Angel of Darkness von Mireille_01 (Daughter of Van Helsing: Buch 1 "Rising") ================================================================================ Prolog: Vega heißt Untergang ---------------------------- Vega heißt Untergang... "Typisch Vatikan - lässt mich immer die ganze Arbeit machen..." seufzte Venus auf. Sie blinzelte unter ihrem langen Mönchsumhang hervor und ihre hellen, grün-blauen Augen glänzten verräterisch gut gelaunt durch die Nacht. "Tja - es ist dein Job." meinte Calvin. "UNSER Job mein Lieber, UNSER!" berichtigte ihn Venus und starrte noch immer nach oben. Sie standen am Fuße des Eiffel Turms in Paris und blickten gegen den Himmel zur Spitze, die hell beleuchtet dastand. "Sag mal - wie kommen wir da hoch?" fragte Calvin. "Klettern!" meinte Venus nur und ging die Schultern hochgezogen auf die abgesperrte Treppe zu. "Klettern... na klar - was frag ich auch!" meinte Calvin und schulterte sein breites Schwert und ging Venus nach. Diese ging mit sanften, gleitenden Schritten so fließend dahin, das man meinte sie schwebe. Sie blickte umsichtig manchmal nach rechts manchmal nach links, doch der Platz war wie ausgestorben. Kein Wunder - seit einer Woche schon war der "Gesichtsräuber" hier und trieb sein Unwesen. Innerhalb der letzten 7 Tage waren 10 Leichen von hübschen jungen Frauen aufgefunden worden. Keine hatte eine Verletzung, bis auf die winzige Tatsache, dass man ihnen das Gesicht abgezogen hatte und sie verblutet waren. Venus kletterte die vielen Stiegen nach oben und übersprang auch mal ganz lässig 30 ganze Stufen. Calvin folgte ihr. Schließlich erreichten sie das Ende der Treppe und Calvin sagte:" Was jetzt?" "Na was wohl?" lächelte Venus. Sie hob ihren linken Arm und hielt eine Art Armbrust kerzengerade in die Luft. "Unser Ziel ist an der Spitze - also müssen wir auch an die Spitze!" lächelte sie spitzbübisch. Calvin nickte und fragte: "Schaffst du das alleine?" "Sei nicht so faul - du legst sonst noch Speck an, wenn du dich nicht genügend bewegst, mein Lieber!" sagte Venus. "Pff von wegen - du hast anscheinend meinen Sixpack noch nicht bewundern können, mhm?" fragte er und sah sie empört und zugleich frech an. "Nein - glücklicherweise noch nicht- komm los jetzt!" sagte Venus einen Tick ungeduldig. Sie zog Calvin an sich heran, er zog sie eng an sich und sie schoß mit der Armbrust kerzengerade nach oben. "Sag mal - du stehst auf Körpernähe, mhm?" grinste Calvin sie an. "Und du stehst darauf heute noch entmannt zu werden, mhm?" fragte Venus liebevoll zurück. "Schon guuuuuuuuut!" sagte Calvin und wurde bei "gut" mit Venus gemeinsam in die senkrechte Höhe geschleudert. Sie landeten elegant auf dem obersten Aussichtsplateau. Der Wind pfiff ihnen eiskalt um die Ohren. "Mhm..." sagte Venus und sah sich um. "Na so was!" hörte sie eine leise Stimme lachen. Sie drehten sich um. An der Metallspitze gelehnt, stand ein großer, schlanker Mann - elegant mit Hut, Stock und Gehrock bekleidet und nickte ihnen zu. "Mr. Dorian Gray - ich habe eine Einladung für Sie!" sagte Venus freundlich. "Nein wie nett - der Vatikan schickt seine Prinzessin und den Handlanger los um mich vorzuladen!" sagte der Mann grinsend. "Sie werden beschuldigt, mindestens 429 jungen Frauen in den Ländern Frankreich, Spanien, Großbritannien, Russland und Indien die Gesichter abgerissen und gegessen zu haben. Sowie auch das Blut dieser jungen Damen getrunken zu haben!" sagte Venus weiter. "... dürfte hinkommen..." meinte Gray lässig. "Gut - Sie werden daher hoffentlich keine Faxen machen und einfach brav mit uns mitkommen, ja?" lächelte Venus. "Oh nein - ich befürchte, dass eher nicht!" sagte Gray. Plötzlich schoss er nach vorne, stieß Calvin rückwärts den Eiffelturm hinunter, blieb genau vor Venus stehen und sah auf ihr verhülltes Gesicht. "So eine hübsche Stimme hat sicherlich ein hübsches Gesicht, nicht wahr?" flüsterte er. Venus blickte auf und ihre eiskalten Augen überraschten Gray. "Ich hoffe ich gefalle Ihnen, Monsieur Gray!" sagte sie leise und hob ihre linke Hand. Sie hielt eine geladene Pistole in der Hand und es gab einen lauten Knall. "Und da frag ich dich noch - kommst du alleine klar..." dachte Calvin während er fiel und der Schuss entlockte ihm einen Seufzer. Kapitel 1: Die Spiegelwelt des Vatikans --------------------------------------- „Pater noster qui es is coelis sanctificetur nomen tuum, adveniat regnum tuum, fiat voluntas tua sicut in coelo et in terra. Panem nostrum quotidianum da nobis hodie, et dimitte nobis debita nostra sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Et ne nos inducas in tentationem sed libera nos a malo.“ Die lateinischen Gebete waren so leise wie ein Flüstern und wirkten auch gleichzeitig entspannend und anspannend. Doch die Gebete wurden zu leisem Geflüster, als Venus die große Halle betrat. Die Mönche, die gerade noch in Reihen hintereinander gestanden hatten, drehten sich um und sahen Venus und Calvin entgegen. Calvin blickte stets unwohl, wenn die Mönche ihn so durchdringend ansahen, doch Venus schien es völlig zu entgehen. Mit gleichgültigem Gesicht, schob sie ihre Kapuze zurück und schüttelte die lange, rote Mähne zu Recht, die ihre Haare waren und in lockiger Fülle kamen sie auf ihrem Rücken zur Ruhe. „Tag Jungs!“ lächelte sie den ruhig dreinblickenden und manchen flüsternden Brüdern zu. Manche erwiderten ihr Lächeln, andere flüsterten noch stärker und andere wirkten pikiert. Viele wagten es Venus gar nicht anzusehen. „Ehrwürdige Brüder…“ murmelte Calvin schnell und folgte der gemütlich schreitenden Venus. Sie ging durch den Mittelgang, den die Brüder gebildet hatten und fühlte sich kurzzeitig wie auf einer Art Präsentierteller. Sie gingen bis zum Altar und ein älterer Mönch trat zu ihnen. Sein Gesicht verzog sich zu einer ernsten Miene: „Der Papst wartet!“ „Ich weiß – aber vorher muss ich noch zu Vater Camillus.“ Sagte Venus ruhig und obwohl der Mönch verstimmt wirkte, durch ihre Antwort, nickte er kaum und trat zu dem Altar. Dort stand ein schönes geschmiedetes Eisenkreuz, eingelassen in die Marmortischplatte, doch der Mönch klappte das Kreuz einfach um. Daraufhin ratterte eine Bodenplatte nach der anderen, hinter dem Altar, Stufenweise nach unten und gab einen Geheimgang in die Tiefe frei. „Bis später…“ sagte Venus nur und sprang pfeifend die Stufen hinab. Calvin folgte ihr feixend. Die Mönche warteten bis der Mechanismus wieder verschwunden war und sprachen ihre Gebete weiter, als wäre nichts gewesen. „VENUS!“ donnerte eine eigentlich sanfte Stimme, doch im Gegenteil zu Venus zuckte Calvin zusammen, als hätte ihn jemand geschlagen. Venus drehte sich gelassen um und sah zu wie eine wuchtige, in dunkelblaue Stoffe und Stola gewickelte Gestalt auf sie zu marschierte und sein sonst so gutmütiges Gesicht, war missmutig verstimmt. „Hallo Vater!“ lächelte Venus liebevoll. „Komm mir nicht so!“ sagte der Abt wütend und bohrte seinen Finger auf Venus Stirn und drückte sie nach hinten. „DU unmögliches Kind! Da hat der Herr dir die unfassbaren Gaben geschenkt, die du dein Eigen nennst und so dankst du es ihm? Indem du zum wiederholten Male nur eine Leiche nach Rom bringst – nein noch weniger als eine Leiche.“ Wütete der Abt. Venus seufzte kurz auf und verschränkte die Arme: „Gut leg los – aber schnell, der Papst wartet.“ „UND WIE ER DAS TUT! Immerhin-“ der Abt sah Venus böse an: „Immerhin hat er dich losgeschickt und was bringst du mit nach Rom?“ Venus stöhnte genervt auf. „ANTWORTE!“ brummte der Abt. „Einen… Finger…“ gab Venus kleinlaut zu. „RICHTIG!“ donnerte der Abt. „Einen Finger! FINGER! Und wo ist der Rest des menschlichen Körpers?“ fauchte er weiter. „Ähem…“ Venus verschränkte peinlich berührt die Finger und knete sie durch. „NUN?“ der Abt sah sie böse an. „Na ja – ähm, das ist so eine Sache. Weißt du früher waren die Bösen wirklich besser gebaut und gaben nicht so leicht nach. Aber du kennst das ja – kein gutes Material heutzutage mehr und außerdem war er selbst Schuld. Frag Calvin!“ sagte Venus und da explodierte der Abt. „WAS IST DAS BITTESCHÖN FÜR EINE ENTSCHULDIGUNG????“ brüllte der Abt entnervt. Venus hielt sich die Ohren zu und Calvin riss die Augen auf. „Aber ist doch war – die zerbröseln immer so leicht. Wie soll man da den Auftrag Gottes ausführen, wenn sie gleich nachgeben, sobald man sie in der Mangel hat?“ fragte Venus gekränkt. „IN DIE MA- du sollst sie nicht in die Mangel nehmen. Was ist bitte schön an deinem Job so schwer zu verstehen?“ fauchte der Abt. „Na ja…“ Venus zuckte hilflos die Schultern. „KOMM MIT!“ zischte der Abt. Venus seufzte erneut auf, doch sie wurde mitgeschleift und als sie Calvin mitzerren wollte, hatte dieser sich bereits verzogen: „So ein gemeiner Verräter!“ dachte Venus noch böse, als Vater Camillus sie mit sich zog und dabei weiter lateinische Schimpfwörter von sich gab. „UFF!“ knallte Venus einige Sekunden später gegen einen Holzstuhl. Vater Camillus ging um seinen Bürotisch herum und setzte sich in einen hohen ledernen Stuhl und schnaufte vor sich hin. „SETZ DICH!“ sagte er brummig. Venus kletterte auf den Sessel und beide beäugten sich misstrauisch. Da stieß Vater Camillus einen tiefen Stöhner vor Verzweiflung aus und sagte Hände ringend: „Kind, warum musst du auch das gleiche Geschäft wie dein Vater machen? Was ist so schwer oder was ist so dermaßen unmöglich daran zu denken, das Leben einer normalen Frau zu führen. Einer Studentin oder sonst was?“ „Weil ich das langweilig finde – ich mag meinen Job!“ sagte Venus, die tatsächlich Berufsstolz empfand. „Na klar, magst du deinen Job. Wer dürfte sonst das Glück erfahren Mistkerle im Namen des Vatikans zu jagen!“ fragte Vater Camillus erschöpft. „Genau!“ lächelte Venus. „DENNOCH!“ hob Vater Camillus warnend den Finger: „DU bist nicht gerade ein Champion auf dem Gebiet.“ „Okay das ist jetzt echt fies und unfair. Ich BIN gut in meinem Job!“ widersprach Venus gekränkt. „Gut dann lass uns mal sehen!“ Vater Camillus zog fünf Ordner gleichzeitig aus seinem Regal hinter sich. Schwer fielen die über und über vollgestopften Ordner auf den Tisch und dieser ging so beträchtlich in die Tiefe. Auf allen Ordner stand „V. Vega“. „Ach komm – das ist jetzt echt unnötig!“ wollte Venus noch widersprechen, doch Camillus hatte schon alle Ordner geöffnet und fing im ersten Ordner an. „1890!“ fing Vater Camillus an und hob den Finger mahnend nach oben, Venus gab auf – es war sinnlos mit ihm zu reden, wenn er so drauf war. Sie verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. „1890 – Auftrag zur Überbringung der Vorladung an Kapitän Nemo von der Nautilus.“ Er hob den Blick: „Auftrag verfehlt: Kapitän Nemo wurde ertränkt.“ Venus schenkte ihm ein breites Dackellächeln. „1891 Auftrag zur Überbringung der Vorladung an Jack the Ripper. Auftrag verfehlt: „Jack the Ripper“ erdolcht.“ Venus stieß ein leises Pfeifen aus. „1892 Auftrag zur Überbringung der Vorladung an „Der Duke“. Auftrag verfehlt: „Der Duke“ vom Zug überrollt.“ Venus hob den Finger, doch Vater Camillus sah sie nur an und sie ließ ihn wieder sinken. „1893 Auftrag zur Überbringung der Vorladung an „Der Hesse oder der Kopflose Reiter“. Auftrag verfehlt: „Der Hesse oder der Kopflose Reiter“…“ nun sah Vater Camillus auf und schlug mit der Faust auf den Tisch, das alles darauf wackelte: „-enthauptet. Was eigentlich gar nicht mehr möglich war!“ Auf seiner Stirn pochte eine Ader. „Na ja es war schon möglich, denn er hatte seinen Kopf –“ erwiderte Venus, doch bei seinem wütenden Blick schrumpfte sie auf ihrem Sessel zusammen: „-wieder… Okay ich bin schon still.“ Sagte sie leise. „Venus – ich könnte noch fortfahren, denn das waren nur deine „ANFANGSDELIKTE“. Da hast du erst angefangen und bekamst immer nur eine Vorladung pro Jahr – aber ab dem Jahr 1905 hast du dann erst richtig losgelegt.“ Er schüttelte wütend vier ganze Mappen, die alle nur von den letzten beiden Jahren waren. Venus lächelte hilflos, doch Vater Camillus ließ sich aufseufzend auf seinen Tisch sinken. „Okay ich weiß, dass ich noch nicht gut darin bin, diese Vorladungen zu überbringen.“ Sagte Venus. „Ach wirklich? Gott sei Dank, weißt du Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung!“ sagte Camillus stumpf. „Hahaha, ich meine – seid jetzt mal ehrlich – keiner wirklich KEIN EINZIGER dieser ganzen Arschlöcher, die ich hätte heil hierher bringen sollen, hätte auch nur Ansatzweise die Idee gehabt, wirklich mitzukommen.“ Sagte Venus. „Natürlich wollten sie nicht kommen – es waren Verbrecher der übelsten Sorte und man hätte sie hier exkommuniziert.“ Sagte Camillus wütend. „Na siehst du – wer ist auch so blöd und würde sich freiwillig exkommunizieren lassen. Ich erspar euch doch nur einen Haufen lästiger Papierarbeit!“ wedelte Venus lässig mit der Hand ab. Vater Camillus sah aus, als würde er gleich explodieren, da erschien ein Mönch und sagte: „Vater verzeiht die Störung, doch seine Heiligkeit verlangt Agentin Venus Vega zu sehen!“ „Du siehst ich bin ein begehrter Gast – bis später Vater!“ lächelte Venus und rauschte zur Tür hinaus, bevor Camillus einen Ordner nach ihr werfen konnte. „Also wirklich wie schaffst du das nur, dich immer aus der Affäre zu ziehen, wenn Vater Camillus mich wieder mal zusammenstaucht?“ fragte Venus, als Calvin wieder zu ihr stieß, als sie von dem Mönch begleitet tiefer in das Unterirdische Bauwerk unter dem Petersdom geführt wurde. Calvin grinste noch. „Tja, ich würde sagen – ich bin einfach schlauer als du!“ dafür erntet er einen kräftigen Boxhieb von Venus und ließ ihn vor Schmerz aufstöhnen. „Hier sind wir – bitte trete ein – der „Papst“ erwartet euch!“ sagte der Mönch, verneigte sich und ging wieder. „Toll die nächste Predigt.“ Stöhnte Venus und straffte die Schultern. Sie traten durch das gewaltige Portal. „Ahhh meine beiden Sünder!“ ertönte es ruhig vom Stuhl Petri. Sie traten ein und verneigten sich tief, und blieben in einer Art knienden Haltung, bis die Stimme sprach: „Steht auf Schwester und Bruder.“ Die beiden standen auf und blickten gerade aus. Vor ihnen saß eine schlanke, geradezu zierliche Gestalt. Sie hatte ein schmales, längliches Gesicht, das weiß gepudert war, eine kurze brünette Frisur, auf ihrem Scheitel war ein kreisrunder kahler Fleck, und die Gestalt trug ein langes, weißes Gewand und darüber eine Art Umhang mit goldenen Kreuzen bestickt. Die Gestalt lächelte. „Papst Johannes Anglikus!“ sagte Venus und erneut verneigten sie sich tief mit dem Kopf. „Venus, Venus, Venus…“ kam es tadelnd vom Heiligen Stuhl. Venus sah unerschrocken in das weibliche Gesicht und der Papst seufzte: „Warum nur, sind wir, obwohl wir doch so gleich des Geschlechts sind, so unähnlich wenn es um das Lösen von Problem geht, Schwester?“ „Ich versuche nur die Aufgabe zu erfüllen, für die Gott mich erschaffen hat!“ sagte Venus. „Gewiss doch, dennoch höre ich, dass wieder einmal anstatt einer ganzen, LEBENDIGEN, vorgeladenen Person, wieder einmal nur noch Teile eingeliefert werden. Dieses Mal immerhin ein ganzer Finger!“ die Päpstin sah Venus prüfend an. „Na ja – so haben wir zumindest schon mal die Fingerabdrücke…“ versuchte Venus einen Witz zu reißen. Doch Calvin sagte nur trocken: „Venus versprich mir eines – werde niemals Stand-up Comedian.“ Die Päpstin lachte und Venus nickte nur knapp. „Na ja, wie sagte der Herr schon – Vergeben und Vergessen. Aber Venus, ich befürchte, dein Job ist nicht gut für dich. Und auch nicht für die vorgeladenen Personen!“ murmelte die Päpstin. „Herrin?“ fragte Venus. „Ich habe einen Auftrag für dich – Venus. Einen um den du mich schon so lange gebeten hast. Folgt mir!“ damit stand die Päpstin auf und ging auf den gewaltigen Platz hinaus, der direkt bei ihrem Saal lag. Der Platz war über und überbevölkert mit Männern, die verschiedenen Handwerken nachgingen. So sah man Krieger, Kämpfer und Mönche, und Männer des geistlichen Ordens, aber auch Wissenschaftler und Forscher. Alle vereint unter der Erde – vereint in der Spiegelwelt des Vatikans. „Meine Kinder, ihr wisst, dass wir hier – in der Spiegelwelt des Vatikans – versuchen jene Menschen zurück zum Glauben zu bewegen, die völlig von Gottes Weg abgekommen sind. Herrenlose, verlorene Seelen!“ sagte die Päpstin und trat auf den Platz. Ehrfürchtig verneigten sich die Männer, als sie zu dritte an ihnen vorüber gingen. „Dein Vater kämpfte bereits für die gute Sache und bezahlte dafür mit seinem Leben. Das ist leider nicht mehr änderbar. Doch du Venus, die seit ihrem 14. Geburtstag die beste Ausbildung für unsere Krieg gegen das Böse genoss, Sprachen und Religion lernte, alles gelehrt bekam, was man lehren kann, du musst nun einen Auftrag annehmen, der unser aller Leben verändern kann.“ Die Päpstin wanderte ruhig den Platz entlang, der eine exakte Kopie des Petersplatzes in der heiligen Vatikanstadt war. Wo sie sich auch befanden, nur 500m unter der Erde. „Herrin, was wollt ihr mir sagen?“ fragte Venus unruhig. Die Päpstin blieb stehen und sagte sich umdrehend: „Du reist morgen nach Transsylvanien.“ Venus starrte die Päpstin verdattert an: „Ich darf?“ „Du darfst.“ Nickte die Päpstin. „Nicht, dass ich mein Glück überstrapazieren möchte, aber warum erlaubt Ihr mir das jetzt, Herrin?“ fragte Venus ungläubig. „Erstens, weil du nun alt genug bist, zweitens weil unsere Staatskasse keine weiteren Fehlschläge mehr verkraftet und drittens, weil er wieder auffällig geworden ist!“ sagte die Päpstin. „Auffällig, Herrin?“ fragte Calvin. „Nun – so wie es aussieht, gab es wieder vermehrte Übergriffe auf junge Frauen, was nur eine Möglichkeit zulässt.“ Sie sah auf und Johannes Anglikus sah Venus tief in die Augen. Ihr klappte der Mund herab: „Er sucht eine Braut?“ „Exakt.“ Nickte die Päpstin. Calvin erstarrte: „Und dann lässt ihr Venus ziehen? Das ist unverantwortlich!“ sagte er zornig. Erschrocken sahen einige Umherstehende her. Doch die Päpstin blieb ruhig und sagte: „Ich weiß – aber genau das ist auch der Plan. Venus ist nun mal eine Frau, die interessant für ihn wäre.“ „Ja aber er hat ihren Vater getötet. Van Helsing!“ rief Calvin wütend. „Ich bin mir dessen bewusst, Calvin, aber nach intensiver Aussprache mit den Mitgliedern des Rates, sind wir uns einig geworden – JETZT ist er verwundbar. JETZT ist die Zeit für einen Angriff am besten. Noch ahnt er nichts von dir, Venus und wir haben den Überraschungseffekt auf unserer Seite. Ergo werden wir diesen Effekt zu nutzen wissen. Das Schiff und die Pferde stehen bereit. Ihr sollte euch ausruhen, morgen müsst ihr früh los!“ sagte die Päpstin. Als sie sich umgedreht hatte und schon gehen wollte, sagte Venus ruhig: „Warum ich?“ Die Päpstin blieb stehen. „Warum auf einmal – warum vertraut ihr mir nun mehr, als vorher? Wieso?“ fragte Venus leise. Die Päpstin drehte sich um und sagte, Venus fest in die Augen blickend: „Weil nur du Graf Dracula aufhalten und töten kannst. Calvin als Werwolf ist zwar in der Lage ihn zu verletzten, aber nur du kannst ihn töten. Außerdem dachte ich, du würdest gerne das Geburtsland und die Geburtsstadt deiner Mutter kennen lernen. Das Schloss, was sie dir vermacht hat und was nun dir gehört, wartet darauf von dir in Besitz genommen zu werden, Prinzessin Venus Valerious.“ Damit ging die Päpstin und ließ die beiden zurück. „Mhm…“ sagte Venus. „Was „MHM“?“ fragte Calvin noch immer leicht geschockt. „Mhm – gut! Gut, dass ich endlich die Chance erhalte, ihn zu töten!“ sagte Venus und ging Richtung Waffenkammer davon. Calvin folgte ihr. „Seid Ihr Euch sicher, Herrin?“ fragte Camillus besorgt. „Vertraust du mir nun auch nicht mehr, alter Freund?“ fragte Johannes Anglikus. „Natürlich Herrin, ich bin Euer treuer Diener. Dennoch, ich – Venus ist wie meine eigene Tochter. Seid ihr Vater starb und ich sie anstatt seiner und Annas statt großzog, ist sie mir ans Herz gewachsen und ich liebe sie sehr. Jede Gefahr in die sie sich begibt, lässt mich ängstlich zurückblicken und an die Geschehnisse ihrer Eltern denken. Immerhin starb ihre Mutter bei ihrer Geburt und ohne dass Venus es groß bisher verstanden hat, ist sie immer noch die letzte Prinzessin des Valerious Geschlechts. Sie ist so eng mit Transsylvanien verbunden, dass es mich wundert, dass sie Euer Verbot immer beachtet und respektiert hat.“ Sagte Camillus. „Sei ohne Sorge mein Freund – ich bin mir sicher. Venus ist die Auserwählte um Dracula zu stoppen. Auf welche Art und Weise, werden wir noch sehen!“ sagte die Päpstin und wandte sich von dem Platz ab. Camillus starrte immer noch auf den Fleck, auf dem Venus gerade noch gestanden hatte. „Hallo Carl – wie geht’s dir immer so, du alter Labormönch!“ fragte Venus grinsend. „Ordensbruder, Venus. Ordensbruder!“ umarmte Carl lachend die junge Kriegerin und sah sie prüfend an: „Du siehst gut aus, obwohl du dorthin musst.“ Er erschauerte ebenfalls. Venus lachte: „Sorry – aber ich vergesse immer, dass du auch schon mal dort warst.“ „Ja das Land deiner Mutter, möge sie in Frieden ruhen, ist ein grausames Land und keine zehn Pferde kriegen mich noch mal dahin!“ sagte Carl. „Was hast du für mich?“ fragte Venus. Carl setzte eine empörte Miene auf und sagte: „Tja, du hast mich ganz schön wütend gemacht, als du die beiden Süßen so zerstört zurück gebracht hast. Da glaubt man, dass Frauen besser auf ihre Waffen aufpassen – aber nein, du bist genauso unachtsam wie dein Vater es war. Aber deine Mutter hat auch immer gerne alle möglichen Waffen zerstört. Die Zerstörungswut liegt eben in deinen Genen!“ sagte Carl. „Schwetz nicht Carl – hast du sie repariert oder nicht?“ fragte Venus. „Kein Respekt mehr heutzutage!“ schnatterte Carl weiter, und hob zwei polierte und glänzende Pistolen mit weiten Lauf hoch: „Natürlich hab ich sie repariert – was glaubst du denn?“ „Meine Süßen!“ rief Venus und wollte sie schon an sich reißen, als Carl sie zurückzog und sagte: „Was sagst du da auch?“ „Danke mein lieber, süßer, wunderschöner, unglaublich wundervoller liebster, Lieblingsonkel Carl!“ hauchte Venus und gab Carl zwei zarte Küsse auf seine bärtige Wange. Er errötete freudig und sagte: „Ach du süße Maus – den Charme deiner Mutter. Die konnte mich auch immer so einfach um den Finger wickeln. Da hast du sie!“ „Danke Onkel Carl!“ lächelte Venus und hielt die beiden Pistolen sicher in der Hand. „Wenn du deine Rose und Thorn doch so gerne hast, warum ruinierst du sie so permanent?“ fragte Carl verblüfft. „Weil die guten Damen meine Lieblinge sind und sie mehr aushalten müssen – mein Job ist nun mal gefährlich und du tust gerade so, als würde ich sie gerne zerlegen!“ sagte Venus empört. „Ja, ja schon gut – jedenfalls Thorn habe ich mit Silbernitratkugeln gefüllt und Rose hat die normalen Kugeln behalten. Außerdem hab ich für dich …“ Carl zog vier Dinge auf einmal raus. „Meine neueste Erfindungen – Sonnenstrahlen von der Sonne, ich hab sie nun perfektioniert – sie sind hochkonzentriert und sobald ein Vampir von ihnen berührt werden, zerfallen sie zu Asche MUHAHAHAHA!“ lachte Carl auf. „Hast du wieder einmal deine Medizin vergessen zu schlucken, Carl?“ fragte Venus und steckte die Kugeln ein. „Hahaha kleine Dame – und das hier sind Silbermesser – du bist ja ganz geschickt im Werfen von diesen pikse Dingern. Und hier sind einige Kreuze und natürlich Weihwasser!“ er drückte Venus noch eine Art Lederholster in die Hand, in der die Messer steckten, sowie auch einige Kreuze und eine Ampulle mit Weihwasser. „Danke Carl!“ lächelte Venus. Sie band die Messer mittels Lederholster um den rechten Oberschenkel, das Weihwasser steckte sie ein und die Kreuze ebenfalls. „So jetzt bist du gut ausgestattet. Wann geht’s morgen für dich und Calvin los?“ fragte Carl. „Um 5 Uhr früh geht unser Schiff, ergo müssen wir um 4 Uhr wegreiten. Sonst kommen wir nicht mehr rechtzeitig.“ Sagte Venus. „Gut – ach ja, das ist für Calvin.“ Sagte Carl und warf Venus ein langes spitzes Schwert in einer schönen japanischen Schwertscheide zu. „Oh schick – Silberschwert?“ fragte Venus. „Spinnst du? Soll sich Calvin selbst umbringen? Natürlich nicht. Es ist ein mit Weihwasser getränktes und poliertes Adamantiumschwert – das kriegt keiner kaputt.“ Lächelte Carl. „Danke Onkelchen – bis bald.“ Lächelte Venus und ging pfeifend davon. „Viel Glück, Kleines.“ Sagte Carl leise. Kapitel 2: Rückkehr ins Schloss der Ahnen ----------------------------------------- „Ganz ehrlich, wieso müssen wir nochmal per Schiff reisen?“ fragte Calvin. Er hang quer über die Schiffs Reling und versuchte sich nicht zu übergeben. „Oh armer, armer Calvin du beweist wieder einmal, dass ich immer Recht habe – nur Memmen werden seekrank.“ Feixte Venus, die gelassen gegen die Reling gelehnt stand und Calvin zusah, so konzentriert wie möglich auszusehen. „Hahaha – meine liebe Venus, irgendwann bekommst du die Quittung dafür!“ sagte Calvin, da schlug eine Welle hoch und schlug gegen die Schiffswand. „Oh Gott…“ stöhnte Calvin und ließ sich endgültig hängen – ihm war so grausam schlecht. „Oje – geht es Ihrem Freund nicht gut, Miss?“ fragte ein Matrose, der über Deck kam. Venus trug immer noch die Kutte und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht: „Nein, nein – alles in Ordnung – er schauspielert nur gerne!“ „Na gut…“ sagte der Matrose langsam und ging mit misstrauischer Miene weiter. „Na vielen Dank – du hättest ruhig sagen können, dass mir schlecht ist!“ kam es protestierend von Calvin. „Nein zu riskant!“ sagte Venus kühl. „Was ist an einem Mittel gegen meine Übelkeit bitte schön riskant. Höchstens es mir nicht zu geben, dann speie ich heute noch in dein Bett!“ stöhnte Calvin und ließ erneut seinen Kopf hängen. „Nein, riskant deswegen, weil uns die Matrosen seit heute Früh genauestens mustern – die wissen genau, dass wir keine normalen Menschen sind.“ Sagte Venus. „Liegt eventuell an deinem Kuttenoutfit!“ sagte Calvin. „Nein, das nicht unbedingt – du vergisst, dass ich überall in so gut wie jedem verflixten Land in Europa gesucht werde. Vater hatte schon Recht – dumme undankbare Menschen!“ sagte Venus leise. Calvin vergaß für einen Moment seine Übelkeit, richtete sich so gut es ging auf und sagte: „Na ja, mit dem Risiko lebst du eben – aber du weißt, du bist nicht allein!“ Der liebenswerte Moment wurde allerdings von einer hohen Meereswelle, die gegen das Schiff donnerte, unterbrochen, und Calvin übergab sich herzerweichend über die Reling und blieb dann einfach hängen. Venus grinste: „Aber, armer Calvin!“ „Bemitleide mich bloß nicht zu viel…“ kam es dumpf zurück. Am Abend des nächsten Tages erreichten sie schließlich über das adriatische Meer die Küste von Kroatien. Sie luden ihre Pferde vom Schiff ab und ritten so schnell es ging quer durch Kroatien, weiter über Ungarn ins Herz Rumäniens – Transsylvanien. Das Land war karg und vertrocknet. Es war kalt und Schnee fiel vom Himmel. „Brr – eigentlich hab ich nichts gegen den Winter, aber wenn wir permanent durchreiten, wird es mir langsam zu kalt.“ Beschwerte sich Calvin. Venus, der die Kälte egal war, nickte abwesend. Sie konnte gar nicht schnell genug das Dorf am Fuße des gewaltigen Schlosses ihrer Ahnen erreichen – sie wollte es sehen. Sofort. „Venus?“ fragte Calvin, wissend, dass sie ihm ganz sicher nicht zugehört hatte. Venus reagierte nicht. Sie blickte starr geradeaus und es war ihr als würden die Schneeflocken mit dem Wind um die Wette tanzen. Sie blickte in das dichte Schneegestöber und für einen kurzen Moment war es ihr, als hätte sie das Gesicht ihrer Mutter im Schnee gesehen. Ruckartig hielt sie mit dem Pferd an. „Woah.“ Sagte Calvin verblüfft, als Venus plötzlich stehen blieb. Er sah sie an, doch Venus starrte wie entgeistert in den fallenden, wirbelnden Schnee. Da – da war es wieder. Ihre Mutter, sie lächelte und ihre Augen glänzten. Ihre Hand wies Richtung Osten und Venus nickte unmerkbar. Sie wies ihnen den Weg. Ihre Mutter lächelte und verschwand. Venus schüttelte ganz langsam den Kopf. „Venus?“ fragte Calvin. „Schon gut – ich…“ Venus tat es mit einer unwirschen Kopfbewegung ab. „Komm es ist nicht mehr weiter. Nur noch ein Stück Richtung Osten!“ sagte Venus und gab ihrem Pferd die Sporen. Sie jagten im Galopp davon. Calvin folgte ihr, wobei er denken musste: „Was hat sie denn nur gesehen?“ doch er schob den Gedanken beiseite um Venus noch rechtzeitig einholen zu können. Nach zwei Stunden des Reitens waren sie schließlich angekommen. Vor ihnen lag in einer Talspalte, umgeben von knorrigen alten Bäumen und abgemagerten Land, das nun unter einer bereits beachtlich dicken Schneedecke lag, ein altes Dorf. Langsam und vorsichtig trabten die beiden näher. Der Vatikan hatte ihnen eingeschärft, so lange wie möglich verdeckt zu bleiben. Zumindest was ihrer beiden Identitäten anging. Calvin als Werwolf war genauso ungeliebt, wie Venus als Kopfgeldjägerin. Sie ritten näher und man konnte bereits trotz schlechter Sicht erkennen, wie die Dorfbewohner, die auf dem Marktplatz standen, ihre Köpfe umwanden. Das kleine Dorf hieß „Bran“ und war ein winziges, kleines Dörfchen. Dieses hatte sich um ein großes Schloss, das auf einer kleinen Anhöhe erbaut worden war, gescharrt. Es war als hätten die Bewohner lange keine Besucher mehr gehabt. Kinder liefen Venus und Calvin entgegen, und blickten sie mit großen Augen an. Venus zog sich die Mönchskutte tiefer ins Gesicht. Calvin lächelte freundlich, reserviert aber dennoch höflich den Menschen entgegen. Sie schritten auf den Dorfplatz und stiegen schließlich vor einem kleinen Brunnen und Anbindeplatz für Pferde ab. Venus zog zwei Eimer Wasser für die Pferde aus den Brunnen und schließlich wandte sich ein älterer hagerer Mann an die Neuankömmlinge. „Dürfte ich fragen, was euch hierher in unser kleines Dorf Bran geführt hat, Fremde?“ der Kerl schien unentschlossen und ein wenig ängstlich zu sein. Seine Augen sprachen eine deutliche Sprache, auch wenn sein Körper versuchte Autorität und Gelassenheit zu verdeutlichen. Venus musste ein Grinsen unterdrücken. „Seit ihr der Dorfälteste?“ fragte Venus. „Ich bin der gewählte Bürgermeister – Ciprian. Also was wollt ihr hier?“ fragte er erneut. „Wir machen hier Ahnenforschung!“ sagte Venus ruhig. „Ahnenforschung? Ich kenne euch beide nicht und meine Familie lebt seit der Gründung dieses Dorfes hier. Also von wem unserer Kinder sollt ihr abstammen?“ fragte Ciprian ruhig. Venus seufzte, es ging wohl nicht anders – aber das hatte sie erwartet. So lange sie nicht wussten, dass sie und Calvin anders waren, konnte sie ihnen ruhig ihre Abstammung erklären. „Meine Mutter war hier unter dem Namen Valerious bekannt!“ Die Dorfbewohner wechselten bestürzte Blicke und sahen sich beunruhigt an. Ciprian wirkte überrascht: „Anna Valerious?“ „Ja…“ „Dann müsst ihr ja Venus sein – Venus Vega!“ sagte Ciprian überrascht. Venus und Calvin wechselten einen unwohlen Blick – woher wusste der Bürgermeister das. Venus sah noch immer nicht auf. Die Mönchskutte verdeckte ihr Gesicht. „Venus?“ riefen alle durcheinander. Da trat Ciprian auf die ruhig dastehende Venus zu und schloss sie zu ihrer größten Überraschung fest in die Arme und rief freudig: „Was für eine Freude. Annas Kind – Annas und Van Helsings Kind – wie schön dass du endlich zu deinen Wurzeln zurückgekehrt bist, Venus – liebes Kind!“ er umarmte sie fest. Venus war so verblüfft, dass sie einfach in seiner Umarmung gefangen blieb und konnte keinen Gedanken fassen. Ciprian hielt sie weg und strich ihr die Mönchskutte vom Gesicht. Venus lange rote Haare, die blitzblauen Augen und das schöne Gesicht blinzelten ihn verdutzt an. „Hattest wohl gedacht, wir jagen dich wieder weg, mhm?“ fragte der Bürgermeister lachend. Venus nickte nur verdattert. Calvin hingegen lächelte warmherzig und viele Frauen warfen ihm schmachtende Blicke zu. „Äh – nun ja, ich weiß ja nicht, ob ihr von meinem … meinem „Ruf“ wisst…“ sagte Venus langsam. „Oh dein Abkommen mit dem alten Auftraggeber deines Vaters? Der Vatikan, oder viel mehr die Spiegelwelt des Vatikans?“ fragte Ciprian hilfreich. Nun konnte auch Calvin nur noch verblüfft Luft holen. „Nun ja – bevor dein Vater zu uns kam, kannten wir bereits die Häscher des Vatikans – viele wurden zu uns geschickt um Ihn zu besiegen!“ bei diesen Worten, schlugen die Frauen Kreuze über der Stirn und die Männer murmelten dumpf. „Ihn – meint ihr damit Dracula?“ fragte Venus. Die Dorfbewohner jammerten unheilvoll und Ciprian zischte unwillig: „Sprich den Namen des Sohnes der Finsternis nicht aus – es ist als würde es hören und schickt dann meistens seine Diener aus um uns zu quälen. Seit er zurück ist, leben wir wieder in großer Angst!“ Die Frauen schlugen erneut ein Kreuz über dem Herzen und der Stirn. „Nun ja… gut – ich werde seinen Namen nicht mehr sagen, wenn es euch solch große Angst bereitet. Dennoch könnt ihr dann auch erahnen warum ich hier bin – ich soll Vaters Auftrag zu ende bringen. Und gleichzeitig wollte ich das Haus meiner Mutter sehen!“ sagte Venus. „Natürlich – das dachte ich wohl.“ Ciprian nickte düster, doch sein Gesicht strahlte: „Das Schloss meinst du wohl – selbstverständlich. Meine Schwester und ihre Töchter haben es für dich sauber und behaglich gehalten – alles so wie dein Großvater, deine Mutter und dein Onkel es hinterlassen haben. Komm nur – ich führe dich gerne!“ lächelte er. „Habt Dank – ich nehme Eure Hilfe gerne an!“ lächelte Venus. Während sie Ciprian folgten, dachte Venus: „Also ich habe mit vielen gerechnet, mit misstrauischen Blicken, Wut, Hass, Ablehnung – sogar dass sie uns versuchen mit Fackeln und Mistgabeln davon zu jagen – aber das … nein das ganz bestimmt nicht!“ „Hier Venus – dein Erbe!“ sage Ciprian und schloss das große Eingangsportal auf. Kaum als Venus ihren Fuß über die Schwelle gesetzt hatte, schossen die Flammen der Wandfackeln an den Wänden in die Höhe und es war als würde das Schloss erleichtert aufatmen. Die Kälte war sofort verschwunden und das Schloss strahlte Behaglichkeit und Wärme aus. „Wie schön – es weiß dass du Annas Tochter bist. Etwas andere war auch nicht zu erwarten!“ sagte Ciprian. „Was meinst du damit?“ fragte Venus. „Nun – dieses Schloss kann nur von den Mitgliedern der alten Königsfamilie in Besitz genommen werden. Du als letzte Nachkommin des Valerious Geschlechts bist nun die einzig wahre Erbin – das Schloss wird dir zu Diensten sein!“ lächelte Ciprian. „Verzeiht Ciprian – aber ich weiß von meinem Vater, dass das rumänische Volk…“ sagte Venus. „Dem Volk, dem du auch angehörst!“ sagte Daniela, die Schwester von Ciprian. „Ja – zur Hälfte, jedenfalls ich weiß, dass ihr ein sehr gläubiges Volk seid, und glaubt mir ich will euch nicht irgendwie beleidigen – aber ich glaube nicht an Flüche oder alte Blutsbande – das ist mir ein wenig zu … haltlos!“ sagte Venus freundlich. Daniela lächelte: „Das haben wir uns schon gedacht – immerhin hatte deiner Mutter keine Möglichkeit, dich vom Gegenteil zu überzeugen. Dein Vater war auch immer so – realitätsabhängig. Er wollte nie an so etwas glauben. Kein Wunder, dass du es auch nicht tust. Aber nun fühl dich erst einmal wie Zuhause. Ruht euch aus – es war sicherlich eine lange Reise.“ „Habt Dank – aber ich wollte noch einige Fragen stellen!“ sagte Venus. Daniela umarmte sie – genauso plötzlich wie Ciprian: „Schlaf erst einmal – morgen ist ein neuer Tag – Zeit genug für Fragen. Denn wir wollen sie gerne ausführlich beantworten. Schlaft gut!“ lächelte sie und schon waren die beiden verschwunden. „Äh – du ich glaube die halten uns für ein Paar!“ sagte Calvin, als sie ihre Zimmer bezogen hatten. „Wieso?“ fragte Venus, doch er hielt ihr einen Zettel entgegen. Stirn runzelnd las sie: „Viel Spaß heute Nacht und ein Trank gegen Schwangerschaft findet ihr im großen Badezimmer. Daniela!“ Sie lachte herzlich und befreiend. „Nein wie freundlich und entgegenkommend!“ lachte Venus heiter. Calvin grinste und sagte: „Hunger?“ „Ja – gehen wir die Küche suchen!“ sagte Venus, die sich im gewaltigen Schloss dauernd verlief. Sie fanden sie im Erdgeschoss, ein wenig abseits vom restlichen Schloss, und zu ihrer Überraschung war alles frisch aufgefüllt. „Also ich glaube die haben Späher ausgeschickt, die uns ausgekundschaftet haben – sonst ist das nicht möglich!“ meinte Venus. Calvin, der sich bereits über ein Stück rohes Fleisch hermachte – der Werwolf hatte seine kleinen Eigenschaften und Unarten – sah auf und sagte: „Schon möglich – aber wieso hast du sie dann nicht bemerkt und ich sie nicht gerochen?“ Venus blickte von ihrem großen belegten Brot auf und sagte nachdenklich: „Gute Frage – wirklich gute Frage.“ Am nächsten Morgen suchten sie sofort den Bürgermeister Ciprian auf, dieser saß gemeinsam mit seiner Schwester Daniela am Marktplatz und genoss die erfrischende Kälte des gefallenen Schnees. Kinder liefen lachend herum und erfüllten die Luft mit Fröhlichkeit. „Morgen Prinzessin Valerious!“ lächelte Daniela. „Guten Morgen – aber Venus tut es vollkommen!“ grinste Vega. „Guten Morgen auch euch Calvin – wie habt ihr geruht?“ fragte Daniela und ihr Lächeln sprach eine zweideutige Sprache. „Vielen Dank – sehr gut. Aber der Trank war noch nicht von Nöten.“ Sagte Calvin feixend. Venus boxte ihm dafür in die Seite. „Autsch…“ keuchte Calvin auf – Venus hatte einen kräftigen rechten Haken. „Nun – ich denke das Frage-Antwort-Spiel sollten wir jetzt anfangen!“ sagte Ciprian. Venus nickte, Calvin ließ nur ein schmerzvolles Aufkeuchen ertönen. „Was wollt ihr wissen?“ fragte Daniela. „Seit wann befindet „Er“ sich wieder hier in Bran?“ fragte Venus. „Seit dem letzten Vollmond – das Heulen seiner Gefährten war deutlicher als je zuvor.“ Sagte Ciprian. „Er hat Werwölfe mitgebracht?“ fragte Calvin. „Ja – sie sind seine Diener und Beschützer!“ sagte Daniela. „Wo liegt sein Schloss?“ fragte Venus. „Das weiß niemand – angeblich gibt es in eurem Schloss, dem Schloss der Valerious einen direkten Zugang. Aber keiner weiß wo… aber seine Sommerresidenz liegt in Bukarest!“ sagte Ciprian. „Das erzählte eure Mutter, als sie und Van Helsing zurückkehrten.“ Sagte Daniela erklärend. „Verstehe… wie lange mordet „Er“ bereits wieder?“ fragte Venus. „Seit zwei Wochen – er hat schon die Töchter des Müllers, des Bäckers und des Totengräbers entführt. Aber leider fanden wir nur immer wieder ihre blutleeren Körper. Meist bereits auf einem kahlen Grab oder im nahen Wald.“ Sagte Ciprian. „Verstehe… „Er“ sucht tatsächlich eine Braut!“ sagte Venus unruhig. „Das dachten wir uns auch, aber seit letztem Sonntag ist keine unserer Mädchen mehr entführt worden. Die letzte Entführte war die Tochter des Totengräbers und wir begruben sie am Samstag.“ Sagte Daniela. „Mhm… in welchem Rhythmus hat er die Mädchen entführt. Wenn er seit zwei Wochen mordet, seit einem Monat wieder hier ist, schätze ich, hat er zwei Wochen lang ausgekundschaftet welche Mädchen in Betracht kommen könnten.“ Sagte Calvin. „Ja… dürfte hinkommen!“ stimmte Venus ihm zu. „Nun – die Erste die verschwand, war die ältere Tochter des Müllers – Catherine. Sie verschwand in exakt am Montag vor zwei Wochen. Wir suchten sie überall, aber schließlich fanden wir Catherine fünf Tage nach ihrem Verschwinden tot im Wald – Blutleer.“ Ciprian blickte auf, sein Blick war vor Schmerz und Wut verschleiert: „Er hat sie fest in den Hals gebissen und anschließend einfach im Wald zurückgelassen. Ein Arzt hat sie untersucht…“. Er wandte den Blick ab. „So wie es aussieht, tat „Er“ ihr Gewalt an, denn ihre Jungfräulichkeit war gebrochen!“ sagte Daniela mit erstickter Stimme. „Mhm… erzählt weiter!“ sagte Venus. „Danach geschah zwei Tage lang nichts und dann verschwand die jüngste Tochter des Bäckers, Adriana. Sie blieb drei Tage verschwunden, dann fand der Totengräber sie in der Früh des Donnerstags auf einem leeren Grab ruhen. Ebenfalls blutleer und geschändet!“ sagte Ciprian knirschend. „Wer war die letzte die verschwand?“ fragte Calvin, immer im Kopf mitrechnend. „Das war Selina, die Tochter und einziges Kind des Totengräbers. Sie verschwand noch am Donnerstag am Abend, kaum als das wir Adriana beerdigt hatten. Ihr könnt euch die Verzweiflung aller vorstellen. Wir suchten und suchten, aber sie blieb verschwunden. Am Samstag gegen Abend hin hörten wir einen lauten Schrei aus dem Wald. Wir waren uns sicher, dass es Selinas Stimme war und rannten so schnell es ging in den Wald. Sie lag am Boden und über ihr gebeugt stand ein Werwolf und kaum als er uns bemerkte rannte er weg. Dieses Monster hat ihr den Hals völlig zerfetzt. Aber es war kaum noch Blut in ihr. Auch sie war geschändet worden. Glücklicherweise ist seit letztem Sonntag kein Mädchen mehr entführt worden.“ Sagte Daniela. „Mhm…“ Venus starrte vor sich hin, dann stand sie auf und schulterte ihre Pistolen. Sie steckte Rose und Thorn in einen Gürtel, den sie um ihre Hüfte geschlungen hatte. Calvin trug bereits das neue Schwert um die Hüfte und um ihren Oberschenkel hatte sie die Dolche im Leder geschlungen. „Wo wollt ihr hin, Venus?“ fragte Daniela. Ciprian rauchte nachdenklich eine Pfeife und starrte wütend vor sich hin. Das Gefühl der Machtlosigkeit war spürbar. „Ich sehe mich im Wald um. Calvin befrag du den Müller, den Bäcker und den Totengräber. Wir müssen Fakten suchen.“ Sagte Venus. Damit hatte sie sich schon auf ihr Pferd geschwungen und ritt davon. „Ach…“ seufzte Calvin auf. „Schwere Partnerarbeit?“ fragte Ciprian. „Teils schon – sie sagt mir meistens nicht, warum ich gewisse Dinge machen soll – typisch Venus eben.“ Sagte Calvin lächelnd. „…ich begleite euch – dann werdet ihr schneller fertig!“ sagte Ciprian. „Danke – gerne!“ lächelte Calvin. „Ich suche mal meine Kinder – sie müssen morgen in die Schule und haben noch nichts gelernt!“ sagte Daniela. Venus ging im Schritttempo hoch zu Pferd durch den Wald und fand bald die Lichtung, die man ihr beschrieben hatte. Dort hatte man Selina gefunden. Venus sah noch die letzten trockenen Blutsspuren. Sie sprang vom Pferd ab und kniete sich hin. „Mhm – dafür dass ihr der Hals aufgerissen wurde, stimmt – fast kein Blut. Da war aber jemand durstig!“ sagte sie leise. Das Pferd graste friedlich neben ihr. Venus sah sich um, da hörte sie ein lautes Knacken und sofort hatte sie ihre fünf Sinne beisammen und war wachsam. Sie tat als hätte sie nichts gehört und blickte weiter auf den Waldboden, während es hinter ihr raschelte. Sie ignorierte es, und wanderte um den dicken Baumstamm herum. Das Rascheln setzte kurz aus, da brüllte ein gewaltiges Wesen auf. Das Pferd scheute und lief weg, als das Wesen durch das Dickicht brach, um den Baumstamm stürmte und sich auf Venus stürzen wollte. Sein Angriff ging allerdings ins Leere. Venus war verschwunden. Verdattert sah sich das Wesen knurrend um. Da sprang lautlos Venus vom Geäst des Baumes herab, auf den sie sich zurückgezogen hatte und landete direkt auf dem Rücken des Getiers. Es knurrte laut auf, doch das Aufblitzen des Silberdolches erschreckte es. „Bleib ruhig Großer, oder ich brenn dir ein schickes neues Loch in deinen Pelz!“ damit sprang Venus von dem Wesen weg und musterte es. Vor ihr stand ein gewaltiger Werwolf. Sein Fell war schwarz und seine Lefzen mit Blut verschmiert. Seine Augen huschten auf ihre Dolche und gleichzeitig ließ er sich auf alle viere fallen und knurrte böswillig auf. „So, so… Dracula schickt seine Schoßhündchen los um mich zu ihm zu bringen, oder um mich zu töten… eines von den beiden trifft sicher zu. Denn wenn du nur beobachten sollst, wärst du nicht so laut gewesen. So dumm kann nicht mal ein Werwolf sein.“ Sagte Venus. Der Werwolf knurrte zornig. Seine Augen waren tiefschwarz und glänzten gefährlich auf. „Wer du wohl warst… wie alt du wohl bist…“ dachte Venus. Da stürmte der Werwolf auf sie zu und griff an. Sie sprang einfach über ihn weg und schoss mit ihrer Pistole Thorn zweimal direkt auf den Rücken des Untiers. Es brach jaulend zusammen und wälzte sich auf dem Boden. Jaulte noch einige Male, rannte gegen Bäume und verschwand laut knurrend im Wald. Venus blickte ihm hinterher. „Na toll – jetzt kann ich zu Fuß zurück ins Dorf gehen. Doofer Köter!“ fluchte sie ungeniert. Genervt kickte sie einen Ast weg, der gerade vor ihren Füßen lag und voller Blut des Werwolfs war. Da fiel ihr ein Glänzen auf und sie blickte überrascht zu Boden. „Oh…was…“ sie ging in die Hocke und putzte mit ihrer Hand das Laub von dem Gegenstand weg. Es war ein kleiner Anhänger an einer schmalen Kette. „Na so was…“ sagte Venus. Sie hob die Kette auf und musterte den Anhänger. Sie blinzelte und erkannte eine feine Gravur. „Vielen Dank, dass sie sich alle drei gleichzeitig die Zeit nehmen. Ich weiß es ist eine schreckliche Zeit für sie und ihre Familien. Aber sie können mir und meiner Partnerin vielleicht helfen diesen grausamen Dämonen zu fangen.“ Sagte Calvin. Er, Ciprian, der Bäcker Thovar, der Müller Rupert und der Totengräber Mullard saßen gemeinsam im Amtszimmer des Bürgermeisters. Daniela hatte ihnen eine Tasse Tee gemacht und schweigend saßen sie am Tisch. „Rupert, Thovar, Mullard…“ sagte Ciprian. Die Männer hoben kaum die Köpfe. „Ich weiß es ist schwer, aber wir müssen „Ihn“ aufhalten!“ Aufseufzend nickten die drei. „Müller Rupert hat sich ihre Tochter Catherine irgendwie anders verhalten, in den Tagen vor ihrem Verschwinden?“ fragte Calvin ruhig. „Nein, sie war eigentlich glücklich wie immer und freute sich am Leben. Sie war ein aufgewecktes, hübsches Mädchen!“ sagte Rupert mit Tränen in den Augen. „Bäcker Thovar, Totengräber Mullard – ihre Töchter?“ fragte Calvin. „Nein Adriana war wie immer ein Sonnenschein!“ sagte Thovar. „Selina war normal wie immer, wenn auch wenig ängstlich wegen den Morden im Dorf!“ sagte Mullard traurig. „Verstehe…“ seufzte Calvin. „Ach meine kleine Selina…“ weinte Mullard leise und strich über ein kleines Bild in seiner Hand. Calvin sah zufällig hin, da erschrak er und stand blitzschnell auf. Die anderen sahen ihn verblüfft an. „Totengräber Mullard – ist das ihre Selina?“ fragte Calvin aufgebracht. „Ja… Selina…“ sagte Mullard verdattert. „Sie hatte rote Haare.“ Sagte Calvin. „Ja, eine selten Haarfarbe…“ da hielt Mullard inne und starrte die beiden anderen auch an. „Was?“ fragte Calvin. „Selina, Adriana und Catherine waren die einzigen Mädchen mit roten Haaren in unserem Dorf!“ sagte Ciprian, der sofort den Zusammenhang verstanden hatte. „Oh Gott – er will eine Rothaarige Braut…. Venus!“ hämmerte es in Calvins Kopf. Da flog die Tür auf und Venus kam in den Raum. „Venus!“ seufzte Calvin erleichtert auf. „Calvin – er hat es auf einen gewissen Mädchentyp abgesehen!“ sagte Venus kalt. Die Stimmung sank sofort auf eisige Kälte. Alle starrten sie an. „Hier Totengräber – gehörte das ihrer Selina?“ fragte Venus und hielt Mullard das Kettchen entgegen. Er nahm es mit zitternden Händen in Empfang und weinte große, dicke Tränen: „Ja, meine Frau und ich schenkten es ihr zum 19. Geburtstag. Sie war so ein hübsches Mädchen!“ er drückte das kleine Medaillon auf und man konnte das Bild eines hübschen, rothaarigen Mädchens erkennen. „Venus – er jagt rothaarige Mädchen!“ sagte Calvin ernst. „Ja und dreimal darfst du raten warum…“ sagte Venus. Sie zog Calvin mit sich und rief über die Schulter: „Wir reiten zum Schloss nach Bukarest. Sperrt alle Mädchen mit roten Haaren ein und schützt sie.“ Damit knallte die Tür zu und Ciprian sah ihnen nur hoffnungslos nach. Venus und Calvin jagten durch die Wälder. Venus fluchte ungeniert vor sich hin. „Verdammt – ich weiß nicht was für ein krankes Spiel Dracula treibt – aber eines ist sicher. Er sucht eine verdammte, rothaarige Braut. Und ich habe da so eine ungute Ahnung, dass er eigentlich nach mir sucht!“ „Aber das ist unlogisch, Venus – er weiß nichts von dir!“ sagte Calvin. „Bist du dir da so sicher? Wir dachten alle, er hat keine Ahnung – aber vielleicht wusste er bereits die ganze Zeit, dass es mich gibt.“ Sagte Venus. „Möglich, aber es muss nicht sein.“ „Was auch immer der Grund dafür ist, ich muss ihn stoppen – er hat bereits drei Mädchen zu viel getötet. Los beeil dich!“ sagte Venus und trieb ihr Pferd noch schneller an. Calvin beeilte sich. Daniela trat zu Ciprian ins Zimmer und sah wie ihr Bruder am Fenster stand und seine Pfeife rauchen zum Fenster hinausblickte. Erneut hatte es zu schneien begonnen. „Ciprian… ich habe ein schlechtes Gewissen.“ Sagte Daniela. „Daniela…“ sagte Ciprian. „Wie kannst du mit dem Wissen leben, dass wir die Tochter von Anna in den Tod schicken?“ fragte Daniela leise. „Denk doch an die Kinder unseres Dorfes.“ Sagte Ciprian und seufzte auf: „Wir haben keine andere Wahl. Venus für unser Dorf. Ein Opfer gegen das Leben von hunderten. Ich bereue es nicht!“ Kapitel 3: Verirrtes Vögelchen sag mir deinen Namen... ------------------------------------------------------ „Venus warte!“ rief Calvin, doch Venus war mitten auf den Dorfplatz galoppiert und hielt schwungvoll an, so dass sich die Hufe des Hengstes in den staubigen Boden drückten. Sie sprang ab und sah sich um. Der Schnee hatte nicht bis hierher gereicht, dennoch war die Luft eisig und der kleine Teich in der Nähe war völlig zugefroren. „Venus jetzt bleib einmal stehen!“ sagte Calvin ruhig und hielt Venus fest, bevor diese wieder wegrennen konnte. „Verdammt noch mal, wie soll ich bitte schön ruhig bleiben? Der Mistkerl ist hinter mir her!“ fauchte Venus. Da sah sie einen berittenen Boten und rannte auf ihn zu. Sie sprach einige Zeit mit ihm, bis dieser nickte. Gleich darauf jagte er davon und ließ nur eine Staubspur zurück. Calvin ging auf die nun ruhiger wirkende Venus zu und fragte: „Wem gilt deine Botschaft?“ „Carl – er hat damals mit Vater und Mutter gemeinsam gegen Dracula gekämpft. Zu mindeste das erste Mal. Wenn jemand weiß, wo der Zugang zum Schloss dieses Kerls weiß, dann ist es Carl. Außerdem habe ich die heilige Herrin über unseren aktuellen Stand informiert.“ Sagte Venus ruhig. „Gut – dann komm. Wir suchen jetzt in aller Ruhe nach einem Gasthof. Essen etwas und fragen unauffällig nach einer Sommerresidenz.“ Sagte Calvin. „Einverstanden!“ seufzte Venus, die einsah, dass Calvin Recht hatte. Blind in Bukarest umher zu stolpern, war alles anderen als eine verlockende Aussicht. Sie suchten gemeinsam nach einem Gasthof, und ließen sich schließlich am Hauptplatz in dem Stadtgasthaus nieder. Sie setzten sich an einen hinteren Tisch und bestellten Bier und belegte Brote. Der alte Wirt setzte sich schließlich zu ihnen. Venus setzte ihren gesamten Charme ein und fragte so liebenswürdig wie möglich: „Wir sind von außerhalb. Wir wollten nur mal fragen, ob es stimmt, dass dieser bekannte Lord… ach wie heißt der nochmal Schatz?“ Venus schlug feminin die Augen auf und brachte damit nicht nur den Wirt sondern auch Calvin leicht außer Konzept. „Äh… Lord Dracula … ich glaube den meinst du, Schatz…“ sagte Calvin und Venus wandte sich sofort wieder dem Wirt zu, der von ihren schönen großen Augen fasziniert war: „Genau – stimmt es, dass dieser Lord hier ein Schloss hat?“ „Äh… ich kenne zwar keinen Lord Dracula,…“ sagte der Wirt anhimmelnd, „… aber wir haben nur ein wirklich großes Schloss hier in Bukarest. Es liegt ein wenig außerhalb und wird immer wieder zur Walpurgisnacht für ein großes Fest hergerichtet. In wenigen Tagen ist es wieder so weit. Aber es ist immer eine geschlossene Gesellschaft.“ „Mhm…“ sagte Venus nachdenklich und strich liebevoll mit ihrer linken Hand über die behaarte, braune Hand des Wirtes, der dabei noch röter wurde, als er ohnehin schon war. Sie beugte sich noch ein wenig nach vorne und gab dem Wirt somit einen schönen Ausblick auf ihr Dekolleté. „Wie schade… und es gibt wirklich keine Möglichkeit an diesem Fest teilzunehmen?“ fragte sie zart. „Nun… nur wenn ihr eingeladen seid. Aber normalerweise werden immer zwei Karten an zwei Bewohner von Bukarest verschenkt. Wann oder wo weiß man allerdings nie. Irgendwann am Tag vor dem Ballabend hält irgendwo in unserer schönen Stadt eine schwarze Kutsche mit einer roten Rose als Emblem und ein buckliger Kerl steigt aus. Er hat einen Umschlag mit den Karten bei sich und schenkt sie dem erst besten Paar was er sieht. Allerdings sind es immer zwei Mädchen!“ sagte er entschuldigend Richtung Calvin. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Mhm… wo waren die letzten Übergaben der Karten?“ fragte Venus und beugte sich noch weiter vor. Obwohl der Wirt fast bereits schon zu sabbern begann, fing er sich und sagte langsam: „Äh, das letzte Mal war vor über 13 Jahren – seither war das Fest nicht mehr. Der Bucklige übergab die Karten damals an der alten Brücke, nahe dem örtlichen Friedhof.“ „Vielen Dank – sie haben mir sehr geholfen, Herr Wirt. Es müsste viel mehr Menschen wie sie geben!“ sagte Venus und küsste den überwältigten Wirt auf die kahle Glatze. Hierbei fiel er vom Sessel und wankte wie betäubt zurück zur Theke. Ein himmlischer Ausdruck lag in seinen Augen. „Okay – das war gruselig!“ sagte Calvin. „Was? Ob du es glaubst oder nicht, ich kann auch sehr charmant sein!“ sagte Venus entrüstet. „Das meinte ich nicht, sondern dass du gar nicht gemerkt hast, dass du zu „duften“ angefangen hast!“ sagte Calvin. „WAS? Im Ernst!“ Venus roch an ihrer Kutte. „Jup, aber als Werwolf bin ich immun dagegen.“ Sagte Calvin. „Super und wie soll ich damit aufhören? Das war noch nie vorher. Verdammt!“ fluchte Venus. „Hey sei doch froh – ich meine ich bin ohnehin gutaussehend, aber manchmal wäre so ein „Dufteffekt“ von deiner Gattung echt praktisch. Dann wäre ich keine Nacht allein!“ lächelte Calvin grinsend. „Du bist eklig!“ sagte Venus empört und stand auf. „WO willst du hin?“ fragte Calvin, er warf ein paar Goldmünzen auf den Tisch. Venus zog sich die Kapuze über und sagte: „Na zur Brücke – unser einziger Anhaltspunkt. Wir müssen uns aufteilen und versuchen diese Kutsche in den nächsten Tagen zu erwischen, denn wir beide müssen unbedingt ins Schloss zu diesem Ball!“ sagte Venus. Damit verschwand sie aus dem Gasthof und Calvin dachte noch: „Äh – aber die Karten kriegen doch nur Frauen?“ damit rannte er ihr nach. „Also noch mal im Klartext – du willst zu dem Ball?“ fragte Calvin. Es war inzwischen Nacht geworden und keiner wagte sich mehr auf die Straßen. Sie standen bei der alten Steinbrücke, die der Wirt beschrieben hatte. Venus starrte zum Himmel hoch und sagte: „Ja, es ist die einzige Chance!“ „Mhm – na gut, von mir aus. ABER ich verkleide mich 100% nicht als Frau!“ sagte Calvin. „Kein Problem – du verwandelst dich einfach in deine kleine Werwolf – Gestalt. Ich geb dich als mein Schoßhündchen aus!“ lächelte Venus. „Jetzt weiß ich warum du, immer wolltest dass ich diese Verwandlung so gut trainiere!“ brummte Calvin. „Ich sehe mir die Stadt von oben an!“ sagte Venus. „Na gut – aber sieh zu, dass dich keiner sieht.“ Sagte Calvin. „Klar!“ damit rannte Venus auf einige Fässer zu, die vor einem alten Haus aufgebaut waren und sprang von dort auf das Dach und von diesem weiter zu einem anderen. Schon war sie verschwunden. Calvin sah sich unten um. Venus Kutte flatterte im Wind, als sie auf dem Uhrturm der Kirche stand und sie starrte missmutig in die dunkle Nacht, die sich über Bukarest gelegt hatte. Sie hatte das Schloss bereits gesehen. Es lag nur eine halbe Minute außerhalb der Stadtmauern und wirkte völlig verlassen. Sie hatte niemanden gesehen oder gehört. „Mhm… ich muss wohl wirklich diese vier Tage abwarten. Ich hoffe, dass Carl bald Antwort gibt!“ stöhnte Venus müde. Da bewegte sich über ihr ein Schatten und sie drehte sich um. Da war nichts, nur die dunkle Nacht. Venus Herz schlug schnell und sie war sich sicher – irgendetwas war in ihrer Nähe. Da hörte sie hinter sich eine männliche dunkle Stimme, voller süßer Versprechungen: „Na so was, ein kleines Vögelchen hat sich in der Nacht verirrt.“ Venus drehte sich blitzschnell um. Über ihr auf dem Kreuz des Kirchturms saß eine dunkle Gestalt. Sie trug einen langen, eleganten schwarzen Umhang, ein weißes offenstehendes Hemd, darunter sah sie eine trainierte weiße Brust und schwarze Augen mit einem rötlichen Stich sahen ihr direkt in die Augen. Dracula. Calvin rannte durch die dunklen Gassen und beschloss es gut sein zu lassen. Nirgendwo hatte er ein verdächtiges Geräusch vernommen. Als er gerade zu dem Gasthof zurückkehren wollte um in sein reserviertes Zimmer zu gehen, schoss ihm ein Duft in die Nase. Ein Geruch von Tod, Lust und Erregung. „Venus!“ hauchte Calvin und sprang so schnell es ging auf eines der Dächer und suchte verzweifelt die hunderten von Dächern ab. „Na hat das kleine Vögelchen auch einen Namen?“ fragte Dracula sanft. Seine Augen leuchteten unwirklich. Venus musterte ihn, er war groß und schlank, dennoch muskulös und seine Haaren waren eine Mischung aus dunkelbraun und tiefem schwarz. Seine Aufmachung war genauso wenig übertrieben, wie sie es eigentlich erwartete hätte. „Oder muss ich mir einen Namen ausdenken?“ fragte er weiter. Seine Augen suchten Venus und für einen kurzen Moment erschrak sie grausam – es war als würden diese Augen alles über sie wissen. „Mhm…“ er sprang vom Kirchturmkreuz herab und blieb genau vor Venus stehen. Es trennten sich nur wenige Zentimeter und er neigte seine Lippen ganz nah an ihr Ohr heran und flüsterte: „Mhm… wie es aussieht, schreckt der Vatikan nicht einmal vor dem Missbrauch kleiner Mädchen zurück.“ Venus Pistole schoss vor und blieb eiskalt vor seinem Gesicht ruhen. Ein Ausdruck von zufriedener Überraschung glitt über sein Gesicht. „Lord Dracula – ich habe eine Einladung für Sie!“ sagte Venus. Ihre Augen glänzten mordlustig. „Wie interessant – ich bin sogar geneigt, die Einladung anzunehmen, aber nur wenn das liebliche Vögelchen mir ihren Namen verrät!“ lächelte er. Venus verzog keine Miene und war dankbar, dass der Umhang ihr Schutz bot. Dracula blieb abwartend stehen und musterte sie: „Schade ich wüsste gerne wie du aussiehst – aber so wie es aussieht, bist du abgeneigt mir dein Gesicht zu zeigen!“ „Lord Dracula Sie sind angeklagt insgesamt 3492 Frauen und 503 Männern das Leben genommen zu haben, sie gequält, die Frauen missbraucht und beide Geschlechter gebissen und ausgesaugt zu haben. Wie bekennen Sie sich?“ fragte Venus immer noch kalt und kontrolliert. Er lächelte: „Nun… das dürfte in etwa hinkommen. Man verliert über die Zeit das Gefühl für Mengen und Zahlen… aber ich muss sagen, dass seit ich so lebe, kein Geschöpf von euch Frauen mich so erregt hat, wie dein Blut es gerade tut.“ Venus ging einen Schritt zurück. Dracula atmete tief ein und sagte leise: „Ahhh… ich kann es spüren, sein Pulsieren… aber es ist anders, als das Blut der anderen Jungfrauen… du bist…“ er trat näher und seine Augen wurden Rot: „Du bist nicht menschlich, nicht wahr?“ Venus schoss. Das Geschoss ging ins Leere. Dracula war verschwunden. Gemeinsam saßen Calvin und Venus in ihrem Zimmer und Calvin wirkte wütend. „Wie kann er dich so schnell gewittert haben?“ fragte er zornig. „Ich bin mir sicher, dass er wegen dir verschwunden ist – er hat dein Werwolf Blut gerochen!“ sagte Venus. Nur wenige Sekunden nachdem Dracula verschwunden war, war Calvin aufgetaucht und hatte sich vor Venus gestellt. „Kann sein – aber woher wusste er, dass du nicht menschlich bist!“ fragte Calvin. „Mich wundert es nicht, dass er seines gleichen erkennt – immerhin bin ich ein Vampir – so wie er!“ sagte Venus leise. „Du bist kein Stück wie dieses Monster!“ wütete Calvin. „Ich weiß was ich bin, Calvin. Du weißt was du bist.“ Venus sah auf und ihre Augen zeigten einen dunkelroten Glanz: „Und das ist unsere beste Waffe!“ Dracula stand auf dem größten Balkon seiner Sommerresidenz und atmete tief die Kälte ein. Er summte leise vor sich hin und blickte über die Dächer der still daliegenden Stadt Bukarest: „Mhm, ich glaube ich habe eine Braut gefunden…“ Er leckte sich genüsslich über die Lippen und lächelte breit: „Und ich brauche sie nicht einmal mehr zu wandeln – als wären wir für einander bestimmt. Nur – warum kann ich mich nicht daran erinnern, diese Vampirin schon einmal gesehen zu haben? Dennoch dieses Gefühl von bereits einmal gesehen zu haben…“ Er starrte nachdenklich vor sich hin. „… bleibt…“. Kapitel 4: Ballnacht mit Wetteinsatz ------------------------------------ „So viele Zufälle sind unglaubwürdig!“ sagte Venus, während sie gegen die Zimmerdecke starrte und ein düsteres Gesicht zog. „Tja, damit es zumindest geklärt – wir gehen nicht auf diesen Ball!“ sagte Calvin und legte die beiden Eintrittskarten mit der roten Rose auf den Nachttisch. Draußen tobte ein heftiger Schneesturm und nervös flackerte das Licht der drei Kerzen, die brannten und dem Raum ein unwirkliches Flimmern verliehen. „Nein – den Gefallen tu ich ihm keinesfalls – WIR GEHEN AUF JEDEN FALL DORTHIN!“ sagte Venus und setzte sich ruckartig auf. „Venus – manchmal, wirklich nur manchmal zweifle ich an deinem gesunden Menschenverstand – ich meine, er hat uns die Karten liefern lassen!“ sagte Calvin unruhig. Tatsache war, dass vor zwei Tagen am Morgen nach ihrem ersten Treffen mit Dracula, die berühmte Kutsche mit der roten Rose vorgefahren war, und dem überraschten Wirt die Karten durch einen buckligen, alten Kerl überreicht wurden. Mit den Worten, sie den beiden Fremden zu übergeben, die seit gestern ein Zimmer bei ihm bezogen hatten, war der Bucklige wieder verschwunden. „Warum hat er uns eingeladen?“ fragte Venus laut. „Warum? Der Grund ist doch klar – er will uns dort haben. Um dich näher kennen zu lernen und wenn nötig auch mit Gewalt zu seiner Braut zu machen!“ sagte Calvin wütend. „Möglich aber nicht unbedingt der Fall. Vielleicht will er nur Fakten einholen – Informationen sammeln. Ich werde auf jeden Fall morgen auf diesen Ball gehen!“ sagte Venus und zog das zusammengeschnürte Paket heran. Der Bucklige hatte auch zwei Pakete mitgeliefert. In einem war ein perfekter, schwarzer Anzug mit einem samtenen Überwurf – genau in Calvins Größe. In dem zweiten war ein smaragdgrünes Abendkleid, das edel und teuer aussah. „Sei ehrlich du willst das Kleid unbedingt anziehen, stimmt‘s?“ fragte Calvin wissend. „Sei nicht so zynisch – ich meine, wenn ich schon mal so ein schönes Kleid bekomme, dann will ich es wenigstens einmal anziehen und außerdem, wenn ich es nicht anziehe, könnte ich ihn so verstimmen und morgen soll er in bester Laune sein. Er soll unaufmerksam sein – ich werde ihn einwickeln und töten!“ sagte Venus bestimmend. „Na klar – und ich werde der nächste Papst!“ sagte Calvin. Ein Kissen donnerte gegen seinen Kopf. „Autsch.“ Kam es protestierend zurück. „Warum traust du mir so wenig zu?“ fragte Venus. „Weil du zu Übertreibungen neigst und ich der kalte Analytiker bin. Ergo ist das meine Primäraufgabe als dein Partner!“ sagte Calvin. „Aha – sehr witzig!“ sagte Venus mit einem trockenen Lachen. „Wirklich unglaublich witzig!“ „Also ich bin immer noch dagegen und nichts wird meine Meinung ändern!“ sagte Calvin und verschränkte bestimmt die Arme. „Ich werde morgen nicht auf diesen Ball gehen!“ Am nächsten Abend „Wie hast du es noch mal geschafft, mich zu überreden?“ fragte Calvin verzweifelt, als sie sich zu zweit in die Schlange vor dem Schloss einreihten. „Sei nicht so ein ewiger Pessimist und Schwarzseher – genieß den Abend. So wie ich das sehe, haben es da schon einige der Damen auf dich abgesehen!“ lächelte Venus unter dem schwarzen Cape, das sie aus Schutz vor den dicken Schneeflocken trug. „Pah – ja auf mein Blut haben es die abgesehen. Du kannst genauso ihren Vampirduft wahrnehmen wie ich. Die sind allesamt Vampire und die wissen, dass ich ihr natürlicher Feind bin!“ sagte Calvin. „Nein – sie ahnen höchstens etwas – aber sie wissen es nicht!“ sagte Venus bestimmend. „Haha – au contraire meine Liebe – sie wissen es sehr wohl!“ sagte Calvin düster. „Schwarzseher!“ „Realist!“ „Halt lieber deine Klappe und rück die Karten raus!“ sagte Venus, als sie bei der Tür ankamen. Calvin reichte mit düsterer Miene einem der vier Portiers die Karten und er nickte karg und winkte sie weiter. Im Innenbereich war allein die Vorhalle gewaltig. Sie war aus reinstem Bernstein und der Boden war voller roter, samtener Teppiche. Zahlreiche Kerzen spiegelten sich in den Wänden und verliehen dem Ort etwas Magisches, etwas Unwirkliches. „Fantastisch!“ sagte Venus. „Ja – einzigartig!“ sagte Calvin beeindruckt. „Also eines hat der Typ – Geschmack!“ sagte Venus. „Dein Wort in seinen Ohren!“ sagte Calvin. „Mylady darf ich Ihnen das Cape abnehmen?“ fragte ein Portier. Venus winkte ab: „Nein, vielen Dank – mir ist noch sehr kalt. Ich behalte es noch!“ Der Portier verneigte sich und winkte sie weiter. Sie gingen einen langen Korridor entlang und alles war voller Kerzen erhellt und ein mattes Licht ließ Venus in Calvins Augen noch schöner erscheinen als sie es wirklich war. „Venus was genau ist eigentlich dein Plan?“ fragte er später, als sie sich erneut in einer Zweierreihe anstellten. „Keine Ahnung – du weißt ich habe selten einen Plan!“ sagte Venus, die Achseln zuckend. „Nicht hilfreich – wirklich nicht hilfreich!“ sagte Calvin brummig. Da öffneten sich die gewaltigen drei Portale, vor denen sie warteten und beiden entkam ein: „WOW!“ Vor ihnen erhob sich ein gewaltiger Saal, mit vier riesigen Kerzenleuchtern an den mit Fresken verzierten Decken. Der Boden war aus schönsten hellen Fliesen, die aussahen als wären sie reiner Kristall. Die zahlreichen Kerzen spiegelten sich darin. Ein beeindruckendes Orchester wartet auf der linken Seite auf und am anderen Ende erhob sich ein großer, goldener Thron, mit roten Sitzpolstern. Sie gingen in den Saal. Alles war exquisit und edel. Kaum als sie alle im Saal angekommen waren, schlossen sich die Türen von selbst und die Lichter flackerten und gingen aus. „Was?“ fragte Venus und sofort waren sie und Calvin höchst konzentriert und in Alarmbereitschaft. Da zuckten einzelne, größere Kerzen in die Höhe und ihr Licht erfüllte den Thron, der bis eben noch leer gewesen war. Nun ruhte eine große, schlanke Gestalt in einem edlen Gewand darauf. Der Mann hatte schwarze, schimmernde Haar, dunkle Augen, schwarze, dichte Wimpern und einen sinnlichen Mund. Sein Körper war in ein schwarzes Hemd gehüllt, in schwarze Hosen, und ein mit Hermelinpelz besetztes Cape lag über seine rechte Schulter. Er trug einen weinroten Gürtel und alles in einem sah er so vollendet aus, wie ein Gemälde. Er sah auf. Applaus setzte ein. Gewaltig und imposant. „Bitte, bitte – meine Freunde!“ Er brauchte nicht laut zu sprechen, sobald er aufstand waren alle vollkommen ruhig. Venus blickte ihn fest an, Calvin wurde spürbar unruhig – wie ein Wolf auf der Jagd. „Ich begrüße euch zu meinem geliebten Fest hier in Bukarest. Willkommen in meinem Sommerpalast.“ Erneuter Applaus. „Ich bedaure sehr, dass wir viele Jahre – 13 lange Jahre – unser Fest nicht feiern konnten, aber nun …“ er lächelte mysteriös, „… können wir wieder fröhlich sein!“ Applaus. „Und nun – viel Vergnügen!“ rief er und klatschte federleicht in die Hände. Sofort setzte die Musik ein und Venus zischte Calvin zu: „Ausschwärmen – sieh dich um.“ Damit verschwand sie bereits im Getümmel und Calvin blickte wieder einmal leicht irritiert um, vor allem, da sich im selben Moment sieben Frauen um ihn scharten. „Na toll – Hilfe! VENUS!“ schrie er innerlich. Venus hingegen wanderte unbemerkt, das schwarze Cape verhüllte sie noch immer gänzlich, durch die unzähligen Gäste. Sie wanderte durch den ganzen Saal und als sie bei den Portalen ankam, sah sie wie sie von den Portiers bewacht wurden. „Mhm… kein Ausgang…“ sie wandte sich um und schlich nun in die Nähe des Orchester. Da sah sie die langen spitzen Zähne der Sängerin und der Musikanten. „Super – alles Vampire. Egal wo ich hinblicke!“ brummte sie leise. „Und was ist daran so furchtbar?“ fragte eine leise Stimme. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass Dracula hinter ihr stand. Sie blieb ruhig und sagte: „Weil ich sie nicht ausstehen kann.“ „Mhm… bezieht sich das jetzt auf alle Vampire oder auf mich?“ fragte er sanft. Venus drehte sich elegant um: „Sowohl als auch…“ Er sah sie lange an und ein Lächeln trat in sein Gesicht: „Wie schade, erneut verdeckt ein Cape eure strahlende Schönheit, Tochter der Nacht.“ „Ich bin nicht wie Ihr!“ sagte Venus. Er neigte den Kopf: „Zweifelsfrei – das seid ihr nicht. Dennoch belastet mich eine Frage…“ „Die wäre?“ fragte Venus höflich. „Wieso hasst Ihr euch selbst so sehr?“ flüsterte er leise. Venus erstarrte, er griff so blitzartig nach vorne und zog ihr das Cape vom Körper, dass sie es nicht verhindern konnte. Doch er erstarrte, als er in ihre blau-grünen Augen starrte. Venus trug ein smaragdgrünes Kleid, dessen Bustier voller schwarzer Spitze war. Die Spitze fiel auch auf ihre schlanken Schultern und Oberarme. Ihr schlanker, perfekt trainierter Körper sah noch zerbrechlicher aus, wo das grüne Band den schwarzen Teil des Oberkörpers festband. Dann ging das schwarz in smaragdgrün über und die schwarze Spitze lief über den Rock aus. Am unteren Ende waren noch dunkelgrüne Stoffe drapiert und sie sah unglaublich schön und reizvoll aus. Venus kupferrotes Haar war aufgesteckt und mit grünen und weißen Perlen verziert. Um ihren Hals trug sie eine schlichte Kette mit einem kleinen Anhänger. Ihre Arme waren mit schwarzen Handschuhen versehen, die ihr bis zum Ellbogen reichten. „Ihr seid wunderschön…“ sagte Dracula und seine Augen sprachen die Wahrheit. Venus blieb kühl und sagte: „Es ist nicht sehr höflich, einer Dame das Cape herab zu reißen.“ „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber ich wollte Euch kein zweites Mal gehen lassen, ohne Euch im Ganzen betrachten zu können.“ Er verneigte sich und nahm Venus Hand in seine und küsste sie zart. Er blinzelte ihr verschwörerisch zu: „Wäre es vermessen Euch um einen Tanz zu bitten!“ „Vollkommen vermessen!“ sagte Venus. Doch er zog sie einfach an sich und schon wirbelten sie gemeinsam über die Tanzfläche. Obwohl Venus noch niemals in ihrem Leben getanzt hatte, fielen ihr die Schritte nicht schwer. Eng an ihn gedrückt, tanzten sie einen grazilen Walzer und viele Paare sahen sie entzückt und schwärmerisch an. „Dürfte ich Euren Namen erfahren?“ fragte er leise, während sie über das Parkett schwebten. „Wenn Ihr mir den Eurigen verratet!“ sagte Venus kühl. „Ich denke, den wisst Ihr schon.“ Sagte er und drehte sie in einer perfekten Drehung einmal herum und fing sie sanft auf. Als sie gegen seine Brust fiel, spürte sie wie stark er war – das ist nicht gut, dachte sie noch. Doch da atmete sie bereits tief den Duft ein. „Oh nein!“ schoss es ihr durch den Kopf. „Woher sollte ich ihn kennen?“ brachte sie noch heraus. Erneute Drehung. „Weil Ihr ihn bereits genannt habt. Gestern Nacht!“ Lächelte er. „Ich glaube, Ihr verwechselt mich mit einer Eurer anderen Eroberungen!“ sagte Venus und bemühte sich klar im Kopf zu bleiben. „Nein, Euren Duft würde ich immer wieder erkennen.“ Dieses Mal zog er sie noch näher an sich und berührte ihre Wange mit seinen Lippen: „Mhm – dieser Geruch nach Wildheit und Zorn – er passt gut zu Euch!“ „Wie wollt Ihr wissen, was zu mir passt und was nicht!“ sagte Venus gelangweilt. Er blickte ihr fest in die Augen und Venus erschrak erneut über dieses wissende Funkeln darin: „Weil ich mir sicher bin, Euch zu kennen.“ Venus erstarrte, als die Kraft seines Duftes völlig von ihr Besitz ergriff. Sie war wie gelähmt und konnte ihn nicht aufhalten. Seine Lippen kamen den ihrigen immer näher, doch sie konnte noch sagen: „Feigling.“ Er zögerte: „Feigling?“ „Ja, mit Eurem Duft mögt Ihr in der Lage sein, mich zu hypnotisieren. Aber ich wette mit Euch, ohne Eure Waffen würdet Ihr es niemals schaffen mein Herz zu gewinnen!“ sagte Venus heißer. Er lehnte sich zurück und tanzte mit ihr weiter. Die Gliedmaßen gehorchten ihr immer noch nicht und so tanzte sie wie seine Marionette. „Mhm – ich habe noch niemals eine Frau getroffen, die sich so gegen meine Avancen gewährt hat.“ Dachte er und sagte: „Wollt Ihr etwa eine Wette eingehen – Mylady?“ „Das habe ich nicht gesagt!“ erwiderte Venus. „Ich allerdings – und ich wäre sehr gerne bereit, diese Wette einzugehen.“ Sagte er. Sie tanzten noch immer. „Und wie soll diese Wette aussehen?“ fragte Venus. „Ich wette mit Euch, dass es mir gelingt Euer Herz zu gewinnen, in den nächsten drei Monaten.“ Sagte er, drehte sie weg und zog sie noch enger an sich. „Pah – vergeudete Liebesmühe!“ sagte Venus kalt. „Dann habt Ihr vor dieser Wette nichts zu befürchten. Für die nächsten 3 Monate würdet Ihr in meinem Schloss residieren. Ich werde keiner meiner Kräfte einsetzen, was Ihr ohnehin merken würdet.“ Sagte er ruhig. Seine Lippen streiften ihre Schläfe. „Interessant – um was wollt Ihr wetten?“ fragte Venus. „Wenn ich es schaffe, Euer Herz zu gewinnen, dann werdet Ihr meine neue Braut.“ Sagte er geradeheraus. Venus schluckte innerlich fest, doch sie blieb konzentriert und kühl: „Und was passiert wenn ich gewinne?“ „Dann dürft Ihr Euch alles von mir wünschen, und ich werde es wahr machen!“ sagte er leise. „Und woher nehmt Ihr die Autorität, alles was ich mir wünsche auch eintreten zu lassen?“ fragte Venus. „Ich bin allmächtig. Niemand kann sich gegen mich wehren!“ sagte er lächelnd. Venus erblickte Calvin in der Menge. Er sah ihr bestürzt zu, doch dann fielen ihr wieder die Worte der Päpstin ein: „Nur du kannst ihn besiegen und deinen Vater rächen!“ „Einverstanden!“ sagte Venus und in diesem Moment endete die Musik und sie verneigten sich voreinander. „Hervorragend…“ lächelte er und küsste ihr die Hand. „Mein Diener wird Sie morgen von dem Gasthaus abholen lassen und in mein Schloss bringen. Ich wünsche noch eine wunderschöne Ballnacht, Mylady!“ damit drehte er sich um und verschwand in der Menge. Venus blickte ihm nach. „Hey!“ Calvin zog sie von der Tanzfläche. Er sah sie an: „Was ist gerade abgegangen?“ „Ich habe ihn nun genau da, wo ich ihn haben will!“ lächelte Venus siegessicher. „Venus?“ fragte Calvin unwohl. „Morgen werde ich für 3 Monate in sein Schloss ziehen – dieser Narr hat doch tatsächlich eine Wette mit mir gewagt. Du wirst sehen Calvin – ich werde es schaffen.“ Venus blickte ihren erschrockenen Freund grimmig an: „Ich werde dieses überhebliche Arschloch töten und meine Eltern rächen!“ Kapitel 5: Wettbeginn und Ankunft --------------------------------- Wenn man in seinem Leben Fehler gemacht hat, und die Chance bekommt, sie alle wieder zu bereinigen… Klack, Klick, Klack… Wer würde dann nicht versuchen, diese Chance zu nützen? Venus saß gemütlich gegen die Polsterung der Kutsche gelehnt und im Geiste pfiff sie einen passenden Rhythmus zu den Hufgeklapper der Pferde, die die Kutsche zogen. Der Bucklige, der vor drei Tagen die Einladungen abgegeben hatte, saß ihr gegenüber und seine gierigen kleinen Augen, glitten über Venus Körper. Sie ignorierte es einfach. Da schnalzte der Kutscher mit der Zunge und rief: „Hopp!“ und die Pferde verfielen, nun da sie außerhalb der Stadtgrenzen von Bukarest waren, in einen schnellen Galopp. „Es gibt keine schnelleren Pferde als die aus Transsylvanien.“ Hörte sie die Stimme ihres Vaters liebevoll in ihrem Ohr. Diesen Satz hatte Anna, ihre Mutter vor langer Zeit gesprochen und ihr Vater hatte ihr immer wieder die Geschichte erzählt, wie sie mit dem Frankensteinmonster und Carl auf dem Weg waren, um das Monster vor Dracula in Sicherheit zu bringen. Sie kannte die alten Geschichten auswendig und immer wieder wurde ihr schmerzhaft klar, dass sie weg waren. Mutter und Vater. Ihre Mutter hatte sie nie kennen gelernt und nun vermisste sie Anna stärker, als jemals zuvor. Hier in ihrem Geburtsland war ihr Geist so präsent und stetig um sie, dass sie sich schwach und hilflos fühlte. Wie hatte sich da erst ihr Vater gefühlt, als er das letzte Mal hierher zurückgekehrt war. Sie erinnerte sich noch an diese Nacht. Es war nun schon 13 Jahre her. 13 lange Jahre… Vor 13 Jahren – Spiegelwelt des Vatikans, Wohnung von Abt Camillus „Venus bitte Kind, komm vom Fensterbrett runter – du fällst noch und brichst dir den Hals!“ sagte Vater Camillus streng. Venus grinste nur frech und lehnte sich noch weiter über die Brüstung, und dennoch saß sie immer noch sicher auf dem Brett. Sie starrte in die kalte Nacht hinaus. Der Schnee fiel in dichten Flocken und sie sagte: „Du wirst sehen, ich hab Recht!“ Camillus lächelte traurig: „Sei realistisch Kind!“ „Nein ich habe Recht – du wirst sehen. Heute ist mein 13. Geburtstag – Papa wird kommen!“ Venus atmete kräftig ein und aus und sah zu wie ihr Atem gefror und in Wölkchen davonsegelte. Camillus schüttelte nur traurig den Kopf. Es waren bereits 9 Monate ins Land gezogen, seit Van Helsing, Venus Vater erneut in das Land Transsylvanien aufgebrochen war. Es hatten sich neue Ergebnisse hinsichtlich von Draculas Kräften ergeben. Van Helsing war mit dem widerspenstigen Carl im Gepäck nach Transsylvanien geritten und hatte sich das letzte Mal vor zwei Wochen gemeldet. Venus liebte ihren Vater abgöttisch und betete jeden Tag um seine Rückkehr oder um die Botschaft von Draculas Tod. Heute war ihr 13. Geburtstag. Eine Abmachung unter Van Helsing und Venus war, dass er immer an ihrem Geburtstag zurück sein würde. Egal wo er vorher war. Das hatte er ihr geschworen und bis jetzt immer eingehalten. Doch Camillus befürchtete, dass er es dieses Mal nicht schaffen würde. Venus saß bereits seit 5 Stunden durchgehend auf dem Fensterbrett und starrte angestrengt auf den zugeschneiten, stillen Petersplatz hinaus. Obwohl Camillus Teil der Spiegelwelt des Vatikans war, hatte er eine Wohnung im Petersdom. Der „weiße“ Papst und seine Schwester, der „schwarze“ Papst, arbeiteten Hand in Hand auch wenn niemand der Menschen das wusste. Die Spiegelwelt des Vatikans hatte die Aufgabe zur Sorge zu tragen, dass die grausamsten Gestalten der Welt zur Rechenschaft – zur Exkommunizierung – gezwungen wurden. Van Helsing war seit er auf den Stufen des Petersdoms mehr tot als lebendig gefunden wurde, Teil dieser Spiegelwelt und hatte für den Vatikan als Kopfgeldjäger gearbeitet. Seine Trefferquote war ansehnlich und das hatte ihn auch überall auf der Welt zu der meist verhasstesten Person gemacht. Doch als er auf Prinzessin Anna Valerious traf, die Prinzessin von Transsylvanien und sie sich verliebten, war das alles vergessen. Van Helsing und Anna heirateten von einem blinden Kirchenmann getraut und Anna brachte nur kurz darauf 9 Monate später eine kleine Tochter auf die Welt – Venus. Doch Anna starb an ihrem hohen Blutverlust. Das Kind liebend und Anna schmerzlich vermissend, kam Van Helsing traurig und zugleich überglücklich nach Rom zurück – in die Vatikanstadt. In die Spiegelwelt des Vatikans. Gemeinsam mit seinen besten Freunden dem Ordensbruder Carl und Vater Camillus zogen sie Venus groß und das kleine Mädchen wurde frech und herzhaft. Doch sie war auch wie ihre Mutter – so schön und rein, wie es Anna gewesen war. Venus vermisste ihre Mutter schmerzlich und das obwohl sie einander nicht kennenlernen durften. Doch Van Helsing erzählte Venus immer viel von ihrer Mutter – dann kam es ihr so vor, als ob sie das alles selbst miterlebt hätte. „Ach, arme kleine Venus…“ seufzte Camillus auf. „CAMILLUS!“ rief Venus plötzlich. „WAS?“ besorgt stürzte der Mann herbei und seine Augen weiteten sich vor Schreck. „Siehst du ich hatte Recht – Papa ist wieder da!“ rief Venus freudig, als sie die Gestalt von Ordensbruder Carl sahen und eine Kutsche mit schwarzen Pferden auf dem Petersplatz hielten. Venus sprang eilig zur Tür hinaus, ehe Camillus sie zurückhalten konnte. „VENUS BLEIB DA!“ brüllte er panisch. Er hatte die schwarze Kutsche sofort erkannt. Sie bedeutete nur eines…. Der Seelenwagen. Der Todeswagen. Etwas Schreckliches war Van Helsing zugestoßen. Venus rannte mit freudigen Augen und roten Wangen die zahlreichen Stufen hinunter, rannte beinahe zwei Mönche über den Haufen. Doch sie hielt schlitternd in der großen Eingangshalle. Im selben Moment öffnete ein müder und abgekämpfter Carl die Tore. Venus stürzte in seine Arme und rief: „OH Onkel Carl – ihr habt es geschafft. Ihr seid zurückgekommen. Ich wusste es.“ Da sah sie wie der Wagen hielt und Schnee stob zur Tür herein. „PAPA!“ rief sie freudig, doch da fiel Carl auf seine Knie und zog das kleine 12jährige Mädchen heran und hielt sie fest. „Onkel Carl?“ fragte Venus verdattert. Doch er hielt sie fest und zitterte seltsam. Da merkte Venus, dass er weinte. „Onkel warum weinst du?“ fragte sie unwohl. Sie versuchte sich von ihm loszureißen und zu dem Wagen zu rennen. „Venus… Kleines… Dein Papa…“ sagte Carl leise. „Ja wo ist er denn? Der Geburtstagkuchen wartet auf uns!“ rief Venus ungeduldig. „… Venus, Kleines… Dein Papa ist… er kann heute nicht mit dir Kuchen essen!“ sagte Carl und stand langsam auf. Venus erkannte, dass ihm stumm tausende Tränen über die Wange flossen. „Onkel Carl was ist denn los? Wo ist Papa?“ fragte Venus. Da sah sie wie vier Männer die Türen der großen Kutsche öffneten und sie stürmte an Carl vorbei und rief lachend: „PAPA!“ Die Männer hielten inne und sahen das Mädchen traurig an. Doch Venus hüpfte freudig näher, da sah sie wie ein großer schwarzer Sarg aus der Kutsche gezogen wurde. „Papa…“ flüsterte sie geschockt. Auf dem Sargdeckel lagen die Pistolen ihres Vaters. Rose und Thorn. Schimmernd in den Lampen des Petersplatzes erkannte sie ihre Namen und sie wusste, es war geschehen. Nun war sie allein. Ganz allein. „Papa…“ flüsterte sie noch leise und fiel wie eine Marionette der man die Schnüre abgeschnitten hatte, in den weichen kalten Schnee. Wie Camillus, Carl und auch die Männer: „Venus!“ schrien, hörte sie heute noch manchmal in ihren Träumen. ___________________________________________________________ „Mylady wir sind da!“ hörte sie wie eine Stimme sie aus ihren Erinnerungen holte. Venus hob augenblicklich den Kopf. Der Bucklige war ausgestiegen und hielt ihr die Tür auf. Sie kletterte aus der Kutsche und sah unter ihrem Umhang nach oben. Das Schloss war gewaltig. „Hübsch – etwas vereist, aber hübsch!“ grinste sie. Tatsache war, dass das Schloss von außen wie aus Eis gefertigt sah. Es glänzte und glitzerte im Licht der Sonne, die sich hartnäckig versuchte durch die Schneewolken nach vorne zu kämpfen. „Wenn Mylady bitte eintreten!“ sagte der Bucklige kriecherisch. „Keinen Stress mein Freund – ist ja nicht so, als wäre die Zeit gegen uns!“ sagte Venus leise. Damit ging sie die paar Stufen nach oben und blieb vor der vereisten Tür stehen. Sie sah sich um und erkannte, dass das gewaltige Portal erstens über 5m hoch war und direkt – so schien es in eine Felswand geritzt war. Das Schloss selbst schien in einen gewaltigen Felsen gebaut worden zu sein. „Schick – stilvoll und mal etwas Anderes!“ dachte sie sich. Da hob sie Hand und drückte vorsichtig gegen das Portal. Im selben Moment als ihre Finger das kalte Eis berührten öffneten sich die Türen lautlos und schwangen nach innen auf. Im Inneren sah sie eine gewaltige, mit vielen Fackeln erhellte Eingangshalle. Sie sah anders aus, als ihr Vater es ihr geschildert hatte. Sie war nicht finster und düster – im Gegenteil, sie sah hell und warm aus. Robust und antik, aber zweifelsfrei charmant. Sie trat ein und der Bucklige zerrte ihren relativ leichten Koffer hinter ihr her. „Ich bringe das Gepäck der Mylady in ihr Zimmer. Der Graf wird sie gleich empfangen!“ sagte der Bucklige kriecherisch und verschwand. „Irgendwie passt das alles nicht so ganz in mein Konzept!“ dachte Venus düster. Sie vermisste das Düstere, die Kälte – sie brauchte irgendetwas um den Grafen mehr hassen zu können – leider war das bislang nicht so einfach gewesen. Sie musste sich stets vor Augen halten, dass er der Mörder ihrer Eltern war. Sofort brodelte der Hass in ihrem Blut auf und sie fühlte die bekannte Kälte in sich aufsteigen. „Ja – besser!“ dachte sie noch, da hörte sie eine freundliche Stimme. „Ich hoffe Mylady hatten eine gute Anreise!“ sagte der Graf und Venus drehte sich um. Sie sah wie er ruhig auf der großen, geschwungenen Treppe stand, die direkt geradeaus in die höheren Stockwerke führen musste. „Es war recht annehmbar!“ sagte Venus kühl. „Schon wieder ein Cape verdeckt Ihr Antlitz!“ lächelte der Graf und seine Augen strahlten charmant. „In der Kutsche war es recht kalt – ihr werdet es mir hoffentlich verzeihen, dass ich mich wärmen musste!“ sagte Venus kühl. „Verzeiht wie unachtsam von mir – kommt. Folgt mir in den großen Kaminsaal, dort könnt ihr euch aufwärmen.“ Sagte der Graf. „Einverstanden!“ nickte Venus ruhig. Sie folgte ihm. Das Kaminzimmer war zweifelsfrei elegant, wunderschön und bequem. Außerdem war es tatsächlich schön warm. Das Feuer brannte knisternd und der Graf deutete mit dem Arm nach Venus: „Bitte – tretet ein.“ Venus trat ein und die Wärme erfüllte ihren Körper und tat ihr gut. „Setzt euch nur!“ lächelte Dracula. Sie setzte sich und schlug kokett die Beine übereinander. Sie trug wie sonst ihre geliebte Uniform. Enge lederne Hosen, schwarz und anschmiegsam. Darüber Gürtel übereinander verknotet und außerdem steckten Rose und Thorn darin. Sie hatte auf die Dolche und das Weihwasser verzichtet. Ihr Oberkörper war in roten Stoff gehüllt und der Umhang verbarg wie üblich ihr Gesicht. „Legt doch den Umhang ab – ich kenne inzwischen Euer Gesicht. Verbergt es nicht!“ sagte Dracula ruhig und hielt ihr ein Glas Rotwein entgegen. Venus nahm das Glas, legte den Umhang jedoch nicht ab. „Wie ich sehe, seid ihr nicht gerade … umgänglich!“ sagte Dracula mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Das höre ich öfter…“ sagte Venus und nahm einen Schluck, nachdem sie dem Grafen zugeprostet hatte. Der Wein war gut und sie schmeckte keinerlei Gifte heraus – gut er spielt momentan mit ehrlichen Karten… dachte sie sich. Dracula neigte den Kopf und nahm einen Schluck vom Wein. Sie beobachtete ihn. Zweifelsfrei sah er sehr gut aus. Seine Haare waren perfekt geschnitten, sie waren fast schwarz, dennoch noch leicht bräunlich. Seine Augen waren dunkel als sie das letzte Mal hingesehen hatte, nun waren sie blau. Strahlend schön und sie gefielen ihr. Sein Körper war entspannt, schlank und er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd, das vorne offen stand und darüber ein schwarzes Sakko. Er wirkte wie aus einem alten Gemälde gesprungen. Seine Hände waren langgliedrig und gepflegt, seine Beine waren lang, trainiert und endeten in schwarzen, ledernen Stiefeln. Er lächelte: „Gefalle ich Ihnen, Mademoiselle?“ „Gefallen ist ein Wort, das man sehr großzügig auslegen kann!“ sagte Venus langsam. Er hob anerkennend eine Augenbraue: „Touché meine Liebe, touché.“ „Kann ich euch etwas fragen?“ sagte Venus. Er nickte: „Ich muss es ja nicht beantworten, wenn ich es nicht will!“ „Touché!“ gab Venus zurück. Er lachte leise: „Eure Frage?“ „Warum ich? Wieso habt ihr diese Wette gewollt?“ fragte Venus. „Weil ich nach einer Braut suche. Und ihr erfüllt alle Bedingungen die ich an meine zukünftige Gemahlin stelle.“ Sagte Dracula höflich, als würden sie über das Wetter sprechen. „Kann ich fragen, was das für Bedingungen sind?“ fragte Venus interessiert. Jetzt lehnte sich Dracula nach vorne und betrachtete den Rotwein in seinem Glas. Ließ ihn hin und her schwenken und bewegte das Glas sanft in einem Kreis. Dann sah er auf und sagte leise: „ Wie ihr sicherlich gehört habt, hatte ich einmal ernste Probleme mit einem Jäger namens Van Helsing!“ Obwohl es in Venus schrie und tobte, blieb sie ruhig und sagte: „Gerüchteweise…“ „Nun, meine drei Bräute, die ich mir einst erwählt hatte, …“ sein Gesicht wurde dunkel: „Fielen Van Helsing zu Opfer… wenn ihr es so nennen wollt. Ich brauche allerdings eine Braut. Wer möchte die Ewigkeit unserer Gattung alleine verbringen!“ er bedachte sie mit einem sanften Blick. „So… einfach…“ sagte Venus ruhig. „Darf ich nun euch eine Frage stellen?“ fragte Dracula leise. „Ich muss sie ja nicht beantworten!“ nickte Venus und er lachte erneut auf. Da stand er plötzlich auf und stellte das Glas Rotwein ab und ging zu Venus. Sie rührte sich nicht und machte auch keine Bewegung als er sich auf den Tisch setzte, der genau vor ihr stand. Er sah sie lange an und Venus gab keinen Muckser von sich. „Wer hat euch gebissen?“ fragte er leise. Venus blieb stumm. In ihrem Kopf hämmerten die Gedanken laut: „Scheiße – was jetzt! Er kennt jeden Vampir auf dieser Welt – ich darf keinen Fehler machen!“ „Ich…“ sie verstummte. „Ich kann es leider nicht gewesen sein. Denn seht ihr…“ Dracula setzte sich neben sie und legte seinen Arm hinter ihren Kopf auf die Bank. Er stützte seinen auf seinem Arm ab und sah sie interessiert an, wie einen wertvollen Kunstgegenstand: „… ich vergesse niemals die Menschen, die ich wandelte. Ich kenne sie alle – ich habe in meinem Leben viele gebissen. Doch an eurem Geruch erkenne ich, dass ihr so alt seid, wie ihr ausseht – etwa 25 bis 29 Jahre. Natürlich verschleiert unsereins unser wahres Alter. Und … ihr habt noch niemals einen anderen Menschen gebissen – ihr zieht das Blut von Tieren vor. Ihr mögt unsere Welt nicht und …“ er sah sie lange an. Venus wandte ihren Kopf zu ihm. „… ich würde gerne den Grund dafür wissen.“ Sagte Dracula leise. Seine Hand, die hinter ihrem Kopf ruhte, griff nach vorne und zog ihren Umhang von ihrem Haupt. Venus Augen sahen ihn undurchdringlich an. „Unfassbar schön …“ sagte er leise. Venus zog unbekümmert eine Augenbraue nach oben. „… wisst ihr … langsam glaube ich, dass ich in Wahrheit nach euch suchte. Denn ich hatte einst einen Traum… vor einigen Monaten.“ Sagte er leise. „Der handelte von?“ fragte Venus ruhig. „… von einer rothaarigen, wunderschönen Frau. Sie sah aus wie ihr – die gleichen grünen Augen, die sanften Formen und das gleiche Gemüt. Außerdem…“ er kam ihr gefährlich nahe. Venus sah ihm unerschrocken ins Gesicht. „…. Hat sie in meinem Traum wundervoll geschmeckt…“ sagte Dracula neigte sich nach vorne und küsste Venus. „SCHEISSE!“ tobte es in ihrem Kopf. Er hielt sie nicht fest, er hatte auch seinen Duft nicht benutzt und dennoch ließ sie es zu, dass er sie küsste. Mädchen, das ist der Mörder deiner Eltern, hämmerte es in ihrem Kopf. Sie versuchte sich von ihm zu entfernen, doch sie spürte wie gut der Kuss tat. Es war so zart und zugleich weich und fest, dass sie sich noch nicht wehren wollte. Wie lange hatte sie auf solche Art der Körpernähe gewartet – sie hatte noch niemals ihr Herz einem Mann nicht geschenkt – aber das hier war grundlegend falsch. FALSCH! „FALSCH!“ hämmerte es ihrem Kopf. Abrupt wandte sie den Kopf ab und entzog sich dem Kuss. „Ich denke es wäre besser, wenn ich euch auf euer Zimmer bringe!“ sagte der Graf nach einigen Minuten, als wäre nichts passiert. Venus nickte. Sie folgte ihm über einige Treppen nach oben und schließlich hielten sie im sogenannten Ostflügel. Er öffnete eine Tür und Venus trat ein. Ein Prunkzimmer, mit einem offenen Balkon, wo das Sonnenlicht hereinflutete, erwartete sie. Ein Himmelbett mit samtenen Decken lächelte ihr entgegen und insgesamt war es wie auch der Rest des Schlosses geschmackvoll und edel eingerichtet. „Ich würde mich freuen, wenn wir heute gemeinsam um 8 dinieren würden…“ sagte er leise. „Einverstanden.“ Nickte Venus. „Mein Diener wird sie abholen – wünsche einen geruhsamen späten Nachmittag!“ lächelte er und verschwand. Die Tür schloss sich. Venus seufzte und fuhr sich wütend durch die roten, langen Haare. Damit hatte sie nicht gerechnet – wieso hatte er so eine Wirkung auf sie? Dabei hat er nicht mal geduftet, brummte sie innerlich. „Ich brauch ein Bad!“ seufzte sie und ging in das gleich anschließende Waschzimmer. Darin befand sich eine große, vergoldete Wanne und wenig später lag sie in einem sprudelnden Bad. Der Badeschwamm war weich und tat ihrer geschundenen Haut gut. „AHHH!“ seufzte sie wohlig auf und tauchte unter. Um Punkt 8 Uhr klopfte es an ihrer Tür. Sie sah auf. „Herein!“ „Mylady das Abendessen ist serviert!“ sagte der Bucklige und sie nickte. Sie folgte ihm ins Esszimmer – nein eher in den Salon. Auch hier war der Geschmack unvergleichbar edel und anmutig. Der Tisch war aus Kirschholz und lang. Am anderen Ende saß der Graf und lächelte ihr höflich zu. „Mylady…“ sagte er und nickte erhaben mit dem Kopf. „Graf…“ sagte Venus und setzte sich. Sie trug dieses Mal ein weiteres Kleid, was der Graf ihr geschenkt hatte. Dieses war nun rot und stand dem grünen in nichts nach. Sie sah zauberhaft aus, dass musste sich sogar Dracula eingestehen. „Haben Mylady gut geruht?“ fragte er freundlich. „Ja, vielen Dank. Da war sehr angenehm! Das Bett ist wundervoll weich!“ sagte Venus. So gut hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen, das war leider Tatsache. „Wenn es meiner Lady gut geht, freue ich mich!“ sagte Dracula nahm einen Schluck Rotwein. „Nennen Sie mich nicht so!“ sagte Venus kalt. Er setzte das Weinglas ab und sah sie an: „Wie denn?“ „Meiner Lady … ich bin nicht euer Eigentum, Graf.“ Sagte Venus scharf. „Natürlich, wie gedankenlos von mir…“ er neigte den Kopf entschuldigend. Es legte sich Stille über den Schlachtort – der Venus wie wirklich wie ein Kampffeld vorkam. Sie kamen durch die Vorspeise und schafften es sogar bis zum Ende des Hauptgangs. „Wie ist Euer Name?“ fragte Dracula plötzlich. Venus erstarrte und sah ihn an. „Was?“ fragte sie. „Ihr habt ihn mir gestern nicht verraten und ich würde euch gerne anders ansprechen als immer nur mit dem unpersönlichen „Mylady“.“ Sagte er freundlich. Venus Verstand arbeitete hastig, doch da hob er die Hand und sie hielt erstaunt inne: „Bitte… ich sehe, dass ihr verzweifelt bemüht seid, mir einen falschen Namen zu sagen – wenn ihr es nicht möchtet, dann werde ich weiterhin einfach Mylady zu euch sagen – aber…“ er hob den Blick und zum ersten Mal sah Venus darin eine kleine Warnung: „… lügt mich besser niemals an!“ er nahm einen Schluck Rotwein. „Das geht meistens für die Beteiligten nicht gut aus!“ setzte er hinzu. Venus blickte auf ihr Essen. Anschließend stimmte Venus einem Rundgang durch das Schloss zu. Sie wanderte durch die zahlreichen Räume, er zeigte ihr die gigantische Bibliothek, den größten Ballsaal und natürlich auch die Thermalbäder. Anschließend kamen sie in die Gärten und hier konnte Venus nicht anders. „DAS IST JA WUNDERSCHÖN!“ rief sie begeistert aus. Er sah ihr mit einem wissenden Lächeln nach, als sie die Eisskulpturen bewunderte. Überall war es voller Schnee und der große Teich führte rings um das ganze Schloss und er war fest zugefroren. Der Rosengarten, war voller Eisrosen und Venus war schlichtweg überwältigt. Die Schönheit der Natur hatte sie immer erfreut. „Ich freue mich, dass es euch gefällt – nun…“ er lächelte und trat hinter sie. Da spürte sie wie er seinen Hermelinumhang um ihre Schultern legte: „… wir sollten hinein gehen, sonst erkältet ihr euch, Mylady.“ „Dabei wolltet ihr doch nicht, dass ich einen Umhang trage.“ Zog sie ihn auf. Er lachte und sagte liebenswürdig: „… hierbei mache ich eine Ausnahme.“ Venus lächelte amüsiert. Da verschwand sein Lächeln und plötzlich sah sich Venus in seinen Armen gefangen und sie fühlte seine starke Brust. „Ähm… Graf?“ fragte sie verdattert. „Verzeiht…“ sagte er leise. Er drehte sich plötzlich um und verschwand im Schloss, dabei hielt er noch kurz inne und sagte: „Ich wünsche eine gute Nacht…“ Dann verschwand er. Venus blickte ihm ein wenig verwundert nach. Sie war sich aber sicher. Die Umarmung war voller Angst und Verzweiflung. Hatte er Angst? Wenn ja, warum? Kapitel 6: Göttin der Schönheit und Leidenschaft ------------------------------------------------ Die erste Woche war wie im Flug vergangen. Venus hatte sich wohler in Draculas Nähe gefühlt, als was sie sich selbst eingestehen wollte. Es machte ihr Angst. Angst davor, etwas zu empfinden, was so ein krasser Gegensatz zu dem war, was ihr befohlen wurde. Jeder Tag hatte etwas Besonderes an sich gehabt. Am zweiten Tag hatte Dracula ihr hoch zu Ross sein Reich gezeigt. Sein Schloss war nicht nur gigantisch, sondern dazu gehörte auch noch ein riesiges Stück Land mit einem gefrorenen See. Um den See gab es die schönsten Bäume und die scheusten Tiere in ihrer ganzen Pracht zu sehen. In den See ergoss sich ein halb eingefrorener Wasserfall, der in tausenden Lichtern aufstrahlte, sobald die Sonne sich in ihm verfing. Am dritten Tag hatte Dracula Venus seine Künste in Schach und am Klavier bewiesen. Zu einer traumhaften Melodie hatte sie in seinen Armen getanzt und sie wunderte sich immer mehr über seine offene Art. Es war so falsch, dass Venus sich selbst die größten Vorwürfe machte, sich sowohl in seiner Nähe zu fühlen, dass sie oftmals keinen Schlaf fand. Am vierten und fünften Tage machten sie gemeinsam weite Spaziergänge und Venus hatte zwei wunderschöne Juwelen als Diadem und Halskette erhalten. Sie trug die Kette den ganzen Tag über und wenn das Licht sich darin verfing, leuchtete es strahlend wie das tiefste Wasser im Meer. „Oje…“ seufzte sie lautlos, als sie sich in die große Fensternische mit dem breiten Fenstervorsprung in ihrem Zimmer gesetzt hatte, und ihre Augen über die untergehende Sonne schweifen ließ. Sie tauchte alles in blutrotes Schimmern, dass sie selbst erkannte, wie schön es war. „Langsam weiß ich nicht mehr, was ich tun soll!“ seufzte sie. Da klopfte es an der Tür. „Herein!“ kam es von Venus. Der Bucklige trat ein und sagte in einer tiefen Verbeugung: „Der Herr lässt um die Gesellschaft von Mylady bitten!“ Venus schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie sich nicht weiter verraten würde, als sie es ohnehin schon getan hatte. Sie nickte und sagte: „ Gerne – wo kann ich den Grafen finden?“ „Ich bringe Mylady zu ihm!“ kam es sofort zurück. Während sie durch die zahlreichen Korridore wanderte und sie immer wieder die Kunstwerke, Bilder und Skulpturen bewunderte, die sich durch das Schloss zogen, ließ Venus in Gedanken die vergangenen Tage Revue passieren. Sie fühlte sich immer mieser und hatte das Gefühl ihre Eltern zu verraten. Außerdem schlich sich ein Gefühl von Angst in ihr Herz. Angst davor, sich selbst zu verlieren. Der Bucklige führte Venus in den offenen Rosengarten. Graf Dracula saß bei einer warmen Tasse Tee und trug eine schwarze Lederhose, hohe Reitstiefel, ein weißes Hemd und einen roten Mantel mit weißem Hermelinbesatz, schräg über seiner linken Schulter. Er sah wie ein uraltes Gemälde aus. „Ahhh Mylady. Ich freue mich stets über eure Gesellschaft!“ lächelte er charmant und entließ den Buckligen. Er küsste Venus die Hand und sie setzte sich zu ihm. Wie von Zauberhand erhob sich die Teekanne von selbst in die Luft und schenkte Venus eine Tasse dampfenden Tee ein. „Ich dachte, bei Tee wird es uns hier draußen nicht kalt und soweit ich weiß, liebt ihr den Rosengarten!“ sagte er höflich. „Das ist wahr. Er ist einfach wunderschön!“ meinte Venus ehrlich. Stumm tranken sie den Tee. Plötzlich sagte Dracula: „Nun seid ihr schon eine Woche hier bei mir. Darf ich fragen, wie euer Befinden ist?“ Venus blickte ihn über den Rand ihrer Tasse hinweg an und sah direkt in seine tiefblauen Augen. Sie glänzten so schön, dass sie sich einfach nicht zurückhalten konnte: „Ich bin sehr gerne hier, Graf. Es ist nicht nur ein wunderschönes Schloss auch die Gesellschaft ist weitaus angenehmer, als ich es gedacht hätte!“ lächelte sie frech. Er legte den Kopf leicht zur Seite und lachte herzlich. „Meine Liebe nur ihr schafft es mich wieder wie ein Jüngling zu fühlen, der keine Ahnung hat, wie man einer Dame den Hof macht!“ lächelte er fröhlich. Venus grinste: „Und ihr Graf schafft es, dass ich manchmal nicht weiß, woran ich bei euch bin!“ „Nun ja, das ist doch nicht so schlecht. Ihr gebt mir auch immer wieder genügend Rätsel über euch auf. Um nur ein Beispiel zu nennen, würde ich nur zu gerne euren Namen kennen!“ sagte er leise. Venus zog sich ruckartig zurück und erinnerte sich an seine Worte am ersten Tag ihrer Wette: „Wer mich anlügt, bereut es früher oder später!“. „Es wäre eine Lüge, wenn ich es sagen würde.“ Sagte sie stattdessen. „Nun dann werde ich versuchen Euren Namen zu erraten!“ sagte Dracula. Er lehnte sich zurück und seine Augen blickten ihre. Venus lächelte matt: „Na dann – viel Spaß beim Raten!“ „Ist es – Anna?“ fragte er. Venus erstarrte, der Name ihrer Mutter? Wie war er denn darauf gekommen? Sie sah ihn ungläubig an. „Nein, obwohl der Name euch an etwas zu erinnern scheint!“ lächelte er, bezüglich ihrer erschrockenen Augen. Er schloss kurz die Augen: „Nun Anna ist es nicht, dann vielleicht Christine?“ er öffnete die Augen. „Nein – daneben!“ sagte Venus. „Siobhàn?“ fragte er genüsslich. „Nein!“ lächelte Venus. „Schade – ich mag den Namen…“ er lehnte sich erneut zurück, dann sagte er mit ruhiger Stimme: „Mhm nein euer Namen trotz vor Kraft und er ist voller Bedeutung. Sowie eure tiefgrünen Augen. Ihr erinnert mich mit euren Tizianroten Haaren an eine Göttin. Ja, an eine Göttin der Römer und der Griechen. Euer Name ist voller tiefer Versprechungen…“ Venus war es kalt und heiß zugleich geworden, als er gesprochen hatte. Woher nahm er nur solche Ideen? Und warum waren sie nur so furchtbar knapp an der Wahrheit. „Venus…“ kam es leise aus seinem Mund. TSCHING! Als ob ein Blitz in ihrem Kopf eingeschlagen hätte, erstarrte Venus und der Schreck fuhr ihr so in die Glieder, dass sie aussah als hätte sie einen Geist gesehen. Unfassbar über seine Worte, richtete sie ihren Kopf in seine Richtung und sah wie er sie aufmerksam beobachtet hatte. „Also Venus… ein schöner Name. Die Göttin der Liebe und der Schönheit, sowie Leidenschaft und Anmut. Mhm – er passt ausgesprochen gut zu euch!“ lächelte er charmant. „Ich – ich, mir ist nicht gut. Ich…“ Venus schwankte als sie aufstand. „Venus?“ Dracula sprang auf. „Ich – mir wird schwarz… vor Au-!“ Sie brach zusammen. Kapitel 7: Aus tiefster Seele... -------------------------------- "Venus, pass auf! Du fällst noch runter!" lachte Van Helsing liebevoll. Er sah zu, während Venus versuchte selbstständig auf dem kleinen Pferd sitzen zu bleiben, das er an einem langen Seil neben sich führte. "Ach Papa - ich kann das. Da siehst du!" stolz richtete Venus sich auf und lächelte vergnügt in die Runde. "Großartig Kleines!" winkte Carl ihr fröhlich entgegen. Van Helsing führte seine kleine Tochter auf dem Pferd über den unterirdischen Petersplatz. Sein Lächeln zeigte wie stolz er auf seine kleine Tochter war. Sie war erst 6 Jahre alt, und schon sehr weit. Sie sprach bereits vier Sprachen fast perfekt, hatte schon gelernt mit einem Spielzeugdegen umzugehen und nun lernte sie in Eiltempo das Reiten. Ja, sie hat sehr viel von ihrer Mutter, musste Van Helsing immer wieder denken. "Anna - du wärst sehr stolz auf sie, wenn du sie nur sehen könntest!" dachte er wehmütig, während Venus vorwitzig auf dem Sattel auf einem Bein balancierte. Da rutschte sie aus und fiel kopfüber hinunter. "VENUS!" riefen Carl, Vater Camillus und Van Helsing erschrocken. Doch anstatt wie ein Kleinkind zu weinen und nach der Mutter zu rufen, setzte sich Venus bockig auf und sagte mit blutiger Lippe: "Wieso bin ich runtergefallen? Das war nicht nett von dir Shining!" sagte sie zu dem kleinen Pony, das ohne Schuld an einem Grashalm zupfte, das zwischen den einzelnen Bodenplatten hervorwuchs. Van Helsing und die anderen stimmten in ein heiteres Lachen ein, Venus hingegen wirkte beleidigt. "Lacht mich nicht aus, ihr werdet schon sehen. EINES TAGES werde ich viele fiese Menschen jagen, sowie mein Papa. Und dann werde ich die größte Kriegerin aller Zeiten sein!" rief sie selbstbewusst aus. Van Helsing hob sie hoch und warf sie in die Luft. Er fing die jauchzende Kleine auf und sagte zärtlich: "Ja, das wirst du ganz sicher, meine kleine Venus. Ganz bestimmt!" "Mhm..." Venus spürte ein nasses Kühl auf ihrem Kopf. Mit einem Ruck schlug sie dagegen und spürte, wie sie einen Arm wegschlug. Mit einem Ruck saß sie aufrecht und blickte verschwommen durch die zugekniffenen Augen. Das Licht tat in ihren Augen weh, dabei - so merkte sie, waren es nur schlichte Kerzen, die auf einer großen Kommode standen. Sie blinzelte schnell und rieb sich mit brummenden Kopf über die Augen. "So wundert es mich nicht, dass Sie umgefallen sind, so hitzig wie Sie sind, meine Liebe..." kam es brummig von der Seite. Verwundert blickte Venus nach rechts und erstarrte. Neben ihr saß der Graf, das nasse Tuch, womit er ursprünglich Venus heißen Kopf abwischen und kühlen wollte, hatte Venus ihm ins Gesicht gedrückt und nun war sein Kopf vollständig nass. Mit brummigem Gesichtsausdruck blickte er sie vorwurfsvoll an. Venus konnte sich nicht halten. Prustend und mit hellem, fröhlichen Lachen, kicherte sie: "Ihr seht vielleicht komisch aus!" Sie hielt sich den Bauch und lachte so offen, klar und fröhlich, wie schon sehr lange nicht mehr. Verdattert blickte Dracula sie an, konnte aber nicht länger widerstehen und stimmte mit einem wohligen Lachen mit ein. So lachten sie, bis sie beide nicht mehr konnten. "Autsch!" zuckte Venus zusammen und hielt sich den Kopf. Ein stechender Schmerz war dort spürbar und sie spürte wie heiß ihre Stirn sich anfühlte. "Sie müssen sich ausruhen, Venus!" sagte Dracula besorgt. Er drückte sie bestimmt ins Bett und Venus fiel ein, warum sie umgefallen war. Er hatte ihren Namen erraten - einfach so. Das hatte sie geschockt und verunsichert. Sie so sehr in einen Schock gestürzt, dass sie einfach umgefallen war. "Sie sind immer noch schwach, warten Sie und ruhen sich aus!" sagte er ruhig, er hob das kalte Tuch auf und wusch es in einer wunderschönen Porzellanschüssel aus. Venus zuckte zurück, als er es ihr auf den Kopf legen wollte. "Ich bin kein kleines Kind, Graf." sagte sie wütend. Sie schob seine sorgende Hand beiseite, drehte sich bestimmt mit dem Rücken zu ihm. "Das habe ich auch nicht behauptet." sagte er ein wenig verwundert. Er setzte sich neben sie auf das Bett und sagte: "Aber Ihr habt Fieber, und seid geschwächt. Das Wasser wird Eure Stirn kühlen und Euch helfen gesund zu werden!" "Ich brauche keine Hilfe. Ich komme sehr gut alleine klar!" sagte Venus kühl. Sie spürte allerdings wie ihr Kopf gegen diese Aussage mit heftigen Kopfschmerzen protestierte. "Sie sind keineswegs in der Lage. Zumindest in diesem Moment." widersprach Dracula. Er berührte sie kurz an der Schulter, als Venus sie kerzengerade aufsetzte und ihn mit funkelnden Augen wütend anstarrte: "Schert Euch zum Teufel!" "..." Dracula sah sie mit dunklen Augen an. "Männer wie ihr - denken sie können alles haben. Und denken nicht daran, was sie anderen antun." sagte Venus zornig. Ihre Augen funkelten voller Wut und Hass. "Was habe ich EUCH denn angetan?" fragte Dracula ruhig. In seiner Hand hielt er nach wie vor das nasse Tuch. "Um mich geht es nicht!" sagte Venus wütend. Sie zuckte zurück, als er erneut das Tuch hob. "Verschwindet! Lasst mich in Ruhe!" rief sie wütend. Das Tuch kam näher. "Ihr habt Fieber - lasst mich Euch helfen!" sagte er nun ernstlich genervt. "NEIN! RÜHRT MICH NICHT AN!" schrie Venus voller Hass und schlug mit aller Kraft seine Hand weg. Das Tuch fiel dabei zu Boden, doch Dracula hatte ihre Hand gepackt und drückte sie nun mit aller Kraft ins Bett und ihren Kopf gegen das Kopfkissen. Venus wehrte sich, doch sie merkte, wie das Fieber sie lähmte, sie schwächte - sie hasste es. "Lasst mich sofort los!" verlangte sie zornig. "Woher auf einmal dieser Hass gegen mich, Venus?" fragte Dracula interessiert. Seine Augen blickten sie aufmerksam und flackernd an. "GNG!" Venus versuchte ihre Hände freizubekommen, doch es war umsonst. Sie war zu schwach. Sie spürte wie der ganze Zorn, der ganze Hass in ihr aufkochte. Sie erinnerte sich an den Sarg, den die Männer damals in den Petersdom getragen hatten. Sah das Lächeln ihres Vaters. "IHR HABT MIR ALLES GENOMMEN!" brüllte Venus. In diesem Moment fühlte sie, wie sie sich nicht mehr kontrollieren konnte. Ihre Augen färbten sich blutrot, ihre Fingernägel wurden zu schmalen Krallen und ihr Körper bekam einen Energieschub. Mit einer gewaltigen Kraft konnte sie Draculas Hände zurückschieben. Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete er ihre Verwandlung. Sie war kräftig, temperamentvoll und er verstand absolut nicht, warum sie plötzlich voller Hass gegen ihn war. "Wen habe ich Euch genommen?" fragte er ernst. Seine Augen leuchteten hellblau auf. Venus begann sie noch stärker zu hassen, als sie es ohnehin schon tat. "Mein Leben!" fauchte sie und ihre Eckzähne wurden länger. Da erkannte Dracula den Grund für das Fieber und für ihre Wut. Mit einem Ruck hatte er ihren Rücken gegen seine Brust gepresst und hielt ihre Arme verschränkt vor ihrer Brust gefangen. Sie wehrte sich voller Wut, doch da löste er eine seiner Hände und biss sich hinein. Venus roch augenblicklich das Blut und ihre Augen verfärbten sich hellblau. "Hier trinkt!" sagte Dracula. Er hielt ihr sein blutendes Handgelenk hin. Ohne groß zu überlegen, biss Venus hinein und saugte das nasse Rot mit großem Durst und noch größerem Verlangen. "Wie lange habt Ihr nicht mehr getrunken, Venus?" fragte er dunkel, als der Durst gestillt war und sie erschöpft in seine Arme zurücksank. Der Anfall war vorüber, der Hass verebbt und ihre Augen wieder genauso schön dunkel- und hellgrün wie zuvor. "Verzeiht..." sagte Venus leise. Sie hätte sich am liebsten die Zunge herausgerissen, wie hatte sie sich nur so gehen lassen können. "Wie lange?" fragte er hartnäckig. "Eine Woche, zwei... ich weiß es nicht..." sagte Venus erschöpft. Sie wollte sich aufrichten, doch Dracula hielt sie zurück und legte ihr - ohne große Gegenwehr - das nasse Tuch auf den Kopf. "So und jetzt keine Kämpfe mehr!" sagte er streng. Venus musste schmunzeln. "Ich weiß nicht, was ich Euch angetan habe, meine Liebste..." sagte Dracula leise, Venus erschauerte bei diesem Wort, "Aber ich versichere Euch, dass Euch kein Leid von mir droht..." Venus löste sich aus seinen Armen und wickelte die Decke um ihren zitternden Körper. Ihre Augen verschränkten sich mit seinen. Aufmerksam blickte er zurück. Venus sagte leise: "Ich glaube euch kein Wort, Dracula. Aber das ist auch nicht schlimm, denn..." Sie neigte sich nach vorne und ihre Augen flackerten kurz rot auf: "- ich hasse euch aus tiefster Seele. Und vergeben werde ich Euch NIEMALS..." Kapitel 8: Draculas Geschichte ------------------------------ Venus kniete wieder einmal vor den Rosen des Wintergartens, sie war sich nicht sicher, aber sie fühlte eine große Unruhe in sich. Seit ihrem Ausbruch hatte sie den Grafen nicht mehr gesehen. Es waren drei Tage vergangen in denen sie allein ohne jemanden außer seinen Diener getroffen zu haben, durch die gewaltigen Gänge gewandert war. "Ob er einen Verdacht hegt?" dachte sie nach. Ihre Geburt war seit jeher geheim gehalten worden, außer einigen Dorfbewohner hatte niemand von ihr gewusst. Doch wenn es nun die ganze kleine Stadt gewusst hatte, wie unmöglich schien da der Gedankenweg, dass der Graf von ihr erfahren hatte... Ein tiefer Seufzer löste sich aus ihrer Brust. Frierend fuhr sie sich über die dünne Schicht ihres Kleides und dachte an Calvin. Sie vermisste ihren ältesten und besten Freund. Ob er wohl noch immer in der Nähe auf der Lauer lag? Der Bucklige schlich vorbei, doch Venus nahm nicht einmal besonders Notiz von ihm. "Ich hoffe, dass ich bald hier rauskomme... oder ob ich endlich die Gelegenheit bekomme, den Grafen zu töten!" Sie erinnerte sich an das letzte Gespräch mit ihrem Vater. War es wirklich schon so viele Jahre her? Venus Zimmer im Vatikan Venus kletterte in ihre Bett und sagte wie üblich in Gedanken ein Gebet für alle ihre Liebsten auf. "Und beschütze meinen Vater, Onkel Carl und natürlich Camillus. Und lass mich bitte schnell erwachsen werden - damit ich mit Papa böse Menschen jagen kann. Ach ja... bitte beschütze auch Mami im Himmel! Amen!" damit kroch sie unter ihre Bettdecke. Eine schlanke große Gestalt erschien im Türrahmen und lächelte sie lieb an: "So schnell warst du schon lange nicht mehr im Bett!" Venus zog das Buch unter ihrem Kopfkissen hervor und lächelte ihren Vater mit großen Augen an: "DU hast gesagt, du liest mir was vor, Papa!" "Versprochen ist versprochen!" nickte er und setze sich zu Venus. Sie kuschelte sich an seine Brust. "Was möchtest du für eine Geschichte hören?" fragte ihr Vater und blätterte durch das Buch. "Die Geschichte vom Engel Gabriel!" rief Venus. "War ja klar..." grinste ihr Vater. Er fand die richtige Seite und obwohl er die Geschichte auswendig kannte, blätterte er mit den Bildern mit. "Vor vielen Jahrtausenden erschuf Gott alles Leben. Die Menschen, die Tiere, die Pflanzen, das Wasser, das Licht, die Dunkelheit, aber auch den Tod. Und mit dem Tod erschuf Gott auch die Beschützer allen Lebens. Seine vier Erzengel. Seine Kinder. Er nannte sie Michael, Uriel, Raphael und Gabriel. Jeden seiner Engel liebte er aufrichtig. Michael war Gottes rechte Hand und Gabriel seine linke Hand. Gemeinsam regierten die 4 Erzengel über Gottes Aufgaben für sie und jeder gab sein Bestes. Alles war gut und harmonisch. Erzengel Gabriel bekam von Gott eines Tage eine große Verantwortung. Er würde absofort der Engel der Verkündung werden. So verkündete er auch Maria die Geburt ihres Sohnes Jesus. So wichtige Voraussagen durfte nur Gabriel verlauten. Es kam soweit, dass Gabriel seinen Pflichten überdrüssig wurde und von der Schlechtigkeit der Menschen verdorben wurde. Seiner Aufgabe der Verkündung konnte er fast nicht mehr nachkommen. Gott erkannte Gabriels Leiden und gebot ihm die Erde zu besuchen. Gabriel sollte die Menschen näher kennenlernen und sich ihnen widmen. Gabriel tat was Gott ihm geheißen hatte und erkundete die Erde. Viele Jahre lebte er überall auf der Welt. Er sah das Schlechte aber auch das Gute in den Menschen. So bekam er seinen Glauben an Gott zurück. Sein Herr erteilte ihm eine wichtige Aufgabe. Es gab einen sehr bösen unreinen Mann der in einem einst tiefgläubigen Land lebte. Es war ein Fürst. Ein Fürst der das Blut seiner Feinde trank und sich an allem Schlechten erfreute. In seinem Land war er bekannt als "der Pfähler". Gabriel reiste sofort in das Land. Er sah die Not und das Leid des Volkes, das unter dem Fürsten litt. Sie traten sich in einer heroischen Schlacht gegenüber. Gabriel konnte den Mann, der seine Seele an den Teufel verkauft hatte, zuerst einen Finger abschneiden, als dieser sein Schwert über Gabriels Herz senken wollte. Verletzt wich der Fürst zurück und Gabriel konnte ihm den Kopf abschneiden. Das Land war befreit, doch Gabriel selbst hatte gegen das höchste Gesetz Gottes verstoßen. Ein Erzengel durfte niemals seine Hand gegenüber Gottes Geschöpfen erheben." "Aber Gabriel tat doch nur das was Gott von ihm verlangt hatte!" empörte sich Venus. Van Helsing nickte: "Ja, doch Gottes Liebe zu seinem Erzengel war sehr stark. Und trotz Gabriels schwerem Vergehen, nahm Gott ihm nicht das Leben. Er verhängte über Gabriel die Strafe des Vergessens. Der in Ungnade gefallene Erzengel vergaß sein Leben an Gottes Seite, seine Vergangenheit und seine Aufgaben. Als einfacher Mensch wurde er zu Erden gestoßen und lebte unter seinesgleichen." "Vater, ich bin mir sicher, dass wenn es so wäre, dann gäbe es doch nicht so viele schlechte Menschen oder?" fragte Venus und hob ihren Kopf. Ihr Vater sah sie lange an: "Wie meinst du das, Venus?" Venus verschränkte die Arme: "Auch wenn er sich an nichts erinnern kann und ein einfacher Mensch ist, dann würde Gabriel trotzdem wissen, dass das Böse sehr stark ist. Er würde sicher immer gegen das Schlechte kämpfen!" Van Helsing nickte langsam: "Gut möglich. Aber jetzt ist es Zeit zu schlafen!" Er legte das Buch auf das Nachtkästchen von Venus und deckte seine kleine Tochter zu. Er küsste sie liebevoll auf die Stirn, knuddelte sie noch einmal und ging zur Tür. "Lässt du das Licht an?" fragte Venus. "Ich bin immer da, sowie dein treues Nachtlicht mein Schatz!" lächelte Van Helsing. "Gute Nacht!" murmelte Venus und schlief ein. "Gute Nacht mein Kind!" "Wenn Vater mir nur damals gesagt hätte, dass das Böse nicht sterben kann, wäre ich heute nicht so hilflos." dachte Venus. Sie erinnerte sich an damals sehr gerne und während sie nachdachte, fuhr sie über den Ring an ihrer Kette. Der Ring ihres Vaters begleitete sie überall hin und das Zeichen war für sie ein Trost und Schutz zugleich. Der sich windende Drache war ihr so vertraut. "Mylady - der Graf erwartet sie ihm Salon!" ertönte die leicht krächzende Stimme des Dieners. Venus hob den Kopf. Doch da war der Bucklige schon verschwunden. "Da bin ich mal gespannt!" dachte sie sich und ging in den gewaltigen Salon des Schlosses. Der Graf stand bei dem Feuer des Kamins und blickte starr in die Flammen. Sie blieb knapp hinter der Tür stehen und der Bucklige schloss diese sanft. Sie waren allein und Venus fühlte eine gewaltige Anspannung in der Luft liegen. "Für gewöhnlich kann ich das Herz eines Menschen schlagen hören." ertönte seine Stimme. Venus sah auf. "Je näher ich ihnen komme, umso schneller schlägt es, so schnell das ich dazu tanzen kann. Doch die Herzen von Vampire schlagen nicht. Sie erinnern mich an die unendliche Stille der Ewigkeit. Eine Ewigkeit die so dröhnt vor Schweigen, dass ich manchmal schreien möchte." Er starrte immer noch in die Flammen. "Auf dem Tisch liegt ein Geschenk für Euch, Venus!" sagte er plötzlich. Venus zuckte kurz zusammen, da blickte sie auf den kleinen silbernen Tisch zu ihrer rechten. Sie sah ein kleines Etui darauf liegen. Wie eine Ringschachtel. Sie trat näher und öffnete sie. Stirn runzelnd nahm sie ein schwarzes Band heraus. "Ein Samtband?" fragte sie verwirrt. Plötzlich stand er unvermittelt hinter ihr und nahm ihr das Samtband aus der Hand. Ein sanftes Klingeln ertönte und der weiche Stoff umschlang ihren zarten Hals. Irritiert griff Venus nach dem Anhänger. Sie spürte einen ovalen Anhänger und als sie genauer darüber griff, fühlte sie Einkerbungen. Ungläubig fühlte sie noch einmal. Und noch einmal. Sie schluckte: "Ein Drache?" "Das Zeichen meiner Linie!" sagte er leise und seine Lippen berührten Venus Hals. Sie war so geschockt, dass sie es geschehen ließ. "Ich verstehe nicht - das Zeichen eures Hauses?" sie drehte sich nicht um und hoffte, dass ihre Hand nicht zitterte. Dracula nickte und berührte mit seinen Lippen ihr Ohr und wieder ihren Hals. Im Normalfall hätte sie das schwach gemacht, doch so horchte sie mit stark bebender Hand. "Der Drache steht seit jeher für das Haus Dracula. Ich besaß früher auch einen Ring..." Venus schluckte unmerklich. "... doch er ... wurde mir gestohlen." sagte der Graf sanft. Seine Händ umfingen Venus Taille und drückte sie enger an ihn. "Wer hat ihn euch gestohlen?" fragte Venus leise. Sie ignorierte das brennende nagende Gefühl in ihrem Magen. "..." zuerst blieb es still, dann sagte er: "Von einem Erzengel. Einen Schlächter und Mörder im Namen des einen wahren Gottes...." er lachte hämisch. Venus atmete tief ein und leise wieder aus: "Ein Erzengel? Sie exestierten wirklich?" "Was hat euch zweifeln lassen?" fragte Dracula und drehte Venus herum. Sie lag so direkt in seinen Armen und er strich sanft über ihren Rücken: "So wie es Vampire gibt, exestieren auch Erzengel und der eine wahre Gott. Und sie töten auch in seinem Namen." Seine Hände umfingen sie stärke: "Und sie nehmen auch alles..." Venus zögerte doch sie musste es wissen: "Was haben sie Euch genommen, Graf?" Lange Zeit herrschte Stille. Doch dann. "Meine Frau und mein ungeborenes Kind. Ihr Name war Amina..." Venus wurde plötzlich noch fester gedrückt. "Der eine wahre Gott ließ es zu, dass eine Armee von Türken in mein Land einfallen wollten. Mordend, plündernd, vergewaltigend und verstümmelnd bahnten sie ihren Weg. Doch an den Grenzen meines Landes bissen sie sich ihre Zähne aus. Meine Armee kämpfte gegen sie. Als sie merkten, dass sie so nicht gewinnen konnten, nahmen sie meine Frau gefangen. Und töteten sie..." Dracula hob Venus Kinn und blickte ihr in die Augen. Eisblau, so kalt wie Eis sahen sie an und Venus starrte unfassbar zurück. "Seit diesem Tag verfluchte ich Gott. Ich trank das Blut meiner Feinde und was tat er?" Sein Griff wurde so fest, dass Venus schmerzhaft das Gesicht verzog. "Was tat er? ER DER EINE WAHR GOTT?" flüsterte Dracula. "Er schickte euch den Erzengel Gabriel als Richter..." sagte Venus kalt. Dracula lächelte: "Seine linke Hand. Er verstümmelte meine Hand." Sie erkannte, dass ihm an der linken Hand der Ringfinger fehlte. "Und er nahm mir mein Leben. Das glaubte er zumindest. Doch ich blieb nicht tot." "Ward ihr bereits damals ein Vampir?" fragte Venus leise. Ihre Augen fixierten seine und es war als würde ein Magnet zwischen ihnen sein. Sie mussten sich einfach ansehen. "Nein, doch ich kam zurück und seit damals trinke ich nun das Blut der Unschuldigen. Vor vielen Jahren traf ich Gabriel wieder." sagte Dracula. Sein Mund war nur noch wenige Millimeter von Venus Lippen entfernt. "Der Erzengel? Aber verstieß Gott ihn nicht?" hauchte Venus ungläubig. "Doch, natürlich. Aber auch als Mensch war Gabriel überaus mächtig. Als ich die Sippe der Valerious ausmerzen wollte, begegnete er mir wieder. Fast hätte er mich als Werwolf getötet. Doch es misslang..." Venus Kopf setzt kurzzeitig aus. "Und dieses Mal nahm ich ihm SEINE Frau!" lächelte Dracula teuflisch. Seine Lippen legten sich auf Venus und vor Schock ließ sie es geschehen. Er ließ sie los und sagte heißer: "Wie auch immer - die linke Hand Gottes bekam Jahre später seine Strafe. Sein Blut floss und die Rache war mein." Die Klinge von Venus Dolch ließ ihn nach unten blicken. Interessiert sah er wie sich der Dolch bereits in seinen Magen bohrte. Er sah sie an: "Habe ich euch gekränkt, Venus? Oder warum langt es Euch nach meinem Blut." "So wie ihr das Blut meines Vaters vergossen habt, so werde ich den Boden mit Eurem tränken." kam es zornig aus ihrem Mund. Dracula erstarrte, da stach Venus fest zu und zog sich zurück. Den Dolch in seinem Magen ignorierend sah er sich ungläubig an. Venus zog zitternd die Kette mit dem Ring hervor und Draculas Augen verdunkelten sich. "Ihr habt mich gefragt, wen ihr mir genommen habt..." Sie sah ihn voller Hass an. In Draculas Augen brannte ein eisiges blaues Feuer. "Meinen Vater habt ihr mir genommen. Ich bin Venus Vega. Die Tochter von Van Helsing. Und ich werde euch jetzt töten!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)