Demon Girls & Boys von RukaHimenoshi ================================================================================ Kapitel 80: Der Anfang vom Ende - Teil 2 ---------------------------------------- Der Anfang vom Ende - Teil 2       In den ersten Minuten hatte Anne den plötzlichen Wetterumschwung einfach für einen typischen Herbststurm gehalten, dem wahrscheinlich sehr bald Gewitter folgen würden. Doch sie wurde schneller eines Besseren belehrt als ihr lieb war. „Was zum Teufel geht hier vor sich?“, murmelte sie bei einem Blick aus dem Fitnessraum zu sich selbst. Der Himmel wurde von einer düsteren Wolkendecke verschleiert, die Bäume bogen sich unter dem Sturm und es war fragwürdig, wie die Stämme noch intakt sein konnten. Immer noch in ihren Trainingsklamotten verließ Anne das Gebäude, um sich ein besseres Bild von der Lage verschaffen zu können. Direkt wurde sie vom peitschenden Wind in Empfang genommen, der tobte und heulte als wäre er die Ausgeburt des Bösen. Einen Moment lang hatte Anne Eagle in Verdacht. Doch sie konnte keine Erklärung finden, warum der ausgerechnet jetzt einen Wutanfall haben könnte, der sich so weit von Indigo entfernt bemerkbar machte. Und trotzdem… Dieser Sturm war nicht normal. So viel stand fest. Unter lautem Getöse hörte Anne Äste am Rande des Ostwaldes abbrechen. Große, gewaltige Äste. Mit einem noch lauteren Krachen verlor der erste Baumstamm seinen Kampf gegen den Wind. Ein schwaches Schimmern in dem sonst so düsteren Himmel erregte ihre Aufmerksamkeit. Eine nahezu durchsichtige Kuppel schien den gesamten Campus der Coeur-Academy zu umgeben. Sicherlich die Magiebarriere, die jegliche Gefahr von ihnen eigentlich fernhalten sollte. Anne runzelte die Stirn. So wenig Ahnung sie auch von Magie hatte, dass ein sonst unsichtbarer Schutzschild auf einmal flackerte und flimmerte war definitiv kein gutes Zeichen. Sie überlegte, wo der nächste Noteingang zum Bunker war, als eine andere Bewegung in der Ferne ihre Aufmerksamkeit erregte. Dieses Mal auf der anderen Seite der Sportplätze. Jemand, der mit der Geschwindigkeit eines Kampfkünstlers in Richtung der Stallungen rannte. Anne wusste sofort wer. Ohne weiter darüber nachzudenken sprintete auch sie los, auf die Stallungen zu. Was sich durch den Gegenwind anstrengender gestaltete als es sein sollte. Sehr bald breitete sich ein Taubheitsgefühl in Annes Händen und ihrem Gesicht aus. Sie war nie ein Freund der Kälte gewesen. „Was ist denn hier los?!?“, schrie sie über das Tosen zu Lissi rüber, die ihre Anwesenheit inzwischen bemerkt hatte und auf Anne zu gerannt kam. „Keine Ahnung! Aber die Direktoren haben angeordnet, dass wir alle uns in Sicherheit bringen sollen, während die fortgeschrittenen Magier die Schutzbarriere aufrechterhalten!“, antwortete Lissi, ebenso aus vollem Halse schreiend. „Lissi?! Anne?!“ Dieser verunsicherte Ruf richtete ihrer beider Aufmerksamkeit zum Stall. Susanne stand am Eingang, Sorge und auch einen Hauch von Angst zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, während der Wind so stark um sie wehte als wolle er Susanne weg von ihnen zerren. Erschrocken schrie Susanne auf, als der Sturm einige Ziegel vom Dach fegte die wenige Meter von ihr entfernt laut auf den Boden schlugen und in kleinere Stücke zerbrachen. „Susi!“ Lissi rannte zu ihrer älteren Zwillingsschwester, dicht gefolgt von Anne. Immer noch verschreckt klammerte sich Susanne an Lissis Arme und schaute sich ungläubig um. „Was passiert hier?“ „Wir müssen uns schnell in Sicherheit bringen.“, erwiderte Lissi nur und wollte Susanne in Richtung Ballturm zerren, wo sich neben der Mensa ein weiterer Noteingang befand. Doch Susanne rührte sich nicht. „Jetzt komm, wir haben keine Zeit zu verlieren.“, drängte nun auch Anne als nicht weit von ihnen entfernt der nächste Stamm zerbarst. „Aber…“ Susanne drehte sich um und blickte ins Innere des Stalls. Unter dem ganzen Geschreie und Getöse hatte Anne gar nicht wahrgenommen, dass auch die Einhörner panisch Wieherten. Einige bäumten sich auf, andere traten gegen die Boxen welche jedoch selbst für die Stärke eines Einhorns zu stabil gebaut waren. Und trotzdem… würde der Stall diesem seltsamen Sturm standhalten können? Anne und Lissi verstanden, worauf sie hinauswollte. Susanne war einfach eine herzensgute Person, die alles und jeden in Sicherheit wissen wollte. Darauf bedacht nicht von den riesigen Tieren platt getrampelt zu werden, öffneten die drei nach und nach jede der Boxen, um den Einhörnern ihren eigenen Überlebenskampf zu ermöglichen. Die sich prompt für das richtige entschieden und in Sicherheit galoppierten. Unter ihnen war nur eines, dessen Ruhe dafür besonders hervorstach. Ein schwarzes Einhorn mit glänzender Mähne, was auch ansonsten gut gepflegt aussah. Als Susanne die Box von diesem Tier öffnete, schien es eine Art Danke zu schnauben und stupste mit seiner Nase gegen ihre Wange. Susanne lachte auf und tätschelte ihm den Hals. „Kein Wunder, dass du dich immer so gut mit Benni verstanden hast, Flicka.“ „Komm jetzt, das war die letzte Box.“, drängte Anne und schaute nach außen in den schwarzen Himmel. Inzwischen war die flimmernde Magiebarriere deutlich sichtbar und in eine bunte Färbung getaucht. Beinahe als wären es mehrere Personen, die sie aufrechterhalten mussten. Und trotzdem nahm der Sturm nicht merklich ab. Eher das Gegenteil schien der Fall zu sein. Die Ohren des schwarzen Einhorns bewegten sich und während sie sich auf den Weg nach außen machten wieherte es leise und stieß Susanne leicht in den Rücken, als solle sie sich beeilen. Selbst das Tier verstand also, was Sache war. Lächelnd streichelte Susanne erneut seinen Hals. „Ist schon in Ordnung, mach dir um uns keine Sorgen. Bringe dich lieber selbst in Sicherheit.“ Das Einhorn gab ein weiteres Schnauben von sich und schob Susanne noch einmal Richtung Ausgang, ehe es selbst in diese Richtung davon galoppierte. Susanne lachte auf und schaute ihm hinterher. „Wie Benni. Ständig in Sorge um alles und jeden.“ „Womit beide nicht ganz unrecht haben.“, erwiderte Lissi erschreckend ernst. „Los jetzt.“, drängte Anne erneut, mit der Sorge das Dach über ihnen könne einbrechen. Sie hatte nicht diese ganzen Tiere da rausgeholt, nur damit ihr genau das widerfuhr, wovor sie die Einhörner eben beschützt hatten. Gerade als sie sich dem Ausgang zuwandten hörten sie splitterndes Glas und berstendes Holz. Der Stall würde jetzt doch nicht wirklich zusammenbrechen? Sofort drehte sich Anne zur Ursache dieses Geräusches um. Gleichzeitig ließ ein markerschütternder Schrei ihre Bewegung erstarren. „Susanne!!!“, hörte sie Lissi kreischen und nahm es doch kaum wahr. Mit lähmendem Entsetzen versuchte Anne den Anblick zu verarbeiten. Susannes Gesicht war schmerzverzerrt, ihre Brust hob und senkte sich hektisch, während ihr Körper um Sauerstoff bettelte. Doch viel mehr hob sich eine dunkle Gestalt vom Hintergrund der grauen Wolken ab. Wo einst Fenster und Holzbalken waren, klaffte nun ein riesiges Loch, versursacht von einem Wesen weder Mensch noch Wolf. Ein Wesen mit übermenschlicher Stärke und noch spitzeren Zähnen, welche es tief in Susannes Hals und Schultern geschlagen hatte. „Du Mistvieh, lass sie los!!!“, schrie Lissi und griff es mit einer Wassersichel an. Der Werwolf grollte verärgert und ließ Susanne achtlos fallen, wo sich inzwischen eine Pfütze ihres eigenen Blutes gebildet hatte. Nun hatte auch Annes Verstand die Situation erfasst. Und neben Verzweiflung loderte unsagbarer Zorn in ihr auf. „Verdammtes Arschloch!!!“, brüllte sie und durchbohrte den Drecksack mit einem Haufen Sandpfeile. Noch während der auf die beiden übrigen Mädchen zustürmte, traf Anne irgendwas Lebensnotwendiges. Das Vieh krachte auf den Boden und kam schlitternd vor ihren Füßen zum Stehen. Doch Anne und Lissi waren bereits zu Susanne gerannt. „Susi?! Susanne!!! Kannst du mich hören?!“, schrie Lissi panisch auf ihre bewusstlose Zwillingsschwester ein, mit Tränen in den Augen. Annes Herz schien ihre Brust zu zersprengen, als sie Susanne vorsichtig auf den Rücken drehte. Das war viel zu viel Blut. Die Wunde war viel zu tief. Es war unmöglich, dass sie- „Wir müssen zu Carsten! Schnell!!!“, kreischte Lissi über den immer lauter werdenden Sturm. Anne war kochend heiß und das Gefühl der Aussichtslosigkeit schnürte ihr die Kehle zu. Und trotzdem… Die Hoffnung konnte sie genauso wenig aufgeben wie Lissi. Obwohl ihr bewusst war, dass diese Wunde absolut tödlich sein müsste… Irgendetwas wollte sich nicht kampflos geschlagen geben. Das Etwas, was mit aller Verzweiflung hoffte, dass Susanne überlebte. Was sich eine Welt ohne sie gar nicht mehr vorstellen wollte. Mit einem knappen Nicken, dafür aber umso behutsamer, schob Anne ihre Arme unter Susanne und hob sie hoch, mit dem Versuch auch ihren Kopf etwas zu stützen. Ohne weitere Absprache verließen sie den Stall. Doch was sie außerhalb zu Gesicht bekamen war nicht viel besser. Anne stieß einen Fluch aus. Es war nicht der Sturm, nicht die Bäume die teils auf den Sportplatz gestürzt waren und auch nicht, dass der Stall inzwischen die Hälfte seiner Ziegel verloren hatte. Nein, es war viel bedrohlicher. Viel einschüchternder. Viel mehr. Es waren ein Haufen Unterweltler. Werwölfe, Vampire, Zombies und andere abstruse, widerliche Kreaturen, die nach und nach den Westwald verließen und das Sportgelände der Schule betraten. Es könnten genauso viele sein wie damals in Spirit, als Lukas mitten in der Nacht einen Angriff auf Konrads Villa mit ihnen allen als Gäste geplant hatte. Doch dieses Mal hatten sie keine Ariane bei sich, die alle mit ihrer Licht-Energie in Asche verwandeln könnte. Die Unterweltler hatten die beiden und das lebensgefährlich verwundete Mädchen bereits entdeckt und waren viel weniger überrumpelt. Entsprechend griff eine Horde von ihnen schon an als Anne erst realisiert hatte, dass ein Kampf unausweichlich war. Fluchend wehrte sie die erste Welle mit einer Sandwand ab. Mit Susanne in ihren Armen würde sie nicht kämpfen können. Kaum war der Wall verschwunden beschwor Lissi eine gewaltige Welle und trieb die weniger standhafte Hälfte zurück. Anne bombardierte die übrig gebliebenen mit weiteren Sandpfeilen, von denen zumindest einige ihr Ziel trafen. Scheiße, so wird das nichts. Schon gar nicht bei dieser Menge., dachte sie fluchend. Mit einem weiteren Gedanken verwandelte sie so viel Boden wie möglich zwischen ihnen und dem Wald in Sand. „Lissi!“ Lissi verstand, worauf Anne hinauswollte. Mit einem einzigen weiteren Gedanken begann bereits ein Großteil der Angreifer langsamer zu werden, während alle nach und nach in den Boden sanken. „Komm, der Treibsand wird sie nicht lange aufhalten.“, meinte Anne, doch Lissi schüttelte den Kopf. „Geh alleine.“ Entgeistert starrte Anne sie an. „Hast du sie noch alle?!“ „Du hast doch selbst gesagt der Treibsand hält sie nicht lange auf! Willst du eine Legion Unterweltler in eine Menge ahnungsloser Schüler und unvorbereiteter Lehrer schicken?!“ „Nein, aber-“ „Jetzt ist keine Zeit zum Diskutieren!“, wies Lissi sie zurecht. „Geh!“ Ihr Befehlston gefiel Anne kein bisschen. Aber gleichzeitig wusste sie, dass Lissi Recht hatte. Sie mussten verhindern, dass der Überraschungsangriff der Unterweltler gelingen würde. Und gleichzeitig mussten sie Susanne so schnell es ging zu einem Arzt bringen. Jede weitere Sekunde die sie vertrödelten machte Susannes Tod umso wahrscheinlicher… Anne biss die Zähne zusammen. „Komm ja nicht auf die Idee, hier einen Heldentod zu sterben.“ Ein belustigtes Lächeln umspielte die Lippen von dem Mädchen mit den kindischen Zöpfchen, als sie einige entfernte Unterweltler mit weiteren Wellen und Wassersicheln attackierte. „Keine Sorge Süße, so leicht kriegst du mich nicht dazu, dir meine Schwester vollständig zu überlassen.“ Anne hätte eigentlich erwartet, dass diese Aussage sie extrem aufregen würde. Aber unter den gegebenen Umständen… Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und rannte in Richtung des Hauptgebäudes, auf den Mensaturm zu wo Carsten und der Rest ihrer Gruppe sein müsste. Der immer noch starke Sturm war dabei alles andere als hilfreich. Egal in welche Richtung Anne rennen wollte, es schien immer Gegenwind. Das konnte doch nicht wahr sein! „Wir haben es fast, halte durch.“, redete Anne beschwichtigend auf Susanne ein, obwohl diese nichts mehr mitbekam. Doch die Trümmer vor einem der Hintereingänge ins Hauptgebäude machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Fluchend rannte Anne weiter, durch den schmalen Gang zwischen Hauptgebäude und Krankensaal, um zum nächstbesten Eingang zu gelangen. Ein weiteres Knirschen und Krachen. Gerade rechtzeitig wich Anne herabfallenden Steinen aus. Erschrocken und schwer atmend drückte sie Susannes bewusstlosen Körper stärker an sich, als weitere Ziegel direkt neben ihr auf den Boden prallten. „Was zum Teufel soll das alles?!“ Nein, für Panik war jetzt keine Zeit. Sie schüttelte den Kopf und rannte Richtung Mitte des großen Platzes, um nicht noch mehr Gebäudeteilen ausweichen zu müssen. Da erregte eine kleine leuchtende Gestalt beim Brunnen ihre Aufmerksamkeit. Eine Elfe, die ihr vehement zuwinkte, mit der deutlichen Aufforderung zu ihr zu kommen. Stimmt, warum ist mir Depp das nicht früher eingefallen?!, schallte sich Anne in Gedanken. Der Weg über den Untergrund ist viel sicherer. So schnell ihre Beine sie tragen konnten sprintete Anne auf den Brunnen zu. Und sprang hinein. In jeder normalen Situation würden sie und Susanne nun triefend nass im Wasser sitzen. Aber das war keine normale Situation. Und der Brunnen wusste das. Anstelle des Bodens war eine Membran, die nur die beiden Mädchen aber kein Wasser hindurch ließ. Sie hielt Susanne so sicher wie möglich, den Kopf gegen ihre Schulter gelehnt, während Anne den geschwungenen Schacht hinunter in den Bunker rutschte. Unten angekommen bemerkte Anne erst wie schwer sie eigentlich atmete. Mit einem prüfenden Blick wie es Susanne ging richtete sie sich schließlich auf und schaute sich um. Der Bunker war eine Art unterirdische Höhle, einzig erhellt von magischen Lichtern und dem Leuchten der kleinen Elfen, die herumflatterten und sich bei den Schülern um ihr Wohlergehen erkundigten. Trotz der Düsternis und Kälte hatte dieser Ort mit seinen steinigen Wänden etwas Gemütliches, Beruhigendes, sodass sich Anne ohne es zu wollen ein bisschen entspannte. Sie entfernte sich einige Schritte von dem Eingang zu einer Wand, wo sie Susanne vorerst behutsam absetzte und gegen die Steine lehnte. Anne versuchte das Ausmaß der Verletzung zu erahnen, doch die Schuluniform war so getränkt in rotes Blut, dass sie nichts erkennen konnte. Würde sie überhaupt etwas an erster Hilfe leisten können? Oder war dieser Versuch nichts als Zeitverschwendung und sie sollte lieber sofort nach Carsten suchen? Zitternd atmete Anne aus. Zögern und sich Sorgen machen war zumindest der falsche Weg. Besonders, da in diesem Moment sogar zwei Leben auf dem Spiel standen. Anne verdrängte den Gedanken an die Horde Unterweltler, der Lissi ganz alleine ohne eine realistische Aussicht auf Erfolg gegenüberstand.   ~*~   „So ein verdammter Mist!“, schrie Öznur verzweifelt und warf ihr Handy gegen die Wand, was natürlich sofort hinüber war. „Kein Empfang!“ Laura seufzte. „Was hast du anderes erwartet?“ „Und jetzt?“, erkundigte sich Ariane, mit einem Blick in Richtung Spitze des Turmes wo Carsten und der Direktor standen. „Özi, du wirst dich teleportieren müssen. Selbst wenn du diesen Zauber hasst.“ „Aber ich kann mich einfach nie an den Spruch erinnern!“, erinnerte Öznur sie verbittert daran, dass sie eine absolute Versagerin im Auswendiglernen war. Sie wandte sich an Frau Bôss. „Kennen Sie den Zauber zufälligerweise?“ Doch natürlich schüttelte die Kampfkünstlerin den Kopf. „Maaaann!“ Öznur schaute sich um. So viele Magier und doch war niemand gerade dazu imstande ihr zu helfen, da so gut wie jeder mit dieser blöden Magiebarriere beschäftigt war. Und die, die gerade nicht zauberten, lehnten erschöpft an der Wand und versuchten zu Kräften zu kommen, um so bald wie möglich wieder helfen zu können. Einige andere hatten wohl schon alle ihre Kräfte aufgebraucht. Betroffen beobachteten die Mädchen, wie die ersten Schüler bereits vor Erschöpfung zusammenbrachen. Öznur fluchte auf ihrer Muttersprache und lief unruhig auf und ab. Sie brauchte unbedingt diesen Zauber. Diesen verdammten Zauber, den sie sich einfach nie merken konnte! „Warum habe ich den Spickzettel nur im Zimmer liegen lassen?!“, klagte sie. Die Erklärung war einfach: Normalerweise trug sie ihre Freizeitkleidung, wenn sie sich nach Indigo teleportierte um Eagle zu besuchen. Aber hilfreich war das trotzdem nicht. Jetzt schon gar nicht, wo sie sich so schnell wie möglich an genau diesen Ort teleportieren musste! Die Zeit rannte ihnen davon! Sie musste- Eine grazile Hand mit überraschend starkem Griff hinderte Öznur daran, weiter kopflos auf und ab zu laufen. Verwirrt blickte sie in Lauras schokoladenbraune Augen, die sie warm und irgendwie auch beruhigend anlächelten. „Setz dich erstmal.“, riet Laura ihr und zog Öznur zu dem Esstisch der Lehrer, wo sie sich widerwillig auf einen der Stühle setzte. „Laura, ich habe nicht die Zeit-“ „Doch, hast du.“, meinte Laura direkt. „Da sind mehr Magier, die dir viel mehr Zeit verschaffen, als du benötigst. Also atme erst einmal tief durch.“ So irritierend es auch war, dass ausgerechnet Laura in dieser Situation die Ruhe bewahren konnte… Gerade das half Öznur, langsam runter zu kommen. Sie spürte ihr vor Aufregung pochendes Herz, aber gleichzeitig merkte sie auch, wie gut es tat sich einfach nur auf seinen Atem zu konzentrieren. Trotzdem… „Und was soll das bringen?“ „Dass du dich erst einmal beruhigst.“, antwortete Laura und lachte beschämt auf. „Glaube mir: Benni hat das oft genug mit mir üben müssen, während der Prüfungsphase.“ Jetzt musste auch Öznur lachen. „So läuft der Hase.“ Mit einem bedrückten Seufzen schaute sie sich wieder um. „Mir kommt diese Zeit so lange her vor…“ Laure senkte den Kopf. „Mir auch…“ Mitleidig betrachtete Öznur sie. Laura gab sich eigentlich immer ganz tapfer, obwohl sie schon so lange nichts mehr von Benni gehört hatte. Und die Momente der Zweisamkeit lagen noch weiter zurück… Öznur schweifte mit den Gedanken zu der Beziehung der beiden ab. Wie kompliziert am Anfang doch alles zwischen ihnen gewirkt hatte. Der eine absolut gefühllos, die andere fürchterlich verunsichert. Umso mehr hatte sich Öznur darüber gefreut, wie beide es tatsächlich geschafft hatten zu einem halbwegs normalen, super süßen Paar zu werden, das allem möglichen getrotzt hatte, von familiären Hindernissen bis hin zu tödlichen Krankheiten. Und doch wurden ihnen schon wieder Steine in den Weg gelegt. Wenn Öznur so darüber nachdachte… Kein Wunder, dass Laura so ruhig blieb. Sie hatte schon alleine in der Zeit in der sie sich kannten mehr durchgestanden als der Großteil der Menschheit im ganzen Leben. Bevor Öznur dazu etwas sagen konnte erkundigte sich Laura plötzlich: „Geht es wieder?“ Überrascht fiel ihr auf, dass sie tatsächlich nicht mehr so aufgebracht war wie zuvor. Beeindruckt betrachtete sie Laura und brachte ein schwaches Nicken zustande. „Super!“, meinte Laura erfreut. „Okay, dann schließe die Augen und stelle dir vor, dass du Eagle besuchen willst. Was machst du? Vermutlich erstmal Freizeitkleidung anziehen, oder?“ Öznur nickte und stellte sich automatisch vor, Jeans und irgendeinen Pulli anzuziehen. „Und dann?“, fragte Laura weiter. „Dann nehme ich mein Handy, die Schlüssel und… und teleportiere mich halt nach Indigo.“ „Gehst du dafür vom Schulgelände runter?“, hakte Laura nach. „Ne, natürlich nicht. Als Dämonenverbundene kann ich alleine ja eine Magiebarriere durchbrechen.“ Öznur ahnte schon, dass Laura wollte, dass sie sich wirklich jeden Schritt bis ins kleinste Detail vorstellte. Also tat sie das. Schlüssel und Handy in die Hosentasche. Nach mehreren Misserfolgen fand sie dann irgendwo in einer anderen Jeans endlich ihren Notizzettel und… Ohne darüber nachdenken zu müssen sprach Öznur den Zauber. Als sie die Augen wieder öffnete, stand sie vor einem vertrauten kleinen Anwesen.   ~*~   Besorgt schaute Carsten den Turm hinab. Innerhalb weniger Minuten konnten bereits mehr Schüler der Wucht des Zaubers nicht standhalten als erwartet. Zu viele für so eine kurze Zeitspanne. „Das wird nichts…“, murmelte er leise. Herr Bôss hatte ihn offensichtlich gehört. Während er immer noch auf den Zauber fokussiert war zeichnete sich ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen ab. „Wenn du einen Alternativplan hast, nur raus damit.“ Tatsächlich hatte Carsten direkt mehrere Ideen im Kopf. Plötzlich bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Stichflamme weiter unten. Er lächelte in sich hinein, als er nur noch Laura und Ariane bei der Direktorin erkennen konnte. „Zwei Dumme, ein Gedanke.“ Kurz darauf kippte eine weitere Magierin um. „Ich muss deine Hilfe wohl früher in Anspruch nehmen als gedacht.“, meinte Herr Bôss verbissen. Wie ferngesteuert nickte Carsten, hob die Hand und sprach selbst den Zauber für die Magiebarriere. Trotzdem konnte er die Zweifel nicht ablegen. Dieser Zauber schien zu schwach und der Angriff zu mächtig. Würde es reichen? Oder würden sie nur unnötig viele Leben aufs Spiel setzen? Carsten versuchte den Gedanken an die Alternative beiseite zu schieben. Er hatte es versprochen. Er hatte den Mädchen und besonders Ariane versprochen, bis auf den Bann keine schwarze Magie mehr zu benutzen. Und Öznur war bereits auf dem Weg, um Eagle zu holen. Aber… Würden sie ihr die nötige Zeit verschaffen können? Was, wenn Öznur länger brauchte? Würde sie Eagle vielleicht erst in Indigo suchen müssen? Egal wie viele Begründungen Carsten sich zurecht suchte, er kam immer zur gleichen Schlussfolgerung. Schwarze Magie war nun einmal viel stärker als die geläufigen Zauber. Er spürte, wie das aufrechterhalten der Barriere immer fordernder wurde, je mehr Magier dazu gezwungen waren den Zauber abzubrechen. Jede Minute die verstrich fühlte sich wie eine Stunde an. Und jede Stunde ließ ihn unruhiger werden. Carsten biss die Zähne zusammen und legte noch einmal mehr Kraft in den Zauber. Es war wie ein Marathonlauf. Weder zu wenig noch zu viel war gut. Nur wie sollte man die richtige Dosis wissen, wenn man die Länge der Strecke nicht kannte? Herr Bôss lachte angestrengt. „Wir werden wohl doch auf Lauras und Arianes Angebot zurückkommen müssen.“ „Auf keinen Fall.“, widersprach Carsten bestimmt. Er würde nicht zulassen, dass sich die Mädchen vor der gesamten Schule als Dämonenbesitzerinnen enttarnten. „Arion!“, hörte er die Direktorin den Vornamen ihres Mannes rufen. „Die Elfen meinen, alle befänden sich nun im Untergrund. Begebt euch in Sicherheit, solange ihr noch könnt.“ Tatsächlich halfen bereits einige der Kampfkünstler ihren erschöpften Magier-Mitschülern in den Raum unter der Mensa. Auch Herr Bôss registrierte dies und nickte. „Alles klar. Carsten, schnapp dir die Mädchen und bringt euch in Sicherheit. Ich sichere mit den Lehrern den Fluchtweg.“ Normalerweise war es Carsten gewöhnt Anweisungen direkt zu befolgen. Schließlich hatte er es schon immer gehasst, sich Regeln oder Autoritäten widersetzen zu müssen. Doch irgendwie… „Das fühlt sich falsch an.“ „Was?“, fragte Herr Bôss. „Wollen Sie die ganze Schule einfach aufgeben? Und woher wissen die Elfen so genau, dass jeder in Sicherheit ist? Was ist, wenn sich doch jemand noch irgendwo auf dem Campus befindet?!“ Die Direktorin schüttelte den Kopf. „Mir wurde versichert, dass alle in Sicherheit sind.“ „Vertrau ihr, Carsten. Noch dazu können wir den Zauber ohnehin nicht länger aufrechterhalten, ohne mit Verlusten rechnen zu müssen. Und ich muss mich wohl nicht wiederholen, wenn ich sage, dass gerade du und die Mädchen unter keinen Umständen dazu gehören dürfen.“ Widerwillig nickte Carsten und tat schließlich doch das, was er immer machte. Er hörte auf das, was man ihm sagte. Er hatte keine Ahnung, wie viel Hilfe er im Endeffekt tatsächlich gewesen ist. Auf ihn wirkte sie bedeutungslos gering. Entsprechend fühlte sich Carsten beschämt, wie ein Versager, als er an den Magiern vorbei die Treppe zu Laura und Ariane hinunter ging. Die verwirrten Blicke der Lehrer und der ausdauernderen Mitschüler machten die Situation nicht gerade besser. Bevor Laura und Ariane ihn fragen konnten was los war, meinte er nur: „Wir sollen uns in Sicherheit bringen.“ Natürlich begannen die beiden sofort empört zu protestieren, doch Carsten ging ohne weitere Beachtung an ihnen vorbei nach unten, zu dem Eingang des Bunkers. Erst als er fast am Ende der Treppe angekommen war wurde Carsten bewusst, was genau ihm an dieser scheinbaren Niederlage so zu schaffen machte. Es war die Tatsache, dass er schon wieder einen wichtigen Ort nicht vor der Zerstörung bewahren konnte. Zähneknirschend blickte er zurück zu der höchsten Empore, wo sich das letzte Mosaik befand. Der Kampf von Leonhard, Coeur und Eufelia gegen Mars. Würde das nun schon wieder geschehen? Würde nun der nächste Ort zerstört, der ihm ebenso Zuflucht geboten hatte wie damals das Häuschen von Benni und Eufelia? Konnte er schon wieder einfach nur tatenlos zusehen? Die Schwere dieser Gewissheit traf ihn mit voller Wucht. Er wollte das nicht! Er wollte nicht genau die Schule verlieren, in der er sich zum ersten Mal wirklich wohl fühlte! Wo er nicht jeden Morgen mit Bauchschmerzen an den anbrechenden Tag dachte. Wo die Lehrer und Schüler ihn einfach so akzeptierten wie er war. Keine abfälligen Bemerkungen, keine Beleidigungen, keine Folter, keine- Carsten ballte die Hände zu Fäusten und blinzelte einige Tränen weg. Nein, er würde diesen Ort nicht aufgeben. Unter keinen Umständen. „Alles okay?“ Er spürte Lauras Hand auf seiner Schulter. Zitternd atmete er aus. „Tut mir leid, aber… Ich muss das machen!“ „Was hast du vor?!“, rief Ariane ihm hinterher, während Carsten bereits zum Ausgang des Mensaturms rannte. Nach außen, wo der tosende Sturm tobte und immer stärker wurde. „Carsten!“, hörte er Laura hinter sich schreien, schenkte ihr aber keine Beachtung. Er holte sein Taschenmesser aus der Hosentasche seiner Uniform. Warum auch immer er das selbst während der Schulzeit ständig mit sich herumtrug. Er meinte auch Ariane seinen Namen rufen zu hören, doch der Wind verschlang ihre Stimme. Sie wirkte so weit weg, so unerreichbar. Ziegel oder Steine, irgendetwas krachte neben ihm auf den Weg. Der Himmel war so dunkel. Viel zu dunkel. Der Wind war kalt und beißend. Er erinnerte sich an damals, als er Eagles Wutausbruch eingedämmt hatte. Würde er das wieder schaffen? Bei so einem riesigen Areal? Carsten hob die linke Hand, schloss die Augen, blendete all die Zweifel aus. Und rammte das Messer in seinen Unterarm. Er hatte bisher nur von diesem Zauber gelesen. Das Pendant der schwarzen Magie zum bekannten Schutzschild. Und doch hatte er keine Probleme den Zauber Wort für Wort zu rezitieren. Überraschenderweise tat der Stich kein bisschen weh. Selbst als er das Messer herauszog spürte er keinen Schmerz. Im Gegenteil. Das Blut, dass sich mit dem Wind vermischte und die schwarze Wolkendecke in eine rötliche Färbung tauchte schien eins mit der Natur. Er selbst schien eins mit der Natur. Es wirkte so friedlich und beruhigend, obwohl um ihn herum die Welt unterzugehen schien. Und trotzdem fühlte sich Carsten befreit. So frei, wie er sich noch nie zuvor gefühlt hatte. War es nicht immer das, was er sich sein ganzes Leben gewünscht hatte? Freiheit? Die Welt zu sehen, ohne dass irgendetwas ihn daran hinderte? Er fühlte sich so leicht wie eine Feder. Der Zauber schien auch ohne sein Zutun zu wirken. Warum machte er sich eigentlich immer solche Sorgen? Es war doch eigentlich alles so einfach.   ~*~   Jeder Schritt wurde anstrengender und mühseliger. Er war froh, dass Max sich darum kümmerte den Schlüssel im Schlüsselloch herumzudrehen und gemeinsam mit Wolf die schwere Kerkertür öffnete. Jack hätte aller höchstens dagegen fallen können. „Onkel, da bist du ja endlich!“, hörte er Johannes sofort begeistert rufen. Der kleine Blondschopf hatte wohl noch keine Ahnung. Genauso wenig wie der Rest dieser Kompanie. Doch statt die Situation irgendwie zu erklären, schaffte es Jack nur noch gerade so sich an einer der Gitterstreben festzuhalten, um nicht mit der Nase voran auf den Boden zu knallen. „Ruh dich etwas aus, ich kümmer mich hier drum.“, meinte Max nur und machte sich daran die erste Zelle zu öffnen. Das hätte er Jack gar nicht erst sagen müssen, mehr als ‚ausruhen‘ ging eben sowieso nicht. „Ist etwas passiert?“, erkundigte sich Arianes kleine Schwester besorgt und war direkt mit Johannes bei Jack, kaum dass ihre Zelle offen war. „Das kannst du laut sagen.“, erwiderte Jack nur und fragte sich, ob die Sternchen vor seinem inneren Auge schon eine eigene Galaxie gegründet hatten. Max war zum Glück zu mehr Erklärung imstande. „Wir müssen hier so schnell es geht raus, bevor er bemerkt was hier vor sich geht.“ „Der… Dämon?“, fragte Sultana schwach. Ihre und Sakuras Tür war die zweite, die sich öffnete. Max nickte nur und machte sich daran, Janines Zelle aufzusperren. Sie war die erste, die die unangenehmste Frage stellte: „Und Benni?“ Bei der Erinnerung an gestern senkte Jack betrübt den Blick und auch Max Stimme brach ein bisschen als er antwortete: „Der… kann leider nicht mitkommen…“ Natürlich verlangten sie sofort eine Erklärung und besonders bei Johannes traf diese Aussage auf Unverständnis. Sein lautstarker Protest sorgte für ein hohes Pfeifen in Jacks Ohren. Max versuchte ihn zu beruhigen. „Wir erklären es nachher, okay? Jetzt haben wir keine Zeit zu verlieren. Also…“ „…Wir müssen so schnell wie möglich in die Oberwelt.“ Mühsam richtete sich Jack wieder auf. Warum hatte Mars ihm auch beide Beine brechen müssen?! So ein verdammter Scheiß. „Aber er wird es sofort bemerken, wenn du die Energie in den Portal-Ring leitest, oder?“, vergewisserte Max sich. Jack nickte nur. Geräuschvoll atmete er aus und stemmte die Hände in die Hüften als sei er der Anführer irgendeines Superheldenteams. „Alles klar, wir gehen wie folgt vor: Johannes, du gehst mit Chip und Wolf als erster durchs Portal und sicherst die Lage. Verstanden?“ Überraschend enthusiastisch salutierte der Junge. „Aye aye, Capitain!“ Wolf und Chip nahmen diese Anweisung lediglich zur Kenntnis. Verschwommen nahm Jack wahr, wie sich Chip zurück zur Kerkertür umdrehte als wartete das kleine Pelzknäuel noch auf jemanden. „Ihr zwei Mädels helft Sultana und stützt sie, Johanna und ich sind euch direkt auf den Fersen. Jack bildet die Nachhut und sorgt dafür, dass sich das Portal sofort schließt, wenn wir durch sind. Verstanden?“ Johanna und Sakura nickten. Janine wirkte immer noch nicht ganz überzeug, ging aber zu Annes Mutter rüber, um sie gemeinsam mit Sakura zu stützen. Jack seufze. Wenn das mal nicht gewaltig in die Hose gehen würde… Doch Max schien zuversichtlich. Enthusiastisch klatschte er in die Hände. „Dann lasst uns keine Zeit verlieren! Ihr wollt doch garantiert auch endlich wieder nach Hause!“ Die Motivation der Kids hatte er damit sicher. Und auch Sultana schien sich trotz ihres immer noch besorgniserregend schwachen Zustands zu freuen. Nur Jack und Janine reagierten verhalten. Vermutlich hatten sie sogar dieselben Gedanken: Was für ein Zuhause? Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke, doch Janine erwiderte auf Jacks mitfühlendes Lächeln nur ihren typischen Ausdruck voll Hass und Verachtung. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn sie ihre Meinung von einem Tag auf den anderen geändert hätte. Jacks Gedanken drifteten an den Tag vor einer Woche ab. An den Moment, als Janine bitter weinend über den Leichnam ihrer Pflegemutter gekrümmt war. Wie lange würde sie brauchen, um das so halbwegs verarbeitet zu haben? Dieses Bild, was sich in ihr Gedächtnis eingebrannt haben müsste… „Jetzt komm schon!“, drängte Max ihn. Die Erinnerung verpuffte. Jack lachte schwach auf. „Du bist ja ganz schön heiß drauf hier raus zu kommen.“ „Natürlich! Ich kanns kaum erwarten meine Familie und Freunde wiederzusehen!“ Er grinste Jack herausfordernd an. „Und dein Gestank ist einfach nicht auszuhalten.“ „… Du bist ne echte Diva, kann das sein?“ Max zuckte mit den Schultern. „Ich war schon immer die Drama-Queen unserer Gruppe.“ „Welch Überraschung.“, erwiderte Jack nur und hob die Hand mit dem Portal-Ring. „Mars wird sofort wissen was Sache ist. Also wehe ihr trödelt.“ Johannes nickte eifrig und begab sich in Losrenn-Position. Jack wünschte sich, dass der Kleine ihm etwas von seiner Energie abgeben könnte. Er atmete noch einmal tief durch. Und sandte seine Erd-Energie in den Ring. Kaum war das Portal entstanden, war Johannes mit einem Kriegerschrei auch schon hindurchgerannt, dicht gefolgt von Wolf und Chip. Und zur selben Zeit wusste Jack, dass Mars sie bemerkt hatte. Er stieß einen Fluch aus und beobachtete, wie Janine und Sakura dabei waren, Sultana Richtung Portal zu stützen. Schneller, schneller, schneller! Vermutlich waren die Mädchen gar nicht mal so langsam wie es Jack erschien. Doch alleine bei jedem Zentimeter den sie zurücklegten, hatte sich Mars ihnen schon mehrere Meter genähert. Er war schnell. Natürlich war er schnell. „Na los, beeilt euch!“, rief Jack und verstärkte die Kerkertür mit einer massiven Erdwand. Mit Mühe und Not schleppten sich die drei durch das Portal. Zur selben Zeit hatte Mars den Kerker erreicht. Jacks Herz hämmerte in seiner Brust. „Los!“, brüllte er zu Max und Johanna, wurde vom Krachen der Steine aber übertönt. Als würde den Herrscher der Zerstörung eine simple Wand stoppen können. Johanna kreischte erschrocken auf. Doch die Ursache war Max, der sie aus ihrer Schockstarre gerissen und durch das Portal gestoßen hatte. Aus den Augenwinkeln nahm Jack das purpurne Lodern wahr, als er sich ruckartig umdrehte. Zu ruckartig, für seinen randalierten Körper. Mit einem erstickten Keuchen gaben seine Beine unter ihm nach. „Was machst du da?!“ Noch bevor Max selbst das Portal passiert hatte wandte er sich zu Jack um und zerrte ihn hoch. „Das würde ich auch gerne wissen.“, tönte die tiefe Stimme des Dämons. Mit angehaltenem Atem, wie zu Stein erstarrt, blickte Jack zurück. Wieder fiel es ihm schwer hinter der zerstörerischen Aura die eigentliche Person zu erkennen, der dieser Körper gehörte. Doch dafür fiel ihm etwas anderes umso deutlicher ins Auge. Das silberne Glänzen einer edlen Pistole, die er in den letzten Wochen in seinem Zimmer aufbewahrt hatte. Jack blieb bewegungslos. Kein Gedanke konnte sein Gehirn erfassen, keinen Muskel konnte sein Körper bewegen. Er blickte einfach nur in diesen schwarzen Abgrund des Pistolenlaufs als habe er sich schon damit abgefunden, dass hier sein Ende wäre. „Komm schon!“ Max zerrte ihn auf die Beine, durch das Portal. Ein Schuss. Eine Explosion. Jack schrie auf als ihn etwas von innen zerriss. Und dann Leere. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)