Sonnengeliebte [16+] von SunnyFlower (Leseprobe) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Seit Salomons Besuch waren zwei Tage vergangen. Die Blumen, die der Fürstensohn der jungen Köchin geschenkt hatte, blühten nun in ihrer ganzen Pracht. Der bunte Strauß stand auf der Kommode im Wohnzimmer, wohingegen die Rosen in Magrets Zimmer ihren Platz gefunden hatten. Magret hatte das Haus seitdem immernoch nicht verlassen – Zu groß war die Angst, dass die anderen Bewohner der Kleinstadt mitbekommen hatten, dass der Fürstensohn sie aufgesucht hatte. Sie würden die junge Animo erneut mit ihren Blicken strafen. Sie wusste, es konnte so nicht ewig weitergehen, und so setzte sie sich einen Zeitrahmen. In drei Tagen musste sie eine Entscheidung gefällt haben - Wenn sie dann sich noch unsicher war, blieb ihr nur noch, einen vollkommen anderen Weg zu gehen. Sie würde Palooza verlassen. In den Ländern des großen Festlandes versuchen, Fuß zu fassen; schließlich war die paloozianische Küche dort noch vollkommen unbekannt. Der Plan rief in ihr gemischte Gefühle hervor, Erleichterung, Neugier, Angst und Trauer. Doch sie wusste, es müsste nicht für immer sein und sie konnte jederzeit nach Hause zurückkehren. Vielleicht gewann sie durch diese Reise endlich den klaren Kopf, den sie seit Tagen suchte. Vielleicht fand sie sogar etwas, was sie niemals erwartet hätte. Wer wusste das schon? Es war zur Mittagszeit und Magret war dabei, das Essen zu kochen. Plötzlich klopfte es kurz an der Tür, dem ein starkes Klopfen folgte. Sie legte den Löffel zur Seite und rief „Ich komme!“, ehe sie mit Kochschürze und festgebundenen Haaren zur Tür eilte. Da sie mit den Gedanken noch beim Essen war, öffnete sie die Tür schnell und lächelte: „Was gibt’s?“ In der nächsten Sekunde schoss ihr die Röte in die Wangen und sie blinzelte – Stand da tatsächlich ihr Schwarm Ben?! „Hallo.“, Ben räusperte sich kurz, ehe er nach unten sah und halblaut meinte: „Gabby, sitz!“ „Gabby“ war der Hund, den er bei sich hatte. Der Mischling schien über Magrets Anblick erfreut und wedelte fröhlich mit dem Schweif, doch nun legte er sich hin und steckte seinen Kopf zwischen die Vorderpfoten. „H-Hallo…Ben…“, endlich gewann Magret genug Stimme, um ihn zu antworten: „Was bringt dich hierher? Oh! Wie unhöflich, möchtest du reinkommen?!“ Sie konnte hören, wie ihre Stimme leicht flatterte, genauso wie bei ihrem Geständnis. Ben sah sie einen Moment an, ehe er nickend zustimmte: „Wenn es dir keine Umstände macht – Ich wollte mit dir noch mal über dein Geständnis reden.“ Er putzte sich die Schuhe ab und zog kurz an der Leine: „Soll Gabby-?“ Magret lächelte und winkte ab: „Nimm ihn ruhig mit rein…oder ist es eine Sie?“ Dabei vergaß sie vollkommen, dass ihr Vater eigentlich eine Hundeallergie hatte. „Es ist ein Er.“, Ben folgte ihr durch den Flur und entdeckte in der großen Küche das Essen: „Ich hoffe, ich störe dich wirklich nicht.“ Man hätte erwarten können, dass die Arbeitsfläche ein einziges Chaos war, schließlich war Magret gerade voll im Gange, doch dem war nicht so. Stattdessen lagen alle Zutaten ordentlich vor, ebenso die Bretter und Messer. Mehrere Schüsseln und Töpfe bildeten ein kleines Labyrinth und kein einziger Fleck war zu sehen. Schnell band er Gabby an eines der Tischbeine und befahl ihn, ruhig zu sein, ehe er sich auf einen Stuhl setzte. Magret schluckte indes und reichte ihm ein Glas Wasser: „Bitteschön – Was genau wolltest du denn besprechen…?“ Mit jeder Sekunde schlug ihr Herz schneller und sie vermutete, dass er ihre Liebe doch erwiderte – Obwohl das vollkommener Unsinn war. Wieso sollte er seine Meinung ändern? Dennoch, ihr Herz und ihre Gefühle für ihn waren in diesen Moment lauter als alles andere. „Es ist so – Ich glaube, ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt.“, begann er und Magrets Hoffnungen schwanden wieder dahin – War er etwa hier, um ihr zu erklären, weshalb er ihre Gefühle nicht erwiderte? Schnell griff sie nach einem Messer und einer Kartoffel, um sich abzulenken, etwas zu beruhigen. Es kam ihr wie eine wahr gewordene Fantasie vor, dass er in ihrer Küche saß und mit ihr sprach: „Oh Wirklich? Ich denke schon-.“ „Nein.“, er verneinte und sah ihr in die Augen: „Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht an dir interessiert bin oder Ähnliches. Es ist einfach nur so, dass du mich einfach nicht lieben kannst.“ „Was-? Du kennst mich nicht, du weißt doch gar nicht, wie es in mir aussieht!“, es sprudelte aus Magret regelrecht heraus; wie konnte er annehmen, zu wissen, was sie fühlte?! Es war eine Frechheit, nahm er sich doch das Recht, über und für sie zu entscheiden. Hatte sie sich in ihm so sehr geirrt?! „Das ist der Punkt – Ich kenne dich nicht und ich bezweifle, dass du mich wirklich kennst.“, Ben setzte das Glas ab: „Du kennst nur die Geschichten über mich, die ihre Runde machen, doch mehr nicht.“ „Das ist wahr…“, leicht senkte die junge Frau den Kopf: „Dennoch, du hast eine ziemliche Anziehung auf mich, ist es da so schlimm, an Liebe zu denken?“ Ben lächelte: „Du bist sicher nur wegen deiner Gefühle verwirrt, das ist jeder Mal in seinen Leben, früher oder später.“ Magret wurde augenblicklich etwas rot – Obwohl er etwas Gemeines zu ihr gesagt hatte und sie quasi als Heranwachsende bezeichnete, löste das leichte Lächeln, was er ihr schenkte, ein Gefühl des Glücks aus. Sie schnaufte aus Trotz „Das glaube ich nicht.“, doch folgte dem ebenfalls ein Lächeln. Sie legte die Kartoffel in einen Topf mit Wasser und griff nach der nächsten. Die nächste Frage brannte ihr regelrecht auf der Zunge, so sprach sie schnell aus: „…Findest du mich denn attraktiv?“ Ben musterte sie daraufhin einige Augenblicke, doch wich er dann aus: „Ich glaube einfach nicht an die „Liebe auf dem ersten Blick“, verstehst du?“ Er konnte nicht zugeben, dass Magret eine schöne Frau war. Zwar nicht überirdisch schön, dass jeder Mann ihr nachsah, doch strahlte sie etwas Beruhigendes in ihrer Art aus. Er wollte vermeiden, dass sie sich noch mehr Hoffnungen machte, die doch vergebens waren. Enttäuscht legte Magret die Ohren an: „Ich verstehe.“ Keine Antwort war auch eine Antwort und sie war sich sicher: Sie war einfach nicht sein Typ. Doch warum war er dann überhaupt hier? In ihrer Brust stach etwas heftig, nahm ihr für einen Augenblick den Atem: „Wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?“ „Nun ja…“, Ben beugte sich nach unten, um Gabby zu kraulen: „Ich bin es nicht wirklich gewohnt, dass mir fremde Frauen ihre Gefühle gestehen. Man könnte sagen, ich war etwas überrascht.“ Dann sah er auf und lächelte erneut: „Bevor ich es vergesse: Du kannst hervorragende Muffins machen.“ „Oh…Danke.“, kurz schnurrte die junge Frau auf und hasste sich gleich dafür. Dieser Mann machte sie gleichzeitig unbeschreiblich glücklich und todunglücklich. Ein Wechselbad der Gefühle. Sie konnte es nicht verstehen: Wenn sie sich wirklich so fremd waren, warum war sie ihn dann so verfallen? War es sein Aussehen? Sie versuchte, Ben unbemerkt zu mustern: Er hatte einen Drei-Tage-Bart im Gesicht und seine dunkelgrünen Augen schienen sie zu verschlingen, während er sie ansah. Unter ihnen befanden sich leichte Augenringe, als hätte er eine schlaflose Nacht hinter sich. Ihretwegen? Höchstunwahrscheinlich. Seine mittellangen grauen Haare schienen seit einiger Zeit nicht geschnitten worden sein, denn sie wuchsen langsam nach allen Seiten. Er trug ein einfaches Shirt und eine Hose, doch waren sie beide sauber – Oft hatte Magret ihn beim Arbeiten beobachtet, mit Dreck und Staub am ganzen Körper. Ihr Herz schlug für einen Moment noch schneller. Sein sicheres Auftreten hatte eine viel größere Anziehung auf ihm als Fürst Salomon, der sie mit Blumen und Komplimenten überhäuft hatte. Sie bereute es nicht, den Antrag abgelehnt zu haben. Ben sprach währenddessen weiter: „Ich war sehr geschmeichelt von deinen Geständnis, doch wer wäre das nicht?“, kurz ging er sich durch die wilden Haare: „Es tut mir Leid, wenn ich deine Gefühle verletzt haben sollte, das wollte ich wirklich nicht.“ Magret nickte leicht: „Schon in Ordnung.“ „Ich weiß ja, dass der Fürstensohn um dich wirbt und ich dachte, ehe du eine falsche Entscheidung meinetwegen triffst, kläre ich–.“ „Au!“ „Huch? Alles okay?!“, er sprang auf und nahm ihr das Messer aus der Hand. Magret hatte sich die Klinge ausversehen in die Finger gerammt, als sie seine Worte gehört hatte: Er wusste, dass Fürst Salomon um sie warb. An sich war es logisch, wahrscheinlich wusste die gesamte Stadt es. Dennoch, sie wollte für ihn nicht nur die Frau sein, „die der Fürstensohn als seine Geliebte wollte“. Der Gedanke verletzte sie, denn ihr Geständnis und ihre Gefühle hatten somit scheinbar keinerlei Bedeutung mehr. „Wa- Warte, das geht schon!“, sie wurde rot vor Verlegenheit, als sie von dem Gedanken abkam und ihren Fehler wirklich realisierte: „Normalerweise bin ich nicht so ungeschickt.“ Dann drehte sie sich von ihm weg und hielt ihre Wunde unter das kalte, fließende Wasser. Ben nickte kurz und legte das Messer zur Seite. Er sah, dass es nur kleine Schnittwunden waren, nichts Schlimmes, und setzte seinen Satz fort: „Ich wollte dir nur eben erklären, dass wir uns beide nicht kennen und ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass du mich liebst.“ Kurz atmete er ein: „Ich wollte dir auch den Vorschlag machen, mit mir und Gabby einen Spaziergang zu machen, damit du siehst, wie ich wirklich bin, aber du kochst ja gerade.“ „Willst du zum Essen bleiben!?“, schnell kam Magrets Antwort, fast schien es, als hätte sie Angst, dies wäre eine einmalige Chance. „Oh, nein Danke.“, er lächelte höflich und reichte ihr ein Küchentuch, dass sie ihre Hand abtrocknen konnte: „Ich möchte mich wirklich nicht aufdrängen.“ Magret nickte. Sie konnte sich vorstellen, dass er sie alleine kennenlernen wollte, nicht auch noch ihre ganze Familie mit dazu: „Würdest…Würdest du mich dann morgen um die selbe Zeit abholen?“ „Gerne.“, Ben ging langsam zum Tischbein, woran Gabby gebunden war. Er hoffte inständig, dass durch diesen Spaziergang Magret verstehen würde, was sie für ihn empfand und so möglicherweise den Antrag des Fürstensohnes doch noch annehmen würde, wenn sie denn wirklich wollte. Wer weiß, vielleicht fand er in ihr auch jemanden, mit dem er wirklich reden konnte, bis er seine Reise antrat. Auf dem Kopf gefallen schien sie nicht. Magret führte ihn zurück zur Haustür: „Vielen Dank, dass du vorbeigekommen bist.“ „Kein Problem, ich finde, so etwas ist wichtig– Dann sehen wir uns wohl morgen.“ „Ja, bis morgen!“, sie winkte ihn noch kurz zu, als er mit seinen Hund begann, loszulaufen. Schließlich schloss sie die Tür mit einen leisen Klicken und seufzte lächelnd: Sie konnte es kaum erwarten. Der nächste Mittag nahte und Ben holte Magret ab. Die beiden gingen einen Weg abseits der Stadt entlang – Er konnte verstehen, dass sie sich innerhalb der Stadt noch unwohl fühlte, auch ihm war aufgefallen, wie verrückt manche auf den Antrag reagiert hatten. Die Situation musste schwer für sie sein, schließlich träumten manche Frauen ihr Leben lang davon, die Geliebte des Fürstensohns zu werden, und Magret hatte ihn einfach eine Abfuhr erteilt. Frauen konnten noch viel grausamer als Männer sein, wenn sie wollten, und handelten aufgrund ihrer Gefühle oft übertrieben. Doch Magret war nicht so. Er merkte, dass sie wirklich mit beiden Beinen auf dem Boden stand. So war es umso süßer für ihn, dass sie scheinbar vollkommen in ihn vernarrt war. Obwohl sie noch etwas schüchtern war, konnte er sich wunderbar mit ihr unterhalten – Sie waren sich ähnlich, auch sie konnte sich erst nicht entscheiden, welchen Weg sie im Leben gehen wollte. Ben war kein Animo, der Freundschaften fürs Leben schloss – Durch seinen häufigen Berufswechsel kannte er zwar viele Leute, doch war er auch nicht allzu traurig, wenn es hieß, Abschied zu nehmen. Einen „besten Freund“ besaß er nicht, doch musste das seiner Meinung nach auch nicht sein, schließlich würde er bald in See stechen, und vielleicht fand er einen Seelenverwandten unter den Fischern. Dennoch, er genoss die Zeit mit Magret. Sie war auf ihre Weise klug und eine echte Abwechslung zu den etwas dumpfen Arbeitstieren, mit dem er die letzte Zeit verbracht hatte. Magret war gerade dabei, Gabby einmal kräftig durchzukraulen – Der Hund genoss diese Streicheleinheiten sehr, auch den Spaziergang mit den beiden, war er doch die meiste Zeit allein zu Hause, wenn Ben arbeiten war. Gabby war schon seit jeher Bens Begleiter gewesen, seit seinen zehnten Nimmerstraum besaß er diesen Hund. Es wunderte die junge Frau sehr, dass Ben sonst scheinbar keine Freunde besaß, nur Bekanntschaften, doch lag das vielleicht an seiner rationalen Art. Leise seufzte sie und grub ihre Nase in das Fell des Hundes: Seine klare Denkweise machte ihn nur noch attraktiver für sie, obwohl er dadurch einen ziemlich fiesen Humor hatte. Scheinbar ließ Ben nur ungern Gefühle zu; er redete ungern über sie. Doch, da war sich Magret sicher, lag das nur daran, dass sie sich nicht gut genug kannten. Viele Personen vertuschten ihre wahren Gefühle, um nicht verletzt zu werden. Es war allzu verständlich, auch sie tat es des Öfteren gegenüber Leuten, deren erster Eindruck ihr nicht gefiel. Ben war nichtsdestotrotz sehr offen ihr gegenüber: Es war eine ungewohnte Offenheit, die schon fast radikal auf sie wirkte. Die Spaziergänge mit Ben wurden zu einen alltäglichen Ritual für sie – Sie vergaß schon nach den ersten Nachmittag, dass sie sich nach drei Tagen hätte entscheiden sollen bzw. wollen. Zu angenehm war diese Zeit, die sie mit diesen jungen Animo verbrachte, es war wie ein wahr gewordener Traum. Je öfter sie mit ihm spazieren ging und sie über alles Mögliche redeten, desto mehr verschwand ihre Angespanntheit, die sie wegen der Gerüchte in der Stadt hatte. Tatsächlich schienen die Bewohner von Passion zu akzeptieren, dass sie den Antrag abgelehnt hatte, seitdem sie mit Ben unterwegs war, und einige Wochen vergingen. Sie erfuhr allerlei über Ben Meo Salis: Er war nicht in Passion geboren, sondern war wegen einer Ausbildung hierher gekommen. Seine Eltern standen nicht immer vollkommen hinter ihm, doch war es ihm egal, schließlich war er nahezu erwachsen. Sie wären nicht das beste Vorbild gewesen, so seiner Meinung nach. Obwohl Ben praktisch veranlagt war, war er keineswegs unintelligent: Er interessierte sich für die Politik in den anderen Königreichen, liebte es, zu diskutieren, ob es klug war, die Grenzen zum großen Festland zu lockern. Seiner Meinung war es ein Fehler und es würde eines Tages zu Problemen führen, doch Magret war zuversichtlich und interessierte sich selbst für die fremden Kulturen. Er mochte ruhige Streichmusik und Gebäck mit Früchten - Daraufhin begann Magret, ihn jeden Tag ein Blech Muffins mit Fruchtstücken zu backen. Natürlich konnte Ben die ganzen Muffins nicht alleine essen. Er verteilte sie gerne unter seinen Kollegen und Magret wusste das. Auf die Tatsache hin, dass Magrets beste Freundin Sophie ihm absolut nicht ausstehen konnte, erwiderte er bloß mit einen Lächeln: „Sie ist wohl in dich verliebt, was?“ Magret konnte darauf nur lächeln, erinnerte es sie doch an ein Geheimnis, welches die beiden Freundinnen teilten. Ben und Magret verbrachten fast jeden Nachmittag zusammen und dennoch, trotz der gemeinsamen Zeit, hatte Magret das Gefühl, dass Ben wie ein Buch war, dass sich nur schwer öffnen ließ. Obwohl das abschreckend wirken sollte, war es aber der Grund, weshalb sie nur noch mehr Zeit mit ihn verbringen wollte. Sie wusste, bald würde er nicht mehr da sein, so wollte sie jeden Moment auskosten. Noch dazu hoffte sie, endlich eine Antwort auf ihre Herzensfrage zu finden. Die Zeit war wundervoll, doch konnte Magret dennoch nicht vergessen, dass sie die Begierde des Fürstensohns Salomon war. Es war schier unmöglich, denn der Adlige ließ es sich nicht nehmen, mindestens einmal in der Woche in die Kleinstadt zu fahren und die junge Frau erneut zu fragen, ob sie nicht seine Geliebte sein wolle. Dabei überschüttete er sie mit Geschenken; Er brachte ihr Rosen, Schokolade von der feinsten Sorte und Kleider, die mit jeden Mal aufwändiger und teurer wurden. Die junge Katzenanimo fragte sich dabei, woher er ihre Kleidergröße kannte. Die Antwort war schnell gefunden – Er wusste es von der Person, die ihm auch stets die vielen Rosen verkaufte. Nachdem sie einen weiteren Antrag abgelehnt hatte, stapfte sie wütend in das Zimmer ihrer großen Schwester: „Kannst du bitte aufhören, dich in mein Privatleben einzumischen?!“ Ramona sah von ihren Buch auf, doch hatte sie dabei ein zufriedenes Grinsen im Gesicht: „Wieso denn das, kleine Schwester?“, sie fügte mit einen leisen Schnurren hinzu: „Freu’ dich doch, dass er dir so viele Geschenke macht.“ „Ich freue mich aber nicht!“, sie schnaufte: „Je mehr Geschenke er mir macht, desto eher macht er sich Hoffnungen und hat etwas in der Hand, dass ich zustimmen muss!“ „Ist das so schlimm? Dein Kerl ist ohnehin in zwei Wochen weg.“ „Lass’ Ben aus dem Spiel!“, leise fauchte Magret auf: „Gerade, weil er in zwei Wochen weg ist, will ich mir auch noch Gedanken um den Fürstensohn machen müssen!“ „Oh man, du scheinst ja diesen langweiligen Kerl echt zu mögen.“, Ramona zog eine Schnute: „Ich will doch nur, dass du glücklich bist - Außerdem kauft Fürst Salomon die Rosen stets bei mir, das ist gut für das Geschäft.“ „Das ist mir vollkommen egal und glücklich bin ich erst recht nicht.“, die junge Köchin legte die Ohren an: „Ich warne dich, hör auf, oder ich sage Mum und Dad, was du gerne in deinen „Überstunden“ so mit den Auszubildenden treibst.“ Ramona zuckte auf die Tatsache hin deutlich zusammen, dann seufzte sie resignierend: „Okay, ich werde Fürst Salomon nicht mehr helfen, dich umstimmen.“ „Danke.“, antwortete Magret daraufhin trocken – Sie kannte ihre große Schwester nur allzu gut, sie würde es zwar die nächsten zwei Wochen bleiben lassen, doch sobald Ben Palooza verlassen hatte, würde sie wieder von vorne beginnen – In der Hoffnung, sie oder zumindest ihre kleine Schwester würde in den Genuss des Adels kommen. Von diesen unzufriedenen Gedanken verstimmt, legte sie den Bund von orangen Rosen auf die Kommode ihrer Schwester. Die Rosen waren eine blühende Art, Begeisterung zu zeigen, bedeuteten sie doch in der Blumensprache „Ich stehe in Flammen“. Doch ließ Magret dies eiskalt, wenn sie daran dachte, dass Ben bald fort sein würde. Zwar schenkte Salomon Magret ein ganzes Meer an Blumen, doch verblassten diese gegen den Strauß wilder Blumen, den Ben ihr eines Abends urplötzlich überreichte. Sie steckte sich eine der Blumen in das Haar, ehe die beiden in die Nacht zogen, um in der kleinen Bar der Stadt zu tanzen, zu trinken und vor allen über die unterschiedlichsten Dingen zu reden. Dabei trug sie eines ihrer Lieblingskleider – Zwar hätte sie atemberaubend in den Gewändern von Fürst Salomon ausgesehen, doch wollte sie unter keinen Umständen, dass Ben glaubte, sie gäbe seinen Werben wegen eines Stück Stoffes nach. Die ständigen Versuche des zukünftigen Fürsten waren ohnehin ein häufiges Thema der beiden. So saßen sie an der Theke und Magret seufzte: „Ich wünschte, er würde einfach aufhören.“ „Hast du dich denn wirklich vollkommen entschieden?“, Ben nahm einen Schluck seines Bieres. „Ich…Ich denke.“ „Denken ist nicht wissen.“ „Das weiß ich selbst!“, Magret lächelte: „Seine Anträge wirken bloß immer so unreal für mich, ich werde noch einmal gründlich darüber nachdenken müssen.“ Ja, sie würde darüber nachdenken, doch nicht jetzt – Erst, wenn Ben Palooza verlassen hatte. In diesen Augenblick wollte sie nur eines, nämlich die schöne Zeit mit ihrem Schwarm genießen. Ben erwiderte daraufhin nichts, sodass sie schnell das Thema wechselte, ehe er begann, die Vorzüge und die Nachteile des Geliebte-Daseins aufzuzählen: „Es ist zu schade, dass du zum Nimmerstraum fährst – Ich hätte dich gerne als Mensch gesehen.“ Dabei wurde sie leicht rot, weil sie in diesen Moment vollkommen ehrlich war. Der Nimmerstraum war ein Zeitpunkt der Schwäche für Animo, auch wenn er nur einen einzigen Tag dauerte. Er trat alle fünf Monate ein und bedeutete, dass Animo mit den Lauf des Mondes für einen Tag ihre tierischen Eigenschaften verloren. So verloren die Hasen-Animo und Wolfs-Animo sie bei Vollmond, wohingegen Katzen-Animo bei Neumond ihren Nimmerstraum hatten. Dementsprechend sahen die Animo aus wie Menschen, auch wenn sie ihre Sinne dabei einbüßen mussten. Am folgenden Tag war der Zauber vorbei und sie wurden wieder normal. Ben in dieser schwachen Phase zu sehen, ihm einen einzigen Tag als verletzlichen Menschen zu sehen, das hätte Magret ein Gefühl von Vertrauen und Nähe gegeben; für gewöhnlich war der Nimmerstraum auch ein Anlass, mit der Familie zusammenzukommen. Doch um sich an die raue Kälte möglichst schnell zu gewöhnen, wurden die jungen Männer zumeist zu diesen Ereignis auf See geschickt. „Ach~ So besonders ist das nicht.“, Ben lächelte: „Denk’ dir einfach die Ohren weg, das trifft das schon ganz gut.“ „Trotzdem.“, Magret rührte mit den Cocktail-Löffel in ihren Getränk herum: „Du hättest den Nimmerstraum bei uns verbringen können – Wenn du denn wolltest…“ „Danke - Vielleicht komme ich auf dein Angebot irgendwann zurück.“ Im nächsten Augenblick reichte er Magret seine Hand: „Hast du vielleicht Lust, etwas zu tanzen?“ „Gerne.“, vorsichtig legte sie ihre Hand in seine, ehe er sie zur Tanzfläche führte. Die beiden tanzten tatsächlich eine ganze Weile, bis spät in die Nacht. Die Uhr schlug schon drei Uhr in der Frühe, als Ben mit ihr zu ihren Platz an der Theke zurückging, da nun keine Musik mehr gespielt wurde. Er konnte es sehen, ihre Augen strahlten in dem dämmrigen Licht regelrecht vor Glück. „Du kannst echt gut tanzen!“, die junge Animo schnurrte und nahm einen Schluck ihres Getränks. Es war gerade mal ihr drittes in den vielen Stunden, die sie nun schon hier waren, doch wirkte sie trotzdem etwas überdreht – Etwa seinetwegen? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen, vielmehr hatte sie einfach nur Spaß. Dabei konnte er es nicht leugnen, die Zeit mit ihr bereitete ihm ebenfalls Freude. Sie hatte wirklich etwas sehr Beruhigendes an sich. „Weißt du Ben, warum der Nimmerstraum diesen Namen trägt?“, begann sie nach einer kurzen Stille. „Man sagt, unsere Vorfahren haben den Namen gewählt, weil sie seit je her unbedingt Menschen sein wollten, um von den anderen Völkern akzeptiert zu werden – Wie ein Traum, der nimmer wahr wird.“ Magret nickte und lehnte ihren Stirn an seine Schulter, ehe sie leise sagte: „Du bist mein Nimmerstraum, Ben.“ „Huh?“, der baldige Fischer sah seiner Freundin ins Gesicht: Sie war knallrot und hatte die Augen geschlossen. Doch betrunken war sie nicht, was hatte sie bloß? „Ich mag dich sehr.“, vorsichtig sah sie auf: „Sogar noch mehr als früher, wo wir nun soviel Zeit miteinander verbracht haben-.“ Ihre Stimme stockte und die nächsten Worte fielen regelrecht aus ihr heraus: „Ich…Ich finde es sehr schade, dass du Passion verlässt, nein ganz Palooza…“ Der Blick des jungen Animo verengte sich, ehe er seine Arme hob und sie vorsichtig umarmte: „Magret, ganz ruhig.“ Er konnte es an ihrer Mimik und ihrer Körperhaltung deutlich erkennen – Der baldige Abschied machte der jungen Frau schwer zu schaffen. Das verriet auch ihre Stimme; sie zitterte und es fiel Magret schwer, höflich zu bleiben. Vorsichtig berührte er ihr linkes Ohr: „Es ist doch kein Abschied für immer.“ „Ich weiß, aber du bist ein halbes Jahr weg…“ „Das vergeht schneller als du denkst, glaub’ es mir.“, er lächelte, um sie aufzumuntern: „Sobald ich zurück bin, machen wir einen Spaziergang mit Gabby, okay?“ „Okay…“, er spürte, wie Magret ihre Hände auf seine Brust legte und leise seufzte: „Doch was ist, wenn ich nicht mehr da bin?“ Bens Ohren zuckten in diesen Moment kurz – Sprach sie damit die Sache mit den Fürsten an? Unmerkbar schnaufte er auf, denn der Gedanke, seine Gesprächspartnerin an dieser Nervensäge zu verlieren, gefiel ihm nicht – In seinen Augen war Fürstensohn Salomon zu aufdringlich, was Magret anging. Schließlich konnte er jede Frau auf dieser großen Insel haben – Warum ausgerechnet Magret? Sie war viel zu klug und liebevoll für den Posten einer Geliebten: „Dann…“ Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sie immernoch in seinen Arm hielt. Das war nicht seine Art, für gewöhnlich mochte er auch solche Berührungen nicht. Langsam schloss er die Augen: Was machte er sich bloß vor? Er mochte sie auch, sehr sogar. Sie gab ihm etwas, was ihm sehr lange fehlte. Ein Gefühl von unbeschwerter Vertrautheit. Sie war eine „wahre Freundin“. Er konnte es ihr sagen. Ihr sagen, dass er sie auch lieb gewonnen hatte. Wie er eigentlich über die Geliebten-Sache dachte. Doch machte es keinen Sinn: In wenigen Tagen begann seine Ausbildung als Fischer. Er war dann monatelang weg und eine gerade begonnene Beziehung wäre nur ein Nerven zerreißender Kraftakt für beide. Sie würde nur leiden. Er würde nur leiden. Wer wusste schon, ob sie sich wirklich liebten und ein blindes Vertrauen entwickeln konnten? Sie kannten sich schließlich erst seit wenigen Wochen, was sagte ihnen, dass sie ein gutes Paar waren? Nein, für das Glück der beiden, war es besser, sie blieben nur Freunde. Wenn sie als die Geliebte von Fürst Salomon anfangen würde, so würde er es akzeptieren und sich für sie freuen, schließlich konnte sie so später ihren Traum leben, eine eigene Konditorei eröffnen. Leise sprach er: „Dann werde ich die schöne Zeit mit dir nie vergessen.“ Er ließ sie los und strich ihr flüchtig über die Wange: „Du bist eine wundervolle Animo, du hast alles Glück der Welt verdient, egal wie es aussieht.“ Magret kicherte daraufhin leicht verlegen: „Ach Ben…Das ist so süß…“ Sie beugte sich ihm vor und schnurrte leise: „Was, wenn ich das Glück schon gefunden habe…?“ Sie zog an seinem Hemd und schloss die Augen. Sie wollte ihm küssen; es brannte ihr auf der Seele, schließlich war die Zukunft furchtbar ungewiss. Vielleicht war dies der einzige Moment, wo sie noch ihre Antwort finden konnte, ehe er verschwand. Die Antwort auf ihre Herzensfrage. Plötzlich konnte sie fühlen, wie er auch ihr näher kam. Für den Hauch einer Sekunde konnte sie seinen Atem an ihren Schnurrbarthaaren spüren. Ihr Herz setzte vor Aufregung einen Moment aus, dann berührte er ihren Rücken und drückte sie an sich, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken: „Du kannst manchmal echt niedlich sein.“ Magret hätte bestürzt sein müssen, doch schnurrte Ben in diesen Moment vergnügt. In der darauffolgenden Sekunde wurde sie sich auch ihrer Dummheit bewusst und rot im Gesicht: Man küsste nicht einfach jemanden gegen seinen Willen. Egal wie gut man miteinander befreundet war. Hätte Ben den Kuss jedoch erwidert, so hätte sie ihre Herzensantwort gehabt. Diese Chance war jedoch minimal gewesen, schließlich war er überhaupt nicht so eine Art von Animo – Was hatte sie sich nur dabei gedacht?! Der Abschied schien wirklich mehr an ihr zu knabbern, als sie wahrhaben wollte. Sanft und doch verlegen lächelte sie: „Danke.“ Immerhin hatte sie einen Kuss bekommen und er sie nicht ein weiteres Mal verletzt, indem er radikal ehrlich war. Immer wieder musste sie sich in Gedanken eingestehen, dass sie durch den baldigen Abschied wirklich etwas durcheinander war. Seit den Abend in der Bar waren zwei Tage vergangen. In gut einer Woche würde Ben im Morgengrauen die erste Kutsche in die nahe Hafenstadt nehmen, um seine Ausbildung als Fischer zu beginnen. Endlich würde seine Warterei ein Ende haben und er für ein halbes Jahr auf See sein, um neue Erfahrungen zu sammeln und vielleicht seine Berufung zu finden. Obwohl sich Magret für ihn freute, so konnte sie die Bitterkeit daran nicht vergessen – Ihre Faszination für Ben war in der gemeinsamen Zeit noch mehr gestiegen. Sie konnte es nicht leugnen, sie war nur noch mehr verliebt, doch wusste sie, dass es keinen Sinn hatte; Er konnte sie wohl leiden, doch zeigte er keine Anzeichen dafür, dass da mehr war. Sie war für ihn eine gute Gesprächspartnerin, eine gute Freundin, nicht mehr und nicht weniger. Magret war nicht dumm, sie hätte ihm fragen können, was er für sie empfand, um endgültig Klarheit zu bekommen. Doch ihre Angst, ihm wieder miss zu verstehen oder sogar eine wirkliche Abfuhr zu bekommen, war zu groß. So wollte sie die letzten Tage lieber in dieser Schwärmerei verbleiben, ehe sie dann ihren Blick auf ihre eigene Zukunft richtete. Sie beinhaltete wohl eine Entscheidung, die ihr ganzes Leben verändern konnte: Sollte sie Salomons Geliebte werden oder nicht? Es war ein bewölkter Nachmittag, als es an der Tür schellte. Da Magret allein zuhause war und niemanden erwartete, konnte sie sich schon denken, wer draußen vor der Tür stand. Mit einen leichten Seufzen zupfte sie ihre Kleidung noch einmal zu Recht, ehe sie die Pforte öffnete und in ein ihr vertrautes Gesicht blickte: „Hallo Salomon.“ „Hallo Magret.“, der Fürstensohn lächelte sie an: „Du siehst wieder bezaubernd aus.“ Schnell nahm er ihre rechte Hand und drückte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Der „Sonnengruß“ war die einzigste Berührung, die die beiden miteinander teilten, so genoss der Fürstensohn ihm in vollen Zügen: „Hast du über mein Angebot nachgedacht?“ Magret schüttelte den Kopf: „Nein, noch nicht-.“, erneut war sie etwas rot im Gesicht, während sie ihre Hand sanft wegzog: „Hatte ich nicht gesagt, ich sage dir deshalb Bescheid…?“ Salomon nickte zustimmend: „Das stimmt – Doch dann kann ich nicht in deinen großen grünen Augen versinken.“ Seine Worte waren nicht nur Süßholzraspeln; Immer wieder schien es Salomon, als könnte er in ihnen ertrinken, je länger er ihr in die Augen ansah. Ein Gefühl, dass er bei keiner Frau zuvor gespürt hatte. Er kam ihr einen Schritt näher: Zwar konnte er sie besuchen und ihren Handrücken küssen, doch in ihr Haus eintreten oder einen anderen Bereich ihres Körpers berühren durfte er nicht. Er wusste, wenn er wollte, konnte er es jederzeit von ihr einfordern, schließlich würde er bald der mächtigste Mann dieses Königreichs sein. Doch wollte Salomon dies nicht – Er wollte, dass Magret aus vollen Stücken seine Geliebte wurde, sie sich ihm vollkommen hingab, ohne jeden Zweifel oder einen Gefühl von Unbehagen. Die Befürchtung seines Beraters Elias hatte sich dabei nicht bewahrheitet: Er stand schon so oft vor ihrer Tür und hatte einige Worte mit ihr gewechselt, doch konnte er dennoch nicht genug von ihr bekommen. Sie war wirklich wie ein Engel, ein perfektes Wesen, das er ergründen wollte. Andere Frauen, die um ihn geworben hatten, oder die er auf Bankette und Festen gesehen hatte, waren nichts im Vergleich zu dem, was er in Magret sah. Salomon wusste, sie würde ihm niemals lieben und auch er würde wohl kaum ein inniges Gefühl für sie entwickeln. Doch konnte er sich bis zu seiner Verlobung mit einer Adligen nicht vorstellen, eine andere Frau in Lust vergehen zu lassen. Allein mit Magret wollte er dieses Erlebnis teilen – Er spürte es mit jeder Faser seines Körpers, sie war allein dafür geschaffen. In seinen Augen war keine andere Animo es wert, seine Partnerin in dieser Intimität zu sein. Erst, wenn sie vollkommen seinem Werben widerstand, würde er sie aufgeben. Es schien jedoch zu seinem Glück in weiter Ferne, schließlich ließ Magret immer wieder zu, dass er sie besuchte. Noch nie hatte sie ihn fortgeschickt. Nichtsdestotrotz, der Wunsch, wenigstens ihr Haar kurz zu berühren, wurde in ihm immer stärker, ließ sie ihm doch gewissermaßen bei offener Hand verhungern. Er hob langsam seine Hände: „Darf ich dich für einen Augenblick umarmen?“ Dies sagte er in vollkommener Ruhe, wobei seine Lippen ein breites Lächeln zierten. Die Augen von Magret weiteten sich, für einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie es zulassen sollte. Ihre Antwort war ein kurzes Nicken – Schließlich würde sie so Fürst Salomon nicht beleidigen und konnte noch dazu herausfinden, wie er sich anfühlte. Vielleicht half es ihr, sich zu entscheiden. Sie spürte, wie er ihre linke Hand nahm, um sie zu sich zu ziehen. Fest umschloss er sie und berührte ihre langen schwarzen Haare. Sie konnte sein leises Flüstern hören: „Du riechst wundervoll.“ Magret zog für einen Augenblick die Luft ein – Sie betrog Ben. Nein, das stimmte nicht. Schließlich waren sie nicht zusammen, nur Freunde. Ben würde es akzeptieren, wenn sie die Geliebte von Salomon werden würde, schließlich konnte sie so ihren Traum leben. Eine unglaubliche Zeit würde ihr bevorstehen. Dennoch – Warum tat es so weh? Warum verkrampfte sie sich so? Schnell drückte sie ihren Kopf an Salomons Brust und sog den warmen und süßlichen Geruch ein. Auch er roch gut und sie konnte sein Herz schlagen hören, ruhig und gleichmäßig. War er denn gar nicht nervös? Sie spürte, wie er sanft über ihre Ohren strich: „Ich verspreche dir, dir wird es an nichts fehlen – Werde meine Geliebte, Magret Lily.“ „Salomon….“, sie flüsterte und drückte sich leicht von ihm weg: „Nicht jetzt, ich…“ Tief atmete sie ein und versuchte, ihrer Stimme einen Klang von Ernsthaftigkeit zu geben: „Ich bin glücklich verliebt, ich kann nicht deine Geliebte werden.“ Salomon sah sie daraufhin an – Er war über ihre Antwort nicht überrascht, denn er wusste von Ben. Ramona hatte ihm beim Blumenkauf alles erzählt, auch, dass sie ihrer kleinen Schwester versprochen hatte, ihm nicht mehr zu helfen. So war der Fürst dieses Mal ohne ein Geschenk gekommen. Der junge Adlige fand in Magrets Schwester eine hilfreiche Komplizin, doch konnte er sich niemals vorstellen, sie anstatt Magret zu wählen. Dafür war sie zu vorlaut. Er wusste auch, dass Ben die Gefühle von Magret nicht erwiderte, doch dies ihr auf die Nase zubinden wäre mehr als gemein gewesen. So entschied er sich, sie von dieser Schwärmerei mit einen klaren Verstand und simpler Logik zu befreien, um eine endgültige Antwort von ihr zu erhalten: „So? Ich denke, du wärst als meine Geliebte glücklicher.“ „Das bezweifle ich.“, ihr Blick verengte sich: „Ich liebe diesen Mann.“ Magret spürte, wie ihr Herz einen Satz machte, als sie diese Worte sagte; Es war das erste Mal, dass sie es ausgesprochen hatte. „Ist er denn auch in dich verliebt?“, scheinbar ahnungslos hakte Salomon nach: „Oder hast du nur dein Herz an ihm verloren?“ „Er…“, sie stockte kurz – Wenn sie jetzt Salomon anlog, verlor sie mit Sicherheit die Möglichkeit, später noch seine Geliebte zu werden. Lügen hatten meistens keinen Sinn, so blieb ihr nichts als die Wahrheit. Mit einen knirschenden Unterton antwortete sie: „Er erwidert meine Gefühle wohl nicht.“ „Das tut mir Leid.“, ohne jeglicher Schadenfreude oder Ironie war Salomons Antwort. Selbst wenn er dieses Gefühl von unerwiderter Liebe nicht kannte, er konnte sich vorstellen, wie sehr es schmerzen musste. Sanft legte er seine Hand auf ihrem Kopf, zwischen die beiden Katzenohren: „Doch er ist es sicher nicht wert, dass er dein Glück in seinen Händen hält, wenn er deine Gefühle nicht erwidert.“ „Du…Du kennst ihm doch gar nicht!“, wütend drückte Magret seine Hand weg: „Es ist mir egal, dass er meine Liebe nicht erwidert, ich bin an seiner Seite glücklich!“ Ein schwaches Knurren entwich ihrer Kehle: Wie konnte der Fürstensohn es wagen, so etwas zu sagen?! Ihm war wohl jedes Mittel recht, damit Magret endlich ja sagte und seine Geliebte wurde. Dabei verstand sie selbst nicht, wieso er einen solchen Narren an sie gefressen hatte. Salomons Gesicht zierte indes ein sanftes Lächeln: „Du hast wohl immernoch die Hoffnung, dass er dir seine Liebe gesteht, was?“ Dabei war dem Fürsten bewusst, dass Ben in wenigen Tagen Palooza verlassen würde. Die Chance war demnach sehr gering, dass er es noch tun würde. „Und wenn schon-.“, Magret wurde rot, denn seine Frage erinnerte sie daran, dass sie sich wegen Ben wie eine Heranwachsende benahm. Nur allzu gern warf sie seinetwegen jegliche Vernunft und Logik über Bord: „Er weiß, dass ich ihm liebe und hat mir erklärt, was für ihm Liebe ausmacht. Wenn ich die Vorraussetzungen nicht erfülle, dass er sich in mich verliebt, dann werde ich das akzeptieren.“ „Ach so ist das…Doch hat er dir jemals gesagt, dass du ihm wichtig bist? Als einfache Freundin?“ Zwar sah Salomon in ihren Augen die Fassungslosigkeit aufsteigen, doch sprach er die Worte aus, die sie wohl nie hören wollte: „Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass du nur ein Zeitvertreib für ihm sein könntest?“ „Nein-!“, Magret stieß ihm mit ganzer Kraft von sich weg: „Ben ist nicht so jemand! Er spricht ohnehin kaum über seine Gefühle-!“ Der Gedanke, für Ben nur ein temporäres Vergnügen zu sein, verletzte sie. Was war, wenn er sein Versprechen nicht hielt? Er sich nie wieder meldete? „Ben?“, Salomon verengte seinen Blick und verschränkte die Arme vor der Brust: „Selbst wenn „Ben“ kaum über seine Gefühle spricht, ein einfaches „Danke, dass du da bist.“ ist doch nicht zuviel verlangt, oder?“ „Es gibt eben schweigsame Animo.“, Magret legte die Ohren an: „Ihr Männer redet ohnehin kaum über so etwas.“ In diesem Moment lachte Salomon laut auf: „Wie Recht du hast!“ Es ärgerte Magret, doch vor allem irritierte es sie, schließlich waren sie gerade dabei, eine Diskussion zu führen: „Er braucht mir auch nicht sagen, dass ich ihm wichtig bin – Dass ich bei ihm sein darf, ist Beweis genug.“ „Mmm…Das klingt logisch.“, zustimmend zuckte Salomon kurz mit seinen Schweif: „Doch widerlegt das nicht, dass du nur ein Zeitvertreib für ihm bist – Du bist für ihm wichtig, die Zeit totzuschlagen.“ Ehe Magret darauf etwas erwidern konnte, hob er die Hand: „Lass mich aussprechen.“ Der Löwen-Animo ging einen weiteren Schritt auf sie zu und sah ihr in die Augen: „Ich weiß zwar nicht, wie lange du diesen Ben schon kennst und ihr zusammen Zeit verbringt, doch lass’ mal dein Herz beiseite und denke scharf nach: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er je deine tiefsten Gefühle erwidern wird?“ Magret legte die Ohren an und ihr Blick funkelte vor Wut, weil der Fürst sich die Frechheit nahm, ihre Beziehung zu Ben in Frage zu stellen. Doch diese Wut verpuffte augenblicklich und sie senkte den Blick: Im Grunde ihres Herzens wusste sie, dass er Recht hatte. In einer Woche würde Ben weg sein. Sie kannten sich erst seit einigen Wochen und obwohl sie eine schöne Zeit zusammen hatten, so hätte Ben ihr sicher schon längst etwas gesagt, wenn er mehr in ihr sah. Sie wirklich nicht verlieren wollte. Schließlich war er sicher kein Animo, der solch wichtige Dinge bis zum letzten Augenblick aufschob - Solche rührenden Dinge passierten ohnehin nur in kitschigen Liebesromanen, nie im wahren Leben. Sie wusste, Ben würde ihre Gefühle nie vollkommen erwidern. Darüber hinaus würde sie vielleicht nur dann über ihm hinwegkommen, wenn sie selbst einen Schlussstrich zog, anstatt ihn einfach geschehen zu lassen. Sonst würde sie vielleicht ihr ganzes Leben damit verbringen, auf etwas zu hoffen, was hoffnungslos war. Die Köchin spürte, wie Salomon sie an den Schultern nahm und sah auf. Mit ruhiger Stimme antwortete er: „Lass’ einen Mann nicht dein Glück bestimmen – Dafür bist du selbst verantwortlich.“ Er lächelte und berührte ihren Schweif vorsichtig mit seinen: „Geh’ in dich, dann werden dir deine Gefühle klar sein.“ „In Ordnung.“, Magret musste selbst leicht lächeln, als sie sein Lächeln sah. Dass der erste Satz etwas Selbstironisches hatte, fiel ihr in diesem Moment nicht auf, zu beruhigend waren seine Worte: „Danke…“ „Nichts zu danken!“, Salomon wendete sich von ihr ab: „Ich werde in fünf Tagen wiederkommen und wer weiß, vielleicht hast du ja dann eine Antwort für mich?“ Er zwinkerte ihr zu: „Einen schönen Tag, Fräulein Lily.“ „Bis dann…Salomon.“, mit einen leisen Klicken fiel die Tür ins Schloss. Magret atmete tief ein: Sie wusste, er hatte Recht. Alles, was sie von Ben erwarten konnte, war eine Freundschaft, auch wenn es einen stechenden Schmerz in ihrer Brust hinterließ. Oder war er vielleicht doch im Unrecht? Sie wollte es herausfinden, um sich endgültig sicher zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)