Out of Time von Rumiko- ================================================================================ Kapitel 1: Der Geist, den ich rief ---------------------------------- Mal wieder ein stürmischer Abend, wie fast immer in diesem Oktober. An solchen Abenden erinnere ich mich immer an meine Begegnung mit Seath. Ich hatte damals einen starken Hang zu Geisterbeschwörungen gehabt. Das hätte mich fast umgebracht. Aber dazu später mehr.. Damals war ich grade 16 geworden und hatte von meiner Freundin Amy, damals noch besser bekannt als meine Seelenschwester, ein sogenanntes „Hexenbrett“ bekommen. Ich freute mich riesig: „Danke süße! Das Ding testen wir gleich!!“ Amy nickte begeistert und während sie einige Kerzen aufstellte und anzündete, legte ich das Brett auf einen runden Tisch, den ich in die Mitte des Raumes gerückt hatte. Schließlich begann die Séance „Wie heißt du?“, fragte Amy mit einer Stimme, die sonst nur Groupies hatten, wenn sie ihrem Lieblingsstar sahen. Rahel wurde aus den vielen Buchstaben zusammengesetzt. Amy und ich sahen uns vollkommen begeistert an. Und so wurde dies unser Hobby und mit der Zeit wurden wir richtig gut! Eines Abends saßen wir wieder zusammen und spielten etwas mit dem Hexenbrett herum. Aber dann begann der Zeiger sich von ganz allein zu bewegen! Wir hatten nicht einmal eine Frage gestellt und dennoch ergab sich eine Botschaft: Mein Name ist Seath. Ich brauche dringend eure Hilfe! Ich muss dringend mit Sarah, meiner Freundin, sprechen. Aber von Vorn. Ich starb bei einem Autounfall, bei dem auch sie anwesend war. Wir haben furchtbar gestritten, weil ich sie angeblich betrogen habe. Sie fing an zu schreien und ich habe mich nicht mehr auf die Straße konzentriert. Schließlich habe ich den Wagen gegen einen Baum gelenkt. Sarah war stark verletzt und ich war eingeklemmt. Sie hat bleibende Narben im Gesicht und ich bin gestorben. Außerdem muss ich noch dringend mit meiner Familie sprechen. Ich habe meiner Mutter eine für sie sehr wichtige Kette gestohlen, um meinem Drogensüchtigen Bruder zu helfen. Ich will ihnen die Kette zurückgeben und sie um Verzeihung bitten. „Wie cool ist das denn?!“, Amy war außer sich vor Freude. Ich hingegen war etwas verunsichert: „Das könnte noch ernsthafte Probleme geben. Wir sollten für heute aufhören und dann wann anders weitermachen.“ Gesagt getan. Wir räumten das Brett weg. Am Nächsten morgen folgte dann aber das Böse erwachen. An meiner Zimmerwand stand in riesigen, blutroten Buchstaben: So einfach werdet ihr mich nicht los! Ich erschauderte und wählte sofort Amy's Nummer: „Amy, hier passieren grade mehr als seltsame Dinge!!“ „Ach, bei dir auch?! Ich hab hier grade ne riesige Nachricht von „Seath“ bekommen!“, erwiderte Amy am anderen ende der Leitung munter. „Ich finde das gar nicht so toll, meine liebe!“, zischte ich in den Hörer. Dann klopfte es und die stimme meines Bruders Matt erklang hinter dem Holz der Tür: „Hey Schwesterchen! Mach dich fertig! Der Bus kommt gleich!“ „Ja, bin gleich da!“, rief ich als mir auffiel, was mein Bruder eigentlich für ein Streber war. Immer hockte er schon früh vor Unterrichtsbeginn in der Schule herum und lungerte vor den Chemieräumen. Ich packte schnell meine Sachen für die schule zusammen und zog mich an. Matt wartete bereits unten an der Treppe. Er sah nicht schlecht aus, nur halt wie ein Streber, der cool sein wollte. Für einen Moment kam die vertraute Trägheit des Alltags in mir auf. Ich seufzte erleichtert. Wie es schien, konnte ich doch einfacher in meinen Alltag zurück, als ich dachte. An der Schule angekommen sah Matt mich Fragend an: „Ähm... Macht es dir was, wenn ich jetzt abhaue? Tristan wartet...“ Tristan war Matt's bester Freund, der Schulschwarm und mein Ex. Jeder hatte das mitbekommen, nur Matt nicht. Er ist halt manchmal echt ein Idiot. „Geh nur zu Tristan.“, Ich spuckte den Namen wie Galle aus. Das entging Matt nicht: „Sag mal, was hast du eigentlich gegen Tristan? Früher hast du ihn ja geradezu verehrt...“ Ja, bis er mit der Biostreberin unter den Tribünen am Footballfeld erwischt wurde! Ich quälte mir ein Lächeln ab: „Mir ist einfach etwas schlecht. Mach dir keine sorgen.“ Mir wird doch immer schlecht, wenn ich an Tristan denke. Dieser verdammte.... „Na gut. Du weißt ja, dass Dad uns nachher abholt.“, erinnerte mich Matt „Ich nehme den Bus. Hab keinen Bock auf Dad und seine Moralpredigten...“ „Elay, das kannst du nicht machen! Dad kommt extra früher von der Arbeit um mal etwas Zeit mit uns verbringen zu können.“ „Um Zeit mit dir verbringen zu können. Ich darf doch bestimmt wieder alleine beim Essen sitzen und mir dann Mum's Moralpredigt anhören von wegen >Hör auf mit diesem Geisterunsinn! Kind, du musst erwachsen werden!<“ Matt war der Einzige, vor dem ich das aussprach, was ich dachte. Er konnte das ab, das wusste ich, aber gegenüber ihm hatte ich die Beziehung zu Tristan und damit auch die Trennung nie erwähnt. „Ach, unsere Eltern sind einfach etwas gestresst. Die meckern auch genug mit mir Rum. Na komm. Der Unterricht fängt gleich an!“, strahlte Matt mich an. Ich nickte und machte mich auf den weg ins Schulgebäude. Das Schulgebäude war ein riesiger, grauer Betonklotz, der am Stadtrand lag. Innen sah es besser aus als Draußen. In dem Gebäude hingen viele Angebote von Ag's und ähnlichem. Letztes Jahr hatte meine Klasse sogar eine Wand der Schule ganz neu gestaltet. Im Klassenraum sah ich Amy und rannte zu ihr: „Hey Süße!“ Amy umarmte mich kurz: „Hey Elay! Na, was hat unser Geist bei dir für eine Nachricht hinterlassen?“ Ich lachte trocken, leicht Hysterisch: „>So einfach werdet ihr mich nicht Los!<“ „Stand bei mir auch in blutroter Schrift! Das ist so Cool!“, quietschte Amy wieder mit dieser Groupie-stimme, „Wir haben unseren eigenen Geist!“ „Ich finde das gar nicht cool!“, zischte ich und beendete Amy's gute Laune damit schlagartig „Chill mal. Uns passiert schon nichts.“, Sagte das rothaarige Mädchen mit finsterer Stimme und sah mich ernst an. „Und wenn doch?! Ich will nicht sterben....“, piepste ich leise und ängstlich, „nachher ist das irgendein rachsüchtiger Psychogeist!“ Dann kam der Lehrer rein und wies uns an, platz zu nehmen. Ich sah gedankenverloren aus dem Fenster. Was ich dort sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. An der Kante des Flachdachs, das an die Außenseite des Schulgebäudes direkt an die Fensterseite angrenzt, stand ein junger Mann, etwa 17 Jahre alt. Er war blutverschmiert und sah mehr tot als lebendig aus. Als er mich ansah, erstarrte ich. Langsam kam er auf das Fenster zu, legte eine Hand an die Scheibe und formte mit den Lippen einen Satz, den ich nicht verstand. Dann verschwand er. Amy,die neben mir saß, hatte den geisterhaften Typen wahrscheinlich auch gesehen, da sie mich nur angrinste wie ein kleines Kind: „Unser eigener Geist!“ Ich seufzte nur und sah wieder zur Tafel, an der der Lehrer grade etwas veranschaulichte. In der Pause klingelte dann mein Handy. Ich nahm den Anruf entgegen, während Amy schmiere stand. Ich kannte die Nummer nicht und dennoch: „Ja? Elay Muray hier.“ „Ich weiß, dass du mich vorhin gesehen hast. Meine Botschaft heute Morgen hast du auch gelesen. Wie gesagt, ich brauche eure Hilfe. Helft ihr mir?“, meldete sich eine raue, leicht heisere Stimme am anderen ende der Leistung. „Wer bist du und warum verfolgst du mich?“ „Ich bin Seath und wie gesagt brauche ich eure Hilfe. Ich bin der Geist, den ihr rieft.“ „Ja, ist Klar! Wenn du das bist, Tristan. Das ist nicht komisch!“, rief ich und meine Stimme bebte „Nein, ich bin wirklich ein Geist.“, beteuerte die Stimme und hatte einen leicht flehenden Klang bekommen, „Bitte, ihr seid meine letzte Hoffnung.“ „Ähm...“, machte ich wieder etwas unsicherer, „Beweis es! Komm durch die Wände oder so hierher!“ Ein Seufzer ertönte: „Gut. Warte, ich bin gleich da.“ Wenig später legte sich eine kalte Hand von hinten auf meine Schulter. Amy quietschte wieder auf: „Du bist Seath?!“ „Ja, Seath Calham. Sehr erfreut.“, sagte die Stimme, die vor wenigen Sekunden noch mit mir telefoniert hatte. Ich drehte mich um und sah den Kerl, der heute auf dem Flachdach gestanden hatte: „Du... dich gibt’s Wirklich?!“ „Ich stehe hier, also denke ich mal, das du mit deiner Annahme richtig liegst...“, antwortete Seath ruhig und ernsthaft. Ich stolperte etwas rückwärts: „Oh ha!“ mehr Brachte ich nicht zu Stande „Also, zum Geschäftlichen. Ihr helft mir und werdet mich dafür wieder los. Okay?!“, fuhr der Geist einfach fort. „Danach sind wir dich sofort wieder los?“, fragte ich. Seath nickte gelassen. Seine Ruhe verunsicherte mich einfach irgendwie. „Gut! Du verschwindest danach Aber sofort wieder!“, sagte ich bestimmt und hielt ihm die Hand hin. Er starrte meine Hand allerdings nur an, während er meinte: „Ihr habt mein Wort drauf.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)