Black Like Coffee von Minami (NaruSasu | SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 6: Experimente ---------------------- „Oh Mann… Und du glaubst echt, dass ihr das gefallen wird?“ Skeptisch blickte Kiba auf die kleine Schmuckbox in seinen Händen. „Ich weiß ja nicht…“   „Hey, es ist deine Freundin, Kiba!“ Amüsiert gab Naruto seinem Freund einen Klaps auf die Schulter. „Du wirst ja wohl wissen, was für Ohrringe Hinata mag.“   „Eben nicht!“ Knurrend öffnete Kiba die Schachtel und starrte die Ohrringe, die sich dort drin befanden, wütend an, so als hätten sie die Schuld an allem. „Ich kenn mich mit Schmuck und so gar nicht aus und ich hab ehrlich gesagt nie wirklich darauf geachtet, was sie trägt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Mir fällt es nur auf, wenn sie diese großen, runden Ringe trägt. Die sind sexy.“   „Naja, ich bin auch nur ein Kerl, Alter, ich hab da auch nicht wirklich Ahnung von.“ Grübelnd kratzte sich Naruto am Kopf, sein Blick auf die Ohrringe gerichtet. „Sie ist doch religiös, oder? Ich denke, da kannst du mit solchen Dingern keinen Fehler machen.“ Er strich mit dem Zeigefinger über die kreuzförmigen Schmuckstücke.   „Hmpf, ich hoffe es.“ Kiba verzog das Gesicht und steckte die Schachtel in seine Hosentasche. „Am besten, ich frag Sakura am Samstag noch einmal um ihre Meinung. Sie war ja eh diejenige, die mir gesagt hat, dass ich Hinata Ohrringe schenken soll.“   Naruto summte zustimmend und verschränkte mit einem Grinsen die Arme hinterm Kopf. „Heh, du bist wirklich ein beschissener Freund, weißt du das?“ Lachend wich er der Faust, die auf seine Nase zielte, aus. „Ich mein, wie lange seid ihr jetzt zusammen? Fünf Jahre und du weißt immer noch nicht, was du ihr zum Geburtstag schenken sollst?“   „Fick dich!“ Kiba sah ihn wütend an. „Du weißt doch, wie sie ist. Sie sagt nie mal zwischendurch, wenn sie etwas haben will und wenn ich sie frage, was sie sich wünscht, dann sagt sie immer nichts.“ Er verdrehte die Augen. „Damit kann ich nichts anfangen. In der Hinsicht ist mir meine Ex, Ino, da lieber. Die hat immer deutlich gesagt, was sie haben will.“   „Ich weiß nicht, was du hast. Ich find das niedlich.“ Naruto zuckte mit den Schultern. „Wenn sie immer sagt, dass sie nichts möchte, heißt das doch, dass sie wunschlos glücklich mit dir ist.“ Er grinste seinen Freund an. „Darauf solltest du stolz sein.“   „Tja, wenn man es so sieht…“ Kiba schmunzelte stolz, die Wangen leicht gerötet. „Ich bin auch echt glücklich mit ihr, weißt du. Sie ist zwar so ganz anders wie die anderen Weiber, mit denen ich was am Laufen hatte, aber genau deswegen ist sie auch etwas Besonderes.“   „Sie ist wirklich ein tolles Mädchen“, stimmte Naruto lächelnd zu, „Du kannst echt froh sein, dass du sie hast, also verkack das mit ihr lieber nicht, Köter!“   „Keine Sorge.“ Kiba leckte sich über die spitzen Eckzähne. „Ich will es auch nicht verkacken, deswegen gebe ich mir schon Mühe bei ihr.“   „Braver Hund.“ Naruto tätschelte ihm den Kopf und schob seine Hände dann in die Tasche seiner Lederjacke. Es war Anfang Dezember und jetzt war es selbst für ihn viel zu kalt, mit seinen geliebten Kapuzenpullis herumzulaufen. „Aber apropos Ino. Wie geht’s ihr eigentlich, hast du noch einmal etwas von ihr gehört?“   „Nee.“ Kiba schüttelte den Kopf und holte sein Handy aus seiner Hosentasche. „Das letzte Mal hatte sie mir vor ein paar Monaten geschrieben. Ich weiß nicht mehr genau wann, irgendwann im Sommer.“   „Ah.“ Naruto nickte und holte dann ebenfalls sein Handy hervor, um einen Blick auf das Display werfen zu können. Kurz nach sechzehn Uhr. Ihr Bus sollte in knapp zehn Minuten kommen. „Was hat sie geschrieben?“   „Öh, warte.“ Mit gerunzelter Stirn durchforstete Kiba seinen SMS Eingang, bis er die gesuchte SMS gefunden hatte. „Ah, hier. Moment, ich zitiere: ‚Hi, Baby! Alles klar bei dir? Bin gerade in Miami angekommen. Hab morgen am Strand ein Fotoshooting. Wünsch mir Glück! XOXO.‘“   Naruto schnaubte. „Baby? Nennt sie dich immer noch so?“   „Sie nennt jeden Baby“, erwiderte Kiba augenrollend, „Sogar Mädels.“   „Mich hat sie nie so genannt!“ Beleidigt verschränkte Naruto die Arme vor der Brust. „Aber hey, wenn man so darüber nachdenkt... Ich find es echt krass, dass du ein Model zur Freundin hattest!“   „Naja, damals war sie ja noch kein Model.“ Kiba steckte sein Handy wieder ein. „Gott, wie alt waren wir, als wir zusammen waren? Dreizehn? Keine Ahnung, aber sie hat auf jeden Fall schon damals Geschmack bewiesen!“   Kiba konnte es nicht verbergen, dass er stolz darauf war, mit einem von Japans bekanntesten Models, Ino Yamanaka, zusammen gewesen und sogar ihr erster Freund gewesen zu sein. Naruto konnte ihn da aber verstehen und es ihm dementsprechend nicht übel nehmen, sein Ego hätte sich deswegen auch gewaltig geschmeichelt gefühlt.   Ein Regentropfen fiel auf seine Nase und Naruto blinzelte überrascht, bevor er den Kopf in den Nacken legte und in einen wolkenbezogenen Himmel blickte. „Fuck“, fluchte er, als ihn ein weiterer Tropfen im Auge traf und er dieses zusammen kneifen musste, „Ich glaube, es fängt an zu pissen.“   Die zwei Jungs liefen schnell zur gläsernen Wartehalle, wo bereits einige andere Leute standen, um dort Schutz vor dem Regen zu finden. „Verdammt.“ Schmollend rubbelte sich Naruto durch die Haare. „Ich hab keinen Regenschirm mit und eine Kapuze hab ich auch nicht. Bis ich zuhause angekommen bin, bin ich wohl klatschnass.“ Er seufzte und drehte den Kopf zur Seite.   Zuerst regnete es noch sporadisch, doch dann wurden die Tropfen immer fetter und es wurden immer mehr und mehr, bis es schließlich wie in Strömen regnete. Neugierig beobachtete Naruto die Leute, die sich zu ihnen unter die Wartehalle gesellten, da fiel ihm plötzlich ein nur allzu bekanntes Gesicht auf.   Ein blasses Gesicht, das meist einen gleichgültigen oder arroganten Ausdruck trug, im Moment aufgrund des Regens aber ziemlich angepisst wirkte. Ein Gesicht, das von dunklen, langen Haarsträhnen umrahmt wurde. Ein Gesicht, auf dessen Nase eine schwarze, rechteckige Brille saß.   … Was?   Naruto musste zweimal hinsehen. „Sasuke?“, fragte er verwirrt nach, als die Person sich mit einem Knurren unter die schützende Wartehalle gestellt hatte. Sie drehte sich zu ihm und tatsächlich, es war Sasuke! „Was zur Hölle?“ Naruto lachte überrascht auf und ging einen Schritt auf seinen Freund zu. „Was zum Teufel ist das?“   „Eine Brille“, antwortete Sasuke ihm. Er schlug die neugierigen, gebräunten Finger weg, bevor sie das Gestell auf seiner Nase berühren konnten. „Nicht antatschen, du machst die Gläser nur schmutzig.“   Naruto schmollte kurz, doch dann grinste er und neigte den Kopf zur Seite. „Seit wann trägst du bitte eine Brille, Bastard? Ich hab dich gestern doch erst das letzte Mal gesehen und da hattest du das schicke Ding noch nicht auf dem Näschen.“   „Seit heute.“ Sasuke zog die Mundwinkel genervt herunter, als die Brille ein wenig nach unten rutschte und er sie mit seinem Zeigefinger wieder auf seinen Nasenrücken schieben musste.   „Oho.“ Naruto trug immer noch das Grinsen auf den Lippen, als er Sasuke von oben bis unten betrachtete. „Du hast also auf meinen Rat gehört und willst dein Aussehen mehr deinem wahren, inneren Nerd anpassen? Die Brille ist auf jeden Fall ein guter Anfang.“ Er klopfte ihm auf die Schulter.   „Es ist eine Lesebrille“, erklärte Sasuke ihm mit einem Brummen, „Ich werd sie nicht permanent tragen, nur, wenn ich sie brauche.“   Amüsiert hob Naruto eine blonde Augenbraue hoch. „Ach, wirklich?“, fragte er nach, „Und warum trägst du sie dann jetzt?“   „Weil ich mich an sie gewöhnen will. Ansonsten werd ich sie nur tragen, wenn es absolut notwendig ist.“   „Och.“ Naruto spitzte die Lippen. „Schade, irgendwie. Sie steht dir.“ Und es stimmte, sie stand ihm wirklich ausgesprochen gut und auch, wenn Sasuke es vielleicht nicht wahrhaben wollte, gab sie ihm einen gewissen Hauch von Nerd.   Es sah… Beinahe niedlich aus.   „Hn“, machte Sasuke, „Sie nervt, weil sie immer herunter rutscht.“   „Oi.“ Kiba, der nur den letzten Fetzen des Gesprächs mitbekommen hatte, stellte sich neben Naruto. „Was ist das denn für ein Streber?“ Er nickte mit dem Kopf zu einem Zähne fletschenden Sasuke.   Naruto lachte. „Das ist Sasuke!“, stellte er seinem Freund mit einem breiten Grinsen vor. Er schlang seinen Arm um Sasukes Hals. „Und Sasuke, das ist mein Kumpel, Kiba. Ich hab dir schon von ihm erzählt, vielleicht erinnerst du dich ja?“   „Grob“, erwiderte Sasuke und löste sich von Narutos würgenden Griff, sodass seine Hand nur noch auf seiner Schulter ruhte.   Kibas Augen wurden groß. „Der Sasuke?“, fragte er nach, „Der Sasuke, von dem Naruto immer labert?“   „Hey!“ Naruto gab ihm eine schmerzvolle Kopfnuss. „Übertreib mal nicht! Ich hab ihn vielleicht ein- oder zweimal erwähnt.“   „Ja“, stimmte Kiba langsam zu und rieb sich murrend den Kopf, „Du erwähnst ihn ein- oder zweimal in der Minute, das stimmt.“   „Scheiß Köter!“ Knurrend legte Naruto ihm eine Hand vor den Mund und wandte sich dann mit heißen Wangen an Sasuke. „Grins nicht so, Bastard!“, fuhr er ihn an.   Doch Sasukes Schmunzeln wurde nur noch breiter, fieser sogar. „Hn“, war das einzige, was er von sich gab, doch das Glitzern in seinen Augen sagte eh weitaus mehr aus als es tausend Worte konnten.   „Penner!“ Naruto schlug Kiba ein letztes Mal und ließ ihn dann los. „Er übertreibt, so oft rede ich doch nicht von dir.“   „Natürlich nicht“, erwiderte Sasuke, immer noch das verdammte Schmunzeln auf den Lippen.   „So trifft man sich also, huh?“ Grinsend hielt Kiba ihm seine Hand unter die Nase. „Wie der blonde Affe schon erwähnt hat; ich bin Kiba. Freut mich, dich endlich mal kennenzulernen, Mann.“   Sasuke schüttelte seine Hand. „Sasuke. Ebenfalls.“   „Ich seh schon, ein Fan großer Worte.“ Kiba lachte schallend und betrachtete ihn dann von Kopf bis Fuß, die Arme vor der Brust verschränkt. „So sieht also der Penner aus, der mir meinen Rang als Narutos besten Freund abgenommen hat.“ Seine Mundwinkel zuckten, ein Zeichen dafür, dass er seine Worte nicht allzu ernst meinte.   „Pah! So einfach wirst du diesen Rang nicht los! Du bist immer noch mein bester Freund!“ Mit einem Grinsen nahm Naruto Kiba in den Schwitzkasten. Kiba beschwerte sich lauthals, versuchte allerdings nur halbherzig, sich aus diesem Griff zu befreien. „Du bist und bleibst mein bester Freund, Alter. Sasuke ist mein Seelenverwandter.“   „Tch.“ Sasuke verdrehte die Augen bei dieser Bezeichnung. „Bist du immer noch darauf versessen?“   „Naja, es ist doch so!“ Naruto schob seine Unterlippe vor. „Für mich zumindest und ich bin mir sicher, dass du diese Verbindung auch spüren kannst, Sasuke!“   „Ugh, verschont mich mit eurem Schwuchtelzeug!“ Stöhnend schubste Kiba Naruto von sich und strich sich danach über den schmerzenden Nacken. „Wenn ihr euch anschwulen wollt, dann bitte nicht vor meinen Augen.“ Er rümpfte die Nase.   „Kiba!“ Naruto riss die Augen auf und blickte schnell zu Sasuke herüber. Kiba wusste natürlich nicht, dass Sasuke schwul war und er hoffte, dass er Kiba die Aussage nicht übelnehmen würde. „Das-“   „Er ist die Schwuchtel.“ Mit einem kleinen Schmunzeln nickte Sasuke in Narutos Richtung. „Er hat mit dem Zeug angefangen, nicht ich.“   „Haha!“ Lachend klatschte sich Kiba auf den Oberschenkel. „Jetzt versteh ich auch, warum deine Beziehungen mit Weibern nie so lange gehalten haben!“   „Halt doch die Fresse.“ Naruto schubste Kiba. „Und du auch.“ Er drehte sich zu Sasuke und schubste diesen ebenfalls, allerdings mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Sasuke schien nicht wirklich angepisst von Kiba zu sein und das freute ihn. „Hey, was hast du heute noch vor?“   Sasuke zuckte mit den Schultern. „Nichts, eigentlich. Das einzige, was auf meiner heutigen Agenda stand, war der Besuch beim Optiker und den hab ich ja jetzt erledigt.“   „Wollen wir ein bisschen abhängen?“, schlug Naruto vor, „Du weißt schon, was trinken und dann zu mir, etwas zocken?“   Sasuke dachte über sein Angebot nach und nickte dann schließlich. „Okay.“   „Cool!“ Naruto strahlte ihn an und sah sich um. „Puh, der Regen hat sich zum Glück wieder gelegt, glaub ich.“ Er hielt eine Hand nach draußen. „Jepp, nieselt nur noch ein bisschen.“   „Schön, wie ihr mich einfach ignoriert habt“, meinte Kiba plötzlich, „Vielleicht wollte ich ja auch mitzocken?“   „Willst du denn?“ Naruto sah ihn an, die Augen groß und die Miene schuldig. „Sorry, Mann, ich dachte, du wolltest zu Hinata…“   „War auch nur ein Witz, ich fahr ja jetzt auch zu meiner Süßen. Du bist echt zu naiv, Naruto!“ Kiba lachte und schlug seinem Freund auf den Rücken. „Lasst euch nicht länger aufhalten von mir, mein Bus müsste eh jede Minute kommen.“   „Grüß Hinata von mir, Köter!“ Naruto tätschelte ihm die Schulter und drehte sich zu Sasuke um. „Wollen wir?“ Sasuke nickte.   „Ich hoffe, man sieht sich bald wieder, Sasuke“, verabschiedete sich Kiba von ihm und hielt ihm erneut die Hand hin.   „Bestimmt. Bis dann.“ Sasuke nahm sie an und schüttelte sie einmal kurz, dann schob er die Hände in seine Manteltaschen und sah zu Naruto herüber.   „Also, tschau!“ Naruto winkte seinem Freund noch einmal zu und machte sich dann mit Sasuke im Schlepptau wieder auf den Weg in Richtung Stadt. „Wo willst du gerne hin?“, fragte er ihn.   Sasuke zuckte mit den Schultern. „Dunkin Donuts?“, schlug er vor.   „Fuck ja!“ Naruto schenkte ihm ein breites Grinsen. „Du gewinnst immer mehr Sympathiepunkte bei mir, Herr Uchiha.“   „Juhu“, erwiderte Sasuke mit emotionsloser Stimme.   Der Blonde lachte. „Schieb dir deinen Sarkasmus in den Arsch, Bastard. Oh, apropos…“ Er zog die Augenbrauen zusammen, als er an Kibas Worte zurückdenken musste. „Ich hoffe, das hat dir nichts ausgemacht, was Kiba eben gesagt hat. Von wegen Schwuchteln und so.“   Sasuke sah ihn überrascht an. „Hat es nicht. Wieso, sollte es etwa?“   „Naja, du bist ja…“ Naruto machte undefinierbare Bewegungen mit der Hand. „… Und so.“   „Ich bin schwul“, stellte Sasuke klar, „Und nicht das da.“ Er machte Narutos bescheuerte Handbewegungen nach. „Was auch immer das sein sollte.“   „Arschloch.“ Naruto warf ihm einen genervten Blick zu. „Du weißt doch, was ich meine.“   „Ich weiß. Aber du musst dir deswegen nicht deinen idiotischen Kopf zerbrechen. Mir ist egal, was andere Menschen über mich und meine Sexualität denken.“   „Okay.“ Naruto nickte, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Das war eine gute Einstellung, sie gefiel ihm. „Wollte nur sichergehen und so. Manche reagieren da ja ziemlich empfindlich.“   „Ich bin nicht wie manche“, sagte Sasuke, ein arrogantes Lächeln auf den Lippen, „Ich bin der Sasuke Uchiha.“   „Und ein arrogantes Schwein.“ Naruto verdrehte die Augen und boxte ihm leicht in die Seite. „Also… Wo war Dunkin Donuts nochmal?“   ~ xXx ~   Naruto konnte nicht genau sagen, wann es angefangen hatte. Vielleicht als er in Dunkin Donuts beobachten konnte, wie sich Sasuke die Schokolade von den Fingern geleckt hatte. Oder vielleicht als Naruto im vollen Bus gegen Sasuke gepresst worden war und seine Hand dabei über dessen Hüfte gestrichen hatte. Vielleicht hatte es aber auch schon viel früher angefangen, nämlich da, wo Sasuke ihm mehr oder weniger gebeichtet hatte, dass er schwul war.   Den genauen Zeitpunkt, an dem er begonnen hatte, Sasuke in einem anderen Licht zu sehen, konnte er also nicht genau festlegen. Der Prozess war schleichend verlaufen und bevor Naruto sich versah, spukten ihm bereits diese… Gedanken im Kopf herum.   Erschreckende Gedanken.   Naruto ertappte sich öfter dabei, wie er Sasuke beim Sprechen auf den Mund starrte. Wie er eine rote, flinke Zunge beobachtete, die eine wohl geformte Unterlippe befeuchtete und er fragte sich, ob sich diese rosigen Lippen schon einmal um einen Schwanz geschlossen haben, ob die Zunge schon einmal Lusttropfen von einer Eichel geleckt hatte und ob dieser Mund, der sonst nur so arrogante und sarkastische Sachen von sich gab, schon einmal von einem Schwanz gestopft und gefickt worden war.   Der Blonde hatte wirklich keine Ahnung, wieso er an solche Sachen denken musste, wenn er mit seinem Freund zusammen war. Er konnte diese Gedanken einfach nicht stoppen, gegen seinen Willen schwirrten sie ihm immer und immer wieder im Kopf herum. Und das waren bei weitem nicht die einzigen Gedanken, er wurde von viel mehr heimgesucht.   Beispielsweise diese Finger! Diese schlanken, eleganten, geschickten Finger. Mit einer Faszination, die ihn selbst erschreckte, beobachtete Naruto, wie sich diese Finger um die Metallstange im Bus legten und wie sie bei Bremsungen wenige Zentimeter nach unten oder nach oben rutschten. Bei dieser kleinen Bewegung schossen Naruto tausend Fragen in den Kopf:   Hatte Sasuke diese Hand schon einmal um das Glied eines anderen Kerls gelegt? Hatte dieser Daumen schon einmal über eine Schwanzspitze gerieben? Waren diese Finger, glitschig von Gleitgel, schon einmal in der intimsten Stelle einer anderen Person gewesen?   Naruto fielen auch Dinge auf, die er früher nie bemerkt hatte. Zum Beispiel wie eng die Hosen, die Sasuke immer trug, doch im Schrittbereich zu sein schienen und wie unbeschreiblich rund und knackig sein Arsch in ihnen aussah und bei diesen Gedanken stellte sich ihm natürlich die nächste Frage: War in diesem Arsch schon einmal ein Schwanz vergraben gewesen?   Er wusste, dass ihm das eigentlich nichts anging, aber er war so verflucht neugierig! Naruto mochte Sex, er mochte Gespräche über Sex und natürlich interessierte es ihn da auch, ob Sasuke schon einmal mit einem Kerl geschlafen hatte.   Aber Sasuke redete nicht gerne über sein Liebesleben und frühere Beziehungen. Naruto wusste zwar, dass er mit einem Kerl namens Sai für knapp zwei Jahre zusammen gewesen war und dass dieser nun als Mangaka arbeitete, aber das waren die einzigen Informationen, die er aus seinem Freund hatte heraus kitzeln können.   Zwei Jahre waren ziemlich lang und da Sasuke und sein Exfreund damals noch hormonelle Teenager gewesen waren, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie Sex hatten, sehr, sehr hoch. Das sollte Narutos Neugierde eigentlich stillen, aber das tat sie nicht. Sie war immer noch da und deswegen wurde Naruto auch klar, dass er mit jemanden darüber reden musste, und zwar sofort, sonst würde er noch bekloppt werden.   Also tat er genau das. Reden.   ~ xXx ~   Das Glöckchen an der Eingangstür klingelte leise, als Naruto die Hyuuga Bäckerei betrat. Sofort schoss ihm der Duft von köstlichen Backwaren in die Nase und er leckte sich hungrig über die Lippen, bevor er mit einem Lächeln zur Theke ging.   „Naruto-kun!“, begrüßte Hinata ihn glücklich, als sie ihn erblickte, „Schön dich zu sehen.“   „Hi, Hinata!“, erwiderte Naruto winkend und beugte sich über die Theke, um seine Arme für eine kurze, aber herzliche Umarmung um ihren zierlichen Körper zu schlingen. „Wie geht’s?“   „Gut.“ Lächelnd steckte sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Die Geschäfte laufen auch gut, obwohl es die letzte Zeit ein wenig s-stressig war, aber das ist ja immer zu dieser Zeit.“   „Mhmh“, summte Naruto zustimmend, „Es ist ja schließlich auch bald Weihnachten und die Hyuuga Kekse sind eben legendär, jeder in Konoha will sie testen!“ Er grinste, als Hinata errötete und sich schüchtern für das Kompliment bedankte. „Apropos…“ Suchend ließ er seinen Blick über die ausgestellten Backwaren gleiten. „Hast du noch ein paar der Kekse…?“   „Leider n-nicht.“ Hinata schüttelte den Kopf. „Die letzten sind gerade eben erst verkauft worden.“   „Aww, Mann!“ Schmollend verschränkte er die Arme hinterm Kopf. „Wie gemein! Ich liebe die Dinger und ich hab irgendwie schon den ganzen Tag total hunger darauf!“   „Wir sind schon fleißig daran, die nächsten Kekse zu backen“, teilte sie ihm mit, die Hände ineinander gefaltet, „Wenn du also ein paar M-Minuten Zeit hättest, dann… ä-ähm…“ Sie biss sich auf die Unterlippe.   „Klar!“ Naruto strahlte sie an. „Ich hatte eh vor, etwas zu bleiben. Weißt du, ich… Mmpf.“ Verlegen rieb er sich über den Nacken. „Ich wollte ehrlich gesagt mit dir über etwas reden und so…“   „Oh?“ Hinata blinzelte überrascht und lächelte ihn dann an, die Wangen rosa verfärbt. „G-Gern, Naruto-kun! Ich… Ähm, Moment, ich frag eben, ob jemand für mich übernehmen kann und-“   „Schon in Ordnung, Hinata!“ Naruto fuchtelte mit seiner Hand herum und brachte das Mädchen so erfolgreich zum Schweigen. „Wenn es gerade nicht geht, dann ist das okay. Es ist nicht dringend oder so, das Gespräch kann ruhig warten. Ich will dir keine Umstände bereiten und so.“   „Tust du nicht.“ Sie schüttelte schnell den Kopf und strich sich dann ein paar Haarsträhnen, die bei dieser Bewegung wild hin- und hergeflogen waren, aus den Augen. „Ich frag eben nach, ich bin mir sicher, d-dass ich für ein paar Minuten Pause machen kann. S-Setz dich doch schon einmal hin, Naruto-kun.“   „Äh, okay.“ Naruto kratzte sich am Kopf, das linke Auge zusammen gekniffen. „Stress dich nicht, wenn es nicht geht, dann ist das wirklich okay. Ich kann auch später oder morgen noch einmal wiederkommen.“   „Nein, nein. Das ist schon in O-Ordnung!“, erwiderte sie hastig und bevor Naruto etwas daraufhin sagen konnte, war sie bereits in der Küche verschwunden.   Naruto lächelte und setzte sich an den Tisch. Hinata war wirklich eine fantastische Freundin und er war sehr froh, dass er sie hatte. Er hatte anfangs zwar etwas Zweifel gehabt, ob sie die richtige Gesprächspartnerin für dieses Thema war, hatte sich dann aber dennoch für sie entschieden. Er hoffte nur, dass das arme Mädchen nicht in Ohnmacht fallen würde, wenn er ihr von seinen homosexuellen Gedanken erzählen würde…   Naruto seufzte und streckte die Beine vor sich aus. Es war Dank der Küche und der dortigen Öfen relativ warm hier drinnen, weswegen er beschloss, seine Jacke auszuziehen und um seinen Stuhl zu hängen. Er stützte sein Gesicht mit einer Hand ab und wartete darauf, dass Hinata wieder erscheinen würde, was sie auch ein paar Sekunden später tat.   „O-Okay.“ Lächelnd setzte sie sich ihm gegenüber an den Tisch. „Ich kann für zehn Minuten Pause machen. Hanabi vertritt mich solange.“   „Kay, cool.“ Naruto grinste sie dankbar an und winkte Hinatas kleiner Schwester zu. „Heh. Sorry, dass ich dich immer so überfalle und so plötzlich und ohne Ankündigung komme.“ Er rieb sich den Nacken. „Ich hoffe, deine Familie ist deswegen nicht angepisst, weil du wegen mir immer kleinere Pausen nimmst.“   „Ach was.“ Hinata legte die Hände in den Schoß. „Du gehörst ja schon fast zur F-Familie. Wir freuen uns alle immer sehr, wenn wir dich hier begrüßen können.“   „Tja, ihr seid ja auch die beste verfickte Bäckerei und Konditorei in ganz Japan!“, rief er enthusiastisch aus und rieb sich den Bauch. „Du weißt, wie sehr ich Essen liebe und eure Backwaren sind echt wie… Wie ein Orgasmus einfach!“   „Ähm…“ Hinata wurde knallrot und tippte ihre Fingerspitzen unsicher gegeneinander. Man konnte ihr ansehen, dass sie nicht wirklich wusste, wie sie mit solch einem Kompliment umgehen sollte. „Danke?“   Naruto lachte erheitert auf. „Bitte“, erwiderte er, ein freches Grinsen im Gesicht und beugte sich vor, um Hinata liebevoll den Kopf zu tätscheln. „Das war definitiv ein riesengroßes Kompliment von mir, also nicht so schüchtern sein!“   „D-Du weißt doch… Ich kann mit s-solchen… Solchen Aussagen nicht besonders viel anfangen…“ Hinata biss sich auf die Unterlippe und warf ihm einen schüchternen Blick zu.   Narutos Grinsen schwankte gefährlich bei dieser Antwort. „Ich weiß“, bestätigte er und presste die Lippen zusammen, „Ähm… Scheiße, also weswegen ich mit dir sprechen wollte…“   „Ja?“ Neugierig legte sie den Kopf etwas zur Seite, die Hände nun auf dem Tisch ruhend.   „Ich… Oh fuck, ich hoffe, du killst mich deswegen nicht, Hinata.“ Naruto lachte unsicher und warf den Kopf in den Nacken, um an die Decke zu starren. „Ich weiß, dass du mit dem Thema nicht wirklich… Hm, sagen wir so; ich weiß, dass es dir ziemlich unangenehm ist und ich hoffe echt, du hasst mich nicht, weil ich dennoch damit zu dir komme… Also.“ Er sah aus den Augenwinkeln zu ihr. „Es geht um… Sex… Nicht direkt, aber uh… Ja.“   Für einen Moment wich die ganze Farbe aus Hinatas Gesicht, dann fing ihr Kopf plötzlich an zu glühen. „Um… S… S… Ähm… Um…?“   „… Ja.“ Naruto gluckste verlegen und sah sich um, die Zähne in seine Unterlippe gebohrt. „Ich… Ich hab dir ja von Sasuke erzählt, nicht wahr? Der Typ, mit dem ich mich im Bus gestritten hatte und der jetzt mein Freund ist?“   Hinata nickte nur dümmlich; die Augen groß und das Gesicht knallrot.   „Naja und Sasuke…“ Naruto trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum, unsicher, wie er die ganze Situation ansprechen sollte. „Er ist schwul… Ich hab damit aber kein Problem oder so, du kennst mich!“ Abwehrend hielt er beide Hände in die Luft. „Toleranz ist mein zweiter Vorname. Das Ding ist… Seitdem ich das weiß, da… Keine Ahnung!“   Er stöhnte verzweifelt und zerrte an seinem Haar, um so etwas von der Wut loszuwerden, die sich in ihm aufstaute. Verdammt, wieso hatte er nur so Probleme, seine Gedanken in Worte zu fassen? Er redete doch sonst auch immer, wie ihm der Schnabel gewachsen war, aber jetzt fehlten ihm irgendwie die Worte um das auszudrücken, was er fühlte und was ihn so beschäftigte.   „Seitdem… Ich seh ihn irgendwie in einem anderen Licht, weißt du? Wenn ich ihm ins Gesicht sehe, dann frag ich mich so bescheuerte Sachen, wie ob er schon einmal jemanden einen geblasen hat oder ob sein Schwanz schon einmal von einem Kerl gelutscht wurde…“ Er lachte etwas gequält und drehte den Kopf zur Seite, die Wangen rot. „Das ist… Krank. Ich kann diese Gedanken irgendwie nicht stoppen…“   „Ähm“, machte Hinata kleinlaut, das Gesicht immer noch heiß, während sich ihre Finger in das Material ihrer weißen Jeans krallten, „V-Verstehe…“   „Weißt du, das belastet mich wirklich.“ Seufzend rieb sich Naruto über die linke Augenbraue und verschränkte danach die Arme auf dem Tisch, um sein Kinn dort abzustützen. „Ich weiß nicht, was mir diese Gedanken sagen sollen…“   „I-Ich bin mir auch nicht wirklich sicher“, gab Hinata leise zu, sichtlich überfordert mit dem Thema.   „Hey…“ Naruto grinste müde, während er sie betrachtete. „Ist schon okay, Hinata. Wenn du mit mir nicht darüber reden willst ist das völlig okay. Ich wollte dich damit wirklich nicht belasten. Ich wusste nur nicht, mit wem ich sonst darüber reden könnte.“ Er leckte sich über die Vorderzähne. „Kiba… Naja, du kennst Kiba doch. Der würde völlig am Rad drehen, wenn ich mit so etwas bei ihm ankommen würde.“   Er lachte leise, während er sich Kibas Reaktion bildlich vorstellte. „Und Sakura…“ Seine Miene wurde wieder ernst. „Ich glaub, sie ist in Sasuke verknallt und so… Wenn ich ihr das dann sagen würde, dann würde sie das nur in den falschen Hals bekommen und denken, dass ich was von ihm will oder so einen Scheiß.“ Er pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die seine Nase gekitzelt hatte.   „Etwas von ihm wollen?“, wiederholte Hinata. Sie kaute an ihrer Unterlippe herum. „Vielleicht ist das Grund, warum du… Ähm…“   „WAS?!“ Narutos Stimme überschlug sich, die Wangen auf einmal feuerrot, als er in eine senkrechte Position schoss. „Ich will nichts von ihm, Hinata…! Du weißt doch, dass ich auf Mädchen stehe!“   Hinata keuchte erschrocken und kauerte zusammen. „T-Tut mir leid, N-Naruto-kun“, wisperte sie, „War nur ein V-Vorschlag…“   „Fuck…“ Fluchend fuhr er sich durchs Haar, als er sah, wie sehr er das arme Mädchen mit seiner Reaktion erschreckt hatte. „Sorry, Hinata, ich wollte nicht so laut werden…“ Er legte seine Hand über eine ihrer blassen, zitternden und drückte sie sanft. „Tut mir leid.“   „S-Schon okay.“ Sie lächelte ihn unsicher an, die Lippen fest zusammen gepresst. „Ähm…“ Sie runzelte die Stirn, während sie über eine andere Möglichkeit nachdachte. „Vielleicht b-bist du einfach nur… Neugierig? Du kennst ja sonst niemanden mit homosexuellen Neigungen, oder?“   Naruto musste an seinen Kumpel denken, der zwar bisexuell war, aber das war nicht dasselbe. Bei ihm war Naruto nie wirklich neugierig geworden. „Stimmt. Daran hab ich auch schon gedacht, ehrlich gesagt…“ Er zog die Augenbrauen zusammen und kratzte sich am Kinn. „Aber ich weiß nicht… Ich kann ihn ja auch nicht einfach so fragen, was er im Bett mit Kerlen alles schon so gemacht hat. Besonders, weil der Bastard wirklich… Naja, er redet halt nicht sehr gerne über sich und so…“   „Mh… D-Dann würde ich ihn aber auch nicht darauf ansprechen“, erwiderte Hinata. Ihre Wangen waren immer noch etwas gerötet, aber nicht mehr so glühend wie noch vor einigen Minuten.   „Hätte ich eh nicht gemacht…“ Naruto drückte ihre Hand ein letztes Mal und verschränkte die Arme dann hinterm Kopf. „Ich bin mir sehr sicher, dass er nicht darüber reden will und ich will ihn ja auch nicht dazu zwingen oder so. Ich denke, auch wenn er bei solch einem Thema offen wäre, würde ich ihn nicht danach fragen…“ Er kaute nachdenklich an seiner Unterlippe. „Weißt du, einerseits bin ich neugierig, aber andererseits will ich das gar nicht wissen irgendwie…“   „O-Oh“, meinte Hinata überrascht, „Das ist ein wenig… Widersprüchlich, m-meinst du nicht auch…?“   „Das ist es wohl.“ Naruto lachte leise. Das war es wirklich und er konnte sich ehrlich gesagt auch selbst nicht verstehen. Einerseits war eben diese unglaubliche Neugierde da, aber anderseits wollte der Blonde auch gar nicht wissen, wie weit Sasuke mit irgendwelchen Typen gegangen war und was sie alles im Bett erlebt hatten. Aus Sasukes eigenem Mund zu hören, dass er schon einmal gefickt wurde, das würde alles so… Endgültig machen. So real. Und irgendwie… Irgendwie hatte Naruto genau damit Probleme.   Es war fast so, als würde ihn das Wissen eifersüchtig machen… Aber nur fast, da er ganz sicher nicht eifersüchtig war. Oder werden würde. Nein. Nope. Er und eifersüchtig? Warum sollte er?! Er hatte ja keinen Grund dazu! Also nein… Eifersüchtig, das war er definitiv nicht. Niemals.   „Scheiße.“ Mit einem Stöhnen ließ er seinen Kopf auf die Tischplatte knallen. Es tat weh, aber der Schmerz war eine wohlwollende Ablenkung. „Verdammt, wieso muss das alles nur so schwer sein?!“, beschwerte er sich mit einem Jammern und richtete sich wieder auf. „Das einzige, was ich will, ist, dass ich dem Bastard wieder ins Gesicht sehen kann, ohne dabei sofort an Sex zu denken! Ist das denn zu viel verlangt?!“   „Naja…“ Schüchtern lächelnd rutschte Hinata auf ihrem Sitz herum. „Vielleicht gehen diese Gedanken nach einer Zeit ja auch wieder von alleine weg?“   „Ich hoffe es!“ Naruto seufzte laut und rieb sich über die rote Stirn. „Auch wenn ich es irgendwie bezweifle… Aber naja, immer positiv denken, was?“ Er schenkte seiner Freundin ein Grinsen.   „Genau“, stimmte Hinata nickend zu, „Vielleicht hat es ja auch etwas geholfen, dass du nun mit jemandem über das Thema g-geredet und es quasi verbal verarbeitest hast. Du hast laut gesagt, was du für Gedanken hast und dass du diese aber gar nicht haben möchtest, da du sie verständlicherweise als lästig empfindest.“ Sie stand auf, als ihre Schwester nach ihr rief.   „Ich hoffe es…“ Das klang ehrlich gesagt gar nicht mal so dumm. Vielleicht ließen ihn diese bescheuerten Gedanken ja nun wirklich in Ruhe, jetzt, wo er ihnen freien Lauf gegeben und sie nicht verdrängt hatte…?   „Naruto!“, rief Hanabi ihm zu und winkte ihn zu sich. „Die Kekse sind fertig! Möchtest du welche probieren?“   „Ha, fuck ja!“ Naruto sprang so schnell auf, dass er den Stuhl dabei umkippte. „Das musst du mir nicht zweimal sagen!“   ~ xXx ~   Hinata hatte wirklich Recht gehabt. Nach ihrem Gespräch waren die Gedanken wirklich immer seltener und seltener vorgekommen, bis sie schließlich kaum noch da waren. Nur, wenn sich Sasuke mal auf den Fingernagel biss oder ähnliche sexuell angehauchte Dinge tat, musste er noch einmal kurz daran denken, aber das war wohl normal. Deswegen machte er sich keine Sorgen, Naruto wusste ja, dass er – um es plump zu sagen – ziemlich untervögelt war und deswegen auch nur die kleinsten sexuellen ‚Hinweise‘ herauspicken konnte.   Die sexuellen Gedanken waren also weitestgehend verschwunden, aber dafür… Dafür gab es nun etwas anderes, was ihm keine Ruhe mehr ließ: Körperkontakt.   Naruto war schon immer ein sehr körperbezogener Mensch gewesen und ihm war es demnach sehr wichtig, seine Freunde auch mit Umarmungen, Knuddelattacken oder sonstigen körperlichen Berührungen zu überhäufen. Er mochte es einfach, seine Freunde anzufassen, ihnen hier einen Klaps auf den Rücken zu geben oder ihnen da eine Hand auf die Schulter zu legen.   Es war ihm sehr wichtig und seine Freunde wussten das. Manchmal fasste er seine Freunde sogar an, ohne es zu bemerken. Sakura hatte ihn mal als Grabscher bezeichnet, weil seine Hand immer auf irgendeinem ihrer Körperteile lag. Aber sie hatte es mit einem Lächeln gesagt, was hieß, dass es sie nicht wirklich störte.   Naruto war Körperkontakt und die Nähe zu seinen Freunden also sehr wichtig. Etwas, was im kompletten Gegensatz zu Sasuke stand. Sasuke fasste Menschen nur sehr, sehr selten von sich aus an, das war dem Blonden schnell aufgefallen. Aber worauf er nie geachtet hatte war, wie Sasuke auf seine Berührungen reagierte.   Er fasste die Leute meist unbewusst an und hatte bis jetzt nie auf Sasukes Reaktionen geachtet, aber jetzt… Jetzt überkam ihm auf einmal diese Neugierde. Berührte er Sasuke genauso oft wie Kiba oder Sakura beispielsweise? Oder hatte sein Unterbewusstsein aufgeschnappt, dass Sasuke nicht gerne Körperkontakt hatte und er hielt sich deswegen bei ihm etwas zurück?   Naruto wusste es nicht. Er wusste es wirklich nicht, aber er wollte es. Er wollte es unbedingt herausfinden, besonders, da er ja nun wusste, dass Sasuke auf Männer stand. Vielleicht reagierte er da auf Berührungen von Naruto anders, weil er eben auch ein Kerl war? Würde sich Sasuke angebaggert fühlen, wenn Naruto ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter legen würde?   Er wollte es wirklich wissen und deswegen beschloss er, Sasuke von nun an bewusster anzufassen und dann genau auf seine Reaktion zu achten. Also tat er auch genau das.   ~ xXx ~   „Zappel nicht so herum.“ Mit einem Seufzen steckte sich Sasuke den Stöpsel seines MP3-Players wieder ins Ohr. „Es nervt.“   „Ich zappel nicht!“ Naruto blies die Wangen auf. „Ich bewege mich nur zum Takt der Musik.“   „Nein. Es sieht aus, als wenn du einen epileptischen Anfall hättest“, erwiderte Sasuke, die Hände in seiner Manteltasche gesteckt. „Bring das nächste Mal deinen eigenen MP3-Player mit, wenn du unbedingt Musik hören willst.“   „Geht ja nicht!“, jammerte Naruto, „Ich hab den irgendwo verloren… Ich glaub im Bus, keine Ahnung! Auf jeden Fall hab ich im Moment kein Geld, um mir einen neuen zu kaufen. Ich spare ja schließlich für den Nintendo 64. Sei also ein guter Freund und teile deine Musik mit mir!“   Als er ihn mit großen, flehenden Augen ansah brummte Sasuke nur ein „Hn“ und drehte den Kopf zur Seite.   Naruto seufze und fuhr sich durchs blonde Haar. Seine Antwort war nur halb gelogen, er hatte wirklich versucht, sich zum Takt der Musik zu bewegen, aber das auch nur, weil er so verdammt nervös war.   Er wollte sein kleines… Experiment von wegen Körperkontakt und Sasuke und dessen Reaktion nun umsetzen, aber irgendwie war er verflucht nervös… Eine völlig unangebrachte Nervosität! Das letzte Mal, dass er so aufgeregt war, war, als er das erste Mal seine allererste Freundin angefasst hatte! Aber das hier… Das war etwas völlig anderes, da sie erstens beide Kerle waren, zweitens war Sasuke nur ein guter Freund und drittens hatte er ihn schon mehrmals berührt. Er hatte also keinen Grund, so nervös zu sein. Besonders, da er ja nicht plante, ihn in den Schritt oder so zu fassen.   Naruto seufzte erneut und biss sich auf die Unterlippe. Jetzt oder nie… Jetzt, wo sie beide im Bus saßen, war die perfekte Gelegenheit, also sollte er sie auch nutzen! Er atmete tief ein und spreizte die Beine. Mehr, mehr, noch ein Stückchen mehr… Da.   Sein Knie ruhte gegen Sasukes, er konnte die Wärme spüren, die von seinem Körper durch das Material seiner Jeans abgegeben wurde und Naruto musste schlucken. War doch gar nicht so schwer gewesen, oder?   Er lächelte leicht, zufrieden mit sich selbst und weil diese Nähe durchaus angenehm war und sah dann zu Sasuke. Dieser hatte den Blick stur geradeaus gerichtet, der Rücken perfekt gerade, die Hände im Mantel und der Ausdruck neutral.   Naruto zog einen Schmollmund. Okay, mit gar keiner Reaktion hatte er eigentlich nicht gerechnet… Vielleicht war Sasuke aber auch nur so in seiner Musik vertieft, dass er die Berührung gar nicht mitbekam? Das war eine Möglichkeit, wenn eigentlich auch ziemlich unwahrscheinlich, aber dennoch. Also beschloss Naruto, noch einen Schritt weiter zu gehen.   Er drehte den Kopf leicht zur Seite, so, dass er Sasuke aus den Augenwinkeln noch beobachten konnte, und ließ sein Bein dann so unauffällig wie möglich nach rechts gleiten, bis sein Schuh gegen Sasukes stieß und nun ihre gesamten Unterbeine leicht aneinander gepresst waren.   Eine schwarze Augenbraue zuckte leicht, sonst war keine Reaktion zu sehen, ob nun positiv oder negativ. Aber eben genau wegen dieser fehlenden Reaktion und weil sich Sasuke nicht anders bewegte oder ihn anmotzte, war dies für Naruto eigentlich positiv und er musste lächeln.   Eine Zeit lang saßen sie schweigend da, doch dann erschien plötzlich ein älteres Ehepaar vor ihnen. „Was für unverschämte Bengel!“, fuhr die Frau sie an, die faltigen Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst, „Sitzen da einfach so herum, während ihr seht, dass arme alte Leute wie wir stehen müssen!“   Naruto zuckte erschrocken zusammen, als er die schrille Stimme hörte und sah sie überrascht an. „Öh…“, war das einzige, was ihm dazu einfiel.   „Habt ihr denn keinen Respekt, ihr Rotzlöffel?!“ Sie schlug Naruto mit ihrem Regenschirm auf den Kopf. „Die Jugend heutzutage… Ihr solltet euch alle etwas schämen!“   „Ich glaube“, fing Sasuke langsam an, die Augen zu Schlitzen verengt, „Dass Sie keinen Respekt haben. Wer läuft und schreit denn hier herum und schlägt dazu ihm noch fremde Menschen ohne Grund?“   Die alte Frau riss die Augen auf. Anscheinend hatte sie nicht mit Widerstand gerechnet. „Du… Du…“   „Liebes…“ Nun meldete sich auch der Mann zum ersten Mal zu Wort. Er legte seine Hand auf die zitternde Schulter seiner Frau. „Lass sie doch, sie-“   „Nein!“, kreischte sie und schlug seine Hand weg, „So etwas lasse ich mir nicht bieten, ich-“   „Chill mal, Oma!“, unterbrach Naruto sie mit hochgehobenen Händen, „Ist ja gut. Ich hab nun wirklich kein Bock auf dein Gelaber, du alte Hexe.“ Er rollte mit den Augen und erhob sich. „Lass uns gehen, Sasuke.“   Sasuke warf der immer noch tobenden Frau einen vernichtenden Blick zu und stand dann auf, um sich im Mittelteil des Busses einen Stehplatz zu suchen. Naruto folgte ihm.   „Alter, was war das denn für eine Gewitterhexe?“ Murrend rieb er sich über den Kopf. „Das hat ziemlich wehgetan!“ Er schmollte.   „Lass sie doch.“ Sasuke zuckte mit den Schultern. „Sie ist wahrscheinlich nur bitter, weil sie untervögelt ist.“   „W… Was?“ Naruto riss die Augen auf und starrte ihn an, so als wenn er nicht sicher wäre, ob die Person neben ihm wirklich Sasuke war oder nicht. „… Oh mein Gott!“ Er brach in Gelächter aus. Im Hintergrund konnte er hören, wie sich die alte Frau beschwerte, doch er ignorierte es. „Du hast so etwas von Recht, Mann! Genau das hab ich auch gedacht!“   Sasuke schmunzelte leicht und nahm seinen Ohrstöpsel heraus, um das Kabel um seinen MP3-Player zu schlingen. Er schob ihn in seine Manteltasche und hielt sich mit der Hand danach an der Metallstange fest.   Narutos Blick ruhte für einige Sekunden auf dieser blassen Hand und den langen Fingern. Seine eigene Hand lag ein paar Zentimeter über Sasukes an der Stange und wenn er sie nur ein klitzekleines bisschen bewegen würde, dann…   Er biss sich auf die Unterlippe, als seine Finger plötzlich zuckten. Er wusste nicht, woher dieses plötzliche Bedürfnis auf einmal kam… Er hatte doch eben schon getestet, wie Sasuke auf Körperkontakt mit ihm reagiert hatte und er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis gewesen. Wieso zur Hölle wollte er seine Hand dann nach unten schieben, bis sich ihre Finger berührten?!   Es machte keinen Sinn. Naruto konnte sich keinen Reim daraus machen, aber da er schon immer ein sehr impulsiver Mensch gewesen war und sein Bauchgefühl der Stimme in seinem Kopf vorzog, beschloss er auf die Frage nach dem Warum einfach zu scheißen.   Er atmete zitternd aus und ließ seine Hand ganz, ganz langsam an der Stange hinuntergleiten. Sasuke hatte den Kopf zum Fenster gedreht und bekam nichts von dem mit, was Naruto veranstaltete, weswegen der Blonde ehrlich gesagt auch ziemlich froh war. Er konnte sein Herz in seinem Hals schlagen spüren und wusste, dass er seine Emotionen nie gut verstecken konnte und dass ihm diese unglaubliche Nervosität gepaart mit Aufregung wahrscheinlich ins Gesicht geschrieben stand.   Ihre Hände berührten sich leicht und Naruto musste keuchen. Es war so… So schrecklich angenehm, Sasuke zu berühren und er wollte mehr, viel mehr, also schob er seine Hand so weit herunter, bis sie halb über Sasukes ruhte.   Er hielt den Atem an, als er spürte, wie Sasukes Finger unter seiner Hand zuckten. Langsam drehte der Dunkelhaarige den Kopf zu ihm und schwarze Augen bohrten sich in seine. Naruto spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Am liebsten wollte er sein Gesicht zur Seite drehen und lachen, aber das tat er nicht. Stattdessen blickte er zurück in die Augen seines Freundes, Zähne in seine Unterlippe gebohrt und der Blick etwas nervös aber entschlossen.   Sasuke sah ihn lange an und Naruto wünschte, er könnte die Emotionen deuten, die er in Sasukes Augen erkennen konnte, aber es waren so viele und Sasuke war wirklich ein Meister darin, seine wahren Gefühle mit Arroganz zu verbergen, so viel hatte Naruto in den letzten Wochen mit ihm bereits gelernt.   „Hn“, machte Sasuke schließlich, so leise, dass Naruto es fast nicht gehört hätte und drehte den Kopf dann wieder zur Seite. Sein Griff verhärtete sich um die Stange, aber er ließ seine Hand genau dort, wo sie war.   Nämlich unter Narutos.   -----------------------------------------------------------------------   Naruto, du versauter, versauter Junge >D Auf was für Gedanken er kommt, er muss wirklich untervögelt sein :o *die arme Hinata tätschel* Aber wie ich sagte, man sieht, dass es langsam in Richtung Romanze geht :D Die Betonung liegt dabei auf laaaangsam, ich quäl meine Leser doch so gerne, nyahahaha >D Und Sasuke mit Brille ist wiiiirklich heiß, oder? Oderrrr? *____* *sich den Sabber wegwisch*   An dieser Stelle noch einmal riesengroßen Dank an die Kommis, ich freu mich wirklich, dass Black Like Coffee so gut anzukommen scheint und besonders, dass ich öfter Komplimente wegen dem Realismus höre und genau so etwas freut mich wirklich, wirklich seeehr 3   Im nächsten Kapitel von Black Like Coffee: Es ist Wochenende und was ist da besser als ein Männerabend mit billigem Bier, Videospielen und Pizza? Richtig, nichts, also wird auch genau dies bei Sasuke zuhause stattfinden! Nicht nur das, Naruto übernachtet auch noch bei Sasuke und je später es wird, desto ernster werden die Gespräche zwischen den beiden auch…   Bis dann Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)