Demon Girls & Boys von RukaHimenoshi ================================================================================ Kapitel 26: Mut zum Erkennen ----------------------------    Mut zum Erkennen       „Wo in Allahs Namen habt ihr gesteckt?!?“ Stürmisch fiel Öznur Anne um den Hals. Auch wenn die mürrische Prinzessin solche Arten der Zuneigung verabscheute, schüttelte sie ihre Zimmergenossin nicht ab. Vielleicht lag es daran, dass Öznur schon im Nachthemd war? Denn es war ein Uhr morgens und die meisten hatten bereits schlaflos im Bett gelegen, als sie die Botschaft erreichte, die Prinzessin sei wieder zurück. „Weißt du eigentlich, was für Sorgen wir uns um dich gemacht haben?!? Erst rennst du den Tränen nahe aus dem Raum und dann bist du mit Carsten auch noch spurlos verschwunden! Ich hatte so eine Angst um euch beide!!! Mach das nie wieder!“, schimpfte Öznur Anne aus. Sie stutzte. Irgendwie hatte sich Anne verändert. Sie… wirkte halt so anders. „Ihr habt euch doch nicht ernsthaft aus dem Schloss geschlichen und die Dämonenprüfung absolviert?“, bemerkte Eagle nüchtern, der total sexy nur eine Jogginghose trug und dadurch seinen atemberaubenden, muskulösen Oberkörper frei gab. Öznur musterte Anne genauer. Sie wusste nicht, woran sie es erkannte, doch der heiße Häuptlingssohn hatte Recht. Wie Janine wirkte Anne nun mächtiger und hatte ebenfalls dieses sehr leise, weibliche Echo des Dämons, das bei einem für Anne typisch unfreundlichem Zischen zu hören war. Aber sonst sah sie wie immer aus… „Du hast deine wahre Gestalt schon versteckt?“, folgerte Öznur enttäuscht. „Schade…“ Sie hätte Anne nur zu gerne als Halbdämonin gesehen. Diese schnaubte. „Glaub mir, es ist besser so.“ Lissi legte den Kopf schief. „Wieso denn Banani? Hast du auf einmal eine grüne Schlangenhaut bekommen???“ Da Anne darauf demonstrativ nichts erwiderte, musste es wohl oder übel so sein. „Ich frage mich ja eher, wie du es geschafft hast, Carsten am Leben zu lassen.“, wechselte Ariane das Thema. Das war eine gute Frage, denn Eagles süßer Halbbruder sah tatsächlich noch vollkommen munter aus. Besonders unter den Umständen, dass er eben mit der Jungshasserin persönlich unterwegs gewesen war. Und dann waren sie auch noch ganz alleine… „Hat’s da etwa geknistert?“ Öznur konnte nicht anders, sie musste die Zweisamkeit der beiden so zweideutig sehen. Anne stemmte die Fäuste in die Hüften. „So ein Unsinn. Noch so eine dämliche Anmerkung und du spürst Geknister. Und zwar kein angenehmes.“ „Ach komm schon Anne, Öznur scherzt doch nur.“, beruhigte Susanne sie, von Drohung der Prinzessin unbeeindruckt. „Außerdem musst du uns schon Recht geben, wenn wir etwas übertrieben reagieren. Denn dafür, dass Carsten eine männliche Person ist, scheinst du ziemlich gut mit ihm zurechtzukommen.“ Anne verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht liegt es daran, dass er sich verhältnismäßig ‚weiblich‘ verhält, im Vergleich zu den übrigen Deppen in der Welt.“ „Soll ich das als Kompliment sehen?“ Carsten musterte Anne mit einem Blick gemischt aus Kritik und Belustigung. „Nein.“, erwiderte diese vorhersehbar. Eagle grinste amüsiert, konnte sich aber zumindest seinen fiesen Kommentar verkneifen. Er wusste genau, dass die meisten Mädchen eher auf Carstens Seite stehen würden als auf seiner. Öznur war sich nicht sicher, auf wessen Seite sie wäre. Klar, Eagle war tatsächlich das reinste Arschloch, wenn es um seinen Halbbruder ging. Aber er konnte auch ganz schön freundlich und hilfsbereit sein, wenn sie an den Vorfall mit Laura auf dem Jatusaner-Markt zurückdachte. Außerdem war er zwar nicht viel hübscher, aber dafür tausend Mal männlicher als Carsten, auch wenn das fies und oberflächlich klang. „Okeee, da es Anne und Carsten offensichtlich gut geht können wir ja endlich wieder ins Bett. Sonst schlaf ich noch im Stehen ein!“, meckerte Ariane, deren Schlaf ihr neben dem Essen das heiligste war. Aber sie hatte Recht, auch Öznur war todmüde und angeblich würde das nächste Prüfungsopfer sie selbst werden. Auch wenn die Prüfungsangst ihr den letzten Nerv raubte, etwas schlafen wollte sie trotzdem noch. So wie der Rest, denn es verging noch nicht mal eine Minute und schon hatte sich die Gruppe nach einem knappen ‚Gute Nacht‘ wieder auf die Gästezimmer verteilt.   Der Abschied von Sultana ging ziemlich schnell, da diese kurz darauf eine Konferenz hatte. Oh Mann, das war das erste Mal, dass Öznur die negativen Seiten eines Regenten zu Gesicht bekam. Sie hatte ursprünglich Laura und Anne immer um ihren Status beneidet. Doch nun, da sie Sultana kannte, war ihr das alles viel zu stressig und den Haufen Geld, den man verdiente und das Privileg, in einem Palast leben zu dürfen, konnte man gar nicht richtig auskosten. Die Bediensteten waren auch eher ein notwendiges Mittel, da es ein Ding der Unmöglichkeit war, neben dem Regieren über eine ganze Region auch noch den Haushalt zu führen. „Freizeit gleich Null.“, murmelte Öznur deprimiert, als sie die sandigen Straßen von Sandcastle in der Morgensonne zurück zum Eingangstor gingen. „Was?“, fragte Ariane verwirrt. „Ich weiß, dass es nervig ist, dass einem für diese Prüfungen die Ferien draufgehen, aber so wenig Freizeit haben wir jetzt auch nun wieder nicht.“ Öznur schüttelte den Kopf. „Nein, nein, ich meinte eigentlich das Leben als Herrscher über eine Region.“ Eagle lachte auf. „Ja, der Herrscher hat echt die Arschkarte gezogen.“ Doch Anne zuckte mit den Schultern. „Also noch habe ich es ziemlich angenehm. Es gibt zwar einige Sonderstunden, die wir haben um Etikette und so weiter zu lernen, aber als Kind eines Herrschers ist das Leben eigentlich ganz normal.“ Auch die Prinzessin von Yami schaltete sich in das Gespräch ein. „Es stimmt schon, dass wir es noch ziemlich angenehm haben, aber die Erwartungen, die man jetzt schon von uns hat sind erdrückend.“ Anne gab wieder ihr Zischen von sich. „Das liegt doch nur daran, dass du von Politik und dem ganzen Regieren keine Ahnung hast. Du bist einfach nicht für dieses Herrscherzeug gemacht.“ „Na vielen Dank auch!“, fuhr Laura Anne an, welche sie ganz deutlich verletzt hatte. „Ich weiß selbst, dass ich eine grottenschlechte Prinzessin bin und eigentlich an Lucias und Lucianos Stelle hätte sterben sollen! Schön, dass mir das jeder ständig vorwerfen muss!!!“ Ehe sie die Tränen übermannten, wollte sich Laura von der Gruppe trennen, doch Carsten packte sie noch rechtzeitig an der Hand und hielt sie dadurch zurück. „Laura, so hat Anne das nicht gemeint.“, meinte er beschwichtigend. „Ach, und wie sonst?!? So meint das doch jeder!“, schrie sie unter Tränen. Bemitleidend und nicht wissend, was sie tun sollte, beobachtete Öznur, wie Carsten Laura in seine Arme schloss, die herzzerreißend zu schluchzen anfing. Den anderen schien es etwa genauso zu gehen, außer dem eiskalten Engel. Als sie ihn in ihrem Blickfeld erhaschte, konnte sie Arianes Aggressionen nur zu gut verstehen. Eigentlich sollte er es sein, der Laura in die Arme nahm und nicht Carsten. Doch Benni stand einfach nur da, die Hände in den Hosentaschen seiner schwarzen Jeans und beobachtete ausdruckslos das Geschehen. Wobei Öznur ebenso besorgt feststellte, dass sich der Zustand des eiskalten Engels auch kaum gebessert hatte. Eher das Gegenteil war der Fall. Er wirkte beängstigend übermüdet und schien aus Öznurs Sicht auch kaum dazu in der Lage zu sein, irgendetwas zu machen. Stattdessen schritt nun Ariane ein. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf Lauras zitternde Schulter. „Laura, so eine ähnliche Diskussion hatten wir doch schon mal. Auch, wenn ich deine Geschwister nicht kenne, ich bezweifle, dass ich beide zusammen auch nur annähernd so mögen würde, wie dich.“ „Du hast Recht.“, schluchzte Laura, ihr Gesicht in Carstens Jeansjacke vergraben. „Lucia und Luciano waren viel freundlicher, zuvorkommender, stärker und schlauer als ich. Ich würde nie an sie rankommen.“ Ariane stöhnte auf. „So rum hab ich das nicht gemeint.“ Überraschender Weise war es nun Eagle, der sich in das Gespräch einmischte. „Laura, jetzt hör mal…“ Er packte sie an den Schultern und befreite sie aus Carstens Umarmung, der das nur widerwillig zuließ. Das Vertrauen der Brüder war einfach nur zum Heulen, doch Carsten schien zu wissen, dass Eagle, was Laura betraf, ein weiches Herz hatte, da er sie trotz des Widerwillens losließ. Verlegen wich Laura Eagles Blick aus. Es war ihr offensichtlich peinlich, dass irgendjemand sah, dass sie tatsächlich geweint hatte. Doch auch Eagle war stur. „Sieh mich an.“ Als Laura auch dieser ‚Bitte‘ keine Folge leistete hob Eagle ihren Kopf sachte am Kinn, dass sie keine andere Wahl hatte, als ihm in die Augen zu schauen. „Ich kannte deine Geschwister und glaub mir, besonders Luciano habe ich sehr gemocht. Er hatte in mir schon damals die Leidenschaft fürs Kämpfen geweckt.“, berichtete er. „Aber du kannst dich nicht mit ihnen vergleichen, weil ihr einfach zu verschieden seid, um verglichen zu werden. Im Gegensatz zu den Beiden hast du etwas Unbeschreibliches an dir. Du hast eine Ausstrahlung, die alle anderen in ihren Bann zieht. Mein Vater hatte damals überlegt, über Lucia und mich eine Verbindung zu Yami herzustellen, aber schon damals habe ich protestiert und gemeint, dass ich viel lieber dich-“ Verlegen räuspernd wandte Eagle sich ab, während Öznur und einige andere Mädchen sich damit abmühten, ein Kichern zu unterdrücken. Sogar Laura schien verstanden zu haben, worauf er hinauswollte und ihre sonst so blassen Wangen färbten sich leicht rötlich. „Kaum zu glauben, dass ich das je sagen würde, aber Eagle hat Recht.“, meinte Carsten und warf seinem älteren Halbbruder ein schwaches Lächeln zu, das dieser spöttisch erwiderte. „Du bist weder Lucia noch Luciano, daher hat auch niemand das Recht, dich mit ihnen zu vergleichen. Und du siehst, diejenigen, die dich und Lucia kennen, würden dich ihr vorziehen.“ „Nur Eagle.“, erwiderte Laura betrübt. „Na vielen Dank.“, beschwerte sich dieser sarkastisch. „Deine Eltern kannst du nicht zählen. Das, was sie für dich empfinden, empfinden sie ebenso für deine Geschwister.“, widersprach Janine mitfühlend. „Und Benni sieht das so ähnlich wie Eagle.“, ergänzte Carsten, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Doch Laura schüttelte lediglich den Kopf. Seufzend gab sich Carsten geschlagen und warf dem übermüdeten Schulsprecher einen auffordernden Blick zu. „Bitte, einmal in deinem Leben: Laura oder Lucia?“ „Laura.“, antwortete Benni erstaunlicherweise tatsächlich. Und es kam regelrecht wie aus der Kanone geschossen. „Na also.“ Zufrieden wandte sich Carsten wieder Laura zu, die ganz offensichtlich nicht fassen konnte, was sie gerade gehört hatte. Ariane stemmte die Fäuste in die Taille und baute sich vor Laura auf. „Da hast du’s gehört und ich beuge mich nicht zu weit übers Geländer, wenn ich mal behaupte, dass die Meinung des eiskalten Engels für dich am meisten zählt. Also möchte ich ab sofort nie wieder vor dir hören, dass du Lucia oder Luciano unterlegen bist.“ Gleichgültig zuckte Anne mit den Schultern. „Außer in Politik und im Kämpfen versteht sich.“ Froh, dass sie so ziemlich immer Schuhe mit recht hohen Absätzen trug, trat Öznur Anne auf den Fuß, dass sogar diese verstanden hatte, dass sie solche Kommentare besser lassen sollte, wenn sie kein Loch im Fuß haben wollte.   Nach der Teleportation zu ihrer Heimat breitete Öznur genüsslich die Arme aus. „Wie schön, endlich mal wieder daheim zu sein.“ Sie atmete die frische Luft ein, die in den Bergen wirbelte und eine gemütliche Wärme hatte, im Gegensatz zu dem eisigen, peitschenden Wind in Cor. Öznur lebte in einem kleinen, nostalgischen Dorf, dass sich an einem besagter Berge hochschlängelte und dessen Häuser auf Vorsprüngen direkt vor dem steilen Abgrund gebaut waren. Nichts, für Leute die nicht ganz schwindelfrei waren, denn obwohl Erdrutsche erstaunlich selten vorkamen, musste man gut aufpassen, dass man sich nicht zu weit den Klippen näherte. „Beneidenswert schön hier.“, kommentierte Eagle Öznurs Zuhause und schaute sich begeistert um. Diese grinste ihn wissend an. Durch ihren Ausflug nach Ivory um das Gegenmittel für Bennis Vergiftung zu holen, hatte sich herausgestellt, dass man Eagle getrost als ‚Kind der Lüfte‘ beschreiben konnte. Da waren die Berge ein idealer Ort für ihn. Im Gegensatz zu Laura, die beängstigend blass geworden ist. Auch wenn Carsten sie vorsichtshalber stützte, damit ihre Beine nicht nachgaben, stand nun deutlich fest, dass sie keine weiteren Teleportationen mehr unbeschadet aushalten konnte. Öznur fragte sich, ob Laura die mickrige Teleportation zum Schrein überhaupt noch würde überstehen können… Die Tür eines nahe gelegenen Hauses auf ihrem Vorsprung wurde aufgerissen und zwei Mädchen, die zwei Jahre älter als Öznur waren und sich zum Verwechseln ähnlich sahen, kamen herausgestürmt. „Willkommen daheim, Özi!“, rief die ältere der Zwillinge begeistert und schloss ihre kleine Schwester in die Arme. Dasselbe wiederholte sich mit der zweiten Schwester. „Das sind Özdem und Özlem, meine älteren Schwestern.“, stellte Öznur sie ihren Freunden vor. „Hi.“ „Freut mich, euch kennenzulernen.“ „Wie geht’s?“, grüßten einige ihre Schwestern. Özdem, die ältere der beiden, musterte Öznurs Freundeskreis interessiert. „Welcher der drei Hotties ist deiner? Ich hätte ja so eine Vermutung…“ Öznur schnaubte amüsiert und zum Teil auch verlegen. „Keiner.“ „Was? Keiner? Das glaub ich dir nicht!“, fuhr Özlem sie geschockt an. Özdem legte einen Arm um Öznurs Schultern. „Die Tage der Trauer sind längst vorbei, Schwesterchen. Wird Zeit, dass du dir ‘nen Neuen suchst. Ich bezweifle, dass dir das bei dieser Auswahl Probleme bereitet.“ „Ach, lasst mich doch.“ Öznur wandte sich entnervt aus dem Griff ihrer Schwester. „Mein Liebesleben geht euch nichts an.“ „Tage der Trauer?“, bemerkte Ariane verwirrt. „Sag nicht, dass dich mal ein Typ abserviert hat.“ Betrübt schüttelte Öznur den Kopf. Eigentlich war sie schon drüber hinweg, aber darauf angesprochen zu werden schmerzte immer wieder. „Er ist gestorben…“ „Sebastian war ein süßer Kerl und die beiden hatten auch überhaupt keine Schwierigkeiten. Es gab fast nie Streit. Aber leider war er unheilbar krank…“, erklärte Özlem betrübt und setzte ihre grüne Brille ab, um diese mit einem Brillentuch zu putzen. „Hatte er Karystma?“, fragte Janine mitleidig. Öznur nickte als Antwort nur. Sie wusste, dass Janine ihre Trauer verstehen konnte. Besser, als die meisten anderen, unter ihren Freunden. Sonst würde nur noch Laura infrage kommen, die der Tod ihrer Geschwister immer noch das Leben schwermachte. Eagle seufzte. „Mein Beileid.“ Anne musterte ihn kritisch, doch ehe sie einen bissigen Kommentar fällen konnte, meinte dieser: „Hey, meine Mutter ist auch an Karystma gestorben. Das ist kein oberflächliches ‚Du tust mir leid‘.“ Öznur warf dem sexy Indigonerhäuptlingssohn einen Blick zu, gemischt aus Mitleid und Dankbarkeit, ehe ihre Schwestern sie links und rechts am Arm packten und regelrecht ins Haus schleiften. „Los komm Özi, wir müssen unbedingt wieder rein. Es läuft gerade ein Interview im DZV mit Jacob Yoru!“, quietschte Özlem. „Hä? Mit wem?“, fragte Ariane verwirrt, die den Schwestern mit den übrigen folgte. „Jacob Yoru!“ Lissi starrte sie vorwurfsvoll an. „Sag bloß, dass du den nicht kennst!“ Doch Ariane schüttelte den Kopf. Inzwischen waren sie im Wohnzimmer angekommen, dessen eine recht schmale Wand nahezu ganz von einem großen Flachbildfernseher in Anspruch genommen wurde und nur noch Platz für ein Regal über dem Bildschirm war. Özlem zeigte auf den Mann, der locker auf einem roten Sofa saß und von dem Moderator ausgefragt wurde und freundliche, ausführliche Antworten gab. „Das ist Jacob Yoru.“, stellte sie den hübschen Mann im Fernseher vor. „Er war vor etwa achtzehn Jahren noch ein ganz berühmter und bei den Frauen heiß begehrter Sänger gewesen, doch dann hatte er ganz plötzlich dem Showbusiness den Rücken zugekehrt.“ „Daher ist es auch recht unwahrscheinlich, dass ihr ihn kennt.“, ergänzte Özdem. Doch Lissi erwiderte ihren Kommentar schnaubend: „Jeder, der viel Wert auf gute Musik und hübsche Typen legt, muss ihn kennen.“ „Da hat sie allerdings Recht.“, bestätigte Özlem grinsend. Natürlich kannte Öznur durch ihre nahezu verrückten Schwestern Jacob Yoru bereits und musste ihnen auch Recht geben, denn Jacob gehörte zu den Typen, die dem Idealbild des Mannes am ehesten entsprachen. Zwar war er nicht so muskulös, wie der eiskalte Engel oder Eagle, doch er war auch kein Spargeltarzan und das eindrucksvolle Tattoo, dass seinen rechten Oberarm zierte konnte sich sehen lassen. Des Weiteren hatte Jacob ein sehr hübsches Gesicht mit regelrecht eleganten Zügen und in seinen nachtschwarzen, freundlichen Augen schien ein winziger Sternenhimmel zu funkeln. Die etwas längeren, glatten, dunkelroten Haare wirkten irgendwie weich und fluffig und wenn man ihn reden hörte wusste man sofort, dass dieser Typ der Gattung Gentleman zuzuordnen war. Außerdem wusste Öznur, dass er mindestens zehn Jahre älter sein musste, als er eigentlich aussah. Denn vom Aussehen war er höchstens Mitte dreißig, eher noch Ende zwanzig, doch sie wusste, dass er eigentlich Anfang vierzig war. „Moment… Yoru? Das war doch einst die Familie, die bis zum magischen Krieg über das Reich herrschte, dass heute als ‚zerstörtes Gebiet‘ bekannt ist.“, bemerkte Susanne verwundert. Carsten nickte. „Und nicht nur das… Seht ihr das Zeichen da an seiner Schulter, dass sich in der Tätowierung befindet?“ Öznur bemühte sich, das Zeichen, von dem Carsten sprach zu entdecken, aber es blieb ohne Erfolg. „Nein, wo denn?“ Ariane gab schließlich auch auf. „Dieses Kleeblattkreuz in der Mitte des Tattoos, dass Lauras Anhänger ähnelt und in dessen Mitte ein Pentagramm ist.“ Auf Carstens Beschreibung konnte Öznur es schließlich doch noch sehen. „Was ist damit?“ „Das ist das Zeichen eines Dämonenforschers.“ „Also jemand, der von einem Dämon die Berechtigung bekommen hat, über die Dämonen zu forschen, ohne in Gefahr zu laufen, von ihnen umgebracht zu werden?“, vermutete Susanne nachdenklich. Carsten nickte. „Vielleicht weiß er etwas über unseren Feind. Besonders, da er ein Yoru ist und daher auch über seine Familiengeschichte Bescheid wissen sollte, die bei dem magischen Krieg durchaus nicht untätig gewesen ist.“ „Denkst du, er wird sein Wissen einfach so an ein paar dahergelaufene Kinder weitergeben, unter denen sich offensichtlich auch einige Groupies befinden?“, kommentierte Anne kritisch, doch Carsten zuckte nur mit den Schultern. „Natürlich steht es nicht hundertprozentig fest, ob er es uns erzählen würde. Aber da er ein Dämonenforscher ist, können wir ihm vertrauen und ihm daher auch euer Geheimnis verraten, in der Hoffnung, dadurch die Relevanz dieser Informationen zu bestärken.“ „Carsten hat Recht, ein Versuch kann nicht schaden.“ Susanne schaute Öznurs Schwestern fragend an. „Wisst ihr, wo sich Jacob Yoru zurzeit aufhält?“ Özlem grinste. „Hältst du uns für verrückte Stalker? Aber für gewöhnlich lebt er mit seiner Frau in einer Villa in Zukiyonaka, also in Yami.“ „Danke schön.“ Susannes Höflichkeit für übertrieben findend winkte Özlem ab. „Nichts zu danken, das weiß eigentlich jeder.“ „Wollen wir uns nicht langsam auf den Weg zum Schrein machen?“, wechselte Ariane plötzlich das Thema. „Ja, gute Idee…“, gab Öznur ihr Recht, doch die Erkenntnis, jetzt eine Prüfung absolvieren zu müssen, ließ sie erschaudern. Sie war gar nicht in Prüfungslaune! Okay, eigentlich war Öznur nie in Prüfungslaune, aber es waren Ferien! Da konnte sie so was erst recht nicht vertragen! Ihre älteren Schwestern schauten sie traurig an. „Willst du wirklich schon gehen? Kannst du nicht noch warten, bis Mama und Papa mit Nasi zurückgekommen sind?“ Özlems Ton klang schon beinahe flehend, fast so wie Özdems, als sie meinte: „Wir haben dich jetzt schon fast seit einem viertel Jahr nicht mehr gesehen und kaum kommst du endlich zurück, bist du kurz darauf auch schon wieder auf und davon.“ „Es tut mir leid… Ehrlich… Aber es geht halt nicht anders.“, meinte Öznur und seufzte bedrückt. Eigentlich würde sie ja liebend gerne länger bleiben und hatte sich gefreut, auch ihre Eltern und ihre kleine Schwester wiederzusehen. Aber andererseits war es ja nicht nur sie, die noch eine Prüfung vor sich hatte. Die übrigen Mädchen wollten ihre ja auch noch so schnell wie möglich hinter sich bringen, um danach den Rest der Ferien genießen zu können. Ihre Schwestern klopften ihr aufmunternd auf die Schultern. „Wir verstehen schon.“, meinte Özdem. „Viel Glück.“, fügte Özlem hinzu. „Danke, Leute.“ Nach einer ausgiebigen Verabschiedung, bei der Öznur ihre Schwestern  mehrmals drücken musste, bis diese schließlich einsahen, dass sie nun echt losmusste, verließ die Gruppe Öznurs Zuhause wieder. „Du bist echt total zu beneiden.“, meinte Laura schließlich bedrückt, als die gesamte Gruppe durch das Dorf schlenderte, weg von Öznurs Familienhaus. „Du hast eine riesige Familie die dich liebt und brauchst dir noch keine großen Gedanken um deine Zukunft zu machen.“, fügte sie hinzu. Während Anne schon genervt aufstöhnte, da sie schon wieder eine Heulattacke von Laura kommen sah, legten Carsten und Ariane nahezu synchron jeweils einen Arm um Lauras Schultern. „Die hast du doch auch.“, meinte Carsten aufmunternd. „Und wehe, du fängst jetzt wieder an, uns zu widersprechen. Denn inzwischen sind wir doch auch eine Familie geworden.“ Ariane zwinkerte Laura aufmunternd zu. „Ja, ja, so ist die Jugend von heute. Die Freunde sind wichtiger, als die eigene Familie. Eine Schande ist das, sage ich euch. Eine Schande.“, murrte der alte Opa genervt, der der Gruppe entgegen kam. „Guten Tag, Herr Misier.“, grüßte Öznur halbherzig ihren nervigen Nachbarn. „Sei gegrüßt, Fräulein Albayrak. Meines Wissens, sind deine Eltern außer Haus. Es ist eine gewaltige Unverschämtheit, nach Hause zurückzukehren und noch nicht einmal die eigenen Eltern zu grüßen.“, tadelte der Opa ihr. „Glauben Sie mir, ich hätte sehr gerne gewartet, bis sie wieder zurück sind. Doch leider haben wir es sehr eilig.“, erklärte Öznur gereizt. Wir haben es eilig, diesem Vollidiot zu entkommen., setzte sie in Gedanken hinzu. „Ja, ja, so ist das mit der Jugend. Immer haben sie es eilig. Immer irgendwo unterwegs, unbedacht, dass sich die Eltern daheim um sie sorgen.“ „Aber bitte, mein Herr. Sie waren doch auch einst jung und können es doch sicherlich nachvollziehen, wenn man nicht immer die Zeit hat, ganz ruhig auf die Eltern zu warten, wenn wichtige Termine einzuhalten sind.“, schritt Susanne beschwichtigend ein. Der alte Mann murmelte etwas Unverständliches und machte sich mit seiner Gehhilfe wieder auf den Weg zu seinem Haus, das leider neben dem von Öznur lag. Auf dieses Treffen hätte sie nur zu gerne verzichtet. „Dein Nachbar?“, vermutete Anne das Offensichtliche. Öznur seufzte. „Leider.“ „Wo gehen wir eigentlich hin? Ich dachte, der Schrein liegt außerhalb.“, fragte Ariane verwundert nach. „Zum Friedhof.“, antwortete Öznur knapp, als sie wie auf Kommando vor der steinernen Friedhofsmauer standen und ihn durch ein niedriges Holztor betraten. Der Friedhof folgte dem Berg hinauf und es ging zu Öznurs Verdruss leider ziemlich steil hoch, bis sie an dem Grab ankam, dass sie besuchen wollte. Es war ein schlichtes und doch hübsches Grab, dass regelmäßig gepflegt wurde und zurzeit mit Tulpen und Osterglocken bepflanzt war. „Dein ‚Ex‘?“, vermutete Lissi vorsichtig. Öznur nickte betrübt. „Ich weiß, dass das bescheuert klingt, aber ich wollte ihn um Glück bitten.“ „Das klingt überhaupt nicht bescheuert.“, widersprach Laura und bemühte sich, zu Lächeln. „Ich mach das auch häufig.“ Nachdem etwa fünf Minuten totales Schweigen herrschte, meinte Öznur schließlich zögernd: „Also… Wir können jetzt los…“ Sie verließen den Friedhof und schleusten sich in eine menschenleere Gasse, in welcher Carsten sie zu dem Schrein des Roten Fuchses teleportierte. „Wahnsinn.“ Öznur staunte nicht schlecht, als sie dem zwar kleinen und doch anmutigen Schrein auf der Spitze des höchsten Berges in der Umgebung gegenüberstand. An jeder Säule war eine Fackel befestigt, die nie zu erlöschen schien und der Schrein wirkte, wie als wäre er aus dem Berg gemacht. Denn er bestand aus demselben Gestein und schien sich sogar mit dem Boden zu vermischen. Doch Öznur blieb keine Zeit, die weitläufige, freie Umgebung weiterhin zu bewundern, da Lauras erschöpftes in die Knie sinken die Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie schien sich unter dem Schmerz, der ihr Husten verursachte zu krümmen und war kurz davor, die Besinnung zu verlieren. Auch Öznur hatte ihre Probleme bei Verstand zu bleiben. Denn als sie erkannte, dass sich in Lauras gequältem Husten wieder Blut mischte, überkam sie ein leichter Schwindel. Auch wenn Carsten sofort reagiert hatte und Laura beruhigend in die Arme nahm, stand es außerhalb seiner Möglichkeiten, ihr den Schmerz auch nur irgendwie zu erleichtern. Öznur sowie die anderen Mädchen wollten auch zu Laura gehen, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein war und jeder an sie dachte. Doch ihre Pläne änderten sich schlagartig zu verblüfftem Zuschauen, als sich ausgerechnet Benni zu Laura runterkniete. Wie versteinert beobachtete Öznur, wie Carsten die am ganzen Körper zitternde Laura an Benni übergab und dieser sie überraschend sanft und behutsam entgegennahm. Eine unbeschreibliche Macht umgab die beiden, die in einer schwarzen, flackernden Energieaura sichtbar wurde. Sie hypnotisierte einen regelrecht aber zugleich löste sie auch Angst, Schrecken und Respekt vor dieser Macht aus. Es war ebenso beeindruckend, dass Benni trotz seines sichtlichen Schlafmangels noch in der Lage war, an Laura Energie weiterzugeben und sicher wieder auf den Beinen stehen konnte, um der immer noch zitternden Laura aufzuhelfen. „Danke.“, meinte Carsten erleichtert an ihrer Stelle, da Laura trotz des Energieschubs noch nicht in der Lage war, irgendetwas sagen zu können. „Die frische Luft wird ihr gut tun… Am besten, wir warten außen, okay?“, meinte der süße Indigonerjunge an Öznur gewandt. „Ich bleibe auch bei ihr, falls du nichts dagegen hast…“, kam auch Ariane zu Wort. „Kein Problem.“ Öznur winkte verständnisvoll ab. Sie wusste, dass Laura besonders jetzt ihre engeren Freunde um sich haben musste. Denn auch wenn sie jetzt wieder ganz bei Kräften war, nahm ihr das noch lange nicht die Angst vor ihrem eventuellen Tod in etwa einem Monat. Ursprünglich hatte Öznur Laura beneidet, da der eiskalte Engel sich ja doch um sie kümmerte, wenn es drauf ankam. Doch eigentlich war sie eher zu bemitleiden, wie sich ihr wahrscheinlicher Tod von Tag zu Tag näherte und ihre Angst ins unermessliche hob. Öznur atmete tief durch. „Ich mach mich dann mal auf den Weg… Gute Besserung, Laura.“ Vorsichtig drückte sie Laura kurz an sich und stellte besorgt fest, dass diese tatsächlich stark zitterte und sich einige Tränen aus ihren Augen gestohlen hatten. „Viel Glück.“ Carsten lächelte sie aufmunternd an, während Öznur der Gruppe den Rücken zukehrte und die steinerne Tür zum Inneren des Schreins aufstemmte. Noch ehe sich überhaupt irgendeiner dazu entschließen konnte, ihr zu folgen, fiel die Tür hinter Öznurs Rücken lautstark zurück in die Angeln. „Hey, was soll das?!?“, rief Öznur erschrocken und hämmerte gegen die Tür, aber nur um festzustellen, dass sie damit nichts erreichen würde. Eingeschüchtert wandte sie sich wieder dem stockdunklen Raum zu, dessen Finsternis sie zu erdrücken schien. „Ähm… Also ich bin jetzt hier und bereit, … deine Prüfung zu machen.“ In den Ferien. Kaum waren ihre Worte verklungen, flammte auf beiden Seiten jeweils eine Kerzenreihe auf und vertrieb die Dunkelheit zum Teil mit ihrem wärmenden Licht. Am Ende der Reihe entzündeten sich von Geisterhand weitere Kerzen, die eine weitere Tür umrahmten und regelrecht zu rufen schienen, dass Öznur durch diese Tür gehen sollte. Öznur folgte dieser dezenten Einladung. Nur, dass sie dieses Mal die Tür nicht selbst öffnen musste, da die Tür persönlich ihr die Mühe abnahm und langsam aufschwang. Von dem grellen Tageslicht geblendet, dass Öznur auf einmal entgegen schien, verließ sie wieder den Schrein und landete auf einer Lichtung in einem saftig grünen Wald, der sich nicht anmerken ließ, dass es eigentlich gerade erst Frühlingsanfang war. Wo bin ich denn hier gelandet? Das war garantiert nicht Monde. Verwirrt drehte sich Öznur um. Die Tür, aus der sie gekommen war, war tatsächlich noch da, und steckte in einem Felsen fest. Doch als Öznur sie wieder öffnen wollte, musste sie verärgert feststellen, dass das nicht möglich war. Eine lautstarke, ziemlich unfreundlich klingende Unterhaltung erregte ihre Aufmerksamkeit. Neugierig, was da vor sich ging, folgte Öznur den kaum überhörbaren Stimmen, bis sie ihre Besitzer fand. Sicher hinter einem Baum versteckt, beobachtete Öznur die beiden Streithähne. Beide Typen waren ein paar Jahre älter als sie, vielleicht um die zwanzig und sahen ziemlich gut aus. Der eine hatte eine leichte Ähnlichkeit mit Eagle, hatte aber durchstechende, rote Augen und seine pechschwarzen Haare fielen ihm strähnig über die Schultern. Der andere hatte ein gepflegteres Äußeres und sah mit seiner hellen Haut und den hellblonden Haaren dem eiskalten Engel ähnlich, auch wenn er kein so feines Gesicht hatte, wie Benni, sondern eher grobe Gesichtszüge, dunkelblaue Augen und seine hellblonden Haare auch nicht so seidig glatt waren, sondern sich zu leichten Locken kräuselten. Beide wirkten allerdings so temperamentvoll und impulsiv wie Eagle, da sie bei ihrer Meinungsverschiedenheit kein Blatt vor den Mund nahmen und sich mit Anne-ähnlichen Ausdrücken beschimpften. „Du dämliches Arschloch, wir sind doch nur wegen deiner Scheißidee hier gelandet!“, brüllte der Schwarze, woraufhin der Weiße nicht minder unfreundlich erwiderte: „Und welches untalentierte Schwein hat das Flugzeug zum Absturz gebracht?! ICH garantiert nicht.“ Öznur entschloss sich, die Jungs lieber in Ruhe zu lassen und sich leise aus dem Staub zu machen, doch natürlich zerstörte ein klischeereich brechender Stock ihr Vorhaben. Mit einem Schlag brach der Streit ab. „Wer ist da?“, erkundigte sich einer der beiden mit drohendem Unterton, der Öznur nicht so recht überzeugte, ob sie sich nun zu erkennen geben oder doch lieber wegrennen sollte. Die Entscheidung wurde ihr glücklicher Weise abgenommen, als hinter ihr jemand fragte: „Du! Was willst du hier?“ Zögernd drehte sie sich zu den beiden Männern um und meinte vorsichtig: „Ich-Ich hab mich verirrt und da habe ich Stimmen gehört und wollte wissen, von wem sie stammen… Vielleicht hättet ihr mir helfen können. Aber ich wollte wirklich nicht lauschen! Ehrlich!“ Der Schwarze stöhnte entnervt auf. „Na prima, ein im Wald herumirrendes Weib hat uns gerade noch gefehlt.“ „Hey!“, rief Öznur empört auf. „Halt die Klappe, Ecul!“, fuhr der Weiße den schwarzen Mann an. „Du hast doch gehört, sie hat sich auch verlaufen. Wir sollten ihr helfen.“ Besagter Ecul verschränkte die Arme vor der Brust und murrte: „Die ist garantiert nichts weiter als ein Hindernis.“ „So ein Blödsinn!“, widersprach Öznur auf Italienisch, ihrer Muttersprache. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die Jungs die ganze Zeit nur Italienisch und sonst nichts anderes gesprochen hatten. Der helle Typ schüttelte entnervt den Kopf. „Am besten, du ignorierst meinen Bruder einfach… Er ist halt ein totaler Idiot. Ich bin Erbenet, freut mich.“ Der Typ mit dem seltsamen Namen reichte Öznur die Hand, doch nicht, um sie Öznur zur Begrüßung zu schütteln, wie sie nun feststellte, sondern um ihr zuvorkommend auf die Beine zu helfen. Ecul winkte genervt ab. „Dann kommt sie halt mit, ist mir doch scheiß egal.“ „Das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen.“, erwiderte Öznur schnippisch. Während Ecul missmutig die Augen verdrehte, war Erbenet sichtlich amüsiert, von Öznurs Kommentar. „Versprich mir aber bitte, dass du ihn am Leben lässt, denn er schuldet mir noch ‘nen Hunderter.“, witzelte er. Öznur erwiderte sein kesses Grinsen. „Ich versuche, mich zurückzuhalten.“ „Meine Scheiße, da haben sich ja zwei gefunden.“, erwiderte Ecul. Öznur wusste nicht, ob sie sich je an diesen Idiot gewöhnen könnte, der sogar noch mürrischer war als Anne. Wobei diese durch ihren nächtlichen Ausflug mit Carsten sie ganz schön überrascht hatte. …Öznur konnte nicht anders, als das doppeldeutig zu sehen.   Tatsächlich war es ein Ding der Unmöglichkeit, sich an Eculs Art zu gewöhnen, der das genaue Gegenteil von seinem Bruder zu sein schien. Erbenet war alles, was Ecul nicht war. Freundlich, gentelmanlike, hatte Humor und konnte sich doch auch sehr gepflegt unterhalten und vermied in Öznurs Gegenwart jegliche Schimpfwörter, die in die krassere Richtung gingen. So dauerte es gerade mal drei Tage und sie und Erbenet wurden schon von Ecul aufgezogen, ihn mit ihren ‚verdammten Schnulzereien‘ in den Wahnsinn zu treiben. Eigentlich hielt er von Öznur überhaupt nichts und betrachtete sie trotz ihrer Mühe, irgendwie nützlich zu sein, ständig als fünftes Rad am Wagen. Seufzend ließ sich Öznur auf einem liegenden Baumstamm nieder, als Ecul ihr mal wieder die Meinung gesagt hatte. Eigentlich war ihr das ja scheiß egal, aber es waren nun schon drei Tage vergangen und die Prüfung war immer noch nicht zu Ende. Falls sie überhaupt angefangen hatte… Doch obwohl Öznur weder Hunger noch Durst hatte und eigentlich auch kerngesund war, fühlte sie sich nicht gut, nahezu krank und das Bedürfnis, diese Prüfung endlich hinter sich zu haben, wuchs umso mehr. Sie konnte ebenso wenig verstehen, warum das bei ihr so lange dauerte, denn Janine und Anne waren doch ziemlich schnell wieder zurück gewesen. Würden die anderen überhaupt drei ganze Tage oder gar noch länger auf Öznur warten? Oder hatten sie ihr eine Nachricht hinterlassen, auf der stand, dass sie sich schon mal auf den Weg zu den anderen Dämonenschreinen gemacht hatten und Öznur ihnen Bescheid sagen sollte, wenn sie fertig war? Deprimiert nahm sie ihre Brille ab und rieb sich die Augen, als sei sie müde. „Alles okay?“, erkundigte sich Erbenet besorgt, der Holz aufschichtete und für die kommende Nacht ein Feuer vorbereitete. „Ja, ja, es geht mir gut.“, antwortete Öznur matt. Erbenet lächelte sie mitfühlend an. „So klingst du aber nicht wirklich. Du willst auch endlich hier raus, hab ich recht?“ Betrübt nickte sie. Erbenet ließ von dem Holzhaufen ab und setzte sich neben Öznur auf den Stamm. Sanft legte er ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. „Glaub mir, ich will auch endlich, dass das alles vorbei ist.“ Verlegen lachte er auf. „Ich halt’s nicht länger mit Ecul aus, er ist einfach unmöglich.“ Durch ein Nicken zeigte sie, dass sie seiner Meinung war. „Viel lieber wär ich nur mit dir unterwegs…“, murmelte er vor sich hin. Öznur spürte, wie das Blut ihr in den Kopf schoss, doch sie erwiderte nur flirtend, indem sie sich an ihn kuschelte: „Jaaa, ich auch.“ Erbenet lachte verschämt auf. „Dann mach ich uns mal Feuer, damit wir’s etwas romantischer und auch wärmer haben.“ „Lass mal, ich mach das.“, hielt Öznur ihn zurück. Verwirrt musterte Erbenet sie. „Okay…“ Um ein bisschen mit ihrem Können zu trumpfen, konzentrierte sich Öznur auf die Feuerstelle und in noch nicht einmal einer Sekunde tanzten kleine Flammen auf ihr, die nach und nach an Größe gewannen, bis sie zu einem gemütlichen Lagerfeuer gewachsen waren. Beeindruckt stieß Erbenet einen Pfiff aus. „Wahnsinn, das war aber keine Magie, oder? Wie hast du das gemacht?“ „Tja, das wüsstest du wohl gerne.“, neckte sie ihn. Sich geschlagen gebend gab Erbenet ihr amüsiert einen Kuss auf die Wange, der Öznur erröten ließ. „Dann sagst du’s mir halt nicht.“ „Igitt, ich geh kotzen.“ „Halt die Klappe, Ecul.“ Genervt musterte Erbenet seinen Bruder, der prompt auf dem Absatz kehrt gemacht hatte und dorthin zurückging, von wo er gekommen war. „Was für ein Idiot.“, murrte Öznur, verärgert, dass Ecul die Atmosphäre zerstört hatte. Erbenet grinste sie aufmunternd an. „Ach was, im Endeffekt ist der nur neidisch.“ Nach einer Weile, die sie aneinander gelehnt die Flammen beobachtend verbracht hatten, meinte Erbenet schließlich: „Ich würde dir gerne was zeigen.“ „Jetzt noch?“, fragte Öznur verschlafen. Sie wusste nicht, wie lange schon die Sterne am Himmel funkelten, doch sie war aus irgendeinem Grund todmüde. Erbenet nickte. „Glaub mir, es wird dir gefallen.“ Durch die Neugierde wachgerüttelt, war keine große Überredung mehr nötig. Erwartungsfreudig folgte Öznur Erbenet durch den dunklen Wald, der nur von dem Mond und den Sternen erleuchtet wurde.  Sie erreichten eine unheimliche, dunkle Höhle, die Öznur alles andere als einladend und romantisch fand. Am Höhleneingang wartete bereits eine unbenutzte Fackel, die Erbenet aus ihrer Halterung nahm. „Kannst du sie mit deinem seltsamen Feuer-Ding, das du mir nicht verraten möchtest, anzünden?“, erkundigte er sich sarkastisch. Öznur lachte auf. „Na gut, ich kann’s versuchen.“ Ein einziger Gedanke reichte schon und die Fackel begann, ihre Aufgabe zu erfüllen. „Danke schön.“ Erbenet grinste sie schelmisch an und ging in das Innere der Höhle. Öznur folgte ihm. Die Höhle war zwar dunkel, seltsam feucht und sehr eng, aber dennoch wirkte sie gemütlich. Nicht zuletzt durch den warmen Fackelschein und dass Erbenet angeblich aufgrund des Platzmangels seinen Arm um Öznur legte und sie sich an seinen muskulösen Körper schmiegen konnte. Das Ende der Höhle haute sie allerdings total um. Sie kamen an einem versteckten Teich an, in dem sich der Mond und die Sterne spiegelten und das Licht der Fackel unnötig, eher störend machten. „Wie schön!“, rief Öznur und wollte sich begeistert zu Erbenet umdrehen, doch dieser war irgendwie verschwunden. „Ähm… Erbenet?“ „Hier!“, antwortete er schließlich und kam von der anderen Seite auf Öznur zu. „Tut mir leid, ich hab nur die Fackel weggebracht.“ Erleichtert atmete Öznur auf und beobachtete gemeinsam mit ihm das magische Naturschauspiel, während sie im weichen Gras saßen. „Ich will hier nicht mehr weg.“, murmelte Öznur gedankenverloren vor sich hin. „Musst du doch nicht.“, erwiderte Erbenet amüsiert. „Ecul kennt diesen Ort nicht und kein normaler Mensch traut sich in diese Höhle. Wir sind hier also ganz unter uns.“ Und er überraschte Öznur, mit einem stürmischen Kuss, den sie hingebungsvoll erwiderte. Sie schienen zu verschmelzen, wiegten sich in der Wonne purer Leidenschaft, vergaßen zu atmen. Umso schmerzhafter war es, als sich ihre Lippen schließlich trennten. Keuchend lag Öznur auf der Wiese, Erbenet war über sie gebeugt. Doch bevor sie dazu kam, ihn wieder zu sich runter zu ziehen, erregte ein beißender Geruch ihre Aufmerksamkeit. Er kam aus der Höhle. „Was ist das?!?“, rief sie erschrocken und richtete sich zum Teil auf, um einen besseren Blick in die Höhle zu bekommen. Sie erkannte nicht viel, aber obwohl die Höhle eigentlich stockdunkel sein sollte, sah sie ein leichtes, flackerndes Licht, dass vom Eingang zu kommen schien. Mit einem Schlag wusste Öznur, worum es sich handelte. „Ein Feuer!“ „Keine Sorge, dieses Gebiet ist gänzlich von Felsen umgeben. Wir sind hier sicher.“, versuchte Erbenet sie zu beruhigen. Erfolglos. „Ja aber… Dein Bruder!“, erinnerte Öznur ihn an Ecul. Erbenet schüttelte desinteressiert den Kopf. „Der kommt schon alleine zu Recht.“ „Aber er ist doch dein Bruder!“, erwiderte Öznur besorgt. „Es spielt keine Rolle, ob wir ihn mögen oder nicht, wir müssen zumindest nach ihm schauen!“ Sie wollte sich komplett aufrichten, doch Erbenet drückte sie zurück ins Gras. „Ignorier ihn einfach.“ Er beugte sich so tief über sie, dass sich ihre Lippen fast berührten. „Entweder er schafft es, oder er schafft es nicht. Viel wichtiger ist doch, dass wir uns haben.“ Öznur schluckte schwer. Dieser verführerische Blick in seinen dunklen Augen, diese Lippen, die danach schrien geküsst zu werden, der starke, männliche Körper, der sie am Boden festhielt… Öznur musste sich eingestehen, dass sie gar nicht weg wollte. Sie wollte bei Erbenet bleiben, selbst, wenn dafür sein Bruder… Öznur atmete tief durch. „Nein. Ich will nichts mit jemandem haben, der seinen Bruder links liegen lässt.“ Erbenet schaute sie irritiert an. „Wie meinst du das?“ Ein Bild von Öznurs Familie schoss ihr durch den Kopf. Ihre Eltern, ihre beiden großen Schwestern, ihre kleine Schwester… Sie war viel zu kurz bei ihnen gewesen. Hatte über die Hälfte ihrer Familie noch nicht einmal getroffen! Eine eiskalte Einsamkeit überkam Öznur.  „Liebst du deinen Bruder nicht? Ich meine… Er ist doch dein Bruder!“, fragte sie. Erbenet schüttelte den Kopf. „Ich hasse ihn. Es ist besser, wenn er tot ist.“ Verdammt, war es nur Einbildung, oder klang Erbenets Stimme gerade wirklich genauso wie die von Eagle? Und warum hatte Öznur gerade Carstens lachendes Gesicht vor Augen? Vielleicht, da sie sich die beiden Brüder auch gut in einer ähnlichen Situation vorstellen konnte? Würde Eagle ebenso wenig handeln wie Erbenet, wenn sein Bruder in Gefahr war? Mit einem Schlag wurde Öznur wütend. Auf beide Jungs. „Lass mich los.“ Ihr Ton hatte etwas Befehlendes an sich. „Er ist es nicht wert.“, erwiderte Erbenet. „Nein, du bist es nicht wert. Lass mich los, bevor ich dir wehtun muss.“, drohte Öznur ihm, „Glaub mir, ich kann das.“ Wie als wolle sie ihre Worte unterstreichen ließ Öznur kleine Flammen um ihre Fingerspitzen tanzen. Erbenet ließ sie los. Hastig richtete sich Öznur auf und brachte einige Meter Abstand zwischen sich und dem muskulösen jungen Mann. Doch er schien sie in keinster Weise aufhalten zu wollen. Öznur wandte sich um und wollte zur Höhle rennen, als etwas Hartes ihre Schulter traf. Tausende Sterne explodierten vor ihren Augen. Mit einem Schrei stürzte sie zu Boden. Ihre Schulter fühlte sich an, als stünde sie in Flammen. Bedrohlich baute sich Erbenet vor ihr auf. „Bist du immer noch der Meinung, um jeden Preis zu diesen albernen Prinzipien zu stehen?“ Öznur kniff die Augen zusammen. Alles in ihrem Kopf drehte sich. Panik breitete sich in ihr aus. Er wird mich umbringen! Langsam ging er auf sie zu. Er wird mich hier und jetzt umbringen! Blieb vor ihr stehen. Ich muss mich wehren! Irgendwie! Aber mir fällt kein Zauber ein! Hob den massiven Holzstock über seinen Kopf. Aber ich herrsche über das Feuer! Wie ein Blitz durchzuckte Öznur diese Erkenntnis. Kaum hatte sie ihre Gedanken gesammelt, tat das Feuer wie geheißen. Mehrere Feuerbälle schossen auf Erbenet zu, welcher aus Reflex die Arme vors Gesicht hielt. Ungelenk stolperte Öznur auf die Beine. Ihre Schulter tat immer noch schrecklich weh. Aber sie musste hier weg. Sie rannte zur Höhle und ließ hinter sich eine Feuerwand auflodern, in der Hoffnung, Erbenet würde sie nicht durch diese verfolgen können. Mithilfe ihrer Feuer-Energie leuchtete sie sich den Weg zurück zum Höhleneingang, der in flackerndes Rot getaucht war. Schwer atmend blieb Öznur stehen und betrachtete den Wald, welcher zu einem Gebiet der Zerstörung wurde. Die gelbroten Flammen schlängelten sich die Bäume hoch und tanzten auf dem Gras ihr Ballett des Todes. Zum ersten Mal verfluchte sie ihre hohen Schuhe, die für das Rennen durch einen brennenden Wald gänzlich ungeeignet waren. Dafür erwies sich ihre Feuer-Energie als umso nützlicher, da ein einziger Gedanke reichte, damit die Flammen ihr den Weg frei gaben, den sie kopf- und orientierungslos entlanghastete. „Ecul!“, schrie sie in den Flammenwald, bekam aber keine Antwort. Doch ihr Instinkt hatte sich bewährt, als sie die inzwischen erloschene Feuerstelle wiederfand. Das einzige in diesem Wald, das bisher von den Flammen unberührt war. Mit ihr fand sie auch Ecul. „Ecul, geht es dir gut?!“ Sie bemühte sich, Ecul auf die Beine zu helfen, der schwer atmend und hustend die Besinnung wiederfand. „Was willst du hier? Das ist zu gefährlich für jemanden wie dich.“ Öznur überhörte seinen teils immer noch bissigen Kommentar, den er mit viel Mühe über die Lippen gebracht hatte und antwortete nur: „Ich will dir helfen. Auch wenn Erbenet versucht hat, es zu verhindern.“ Während Öznur ihm auf die Beine half, gab Ecul ein gequältes Lachen von sich. „Das sieht ihm ähnlich. Einen Wald in Brand zu stecken, um mich loszuwerden.“ Öznur wollte schon widersprechen, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass Ecul Recht hatte. Erbenet war nicht so, wie er vorgetäuscht hatte, zu sein. „Das ist jetzt auch egal, wir müssen versuchen hier rauszukommen.“, meinte sie schließlich. Während sie Ecul stützte, was durch die schmerzende Schulter verdammt schwierig war, versuchte sich Öznur an den Weg zurück zu erinnern. Doch auf der anderen Seite der Höhle würde Erbenet auf sie warten, also brauchte sie einen anderen Zufluchtsort. Der Schrein!, schoss es Öznur durch den Kopf. Aber wo war der? „W-Weißt du noch, wo wir uns damals getroffen hatten?“ Ecul überlegte kurz und antwortete: „Da lang.“ Öznur ging in die Richtung, in die er gezeigt hatte und verließ sich völlig auf Eculs Orientierungssinn. Dieser fragte überhaupt nicht erst, warum die Flammen vor ihnen wichen, als wäre er entweder nicht daran interessiert oder würde es bereits wissen. Tatsächlich kamen sie nach einer anstrengenden Stunde wieder an der Lichtung an, bei der sich im Felsen die Steintür befand. Sie waren gar nicht mal so weit von ihr entfernt gewesen, wie nach einer dreitägigen Reise eigentlich zu erwarten wäre… Bitte sei offen, flehte Öznur in Gedanken, als sie den Türgriff runter drückte. Glück gehabt! Mit ihren letzten Kräften stieß sie die schwere Tür auf und hievte sich und Ecul in das dunkle Innere des Schreins. Erschöpft und erleichtert zugleich atmete sie auf, auch Ecul schien es besser zu gehen. Er warf ihr einen kurzen Blick mit seinen roten Augen zu. „Danke.“ Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf Öznurs Lippen aus. „Nichts zu danken. Eigentlich bist du ja derjenige, der ganz okay ist, im Gegensatz zu deinem Bruder.“ Amüsiert grinsend richtete sich Ecul auf, schaffte es auch problemlos ohne Öznurs Hilfe. „Na dann…“ Erschrocken wich Öznur zurück. Vor ihr stand nicht mehr Ecul. Also… nicht mehr ganz. Der Mann hatte immer noch Eculs Aussehen, doch seine pechschwarzen Haare waren feuerrot und er schien von innen her rot zu leuchten. „D-Der Rote Fuchs?!“ Der rote Mann musterte sie durch Eculs Augen mit einem amüsierten Blick. „Erraten.“ Öznur schlug sich mit der Hand auf die Stirn. „Und ich habe ihn einen Idioten genannt…“, murmelte sie beschämt vor sich hin. Der Rote Fuchs lachte amüsiert auf und half Öznur trotz ihres Zögerns auf die Beine. Ein kurzer stechender Schmerz fuhr durch ihre Schulter, aber sie war zu überfordert mit der Situation, um ihn zu bemerken. „Ich hatte schon die Sorge, du lässt mich im Feuer verkokeln.“, scherzte er, wohl wissend, dass der Herrscher des Feuers nie seinem Element unterlegen wäre. „Es tut mir leid…“, setzte Öznur betroffen an. „Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen.“, winkte der Rote Fuchs ab. „Mir tut es leid, dich so hinters Licht geführt zu haben.“ „Du- Sie meinen wegen Erbenet? Ja, das war wirklich gemein.“ Verstimmt verschränkte Öznur die Arme vor der Brust. Sie musste ja ausgerechnet mit dem Falschen rummachen! Dieses Mal bemerkte sie ihre schmerzende Schulter allerdings und zuckte leicht zusammen. „Dann bekommst du einen kleinen Trostpreis.“ Der Rote Fuchs berührte sie vorsichtig an den Schultern. Der Schmerz war mit einem Schlag verschwunden. „Besser?“, fragte er mit einem schelmischen Grinsen. Öznur nickte lediglich. Krass. Ich merke nichts mehr. Für einen kurzen Moment verstärkte er seinen Griff und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, der die Wärme einer Kerze hatte. Belustigt zwinkerte er Öznur zu, die vor Scham leicht rot geworden ist, ehe er ihr den Rücken kehrte und in den Flammen verschwand, die plötzlich aufgetaucht waren. Öznur blieb zurück, doch mit dem Verschwinden der Flammen entzündeten sich wieder die Kerzen und wiesen Öznur den Weg aus dem Schrein hinaus, nach Monde zu ihren Freunden. Öznur atmete tief durch. Sie wusste, dass sie sich verändert hatte und konnte sich auch schon denken, wie sie nun aussah. Und sie wusste, dass sie es geschafft hatte! Sie hatte die Prüfung bestanden! Mit diesem Wissen stieß sie mit neu gewonnener Kraft die steinerne Tür auf und trat hinaus ins Licht, in ihre Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)