Suspicious Mind von -hoshi- ================================================================================ Kapitel 5: -4- -------------- -4- Am Freitag hatte Ryouga sich morgens einfach krank gemeldet und war den halben Tag im Bett liegen geblieben. Nach gestern hatte er einfach keine Kraft mehr. In letzter Zeit hatte Kouki ihn so oft für Reika sitzen lassen, dass es mittlerweile wirklich auffällig war. Seine Paranoia in Bezug auf eine mögliche Beziehung zwischen den beiden D=Out-Membern war gerade so gefestigt, dass es für ihn schon Realität war, dass Kouki ihn betrog. Wahrscheinlich betrog er ihn schon viel länger. Da der Sänger gestern Abend ja im Endeffekt wieder alleine zu Hause gelandet war, hatte er auch dementsprechend genug Zeit gehabt über alles nachzudenken. Und wenn man schlechte Zeichen suchte, fand man sie natürlich auch. Ryouga hatte auf jeden Fall eine Menge Anzeichen gefunden, dass seine und Koukis Beziehung kurz vor dem Ende stand. Er war in seinem Kopf so ziemlich jede Situation aus ihrem gemeinsamen Jahr durchgegangen und zumindest im letzten halben Jahr war er dann doch fündig geworden: erstens teilten Reika und Kouki sich seit neustem auf Tourneen immer ein Zimmer, vorher hatte der Ältere immer mit Hikaru im selben Hotelzimmer geschlafen, zweitens machten die beiden in letzter Zeit auffällig viel zusammen, Kouki hatte öfter Termine gehabt, die angeblich mit der Band zu tun gehabt hatten, aber da das ja auch diese Woche gelogen gewesen war, waren es vorher vielleicht auch nur Ausreden gewesen, dann wirkten die beiden immer vertrauter miteinander, außerdem redete Kouki die letzten Monate viel öfter von Reika und dann hatte sie auch noch deutlich weniger Sex als in der ersten Hälfte ihrer Beziehung und dabei war Kouki eindeutig der, der es am Anfang doch nicht mal zwei Tage ohne Sex ausgehalten hatte. Alles in allem waren das die deutlichsten Anzeichen, dass Reika ihm Kouki schon gestohlen hatte. Es gab nur einen Fehler in seiner Argumentation, den selbst Ryouga zugeben musste. Wenn Reika und Kouki schon längst zusammen waren, wieso tat der Ältere dann noch so, als würde er Ryouga lieben und wieso tat er noch so, als ob sie eine Beziehung hätten. Wieso war Kouki immer noch so unheimlich liebevoll zu ihm? Denn eines würde der born-Sänger nie bestreiten: Wenn sie denn mal Zeit für sich hatten, dann behandelte Kouki ihn wie die Liebe seines Lebens. Ryouga war so in seinen Gedanken versunken, dass er erst gar nicht wahrnahm, dass jemand an seiner Wohnungstür klingelte und als er es endlich registrierte, war er doch überlegt einfach nicht aufzumachen. Er hatte niemanden angerufen, damit er vorbeikommt und er wollte auch niemanden sehen. Eigentlich wollte er weiter vor sich hin leiden. Da der Besucher aber nicht aufgeben wollte, bequemte er sich doch von seinem Bett und öffnete die Tür. „Ruki?“ Mit dem älteren Sänger hatte der Blonde jetzt überhaupt nicht gerechnet. „Das ist aber keine sehr nette Begrüßung.“, schmunzelte der Ältere und schob sich an Ryouga vorbei in die Wohnung. „Was machst du hier?“ Die beiden waren zwar wirklich ganz gute Freunde und es war auch nicht das erste Mal, dass Ruki ihn zu Hause besuchte, aber ohne Anmeldung kam er eigentlich nie. „Ich wollte sehen, wie es dir geht. Ich mach mir Sorgen um dich, K hat erzählt du warst heute nicht bei den Proben und ich denke mal, das liegt mal wieder an Kouki.“ Der Braunhaarige hatte es sich auf Ryougas Sitzsack bequem gemacht und der Größere ließ sich auf sein Bett fallen. „Also wie sieht es aus, was ist wieder passiert, dass du sogar nicht zur Arbeit gehst?“ „Naja, gestern Abend waren wir zusammen beim Giants-Spiel und danach noch essen und eigentlich war alles perfekt und dann hat Reika ihn angerufen und da ist er natürlich wieder zu ihm gesprungen und hat mich stehen lassen.“, schilderte er die Geschichte in Kurzform. „Ihr ward beim Baseball?“, war Rukis einziger Kommentar und Ryougas Meinung nach war das nicht wirklich das Wichtige an der Geschichte. Das Problem lag ganz woanders. „Ich dachte, du interessierst dich nicht für Baseball?“ Okay, vielleicht hatte Ruki ein bisschen das Recht, diesen Punkt erläutert haben zu wollen. „Schon wahr. Aber Kouki liebt Baseball und ich dachte, ich sollte mich mit den Dingen beschäftigen, die er mag, damit wir mehr Gemeinsamkeiten haben.“, antwortete er kleinlaut. Also bei Uruha hatte sich das gestern irgendwie besser angehört. Von dem Älteren kam nur ein kurzes Lachen, bevor er leicht den Kopf schüttelte. „Ruha hat noch mal mit dir geredet, stimmt’s?“ Eine Bestätigung hatte Ruki zwar wohl nicht gebraucht, aber Ryouga nickte trotzdem. „Ja, das klingt ganz nach ihm. Am Anfang unserer Beziehung hat er das auch mit mir gemacht. Ich meine, es ist keine schlechte Idee, es ist sogar wichtig, dass man sich ein bisschen mit den Dingen beschäftigt, die den Partner interessieren. Aber Ruha hat das damals so aufopferungsvoll gemacht, dass ich mir eigentlich sicher war, dass er irgendein Problem hat. Er hat nie was gesagt, aber ich denke, er hatte genau wie du Angst, dass wir zu verschieden sind, um ein Paar zu sein. Ehrlich gesagt, hätte ich es schön gefunden, wenn er mit mir darüber geredet hätte. Es ist wichtig für mich, dass man mit seinem Partner über Probleme reden kann, denn nur so kann man sie lösen. Ruha war nur nie so der Typ fürs Reden, er schweigt sich lieber aus und versucht mit solchen Aktionen wie der Sache mit den Hobbys alles zu lösen. Aber es ist mittlerweile besser geworden. Was damals sein Problem war, hat er mir zwar immer noch nicht erzählt, aber jetzt redet er mit mir über alles und wir sind glücklich, glücklicher als vorher. Es hilft zu reden. Du solltest es mit Kouki auch mal versuchen.“ „Aber ich weiß nicht, wie ich ihm das sagen soll. Ich glaube, ich kann ihm das nicht ins Gesicht sagen. Ich meine, er ist so liebevoll immer und ich unterstelle ihm, dass er mich betrügt.“ Nein, so sicher sich Ryouga auch war, dass seine Theorien stimmten, er könnte Kouki nicht damit konfrontieren. „Hmm.“ Der Ältere schien zu überlegen und es dauerte eine Weile bis er sich wieder an den Blonden wandte. „Wie wär’s du schreibst ihm einen Brief? Das hab ich bei meinen Eltern auch immer gemacht.“ Brief? Naja, es war eine Möglichkeit, definitiv besser als reden war es auf jeden Fall. Aber er wusste auch nicht genau, ob er seine Gefühle in Worte packen konnte. Wenn Kouki einmal wusste, dass er ihm mittlerweile so wenig vertraute, dass er sogar schon davon ausging, dass der Sänger ihn mit seinem besten Freund betrog, dann konnte er das nicht mehr zurück nehmen. Vielleicht verlor er den anderen damit erst recht. Die momentane Situation, dieses Teilen seines Freundes mit Reika, machte ihn zwar innerlich fertig, aber wenn er Kouki ganz verlieren würde, dann müsste er sterben, da war Ryouga sich sicher. Wenn er einfach alles so ließ wie es war, hatte er Kouki wenigstens noch ein bisschen. „Weißt du, vielleicht versuchst du es einfach mal, einen Brief zu schreiben. Du musst ihn Kouki ja nicht geben. Aber oft hilft es schon, wenn man seine Gefühle einfach aufschreibt. Wie gesagt, ich bin immer noch der Meinung, dass du Kouki unrecht tust. Er liebt dich, da bin ich mir sicher.“ Ruki schien genau zu wissen, was Ryougas Hauptproblem war und dass der Kleinere sich so viel Mühe gab, ihm zu helfen, machte ihn wirklich dankbar. Egal wie divenhaft und zickig der Braunhaarige manchmal wirkte, er war im Inneren doch einfach der beste Freund, den man sich vorstellen konnte. „Ich werd es mal versuchen, danke Ruki.“, meinte er, lief zum Kühlschrank und holte für sie beide erst mal etwas zu trinken, wenn Ruki schon hier war, konnte er auch noch ein bisschen bleiben und sie konnte sich mal wieder über was anderes als Liebesproblem unterhalten. Eine Sache würde ihn dann aber doch noch interessieren. „Sag mal, warum ist Uruha eigentlich so dahinter her, dass ihr eure Beziehung geheim haltet?“ Okay, jetzt schien der andere doch verblüfft zu sein. „Naja, ich finde man merkt euch schon an, dass es hauptsächlich an Uruha liegt, dass ihr nichts über euch sagt.“ „Merkt man das so sehr?“ Ryouga nickte. Ja, es war schon auffällig gewesen. Vor allem weil Uruha ihn gestern ja noch einmal extra gebeten hatte, nichts zu sagen und dann die Sache wie verängstigt der Gitarrist gewirkt hatte, als er merkte, dass Ryouga von ihnen wusste. „Naja, wo fang ich an. Uruha und Reita sind ja schon seit Ewigkeiten befreundet und auf der Schule hatten sie noch einen dritten Kumpel, der manchmal mit ihnen rumgehangen hat. Auf jeden Fall hat sich dieser Kumpel irgendwann geoutet und von da an hat Reita ihn einfach links liegen lassen, nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen und ihn sogar gemobbt, weil er schwul war. Ruha hat tierische Angst, dass Reita genauso reagiert, wenn wir uns outen und er will seinen besten Freund nicht verlieren, was ich verstehen kann.“ Okay, nachvollziehen konnte Ryouga den Grund. Aber… „Also ich meine mit Reita hab ich jetzt nicht viel zu tun, aber unfreundlich ist er mir gegenüber nie und Kouki geht doch auch relativ oft mit Reita und dem Rest trinken.“ „Ja, ich weiß. Aber das ist was anderes. Er ist natürlich nicht mehr so homophob wie früher, aber trotzdem hat Ruha Angst. Kouki und Reita sind ja keine engen Freunde, deswegen geht das, aber bei engen Freunden erträgt Reita Homosexualität wohl immer noch nicht. Als Saga vor ein paar Jahren mit seinem Freund zusammen gekommen ist, hat Reita ihn auch ein bisschen abgeschoben.“ „Okay, verstehe.“ Uruha hatte also wirklich einen triftigen Grund, nicht offen zu Ruki zu stehen. Wobei er es unheimlich edel von Ruki fand, dass dieser das mitmachte. Er an der Stelle des braunhaarigen Sängers hätte wahrscheinlich das Gefühl, dass Uruha sein bester Freund wichtiger als sein Partner war. „Würdest du gerne offen zu eurer Beziehung stehen?“ „Err…“ Der Kleinere wurde leicht rot, anscheinend fühlte er sich ertappt. „Mir geht es glaub ich ähnlich wie Kouki in deinem Falle. Für mich war das mit Ruha sowas wie Liebe auf den ersten Blick, also zumindest hab ich mich relativ kurz nachdem ich ihn kennen gelernt hatte, irgendwie in ihn verliebt und als ich ihn endlich soweit hatte, dass wir ein Paar waren, wäre ich am liebsten laut schreiend durch die Stadt gerannt und hätte es jedem, dem ich begegnet wäre, erzählt. Aber ich respektiere seine Entscheidung es geheim zu halten, am Anfang war ich ja wegen der Band und allem auch noch irgendwie dafür. Und seit er mir die Sache mir Reita erzählt hat und ich weiß, was für eine Angst er hat, dass Menschen, die ihm viel bedeuten, sich von ihm abwenden könnten, ist es auch okay für mich, wenn wir es nie jemandem sagen. Ich liebe ihn mehr als alles andere und dass er glücklicher ist, ist mir wichtiger als alles andere.“ „Dann bin ich der einzige, der es noch weiß.“, meinte der Jüngere mehr zu sich selbst und Ruki schüttelte nur kurz den Kopf. „Tora weiß es auch. Er war immerhin mein bester Freund seit wir beide bei PSC sind und ich hab ihm irgendwann erzählt, dass ich mich in Uruha verliebt habe. Tora hat meine Veränderung natürlich sofort bemerkt, als wir zusammen gekommen sind und da haben wir beschlossen, es ihm zu erzählen.“ Ryouga nickte nur wieder. Es war ja irgendwie logisch, dass man seinem besten Freund von seiner Schwärmerei erzählte und dass der es merkte, wenn man dann endlich mit dem Angebeteten zusammen war. Aber eine Sache wurde dem Jüngeren gerade erst klar, Ruki hatte gesagt, Uruha wäre Liebe auf den ersten Blick gewesen und da die beiden ja erst seit vier Jahren zusammen waren hieß das… „Du bist Uruha sechs Jahre hinterher gerannt?“ „Du klingst entsetzt.“ Ein Schmunzeln legte sich auf die Züge des Älteren. „Ja, ich bin ihm fast sechs Jahre nachgelaufen, aber ich habe es noch nicht eine Sekunde bereut und ich wäre ihm auch zehn Jahre nachgelaufen.“ Und das bewunderte Ryouga irgendwie an der Beziehung der beiden Älteren. Wenn er seine Gespräche mit den beiden betrachtete, mussten sie sich wirklich aufopferungsvoll lieben und einander so wichtig sein, dass sie alles für den jeweils anderen tun würden. Ob Kouki und er auch irgendwann an diesen Punkt kommen würden? Ruki war noch ein paar Stunden geblieben und es hatte Ryouga ganz gut getan einfach mit dem anderen über alles Mögliche zu reden. Als der Braunhaarige dann gegangen war, hatte er es sogar wirklich versucht einen Brief zu schreiben. Sonderlich viel war dabei zwar nicht herausgekommen, aber er hatte eh nicht vor, es Kouki jemals zu zeigen. Und ob es wirklich hilfreich gewesen war, wusste er auch nicht. Immerhin waren ihm all seine Probleme und Zweifel jetzt noch präsenter, dadurch dass er sie aufgeschrieben hatte. Er hatte geschrieben, dass er Angst hatte, nicht mit Kouki zusammen zu passen, dass Reika ihn ihm wegnahm, dass Kouki zu viel mit dem Bassisten machte, dass er Angst hatte, ausgetauscht zu werden. Eigentlich wirklich nur die Wahrheit, wie er im Moment fühlte, aber bei jedem neuen Durchlesen war er sich sicherer, dass er den Brief Kouki niemals geben konnte, es klang viel zu vorwurfsvoll. Das Knacken des Türschloss riss den Blonden aus seinen Gedanken und er konnte den Brief gerade noch unter seinem Block verstecken, bevor Kouki die kleine Wohnung betrat. „Hi Schatz, ich wollte mal nach dir sehen. Die anderen haben gesagt, du wärst krank.“ Der Ältere klang besorgt und so sah er auch aus. „Naja und ich hab dir was zu essen mitgebracht.“ Demonstrativ streckte hob er eine Tüte hoch, in der wohl Essen von dem kleinen Straßenimbiss um die Ecke war. Ryouga mochte solches Essen zwar nicht so gerne, aber er fand die Geste unsagbar süß und aufmerksam und musste seinen Freund deshalb einfach glücklich anlächeln. „Das ist liebt von dir. Mir geht’s schon wieder viel besser.“, antwortete der Kleinere, stand auf und hauchte seinem Freund einen Kuss auf die Lippen, der etwas unsicher im Raum herumstand, bevor er ihm die Tüte abnahm und in seiner kleinen Küche verschwand. „Ich mach das Essen warm, kannst du den Tisch abräumen?“, rief er Kouki noch zu, von dem nur ein bejahendes Murren kam und machte sich dann daran, die Sachen auf verschiedenen Tellern zu verteilen und wenn nötig kurz aufzuwärmen. Wenige Minuten später betrat er sein Zimmer mit den Tellern, stellte alles auf den Tisch, den Kouki brav abgeräumt hatte. „So dann können wir essen.“, meinte er lächelnd zu dem Älteren, erstarrte aber sofort, als er sah, was der Größere in seinen Händen hielt. Es war zwar nur ein einfacher Zettel, aber an Koukis Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass es der Brief sein musste, den er geschrieben hatte. „Kouki das…“, setzte er an, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Wie sollte man auch das Offensichtliche bestreiten? Aber das Schlimmste war, dass er seinem Freund genau ansehen konnte, wie verletzt er war. Ohne ein weiteres Wort stürmte Kouki einfach aus der Wohnung, ließ den völlig perplexen Ryouga zurück. Er wollte ihm hinterherlaufen, aber er konnte nicht, seine Beine sackten einfach in sich zusammen und so blieb er stumm zur Tür starrend auf dem Boden sitzen. Sein Herz schmerzte gerade gewaltig, es zog sich so grausam in seiner Brust zusammen, dass er das Gefühl hatte sterben zu müssen. Er hatte Kouki verletzt, er hatte ihn unheimlich verletzt und das hatte er nicht gewollt. Gerade hasste der Blonde sich selbst einfach nur abgrundtief dafür, dass er jemals auf die Idee kommen könnte, Kouki wäre nicht treu, wäre nicht ehrlich zu ihm, würde ihn nicht mindestens genauso bedingungslos lieben wie Ryouga ihn. So hatte der Ältere es nicht erfahren sollen und so hatte Ryouga nicht merken wollen, dass seine Vorwürfe ungerechtfertigt waren. tbc ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ich weiß, es ist ein sehr nette Kapitelende, aber das musste sein^-^ @Lucel: Ja es geht noch ein bisschen gemein weiter... aber jetzt hat Ryouga wohl ein anderes Problem als ReikaxD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)