Tagebücher eines Shinobi von abgemeldet (Eine neue Generation) ================================================================================ Kapitel 2: Von gescheiterten Verhandlungen und schwierigen Entscheidungen ------------------------------------------------------------------------- „Ich weiss nicht, was an der ganzen Sache so schwer zu verstehen ist!“ Tenten klopfte bekräftigend auf den massiven Holztisch, an dessen anderem Ende das Oberhaupt dieses Dorfes sass. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Sie war hier die Vertreterin des grossen Ninjadorfs des Feuerreiches, er hatte nichts zu melden, verdammt! „Nun, da Konohagakure auf unsere Forderungen nicht eingegangen ist, wird auch Kyogagakure nicht einwilligen.“ Der alte Mann schien partout nicht bereit zu sein, ihr auch nur um eine Fingerbreite entgegen zu kommen. So liessen sich doch keine Verhandlungen führen! „Aber ich habe ihnen doch bereits gesagt, dass wir weder die Nötigen Truppen noch Geldmittel zur Verfügung haben! Konoha hat selbst mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, der Krieg war auch für uns nicht leicht“, insistierte Tenten erneut, doch sie wusste bereits, dass es hoffnungslos war. Es war für sie schlichtweg unmöglich, Boden für Konoha gewinnen zu können. Alleine schon, dass sie gezwungen war, die Verhandlungen im Revier des Feindes zu führen, bedeutete eine halbe Niederlage. Und der Alte machte es ihr auch noch unnötig schwer. „Wir führen dieses Gespräch morgen fort. Nobu!“ Keine Sekunde später öffnete sich die Türe zum Büro des Hokage und ein junger Mann trat ein, auf dessen Stirnband das Zeichen Kyogagakures abgebildet war. Noch war Tenten nicht dahinter gekommen, was es darstellen sollte. „Bitte folgen Sie mir, Tenten-sama“, sagte er in beinahe unnötig leiser Stimme und sie erhob sich. Während sie hinter ihm den Raum verliess, würdigte sie den alten Mann keines Blickes, sie war noch immer von den Verhandlungen ziemlich aufgekratzt. Allerdings sah sie tatsächlich kein Ende in der Angelegenheit, wenn er seine Forderungen nicht aufgab. Und das würde er nicht, da war sie sich sicher. „Wohin bringst du mich?“, fragte sie ihren Führer etwas unwirsch und er zuckte zusammen. „Ich wurde angewiesen, Sie für die Dauer Ihres Aufenthaltes bei mir unterzubringen. Während eines Angriffes im Verlauf des Krieges wurde unser Gästehaus leider zerstört. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.“ Tenten kniff bloss die Lippen zusammen und erwiderte nichts. Nobu geleitete sie durch das Dorf, ohne ein weiteres Gespräch anzuleiten. Er passte sein Tempo dem ihren so an, dass er immer nur maximal einen halben Schritt vor ihr war. Entweder versuchte er, höflich zu sein, oder aber er wollte nicht riskieren, sie aus den Augen zu lassen. Aber obwohl ihn sein Stirnband als Ninja auswies, hatte sie so ihre Zweifel daran, dass er es mit ihr aufnehmen könnte. Obwohl, man sollte ein Buch ja bekanntlich nicht nach seinem Einband beurteilen. Während sie nebeneinander hergingen, sah sich Tenten unauffällig um. Das Dorf war in keinem allzu schlechten Zustand, bloss hier und da war eines der Gebäude beschädigt, doch wusste sie nicht, wie es auf der anderen Dorfeite aussah. Der ganze Aufbau erinnerte ein wenig an Suna, die rotbraunen Gebäude hatten ähnliche, runde Formen und selbst der Boden war mit rauen Bröseln des Baumaterials bedeckt. Als sie den Mann – Nobu hiess er, wenn sie sich richtig erinnerte - danach fragte, erklärte er ihr, dass es an dem nahegelegenen See ein grösseres Vorkommen des roten Lehmes gab und man ihn hier schon seit langer Zeit für alles mögliche verwendete. Zum Schutz gegen Regen wurden die Häuser mit geschmolzenem Bienenwachs überzogen, da man sie ja nicht ganz in den Brennofen stecken konnte. Bienen hätten hier ausserdem lange Tradition. Da das Wachs sich aber relativ schnell ablöste, verbrachten die meisten Familien den Sonntagvormittag damit, allfällige Löcher im Überzug zu flicken. Die Imker brachten flüssiges Wachs zur Dorfmitte und alle Familien kauften sich dort, was sie brauchten. Es war mit der Zeit ein fröhlicher Anlass geworden, wo man wieder einem Zeit hatte, miteinander zu plaudern. Doch nach dem Krieg habe man diese Tradition wie vieles anderes aufgegeben. Erst da fiel Tenten die Abwesenheit der Bewohner auf. Tatsächlich war es fast ein wenig unheimlich. Die meisten Fensterläden waren zugezogen und die Menschen, die ihnen begegneten, hielten die Köpfe gesenkt und würdigten Tenten und ihren Begleiter keines Blickes. Langsam begann Tenten zu verstehen, weshalb der alte Mann so dringend finanzielle Unterstützung brauchte, sowie Arbeiter, die das Dorf vor dem Verfall bewahren könnten. Denn wo der Mensch nicht alles in Schuss hielt, da eroberte sich die Natur ihr Revier zurück. Vielleicht wäre Kyogagakure in dreissig Jahren nur noch ein kleines Bauerndorf, weil sich das Dorf es nicht leisten konnte, Einwohner an gefährliche Missionen zu verlieren. Eine ziemlich traurige Zukunft für ein stolzes Ninjadorf. „Darf ich reinkommen, Tenten-sama?“ „Ja ja, natürlich“, rief sie und drehte sich auf dem glasierten Lehmhocker zur Türe um. Nobu öffnete diese und trat ein, auf der einen Hand ein Tablett balancieren. Sein schwarzes Haar stand in alle Richtungen ab, er musste hergerannt sein, um ihr etwa zu kochen. „Oh, danke“, sagte sie beim Anblick des Essens darauf. „Und du brauchst mich nicht mit -sama anzusprechen.“ Nobu stellte ihr Mittagessen kommentarlos auf die Kommode, denn auf den Schreibtisch, an dem Tenten sass, stapelten sich Schriftrollen und Bücher. Seit viereinhalb Tagen hatte sie das kleine Zimmer nicht verlassen dürfen, ausser um auf die Toilette zu gehen und zu dieser musste sie Nobu geleiten. Nicht, dass ihr ihre Unterkunft nicht gefiel; obwohl hier alles vom Fussboden bis zu den Möbeln aus diesem rotbraunen Lehm hergestellt war, was Tenten anfangs etwas gewöhnungsbedürftig erschienen war, gab sich Nobu alles Mühe, ihren Aufenthalt angenehm zu gestalten. Er hatte für sie bereits allerlei Bücher besorgt, damit sie die Zeit hier wenigstens für etwas Sinnvolle nutzen konnte. Eigentlich musste er immer noch arbeiteten, – jetzt, nach dem Krieg gab es kaum Missionen mehr und er war als Mädchen für alles bei dem Oberhaupt des Dorfes angestellt – doch wurde er alle drei Stunden für zwanzig Minuten freigestellt, um nach ihr zu sehen. Gleichermassen, damit sie auf die Toilette gehen und sonstige Wünsche anbringen konnte, als auch um zu kontrollieren, ob sie noch nicht abgehauen war. Denn damit rechneten ihre Gastgeber anscheinend täglich, obwohl ihr noch nicht ganz klar geworden war, weshalb. Sie wusste, dass überall an der Aussenwand Siegel angebracht waren, die zum einen als Alarmanlage fungierten wie auch, um sie am Zerstören ebendieser zu hindern. Für Fenster und Türen galt das Selbe. „Ich habe Neuigkeiten“, sagte Nobu mit belegter Stimme und liess sich auf der Bettkante nieder. Interessiert horchte Tenten auf und sah ihn abwartend an. Bis jetzt hatte er noch nie Neuigkeiten für sie gehabt. „Nun...“, begann er unsicher und räusperte sich, den Blick auf den Boden gerichtet. „Ich habe heute zufällig einen Brief entdeckt, der offen herumlag, als ich Ishimaru-samas“ - das war der alte Mann, das Oberhaupt des Dorfes - „Schreibtisch aufgeräumt habe.“ Nobus Blick zuckte panisch in die Höhe und er hob abwehrend die Hände. „A-aber es war wirklich nur ein Versehen, ich schwöre es! Ich würde nie Ishimaru-samas Post öffnen!“ „Schon gut, ich bin die Letzte, vor der du dich verteidigen musst. Ich bin der Feind, schon vergessen?“ Nobu nickte bloss und fuhr fort: „Es... war ein halbfertiger Brief an Tsunade-sama. Anscheinend führen sie die Verhandlungen nun per Falkenpost. Darin hat er ihr das Angebot unterbreitet, die bis anhin geforderte Geldsumme zu dritteln und keine Truppen zu verlangen. Als Genugtuung für die vielen Tode aus unserem Dorf, weil wir gegen unseren Willen zur Teilnahme am Kampf verpflichtet wurden, hat er etwas gefordert:“ Nobu schluckte schwer und ein dunkler Verdacht kroch in Tenten hoch. „Dein Leben.“ Die nächsten Tage vergingen wie in Zeitlupe. Tenten versuchte, sich auf die Bücher zu konzentrieren, aber ihre Gedanken wanderten immer wieder zurück zu dem, was Nobu ihr erzählt hatte. Dazu kam, dass sie sich anscheinend tatsächlich die Grippe eingefangen hatte, die in ihrem Dorf umging, denn heute Morgen hatte sie das Frühstück gleich wieder erbrochen. Nobu schob es auf die Angst, aber Tenten war nicht bereit, das als Grund zu akzeptieren. Angst. Auch so ein Wort, an das Tenten gerade versuchte, nicht zu denken. Ja, sie hatte Angst, aber nicht unbedingt vor dem Tod. Sie hatte mehr Angst davor, dass der Tod nicht wie in Missionen schnell und unvermittelt, sondern langsam und mit viel zu grosser Gewissheit kommen würde. Sie verstand nun, weshalb Menschen mit Tumor lieber ihrem Leben selbst ein Ende setzten, als auf den Besuch von Shinigami-sama zu warten. Allerdings war da ja noch immer die Möglichkeit, dass Tsunade ablehnen würde. Ja, Tsunade-sama war ihre Heldin. Niemals würde ihr grosses Vorbild sie einfach so hängen lassen... oder? Würde sie Tentens Leben über das Wohl des gesamten Feuerreiches stellen? Unwahrscheinlich. „Und was ist mit Angehörigen?“, fragte Tsunade zweifelnd, während sie sich ein Glas Sake einschenkte. Sie hatte es wirklich bitter nötig. Shizune sah auf die Unterlagen hinab und schüttelte den Kopf: „Keine. Man hat sie als kleines Kind vor den Stadttoren aufgelesen, woher sie kam, ist nicht klar.“ Tsunade seufzte und stürzte den Alkohol in einem Zug hinab. „Freunde?“ Shizune wiegte unsicher den Kopf. „Die werden hier nicht berücksichtigt. Ausserdem hat fast jeder Freunde.“ „Ausser Naruto und Sasuke.“ „Das sind beides Sonderfälle... aber inzwischen hat Naruto welche gefunden. Und eine Grossmutter hat er auch.“ Tsunade war Shizune einen bösen Blick zu. Sie mochte es nicht, daran erinnert zu werden, dass Naruto sie so anzusprechen begonnen hatte. Und Sasuke, über den verlor sie natürlich kein Wort. Sasuke und mit ihm der durch Itachi ohnehin schon etwas verrufene Uchiha-Clan war zum Tabuthema geworden. Keiner wühlte gerne in den düsteren Ecken der Vergangenheit. Tsunade auch nicht, deshalb hatte sie ja ihren Sake. War wärmstens zu empfehlen. „Aber das löst unser Problem nicht“, murrte die Hokage schliesslich und schüttelt anklagend die leere Flasche. Shizune ignorierte geflissentlich die nicht ganz so subtile Aufforderung, ihr neuen zu besorgen. „Ich glaube kaum, dass uns ein besseres Angebot unterbreitet werden wird. Viele mehr würden sterben, wenn wir sie mit Waffengewalt dazu zwängen.“ „Ich weiss, verdammt“, knurrte Tsunade gereizt. Sie hatte keine Lust, diese Entscheidung zu treffen. „Ich sage dir, was du schreiben sollst, wenn du mir neuen Sake gebracht hast.“ Es vergingen weitere zwei Tage, die Tenten fast um den Verstand brachten. Als an jenem Abend Nobu ihr Zimmer betrat, klang sein „Ich habe Neues erfahren, Tenten-sama.“ gebrochen. Tiefe Schatten lagen unter den dunklen Augen und sein Haar stand wieder einmal in alle Richtungen ab. Er sah fürchterlich aus. Tenten fuhr auf, als sie ihn sah und stürmte auf ihn zu. „Was?!“, forderte sie harsch eine Antwort und packte ihn an den Schultern. Nobu hob den müden Blick und öffnete den Mund zu einer Antwort: „Konoha hat Sie aufgegeben, Tenten-sama.“ ♦ Gewöhnt euch nicht an das Upload-Tempo, ich gebe mir zwar Mühe, aber nach Ferienende ist damit wohl fertig. Ausserdem möchte ich mich für die so schnellen Rückmeldungen bedanken. c: Da ich keinen Beta habe, sind Rechtschreibfehler nicht ausgeschlossen, ich bin zu faul, alles nochmal durchzulesen... mache ich aber mal, wenn ich mich nicht mehr so gut dran erinnere und es deshalb nicht so unglaublich langweilig ist. :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)