Demon Girls & Boys von RukaHimenoshi ================================================================================ Kapitel 16: Reich der Vampire ----------------------------- Reich der Vampire        Erschrocken drehte sich die kleine Gruppe in Carstens Zimmer um, als schwungvoll die Tür aufgerissen wurde und Anne energisch eintrat, gefolgt von Öznur und Janine, die kaum mit ihr Schritt halten konnten. „Das war wohl ein Scherz, oder!?! Laura geht nicht ran, Arianes und Susannes Handys sind aus, Carstens Nummer kennen wir nicht und Lissi brauchte eine Stunde, um euch Bescheid zu sagen?!?“, schrie Anne außer sich vor Zorn. Carsten seufzte. „Ich habe euch doch gesagt, schreibt den Zauber auf.“ „Na und?!?“, schnauzte Anne, „Warum hat das eigentlich so lange gedauert, Lissi?!?“ Lissi blickte von ihrer neuen Tonne von Klamotten auf, die sie mit Sakura auf dem Boden ausgebreitet hatte. Lauras Ansicht nach etwas zu nah an dem Bett, in dem Benni lag. Lissi begutachtete eine neue Kette und zuckte mit den Schultern. „Süße, Saki und ich mussten zum Shoppen auf die andere Seite von Karibera. Da hat es etwas gedauert, bis wir wieder hier waren. Aber Anni-Banani, du hättest auch etwas geduldiger sein können, findest du nicht auch, Süße?“ „Geduldiger?!?“, schrie Anne in Rage versetzt und hob die Faust in die Höhe. „Beruhig dich, so lange mussten wir doch auch nun wieder nicht warten.“, meinte Öznur beschwichtigend. Anne verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, ja, ja, klar. Trotzdem haben wir Zeit verloren. Uns bleibt nur noch morgen, für unsere Suche, nach den anderen Dämonenbesitzern. Und das sind drei, wenn ich mich nicht verrechnet habe.“ Susanne hob beschwichtigend die Hände. „So schlimm ist das jetzt auch nun wieder nicht, Benni schläft sowieso noch. Also seid auch nicht so laut, er soll sich erholen.“ „Also hat Eagle es noch rechtzeitig geschafft?“, fragte Janine erleichtert. Carsten nickte ihr lächelnd zu. „Dank Eagle lebt er noch.“ Laura schaute zu Eagle rüber, der die ganze Zeit nur schweigend an einer Wand lehnte. „Danke.“ Und sie war ihm wirklich dankbar. Zwar war Eagle ein selbstgefälliges, egoistisches, notorisches Arschloch der Oberklasse, wie Carsten es so schön gesagt hatte, aber dennoch schien er all seine Kraft aufgewendet zu haben, um ihnen die Feuerblume zu bringen. Wäre er auf demselben Weg wie Öznur, Anne und Janine gekommen, wäre Benni bereits… Laura konnte ihren Gedanken nicht beenden. Eagle wich ihrem Blick aus. „Keine Ursache…“ Verwirrt sah Laura Öznur an, die sich damit abmühte, ihr Kichern zu unterdrücken. Was hat die denn? „Ähm, Leute…“, kam die süße Janine zu Wort. „Ja, Ninie???“, fragte Ariane und umklammerte Janine mit ihrer Würgeumarmung. Laura fragte sich, ob die Grüne Schlange nicht doch eher zu ihr passen würde. So weit Janine in der Lage dazu war, zu reden, meinte sie: „Kommt es nur mir so vor, oder hat der ‚eiskalte Engel’ tatsächlich irgendwie eine andere Ausstrahlung als sonst?“ Verwirrt befreite Ariane Janine und musterte Benni ungläubig, genauso wie der Rest der Gruppe. Nur Eagle wandte schnaubend den Kopf von ihm ab. Öznur legte den Kopf schief. „Stimmt irgendwie… Er hat nicht mehr diese ‚eiskalte Engel Wirkung’.“, überlegte sie. „Özi-dösi, das liegt daran, dass mein Bennlèy einfach zuckersüß ist.“, meinte Lissi mit ihrem selbstverständlich klingenden Tonfall und warf dem schlafenden Benni einen Luftkuss zu. Anne täuschte einen Würgreflex vor. „Igitt, wie widerlich ist das denn? Ich könnte kotzen.“ „Ach, Anne.“ Öznur schüttelte seufzend den Kopf. „Aber irgendwie müssen wir Lissi schon Recht geben…“ „Nicht du auch noch, Susanne! Das hätte niemand von dir erwartet!“, rief Ariane bestürzt. Susanne lachte auf. „Nein Nane, ich habe das nicht so gemeint wie meine Schwester. Was ich sagen wollte ist: Benni wirkt nicht mehr so kalt wie sonst.“ Spöttisch verdrehte Anne die Augen. „Natürlich. Weil das Gift der Eisblume auch nicht mehr wirkt.“ Susanne schüttelte lächelnd den Kopf. „Ihr wisst, worauf ich hinauswill. Benni hat auf einmal eine sanfte, liebenswerte Ausstrahlung. So unschuldig wie ein kleines Kind.“ Carsten lachte. „Das sollte er aber besser nicht erfahren.“ „Ihr seid ein komisches Gespann… Haltet euch bis zu diesem Weltuntergang bloß von mir fern.“, meinte Eagle genervt und verließ Carstens Zimmer. Ariane seufzte. „Mensch hat der Komplexe.“ Öznur grinste. „Er ist halt einfach ein bisschen neidisch auf Benni.“ Weder Laura, noch Ariane verstanden ihre Aussage, doch keiner der Anderen gab sich die Mühe, es ihnen zu erklären. „Ich glaube, du kommst jetzt alleine klar, oder?“, fragte Susanne Laura. „Was?!? Nein! Ihr könnt mich doch nicht…! Das ist gemein, ich weiß doch gar nicht…!“, rief diese geschockt. Carsten unterdrückte ein Lachen. „Du sollst nur ein Auge auf Benni werfen. So schwer fällt dir das jetzt auch nun wieder nicht, oder?“ Mit hochrotem Kopf setzte sich Laura auf die Bettkante. Ja, sogar sie hatte Carstens Andeutung verstanden. Susanne überredete die missmutigen und herumschimpfenden beiden Mädchen, die zwischen ihren Kleiderbergen saßen, ihre Sachen wieder in die Tüten zu räumen und auch aus dem Zimmer zu gehen. „Ihr wollt mich doch nicht etwa wirklich alleine lassen?!? Was ist, wenn Benni aufwacht?!?“, fragte Laura panisch. Ariane und Carsten, die noch die letzten im Zimmer waren, lächelten sie amüsiert an und verließen es schließlich auch. Grummelnd setzte sie sich wieder auf den Teppich vor Bennis Bett. Wenn er wirklich aufwachen würde, würde er sie sonst sicher für eine Stalkerin oder so halten. So einen Eindruck sollte er nicht von ihr bekommen. Da war die ängstliche Heulsuse doch bei weitem angenehmer. Erschöpft lehnte Laura ihren Kopf gegen die Bettkante. Sie fühlte sich so unglaublich müde, als wäre sie die ganze Nacht aufgeblieben. Und schwindelig war ihr auch. Sie hoffte, dass dieser und der morgige Tag schnell vorübergingen. Trotz Bennis Energieschub glaubte sie kaum, dass sie diese Tortur wirklich überleben könnte. Aber jetzt wollte sie noch nicht schlafen. Heute wollten sie doch noch einen der Dämonenbesitzer ausfindig machen und das sollte Laura besser nicht verpassen. Aber zumindest mal die Augen schließen. Das tat schon gut… Nach einer gefühlten Ewigkeit, Laura wäre fast eingenickt, da hörte sie das Rascheln von Stoff hinter sich. Mit einem Schlag war Laura wieder hellwach. „Benni!!! Dem Himmel sei dank, dir geht es gut!“, rief sie überglücklich. Überwältigt von Erleichterung sprang sie auf und fiel Benni so stürmisch um den Hals, dass dieser noch nicht ganz bei Kräften wieder zurück ins Bett fiel. Wie erwartet erwiderte Benni nichts. „Ich weiß, dass ich aus deiner Sicht höchst wahrscheinlich wieder überreagiere, aber ich habe mir solche Sorgen gemacht! Warum musst du dich nur immer in Lebensgefahr bringen?!?“ Schluchzend presste Laura ihr Gesicht gegen Bennis Schulter. Sollte er sie doch für sensibel und ängstlich halten. Ihr war das egal, solange es Benni gut ging. „Nicht freiwillig.“, meinte Benni bloß nüchtern und schob sie von sich, um sich endlich aufrichten zu können. Leicht verschüchtert, da sie erst jetzt realisierte was sie da gemacht hatte, brachte Laura etwas mehr Abstand zwischen sich und Benni. Ihr ganzer Körper zitterte, doch ihr war nicht kalt, sondern kochend heiß. Ein für Laura hochgradig peinliches Schweigen entstand. Verzweifelt suchte sie nach einem Gesprächsthema, doch natürlich versagten ihre Gedanken. Schon alleine wegen Bennis Anwesenheit fühlte sie sich verunsichert. Doch so wie er sie mit seinem ruhigen Gesichtsausdruck musterte und keinen Gedanken an ein mögliches Gespräch verschwendete, brachte Laura zur vollkommenen Planlosigkeit. Schließlich setzte er sich auf die Bettkante. „Warte! Du kannst noch nicht aufstehen!“, rief Laura erschrocken, schaffte es aber nicht rechtzeitig, ihn am Handgelenk zu packen. Es war einfach nicht zu fassen! Er hatte gerade um die vier Stunden im Bett gelegen und stand schon wieder sicher auf den Beinen. „Warum nicht?“, fragte er. „Äh- ähm- na ja, weil… du bist…“ Stotterte Laura drauf los und gab es schließlich ganz auf. Ehrlich, ihr war nie aufgefallen, was für einen tollen Körperbau Benni hatte. Er trug ‚nur’ T-Shirt und Jeans -wie immer in schwarz- und sah atemberaubend gut aus. Beschämt wandte sie den Blick ab, spürte die Hitze auf ihren Wangen. Ja, sie fand ihn nun mal sehr attraktiv! Die anderen konnten sich so viel sie wollten über ihre Schwärmereien lustig machen, es war nun mal so. Laura konnte daran nichts ändern. Ihr wäre es ja selbst lieber, nicht dauernd dieses Herzklopfen spüren zu müssen, kaum dass sich Benni auch nur in ihrer Nähe aufhielt. Schließlich brachten ihre Gefühle für ihn mehr unangenehme Situationen hervor als dass es irgendwelche tollen Erfahrungen gäbe, was man sich eigentlich erhoffte. Aber na ja… Diese ‚tollen Erfahrungen‘ gab es halt nur, wenn das Gegenüber die Gefühle auch erwiderte… „Ist was?“, fragte Benni auf ihr bedrücktes Schweigen hin. Laura schüttelte bloß den Kopf und unterdrückte ein Gähnen. „Ich bin nur müde…“ Eine Schwere drückte sich auf ihre Augenlider und Laura hielt sich den Kopf, der leicht zu schmerzen begann. Innerhalb kürzester Zeit fühlte sie sich hundeelend. Ob es daher kam, dass nun mit einem Schlag die ganze Anspannung von ihr abfiel? Hatte sie diese Angst um Benni wirklich so viel Kraft gekostet? „Mir geht‘s nicht gut…“, murmelte sie eher zu sich selbst. Laura bemerkte, wie sich Benni vor sie kniete. Als er seine Hand auf ihre Stirn legte um die Temperatur zu prüfen, wurde ihr erstrecht unangenehm warm. „Du bist ganz blass, du solltest dich ausruhen.“, meinte Benni bloß. Laura hätte eigentlich eher erwartet knallrot zu sein, doch seinen Ratschlag ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie fühlte sich wirklich nicht gut. Schlaftrunken legte sie sich hin und gab den Versuch auf, unter allen Umständen wachbleiben zu wollen. Dass dieses Bett erst vor kurzem Bennis Sterbebett hätte sein können, überdachte sie. Ihr Gehirn brachte solch komplizierte Denkvorgänge nicht mehr zustande. Ein wohliger Kälteschauer überkam ihren überhitzten Körper und mit müden Augen blickte sie zu Benni auf, der sie wortlos betrachtete. Wortlos, aber nicht teilnahmslos. Zumindest in Lauras Trance ähnlichem Zustand schien er irgendwie besorgt und fürsorglich, fast schon liebevoll, so wie er die Decke über sie legte. Erschöpft kuschelte sich Laura in die nach wie vor warme Decke ein, ließ sich von Bennis Körpergeruch einlullen. Sie hatte keine Kraft mehr, ihre Augen offen zu halten.  „Ich hab dich lieb…“   ~*~   Laura scheint es wirklich schlecht zu gehen, war der erste Gedanke, der Benni überkam. Sie war keine Person, die mit großen Liebesbekundungen um sich warf. Laura hatte ihre Gefühle schon immer mehr über ihre Reaktionen und Taten zum Ausdruck gebracht. Er wandte sich der hölzernen Tür zu, die Carsten zehn Sekunden später öffnete. „Endlich bist du wach.“, meinte er, überschwemmt von einer Welle der Erleichterung. „Dafür schläft Laura.“, entgegnete Benni monoton. Carsten stöhnte auf. „Das ist doch ein Witz, oder?“ Benni erwiderte nichts. Natürlich war das kein Witz. Carsten kam zu ihm und Laura hinüber und musterte ihr blasses Gesicht, das inzwischen die sanften Züge des Schlafs angenommen hatte. „Sie scheint ganz schön was mitgemacht zu haben…“, überlegte er und spähte über das Bett zu Benni rüber. „Sich Sorgen zu machen ist immer noch eine menschliche Emotion, die die Zuneigung einer Person zu der anderen betont und keine Schwäche. Nicht nur Menschen, auch andere Wesen verspüren Sorge, wenn es einem Freund nicht gut geht.“ „Ich habe nichts gesagt.“, entgegnete Benni so eintönig wie sonst auch. Dennoch hatte sein Satz die Funktion einer Verteidigung. Carsten stieß einen Seufzer aus. „Ich weiß. Du sagst ja auch so gut wie nie etwas. Aber du hast so etwas in der Art gedacht und alleine das reicht mir schon aus.“ „Also nicht nur eine menschliche Emotion.“ Benni wusste, dass Carsten seine Aussage verstehen würde. Und so war es auch. Wie als würde er sich ergeben, warf er die Hände nach oben. „So habe ich das nicht gemeint, Benni! Aber- es ist nun mal so, dass du sehr häufig nicht menschlich rüberkommst! Du bist einfach zu ruhig, zu ernst und zu beherrscht. Ich weiß, dass du Schwierigkeiten hast deine Gefühle zu erkennen und sie zum Ausdruck zu bringen. Aber auf viele wirkt das nun mal sehr befremdlich.“ Benni hatte nicht vor, irgendetwas dazu zu sagen. Keiner sah in ihm einen Menschen, nicht nur jener Vampir in der Unterwelt. Der Nachteil an all denen, die Benni getroffen hatte, war, sie waren allesamt oberflächlicher Ansichten. Der Direktor, der ihn angeblich nur aus Spaß ‚eiskalter Engel’ getauft hatte, der Vampir aus der Unterwelt, Lauras Vater Leon Lenz, Eagle, Anne, Janine, Ariane und so viele weitere, dass Benni es übertrieben fand, sie alle aufzuzählen. Dennoch, war es nun menschlich oder nicht, dass ihn ihre Ansichten kalt ließen? „Diese Leute kennen dich einfach nicht.“, sagte Carsten schließlich. Seinen Blick hatte er gesenkt und sowohl von Benni als auch von Laura abgewandt. Letztendlich, als er sich wieder zu ihm umdrehte, hatte er auf seinem Gesicht dieses für ihn bekannte sowohl strahlende als auch melancholische Lächeln. „Es gibt auch noch welche, die an den kleinen Lichtfunken in dir glauben und zwar nicht nur die ‚gutmütigen Trottel’.“ Nun war Benni derjenige, der einen Seufzer ausstieß. Carsten war unverbesserlich.   ~*~   Schlaftrunken öffnete Laura die Augen und richtete sich laut gähnend auf. „Hi Laura! Hast du endlich ausgeschlafen?“ Vor Schreck durch Carstens muntere Begrüßung wäre Laura fast aus dem Bett gefallen. Carsten stand vor seinem Meter hohen und -breiten Bücherregal und Benni lehnte am Rand vom Fußende des Bettes und blickte von einem Buch auf, das er gerade las. „Carsten, darf Benni wirklich schon aufstehen?“, fragte sie besorgt. Carsten schaute sie amüsiert an. „Du kennst Benni doch. Außerdem hast du das Bett ja eingenommen.“ Sofort wurde Laura purpurrot. Sie erinnerte sich, was sie ihm im Halbschlaf noch gesagt hatte… Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Was denkt er denn jetzt von mir?!? Verlegen mied Laura jeglichen Blickkontakt zu einem der Jungs. Laura fragte sich, ob Carsten darüber Bescheid wusste, oder ob er nur eine ungefähre Ahnung von ihrem peinlichen Auftritt hatte. Auf jeden Fall unterdrückte er eindeutig ein Kichern. Zu ihrem Glück wurde kurz darauf die Tür aufgerissen und Ariane trat ein. „Schlafen hin oder her, wir sollten jetzt wirklich mal aufbrechen! Los, wecken wir den eiskal- äh…“ Verwundert musterte sie die Platzverteilung der Leute in dem Raum. „Warum bist du im Bett, Laura?“ Das machte Lauras Situation doch nicht besser wie zuvor erhofft. Beschämt senkte sie den Kopf und antwortete: „Ich bin eingenickt…“ „Aaahaaa…“ Einen weiteren Kommentar sparte sich Ariane, doch als sie Carstens vielsagendes schmunzelndes Gesicht sah, verstand sie schon, dass Laura mal wieder was sehr Dummes angestellt haben musste. „Nun denn, was soll’s. Komm Laura, lass uns unsere Sachen holen. Wir sollten jetzt schnellst möglichst verschwinden, bevor noch jemand einschläft.“, drängte Ariane, dieses ‚noch jemand‘ mit überaus eindeutigen gestischen Anspielungen auf sich bezogen. Dankbar, dass Laura dieser peinlichen Situation entlaufen konnte, sprang sie mit einem Satz aus dem Bett, begleitet von einem taumelnden Versuch, nicht gleich ungelenk zu stürzen, um sich dadurch noch mehr zu blamieren. Zu ihrer Erleichterung schien aber keiner ihren Balancemangel bemerkt zu haben. Jedenfalls sah es so aus, sodass sie sich erleichtert fühlen konnte. Als die beiden Mädchen die Tür hinter sich geschlossen hatten und runter in den Salon gingen, war das Erste, was Ariane von sich gab ein: „Echt Laura, was hast du dieses Mal nur angestellt…?“ „Muss das sein?“, murrte Laura verlegen und senkte den Kopf, um eher deprimiert als beschämt zu wirken. Ariane kicherte. „So lange du dich nicht wie ein Depp verhalten hast nicht.“ Laura atmete schwer aus. „Also muss ich es dir erzählen…“ „Ja.“ „Ich habe erst einmal dafür gesorgt, dass Benni, noch nicht ganz gesund, wegen mir das Bett verlassen musste.“ „Okay, das geht ja noch…“ Wieder stieß Laura einen Seufzer aus. „Dann bin ich auch noch vor seinen Augen eingepennt… und davor… … …“ „Was ‚davor‘??? Jetzt mach schon!“, bohrte Ariane weiter. „Davor hab ich gesagt…“ „Ja? Was denn jetzt?!?“ Ihre Neugierde schien auf einmal ins Unermessliche gewachsen zu sein. „Ich habe gesagt: ‚Ich hab dich lieb‘.“ „Naaaaaw, danke. Ich dich auch.“ „Nicht du! Ich hatte das zu Benni gesagt!!!“, schrie Laura nun allen Frust heraus. Ariane blieb für etwa zwei Sekunden still. „Also erstens: Autsch. Aber ja, es wäre realistischer gewesen, wenn du das zu mir gesagt hättest.“ Laura atmete bedrückt aus. Na toll… „Ich… können wir einfach das Gesprächsthema wechseln?“ Ariane warf ihr einen amüsierten aber doch auch irgendwie mitfühlenden Blick zu. „Ist schon gut, ich bin still.“ Inzwischen waren sie im Salon angekommen, weswegen auch einige der Mädchen den letzten Satz mitbekommen hatten. „Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“, fragte Anne mürrisch. Es war offensichtlich, dass sie nicht sonderlich darauf erpicht war, einen weiteren Dämonenbesitzer zu besuchen. Einen weiteren männlichen Dämonenbesitzer. „Ich will nicht darüber reden.“, murmelte Laura bloß beschämt, woraufhin die Mädchen einige vielsagende Blicke austauschten. Vermutlich hatten sie ohnehin schon eine Ahnung, worum es in etwa ging. Oder eher um wen. Öznur schaute Ariane fragend an. „Okay Nane, was hat sie angestellt? Oder eher, was hat sie bei wem angestellt?“ Bei ihren Andeutungen schoss das Blut in Lauras Wangen. „Ich sagte doch, ich will nicht darüber reden!“ „Ach Lauch, jetzt komm schon. Wir wollen dir doch nur helfen! Ein bisschen Flirttraining könnte dir ohnehin nicht schaden.“, meinte Lissi, was alles andere als hilfreich war. Ariane seufzte. „Leute, jetzt lasst sie doch in Ruhe.“ Laura warf ihr trotz ihres hochroten Gesichts einen dankbaren Seitenblick zu. Und tatsächlich ließen Öznur und Lissi das Thema nach einem kurzen Murren wieder fallen. Zum Glück. Es war Laura ohnehin schon hochgradig peinlich. Da musste nicht auch noch der ganze Rest davon informiert sein, dass sie Benni vorhin im Prinzip… Oh Gott. Ich hab ihm im Prinzip ein Liebesgeständnis gemacht!!! „Also, seid ihr soweit?“ Bei Carstens Frage zuckte Laura unvermittelt zusammen. Sie vermied jeglichen Blick in seine Richtung, da neben ihm ja… Natürlich sorgte ihre unbeholfene Reaktion für ein verschwörerisches Kichern bei einigen der Mädchen. Das unangenehme Gefühl hielt auch noch an, während sie sich von ihren Gastgebern verabschiedeten. Mehr als ein bemüht freundliches „Auf Wiedersehen“ zu Saya, Chief und der nervigen Sakura brachte sie nicht über die Lippen. Den Weg aus Karibera heraus verbrachte sie auch nur damit, den Weg vor ihren Füßen zu betrachten. Sich an einem der Gespräche zu beteiligen, daran war erst gar nicht zu denken. Eagle begleitete sie aus Höflichkeitsgründen und fragte schließlich in die Runde: „Wo soll’s eigentlich als nächstes hingehen?“ „In die Spirit-Region. Der Vampir den wir suchen heißt angeblich Konrad und besitzt die Petrole Fledermaus.“, antwortete Anne und warf dem Überbringer dieser Quelle einen misstrauischen Blick zu. Wobei sie Name und Dämon eigentlich eher von Carsten überliefert bekommen hatten, statt von Benni. Lissi seufzte übertrieben dramatisch. „Hach, habt ihr euch schon mal darüber Gedanken gemacht wie es ist, von einem gutaussehenden Vampir das Blut ausgesaugt zu bekommen? Ich stelle mir das so unglaublich heiß vor…“ „Wach endlich auf.“, motzte Anne ungeduldig. „Ich will diesen ganzen Scheiß einfach nur endlich hinter mir haben, und diese dumme Schlampe tut auf unschuldiges Abendessen.“ „Na so ganz ‚unschuldig‘ klingt das auch nun wieder nicht. Zumindest nicht, wenn es aus Lissis Mund kommt.“, kommentierte Öznur belustigt. „Hoffentlich ist das alles schnell vorbei…“, murmelte Eagle genervt vor sich hin. Dieses eine Mal musste Laura ihm auch Recht geben. Doch sie hatte das ungute Gefühl, dass das Ganze noch nicht mal der Anfang war… „Übrigens eiskalter Engel, ich finde, ein Danke wäre schon angebracht.“, meinte er noch, aber nicht, ohne dabei ‚eiskalter Engel‘ höhnisch zu betonen. Doch Benni zuckte lediglich mit den Schultern. Kein Dank oder so was in der Art kam auch nur annähernd über seine Lippen. „Du hast echt Schwein gehabt, dass wir auf deine Stärke angewiesen sind.“, murmelte Carstens älterer Halbbruder gereizt vor sich hin. „Ähähäm… Also, bis dann mal!“, verabschiedete sich Öznur schnell, bevor die Stimmung mal wieder endgültig kippte. Sie bedrängte Carsten, doch endlich den Teleportzauber zu sprechen, da sie inzwischen die Stadt und somit auch die Magiebarriere verlassen hatten. Carsten atmete aus und Laura war sich sicher, dass dies ein Seufzer der Erleichterung war. „Nun gut. Los kommt, lasst uns gehen.“ Nach einigen weiteren knappen Verabschiedungen bildete sich aus dem kleinen Häufchen der Gruppe ein inzwischen nahezu professionell geordneter Kreis. Strahlendes, farbenfrohes Licht erfüllte die sowieso schon schneeweiße Landschaft. Laura bekam nur noch aus den Augenwinkeln mit, wie sich Eagle schützend die Hand vor die Augen hielt, ehe ihre Umgebung sich in diesem Licht verlor.   Der Ort an dem sie wieder auftauchten war alles andere als strahlend und farbenfroh. Die Eiseskälte sorgte dafür, dass Lauras Zähne aufeinander schlugen und in ihr ein gruseliges Unwohlsein auslöste. Die Atmosphäre war kalt und finster und obwohl die Sonne um diese Uhrzeit tatsächlich schon untergegangen war, sah dieser Ort so aus, als hätte er die warmen Strahlen dieses Himmelskörpers noch nie gesehen. Die Herrscherin des Lichts war daher natürlich auch die Erste, die sich beklagen musste. „Na toll, wer würde hier schon freiwillig wohnen wollen? Das ist ja das reinste Horrorland.“, meckerte Ariane drauf los. Ein flüchtiges Lächeln huschte über Susannes Lippen. „Vielleicht die, die das Licht scheuen?“, schlug sie scherzend vor, doch das half nicht im Geringsten, ihr Unbehagen zu überdecken. „Aha… und wo genau soll so jemand wohnen? In einer Gruft?“, erwiderte Ariane sarkastisch. „Hinter deinem Rücken vielleicht?“, mischte nun auch Öznur mit. Zögernd drehten sich Laura, Ariane und Susanne um, die gegenüber von Öznur standen. Vor ihnen stand eine riesige Villa, mit gotischer Architektur und einem noch größeren Grundstück, welches Laura ein bisschen an den geheimen Garten erinnerte, nur noch weitaus düsterer und von einem verschnörkelten Zaun mit schwarzen dolchartigen Spitzen umgeben. „Pff, hier würde ich auch gerne leben.“, blaffte Anne, während sie das eiserne Tor passierten und einen Weg direkt zu der Villa entlanggingen, vorbei an mehreren Fledermaus-Statuen. „Können wir wirklich einfach so unangemeldet hier reinplatzen?“, fragte Laura verunsichert. Natürlich hatte sie Erfahrungen mit der Etikette des Adels und dass diese Hausbesitzer zur gehobenen Gesellschaft zählten war mehr als nur eindeutig. „Kein Problem, unser Besuch wurde bereits gemeldet.“, antwortete Carsten und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter, was jedoch nicht wirklich half, dass Laura sich besser fühlte. Sie wusste, dass diese Vampire Bekannte, wenn nicht sogar Vertraute Bennis waren. Das machte dieses Treffen allerdings umso schlimmer. Wen lernte sie da nun kennen? Und außerdem hatte Laura ihre peinliche Aktion zuvor immer noch nicht ganz geschafft zu verarbeiten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich das nächste Mal blamieren würde… Benni war vorausgegangen und klopfte genau in dem Augenblick gegen das riesige Holztor, in dem sich Laura fragte, wie viel Blut ein Vampir täglich zu sich nahm und ob sie diese Menge auch ohne dabei mit ihrem Leben zu bezahlen abgeben konnte. Eigentlich hatten Vampire Laura schon immer sehr fasziniert. Mit ihrer allgemeinen Vorliebe für Gotik und die Verbindung mit der Dunkelheit hatte sie sich eigentlich auch immer sehr mit diesen Wesen identifizieren können. Aber das Wissen nun tatsächlich waschechte Vampire zu treffen… etwas Angst davor hatte Laura schon. Ein für einen Vampir überraschend alt aussehender Herr mit silbergrauen Haaren und dem typischen blutrot in seinen Augen öffnete die Tür. „Seid gegrüßt, Ihr werdet bereits erwartet.“, sagte er, mit einer typischen Butler-Verneigung. Auch seinem Frack nach zu urteilen war er offensichtlich nicht der Hausherr. Was Laura allerdings nicht die Anspannung nahm. Im Gegenteil. Dieser Typ sah schon gruselig genug aus, wie würde dann wohl sein Chef sein? Während der Butler sie durch den gotischen Mittelgang führte, einzig erhellt von Kerzen, die alle fünf Meter an der Wand hingen, erklärte er Benni: „Mein Herr ist zurzeit leider beruflich unterwegs und bittet daher um Verzeihung, Sie noch ein bis zwei Stunden warten lassen zu müssen. Jedoch wartet das gnädige Fräulein bereits sehnlichst auf Eure Ankunft.“ Ja, Laura wollte bei den Worten ‚gnädiges Fräulein‘ empört losschreien. Sie wartet sehnlichst auf Bennis Ankunft?!? Das konnte doch nur ein weiterer Groupie sein! Ging Bennis Beliebtheit bereits bis zu den Vampiren?!? Der Butler öffnete eine Tür an der Seite des Ganges und ließ die Besucher eintreten. Im Vergleich zum Rest der Villa machte dieser Raum einen so gemütlichen Eindruck, dass sich Laura an den Atmosphärenwechsel der Coeur-Academy erinnert fühlte. Im Kamin flackerte ein freundlich einladendes Feuer, die Möbel waren in einem warmen dunklen Holzton und die Sessel sowie das Sofa mit dunkelrotem Samt bezogen. In einer Ecke stand ein großer Flügel und an den Wänden neben ihm waren durch weitere Kerzen in unregelmäßiges Licht getauchte Vitrinen, die Papiere und Bücher beinhielten. „Gnädiges Fräulein, der Besuch ist eingetroffen.“, sagte der Butler mit einer höflichen Verneigung. Von dem Sofa blickte eine junge Frau von ihrer Lektüre auf. Sie war, Laura konnte es zu ihrem Widerwillen nicht anders beschreiben, wunderschön. Ihre Haare waren etwa genauso strahlend Blond, wie die von Janine. Von vorne wirkte es, als wären sie nur Schulterlang, doch an ihrem Rücken fielen sie bis zu ihrer Taille, also so lang, wie Lauras Haare. Jedoch hatte dieses ‚gnädige Fräulein‘ wunderschöne Locken, die vermutlich der Traum eines jeden Mädchens wären –außer Anne vielleicht. Auch ihre Augen hatten das typische vampirrot und sie trug ein langes, überaus elegantes, rotes Kleid mit Ellenbogen-langen Handschuhen, wie Laura es ähnlich bei Sarah aus Tanz der Vampire gesehen hatte. Der Stoff des Kleides raschelte, als sie aufstand und auf die Gruppe zukam, mit einem so freundlichen und strahlenden Lächeln, das Laura nie und nimmer von einem Vampir erwartet hatte, trotz der reißzahn-artigen Eckzähne, die dabei etwas zum Vorschein kamen. „Herzlich willkommen, ihr alle.“, grüßte sie mit einer klaren, fröhlichen Stimme, dass Laura nun tatsächlich die Kinnlade herunterfiel. Verdammt, fluchte sie in Gedanken. Zwar war die Frau sicherlich älter als Benni, doch trotzdem mehr als nur Konkurrenz für Laura. Da Benni eine ebenso Vampir-mäßige Ausstrahlung hatte, passte er viel besser zu jemandem wie dieser adligen Vampirdame, als zu einer tollpatschigen Menschenprinzessin. Und natürlich musste sie sich ja auch noch speziell Benni zuwenden. „Hallo Benni! Es ist schön, dich zu sehen. Also, dann stell mich mal deinen Freunden vor.“ Ausdruckslos kehrte sich Benni zur Gruppe hin. „Das ist Rina.“ Besagte Vampirfrau namens Rina lachte hinter vorgehaltener Hand. „Du veränderst dich wohl nie. Bitte, setzt euch doch.“ Rina wies auf die Sessel und das Sofa hin. „Edward wird sicher gleich wiederkommen und uns Tee und Gebäck zu servieren.“ Etwas zögernd ließen sich die Gäste auf den Sitzgelegenheiten nieder. Nur Benni musste sich wie inzwischen gewohnt wieder abseits gegen die Wand lehnen. Rina seufzte. „Ach Benni, komm schon. So ungesellig wie du bist wirkt das ja geradezu krank. Setz dich doch bitte auch dazu.“ Und wieder hätte Laura ihre Empörung am liebsten durch einen Schrei zur Kenntnis gebracht, als Benni sich ohne Widerworte neben Carsten auf die Lehne des Dreiersofas setzte, da wie der Zufall es wollte bis auf den Schemel von dem Flügel kein Platz mehr über war. Statt zu schreien schnaubte Laura nur demonstrativ. Sollten es doch alle wissen, wie diese Rina sie schon jetzt ankotzte. Aber zu Lauras Ratlosigkeit lachte Rina lauthals los. „Ach Benni, ich glaube, hier treten ein paar Missverständnisse auf. Deine Freundin scheint eifersüchtig zu sein.“ Niemandem war diese übertriebene Andeutung, dass Laura und Benni ein Paar waren entgangen. Falls man das überhaupt noch Andeutung nennen konnte… „Ich bin nicht seine Freundin!“, ließ Laura endlich ihrem ganzen Ärger Luft. Doch zu ihrem Verdruss hatte sie dabei einen so eindeutigen Tonfall, dass sich jeder den Rest denken konnte. Als wäre das nicht schon demütigend genug, hatte sich Benni mal wieder seinen Kommentar gespart. Wer weiß, vielleicht hätte sie sich damit vor einigen Enttäuschungen bewahren können, was das Herausfinden seiner Empfindungen für sie betraf. „Ach Lauch… Du kannst die Wahrheit zwar umschreiben, aber es war immer noch zu eindeutig. Tut mir leid.“, machte Lissi das Offensichtliche kund. Murrend verschränkte Laura die Arme vor der Brust und sagte einfach gar nichts mehr. In dieser Hinsicht war Bennis Zurückhaltung noch nicht mal so verkehrt. Immerhin trat er dadurch so gut wie nie in solche Fettnäpfchen. Ein tiefes Klopfen durchbrach die eben erst aufkommende Stille und Edward trat mit einem Tablett voll mit Tee und allerlei Gebäck ein. „Bitte sehr, die Herrschaften.“ Nach einer Verbeugung verließ er das Zimmer auch schon wieder. Nach einem weiteren Anflug der Stille wies Rina auf das Tablett. Belustigt meinte sie: „Nehmt euch ruhig. Keine Angst, da ist weder Blut noch Gift oder sonstiges Derart drinnen.“ Und natürlich war Ariane die Erste, die sich einen Muffin angelte. „Dasch ischt wirklisch nischt giftisch. Escht lieber schetscht, schonscht beschommt ihr nischtsch mehr!“ Nach und nach griffen auch die Übrigen nach dem Essen und sogar Benni bekam von Carsten wortlos ein Schokocroissant in die Hand gedrückt. Während des Essens blickten sich einige der Mädchen neugierig in dem Raum um. Unter den ersten Gegenständen, die ihnen in die Augen fielen, war der Kamin mit dem gemütlich vor sich hin flackernden Feuer. Auf seinen weinroten Kacheln befanden sich eine Menge, genauer gesagt fünf silberne und nussbaumbraune Bilderrahmen. Der neugierigen Ariane waren die auch gleich ein Aufstehen und Hingehen wert. „Ich liebe Fotos, wisst ihr das?!? Sie zeigen so viele Seiten von einem Menschen… ähm… und anderen Wesen. Aber wer ist denn da alles drauf?“ Ariane tippte auf das Foto ganz rechts, welches in einem silbernen Rahmen steckte. Laura verrenkte sich nahezu den Hals, um über die Köpfe der anderen neugierig schauenden Mädchen schauen zu können. Das Bild war nahezu schwarz-weiß, der einzige Farbtupfer war ein lila und blauer Schmetterling, der über einen Tisch zu flattern schien. Auf dem Bild befanden sich drei Personen. Eine junge Frau, ein Mann in etwa demselben Alter und ein kleiner Junge, den Laura auf maximal drei Jahre schätzte. Rina ging zu Ariane rüber und tippte auf die junge Frau. „Also das bin ich und das hier…“, sie wies auf den jungen Mann, „ist Konrad.“ Dem schwarz-weißen Bild zu urteilen hatte benannter Konrad dunkleres Haar als Rina, aber auch kein schwarzes. Es war entweder braun oder rot. Laura erkannte ein verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen, seine Augen waren auf das Kind gerichtet. Auch bemerkte Laura, dass blassgelbe Sternchen um seine Hand tanzten, die auch beim Schmetterling zu sehen waren. Wenn sie Carsten fragen würde, was das zu bedeuten hatte, würde der sicherlich antworten, es sei Beschwörungsmagie. Und es sah auch ganz danach aus, daher konnte sich Laura auch ihr Fragen ersparen. „Du und Konrad“, setzte Ariane skeptisch an, „seid ihr Geschwister, oder was nun?“ Bevor Rina auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte, rief Lissi empört in die Runde: „Oh mein Gott, Nane-Sahne!!! Es kann doch nicht sein, dass du so unaufmerksam bist! Sieh dir die beiden mal an, die sehen sich kein bisschen ähnlich! Ich glaube eher, die sind zusammen. Nein, mehr als das schon.“ Grübelnd bemühte sich Laura, Lissis Antwort nachzuvollziehen. Sie hatte sich unter Konrad einen Erwachsenen, also einen richtig alten Vampir vorgestellt. Okay, dieses Wesen auf dem Bild sah schon sechs Jahre älter als sie aus, aber Laura meinte so richtig erwachsen, etwa vierzig oder so. Der war ja gerade mal etwas über die zwanzig! Und durch Lauras fehlgeschlagene Einschätzung hatte sie auch erwartet, Rina wäre seine Tochter, oder mindestens die kleine Schwester. Rina lachte auf. „Gut getippt. Wir sind verlobt.“ Laura war sich sicher, dass Rina sie besonders triezen wollte, indem sie ihr schelmisch zuzwinkerte. „Na ja, und der Junge in der Mitte-“ „Ist euer Kind?!?“, unterbrach Ariane Rinas fortführende Erklärung überstürzt und leicht geschockt. Wieder musste Lissi ihre Aussage kommentieren und berichtigen. „Du hast ja echt keine Augen im Kopf! Der Junge ist zwar überdurchschnittlich hübsch und hat vielleicht eine kleine Ähnlichkeit mit dem Hottie-Vampir nebenan und Rina, aber sie sind sich nicht so ähnlich, dass ich auf eine Verwandtschaft tippen würde.“ Nun wollte Laura aber wirklich wissen, woran Lissi das erkannte. Denn sie lag schon wieder richtig, wie Rina schließlich mit einem Nicken bestätigte. Ariane musterte mit immer weiterwachsender Skepsis das zweite Bild von links auf dem Kamin. Hier war nur der putzige kleine Junge zu sehen, dieses Mal hatte er keinen Matrosenanzug an, sondern trug flauschige Wintersachen, was vielleicht daran lag, dass er im Schnee kniete und ein kleines Kätzchen in den Armen hielt, das miauend zu ihm hinauf linste. Der Junge selbst lächelte dem Betrachter des Fotos entgegen, während er auf dem anderen Bild den Schmetterling gemustert hatte. „Okay… Wenn der Kleine nicht euer Sohn ist, wer dann, dass er es Wert ist, auf so vielen Fotos zu sein? Oder habt ihr ihn euch einfach als putziges kleines Model ausgesucht?“, rätselte Ariane. Carsten konnte sich vor Lachen kaum mehr auf seinem Sitz halten. „Nun kommt schon, so langsam könnt ihr doch wirklich nicht sein, oder?!?“ Lauras geistreiches „Hä?“ vollbrachte es schließlich, dass sich Carsten tatsächlich auf dem Teppichboden kugelte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Um den langsameren Teil der Mädchen nicht noch länger im Dunkeln tappen zu lassen, erklärte Rina: „Der Kleine ist so etwas in der Art wie unser Teilzeitschützling. Nun gut, wobei er heutzutage auf keinen Schutz mehr angewiesen ist, oder Benni?“ Benni erwiderte natürlich nichts, aber den nicht gerade hellen Mädchen ist nun ein Licht aufgegangen. „Das bist du?“, fragte Öznur verblüfft, während Ariane nach Gemeinsamkeiten zwischen dem süßen, kleinen Jungen und dem eiskalten Engel suchte, indem sie wiederholt vom Bild zu Benni und wieder zurück schaute. „Also… Ähnlich sind die beiden tatsächlich aber… Das bist du???“, beendete sie schließlich ihren Vergleich. „Wie kannst du nur so überrascht sein, Nane-Sahne? Bennlèy war nun mal schon immer ein wunderschöner Knabe gewesen.“, tadelte Lissi Ariane weiter. Ariane seufzte und wandte sich wieder den Bildern zu. Auf einem waren nur Konrad und Rina zu sehen und neben dem Bild von dem kleinen Benni im Schnee war ein weiteres Paar, dieses Mal tatsächlich in dem Alter, in dem Laura Konrad ursprünglich erwartet hatte. Nur, dass sie wie bei den Vampiren bekannt dennoch jung und erwachsen zugleich aussahen. „Sind das Konrads Eltern?“, vermutete Ariane. Lissi atmete befreit auf. „Immerhin das hast du erkannt.“ „Und das ist auch ein absolutes Tabu-Thema.“, mahnte Rina die Gruppe. Ariane zuckte zusammen, als hätte Rina nur sie angesprochen. „Warum?“ Konrads Verlobte seufzte bedrückt. „Weil sie tot sind. Ermordet genauer gesagt. Konrad ist zwar darüber hinweg, aber ihn daran zu erinnern würde seine Rache- und Mordsucht wieder aufwecken.“ „Und wer wäre das arme Schwein?“, mischte sich nun auch Anne in das Gespräch ein. Eine grausige Vorahnung breitete sich in Laura aus und der metallische Geschmack verschwand auch nicht nach einem großen Schluck ihres von ihr stark gezuckerten Tees. „Lukas.“, bestätigte Rina Lauras Befürchtung und blickte sie auch noch wissend an, als wäre sie sich ihrer Verwandtschaft mit Lukas im Klaren. Was auch nicht verwunderlich war, wenn sie tatsächlich Bennis Babysitterin war. „Warum tut er so was?!?“, fragte Laura verzweifelt. Wieso muss ausgerechnet in meiner Familie ein Mörder sein?!? „Das weißt du doch.“, antwortete Carsten, ebenso bedrückt. „Aus Machtgeilheit.“, schnaubte Anne. „Das ist für unser geliebtes männliches Geschlecht doch unverkennbar.“ „Vielen Dank, Prinzessin.“, konterte Carsten sarkastisch. Selbst dessen scheinbar endlose Großherzigkeit hatte ihre Grenzen. „Ich hab mir meinen Titel nicht ausgesucht.“, zischte Anne. „Und das interessiert uns auch nicht! Ruhe jetzt, ich will mir die Bilder angucken!“, meckerte Ariane und musterte das letzte Bild in der Mitte. Auf diesem befand sich die komplette Familie, Benni inklusive. Wobei er dort etwas älter wirkte und im Gegensatz zu den anderen Bildern die für ihn repräsentative Frisur mit den Haaren vor dem rechten Auge trug. Überrascht stellte Laura fest, dass Benni auf allen Bildern ziemlich locker wirkte, als würde er sich in dieser Familie tatsächlich wohlfühlen, obwohl er noch nicht einmal mit ihnen verwandt war. Laura bemühte sich, unentdeckt zu Benni hinüber zu linsen. Was ihr zwar nicht gelang, da Benni ihren Blick unverhofft erwiderte, aber dafür erkannte sie seine fehlende Anspannung wieder. Auch wenn der gegenwärtige Benni ruhiger und verschlossener war, als der junge Benni auf den Bildern. Wobei er zurzeit irgendwie ziemlich verärgert wirkte. „Benni, alles okay?“, fragte Laura besorgt. Rina betrachtete ihren ‚Schützling‘ kurz und meinte schließlich: „Das ist der zweite Grund, warum das Thema Konrads Eltern nicht angesprochen werden sollte. Wir hatten diese Diskussion schon oft genug, Benni. Es bringt nichts, sich darüber zu ärgern, dein Blut hätte sie auch nicht mehr gerettet.“ „Wuuuaaas?!?“, schrie Ariane entsetzt auf. Rina seufzte und entschied sich dazu, den Mädchen doch die ganze Geschichte zu erzählen, bevor diese noch auf andere dumme Gedanken kamen. Wie zum Beispiel Konrad zu fragen und so den ersten Krieg zwischen Menschen und Vampiren seit der Gründung Damons heraufzubeschwören. „Ihr kennt sicherlich Lukas größtes Ziel oder?“ „Die Dämonenbesitzer fangen.“, vermutete Susanne. Rina nickte. „Und wie es der Zufall will, ist Konrad einer. Sonst wärt ihr heute auch nicht hier. Lukas Problem ist: Er ist ein schwacher Feigling.“ „Das kannst du laut sagen.“, murrte Laura. „Der Haken dabei ist, dass dieser schwache Feigling so gut im Lügen wie Konrad im lange schlafen ist.“, fuhr Rina fort. „Also ist er darin gut oder schlecht?“, fragte Öznur argwöhnisch. „Leider zu gut. Er lockte Konrads Eltern in eine Falle und hielt sie dort solange gefangen, bis die Sonne bereits senkrecht stand. Natürlich sind Konrad und ich hin, um ihnen zu helfen, aber für uns war es schon zu spät. Um sie zu retten, hätten auch wir in das Tageslicht gemusst… Und so hatten wir keine andere Wahl, als alles im sicheren Schatten zu beobachten.“ Rina warf Benni einen kritischen Blick zu. „Du hättest ihn wirklich getötet, wenn Victor und Verona dich nicht zurückgehalten hätten, oder?“ Ein einfaches Nicken war auch schon Bennis Antwort darauf gewesen. „Und warum hast du es nicht gemacht?!? Jetzt müssen wir uns mit ihm herumschlagen!“, empörte sich Ariane. „Weil Lauras Vater Benni sonst höchst wahrscheinlich die Todesstrafe angehängt hätte.“ Rinas Reaktion darauf war weitaus ruhiger, als Lauras erschrecktes Zusammenzucken. O-Too-Sama!!! Du bist so- Doch sie wagte es nicht, ihren Vater zu beleidigen. Soweit sollte es nun doch nicht kommen, auch wenn jede Zelle in ihrem Körper danach verlangte. „Und dann kam jede Rettung für die beiden zu spät?“, fragte Janine beklommen. Rina nickte und warf Benni einen weiteren skeptischen Blick zu, welchen dieser mit seinem klassischen Pokerface erwiderte. Selbst ohne Worte waren sich die Mädchen einig, dass dieses Thema auch ein Tabu bleiben sollte. In der Zwischenzeit hatte Ariane ihren Erkundungsrundgang fortgesetzt und stand nun vor dem Flügel. „Konrad oder du, wer ist denn nun das Musikgenie?“ Diese Frage half aber auch nicht, die Stimmung wieder zu heben, als die Antwort hieß: „Konrad und ich sind in diesem Gebiet gänzlich unbegabt, aber seine Eltern. Seine Mutter hatte eine wunderschöne Stimme und sein Vater hat sie dazu immer auf dem Flügel begleitet.“ Einige der Mädchen, darunter auch Laura, senkten betrübt die Köpfe. Dieser Familie war ja schon fast so viel Unglück widerfahren, wie ihrer eigenen. Susanne trat neben Ariane an den Flügel. „Aber dafür wird er sehr gut gepflegt.“ Sie spielte eine simple Melodie und meinte schließlich: „Und er funktioniert einwandfrei, als würde es noch jemanden geben, der hin und wieder darauf spielt, weshalb ihr auch nicht wollt, dass er veraltet.“ Anne stöhnte auf. „Bist du fertig Sherlock?“ „Uh, Sherlock Holmes! Das les ich gerade, ich liebe es!“, kommentierte Ariane überflüssigerweise. Rina lächelte. „Ja, zum Glück haben Victor und Verona Bennis Musiktalent erkannt und ihm trotz seines Widerwillens alle erdenklichen Themen im Bereich Musik gelehrt.“ „Du kannst Klavier spielen?“, fragte Öznur Benni verwundert, doch ehe dieser antworten konnte, wenn er das überhaupt vorgehabt hätte, entgegnete Anne spitz: „Das kann der garantiert nicht. Bestimmt war es nur so etwas wie ‚Alle meine Entchen‘. Wetten?“ „So ein Unsinn!!!“, verteidigte Laura Benni, „Er kann verdammt gut singen und spielt neben Klavier auch richtig schön Geige! Damals, als mich O-Too-sama dazu gezwungen hatte in ein Orchester zu gehen, hat er gelegentlich auch mitgemacht. Und er war auch in einer Schülerband!“ „Wobei das alles von Benni doch völlig ungewollt war…“, bemerkte Carsten nebenbei. „Der totale Stuss, den ihr euch da zusammenbraut.“, meinte Anne zynisch. „Was haltet ihr davon:“, schlug Rina schlichtend vor, „Benni spielt einfach etwas auf dem Klavier und dann könnt ihr euch eure eigene Meinung bilden.“ „Nein.“, kurz und eindeutig war Bennis Antwort auf dieses Angebot. Ariane zog einen empörten Schmollmund. „Ach komm schon! Anne und ich haben schon gewettet und dabei geht es um einen Jahresvorrat an Eis! Das will ich nicht verpassen!!!“ „Bedeutet ‚Jahresvorrat‘, dass ihr auch im Winter Eis esst?“, überlegte Öznur laut, doch auf ihre Frage sollte sie keine Antwort bekommen. Trotz Arianes Bitte mit diesem überzeugenden Grund schüttelte Benni den Kopf. „Ach Benni, komm schon!“ flehte Laura. Sie mochte es, wenn Benni ein Instrument spielte, oder gar sang. Dann schien die Atmosphäre sich plötzlich gänzlich zu verändern, von der Art der Melodie bestimmt. Nach einer in Stille getaucht gefühlten Ewigkeit fragte Benni schließlich: „Und was?“ „Oh, Inochi no Namae aus Chihiros Reise ins Zauberland!!!“, rief Laura begeistert, mit dem Wissen im Hinterkopf, gegen Benni gewonnen zu haben. Ein Grinsen breitete sich auf Carstens Gesicht aus. „Das ist mal wieder typisch für dich.“ Rina seufzte. „Aber davon haben wir meines Wissens die Noten nicht.“ Laura wollte schon enttäuscht den Kopf senken, als Benni tonlos aufstand, den Flügeldeckel öffnete und sich auf den Klavierhocker setzte. Der Anblick war zwar etwas verwirrend, Benni an einem Klavier zu sehen, dennoch wirkte es anmutig und professionell. So eine Ausstrahlung hatte sich Laura immer beim Querflöte Spielen gewünscht, womit sie seit ihrer Aufnahme an der Coeur-Academy jedoch aufgehört hatte. So wie Laura es prophezeite, waren alle Anwesenden von der Musik wie verzaubert. Sogar Anne verlor für diese paar Minuten ihren kritischen Gesichtsausdruck. Nur der Musiker selbst wirkte gänzlich ungerührt von dem, was er da spielte und behielt sein allseits bekanntes Pokerface. Auch fünf Minuten nachdem der letzte Ton verklungen war, herrschte noch absolute Stille, bis Ariane zufrieden Kund machte: „Das Eis ist mein.“ „Wie hast du das denn so spielen gelernt? Und dann auch noch auswendig?!“, fragte Öznur baff. „Das ist ja schon wie bei den Profis!“ „Wie lange kenne ich dich eigentlich, dass ich dich heute zum ersten Mal Klavier spielen höre… Du verschwendest dein Talent.“, meinte Carsten empört und auch etwas bedrückt. Benni erwiderte keinen der Kommentare, sondern kehrte zu seinem alten Platz auf der Sofalehne zurück. Kaum saß er wieder, öffnete sich die Tür und der Butler erschien. „Der junge Herr ist nun eingetroffen.“ Ein tatsächlich so junger Mann wie auf den Fotos, mit stacheligen braun-roten Haaren und sehr edel aussehender Kleidung trat ein. „Konrad!“, rief Rina erfreut und kam ihm entgegen. Zur Begrüßung küsste er sie sanft auf die Stirn, ehe er den menschlicheren Wesen in diesem Raum seine Aufmerksamkeit schenkte. „So, da bin ich endlich. Hallo erst mal, alle zusammen.“ „Wie war dein Urlaub?“, fragte Benni, die Regeln der Höflichkeit befolgend, was bei den Übrigen allerdings Verwirrung auslöste. „Wundervoll, wie immer.“, antwortete Konrad, eindeutig ironisch gemeint. „Wenn er so schrecklich ist, warum gehst du überhaupt in den Urlaub?“, fragte Laura verwirrt. Konrad konnte nicht anders, als sich über Lauras fehlendes Insiderwissen köstlich zu amüsieren. Schließlich erbarmte er sich und erklärte: „So habe ich die Missionen außerhalb unserer Region getauft. Dem Senat ist es nicht geheuer, dass Lukas für die Verhältnisse eines Menschen so unnatürlich viel Zeit in der Unterwelt verbringt, weshalb ich dort nach dem Rechten sehen muss.“ „Dann müsstest du doch etwas über diesen Unbesiegbaren oder Unzerstörbaren oder wie der sonst heißt wissen, oder?“, erkundete sich Anne, wie sonst auch bei einem Jungen kritisch. Konrad überlegte kurz und antwortete letztendlich: „Nicht viel mehr als ihr. Vor einigen Wochen hat Lukas in seinem Namen für ziemlich viel Unruhe gestiftet, um sich diesen köstlich riechenden kleinen Jungen zu schnappen. Wobei er dabei ziemlich erbärmlich gescheitert ist, wie wir alle wissen. Dann, dass er kein Wesen von dieser Welt ist, wie ihr sicher auch herausgefunden habt und schließlich, dass er in der tiefsten Schlucht der Unterwelt durch einen Bann gefangen gehalten wird.“ „Das ist doch immerhin etwas Neues.“, meinte Öznur optimistisch. „Weißt du, welcher Bann?“, erkundigte sich Susanne. Konrad schüttelte den Kopf. „Ich habe die ganze Bibliothek im Senats-Gebäude auf den Kopf gestellt, aber da ist weder etwas Nützliches von der tiefsten Schlucht in der Unterwelt, noch irgendetwas von besagtem Wesen zu finden.“ „Seltsam, wenn dieses Ding schon so mächtig ist, sollte es dann nicht Infos darüber geben?“, fragte Ariane verwirrt. Carsten nickte. „Eigentlich schon. Könnte es nicht sein, dass es sich hierbei um ein sehr gefährliches Thema handelt?“ „Nein, es ist ja nicht so, dass wir gegen einen unbekannten mächtigen Gegner kämpfen müssen.“, spottete Anne. „Das meine ich nicht, sondern das Beschaffen der Informationen über diesen Gegner.“ „Du meinst so etwas in der Art wie: Wenn ihr auch nur ein Wort über mich verliert bring ich euch auf qualvollstem Wege um?“, vermutete Öznur. „Ja. So wie bei den Dämonenforschern. Wenn die nicht von einem Dämon die Berechtigung für ihre Forschungen haben, oder wenn sie diese Informationen auch nur an eine falsche Person weitergeben, bedeutet das den Tod. Es wäre doch möglich, dass es sich hierbei um dasselbe handelt.“ „Mit ‚dasselbe‘ meinst du doch nicht nur den Grund für die fehlenden Informationen.“, bemerkte Susanne. Carsten zuckte mit den Schultern. „Wenn Energie mit im Spiel ist, dann handelt es sich vermutlich auch um einen Dämonenverbundenen, oder gar um einen Dämon persönlich.“ „Aber alle Dämonen sind doch zurzeit ‚gebannt‘, oder?“, erkundete sich Laura. „Es gibt mehr als nur diese Dämonen, die auf unserer Welt leben.“, erwiderte Carsten. Konrad erklärte es genauer: „Vielmehr gibt es drei Reiche. Diese Reiche kann man nicht als Universum sehen, sie sind… na ja, viel größer, als die Universen. Einmal das Reich der Lebenden. Das sind die Galaxien, in denen wie der Name schon sagt, alle Wesen leben. Dann gibt es noch das Reich der Toten. Das erklärt sich auch von selbst. Und schließlich noch das Reich der Dämonen beziehungsweise der Wächter. Dort befinden sich alle Dämonen, die nicht irgendwo anders etwas zu tun haben.“ „Es wäre also möglich, dass sich ein Dämon aus diesem Reich davongestohlen hat, um hier sein Unwesen zu treiben.“, beendete Ariane die Vermutung. „Aber könnte es nicht auch sein, dass ein Dämon von einem anderen Teil unserer Welt nach Damon gekommen ist, um uns zu ärgern?“, wunderte sich Öznur. „Woher er gekommen ist spielt eigentlich keine große Rolle, oder? Das Dumme ist einfach, dass es sich bei den Dämonen um die Wächter handelt, die diejenigen beseitigen, die es weder würdig sind zu leben, noch zu sterben. Warum strebt also ein Dämon nach der Macht der anderen Dämonen?“, sinnierte Carsten. Konrad verbarg hinter seiner Hand ein Gähnen. „So viel Nachdenken ermüdet. Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt alle ins Bett gehen und den Rest morgen ausdiskutieren? Wir haben genug Zimmer, daran soll es nicht scheitern.“ Ariane warf erst einen Blick aus dem Fenster und dann auf die Uhr. „Krass, es ist schon zwölf. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass es schon dunkel ist.“ „Vielleicht, weil es überhaupt nicht hell war?“, meinte Janine, für ihren schüchternen Charakter sehr sarkastisch. Konrad grinste. „Willkommen in Spirit. Da lang geht’s zu den Gästezimmern.“ Die Gruppe folgte den beiden Vampiren in die erste Etage, wo Konrad die Zimmer verteilte. „Ihr Mädchen könnt euch auf die drei Zimmer rechts von der Treppe verteilen und ihr beiden kommt ganz nach links, um bloß nicht in Versuchung zu geraten, einer jungen Dame nachts einen Besuch abzustatten.“, stichelte er. „Was soll das denn heißen?!“, beschwerte sich Carsten, deutlich verlegen. Obwohl er doch ein notorischer Feigling war, dem man so etwas sie zutrauen würde. Jedenfalls sah er sich selbst so. Rina seufzte. „Diese Jugend heutzutage… Kann sich einfach nicht benehmen.“ „Aber-“, setzte Carsten an, doch Benni verhieß ihn, zu schweigen. Es war sogar für Laura offensichtlich, dass Konrad und Rina die beiden Jungs nur aufziehen wollten, doch leider war ihnen ihr Vorhaben nur halb geglückt. Nach diesem ‚Zwischenfall‘ waren alle auch schon in ihren Zimmern verschwunden. Die Mädchen hatten sich so aufgeteilt, wie sie auch in der Coeur-Academy miteinander auskommen mussten, nur, dass Ariane am liebsten noch Janine im Zimmer gehabt hätte. Wie sonst auch war Ariane innerhalb kürzester Zeit bereits ins Traumland entschwunden, während Laura sich noch unruhig hin und her wälzte. Dafür, dass sie vor wenigen Stunden noch so fertig und sogar vor Bennis Augen eingeschlafen war, fiel es ihr nun umso schwerer. Nicht zuletzt aus dem Grund, weil ihr diese peinliche Aktion als nicht mehr aus dem Kopf wollte. Wieso habe ich auch ausgerechnet ihm sagen müssen, dass ich ihn lieb habe… Laura drückte ihr erhitztes Gesicht in das noch angenehm kühle Kissen. Weil es nun mal stimmt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)