Angel of Darkness von Mireille_01 (Daughter of Van Helsing: Buch 1 "Rising") ================================================================================ Kapitel 5: Wettbeginn und Ankunft --------------------------------- Wenn man in seinem Leben Fehler gemacht hat, und die Chance bekommt, sie alle wieder zu bereinigen… Klack, Klick, Klack… Wer würde dann nicht versuchen, diese Chance zu nützen? Venus saß gemütlich gegen die Polsterung der Kutsche gelehnt und im Geiste pfiff sie einen passenden Rhythmus zu den Hufgeklapper der Pferde, die die Kutsche zogen. Der Bucklige, der vor drei Tagen die Einladungen abgegeben hatte, saß ihr gegenüber und seine gierigen kleinen Augen, glitten über Venus Körper. Sie ignorierte es einfach. Da schnalzte der Kutscher mit der Zunge und rief: „Hopp!“ und die Pferde verfielen, nun da sie außerhalb der Stadtgrenzen von Bukarest waren, in einen schnellen Galopp. „Es gibt keine schnelleren Pferde als die aus Transsylvanien.“ Hörte sie die Stimme ihres Vaters liebevoll in ihrem Ohr. Diesen Satz hatte Anna, ihre Mutter vor langer Zeit gesprochen und ihr Vater hatte ihr immer wieder die Geschichte erzählt, wie sie mit dem Frankensteinmonster und Carl auf dem Weg waren, um das Monster vor Dracula in Sicherheit zu bringen. Sie kannte die alten Geschichten auswendig und immer wieder wurde ihr schmerzhaft klar, dass sie weg waren. Mutter und Vater. Ihre Mutter hatte sie nie kennen gelernt und nun vermisste sie Anna stärker, als jemals zuvor. Hier in ihrem Geburtsland war ihr Geist so präsent und stetig um sie, dass sie sich schwach und hilflos fühlte. Wie hatte sich da erst ihr Vater gefühlt, als er das letzte Mal hierher zurückgekehrt war. Sie erinnerte sich noch an diese Nacht. Es war nun schon 13 Jahre her. 13 lange Jahre… Vor 13 Jahren – Spiegelwelt des Vatikans, Wohnung von Abt Camillus „Venus bitte Kind, komm vom Fensterbrett runter – du fällst noch und brichst dir den Hals!“ sagte Vater Camillus streng. Venus grinste nur frech und lehnte sich noch weiter über die Brüstung, und dennoch saß sie immer noch sicher auf dem Brett. Sie starrte in die kalte Nacht hinaus. Der Schnee fiel in dichten Flocken und sie sagte: „Du wirst sehen, ich hab Recht!“ Camillus lächelte traurig: „Sei realistisch Kind!“ „Nein ich habe Recht – du wirst sehen. Heute ist mein 13. Geburtstag – Papa wird kommen!“ Venus atmete kräftig ein und aus und sah zu wie ihr Atem gefror und in Wölkchen davonsegelte. Camillus schüttelte nur traurig den Kopf. Es waren bereits 9 Monate ins Land gezogen, seit Van Helsing, Venus Vater erneut in das Land Transsylvanien aufgebrochen war. Es hatten sich neue Ergebnisse hinsichtlich von Draculas Kräften ergeben. Van Helsing war mit dem widerspenstigen Carl im Gepäck nach Transsylvanien geritten und hatte sich das letzte Mal vor zwei Wochen gemeldet. Venus liebte ihren Vater abgöttisch und betete jeden Tag um seine Rückkehr oder um die Botschaft von Draculas Tod. Heute war ihr 13. Geburtstag. Eine Abmachung unter Van Helsing und Venus war, dass er immer an ihrem Geburtstag zurück sein würde. Egal wo er vorher war. Das hatte er ihr geschworen und bis jetzt immer eingehalten. Doch Camillus befürchtete, dass er es dieses Mal nicht schaffen würde. Venus saß bereits seit 5 Stunden durchgehend auf dem Fensterbrett und starrte angestrengt auf den zugeschneiten, stillen Petersplatz hinaus. Obwohl Camillus Teil der Spiegelwelt des Vatikans war, hatte er eine Wohnung im Petersdom. Der „weiße“ Papst und seine Schwester, der „schwarze“ Papst, arbeiteten Hand in Hand auch wenn niemand der Menschen das wusste. Die Spiegelwelt des Vatikans hatte die Aufgabe zur Sorge zu tragen, dass die grausamsten Gestalten der Welt zur Rechenschaft – zur Exkommunizierung – gezwungen wurden. Van Helsing war seit er auf den Stufen des Petersdoms mehr tot als lebendig gefunden wurde, Teil dieser Spiegelwelt und hatte für den Vatikan als Kopfgeldjäger gearbeitet. Seine Trefferquote war ansehnlich und das hatte ihn auch überall auf der Welt zu der meist verhasstesten Person gemacht. Doch als er auf Prinzessin Anna Valerious traf, die Prinzessin von Transsylvanien und sie sich verliebten, war das alles vergessen. Van Helsing und Anna heirateten von einem blinden Kirchenmann getraut und Anna brachte nur kurz darauf 9 Monate später eine kleine Tochter auf die Welt – Venus. Doch Anna starb an ihrem hohen Blutverlust. Das Kind liebend und Anna schmerzlich vermissend, kam Van Helsing traurig und zugleich überglücklich nach Rom zurück – in die Vatikanstadt. In die Spiegelwelt des Vatikans. Gemeinsam mit seinen besten Freunden dem Ordensbruder Carl und Vater Camillus zogen sie Venus groß und das kleine Mädchen wurde frech und herzhaft. Doch sie war auch wie ihre Mutter – so schön und rein, wie es Anna gewesen war. Venus vermisste ihre Mutter schmerzlich und das obwohl sie einander nicht kennenlernen durften. Doch Van Helsing erzählte Venus immer viel von ihrer Mutter – dann kam es ihr so vor, als ob sie das alles selbst miterlebt hätte. „Ach, arme kleine Venus…“ seufzte Camillus auf. „CAMILLUS!“ rief Venus plötzlich. „WAS?“ besorgt stürzte der Mann herbei und seine Augen weiteten sich vor Schreck. „Siehst du ich hatte Recht – Papa ist wieder da!“ rief Venus freudig, als sie die Gestalt von Ordensbruder Carl sahen und eine Kutsche mit schwarzen Pferden auf dem Petersplatz hielten. Venus sprang eilig zur Tür hinaus, ehe Camillus sie zurückhalten konnte. „VENUS BLEIB DA!“ brüllte er panisch. Er hatte die schwarze Kutsche sofort erkannt. Sie bedeutete nur eines…. Der Seelenwagen. Der Todeswagen. Etwas Schreckliches war Van Helsing zugestoßen. Venus rannte mit freudigen Augen und roten Wangen die zahlreichen Stufen hinunter, rannte beinahe zwei Mönche über den Haufen. Doch sie hielt schlitternd in der großen Eingangshalle. Im selben Moment öffnete ein müder und abgekämpfter Carl die Tore. Venus stürzte in seine Arme und rief: „OH Onkel Carl – ihr habt es geschafft. Ihr seid zurückgekommen. Ich wusste es.“ Da sah sie wie der Wagen hielt und Schnee stob zur Tür herein. „PAPA!“ rief sie freudig, doch da fiel Carl auf seine Knie und zog das kleine 12jährige Mädchen heran und hielt sie fest. „Onkel Carl?“ fragte Venus verdattert. Doch er hielt sie fest und zitterte seltsam. Da merkte Venus, dass er weinte. „Onkel warum weinst du?“ fragte sie unwohl. Sie versuchte sich von ihm loszureißen und zu dem Wagen zu rennen. „Venus… Kleines… Dein Papa…“ sagte Carl leise. „Ja wo ist er denn? Der Geburtstagkuchen wartet auf uns!“ rief Venus ungeduldig. „… Venus, Kleines… Dein Papa ist… er kann heute nicht mit dir Kuchen essen!“ sagte Carl und stand langsam auf. Venus erkannte, dass ihm stumm tausende Tränen über die Wange flossen. „Onkel Carl was ist denn los? Wo ist Papa?“ fragte Venus. Da sah sie wie vier Männer die Türen der großen Kutsche öffneten und sie stürmte an Carl vorbei und rief lachend: „PAPA!“ Die Männer hielten inne und sahen das Mädchen traurig an. Doch Venus hüpfte freudig näher, da sah sie wie ein großer schwarzer Sarg aus der Kutsche gezogen wurde. „Papa…“ flüsterte sie geschockt. Auf dem Sargdeckel lagen die Pistolen ihres Vaters. Rose und Thorn. Schimmernd in den Lampen des Petersplatzes erkannte sie ihre Namen und sie wusste, es war geschehen. Nun war sie allein. Ganz allein. „Papa…“ flüsterte sie noch leise und fiel wie eine Marionette der man die Schnüre abgeschnitten hatte, in den weichen kalten Schnee. Wie Camillus, Carl und auch die Männer: „Venus!“ schrien, hörte sie heute noch manchmal in ihren Träumen. ___________________________________________________________ „Mylady wir sind da!“ hörte sie wie eine Stimme sie aus ihren Erinnerungen holte. Venus hob augenblicklich den Kopf. Der Bucklige war ausgestiegen und hielt ihr die Tür auf. Sie kletterte aus der Kutsche und sah unter ihrem Umhang nach oben. Das Schloss war gewaltig. „Hübsch – etwas vereist, aber hübsch!“ grinste sie. Tatsache war, dass das Schloss von außen wie aus Eis gefertigt sah. Es glänzte und glitzerte im Licht der Sonne, die sich hartnäckig versuchte durch die Schneewolken nach vorne zu kämpfen. „Wenn Mylady bitte eintreten!“ sagte der Bucklige kriecherisch. „Keinen Stress mein Freund – ist ja nicht so, als wäre die Zeit gegen uns!“ sagte Venus leise. Damit ging sie die paar Stufen nach oben und blieb vor der vereisten Tür stehen. Sie sah sich um und erkannte, dass das gewaltige Portal erstens über 5m hoch war und direkt – so schien es in eine Felswand geritzt war. Das Schloss selbst schien in einen gewaltigen Felsen gebaut worden zu sein. „Schick – stilvoll und mal etwas Anderes!“ dachte sie sich. Da hob sie Hand und drückte vorsichtig gegen das Portal. Im selben Moment als ihre Finger das kalte Eis berührten öffneten sich die Türen lautlos und schwangen nach innen auf. Im Inneren sah sie eine gewaltige, mit vielen Fackeln erhellte Eingangshalle. Sie sah anders aus, als ihr Vater es ihr geschildert hatte. Sie war nicht finster und düster – im Gegenteil, sie sah hell und warm aus. Robust und antik, aber zweifelsfrei charmant. Sie trat ein und der Bucklige zerrte ihren relativ leichten Koffer hinter ihr her. „Ich bringe das Gepäck der Mylady in ihr Zimmer. Der Graf wird sie gleich empfangen!“ sagte der Bucklige kriecherisch und verschwand. „Irgendwie passt das alles nicht so ganz in mein Konzept!“ dachte Venus düster. Sie vermisste das Düstere, die Kälte – sie brauchte irgendetwas um den Grafen mehr hassen zu können – leider war das bislang nicht so einfach gewesen. Sie musste sich stets vor Augen halten, dass er der Mörder ihrer Eltern war. Sofort brodelte der Hass in ihrem Blut auf und sie fühlte die bekannte Kälte in sich aufsteigen. „Ja – besser!“ dachte sie noch, da hörte sie eine freundliche Stimme. „Ich hoffe Mylady hatten eine gute Anreise!“ sagte der Graf und Venus drehte sich um. Sie sah wie er ruhig auf der großen, geschwungenen Treppe stand, die direkt geradeaus in die höheren Stockwerke führen musste. „Es war recht annehmbar!“ sagte Venus kühl. „Schon wieder ein Cape verdeckt Ihr Antlitz!“ lächelte der Graf und seine Augen strahlten charmant. „In der Kutsche war es recht kalt – ihr werdet es mir hoffentlich verzeihen, dass ich mich wärmen musste!“ sagte Venus kühl. „Verzeiht wie unachtsam von mir – kommt. Folgt mir in den großen Kaminsaal, dort könnt ihr euch aufwärmen.“ Sagte der Graf. „Einverstanden!“ nickte Venus ruhig. Sie folgte ihm. Das Kaminzimmer war zweifelsfrei elegant, wunderschön und bequem. Außerdem war es tatsächlich schön warm. Das Feuer brannte knisternd und der Graf deutete mit dem Arm nach Venus: „Bitte – tretet ein.“ Venus trat ein und die Wärme erfüllte ihren Körper und tat ihr gut. „Setzt euch nur!“ lächelte Dracula. Sie setzte sich und schlug kokett die Beine übereinander. Sie trug wie sonst ihre geliebte Uniform. Enge lederne Hosen, schwarz und anschmiegsam. Darüber Gürtel übereinander verknotet und außerdem steckten Rose und Thorn darin. Sie hatte auf die Dolche und das Weihwasser verzichtet. Ihr Oberkörper war in roten Stoff gehüllt und der Umhang verbarg wie üblich ihr Gesicht. „Legt doch den Umhang ab – ich kenne inzwischen Euer Gesicht. Verbergt es nicht!“ sagte Dracula ruhig und hielt ihr ein Glas Rotwein entgegen. Venus nahm das Glas, legte den Umhang jedoch nicht ab. „Wie ich sehe, seid ihr nicht gerade … umgänglich!“ sagte Dracula mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Das höre ich öfter…“ sagte Venus und nahm einen Schluck, nachdem sie dem Grafen zugeprostet hatte. Der Wein war gut und sie schmeckte keinerlei Gifte heraus – gut er spielt momentan mit ehrlichen Karten… dachte sie sich. Dracula neigte den Kopf und nahm einen Schluck vom Wein. Sie beobachtete ihn. Zweifelsfrei sah er sehr gut aus. Seine Haare waren perfekt geschnitten, sie waren fast schwarz, dennoch noch leicht bräunlich. Seine Augen waren dunkel als sie das letzte Mal hingesehen hatte, nun waren sie blau. Strahlend schön und sie gefielen ihr. Sein Körper war entspannt, schlank und er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd, das vorne offen stand und darüber ein schwarzes Sakko. Er wirkte wie aus einem alten Gemälde gesprungen. Seine Hände waren langgliedrig und gepflegt, seine Beine waren lang, trainiert und endeten in schwarzen, ledernen Stiefeln. Er lächelte: „Gefalle ich Ihnen, Mademoiselle?“ „Gefallen ist ein Wort, das man sehr großzügig auslegen kann!“ sagte Venus langsam. Er hob anerkennend eine Augenbraue: „Touché meine Liebe, touché.“ „Kann ich euch etwas fragen?“ sagte Venus. Er nickte: „Ich muss es ja nicht beantworten, wenn ich es nicht will!“ „Touché!“ gab Venus zurück. Er lachte leise: „Eure Frage?“ „Warum ich? Wieso habt ihr diese Wette gewollt?“ fragte Venus. „Weil ich nach einer Braut suche. Und ihr erfüllt alle Bedingungen die ich an meine zukünftige Gemahlin stelle.“ Sagte Dracula höflich, als würden sie über das Wetter sprechen. „Kann ich fragen, was das für Bedingungen sind?“ fragte Venus interessiert. Jetzt lehnte sich Dracula nach vorne und betrachtete den Rotwein in seinem Glas. Ließ ihn hin und her schwenken und bewegte das Glas sanft in einem Kreis. Dann sah er auf und sagte leise: „ Wie ihr sicherlich gehört habt, hatte ich einmal ernste Probleme mit einem Jäger namens Van Helsing!“ Obwohl es in Venus schrie und tobte, blieb sie ruhig und sagte: „Gerüchteweise…“ „Nun, meine drei Bräute, die ich mir einst erwählt hatte, …“ sein Gesicht wurde dunkel: „Fielen Van Helsing zu Opfer… wenn ihr es so nennen wollt. Ich brauche allerdings eine Braut. Wer möchte die Ewigkeit unserer Gattung alleine verbringen!“ er bedachte sie mit einem sanften Blick. „So… einfach…“ sagte Venus ruhig. „Darf ich nun euch eine Frage stellen?“ fragte Dracula leise. „Ich muss sie ja nicht beantworten!“ nickte Venus und er lachte erneut auf. Da stand er plötzlich auf und stellte das Glas Rotwein ab und ging zu Venus. Sie rührte sich nicht und machte auch keine Bewegung als er sich auf den Tisch setzte, der genau vor ihr stand. Er sah sie lange an und Venus gab keinen Muckser von sich. „Wer hat euch gebissen?“ fragte er leise. Venus blieb stumm. In ihrem Kopf hämmerten die Gedanken laut: „Scheiße – was jetzt! Er kennt jeden Vampir auf dieser Welt – ich darf keinen Fehler machen!“ „Ich…“ sie verstummte. „Ich kann es leider nicht gewesen sein. Denn seht ihr…“ Dracula setzte sich neben sie und legte seinen Arm hinter ihren Kopf auf die Bank. Er stützte seinen auf seinem Arm ab und sah sie interessiert an, wie einen wertvollen Kunstgegenstand: „… ich vergesse niemals die Menschen, die ich wandelte. Ich kenne sie alle – ich habe in meinem Leben viele gebissen. Doch an eurem Geruch erkenne ich, dass ihr so alt seid, wie ihr ausseht – etwa 25 bis 29 Jahre. Natürlich verschleiert unsereins unser wahres Alter. Und … ihr habt noch niemals einen anderen Menschen gebissen – ihr zieht das Blut von Tieren vor. Ihr mögt unsere Welt nicht und …“ er sah sie lange an. Venus wandte ihren Kopf zu ihm. „… ich würde gerne den Grund dafür wissen.“ Sagte Dracula leise. Seine Hand, die hinter ihrem Kopf ruhte, griff nach vorne und zog ihren Umhang von ihrem Haupt. Venus Augen sahen ihn undurchdringlich an. „Unfassbar schön …“ sagte er leise. Venus zog unbekümmert eine Augenbraue nach oben. „… wisst ihr … langsam glaube ich, dass ich in Wahrheit nach euch suchte. Denn ich hatte einst einen Traum… vor einigen Monaten.“ Sagte er leise. „Der handelte von?“ fragte Venus ruhig. „… von einer rothaarigen, wunderschönen Frau. Sie sah aus wie ihr – die gleichen grünen Augen, die sanften Formen und das gleiche Gemüt. Außerdem…“ er kam ihr gefährlich nahe. Venus sah ihm unerschrocken ins Gesicht. „…. Hat sie in meinem Traum wundervoll geschmeckt…“ sagte Dracula neigte sich nach vorne und küsste Venus. „SCHEISSE!“ tobte es in ihrem Kopf. Er hielt sie nicht fest, er hatte auch seinen Duft nicht benutzt und dennoch ließ sie es zu, dass er sie küsste. Mädchen, das ist der Mörder deiner Eltern, hämmerte es in ihrem Kopf. Sie versuchte sich von ihm zu entfernen, doch sie spürte wie gut der Kuss tat. Es war so zart und zugleich weich und fest, dass sie sich noch nicht wehren wollte. Wie lange hatte sie auf solche Art der Körpernähe gewartet – sie hatte noch niemals ihr Herz einem Mann nicht geschenkt – aber das hier war grundlegend falsch. FALSCH! „FALSCH!“ hämmerte es ihrem Kopf. Abrupt wandte sie den Kopf ab und entzog sich dem Kuss. „Ich denke es wäre besser, wenn ich euch auf euer Zimmer bringe!“ sagte der Graf nach einigen Minuten, als wäre nichts passiert. Venus nickte. Sie folgte ihm über einige Treppen nach oben und schließlich hielten sie im sogenannten Ostflügel. Er öffnete eine Tür und Venus trat ein. Ein Prunkzimmer, mit einem offenen Balkon, wo das Sonnenlicht hereinflutete, erwartete sie. Ein Himmelbett mit samtenen Decken lächelte ihr entgegen und insgesamt war es wie auch der Rest des Schlosses geschmackvoll und edel eingerichtet. „Ich würde mich freuen, wenn wir heute gemeinsam um 8 dinieren würden…“ sagte er leise. „Einverstanden.“ Nickte Venus. „Mein Diener wird sie abholen – wünsche einen geruhsamen späten Nachmittag!“ lächelte er und verschwand. Die Tür schloss sich. Venus seufzte und fuhr sich wütend durch die roten, langen Haare. Damit hatte sie nicht gerechnet – wieso hatte er so eine Wirkung auf sie? Dabei hat er nicht mal geduftet, brummte sie innerlich. „Ich brauch ein Bad!“ seufzte sie und ging in das gleich anschließende Waschzimmer. Darin befand sich eine große, vergoldete Wanne und wenig später lag sie in einem sprudelnden Bad. Der Badeschwamm war weich und tat ihrer geschundenen Haut gut. „AHHH!“ seufzte sie wohlig auf und tauchte unter. Um Punkt 8 Uhr klopfte es an ihrer Tür. Sie sah auf. „Herein!“ „Mylady das Abendessen ist serviert!“ sagte der Bucklige und sie nickte. Sie folgte ihm ins Esszimmer – nein eher in den Salon. Auch hier war der Geschmack unvergleichbar edel und anmutig. Der Tisch war aus Kirschholz und lang. Am anderen Ende saß der Graf und lächelte ihr höflich zu. „Mylady…“ sagte er und nickte erhaben mit dem Kopf. „Graf…“ sagte Venus und setzte sich. Sie trug dieses Mal ein weiteres Kleid, was der Graf ihr geschenkt hatte. Dieses war nun rot und stand dem grünen in nichts nach. Sie sah zauberhaft aus, dass musste sich sogar Dracula eingestehen. „Haben Mylady gut geruht?“ fragte er freundlich. „Ja, vielen Dank. Da war sehr angenehm! Das Bett ist wundervoll weich!“ sagte Venus. So gut hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen, das war leider Tatsache. „Wenn es meiner Lady gut geht, freue ich mich!“ sagte Dracula nahm einen Schluck Rotwein. „Nennen Sie mich nicht so!“ sagte Venus kalt. Er setzte das Weinglas ab und sah sie an: „Wie denn?“ „Meiner Lady … ich bin nicht euer Eigentum, Graf.“ Sagte Venus scharf. „Natürlich, wie gedankenlos von mir…“ er neigte den Kopf entschuldigend. Es legte sich Stille über den Schlachtort – der Venus wie wirklich wie ein Kampffeld vorkam. Sie kamen durch die Vorspeise und schafften es sogar bis zum Ende des Hauptgangs. „Wie ist Euer Name?“ fragte Dracula plötzlich. Venus erstarrte und sah ihn an. „Was?“ fragte sie. „Ihr habt ihn mir gestern nicht verraten und ich würde euch gerne anders ansprechen als immer nur mit dem unpersönlichen „Mylady“.“ Sagte er freundlich. Venus Verstand arbeitete hastig, doch da hob er die Hand und sie hielt erstaunt inne: „Bitte… ich sehe, dass ihr verzweifelt bemüht seid, mir einen falschen Namen zu sagen – wenn ihr es nicht möchtet, dann werde ich weiterhin einfach Mylady zu euch sagen – aber…“ er hob den Blick und zum ersten Mal sah Venus darin eine kleine Warnung: „… lügt mich besser niemals an!“ er nahm einen Schluck Rotwein. „Das geht meistens für die Beteiligten nicht gut aus!“ setzte er hinzu. Venus blickte auf ihr Essen. Anschließend stimmte Venus einem Rundgang durch das Schloss zu. Sie wanderte durch die zahlreichen Räume, er zeigte ihr die gigantische Bibliothek, den größten Ballsaal und natürlich auch die Thermalbäder. Anschließend kamen sie in die Gärten und hier konnte Venus nicht anders. „DAS IST JA WUNDERSCHÖN!“ rief sie begeistert aus. Er sah ihr mit einem wissenden Lächeln nach, als sie die Eisskulpturen bewunderte. Überall war es voller Schnee und der große Teich führte rings um das ganze Schloss und er war fest zugefroren. Der Rosengarten, war voller Eisrosen und Venus war schlichtweg überwältigt. Die Schönheit der Natur hatte sie immer erfreut. „Ich freue mich, dass es euch gefällt – nun…“ er lächelte und trat hinter sie. Da spürte sie wie er seinen Hermelinumhang um ihre Schultern legte: „… wir sollten hinein gehen, sonst erkältet ihr euch, Mylady.“ „Dabei wolltet ihr doch nicht, dass ich einen Umhang trage.“ Zog sie ihn auf. Er lachte und sagte liebenswürdig: „… hierbei mache ich eine Ausnahme.“ Venus lächelte amüsiert. Da verschwand sein Lächeln und plötzlich sah sich Venus in seinen Armen gefangen und sie fühlte seine starke Brust. „Ähm… Graf?“ fragte sie verdattert. „Verzeiht…“ sagte er leise. Er drehte sich plötzlich um und verschwand im Schloss, dabei hielt er noch kurz inne und sagte: „Ich wünsche eine gute Nacht…“ Dann verschwand er. Venus blickte ihm ein wenig verwundert nach. Sie war sich aber sicher. Die Umarmung war voller Angst und Verzweiflung. Hatte er Angst? Wenn ja, warum? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)