Sonnengeliebte [16+] von SunnyFlower (Leseprobe) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war einer jener ersten Herbsttage, an den die Sonne zum letzten Mal hell erstrahlte. Bald würden die kalten Tage anbrechen und Wolken die Sonne die meiste Zeit verdecken. Eine junge Katzenfrau ging die einzige große Straße des kleinen Ortes mit den Namen Passion herunter: Obwohl es nahezu Herbstanfang war, wehte kein starker Wind, sodass ihre langen, schwarzen Haare angenehm mit jeden ihrer Schritte auf und ab tanzten. Sie trug einen langen, dunkelblauen Rock, mit weißen Blüten bestickt, und eine passende, blaue Bluse mit zarten Rüschen. Über ihre Schultern hatte sie eine helle Strickjacke gebunden, doch fand sie, dass es noch warm genug war, sie diente viel mehr zur Zierde. Immer wieder wippte ihr Katzenschweif hin und her während sie ein altes Volkslied summte. Sie hatte allen Grund, fröhlich zu sein, schließlich hatte sie vor wenigen Tagen ihren Abschluss als Köchin erhalten – Bald konnte sie endlich ihr unabhängiges Leben beginnen, in einen Café oder in einer Bäckerei anfangen, zu arbeiten. Sie war schon 21 Jahre alt, was für einen Tiermenschen ein recht spätes Alter war, um ins Berufsleben einzusteigen, begannen doch viele ihre Ausbildung schon mit 16 Jahren. Um ihre Unabhängigkeit gebührend zu feiern, wollte sie mit ihrer besten Freundin Sophie einen Kuchen backen und unter ihren Freunden verteilen. „Magret!“, ihre pechschwarzen Katzenohren zuckten, als sie ihren Namen hörte. Magret entdeckte ihre Freundin vor dem Eingang des Marktplatzes. Sie lächelte, ehe sie schnellen Schrittes zu ihr lief: „Hallo!“ Ein buntes Treiben war auf dem Marktplatz der kleinen Stadt im Königreich der Katzen. Überall liefen die Einwohner umher, Kinder lachten, Händler verkauften ihren Waren, feilschten um den Preis. Es war kein Wunder, schließlich war dieser Markt der letzte in warmen Tagen und jeder nutzte das gute Wetter, um ein letztes Mal Licht zu tanken. Magret und ihre Freundin diskutierten eifrig über die Geschmacksrichtung des Kuchens, während sie all die grundlegenden Zutaten wie Eier, Mehl, Zucker und Butter kauften. Doch mit einem Mal blieb Magret inmitten der Menge stehen. Sie hatte jemanden entdeckt. Es war ein junger männlicher Katzen-Animo, der an einen der Fischstände heftig diskutierte. Sie spitzte ihre Ohren, anscheinend ging es um die Qualität des Fisches. Die junge Frau spürte, wie sich etwas in ihrer Brust kurz zusammenzog, ehe ihr Herz umso schneller schlug. Instinktiv machte sie einen Schritt nach hinten, jederzeit bereit, schnell zu verschwinden. Ihr Blick wanderte von seinen harten Gesichtszügen und den auffällig grauen Katzenohren über seinen trainierten Körper: Man sah deutlich, dass er schon des Öfteren praktisch gearbeitet hatte, zeichnete sich wohl jeder Muskel unter den dünnen Stoff seines T-Shirts ab. Doch wirkte er dadurch keineswegs wie ein Kraftprotz, der mehr Muskeln als Hirn besaß. Nein, es schien Magret viel mehr, als würde sein Körper nur die Erfahrungen widerspiegeln, die er in den letzten Jahren gemacht hatte. Er trug dazu eine Jeans, die wohl schon einiges mit erlebt hatte, wucherte sie nur von feinen Rissen und geflickten Stellen. Seine Stiefel waren von seltsamen Flecken gekennzeichnet, als wäre er kilometerweit durch Schlamm gewandert. „Ugh.“, Magrets Freundin gab ein angewidertes Geräusch von sich: „Ben Salis. Wie kannst du diesen Kerl nur attraktiv finden?!“ „Ich…Ich weiß nicht.“, war Magrets kurze Antwort, sie war immernoch von Ben fasziniert. Sie seufzte, denn seine grünen Augen leuchteten regelrecht während der Diskussion. „Er hat eine sehr starke Art, ich mag so etwas.“ Sophie schüttelte nur unmissverständlich den Kopf: „Der hat schon zwei Ausbildungen hinter sich und mehrere abgebrochen, er kann nur ein untreuer Schürzenjäger sein!“ „Nur, weil er sich nicht sofort für einen Weg entscheiden konnte, heißt das nicht, dass er untreu ist – Ich habe auch erst spät meine Lehre begonnen.“ „Bei dir war das auch etwas anderes.“, Sophie seufzte. „Nein, war es nicht.“, Magret kniff leicht ihre hellgrünen Augen zusammen, ehe sie sich abwendete: Sie war sich sicher, hätte sie Ben noch eine Sekunde länger angestarrt, hätte er es sicher bemerkt. Sie wusste, sie war diesen Mann hoffnungslos verfallen und doch wollte sie dieses Gefühl nicht missen. „Na komm, lass uns die Pfirsiche für den Kuchen kaufen gehen.“, sagte sie, ehe sie zu einen der Fruchtstände ging. „…Willst du ihn nicht zumindest mal sagen, dass du in ihn verliebt bist?“, schnellen Schrittes kam Sophie ihr nach. „Nein.“ „Wieso nicht?“ „Es hat keinen Sinn.“ „Ach komm schon!“, Sophie stupste Magret liebevoll in die Seite: „Das Schlimmste, was passieren könnte, ist, dass er anfängt zu lachen!“ In der nächsten Sekunde korrigierte sich ihre Freundin zugleich mit einen Schmunzeln: „Obwohl das wohl sehr unwahrscheinlich ist, ich habe den nämlich noch nie Lachen gesehen.“ Magret sah Sophie einen Augenblick an, ehe sie lächelte: „Du hast Recht, trotzdem wäre es ziemlich gemein.“ Sie seufzte kaum hörbar, dachte sie doch an das Geheimnis, dass sie mit sich herumschleppte. Obwohl es sie belastete, so konnte sie es doch niemanden erzählen. Sie nahm einen der Pfirsiche in die Hand und verlor sich sogleich in Gedanken: Nicht einmal Sophie hatte sie es erzählt, obwohl sie normalerweise jedes Geheimnis miteinander teilten. Ganz gleich wie traurig, peinlich, unsinnig oder wundervoll es war. Sie hatte dieses Geheimnis auch nicht ihren Eltern erzählt, obwohl sie sehr viel Verständnis zeigten. Ihrer älteren Schwester wollte sie es gar nicht erzählen, war sie doch stets etwas eingenommen. „Ich habe ihn schon längst gestanden, dass ich ihn verliebt bin.“, ihre Finger glitten mit leichten Druck über die samtige Haut der Frucht: „Und alles, was er dazu zu sagen hatte, war „Lächerlich.“.“ Wenn Magret an diesen Nachmittag dachte, schmerzte es erneut in ihrer Brust, so heftig und klar, als hätte sie sich gerade mit dem Küchenmesser geschnitten. Ben hatte sich zwar für die Muffins, die sie ihm extra gebacken hatte, bedankt, doch folgte ihren Geständnis nach nur ein Kopfschütteln und die Worte: „Lächerlich. Du solltest erst einmal gründlich nachdenken, bevor du so etwas aussprichst.“ Ohne eine Reaktion von ihr abzuwarten, hatte er sich im nächsten Augenblick umgedreht und er ließ die junge Frau verletzt stehen. Es war mehr als deutlich: Er erwiderte ihre Gefühle nicht. Vielleicht fand er sie sogar nicht attraktiv oder sie war ihm vom Charakter her zu langweilig - Wobei sie zuvor noch nie ein Wort miteinander gewechselt hatten. Doch in einer Kleinstadt wie Passion war es einfach, Dinge über eine bestimmte Person zu erfahren; Woher sollte Magret sonst auch wissen, welchen Namen Ben hatte? Sie wusste, er war genauso alt wie sie und hatte einen guten Schulabschluss gemacht, doch konnte er sich danach für keinen bestimmten Berufsweg entscheiden und hatte einige Dinge ausprobiert. Er konnte schreinern und wusste die Grundlagen eines Schneiders. Ihm missfiel die Malerei und das Blumenhandwerk, auch als Großbauer wollte er nicht leben. Nun plante er, Fischer zu werden. Die junge weibliche Katzen-Animo schämte sich fast, hinter einen Mann herzujagen wie ein junges Ding, das erst kürzlich Gefallen an das andere Geschlecht gefunden hatte. Sie war schon einige Male verliebt gewesen, manches ging gut, anderes schlecht aus, und doch hatten sie gemein, dass sie alle ein Ende gefunden haben. Sie war eine junge Erwachsene und dennoch, in Magrets Augen war Ben eine faszinierende Person. So faszinierend, dass sie ihm schier hoffnungslos verfallen war…Würde es etwa erst ein Ende finden, wenn er die Stadt verlassen hat? Wenn er ein Fischer geworden war? Vielleicht war es der Grund, weshalb sie ihn nicht vergessen konnte… Magret war so sehr in ihren Gedanken versunken, dass sie Sophies Grinsen nicht bemerkte – Es war ein bestimmtes Grinsen, was sie immer auf den Lippen hatte, wenn sie eine gute Idee hatte, Magret oder jemand anderes zu triezen. Sie stützte sich auf den Schultern der jungen Köchin ab und flüsterte ihr sanft ins Ohr: „Du stellst dir sicher gerade vor, wie Ben dich hemmungslos mit Küssen übersät und deinen Nacken-.“ Weiter kam sie nicht, denn Magret drückte ihr mit einer raschen Bewegung den Mund zu: „Tu – Ich - Nicht!!“, ihre Wangen wurden mit jeder Sekunde röter: „Du bist echt unmöglich, Sophie. Kinder könnten dich hören!“ Ihre Freundin kicherte zufrieden: „Ach ja~ Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass du dir keine heiße Nacht mit ihm wünschst.“ Sie biss in einen der Pfirsiche: „Wenigstens bist du nun wieder vollkommen da- Oh! Die sind wirklich gut! Was meinst du?!“ Magret sah ihre Freundin mit roten Wangen an: Sie hatte allen Grund dazu, auf sie wütend zu sein, wenn da nicht die Tatsache gewesen wäre, dass sie sich wirklich mal eine Nacht mit ihn vorgestellt hatte. Eine Nacht, so perfekt, dass sie jeden ihrer tiefsten Wünsche erfüllte. Doch wusste sie, dass diese Nacht nicht real war und wohl niemals passieren würde. So versuchte sie, die ganze Sache zu vergessen und biss in den Pfirsich in ihrer Hand, der schon von Druckstellen übersät war. Im selben Moment betraten zwei Gestalten den Marktplatz, in Umhänge gehüllt, dass sie den Großteil ihrer Körper verdeckten. Die Stofffetzen waren in warmen Farben getaucht und mit Verzierungen bestickt. Die beiden Männer wirkten mit ihnen wie zwei Tagelöhner auf der Durchreise, doch ließ allein der weiche Stoff der Umhänge darauf schließen, dass es sich um Personen aus der höheren Schicht Paloozas handelte. „Es ist schön hier.“, sagte der Größere der beiden und streckte sich ausgiebig, ehe er die Kapuze abnahm: „Hier fallen wir sicherlich nicht auf.“ „Fü- Verdammt noch mal, Salo!“, der andere junge Mann sah ihn mit einen scharfen Blick an: „Bist du denn verrückt?! Verdeck’ dich wieder!“ Doch konnte Salo daraufhin nur lächeln: „Beruhige dich Elias, wir waren noch nie in dieser Stadt, es wird einige Zeit dauern, ehe man uns erkennt.“, er zog seinen Begleiter die Kapuze vom Kopf: „Außerdem ist es viel zu heiß, wir bekommen noch einen Hitzeschaden unter den Dingern!“ Ehe Elias ein weiteres Wort sagen konnte, lief Salo mit einen Grinsen auf den Lippen los: „Na Komm, ich kaufe dir auch etwas zu trinken!“ Elias sah ihm nur mit einen Kopfschütteln nach, ehe er seinen Freund in die Masse folgte: „Du hast ja wohl auch keine andere Wahl…“ Er machte sich wirklich Sorgen, ob die beiden nicht doch erneut auffallen würden; Schließlich müssten Katzen-Animo eigentlich wissen, wer in einigen Jahren der Mann sein würde, der ihr Wohl im Parlament vertrat, oder etwa nicht? „Salo“ war niemand anderes als Fürst Salomon, der einzige Sohn und Nachfahre des regierenden Fürsten Talis. Obwohl er sich viel Mühe gab, ein guter Nachfolger zu sein, zog es den jungen Fürsten des Öfteren nach draußen und er verschwand für einige Tage – Manchmal sagte er dabei seinen Eltern Bescheid, doch meistens verschwand er einfach über Nacht. Es handelte sich dabei um eine Gewohnheit aller jungen Fürsten der Königreiche von Palooza, hatten sie doch nur eine Jugend, in der sie frei waren und tun und lassen konnten, was sie wollten. Sie würden bei Amtsantritt den Rest ihres Lebens gebunden sein – Würden es damit verbringen, ein Königreich zu regieren, sich einen adligen Partner suchen und mit ihm die nächste Generation gründen, auf das das Fürstentum in der Hand der Familie blieb. Das Schicksal ließ ihnen keine andere Wahl. Doch war es kein hartes Schicksal, in solch engen Verhältnissen geboren zu werden, sondern schlichte Tradition. Tradition, die sich schon so oft bewährt hatte, dass sie felsenfest und unerschütterlich schien. Es war auch Tradition, dass jeder Fürst einen oder sogar mehrere Berater hatte, die den Fürsten in jeder Situation mit Rat und Tat zur Seite standen. Elias war Fürst Salomons erster Berater, sie kannten sich schon von Kindesbeinen an. So kam es auch, dass Salomon seinen besten Freund und Berater oft inmitten der Nacht weckte, um mit ihn aus dem nächstbesten Fenster zu klettern und zu verschwinden. Resignierend folgte der Berater den Fürsten durch die Menge: Es war manchmal nicht leicht, Berater und Freund gleichzeitig zu sein, wusste er doch, welchen Ärger sie bekommen konnten. Salomon bezahlte gerade das versprochene Trinken und lächelte dabei. Zwar waren diese Ausflüge seinen Vater stets ein Dorn in Auge, doch wollte der 19-Jährige sie nicht missen; Schließlich waren sie eine echte Erholung im Alltag eines Fürsten. Er wusste, sein Vater würde sie dulden, solange er es nicht übertrieb und seinen Pflichten nachging, schließlich konnte er so sein Volk kennenlernen. Doch wann übertrieb er es? Das wusste er nicht und im Grunde seines Herzens war es ihn auch egal. Sein Volk war hier, nicht am Schreibtisch seines Vaters und auch nicht auf dem Übungsplatz vor dem Anwesen. So kam es in letzter Zeit öfters vor, dass er sich auch dann fort schlich, wenn er eigentlich etwas anderes zu erledigen hatte: Jetzt wären seine Kaligrafie-Stunden gewesen. „Wofür braucht ein Fürst eine Schönschrift? Ich kann schreiben und später habe ich sowieso meine Schreiber und Elias.“, dachte er kopfschüttelnd, ehe er seinen Freund das Trinken in die Hand drückte. Die beiden jungen Männer ließen sich auf einer kleinen Bank nieder und genossen das Schauspiel, das der Marktplatz ihnen bot. Dann sah er sie. Salo spürte, wie sein Herz in der nächsten Sekunde schneller schlug und seine Katzenohren vor Nervosität zuckten: Es war eine wunderschöne weibliche Katzen-Animo mit langen, schwarzen Haaren. Sie lächelte liebevoll, auf eine Art und Weise, die Salomon wohl noch nie in seinen Leben gesehen hatte, denn auch er musste daraufhin lächeln. Mit einen Satz sprang der Fürstensohn auf, um ihr näherzukommen, ohne das sie ihn bemerkte. Es war ein leichtes, schließlich bot die Menge an Animo ihm eine gute Tarnung und so versteckte er sich hinter einer der vielen Stände. Die junge Frau hatte große, leuchtend grüne Augen und er konnte ihre Stimme hören: „Das machen wir ganz bestimmt nicht, Sophie!“ „Wow…“ Ihre Stimme kam ihn vor wie ein Harfenspiel, so fein und angenehm. Ein Harfenspiel, das er in jeder möglichen Tonhöhe hören wollte. Sie war wie Musik in seinen Ohren, doch zerstörte eine ihn wohlbekannte Stimme den Nachklang: „Was ist denn los?!“ Es war Elias, etwas schnaufend und außer Atem, kam der Aufsprung seines Freundes doch vollkommen überraschend für ihn. Salomon sah kurz zu ihm, doch dann wanderten seine Augen wieder zur jungen Frau. Sie war perfekt: Ihr Körper war überaus feminin und grazil, dennoch hatte man nicht das Gefühl, sie wäre zerbrechlich. Das Bedürfnis, sie wie ein kleines Mädchen zu beschützen, kam in ihn nicht auf. Er wusste intuitiv, diese Frau stand mit beiden Beinen im Leben und wusste, was sie wollte. Ihr langer Schweif hatte eine weiße Spitze, ansonsten war er vollkommen schwarz. Wohlgeformte Katzenohren und ein rundes Gesicht passten nahtlos zu ihren langen Haaren und den Augen…Was für Augen sie doch hatte. Ihn lag das passende Wort auf der Zunge, doch wollte es ihn nicht einfallen. Leise flüsterte er, während er sich an den Stand drückte: „Sie ist perfekt, meinst du nicht auch?“ „Eh?“, Elias verstand natürlich nicht, was er meinte. Er folgte den Blick seines Freundes: „Ah, du meinst die beiden Frauen. Welche soll perfekt sein?“ „Die Schwarzhaarige natürlich!“, Salomon schmunzelte: „Was soll ich mit schnöden blond?“ „Ihre Begleitung ist auch sehr hübsch.“, verteidigte Elias etwas Sophie, ohne sie dabei zu kennen. „Dann kannst du sie ja nehmen!“ „Nein, Danke – Warte mal, was hast du vor?“ „Ganz einfach.“, ein kurzes Schnurren entfleuchte seiner Kehle: „Ich werde sie zu meiner Geliebten machen.“ Elias sah Salomon einen Moment lang skeptisch an, schüttelte dann den Kopf: „Das hast du schon sooft gesagt – Ein paar Worte mit ihr und du änderst deine Meinung wieder.“ Zugegebenerweise, es hatte schon die eine oder andere Frau in Salomons Leben gegeben. Diese konnte den Fürstensohn allein mit einen Blick mächtig durcheinander bringen, aber Kleinigkeiten schafften es immer wieder, dass er schnell auf dem Boden der Tatsachen zurückkam und das Interesse an ihr verlor. Keine Frau hatte es bislang geschafft, ihn vollkommen in ihren Bann zu ziehen. Keiner Frau war es gelungen, seine Lippen zu berühren, geschweige denn, hatte je das Schlafzimmer des Fürstensohnes gesehen. Abgesehen von seiner Mutter und den Hofdamen, versteht sich. Als Fürstensohn war er aufgrund seiner lockeren Art und seiner Nähe zum Volk beliebt. Er konnte jede Frau in seinem Königreich und über die Grenzen hinaus zu seinen machen, wenn er es denn wollte. Doch hatte er auch ein gutes Herz; Er war nicht wählerisch bei der Wahl seiner Geliebten, viel mehr wollte er verhindern, dass er einer Vielzahl an jungen Frauen das Herz brach, weil sie sich mehr erhofften. Dabei war die Bestimmung einer Geliebten mehr als klar. Salomon sagte lächelnd „Pass auf.“, ehe er sich langsam aus seinen Versteck erhob und den Umhang öffnete. Sofort wurde der Blick auf sein Gewand frei, was aus reiner dunkelblauer Seide bestand und mit goldenen Knöpfen verziert war. Innerhalb weniger Augenblicke begann sich ein leises Raunen durch die Menge zu ziehen: Anscheinend erkannten einige Katzen-Animo, wer sich an diesen wunderschönen Herbststag unter ihnen geschlichen hatte. Magret und Sophie bemerkten es dabei nicht; Sie waren zu sehr damit beschäftigt, einen Tee für den Kuchen auszusuchen. Der Fürstensohn bahnte sich seinen Weg durch die Menge – Dabei wichen die meisten Animo zurück, hatten sie doch Respekt vor den jungen Oberhaupt. Manche verbeugten sich sogar und sprachen ihn mit seinen vollen Namen an. Wenige Schritte vor den beiden Freundinnen blieb Salomon schließlich stehen und räusperte sich: „Entschuldigung?“ Magret und Sophie drehten sich um, keine Sekunde später entwich Sophies ein hohes „Oh mein Gott!“ aus ihrer Kehle: „Du bist- Du bist-.“ „Salomon Richard Ophius, Sohn von Talis Ophius, Fürst der Katzen-Animo.“, er lächelte, ehe er eine Verbeugung machte: „Ich hätte eine Frage – Wie sind eure Namen?“ Sophie hatte in jener Sekunde aufgehört zu atmen – So schien es Magret, sodass sie ihre Freundin sanft an sich drückte und am Ohr kraulte, ehe sie für beide antwortete: „Mein Name ist Magret Lily, ihr Name ist Sophie Conda, eure Hoheit.“ „Wirklich sehr schöne Namen- Oh! Darf ich euch meinen Berater Elias vorstellen?“, auf die folgende Handbewegung hin verdrehte der Berater nur die Augen und kam auf die drei zu – Er konnte es nicht leiden, wenn sein Freund ihn ungefragt in seine Pläne einspannte. „Elias, sei doch so gut und kümmere dich um Fräulein Conda, während ich mit Fräulein Lily rede.“ Salomon reichte im nächsten Augenblick Magret die Hand, doch schüttelte diese nur den Kopf: „Eure Hoheit, ich möchte Sophie ungern alleine lassen, können wir nicht auch hier und jetzt reden?“ Der Fürstensohn verengte seinen Blick leicht, ihn gefiel es, wie Magret reagierte. Er trat einen Schritt auf sie zu und nahm ihren rechten Arm: „Alles, was sie wollen, Fräulein Lily.“ Dann küsste er ihren Handrücken und eine Welle von Reaktionen ging durch die Menge. Magret wurde in diesen Moment tatsächlich etwas rot im Gesicht; War es wohl der Traum jeder jungen Katzenfrau, dass der Fürstensohn - und damit baldiger Fürst - eine solch zärtliche Gestik zeigte. Seine Lippen fühlten sich auf ihrer Haut weich an und er sah sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen an. Die junge Frau spürte, wie ihr Herz heftig bis zum Hals schlug. Einerseits war ihr diese Situation furchtbar unangenehm, wenn nicht sogar peinlich: Die ganze Kleinstadt hatte ihre Augen auf sie gerichtet und schien nur darauf zu warten, was sie als nächstes sagen würde. Es war bekannt, dass Salomon Frauen den Hof machte, was nicht verwunderlich war, schließlich war er ein junger Mann. Doch hatte niemand es je gesehen…Bis jetzt. Andererseits konnte Magret selbst gar nicht fassen, dass sie gerade einen „Sonnengruß“, einen Kuss auf den Handrücken, von Fürst Salomon erhalten hatte…Träumte sie gerade? Es gab eine Zeit, da hatte sie für ihn geschwärmt, für sein Lächeln, das gerade in jenen Moment nur ihr gebührte. Auch sie hatte sich ausgemalt, wie es wäre, das Objekt seiner Begierde zu sein, dass sein Blick nur allein ihr galt… „Wie alt sind sie?“, Salomons Stimme drang in ihre Ohren. „Ich bin 21, eure Hoheit.“, erwiderte sie und in seinen Augen funkelte es. Irgendetwas schien die Antwort in ihn ausgelöst haben. Doch was genau, das kam ihr nicht in den Sinn - Was war schon so Besonderes an ihrem Alter? Magrets Augen holte für eine Sekunde tief Luft, denn im nächsten Augenblick ging Salomon auf die Knie, immernoch ihre Hand haltend. Er küsste ihre Fingerknöchel und sagte mit klarer Stimme: „Magret Lily, möchtest du meine Geliebte werden?“ „E-.“, für diese eine Sekunde war Magret sprachlos. Ihre grünen Augen weiteten sich und es fühlte sich so an, als ob ihr schlagendes Herz kurz davor war, aus der Brust zu springen. Sie hörte das Raunen in der Menge, das immer lauter zu werden schien und doch so unklar war. Dazu konnte sie Sophies überraschten Blick auf der Haut regelrecht spüren – Ihre beste Freundin schien ebenfalls keine Antwort darauf zu wissen. Oder wagte sie es einfach nicht, sie auszusprechen? Magret wollte klar nachdenken, doch gelang es ihr nicht, ihre Sinne schienen von tausenden Gedanken wie betäubt: Was sollte sie nun sagen? Was wollte sie? Was würde ein „Ja“ bedeuten? Was ein „Nein“? Sie schärfte ihren Blick und sah in das Gesicht des Fürstensohnes; Sie wusste, er erwartete eine Antwort, sie durfte ihn nicht warten lassen. Schließlich war keine Antwort auch eine Antwort. Für einen Moment schloss sie die Augen, um einen klaren Gedanken fassen zu können – Wieso war sie noch mal hier? Sie war die Zutaten für einen Kuchen kaufen, um ihren Abschluss zu feiern. Dabei hatte sie die ganze Zeit mit Sophie über den Geschmack diskutiert. Doch wenn sie ehrlich war, war dort ein weiterer Grund, weshalb Magret auf dem Markt gegangen war. Magret lächelte und hob ihre Lider: In ihren Blick kehrte langsam Klarheit zurück. Sie erinnerte sich daran, was sie wollte. Sie konnte es nahezu mit jedem Schlag ihres lauten Herzens spüren. Ihr Blick richtete sich auf den Fürstensohn und Magret lächelte liebevoll, ehe ihre Lippen ein einziges Wort formten: „Nein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)