Aventüre von alpharize (Sanada & Yukimura) ================================================================================ Kapitel 4: Jemand wie du II --------------------------- Einen Moment sprach niemand mehr und eine eigentümliche Stille legte sich über den Raum, die nur von einem leisen Klopfen an der Tür unterbrochen wurde. Schnell nahm Seiichi dem Hotelangestellten vor der Tür zwei Platten ab und stellte diese vor Sanada auf den Tisch, nur um direkt danach wieder neben ihm Platz zu nehmen, nach einem perfekt geformten Sushistück zu greifen und es sachte zwischen Daumen und Zeigefinger Sanada vor den Mund zu halten. „Iss“, wisperte er und sah den Älteren an, der den Blick irritiert erwiderte. Nun waren sie sich wieder nah, Sanada konnte den Duft des Shampoos wahrnehmen, welches Seiichi kurz vorher noch verwendet hatte. Die zweite schlanke Hand ruhte angenehm warm auf Sanadas Oberschenkel. „Hat sich deine Meinung geändert und gibt es vielleicht doch Dinge die du über mich wissen willst?“ fragte er dann leise, seine Lippen wanderten dabei vorsichtig über die Wange des Älteren und beraubten ihn jeder Möglichkeit über die Frage nachzudenken. Solange eine gewisse Entfernung zwischen ihnen lag – selbst wenn es nur ein halbes Zimmer war – konnte er sich gegen die Anziehung wehren, doch sobald dieser Mann derartig nah war verlor Seiichi ein Stück weit die Kontrolle. „Ich frage mich ob du so etwas wie eine Droge bist. Du bist mir fremd und doch ziehst du mich an wie die Motten sich zum Licht hingezogen fühlen“, murmelte der Blauhaarige. Was für ein komisches Zeug er da redete, dachte Sanada und doch verstand er ganz genau was der Kleinere meinte. Es irritierte ihn wie es nun so schnell zu dieser Annäherung gekommen war, wo sie gerade noch so distanziert waren und Sanada tat sich ein wenig schwer damit, sich ganz darauf einzulassen, doch sein Körper reagierte sofort. Seine Haut kribbelte und der Autor spürte gleich wieder diese Wärme in ihm aufsteigen. Er räusperte sich, unschlüssig wie er damit umgehen sollte. Letztlich öffnete er die Lippen und nahm das Sushistück entgegen. Es war eine für ihn völlig unvertraute, seltsame Geste, denn er konnte sich nicht erinnern,  nach seiner Babyzeit jemals wieder gefüttert worden zu sein. Die ungewöhnlichen blauen Augen musterten Sanada eindringlich, während er ihm wieder ein Stück Sushi vor den Mund hielt und dann wieder eins. Er wollte einfach, dass der Ältere seinen Hunger ein wenig stillte – schon allein weil er wohl nicht unschuldig war,  dass Sanada auf der Gala keine größere Gelegenheit gehabt hatte, etwas Essbares zu sich zu nehmen. Mit seiner freien Hand strich er sich durch seine widerspenstigen blauen Wellen. Dadurch, dass er sie nach dem Duschen nicht wirklich gekämmt hatte, lagen sie nicht perfekt, gaben ihm eher ein leicht verruchtes Aussehen, wobei das direkt wieder gepaart war mit dieser Zartheit, die Seiichi ausstrahlen konnte - wenn er es denn zuließ. Man sollte dieses Zarte nicht verwechseln mit Schwäche, denn der schöne Mann wirkte deswegen sicherlich nicht wie ein leichtes Opfer, noch weniger war er es. Sanada aß was Seiichi ihm gab und sein Magen war sehr dankbar. Mit der Zeit gewöhnte er sich etwas daran und je satter er wurde, desto wohler fühlte er sich, dennoch blieb es eigenartig. „Fütterst du oft andere Leute?“, fragte er nach einer Weile skeptisch. Nun hielt Seiichi inne und sah ihn an. „Ich... nein“, meinte er dann und widerstand dem Drang ein Stück wegzurutschen. Er hatte einfach etwas Gewöhnliches machen wollen und es kam doch nicht selten vor, dass man sich auch unter Erwachsenen noch gegenseitig fütterte, nicht um Hilflosigkeit darzustellen, sondern einfach aus Zuneigung. Aber eigentlich hatte Sanada ja nur Recht ihn das zu fragen. Wieso sollte der Autor auch etwas anderes denken, als dass Seiichi ihn vielleicht einfach nur veräppeln wollte. „Uhm... ich dachte einfach nur es wäre nett.“ Seiichi zuckte die Schultern und strich sich nun erneut durch die Locken. Sanada fühlte sich sofort schlecht und bereute die Frage, als er sah was sie bei Seiichi ausgelöst hatte. „Das war nicht böse gemeint, aber du bist hungrig, trotzdem hast du auch schon vorhin nichts gegessen, obwohl das Essen vor dir stand und ich wollte dem einfach nur vorbeugen.“ „Ich hätte schon gegessen“, antwortete er leise. „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht…nicht…“ Er fand das richtige Wort nicht. „Ich bin das einfach nicht gewohnt“, antwortete er schließlich und entschuldigte sich abermals. „Nein... ist schon okay“, sprach Seiichi nach einem kurzen Augenblick und schaute Sanada wieder an, lächelte leicht verschmitzt. „Vielleicht bin ich auch nicht so gut darin nett mit jemandem zusammenzusitzen, der mir nicht das Leben nehmen will. Oder der nicht direkt denkt, dass mir das Wort ‚Sex’ auf die Stirn tätowiert steht.“ Der Blauhaarige beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf Sanadas Lippen. „Tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dich unmännlich fühlst“, hauchte er. Sanada verriet nicht, dass ‚Sex‘ durchaus etwas war, dass der Kleinere deutlich ausstrahlte, besonders wenn er ihn nach den Worten so küsste. Er erwiderte den Kuss nur leicht. „Ich habe mich nicht unmännlich gefühlt, oder schlecht. Es war wirklich einfach ungewohnt. Das letzte Mal, dass das jemand bei mir gemacht hat, war ich noch ein Kleinkind.“ Doch Seiichi sah genau, was Sanada dachte, als er das Beispiel anbrachte und nach einem leisen Lachend bezüglich des Vergleichs mit dem Kleinkind legte er sachte eine Hand an Sanadas Wange und zwang diesen ihm in die Augen zu sehen. „Was hast du eben gedacht? Als ich sagte, dass ich sonst viel mehr mit Leuten zusammensitze, die entweder meinen Tod wollen oder denken, ich sei nur eine lebende Form für ungezügelte Befriedigung?“ fragte der Blauhaarige ruhig, ohne den Dunkelhaarigen aus den Augen zu lassen. „Es war deutlich, dass du dazu eine Meinung hast...“ Die Stimme klang nicht böse, es lag kein Druck darin, doch ohne Zweifel war klar, dass Sanada hier einfach direkt sein sollte – drum herum reden würde nichts bringen. Ertappt drehte der Autor den Kopf, um sich abzuwenden, ungeachtet dessen, dass der Kleinere ihn festhielt. Als er sich daran erinnerte hielt er inne und senkte einfach den Blick. Er befand sich selten in peinlichen Situationen, weil er sich immerzu korrekt verhielt, doch dieser Moment war ihm wirklich unheimlich peinlich. Er konnte doch so etwas nicht aussprechen – zweifelsohne wäre er aber dazu gezwungen, wenn er diese Frage beantworten sollte. Seiichi kniete sich nun auf das Sofa, ließ Sanada dabei aber nicht los, sondern schaute ihn weiterhin an. Würde ein Außenstehender die Szene betrachten könnte man gut von einer verkehrten Welt ausgehen, wirkte der Autor in seinem Aufzug doch viel mehr wie jemand mit Macht und Einfluss als der junge Blauhaarige in seiner schlichten Kleidung. Allein Seiichis Ausstrahlung jedoch verriet hier seine eigene Position. „Ich reiße dir sicherlich nicht den Kopf ab, außer zu zerrst weiter so an meinen Armen, dann wäre es aber allerhöchstens ein dummer Unfall. Ich.. frage dich das, weil du eben nicht ein Teil dieser Welt bist, weil ich nicht das Gefühl habe, dass das einzige was du denkst wenn du mich siehst ist, wie ich wohl im Bett bin. Selbst wenn du mich anziehend findest, was ja kein Verbrechen ist, glaube ich nicht, dass du solche billigen Gedanken hast. Und wenn doch würdest du sie zumindest so viel besser ausdrücken, dass sie viel von ihrer Anzüglichkeit verlieren würden.“ Sanada seufzte etwas zerknirscht und ließ den Blick wieder ausweichend sinken, den er kurzzeitig gehoben hatte, um Seiichis Bewegung zu folgen. „Ich dachte, dass … Ich denke nicht nur an Sex – normalerweise sogar gar nicht – aber du bist… attraktiv…“, murmelte er irgendwo zwischen die Hände des Blauhaarigen. Nun ließ Seiichi ihn los, aber nur um sich nach hinten zu lehnen und leise, aber auf eine unheimlich sympathische Art zu lachen. „Du hast mich eben angesehen wie eine Kuh die man zur Schlachtbank führt und ich dachte schon du sagst sonst etwas zu mir, aber dann kommt, dass ich attraktiv bin? Das ist doch nichts schlimmes. Wenn mich die Leute nur attraktiv fänden, dann wäre das Leben ja nur noch halb so schwer, glaub mir.“ Er lachte während des Sprechens immer noch. „Und das du nie an Sex denkst glaube ich dir nicht, selbst wenn ich zugeben muss, dass du tatsächlich so wirkst, als wäre dir alles was damit zu tun hat vollkommen egal. Nur es ist so: Jeder denkt irgendwann mal daran. Was ja auch kein Verbrechen ist. Es kommt einfach nur darauf an, wie man diese Gedanken auslebt, sie rüberbringt; wie man sich anderen gegenüber verhält.“ Sanada setzte sich wieder grade hin und zog seine Kleidung zurecht. Er wusste nicht wie er mit der Situation umgehen sollte. Eine Weile schwieg er einfach, ließ dieses Lachen auf sich wirken. Es war da schönste Lachen was er je gehört hatte.  Der Autor schluckte etwas. Es mochte normal sein, dass man an Sex dachte, aber er tat das normalerweise enorm selten  - und er dachte erst recht nicht bei Männern an sexuelle Dinge. Aber dieser Mann ließ die eigentümliche Spannung nie abflauen. Bei Seiichi fühlte er sich fast so lüstern wie dieser seine Umwelt beschrieb, auch wenn er einen Menschen niemals darauf reduzieren würde. „Du hast noch nie vorher einen Mann geküsst, nicht wahr?“ fragte Seiichi mitten in Sanadas Gedanken. „Und ich war mir dieser Sache fast bewusst – natürlich kann man bei einer Person die man so gut wie nicht kennt nie genau wissen, was diese in ihrem Leben einmal gemacht hat, aber ich konnte es mir nicht vorstellen. Das aber lag nicht etwa daran, dass es nicht zu dir passt, denn du persönlich wirkst diesen Dingen gegenüber nicht zwingend ablehnend. Aber dein Image, was du selbst nach außen trägst, verbietet es dir deutlich zu machen, dass du überhaupt an so etwas normales wie Sex denkst – wie sollte es dann dazu passen, dass du grundsätzlich eigentlich Männer nicht ablehnst, nicht, weil du auf sie stehst, sondern einfach, weil du dir nie Gedanken zu diesem Thema gemacht hast. Doch als wir dort vorhin allein waren hatte ich das Gefühl, dass in dir eine Sehnsucht ist... eine Sehnsucht die vielleicht nur ich in diesem Moment geweckt habe, aber sie war trotzdem da. Und es war schön“, schloss der Blauhaarige seine Worte. Er streckte nun die Hand aus und strich sachte über Sanadas Unterarm. „Selbst wenn du mir nun sagen würdest, dass ich dich sehr wohl sexuell anziehe, selbst wenn du nie so weit gingest meinen eigenen Willen zu übergehen, dann wäre es okay.“ Wieder räusperte sich der Dunkelhaarige. Himmel, was schnitt dieser Mann denn für Themen an? Er hatte keine Ahnung, ob er damit Recht hatte und wollte es vielleicht auch gar nicht so genau wissen. Womit er auf jeden Fall einen Kern traf war, dass er nie zuvor darüber nachgedacht hatte. Dennoch… Diese sachte Berührung, dieses Geständnis, hatten trotzdem ihren Einfluss auf Sanada, selbst wenn dieser sich weigerte sich diesen Gefühlen hinzugeben. Seiichis Worte hatten ihn verwirrt, aber er hoffte nicht, dass darin auch nur ein Funken Wahrheit lag. Seiichis Kopf ruhte auf der Rückenlehne des Sofas, die Beine hatte er leicht an sich gezogen und betrachtete Sanada, versuchte herauszufinden, was dieser nun dachte. „Hm?“ machte er deswegen auch leise, um mit diesem sachten Geräusch den Älteren aufzufordern, zu sagen was er dachte – oder eben die Fragen zu stellen, die ihm durch den Kopf gingen. „Was fragst du dich jetzt?“ Der Autor sah kurz zur Seite, wo Seiichi saß ehe er wieder den Tisch vor sich musterte. „Was an dem das du gesagt hast wahr ist“, gab er dann letztlich zu. „Und was davon meinst du?“ fragte Seiichi leise. „Dass Menschen mich gerne nur als Vorlage für Befriedigung sehen? Das stimmt ohne Zweifel auf jeden Fall.“ Die blauen Augen ruhten weiter auf Sanada und er ließ seine Hand wieder sachte über dessen Arm wandern, ganz zärtlich ohne irgendwelchen Druck. Einen Moment achtete der Autor nur auf diese Berührung, ehe er antwortete. „Nein, das was auf mich bezogen war.“ Er wusste nicht mal warum er das zugab. Seiichi war ein Fremder und Sanada gab so etwas nicht einmal vor sich zu. „Du... meinst ob ich wirklich denke, dass du meinen Willen nicht übergehen würdest und das es okay für mich ist, wenn du mich auch auf sexueller Ebene anziehend findest? Beides stimmt. Ich traue dir nicht zu, dass du irgendwem etwas antun würdest, was diese Person nicht will, egal ob ich oder sonst jemand. Zum Zweiten... nun, ich glaube es ist schwer das aus deiner Position zu verstehen, weil ja letztlich erst mal alle mich attraktiv finden und ich eingangs sagte, dass ich das nicht immer sonderlich gut finde. Da geht es aber nicht um die reine Attraktivität, sondern dem Drang, der damit fast immer verbunden ist. Ich bin nicht stolz auf die Dinge die ich in meinem Leben schon getan habe, egal welche das sein mögen, aber ich habe schon mit etlichen Menschen einfach nur deswegen das Bett geteilt weil ich wusste, dass es genau das ist was sie wollen und es wiederum etwas gab, was ich über diese Gefälligkeit von ihnen erhalten konnte. Oftmals war ihr Verlust wesentlich größer als meiner.“ Sanada schluckte leicht. Nein, das hatte er nicht gemeint und vermutlich hätte er das auch lieber nicht gewusst. Auf der anderen Seite war er nicht naiv. Er wusste, dass die Welt in der Seiichi lebte auch da anders verlief. Einen Moment schwieg er und es breitete sich Stille aus. „Ich glaube nicht, dass ihr Verlust größer war“, sagte er dann ganz leise. Nun schluckte auch Seiichi und sah Sanada an. Bislang hatten noch nicht viele etwas in der Art zu ihm gesagt – meistens war klar, dass die Tatsache seinen Körper für eine kleine Weile einfach zur Verfügung zu stellen, das wesentlich Einfachere war. Und nun kam jemand wie der Braunhaarige und stellte diese Einstellung auf den Kopf. „Wieso?“ stellte der Blauhaarige also nun selbst die Frage dergestalt, wie bisher Sanada es immer getan hatte. Dieser sah den Blauhaarigen ein wenig irritiert an. Die Antwort war doch völlig klar. „Solche Dinge teilt man nicht mit jedem. Wann sollte man mehr von sich preisgeben, als bei dem intimsten Akt der zwischen Menschen existiert?“ Mürrisch wandte er sich wieder ab. Die Worte sagten nicht genau das aus was er ausdrücken wollte, aber er wusste auch nicht wie er es treffender ausdrücken sollte. Automatisch trat in seine Stimme eine gewisse Absolution, als er weiter sprach. „Das sollte nicht von Geschäften bestimmt sein. Niemand sollte das machen, wenn er es nicht von sich aus tun will.“ In Seiichis Blick trat etwas, das man nicht wirklich in Worte fassen konnte – es war eine eigentümliche Mischung aus Distanz, Ablehnung, Widerwillen, Zuneigung Sanada gegenüber und der Art wie er dachte, Amüsement und Unsicherheit. „Hast du dir schon einmal überlegt, dass die Prinzipien deiner Welt in meiner nicht gelten? Es ist überhaupt ein unheimlicher Spagat, wenn man versucht, aus welchen Gründen auch immer, beide Welten zu verbinden. Meistens scheitert es genau an diesen Denkweisen. Ich verstehe dich und an sich gebe ich dir auch Recht, aber gleichzeitig weiß ich, dass es in meiner Welt einen ganz anderen Stellenwert hat. Wenn ich – ganz vulgär ausgedrückt – die Beine breit mache, dann tue ich das weil ich mir selbst davon etwas verspreche, was für mich in meiner Position viel wichtiger ist. Ich habe Stolz und diesen Stolz verliere ich selbst dann nicht. Ein Akt – wenn er aus den Beweggründen eines Geschäfts geschieht – ist nicht sanft. Es ist eine Art... Kampf, auch wenn sich das vielleicht schwer beschreiben lässt. Es hat nichts mit diesen zärtlichen, liebevollen Dingen zu tun. Es ist einfach Teil eines Deals. Aber ehe du mich da gänzlich missverstehst: Das läuft nicht immer so, würde man es in Prozent messen, dann wären es vielleicht 15-20 %.“ „Und das wäre dennoch viel zu viel.“ Der Braunhaarige war selbst überrascht wie endgültig seine Stimme klang, auch wenn er nicht schrie oder lauter wurde – Sanada wurde höchst selten lauter. „Es gibt andere Wege seine Ziele zu erreichen, als sich zu verkaufen. Was-“ Er hielt inne und verweigerte sich jeglicher Vorstellung dieser Art von Sex. „Auch in deiner Welt, da bin ich mir ganz sicher, gibt es andere Möglichkeiten. Möglich, dass die nicht da sind, wenn man irgendein frisch angeheuerter Yakuza ist, aber jemand in deiner Position hat die Wahl sich zu entscheiden. Jedes einzelne Mal. Wie wollen sie dich denn zwingen? Dann kriegen sie doch genauso wenig das was sie wollen wie du. Dich töten? Ich glaube nicht, dass sie dumm genug sind das zu versuchen – du gehst sicher nicht schutzlos zu solchen Treffen und sie würden viel zu viele Geschäfte verlieren. Hier würde wirklich gelten, dass auch was einem nicht gefällt akzeptiert werden muss. Es mag der einfache Weg sein, aber man muss diesen Weg nicht gehen, auch in deiner Welt.“ Eine Weile schwieg er. Einige Gedanken schossen ihm noch durch den Kopf, aber er sprach sie nicht aus und allmählich wurde er sich dessen bewusst wie das klingen musste was er sagte. „Entschuldige, es geht mich nichts an.“ Nun kam Seiichi wieder zu ihm, beugte sich vor. „Vielleicht will ich gar keinen anderen Weg, vielleicht macht es mir Spaß auf diese Art und Weise meine Macht zu zeigen und mit meinem Gegenüber zu spielen. Vielleicht bin ich sogar gerne in der Position die Lust der Menschen auf mich so schamlos auszunutzen, dass sie mich anflehen sie zu vögeln!“ Wenn Sanadas Stimme nicht lauter geworden war, Seiichis wurde es alle Mal. Zwar schrie auch er nicht, aber die Veränderung war nicht zu verkennen. „Und selbst wenn! Nenn mir einen den es interessiert was ein Yakuza fühlt! Zeig mir einen Menschen der Mitleid hätte!“ Die schöne Stimme bebte, doch Seiichi wollte sich das nicht eingestehen. „Ich bin ein Monster. Verstehst du das nicht? Meine Schönheit und mein Körper sind meine Eintrittskarte zu allen Geschäften die ich haben will. Aber ich bin und bleibe ein widerliches Wesen!“ Sanada stand auf und lief ein Stück in den Raum hinein. Erst als er seinen Ärger kontrolliert hatte, wandte er sich wieder Seiichi zu. „Du kennst nur deine Welt und ja, die meisten Menschen fürchten sie, aber du hast vergessen, dass es da draußen eine andere Welt gibt; das eigentliche Leben läuft anders. Du willst wissen wen es interessiert was ein Yakuza fühlt? Mich zum Beispiel. Und ich bin weiß Gott nicht der Einzige. Vielleicht gibt es sogar welche unter deinesgleichen, nur sie zeigen es nicht, eben weil sie es in eurer Welt nicht dürfen, aber das ändert nichts daran, dass es so ist.“ Jedes Wort war beherrscht, aber Sanadas Ärger war dennoch spürbar. Seine Augen finster zusammengezogen und seine Worte tief und hart. „Es geht mich nichts an, aber dann erzähl mir nicht davon. Es ist mir nicht egal was du fühlst, aber ich habe kein Mitleid mit den Entscheidungen die Menschen freiwillig treffen, weil sie – berechtigt oder unberechtigt – ihr Schicksal hingenommen haben und sich den einfacheren Wegen beugen. Ich kenne dich nicht. Aber ich glaub dir nicht, wenn du behauptest, dass es dir gefallen würde.“ Und bei diesem letzten Satz war das erste Mal mehr als Ärger oder ernste Kritik, sondern Verachtung in Sanadas Stimme zu hören. Nicht gegenüber Seiichi, sondern einzig gegenüber der Lüge an sich. Kurz schwieg der Blauhaarige. Jeder andere wäre dafür ohne Zweifel entweder gestorben oder zumindest hätte er sein schönes Leben verloren – hätte alles verloren was ihm lieb war. Eine derartige Kritik übte man nicht an jemandem, von dem man ganz genau wusste, wer und was er war. Doch seltsamerweise imponierte Seiichi genau dieses Verhalten. Sanada benahm sich erneut so untypisch im Vergleich zu vielen anderen, denen er im Laufe der Zeit begegnet war – von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen. Gleichzeitig erinnerte es ihn an jemanden, an den der Blauhaarige heute schon einmal gedacht hatte und es traf ihn mehr, als er zugeben wollte. Es gab zwischen den beiden Personen – seinem toten Freund und dem Autor – nicht viele charakterliche oder gar optische Ähnlichkeiten. Sie waren vollkommen unterschiedliche Personen, jedoch war die Argumentation ähnlich. Sie wollten Seiichi beide klar machen, dass es Dinge gab, die nicht unbedingt richtig waren – nur weil man sie ‚eben so machte’. Damals jedoch hatte Seiichi selbst noch viel eher daran geglaubt, dass es in seiner Macht läge, die Dinge zu ändern – selbst wenn es nur Kleinigkeiten waren. „Es gefällt mir... nicht so, wie es mir zum Beispiel gefallen hat, dich zu küssen. Dazwischen liegen ohne Frage Welten. Aber ich kann solange damit umgehen, bis nicht jemand versucht die Oberhand über mich zu gewinnen. Und auch wenn es seltsam klingt, selbst die großen und breit gebauten Männer stehen dann doch im Bett darauf, wenn ich es bin der die Führung übernimmt.“ In den Worten schwangen viele Emotionen mit. Es wurde deutlich, dass es auch nicht unbedingt Seiichis Traum war diese Dinge so zu handhaben und er es deswegen so oft es ging vermied – wenn es möglich war. Eine Weile schaute der Blauhaarige einfach nur nach unten, hob dann den Blick und sah Sanada an. „Genichirou“, sagte er leise, fast schon bittend. „Auch wenn es für dich jetzt total absurd klingt und gar nicht zu mir oder zu der ganzen Unterhaltung passt, aber... wäre es vermessen, wenn ich dich bitte mich einfach festzuhalten?“ Die Augen des Autors weiteten sich langsam – nur ganz leicht – in einem Ausdruck der Überraschung, dennoch besänftigte es den Ärger, den schon der Moment der Stille und die weitaus ehrlichere Antwort Seiichis etwas gedämpft hatten. Einen Moment blickte der Autor diesen ungewöhnlichen Menschen nur an, ehe er schweigend langsam näher kam und sich neben Seiichi auf die Couch setzte. Die ganze Zeit über sah er ihn an. Als er schließlich neben ihm saß hob er ebenso langsam die Arme und zog den Kleineren leicht an sich. Nur ein sachtes, kurzes Drücken, damit er verstand, dass er ihm jetzt folgen konnte. In diesem Augenblick war Seiichi froh, dass Sanada nichts sagte, keine Vorwürfe, keine weiteren Nachdrücklichkeiten, sondern einfach nur das stumme Zugeständnis. Vorsichtig rutschte er näher, schmiegte sein Gesicht dann an die Brust des Älteren und atmete erneut an diesem Abend den sanften Duft des After-Shaves ein. Bei niemandem sonst zeigte er seit Jahren diese Form der Schwäche, wieso dann ausgerechnet bei einem quasi Fremden? Wieso war es bei Sanada so leicht – der Autor könnte genauso gut böse Absichten hegen. Doch Seiichi glaubte nicht daran, spürte einfach, dass sein Gegenüber nicht vor hatte irgendwas zu tun, was Seiichi schaden könnte. Die Arme schlossen sich sachte um Seiichi, ohne jeglichen Anflug der Bedrohung und hielten ihn fest. Es war ein kräftiger Druck, aber kein Gefängnis. Für einen Moment geschah einfach gar nichts. Der Raum war ganz still, während sie so da saßen und sich nicht weiter rührten. Sanada liefen verschiedenste Gedanken durch den Kopf. Daran wie gut es sich sonderbarerweise anfühlte diesen fremden, jungen Mann auf diese Art und Weise festzuhalten; erneute Vergleiche zwischen Frau und Mann, die Frage, ob er zu weit gegangen war, der Gedanke, dass er es trotzdem nicht hätte verschweigen können und die Erkenntnis, dass es ihm – obwohl es keinerlei Rolle spielte – wichtig war das ausgesprochen zu haben. Die Erkenntnis, dass es eigentlich dumm gewesen war – mal wieder, denn bei jedem anderen Yakuza wäre er für seine Worte gestorben, dessen war er sich bewusst. Er atmete tief ein und wieder aus. Mit jedem Stück, das die Luft langsam aus ihm hinaus wich, wurde der Braunhaarige ruhiger und einen Moment später spürte er seidige Strähnen an seiner Nasenspitze kitzeln. Kurz blinzelte er, gab dann aber seiner automatischen Bewegung nach und legte den Kopf ganz auf Seiichis Haarschopf ab. Er würde unweigerlich merken, wenn er zu weit ging. Der Blauhaarige nahm es ihm nicht übel, dass er die Dinge so direkt ausgesprochen hatte – die Verwunderung hatte viel mehr daher gerührt, dass es sonst höchst selten jemand tat. Natürlich gab es Personen die es versuchten, aber die waren in der ungünstigen Position sich das Recht nicht herausnehmen zu können. Seine eigenen Leute – von den zwei engsten Vertrauten abgesehen – sprachen nie so direkt mit ihm, und selbst die hielten sich dabei noch etwas zurück. Seiichi hatte die Augen geschlossen und hob die Hand, um mit den Fingerspitzen kleine Kreise auf Sanadas Brust zu malen. Zuneigung. Sanftheit. Stille. Seiichi genoss es, von Sanada so gehalten zu werden, obwohl ihm auch klar war, dass es für den Älteren keine alltägliche Situation war. Trotzdem wirkte es so, als würde es ihn nicht wirklich stören. Irgendwann hob Seiichi erneut seinen Kopf, um Sanada direkt in die Augen zu blicken. Wieder waren sie sich ganz nah, wie schon einmal an diesem Abend – auf der Gala. Die süßen Lippen waren leicht geöffnet, während die blauen Augen sanft auf Sanadas Gesicht ruhten. Seine Hand wanderte dabei von der Brust nach oben, glitt sachte über den Hals in den Nacken und streichelte leicht darüber, spielte mit den Haarsträhnen im Nacken des Autors. Dieser ließ alles zu, sah den Kleineren nur schweigend an und bemühte sich die sich anbahnenden Gefühle in Schach zu halten. Er scheiterte jedoch, als er die Hand sachte in seinem Nacken spürte und ein Schauer durch seinen Körper jagte, welcher eine Gänsehaut hinterließ. Es war so ein schönes Gefühl, wenn auch völlig fremd, wie das Füttern zuvor. Sanada spürte wie seine Atmung schwerer ging und sich ein eigenartiges Gefühl in seinem Magen einstellte. Er blieb einfach so sitzen, hielt Seiichi weiter fest, in der Hoffnung der Moment würde genau so verharren. Und allein weil Sanada ihn weiter so ansah, ihn weiter festhielt, überwand Seiichi sein eigenes Zögern und legte seine Lippen erneut auf die des Älteren. Sofort war da wieder dieses eigentümliche Gefühl, welches er nicht in Worte zu fassen wusste, es aber als durchaus schön – wenn auch irgendwie fremd - empfand, wie etwas aus einer lang vergessenen Zeit. Und kaum spürte er die süßen Lippen wurde der Kuss feuriger. Seiichi rutschte mehr an ihn und hielt ihn weiter sachte mit der Hand im Nacken fest. Der Autor atmete bemüht ruhig, wenn auch etwas zittrig, aus und erwiderte den Kuss. Seine Hände wanderten etwas enger um Seiichis Körper, als seine Augen zufielen. Sanada ertastete etwas Hartes, das im Weg war. Es dauerte einen Moment bis er begriff was er da ertastete, ein Waffenhalfter, straff und gefüllt – zweifelsohne mit einer geladenen Waffe. Diese Feststellung ließ Sanada einen Moment inne halten, riss ihn zurück in die Realität und zum ersten Mal schmeckte das alles hier einen Hauch echt, es war der bittere Beigeschmack der Wirklichkeit. Sonderbarerweise schien es den Braunhaarigen jedoch nicht im Geringsten zu erschrecken. Es war ein kleines Detail was alles glauwürdig und damit wieder real machte und dessen Existenz so wenig überraschend war, dass er es nur zur Kenntnis nahm. Seine Hände suchten sich eine andere Stelle, wo sie die Waffe nicht berühren konnten und er nahm den Kuss wieder da auf, wo er ihn unterbrochen hatte, während alles was sie getan hatten und jetzt taten erneut durch seine Gedanken lief – nur diesmal viel realer. Letztlich löste er den Kuss doch, etwas atemlos und sah schweigend in die blauen Augen. Sein Blick war ganz unvoreingenommen, ohne Angst oder Ablehnung, aber Seiichi konnte auch sonst nichts darin lesen. Er schien ruhig zu sein, vielleicht einen Hauch sanft. Seiichi wusste sofort dass Sanadas Hand gegen die Waffe stieß und am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt. Nun würde er sicher.... Doch nichts von dem was Seiichi annahm geschah. Einen Moment nur dauerte die kleine Pause und dann küsste der Autor ihn wieder, zog ihn näher. Der Kleinere schlang aufs Neue beide Arme um den Älteren, zog ihn mehr zu sich und hätte ihn am liebsten gar nicht mehr losgelassen, bis... ja bis es dann doch wieder Sanada war, der inne hielt um ihn zu betrachten. Einen Moment zögerte der junge Blauhaarige, öffnete dann aber doch die Augen. „Was ist?“ fragte Seiichi. Im ersten Moment wusste Sanada nicht was er antworten sollte, wie er die Worte formen sollte, ehe er antwortete: „So langsam wirkt es doch etwas real.“ Wie dumm es klang. Dennoch nahm Sanada es nicht zurück. Anstatt ablehnend, klang er eher erleichtert und man merkte, dass er noch im Moment der Realisation war. Fast sah er den Blauhaarigen an, als sehe er ihn zum ersten Mal. Doch Seiichi stieß es zurück, selbst wenn er durchaus verstand das Sanada es nicht böse meinte. Er glitt mit der Hand zu der Waffe und machte die Halterung ab, warf sie auf den Tisch. „Weil ich eine Waffe trage? Weil dir klar geworden ist wie leicht ich dich erschießen könnte? Oder wieso ist es nun plötzlich real?“ Er wusste, dass es eigentlich nicht fair war, aber aus einem Grund, den er nicht näher erläutern konnte, war er verletzt. „Ist dir jetzt klar, dass ich wirklich das bin, was ich dir glauben machen wollte, ja?“ Er konnte nicht weiterreden, schaute Sanada an und ihm war nicht klar, wie viele Emotionen in seinen schönen blauen Augen zu sehen waren. Sein Gegenüber blinzelte etwas verwirrt, denn ihm war nicht klar was er jetzt falsch gemacht hatte. Darum antwortete er nicht direkt. „Ich wollte dich nicht…“ Nicht was? Er wusste ja nicht mal was er getan hatte. „Was hast du?“, fragte er anschließend. "Ich..frage mich ob du mich nun, wo du es ja ganz sicher weißt, abstoßend findest. Bisher hast du es ja scheinbar nur so halb geglaubt, aber jetzt ist da die Gewissheit..." Seiichi schaute nun wieder auf das Sofa und seufzte leise. Seltsamerweise wollte er nicht das Sanada ihn widerlich fand, auch wenn er sich seine eigene Abscheu gegen diese Möglichkeit nicht erklären konnte. Sanada schüttelte den Kopf und schloss die Augen kurz, bevor er Seiichi wieder ansah. „Glaubst du ich bin nur hier weil ich dir nicht geglaubt habe? Dass ich gespielt habe, wie ein kleines Kind und jetzt realisiere, dass ich falsch lag? Glaubst du ich renne jetzt schreiend weg?“, stellte er ruhig eine Frage nach der anderen. Einen Moment sah er auf die Waffe, welche neben ihnen auf dem Tisch lag. „Ja, die Waffe hat alles realer werden lassen.“ Sein Blick wanderte wieder zu dem Kleineren und er sah mit festem Blick direkt in die blauen Augen. „Aber realer heißt hier nur greifbarer, vorstellbarer – nicht, dass ich es erst jetzt glaube. Ich wäre nicht mit dir mitgekommen, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre was die Wahrheit ist.“ Kurz ließ der Braunhaarige seine Worte einfach nur wirken, ohne den Blick abzuwenden. Erneut breitete sich die Stille aus, doch sie war nicht drückend. „Ehrlich gesagt ist es nicht einmal eine Überraschung, diese Waffe zu sehen“, gab der Autor letztlich zu. „Ich habe mir nicht direkt Gedanken darum gemacht, ob du eine bei dir hast, aber das tut man bei einem Polizisten auch nicht, nicht wahr? Dennoch ist es naheliegend, dass er eine hat.“ Seiichi hörte ihm zu, nickte leicht. "Du hast Recht", gab er dann zu. "Natürlich macht es das nur realer." Einen Moment schwieg er erneut. "Entschuldige...ich wollte dich nicht verurteilen. Ich hatte nur für einen Moment.... Angst." Der Blauhaarige streckte die Hand aus und berührte Sanada am Arm. "Verzeih. Es war nur so schön dich erneut küssen zu können und dann war es plötzlich wieder vorbei." Fast wirkte Seiichi dabei ein wenig schmollend. Der Autor unterdrückte ein Schmunzeln und ein leises Lachen, was bei ihm nur selten vorkam. „Ich brauchte nur einen Moment das bei mir ankommen zu lassen.“ "Du siehst sehr attraktiv aus wenn du lächelst", meinte Seiichi und betrachtete ihn aus seinen blauen Augen. "Und du ziehst mich so noch viel mehr an", brachte er etwas heiser hervor. Selbst damals vor zehn Jahren war die Anziehung nicht so extrem gewesen wie es jetzt der Fall war - vielleicht weil er heute älter war und die Dinge anders greifen konnte. Der Autor schluckte etwas verlegen und erwiderte nur schweigend den Blick. Es hatte einen ganz eigentümlichen Reiz zu wissen, dass Seiichi ihn ebenfalls attraktiv fand – und noch nie hatte jemand ihm ein Kompliment über sein Lächeln gemacht. Vor allem lenkte es das Thema wieder auf ihre Zweisamkeit und sie waren sich noch immer so nahe… Der Blauhaarige rutschte nun wieder etwas näher. "Jetzt, wo du dir ganz sicher über das bist was ich bin, können wir ja wieder interessantere Dinge angehen", wisperte Seiichi und rutschte nun auf den Schoß des Autors. "Außer Sie haben noch Einwände, Herr Autor." Sanada sagte nichts dazu, rückte sich einfach nur in eine Position in der Seiichi nicht fallen konnte und legte die Arme mehr um ihn. Keinen Moment wandten sich die braunen Augen von denen seines Gegenübers ab. Er musste sich eingestehen, dass er sie wunderschön fand. Seiichi ließ ihn, legte nur sanft einen Arm um ihn. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen und er streichelte mit den Fingerspitzen sachte wieder über Sanadas Nacken. Die Wärme des anderen Körpers lockte ihn und er rutschte noch näher an ihn heran. Warum nur fühlte Seiichi sich so gut an? Was an diesem Körper war es? Sanada hatte keine Ahnung. Aber in diesem Moment war er völlig entspannt und zufrieden. Zufriedener als zu Hause oder sonst jemals zuvor. Er fühlte sich aufrichtig wohl. Es war fast ein wenig absurd und doch war es die blanke Wahrheit. Einen Moment später riss er sich zusammen, als er sogar die Augen hatte schließen wollen, um das Kraulen in seinem Nacken mehr genießen zu können. Bisher hatte niemand das bei ihm so gemacht, allerdings stellte der Autor fest, dass es ihm unheimlich gut gefiel. Dieses Mal zögerte Seiichi nicht so lange, sondern küsste den Älteren wieder. Sanada zog ihn an, so sehr, dass es fast weh tat sich dagegen zu wehren. Wie konnte das möglich sein bei einem Menschen den er nur wenige Stunden kannte? Und wieso wollte er nicht einmal widerstehen? Wieso ging er das Risiko ein sich zu verlieren? Der Ältere legte eine Hand in Seiichis Haare und erwiderte den Kuss. Wie sonderbar natürlich er reagierte auf alles was der Kleinere tat. Und wie er es liebte durch diese seidigen Haarsträhnen zu fahren, die sich so widerspenstig um seine Finger wickelten. Er vertiefte den Kuss und genoss einfach nur den Moment. Vorsichtig strich Seiichi während des Kusses das Jackett von Sanadas Schultern und vertiefte den Kuss weiter. Wieder begann er sachte die Zunge des Autors zu umspielen, erneut stupsten ihre Zungenspitze sich immer wieder an und dieses Mal war es Seiichi dem ein Keuchen entfuhr. Sanada spürte einen Hitzestoß durch seinen Magen fahren, als Seiichi das Jackett von seinen Schultern strich. Einen Moment später ließ er ihn und vertiefte den Kuss. Irgendwo in seinem Hinterkopf spukte die vage Frage wo das enden würde.  Auch Seiichi fragte sich das. Er hatte keinen Plan, kein Ziel. Im Prinzip dachte er auch jetzt nicht nach, sondern folgte einfach einem Sog. Er wollte Sanadas Haut berühren, nur für einen Moment, weswegen er die Krawatte löste und ein paar Knöpfe des Hemdes öffnete. Ganz leicht legte er die Hand auf die nun freigelegte Haut und es war wie ein Blitzschlag unter seinen Fingerspitzen. Ein Blitzschlag auch auf Sanadas Körper. Er keuchte auf. Peinlich berührt sah er Seiichi nur an. Der Autor war es gewohnt beherrscht zu sein, aber das hier war so wundervoll, er konnte nicht beherrscht bleiben. Nicht wenn diese Hitze aus ihm raus brach. Seine Hände zogen den Kleineren ganz von selbst noch etwas näher. Er wollte diese Hände auf seiner Haut spüren, trotz der Nervosität die es in ihm ausgelöst hatte, als Seiichi ihn auszog. Dabei zog der Kleinere ihn gar nicht weiter aus, streichelte mit den Fingern einfach nur über die Stellen, die er nun erreichen konnte. Die Haut des nur wenig älteren Mannes unter seinen Fingern berauschte ihn, sie fühlte sich heiß an, zeigte ihm wie sehr auch der Autor genoss was sie hier gerade teilten. Den Kuss ließ Seiichi in etwas noch feurigeres wechseln, wollte Sanada betören ohne genau zu wissen warum. Die Hände, die ihn so festhielten, lockten ihn und kurz erwischte er sich dabei sich vorzustellen wie es wohl wäre diese auf dem eigenen Körper zu spüren. Dabei ging es nicht einmal um Sex - denn Seiichi glaubte nicht das er der Mann sein sollte der mit Sanada schlief, so viel Wert schrieb er sich einfach  nicht zu. Aber es konnten durchaus andere intime Dinge geschehen. Seine andere Hand wanderte in das dunkle Haar und er strich schon fast fahrig hindurch. Es machte den Älteren fast verrückt was Seiichi tat. Er erwischte sich dabei, dass er schon gar nicht mehr alles merkte was im Einzelnen geschah. Ein Keuchen entwich ihm abermals, doch diesmal brach er den Kuss nicht. Seine Hand wanderte ganz von alleine zum Saum des Oberteils und fuhr langsam darunter. Sanada hielt inne, als er merkte was er tat. Es war einfach ganz natürlich über ihn gekommen, aber er konnte doch nicht einfach… Doch er konnte und es war auch wirklich ganz leicht, denn das Oberteil war durch die Bewegungen schon etwas verrutscht und lud quasi dazu ein, die weiche Haut zu berühren und darunter zu schlüpfen. Seiichi erschauderte als er Sanadas warme Hand spürte und fast wie von selbst schmiegte er sich etwas dagegen, während er den Kuss weiter aufrecht erhielt. Die Lippen des Autors waren so unglaublich süß und anziehend. Er konnte einfach nicht von ihm lassen. Also strich Sanada weiter und schlüpfte mit der  Hand ganz unter den Stoff, wo er die weiche Haut am Rücken streichelte. Wirklich, er fragte sich, ob es normal war, dass die Haut des jungen Mannes auf seinem Schoß so verdammt zart war. Seiichi musste sich eingestehen, dass die Berührung - so unverfänglich sie auch war - ihn erregte, lockte. Der Autor erregte ihn, wie es schon lange kein Mensch mehr getan hatte. Wie schon zuvor auf der Gala rutschte er auf das Sofa, zog Sanada über sich und schmiegte sich an den Älteren. Innerlich hoffte Seiichi einfach, dass der Dunkelhaarige dieses Mal nicht stoppte. Eine Hand vergrub er erneut in den Haaren, die andere wanderte über den Rücken, zog das Hemd etwas hoch und glitt nun auch darunter, um die Haut direkt über dem Bund der Hose zu berühren. Für diesen Moment konnte er vergessen, wer und was er eigentlich war. Bei Sanada fühlte er sich einfach nur normal weil der Ältere ihn nicht verurteilte. Sanada hörte nicht auf. Als Seiichi ihn unter seinem Hemd berührte, keuchte er leise und schmiegte seinen Unterleib sogar noch mehr an den Kleineren. Wieder intensivierte er den Kuss und ließ die berauschenden Gefühle einfach über sich hinweg schwemmen. Und wieder einmal erwischte Seiichi sich dabei wie er sich fragte, was genau hier geschah. Er wusste aus Büchern und Filmen, dass Menschen sich manchmal trafen und plötzlich eine derartige Anziehung herrschte, als würde man sich schon lange kennen, obwohl man sich gerade das erste Mal traf. Für ihn als Yakuza jedoch gab es solche Bindungen nicht – er glaubte auch schon lange nicht mehr daran, war nicht so naiv zu denken, dass es so etwas wie Frieden für ihn gab. Doch Sanada vermittelte ihm eben genau das Gefühl und tief unter der Oberfläche machte es Seiichi Angst. Es war so leicht sich darin zu verlieren, es zu genießen, gleichzeitig war dem Blauhaarigen auch bewusst, dass er sich damit weniger selbst, als vielmehr den Älteren in Gefahr brachte, weil jede Sekunde ihm deutlicher machte, dass es ihm nicht leicht fallen würde sich von Sanada zu lösen – wider besseren Wissens und jeglicher Vernunft. Der Blauhaarige schob den Gedanken zur Seite, er würde sich damit unweigerlich eines Tages  auseinandersetzen müssen, jedoch wollte er jetzt einfach genießen und sich fühlen wie ein ganz normaler Mensch. Innig küsste er Sanada weiter, schlang sachte ein Bein um dessen Hüfte und drängte sich so nur noch mehr an den Dunkelhaarigen. Er konnte nun wieder die Hitze des anderen Körpers so deutlich spüren und ein leises Stöhnen kam über seine Lippen – ein Geräusch voller Sinnlichkeit und Sehnsucht; Sehnsucht nach dem Autor, der über ihm war. Dieser stockte keuchend, als er den Laut vernahm und abermals eine Hitzewelle durch seinen Körper raste. Er stützte sich mit beiden Unterarmen neben dem Kleineren ab und vergrub seine Hände in dessen Haar und an dessen Schulter, als er einen Moment brauchte sich zu fangen, bevor er völlig abstürzte. Die Empfindungen fühlten sich einfach nach  mehr an als er aushalten konnte – vielleicht lag das aber auch nur daran, dass Sanada das hier so verdammt selten tat. Während Sanada keuchend Luft holte blickte Seiichi ihn sachte von der Seite an. „Alles okay?“ fragte er leise und strich mit einer Hand über Sanadas Oberarm. Auch er tat das hier sicherlich nicht dauernd und schon gar nicht so. Und er hoffte, dass Sanada nicht dachte, dass er nun nur einer von vielen auf Seiichis imaginärer Liste war, dem war nämlich ganz sicher nicht so. Der Blauhaarige drehte seinen Kopf leicht und hauchte kleine Küsse auf Sanadas Wange und dessen Hals, soweit er diesen aus der Position heraus erreichen konnte. „Ich möchte nicht, dass du dich schlecht fühlst, oder gar denkst ich würde so etwas dauernd mit irgendwelchen netten Männern machen, die ich treffe. Das ist nämlich sicher nicht der Fall. Das hier ist... das habe ich noch nie gemacht“, gestand er dann. „Ich... nehme nie irgendwen mit, egal ob nach Hause oder in dieses Hotelzimmer. Und... ich möchte das du weißt, dass es wunderschön ist mit dir...“ Dem Blauhaarigen war wichtig, dass Sanada verstand, dass er für den jungen Yakuza nicht einfach irgendwer war. Kein dahergelaufener Abendspaß. Eine Weile reagierte er gar nicht, dann legte sich Sanada vorsichtig ganz auf Seiichi und vergrub sein Gesicht irgendwo an dessen Halsbeuge ohne ein weiteres Wort. Der Blauhaarige schluckte, als der Ältere ihm nun so gänzliche nahe war, die einzige Trennung ihrer Körper nur durch ihre Kleidung vorhanden war. Sachte streichelte er wieder über den freigelegten Rücken, berührte die heiße Haut und glitt fast schon in einer beruhigenden Geste darüber. „Genichirou“, kam der Name des Autors so unglaublich sehnsüchtig und süß über die Lippen Seiichis, dass der Laut fast untergegangen wäre, wenn die Lippen des Blauhaarigen sich nicht direkt neben Sanadas Ohr befunden hätten. Diesmal war es an ihm zu schlucken. „Ja…?“, fragte er leise mit etwas rauer Stimme. „Was ist?“ Seiichis Stimme war leise und sanft. Seine Hand streichelte den Älteren immer noch, spürte die feinen Muskeln am Rücken und nahm wieder dieses lockende Verlangen wahr. Er war sich sehr wohl bewusst, dass Sanada zwischen seinen Beinen lag und der Blauhaarige versuchte krampfhaft nicht zu sehr darüber nachzudenken, was das in ihm auslöste. Wieder dauerte es einen Moment bis er seine Antwort bekam, mit der gleichen rauen Stimme wie zuvor: „Es ist alles in Ordnung.“ Die Erregung war hörbar. „Sicher?“, fragte Seiichi sicherheitshalber noch einmal nach und streichelte weiter über Sanadas Rücken. Die Erregung nahm er sehr wohl wahr und sie ließ ihn erschaudern, aber er wollte den Älteren auch nicht zu irgendwas drängen, was dieser vielleicht gar nicht richtig wollte. Nach einer kurzen Pause schlang Seiichi dann auch das andere Bein um Sanada und schmiegte sich mehr an ihn. Sanada wollte gerade nicken, als er das tat und schluckte stattdessen. „Ja“, gab er dann leise zurück und atmete tief diesen verführerischen Duft des Jüngeren ein. „Wieso versteckst du dich dann?“, lautete die Frage des Blauhaarigen leise und er hauchte ihm einen Kuss ins Haar. Es war so eine vertraute Geste, wie sie eigentlich gar nicht zu ihnen passte – kannten sie sich doch gerade erst wenige Stunden. Und doch wirkte sie auf der anderen Seite natürlich. Seiichi zog das Hemd höher und wollte Sanada damit signalisieren, dass er es ihm ausziehen wollte. „Darf ich?“ fragte er vorsichtshalber. „Ich... möchte dich näher bei mir spüren. Deine Haut fühlt sich so verführerisch an.“ Der Ältere konnte sich nicht entscheiden welche Frage ihm peinlicher war, doch er nickte nur und erhob sich nach einem leisen „Un“, wieder etwas, damit Seiichi in der Lage war, die Knöpfe zu öffnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)