Tagebücher eines Shinobi von abgemeldet (Eine neue Generation) ================================================================================ Prolog: Tagebücher eines Shinobi -------------------------------- Blut. Metall. Schmerz. Tränen. Daraus wird Krieg gemacht. Die Kriegsherren werden auf Ruhm, Ehre und Tradition pochen, die jungen Soldaten von Übung und Talent sprechen, Geschichtslehrer von Macht, Armeen und mächtigen Herrschern. Jeder wird dir etwas anderes darüber erzählen, seine eigene Vorstellung einfliessen lassen. Doch diejenigen, die wirklich im Krieg waren, die es am eigenen Leib erfahren mussten, werden dir sagen, woraus Krieg wirklich gemacht wird. Aus dem Blut der Kämpfer, die ihr Leben für die absurdesten Dinge lassen. Aus dem Metall der Waffen, die den Boden übersähen und unzählige Menschen in den Tod reissen. Aus dem Schmerz, den jeder fühlt, der mit dem Krieg in Berührung kommt. Aus den Tränen, die Verwandte und Freunde genauso vergiessen wie die Soldaten selbst. Krieg hat nichts ehrenhaftes an sich. Jeder Krieger ist Täter und Opfer zugleich, Mörder und Ermordeter, Waffe und Ziel. Ein Krieger wird nie mehr derselbe sein, denn die Spuren des Krieges lassen sich nicht abwaschen. Wir sind Ninjas, Krieger. Wir gehen unseren Weg mit dem Tod, wachsen mit ihm auf, werden von ihm erzogen. Wir töten, bevor wir den unsichtbaren Gefährten an unserer Seite überhaupt wahrnehmen und sterben, bevor wir richtig zu leben begonnen haben. Ich, Kakashi Hatake, bin ein Ninja und beginne hiermit meine Nachkriegstagebücher. Kapitel 1: Von unruhigem Schlaf und diplomatischen Missionen ------------------------------------------------------------ Tenten riss ruckartig die Augen auf und schnappte nach Luft. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb, als ob es sie um jeden Preis am Leben erhalten wollte. Spitze Steine drückten in ihre Seite und ihr Mund war vom Geschmack nach Erde und Blut erfüllt. Sie lebte. Diese Erkenntnis liess ihre Erinnerungen auf einen Schlag zurückkehren und sie wusste, dass sie hier nicht liegenbleiben durfte. Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte sich Tenten hoch, kam taumelnd auf die Beine. Ihr Körper schmerzte und war mit Schrammen und Wunden übersät. Staub klebte ihr an Haut und Kleidung, Schweisstropfen sammelten sich auf ihrer Stirn und verwischten den Schmutz, wenn sie über ihr Gesicht rannen. Nach allen Seiten erstreckte sich ein Schlachtfeld. Trümmer und Krater dominierten die Umgebung, gefallene Shinobi lagen bizarr verrenkt zwischen Waffen auf dem blutgetränkten Boden. Die Menschen waren verstummt, alle Kämpfe beendet und nur das Krächzen der am Himmel kreisenden Krähen durchbrach die unheimliche Stille. Der metallene Geruch nach Blut und die süsslichen Dünste der Verwesung hingen über dem Land, auf das die unbarmherzige Sonne niederbrannte. Tenten hustete trocken und stolperte vorwärts, ihre Augen huschten unruhig über das Schlachtfeld. Sie spürte das heisse Blut, wie es ihre Seite hinab lief, da der durchtränkte Stoff nicht mehr davon aufnehmen konnte. Sie atmete tief ein und aus, versuchte, den Schmerz zu verdrängen. Sie musste die anderen finden. Vermutlich würden alle überlebenden Konoha-Ninjas zum Lazarett zurückkehren, doch wo war das? Wenn doch Neji hier wäre... Ob es ihm gut ging? Was, wenn er bei der Explosion umgekommen war? Einen Moment später schalt sie sich einen Trottel. Sie hatte momentan wirklich andere Probleme, zum Beispiel, dass sie bald verbluten würde. Neji war stark, er käme schon alleine zurecht. Sie riss sich zusammen und lief los, obwohl das Blut bei jedem Schritt schneller floss und sie bei jeder Erschütterung der Schmerz durchzuckte. Verbissen versuchte sie, sich alleine auf ihren Weg zu konzentrieren und nicht auf ihre Wunden oder die Leichen zu achten. Sie fürchtete sich davor, in ein bekanntes Gesicht zu blicken, einen Freund zu entdecken, der nie mehr aufstehen würde. „Tenten!“ Angesprochene blieb stolpernd stehen und wirbelte zum Sprecher herum. Lee kam auf sie zugelaufen, sein Gesichtsausdruck war bitterer als er an ihm sein dürfte. Dabei war er doch immer der, dessen Optimismus ungebrochen blieb und der immer ein breites Grinsen auf den Gesicht trug. Vielleicht sogar noch mehr als Naruto. „Tenten, bist du verletzt?“, fragte er besorgt und kam neben ihr zu stehen. Als ob das nicht offensichtlich wäre! Der weisse Stoff ihres Oberteils hatte sich schliesslich schon zur Hälfte mit der rubinroten Flüssigkeit vollgesogen und eine dünne Blutspur lief aus ihren Mundwinkeln. „Was denkst du denn?“, gab sie bissig zurück und einen Herzschlag später begann alles vor ihren Augen zu verschwimmen. Ihr Blickfeld wurde eng, Schwärze frass sich von den Rändern immer weiter hinein und sie stürzte. Noch bevor sie auf dem Boden aufprallen konnte, wurde sie von Lee aufgefangen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, Schwerelosigkeit umhüllte sie. „...Tenten...“ Tenten hörte ihren Namen wie durch Wasser, gedämpft und undeutlich. Mehrere Stimmen drangen schwach zu ihr durch, unverständlich, kaum mehr als das Flüstern des Windes. Sie fühlte sich müde und zerschlagen, aber immerhin schmerzte ihr Körper nicht mehr. Wo war sie? Langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Lee war bei ihr gewesen... vermutlich hatte er sie ins Lazarett gebracht. Also lebte sie noch immer. Plötzlich stach ihr der Geruch nach Desinfektionsmittel in die Nase, sie spürte, dass sie auf einer harten Unterlage lag. Gedämpfte Stimmen und erstickte Schreie drangen an ihr Ohr, das Kratzen von Stein auf Metall. Ja, sie musste sich im Lazarett befinden. Was war passiert, während sie ohnmächtig gewesen war? „Wie geht es ihr?“, fragte eine Stimme, die ihr vage bekannt vorkam. Ja, genau, das war Neji. Wieso war er hier? War er auch verletzt? „Sie kommt durch“, antwortete eine andere Stimme seufzend, die Sakura gehören musste. Tenten schlug die Augen auf. Zuerst war alles blenden hell und sie musste dem Drang widerstehen, die Augen wieder zuzukneifen. Langsam erkannte sie das undefinierbare Weiss als schmutzige Zeltplane, wohl das Dach des Lazarettes. Ein Gesicht schob sich in ihr Blickfeld. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie Neji erkannte. „Geht es dir gut?“, fragte sie ihn mit zitternder, heiserer Stimme. Seine Mundwinkel zuckten, doch ansonsten blieben seine Gesichtszüge hart und ernst und vielleicht eine Spur besorgt. „Das fragst du mich? Du wärst beinahe gestorben“, antwortete er, sein Blick zeigte, wie sehr ihn der Krieg ermüdet hatte. Tenten versuchte, sich aufzurappeln, fiel jedoch sogleich entkräftet wieder zurück. „Du kannst noch nicht aufstehen, hat Sakura gesagt“, kommentierte er mit vor der Brust verschränkten Armen. Tenten verzog das Gesicht. Natürlich hatte sie das gesagt und vermutlich hatte sie dabei auch recht – aber sie wollte endlich sehen, wo sie sich befand. „Hilf mir wenigstens ein bisschen“, bat sie Neji und er hob die Augenbrauen, zog sie jedoch an den Schultern hoch. Tenten rutschte bis zum Rand des Feldbettes und musste einen Moment innehalten, als ihr Schwarz vor Augen wurde. Langsam klärte sich ihr Blickfeld wieder und sie konnte ihre Umgebung inspizieren. Tatsächlich befand sie sich in einem Lazarett, sicher zehn andere Ninja lagen auf Feldbetten in dem kleinen Raum. Die meisten schienen ohnmächtig zu sein oder schliefen, Sakura wechselte gerade den Verband am Bein eines Mannes. Die Rosahaarige sah aus, als ob sie selbst bald vor Erschöpfung zusammenbrechen würde. Vermutlich hatte sie keine ruhige Minute mehr gehabt, nachdem die Kämpfe begonnen hatten. „Was ist passiert?“, fragte sie, ihre Stimme hörte sich noch immer rau an. „Nach der Explosion, meinst du?“, fragte er und lehnte sich neben sie an die Pritsche. „Unsere Gegner haben plötzlich den Rückzug angetreten und sind verschwunden. Wir haben viele Verluste erlitten, unzählige Shinobi sind tot oder vermisst. Wir sind gerade dabei, die Toten und Verletzten zu bergen. „Ich will helfen“, sagte Tenten entschieden und versuchte, aufzustehen. Sofort wurde sie von Neji festgehalten, der sie zurück auf die Liege zwang. „Nein. Du musst dich erst ausruhen. Ausserdem hattest du noch Glück. Eine deiner eigenen Waffen hat dich praktisch aufgeschlitzt, als die Explosion alles zur Seite geschleudert hat. Die Klinge war vergiftet. Ohne Sakura wärst du jetzt hinüber.“ Tenten lächelte schwach. „So schnell wirst du mich nicht los“, murmelte sie leise und schloss die Augen. Vielleicht sollte sie tatsächlich mit dem Vergiften ihrer Waffen aufhören... das konnte anscheinend ziemlich ins Auge gehen. „Ruh dich aus“, murmelte Neji und tätschelte ihr sanft die Schulter, bevor sie in das Reich der Träume glitt. Tenten erwachte, Dunkelheit umhüllte sie und unter ihr befand sich eine weiche Matratze. Schon wieder. Sie hatte schon wieder davon geträumt. Seit diesem ominösen Tag waren rund zwei Monate vergangen, aber sie träumte trotzdem fast jede Nacht davon. Bis jetzt hatte sie sich noch nicht entscheiden können, ob es ein Albtraum war oder nicht. Einerseits war es schrecklich, jedes Mal das Schlachtfeld wiederzusehen, andererseits hörte der Traum ja damit auf, dass sie sich auf dem Weg der Besserung befand. Und Neji, er war immer da, am Ende ihres Traumes. In dem Moment wurde ihr bewusst, dass der ruhige Atem neben ihr fehlte. Sie tastete vorsichtig mit der Hand die Matratze ab, aber die andere Seite des Bettes war leer, wenn auch noch warm. Er konnte also noch nicht lange weg sein. Tenten seufzte leise und setzte sich im Bett auf. Sie hatte damit gerechnet, war aber dennoch etwas enttäuscht. Keine Woche nach Ende des Weltkrieges war etwas zwischen Neji und ihr passiert, was sich... schwer beschreiben liess. Es war ungewollt gewesen, gewiss, aber irgendwoher musste der Impuls doch gekommen sein, oder? Nun, bei der – natürlich obligatorischen – Feier, die Gai seinem Team verordnet hatte, waren einige Dinge etwas aus dem Ruder gelaufen. Unter anderem eben die Beziehung zwischen Tenten und Neji. Beide hatten etwas mehr Sake intus als sie vertrugen und vor allem Neji schien nicht besonders trinkfest zu sein, was Tenten insgeheim belustigte. Sowas durfte man einem Neji Hyuuga aber natürlich nicht auf die Nase binden. Nun, jedenfalls hatte ominöser Abend für Tenten wie gewohnt in ihrem eigenen Bett geendet. Nur, dass Neji ihr Gesellschaft leistete. Am nächsten Morgen war er weg gewesen und Tenten wäre beinahe nicht zum Training gegangen. Schlussendlich riss sie sich zusammen und ging doch, auch wenn keiner der anderen auftauchte. Erst als sie schon beschlossen hatte, wieder zurückzugehen, stiess Neji zu ihr. Das Gespräch, das sie führten, war steif und eigentlich inhaltslos, doch es endete damit, dass Tenten Neji erneut zu sich einlud. Und wenige Wochen später musste sie sich eingestehen, dass sie in etwas geraten war, was Kiba vor einiger Zeit liebevoll als 'Fickbeziehung' betitelt hatte. Natürlich hütete sich Tenten, das Wort auch nur zu denken, aber es stimmte irgendwie schon ein klitzekleines bisschen. Obwohl, vielleicht auch ein bisschen mehr als ein klitzekleines bisschen. Jedenfalls, so war sie jetzt an dem Punkt gelandet, wo Neji beinahe jede Nacht bei ihr übernachtete. Sie gab zu, dass es ihr gefiel. Sehr sogar. Aber manchmal, sobald sie intensiver darüber nachdachte, fühlte sich die ganze Sache grundfalsch an. Nun, egal ob es recht war oder nicht, hier war sie gelandet und gross ändern liess es sich im Moment eh nicht. Tenten fuhr sich durch das lange, braune Haar, welches sie momentan offen trug und seufzte leise. Dann spähte sie auf den Wecker, dessen Leuchtziffern das einzige Licht in der Dunkelheit des Zimmers darstellten. Halb fünf Uhr morgens. Sie hätte gerne noch ein wenig geschlafen, aber aus Erfahrung wusste sie, dass dies jetzt nicht mehr funktionieren würde. Der Traum wühlte sie immer viel zu sehr auf und dann war Neji auch nicht mehr da... nein, da konnte sie genauso gut gleich aufstehen. Ausserdem war ihr ein wenig flau im Magen. Hoffentlich hatte sie sich nicht die Grippe eingefangen, die zurzeit in Konoha umging. Tenten knipste das Licht an und schwang die Beine aus dem Bett. Sie gähnte ausgiebig und stand dann auf, um eine Dusche zu nehmen. Es war viertel nach sechs, als jemand an Tentens Haustüre klingelte. Sie sass auf der Couch und las gerade in einem Buch über das Beschwören von Waffen aus der Welt der Kuchyose-Tiere. Nun legte die Kunoichi ebendieses zur Seite und erhob sich, um dem Besucher zu öffnen. Es war eindeutig zu früh, als dass irgendjemand überhaupt unterwegs sein sollte, geschweige denn an ihrem freien Tag bei ihr zu klingeln. Langsam ging sie zur Türe und öffnete sie. Vor ihr stand ein Ninja, der ihr überhaupt nicht bekannt vorkam, jedoch wirkte, als wäre er in Eile. „Guten Tag“, begrüsste sie den Mann, der etwas überrascht schien. „Sie sind so früh schon auf?“, fragte er und erweckte bei Tenten den Eindruck, nicht besonders professionell zu sein. „Ja. Was wollen Sie?“ Ihr war eindeutig nicht danach, diesem Fremden genauer zu erläutern, dass sie eine Fickbe-... eine Beziehung mit der Nachwuchshoffnung des Hyuuga-Clans führte und wegen Träumen über den vierten Ninjaweltkrieg nicht schlafen konnte. Nein, das würde sie ganz bestimmt nicht machen. „Äh... Tsunade-sama schickt mich. Sie hatte drei Ninja für eine äusserst wichtig Mission eingeteilt, allerdings sind alle drei an der Grippe erkrankt. Es herrscht ein solcher Mangel an Shinobi, dass Sie kurzfristig für diese Mission eingeteilt wurden. Tsunade-sama wird ihnen die Details erläutern. Sie sollten sich so schnell wie möglich zu ihr begeben.“ Tenten nickte. Aha. Eine Mission also. Es gab eindeutig Schlimmeres, auch wenn sie sich eigentlich auf einen entspannten Tag gefreut hatte. Schliesslich hatte sie nicht oft so viel Zeit für sich. „Danke, ich werde gleich zu ihr gehen“, sagte Tenten, bereits in Gedanken bei den Vorbereitungen und liess die Türe vor der Nase des Shinobi zufallen. Sollte er sie doch als unhöflich empfinden – er hatte sie um ihren freien Tag betrogen. Die Kunoichi stapfte ins Schlafzimmer und öffnete den Schrank mit ihrer Ausrüstung. Ihre Trainingskleidung trug sie bereits, sie hatte eh selten etwas anderes an. Einen Moment überlegte sie, was sie alles mitnehmen sollte, entschied sich dann einfach für ihre grosse Schriftrolle. Darin hatte sie jegliche Waffen versiegelt, sodass diese ihr garantiert nicht ausgehen würden. Proviant nahm sie keinen mit, nur eine Wasserflasche und etwas Geld. Notfalls fand sich eigentlich immer ein Dorf, in dem man etwas kaufen konnte. In der Küche hinterliess sie eine Notiz für Neji, falls er heute Abend zu ihr kam und die Wohnung leer vorfand. Dann verliess sie auch schon ihre Behausung, nicht, ohne zuvor die Türe sorgfältig abzuschliessen und den Schlüssel unter dem Blumentopf zu platzieren – ebenfalls für Neji. Er hatte ja keinen eigenen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte Tenten noch nicht, dass es sehr lange bis zu ihrer Rückkehr dauern würde... „Komm rein, Tenten“, erklang es gedämpft durch die Türe zum Büro der Hokage. Diese kam der Aufforderung geflissentlich nach und schloss die Türe wieder hinter sich, bevor sie an Tsunades Schreibtisch trat, eine etwas verärgerte Maske aufgesetzt. So besonders schlimm fand sie Missionen im Allgemeinen nicht, sie hatte den Ehrgeiz, um sie als Chance anzusehen – aber sollte Tsunade doch ruhig etwas anderes denken. Allerdings sah die Hokage übernächtigt aus und hatte eine penetrante Sakefahne, was die Vermutung nahelegte, dass sie genau gar nichts von Tentens Bemühungen bemerken würde. Naja, was hatte sie erwartet? „Sie haben eine Mission für mich, Tsunade-sama?“, fragte Tenten und musterte die alte junge Frau, wie sie sich mit Mühe aufrecht hielt. Irgendwie sah man ihr an, dass sie nicht mehr die Jüngste war – der Gesichtsausdruck, die Bewegungen, die sie machte; aber dann fehlten auch wieder jegliche Spuren des Alters, keine Falten und Altersflecken verunstalteten ihre Haut. „Ja... ja, genau“, murmelte diese und sah auf ihre Unterlagen hinab. Dann hob sie den Blick wieder und bemühte sich, in eine einigermassen würdevolle Position zu kommen. „Du wirst nach Kyogagakure reisen. Das ist ein Dorf, welches an unserer wichtigsten Handelsroute liegt. Aus Protest oder Rache, das ist uns nicht so ganz klar, dass die Ninjas des Dorfes zum Kriegsdienst verpflichtet wurden und ein Grossteil umgekommen ist, stören sie nun den Handelsverkehr und überfallen immer wieder Reisende“, informierte Tsunade sie. Ihr Blick hsuchte kurz zurück auf die Blätter vor ihr, für welche Shizune augenscheinlich verantwortlich war. Diese Ordnung war nichts, was von einer so verkaterten Alkoholikerin stammen konnte. „Die Überfälle müssen dringend aufhören, sonst bricht auf kurz oder lang die Wirtschaft des Feuerreiches zusammen, die besonders jetzt nach dem Krieg sehr instabil ist. Jedenfalls sagen das die Typen von der Regierung, mich schert das wenig.“ Tenten verzog belustigt den Mund. Und schon war ihre Professionalität wieder dahin... ihr grosses Vorbild war erstaunlich, aber vielleicht nicht unbedingt wegen ihrer Kompetenzen als Hokage. „Leider musst du alleine gehen, da wir einen extremen Truppenmangel haben. Auf dieser Karte hat Shizune, glaube ich, Kyogagakure markiert. Die Mappe enthält die restlichen Details und so. Viel Glück, lass dich nicht umbringen und was man sonst so wünscht.“ Tenten nahm die Unterlagen entgegen und warf einen flüchtigen Blick auf die Karte. „Tsunade-sama, wieso wurde gerade ich eingeteilt? Soweit ich weiss, gibt es noch andere Ninja, die heute nichts zu tun haben.“ Eigentlich dachte sie dabei an Neji und nicht an irgendeinen anderen Shinobi, aber sie konnte Tsunade ja wohl kaum so direkt fragen. Sie hatte nämlich eigentlich mit ihm abgemacht, dass sie sich heute Nacht wieder treffen würden. „Ja, es war eine handvoll anderer verfügbar, aber wir brauchen jemanden, der einigermassen gut mit Menschen umgehen kann und nicht wie ein Freak aussieht. Also fiel unsere Wahl auf dich.“ Tenten zog die Augenbrauen hoch, wandte sich aber wortlos dem Ausgang zu. Menschenkenntnis, ja? Sie hatte gar nicht gewusst, dass das zu ihren Stärken gezählt wurde. Sie trat auf den Flur hinaus und liess die Türe hinter sich zufallen. Ihr Blick fiel an einem Fenster hängen, das weit offen stand – anscheinend lüftete die Putzfrau gerade, die nur wenig daneben stand und den Fussboden wischte. Tenten biss sich auf die Lippen und zögerte noch einen Moment. Dann schnellte sie den Flur entlang, sprang mit einem Satz auf das Fensterbrett und segelte im nächsten Moment im freien Fall durch die Luft. Der Wind peitschte ihr dunkle Haarsträhnen ins Gesicht und die kühle Morgenluft fuhr unter ihre Kleidung. Elegant landete sie auf dem Dach eines der Häuser, die etwas tiefer lagen und warf einen Blick zurück zum Hokageturm. Die Putzfrau stand mit weit aufgerissenen Augen am Fenster und sah schockiert zu ihr hinab. Und das, wo sie doch in einem Ninajdorf lebte und sogar in einem Gebäude putzte, wo Shinobi aller Ränge ein und aus gingen. Sie hatte vermutlich sogar schon ANBUs im Boden verschwinden sehen. Das musste das Alter sein, beschloss Tenten, denn die Frau war tatsächlich nicht mehr die Jüngste. Oder sie war einfach neu eingestellt. Die Kunoichi grinste der Alten zu und wirbelte dann schwungvoll herum. Mit schnellen Schritten sprintete sie los, über die Dächer des Dorfes. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten den Himmel in ein schönes Pastellrosa und Tenten lächelte unwillkürlich. Sie hätte sich noch gerne von ihren Freunden verabschiedet – aber eigentlich war es ja egal. Sie würde ein paar Tage weg sein, etwas Diplomatie betreiben und dann wiederkommen. Plötzlich freute sie sich regelrecht, ein bisschen Bewegung zu bekommen und nicht den ganzen Tag in einem halbkranken Dorf festsitzen zu müssen. Das Tor von Konoha tauchte bereits vor ihr auf und Tenten sprang von den Dächern, ohne das Tempo zu verlangsamen. Ihre durchtrainierten Muskeln federten den Aufprall ohne Probleme ab. Sie nickte den beiden Wachen zu, die gelangweilt herumsassen und anscheinend kurz vorm Einschlafen waren. Vermutlich würde bald ihre Ablösung kommen – Nachtschichten waren auch nicht das Wahre. Die Kunoichi atmete tief durch und beschleunigte ihr Tempo. Ein langer Weg lag vor ihr. ♦ Nach rund einem Jahr fängt die FF also wieder praktisch bei null an... hätte ich mir auch nicht träumen lassen, ehrlich gesagt. Naja, ich behaupte, wenigstens ein bisschen besser geworden zu sein und hoffe, euch nicht als Leser verloren zu haben. Allerdings kann ich es durchaus verstehen, wenn es so wäre. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, dass die neue Fassung so unromantisch ist. Aber es wird noch genug Raum für Drama und Kitsch geben, versprochen. *^* Kapitel 2: Von gescheiterten Verhandlungen und schwierigen Entscheidungen ------------------------------------------------------------------------- „Ich weiss nicht, was an der ganzen Sache so schwer zu verstehen ist!“ Tenten klopfte bekräftigend auf den massiven Holztisch, an dessen anderem Ende das Oberhaupt dieses Dorfes sass. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Sie war hier die Vertreterin des grossen Ninjadorfs des Feuerreiches, er hatte nichts zu melden, verdammt! „Nun, da Konohagakure auf unsere Forderungen nicht eingegangen ist, wird auch Kyogagakure nicht einwilligen.“ Der alte Mann schien partout nicht bereit zu sein, ihr auch nur um eine Fingerbreite entgegen zu kommen. So liessen sich doch keine Verhandlungen führen! „Aber ich habe ihnen doch bereits gesagt, dass wir weder die Nötigen Truppen noch Geldmittel zur Verfügung haben! Konoha hat selbst mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, der Krieg war auch für uns nicht leicht“, insistierte Tenten erneut, doch sie wusste bereits, dass es hoffnungslos war. Es war für sie schlichtweg unmöglich, Boden für Konoha gewinnen zu können. Alleine schon, dass sie gezwungen war, die Verhandlungen im Revier des Feindes zu führen, bedeutete eine halbe Niederlage. Und der Alte machte es ihr auch noch unnötig schwer. „Wir führen dieses Gespräch morgen fort. Nobu!“ Keine Sekunde später öffnete sich die Türe zum Büro des Hokage und ein junger Mann trat ein, auf dessen Stirnband das Zeichen Kyogagakures abgebildet war. Noch war Tenten nicht dahinter gekommen, was es darstellen sollte. „Bitte folgen Sie mir, Tenten-sama“, sagte er in beinahe unnötig leiser Stimme und sie erhob sich. Während sie hinter ihm den Raum verliess, würdigte sie den alten Mann keines Blickes, sie war noch immer von den Verhandlungen ziemlich aufgekratzt. Allerdings sah sie tatsächlich kein Ende in der Angelegenheit, wenn er seine Forderungen nicht aufgab. Und das würde er nicht, da war sie sich sicher. „Wohin bringst du mich?“, fragte sie ihren Führer etwas unwirsch und er zuckte zusammen. „Ich wurde angewiesen, Sie für die Dauer Ihres Aufenthaltes bei mir unterzubringen. Während eines Angriffes im Verlauf des Krieges wurde unser Gästehaus leider zerstört. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.“ Tenten kniff bloss die Lippen zusammen und erwiderte nichts. Nobu geleitete sie durch das Dorf, ohne ein weiteres Gespräch anzuleiten. Er passte sein Tempo dem ihren so an, dass er immer nur maximal einen halben Schritt vor ihr war. Entweder versuchte er, höflich zu sein, oder aber er wollte nicht riskieren, sie aus den Augen zu lassen. Aber obwohl ihn sein Stirnband als Ninja auswies, hatte sie so ihre Zweifel daran, dass er es mit ihr aufnehmen könnte. Obwohl, man sollte ein Buch ja bekanntlich nicht nach seinem Einband beurteilen. Während sie nebeneinander hergingen, sah sich Tenten unauffällig um. Das Dorf war in keinem allzu schlechten Zustand, bloss hier und da war eines der Gebäude beschädigt, doch wusste sie nicht, wie es auf der anderen Dorfeite aussah. Der ganze Aufbau erinnerte ein wenig an Suna, die rotbraunen Gebäude hatten ähnliche, runde Formen und selbst der Boden war mit rauen Bröseln des Baumaterials bedeckt. Als sie den Mann – Nobu hiess er, wenn sie sich richtig erinnerte - danach fragte, erklärte er ihr, dass es an dem nahegelegenen See ein grösseres Vorkommen des roten Lehmes gab und man ihn hier schon seit langer Zeit für alles mögliche verwendete. Zum Schutz gegen Regen wurden die Häuser mit geschmolzenem Bienenwachs überzogen, da man sie ja nicht ganz in den Brennofen stecken konnte. Bienen hätten hier ausserdem lange Tradition. Da das Wachs sich aber relativ schnell ablöste, verbrachten die meisten Familien den Sonntagvormittag damit, allfällige Löcher im Überzug zu flicken. Die Imker brachten flüssiges Wachs zur Dorfmitte und alle Familien kauften sich dort, was sie brauchten. Es war mit der Zeit ein fröhlicher Anlass geworden, wo man wieder einem Zeit hatte, miteinander zu plaudern. Doch nach dem Krieg habe man diese Tradition wie vieles anderes aufgegeben. Erst da fiel Tenten die Abwesenheit der Bewohner auf. Tatsächlich war es fast ein wenig unheimlich. Die meisten Fensterläden waren zugezogen und die Menschen, die ihnen begegneten, hielten die Köpfe gesenkt und würdigten Tenten und ihren Begleiter keines Blickes. Langsam begann Tenten zu verstehen, weshalb der alte Mann so dringend finanzielle Unterstützung brauchte, sowie Arbeiter, die das Dorf vor dem Verfall bewahren könnten. Denn wo der Mensch nicht alles in Schuss hielt, da eroberte sich die Natur ihr Revier zurück. Vielleicht wäre Kyogagakure in dreissig Jahren nur noch ein kleines Bauerndorf, weil sich das Dorf es nicht leisten konnte, Einwohner an gefährliche Missionen zu verlieren. Eine ziemlich traurige Zukunft für ein stolzes Ninjadorf. „Darf ich reinkommen, Tenten-sama?“ „Ja ja, natürlich“, rief sie und drehte sich auf dem glasierten Lehmhocker zur Türe um. Nobu öffnete diese und trat ein, auf der einen Hand ein Tablett balancieren. Sein schwarzes Haar stand in alle Richtungen ab, er musste hergerannt sein, um ihr etwa zu kochen. „Oh, danke“, sagte sie beim Anblick des Essens darauf. „Und du brauchst mich nicht mit -sama anzusprechen.“ Nobu stellte ihr Mittagessen kommentarlos auf die Kommode, denn auf den Schreibtisch, an dem Tenten sass, stapelten sich Schriftrollen und Bücher. Seit viereinhalb Tagen hatte sie das kleine Zimmer nicht verlassen dürfen, ausser um auf die Toilette zu gehen und zu dieser musste sie Nobu geleiten. Nicht, dass ihr ihre Unterkunft nicht gefiel; obwohl hier alles vom Fussboden bis zu den Möbeln aus diesem rotbraunen Lehm hergestellt war, was Tenten anfangs etwas gewöhnungsbedürftig erschienen war, gab sich Nobu alles Mühe, ihren Aufenthalt angenehm zu gestalten. Er hatte für sie bereits allerlei Bücher besorgt, damit sie die Zeit hier wenigstens für etwas Sinnvolle nutzen konnte. Eigentlich musste er immer noch arbeiteten, – jetzt, nach dem Krieg gab es kaum Missionen mehr und er war als Mädchen für alles bei dem Oberhaupt des Dorfes angestellt – doch wurde er alle drei Stunden für zwanzig Minuten freigestellt, um nach ihr zu sehen. Gleichermassen, damit sie auf die Toilette gehen und sonstige Wünsche anbringen konnte, als auch um zu kontrollieren, ob sie noch nicht abgehauen war. Denn damit rechneten ihre Gastgeber anscheinend täglich, obwohl ihr noch nicht ganz klar geworden war, weshalb. Sie wusste, dass überall an der Aussenwand Siegel angebracht waren, die zum einen als Alarmanlage fungierten wie auch, um sie am Zerstören ebendieser zu hindern. Für Fenster und Türen galt das Selbe. „Ich habe Neuigkeiten“, sagte Nobu mit belegter Stimme und liess sich auf der Bettkante nieder. Interessiert horchte Tenten auf und sah ihn abwartend an. Bis jetzt hatte er noch nie Neuigkeiten für sie gehabt. „Nun...“, begann er unsicher und räusperte sich, den Blick auf den Boden gerichtet. „Ich habe heute zufällig einen Brief entdeckt, der offen herumlag, als ich Ishimaru-samas“ - das war der alte Mann, das Oberhaupt des Dorfes - „Schreibtisch aufgeräumt habe.“ Nobus Blick zuckte panisch in die Höhe und er hob abwehrend die Hände. „A-aber es war wirklich nur ein Versehen, ich schwöre es! Ich würde nie Ishimaru-samas Post öffnen!“ „Schon gut, ich bin die Letzte, vor der du dich verteidigen musst. Ich bin der Feind, schon vergessen?“ Nobu nickte bloss und fuhr fort: „Es... war ein halbfertiger Brief an Tsunade-sama. Anscheinend führen sie die Verhandlungen nun per Falkenpost. Darin hat er ihr das Angebot unterbreitet, die bis anhin geforderte Geldsumme zu dritteln und keine Truppen zu verlangen. Als Genugtuung für die vielen Tode aus unserem Dorf, weil wir gegen unseren Willen zur Teilnahme am Kampf verpflichtet wurden, hat er etwas gefordert:“ Nobu schluckte schwer und ein dunkler Verdacht kroch in Tenten hoch. „Dein Leben.“ Die nächsten Tage vergingen wie in Zeitlupe. Tenten versuchte, sich auf die Bücher zu konzentrieren, aber ihre Gedanken wanderten immer wieder zurück zu dem, was Nobu ihr erzählt hatte. Dazu kam, dass sie sich anscheinend tatsächlich die Grippe eingefangen hatte, die in ihrem Dorf umging, denn heute Morgen hatte sie das Frühstück gleich wieder erbrochen. Nobu schob es auf die Angst, aber Tenten war nicht bereit, das als Grund zu akzeptieren. Angst. Auch so ein Wort, an das Tenten gerade versuchte, nicht zu denken. Ja, sie hatte Angst, aber nicht unbedingt vor dem Tod. Sie hatte mehr Angst davor, dass der Tod nicht wie in Missionen schnell und unvermittelt, sondern langsam und mit viel zu grosser Gewissheit kommen würde. Sie verstand nun, weshalb Menschen mit Tumor lieber ihrem Leben selbst ein Ende setzten, als auf den Besuch von Shinigami-sama zu warten. Allerdings war da ja noch immer die Möglichkeit, dass Tsunade ablehnen würde. Ja, Tsunade-sama war ihre Heldin. Niemals würde ihr grosses Vorbild sie einfach so hängen lassen... oder? Würde sie Tentens Leben über das Wohl des gesamten Feuerreiches stellen? Unwahrscheinlich. „Und was ist mit Angehörigen?“, fragte Tsunade zweifelnd, während sie sich ein Glas Sake einschenkte. Sie hatte es wirklich bitter nötig. Shizune sah auf die Unterlagen hinab und schüttelte den Kopf: „Keine. Man hat sie als kleines Kind vor den Stadttoren aufgelesen, woher sie kam, ist nicht klar.“ Tsunade seufzte und stürzte den Alkohol in einem Zug hinab. „Freunde?“ Shizune wiegte unsicher den Kopf. „Die werden hier nicht berücksichtigt. Ausserdem hat fast jeder Freunde.“ „Ausser Naruto und Sasuke.“ „Das sind beides Sonderfälle... aber inzwischen hat Naruto welche gefunden. Und eine Grossmutter hat er auch.“ Tsunade war Shizune einen bösen Blick zu. Sie mochte es nicht, daran erinnert zu werden, dass Naruto sie so anzusprechen begonnen hatte. Und Sasuke, über den verlor sie natürlich kein Wort. Sasuke und mit ihm der durch Itachi ohnehin schon etwas verrufene Uchiha-Clan war zum Tabuthema geworden. Keiner wühlte gerne in den düsteren Ecken der Vergangenheit. Tsunade auch nicht, deshalb hatte sie ja ihren Sake. War wärmstens zu empfehlen. „Aber das löst unser Problem nicht“, murrte die Hokage schliesslich und schüttelt anklagend die leere Flasche. Shizune ignorierte geflissentlich die nicht ganz so subtile Aufforderung, ihr neuen zu besorgen. „Ich glaube kaum, dass uns ein besseres Angebot unterbreitet werden wird. Viele mehr würden sterben, wenn wir sie mit Waffengewalt dazu zwängen.“ „Ich weiss, verdammt“, knurrte Tsunade gereizt. Sie hatte keine Lust, diese Entscheidung zu treffen. „Ich sage dir, was du schreiben sollst, wenn du mir neuen Sake gebracht hast.“ Es vergingen weitere zwei Tage, die Tenten fast um den Verstand brachten. Als an jenem Abend Nobu ihr Zimmer betrat, klang sein „Ich habe Neues erfahren, Tenten-sama.“ gebrochen. Tiefe Schatten lagen unter den dunklen Augen und sein Haar stand wieder einmal in alle Richtungen ab. Er sah fürchterlich aus. Tenten fuhr auf, als sie ihn sah und stürmte auf ihn zu. „Was?!“, forderte sie harsch eine Antwort und packte ihn an den Schultern. Nobu hob den müden Blick und öffnete den Mund zu einer Antwort: „Konoha hat Sie aufgegeben, Tenten-sama.“ ♦ Gewöhnt euch nicht an das Upload-Tempo, ich gebe mir zwar Mühe, aber nach Ferienende ist damit wohl fertig. Ausserdem möchte ich mich für die so schnellen Rückmeldungen bedanken. c: Da ich keinen Beta habe, sind Rechtschreibfehler nicht ausgeschlossen, ich bin zu faul, alles nochmal durchzulesen... mache ich aber mal, wenn ich mich nicht mehr so gut dran erinnere und es deshalb nicht so unglaublich langweilig ist. :) Kapitel 3: 1.1.7 ---------------- Wir schreiben ab heute das Jahr sieben der neuen Zeitrechnung. Es ist nach all den Jahren noch immer etwas seltsam, sich daran zu gewöhnen. Es soll als Zeichen stehen, dass wir unsere Streitigkeiten für immer beigelegt haben, aber die Nationen stehen natürlich dennoch in Konkurrenz. Um das Gegenteil zu beweisen, findet heute ein Treffen der Kage statt, in dem es nur darum geht, zu verkünden, wie toll so ein Friede doch sei. Absoluter Unsinn, wenn ihr mich fragt. Für mich hat dieser Tag mehr Bedeutung, da er für meine Schüler ein Wendepunkt darstellt. Von den dreien habe ich zweifellos schon geschrieben: Uzumaki Naruto, Uchiha Sasuke und Haruno Sakura. Naruto ist an jenem Tag über sich selbst hinausgewachsen, als er unseren Hauptfeind niederstreckte. Er selbst nannte sich Madara Uchiha, jedoch ist aus verlässlichen Quellen bekannt, dass dies nicht seine wahre Identität ist. Ich bedauere, dass sein Leichnam in der Explosion zerfetzt wurde und wir so nie erfahren werden, wer er wirklich war. Wie auch immer, mit diesem Sieg hat sich Naruto den Respekt aller Ninja der Shinobi-Allianz verdient, was sein lautes Wesen ein wenig gekühlt hat. Ich glaube jedoch, sein Traum, Hokage zu werden, hegt er noch immer. Dennoch freue ich mich, mit wie viel mehr Freundlichkeit ihm nun auch die letzten Skeptiker begegnen: Er ist zu einem wahren Held geworden. Für Sakura war dieser Tag genauso eine Bewährungsprobe, denn sie wurde wirklich gebraucht. Sie hat zahllose Leben gerettet und ich bin mir sicher, dass dies die Grundlage dazu wahr, dass Tsunade noch grösseres Vertrauen in sie zu setzten begann. Heute kann ich stolz berichten, dass sie es zur höchsten Ärztin des Konoha-Krankenhauses gebracht hat. Auch mein dritter Sprössling, Sasuke, hat es weit gebracht, allerdings nicht auf die Art, die ich mir gewünscht habe. Zweifellos ist er stark geworden, doch an jenem Tag vor sieben Jahren ist er zum letzten Mal gesehen worden. Seinen Tod schliesse ich aus, dazu ist er zu zäh und geschickt. Als er als Genin zu mir kam, war sein Ziel, seinen Bruder zu töten und den Uchiha-Clan wiederzubeleben. Ersteres hat er ja erreicht, ich hoffe der Wunsch nach dem Wiederaufbau seines Clans ist stärker als seine Rachegelüste. Vielleicht hat er ja seinen Frieden weit ab der fünf Ninjareiche gefunden. Ich hoffe darauf. Kapitel 4: Von zukünftigen Eltern und eingefrorenen Beziehungen --------------------------------------------------------------- „Hallo, Choji.“ „Oh, hi Shikamaru. Was machst du zu dieser frühen Stunde denn schon hier?“ „Bah... Tsunade hat mich zu sich bestellt und Temari wird mich umbringen, wenn ich die Kleine wecke. Die hat da so einen Papa-Ist-Zu-Hause-Detektor, sobald sie auch nur meine Schritte hört, hängt sie an meinem Bein...“ „Muss hart sein, Vater zu sein.“ „Naja, geht so. Temari ist bei weitem anstrengender, Misaki-chan will nicht mehr, als dass ich mit ihr Shogi spiele.“ „Haha, die Männer deiner Familie haben ja bekanntlich ein Faible für anstrengende Frauen. Selber schuld.“ „Das sagst du jetzt so, aber es zu ertragen ist dann nochmal was ganz anderes... Wo ist eigentlich Naruto? Ich dachte, er frühstückt immer hier, seit er sich das mit seinem Gehalt als Jonin leisten kann.“ „Tut er normalerweise auch, aber heute ist doch der Jahrestag. Du weisst ja, wie Lee da immer ist, Naruto ist bei ihm und heult wahrscheinlich auch..“ „Es ist schon sechs Jahre her, was? Wenn es jedes Jahr so ein sentimentales Zeug gibt, werden wir es nie vergessen können. Und dann noch dieser bescheuerte Gedenkstein. Als ob es ihr irgendwie helfen würde. Sie ist im Dienst gestorben wie viele andere auch, ich verstehe nicht, weshalb sie darum so spezielles Aufheben machen.“ „Naja, aber es ist schon ein Sonderfall, oder? Ausserdem verdanken wir ihr, dass wir die Nachkriegszeit so gut überstanden haben. Der Vorfall mit Kyogagakure hat praktisch das ganze Feuerreich dazu gebracht, die Füsse stillzuhalten. Weil Konoha ja so aufopferungsvoll sei und so.“ „Jaja, ich weiss. Tsunade hat es wohl nach der Entscheidung gereicht, jetzt muss ich den ganzen Diplomatie-Mist machen... und Shizune den Papierkram. Ich frage mich, ob die alte Dame überhaupt noch arbeitet.“ „Naja, auf jeden Fall haben alle Angst vor ihr. Da widerspricht keiner, auch wenn die Entscheidung von dir kam. Möchtest du jetzt auch etwas essen?“ „Klar. Was kannst du empfehlen?“ „Hakke Nisho! Yonsho! Hassho! Juurokusho! Sanjunisho! Rokujuuyonsho!“ Mit einem letzten Chakrastoss schleuderte Neji den feindlichen Nukenin durch die Luft. Dieser blieb wie tot liegen, doch er war es noch nicht, wie ihm sein Chakrafluss sagte. Ganz im Gegensatz zu seinen vier Kollegen, die bereits vor über einer Woche ihren letzten Atem ausgehaucht hatten. Neji ging zurück in die Grundposition, atmete tief durch und liess dann die Spannung aus seinem Körper weichen. Er war froh, endlich auch den letzten der fünf Nukenin ausgeschaltet zu haben. Es würde nicht mehr lange dauern, dann konnte er diese nervige Maske abnehmen. Seit Tagen schwitzte er schon darunter und sein Gesicht klebte unangenehm. Tsunade hatte ihm unbedingt eine solche Mission aufs Auge drücken wollen, obwohl er ja gar kein Oinin war, sondern nur ein ANBU. Sie machte das schon seit Monaten, denn er weigerte sich strikt, hauptberuflich Leute zu jagen. Einen abtrünnigen Ninja auszuschalten, der sich irgendwo vier Kumpanen zusammengesucht hatte, war nämlich nicht besonders anspruchsvoll, allerdings eine mühsame Geduldsarbeit. Zuerst hatte Neji Informationen sammeln müssen, wo sie sein könnten, dann hatte er über Stunden mit seinen Byakugan ganze Wälder durchkämmt und zu guter Letzt war durch einen Schönheitsfehler in seiner Arbeit auch noch einer entkommen. Welchen er nun endlich gefasst hatte und der in diesem Moment seine letzten Atemzüge tat. Seine Chakrapunkte waren beinahe alle versiegelt, er konnte nicht mehr richtig atmen und würde innerhalb weniger Minuten ersticken, ohne überhaupt zu Bewusstsein gekommen zu sein. Neji brauchte bloss abzuwarten, was ihm eine Riesensauerei ersparte. Aber nein, freiwillig würde er das nicht die ganze Zeit machen wollen. Neji hob den Blick zu den Baumkronen, wo zwischen dem Blattwerk das erste Morgenlicht durchsickerte. Heute war es wieder so weit, erinnerte er sich plötzlich. Kami-sama sei Dank war er noch nicht zurück in Konoha, sonst hätte Lee den Tag heulend vor dem Gedenkstein verbracht und alle wären mit ernsten Gesichtern herumgelaufen. Darauf konnte er getrost verzichten. Naja, es wäre sowieso schon Abend, wenn er Zuhause einträfe und Lee würde seine Rückkehr gar nicht bemerken. Und wenn Lee gegangen war, wenn die Dunkelheit bereits über Konoha läge, dann würde Neji sie besuchen. Alleine. Er war kein Mensch, der sein Innerstes mit anderen teilte. „Schon wieder?“ „Ja.“ „Aber normalerweise operieren ANBU in Teams, Tsunade-sama.“ „Durchaus, aber ich habe dir diese Mission zugewiesen, also wirst du sie erledigen, so einfach ist das.“ „Wieso beauftragen Sie keinen Oinin?“ „Weil ich dir die Mission zugeteilt habe. Und jetzt mach, dass du loskommst!“ Tsunade schmiss Neji förmlich aus ihrem Büro, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als dem Befehl Folge zu leisten. Als er jedoch einen Blick in die Mappe warf, die sie ihm in die Hand gedrückt hatte, erstarrte er. Das hatte sie mit Absicht gemacht, da war er sich sicher. Ein weiterer Seitenhieb, weil er noch immer nicht zugestimmt hatte, Oinin zu werden. Tsunade war wirklich ein Biest. B-Rang Mission Missionsbeschreibung: Elimination eines Nukenin, Aussehen und Geschlecht unbekannt Erkennungsmerkmale: Meist in dunklen Umhang gekleidet, Henkersnarbe Zu erwartende Stärke: Chunin- bis Joninlevel, spezielle Fähigkeiten unbekannt Letzter bekannter Aufenthaltsort: Umgebung Kyogagakure Es war nicht so, dass ihn Tentens Tod traumatisiert hatte, aber mit der Nase darauf gestossen zu werden, war dennoch ziemlich unangenehm. Ihre Beziehung war bis zum Ende ungeklärt in der Luft gehangen und er war sich nicht sicher, wie viel von seiner Seite aus gekommen war. Ihr plötzlicher Tod hatte dafür gesorgt, dass er bis heute nicht wirklich damit hatte abschliessen können, also versuchte er, das Thema zu vermeiden und alles zu vergessen. Lee machte ihm dies aber unmöglich, indem er sie zu seinem Gesprächsthema Nummer eins auserkoren hatte. Andauernd hiess es „wenn Tenten jetzt hier wäre...“, „…Tenten hätte jetzt gesagt“, „Ich frage mich, was Tenten in so einer Situation gemacht hätte“, „Weisst du noch, damals mit Tenten…“ und ähnlich. Nun, sie war aber nicht mehr hier und genau da lag das Problem. Neji hatte nicht die geringste Lust, diese Mission in Angriff zu nehmen. Sei kein Weichei, wies er sich selbst zurecht und straffte die Schultern. Du bist ein Hyuuga, also benimm dich auch wie einer! Ja, er würde die Mission erledigen und dann wäre alles genauso wie vorher. Kein Grund zur Panik. Wie sehr er sich doch irrte... „Ich... ich habe Angst, Naruto-kun...“ „Keine Sorge, wir schaffen das. Gemeinsam.“ Hallo, Hinata Ich schreibe dir einen Brief, weil Vater mir Hausarrest erteilt hat, damit ich nicht zu dir laufe und so. Ich werde Neji bitten, dir den Brief zu geben, wenn er wieder da ist oder vielleicht auch einen Dienstboten oder so. Ich habe gehört, was passiert ist und ich glaube, der Rest der Stadt auch. Nur dass du's weisst, ich bin immer noch deine Schwester. Auch wenn wir anscheinend nicht mehr dieselben Eltern haben, jedenfalls wenn es nach Vater ginge. Und leider geht es in unserem schönen Clan nach ihm. Naja, eigentlich bist du mit einem Clanausschluss noch ganz gut weggekommen, immerhin bleibt dir so das Juin erspart, du bist ja keine Hyuuga mehr und so. Und ich werde das nächste Oberhaupt. Ach ja, bevor ich's vergesse: Gratulation zur Schwangerschaft! Du warst schon immer der Typ, der mal eine gute Mutter würde. Auch wenn du meiner Meinung nach eindeutig einen besseren Typen als Naruto hättest nehmen können... naja, obwohl, er ist ja ein Held und so. Und Konohamaru hält grosse Stücke auf ihn. Wie auch immer, ich werde deine Wahl billigen. Fühl' dich geehrt. Wo wohnst du jetzt eigentlich? Ich nehme an, bei Naruto, aber soweit meine Quellen gehen, ist seine Wohnung nicht gerade der Knüller, oder? Hält er wenigstens Ordnung für dich? Wäre ja das mindeste, du stehst ja unter Schwangerschaftsschutz und so. Ich denke, um nach dem Namen zu fragen, ist es noch ein bisschen früh, oder? Hanabi Liebe Hanabi, Ich hoffe, dieser Brief erreicht dich. Ich danke dir für deine Glückwünsche, ehrlich gesagt freue ich mich tatsächlich, auch wenn ich euch vermisse. Ich hoffe, du kommst mich bald einmal besuchen, ich glaube nicht, dass ich im Anwesen noch gerne gesehen bin. Den Namen haben wir noch nicht entschieden, Naruto würde das Kind jedoch gerne nach seinen Eltern benennen. Ich denke, das ist eine schöne Idee, auch wenn ich gerne einen Namen mit 'Y' genommen hätte. Wie Yume oder Yuki, zum Beispiel. Aber das hat ja noch Zeit, nicht wahr? Ich habe von Naruto gehört, dass Konohamaru und du ein Paar seid, auch dir herzlichen Glückwunsch. Er ist ein lieber Junge. Liebe Grüsse, Hinata Hallo Hinata, Das hat Konohamaru ihm erzählt?! Ich töte ihn, ohne Witz! Das stimmt nämlich NICHT, wir sind nicht im Entferntesten ein Paar! Vergiss es wieder, auf der Stelle! Ach ja, und wegen der Namen: Sag Naruto, er soll gefälligst auf dich Rücksicht nehmen. Das ist doch Mist, ein kleines Kind nach irgendwelchen alten Knackern zu benennen! Stell dir bloss mal vor, wenn ich ne Tochter hätte, die Hiashi hiesse... furchtbar, oder? Ich muss Schluss machen, ich höre jemanden zu meinem Zimmer kommen. Wahrscheinlich komme ich nicht mehr dazu, den Brief fertig zu schreiben, da ich heute noch auf eine Mission aufbreche. Ich hoffe, ihn zuvor noch jemandem zustecken zu können. Hanabi „Papaaa!“ Misaki kam mit einem strahlenden Lächeln auf dem runden Kindergesicht um die Ecke geflitzt, sobald sie die Türe ins Schloss fallen hörte. Shikamarus Mundwinkel hoben sich unwillkürlich und er fing sie auf, bevor sie ihre kurzen Ärmchen um sein Bein schlingen konnte. „Komm hoch, Kleine“, murmelte er und wuschelte ihr durch das blonde Haar. Sie blinzelte ihn treuherzig an, ein bisschen wie ein Hund, dachte er. „Spielst du mit mir Shogi, Papa? Ich war heute mit Mama in der Bibliothek und da gab es gaaaanz viele Bücher darüber, von denen durfte ich ein paar mit nach Hause nehmen. Ist das nicht toll?“ „Das ist sehr toll, mein Schatz“, pflichtete er ihr lächelnd bei. Meine Güte, das Kind lernte einfach zu schnell. Sie las bereits ganze Bücher in Kanji und das mit vier! Während ihr Körperwachstum nicht gerade auf dem erwarteten Stand war, schien ihre Intelligenz sich von Tag zu Tag in neue Höhen zu schwingen. Bücher über Shogi, das war etwas, was ihn mit vier bestimmt noch nicht interessiert hatte. „Spielst du jetzt mit mir? Bitte, bitte, Papa!“, bettelte die Kleine und ihre grünblauen Augen funkelten so begeistert, dass er nicht nein sagen konnte. „Ihr könnt nach dem Essen spielen“, unterbrach Temari die beiden und tauchte, einen Kochlöffel schwingend, in der Türe auf. „Nara-sama, ich habe Ihnen schon mehr als einmal gesagt, dass Sie gefälligst auch mal kochen sollen. Ich bin bald wieder für eine Weile in Suna, da haben Sie dann ganz alleine auf Misaki aufzupassen“, drohte sie ihm an. Wann immer es um irgendwelche Haushaltstätigkeiten ging, nannte sie ihn Nara-sama, wie um seine Faulheit zu unterstreichen. Temari war halt nicht der Hausfrauen-Typ. Eigentlich war die Familie, die er sich immer ausgemalt hatte, ziemlich viel durchschnittlicher gewesen als die, die er nun hatte. Da hatte es keinen weiblichen Rambo und kein shogibegeistertes Zwerglein gegeben, dessen grosser Traum es war, einmal so wie ihr Papa zu werden. Was nämlich soviel bedeutete, wie der zweite Fussabtreter Tsunades zu sein. Der erste war selbstredend Shizune und den Posten würde sie wohl erst verlieren, wenn entweder sie oder Tsunade ihr Leben aushauchten. Vermutlich gab es aber nichts, was die beiden jemals totkriegen würde. „Papa?“ Misaki bohrte ein kurzes Fingerchen in Shikamarus Wange, um seine Aufmerksamkeit zurückzuerlangen. „Komm, wir essen jetzt mit Mama, Misaki-chan“, sagte er und setzte das kleine Mädchen wieder auf den Boden. Sie nickte, nahm seine Hand und zog ihn fröhlich hüpfend Richtung Küche. Kapitel 5: Von gestohlenem Honigkuchen und unerwarteten Rauswürfen ------------------------------------------------------------------ Neji atmete durch den Mund, um möglichst kein Geräusch zu verursachen. Noch wusste er nicht, wie stark genau sein Ziel war, das sich in dem Moment unter ihm durch den Wald bewegte. Die Beschreibung, oder jedenfalls ein Merkmal, passte. Die Gestalt war zierlicher, als er sie sich vorgestellt hatte, aber sie trug einen dunkelgrauen Mantel mit Kapuze und er hatte sie in den Wäldern um Kyoga angetroffen. Am Besten nagelte er sie erst fest, bevor er sie tötete: Nicht, dass es am Ende noch das falsche Ziel war. Das fand meist niemand besonders lustig. Neji atmete tief durch und sprang von dem Ast, auf dem er gelauert hatte. Bevor seinem Ziel Zeit zur Reaktion blieb, hatte er schon ein Kunai an seine Kehle gelegt. Wenn es die richtige Person war, direkt über der Henkersnarbe. Zwar könnte er einen Ninja viel eher mit den Hyuuga-Techniken ausschalten, aber bei Uneingeweihten schindete ein Kunai mehr Eindruck als die blosse Hand. Was irgendwie verständlich war. „Wer bist du und was machst du hier?“, sprach Neji die Frage aus, die er seinen Opfern vor der Elimination zu stellen pflegte. Um sicher zu gehen. Auch wenn er selten eine ernsthafte Antwort erhielt. Plötzlich verschwand sein Opfer und Neji war sofort klar, dass es sich um das Kawarimi no Jutsu handelte und wirbelte herum, doch die Gestalt stand bereits einige Meter entfernt, ohne den Anschein zu machen, ihn angreifen oder weglaufen zu wollen. Im Gegenteil, sie stand lässig da und obwohl die Kapuze ihr Gesicht verdeckte, war er sich sicher, dass sie grinste. „Man nennt es Waldspaziergang, wenn du schonmal davon gehört hast“, antwortete die Gestalt spöttisch. Die Stimme war eindeutig weiblich und Neji kam sie geradezu unheimlich bekannt vor. Sein Gegenüber stutze. „Ein ANBU aus Konoha?“, murmelte die Frau, doch es klang mehr wie eine Feststellung. Dann straffte sie die Schultern und ging einige Schritte von ihm weg. Sie hielt inne und ihre Schultern bebten. „Du hast keinen Grund, hinter mir her zu sein. Ich schulde Konoha nichts. Das Dorf hat mich grossgezogen und im Tausch dafür habe ich ihm mein Leben gegeben. Als es entschieden hat, dieses wegzugeben, hat es jegliches Recht auf mich verloren. Wir sind quitt.“ Damit marschierte sie davon, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war. Neji blieb wie gelähmt stehen und starrte der Frau nach. Sie schien seine Stimme durch die Maske nicht erkannt zu haben, aber er war sich sicher: Das war Tenten. Tenten, die vor sechs Jahren von Konoha aufgegeben worden war. Sie schien geglaubt zu haben, dass er nach ihrem Leben trachtet, weil sie nun hier lebte, in Kyoga – also irgendwie zu einem Nukenin geworden war, einem Shinobi, der sein Dorf verlassen hatte. Neji fasste sich an den Kopf, unfähig, seine Gedanken in den Griff zu bekommen. Dann atmete er tief durch und wandte sich ab, mit dem festen Vorsatz, dieses Ereignis zu vergessen. Jedenfalls vorerst. Schliesslich lief hier immer noch ein Nukenin herum, den es auszuschalten galt. Als Tenten die Haustüre hinter sich geschlossen hatte, fiel die ganze Spannung von ihrem Körper ab und sie sackte zu Boden. Ihr Blick ging in die Leere, noch nicht einmal zum Weinen fühlte sie sich im Stande. Als ob sie ihn nicht erkannt hätte! Was glaubte er eigentlich, wer sie war? Irgendein dummes Ding mit einem Hirn wie ein Sieb? Alleine schon das lange Haar sprach Bände, seine tiefe Stimme war selbst gedämpft problemlos zu erkennen gewesen. Und dann, wo er ihr das Kunai hinhielt! Sie war Waffenspezialistin, natürlich war ihr aufgefallen, dass die Klinge nicht über ihrer Hauptschlagader geschwebt hatte, sondern über einem lebenswichtigen Chakraknoten. Nur ein Hyuuga würde mit solcher Sicherheit wissen, wo diese lagen, ohne auch nur hinschauen zu müssen – ein Fehler war ausgeschlossen, schliesslich wies ihn die Maske als ANBU aus. Und ANBU machten keine Fehler. „Okaa-san?“ Yorume hatte sich vor ihr auf den Boden gesetzt und sah sie verwundert an. Tenten rang sich ein Lächeln ab und strich ihm durch den hellbraunen Schopf. „Alles in Ordnung, mein Schatz“, versicherte sie ihm und erhob sich. Er blinzelte von unten zu ihr auf, den Kopf schiefgelegt und sie wusste, dass er sie durchschaut hatte. Im Gegensatz zu Katsumi, die stets mit dem Kopf durch die Wand wollte, war er ein sehr verständiges Kind. Still, aber klug. Das Geräusch eines Stuhles, der über den roten Lehmboden kratzte, erklang aus der Küche. „Katsumi klaut schon wieder vom Honigkuchen“, bemerkte Yorume und seine Pupillen wanderten an den Rand seines Blickfeldes, obwohl es ihm unmöglich war, so die hinter ihm liegende Küche zu sehen. Vermutlich hatte er recht. „Katsumi-chan, kommst du bitte mal her?“, rief Tenten nach ihrer ältesten Tochter und ging an Yorume vorbei Richtung Küche. Schon von weitem sah sie die schreckgeweiteten Augen des Fünfjährigen Mädchens, das auf frischer Tat ertappt worden war und noch nicht einmal vom Hocker runtergestiegen war. Tenten betrat die Küche und seufzte, denn Katsumi hatte bereits einen Brocken von dem flachen Kuchen herausgerissen, sodass er nicht mehr besonders ansehnlich aussah. „Katsumi-chan, gib das her“, forderte sie bestimmt und streckte die Hand aus. Das kleine Mädchen hatte den Kuchen hinter dem Rücken versteckt und sah seine Mutter trotzig an. „Nein.“ „Da will wohl jemand keinen Nachtisch, denn heute gibt es nur Kuchen für brave Kinder.“ Sofort konnte Tenten sehen, dass die Kleine den Bluff geschluckt hatte. Natürlich hätte sie nicht widerstehen können, ihr etwas abzugeben, wenn sie sie mit ihrem niedlichsten Bettelblick ansah. Es war nicht unbedingt die richtige Art, sich Autorität zu verschaffen, aber Tenten konnte einfach nicht anders. Ausserdem hatte Katsumi ihr es bis jetzt meist geglaubt. Gehorsam gab das Mädchen auch diesmal seine Beute heraus, die aus einem zerknautschten Stück Honigkuchen bestand. Den würde jetzt niemand mehr essen wollen. „Sehr gut. Und jetzt geh dir die Hände waschen.“ Katsumi trottete ohne ein weiteres Wort ab, auch wenn sie trotzig die Unterlippe vorgeschoben hatte. Tenten seufzte, als sie aus dem Zimmer verschwunden war und warf den Kuchen in den Mülleimer, bevor sie sich ebenfalls das klebrige Zeug von den Fingern wusch. Nein, sie hatte beim besten Willen keine Zeit, sich um Neji zu sorgen. Der kam perfekt ohne sie zurecht, wie sie nun gesehen hatte – sie brauchte bloss so zu tun, als sei die Begegnung niemals vonstatten gegangen. Die Türe ging und leise Geräusche aus dem Eingangsbereich waren zu hören. „Hallo, Yorume-chan“, hörte sie Nobu den kleinen Junge begrüssen, doch dieser antwortete nicht. Aus Tenten unerfindlichen Gründen, mochte Yorume Nobu nicht. Er schien sowieso ein Problem mit allen erwachsenen Männern zu haben, die es auch nur wagten, mit ihr zu sprechen. Tenten hatte es irgendwie niedlich gefunden, als ihr das klar geworden war, aber im Grunde war es schlichtweg problematisch. Nobu hatte inzwischen die Küche betreten und begrüsste auch Tenten mit einem freundlichen Lächeln. „Hallo, Tenten.“ Es hatte lange gedauert, bis er sich das -sama abgewöhnt hatte. Genau genommen über ein Jahr. Nachdem Konoha sie aufgegeben hatte, war zuerst der Schock gross gewesen. Sie hatten beide fest damit gerechnet, dass Tenten sterben müsste, aber Ishimaru-sama hatte andere Pläne. Tenten hatte die vorzügliche Ausbildung Konohas genossen, was sie zu einer unersetzbaren Informationsquelle machte. Ishimaru-sama hatte Konoha bloss glauben machen wollen, sie würden Tenten töten, damit Tsunade nicht wegen Informationsschutz doch noch Truppen entsandte, um wahlweise Tenten oder Kyogagakure zu eliminieren. Anscheinend war sie nun doch noch dahinter gekommen und hatte Neji geschickt, um sie zu töten. Die Frau war einfach grausam. Wie auch immer, nachdem Tenten informiert wurde, dass sie von nun an in Kyogagakure leben würde und es ihr verboten war, das Dorf zu verlassen, willigte sie ohne grossen Widerstand ein. Ab und an setzte sie sich jedoch über diese Regelung hinweg und schlich sich aus dem Dorf, um sich in der Umgebung ein bisschen die Beine zu vertreten. Wenn sie nicht gerade mit ihren zwei Kindern beschäftigt war, unterrichtete sie den wieder in vernünftigem Masse vorhandenen Nachwuchs des Dorfes im Umgang mit Waffen und einfachen Jutsus. Ihre Fähigkeiten, die sich anders als zum Beispiel der Hyuuga- oder Yamanaka-Clan weder auf Kekkei Genkai noch Hidden stützen, liessen sich für praktisch jedes Kind so abwandeln, dass es eine gute Grundlage für seine spätere Laufbahn hatte. Anders als sie bei ihrer Ankunft vermutet hatte, wäre nämlich Kyogagakure nicht zum Untergang verdammt: Zwei weitere Ninjadörfer, die durch den Krieg zu klein, um alleine zu existieren, geworden waren, hatten ihre Heimat aufgegeben und bevölkerten nun das zuvor beinahe leerstehende Dorf. Ja, man konnte sagen, mit dem roten Dorf war es in den letzten sechs Jahren steil aufwärts gegangen. Nur manchmal dachte Tenten noch an Konoha, ihre Heimat und wünschte sich, sie hätte sie nie verlassen müssen. Aber dann kam Katsumi angerannt, um ihr ihren neusten Fund zu zeigen und Tenten hatte keine Zeit mehr, über die Frage 'Was wäre, wenn ich in Konoha geblieben wäre?' nachzudenken. „Hast du heute noch was vor?“, fragte Nobu, während er seine Waffen auf dem Küchentisch ausbreitete. „Mhm. Deine Schwester hat mich zu sich eingeladen. Aber ich werde nicht hingehen“, sagte Tenten und setze Wasser für Tee auf. Nobu seufzte. „Wieso weigerst du dich, irgendjemanden hier kennenzulernen? Sechs Jahre und du hast es zu keiner handvoll Freundinnen gebracht. Im Grunde kennst du von den Frauen ausser meiner Schwester überhaupt niemanden!“ Tenten schnaubte abfällig. „Ich habe kein Bedürfnis, mit irgendwelchen kriegsverbitterten Witwen Tee zu trinken und mich mit ihnen in ihrem Weltschmerz zu suhlen.“ „Hey, rede nicht so über meine Schwester!“ empörte sich Nobu und liess seine Kunai unsanft auf die Tischplatte fallen. „Ist doch wahr.“ Tenten verzog das Gesicht. „Niemand hat Freude am Krieg gehabt, aber ich habe beim besten Willen nichts mit diesen... Hausfrauen gemein. Ich mag vielleicht Mutter geworden sein, aber mein Herz ist das eines Ninja.“ „Ja. Das einer Konoha-Kunoichi“, gab Nobu verbittert zurück. Tenten funkelte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Du weisst, dass ich recht habe“, rechtfertigte er sich. „Tief in deinem Herzen warst du nie bereit, hier zu bleiben. Eigentlich wartest du nur auf die nächstbeste Gelegenheit, zurück nach Konoha zu gehen.“ Er machte eine ausladende Handbewegung. „Nichts in diesem Haus trägt deine persönliche Note. Du lässt deine Sachen nicht herumliegen, sondern verräumst sie mit akribischer Genauigkeit zurück in deinen Schrank. Wenn wir ein neues Möbel anschaffen, überlässt du die Entscheidung alleine mir. Du benimmst dich seit sechs Jahren wie ein Gast. Es ist zwecklos, das zu leugnen.“ Nobu schluckte und sah zu Boden. „Ich weiss, dass dein Herz noch immer an diesem Hyuuga hängt. Ich hatte nie eine reelle Chance.“ Er hob den Blick, nun war er gefasst. „Ich war heute bei Ishimaru-sama. Er hat dir die Erlaubnis ausgestellt, Kyogagakure zu verlassen, da vor ein paar Tagen der Tag war, an dem du sechs Jahre in Kyoga gelebt hast. Du bist jetzt frei.“ Seine Hand zitterte, als er das Dokument aus der Tasche zog und ihr reichte. Tenten nahm es wie betäubt entgegen. „Ausserdem bitte ich dich, dir eine andere Unterkunft zu suchen. Die Kinder sind gerne willkommen, aber ich ertrage es nicht länger, dich täglich sehen zu müssen. Es tut weh.“ Tenten starrte Nobu an, ihre Augen waren leer. Dann drehte sie sich um und verliess die Küche. „Kinder!“, rief sie. „Ich werde euch meine Heimat zeigen!“ ♦ Heute gibt es zwei Kapitel, weil ich euch so lange hab warten lassen und vielleicht warten lassen werde. Mein Laptop ist noch immer nicht wieder da, aber ich habe mir die Dokumente auf den PC geholt und kann so die schon fertiggestellten Kapitel uploaden. c: Kapitel 6: Von Verrätern und Heimkehrern ---------------------------------------- "Sasuke-sama, ich habe die Mission erfolgreich ausgeführt.“ Blutrote Augen blitzten in der Dunkelheit und der am Boden kniende Mann zwang sich, direkt hinein zu sehen. Sein Herr wollte es so. Mit unbarmherziger Grausamkeit wurde er in ein Genjutsu gerissen und als er nur einen Sekundenbruchteil später wieder daraus entlassen wurde, fiel er in sich zusammen. Sein Herz schlug unregelmässig und sein Atem ging rasch. Uchiha Sasuke hatte sich die Informationen genommen, die er gewollt hatte. Es war unmöglich, sie ihm vorzuenthalten. „Scher dich weg“, knurrte Sasuke und der Mann machte, dass er weg kam. Mehrfach stolperte er und schaffte es kaum, aus dem stockfinsteren Saal zu fliehen. Wäre es ihm möglich, würde er weglaufen. Wäre es ihm möglich, hätte er seinen Herrn schon lange verraten. Aber es war nicht möglich. Keiner entkam den Fängen eines Uchihas. „Was habt Ihr erfahren, Sasuke-otoo-sama?“, fragte ein Junge, der neben Sasukes Füssen am Boden sass und trotz seines geringen Alters mit einem Kunai spielte. „Das braucht dich nicht zu kümmern“, gab Sasuke zurück und der kleine Junge schwieg. Im Schein der Fackeln glänzte sein stacheliges Haar rot wie Blut. „Oooh!“, stiess Katsumi aus und hüpfte von dem Eselkarren, der vor den geschlossenen Toren gehalten hatte. Vor ihnen ragten die Mauern empor, die Konoha umgaben. Yorume stieg ebenfalls von dem Karren der Handelsleute, die sie freundlicherweise mitgenommen hatten. Anders als seine Schwester blieb er aber stumm und liess sich nicht anmerken, ob es ihn beeindruckte, was er sah. „Vielen Dank“, sagte Tenten an den alten Mann gewandt, der vorne auf dem Karren sass und wollte ihm einige Münzen reichen. Er winkte bloss ab und lachte, wobei sein ganzes Gesicht aussah wie zerknittertes Papier. „Von einer so jungen Familie kann man doch kein Geld verlangen!“, meinte er und Tenten lächelte. „Das ist sehr grosszügig von Ihnen.“ „Okaa-san! Okaa-san!“, rief Katsumi aufgeregt und deutete auf das Tor, welches sich nun langsam öffnete. Es war noch früh am Morgen, weshalb die Tore noch von der Nacht geschlossen gewesen waren. Mit einem Nicken verabschiedete sie sich von dem alten Mann und seinem Sohn, der den Esel an den Zaum genommen hatte und ging zu ihren Kindern zurück, die beisammen standen. „Was ist denn, mein Schatz?“, fragte sie und nahm die Kleinen an ihre Hand. Katsumis Haar hüpfte im Gleichtakt mit ihr auf und ab. „Guck mal! Der Mann da schaut ganz lustig!“, krähte Katsumi und deutete mit der freien Hand aufs Tor. Tenten folgte ihrem ausgestreckten Finger und sah einen fassungslosen Mann zwischen den halbgeöffneten Toren stehen. Das erste, was sie dachte war: Kami-sama, hoffentlich macht er keines Szene. Und das zweite: Er trägt immer noch diesen unvorteilhaften Anzug. Es vergingen einige Sekunden, in denen sie ihn anstarrte und er sie und dann explodierte ihr Trommelfell. „TENTEEEN!“, brüllte Lee in einer Lautstärke, die locker ganz Konoha über ihre Rückkehr informieren würde. Naja, immerhin war das jetzt schon erledigt. „DU BIST WIEDER DAAAA!“, kreischte ihre ehemaliger Teamkollege weiter und überwand den Abstand zwischen ihnen in einer halben Sekunde, nur um ihr heulend um den Hals zu fallen. Schnell liess Tenten die Hände ihrer Kinder los, damit sie nicht mit ihr zu Boden gerissen wurden. Lee durchweichte indessen ihr Oberteil, während er schluchzend auf ihr lag und nicht den Anschein machte, jemals mit Weinen wieder aufhören zu wollen. Eine Weile liess Tenten ihn gewähren, denn es war zweifellos ein grosser Schock gewesen. Irgendwann fand sie, dass es genug wäre und sie stiess ihn mit einer solchen Wucht von sich, dass er zuerst ein Stück in die Luft katapultiert wurde, bevor er sich mehrfach überschlug und liegen blieb. Tenten indessen hatte sich aufgerappelt und den Staub von der Kleidung geklopft. „Also wirklich, Lee“, murrte sie und strich dem böse dreinguckenden Yorume übers Haar. Der kleine hatte echt einen Mutterkomplex. „Ich kann nicht glauben, dass du wieder da bist!“, schluchzte Lee, der einfach auf dem Boden sitzengeblieben war. „Ich meine, du warst tot!“ „Du hast ich echt gar nicht verändert“, sagte sie und lachte, dann reichte sie ihm die Hand. „Was hieltest du davon, wenn wir das bei einer Tasse Tee klären würden?“ Er sah sie mit wässrigen Augen an, zog die Nase hoch und nickte tapfer. Tenten kam nicht umhin, ihm den Kopf zu tätscheln. Kinder waren so einfach zu verstehen. „… und deshalb bin ich wieder nach Konoha zurückgekommen“, schloss Tenten ihre Erzählung. Sie sassen in Lees Küche, die zwar etwas unaufgeräumt, aber durchaus gemütlich war. Lee hatte sie eine gefühlte tausend Mal bei ihrer Geschichte unterbrochen und alle Details wissen wollen, aber jetzt waren keine Fragen mehr offen. Naja, fast keine. Ihr Blick wanderte zu Lees Wohnzimmer, welches sie von hier aus gut sehen konnte. Auf seinem Sofa lagen zwei kleine Körper dicht beieinander und schliefen tief. Für Katsumi und Yorume war es ein anstrengender Tag gewesen. „Und jetzt?“, fragte Lee, woraufhin Tenten mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung. Ich brauche wieder eine Wohnung und irgendwie muss ich mich wieder hier einleben. Als erstes muss ich aber noch zu Tsunade-sama.“ Lee nickte und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich werde auf Yorume-chan und Katsumi-chan aufpassen!“, verkündete er und Tenten verzog skeptisch das Gesicht. „Hm, danke. Solange du sie nicht aufweckst, sollte es gut gehen.“ Lee nickte bekräftigend und versprach ihr, über diese zarten Blüten der Jugend zu wachen. Okay, er war definitiv Lee geblieben. Und irgendwie war es tröstlich, dass er kein bisschen vernünftiger geworden war. „Herein“, klang es von der anderen Seite der Türe. Tenten wusste, dass sie nun ihrem einst grossen Vorbild würde gegenübertreten müssen. Dem Vorbild, dass sie hatte hängen lassen und geopfert hatte. Sie wusste, dass sie sie wiederaufnehmen würde, schliesslich war sie ihr das schuldig. Aber sie wusste auch, dass das Wellen schlagen würde. Und dass Tsunade ihr nach dem Leben trachtete, hatte sie auch noch nicht vergessen. Langsam öffnete sie die Türe und trat ein. Tsunade hatte den Blick auf einige Dokumente vor sich gesenkt und führte abwesend ein kleines Schälchen Sake zum Mund. In einem Zug stürzte sie es hinunter und als nun die Türe hinter Tenten ins Schloss fiel, sah sie endlich auf. Einen Moment lang sah sie Tenten an, als ob sie irgendein Ninja wäre, der etwas von ihr wollte. Dann erkannte Tsunade sie und ihr entgleisten die Gesichtszüge. „Tenten!“, rief sie und angesprochene hoffte, nicht dasselbe Prozedere über sich ergehen lassen zu müssen, welches Lee ihr angetan hatte. Aber sie hatte es immerhin mit einer Hokage zu tun. Tsunade war ein mehr oder weniger kontrollierter Mensch. „Du lebst noch? Wie kommt das?“, fragte sie und unvermittelt brandete Wut in Tenten hoch. „Ja, ich lebe noch. Überraschend, immerhin haben sie Neji geschickt, um mich umzubringen“, fauchte sie und Tsunades Augen verengten sich. „Neji?“, hakte sie nach. „Er ist gestern in Kyogagakure aufgetaucht und hat versucht, mich umzubringen“, knurrte sie und Erkenntnis blitzte in Tsunades Augen auf. „Das muss ein Missverständnis gewesen sein. Ich habe Neji auf eine Mission in der Nähe von Kyoga geschickt, aber wir wussten noch nicht einmal, dass du noch lebst.“ Ein Teil von Tenten wollte ihr glauben, da sie in Tsunade zum Teil noch immer ihr Vorbild sah und so widersprach sie nicht. „Jaja“, murmelte sie bloss und brachte ihr eigentliches Anliegen hervor: „Ich möchte wieder in Konoha aufgenommen werden.“ Tsunade nickte. Natürlich konnte sie ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. „Aber zuerst will ich hören, weshalb du noch unter uns weilst“, verlangte die Hokage und Tenten schloss die Augen und seufzte. Wahrscheinlich würde sie die Geschichte noch mehr als einmal erzählen müssen. ♦ Das Kapitel ist wahnsinnig kurz, ich weiss. Aber ich musste einfach wieder mal etwas hochladen, um die Blockade zu brechen. Leider ist alles verloren gegangen, was ich hier nicht hochgeladen habe... aber naja. Es tut mir leid. Ich bin schrecklich. >_> Kapitel 7: Von neuen Feinden und alten Freunden ----------------------------------------------- Die Sonne stand grell leuchtend über Konoha und erhitzte die Strassen bereits seit dem frühen Morgen. Tenten stapfte durch die Strassen Konohas und kochte förmlich. Diese verdammten Weissaugen! Die kleine Familie lebte nun seit drei Tagen in einer eiligst für sie hergerichtete Wohnung, die bis anhin leer gestanden hatte. Die Miete war bezahlbar, der Platz ausreichend und vorerst konnte sich Tenten nicht beklagen. Naja, doch, konnte sie schon. Denn obwohl sie Konoha mit offenen Armen empfangen hatte und sie eigentlich nie wirklich einen tieferen Groll gegen das Dorf gehegt hatte - dazu war es ihr zu sehr Heimat - fehlte doch jemand. Und dieser Jemand war der einzige, den Tenten unbedingt sehen wollte. Nicht, weil sie hoffte, dass sie je wieder irgendetwas besonderes zusammen haben würden(wenn man denn ihre frühere Beziehung als 'besonders' im positiven Sinne bezeichnen konnte), sondern viel mehr, um ihn darüber zu informieren, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Natürlich war das eine dicke fette Lüge, denn mit einem hatte Nobu mehr als Recht gehabt: Ihr Herz hing noch immer an Neji. Und wenn sie nicht endlich einen Schlussstrich ziehen konnte, dann würde sich das vielleicht niemals ändern. Es war nicht zu übersehen, dass ihre Kinder die eines Hyuuga waren. Katsumi besass auf beiden Augen Byakugan, Yorume lediglich auf dem Linken - aber das reichte bei Weitem als Beweis. Bis jetzt hatte sie jeden, der nach dem Vater gefragt hatte, böse angesehen und keiner hatte ein zweites Mal gefragt - aber es wusste ja auch kaum einer, dass sie und Neji etwas verband, deshalb war ihr die Lüge nicht so schwer gefallen. Neji selbst aber würde sofort eins und eins zusammenzählen und bevor er sich irgendetwas überlegte, sagte sie ihm lieber, dass er keine Ansprüche anzumelden hatte. Yorume und Katsumi waren ihre Kinder und sie war nicht bereits, sie dem Hyuuga-Clan zu überlassen. Denn, so hatte sie soeben rausgefunden, war der grösste Clan Konohas keineswegs untätig geblieben. "Tenten-san, nehme ich an?", hatte der Hyuuga gefragt, der sie mitten auf der Strasse angehalten hatte. "Würden Sie die Güte besitzen, mit mir zu kommen?" "Wieso?", hatte Tenten geradeaus gefragt und einen befremdeten Blick geerntet. Yorume neben ihr starrte den Mann böse an, während Katsumi eine vorbeikommende Katze streichelte und sich nicht die Bohne um den Mann scherte. "Hiashi-sama hat mich gebeten, eine Einladung Ihnen gegenüber auszusprechen", teilte der Hyuuga ihr mit und Tenten sah ihn skeptisch an. "Weshalb?", fragte sie, obwohl sie es sich bereits denken konnte. "Ich habe keine tiefergehenden Informationen erhalten, Tenten-san", entschuldigte sich der Mann und deutete eine Verbeugung an. "Ich bitte vielmals um Verzeihung." "Schon gut, schon gut", winkte die Kunoichi schnell ab, denn das unterwürfige Verhalten erinnerte sie irgendwie an Nobu. An Nobu, wie er früher war. "Ich komme mit. Aber ich verspreche nichts." "Vielen Dank, Tenten-san." Der Hyuuga führte sie und ihre Kinder - Katsumi wäre beinahe zurückgeblieben, hätte Tenten sie nicht an der Hand genommen und von der Katze weggezogen, woraufhin sie einen kleinen Tobsuchtanfall bekam - zum Anwesen der Hyuuga. Eigentlich hätte Tenten keinen Führer gebraucht, die Stadt hatte sich schliesslich kaum verändert, aber der Mann war dennoch konsequent vor ihnen gelaufen. Auf dem Weg zum Anwesen lief sie Temari und Shikamaru über den Weg und bat den Hyuuga, einen Moment zu warten. Die beiden hatte sie bis jetzt noch nicht gesehen und zu ihrem grossen Erstaunen waren sie nicht nur Verlobt, sondern hatten sogar eine Tochter! "Das ist Misaki", stellte Temari stolz das kleine Mädchen vor, welches sich ans Hosenbein ihres anscheinend schwer gelangweilten Vaters klammerte. Sie blinzelte die Fremden aus grossen, petroleumfarbenen Augen an und warf Yorume dann ein schüchternes Lächeln zu. Dieser quitterte das Lächeln mit einer gerunzelten Stirn, woraufhin Misaki noch kleiner zu werden schien. "Ach, jetzt stell dich nicht so an", meinte Temari und gab der Kleinen einen Schubs, sodass sie ihren Papa loslassen musste und stattdessen auf ihre winzigen Händchen starrte. "Sag hallo!" "Hallo", sagte sie gehorsam. "Wie alt bist du denn, Misaki-chan?", fragte Tenten das Mädchen, welches daraufhin schüchtern zu ihr aufsah. "Viereinhalb", sagte sie und ein bisschen klang der Stolz in ihrer Stimme mit, der auch ihre Mutter auszeichnete. Tatsächlich sah sie äusserlich genauso aus wie Temari: Das gleiche wilde, blonde Haar und die gleichen Augen, die wie ein tiefer Ozean wirkten. Tenten zweifelte nicht daran, dass sie einmal sehr hübsch werden würde. "Ähm", räusperte sich der Hyuuga, welcher in kurzer Entfernung gewartet hatte. Er sah sie etwas anklagend an. "Okay, ich muss weiter", sagte Tenten schnell und sah dann zu ihren Kindern hinab. Katsumi hatte sich, von den anderen unbemerkt, an Shikamarus Bein geklammert und versuchte, ihm die Hose hinunter zu ziehen. "Mendokuse!", fluchte er und schubste das Mädchen etwas von sich weg. "Lass doch meien Hose in Ruhe!" "Wäre es ein Problem für euch, kurz auf die Beiden aufzupassen?", fragte Tenten, die nicht daran dachte, Katsumi zur Ordnung zu rufen. Sie schien sich wirklich prächtig zu amüsieren, eine Seltenheit für sie. "Machen wir doch gerne", meinte Temari und warf Shikamaru ein saddistisches Grinsen zu. "Shikamaru jedenfalls scheint sich blendend mit deiner Kleinen zu verstehen." "Danke, das wäre wirklich sehr- ach, jetzt machen Sie keinen Stress!" Der letzte Teil hatte dem Hyuuga gegolten, der sich zum wiederholten Mal geräuspert hatte. "Seit schön brav, Katsumi, Yorume! Man sieht sich!" Der Hyuuga hatte alles andere als zufrieden darüber gewirkt, dass Tenten ihre Kinder nicht mitnahm, aber sie wollte lieber keine Risiken eingehen und die Hyuuga zählten ganz eindeutig zu den gefährlichsten Leuten, denen sie ihre Kinder aussetzten könnte. Als Tenten kurz darauf den Raum betrat, in dem Hiashi sie bereits erwartete, fühlte sie ihre Laune bereits in den Keller sinken. Das Familienoberhaupt sass in der unbequemen Seiza-Haltung da, vor sich einen Tisch mit Tee für zwei Personen. "Bitte setzten Sie sich, Tenten-san", forderte er sie auf und Tenten verbeugte sich. "Vielen Dank für die Einladung", sagte sie, doch es klang eher spöttisch. Dann setzte sie sich ihm gegenüber, jedoch ganz bequem und überhaupt nicht förmlich. Sie hatte das Gefühl, sich gegen die Regeln dieses Hauses auflehnen zu müssen, wollte sie dem einnehmenden Charakter Hiashis Gegensteuer bieten. "Was verschafft mir die Ehre?", fragte sie und hob eine Augenbraue. Bis jetzt klappte das mit der harten Fassade ganz gut, fand sie. "Es geht um ihre Kinder." "Was ist mit ihnen?" Natürlich wusste sie, was mit ihnen war. Sie waren die Kinder der Nachwuchshoffnung des Hyuuga-Clans. "Ich denke, das ist ihnen durchaus bewusst", sagte Hiashi und hatte er zuvor noch zurückhaltend gewirkt, wallte nun seine ganze Autorität auf. Tenten musste schlucken. "Sie besitzen das Bykugan." "Und? Ist das verboten?", fragte sie trotzig. Die falsche Antwort - Hiashis Zorn schien entflammt, auch wenn er ihn gut im Zaum hielt. Noch. "Ich wünsche zu erfahren, wer ihr Vater ist", forderte er, doch es klang mehr wie ein Knurren. "Ich glaube nicht, dass ich in dieser Hinsicht zu einer Antwort verpflichtet bin." "Jegliche geborenen Hyuuga sind Teil dieses Clans", donnerte das Oberhaupt. "Und das schliesst Ihre Kinder mit ein, Tenten-san. Der einzige Grund, weshalb ich Sie hergebeten habe ist, um ihren Rang bestimmen zu können." Was?! Was glaubte dieser aufgeblasene Typ eigentlich, wer er war, ihr die Kinder wegnehmen zu wollen?! Sie hatte mit Fragen gerechnet, ja, aber nicht damit, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. "Ich habe Yorume und Katsumi aufgezogen und nicht ihr Vater - und da ich keine Hyuuga bin, habt ihr auch kein Recht auf sie. Niemand hat ein Recht auf sie ausser sie selbst!", fauchte Tenten. Ihr war es egal, wie einflussreich dieser Schnösel war. Wenn er ihre Kinder wollte, dann würde sie ihn höchstpersönlich ins Reich der Toten verbannen. "Ich wiederhole mich nur ungern", knurrte Hiashi, der sich inzwischen bedrohlich vorgelehnt hatte. Seine Augen funkelten gefährlich und Tenten glaubte, Ansätze der Adern zu erkennen, die aktivierte Byakugan anzeigten. "Wer ist ihr Vater?" Alle Wut wich mit einem Schlag aus Tentens Körper, als ob jemand die Luft abgelassen hätte und sie begann zu lachen. "Wer der Vater ist?", fragte sie und lachte laut und verzweifelt auf. "Wer der Vater ist?! Na los, raten Sie! So schwer kann das ja nicht sein. Ich bin schliesslich keine allzu bekannte Person in Ihrem Clan." Hiashi schloss die Augen und auch sein Zorn schien etwas nachzulassen. "Dann gehe ich richtig in der Annahme, dass es Neji-kun ist?", fragte er, ziemlich leise. Hatte er tatsächlich gehofft, sie hätte sich mit irgendeinem unbedeutenden Zweigmitglied eingelassen? "Ich weigere mich, das zu kommentieren", sagte sie, denn so hätte er keinerlei Zugeständnisse von ihr. Sie konnte immer noch alles abstreiten. Tenten kam der Gedanke, dass er ja Katsumis und Yorumes Grossonkel war und der Gedanke erheiterte sie ungemein. Die beiden hätten es kaum schlechter mit ihrem Verwandten treffen können - der wollte ihnen nämlich das Juin einbrennen und sie zu dem machen, was Neji so verzweifelt abzuschütteln versucht hatte: Einem Vogel im Käfig. "Ich verhandle nicht über meine Kinder, Hiashi-san", sagte Tenten, die ihre Wut zurückkommen spürte. Sie musste jetzt gehen, oder es würde böse enden - und zwar höchstwahrscheinlich für sie. "Wagen Sie nicht, sie anzurühren." Und damit war sie gegangen. ♦ Woohoo, es geht endlich weiter! Eigentlich will ich diese Geschichte schon sehr gerne zu Ende bringen, also klemme ich mich dahinter. Ich hoffe, in diesen Ferien sicher bis zum nächsten grösseren Zeitsprung zu kommen. Also, ihr könnte euch freuen! (Oder auch nicht.) Kapitel 8: Von Ananasmännern und dummen Jungen ---------------------------------------------- Katsumi mochte den alten Mann mit der Stachelfrisur. Anders als dieser Lee, in dessen Fängen Okaa-san sie schon ein oder zweimal gelassen hatte, wollte er nicht, dass sie mit ihm irgend ein dummes Spiel spielte. Er liess sie in Ruhe. Naja, eigentlich wollte er sie um jeden Preis loswerden, aber darüber sah sie grosszügig hinweg. Als heute morgen also Okaa-san verkündet hatte, dass sie Temari und Shikamaru besuchen würden, hatte sich Katsumi deshalb sehr gefreut. Yorume natürlich auf, der hatte einen Narren an Misaki gefressen, Kami-sama weiss wieso. Klar, sie war gar nicht so übel, aber irgendwie ein bisschen sehr scheu. Und es ging ihr ein bisschen gegen den Strich, dass Yorume sie kaum mehr beachtete, wenn Misaki dabei war. Naja, sie fand es trotzdem toll, den alten Mann wiederzusehen. "Appuru-jii-chan!", quietschte Katsumi, als Temari die Tür öffnete und sie hinter ihr Shikamaru erspähte, der ein Shogibrett in der einen und ein Kästchen mit Spielfiguren in der anderen Hand hielt. Horror breitete sich auf seinem Gesicht aus, als Katsumi seine Mitte umarmte, da sie nicht höher kam. "Appuru-jii-chan?", wiederholte Shikamaru entgeistert. Er war klug, das hatte Katsumi ziemlich schnell gemerkt, auch wenn er sich benahm, als gehe ihn gar nichts an. Und diesen Namen hatte sie sich bloss für ihn ausgedacht! Appuru kam von Painappuru, Ananas und Jii-chan nannte man alte Männer. Sein Kopf sah aus wie eine Ananas und er war schliesslich ein alter Mann, also wo lag das Problem? "Bringst du mir etwas bei?", bettelte Katsumi, ohne ihn loszulassen. Sie blinzelte unschuldig von unten zu ihm auf, eine Taktik, die Erwachsene normalerweise ziemlich schnell weichkochte. Ihn nicht. Aber eigentlich hatte sie auch nichts anderes von ihrem zukünftigen Sensei erwartet. "Nein", knurrte er und löste ihre Arme, um sie ein Stück wegzuschieben. Dann drehte er sich um und ging in ein anderes Zimmer. Katsumi blieb zurück und sah sich nach dem Rest um - also Okaa-san, Yorume, Misaki und Temari. Sie hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer und beschloss, lieber Shikamaru auszulauern. Also stationierte sie sich in einer Ecke, die man von der Türe nicht richtig sehen konnte und wartete. Sie brauchte auch nicht lange dort zu hocken, denn der alte Mann kam bald wieder hervor und ging zielstrebig zur Türe und hinaus. Katsumis Interesse war geweckt und so folgte sie ihm einige Sekunden später. Sie passte auf, kein Geräusch zu machen, ihn aber auch nicht aus den Augen zu verlieren. Als sie draussen auf der Strasse war, glaubte sie zuerst, ihn bereits verloren zu haben, dann sah sie ihn in eine Seitengasse einbiegen und setzte ihm nach. Katsumi war zwar eher gross für ihr Alter, aber sie musste dennoch rennen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade als sie die Gasse erreichte, bog er auch schon wieder ab und sie hinterher. So ging das einige Minuten, dann blieb Shikamaru vor einem Anwesen stehen, das ganz im Altjapanischen Stil gebaut war. Wow. Was der alte Mann hier wohl machte? Kaum war er durch die Schiebetüre verschwunden, schlich Katsumi näher heran. Ein grosses Schild zeigte, wer hier wohnte, aber Katsumi konnte keine Kanji lesen, also half ihr das nicht weiter. Lautlos umrundete sie das Anwesen und spähte durch ein paar Fenster. Die meisten Räume waren leer, einmal sah sie eine Frau, die Wasser kochte. Auf der vom Eingang gegenüberliegenden Seite hatte sie schliesslich Glück. Es war ein sehr grosser Raum mit Anschluss an den Garten und Shikamaru sass dort auf einem Sitzkissen, während er die Situation auf einem Shogibrett analysierte. Jetzt war der Moment gekommen, sich zu erkennen zu geben, beschloss Katsumi und so öffnete sie die Türe und trat ein. Als sie die Türe wieder hinter sich geschlossen hatte, sah Shikamaru auf, als ob er sie bereits erwartet hatte - und runzelte die Stirn, als er sie sah. "Was wilst du denn hier?", fragte er, offensichtlich nicht erfreut. "Ich will, dass du mein Sensei wirst!", verkündete sie und ging auf ihn zu, bis sie direkt vor ihm stand. "Und wieso sollte ich das werden?" "Weil du klug bist!", verkündete sie und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. "Ich will keinen dummen Sensei wie Lee oder Naruto" - den hatte sie sehr zu ihrem Missfallen nämlich auch schon kennengelernt - "oder einen dieser Männer, die mich immer so böse anschauen auf der Strasse!" Shikamaru sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an, dann sagte er: "Du hast die Byakugan. Auch wenn es dir missfällt, die Hyuuga können dir am Meisten beibringen." "Aber es gibt doch so viele Jutsu, die ich auch sonst kennen muss! Die kannst du mir doch wenigstens beibringen." "Gib mir einen triftigen Grund." "Weil... weil ich doch nicht einfach daneben stehen kann, wenn Okaa-san sich so sehr anstrengt! Immer wenn sie weg geht, kommt sie ganz erschöpft wieder und sagt, es sei nichts. Aber das stimmt nicht! Und wenn ich stark werde, dann kann ich sie und Yorume beschützen! Bitte, Appuru-jii-san!" Einige Sekunden lang sagte Shikamaru nichts. Dann seufzte er tief. "Na gut", gab er nach. "Aber du musst mich Shikamaru nennen. Kein Appuru-jii-san mehr, sonst ist es vorbei mit dem Training. Und du wirst nicht alleine sein-" Shikamaru kam nicht weiter, denn die Türe ging auf und ein Junge kam hinein. Als er Katsumi sah, erstarrte er. "Wer ist das?", fragte er misstrauisch. Der Junge war vielleicht ein oder zwei Jahre älter als Katsumi und hatte dunkelbraunes Haar und seltsame, rote Augen. "Gut, dass du da bist. Haichi, das ist Katsumi, Katsumi, das ist Sarutobi Haichi. Ihr werdet von nun an zusammen trainieren." Katsumi funkelte ihn feindselig an und Haichi funkelte genauso unfreundlich zurück. Ihre Freude hatte durch das Auftauchen dieses Typs einen ziemlichen Dämpfer verpasst bekommen. "Wieso trainierst du eine Hyuuga?", fragte Haichi Shikamaru und kam nun doch näher. Neben seinem Sensei blieb er stehen, nahm jedoch den Blick nicht von Katsumi. "Sie ist keine Hyuuga", sagte Shikamaru. "Sie hat bloss das Byakugan. Und keine Streitereien, ihr zwei." Das schien sie nicht gehört zu haben, denn Katsumi näherte sich nun ihrerseits Haichi. "Haichi? Was ist denn das für ein Name?", fragte sie spöttisch. "Was haben sich deine Eltern denn dabei überlegt, hm?" "Mein Vater ist tot", fauchte Haichi, "Er ist für Konoha gestorben, also pass auf, was du sagst." Katsumi erwiderte nichts, bereute es aber, so eine lose Zunge zu haben. Auch sie hatte keinen Vater und sie kannte den dumpfen Schmerz sehr gut, wenn sie andere Kinder mit ihren zwei Eltern sah. Es war hart, etwas nicht zu haben, was so selbstverständlich schien. "Und du musst gerade etwas sagen", setzte Haichi nach. "Du hast ja einen Jungennamen. Da müsste ich dich eher fragen, was sich deine Eltern dabei gedacht haben." "Ich kann deine Worte nur zurückgeben", giftete Katsumi. Sie liess sich nicht anmerken, dass es sie getroffen hatte, aber das hatte es. Sie war eigentlich Kasumi getauft worden, aber ihr hatte der lasche Klang des Namens nicht gefallen, also hatte sie verlangt, Katsumi genannt zu werden. "Ich kenne meinen Vater nicht, also pass auf was du sagst." Dass sie Haichis Bemerkung direkt zurückgegeben hatte, liess ihn etwas zusammenzucken und das wertete sie als einen Sieg. "So, und jetzt hört auf damit", fuhr Shikamaru dazwischen. Sein Gesichtsausdruck war bitter. "Asuma und -", Shikamaru brach ab und fuhr dann fort: "Eure Väter haben nichts mit der Sache zu tun, also lasst diese Streitereien." "Ja, Shikamaru-sensei", sagte Katsumi, was sie aber nicht davon abhielt, Haichi einen weiteren, bösen Blick zuzuwerfen. Dem würde sie es schon noch zeigen. ♦ Ein neues Kapitel, diesmal vollkommen aus Katsumis Sicht. Das nächste Mal ist Yorume dran und dann beginnt endlich die tatsächliche Handlung. u.u Kapitel 9: Von Shogi und Schwestern ----------------------------------- Yorume war äusserst erfreut, als sie bei der Familie Nara zu Besuch gingen. Er mochte Misaki, sie hatte einen klugen Blick und quatschte nicht die ganze Zeit, so wie es Katsumi tat. Klar hatte er seine Schwester gerne, aber… es war eben ein bisschen anstrengend. Die Begrüssung war schnell hinter sich gebracht und sie gingen alle ins Wohnzimmer, nur Katsumi blieb bei Shikamaru zurück. Ihm sollte es recht sein, auch wenn der Mann nicht besonders erfreut darüber schien. Das Wohnzimmer war ein gemütlicher Ort, mit zwei Sofas und einem grossen Fenster, von dem aus man einen schönen Blick auf die Strasse darunter hatte. Yorume beobachtete gerne Leute, einfach nur weil es interessant war und dieses Fenster forderte geradezu dazu auf. „Kennst du Shogi?“, fragte ihn Misaki, die neben ihm ans Fenster getreten war. Yorume sah sie etwas schief an und schüttelte dann den Kopf. Misaki lächelte schüchtern. „Ich kann es dir beibringen“, bot sie an. „Gerne“, erwiderte er und sah sich dann im Zimmer um. „Aber… ich muss noch auf die Toilette“, fügte er dann etwas beschämt an und kratzte sich an der Schulter. Misaki nickte ernsthaft und deutete dorthin, wo die Eingangstüre war. „Gleich rechts da draussen“, sagte sie. „Ich hol schonmal das Shogibrett.“ „Okay.“ Yorume schlüpfte zwischen Tenten und Temari durch, die noch immer dastanden und sich angeregt unterhielten. Yorume hörte gar nicht hin, seine Mutter besprach nicht besonders interessante Dinge, wie er fand. Meistens jedenfalls. Als er in den Flur hinaustrat, sah er gerade noch, wie Katsumi durch die Türe verschwand, Kami-sama weiss wohin. Er seufzte leise und beschloss, dass sie selbst wissen musste, was sie tat. Sie war schliesslich die Ältere, wie sie nicht müde wurde zu betonen. Als Yorume von der Toilette zurückkam, hatten Tenten und Temari sich gesetzt und Misaki am Boden das Shogibrett aufgebaut. Er setzte sich auf die andere Seite des Brettes undbeobachtete, wie sie die Steine an die vorgesehenen Stellen legte. Ihre Hände waren ganz klein, wie eigentlich ihr ganzer Körper. Sie trug einen türkisfarbenen Yukata und das blonde Haar fiel ihr über die Schultern, anders als gestern, da hatte sie es hochgebunden gehabt. Wenn er hätte schätzen müssen, wäre er nie drauf gekommen, dass sie fast gleich alt wie er war. Klar, für sein Alter war auch Yorume eher klein geraten, aber trotzdem. „Wie gefällt es dir in Konoha?“, fragte Misaki, als sie fertig war. Sie sah ihn aus grossen, türkisfarbenen Augen an. Yorume zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung“, sagte er. „Ich denke, es gibt eine Menge komischer Leute hier. Aber eigentlich ist es gar nicht so übel.“ „Und wo du herkommst, wie ist es da?“, fragte sie weiter. „Dort… ist alles rot. Die ganze Stadt ist rot. Und sie liegt an einem See.“ Yorume schloss die Augen und versuchte, sich Kyogagakure in Erinnerung zu rufen. „Wir haben da bei Nobu-san gelebt. Ich mag ihn nicht besonders, aber Katsumi schon. Er hat ein grosses Haus, in dem mal eine Menge Leute gelebt haben, aber jetzt nicht mehr. Die anderen Leute da mögen uns nicht, vor allem Katsumi und mich nicht. Ich glaube nicht, dass Nee-chan das überhaupt gemerkt hat, aber man hat es ihnen trotzdem angesehen.“ Yorume öffnete die Augen wieder und lächelte, um ein Gegengewicht zu seinen Worten zu geben, denn Misaki sah ein bisschen erschrocken aus. „Ist nicht so schlimm, wie es sich anhört.“ Misaki sagte erst nichts, und dann: „Das tut mir leid.“ „Wie gesagt, nicht so schlimm. Zeigst du mir, wie das geht?“ Er senkte seinen Blick auf das Shogibrett und Misaki nickte. „Entschuldigung. Natürlich.“ Als Katsumi zwei Stunden später immer noch nicht wieder aufgetaucht war, begann Tenten, nach ihr zu suchen. Und als sie sie nirgends in der Wohnung finden konnte, fing sie an, sich Sorgen zu machen. Yorume beobachtete das mit geringem Interesse: Shogi war weitaus spannender. Zwar hatte er absolut keine Chance gegen Misaki, aber immerhin verstand er das Spiel inzwischen. Und es gefiel ihm. „Yorume-chan, weisst du, wo Katsumi ist?“, fragte ihn schliesslich Tenten und Yorume hob den Blick. Wie konnte man sich so grosse Sorgen um jemanden wie Katsumi machen? Es war immerhin allgemein bekannt, dass sie machte, was sie wollte. Und bisher war es auch immer gut rausgekommen. „Sie ist vor einer Weile mal rausgegangen“, sagte Yorume und wandte sich dann wieder dem Spielbrett zu. Er war am Zug und es sah schon wieder ziemlich schlecht für ihn aus. „Wieso hast du mir das nicht gesagt?!“, rief Tenten aus, jedoch drehte sie sich schon wieder von ihm weg, weshalb er vermutete, dass es keine wirkliche Frage gewesen war. „Wir müssen sie finden! Was, wenn sie in einen Hyuuga läuft?“ „Beruhige dich, Tenten. Wir gehen sie suchen.“ Das war Temari. In dem Moment ging die Haustüre und Shikamaru und Katsumi kamen herein. Yorume und Misaki sahen synchron auf, als Katsumi aufgeregt herumhüpfend zu Tenten gerannt kam. „Okaa-san!“, quietschte sie. „Shikamaru-sensei hat gesagt, er trainiert mich!“ „Das ist ganz wunderbar, mein Schatz“, sagte Tenten und hob das Mädchen auf ihren Arm, offensichtlich erleichtert, dass nichts passiert war. „Aber wenn du das nächste Mal weggehst, sagst du mir das vorher!“ Temari war Shikamaru einen fragenden Blick zu. „Soso, sie hat dich also um den kleinen Finger gewickelt“, kommentierte sie mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. „Ich hätte es mir denken können. Wie hat dein Vater gesagt, als du mich ihm vorgestellt hast? Die Nara-Männer haben ein Faible für anstrengende Frauen.“ „Sei bloss still“, brummte Shikamaru und gab ihr einen flüchtigen Kuss, bevor er sich aufs Sofa fallen liess. „Du hast Katsumi ja noch nie zusammen mit Haichi gesehen. Ich weiss nicht, wie es möglich ist, so viel ohne den geringsten Grund zu streiten.“ Temari lachte und setzte sich neben ihn. „Haichi? Er ist mir nie besonders impulsiv vorgekommen.“ „Hast du eine Ahnung“, knurrte Shikamaru und legte den Kopf zurück. „Wenn ich könnte, würde ich meine Entscheidung rückgängig machen… medokuse. Das ist mehr als nur ein bisschen anstrengend.“ „Wer ist Haichi?“, fragte Yorume Misaki, die ihren Blick von der Szenerie löste und Yorume ansah. „Er ist der Sohn von Kurenai-san, sie kommen manchmal hierher. Sein Vater war Otoo-sans Sensei, als er noch in einem Team gearbeitet hat, aber er ist gestorben. Und Otoo-san hat Kurenai-san versprochen, ihr zu helfen, sich um das Kind zu kümmern, also Haichi-kun. Sie treffen sich mehrmals die Woche im Nara-Anwesen um zu trainieren, glaube ich.“ Misaki war ziemlich gut informiert, fand Yorume, aber das war eigentlich zu erwarten gewesen. ♦ Ziemlich kurzes Kapitel, ich weiss, aber ich mache die Kapitel eigentlich nicht nach Wortzahl. Ausserdem geht es schneller vorwärts, wenn ich eine Menge kleiner Kapitel hochladen kann statt immer ewig an einem zu arbeiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)