Meeresflüstern von Coronet (Die Hungerspiele der Annie Cresta) ================================================================================ Kapitel 37: Rasende Fluten -------------------------- Counter: 9 Tage, 7 Stunden, 2 Minuten// Tote: 21// Lebende: 3   Wer, wie wir alle, gegen Annie Cresta gewettet hat der dürfte seine Entscheidung spätestens jetzt bereuen! Heute werden wir im Interview mit der Frau sprechen die all ihr Geld darauf gesetzt hatte, dass Annie Cresta noch einen Mittribut töten würde und damit jetzt auf einen Schlag sehr viel reicher ist! Begrüßen sie bitte Violet Ephee! Danke Caesar! Sie glauben ja gar nicht wie erleichtert ich bin – fast sah es ja schon so aus als wenn unsere Annie das nächste Opfer wird, aber ich bin froh, dass ich nie die Hoffnung aufgegeben habe! Violet, beantworten sie mir nur eine Frage: Was hat sie dazu bewegt auf einen der unscheinbarsten und wohl auch willensschwächsten Tribute diese Runde zu setzen? Ich meine, Claudius und ich haben immer nur gesehen wie viel Angst das Mädchen hat, wir hätten ihr nie zugetraut zu töten! Und so haben ja auch viele andere gedacht, die gewettet haben, dass Annie Cresta für ihren Mittribut Pon sterben würde ohne selber töten zu können. Ich wette seit Jahren auf die Hungerspiele und wenn ich eine Erkenntnis getroffen habe, dann diese: Früher oder später brechen sie alle! Wenn erst einmal alle Dämme gebrochen sind schafft es noch jeder Tribut seine Waffe zu erheben. Und Annie hatte die besten Voraussetzungen, so zartbesaitet wie sie ist. Ich habe nur auf diesen Moment gewartet – vielen Dank Annie! Da muss ich Ihnen sogar Recht geben Violet, wenn ich an manch vergangene Hungerspiele zurück denke konnten uns ja schon öfter die Außenseiter überraschen. Glauben Sie also auch an einen Sieg von Annie? Oh nein, natürlich nicht! Ich bin weiterhin für Shine aus Distrikt eins. Von allen Tributen hat sie einfach das beste Zeug zum Sieger – sie ist durchtrainiert, willensstark und hat nur die Bestnoten erzielt. Diese kleinen Außenseiter sind immer ein amüsanter Zeitvertreib, ebenso wie unser dritter und letzter Überlebender Dean aus Distrikt neun, aber letztendlich taugen sie einfach nicht als Sieger. Dann wollen wir mal das Beste hoffen für sie Violet, auf das sie noch viel Erfolg haben!   Schmerzen, ich habe furchtbare Schmerzen. Alles in mir zieht sich zusammen. Vage nehme ich wahr wie warmes Blut meine Arme hinabläuft. Bin ich schwer verletzt? Ich weiß es nicht. Woher der Schmerz kommt kann ich nicht sagen, er ist überall, durchflutet meinen ganzen Körper. Alles vor meinen Augen ist verschwommen, ich sehe kaum was sich vor mir befindet. Aber das ist egal, denn ich sehe die Bilder in meinem Kopf vor mir, ich sehe wie Victoria ihr Messer zieht, die Klinge leuchtet im Licht eines Blitzes auf und dann ist alles vorbei. Immer wieder sehe ich diesen Moment rasend schnell vor mir ablaufen. Jedes Mal komme ich zu spät, kann nichts mehr tun. Nicht mal mehr ein Schrei ertönt bevor der leblose Körper am Boden aufschlägt. Alles was dann folgt ist… Schwärze. Mein Körper schüttelt sich, Feuchtigkeit läuft über meine Wangen. Wie aus weiter Ferne höre ich ein gewürgtes Schluchzen. Ist das meine Stimme? Ich weiß es nicht, es hört sich an wie die Stimme einer Fremden. Wie die Stimme der Person die den Speer zückte und Victoria tötete, mitten ins Herz. Die Person die niemals ich sein kann. Meine blutigen Hände klammern sich um meine Oberarme, die Fingernägel graben sich tief ein, sodass es weh tut. Ich bin nicht diese Person. Unter dem nebeligen Schleier sehe ich die unscharfen Umrisse eines kleinen Körpers am anderen Ende des Plateaus liegen. Gleichzeitig erweckt sich in mir der Drang ihn in den Arm zu nehmen, ihn wieder heil zu machen und ihn fortzustoßen, sodass ich ihn nicht mehr ansehen kann. Doch ich bin nicht fähig mich zu bewegen. Ich weiß nicht wie lange ich bereits so dasitze, zusammengekrümmt und völlig durchnässt, aber Zeit spielt keine Rolle mehr. Wie in Trance starre ich auf das, was von Pon am Ende übrig bleibt. Immer weiter verschwimmt mein Blick, während meine Gedanken lauter tosen als der Sturm. Übelkeit steigt in mir auf. Dennoch bewege ich mich nicht. Das Gefühl vergeht jedoch nicht, sondern wird stärker, bis ich schließlich unter Würgen erbreche. Es ist keine Kraft mehr in meinen Gliedern, ich bleibe einfach daneben liegen und schließe die Augen, die ja doch nichts sehen. Unbarmherzig prasselt der Regen auf mich ein, Blitz und Donner toben. So laut ist der Lärm, dass er fast meine eigenen Gedanken ertränkt. Die unbarmherzige Wiederholung von Pons Tod läuft noch immer vor meinem inneren Auge, erschreckend klar und doch merkwürdig detaillos. Ich schmecke Salz auf den Lippen – ein warmer Stich von Heimweh mischt sich zu dem Chaos der Gefühle. Meine Tränen wiegen mich so in den Schlaf, doch auch in die Träume verfolgt mich Pon. Erst ein lautes Krachen erweckt mich wieder aus meinem unruhigen Schlaf. Für einen Moment bin ich völlig orientierungslos, denn überall um mich herum ist es rabenschwarz. Erst jetzt spüre ich langsam die Kälte die in meine durchnässten Glieder gezogen ist. Die Erinnerung an die Hungerspiele schleicht sich zurück und im gleichen Atemzug nimmt auch die Furcht mein Herz wieder in Beschlag. In der Ferne zucken noch immer Blitze über den Arenahimmel und tauchen die Umgebung für Sekundenbruchteile in gespenstisches Licht. Lautes Tosen erfüllt meine Ohren, begleitet vom Dröhnen des Donners. Zaghaft richte ich mich auf, lasse den Blick schweifen. In der Dunkelheit ist es zuerst schwer etwas auszumachen. Doch dann trifft es mich - das Wasser! Für einen Moment vertreibt die Erkenntnis sogar Pon aus meinen Gedanken, denn das Wasser ist noch weiter angestiegen. Fast schon bis zum Rand meines Felsenvorsprungs ist es gestiegen. Begierig lecken die Fluten an dem kleinen steinernen Vorsprung. So eine starke Überschwemmung von so wenig Regen erscheint mir mehr als unheimlich. Schon kracht es erneut in der Ferne, diesmal noch viel lauter als eben. Es hört sich an als würde die Arena auseinander brechen. Erschrocken kauere ich mich zusammen. Aber das Donnern lässt nicht nach, sondern steigt immer weiter an. Aus dem Geräusch kleinerer herabstürzender Brocken wird ein ohrenbetäubendes Poltern. Der Klang muss durch die gesamte Arena hallen. So laut ist der Lärm, dass selbst der Boden vibriert. So muss sich ein Erdbeben anfühlen. Ängstlich klammere ich mich an dem wenig Schutz bietenden Stein fest. Was passiert? Für eine winzige Sekunde überlege ich, ob die Arena überfallen wird, ob wir Tribute gerettet werden sollen. Doch das würde das Kapitol niemals zulassen. Hektisch lasse ich meinen Blick durch die Arena schweifen. In der nicht mehr allzu fernen Bergkette auf die Pon und ich zuliefen sehe ich es dann, erhellt durch das Licht eines Blitzes: Die obere Felskrone stürzt in sich zusammen. Riesige Felsbrocken brechen herab und krachen in die Wassermassen hinab. Doch das ist noch lange nicht das Schlimmste: Nur von den Berggipfeln zurück gehalten drängt nun das Wasser eines riesigen aufgestauten Sees hinab in die Arena. Es fängt rasend schnell an zu strömen je mehr die Felsen weg brechen. Ich starre auf das unglaubliche Schauspiel in der Ferne. Dann jedoch erreicht mich die Erkenntnis: Die Arena wird überflutet! Bereits jetzt steigt die schwarze Flut stetig an. Innerhalb kurzer Zeit wird die Flut hier sein und alles mit sich reißen. Kurze Visionen des schmerzhaften Ertrinkens quälen mich. Dazwischen die flüchtige Erinnerung an ein kleines Haus in Strandnähe, den Geruch des Meeres und zwei unglaublich meergrüne Augen. Es ist als hätte die reißende Flut all meine Gedanken fortgerissen, denn jetzt denke ich nur noch an das Überleben. Erinnerungen an den Schwimmunterricht mit meinem Vater steigen in mir auf. Alles dreht sich darum nicht von dem reißenden Wasser zermalmt zu werden. Hektisch streife ich die überflüssige Kleidung ab. Je weniger Gewicht, desto größer ist die Chance nicht zu ertrinken. Rucksack und Waffe beachte ich keines weiteren Blickes. Gegenstände verletzten einen in solch unruhigen Gewässern eher, als dass sie einem von Nutzen sind. Das Wasser leckt mir nun schon an die Füße. Von der kleinen kopflosen Gestalt ist nichts mehr zu erahnen. Ohne einen weiteren Blick zurück springe ich in das unergründliche Schwarz. Jetzt gibt es nur noch den Weg nach vorne. Kälte umfängt mich von allen Seiten. Luft wird aus meinen Lungen gepresst. Vor mir sehe ich nichts als Luftblasen und Wasserwirbel. Doch mit wenigen geübten Schwimmstößen schaffe ich es zurück an die Wasseroberfläche. Jahrelange Übung lassen mich wie von alleine schwimmen, fast schon mechanisch. Schwimmen lernen ist unsere leichteste Übung in Distrikt vier, umgeben von Wasser. Es ist sogar essentiell zum Überleben, sollte man über Bord eines Fischkutters gehen. Mein Vater hat mich für alle Eventualitäten üben lassen – die Frage ist nur ob mir das unter diesen Umständen von Nutzen sein wird. Ein unheimliches Krachen in der Ferne signalisiert mir, dass der Damm nun endgültig gebrochen ist. Innerhalb von Sekunden ist das Wasser da. Die ganze Welt wird auf den Kopf gestellt. Wo eben noch der nachtschwarze Himmel war ist nur noch Wasser. Es dringt von allen Seiten auf mich ein, wirbelt mich einer Puppe gleich umher. Mit aller Kraft bemühe ich mich der schieren Kraft zu trotzen, mich in Richtung der Oberfläche zu kämpfen. Die Luft wird immer knapper, ich spüre bereits wie meine Lunge schmerzt. Umherschlagende Gegenstände treffen mich, doch ich spüre keinen Schmerz. Nur der verzweifelte Überlebenskampf bleibt. Immer weiter reißt die Flut mich mit sich, wohin kann ich nicht sagen. Aber dann, plötzlich und ohne Vorwarnung, durchdringt meine Hand die Wasseroberfläche. Ich spüre einen kalten Luftzug und mit zwei weiteren energischen Schwimmstößen gelangt auch der Kopf an die Wasseroberfläche. Gierig sauge ich die Luft in meine Lungen, während ich versuche nicht wieder in die Tiefe gerissen zu werden. Das Wasser um mich herum ist immer noch aufgewühlt und voller überlebensgroßer Wellen, doch das Gröbste scheint vorbei. Ich lasse mich mit den Wellen treiben, so gut es mir in diesem Chaos erlaubt ist. Am Scheitelpunkt einer besonders großen Welle versuche ich zu erkennen, wie es um die Arena steht. Überall wohin ich blicke sehe ich nur noch wilde Wellen. Lediglich die Spitze des Berges in der Mitte schaut noch aus dem tosenden Nass. Wenn ich es schaffe dorthin zu schwimmen, dann bin ich wenigstens vor allen Gefahren des Wassers in Sicherheit. Bumm! Ein weiteres Krachen ertönt in der Ferne. Für einen Moment denke ich, dass ein weiterer Bergkamm einzustürzen droht, doch dann erinnere ich mich, dass das hier die Hungerspiele sind. Die Kanone ertönt um uns den Tod eines weiteren Kontrahenten anzuzeigen. Wir haben das Finale erreicht. Nur noch ich und ein weiterer Tribut sind am Leben. Angst durchströmt mich. Dieser kleine Moment an Unachtsamkeit bestraft mich sogleich, da eine Welle mich wieder unter Wasser drückt. Doch vielleicht ist das fast noch das größere Glück, denn sonst hätte ich die scharfzahnigen, unterarmgroßen Fische kaum bemerkt, die unheilvoll hinter mir kreisen. Durch die dunklen Wassermassen sehe ich nur grob ihre Form, doch die Zähne stehen so deutlich hervor, dass es kein Vertun gibt. Wenn ich wetten müsste, ich würde darauf tippen, dass sie bevorzugt Fleisch essen. So tue ich das Einzige was mir bleibt: Ich schwimme. Die Strömung des aufgewühlten Wassers arbeitet gegen mich, treibt mich immer wieder zurück. Doch verbissen lege ich das letzte bisschen Kraft in meine Schwimmzüge. Größtenteils bemühe ich mich unter Wasser zu tauchen, um ein Auge auf die Fische zu haben. Unheilvoll schließen sie immer näher auf, kreisen bedrohlich hinter mir. Fast scheint es als würden sie noch überlegen welches die beste Methode wäre mir den Garaus zu machen. Umso energischer schwimme ich in die ungefähre Richtung des zentralen Berges. Gerade als mich eine weitere heftige Welle erwischt geschieht es: Ich spüre einen dumpfen Stoß in meine Seite. Reflexartig will ich zur Seite schlagen, den angriffslustigen Fisch von mir treten. Doch es ist gar kein Fisch mit dem ich kollidiert bin sondern ein Paar menschlicher Beine. Sich bewegender menschlicher Beine. Erschrocken stoße ich mich rückwärts, fort von dem anderen Tribut. Keine Sekunde zu früh. Nicht weit von mir entfernt taucht ein bleiches Mädchengesicht ab eingerahmt von einer Wolke hellblonder Haare. Die leicht herablassende Miene kann ich so schnell nicht vergessen. Mit einigem Verblüffen starrt mich Shine aus Distrikt eins an. Einen kurzen Moment schweben wir wie erstarrt im Wasser und taxieren einander lediglich. Dann zieht sie umständlich ein Schwert aus der Scheide an ihrer Hüfte. Ein irres Lächeln ziert ihr Gesicht. Panik durchflutet mich bis in die Haarspitzen. Mit wilden unbeherrschten Schlägen versuche ich ihr zu entkommen, doch sie schließt schnell auf. Ihre Bewegungen sind bei weitem nicht so geschmeidig wie bei jemandem der mit dem Wasser aufgewachsen ist, doch es reicht zur effektiven Fortbewegung unter Wasser alle mal aus. Die Furcht muss mir ins Gesicht geschrieben stehen, denn Shine grinst immer selbstbewusster. Sie scheint sich des Sieges fast schon gewiss. Während ich so angsterfüllt um mein Leben strample erhasche ich erneut einen Blick auf die gefährlichen Fische die nun deutlich aufgeholt haben und denen ich mich nun viel zu sehr genähert habe. Hat Shine die Fische in ihrem Wahn noch nicht bemerkt? Ich weiß nicht was ich vorzugswürdiger finde – von den spitzen Zähnen aufgeschlitzt zu werden, oder von Shine genüsslich getötet zu werden. Irgendwo in meinem Hinterkopf schreit eine leise Stimme, dass ich eigentlich gar nicht sterben will. Dann wäre alles umsonst gewesen! Nie mehr würde ich das beruhigende Lächeln zu den meergrünen Augen sehen, die so viel mehr Leid gesehen hatten als sie zeigen wollten. Jetzt wo Pon nicht mehr zurückkehren würde… der Gedanke an die mögliche Trauer erstickt mich beinahe. Ich muss mich beherrschen und die aufwallenden Tränen zurück drängen. Es gibt nur einen Ausweg. Unbewaffnet kann ich weder gegen Shine noch gegen die Fische etwas ausrichten. Die Augen geschlossen stürze ich mich nach unten, der Tiefe des Wassers entgegen. Weiter unten beschreibe ich pfeilschnell eine Rolle unter Shine hindurch und schwimme, ohne mich umzublicken entschlossen geradeaus. Erst als ich ein paar Meter weit gekommen bin wage ich einen Blick zurück. Shine scheint sich sofort umgewandt zu haben, doch sie ist bei weitem nicht so wendig unter Wasser und war nun ein gutes Stück zurück geblieben. Dafür hatten die abartigen Fischkreaturen nun ein neues Ziel gefunden. Ich sehe bereits wie sie sich anschicken nun Shine zu umkreisen. Ein merkwürdiges Gefühl wallt in mir auf, eine Mischung zwischen Trauer und Wut. Bilder eines Speers der in einer Brust steckt schießen mir in den Kopf. Leblose Augen in denen noch das Erstaunen geschrieben steht. Das dumpfe Geräusch als ein Körper auf die Wellen klatscht. Aber das war eine andere Person! Nicht ich! Diese Gedanken treiben mich immer weiter an. Doch Shine, nun scheinbar mit neu gewonnener Zuversicht, holt bereits weiter auf, die Fische völlig ignorierend. Ich will nicht auftauchen um nicht langsamer zu werden, doch meine Lungen schreien bereits vor Schmerz. Nur kurz erlaube ich es mir nach Luft zu schnappen und tauche sogleich weiter. Auch Shine scheint bereits zu kämpfen, doch nun ist sie wieder in greifbarer Nähe. Das Gesicht verzerrt greift sie nach mir, doch ihre Hand fasst ins Leere. Erneut schmeißt sie sich nach vorne und diesmal streift ihre Hand meinen Fuß. Ewig werde ich ihr nicht davon schwimmen können. Ich bin zwar die bessere Schwimmerin, doch Shine ist fest entschlossen mich zu töten. Diese Entschlossenheit scheint ihr zusätzlich Kraft zu verleihen. Doch auch die nackte Überlebensangst sollte man niemals unterschätzen. In letzter Verzweiflung trete ich mit aller Kraft nach ihr. Für eine Sekunde versucht sie nach mir zu greifen, doch dann erwischt mein Fuß sie mitten im Gesicht. Es braucht nicht viele Sekunden der Verwirrung und Schmerzen ihrerseits damit ich aus ihrer Reichweite schwimmen kann. Die frische Blutwolke die nun Shines Gesicht umgibt scheint das Signal für die hungrigen Fische zu sein. Sie schließen endgültig auf und umschwärmen sie. Kurz kann ich noch das Entsetzen auf ihrem Gesicht sehen, dann ist der erste Fisch bei ihr und öffnet sein Maul. Verzweifelt hebt sie den Arm mit dem Schwert, doch unter Wasser sind all ihre Bewegungen zu ungelenk. Ein zweiter und dritter Fisch erreichen sie. In ihren unnatürlichen roten Augen steht die Gier geschrieben als sie sich auf sie stürzen. Shine reißt den Mund zum Schrei auf, doch nur ein paar Luftbläschen entweichen ihr. Ohne weiter nachzudenken wende ich mich um und schwimme um mein Leben. Kurze Zeit später tauche ich aus den dunklen Fluten auf. Nach Atem ringend versuche ich mich erneut zu orientieren. Die einzig verbleibende Erhebung, der dunkle Berg in der Arenamitte ist nun in noch weitere Ferne gerückt. Ich weiß nicht ob mir genug Kraft verbleibt bis dorthin zu schwimmen um auf das Ende zu warten. Dennoch schwimme ich, den Berg vor Augen, immer weiter. Doch meine Kräfte schwinden schnell. Die Müdigkeit kriecht in die Glieder und lähmt mich allmählich. Ich frage mich ob ich nicht vielleicht längst wieder von gierigen Fischen mit blutigen Mäulern umringt bin. Der Berg kommt und kommt einfach nicht näher. Noch einen Schwimmzug tätige ich. Japsend atme ich durch den Mund ein, doch statt Luft bekomme ich einen Schwall Wasser in den Rachen, der mich fast zum Würgen bringt. Hustend versuche ich weiter zu schwimmen doch meine Arme und Beine gehorchen mir endgültig nicht mehr. Als letzter Ausweg erscheint es mir nur noch mich auf dem Rücken treiben zu lassen. Ob das Ende nun hier oder auf festem Grund kommt. Genaugenommen macht es eh keinen Unterschied mehr. Wenn ich die Augen schließe und alle Geräusche ausblende kann ich mir zumindest vorstellen, dass ich zuhause in Distrikt vier auf dem Wasser treibe. In meiner Vorstellung strahlt die Sonne am Himmel und das warme Wasser wiegt mich sanft und sicher. Bumm! Ein lauter Kanonenschlag zerstört meine Vorstellung. Shine ist nun endgültig gefallen. Als wäre dies das Stichwort gewesen verhallt der letzte Donner. Tatsächlich tut sich am Ende der Arena ein schmaler Riss in der Wolkendecke auf. Unglaublich zart dringt ein Sonnenstrahl herein und wirft sein Licht auf die Zerstörung ringsum. Verblüfft treibe ich da auf dem Rücken und beobachte das unnatürliche Schauspiel. Innerhalb kürzester Zeit reißt die komplette Wolkendecke auf und hüllt die Arena in frisches Licht. Goldene Sonnenstrahlen lassen das Wasser in der Sonne glänzen. Plötzlich sieht dieser Ort wie verändert aus. Das Wasser beruhigt sich und scheint vollkommen friedlich zu sein. Nur die dunklen Tiefen wissen noch welche Schrecken hier passiert sind. Ein Windzug streift über mich als sich vom Himmel herab plötzlich ein Hovercraft nähert. Eine Leiter fährt herab, genau neben mich. Als würde ein Fremder mich steuern greife ich nach der Leiter. In dem Moment wo meine Hand sich um das Metall schließt durchläuft ein Schock mich und verhindert jegliche Bewegung. Langsam steigt das Hovercraft auf und zieht mich und die Leiter hinauf in die goldene Sonne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)