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Demon Girls & Boys

von

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Zwischen Gefühl und Vorurteil

Zwischen Gefühl und Vorurteil 

 

 

Anne stützte ihr Kinn auf der einen Hand ab und trommelte mit den Fingern der anderen auf dem kleinen Krankenhaustisch neben dem sie saß.

Der Aufruhr bei dem gestrigen Erdrutsch in Öznurs Heimatdorf war nicht ohne Folgen geblieben, die Medien waren voll davon. Dabei sollte heute eigentlich, endlich das Gesetz unterzeichnet werden, damit die Dämonenjäger mit den Dämonenbesitzern nicht mehr jeden Mist anstellen konnten, worauf sie Bock hatten. Tja, und jetzt diese beschissene Situation. Als hätten sie es nicht schon schwer genug. Doch egal wie sie es drehte und wendete, Mars auf eigene Faust zu bekämpfen war ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest, wenn der Bericht über die Unterweltler-Armee stimmte.

Anne stöhnte auf. „Wir haben keinen Plan ob er sich momentan wirklich im Unterweltschloss befindet und selbst wenn, würden wir wahrscheinlich direkt in ein Nest blutsaugender Leichenfresser wandern.“

Ihre Mutter seufzte und strich sich die schwarzen Locken aus dem Gesicht, sodass die Augenklappe nicht mehr verdeckt wurde. „Aber jetzt noch mit einer Unterstützung Seitens Lumière, Eau oder Monde zu rechnen ist ziemlich unwahrscheinlich. Könnt ihr der Armee wirklich nicht alleine gegenübertreten? Jack hatte doch neulich ziemlich viele Unterweltler mit einem Schlag besiegt.“

„Kommt drauf an wie viele es sind. Und selbst wenn… Dann würden wir so viel Energie verbrauchen, dass für Mars am Ende nichts mehr übrig wäre. Und das wird nicht wenig sein, was wir für den Arsch benötigen. Immerhin muss sogar jeder für diesen Zauber seine Dämonenform haben.“

Bedrückt nickte Sultana. „Stimmt schon… Sag, wie geht es deiner Freundin und ihrer Familie? Das muss doch ein furchtbarer Schock für sie gewesen sein. Und jetzt stehen sie auch noch ohne ein Zuhause da…“

„Die sind erstmal in nem Hotel hier in Indigo untergekommen.“, antwortete Anne und driftete mit den Gedanken zu Öznur ab, die schon lange nicht mehr so viel Rotz und Wasser geheult hatte wie gestern. Und sie hatte die Zeit zuvor schon häufig geheult. Schnaubend lehnte sie sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und dann auch noch ausgerechnet ein Erdrutsch. Jeder wird direkt den Orangenen Skorpion in Verdacht haben.“

„Aber Jack ist hier im Krankenhaus und hat ein wasserdichtes Alibi.“

„Das weiß die Bevölkerung aber nicht. Und nachdem was er alles angestellt hat…“

Sultana schüttelte seufzend den Kopf. „Du vertraust ihm immer noch nicht, nicht wahr?“

„Niemals. Ich weiß, dass uns keine andere Wahl bleibt als mit ihm zusammenzuarbeiten. Aber wie zum Teufel soll das gehen, wenn man damit rechnen muss, dass er einem ein Messer in den Rücken rammt?“

„Das wird er nicht.“

Anne betrachtete ihre Mutter kritisch. Es war klar, dass sie sich so vehement für Jack einsetzte. Schließlich hatte Anne durch Carstens Observationszauber mit eigenen Augen gesehen, wie er sich um ihre Verletzungen gekümmert hatte. Und trotzdem…

„… Es mussten schon zu häufig Leute darunter leiden, wenn sie ihm vertraut hatten.“

„Dieser Vorfall mit Crow bei der Abendgesellschaft damals?“, vergewisserte Sultana sich.

Anne nickte. „Oder auch kurz darauf, als Janine außen mit ihm gesprochen hatte.“

Zähneknirschend ballte sie die Hand zur Faust. Das war die widerwärtigste Aktion von allen gewesen. Und die am wenigsten nachvollziehbarste obendrein. „Ob er wirklich Janines Adoptivmutter getötet hat oder nicht, können wir nach unserem Kenntnisstand nicht sicher sagen. Bei Chief hatte er angeblich ein Motiv. Und wenn man an seinen Ausraster denkt, als Carsten das ‚FESJ‘ überhaupt nur erwähnt hatte, lässt sich beides wahrscheinlich damit erklären. Und dann haben wir trotzdem noch den Mord an Bennis Großvater und vermutlich unzähligen anderen Leuten…“

„… Welcher ebenso wie die anderen sehr wahrscheinlich von Mars in Auftrag gegeben worden ist.“, beendete Sultana Annes Überlegungen. „Es mindert zwar nicht das Ausmaß, wie schlimm diese Taten sind, aber es gibt immer eine Erklärung. Insbesondere sind dies Gründe, die nicht so wirken als würde er euch in den Rücken fallen wollen.“

Anne gefiel es überhaupt nicht, wie überzeugt ihre Mutter Jack in Schutz nahm. „Und warum hatte er damals Janine damit erpresst ‚ihre Jungfräulichkeit für sein Stillschweigen‘ zu wollen?“

Sultana schien irritiert. „Das klingt überhaupt nicht nach ihm.“

„War er aber.“

Bedrückt atmete ihre Mutter aus. „Wer weiß? Vielleicht hatte er selbst dafür einen Grund?“

„Was sollte sowas rechtfertigen?“, fragte sie angewidert. „Selbst wenn es nur so etwas wie ein ‚Test‘ war, ist diese Aktion unter aller Sau.“

„Frag ihn doch.“, schlug Sultana vor. „Sein Zimmer ist nur wenige Meter entfernt.“

Anne verzog das Gesicht. Sie wollte mit diesem Volldepp nicht reden. Schon alleine das Wissen, dass sich dieses Arschloch im selben Gebäude aufhielt machte sie aggressiv.

Ihre Mutter lächelte traurig. „So ganz bist du deine Vorurteile Männern gegenüber also nicht losgeworden. Aber zumindest scheinst du mit Crow und Eagle gut klar zu kommen…“

Zischend richtete sich Anne auf. „Dass Jack ein perverser Drecksack ist hat nichts mit mir zu tun.“

„Besonders, da du ihm noch nicht einmal die Gelegenheit gibst das Gegenteil zu beweisen?“ Diese Frage war eindeutig rhetorisch gemeint.

Zorn kochte in Anne hoch und sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut zu werden. „Weil gerade du ja auch ein so gutes Auge dafür hast, Perverse von normalen Leuten zu unterscheiden, nicht wahr?“

Direkt wurde Sultanas Blick ernst. „Anne, dieses Gespräch hatten wir häufig genug.“

„Nichts hatten wir!“, schrie Anne aufgebracht. „Du hattest mich damals sofort in ne Therapie abgeschoben und das war’s! Nie hast du dich mit mir mal hingesetzt, um zu reden! Immer hieß es nur Sitzungen hier, Konferenzen da, … Du hattest nie auch nur eine Minute Zeit gehabt für deine Tochter!!!“

„In der Zeit die ich mir für dich genommen hatte, hast du ja auch immer nur geschrien und Streit gesucht!“, erwiderte ihre Mutter aufgebracht. Doch plötzlich wurde sie ganz blass und hielt sich die linke Seite.

Die Tür ging auf und ein Krankenpfleger trat ein. „Was ist denn hier los?“

Er warf einen kurzen Blick auf seine immer noch schwer verwundete Patientin und wandte sich anschließend an Anne. „Es ist besser, Sie gehen jetzt, Prinzessin. Ihre Mutter braucht Ruhe.“

Anne zischte. „Ich wollte eh gerade verschwinden.“

Verärgert stapfte sie an dem Pfleger-Typen vorbei aber natürlich nicht, ohne ihn ‚versehentlich‘ anzurempeln. Dennoch ertappte sich Anne dabei, wie sie auf der Türschwelle innehielt, um einen kurzen Blick über die Schulter zu werfen und zu beobachten, wie der Pfleger begann sich um die Verletzungen ihrer Mutter zu kümmern.

Kopfschüttelnd schloss Anne die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg zurück zum Rest. Doch nach wenigen Schritten verblasste ihr Ärger bereits wieder und wurde durch ein schlechtes Gewissen ersetzt.

Seufzend blieb Anne stehen und fuhr sich durch die hellbraunen kurzen Haare. Sie würde es bei diesem Thema wohl nie schaffen ihr Temperament unter Kontrolle zu bekommen…

Verärgert warf sie einen Blick auf die Tür links von ihr, neben der sie zufälligerweise stehengeblieben war. War das nun ihr gesunder Menschenverstand? Oder hatte sie ihre Vorurteile Männern gegenüber tatsächlich noch nicht überwunden?

Verbissen erinnerte sie sich zurück an die Zeit in den Osterferien, wo sie gezwungenermaßen feststellen musste, dass Carsten wirklich kein so schlechter Typ war, wie sie gedacht hatte. Wie sie im Allgemeinen über Kerle dachte.

… Also warum konnte es nicht auch bei einem anderen Kerl so sein?

Würde sie nun mit ihrem ein Jahr jüngeren Ich sprechen, würde dieses einfach nur lachen und sie für verrückt erklären. Anne erklärte ja schon ihr gegenwärtiges Ich für verrückt.

Doch bevor sie dazu kam wie der letzte Depp stundenlang vor der Tür zu stehen und sich zu überlegen, ob sie reingehen oder es doch lieber lassen sollte, atmete sie einmal tief durch und drückte die Klinke herunter.

„Oh Shit, der dritte Reiter der Apokalypse.“, wurde sie ganz charmant vom Arschloch begrüßt.

Entnervt schüttelte Anne den Kopf. Warum hatte sie sich nochmal für diese absolut bescheuerte Aktion entschieden? „Und wer sind die anderen?“

„Janine, Eagle und dieses ekelhafte Gesöff, was sich Medizin nennt.“ Jack wies auf den Tisch neben sich, mit einem kleinen brauen Fläschchen dessen Inhalt definitiv widerlich schmecken musste, aber wahrscheinlich hilfreich bei der Genesung war.

Mit ausreichend Abstand lehnte sich Anne gegen die weißgestrichene Wand, die Hände in den Hosentaschen und betrachtete den Idioten. Er sah zwar deutlich fitter aus als die Tage zuvor, aber für die Verhältnisse eines Dämonenbesitzers war das erbärmlich.

‚Wer im Prinzip immer Albträume hat, hat wohl alles andere als einen erholsamen Schlaf.‘, erinnerte sie sich an Carstens Worte.

„Und? Gut geschlafen?“, fragte Anne.

Spöttisch verzog Jack das Gesicht. „Bin mir nicht sicher. Das gerade hat ziemlich gutes Traumpotenzial.“

Anne wusste nicht, ob der Vollidiot sie mit diesem Spruch tatsächlich provozieren wollte oder ob es einfach einer seiner typischen Vollidiot-Kommentare war. Ohne Hintergrundinfos hätte sie das wohl als die bescheuertste Anmache ihres Lebens verstanden. Aber mit dem Wissen, dass Jack vermutlich eher von Albträumen sprach… Ironischerweise besänftigte sie das ein bisschen.

Jack legte sein Smartphone zur Seite, mit dem er zuvor wohl die Zeit totgeschlagen hatte. „Gibt’s einen Grund, warum ausgerechnet du zu Besuch bist?“

Zerknirscht verschränkte Anne die Arme vor der Brust. Ernsthaft, wieso war sie überhaupt so bescheuert und hatte dieses Zimmer betreten?

„… Ist was mit deiner Mom?“, erkundigte er sich auf ihr Schweigen hin.

Kritisch blickte Anne auf und für den Bruchteil einer Sekunde kam ihr der Gedanke, dass es eigentlich ziemlich nett war, wie er sich so um die Gesundheit ihrer Mutter sorgte. Aber nur für den Bruchteil eine Sekunde.

Anne schüttelte schnaubend den Kopf. So ein Vollidiot. „Nichts ist mit ihr.“

… Aber irgendwie war es ja schon wegen ihr.

„Ich versuche nur herauszufinden, was sie, Carsten und Herr Bôss dazu treibt dich dauernd vor alles und jedem in Schutz zu nehmen.“

„Vielleicht aufgrund meines reizenden Charmes?“, schlug Jack sarkastisch vor.

Geräuschvoll atmete Anne aus. „Oh ja, reizen kannst du gut.“

Er lachte auf. „Punkt für dich.“

Genervt verdrehte sie die Augen, da fiel ihr eine Frage ein, die sie sich schon die ganze Zeit stellte. „Woher kennst du den Direktor eigentlich?“

„Wer weiß? Woher kennt Carsten ihn denn?“

Anne hob eine Augenbraue. „Aus der Coeur-Academy natürlich.“

Wollte der Typ daraus etwa ein bescheuertes Ratespiel machen? Oh Gott. Ja, reizen konnte er richtig gut.

Jack erwiderte ihren Blick lediglich ruhig, als wartete er immer noch auf die Antwort. Aber Anne hatte doch schon gesagt, dass-

„Nein halt, er hatte ihn im FESJ kennengelernt.“, berichtigte sie sich.

Jack lehnte sich zurück in die Kissen. „Da hast du deine Antwort.“

Doch sofort stellte sich die nächste Frage. „Moment… Ich habe gerade den Namen deiner ehemaligen Schule genannt und du tickst nicht aus?“ Da fiel ihr auf, dass dieses Wort inzwischen schon häufiger in Jacks Gegenwart gefallen war und er wirklich nie auch nur Anstalten gemacht hatte, irgendjemanden in seiner Nähe umzubringen.

„Keine Sorge, passiert nicht mehr.“, erwiderte er tatsächlich.

„Wieso?“

„Wenn man ständig fast den Arm gebrochen bekommt, wenn man kurz davor ist auszurasten, überlegt man sich das irgendwann zweimal. … Und lässt es lieber bleiben.“

Anne konnte das Auflachen nicht unterdrücken. „Sag bloß, Benni hatte dir das abtrainiert.“

„Volle Kanne. Er wollte wahrscheinlich verhindern, dass sich die Geschichte mit Carsten wiederholt.“

Sie hielt inne. So wie sie Benni kannte war das tatsächlich sein Beweggrund gewesen, schließlich war er schon immer extrem vorausschauend. Aber das hieß auch, dass er wusste, dass…

„Jetzt mal ehrlich, warum hilfst du uns?“, fragte sie kritisch. „Du kannst doch nicht von dem einen auf den nächsten Moment beschlossen haben dich gegen Mars zu wenden.“

„Oh, du glaubst inzwischen also, dass ich auf eurer Seite bin?“

„Das hab ich nicht gemeint.“

Herausfordernd lächelte Jack. „Also falls es dich so brennend interessiert: Im Prinzip hab ich das wirklich vom einen auf den nächsten Moment beschlossen.“

„Erzähl keinen Scheiß.“

„Ist kein Scheiß.“, erwiderte er schulterzuckend, wobei seinem Blick nach zu urteilen die Verletzungen diese Geste noch nicht ganz zuließen. „War im Prinzip ein Versprechen.“

„Jetzt im Ernst, komm nicht mit so ner Dramastory an.“

Wieder lachte Jack auf. „Glaub mir, das hätte verfilmt werden können.“ Doch tatsächlich wurde sein Ausdruck zum ersten Mal wirklich ernst, als er ergänzte: „Ich hab Benni versprochen euch zu helfen, sollte… irgendwas schiefgehen.“

„Also so etwas wie… neulich?“ Tatsächlich fühlte sich auch Anne bei dem Gedanken was mit Benni passiert war unwohl. Eigentlich waren sie beide mit ihrer Beziehung am Ende geprägt von professioneller Gleichgültigkeit sehr zufrieden gewesen. Und trotzdem, ein Schicksal, welchem man nur mit dem ‚sicheren Tod‘ entfliehen konnte, wünschte Anne selbst ihm nicht. Aber Jack vielleicht.

Dieser nickte auf ihre vorige Frage hin und tatsächlich schien ihm zum ersten Mal die Lust an den blöden Kommentaren vergangen zu sein.

Anne nutzte das Schweigen, um Jack genauer betrachten zu können. Die rotbraunen Haare, die auf seiner linken Seite deutlich kürzer waren als auf der rechten, waren leicht verstrubbelt und gaben ihm zusammen mit den Augenringen und dem Drei-Tage-Bart ein ziemlich ungepflegtes Aussehen. Aber gleichzeitig wirkte er mit den ganzen Verletzungen dadurch auch extrem fertig, sodass man fast schon Mitleid mit ihm haben könnte.

Seufzend fuhr sich Jack mit der Hand durch die Haare. „Wirklich, was willst du?“

„Es geht um Janine.“, antwortete Anne direkt.

„Ah, Reiter Nummer 1.“

„Echt? Sie und nicht Eagle?“

Jack lachte. „So überraschend?“

„Dachte irgendwie du kannst Eagle weniger ausstehen als Janine.“

…Warum unterhielt sich Anne überhaupt mit ihm über so einen Scheiß?

„Janine ist immer die Nummer 1.“, erwiderte Jack nur.

Gereizt schnaubte sie und ging einen Schritt auf ihn zu. „Merkt man, schließlich hattest du schon einmal vorgehabt sie zu vergewaltigen.“

„Hä?“

Diese planlose Aussage provozierte Anne noch mehr und der Ärger vom vorigen Gespräch mit ihrer Mutter kehrte zurück. „Du Drecksack erinnerst dich nicht einmal mehr daran?! Das passt ja! Warum hab ich mir überhaupt die Mühe gemacht dir eine Chance geben zu wollen? Verdammt, war ja klar. Durch und durch das perverse Schwein, genau wie erwartet. Na toll und damit müssen wir zusammenarbeiten?!“

„Jetzt mach mal halblang, wovon redest du überhaupt? Ich hatte sie nie-“ Es war deutlich sichtbar, wie sich Jacks Ausdruck veränderte als er verstand, von welcher Situation sie sprach. „… Oh. Das.“

Anne verschränkte die Arme vor der Brust, aber eher um ihren Körper halbwegs unter Kontrolle halten zu können. Sie würde diesem Schwein gerade nur zu gerne die Seele aus dem Leib prügeln. „Genau. Das.“

Jack gab ein schwer zu deutendes aber irgendwie gequält klingendes Stöhnen von sich, als er den Kopf in den Nacken legte. „Du weißt das ich das nie vorhatte? Sie zu- du weißt schon?“

Sie schnaubte. „Ich weiß nur noch, dass das irgendeine Scheiße von wegen Test und sonstiger Müll war. Und ich will wissen warum. Warum tust du jemandem so etwas an?! Schon alleine das Androhen einer solchen Gewalttat! Weißt du überhaupt, was es damit auf sich hat?! Wie sehr Leute darunter leiden?!? Ist dir das egal?!?“

Anne kochte vor Wut. Und dass Jack auf ihre Fragen nicht antwortete versetzte sie umso mehr in Rage. Wie konnte dieses verfluchte Arschloch da einfach sitzen und auf die Decke starren?! „Du verdammter-“ Zerknirscht ging sie zu dem Bett rüber und packte ihn am Kragen des Krankenhausoberteils. „Du verfluchter Wichser, hast du überhaupt eine Ahnung davon, was eine Vergewaltigung ist?!?“, schrie sie.

Erst jetzt, wo sie Jack überhaupt eine reelle Möglichkeit zum Antworten gab merkte sie, dass er sich bisher gar nicht gegen sie gewehrt hatte. Er erwiderte noch nicht einmal ihren Blick. Stattdessen schaute er zur Seite, das Gesicht angespannt, und Anne meinte aus der Nähe sehen zu können, wie sich eine wässrige Schicht an den Augenrändern bildete. Was zum-

„Lass mich los.“, meinte Jack nur, gezwungen ruhig.

„Was?“ Anne spürte ein schwaches Erdbeben, welches das kleine Fläschchen auf dem Nachttisch zum Wackeln brachte.

Jack biss die Zähne zusammen, als kostete es ihn viel Kraft, nicht die Beherrschung zu verlieren. „Lass. Mich. Los.“

Anne war diese seltsame Situation alles andere als geheuer, daher ließ sie von seinem Oberteil ab und wich vorsichtig einen Schritt zurück. Kurz darauf ließ das schwache Beben wieder nach und das Fläschchen stand still auf seinem Platz.

Mit einem Durchatmen, als müsse er sich beruhigen, erwiderte er schließlich Annes Blick. „Ehrlich gesagt… Ich selbst wusste bis vor wenigen Wochen noch nicht einmal, warum ich das gemacht habe.“

Anne schnaubte. „Das macht es nicht gerade besser.“

Plötzlich ging die Tür auf und Carsten betrat hektisch den Raum. „Ist alles in Ordnung?“

Er schien etwas verwirrt Anne bei Jack zu sehen, welcher sich wiederum weiterhin an Anne wandte. „Um zumindest eine deiner Fragen zu beantworten: Wisst ihr eigentlich, wie häufig ihr euch schon fast verraten hättet? Seid ihr wirklich so gutgläubig oder wisst ihr es nur nicht besser?“

„Wie meinst du das?“

„Ich geh darauf jetzt lieber nicht ausführlicher ein.“, meinte Jack nur, immer noch gezwungen ruhig. „Was Janine betrifft: Gerade bei ihr wart ihr doch die ganze Abendgesellschaft am Zittern, ob sie sich durch irgendeinen dummen Zufall verraten könnte, nicht wahr? Warum habt ihr sie überhaupt mitgenommen?“

„Weil sie nicht außenvor gelassen werden wollte.“, antwortete dieses Mal Carsten.

„Und du hattest sie doch sowieso erst im Nachhinein als Dämonenbesitzerin erkannt.“, ergänzte Anne, immer noch leicht gereizt.

Jack lachte auf. „Schon vergessen, dass wir uns damals bereits in Spirit getroffen hatten? Bei dem Angriff der Unterweltler? Ich wusste schon längst wer die Besitzerin der Gelben Tarantel ist.“

„Stimmt, du und… Max, ihr hattet Lukas geholt.“, erinnerte sich Carsten. „Aber du hattest Janine damals überhaupt nicht aufgelistet, als du die Dämonenbesitzer durchgegangen bist.“

„Natürlich nicht! Wer weiß, wer hätte mithören können!“, rief Jack und verlor auf einmal seine ruhige Fassade. „Und obwohl ihr alle geglaubt habt ich weiß von nichts, kommt sie danach gänzlich unverkleidet zu mir nach draußen vors Krankenhaus, als wäre nichts gewesen?!“

Du hast sie doch rausbeordert!“, erwiderte Anne verärgert.

„Klar, weil ich sie warnen wollte!“

„Wovor denn?“, fragte Carsten, die einzige ruhige Person in diesem Raum.

„Vor ihrer eigenen verfluchten Gutgläubigkeit!“ Er atmete geräuschvoll tief durch und fuhr ein bisschen ruhiger fort: „Sie kommt raus, setzt sich neben mich und redet, als wäre nichts gewesen. Sie hat sich vermutlich noch nicht einmal Gedanken darüber gemacht, dass sie sich spätestens in dem Moment eigentlich verraten hatte, wenn ich es nicht angesprochen hätte.“

Anne hatte sich immer noch nicht beruhigt, nicht im Geringsten. „Und deshalb wolltest du sie testen? Oder wolltest du ihr eine Lektion erteilen?! Indem du ihr gedroht hast sie zu vergewaltigen?!“

Jack senkte den Blick. Es dauerte eine Weile, und Anne wurde schon ungeduldig, bis er endlich antwortete: „… Ich wollte ihr Angst machen.“

„Was?“ Ungläubig starrte Carsten ihn an.

Er lehnte sich seufzend zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Nun schien die Wut gänzlich wie weggeblasen, stattdessen wurde sein Ausdruck immer bedrückter, je ausführlicher die Erklärung wurde. „Dass… sie so gutgläubig war und irgendwie versucht hat das Gute in mir zu sehen… Das hat mir Angst gemacht. Ich wollte nicht, dass sie mir zu nahe kommt und deshalb… Deshalb habe ich einen Weg gesucht, sie von mir fern zu halten. Und da habe ich das erst-schlimmste genommen, was mir eingefallen ist.“

Anne verstand zwar die Worte, aber den Inhalt konnte sie überhaupt nicht nachvollziehen. Bitte was redete der Vollidiot da? „Du hast ihr mit einer Vergewaltigung gedroht, da du nicht wolltest, dass sie dir zu nahe kommt? Was für eine beschissene Entschuldigung soll das denn sein?!“

„Keine Entschuldigung. Der Grund.“, korrigierte Jack sie, den Blick immer noch gesenkt, mit den Gedanken in der Vergangenheit. „Ihr kennt meine Geschichte. Was meiner Familie, also meiner Mutter, widerfahren ist. Irgendwie… Mein Leben ist ein einziger Scherbenhaufen. Und ich hatte Angst, wenn Janine dem zu nahe kommt, dann…“

Carsten verstand ihn. „… Dann passiert auch ihr irgendetwas Schlimmes.“

Jack nickte betrübt. „Hat sich im Endeffekt ja auch bewahrheitet.“

Schweigen breitete sich aus, während jeder versuchte auf seine Weise zu verarbeiten, was Jack da gesagt hatte. Sogar die betroffene Person selbst.

Und Anne fiel es schwer, sich daraus einen Sinn zusammenzubasteln. Der Kerl hatte ihr also mit dem erst-schlimmsten was ihm einfiel gedroht, um sie aus seinem Leben fern zu halten, weil er Angst hatte, dass ihr sonst etwas Schlimmes passieren würde? Hä?!

Bevor sie ihm jedoch an den Kopf werfen konnte, was für eine absolut bescheuerte Scheiße er da von sich gab, setzte sich Carsten an den Bettrand und lächelte Jack mitfühlend an. „Du magst sie, oder?“

Jack lächelte traurig, seine einzige Antwort darauf.

Moment, mögen im Sinne von…

Anne platzte der Kragen. „Du hast ihr mit ner Vergewaltigung gedroht, weil du dich in sie verknallt hast?! Hast du sie noch alle?!?“

Sie wollte wieder auf Jack losgehen, doch Carsten stand auf und packte sie an den Schultern. „Anne, er hat ihr damit gedroht, um zu verhindern, dass irgendetwas derartig Schlimmes tatsächlich geschieht!“

„Was ist das für ne bescheuerte Erklärung?!“

„Sieh dich doch um.“, meinte Jack ruhig und zeigte das Smartphone-Display, auf das er geschaut hatte, bevor Anne das Zimmer betreten hatte. Es war ein aktueller Nachrichtenartikel aus dem Internet.

 

‚Erdrutsch in Monde – Ist der Orangene Skorpion zurück?‘

 

Jack legte das Handy wieder zur Seite. „Sogar, wenn ich damit überhaupt nichts zu tun habe. Muss ich dich schon wieder an das Schicksal meiner Mutter erinnern? Sie ist gestorben, weil sie mir geholfen hatte. Weil sie mich beschützt hatte. Genauso wie Max neulich. Carsten wollte mir damals helfen und trotzdem habe ich mich nicht zusammenreißen können und ihn angegriffen. Und jetzt sag mir: Wenn du genau weißt was für kranke Leute sich in deinem Umfeld befinden, denen Janine mit etwas Nachlässigkeit und Pech in die Hände fallen könnte. Und wenn du ganz genau weißt, was für ein Unglück den Leuten widerfährt, die dir viel bedeuten und die sich für dich einsetzen… Würdest du da nicht irgendwann versuchen, sie mit aller Kraft auf Abstand zu halten?“

Anne holte Luft um irgendetwas zu erwidern, doch als sie zum Sprechen ansetzen wollte wusste sie nicht, was sie sagen sollte. So bescheuert seine Aktion auch war… Irgendwie konnte Anne sie nachvollziehen.

Ohne es zu wollen erinnerte sie sich an den Abend, als die Coeur-Academy angegriffen wurde. Hatte das grauenerregende Bild vor Augen, als der Werwolf seine Zähne tief in Susannes Hals gebohrt hatte. Hörte ihren erstickten Schmerzensschrei. Das Gefühl wie sich ihr Herz zusammenzog kehrte zurück, wie ein unsichtbares Seil ihre Kehle abschnürte. Diese erdrückende Angst, dass Susanne jenen Abend nicht mehr überleben würde.

Ihr Blick fiel auf Jack. Wenn jemand im Prinzip so aufgewachsen war, mit der ganzen Gewalt und dem Leid, welches Personen die einem wichtig waren ertragen mussten… War es nicht klar, dass man irgendwann sich selbst die Schuld dafür gab?

Zerknirscht biss Anne die Zähne zusammen. Sie wollte diese scheiß Aktion von ihm nicht nachvollziehen können. Sie wollte sich nicht eingestehen, dass diese Angst gerechtfertigt war. Das Bedürfnis alle erdenklichen Register zu ziehen, nur, damit sich die Geschichte nicht schon wieder wiederholte.

Jack seufzte. „Vielleicht hätte es ja wirklich was gebracht, wenn ich’s durchgezogen hätte. Aber… Na ja, so ganz konnte ich wohl doch nicht in meiner Rolle als Bösewicht aufblühen.“

Direkt schüttelte Carsten den Kopf. „Du kannst nichts dafür, was passiert ist.“

„Lass gut sein.“ Jack wandte sich an Anne. „Beantwortet das deine Frage von vorhin?“

Sie wurde stärker aus ihren Gedanken herausgerissen als erwartet. „Was? Ähm… Ja…Tut es.“

Und doch wusste sie immer noch nicht, was sie von ihm halten sollte.

Nein, sie musste sich berichtigen. Davor wusste sie, was sie von ihm halten sollte. Ein perverser Drecksack, der jeden ermordete, der sich ihm in den Weg stellte. Dem man nicht trauen konnte.

Aber jetzt? Irgendetwas in Anne versuchte sich immer noch an dieser Vorstellung von Jack festzuhalten. Aber irgendeine andere Seite von ihr geriet ins Wanken. Viel mehr noch. Sie widersprach dem Bild, was sie sich bereits von Jack gemacht hatte. Versuchte es irgendwie zu übermalen.

War er wirklich so ein rücksichtsloses Arschloch? Oder nicht doch ein im Herzen guter Mensch, dem viel zu viel Schlechtes passiert ist? Anne wusste es nicht.

Carsten schaute auf die Uhr und seufzte bedrückt. „Wir sollten uns so langsam fertig machen, die Sitzung beginnt bald.“

Jack nahm wieder sein Smartphone in die Hand. „Dann viel Spaß euch.“

„… Du weißt schon, dass du mitkommen musst?“

Alles andere als begeistert blickte er auf. „Wieso denn das?“

Anne zuckte mit den Schultern „Im Prinzip findet heute das Kollektiv-Outing der Dämonenverbundenen statt, um die Regions-Vertreter zu überzeugen, dass wir keine so bösen Wesen sind wie sie denken.“

Jack schien leicht belustigt. „Sollte ich da wirklich mitkommen?“

„Gerade du.“, meinte Carsten. „Herr Bôss hat vor aller Augen für dich gebürgt, da wollen die natürlich erst recht wissen, wer das ist.“

Irritiert legte Jack die Stirn in Falten. „Er hat was?“

„Für dich gebürgt. Bür-gen! Weißt du was das ist?“, fragte Anne gereizt. Jack verdrehte daraufhin lediglich die Augen, während sie ergänzte: „Er wird den Vertrag heute sogar mit unterzeichnen, um für dich den Kopf hinzuhalten, falls du mal wieder Scheiße baust.“

„Es kann auch nur er auf so eine hirnrissige Idee kommen…“ Jack seufzte und legte das Smartphone beiseite. „Von mir aus, ich komme mit. Kann aber nicht versprechen lieb und nett mit Heiligenschein und Engelsflügeln in der Ecke zu sitzen und Harfe zu spielen.“

Carsten lachte auf. „Einmal freundlich grüßen reicht schon.“

Jack hob eine Augenbraue. „Okay, wo bekomme ich eine Harfe her?“

Das Bild in Annes Kopf war so bescheuert, dass sie es nicht schaffte ihr Lachen zu unterdrücken.

Belustigt schüttelte Carsten den Kopf und kramte Kleidung aus einem Rucksack. „Hier, das haben wir dir vorhin noch geholt. Müsste passen.“

Jack betrachtete ihn kritisch. „Hast du mich im Schlaf ausgemessen?“

„Nein, ich habe bei deiner zerfetzen blutigen Kleidung geschaut was für eine Größe du normalerweise trägst.“, antwortete Carsten mit sarkastischem Tonfall und wandte sich zum Gehen. „Wir warten im Café, bis du fertig bist. Und rasiere dich endlich mal wieder.“

„Jaaaaa, Mami.“ Seufzend richtete sich Jack auf und begann die Schnur seines Oberteils zu öffnen.

Noch während sie das Zimmer verließen erhaschte Anne ungewollt einen flüchtigen Blick auf seinen freien Rücken. Es war ein kurzer Schreck, fast so wie ein plötzlicher Herzstillstand. Unzählige helle Striemen zogen sich über den gesamten Rückenbereich, kreuz und quer, manche breiter und länger, manche schmaler und kürzer. Anne kannte so Wunden bisher nur aus blutigen Filmen oder irgendwelchen geschichtlichen Dokumentationen, die etwas zu viel Liebe fürs Detail hatten. Da wurde die Person immer an irgendetwas festgebunden und dann kam jemand mit einer Peitsche oder Geißel und… schlug zu. Mehrmals.

Das Schaudern hielt auch auf dem Weg zum Café noch an. Als sie den Saal mit der hellen Holzeinrichtung betraten, hielt Anne es nicht länger aus. „Sag mal… Ist es für einen Dämonenbesitzer möglich Narben zu bekommen?“

Verwirrt schaute Carsten auf, während er einen Knopf der Kaffeemaschine betätigte. „Wieso?“

„Hast du… das bei Jack nicht gesehen? Auf seinem Rücken?“

„…Ach so.“

Sie konnte seinen Blick nicht wirklich deuten, während Carsten beobachtete, wie der schwarze Kaffee in die Tasse lief.

Anne verschränkte die Arme und spürte die Gänsehaut an ihr hochkriechen. „Ich dachte, es sei unmöglich für Dämonenverbundene Narben zu bekommen, da wir so gute Regenerationsfähigkeiten haben.“

Carsten seufzte. „Es ist nicht unmöglich, nur… extrem unwahrscheinlich.“

„Wie meinst du das?“, fragte sie ihn irritiert, während sie sich Carsten gegenüber auf einen der weiß-gepolsterten Holzstühle setzte.

„Na ja, für gewöhnlich werden die Verletzungen direkt versorgt und es stimmt schon, bei der Regenerationsfähigkeit eines Dämonenverbundenen dürfte danach alles wieder in Ordnung sein. So… wie bei Bennis Verbrennungen damals.“ Betrübt senkte Carsten den Blick. Ob wegen Jack oder Benni wusste Anne nicht. „Aber… stell dir mal eine Situation vor, in der die medizinische Versorgung nicht gegeben ist. Unter widrigen Bedingungen könnten die Wunden immer neu aufgehen, sie können sich entzünden, … Und selbst die Regenerationsfähigkeiten eines Dämonenbesitzers würden da nicht ausreichen.“

Anne hob eine Augenbraue. „Widrige Bedingungen? Aber Mars konnte er doch am Ende ziemlich schnell entkommen. Oder denkst du, in Wahrheit wurde Jack dort ständig gefoltert?“

Gedankenverloren betrachtete Carsten das Schwarz seines Kaffees und ließ mit seiner Magie einen kleinen Strudel entstehen. „Ich denke… Manchmal denke ich, dass die Menschheit bei weitem grausamer ist als Mars.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Regina_Regenbogen
2021-04-10T09:57:33+00:00 10.04.2021 11:57
Yay, ein Kapitel aus Annes Perspektive. XD
Ja, auch wenn sie immer extrem aggressiv und anti ist, finde ich es immer interessant, ihre Sichtweise zu erfahren. Das mit ihrer Mutter geht sehr tief. Es ist so traurig, dass sie und ihre Mutter nicht wissen, dass das Mal von Mars an dem Schuld war, was ihr Vater getan hat.

Oh wow, ein Teil von mir denkt, dass Jack im FESJ etwas ähnliches erfahren hat wie Anne. Was ist demütigender als bei der Folter auch sexuelle Übergriffe vorzunehmen? Andererseits wurde der Gedanke im Verlauf des Kapitels nicht weiterverfolgt, dennoch lässt mich Jacks Reaktion auf Annes körperliche Übergriffigkeit und die Frage, ob er weiß, was eine Vergewaltigung ist, nicht los. Das würde allgemein sehr viel Sinn ergeben. In dem Fall wäre das, was er Janine angedroht hat, nicht nur dazu da gewesen, sie abzuschrecken, er hätte damit quasi das Verhalten wiederholt, was er selbst erlebt hat, wie man es unbewusst so oft im Leben macht, und weil er die Gefahr am eigenen Leib erlebt hätte. Das würde dem Ganzen noch eine tiefere Dramatik geben. Und es würde Anne und Jack eine Gemeinsamkeit geben, auch wenn es doch sehr unterschiedliche Situationen wären.
Ich weiß nicht, ob du das andeuten wolltest oder nicht, aber diese Szene war so intensiv und eindrücklich - die Tränen in seinen Augen auf Annes Frage und ihre gewaltbereite körperliche Nähe hin und dass seine Kräfte automatisch einzusetzen drohen - dass mein Hirn einfach daran hängengeblieben ist. Da war einfach so viel Metaphorik drin! Dass quasi sein inneres Beben nach außen kommt. Und für mich war das schon mehr als bloße Scham über das, was er Janine angedroht hat, das war persönlich, das Antasten eines Traumas. Ich kann mich dieses Gedankens einfach nicht erwehren.

Fand es auch gut, wie Jack anmerkt, wie furchtbar naiv sie sind und wie sie sich dadurch in große Gefahr gebracht haben.
Und die Eröffnung, dass Benni ihm den Killerreflex abtrainiert hat, wenn Jack FESJ hört. XD Einfach genial.
Und Jacks Sprüche mal wieder. XD Eine Harfe!!!! XD XD XD Ich liebe ihn!
Carstens Satz am Schluss über die Grausamkeit von Menschen hat das Ganze noch mal schön zusammengefasst. Und die Eröffnung, dass Jack eigentlich gar keine Narben haben dürfte als Dämonenverbundener war echt noch mal heftig. Wow.
Ich mag auch die Abwechslung zwischen den Kapiteln, gerade, weil du die Perspektive wechselst, sieht man die Situation aus so viel verschiedenen Blickwinkeln und wie eder noch mal einennanderen Fokus hat! :D
Antwort von:  RukaHimenoshi
10.04.2021 22:30
Ja stimmt, gerade da ich momentan etwas mehr von den "ursprünglichen" Sichten abweiche und ein bisschen zwischen den Leuten switche, wirkt es deutlich dynamischer. :D Und außerdem MUSSTE ich mal ein Kapitel aus Annes Sicht schreiben, wo sie auf Jack trifft. X'D Ihre Sicht ist ja gerade für so "Konfrontations-Kapitel" perfekt, wo sie voll und ganz in ihrer Rolle aufgehen kann. Und da wäre es eine Schande, diese Chance nicht zu nutzen, wenn sie momentan in ihren Reihen einen Jungen haben, der noch dazu eigentlich in der Rolle des Feindes war. XD
Plus es war nochmal eine schöne Gelegenheit einen Einblick in die Beziehung von Anne zu ihrer Mutter zu geben. Wenn ich so darüber nachdenke, hatte Eagle das bei ihrem ersten Treffen mit Sultana echt schön gesagt. Eigentlich ist es traurig, wie sich beide Seiten aufgrund ihres Stolzes so im Weg stehen, womit sie sich unnötig voneinander distanzieren. ó_ò

Wahnsinn, ich bin sehr fasziniert von deiner Interpretation und besonders, wie du diese Überlegungen in Worte gekleidet hast! °o° Da sieht man wohl den Symbolik-Meister in dir durchkommen. ;)

Oh ja, der Trupp war damals wirklich mega naiv. XD Jacks „Ich geh darauf jetzt lieber nicht ausführlicher ein.“ war ja auch eine Anspielung darauf, dass Benni diesen Rathaus-Typen nur hatte umbringen müssen, weil der das sonst eventuell in aller Welt herumposaunt hätte. ^^"
Und ja, der gute Benni hat da wohl ein paar Bücher zur operanten Konditionierung gelesen und dachte sich so "Jap, das könnte klappen." :'D
Jacks Sprüche sind einfach goldwert! (´▽`ʃ♡ƪ) Die Tatsache, dass er sich eher vorstellen kann als Engelchen Harfe zu spielen und (grauenhaft) zu singen als diese Leute freundlich zu grüßen... XD Es ist schon beeindruckend, denn das sagt ja so viel über seine Beziehung zur Regierung oder eher generell zur Menschheit aus, was eigentlich ziemlich tragisch ist, und er kleidet das einfach so geschickt in einen so genialen Kommentar! :'D
Aber ich möchte doch auch bitte mal eine Portion Liebe für sein "Jaaa, Mami" zu Carsten. X'D (Diese Bromance-Szene zwischen den beiden hatte mir einfach viel zu viel Spaß gemacht. XD Aber auch generell dieser geballte Haufen an Schlagabtauschen mit Anne... Ach, es ist einfach eins meiner Lieblingskapitel o((>ω< ))o XD )

Und ooooh jaaaa, gerade dass dieser Schlusssatz von Carsten kam, fand ich, hatte dem ganzen nochmal nen ziemlich düsteren Touch gegeben, da es halt ausgerechnet Carsten ist, der so ein verurteilendes Bild von einem Teil der Menschheit hat.
Ich hoffe, dass Annes Unverständnis am Ende nicht so überraschend war. Lissi hatte beim ersten Zwischen-Kapitel ja schon angedeutet, dass sie bei der nächsten Gelegenheit mal genauer auf Jacks Oberkörper achten sollten -was ja schon ziemlich eindeutig war- aber Anne und Carsten waren bei diesem Gespräch von Anfang an nicht dabei, weshalb Anne in dem Moment eher auf Mars schließt als auf das FESJ.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
11.04.2021 21:38
Ich fand das bei Anne überhaupt nicht überraschend. Sie würde ja allgemein nicht viel auf Lissis Geschwätz geben und es ist eine Sache, ob man so was angedeutet bekommt und ob man das mit eigenen Augen sieht. Ich denke auch nicht, dass Anne die Schlussfolgerung von Lissi als sinnvoll erachten würde, schließlich ist es doch viel naheliegender, dass Mars mit den Wunden zu tun hat. Aber gut, dass du mich daran erinnerst, dass sie bei dem Gespräch eh nicht dabei war. XD

Oh ja! Ich friendshippe Jack und Carsten ja spätestens, seit Jack Chief aus Wut über dessen Einstellung gegenüber Carsten gekillt hat. Diese Liebe! Sie sind einfach Leidensgenossen und verstehen als einzige, was es wirklich bedeutet hat, im FESJ gewesen zu sein. ❤

Ja, das passt einfach so zu Jack, dass er sich eher als Engelchen verkleiden würde, als sich sozial angepasst zu verhalten. XD
Antwort von:  Regina_Regenbogen
11.04.2021 21:40
Jetzt hab ich vergessen zu erwähnen, dass ich die Beziehung von Anne und ihrer Mutter echt spannend finde! Eigentlich lieben sie einander so sehr, aber sie können einfach null miteinander umgehen. Das ist echt tragisch. >﹏<
Antwort von:  RukaHimenoshi
11.04.2021 21:58
Haha stimmt, Anne hält von Lissis Meinung bekanntlich wenig und hätte sich bei der Andeutung vermutlich nur was gedacht in die Richtung: "Passt zu der, dass sie nur auf die Muskeln von irgendwelchen Typen starrt 😒" XD Aber dann ist ja cool, dass Anne tatsächlich nicht so 'dumm' rüberkommt wie ursprünglich befürchtet. :D

😂😂😂 "Ich friendshippe die zwei, weil der eine den Vater vom anderen gekillt hat." Sums it up perfectly. X'D Aber ja, dadurch dass die zwei ähnliches haben ertragen müssen, haben sie nochmal ein ganz anders, man könnte schon sagen intimeres Verhältnis zueinander. Es wäre sogar nicht überraschend, wenn Jack Carsten im letzten Kapitel mehr beeinflusst hat als ohnehin schon offensichtlich ist. Also nicht nur, dass Carsten angefangen hat vom FESJ zu reden um ihn zu verteidigen, sondern auch, weil Jack ihm ja gezeigt hat, dass man über seine Vergangenheit reden kann. Diese Stärke hatte bisher ja keiner so wirklich gezeigt, immer war es jemand anderes, der die schmerzhafte Vergangenheit aufgedeckt hat, nur nicht der Betroffene selbst. Jack ist da der erste, der einer so schmerzhaften Frage nicht ausgewichen ist - wenn auch mit einiger Überwindung.

Definitiv! X'D Irgendwann gibt es ein Chibi-Jack-Fanart dazu 🥰

Die Beziehung zwischen Anne und ihrer Mutter werde ich definitiv noch in den Epilog-Kapiteln aufgreifen müssen! Irgendwie müssen sich die zwei doch mal zusammenraufen können! X_X
Sehr faszinierend eigentlich, gerade die "Royals" sind bei mir diejenigen, die mit ihren Eltern die meisten Probleme haben. ô.O ... Lissi ist die Queen, die zählt also automatisch auch dazu X'D
Antwort von:  Regina_Regenbogen
11.04.2021 22:11
Nee, Anne ist gar nicht dumm rübergekommen! Sie ist Anne und damit ein extremer Dickkopf. :D

Oh ja! Jack hat sich ja auch nur getraut, seine Geschichte zu erzählen, weil Carsten da war! Oooooh!!!! Die beiden! So schön! Und ja, daraufhin hat sich auch Carsten ein Herz gefasst.
Verrat es Eagle nicht, aber eigentlich haben Carsten und Jack ein viel brüderliches Verhältnis als Carsten und Eagle. XD XD XD

😍😍😍 Oh ja! Chibi Engel Jack!

XD Lissi die Queen! Yes!!!
Vielleicht kann Susanne ja auch etwas dazu beitragen, dass die Wogen zwischen den zwei impulsiven Dickköpfen geglättet werden. Sie ist ja so die gute Seele mit Verständnis für alle. :D Und Anne kann ihr sicher nur schwer etwas abschlagen. XD
Antwort von:  RukaHimenoshi
11.04.2021 22:30
😂😂😂 Das stimmt wohl. XD

Oooh jaaaa, stimmt! Wie sie sich einfach gegenseitig bestärkt haben! T~T
Ja, das ist eigentlich sehr faszinierend, schließlich hat auch Jack Carsten grausame Dinge angetan, wenn auch eher unbeabsichtigt. ^^"

Es muss einfach sein! 😂 Und es wird, irgendwann 🥰

Ja, Susi wird da definitiv eine Rolle spielen müssen, damit Anne und/oder ihre Mom über sich hinauswachsen! XD Und sie ist dafür auch die perfekte Wahl, hihi.
Susi: "Anne, jetzt rede doch bitte nochmal mit deiner Mutter."
Anne: "Wieso sollte ich?! Ist doch schon alles gesagt!!!😠 "
Susi: "🥺"
Anne: "..."
Susi: "🥺"
Anne: *seufz* "Naaa guuut..."
... Hups, hätte ich da nun ne Spoiler-Warnung machen sollen? X'D
Antwort von:  Regina_Regenbogen
11.04.2021 22:34
Ich wäre sauer, wenn die beiden nicht zusammen kämen. Das wäre dann ganz gemeines Gay Baiting! XD Also für mich ist das kein Spoiler, sondern eine Kostprobe. 😁

Ja, gerade deshalb kommt das Verhältnis von Jack und Carsten ja so brüderlich rüber, weil Jack ihm schon Schlimmes angetan hat, aber da trotzdem diese Liebe und dieses Vertrauen ist, die man zu einem Geschwister hat. ❤
Antwort von:  RukaHimenoshi
11.04.2021 22:48
... Ach, so grundlegend hatte ich gar nicht gedacht! Da sieht man mal, wie selbstverständlich das für mich schon ist, dass die zwei zusammenkommen. 🤣 Ich meinte die Szene selbst, also im Prinzip ein Spoiler, wie Susi Anne überreden wird. 😅

Wobei das bei Eagle ja auch ist, nur irgendwie... Vielleicht verhalten sich Carsten und Eagle auch schon eher ZU geschwisterlich, weil sie sich dauernd zoffen. XD
Antwort von:  Regina_Regenbogen
11.04.2021 23:14
Bei Carsten und Eagle fehlt das Vertrauen, das Carsten und Jack sehr deutlich zueinander haben.
Auch wenn Carsten Eagle vertrauen will, ist da halt noch der kleine verletzte Junge in ihm und Eagle ist ja auch so impulsiv, dass er ihm ja erst vor Kurzem wieder so üble, schlimme Dinge an den Kopf geworfen hat! Und auch Eagle weiß ja, was er Carsten angetan hat und ist dadurch manchmal ziemlich unsicher.
Antwort von:  RukaHimenoshi
12.04.2021 18:17
Oh Boy, du hast so absolut Recht und zeitgleich fällt es nach wie vor so schwer, diese Tatsache zu akzeptieren. X_X Es stimmt, so sehr Carsten ihm vertrauen will, die Narben die Eagle hinterlassen haben sitzen viel zu tief. Und dieser Depp macht es ihm nicht gerade einfacher mit seiner Impulsivität! XD
Antwort von:  Regina_Regenbogen
12.04.2021 21:19
Aber irgendwie macht das die Beziehung von Eagle und Carsten ja umso schöner, weil sie sich eben erst annähern müssen, wie man es sonst von Liebespaaren in Liebesgeschichten kennt. XD Wahre Bromance. Es muss nicht leicht sein, um wertvoll und schön zu sein. 😊 Manchmal ist es gerade deshalb umso wertvoller.


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