke trafen sich, dann schien sie zu verstehen. Auf Gumis Lippen legte sich ein breites Grinsen. Sie wanderte zu mir rüber und piekte mir in die Seite. „Hey!“ „Coole Sache.“, meinte sie schließlich. „Und das beste daran ist, das du mich jetzt nicht mehr panisch bitten musst, für dich in die Apoth -“ „Gumi halt die Klappe!“, keifte ich sofort los und hielt ihr den Mund zu. Ich funkelte sie böse an, doch das Mädchen lachte nur. Schließlich befreite sie sich aus meinem Griff. „Ist schon gut, ich behalt's für mich.“ „Das will ich auch schwer hoffen.“, knurrte ich nur warnend. Nun blickten uns alle fragend an. „Ach, nur nen Insider aus Schultagen.“, winkte die Grünhaarige ab. Und Meiko hatte Recht behalten. Unsere Freunde hatten die Nachricht wirklich gut aufgenommen. Es hatte gar keinen Grund gegeben, sich deswegen den Kopf zu zerbrechen. Die meisten freuten sich wirklich für uns. Einzig Kaito und Gakupo hatten uns ein wenig verstört angesehen. Nun, das lag vielleicht daran, das sie Männer waren. Sie würden sich früher oder später auch noch daran gewöhnen, das wir zusammen waren. Der Blauhaarige tat mir sogar ein wenig leid, hatte meine Freundin mir doch erzählt, das er seit der 8. Klasse hinter ihr her war. Aber Meiko hatte in ihm nie mehr als einen Kumpel gesehen. Er würde sich also damit abfinden müssen, genau so wie er sich mit ihren vorherigen Beziehungen hatte abfinden müssen. Nun war es zumindest mitten in der Nacht. Die Bierdosen, Sakeflaschen, Pappteller, Becher und die Reste unseres Abendessens lagen nach wie vor auf dem Grillplatz verstreut. Wir würden das Chaos morgen früh beseitigen. Besser gesagt : vielleicht fand sich ja jemand, der das freiwillig übernahm. Was Dinge wie Aufräumen und sich im Haushalt nützlich machen betraf, war ich eine sehr faule Person. Irgendwie fand ich immer einen Weg, mich vor den meisten Aufgaben zu drücken. Zuhause regte dies meine Mitbewohner zwar auf, doch sie kannten mich nicht anders. Jeder hatte eben seine Macken. Die Gruppe hatte Abends noch einiges an Alkohol getrunken. Das Wetttrinken der beiden Saufkumpaninnen war so ausgeartet, das es nicht ganz einfach gewesen war, sie rüber zum Haus zu verfrachten. Auf dem Rückweg hatte ich meine Freundin stützen müssen. Nicht besonders lustig, da ich selbst nicht mehr nüchtern war, sie sich fast mit ihrem gesamten Gewicht auf mich gelehnt hatte und zu allem Übel nicht brav mitgekommen war, sondern lieber die Anderen angepöbelt hatte. Ich war froh, als ich sie endlich ins Bett verfrachtet hatte. Nun lag ich zumindest seit etwa fünfzehn Minuten neben ihr und versuchte verzweifelt einzuschlafen. Dieses Vorhaben gestaltete sich allerdings als nicht ganz einfach, da Meiko in einer Tour irgendein unverständliches Zeug erzählte und mich zu allem Übel auch noch in den Schwitzkasten genommen hatte. Wäre sie nüchtern gewesen, ich hätte es ihr vermutlich übel genommen. „Du erwürgst mich. Lass das gefälligst!“, beschwerte ich mich halbherzig und zappelte. Ihr Griff lockerte sich ein wenig. „...und dann hat der Handywecker geklingelt und wir konnten das Handy nicht finden. Ich sag's dir! So ein peinliches Lied! Wie hieß es noch gleich... äh, ich hab's gleich~“ Ich hatte schon vor einigen Minuten aufgehört ihr ernsthaft zuzuhören. Doch jetzt, wo sie gerade 'Handy' sagte...wo war mein Handy eigentlich? Ich rollte mich auf die Seite und blickte rüber zum Nachtschrank. Nur eine Taschenlampe, ansonsten nichts. Auch wenn ich selbst nicht mehr ganz nüchtern war, meinte ich mich an die Gewitterwarnung für heute Nacht erinnern zu können. Und wenn mein Handy nicht hier neben mir lag, dann hatte ich es garantiert unten beim Grillplatz liegen lassen. Wenn ich es da jetzt die ganze Nacht liegen ließ und es heute tatsächlich noch ein Gewitter gab, dann täte das der Elektronik vermutlich nicht besonders gut. Murrend befreite ich mich aus dem Griff meiner Freundin und stand auf. „Wo gehst n du hin?“, wollte sie wissen. „Ich hab mein Handy unten beim Grillplatz liegen lassen. Ich geh's nur eben holen.“ Ein zustimmendes Murren, dann hatte ich den Raum auch schon verlassen. So leise wie möglich schlich ich den Gang entlang, wollte ich die Anderen doch nicht wecken. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich wenigstens die groben Umrisse der Treppe sehen konnte. Ich verließ das Haus und sofort schlug mir die kühle Nachtluft entgegen. Von hier bis zum Grillplatz waren es vielleicht 200 Meter. Ich musste nur runter zum See. Zuhause wäre es mir im Traum nicht eingefallen im Nachthemd das Haus zu verlassen, doch hier war das etwas anderes. Außer uns war hier niemand. Auf dem Weg zum See stellte ich fest, das ich eher in Schlangenlinien als geradeaus lief. Das war eindeutig zu viel Alkohol diesen Abend. Nun ja, aber im Gegensatz zu gewissen anderen Personen ging es mir noch gut. Der Grillplatz lag verlassen und stockdunkel vor mir. Nur die Kohlen glühten noch leicht. Ich blickte rüber zum Haus. Irgendwie war es ein merkwürdiges Gefühl mitten in der Nacht ganz allein hier draußen zu sein. Es fühlte sich falsch an. Besser ich beeilte mich mit der Suche nach meinem Handy um wieder zurück ins Bett zu kommen. Ich musste den Platz gut fünf Minuten lang absuchen, bis ich in der Dunkelheit endlich das Handy gefunden hatte. Irgendwas lag auf dem Apparat. Als ich danach gegriffen hatte, hatte ich den Gegenstand gleich mit aufgehoben. Ich drückte eine beliebige Taste des Handys und der Display leuchtete auf. Durch das Licht konnte ich erkennen, was ich da eigentlich noch in der Hand hielt. Eine weiße Lilie. Ich schüttelte nur den Kopf. Ein schiefes Grinsen legte sich auf meine Lippen. Vermutlich war das eine der Plastikblumen aus meinem Zimmer. „Na da hält sich ja jemand für sehr witzig.“, stellte ich fest und warf die Pflanze in die noch heißen Kohlen des Feuers. Noch einmal würde ich mich über so etwas ganz bestimmt nicht erschrecken, so geschmacklos dieser Scherz auch war. Kopfschüttelnd machte ich mich wieder auf den Weg zum Haus und gähnte. Mittlerweile war ich wirklich müde. Als ich wenig später das Zimmer meiner Freundin erreicht hatte, war sie schon im Reich der Träume. Ich schlüpfte mit unter die Decke, legte einen Arm um sie und es dauerte nicht lange, bis auch ich langsam einschlief. Oh wäre ich diese Nacht doch nicht so betrunken gewesen. Vermutlich hätte ich die Beschaffenheit der Pflanze dann ein wenig genauer untersucht und festgestellt, das es sich nicht um Plastik gehandelt hatte... ~~~~~ So, seit langem mal wieder ein Kapitel. Mal wieder total im Verzug, ich weiß X_X Naja, was soll ich sagen? Mein Laptop hatte letztens einen Totalschaden und hat mir das zu 95% fertige Kapitel gelöscht! Ich durfte es neu schreiben -.-“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)